Langer W. / Hebgen E. Lehrbuch Osteopathie - Leseprobe

 
WEITER LESEN
Langer W. / Hebgen E. Lehrbuch Osteopathie - Leseprobe
Langer W. / Hebgen E.
                              Lehrbuch Osteopathie
                                            Leseprobe
                                   Lehrbuch Osteopathie
                                 von Langer W. / Hebgen E.
                          Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart

                         http://www.narayana-verlag.de/b12471

Im Narayana Webshop finden Sie alle deutschen und englischen Bücher zu
Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise.

Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet.
Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern
Tel. +49 7626 9749 700
Email info@narayana-verlag.de
http://www.narayana-verlag.de
Langer W. / Hebgen E. Lehrbuch Osteopathie - Leseprobe
6.11 Magen
                                                                                                              233
Indirekte Behandlung: Man folgt in der Behand-             ▼
lungsebene den faszialen Bewegungen bis zu ih-             5. Wie entwickelt sich die Lunge postnatal?
rem aktuellen Endpunkt. Dort hält man die Bewe-            6. Wo projizieren sich die Pleura- und Lungen-
gung nun durch manuellen Druck in der erreichten               grenzen auf die Rumpfwand?
Endposition – auch gegen eine spürbare Gegen-              7. Wo projizieren sich die Fissuren auf die
                                                               Rumpfwand?
bewegung der Faszien. Nach einer individuellen
                                                           8. Nenne fünf topografische Beziehungen des
Zeitspanne lässt man die Bewegung der intratho-
                                                               rechten und linken Lungenflügels.
rakalen Faszien wieder zu und beurteilt, ob die            9. Wie wird die Lunge im Thorax befestigt? Was
Dynamik sich in Qualität und Quantität verbessert              bewirkt die Adhäsionskraft in der Lunge?
hat. Gegebenenfalls wiederholt man die Behand-             10. Wie wird die Lunge arteriell versorgt?

                                                                                                              Teil 2
lung.                                                      11. Wie wird die Lunge sympathisch innerviert?
                                                           12. Welche Aufgaben hat die Lunge neben der
Direkte Behandlung: In der Behandlungsebene                    Versorgung des Körpers mit Sauerstoff?
führt man mit manuellem Zug eine Gegenbewe-                13. Welche Faktoren beeinflussen die Qualität
gung zu der Eigenbewegung der Faszien im Thorax                der Atmung?
durch, indem man genau in die Richtung Zug aus-            14. Wo liegen die Atemzentren?
                                                           15. Was löst den größten Atemantrieb aus?
übt, die man als eingeschränkte Bewegungsrich-
tung erkannt hat. Spürt man einen großen Zug der
Faszien gegen die eingeschlagene Richtung, so ver-
harrt man in dieser Position, bis es zu einem Re-
lease der Gewebe kommt, spürbar als ein plötzli-
                                                        6.11
ches Nachgeben des Zugs der Faszien. Ist die Bewe-
gung nach diesem Manöver immer noch nicht frei,         Magen
wiederholt man das Ganze.
                                                        6.11.1   Phylogenese und Embryologie
Unwinding: Hierbei folgt man der faszialen intra-       Nach der Integration des Dottersacks als den Kör-
thorakalen Bewegung, ohne Einfluss auf sie zu           per in Längsrichtung durchlaufendes Darmrohr
nehmen, bis man zu einem Still-Point gelangt.           (▶ Kap. 6.7) findet man in der späteren Magen-
Dort verharrt man mit dem Gewebe, bis wieder            region den Darmschlauch mit einem dorsalen und
eine Bewegung stattfindet. Erst jetzt kann man          einem ventralen Mesenterium an der Rumpfwand
korrigierend eingreifen, indem man direkt die ein-      befestigt. Ungefähr in der Mitte der 4. Entwick-
geschränkte Bewegungsrichtung faszilitiert.             lungswoche erweitert sich die Magenanlage in an-
    Mit etwas Übung ist es auch möglich, die Un-        terior-posteriorer Richtung. Durch ein schnelleres
tersuchung und Behandlung mit nur einer Hand            Wachstum der dorsalen Seite des Magens entsteht
durchzuführen, ebenso wird man im Laufe der Zeit        in den nächsten 2 Wochen schließlich die große
die einzelnen thorakalen Gewebe (Bronchien, Peri-       und kleine Kurvatur. Der Pylorus bildet sich etwa
kard, Lungenhilus etc.) zu beurteilen lernen.           in der 6. Woche heraus.
                                                            Von der 5. bis zur 8. Woche vollzieht der Magen
                                                        eine Drehung, durch die er seine endgültige Lage
   Fragen zur Selbstüberprüfung                         und Form erlangt. Er dreht zum einen von kranial
   Die Antworten finden sich im vorangegangenen         betrachtet 90 ° im Uhrzeigersinn um seine Längs-
   Kapitel und werden hier nicht explizit aufgeführt.   achse und um eine dorsoventrale Achse, sodass
   1. Aus welchen Keimblättern entsteht die             Antrum und Pylorus etwas nach rechts und kranial
       Lunge?                                           gelangen, während der proximale Anteil des Ma-
   2. Wie entstehen die beiden Blätter der Pleura?
                                                        gens nach links und kaudal verschoben wird
   3. Wie heißen die Entwicklungsphasen der
                                                        (▶ Abb. 6.44).
       Lunge?
   4. Ab wann wird der Surfactant sezerniert?
   ▼

           aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
Langer W. / Hebgen E. Lehrbuch Osteopathie - Leseprobe
6 – Viszerale Osteopathie – Osteopathie der Inneren Organe
234

      6.11.2        Anatomische Grundlagen
      Lage

                                                                                    E Abb. 6.44 Drehung des Magens (aus
                                                                                    Prometheus).
                     Ren dexter                               Wirbelsäule           a Abdomen im Horizontalschnitt,
                                                                                      Ansicht von kranial.
                        Anlage                                Ren sinister          b Magen in der Ansicht von ventral.
                   des Pancreas
                                                              Aorta abdominalis
               Anlage der Milz
                                                              Peritoneum
                        Anlage                                parietale
                    des Magens

                                      Anlage der Leber

                                                                Pancreas

                                                                Lig. splenorenale

                                                                Splen
        Omentum minus
          (Lig. hepato-                                         Omentum majus
            gastricum)                                          (Lig. gastro-
                                                                splenicum)

               a                    Lig. falciforme hepatis

         b

                   aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
Langer W. / Hebgen E. Lehrbuch Osteopathie - Leseprobe
6.11 Magen
                                                                                                                             235
                                                                                        E Abb. 6.44
  Mesohepaticum dorsale               Peritoneum parietale           Anlage             c Wanderung der Organe im Ober-
        (= Abschnitt des                                             des Magens
                                                                                          bauch, 5. und 11. Entwicklungs-
  Mesogastrium ventrale)
                                                                     Anlage der Milz      woche.
         Anlage der Leber
                                                                     Spatium retro-
 Mesohepaticum ventrale                                              peritoneale
  (Lig. falciforme hepatis)
                                                                     Mesogastrium
     ventrale Leibeswand                                             dorsale

 Mesohepaticum ventrale                                              dorsale
      (Lig. teres hepatis)                                           Pankreasanlage

                                                                                                                             Teil 2
                              Anlage der       ventrale              Anlage des
                              Gallenblase   Pankreasanlage           Duodenum

                                  Hepar       Peritoneum parietale

    Lig. hepatogastricum                                             Lig. spleno-
     u. hepatoduodenale                                              renale
       (Omentum minus)
                                                                     Splen
            Lig. falciforme
                    hepatis                                          Lig. gastro-
                                                                     splenicum
         Lig. teres hepatis
                                                                     Gaster

                                  Duodenum       Omentum majus                      c

● intraperitoneal                                                    ● Pylorus
● Einteilung in                                                        ● im Stehen ca. LWK III, im Liegen LWK I/II
  ● Kardia (Mageneingang)
  ● Fundus (mit Luft gefüllter kranialer Bereich)                    Topografie
  ● Korpus                                                           ● Diaphragma
  ● Antrum                                                           ● indirekt: Pleura und linke Lunge, Herzbeutel
  ● Pylorus                                                              und Herz
  ● große Kurvatur                                                   ● V.–VIII. Rippe und IX. Rippenknorpel links
  ● kleine Kurvatur                                                  ● Leber
● Kardia und Pylorus sind relative Fixpunkte, da-                    ● Truncus und Plexus coeliacus
  zwischen ist je nach Füllungszustand große Va-                     ● Bursa omentalis
  riabilität möglich.                                                ● Crus links des Diaphragmas
                                                                     ● linke Nebenniere
Projektion auf die Rumpfwand                                         ● linke Niere
● große Tuberositas                                                  ● Pankreas
  ● 5. ICR li.                                                       ● Colon transversum
● Kardia vorn                                                        ● Mesocolon transversum
  ● 7. Kostochondralgelenk li.                                       ● linke Kolonflexur
● Kardia hinten                                                      ● Duodenum (Pars horizontalis und ascendens)
  ● BWK XI am linken Kostovertebralgelenk                            ● Flexura duodenojejunalis und Beginn des Jeju-
● kleine Kurvatur                                                        nums
  ● unter der Kardia in Höhe 7. Kostochondral-
      gelenk links parallel zur Wirbelsäule bis L 1                  Befestigungen
      (BWK X bis LWK I)                                              ● Druck der Organe

             aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
6 – Viszerale Osteopathie – Osteopathie der Inneren Organe
236
      ● Turgor                                                und Korpus. Die Kapazität kann durch Verschie-
      ● Lig. gastrophrenicum                                  bung der tonischen Kontraktion verändert werden.
      ● Omentum minus                                         Der myogene Grundtonus kann humeral und ganz
      ● Omentum majus                                         besonders nerval, durch Vagusinnervation ange-
      ● Lig. gastrocolicum                                    passt werden. Der Tonus wird gehemmt durch
      ● Lig. gastrosplenicum (= gastrolienale)                inhibitorische Innervation. Durch den Schluckakt
      ● Lig. phrenicocolicum links                            kommt es zu einer rezeptiven Relaxation der Ma-
                                                              genwand. Die Magenwanddehnung führt über ei-
      Zirkulation                                             nen vago-vagalen Reflex zu einer Erschlaffung und
      Arteriell:                                              somit zu einer Volumenvergrößerung des Magens.
      ● A. gastrica dextra (aus A. hepatica propria)              Zum zweiten werden im Magen die Speisen
      ● A. gastrica sinistra (aus Truncus coeliacus, anas-    durchmischt und zerkleinert. Im Korpus und im
         tomosiert mit A. gastrica dextra)                    Antrum wird diese Aufgabe erfüllt. Es ist von gro-
      ● A. gastroomentalis dextra (aus A. gastroduo-          ßer Bedeutung, dass die tonische Aktivität von
         denalis)                                             Fundus und Pylorus aufeinander abgestimmt
      ● A. gastroomentalis sinistra (aus A. splenica –        sind. Dies bedeutet, dass bei erhöhtem Pylorusto-
         Truncus coeliacus)                                   nus die Passage für den Mageninhalt in Richtung
      ● A. gastroduodenalis (aus A. hepatica communis         Duodenum reduziert ist und die Durchmischung
         – Truncus coeliacus)                                 forciert wird. Die peristaltische Schrittmacherzone
                                                              liegt zwischen Korpus und Fundus, wobei die
      Venös:                                                  Stärke der Peristaltik nach distal ansteigt und die
      ● V. portae                                             Frequenz gleich bleibt. Die Durchmischung und
                                                              der Transport des Speisebreis laufen gleichzeitig
      Lymphabfluss:                                           ab und der Pylorus entscheidet, welche der Kom-
      ● parakardiale Lymphknoten                              ponenten überwiegt.
      ● Pankreaslymphknoten                                       Die Verweildauer hängt von der Zusammen-
      ● Milzknoten                                            setzung der aufgenommenen Nahrung und der
      ● Nodi coeliaci – Ductus thoracicus (Hauptab-           Verdauungsleistung ab. Eine feste Konsistenz, er-
         fluss)                                               höhte Osmolarität und die Qualität der Nahrung
                                                              (Fett) verzögern die Magenentleerung. Die Ma-
      Innervation                                             genentleerung hat sich der Kapazität des Duode-
      ● Sympathikus aus Th 6–9 über N. splanchnicus           nums anzupassen. Die Steuerung erfolgt durch den
        major et minor. Der weitere Weg der sympathi-         Plexus myentericus + Plexus submucosus (= me-
        schen Innervation läuft zum Ganglion coelia-          chanische Steuerung), den N. vagus (= nervale
        cum und Ggl. mesentericum superior.                   Steuerung) und durch gastrointestinale Hormone
      ● N. vagus                                              (= endokrine Steuerung).
      ● N. phrenicus sensibel (teilweise)                         Folgende Hormone beeinflussen die Magen-
                                                              entleerung (+ = Förderung der Magenentleerung /
      Leitsymptome                                            – = Hemmung der Magenentleerung):
      ● Schmerzen, die wenige Minuten nach dem Es-            ● Gastrin (+)
         sen auftreten                                        ● Motilin (+)
      ● Sodbrennen                                            ● Sekretin (–)
      ● Retrosternales Brennen                                ● GIP (–) und CCK (–)

                                                              Sekretin, CCK und GIP stammen aus der Duodenal-
      6.11.3      Physiologie                                 mukosa und werden beim Kontakt mit Nahrungs-
      Der Magen hat folgende motorische Funktionen:           brei sezerniert.
      Zum einen dient er der Speicherung der Nahrung.             Täglich werden ca. 2 l Magensaft gebildet. Die
      Diese Aufgabe erfüllt er vorwiegend im Fundus           Menge ist abhängig von der Zusammensetzung der

               aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
6.11 Magen
                                                                                                            237
Nahrung und der persönlichen Verdauungsleis-          und freien Fettsäuren im Duodenum werden in
tung. Der Magensaft setzt sich wie folgt zusam-       der Duodenalmukosa magensafthemmende Hor-
men:                                                  mone (Sekretin, CCK und GIP) ausgeschüttet
                                                      (▶ Abb. 6.45).
Salzsäure (HCl). In der inaktiven Verdauungs-
phase hat der Magensaft einen ph-Wert von ca. 7
                                                      6.11.4   Osteopathische Techniken
und in der aktiven Phase von ca. 2. Es werden Salz-
säuren in den Belegzellen zur Denaturierung der       Untersuchung
Proteine, Desinfektion, Regulierung des ph-Opti-      ● Dichtetest positiv am linken Rippenbogen, di-
mums für Pepsin und Anregung der Pankreas-               rekt posterior der Rippen

                                                                                                            Teil 2
sekretion gebildet.                                   ● 3-Ebenen-Test mit Zangengriff auf Mobilitäts-
                                                         einschränkung (▶ S. 225)
Pepsin. Es wird in den Hauptzellen Pepsinogen         ● Zugtest auf dem Ösophagus positiv
gebildet, welches die inaktive Vorstufe des Pepsins
ist. Die Bildung dieses Enzyms vollzieht sich in      Behandlung
einem ph-Niveau von ca. 2. Pepsin dient der ersten
Eiweißandauung.
                                                      Pylorusbehandlung
                                                      Ausgangsstellung
Schleim (Mucin). Der Schleim wird von allen           ● Patient: in Rückenlage, Beine angewinkelt
Oberflächenzellen und den Nebenzellen der Ma-         ● Therapeut: steht auf der linken Seite des Patien-
gendrüsen gebildet. Das Mucin dient dem Schutz           ten
der Magenschleimhaut vor der vorhandenen Ma-
gensäure.                                             Vorgehen
                                                      ● Um den Pylorus zu finden, muss man seine un-
Intrinsic Factor. In den Belegzellen wird der Int-      gefähre Projektion auf der Bauchwand suchen.
rinsic Factor gebildet. Der Faktor wird zu Auf-         Dazu geht man vom Bauchnabel fünf Finger-
nahme von Vitamin B12 benötigt.                         breit nach kranial. Von dort aus setzt man seine
    Die Steuerung der Magensaftsekretion ge-            Finger etwas rechts neben die Medianlinie auf.
schieht auf verschiedene Weise. Man unterschei-         An diesem Punkt lässt man sich langsam nach
det drei Phasen der Sekretion:                          dorsal ins Abdomen gleiten (▶ Abb. 6.46). Es ist
    Die kephale Phase (nervale Phase) wird über         wichtig, dies langsam zu machen, damit die
den N. vagus gesteuert. Es können über diesen           oberflächlichen Strukturen Zeit haben auszu-
Weg auch emotionale und psychische Einflüsse            weichen und es zu einer faszialen Entspannung
die Sekretion fördern. Weiterhin spielen viszerale      kommt.
Reflexe, wie Geruchs- und Geschmacksempfin-           ● Ist man tief genug mit der Palpation vorgedrun-
dungen eine Rolle. Die Fasern des N. vagus stimu-       gen, kann man in den meisten Fällen in
lieren zum einen die Magendrüsen direkt und zum         0,5–1 cm um diesen Palpationspunkt herum
anderen über die Aktivierung der G-Zellen, welche       eine etwa haselnussgroße elastische Verhär-
Gastrin ausschütten und die Sekretion fördern.          tung finden. Meist ist der Pylorus palpations-
    In der gastrischen Phase (organeigene Regu-         empfindlich.
lation) wird über Dehnung der Magenwand die           ● Auf diesem Punkt kann man nun kleine Zirku-
Magensaftsekretion gefördert. Über diese mecha-         lationen, Vibrationen oder Inhibitionen ausfüh-
nische Stimulation und durch chemische Faktoren         ren, bis der Tonus und die Schmerzhaftigkeit
(Koffein, Alkohol und Proteine) wird Gastrin die        deutlich nachlassen.
Säureproduktion anregen. Bei einem ph-Wert un-
ter 2 wird die Gastrinproduktion gehemmt.             Dehnung des Omentum minus
    Die intestinale Phase dient vorwiegend der        Ausgangsstellung
hemmenden Rückkopplung der Magensaftsekre-            ● Patient: in Rückenlage, Beine angewinkelt
tion. Durch die Anwesenheit von Säuren, Fetten

           aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
6 – Viszerale Osteopathie – Osteopathie der Inneren Organe
238

      E Abb. 6.45 Steuerung der Magensaftsekretion (aus Klinke et al., Physiologie, Thieme 2005).

                                                                     mit vier Fingern nebeneinander auf die Bauch-
                                                                     wand auf. Die linke Hand wird in gleicher Weise
                                                                     auf die Medianlinie neben die rechte Hand ge-
                                                                     legt.
                                                                   ● Mit beiden Händen wird vorsichtig Druck nach
                                                                     posterior in die Tiefe des Abdomens ausgeübt.
                                                                     Man muss langsam vorgehen, um die faszialen
                                                                     Spannungen in diesem Bereich zu senken. Nur
                                                                     so erreicht man das Omentum minus.
                                                                   ● Ist man tief genug mit der Palpation vorgedrun-
                                                                     gen, zieht man beide Hände behutsam nach
      E Abb. 6.46                                                    lateral auseinander und dehnt so das Omentum
                                                                     minus. Der Dehnungszug wird für maximal eine
                                                                     Minute konstant gehalten (▶ Abb. 6.47).
      ● Therapeut: steht auf der linken Seite des Patien-
         ten                                                       Diese Technik hat auch einen reflektorischen Effekt
      Vorgehen                                                     auf die zirkulatorischen Strukturen des Lig. hepa-
      ● Die rechte Hand setzt der Therapeut etwas links            toduodenale.
         der Medianlinie unterhalb des Proc. xyphoideus

               aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
6.12 Milz
                                                                                                                  239
                                                            niokaudale Richtung auseinander und dehnt so
                                                            das Ligament (▶ Abb. 6.48). Der Dehnungszug
                                                            wird gehalten, bis es zu einem geweblichen
                                                            Release (Erweichung der Gewebe) gekommen
                                                            ist.

                                                         Diese Technik dient einerseits der Mobilisation des
                                                         Magens, andererseits ist es eine gute zirkulatori-
                                                         sche Technik für den Magen.

                                                                                                                  Teil 2
E Abb. 6.47
                                                            Fragen zur Selbstüberprüfung
                                                            Die Antworten finden sich im vorangegangenen
                                                            Kapitel und werden hier nicht explizit aufgeführt.
                                                            1. Beschreibe die Magendrehung in der Emb-
                                                                ryologie.
                                                            2. Wodurch entsteht die große und kleine Kur-
                                                                vatur?
                                                            3. Was entsteht aus dem ventralen und dorsalen
                                                                Mesenterium des Magens?
                                                            4. Wo projizieren sich die Kardia und die kleine
                                                                Kurvatur auf die vordere Rumpfwand?
                                                            5. Nenne fünf topografische Beziehungen des
                                                                Magens.
                                                            6. Benenne die Befestigungen des Magens.
E Abb. 6.48                                                 7. Wie wird der Magen arteriell versorgt?
                                                            8. Wie wird der Magen innerviert?
Dehnung des Lig. gastrocolicum                              9. Welche Faktoren fördern die Magensaft-
                                                                sekretion?
Ausgangsstellung
                                                            10. Nenne die Aufgaben von HCl im Magen.
● Patient: in Rückenlage, Beine gestreckt
                                                            11. Wo wird der Intrinsic Factor gebildet und
● Therapeut: steht auf der linken Seite des Patien-
                                                                wofür benötigt man ihn?
   ten

Vorgehen
                                                         6.12
● Die kaudale Begrenzung des Magens wird pal-
   piert.                                                Milz
● Die rechte Hand setzt der Therapeut an die
  kaudale Magengrenze mit vier Fingern neben-
                                                         6.12.1   Phylogenese und Embryologie
  einander auf die Bauchwand auf. Die linke Hand         Die Milz ist mesodermalen Ursprungs. Ihre Anlage
  wird in gleicher Weise an die kraniale Begren-         taucht in der 5. Entwicklungswoche im dorsalen
  zung des Colon transversum neben die rechte            Mesenterium des Magens auf. Das Bindegewebs-
  Hand gelegt. Zwischen den Händen befindet              gerüst, die rote und die weiße Pulpa gehen aus
  sich das Lig. gastrocolicum des Omentum ma-            dem Mesenchym des Mesenteriums hervor. Ab
  jus.                                                   dem 4. embryonalen Monat siedeln sich Lympho-
● Mit beiden Händen wird vorsichtig Druck nach           zyten in ihr an und schon ab Ende des 3. Monats
  posterior in die Tiefe des Abdomens ausgeübt.          dient sie als Organ der Blutbildung. Diese Aufgabe
  Man muss langsam vorgehen, um die faszialen            erfüllt sie bis in die späte Fetalzeit hinein.
  Spannungen in diesem Bereich zu senken.                    Liegt die Milz erst noch dorsal des Magens, so
● Ist man tief genug mit der Palpation vorgedrun-        wird sie auch durch die Magendrehung in den
  gen, zieht man beide Hände behutsam in kra-            linken Oberbauch verlagert und befindet sich

              aus: Langer u.a., Lehrbuch Osteopathie (ISBN 9783830475309) © 2013 Karl F. Haug Verlag
Langer W. / Hebgen E.
                                    Lehrbuch Osteopathie

                                    656 Seiten, geb.
                                    erschienen 2012

Mehr Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise
                      www.narayana-verlag.de
Sie können auch lesen