Lackenbach: Wichtiger Gedenkort für die österreichische Roma-Volksgruppe
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4/2021 Informations-Zeitung des Kulturverein österreichischer Roma Lackenbach: Wichtiger Gedenkort für die österreichische Roma-Volksgruppe Foto: KV-Roma Seit Anfang der 1990er Jahre gedenken die österreichischen Roma und Sinti in Lackenbach in Anwesenheit zahlreicher BundespolitikerInnen und Mitglieder der Burgenländischen Landesregierung ihrer an diesem Ort ermordeten Verwandten. Emmerich Gärtner-Horvath, Gesandter Rainer Rudolph, Christian Klippl, Land- tagspräsidentin Verena Dunst, Bundesministerin Alma Zadi ć, Landesrat Heinrich Dorner, Vizebürgermeister Norbert Cserinko, Landtagsabg. Patrik Fazekas (v.l.).
Leitartikel Inhalt Liebe Roma - Liebe Freunde - Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau: Neue Österreichische Länderausstellung 3 Liebe Leserinnen und Leser! Länderausstellung: Gesellschaftlicher Beirat als Inter- Wie schnell ein Jahr vergeht. Wir stehen am Ende eines essenvertretung verschiedener NS-Opfergruppen 5 herausfordernden Jahres, das eigentlich so verheißungsvoll angefangen hat. Die Politik und Mediziner verkündeten, dass Impfstoffe gegen das Covid-19 zugelassen werden, Foto: Parlamentsdirektion/Ulrike Wieser die uns vor dem Virus bewahren beziehungsweise vor schweren Krankheitsverläufen schützen soll. Der Bevöl- kerung wurde kundgemacht, dass bald alles besser wird und wir nahezu uneingeschränkt leben können. Nun, mit gegenwärtigem Stand stehen wir mit den hohen Infektionszahlen wieder an einem Punkt, an dem wir bereits am Jahresanfang gestanden sind. Die Ursachen dazu sind vielfältig, auf die wir aber nicht eingehen. So wie Sie machen auch wir uns Gedanken und Sorgen, wie Block 17 - Österreichische Länderausstellung im Staatlichen es 2022 in unserem Alltag weiter geht. Museum Auschwitz-Birkenau. Wenn wir eine Jahresrückschau unserer Vereinsak- Stadt Salzburg: Erinnerung der NS-Verbrechen tivitäten machen, können wir trotz der zeitweiligen an Roma und Sinti 7 Einschränkungen mit dem Erreichten zufrieden sein. Was wir überaus bedauern ist, dass eine physische Justizministerin Alma Zadić beim Roma-Gedenken Zusammenkunft mit unseren Vereinsmitgliedern, Freun- in Lackenbach 8 den und UnterstützerInnen im Laufe dieses Jahres nur bedingt möglich war. Besonders schmerzte uns, dass wir, Vereinsgründung: Die Beiratsvorsitzenden so wie im letzten Jahr, unseren Roma-Advent mit dem bündeln ihre Kräfte 10 bekannten und populären Kabarettisten und Fernseh- moderator Dirk Stermann wegen des österreichweiten Romanes te vakerel - Romanes sprechen 11 Lockdowns absagen mussten. Mitteilungen 12 Wir möchten uns bei Ihnen für das Vertrauen und für die Treue bedanken und wünschen Ihnen ein besinn- liches Weihnachtsfest, geruhsame Feiertage sowie ein Impressum: glückliches Neues Jahr in Gesundheit und Zufriedenheit. Inhaber, Verleger und Medieninhaber: Ihr/Tumaro Ihr/Tumaro Kulturverein österreichischer Roma A-1190 Wien, Devrientgasse 1 Christian Klippl Andreas Sarközi Tel.: +43/1/310 64 21 Obmann Geschäftsführer Mobil: +43/664/520 14 44 e-Mail: office@kv-roma.at Homepage: www.kv-roma.at IBAN: AT31 1200 0006 2611 8707 Fotos: M. Wiesner BIC: BKAUATWW Herausgeber: KV-Roma Redaktion: Andreas Sarközi, Helga Sarközi Gestaltung: Peter Egelseer, 1160 Wien Mobil: +43/699/126 60 696, www.egelseer-grafik.at Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Dieses Blatt ist ein 4x jährlich erscheinendes Medium des Kulturverein österreichischer Roma und dient zur Information der Vereinsmitglieder und Interessierten. Gefördert vom Bundeskanzleramt aus Mitteln der Volksgruppenförderung PEFC zertifiziert Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen 2
Roma-Dokumentation International Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau Neue österreichische Länderausstellung eröffnet Im sogenannten Block 17 wurde im März 1978 die erste Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner österreichische Länderausstellung im ehemaligen Konzen- trations- und Vernichtungslager und nunmehrigen Staat- lichen Museum Auschwitz-Birkenau eröffnet. Entgegen dem heutigen Geschichtsbild präsentierte sich Österreich damals noch als „Erstes Opfer des Nationalsozialismus“, die Mittäterschaft wurde weitgehend ausgeblendet. Im Juli 2009 beschloss die österreichische Bundesregierung in Umsetzung ihres Regierungsprogramms „Verantwor- tung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus“, die Neugestaltung der Ausstellung. Die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich, Mag.a Hannah Lessing, sowie die Leiterin der Koordinierungsstelle im Nationalfonds, Mag.a Claire Fritsch, und ihrem Team, wurden mit der Koordination betraut. „Entfernung. Österreich und Auschwitz“ Am 4. Oktober 2021 wurde in Anwesenheit von Bundes- präsident Dr. Alexander Van der Bellen, Nationalratsprä- sident Mag. Wolfgang Sobotka, der Zweiten Nationalrats- präsidentin Doris Bures, Bundesratspräsident Peter Raggl, Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Alle Menschen sind frei und Außenminister Dr. Alexander Schallenberg, Europami- gleich an Würde geboren!“ nisterin Mag.a Karoline Edtstadler, Gesundheitsminister Dr. Wolfgang Mückstein, Kunst- und Kulturstaatssekre- tärin Mag.a Andrea Mayer, des Präsidenten der Israeliti- Opfer sondern auch TäterInnen Teil unserer Gesellschaft schen Kultusgemeinde (IKG) Oskar Deutsch sowie dem waren. „Die neue Ausstellung stellt die Erinnerung an Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, das Schicksal der österreichischen Opfer und den Wider- Piotr M. A. Cywiński, im Rahmen eines Festaktes die stand von österreichischen Häftlingen und zugleich die neu gestaltete österreichische Länderausstellung unter Involvierung von Menschen unseres Landes als TäterIn- dem Titel „Entfernung. Österreich und Auschwitz“ nen dar.“ eröffnet. Gastgeber waren der österreichische Nati- onalratspräsident sowie der Direktor des Staatlichen Handlungsauftrag für die Zukunft Museums Auschwitz-Birkenau. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betonte in seiner Anspache, wie wichtig die neue Ausstellung für Der Boden war bereitet Österreich wäre. Sie würde Brüche des Landes offen- „Der Rassismus und Antisemitismus ist nicht vom baren, die bis ins Heute hineinwirken und einen klaren Himmel gefallen. Die Konzentrations- und Vernich- Handlungsauftrag für die Zukunft mitgeben. Für den tungslager sind nicht vom Himmel gefallen. Auschwitz Vorsitzenden des Hohen Hauses sei es wichtig, dass eben ist nicht vom Himmel gefallen“, sagte Bundespräsident auch die Täter und ihre abscheulichen Taten ins Licht Alexander Van der Bellen am Beginn seiner Rede. Das gerückt werden. „Konfrontation mit unserer Geschichte österreichische Staatsoberhaupt erinnerte daran, dass vor kann keine Konfrontation mit einer halben Geschichte dem Einmarsch der Hitlertruppen im März 1938 Antise- sein.“ Sobotka wünschte sich, dass die BesucherInnen der mitismus und Rassismus bereits sehr präsent waren: „Der Ausstellung der Opfer von Auschwitz gedenken und sich Boden war bereitet, der Samen war gesät und die Saat zurück im Alltag als BotschafterInnen für ein menschli- ging auf.“ Van der Bellen wies darauf hin, dass nicht nur ches Miteinander engagieren würden. 3
Roma-Dokumentation International Foto: Parlamentsdirektion/Ulrike Wieser Foto: KV-Roma Neue Österreichische Länderausstellung „Entfernung. Österreich und Auschwitz“. Glasfenster „Gaskammer“, gestaltet von Heinrich Sussmann. Ausstellungsteam und Konzept Mag. Hannes Sulzenbacher (Kurator, Projektlei- der Verfolgten widmet sich das „Dort“. Die Ausstellung tung), Prof. Dr. Albert Lichtblau (wissenschaftlicher führt die Geschichten zusammen und erzählt damit ein Leiter), Dr.in Birgit Johler, Dr.in Christiane Rothländer, Stück österreichische Geschichte. Dr. in Barbara Staudinger gingen nach einer europawei- Gestaltet wurde die Austellung vom Wiener Architekt ten Ausschreibung für das kuratorisch-wissenschaftliche Mag. Martin Kohlbauer, der ein breites Spektrum an Team als Gewinner hervor. Das Konzept der Ausstellung Realisierungen im Städte-, Bildungs-, Wohn-, Büro- und „Entfernung. Österreich und Auschwitz“ setzt die Ent- Spitalsbau sowie bei Ausstellungsgestaltungen vorweisen fernungen in den Mittelpunkt und bringt den Anfang der kann. Generalsekretärin Mag.a Hannah Lessing, die die Geschichte in Österreich und deren Ende in Auschwitz Gedenkfeier moderierte, unterstrich, dass die Folgen des den BesucherInnen nahe. Der Hauptteil der historischen Nationalsozialismus uns alle bis in die Gegenwart etwas Ausstellung besteht aus zwei einander bedingenden und angehen. miteinander verbundenen Ebenen: „Hier“ (Auschwitz) Insgesamt war die Festveranstaltung geprägt von und „Dort“ (Österreich). Damit wird die „Entfernung“ zahlreichen Reden des Gedenkens und Erinnerns, wie nicht nur intellektuell begreifbar, sondern auch visuell etwa durch die österreichischen Regierungsmitglieder, und sinnlich erfahrbar. Im „Hier“ wird von den österrei- des polnischen Vizepremierministers Piotr Gliński, des chischen Opfern und TäterInnen ab dem Zeitpunkt ihrer Präsidenten des Internationalen Auschwitzkomitees, Ankunft in Auschwitz erzählt. Dem Nationalsozialismus Marian Turski, des Präsidenten der IKG und dem Leiter in Österreich, seiner Vorgeschichte, dem „Anschluss“, des Staatlichen Museums Auschwitz. dem Aufbau und der Struktur des Terrorregimes, den darin eingebundenen AkteurInnen sowie dem Schicksal Die Ausstellung: https://www.auschwitz.at/startseite Foto: KV-Roma Nachkommen der Opfergruppe der Roma und Sinti waren zur Ausstellungseröffnung eingeladen. Andreas Sarközi, Johann Trattner, Ingrid Trattner, Emmerich Gärtner-Horvath (v.l). 4
Foto: Parlamentsdirektion/Ulrike Wieser In Auschwitz wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. Darunter zehntau- sende Menschen aus Österreich, die Opfer der nationalsozialis- tischen Vernichtungs- maschinerie wurden. Ausstellung: Entfernung. Österreich und Auschwitz Gesellschaftlicher Beirat - Interessenvertretung verschiedener NS-Opfergruppen Von Mag.a Dr.in Herta Neiß, Vorsitzende des Gesellschaftlichen Beirates Neben dem „Steering Committee“, dem Nationalfonds Österreich mit ihrer Geschichte wahr. Die Mitglieder des der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialis- Gesellschaftlichen Beirates wurden durch das Steering mus als Koordinierungsstellung zur Planung und Abwick- Committee ernannt. Ihm gehörten in Anlehnung an die lung, externer ExpertInnen, einem Wissenschaftlichen Zusammensetzung des Kuratoriums des Nationalfonds Beirat sah das Projekt zur Neugestaltung der Österreichi- VertreterInnen der im Nationalfondskuratorium vertre- schen Ausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birke- tenen Ministerien, aller Parlamentsparteien sowie ver- nau von Beginn an einen Gesellschaftlichen Beirat vor. schiedene Opferorganisationen, Religionsgemeinschaften Dieser hatte das Ziel, in den Phasen von der Planung bis und Interessensverbände an. hin zur Abstimmung der Ausstellungstexte und -objekte Empfehlungen an das Steering Committee abzugeben. Zu diesen zählten der Bund Sozialdemokratischer Frei- heitskämpfer - Opfer des Faschismus und aktiver Anti- Zusammensetzung des Beirates faschistInnen, die Claims Conference, Inc. – Committee In seiner Zusammensetzung vertrat der Beirat die Inte- for Jewish Claims on Austria, die Evangelische Kirche in ressen der verschiedenen Gruppen von NS-Verfolgten Österreich, die Homosexuellen Initiative, die Israeliti- und nahm den verantwortlichen Umgang der Republik sche Religionsgemeinschaft, Jehovas Zeugen in Öster- 5
Roma-Dokumentation International Hannes Sulzenbacher, Projektleiter des kuratorisch-wissenschaftlichen Teams, Hannah Lessing, Generalsekretärin Nationalfonds der Republik Österreich, Herta Neiß, Vorsitzende des Gesellschaftlichen Beirates (v.l.). reichische Pavillon im ehemaligen Block 17 des Stammla- gers, in dem sich die Österreichische Ausstellung befand, besichtigt, um sich persönlich ein Bild von der Örtlich- keit zu machen. Herausfordernde Sitzungen Die Sitzungen des Gesellschaftlichen Beirates waren Foto: Herta Neiß nicht selten herausfordernd, galt es doch grundsätz- lich unterschiedliche Interessen und Zugänge auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dabei wurde ein wert- schätzender Ton immer bewahrt und so manche Mei- nungsverschiedenheit zugunsten des großen gemeinsa- reich, die Katholische Kirche in Österreich, der Kultur- men Ganzen – einer neuen Österreichischen Ausstel- verein österreichischer Roma, der KZ-Verband – Bundes- lung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau – konsen- verband österreichischer Widerstandskämpfer und Opfer sual gelöst. des Faschismus, die Österreichische Lagergemeinschaft Auschwitz, die ÖVP Kameradschaft der politisch Ver- Nach mehr als zehn Jahren Tätigkeit in diesem Gre- folgten und Bekenner für Österreich sowie der Verein mium, dem intensiven Austausch mit seinen Mitglie- Niemals Vergessen und der Verein Gedenkdienst. dern, der großartigen Unterstützung durch Mag.a Claire Fritsch und ihr Team vom Nationalfonds unter dem Vor- Die konstituierende Sitzung des Gesellschaftlichen sitz von Mag.a Hannah Lessing, konnten wir nun im Beirates, bestehend aus 27 Mitgliedern, fand am 12. Jän- Oktober 2021 die neue Ausstellung eröffnen. Wir hof- ner 2010 in den Räumlichkeiten des Österreichischen fen damit sehr, dass die Österreichische Ausstellung zum Parlaments statt. Im Zuge dessen wurde ich als Vertrete- Fixpunkt im Rahmen der Besichtigung der Gedenkstätte rin der Lagergemeinschaft Auschwitz zur Vorsitzenden, Auschwitz-Birkenau wird und zukünftig wieder mehr Albert Dlabaja vom KZ-Verband (Bundesverband öster- Jugendgruppen aus Österreich nach Polen kommen. reichischer Widerstandskämpfer und Opfer des Faschis- mus) und Prof. Rudolf Sarközi, Obmann des Kulturver- eins österreichischer Roma zu den Stellvertretern und der Auschwitzüberlebende Norbert Lopper zum Ehren- Kurz-Biografie vorsitzenden gewählt. Mag.a Dr.in Herta Neiß, geboren in Steyr. Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Kul- Das Gremium traf sich bis zu vier Mal jährlich. Seine tur und Wirtschaftsgeschichte, Leiterin des Mas- Mitglieder brachten sich in den Sitzungen dabei immer terstudiums Tourismusmanagement am Institut für aktiv ein, beschlossen eine gemeinsame Geschäftsord- Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Johannes Kep- nung und widmeten sich in Folge dem Grobkonzept sowie ler Universität Linz. Forschungsschwerpunkte: Tou- dem Feinkonzept der neuen Österreichischen Länderaus- rismusgeschichte, Kulturtourismus, Sozial- und stellung. Das KuratorInnen-Team präsentierte dem Beirat Wirtschaftsgeschichte. Lektorate in den Fachberei- die Inhalte der Ausstellung, ging dabei auf konkrete Fra- chen Kultur, Tourismus, Tourismusgeschichte an gen ein und nahm Anregungen einzelner Beiratsmitglie- Universitäten, Fachhochschulen und pädagogischen der auch aktiv auf. Die endgültige Auswahl, wer von den Akademien, Studienkommissionsmitglied Kultur- zahlreichen Opfern namentlich in der Ausstellung auf- wissenschaften. genommen werden sollte, führte zu umfangreichen Dis- kussionen. Die Möglichkeit, begleitend auf einer eigenen Vorstandsmitglied der Österreichischen Lager- Homepage die Inhalte zu erweitern, zeigte sich letztlich gemeinschaft Auschwitz und des Internationalen als konstruktive Lösung. Auschwitz Komitees. Vorsitzende des Gesellschaft- lichen Beirates zur Neugestaltung der Österreichi- Bereits 2011 organisierte der Nationalfonds aufgrund schen Länderausstellung in der Gedenkstätte Ausch- des großen Interesses jener Beiratsmitglieder, die noch witz-Birkenau. Kuratorin der OÖ. Landesausstel- nie in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau waren, eine lung 2021 in Steyr. zweitägige Polenexkursion. Dabei wurde auch der öster- 6
Roma-Dokumentation Stadt Salzburg Erinnerung der NS-Verbrechen an Roma und Sinti Wie auch im letzten Jahr musste aufgrund der Corona- der politischen Verantwortung, die Erinnerung von Gene- Pandemie die Gedenkveranstaltung beim Mahnmal für ration zu Generation weiter zu geben. „Achtsamkeit gegen Roma und Sinti in der Stadt Salzburg vom Frühjahr auf Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist oberstes Gebot den Herbst verschoben werden. Am 8. Oktober 2021 und auf das kleinste Zeichen ist zu hören“, betonte Eibl. begrüßte der Obmann des Kulturverein österreichischer Stadträtin Berthold erzählte über die seit Jahren geführ- Roma, Christian Klippl, die zahlreichen Gedenkteilneh- ten Debatte der Umbenennung von Straßennamen in der merInnen wie Stadträtin Mag.a Anja Hagenauer, Stadträ- Stadt Salzburg, die noch immer zu Ehren von National- tin Mag.a Martina Berthold, PolitikerInnen des Gemein- sozialisten, SA- und SS-Leuten benannt sind. „Die Dis- derats der Stadt Salzburg sowie die Präsidentin der Salz- kussion ist noch lange nicht beendet. Die Umbenennun- burger Israelitischen Kultusgemeinde, Hanna Feingold, gen sollen in jedem Fall unter Einbeziehung und mit vol- bei der vom Bildhauer Zoltan Pap gestaltenen Gedenk- ler Information der betroffenen Anwohner und Anwohne- stätte am Ignaz Rieder Kai. rinnen erfolge“, so die Politikerin. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wur- den in der Stadt Salzburg beim ehemaligen Trabrenn- platz Roma und Sinti aus der Stadt und den Landregi- Foto: KV-Roma onen zusammengetrieben. Das Gelände der Salzbur- ger Rennbahn war von Mitte Juli bis September 1940 Zwischenstation. Dann mussten die Pferdeställe wieder geräumt, die Boxen den Rennpferden überlassen werden. Zurück ging es zum „Sammelplatz Maxglan“, der zwi- schenzeitlich zum streng abgeriegelten Lager ausgebaut worden war. Ende März / Anfang April 1943 wurde das Lager Maxglan aufgelassen. Die Mehrzahl der rund 300 Roma und Sinti wurde in das KZ-Auschwitz deportiert, eine kleinere Gruppe kam in das sogenannte „Zigeuner- Anhaltelager“ Lackenbach. Ida Petermann RednerInnen, Ehrengäste und die SchülerInnen des Der Historiker und wissenschaftliche Leiter des Kura- Mozart Musikgymnasiums Salzburg. torium-Teams der neuen österreichischen Länderaus- stellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, Dr. Albert Lichtblau, gab einen Einblick zum Inhalt Mit Nicole Sevik, kam die Enkelin der KZ-Überleben- der Schau. Der emeritierte Universitätsprofessor der den Rosa Winter zu Wort. Winter wurde mit ihrer Fami- Universität Salzburg erzählte über eine unglaubliche lie in das KZ-Maxglan verschleppt. Sie wurde von der Geschichte, die in der Austellung dargestellt wird. Das deutschen Filmregisseurin Leni Riefenstahl für den Film Sinti-Mädchen Ida Petermann, geboren 1939, war in „Tiefland“ als Statistin missbraucht. Sevik gab in ihrer einem Kinderheim in der Stadt Salzburg in Pflege und als Ansprache einen kurzen Einblick in die Geschichte der „Zigeunermädchen“ kategorisiert. Petermann wurde im Kultur und des Familienlebens der Roma und Sinti. Jänner 1944 von einer Jugendfürsorgerin persönlich nach Auschwitz-Birkenau gebracht und kurz danach ermor- Die SchülerInnen der 4. Klasse des Musischen Gymna- det. Die Jugendfürsorgerin suchte nach der Rückkehr um siums „Mozart Musikgymnasium Salzburg“ beeindruck- Spesenersatz für die Überstellung an. Dieses Dokument ten die GedenkteilnehmerInnen mit ihrer Musikdarbie- ist als Objekt zu sehen. tung und erzeugten große Emotionen mit den vorgetrage- nen berührenden Texten. Organisiert wurde die Gedenk- Nazi-Straßennamen veranstaltung vom Kulturverein österreichischer Roma Gemeinderätin Monika Eibl und Landtagsabgeordneter und dem Friedensbüro Salzburg mit Unterstützung der Mag. Karl Zallinger sprachen in ihren Ausführungen von Stadt Salzburg sowie des Landes Salzburg. 7
Roma-Dokumentation „Es ist beschämend, was hier des Nationalsozialismus passi Jusitzministerin Dr.in Alma Zadić in Lackenbach beim Mahnmal für „Wenn wir den Weg des Nationalsozialismus hin zur je wieder geschieht. Wir müssen uns auch weiterhin für Menschheitskatastrophe, von Vernichtungskrieg und Ge- ein gerechtes Miteinander einsetzen, wo jeder in unserer nozid gedanklich bis zu seinem Anfang zurückgehen, Gesellschaft einen Platz hat.“ dann stand da die Hassrede, die Diskriminierung, das Verächtlichmachen“, sagte Bundesministerin Dr.in Alma Handlung hinterfragen Zadi ć anlässlich der Gedenkveranstaltung am Mahnmal Landesrat Mag. Heinrich Dorner unterstrich die Bedeu- für Roma und Sinti in Lackenbach am 13. November 2021. tung des Mahnmals seiner Heimatgemeinde als Zeichen der Erinnerung: „Gerade das Anhaltelager in Lackenbach Begrüßt wurden die GedenkteilnehmerInnen, an diesem muss uns ein Ort der Mahnung sein, der uns immer dazu trüben, kühlen und windigen Samstagvormittag vom verpflichtet, darauf hinzuweisen, wohin Rassimus, Hetze Lackenbacher Vizebürgermeister Norbert Cserinko, gegen Minderheiten, Antisemitismus und Fremdenfeind- in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Christian lichkeit geführt haben - in das größte und schrecklichste Weninger. Unter den Ehrengästen befanden sich Land- Verbrechen der Geschichte der Menschheit durch ein tagspräsidentin Verena Dunst, VertreterInnen des verbrecherisches NS-Regime. Der burgenländische Poli- Burgenländischen Landtages, der Diplomatie, der hohen tiker erklärte, wie wichtig es wäre, zu hinterfragen warum Geistlichkeiten, der Opferverbände sowie der österrei- die Menschen zu den Gräueltaten bereit gewesen waren: chischen Roma- und Sinti-Vereine. „Haben sich diese Menschen nur gefügt, waren sie feig? Wir müssen die Gründe für diese Handlungen, für diese Gerechtes Miteinander einsetzen Taten erkunden, die auch heute, aktuell, tagesaktuell und Zadi ć bezeichnete es als beschämend und erschütternd, auch in Zukunft noch Gründe sein können.“ was hier zur Zeit des Nationalsozialismus geschah und dass die Hassreden der Nationalsozialisten zur Mensch- Genese des „Zigeunerlagers“ heitskatastrophe geführt hätten. Sie sah eine Verantwor- Über die Entstehungsgeschichte des „Zigeunerlagers“ tung der Nachgeborenen, aus der Geschichte zu lernen.“ Lackenbach sprach der burgenländische Historiker Uns trifft die Verantwortung zu verhindern, dass so etwas Mag. Dr. Herbert Brettl. Er berichtete, dass die treibende Foto: KV-Roma SchülerInnen der Klassen 5B/5C des Gymnasiums Oberpullendorf verknüpften ihren Gedenkbeitrag mit der Entwicklungsgeschichte des Burgenlands zum Jubiläumsjahr „100 Jahre Burgenland“. 8
zur Zeit Foto: KV-Roma ert ist“ Roma und Sinti Justizministerin Alma Zadi ć: „Meinen aufrichtigen Dank und Wertschätzung für Gedenkvereine wie den Kulturverein österreichischer Roma, die dafür sorgen, dass die finsteren Ecken der österreichischen Geschichte nie vergessen werden.“ Kraft des Lagerprojektes Lackenbach nach eigenen Anga- Völkermord nicht vergessen ben der gebürtige Salzburger Bernhard Wilhelm Neurei- „Der Völkermord an den Roma und Sinti darf nicht in ter war, der 1922 als Lehrer ins Burgenland kam. Ende Vergessenheit geraten. Deshalb ist diese heutige Gedenk- der 1920er Jahre machte Neureiter als selbsternannter veranstaltung, die seit Anfang der 1990er alljährlich im Romaforscher auf sich aufmerksam. 1933 trat er der November stattfindet und heuer trotz der dramatisch NSDAP bei und war von 1939-1944 NS-Ortsgruppenlei- ansteigenden Corona-Infektionszahlen durchgeführt ter und zeitgleich Bürgermeister der Gemeinde Neustift werden kann, ein unverzichtbarer Akt unserer Gedenk- an der Rosalia sowie Beauftragter für Zigeunerfragen und Erinnerungskultur“, hielt Christian Klippl, Obmann im Rassenpolitischen Amt der Gauleitung Niederöster- des Kulturverein österreichischer Roma fest. Er merkte reich. Sein Ziel war es ein zentrales geschlossenes Lager an, dass Lackenbach eng mit seiner Familiengeschichte einzurichten. Am 23. November 1940 richteten die NS- verbunden ist. Seine Großmutter wurde 1945 von den Behörden das „Zigeunerlager“ in Lackenbach ein. Alliierten befreit. „Sie wäre am 9. November 100 Jahre alt geworden, genauso alt wie das Burgenland. Trotz dessen was ihr angetan wurde, war das Burgenland ihre Heimat, die sie liebt.“ Foto: Daniel Fenz Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung mit selbst gestalteten Textbeiträgen von Schüler/innen der Klas- sen 5B/5C des Gymnasiums Oberpullendorf, die sich inhaltlich mit dem Leid der KZ-Häftlinge des Lagers Lackenbach auseinandersetzten. Geistlichen Beistand mit ihrem Ökumenischen Gebet leisteten der Roma- Seelsorger Mag. Matthias Platzer von der Diözese Eisen- stadt und der neue Superintendent Robert Jonischkeit. Im Anschluss der Gedenkveranstaltung wurde eine Tafel mit den wichtigsten Informationen zum „Zigeunerlager“ Lackenbach in Deutsch und Romanes enthüllt. Alle Gedenkteilnehmer mussten sich vor der Kundge- bung beim Zugang zur Gedenkstätte von einem Fachper- Informationstafel zum „Zigeunerlager“ Lackenbach. Landesrat Heinrich sonal einer COV-19 Maßnahmenkontrolle unterziehen, Dorner und Landtagspräsidentin Verena Dunst. ob sie nun geimpft oder genesen waren. 9
Roma-Dokumentation Die Beiratsvorsitzenden bündeln ihre Kräfte Von Martin Ivancsics, Sprecher der Beiratsvorsitzendenkonferenz Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die Vorsitzenden und Zusammenarbeit mit Behörden, politischen Gremien und stellvertretenden Vorsitzenden der sechs Volksgruppen- privaten Einrichtungen der Volksgruppenorganisationen beiräte für die autochthonen Volksgruppen in Österreich sind die Schwerpunkte der geplanten Arbeit. Das Thema eng zusammen. Diese Konferenz hat sich sehr gut ent- Bildung wird der nächste Schwerpunkt sein, den die Bei- wickelt, obwohl sie keinen festen Rahmen hatte. Jetzt ratsvorsitzenden/stv. Beiratsvorsitzenden mit den zustän- wurde ein Verein gegründet, der als „Ständige Konfe- digen Stellen und Instanzen sehr intensiv bearbeiten wol- renz der Beiratsvorsitzenden“ das neue Fundament für len. Grundsätzlich wird der Verein auch die Kommuni- die Zukunft bildet. kation zwischen den Volksgruppen selbst verstärken und Der Verein hat das Ziel, gemeinsame Interessen und verbessern. Daher ist im Statut des Vereines vorgesehen, Forderungen der Volksgruppen zu vertreten, aber auch dass alle Mitglieder der Volksgruppenbeiräte, die von einzelne Volksgruppen bei spezifischen Problemen und Vereinen und Organisationen der Volksgruppen als Bei- Forderungen solidarisch zu unterstützen. Die bisher lose ratsmitglieder nominiert wurden, als ordentliche Mitglie- Verbindung wurde damit in eine feste Form gegossen. der beitreten können. Jährlich soll eine Generalversamm- Grundlage für die Tätigkeit sind die Beschlüsse der Volks- lung stattfinden, bei der vor allem diese Kommunikation gruppenbeiräte. Die Vorsitzenden aller sechs österreichi- und Diskussion zur Situation und den Bedürfnissen der schen Volksgruppen waren bei der Gründung anwesend, Volksgruppen im Mittelpunkt stehen sollen. „Damit bin- mit ihnen teilweise auch die stellvertretenden Beiratsvor- den wir alle Volksgruppenbeiräte über ihre Vereinsver- sitzenden. treter in unsere Arbeit ein, die sich grundsätzlich an den Beschlüssen der Beiräte orientieren wird“, erklären die Abgestimmtes Auftreten Gründer des Vereines. Hauptzweck des Vereins ist ein abgestimmtes Auftre- Wie wichtig die Kooperation unter den Volksgruppen ten der Volksgruppenbeiräte, die Formulierung gemein- ist, zeigt sich am Beispiel Burgenland. Dort haben Kroa- samer Anliegen und Forderungen sowie deren Kommuni- ten, Ungarn und Roma gemeinsam mit der Privaten Päd- kation in der Öffentlichkeit. Ein gutes Beispiel dafür ist agogischen Hochschule und der Bildungsdirektion das die Erhöhung der Mittel für die Volksgruppenförderung, Forum4Burgenland gegründet. Diese Plattform sichert die erreicht werden konnte. Regelmäßige Konsultationen eine enge Zusammenarbeit bei der Erstellung von Unter- der Vorsitzenden und ihrer StellvertreterInnen, die Erar- richtsmodellen und Unterrichtsmitteln für die zwei- beitung und Publikation gemeinsamer Stellungnahmen sprachigen Schulen. Auch mit der Landesregierung wird sowie die Einholung von Expertisen und Gutachten, vor gemeinsam verhandelt und diskutiert. Auch dort laufen allem aber auch die gemeinsame Kommunikation und die Gespräche recht positiv. Nach der Gründung des Vereines wurde mit dem „Haus der Geschichte“ in Wien ein mögliches Projekt gemein- sam erörtert. Hier zeigt sich, dass in einigen Bereichen Foto: HKDC hinsichtlich der Volksgruppen, ihrer Sprache und Kultur, vieles noch ausbaufähig ist. Durch die Konstituierung als Verein wird die Ständige Konferenz der Vorsitzenden in der Lage sein, auch selbst Förderungen zu beantragen und gemeinsame Projekte umzusetzen. In der Gründungsversammlung wurde Martin Ivan- csics (Kroaten) zum Vorsitzenden, Bernhard Sadovnik (Slowenen) zu seinem Stellvertreter, Karl Hanzl (Tsche- chen) zum Schriftführer, Vlado Mlynar (Slowaken) zum Kassier sowie Emmerich Gärtner-Horvath (Roma) und Josef Hollos (Ungarn) zu Rechnungsprüfern bestellt. Die Vorsitzenden aller sechs Volksgruppenbeiräte und einige Vorsitzende- Nach der Bestätigung des Vereines durch die Vereinsbe- StellvertretreterInnen bei der konstituierenden Sitzung. hörde wird die erste Generalversammlung einberufen. 10
Roma-Sprachkurs Romanes sprechen / Romanes te vakerel Krankheiten Nasvaliptscha Husten has/hasajipe Schnupfen natra Fieber fiberi Kopfweh scheroskeri duk Halsschmerzen menakere duka Ohrenschmerzen kanengere duka Rückenschmerzen dumoskere duka Bauchschmerzen pereskere duka Herzkrankheit vodschiskero nasvalipe Lungenentzündung parne bukengero nasvalipe Nierenentzündung bubreschkijengero nasvalipe Die Ohrenschmerzen sind unerträglich. O kanengere duka nan ar te likerel. Salbeitee hilft bei Halsschmerzen. Salbeijiskero tee uso menakere duka pomoschinel. Bei älteren Menschen kann eine Use phureder manuscha schaj jek Lungenentzündung lebensgefährlich sein. parne bukengero nasvalipe brigaschno ol. Schnupfen und Husten kommen Natra taj has/hasajipe andi schudri in der kalten Jahreszeit oft vor. berschengeri cajt butvar angle an. Erwin hat zu viel gegessen, O Erwin but haja, nun hat er Bauchschmerzen. akan pereskere duka hi le. 11
Mitteilungen Stegersbach Segnungsfeier für „Roma Gedenkstein“ Vor dem nationalsozialistischen Anschluss im März Pfarrer Gerhard Foto: KV-Roma Harkam, Bürger- 1938 bildeten Roma einen großen Teil die Bevölkerung meister Heinz- der südburgenländischen Gemeinde Stegersbach. Die Peter Krammer, Emmerich Mehrheit der Roma wurden von den Nationalsozialisten Gärtner-Horvath, in Konzentrationslagern getötet. Zum Andenken an das Landesrat Leon- Schicksal der ermordeten Männer, Frauen und Kinder hard Schneemann, Manuela Horvath, wurde in Stegersbach ein Denkmal errichtet, das am Pfarrer Thorsten 10. September 2021 gesegnet wurde. Die Erinnerungs- Carich (v.l.). stätte befindet sich an jenem Ort, wo im früher so genannten „Zigeunergraben“ bis in die 1960er Jahre die größte Stegersbacher Roma-Siedlung stand. Bürgermeister Heinz-Peter Krammer sagte in seinen hob das Jubiläumsjahr „100 Jahre Burgenland“ hervor Begrüßungsworten, dass der Roma-Beiratsvorsitzende und betonte, dass trotz der freudigen Entwicklung des Emmerich Gärtner-Horvath und Manuela Horvath, Burgenlandes seit 1921 die NS-Zeit mit der Vertreibung Leiterin der Roma-Pastoral, im Jahr 2019 den Anstoss und Vernichtung der Roma nicht vergessen und ausge- für das Mahnmal gegeben haben. „Es hat über 80 Jahre blendet werden darf. Er verwies auf das gute und fried- gebraucht, dass dieser längst überfällige Erinnerungsort liche Miteinander der burgenländischen Volksgruppen seiner Bestimmung übergeben wird“, so der Ortsvor- und der gelebten Vielfalt, die anderorts beneidet wird. steher der Marktgemeinde Stegersbach. Gesegnet wurde das Denkmal von Pfarrer Mag. Thor- Gärtner-Horvath sprach davon, dass es nicht selbst- sten Carich, Romaseelsorger Pfarrer Mag. Matthias verständlich wäre, in burgenländischen Orten, in denen Platzer und Pfarrer Dr. Gerhard Harkam. Nach der Roma vor 1938 gelebt hätten, Gedenktafeln oder Mahn- Segnung verlas die Leiterin der Roma-Pastoral die 69 male zu errichten. Er lobte die Initiative von Stegers- Namen der Stegersbacher Roma-Opfer . bach und meinte: „Ziel sei es, die Geschichte gemeinsam Musikalische Umrahmung: Leon Berger Band und aufzuarbeiten.“ Landesrat Dr. Leonhard Schneemann Bläserensemble Stegersbach. Stadt Salzburg übernimmt Roma-Sinti Mahnmal in Maxglan Im Beisein von Vertreter des Kulturvereins österreichi- wurden zur Zwangsarbeit gezwungen. Die meisten von scher Roma wurde am Freitag, den 8. Oktober 2021, das ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. 2009 Denkmal offiziell in die Obhut der Stadt übergeben. Der hatte die Radiofabrik im Rahmen des Projekts „Niemals- Schwarzgrabenweg an der Glan in Salzburg-Maxglan ist vergessen“ dort ein vom Salzburger Bildhauer Zoltan Pap ein idyllischer Naturraum. Was vielen SalzburgerInnen gestaltetes Mahnmal errichten lassen. nicht bekannt ist: Während der NS-Zeit befand sich hier „Dieses Mahnmal am Schwarzgrabenweg erinnert das sogenannte „Zigeuneranhaltelager“ Salzburg-Maxglan. nicht nur an die hunderten InsassInnen des Zwangsla- Hunderte Roma und Sinti waren hier eingesperrt und gers, sondern an alle 500.000 Roma und Sinti, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Es war mir ein großes Anliegen, dass die Stadt Salzburg das Mahnmal als Beitrag zur Aufarbeitung der Foto: Camera Suspicta/Susi Berger eigenen Geschichte in die eigene Verantwortung über- nimmt. Ich danke der Radiofabrik für ihr Engagement gegen das Vergessen“, so die ressortzuständige Baustadt- rätin Martina Berthold. Neue Infostele geplant Die Stadtgemeinde Salzburg beabsichtigt, im Nahbe- reich des Mahnmals eine Infostele über die Entstehung, die erfolgte Schenkung und die Bedeutung des Mahn- mals und dessen historischen Standort zur Aufstellung zu bringen. Im Zuge dessen soll die im Mahnmal selbst Christian Klippl, Stadträtin Martina Berthold, Ludwig Csepai, angebrachte Infotafel aufgrund der vorhandenen Verwit- Alf Altendorf (Radiofabrik), Andreas Sarközi (v.l.). terung entfernt werden. 12
Roma-Doku Buchpräsentation über Dezentrale nationalsozialistische „Zigeunerlager 1938-1945 Am 30. September 2021 präsentierte der Kulturverein Foto: KV-Roma österreichischer Roma gemeinsam mit dem Dokumenta- tionsarchiv des österreichischen Wiederstandes (DÖW) in den Räumlichkeiten des Dokumentations- und In- Das reich bebilderte formationszentrum im 19. Wiener Gemeindebezirk das Buch ist von beson- derem historischem Buch der Historikerin Dr.in Sabine Schweitzer mit dem Wert und stützt Titel „Anständig beschäftigt“ Dezentrale nationalsozialisti- sich auf die Quellen lokaler Archive, sche „Zigeunerlager“ 1938-1945 auf dem Gebiet des heuti- Museen, Behörden gen Österreich im Beisein zahlreicher interessierter Gäste. und Gemeinden. In der Publikation zeichnet die Historikerin die Spuren der sogenannten Lager nach: Wer hat diese Lager einge- richtet? Welchen Zweck dienten sie? Wann bestanden sie? Wie sah die Bezahlung der Häftlinge aus? Schweitzer gab großes Archiv an Dokumenten zusammengetragen. Das in ihrer Ausführung einen kurzen Überblick der Lagerka- spiegelt sich in den 605 Fußnoten der Publikation wieder, tegorien: Deportationslager, „Zigeunerlager“, Zwangsar- erklärte der DÖW-Leiter. Er erwähnte, dass mittlerweile beitslager. „Vielfach waren die Roma und Sinti in Lagern das Buch im Ausland Aufmerksamkeit erregt hat. gemeinsam mit anderen Gruppen von ArbeiterInnen Für die grafische Gestaltung des Buches zeichnet Peter untergebracht – mit Kriegsgefangenen, mit zivilen auslän- Egelseer verantwortlich, der mit seinen zahlreichen Anre- dischen ZwangsarbeiterInnen, mit ausländischen Kriegs- gungen und Erfahrung wesentlich dazu beigetragen hat, gefangenen, manchmal auch mit „deutschen“ Arbeits- das Buch eine ansehnliche Publikation werden zu lassen. kräften“, erklärte die Historikerin. „Anständig beschäftigt“. Dezentrale „Zigeunerlager“ Projektvorstellung 1938-1945 auf dem Gebiet des heutigen Österreich „Vor fünf Jahren ist der wissenschaftliche Leiter des von Dr.in Sabine Schweitzer Dokumentationsarchiv des österreichischen Wider- Hg.: Kulturverein österreichischer Roma und standes, Mag. Dr. Gerhard Baumgartner, auf uns Dokumentationsarchiv des österreichischen zugekommen und hat uns das Thema der dezentralen Widerstandes. Wien 2021 NS-„Zigeunerlager“ (Anm.: Terminus der Nazis) näher Buch gebunden, Hardcover, 189 Seiten mit Abbildungen, gebracht. Er meinte, ob wir nicht interessiert wären, ISBN: 978-3-901142-79-6 darüber ein Forschungsprojekt in Auftrag zu geben. Wir Preis: € 25,- zzgl. Versandkosten mussten nicht lange überlegen und gaben unser Einver- ständnis dafür. Das DÖW und Sabine Schweitzer konnten Das Buch ist beim Kulturverein österreichischer Roma mit der Arbeit beginnen. Nachdem das Forschungser- erhältlich. Bestellung: E-Mail: office@kv-roma.at, gebnis in schriftlicher Form vorlag, war für uns klar, der Tel.: +43 1 310 64 21 nächste Schritt muss sein, dass eine Publikation erstellt wird“, erzählte Christian Klippl, Obmann des Kultur- vereins österreichischer Roma, in seinen Begrüßungs- Foto: KV-Roma worten über das Zustandekommen des Buches. Er dankte allen Sponsoren, die das Forschungsprojekt und die Buch- erstellung ermöglicht haben. Erfahrene Historikerin Mag. Dr. Gerhard Baumgartner betonte, dass Sabine Schweitzer eine sehr erfahrene Fachfrau auf dem Gebiet NS-Vergangenheit und NS-Zwangsarbeit sei. Sie hat auch in der Historikerkommission mitgearbeitet. „Die Lager waren fast unbekannt, es gibt nur Erwähnungen in Dokumenten. Im Zuge der Forschungsarbeit wurde ein Christian Klippl, Christian Weninger, Bürgermeister Lackenbach, NR-Abg. Christian Drobits, Sabine Schweitzer, Gerhard Baumgartner, Peter Egelseer (v.l.). 13
Mitteilungen Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr zu Besuch im Roma-Doku Auf Einladung des Kulturvereins österreichischer Foto: Mareike Grün Roma besuchte am 18. Oktober 2021 der Wiener Vize- bürgermeister Christoph Wiederkehr, MA das Roma- Doku. Christian Klippl, Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma und der Vereinsgeschäftsführer Andreas Sarközi führten den Amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz durch die ständige Ausstellung. Im Rahmen des einstündigen Treffens erhielt Wieder- Vizebürgermei- ster Christoph kehr einen Überblick über die Tätigkeit und Aktivi- Wiederkehr täten des Kulturvereins, Informationen zur NS-Verfol- (Mitte) mit Christian Klippl gungsgeschichte sowie aktuelles über die Roma-Volks- (links) und gruppe. Wiederkehr: „Ich bedanke mich recht herzlich Andreas Sarközi für die Führung durch die Ausstellung und den interes- im Roma-Doku. santen Einblick in die Geschichte. Vorurteile, die heut- zutage noch immer bestehen, sollen somit aus dem Weg geräumt werden.“ Graz „Stolpersteine“ für NS-Opfer aus der Roma-Volksgruppe Auf Initiative des Vereins Gedenkkultur Graz, Stol- im öffentlichen Raum gibt, dass wir die Biografien dieser persteine in Graz, wurden in der steirischen Landes- Menschen wieder ausheben und die Erinnerung an hauptstadt am Samstag, 23. Oktober 2021, sogenannte sie sichtbar machen“. Insgesamt wurden am Freitag, „Stolpersteine“ für Angehörige der Roma-Volksgruppe den 22. Oktober 2021, und Samstag, den 23.Oktober verlegt, die im Nationalsozialismus deportiert, vertrieben 2021, an 14 Stellen 33 neue „Stolpersteine“ für jüdische und ermordet wurden. Die erste Verlegung fand in der Opfer, ZeugInnen Jehovas und verfolgte Homosexu- Fabriksgasse 38 für Anton Valentin Vidic statt. Von dort elle verlegt. Der Gedenkakt wurde von einem musikali- ging es weiter in die Ägydigasse 6 wo für Melanie und schen Rahmenprogramm und mit Gedenkworten für die Anna (Johanna) Brandner sowie Maria Vidic und Karl Opfer begleitet. Der Kulturverein österreichischer Roma Waitz, Schwiegertochter Theresia Vidic, Sohn Franz und konnte mit Daten zu den Opfern aus der Opferdatenbank weitere Verwandte wie Leopoldine Vidic Erinnerungs- einen kleinen Beitrag unterstützend leisten. steine in einer feierlichen Zeremonie enthüllt wurden. Zu Andreas Sarközi, Geschäftsführer des Kulturvereins jedem Opfer wurde von Historiker Mag. Thomas Stop- österreichischer Roma, war zur Gedenkveranstaltung pacher, zuständig für Recherche, eine Kurzbiographie eingeladen, um einige Worte zu sprechen. Er dankte den verlesen. Vereinsantwortlichen für ihr Engagement und meinte: Daniela Grabe, Gründerin und Obfrau des Vereins für „Mit der Verlegung der Stolpersteine wird den Opfern Gedenkkultur: „Mir war sehr wichtig, dass es ein Zeichen wieder ihre Identität gegeben, sie sind fassbar und was am wichtigsten ist, sie sind aufgrund der namentlichen Inschrift sichtbar.“ Der “Verein für Gedenkkultur in Graz“ setzt sich für Foto: Alexander Danner die Förderung der Gedenkkultur in Graz und in der Stei- ermark ein, insbesondere die Förderung des sichtbaren und öffentlichen Gedenkens und des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus. In Graz gibt es derzeit 220 Stolpersteine an 80 Stellen im Stadtgebiet und eine Stolperschwelle sowie zehn Stolperstein in Leoben und zwei Stolpersteine in Frohnleiten. Verein für Gedenkkultur Graz: http://www.stolpersteine-graz.at 14
Nix wie Zores! Jüdisches Leben und Lieben Topsy Küppers liest aus ihrem neuesten Werk am 25. Jänner 2022 um 18:00 Uhr im Roma Doku Die beliebte Schauspielerin und Autorin Topsy Ort: Roma-Doku, 1190 Wien, Devrientgasse 1 Küppers erzählt Geschichten aus der Welt der Künstler Wir bitten um Anmeldung: und Intellektuellen. Sie sind voller feinem jüdischem Tel.: +43 1 310 64 21 Humor, der auch den schweren Dingen das Drama, E-Mail: office@kv-roma.at nicht aber die Tiefe nimmt. Ganz nebenbei verrät die Zum Zeitpunkt der Veranstaltung gelten die Grand Dame der klugen Unterhaltung ein Hausmittel aktuellen COVID-19 Teilnahmeregeln. ihrer Großmutter, dank dem sie weiterhin am Steuer ihres Cabrios von Auftritt zu Auftritt eilen kann. Foto: Tommy Schmidle Topsy Küppers wurde in Aachen geboren. Sie arbeitet an deutschen Bühnen sowie für das deutsche und öster- reichische Fernsehen. Ab Mitte der 1950er Jahren trat sie gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann Georg Kreisler auf. 1965 nahm Küppers die österreichische Staatsbürgerschaft an. Sie leitete von 1976 bis 2001 die Freie Bühne Wieden in Wien. Für ihre Arbeit erhielt die Künstlerin zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland. 1992 wurde ihr der Berufstitel „Professor“ verliehen, 2011 ehrte sie Bundespräsident Dr. Heinz Fischer mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Nationalfonds der Republik Österreich Band 6 - Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer meinschaft Auschwitz und des Internationalen Ausch- des Nationalsozialismus widmet den sechsten Band witz Komittees, sowie von Mag.a Claire Fritsch, der seiner Buchreihe „Erinnerungen. Lebensgeschichten von Leiterin der Koordinierungsstelle im Nationalfonds zur Opfern des Nationalsozialismus“ den Überlebenden des Neugestaltung der österreichischen Ausstellung. KZ Auschwitz-Birkenau. „Erinnerungen. Lebens- In zwei Teilbänden geben 20 autobiografische Zeug- geschichten von Opfern nisse von Überlebenden aus unterschiedlichen Opfer- des Nationalsozialismus“ gruppen einen tiefen Einblick in Lageralltag, Tod und Renate S. Meissner im Überleben in Auschwitz. Die Publikation steht im engen Auftrag des National- Zusammenhang mit der Eröffnung der neuen Öster- fonds (Hg.), Wien 2021, reich-Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz- 672 Seiten, 2 Bände Birkenau. Obwohl ein eigenständiger Band der Buch- (deutsch). reihe, versucht Band 6 eine Brücke zur neu eröffneten ISBN 978-3-9504794-1-6. Ausstellung zu schlagen. Mit einem umfassenden historischen Glossar und Bestellung: Gastbeiträgen von Univ.-Prof. Dr. Albert Lichtblau und Tel.: +43 1 408 12 63 Mag. Hannes Sulzenbacher aus dem kuratorisch-wissen- E-Mail: schaftlichen Team der Ausstellung und Mag.a Dr.in Herta buchbestellungen@ Neiß, Vorstandsmitglied der Österreichischen Lagerge- nationalfonds.org 15
Zum bevorstehenden Weihnachtsfest entbieten wir allen Vereinsmitgliedern, Freunden und LeserInnen unsere besten Glückwünsche und verbinden damit unseren Dank für Ihre Unterstützung und das Interesse, das Sie unserer Arbeit in diesem Jahr entgegengebracht haben. Der Vorstand des Kulturverein österreichischer Roma wünscht Ihnen einen besinnlichen Heiligen Abend sowie ruhige und entspannte Weihnachtstage. Zum Jahreswechsel einen erfolgreichen Start ins neue Jahr sowie den Mut und Übersicht, die richtigen Entscheidungen 2022 treffen zu können. All Ihre Wünsche und Träume sollen in Erfüllung gehen. Frohe Weihnachten, viel Glück und Gesundheit im neuen Jahr! Schukar Boschitscha taj but bast taj sastipe ando nevo bersch Devrientgasse 1, 1190 Wien, Zulassungs-Nr: 02Z030317 M Kulturverein österreichischer Roma,
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