IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. III Juni 2010 - Ikebana-Bundesverband eV

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IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. III Juni 2010 - Ikebana-Bundesverband eV
IBV - INFO
Ikebana – Bundesverband e.V.
Jahrgang 30 Nr. III
Juni 2010
IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. III Juni 2010 - Ikebana-Bundesverband eV
Liebe Ikebana-Freunde
                                  und – Freundinnen,

    S  omewhere over the rain-
    bow.... Diesen Ohrwurm von
                                     Die meisten Ikebana-Schulen
                                     sind jetzt im Präsidium vertre-
    Judy Garland aus den 30er        ten! Wir haben ein seit 30
    Jahren summe ich nun schon       Jahren angestrebtes Ziel
    seit der Abschlussvorführung     erreicht!                         Ziele des IBV wesentlich
    in Naurod. Noch ganz erfüllt                                       unterstützt. Ob Mitarbeit beim
                                     Kiem Frank, die die Organisa-     Kongress, bei der Zimmer-
    von der friedvollen Stimmung,    tion rund um den Kongress
    mit meinen fünf Kolleginnen,                                       vermittlung für die Bugas oder
                                     vorbereitet hat und allen Mit-    Organisation im Ausstellungs-
    Regula Maier von MISHO,          wirkenden, die sich ehrenamt-
    Nobuko Moser von KAGEI                                             team war nicht nur Hildegard
                                     lich eingebracht haben gebührt    dabei, sondern auch ihr
    ADACHI, Sonja Illig von KIKU,
                                     ein riesiges Dankeschön!          Ehemann Kurt Preisendörfer
    Christine Klos von KADEN         Erleichtert, dass sich diese im
    RYU und Els Schnabel von                                           und im Krankheits- oder
                                     nächsten Kongress der Soget-      Urlaubsfall sogar die Tochter
    der SAGA GORYU dieses            su-Schule zurücklehnen kön-
    Experiment einer gemein-                                           Steffi immer ansprechbar. Wir
                                     nen. So gibt es ein ständiges     werden die Präsidiums-
    samen Vorführung gemeistert
                                     Geben und Nehmen. Ohne            sitzungen in der Werkstatt der
    zu haben, klang der dies-
                                     diese Grundeinstellung wären      Firma Preisendörfer missen,
    jährige Kongress der „kleinen
                                     die Kongresskosten nur für ein    die selbst gemachten Eintöpfe
    Schulen“ aus. Wir waren alle
                                     kleines elitäres Publikum         und Spezialitäten, überhaupt
    unter dem Regenbogen ver-
                                     tragbar. KADO – der               die freundliche Aufnahme
    sammelt, um die gemeinsame
                                     Blumenweg – soll für alle         inmitten der Familie und
    Stärke und Vielfältigkeit des
                                     gangbar sein!                     Firma.
    Verbandes zu symbolisieren.
                                                                       Herzlichsten Dank für Alles,
    Bei den Workshops waren                                            liebe Preisendörfers!!!!
    zusätzlich die 1. Dt. IKE-
    BANA-Schule und ICHIYO,                                            Die Reisezeit beginnt wieder.
    die STUTTGARTER IKE-                                               Wer dem Tokaido, der
    BANA-SCHULE mit drei                                               wichtigsten Reiseroute im
    Workshops vertreten. Eine                                          alten Japan, folgen möchte,
    bunte Palette von Stilrich-                                        sollte sich die Ausstellung
    tungen innerhalb des Ikebana,                                      japanischer Farbholzschnitte
    ein freundliches Miteinander.                                      (U-kiyo-e) in Bietigheim (BW)
    Weniger harmonisch fing der                                        nicht entgehen lassen -
    Kongress mit der Jahres-                                           „Reisen im Land der
    hauptversammlung an. Viel                                          aufgehenden Sonne“-
    Druck baute sich auf, um bei                                       Hiroshige und Hokusai in
    den Wahlen die ausgeschrie-                                        Deutschland!
    benen Ämter neu zu                                                 Die städtische Galerie zeigt
    besetzen. Für die INFO-          Der IBV begeht 2010 sein 30-      bis zum 11. Juli 2010 viele
    Redaktion konnten wir Renate     jähriges Bestehen. 26 Jahre       Aspekte der faszinierenden
    Haskert-Riechel von der          davon war Hildegard Preisen-      Kulturgeschichte Japans –
    SOGETSU-Schule gewinnen.         dörfer im Vorstand aktiv. Als     des Alltags, der Religion, der
    Die Ausstellungsleitung          Kassenprüferin hatte sie ab       Mythen und Sagen - alles in
    übernimmt Hannelore              1984 einen kleinen Part           Holz geschnitzt.
    Störzinger von KADEN RYU,        übernommen. Als Kassiererin       Herzlichst Ihre
    mit planerischer Unterstützung   und später zusätzlich als
    von Regina Rose von der          Geschäftsführerin und
    ICHIYO-Schule.                   Geschäftsstellenleiterin die
                                                                           Gaby Zöllner-Glutsch
2                                                                              Präsidentin
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INHALTSVERZEICHNIS

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                                                                             Seite
                     Fotos Mantelseite: Naurod 2010                           01
                     Präsidiumsbrief                                          02
                     Eliane H. Gagneux in Leer                                04-06
                     Hallo – und Tschüß                                       07
                     „… soweit die Wolken gehen…“                             08-11
                     Leitfaden für Seminarleiter/innen                        12-13
                     Grenzübergreifende Ikebana - Kontakte                    14-16
   Seite 8             „Frühling“                                             17
                     Informationen zur 8. Europäischen I.I. Regionalkonferenz 18
                     Neue Ehrenmitglieder des IBV                             19
                     Ikebana auf La Palma                                     20-23
                     30 Jahre Ikebana-Bundesverband und Jahrestagung          24-25
                     Neues aus dem Präsidium – Hilfe!                         26
                     Ausstellungen / Seminare / Workshops / Unterricht        26-27

                                           Homepage IBV
   Seite 20
                                    www.ikebana-bundesverband.de

                     Vor der Blütezeit
                     blieb der wilde Kirschbaum
                     völlig unerkannt –
                     Jetzt, da er in Blüte steht
                     sieht man erst,
                     wie schön er ist.
                                                           Minamoto no Yorimasa
Foto: Els Schnabel
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Eliane H. Gagneux,
                             Sub-Grandmaster
                             der Ohara-Schule,
                                   in Leer
D       ie Ohara-Studiogruppe-
    Nordwestdeutschland unter
    Leitung von Hannelore Krause
                                        Arrangements, bei denen die
                                        unterschiedlichen Materialien in
                                        ihrer Bewegung das besondere
    hat ein faszinierendes Wochen-      Gefühl des poetischen Geistes
    end-Seminar am 20. und 21.          der Gelehrten-Maler wider-
    März in Leer organisiert.           spiegelten. Es galt, mit den
    Eliane Gagneux aus Basel hat        Pflanzen zu zeichnen und die
    in der ihr eigenen Perfektion       Linien des Hauptzweiges wie
    und Liebe zum Detail das            bei einer Kaligraphie charak-
    Seminar vorbereitet und             teristisch herauszuarbeiten.
    geleitet. Alles hat gestimmt! Ihr   Eliane Gagneux hat bei dieser
    ist es gelungen, eine               Gelegenheit die Chance
    fantastische Atmosphäre zu          genutzt, einen Einblick in die
    zaubern. Hierzu trugen nicht        Befestigungstechniken in der
    nur die selbst gefalteten           Ohara-Schule zu geben.
    Origami-Kraniche und die
    Schokoladenstückchen aus der
    Schweiz für jede Teilnehmerin
    bei, sondern auch wie leicht,
    sicher und warmherzig sie
    durch das Seminar führte - und
    zwar in deutscher Sprache,
    obwohl es nicht ihre
    Muttersprache ist!
    Die Hochachtung vor dem
    Pflanzenmaterial, die Wert-
    schätzung der Ohara-Schule
    und die Zuneigung zu den
    Ikebana-Freundinnen prägten
    das Miteinander. Alle Teilneh-
    merinnen empfanden eine
    große Freude am Arrangieren
    unter der derart kompetenten
    Anleitung. Die umfangreiche
    Arbeitsmappe gibt noch viel
    Lektüre für die Nacharbeit zu
    Hause.

    Am Samstag standen für die
    Gruppe A Bunjin-Heika und
    Chabana auf dem Programm.
    Bunjin-Heika ist ein Vasen-
    arrangement, das mit
    ausgewähltem Material den
    Geschmack der chinesischen
    Gelehrten der Sung-Zeit
    nachempfindet. Mit Magnolien,
    Cymbidium und Palmenblättern
    entstanden vielfältige, edle und
    elegante, reliefartige

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Das folgende Chabana wurde
mit seiner Wabi-Sabi-Ästhetik
ein Ausflug in Gedankengänge
der Tee-Zeremonie und des
Zen-Buddhismus.
Kornelkirsche, Kamelien, Birke,
Schneeglöckchen, Lenzrosen
u. a. erlaubten die Reduktion
auf das Wesentliche, so dass
jeder Zweig, jede Blüte sich
best möglich nach der eigenen
Wachstumsbesonderheit
präsentieren konnte.
Eliane Gagneux ermöglichte
das Üben, wie man die Blätter
der Kamelienzweige
beschneidet, damit die
Besonderheit der Kamelien
hervorgehoben wird.
Ein Arrangieren mit viel Gefühl
für die Pflanzen und mit hoher
Genugtuung für die Seminar-
teilnehmerinnen!

Auch am Sonntag fand jede
Teilnehmerin einen liebevoll
ausgestatteten Arbeitsplatz vor
mit der schon genannten
Schokolade, Origami-Kranich,
zwei sehr liebevoll zusammen-
getragenen Arbeitsmappen
sowie ein Behältnis mit
Drachenweidenzweigen und
wunderschönen langstieligen
Rosen. Alles mutete wie ein
Gabentisch an. Die herzliche
Begrüßung von Hannelore
Krause und Eliane Gagneux
stimulierte die Vorfreude auf
das Schaffen.

Nach einer kurzen Einführung
in die Historie der Ohara-Schule
und auch in die Entwicklung
des Heika-Stils folgte der
praktische Part mit
Befestigungsübungen in der
Heika-Vase. Mit sehr viel
Geduld wurde jedes Übungs-
stück korrigiert.

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Es wurde noch einmal
    hervorgehoben, dass ganz
    besonders in der Ohara-Schule
    sehr sorgfältig auf den Wuchs
    der Blüten und Blätter geachtet
    wird, ob man ein aufrechtes
    oder geneigtes Heika-
    Arrangement erstellt. Im
    Anschluss wurde die
    Gestaltung des geneigten
    Heika-Stils in Angriff
    genommen. Eliane Gagneux
    begutachtete und korrigierte mit
    sehr viel Sensibilität jedes
    einzelne Werk. Mittags saßen
    alle Teilnehmerinnen stolz und
    beglückt vor ihrer Kreation.

    Nach einer angemessenen
    Essenspause wurde das
    Seminar mit dem gleichen
    Programm und gleichem
    Material wie am Vortag
    fortgesetzt. Auch das Chabana
    war für alle ein voller Erfolg. Mit
    viel Lob, Dankbarkeit und
    natürlich mit einem Geschenk
    wurde Eliane Gagneux zu
    später Stunde verabschiedet.
    Auch Hannelore Krause und
    Enno Krause wurde ein großes
    Lob ausgesprochen für
    Vorbereitung und Durchführung
    dieses Seminars.

    Ein Ikebana-Familientreffen
    fand dann zu später Stunde
    seinen Abschluss. Alle sind
    hochzufrieden und
    überglücklich über das
    lehrreiche und Kraft
    vermittelnde Seminar dankbar
    nach Hause gefahren.

    Annelie Wagner,
    Frauke Franken-Rieschick

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Hallo –
                                        und Tschüß
                                    Hallo …                              Hallo …
                                    von der neuen Redakteurin:           von der neuen
                                                                         Ausstellungsleiterin:
                                    Aufgewachsen bin ich im
                                    westfälischen Münsterland,           Ja, was wollen Sie von mir
                                    nahe der holländischen Grenze.       hören? Zuerst war ich selbst
Renate Haskert-Riechel
                                    Nach dem Sprachenstudium in          überrascht, dass ich mir diesen
                              
          Hannelore Störzinger
                                    Bayern ging ich nach Frankfurt       Schuh spontan auf der Jahres-
                                    und arbeitete bis zur Geburt         hauptversammlung in Naurod
                                    meines ersten Sohnes 1990 in         angezogen habe. Nun aber
                                    der Verwaltung einer Behörde.        freue ich mich auf diese
                                    1993 wurde mein zweiter Sohn         Aufgabe.
                                    geboren.                             Ich begann meinen Ikebana-
                                    Um nach einer längeren               Weg 1984 bei der Stuttgarter
                                    Kinderpause wieder den Weg in        Ikebana Schule, welche ich im
                                    die Berufswelt zu finden,            Jahr 1997 mit einem Meister-
                                    absolvierte ich vor wenigen          Diplom abschloss. 1994 begann
                                    Jahren eine Umschulung zur           mein "Ka Do" parallel bei Kaden
                                    Multimedia-Entwicklerin. Wenn        Ryu, wo ich 1997 zu Meister-
                                    ich auch keine Stelle in dem         ehren gelangte und den
                                    Bereich fand, wurde ich doch         Blumennamen Ajisai no ki
                                    zumindest mit dem Computer           erhielt. Gleichzeitig mit diesem
                                    vertrauter und nutze heute die       Diplom wurde mir auch die
                                    Gestaltungsmöglichkeiten             Lehr-Erlaubnis vom Head
 und Tschüß …                       gerne.                               Master Kikuto Sakagawa erteilt.
 von der alten Redakteurin:         Mit Ikebana habe ich vor 20          Seit dieser Zeit unterrichte ich
                                    Jahren begonnen. Zunächst            in Kaden Ryu. Unsere Schule
 Nach sieben Jahren in diesem
                                    lernte ich bei Bruder Willigis die   arbeitet im traditionellen Stil und
 Amt darf ich nicht mehr wieder
                                    Kiku-Schule kennen. Jetzt freue      verwendet ausschließlich
 gewählt werden. Ich sehe es
                                    ich mich, im Vorstand zwei           natürliches Material. Eigene
 mit einem lachenden und einem
                                    meiner damaligen Weggefähr-          Ausstellungen sowie
 weinenden Auge: Ich werde
                                    tinnen wieder zu treffen. Dann       Veranstaltungen unserer
 wieder mehr Zeit für andere
                                    wechselte ich zur Sogetsu-           Kirchengemeinde habe ich mit
 Tätigkeiten haben, aber vor
                                    Schule, erwarb bei Margarete         Freude erfolgreich organisiert.
 allem der Kontakt zu Ihnen,
                                    Braun 2001 mein Lehrerdiplom         Diese Erfahrungen kann ich in
 liebe IBV Mitglieder, und die
                                    und ging anschließend zu Uschi       meine Arbeit beim IBV
 Arbeit im Präsidium werden mir
                                    Wehr. Bei Dr. Nising setzte ich      einbringen.
 fehlen. Ich habe viel gelernt in
                                    mich ein Jahr lang mit Ikenobo
 diesen Jahren und in Sachen                                              Ich freue mich auf ein
                                    auseinander.
 Layout habe ich viel bewegen                                            motiviertes Team, das
                                    Seit meinem Diplom unterrichte
 können. Es hat viel Freude                                              zusammen mit mir, die uns
                                    ich. Diese kreative Arbeit
 gemacht!!                                                               gestellten Aufgaben angeht.
                                    insbesondere zusammen mit
                                                                         Und nun kann es losgehen, die
 Ich danke Ihnen allen für das      anderen macht mir sehr viel
                                                                         ersten Gespräche fanden schon
 Vertrauen, für die vielen          Spaß und ich empfinde sie als
                                                                         in Naurod statt und hilfreiche
 schönen Fotos, Artikel und         persönlich sehr bereichernd.
                                                                         Kontakte für die IBV-Ausste-
 Haikus. Ich entschuldige mich
                                    Bei meiner neuen Tätigkeit           llung auf der BUGA Koblenz
 für vergessene Termine,
                                    möchte ich Bewährtes erhalten        wurden bereits geknüpft. Auf
 falsche Bild-Unterschriften und
                                    und die eine oder andere Idee        kreative, offene Begegnungen
 andere Fehler.
                                    weiterentwickeln. Dabei bin ich      freue ich mich schon jetzt und
 Nun wünsche ich meiner             für Anregungen offen und hoffe       für Fragen, Anregungen,
 Nachfolgerin viel Erfolg und       auf zahlreiche Beiträge unserer      Wünsche bin ich jederzeit
 Freude!                            Mitglieder.                          ansprechbar.
               Ihre Els Schnabel       Ihre Renate Haskert-Riechel       Ihre Hannelore Störzinger
                                                                                                          7
IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. III Juni 2010 - Ikebana-Bundesverband eV
„… soweit die Wolken gehen…“ (Psalm 36,6)
                        Ikebana-Skulpturen im Dialog mit christlichen Kunstwerken
                                    und alttestamentlichen Psalmen

D      as Dommuseum Frankfurt am
    Main beherbergte vom 22. bis 25.
    April 2010 die XI. Chapteraus-
                                          Verfeinerung, an der beide
                                          Nationen in ihrem Kunstbestre-
                                          ben arbeiteten, sei, so General-
    stellung der Ikenobo Ikebana          konsul Toyoei Shigeeda, das
    Gesellschaft Deutschland West.        Streben nach Frieden. Die
    45 Mitglieder der Gruppen aus         Ausübung von Ikebana in
    Wien, München, Stuttgart, Bad         Deutschland schlage eine Brücke
    Vilbel Frankfurt und Frankfurt-       zwischen beiden Ländern und
    Bornheim setzten Psalminhalte in      trage zur Vertiefung auch des
    Ikebana-Skulpturen, in die            diplomatischen Austauschs bei.
    Sprache der Blumenkunst um            Uwe Jacob, Chapter-Präsident
    oder schufen ihre Arrangements        2009/2010 der Ikenobo Ikebana      1
    im Dialog mit den ausgestellten       Gesellschaft Deutschland West,
    christlichen Kunstwerken.             war sichtlich erfreut über die
                                          Teilnahme so zahlreicher
    Der Hausherr des Dom-
                                          Chaptermitglieder.
    museums, Prof. Heuser, brachte
    in der Begrüßungsrede seine           Wie stark die Gemeinsamkeiten
    besondere Freude darüber zum          von Psalmendichtung und
    Ausdruck, dass sein Haus              Ikebana - mit der dichterischen
    nunmehr in einer Reihe mit dem        Darstellung des Menschen im
    Dom-Museum des Bistums Wien           Kreislauf der Natur und des
    stehe, in dem bereits 2001 die        Lebens einerseits und mit den
    VI. Chapterausstellung zum            auf dem Zen-Buddhismus
    Thema "Ikebana und Sakrale            basierenden Ka-Do andererseits
    Kunst" zu sehen war. Mit einem        sind, zeige sich an den tief-
    Augenzwinkern fügte er hinzu,         gehenden Arrangements.             2
    dies sei letztlich ausschlag-                                            3
    gebend für seine Bereitschaft
    gewesen, sein Haus für den
    Dialog zwischen Ikebana,
    Psalmen und Exponaten zu
    öffnen. Dass sein Interesse an
    Ikebana jedoch deutlich darüber
    hinausging, hatte er bereits
    während der Vorbereitungen und
    des Arrangierens durch seine
    aufmerksame Präsenz und seine
    allgegenwärtige, freundliche
    Zuwendung unter Beweis
    gestellt.
    In seinem Grußwort betonte
    Generalkonsul Toyoei Shigeeda,
    Schirmherr dieser Ausstellung,
    die Gemeinsamkeiten deutscher
    und japanischer Kultur, die hier in
    ursprünglichen Äußerungsformen
    - Ikebana, das sich aus der
    monastischen Kultur Japans
    entwickelte und Psalmen,
    dichterische Wurzeln abendlän-
    discher Kultur – zusammen-
    fanden. Konsequenz einer jeden
    kulturellen und spirituellen
8
IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. III Juni 2010 - Ikebana-Bundesverband eV
Die Betrachtung des Lebens-
          kreislaufs, der Pflanze und des
          Menschen, sei beiden hier umso
          evidenter gemein.
          Uwe Jacob entließ die
          zahlreichen Gäste des Abends
          mit einem herzlichen Dank an
          Herrn Prof. Heuser und an Herrn
          Generalkonsul Toyoei Shigeeda
          (Foto 1), an alle Ausstellerinnen   Den Titel der Ausstellung „…
          und Aussteller und die vielen       soweit die Wolken gehen …“
          helfenden Assistenten in eine       nahm ein von den Gruppen-
          auch an den folgenden Tagen         leitern im Quadrum gestaltetes
          sehr gut besuchte Ausstellung.      Freestyle-Arrangement auf,
                                              dessen Wolkeninterpretationen
          Anschließend führte Dr. Nising
          durch die Ausstellung. Er verwies   sich in dem Maßwerk des
                                              Kreuzgangs „spiegelten“.
          auf die Entwicklung des Blumen-
          steckens zur selbständigen           In 9 Gefäßen wurde mit vorge-
          Kunst. Aufbau und Aussage der       gebenem Pflanzenmaterial der
                                              Ablauf der Jahreszeiten zu einem
          Pflanzenmaterialien eines Rikka
          zeige die große Naturlandschaft     schwerelos wirkenden Natur-
                                              schauspiel in Licht, Schatten und
          mit Flüssen, Bergen - in höchster
          Vollendung den gesamten             Farbe, „… soweit der Himmel ist“
          Kosmos darstellend. Die             geschaffen (Foto 5). 
                                              Im Sakristeum gestaltete die
          kontrastreich zusammenge-
          stellten Linien, Flächen und        Gruppe Frankfurt-Bornheim unter
                                              der Leitung von Uwe Jacob ein
          Farben eines Shimputai, dieser
                                              Free-style-Arrangement, eine
          modernen Form eines Rikka oder
          Shoka, seien charakteristisch für   Nageire-Kombination (Foto 6),
                                              vor den modernen, bleiverglasten
          diese aktuelle Gestaltungsform
          mit ihren vielfältigen Möglich-     Kirchenfenstern in Form von
          keiten, das Arrangieren auf         Blüten, vergleichbar mit Land-
                                              schaftsmalerei oder mit Gärten,
          wesentliche Aussagen in rechter
          Proportion und Harmonie zu          Motive, die von jeher Anzieh-
                                              ungspunkt vieler Künstler waren.
          reduzieren. (Foto 2 – 3).
 
7    
     5

                                                                             9
IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. III Juni 2010 - Ikebana-Bundesverband eV
Ruhe den Kunstwerken und
                                    Psalmen zu widmen, den
                                    Dichtungen, die weit mehr als
                                    2000 Jahre alt sind und zum
                                    gemeinsamen, kostbaren
                                    Glaubensgut von Juden und
                                    Christen gehören.
                                    So etwa Psalm 121, Vers 7 und
                                    8 (auch als Reisesegen zu
Nichts ist stiller als Begegnen –   lesen):
in konzentrierter Stille zu
verweilen vor den Arrangements,     Der Herr behüte dich vor allem
etwas zu erfahren von der           Bösen
inneren Kraft, von der Freude,      er behüte dein Leben.
die die Künstler an den             Der Herr behüte dich, wenn du
Betrachter weitergeben möch-        fortgehest und wiederkommst,
ten, einzutauchen in die            von nun an bis in Ewigkeit.
faszinierende Welt dieser
Ästhetik und sich berühren zu       Diese Verse wurden in ein
lassen von der ergreifenden         Shoka Shimputai Futakabu-ike
Schönheit des Einfachen. Dazu       umgesetzt: riesige Kokosnuss-
luden Rikka Shimputai,Shoka,        palmblätter als göttlich beschüt-
Shoka Shimputai, Niju, Nageire,     zendes, zarte Oncidiumblüten
Moribana und Jiyuka im              als menschlich, schutzbedürf-
Kreuzgang und im Sakristeum         tiges Element und die rote,
ein (Foto 7 - 10).                  schwertförmige Bromelienblüte
Im Dom und in der Domvorhalle,      als Sinnbild für die dunklen
im Quadrum, im Kreuzgang und        inneren und äußeren Mächte
im Sakristeum empfing den           (Foto 11).
Besucher eine sakrale und durch
die „lebendigen“ Ikebana-                                               11
Arrangements eine poetische
Atmosphäre, geeignet, sich in                                           6

10
ruhigen, frühen Morgenstunde
                                                                            nutzend, einen Hauch vom Geist
                                                                            und der Schönheit des Ikebana,
                                                                            Werte, die über alle Technik
                                                                            hinausgehen. Interesse, Aner-
                                                                            kennung und Würdigung meiner
                                                                            Interpretation des Psalms lassen
                                                                            mich beschwingt ausschreiten,
                9                                                           wobei meine Neugier nun wie-
                                                                            derum ein wenig mehr meiner
                                                                            Freude am Tun gewichen ist. Mit
„Wie Du es siehst“ …                     Eine beglückende Erfahrung,        dieser Ausstellung feierten wir
Subjektiv zu berichten, noch unter dem   Freude und Ansporn zugleich auf    unser „Blumenfest“ mit vielen
Eindruck des gemeinsamen und             meinem Ka-Do, auch eine            Mitgliedern der großen Ikebana-
eigenen Gestaltens, wurde mir zur        Pilgerreise - zu suchen, zu        Familie und - als besondere
Aufgabe gemacht. So wie ich es sah,      schauen und zu erfahren, was       Überraschung - mit der Präsi-
durch meisterliche Führung ermutigt,     IKEBANA bedeutet, dieses zur       dentin des Ikebana –Bundes-
an Ausstellungen wie dieser              selbständigen Kunst erklärte       verbandes, Frau Gaby Zöllner-
teilzunehmen, um hier in einem Shoka     Blumenstellen. In diesen           Glutsch.
Shimptai mein Gefühl für die Schönheit   sakralen Räumen erahnte ich, als                     Ursula Winand
des Lebens ausdrücken zu können.         Aufsicht die Gunst der noch               Fotos: Dr. Werner Möhler
 10

                                                                                                          11
Grenzübergreifende Ikebana - Kontakte im
                                     Bodenseeraum
                                  Ikebana-Workshop
                                      16.-17.04.2010

M       itte April führte ein grenz-
 bzw. bodenseeübergreifendes
 Ikebanaseminar sieben
 Schweizer Gäste der Züricher
 Sogetsu Study-Group zu uns
 nach Biberach. Anlass war der
 Besuch meiner ehemaligen
 Lehrerin Lucille Evans aus
 Hongkong, die als Zugvogel
 aus dem fernen Osten in fast
 jährlicher Regelmäßigkeit nach
 Europa kommt und uns neueste
 Anregungen der Sogetsu-
 Schule mitbringt. Die nun schon
 seit Jahrzehnten bestehende
 gute Nachbar-schaft zu den drei
 Schweizer I.I.-Chaptern Basel,
 Zürich und Genf hat zu einem
 regelmäßi-gen befruchtenden
 Austausch und zu
 Freundschaften geführt.
 Am Freitag standen Übungs-
 aufgaben zum neuen Sogetsu-
 Curriculum 3.2 und 3.4 auf dem
 Programm. Als Überraschungs-
 effekt wurden die mitgebrach-
 ten persönlichen Gefäße
 getauscht, d.h. zugelost, was zu
 neuen Überlegungen
 herausforderte. Beim
 anschließenden gemeinsamen
 Beisammensein kam auch die
 Geselligkeit nicht zu kurz.
 Der Samstag war skulpturaler
 Outdoor-Arbeit in einem
 privaten Garten vorbehalten.
 Verschiedene Mitglieder hatten
 schon Wochen vorher mit
 gehorteten oder speziell für
 diesen Anlass organisierten
 Materialien vorgesorgt, so dass
 an diesem Tag ca. 10 große
 Konstruktionen entstehen
 konnten. Man stelle sich einen
 Garten vor, der fast übergangs-
 los von der Terrasse über den
 eigenen Rasen ohne Zaun in
 die Weite der Oberschwäbi-
 schen Landschaft hineinreicht –
 bei herrlichem Sonnenschein.

14
Jeweils eine Schweizerin und      dank milder Temperaturen im
eine Biberacherin (das Los        Freien möglich, war ebenfalls
entschied) arbeiteten zusam-      bestens vorgesorgt worden mit
men. Lucille Evans leitete den    Grillwürsten, Salaten, Quiche,
Workshop mit einer Gemein-        Kuchen und Kaffee.
schaftsarbeit ein: Ein neun
                                  Ein sich anschließender Rund-
Meter langes grobmaschiges
                                  bzw. Korrekturgang mit der
Netz wurde zwischen Stöcken
                                  Meisterin Lucille Evans war
befestigt. Die Teilnehmer
                                  Abschluss des kreativen und in
flochten immergrünes und
                                  sehr freundschaftlicher Atmos-
getrocknetes Material ein und
                                  phäre verbrachten Ikebana-
gestalteten so eine interes-
                                  tages. Für mich, als schon
sante, transparente, florale
                                  längst nicht mehr Aktive, bleibt
Wand, die nun den Garten
                                  nur, unserer Ikebanagruppe ein
einrahmte.
                                  großes Kompliment für
Des Weiteren entstanden           Organisation und Gestaltung
meterhohe Objekte aus Alu-        auszusprechen.
minium-Schrott, Birkenhölzern     Nicht zuletzt durch die vielen
und rotem Kornus, aus Baum-       Fotoaufnahmen wird einer der
scheiben, Knöterich sowie         ersten schönen Frühlingstage
bunten Plastikrohren und einem    dieses Jahres sowohl bei den
Wald von dünnen Alu-Stangen,      Schweizer Ikebana-Freunden,
auf die leere blaue Mineral-      als auch bei uns Biberachern in
wasser-Plastikflaschen gefädelt   bester Erinnerung bleiben.
waren, die sich durch Wind und                        Im April 2010
Eigengewicht vor dem Betrach-            Marianne Sikora-Schoeck
ter grazil verneigten. Auch für           für das Chapter Ikebana
die verdiente Mittagspause,                 International Biberach

                                                                   15
Grenzübergreifende
                           Freundschaft
                      durch Blumen weltweit

D   as Chapter Ikebana Inter-
 national Biberach gestaltete
 Ikebana-Arrangements zur
                                    nicht auf den britischen Inseln
                                    geborenen Bewohner nach
                                    Biberach (Guernsey) und nach
 Guernsey-Woche im Oktober          Bad Wurzach (Jersey) depor-
 2009. Aus diesem Anlass            tiert wurden. Ein bewegender
 besuchten 50 Gäste aus             Moment, diese Gedenkstunde
 Guernsey unter der Leitung von     im Hafen von Saint Hélier
 Kultusminister Mike O‘Hara         miterleben zu dürfen!
 unsere Stadt.
                                    Anlässlich einer großen
 Dies ist ein Grund für mich, den
                                    Ikebana-Ausstellung im darauf
 Beginn dieser ungewöhnlichen
                                    folgenden Jahr 1993 in der
 Freundschaft und den direkten
                                    Stadthalle Biberach waren
 Zusammenhang mit der
                                    mehrere Damen aus Jersey
 weltweiten Vereinigung
                                    wieder unsere Gäste; dabei bot
 „Ikebana International“ Tokio
                                    Helen Hickman, die Leiterin der
 darzustellen.
                                    Gruppe, eine großartige
 In Biberach sind wir seit gut 40   Ikebana-Demonstration. Über
 Jahren - eingebunden in das        Jersey knüpfte ich den Kontakt
 Programm der Volkshoch-            zu Guernsey und seit 1995
 schule – ein lebendiges,           pflegen Biberach und Guernsey
 weltweit vernetztes Chapter.       immer intensiver werdende
 1989 trafen Mitglieder unserer     Kontakte. Von da an konnte
 Gruppe fünf Damen des              sich - bis zum heutigen Tag -
 Ikebana-Chapters Jersey bei        aus einer tragischen Mensch-
 einer Europäischen Ikebana-        heits-Episode eine Freund-
 Konferenz in Montreux. Da von      schaft entwickeln. Sie erhielt
 1942-45 in Biberach 1200 zivile    ihre von allen unerwartete
 Bewohner der Kanalinsel            Krönung durch die Auszeich-
 Guernsey deportiert bzw.           nung der englischen Königin mit
 interniert waren, brauchte es      dem „OBE - Order of the British
 meinen ganzen Mut um sie zu        Empire“ an unseren
 fragen, ob sie mit uns             Oberbürgermeister im Mai
 Biberachern Kontakt                2003.
 aufnehmen würden.
                                    Vor kurzem war eine 20köpfige
 Helen Hickman und ihre I.I.-       Biberacher Gruppe der sog.
 Gruppe nahmen eine Einladung       Guernseyfreunde Teilnehmer
 nach Biberach zu einer             einer Zeremonie der Deutschen
 Vorführung und zur Teilnahme       Botschaft in London. Dort
 an einer Ausstellung an und        übergab der Deutsche
 luden uns im Gegenzug zu           Botschafter einem Mitglied der
 einer ihrer Ausstellungen 1992     Gruppe Friends of Biberach der
 nach Jersey ein. Im Museum         Kanalinsel Guernsey den
 von Saint Hélier wurde neben       Bundesverdienstorden am
 unserer Ikebana-Ausstellung        Bande. Dass dies alles durch
 auch eine Ausstellung mit dem      unsere Ikebanagruppe
 Titel „Deportation“ aufgebaut.     ausgelöst und in Gang gesetzt
 Es war das 50jährige Jubiläum      worden war, macht uns
 der tragischen Vorgänge im         glücklich und stolz!
 September des Jahres 1942,                Marianne Sikora-Schoeck
 als auf Befehl von Hitler alle             für das Chapter Ikebana
                                              International Biberach
16
„Frühling“
W     ar das Motto der Ikebana-
Ausstellung, die Meisterin
Yoshie Takahashi der Saga-
Goryu-Schule aus Kyoto
                                   Die Zuschauer genossen die
zusammen mit ihren Schüler-
                                   Demonstration von Frau
innen (Doris Duden, Heide
                                   Takahashi am Sonntagnach-
Klages, Ingeborg Klein, Christa
                                   mittag bei dem sie zwei
Thomann, Marion Nijsen,
                                   Arrangements fertigte. Sie hatte
Hartmut Ringleff) im Rathaus
                                   die Zweige nicht vorher bereits
Langen bei Bremerhaven einem
                                   beschnitten, so dass die
breiten Publikum darbot.
                                   Teilnehmer den gesamten
Die Präsentationen reichten von
                                   Werdegang bis zum fertigen
Shogonka, Seika, Heika,
                                   Gesteck mit erleben konnten,
Moribana bis hin zur freien
                                   vom Maß nehmen, zum
Form und jedes Arrangement
                                   Ausschneiden, zum Befestigen
hatte ihren eigenen Charme.
                                   (manchmal schwierig), Auswahl
Doris Dudens Baumstamm sah
                                   der Blumen und anschließen-
aus, als ob er Blüten triebe und
Ingeborg Kleins Tulpen             dem Genießen mit den Augen.
leuchteten, als die Sonne          Der uns zur Verfügung gestellte
durchs Fenster schien, als         Raum stellte einen absolut
wären in den Blütenkelchen         würdigen Rahmen für die
Lichter entzündet worden.          Ausstellung dar mit durchge-
                                   henden Fensterfronten, die bis
                                   zum Boden reichten. Im
                                   Gästebuch fanden sich
                                   ausschließlich positive
                                   Äußerungen zur Ausstellung
                                   wie:
                                   „Reise der Sinne..“, „eine echte
                                   Wohltat für die Augen“, „ein
                                   Fest für Herz und Seele“,
                                    „hier findet man Ruhe“ und
                                   „eine tolle Ausstellung für alte
                                   Leute“ von einem 12-jährigen
                                   (Enkelkind einer Schülerin).
                                   Der Bürgermeister Thorsten
                                   Krüger hob in seiner Eröff-
                                   nungsrede hervor, dass er eine
                                   Blumenshow erwartet habe,
                                   aber nicht das was er vorfand,
                                   nämlich ein Gesamtkunstwerk
                                   zusammengestellt aus vielen
                                   Einzelarrangements, einge-
                                   bettet in einen auf dem Boden
                                   gestalteten Rahmen mit Moos
                                   und kleinen weißen Steinchen.
                                   Er äußerte mit vielen Besu-
                                   chern übereinstimmend den
                                   Wünsch, dass Yoshie nicht nur
                                   in der großen weiten Welt
                                   ausstellen möge sondern bald
                                   wieder in der Region.
                                                  Christa Thomann
                                                   Hartmut Ringleff
                                                                17
Neue Ehrenmitglieder
          des
Ikebana-
Ikebana-Bundesverbandes
Am 23. Mai 2010 überraschte         pflegte internationale Kontakte
Ursula Zembrot, Vorstandsmit-       und gründete das I.I.Chapter
glied des IBV, die kleine private   Biberach e.V. mit derzeit 43
Geburtstagsfeier von Marianne       Mitgliedern. Als engagiertes
Sikora-Schoeck. Sie überbrach-      Gründungsmitglied des IBV
te der erfreuten und gerührten      nahm sie an zahlreichen
Jubilarin die Botschaft mit         Kongressen und Ausstellungen
offizieller Ernennungsurkunde       teil und infizierte viele
zur Ehrenmitgliedschaft des         Menschen mit dem „Ikebana-
Ikebana-Bundesverbandes.            Virus“. Bis heute verfolgt
                                    Marianne Sikora-Schoeck
Seit ihrer Rückkehr aus
                                    interessiert alle Aktivitäten des
Hongkong 1966 war Marianne
                                    Ikebana-Bundesverbandes mit
Sikora-Schoeck ununter-
                                    großem Interesse.
brochen in Sachen Ikebana
unterwegs, knüpfte und                                   Helene Lanz

Für Ihre Verdienste für den Ikebana Bundesverband bekam Frau
Yoshie Takahasi während der Jahreshauptversammlung in Naurod die
Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft von der Präsidentin, Gaby Zöllner-
Glutsch, überreicht.
Ebenso zum Ehrenmitglied ernannt wurde Frau Shusui Pointner-
Komoda, die die Urkunde leider nicht an dem Tag persönlich
entgegennehmen konnte.

                                                                  19
Ikebana auf
                          La Palma
A    ls vor gut einem Jahr die
 Präsidentin des II-Chapters
                                    Unter viel Gelächter wurde
                                    dann aus Strandgut und der
 Frankfurt, Uschi Wehr, mit der     nassen Kleidung ein „Strand-
 Idee ankam auf La Palma ein        Ikebana“ errichtet.
 Ikebana-Workshop mit an-           Dank der Unterstützung der
 schließender Ausstellung           Hotelleitung, des Tourismus-
 durchzuführen dachte ich bei       vereins La Palma und Natur
 mir: eine Schnapsidee. Wer da      Arte hatten wir auch die
 wohl mitmachen würde? Da ich       Möglichkeiten inseltypische
 La Palma kannte, fand ich aber     Materialien einzusetzen. Das
 die Idee, dort mal wieder Urlaub   Hotel stellte uns sogar einen
 zu machen, verlockend. Meinen      Gärtner zur Verfügung, der uns
 Mann konnte ich ebenfalls dafür    die Palmblätter absägte, die wir
 begeistern.                        für die Ausstellung haben
 Als dann die ganze Angelegen-      wollten.
 heit in die Durchführungsphase
 kam war ich doch sehr über-
 rascht. Es hatten sich insge-
 samt 61 Teilnehmer – aus dem
 ganzen Bundesgebiet und
 sogar der Schweiz- für die Fahrt
 nach La Palma, bei Anneliese
 Pommeränke, die die Reise
 organisierte, gemeldet.
 Davon waren 30 Ikebana-
 Schaffende. Die restlichen
 Personen waren „Begleitung“.
 Untergebracht waren wir im
 Hotel Teneguia Princess im
 Südwesten der Insel. Eine tolle
 Hotelanlage, die fast keine
 Wünsche offen ließ. Etwas
 einsam zwar, aber wunder-
 schön gelegen und mit Bus-
 haltestelle vor dem Hotel.
 Am 26.2. war die Anreise und
 am 27. 2. ging es auch schon
 los. Zunächst mit einer Insel-
 rundfahrt und „Materialsam-
 meln“. Ein Lob unserem Bus-
 fahrer, der die „Materialsamm-
 lungen“ jedes Mal mit breitem
 Grinsen in seinem Kofferraum
 verstaute.
 Die Tage vom 27.2. bis zum
 1.3. waren mit Workshops und
 Busfahrten ausgefüllt. Die eine
 oder andere ging auch mal
 beim Materialsammeln
 unfreiwillig im Meer baden.

20
Am Nachmittag des 2. und
Vormittag des 3.März war
„Ikebana-Großkampftag“
angesagt. Die Ausstellung mit
Open Air Skulpturen, Groß-
vasen, einem Fass und einem
Wagen wurde aufgebaut.
Unsere „Begleitpersonen“, d.h.
meistens die Ehemänner
wurden kräftig mit eingespannt.
Gab es doch jede Menge zu
schleppen, heben, schieben
und in die Erde rammen.
Die am Donnerstag, dem 3.
März 2010 um 18°° Uhr
eröffnete Ausstellung konnte
sich sehen lassen. Hatten uns
bis dahin die anderen Hotel-
gäste immer nur merkwürdig
angesehen und sich gewun-
dert, was wir mit dem „Natur-
abfall“ wohl machten, so waren
sie doch sehr überrascht, was
man aus so einem alten
Bananenblatt oder Drachen-
baumblatt alles machen kann
(Es wurden z.B. abgeschnittene
Wasserflaschen damit
umwickelt und als Gefäße
eingesetzt).
Die bis zum 6.3. geöffnete
Ausstellung wurde sowohl von
den Hotelgästen, den Touristen
und auch den Inselbewohnern
gut besucht.
Zu unserem Erstaunen
besuchte uns auch Frau
Katzuko Mizukami, die vielen
Teilnehmern durch den Ikebana
Bundesverband bekannt war.
Sie freute sich, dass auf „ihrer“
Insel eine Ikebana Ausstellung
stattfand.
Ein Dankeschön an Uschi Wehr
für diese tolle Idee. Einige der
Teilnehmer, mein Mann und ich
haben dann noch Urlaub
drangehängt und die Insel
(diesmal mit ganz anderen
Augen) erkundet.
              Ursula Ackermann

                              21
Diese sollte mit Hüllblättern     Der Gärtner sägte auf unseren
                                    vom Bananenstamm nicht            Wunsch hin über 30 riesige
                                    einfach umwickelt, sondern zur    graue Palmenblätter ab, die wir
                                    Skulptur gestaltet werden, die    in Wellen über den Rasen
                                    dann noch mit Blüten vollendet    wallen ließen.
                                    werden konnte.                    Bei den Großarrangements gab
                                                                      es einen Anführer, um den sich
                                    Aus den Workshops ergab sich
                                                                      spontan Gruppen bildeten, die
                                    eine Ausstellung in unserem

Z
                                                                      an dem Grundkonzept Gefallen
                                    Arbeitssaal. Für die
                                                                      fanden und kreativ ihre Ideen
                                    Freiluftausstellung hatte Uschi
     um Workshop und für die                                          mit einbrachten. Das
                                    Wehr so mit dem Hotelmanager
 Ausstellung mussten die Teil-                                        gemeinsame Schaffen bereitete
                                    verhandelt, dass es keine
 nehmer nur die Blumenschere                                          viel Freude. Das Betrachten
                                    Beschränkungen gab. Wir
 und einen Kenzan mitbringen.                                         aller Ausstellungswerke zeigte
                                    durften alle – auch sehr
 Für alles andere hatte Uschi                                         eine überraschende Vielfalt an
                                    wertvolle – Deko - Gefäße des
 Wehr von langer Hand geplant                                         Gestaltungsmöglichkeiten auf.
                                    Hotels umstellen und benutzen,
 und gesorgt, um zu beweisen,                                         „Uschi, ich bin wieder reif für
                                    den sorgsam gepflegten Rasen
 dass man Ikebana an jedem                                            die Insel“.
                                    des Innenhofes und den
 Ort, zu jeder Zeit und mit jedem                                        Jörg Löschmann, I.I.-Chapter
                                    Brunnen mit unseren Objekten
 Material gestalten kann.                                                            #199 Frankfurt
                                    überziehen .
 Wir durften in inseltypischem
 Material schwelgen: Strelitzien,
 Proteen, Blätter vom Drachen-
 baum, von Bananen und
 Riesenyuccas und verschie-
 denen Palmen, Tillandsien,
 Eukalyptusrinde, Treibholz und
 Lavasteinen. Wir entdeckten
 immer neue Pflanzenformen
 und -strukturen auf unseren
 Ausflügen, in dem subtropi-
 schen Hotelgarten, (in dem wir
 ohne Einschränkungen Ergän-
 zungsblüten und Zweige
 schneiden durften) und vor
 allem auf dem großen Kom-
 postplatz der Hotelgärtner, wo
 wir vor lauter Begeisterung
 unsere Sammelwut bremsen
 mussten, da wir gar nicht alles
 verwenden konnten, was dort
 unsere Phantasie in Hochform
 brachte.
 Für ein Arrangement mit trok-
 kenen Drachenbaumblättern,
 bei denen der interessante
 Blattansatz nach oben verwen-
 det wurde, bekam jeder eine
 speziell hergestellte Schale aus
 schwarzem Lavasand und
 Beton. Sie war vom berühmten
 Keramiker Ramón Barreto Leal
 und seine Frau Vina Cabrera
 Medina in Villa de Mazo
 getöpfert, der die vorspanische
 Töpferkunst erforscht und
 Repliken herstellt. Ein weiteres
 Gefäß fertigten wir aus einer
 leeren Plastikwasserflasche.

22
Blumengedicht
Autor unbekannt,
eingereicht von
Ursula Ackermann,
auf La Palma vorgetragen
Zwei Stiefmütterchen auf der Wiese, -
Die eine hieß Anne und die andere Liese -
Haben einmal so ganz heimlich und leise,
So in der Stiefmütterchenart und Weise
Ihre Gedanken ausgetauscht.
Und der Klatschmohn hat die beiden belauscht.
„Frau Nachbarin, wissen Sie, was mich so erbittert
Dass das Zittergras immer so schrecklich zittert.
Dieses Zittern greift meine Nerven an
Und hier wächst doch weit und breit kein Baldrian
Denn Baldrian, ach, der beruhigt so sehr,
Denn die jüngste ist man ja nicht mehr.
Und sehen Sie mal da - die Margarethe!
Wenn sie sich doch nicht so aufspielen täte!
Sie geht ja wieder ganz in weiß,
Und dabei ist es doch gar nicht einmal so heiß.
Sie hat nur ein Kleid und das ist immer dasselbe.
Sie trägt immer weiß und in der Mitte das Gelbe.
Und eine Kornblume habe ich gestern gesehen –
Sie war so blau, das war nicht mehr schön!
Sie sprach noch mit Fräulein Vergissmeinnicht –
Die meinte auch, das gehöre sich nicht.
Und es sagte der Herr Rittersporn:
Wenn man so blau ist, das kommt vom Korn.
Ja, und das Veilchen, das junge Ding,
hat schon einen Freund: den Schmetterling!
Ich dachte damals in ihrem Alter
Noch nicht an Käfer und auch nicht an Falter.
Da habe ich mich noch als Blümchen gefühlt
Und habe mit Murmelblüten gespielt.“
Und eine Kuh ging über die Wiese,
der Fraß sie auf, die Anne und die Liese.
Doch was die beiden sich da getratscht –
Das hat mir neulich der Klatschmohn geklatscht.

                                                     23
entsprechend, ihre Ikebana-
                               30 Jahre Ikebana-                             Arrangements. Nach einer
                                                                             musikalischen Einstimmung
                               Bundesverband und                             führte die Vizepräsidentin des
                                                                             IBV, Elke Hambrecht durch das
                                 Jahrestagung                                Programm.
                                                                             Dieses wurde von den
                                                                             Repräsentantinnen der

 D       er Ikebana-Bundesverband
     e.V. (IBV) hatte wieder zu seiner
     traditionellen Jahrestagung in
                                         gartenschau, einen festlichen
                                         Abend oder einen Ausflug zur
                                         Saalburg.
                                                                             unterschiedlichen Schulen
                                                                             paarweise, jeweils mit fachli-
                                                                             cher Unterstützung entspre-
                                                                             chender „Assistentin“, von den
                                                                             Rändern zum Zentrum des Re-
     das Wilhelm-Kempf-Haus nach         Bei der traditionellen Abschluss-   genbogens, der Farbe Grün, an
     Naurod eingeladen. Der Ikebana      veranstaltung am Sonntag unter      geordnet.
     Bundesverband, die größte           dem Motto, „Alle unter dem          Den Anfang machten Els
     Vereinigung von Ikebana-Lehrern     Regenbogen“, gestalteten die        Schnabel von der „Saga Goryu
     und Schülern in Deutschland,        Meisterinnen und Referentinnen      Schule“, einer der ältesten
     wurde 1980 gegründet und hat        der Seminare, den sieben Farben     Ikebana-Schulen die mit dem
     inzwischen gut 500 Mitglieder       des Spektrums des Lichtes
     aus dem In- und Ausland, die
     den verschiedensten Schulen
     und Gruppierungen angehören.
     In Naurod blickte man diesmal
     auch auf das 30-jährige
     Bestehen zurück. Aus diesem
     Anlass wählte man in diesem
     Jahr als Themenschwerpunkt der
     Seminare kleinere und jüngere
     Schulen, die die Traditionen des
     Ikebana mit entsprechenden
     Hauptlinien, „Himmel“, Mensch“,
     „Erde“ voranstellen, aber die
     Kunst mit lebenden Blumen zu
     gestalten, durch neue Ideen,
     neuzeitliche Materialien und
     Hilfsmittel bereichern wollen.
     Insgesamt 137 Aktive waren bei
     dieser Jahrestagung nach
     Naurod gekommen, die in 9
     Seminaren Neues aus ihrem
     Wissensgebiet erarbeiten, und
     kreativ umsetzen konnten.
     Natürlich hatte man in den vier
                                                                     grün
     Tagen auch wieder ein
     ergänzendes Rahmenprogramm
     Vorgesehen, mit Vorträgen, Film
     über die letztjährige Bundes-

                    violett                          blau                        blau/grün
24
Schwerpunkt der Farbe Rot dem       brechen, in Naurod mit dem
rechten Rand des Regenbogens        Farbenschwerpunkt Blau.
dominierte und Regula Maier von     Drittes Paar war dann Christine
der „Misho-Schule“, einer der       Klos von der „Kaden Ryu
größten Japanischen Ikebana-        Schule“, sie wurde 1987 in
schulen, gestaltete den linken,     Deutschland gegründet,
violetten Rand des Regenbogens      will traditionelle japanische
mit ihrem Arrangement.              Ikebanakunst fortsetzen, arbeitet
Das zweite Paar war Gaby            ausschließlich mitnatürlichen
Zöllner-Glutsch von der             Materialien wie Zweigen und          Zentrum des Regenbogens
„Stuttgarter Schule“, diese Stil-   Blumen, und ihre Anordnung           wurde von allen Referentinnen
richtung des Ikebana wurde vor      verkörperte die Farbe Gelb.          des Morgens gemeinsam, jede in
40 Jahren in Stuttgart von der      Sonja Illig von der „Kiku-Ikebana-   ihrer Art, mit der dominierenden
Japanerin Nao Müller-Nishio         Schule“, gegründet 1972, mit         Farbe Grün arrangiert. Zum
gegründet. Schwerpunkt ihres        veränderten Linien und Schwer-       Abschluss dieser Veranstaltung
Arrangements war die Farbe          punkten von der klassischen          dankte die gerade wieder
Orange.                             Soka abgeleitet, verzichtet          gewählte Präsidentin Gaby
Den Gegenpart lieferte Nobuko       weitgehend auf Drahten der           Zöllner-Glutsch allen Referen-
Moser von der „Kagei-Adachi-        Pflanzen, und präsentierte sich      tinnen und auch den Mitwirken-
Schule“, die 1912 mit dem Ziel      hier unter dem Regenbogen, in        den hinter den Kulissen für ihren
gegründet wurde, die bisherigen,    den Farben Türkis/Hellblau.          Einsatz.
traditionellen und stilisierten     Das Arrangement welches im                                    Schörnig
Formen, z.B. durch asymme-          Mittelpunkt dieser Ikebana-                Aus: Wiesbadener Anzeiger
trische Arrangements aufzu-         Vorführung stand, quasi als             Mit Dank für die Genehmigung

             gelb                      orange                            rot
                                                                                                         25
Herausgeber:
IKEBANA
BUNDESVERBAND E.V.
Präsidentin
Gaby Zöllner-Glutsch
Ernst-Reuter-Str. 20
71034 Böblingen
Tel. 07031-266550
Fax. 07031-266552
Mail: vorsitz@ibvnet.org
Redaktion
Renate Haskert-Riechel
Südring 20
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