Lebertransplantierte Deutschland e.V - Informationen für Patient und Arzt

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Lebertransplantierte Deutschland e.V - Informationen für Patient und Arzt
Lebertrans p l an t i ert e Deu t s c h l a n d e . V. – In f o r m a t i o n e n f ü r Pa t i e n t u n d A r z t

LEBENSLINIEN

                                                                                                                     1/2017
66                                                                                                        Inhalt                                                                        LE B E N S LI N I E N 1/2017

 Editorial ............................................................................................    1       Transplantationsgesetz · Organspende
 Bundestreffen für Lebertransplantierte ...................................                                2       25. Jahrestagung der DTG in Essen .........................................                         33
                                                                                                                   Deutsche Transplantationsgesellschaft ....................................                          33
 Transplantationsmedizin                                                                                           Aktuelle Lage der Transplantationsmedizin in Deutschland ..                                         34
 Lebertransplantation – Wissenswertes für die Wartezeit ....                                               6       Medizinische Lösungen für das „Organtief “: Wie macht
 Aus den Zentren:                                                                                                   man mehr Organe „fit“ für die Transplantation? .................                                   35
  Aachen: 300. Lebertransplantation .......................................                                8       Arbeitskreis Transplantationspflege e.V.:
 Vereinsgeschehen:                                                                                                  Symposium in Essen .................................................................               36
  Kontaktgruppentreffen Essen: 15-jähriges Jubiläum...........                                             8       DSO-Zahlen für 2016: Wie geht es weiter ? .............................                             37
 Splitleber-Transplantation in Deutschland ...............................                                 9       Engagement und Mitmenschlichkeit gefordert –
 Domino-Transplantation mit Amyloidose-Spender-Lebern ....                                                11        12. Jahreskongress der DSO ....................................................                    38
 Bestimmungs- und Risikofaktoren des Ltx-Ergebnisses ......                                               12       ORGANPATEN-Preis 2016 .........................................................                     39
 Drohende Abstoßung – Unterschiedliche Galenik                                                                     Eurotransplant-Meeting 2016 .....................................................                   39
  verbietet Austausch von Tacrolimus-Präparaten .................                                         14       Gedenkpark in Halle (Saale) wächst ........................................                         40
 Deutsche Athleten erfolgreich bei EM der Transplantierten ..                                             15       Neue Ansprechpartnerin für Grunderkrankungen der Leber ..                                           40
 Psychologische Betreuung vor und nach Ltx .........................                                      16       Pressespiegel .................................................................................     41
 14. Heidelberger Transplantationssymposium –                                                                      Organspendeausweise .................................................................               41
  Update 2016 ................................................................................            19
                                                                                                                   Gesundheit
 Aus Wissenschaft und Forschung                                                                                    Einsatz von Antibiotika – Nicht die Menge macht’s .............                                     43
 Vorbemerkung · Lebensführung und chronische                                                                       Laborwerte ......................................................................................   44
   Lebererkrankungen ....................................................................                 20       Moderne Technologie für bessere Einstellung
 Cholestatische und Autoimmun-Lebererkrankungen:                                                                    des Blutzuckers ...........................................................................        46
   PBC, PSC, AIH .............................................................................            21       Zeckenalarm ...................................................................................     46
 Hepatitis C · Hepatitis E · Leberkrebs (HCC) ..........................                                  22       Sie fragen – Wir antworten ........................................................                 47
 Ltx: alt, jung · Immunsuppression/Immuntoleranz ...............                                          23
                                                                                                                   Recht · Soziales
 Hepatologie                                                                                                       In Rente, obwohl ich das gar nicht wollte .............................. 48
 Leber und Herz – Gibt es da eine Beziehung? .....................                                        24       Anwesenheit einer Begleitperson
 Erkenntnisse aus dem Hepatitis-C-Register ...........................                                    25         bei Gutachtenerstellung zulässig ............................................ 48
 Ohne Leber kein Leben!                                                                                            Sozialrechtliche Hinweise zur Leberlebendspende .............. 48
  Leseprobe aus dem aktualisierten Leber-Buch ..................                                          26
 Auch Kinder können an Lebererkrankungen leiden .............                                             28       Geist · Körper · Seele
 Akutes Leberversagen durch                                                                                        Transplantierte rocken den Brocken … ...................................                            49
  Knollenblätterpilz-Intoxikation ..................................................                      29       Danke für das Geschenk des Lebens! .....................................                            50
 Warnung vor Wundermittel MMS ..............................................                              30       Es bewährt sich – unser Netzwerk für Leber-
                                                                                                                     transplantierte, Wartepatienten und Angehörige! ..............                                    50
 Aus den Zentren                                                                                                   Gedenken ......................................................................................     51
 Heidelberg: 24. Regionaltreffen und
  Arzt-Patienten-Veranstaltung ....................................................                       31       Ernährung
 Tübingen: Ltx bei Kindern und Jugendlichen .........................                                     32       Sauerkraut und Co. ....................................................................... 52
 Regensburg: Wartepatiententreffen .........................................                              32
 Wechsel in der Lebertransplantationschirurgie Heidelberg ...                                             32       Vereinsgeschehen
                                                                                                                   Gesundheitswoche 2016 in Bad Wildungen .......................... 54
                                                                                                                   Aktivitäten aus den Kontaktgruppen ........................................ 55

                                                                                                                   Vermischtes
                                                                                                                   Adresse Verein – Vorstand ..........................................................                58
                                                                                                                   Dank an Sponsoren – Impressum – Beitrittserklärung ........                                         59
                                                                                                                   Termine – Beitrittserkärung ........................................................                60
                                                                                                                   Ansprechpartner/Kontaktgruppen – Koordinatoren .............                                        61
                                                                                                                   Fachbeiräte .....................................................................................   64
                                                                                                                   Medizin mit dem gesunden Menschenverstand ...................                                       U3

                                           T
                                           Titelbild von Monika Reiter, Künzelsau
                                           Blumengrüße , Acryl auf Leinwand
                                           B
                                           w
                                           www.reitermonika.de

                                           W
                                           Wir danken der Künstlerin für die
                                           M
                                           Möglichkeit des kostenlosen Abdrucks.
1

                        Liebe Leserinnen und Leser,

die Langzeitergebnisse der Überlebenszeit nach einer Transplantation sind in
Deutschland signifikant ( > 10 %) schlechter als im europäischen und internationalen
Vergleich. Die Organqualität der Spenderorgane bei zunehmendem Spenderalter,
die Regelungen für Zuteilung von Standard Exceptions (SE, als Ausnahme vom
labMELD) bis ins letzte Detail, der oftmals (zu) schlechte Gesundheitszustand der
Patienten vor einer Transplantation und vieles mehr sind derzeit diskutierte Themen.
Für die Klärung der sich ergebenden wissenschaftlichen Fragestellungen kann in ein
bis zwei Jahrzehnten sicher auch das aktuell beschlossene Transplantationsregister
hilfreich sein.
    Auf der Hand liegt aber, dass vielen Problemen der Transplantationsmedizin durch
eine Steigerung der Organspendezahlen die Spitze genommen würde. Eine Anglei-
chung an die sich mit ca. 20 – 23 Organspendern pro Mio. EW im Mittelmaß befind-
lichen Länder wie Italien, Slowenien oder Großbritannien würde für Deutschland eine
Verdoppelung der Spenderorgane und somit Transplantationen bedeuten!
    Schauen wir uns die Anzahl der Organspender im Vergleich zum letzten Jahr an,
so warten wir vergebens auf die Wende zum Positiven – ja, wir müssen schon froh
sein, wenn die Kurve nicht weiter abwärts geht.
    Umso mehr sollte darauf geachtet werden, alle Möglichkeiten, Leben durch Organ-
spende zu retten, auszuschöpfen. Dazu gehört auch das Splitten von Spenderlebern,
um so mit einem Organ zwei Menschen heilen zu können. Zu den Vor- und Nachtei-
len dieser Methode finden Sie in diesem Heft einen Artikel. Hier erkennen wir auch,
welche Bedeutung Organverteilungsrichtlinien auf die Förderung oder Hemmung
eines medizinischen Verfahrens haben können.
    Könnte auch durch die Forcierung der Lebendorganspende der Organpool entlas-
tet und zusätzliche Transplantationen durchgeführt werden? Während bei den Nieren
schon fast jede 3. Transplantation als Lebendspende durchgeführt wird, sind es bei
der Leber nur ca. 5 % aller Transplantationen. Im Falle einer Leberteillebendspende
muss die Leber eines gesunden Menschen durchtrennt werden. Diese Operation ist
mit höherem Risiko als die Entfernung der paarig vorliegenden Niere verbunden. Eine
Lebendspende will gut überlegt sein und alle Eventualitäten müssen zwischen Spen-
der und Empfänger ausdiskutiert sein. Hier gilt es nicht nur, medizinische, sondern
auch psychosoziale Kriterien zu bedenken.
    Alle Möglichkeiten, auf „Umwegen“ dem Organmangel ein Schnippchen zu schla-
gen, sind mit zusätzlichen Problemen verbunden, die es bei einer postmortalen
Spende nicht gibt.
    Also sind wir wieder beim Grundproblem gelandet: Wir müssen gemeinsam alles
Mögliche tun, um die Organspende zu befördern:
    Die Zahl der Besitzer eines Organspendeausweises steigt – es könnten aber noch
mehr werden. Die Menschen müssen in noch größerem Umfang erkennen, dass die
Bereitschaft zur Organspende gelebte Nächstenliebe und Solidarität bedeutet – auf
die sie vielleicht selbst einmal angewiesen sind. Zumindest sollten alle ihre Entschei-
dung treffen und dokumentieren.
    In allen Krankenhäusern muss ein positiver „Geist für die Organspende“ als ärztli-
che (übrigens gesetzlich vorgeschriebene!) Aufgabe und großartige Hilfsmöglichkeit
für schwerstkranke Patienten Einzug halten.
    Und nicht zuletzt ist es eine Aufgabe der Politik, in den Ländern durch entsprechen-
de Umsetzungen des Transplantationsgesetzes das Thema endlich flächendeckend
ernst zu nehmen und den Krankenhäusern Hilfestellungen zu bieten, die Freistellungs-
regelungen für Transplantationsbeauftragte zu konkretisieren, aber auch hinzuschauen,
wo die im TPG festgeschriebenen Pflichten besonders gut oder eben gar nicht erfüllt
werden.

Mit den besten Wünschen für das Jahr 2017
Ihre
Jutta Riemer
2                                                                 Leitartikel
                                                                    Rubrik                                            LE B E N S LI N I E N 1/2017

Bundestreffen für Lebertransplantierte

                                                                                                                                                     Fotos: Andrea Sebastian
Gerd Böckmann, Elke Hammes, Bernd
Hüchtemann, Christina Hülsmann, Peter
Mohr, Jutta Riemer, Andrea Sebastian

Lebertransplantierte Deutschland e.V.
hatte zum 4. Deutschen Patiententag
eingeladen. Etwa 140 Patienten und An-
gehörige aus ganz Deutschland kamen
zur Veranstaltung, die vom 30.9. bis
2.10.2016 in Hamburg stattfand. Im Vor-
dergrund standen Information und Fort-
bildung für Patienten sowie der wichtige
Austausch der Betroffenen untereinander
und mit Fachexperten. Ein gelungenes
Rahmenprogramm rundete das Ange-
bot für Mitglieder und Interessierte ab.
Bei bestem Wetter genossen wir eine               Grußwortredner und Refrenten
Barkassenfahrt, den Besuch des Muse-
umshafens Övelgönne. Dort wurde auf               untersuchen. So wurden Ziele, Koope-           Der nachfolgende Vortragsblock stand
einem historischen Schiff bei Live-Musik          rationsmöglichkeiten, Erfahrungen mit          unter der Überschrift:
des Liedermachers Tom Kirk gespeist.              Fachleuten, die Wirkung von Selbsthilfe        „Keine Lebertransplantation ohne
Und auch der Tagesausklang am Sams-               auf verschiedenen Ebenen (Betroffene,          Organspende“
tag in gemütlicher Runde bei Hamburger            Verband, Politik) und die Arbeitsbedin-
Spezialitäten mit Blick auf den erleuchte-        gungen untersucht. Auch Potenziale (z. B.      1. Wie steht die Bevölkerung zur
ten Hafen war etwas Besonderes.                   Professionalisierung, Bedeutungsgewinn)        Organspende?
                                                  und Ziele und Probleme bei den Versu-
    Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf           chen, diese zu erreichen, wurden thema-        Peter Lang, stv. Leiter der Bundeszentra-
den Vorträgen und Gesprächsgruppen am             tisiert (Altersstruktur, Überforderung der     le für gesundheitliche Aufklärung (BZgA),
Samstag. Der Vormittag war dabei be-              zu wenigen Aktiven, Nachwuchs fürs Eh-         beantwortete diese Frage in seinem Vor-
stimmt von Grußworten und Vorträgen               renamt etc.).                                  trag.
namhafter Referenten.                                                                                In 2016 wurde eine Repräsentativbe-
    Die Schirmherrschaft hatte Bundes-            Von den Anfängen des Verbandes                 fragung an 4.002 Personen durchgeführt.
ärztekammerpräsident Prof. Frank Ulrich           und Neues aus der Transplantations-            Ca. 80 % der Befragten stehen der Or-
Montgomery übernommen und war auch                medizin                                        ganspende positiv gegenüber. Etwa 69 %
persönlich zu einem engagierten Gruß-                                                            würden, danach gefragt, ob sie grund-
wort nach Hamburg gekommen. Die Ver-                                      Prof. Dr. Gerd         sätzlich damit einverstanden sind, dass
anstaltung war organisiert worden durch                                   Otto, ehem. Lei-       man ihnen nach ihrem Tod Organe und
Lebertransplantierte Deutschland e.V. in                                  ter der Transplan-     Gewebe entnimmt, zustimmen. Sieht
Kooperation mit dem Transplantations-                                     tationschirurgie in    man dieselbe Frage in einer Zeitreihe, so
zentrum Hamburg. Für die Uniklinik be-                                    Mainz und Ehren-       waren 2010 noch 74 % mit einer Organ-
grüßten uns der stellvertretende Ärzt-                                    mitglied von LD        bzw. Gewebeentnahme einverstanden
liche Direktor Dr. Terrahe sowie Prof.                                    e.V., war an der       und in 2016 noch 69 %. Von den Be-
Dr. Björn Nashan, Direktor der Klinik für                                 Gründung des           fragten haben 41% keine und 58 % eine
Hepatobiliäre Chirurgie und Transplanta-                                  Verbandes maß-         Entscheidung getroffen. Diejenigen, die
tionschirurgie. Für LD e.V. sprach Jutta                                  geblich betei-         eine Entscheidung getroffen haben, ha-
Riemer, Vorsitzende des Verbandes, ein-           ligt. Er hatte 1993 als damaliger Leiter       ben diese in einem Organspendeausweis
leitende Worte.                                   der Ltx-Chirurgie in Heidelberg ein offe-      (27 %), nur in der Patientenverfügung
                                                  nes Ohr für die Idee von Jutta Vierneu-        (4 %), in beiden (5 %) dokumentiert und
Selbsthilfe in Deutschland – Wirkun-              sel, einen Verein für Lebertransplantierte     22% haben die Entscheidung nicht doku-
gen, Erfahrungen, Potenziale                      zu gründen und diese so zu stärken. So         mentiert.
                                                  zeigte er auch zu Beginn einige Fotos              Wichtige Gründe für eine fehlende Ent-
                       Prof. Marie-Luise          und Dokumente aus der ersten Zeit des          scheidung sind, dass man sich noch nicht
                       Dierks, Leiterin           Verbandes – ging dann aber auf aktuel-         oder zu wenig mit dem Thema beschäf-
                       d e r Pa t i e n t e n -   le Entwicklungen der Transplantations-         tigt, bewusst nicht mit dem Thema aus-
                       universität der            medizin ein. Er sprach über die gute           einander gesetzt, Angst vor Missbrauch
                       M H H a n n o v e r,       Wirksamkeit der neuen HCV-Medikamen-           (mangelndes Vertrauen in das Organspen-
                       stellte eine Studie        te und erläuterte die vermutlichen Auswir-     desystem) und unentschlossen ist. Herr
                       zu Selbsthilfe in          kungen auf die Wartelisten der Zukunft.        Lang berichtete weiter, dass die Entschei-
                       Deutschland vor.           Weitere Themen, die künftig stärker Be-        dung sehr vom Bildungsstand abhängt.
                       In der SHILD-Stu-          achtung finden müssen, seien z. B. die             Von allen Befragten besitzen 32 % ei-
                       die (Gesundheits-          Splitlebertransplantation, Lebendspende,       nen Organspendeausweis, wobei dieser
bezogene Selbsthilfe in Deutschland –             Verwendung älterer Organe, Verwendung          Prozentsatz, im zeitlichen Trend, in 2010
Entwicklungen, Wirkungen, Perspektiven)           HCV-positiver Organe. Prof. Otto stellte die   noch bei 25 % lag. Von diesen 32 % stim-
ging es darum, Selbst-hilfe und Selbsthil-        komplexen Zusammenhänge der in die             men 86 % einer Organ- und Gewebe-
feunterstützung sicht-bar(er) zu machen,          Transplantation involvierten Organisatio-      spende zu, 7 % haben eine andere Person
Bedürfnisse, Bedarfe und Rahmenbedin-             nen dar und berichtete abschließend über       angegeben, die darüber entscheiden soll
gungen zu reflektieren und Wirkungen zu           den Stand des Transplantationsregisters.       und nur 3 % haben widersprochen. Der
LE B E N S LI N I E N 1/2017                                   Leitartikel
                                                                 Rubrik                                                                           3

Hauptgrund für eine Organspende ist mit         besserung durch die Politik, Bundesärzte-     Wo drückt der Schuh? – Situation
75 % Altruismus (Selbstlosigkeit). Grün-        kammer, Krankenkassen, Deutsche Kran-         der Transplantation in Deutschland
de dagegen mit je 18 % sind Angst vor           kenhausgesellschaft, DTG, DSO und die         aus Patientensicht
Missbrauch, generell gegen Organspen-           Patientenverbände begonnen worden.
de und die Religion. Die dokumentierten         Prof. Nashan schloss mit dem dringlichen                                Jutta Riemer, Vor-
Entscheidungen fallen meist zu Gunsten          Appell an alle Beteiligten, sich aktiv und                              sitzende von LD
einer Einwilligung aus.                         positiv in die Restrukturierung einzubrin-                              e.V., eröffnete den
   Als Fazit führte Herr Lang aus, dass der     gen, um sie zügig zu einem erfolgreichen                                Nachmittag mit ei-
Fokus der Aufklärungsarbeit auf die Unent-      Abschluss zu bringen.                                                   nem Vortrag „Wo
schlossenen und diejenigen gelegt wer-                                                                                  drückt der Schuh?
den muss, die eine Entscheidung getrof-         3. Wer erhält wann, welches Organ?                                      – Sit uat ion der
fen, aber nicht festgehalten haben. Des         – Aus der Richtlinienarbeit der                                         Tr a n s p l a n t a t i o n
Weiteren muss der Fokus auf die Vermitt-        Ständigen Kommission Organtrans-                                        in Deutschland
lung grundlegender Informationen zur            plantation                                                              a u s Pa t i e n t e n -
Organ- und Gewebespende gelegt wer-                                                           sicht.“ Die medizinische Versorgung in
den. Der Fokus liegt ganz klar auf „Die                                  Prof. Dr. Hans       Deutschland, auch die der Transplantati-
Entscheidung zählt; egal welche!“                                        Lilie, Vorsitzen-    onspatienten, sei generell auf einem sehr
                                                                         der der Ständigen    hohen Niveau. Begrenzender Faktor sei
2. Restrukturierung der Organspende                                      Kommission Or-       einerseits die Organknappheit. Es gäbe
                                                                         gantransplantation   aber auch andere Faktoren, die Patienten
                        Prof. Dr. Björn                                  (StäKO) der Bun-     limitieren könnten und die der Verbes-
                        Nashan, der fe-                                  desärzt ekammer      serung bedürften. Hier zeigte die Refe-
                        derführend in den                                (BÄK) erläuterte     rentin Aspekte aus der hausärztlichen
                        wichtigsten Gre-                                 in seinem Vortrag    Praxis ebenso auf wie bei den Abläufen
                        mien der Organ-                                  die Aufgaben der     während der Listung, das Fehlen eines
                        spende und Trans-       StäKO. Diese bestehen in der Entwick-         bundeseinheitlichen Nachsorgekonzepts
                        plantation ist, zeig-   lung von Richtlinien zu Organspende,          und der in vielen Zentren defizitären psy-
                        te die Defizite in      -vermittlung und -verteilung sowie der        chologischen Betreuung. Auch die Kom-
                        der Organspende         Organtransplantation, Beobachtung und         munikation innerhalb des Zentrums zwi-
                        auf und erläuterte      Bewertung der Praxis der Organspende,         schen verschiedenen Disziplinen wäre in
die Pläne zur Verbesserung der Situati-         -vermittlung und -verteilung und der Or-      einigen Zentren verbesserungswürdig. So
on. Die Organspenderzahlen begannen             gantransplantation, der Erarbeitung von       forderte sie abschließend eine Entwick-
bereits 2010 einzubrechen. Die Skan-            Kriterien für die Zulassung von Kranken-      lung von allgemeingültigen Konzepten für
dale um die manipulierten Wartelisten           häusern als Transplantationszentren und       alle Tx-Zentren:
wurden aber erst ab Winter 2012 aufge-          dem Informationsaustausch mit politi-         쐍 Leitlinien u. a. Medikation, Lebenswei-
deckt. Offensichtlich kann man den Rück-        schen Entscheidungsträgern zu Fragen              se (z. B. Sport, Haustierhaltung, Ernäh-
gang der Organspender nicht allein den          der Transplantationsmedizin (Parlamente,          rung, Schwangerschaft, …)
„Skandalen“ anlasten. Warum wurden              Regierungen, Gesundheitsverwaltungen,         쐍 Rehakonzepte und Programme spezi-
in der Mehrzahl der großen Kliniken, selbst     Kostenträger und medizinische Einrich-            ell für Transplantierte in den Rehaklini-
in den Transplantationszentren, so wenig        tungen). Den Weg der Entstehung einer             ken für Transplantierte
Spender gemeldet? Gründe könnten die            Richtlinie von der Befassung eines Ex-        쐍 geregelte Kommunikation bei Schnitt-
unzureichende Bezahlung und Unterstüt-          pertengremiums über zwei Lesungen bis             stellen. (z. B. Schnittstelle Hausarzt –
zung der Transplantationsbeauftragten in        zur Genehmigung durch den Vorstand                Zentrum, interdisziplinär in Zentren)
den Entnahmekrankenhäusern sein. Or-            der BÄK und dann des Bundesministeri-         쐍 Nachsorgekonzept – Frequenz, Kons-
ganentnahmen sind für Kliniken aufwen-          ums für Gesundheit (BMG) erfuhren die             tanz, Untersuchungen in anderen Ab-
dig und teuer. Die Vorhaltekosten für Per-      Zuhörer. Lilie stellte die Arbeitsgruppen-        teilungen des Zentrums
sonal und Sachkosten müssten für Klini-         konsilien vor, die kurzfristige Beratungen    쐍 Übernahme von Fahrtkosten zum Zen-
ken kalkulierbar sein, sind es aber nicht.      z. B. der Zentren durchführen. Mit den            trum
Erstaunlicherweise ist die Bereitschaft,        Erläuterungen zur Zusatzweiterbildung         쐍 Umsetzung des „neuen“ (von 2012!)
selbst Organspender zu werden, bei Ärz-         Transplantationsmedizin, dem Thema                Transplantationsgesetzes auf Länder-
ten und Pflegepersonal eher niedriger als       Transplantationsregister und Nachsor-             ebene
in der Bevölkerung. Hier sind Ausbildung        geleitlinien wies er zum Schluss seines       쐍 Optimierung der Spenderangehörigen-
und Aufklärung nötig. Die Position eines        Vortrags auf wichtige strukturbildende            betreuung
Transplantationsbeauftragten zu besetzen,       Maßnahmen für die Zukunft hin, die teil-
ist für Kliniken verbindlich vorgeschrie-       weise schon in die Wege geleitet wurden,      Im Anschluss verteilten sich die Teilneh-
ben, wie diese Tätigkeit ausgeführt wird,       teilweise noch vorangetrieben werden          mer auf insgesamt vier Gesprächsgrup-
ist aber noch nicht bundesweit verbind-         müssen.                                       pen zu verschiedenen Themen.
lich und einheitlich geregelt. Dies wird
aber in naher Zukunft geschehen.                Dank der Transplantierten –                   Hepatitis C – Neue Medikamente.
    Die Richtlinie zum irreversiblen Aus-       Das besondere Foto                            Wer erhält sie?
fall der Hirnfunktion wird bezüglich der           Nach der Mittagspause stellten sich alle   Gesprächsgruppe I mit Prof. Dr. Christian
Definition der Verfahren und der ver-           Transplantierten und deren Angehörige         Straßburg, Bonn, und Elke Hammes,
bindlichen Diagnostik überarbeitet. Die         (mit Herz) im Hörsaal auf und zeigten die     LD e.V.
Richtlinie zur Organentnahme nach dem           Anzahl ihrer geschenkten Lebensjahre.             „Die Hepatitis C hat heutzutage auf-
Transplantationsgesetz verlangt nach ei-        Dieses Gruppenfoto (s. nächste Seite)         grund der neuen Medikamente Heilungs-
ner verbindlichen Qualifizierung der Ent-       ergab über 350 Lebensjahre. Mit diesem        raten bei den meisten Genotypen von
nahmechirurgen und einer Verfahrens-            Foto gedenken wir unserer Organspender        mehr als 95 %.“ So Prof. Dr. Straßburg in
anweisung und Qualitätssicherung. Die           und danken auch den Spenderfamilien:          der Einführung in diese Gesprächsgruppe
Deutsche Stiftung Organtransplantation          Geschenkte Leber – neues Leben!               mit speziell interessierten Betroffenen
(DSO) entwickelt einen Klinikleitfaden.         Danke.                                        und Angehörigen. Prof. Straßburg beant-
So sind im Bereich der Organspende ei-                                                        wortete sehr ausführlich und verständlich
ne Vielzahl von Prozessen oder ihre Ver-                                                      alle gestellten Fragen der Teilnehmer. Mit
4                                                                   Leitartikel
                                                                      Rubrik                                             LE B E N S LI N I E N 1/2017

den neuen Medikamenten kann das Virus                Leber. Gerne können Sie sich mit Fragen          Nicht jeder Patient wohnt in Zentrums-
auf unterschiedliche Arten angegriffen               an Sie wenden (s. a. S. 40 in diesem Heft).   nähe oder hat einen guten Hausarzt/In-
werden. Sie unterscheiden sich darum                                                               ternisten vor Ort. Aber gerade die Betreu-
auch namentlich hinsichtlich der Worten-             Nachsorge nach Ltx –                          ung nach der Transplantation ist wichtig
dungen:                                              Was ist wichtig?                              und sollte von einem Internisten begleitet
쐍 buvir: nukleosidische und nicht-nukle-             Gesprächsgruppe II mit Prof. Dr. Felix        werden.
    osidische Polymerasehemmer NS5B *                Braun, Kiel, und Andrea Sebastian,
쐍 avir:NS5 Polymerasehemmer *                        LD e.V.                                       „Reiseplanung –
쐍 previr : Proteasehemmer *                              Dr. Braun erläuterte die veränderte       Krisenmanagement unterwegs“
    Mit deren Einsatz können bei den                 Gesundheitslage der heutigen Transplan-       Gesprächsgruppe III mit Prof. Dr. Lutz
meisten Genotypen Heilungsraten (SVR                 tierten. Dadurch, dass die Transplantierten   Fischer, Hamburg, und Bernd Hüchte-
– sustained virologic response) von mehr             zum Zeitpunkt der Transplantation schon       mann, LD e.V.
als 90 % erreicht werden. Für transplan-             oft kränker sind als in früheren Jahren,          Es wurde zu den Vorbereitungen vor
tierte Hepatitis-C-Patienten wird eine               müsse das Augenmerk verstärkt auf die         der Reise zunächst über den richtigen
hohe Wirksamkeit mit den neuen DAAs                  Dosierung der Immunsuppressiva gelegt         Zeitpunkt für die Reise und das Ur-
(direct acting antivirals) erzielt.                  werden. Er erklärte die verschiedenen Im-     laubsziel nach einer Transplantation ge-
    Eine Ausnahme bildet der Genotyp 3,              munsuppressiva und ihre unterschied-          sprochen. Hier ist festzuhalten, dass im
wo das virologische Ansprechen (die Hei-             lichen Nebenwirkungen und Wirkungs-           ersten Jahr nach Tx das Risiko für Kom-
lungsrate) noch nicht so hoch ist. Je nach           kurven. Der Wirkstoff Ciclosporin (z. B.      plikationen insgesamt höher ist und so-
Genotyp und naiven (noch nicht behan-                Sandimmun®) hat eine steilere Wirkungs-       mit keine Fernreisen anzuraten sind. Zu
delten) Patienten oder bereits erfolglosen           kurve als Tacrolimus (z.B. Advagraf®/Pro-     einem späteren Zeitpunkt sollten dann
Vortherapien bewegt sich die Behand-                 graf®). Der höchste Wert (Medikamenten-       Länder mit guter medizinischer Grundver-
lungsdauer zwischen 8 und 24 Wochen.                 spiegel) ist 2 Stunden nach der Einnahme.     sorgung, mit möglichst hohen Hygiene-
    Die Heilung der Hepatitis C kann das             Dieser Wert ist um ein Vielfaches höher       standards und gemäßigten klimatischen
Risiko für eine Leberzirrhose, ein hepato-           als der angestrebte Spiegel. Sinnvoller       Bedingungen ausgewählt werden.
zelluläres Karzinom senken und es wird               wäre es, bei der Nachsorge den Spiegel            Auch sollte an ausreichenden Versi-
erwartet, dass die Anzahl der Lebertrans-            nach 2 Stunden zu ermitteln und die Me-       cherungsschutz (Auslandskrankenversi-
plantationen aufgrund von Hepatitis C                dikation dementsprechend anzupassen.          cherung, Rückführung im Notfall), medi-
sinken wird.                                         Dies ist in der Praxis nicht realisierbar.    zinische Unterlagen (Arztbrief, aktuelle
    Besonders wichtig ist, im Falle einer                Um die Nebenwirkungen der Immun-          Laborwerte und Zollbescheinigungen zur
Therapie auf die Wechselwirkungen mit                suppressiva möglichst gering zu halten,       Ein- und Ausfuhr der Medikamente), Son-
anderen Medikamenten, insbesondere mit               wird versucht, den Medikamentenspiegel        nen- und Insektenschutz sowie eine indi-
Immunsuppressiva, zu achten, weil sich               soweit wie möglich abzusenken. Es zeig-       viduelle Reiseapotheke gedacht werden.
möglicherweise Resistenzen bilden kön-               te sich, dass es eine Vielzahl von unter-         Daneben ist ein ausreichender Impf-
nen, die einem Erfolg der Therapie im We-            schiedlichen Therapieformen individuell       schutz von hoher Bedeutung. Die Impfun-
ge stehen. Es werden noch weitere neue               und zentrumspezifisch gibt.                   gen richten sich nach dem Reiseziel und
Medikamente kommen, die besonders                        Nach dieser Diskussion ging Dr. Braun     es ist darauf zu achten, dass sie rechtzei-
für Patienten mit einer Niereninsuffizienz           auch noch auf die Problematik der Kran-       tig vor Reiseantritt erfolgen, damit sich ein
hilfreich sind. Das gilt auch für transplan-         kenhauskeime ein. Viele Wartepatienten        ausreichender Schutz entwickeln kann.
tierte Patienten. Die Co-Moderatorin Elke            kämen schon mit Keimen in die Trans-              In diesem Zusammenhang wurde da-
Hammes ist Ansprechpartnerin unseres                 plantationszentren und hätten dann nach       rauf hingewiesen, dass Gebiete mit Gelb-
Verbandes für Grunderkrankungen der                  überstandener Transplantation Probleme,       und/oder Dengue-Fieber sowie Malaria
                                                     einen Platz in einer Reha-Klinik zu be-       zu meiden sind. Transplantierte Patienten
* Anmerkung: Proteasehemmer stoppen die Zer-         kommen. Auch sei der Übergang vom             dürfen nicht mit Lebendimpfstoffen, wie
  legung großer Eiweißmoleküle in Viruspartikel.     Transplantationszentrum zum heimatna-         z. B. gegen Gelbfieber, geimpft werden.
  Polymerasehemmer stoppen das Kopieren von          hen Arzt manchmal mit Problemen ge-               Das richtige Verhalten bei Unfall, Fie-
  Virus-Erbgut und damit die Vermehrung der Viren.   haftet.                                       ber, mehrmaligem Durchfall und/oder Er-
LE B E N S LI N I E N 1/2017                                     Leitartikel
                                                                   Rubrik                                                                 5

brechen sowie bei Verletzungen wurde              den); Zähne nur mit Mineralwasser putzen.     und Unterstützung der Familie. Im Weite-
ausgiebig erläutert. Nach einer möglichen,        Bei beschwerden, die auch nach der Rei-       ren wurde sehr deutlich, dass die Familie
kurzzeitigen Selbstmedikation ist i. d. R.        se auftreten, immer an die Möglichkeit        einen wichtigen Rückhalt bieten kann,
immer der rasche Kontakt zu einem Kran-           eines Zusammenhangs denken und dem            wenn eine Transplantation beabsichtigt
kenhaus erforderlich.                             Arzt mitteilen.                               ist. Im Idealfall können sich alle Familien-
   Die international gültige Regel „Boil it,         Besonders positiv empfanden die Teil-      mitglieder in dieser Stresssituation ge-
cook it, peel it or forget it!“ (Koch es, schäl   nehmer dieser Runde, dass praktische          genseitig unterstützen. Teilgenommen an
es oder vergiss es!) ist der sicherste Weg,       Hinweise und Tipps von den Anwesenden         dieser Gesprächsgruppe hat auch Jörg
eine Infektion durch Wasser oder Nahrung          eingebracht wurden und zum Abschluss          Hülsmann, unser Ansprechpartner für An-
zu vermeiden.                                     die Präsentation in gedruckter Form für je-   gehörige. Bei Gesprächs- und Informati-
                                                  den Einzelnen zur Verfügung gestellt wer-     onsbedarf können Sie sich gerne jederzeit
Verboten sind z. B.:                              den konnte. Checklisten für die Reisevor-     melden (Telefon: 05223-48971, E-Mail:
쐍 rohes Fleisch, Fleischprodukte und ro-          bereitungen und auch für unterwegs ver-       joerg.huelsmann@lebertransplantation.de).
   he Milchprodukte                               vollständigten dabei ebenso die Unterla-
쐍 ungekochte Lebensmittel: z.B. Gemüse,           gen wie einige wichtige Kontaktadressen.      Dank und Ausblick
   Salate                                                                                           Das komplette Programm dieses Pa-
쐍 Leitungswasser, Eiswürfel, Speiseeis,           Transplantation –                             tiententags und nicht zuletzt auch die
   offene Kaltgetränke                            Ein Ereignis für die ganze Familie            interaktive Form der Gesprächsgruppen
쐍 in Plastikfolie verpackte Nahrungsmittel        Gesprächsgruppe IV mit der Diplom-Psy-        bot vielen Interessierten die Gelegenheit
쐍 Grapefruit , Grapefruitsaft , Pomelo            chologin Dr. phil. Sylvia Kröncke, Ham-       zur Information, zur Diskussion und zum
   (Wechselwirkung mit Medikamenten)              burg, und Peter Mohr, LD e.V.                 Austausch und wurde dankbar angenom-
                                                      Zuerst wurde über den Umgang mit          men.
Hingegen sind unbedenklich:                       Kindern im Falle einer Lebertransplanta-          Turnusmäßig würde nach Hannover,
쐍 alles frisch Gekochte und Gebratene:            tion eines Elternteils gesprochen. Dabei      Heidelberg, Berlin und nun Hamburg im
   durchgebratenes Fleisch, Kartoffeln,           wurde deutlich, dass die kindlichen Fragen    Jahr 2019 wieder ein Bundestreffen unter
   Nudeln, Reis, Suppen, Bohnen, Erbsen           stets alters- und wahrheitsgemäß beant-       dem Motto „Geschenkte Leber – neues
   usw.                                           wortet werden müssen, um den Kindern          Leben“ stattfinden. Lassen wir uns über-
쐍 selbst geschältes Obst                          zusätzliche Ängste zu ersparen. Gleichzei-    raschen, denn es sind immer viele enga-
쐍 pasteurisierte Milchprodukte                    tig sollten aber den Kindern nicht mehr       gierte Verbandsmitglieder tätig, um ein
쐍 Tee, Kaffee, Mineralwasser (in ver-             Infos zugemutet werden, als sie es selbst     solches Ereignis vorzubereiten. In diesem
   schlossenen Originalflaschen)                  verlangen, da Kinder häufig von überflüs-     Jahr gilt der Dank Herrn Kütemeier, Trans-
                                                  sigen Informationen überfordert werden.       plantationskoordinator der Uniklinik in
    Ferner ist wegen möglicher Keim- und              Ein weiteres Thema war die Beziehung      Hamburg, sowie Herrn Prof. Nashan für
Parasitengefahr das Baden in tropischen           zwischen Großeltern – Eltern – Kind. Da-      die Unterstützung in der Vorbereitung, für
Süßgewässern kritisch zu sehen, ebenso            bei wurde deutlich, dass jede Familie ihre    sein Grußwort und den Vortrag. Beide ha-
der direkte Umgang mit Tieren. Generell           eigene Form der Erziehung hat, die im         ben uns klinikintern alle Wege geebnet
gelten für transplantierte Reisende die           Grunde für diese Familie angemessen           und viel wichtige Vorarbeiten geleistet.
allgemeinen Hygieneregeln: also gründli-          ist. Dabei liegt auch beim transplantier-     Von LD e.V. waren im Organisationsteam
ches Händewaschen mit Seife und Nagel-            ten Kind die Hauptverantwortung bei den       tätig: Dieter Bernhardt, Egbert Trowe und
bürste, auch unter den Nägeln (Handdes-           Eltern. Großeltern haben eine wichtige        Wolfgang Weber. Eine besondere Unter-
infektionslösung immer wieder anwen-              Funktion in der liebevollen Zuwendung         stützung erfuhren wir durch den örtlichen
                                                                                                Ansprechpartner aus Hamburg Bernd
                                                                                                Hüchtemann. Er war – zusammen mit Pe-
                                                                                                tra Ramke – für das komplette, so gelun-
                                                                                                gene Rahmenprogramm verantwortlich.
                                                                                                Wir danken auch all den hochkarätigen
                                                                                                Grußwortrednern und Referenten, die für
                                                                                                uns Patienten an diesem Tag ihre (Frei-)
                                                                                                Zeit verwendet haben. Durchgeführt wer-
                                                                                                den konnte diese außergewöhnliche Ver-
                                                                                                anstaltung aufgrund der großzügigen För-
                                                                                                derung des BKK Dachverbandes sowie
                                                                                                der Firmen Abbvie, Astellas, Biotest, Chiesi
                                                                                                und Hexal. Wir danken den Förderern.
6                                                                                Transplantationsmedizin
                                                                                         Rubrik                                          LE B E N S LI N I E N 1/2017

Lebertransplantation – Wissenswertes für die Wartezeit
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 846 Lebertransplantationen nach postmortaler Organspende durchgeführt,
1.233 Patienten aus Deutschland warteten zum Ende des Jahres 2015 weiter auf eine Lebertransplantation (Quelle: DSO,
Eurotransplant). Die Wartezeit bis zur Lebertransplantation stellt für viele Patienten und Angehörige einen heraus-
fordernden und meist belastenden Lebensabschnitt dar. In diesem Beitrag wollen wir daher zum besseren Verständnis
der Abläufe bis zur Transplantation beitragen. Wir beantworten an unserem Zentrum häufig gestellte Fragen,
was Patienten während der Wartezeit beachten sollten und wie sie zum Erfolg der Transplantation beitragen können.

                                                                                                                   wiegt. So müssen bereits bestehende
                                                                                                                   und bisher unerkannte Krebserkrankun-
                                                                                                                   gen oder chronische Infektherde ausge-
                                                                                                                   schlossen werden, welche unter der Im-
                                                                                                                   munsuppression nach Lebertransplantati-
                                                                                                                   on aufflammen könnten. Zum Ausschluss
                                                                                                                   einer vorbestehenden Krebserkrankung
                                                                                                                   sind Magen- und Darmspiegelung, com-
                                                                                                                   putertomographische Untersuchungen,
                                                                                                                   eine MRT-Untersuchung der Leber, eine
  Simon Hohenester 1            Alexander L. Gerbes1             Gerald Denk 1,2
                                                                                                                   hautärztliche Untersuchung etc. sinnvoll.
1 Leber Centrum München, Medizinische Klinik und Poliklinik II,
                                                                                                                   Dem Ausschluss chronischer Infektherde
  Klinikum der Universität München (LMU)
                                                                                                                   dienen z. B. die zahnärztliche Untersu-
2 Transplantationszentrum München der LMU, Klinikum der Universität München
                                                                                                                   chung und die Röntgenuntersuchung der
Fotos: Kommunikation und Medien / Digitale Bildbearbeitung und Fotografie / Klinikum der Universität München
                                                                                                                   Nasennebenhöhlen.

Wer kommt für eine Lebertrans-                                        zur Produktion von Gerinnungsfaktoren        Feststellung der Operabilität
plantation in Frage?                                                  (INR) im Blut treffen.                           Schließlich muss, wie vor jedem gro-
    Eine Lebertransplantation sollte erwo-                                In einer im Jahr 2005 veröffentlich-     ßen operativen Eingriff, sichergestellt wer-
gen werden bei Patienten, die an einer                                ten Studie aus den USA konnte gezeigt        den, dass die Operation technisch mög-
fortgeschrittenen und damit das Leben des                             werden, dass bei Patienten mit einem         lich und das Herzkreislaufsystem dieser
Patienten gefährdenden Lebererkrankung                                MELD-Score von kleiner 15 Punkten die        Belastung gewachsen ist.
leiden. Darüber hinaus gibt es genetische                             Überlebenswahrscheinlichkeit ohne Le-            Ein Ultraschall des Herzens, ein Belas-
Erkrankungen, wie die primäre Hyper-                                  bertransplantation höher ist als mit die-    tungs-EKG und/oder ggf. andere Untersu-
oxalurie Typ 1, bei welchen der genetische                            ser Operation. 2 Daher benötigen solche      chungen sollen die Leistungsfähigkeit des
Defekt vor allem in der Leber lokalisiert                             Patienten nur dann eine Lebertransplan-      Herzens unter der erwarteten Belastung
ist und daher durch die Transplantation                               tation, wenn z. B. Komplikationen der Zir-   der Operation und die Lungenfunktions-
korrigiert werden kann. Unabhängig vom                                rhose die Überlebenswahrscheinlichkeit       prüfung eine ausreichende Atemfunktion
individuellen Grund für den Entschluss                                oder die Lebensqualität hochgradig ein-      sicherstellen.
zur Lebertransplantation gilt als Voraus-                             schränken (u.a. nichtbehandelbare he-
setzung, dass die Überlebenswahrschein-                               patische Enzephalopathien oder Aszites,      Die Wartezeit: was gilt es zu be-
lichkeit und/oder die Lebensqualität mit                              Leberkrebs u.a.).1, 3                        achten?
Transplantation größer ist als ohne.1
                                                                      Welche Vorbereitungen sind zur Auf-          Regelmäßiger Kontakt mit dem Trans-
Wie wird der MELD-Score ermittelt?                                    nahme auf die Warteliste notwendig?          plantationszentrum
   Bei Patienten, die aufgrund einer fort-                                Vor Aufnahme auf die Warteliste zur          Patienten, die auf die Warteliste aufge-
schreitenden Lebererkrankung zur Leber-                               Lebertransplantation sind eine ganze         nommen wurden, müssen regelmäßigen
transplantation evaluiert werden, definiert                           Reihe von Vorbereitungsuntersuchungen        Kontakt mit ihrem Transplantationszen-
sich die Dringlichkeit zur Transplantation                            notwendig. In der Regel erfolgen diese       trum halten. Dazu bieten sich z. B. feste,
maßgeblich über den MELD-Score (Model                                 in Zusammenarbeit der an der Transplan-      wöchentliche Telefontermine an. Hierbei
for Endstage Liver Disease). Die reine                                tation beteiligten Fachrichtungen Trans-     können der aktuelle Gesundheitszustand,
„Wartezeit“, d. h. die Dauer, über die ein                            plantationschirurgie, Hepatologie, Anäs-     aktuelle medizinische Fragen, anstehende
Patient bereits auf der Warteliste geführt                            thesiologie sowie Psychiatrie, ggf. unter    Kontrolltermine am Transplantationszen-
wird, spielt dagegen bis auf Ausnahmen                                Beratung durch andere Fachrichtungen         trum, ggf. Änderungen der Erreichbarkeit
(sog. „Standard Exceptions“ und „Non-                                 (Kardiologie, Nephrologie, HNO-Medizin       (z. B. bei Urlaub) und anderes besprochen
Standard Exceptions“) bei der Lebertrans-                             u.a.).                                       werden. Wichtig ist dabei festzustellen,
plantation keine Rolle für die Organver-                                                                           ob der Patient weiterhin als „transplanta-
gabe.                                                                 Ausschluss von vorbestehenden Krebs-         bel“ („T“) gemeldet bleiben kann oder vo-
   In den MELD-Score gehen drei Labor-                                erkrankungen oder Infektherden               rübergehend, z. B. aufgrund eines akuten
parameter ein, die eine Aussage über das                                 Zusammengefasst haben alle Untersu-       Infektes oder auch nur wegen einer kurz-
Ausmaß der Gelbsucht (Bilirubin), die                                 chungen das Ziel, soweit wie möglich si-     fristigen Abwesenheit, vorübergehend
Güte der Nierenfunktion (Kreatinin) und                               cherzustellen, dass der erwartbare Nutzen    als „nicht-transplantabel“ („NT“) an Euro-
über die verbliebene Fähigkeit der Leber                              der Lebertransplantation die Risiken über-   transplant gemeldet werden muss.
LE B E N S LI N I E N 1/2017                               Transplantationsmedizin
                                                                   Rubrik                                                                    7

Erreichbarkeit                                      chenden Antikörper aufweisen, sollten         lichen Alkoholkonsum deutlich verschlech-
   Patienten auf der Warteliste müssen              außerdem gegen Windpocken geimpft             tert 9, sodass auch hier zu einer vollständi-
sich darauf einstellen und sicherstellen,           werden, alle nach 1970 Geborenen da-          gen Enthaltsamkeit geraten werden muss.
dass sie zuverlässig und jederzeit er-              rüber hinaus gegen Masern und Mumps
reichbar sind, d. h. an allen Tagen des Jah-        und Frauen im gebärfähigen Alter gegen        Was kann ich noch zum Erfolg der
res und 24 Stunden am Tag. Denn wenn                Röteln. 5 Darüber hinaus gilt speziell für    Transplantation beitragen?
es zu einem Organangebot kommt, ist in              Transplantationskandidaten wegen der
der Regel eine umgehende Vorstellung                absehbaren dauerhaften Immunsuppres-          Ernährung
im Krankenhaus notwendig. Dabei ist zu              sion die Empfehlung zur sogenannten In-           Für den Erfolg der Transplantation ist
bedenken, dass es jederzeit zu einem                dikationsimpfung gegen Pneumokokken,          es wichtig, sowohl Übergewicht als auch
Organangebot kommen kann und regel-                 Influenza und Hepatitis B (mit Titerkon-      eine Unterernährung zu vermeiden. Je
mäßig Patienten auch nachts einbestellt             trolle, Zielwert > 100 U/L), ggf. ergänzt     nach Ausgangsgewicht sollte daher unter
werden.                                             um Hepatitis A.3                              ernährungsmedizinischer Beratung eine
                                                                                                  Gewichtsreduktion durchgeführt werden
Intervalle der MELD-Aktualisierung                  Warum muss ich mit dem Rauchen                oder bei Untergewicht auf eine hochkalo-
    Um die Führung auf der Warteliste auf-          aufhören?                                     rische Ernährung geachtet werden, ggf.
recht zu erhalten, muss der oben erwähn-                Der regelmäßige Konsum von Tabak-         unter Zuführung von Nahrungsergänzungs-
te MELD-Score regelmäßig aktualisiert               produkten erhöht bekanntlich das Risiko       mitteln.
werden. Dafür kann ein Termin am Trans-             von kardiovaskulären Erkrankungen wie
plantationszentrum notwendig sein. In der           Herzinfarkten und geht mit einem erhöh-       Sport
Regel genügt es aber, die vom Hausarzt              ten Risiko einher, Karzinome zu entwi-           Durch die veränderte Stoffwechsellage
bestimmten Laborwerte dem Transplan-                ckeln. Speziell für Transplantationskan-      bei Patienten mit Leberzirrhose kann es
tationszentrum zu übermitteln. Das Inter-           didaten erhöht das Rauchen darüber hi-        zu einem Schwund der Körpermuskulatur
vall, in dem der MELD-Score aktualisiert            naus das sogenannte perioperative Risiko      kommen. Dem sollte, soweit möglich, mit
werden muss, hängt vom aktuell gemel-               (d.h. das Risiko im Rahmen der Operation      dosierter sportlicher Aktivität entgegen-
deten Score ab (s. Tabelle 1). Bei Interes-         bzw. kurz danach Komplikationen zu ent-       gewirkt werden.
se kann der eigene Score über im Inter-             wickeln), es erhöht die Gefahr eines Ver-
net verfügbare Tools berechnet werden,              schlusses der Leberarterie nach der Trans-    „Wundermittel“
z. B. unter http://www.klinikum.uni-muen-           plantation 6 und es erhöht deutlich das           Es gibt zahlreiche freiverkäufliche, z.T.
chen.de/Lebercentrum/de/meld_score_                 Risiko, unter der Immunsuppression bös-       pflanzliche Präparate, die für Patienten
rechner/index.html.                                 artige Tumoren zu entwickeln.                 mit Lebererkrankungen beworben wer-
                                                        Eine Entwöhnung vom Rauchen senkt         den. Der Nutzen solcher Präparate ist
  MELD         Aktualisierung    Verfallszeit       deutlich das Risiko, im Rahmen der Leber-     nicht erwiesen und sie können in Einzel-
               nach              Labor 1            transplantation Komplikationen zu ent-        fällen schädlich sein oder die Leberfunkti-
  ≤ 10         365 Tagen         30 Tage            wickeln oder gar zu versterben. 7 Auch        on zusätzlich belasten. Daher werden frei
  11–18        90 Tagen          14 Tage            Krebserkrankungen treten bei Nichtrau-        verkäufliche Pflanzenextrakte oder sonsti-
  19 – 24      30 Tagen          7 Tage             chern bzw. ehemaligen Rauchern nach           ge Präparate der Alternativmedizin nicht
  ≥ 25         7 Tagen           2 Tage             der Transplantation deutlich seltener auf     empfohlen (s. a. S. 30).
                                                    als bei aktiven Konsumenten.8 Beide Ef-
Tabelle 1: Aktualisierungsintervall für den MELD-   fekte lassen sich unabhängig davon nach-      Welche Untersuchungen sollten bei
Score.                                              weisen, wann mit dem Rauchen aufge-           Leberzirrhose regelmäßig erfolgen?
1 Das bedeutet: so alt dürfen die Laborwerte        hört wurde. Das heißt, dass auch langjäh-         Auch in der Wartephase auf die Leber-
  (Zeitpunkt der Blutentnahme) höchstens sein,      rige Raucher noch davon profitieren, im       transplantation müssen die für alle Pati-
  wenn sie bei Eurotransplant gemeldet werden       Rahmen der Listung zur Transplantation        enten mit Leberzirrhose empfohlenen
  (Quelle: (1)).                                    das Rauchen aufzugeben.                       Vorsorgeuntersuchungen weiter erfolgen.
                                                        Die Wartezeit bis zur Lebertransplanta-   Zum Screening für das Leberkarzinom
Warum jetzt ans Impfen denken?                      tion kann eine psychisch herausfordern-       dient alle sechs Monate eine Bildgebung
   Zusammen mit den behandelnden                    de Phase sein und in dieser Zeit das Rau-     der Leber, meist eine Ultraschalluntersu-
Ärzten sollte vor der Transplantation der           chen aufzugeben daher eine große He-          chung oder eine Computertomographie
aktuelle Impfstatus erhoben und ggf. an-            rausforderung. Wie hier dargestellt, ist es   bzw. Magnetresonanztomographie. Dies
gepasst werden. Dies ist aus drei Gründen           jedoch ein lohnender Schritt. Die Trans-      kann durch die Messung des Tumormar-
wichtig. Aufgrund der Immunsuppression              plantationszentren beraten zu Entwöh-         kers AFP im Blut ergänzt werden.3
nach der Transplantation sind                       nungsprogrammen.                                  Des Weiteren ist eine Überwachung
1. Impfungen mit Lebendimpfstoffen un-                                                            von Krampfadern in der Speiseröhre mit-
   möglich (z. B. Masern, Mumps, Röteln,            Darf ich Alkohol trinken?                     tels Magenspiegelung wichtig. Die Unter-
   Windpocken), muss                                    Patienten, die an einer Alkohol-indu-     suchungsintervalle sind hier variabel in
2. mit einem geringeren Ansprechen auf              zierten Leberzirrhose leiden, müssen völ-     Abhängigkeit von Vorbefunden und Le-
   Impfungen gerechnet werden und be-               lig auf Alkoholkonsum verzichten. 1 Die       berfunktion.
   steht                                            Transplantationszentren sind auch ver-
3. ein besonderer Bedarf für einen effek-           pflichtet, mit geeigneten Laboruntersu-       Auf welche Komplikationen sollte
   tiven Infektionsschutz.4                         chungen die Einhaltung der Karenz zu          ich achten?
   Die Ständige Impfkommission (STIKO)              überwachen.                                      Im Rahmen der Wartezeit sollte auf
am Robert-Koch-Institut empfiehlt für al-               Bei allen anderen Ursachen der Leber-     Warnsignale für das Auftreten von Kompli-
le Menschen in Deutschland eine Imp-                zirrhose gilt unabhängig von der Frage        kationen der Leberzirrhose gezielt geach-
fung gegen Tetanus, Diphterie, Pertussis            der Transplantation, dass sich die Lebens-    tet werden. So können neu auftretende
und Polio. Patienten, die keine entspre-            erwartung durch weiteren, auch gelegent-      oder zunehmende Konzentrationsstörun-
8                                                    Transplantationsmedizin
                                                             Rubrik                                                  LE B E N S LI N I E N 1/2017

gen Hinweis auf eine sog. hepatische          arzt oder dem betreuenden Transplantati-       Angehörigen ein. Genauere Informationen
Enzephalopathie sein, eine ungewollte         onszentrum aufgenommen werden.                 erhalten Sie bei uns (sekretariat.gerbes@
Gewichtszunahme Hinweis auf zuneh-                                                           med.uni-muenchen.de) oder über den
mendes Bauchwasser und ggf. dessen            Gibt es weitere Möglichkeiten zur              Verein Lebertransplantierte Deutschland
Entzündung („Spontan bakterielle Peri-        Information und Beratung?                      e.V. (auch unter „Termine“ in dieser Zeit-
tonitis“) und Stuhlveränderungen wie             Viele Transplantationszentren führen        schrift). Der Verein organisiert regelmä-
Teerstuhl bzw. entfärbter Stuhl Hinweis       regelmäßig Informationsveranstaltungen         ßig auch eigene Veranstaltungen. Auf der
auf eine Blutung aus Krampfadern der          zum Thema Lebertransplantation durch.          Homepage der Selbsthilfeorganisation fin-
Speiseröhre bzw. einen Gallengangsver-        So laden wir an unserer Klinik regelmäßig      den Sie weitere Informationen und auch
schluss. Ein frühzeitiges Erkennen solcher    gemeinsam mit dem Verein „Lebertrans-          ehrenamtliche regionale Ansprechpartner
Komplikationen und rascher Beginn ei-         plantierte Deutschland e.V.“ im Herbst         für Ihre Fragen (www.lebertransplantation.
ner Therapie sind entscheidend für den        zur „Informationsveranstaltung für Pati-       eu).
Therapieerfolg und das langfristige Über-     enten auf der Warteliste zur Lebertrans-
leben. Wenn Patienten oder ihre Ange-         plantation“ und im Frühjahr zum „Update        Referenzen:
hörigen solche Warnsignale beobachten,        Lebertransplantation“ für alle transplan-      Auf Wunsch erhalten Sie die Referenzenliste
muss umgehend Kontakt mit dem Haus-           tierten sowie wartenden Patienten mit          per E-Mail: redaktion@lebertransplantation.de

                                                          Aus den Zentren

Aachen: 300. Lebertransplantation
V    or sechs Jahren hatte das Universi-
     tätsklinikum Aachen sein Lebertrans-
plantationsprogramm gestartet. Inzwi-
                                              45 Lebern nach postmortaler Spende
                                              verpflanzt. Das Haus gehört damit nach
                                              Essen (105), Heidelberg (87), Hannover         Sprecher der Uniklinik. Die Wartezeit auf
schen kann es auf 300 Lebertransplan-         (74), Hamburg (74), Berlin Charité (73)        eine Niere kann zehn Jahre betragen. Im
tationen zurückblicken. Insgesamt haben       und München-Großhadern (60) zu den             vergangenen Jahr wurden an der Unikli-
in Deutschland 24 Universitätskliniken        größeren Lebertransplantationszentren.         nik Aachen 81 Herz-, Nieren oder Leber-
die Zulassung ihrer Länderministerien für     Nach wie vor gebe es allerdings zu weni-       transplantationen durchgeführt.
die Durchführung von Lebertransplanta-        ge Organspender. In der Region warteten
tionen. Im Jahr 2015 wurden in Aachen         Hunderte auf ein Spenderorgan – so der         Quelle: DSO, brf.de/regional

                                                         Vereinsgeschehen

Kontaktgruppentreffen Essen: 15-jähriges Jubiläum
                                              wünschte weiterhin viel Begeisterung für       Danach waren alle eingeladen, den an-
Christina Hülsmann
                                              das zukünftige Wirken.                         wesenden Ärzten Fragen zu stellen. Die-
                                                  Ende Dezember 2001 wurde Moni Kuh-         ser wurden viele gestellt und bestens

Z    um 24. Oktober 2016 lud Moni Kuh-
     len zum 15-jährigen Kontaktgruppen-
treffen ins Haus der AWO ein. Zahlreiche
                                              len, nach langen und schweren Kranken-
                                              hausaufenthalten, erfolgreich in der Uni-
                                              klinik Bonn transplantiert. Seit dieser Zeit
                                                                                             und ausführlich beantwortet.
                                                                                                So ging ein schöner Abend, der lange
                                                                                             herbeigesehnt und geplant wurde, viel zu
Mitglieder und Interessierte kamen, um        fühlt sie sich der Aufklärung über Organ-
                                                                                      g      schnell vorüber.
dieses Jubiläum zusammen mit Moni Kuh-        spende verschrieben, wurde Mitglied glied in                                                          Fotos: Jörg Hülsmann

len (Essen) und Udo Biemann (Ruhrge-          unserem Verband und gründete
biet) zu feiern. Als Ehrengäste waren der     in Essen eine Kontaktgruppe. Au-
Erste Oberbürgermeister Rudolf Jelinek,       ßerdem besucht sie regelmäßig
Dr. Klein vom Uniklinikum Essen, Frau Prof.   Patienten vor und nach der Leber-
Dr. Beckebaum und Prof. Dr. Cicinnati vom     transplantation auf den Stationen,
St. Josef Krankenhaus Essen Kupferdreh        um ihnen die Angst vor der Leber--
mit dabei.                                    transplantation zu nehmen und      d
    Moni Kuhlen begrüßte die Anwesenden       auf die erste Zeit nach der Trans--
und der Oberbürgermeister Jelinek gratu-      plantation vorzubereiten.
lierte zu diesem Jubiläum und wünschte            Nach den Ansprachen und ei--
weiterhin viel Erfolg in der Selbsthilfe in   ner sensationellen Vorführung
                                                                          ung
Essen. Auch Jutta Riemer, 1. Vorsitzende      der Cheerleadergruppen der
unseres Verbandes, überbrachte Glück-         Assindia Cardinals: Sweet    et
wünsche vom gesamten Vorstand und be-         Birds und Lovely Birds konn- n-
richtete über den Aufbau und das ehren-       ten sich die Gäste an dem    m
amtliche Engagement von Moni Kuhlen           leckeren warm-kalten-Büf-    f-
und Udo Biemann. Christina Hülsmann,          fet bedienen und sich die    e
Koordinatorin NRW, überbrachte eben-          Köstlichkeiten in geselligerr
falls Glückwünsche und Blumen und             Runde schmecken lassen..
LE B E N S LI N I E N 1/2017                          Transplantationsmedizin
                                                                              Rubrik                                                                      9

                Splitleber-Transplantation in Deutschland
                                                                  Wesentliche Faktoren, die eine erfolg-       쐍 erweiterter rechter Leberlappen (Seg-
Fotos: privat

                                                               reiche Splitleber-Transplantation bedin-           mente IV, V, VI, VII und VIII) für normal-
                                                               gen, sind:                                         gewichtige Erwachsene
                                                               쐍 Sorgfältige Auswahl des Spenders und          쐍 linkslateraler Leberlappen (Segmente
                                                                  Empfängers                                      II und III) für Kinder
                                                               쐍 Chirurgische Erfahrung und Expertise          In seltenen Fällen wird wie folgt gesplittet:
                                                                  des transplantierenden Chirurgen             쐍 linker Leberlappen (Segmente II, III, IV)
                                                                                                               쐍 rechter Leberlappen (Segmente V, VI, VII
                                                               Wie häufig werden Lebern in                        und VIII)
                                                               Deutschland gesplittet?                            Generell gibt es zwei Möglichkeiten,
                왕 Prof. Dr. med. Silvio Nadalin
                                                                   Im Jahr 2015 warteten in Deutschland        eine Leber zu splitten. Das erwiesenerma-
                컄 Dr. med. Beate Harder
                                                               1.233 Patienten auf eine Lebertransplan-        ßen beste Vorgehen ist das sog. In-Situ-
                Wissenschaftliche Koordinatorin
                                                               tation, wirklich transplantiert wurden aber     Splitting. Die Teilung der Leber findet in
                Transplantationszentrum
                                                               nur 846 Lebern, was einen Anteil von 68 %       diesem Fall im Rahmen der Organentnah-
                Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Trans-
                                                               ausmacht. Ein Drittel der Wartenden konn-       me direkt im Körper des Spenders statt.
                plantationschirurgie
                                                               te also nicht transplantiert werden.               Der Vorteil dieser Technik liegt zum ei-
                Universitätsklinikum Tübingen
                                                                   Von den in Deutschland durchgeführ-         nen im chirurgischen Vorgehen und zum
                                                               ten Lebertransplantationen wurden ledig-        anderen in einer deutlich verkürzten „kal-

                I  n den letzten Jahren hat sich die Situa-
                   tion der Lebertransplantationen drama-
                tisch zugespitzt. Die Spenderzahl sank im
                                                               lich 7 % (n = 58) als Splitleber-Transplan-
                                                               tationen realisiert. Im gesamten Eurotrans-
                                                               plant-Raum beträgt die Rate sogar nur 4 %,
                                                                                                               ten Ischämiezeit“ und somit einer poten-
                                                                                                               ziell besseren Funktionsaufnahme des
                                                                                                               Organs. Der Nachteil der Technik liegt in
                Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich ab.   während in Ländern, die über eine klare         der extrem aufwändigen Logistik, da
                Auch die Qualität der Spenderorgane hat        Split-Regelung verfügen, wie z. B. Italien,     쐍 erfahrene Chirurgen, die die Split-Tech-
                sich zunehmend verschlechtert. Infolge-        die Splitleber-Transplantationsrate bei            nik beherrschen, rund um die Uhr ver-
                dessen ist der Bedarf an Spenderorganen        20 % liegt. 4                                      fügbar sein müssen,
                in Deutschland wie im gesamten Eurotrans-                                                      쐍 in den Spenderkrankenhäusern oft die
                plant-Raum kontinuierlich angestiegen.                                                            technische Ausrüstung, die ein solcher
                    Die Splitleber-Transplantation könnte                                                         Eingriff bedingt, nicht vorhanden ist,
                                                                                        7%
                zumindest zu einer teilweisen Entschär-                                                        쐍 Zeitplanung bedingt durch diesen
                fung dieses Problems beitragen. Sie ist ei-                                                       komplexen Eingriff erschwert ist.
                ne sichere und erfolgreiche Technik, die zu                                                    Beim sogenannten Ex-Situ-Splitting, das in
                einer Erweiterung des Spenderpools bei                                                         Deutschland fast ausschließlich durchge-
                Erwachsenen und insbesondere auch bei                                                          führt wird, wird die Leber als Ganzes ent-
                Kindern beitragen und die Sterblichkeit auf                                                    nommen und später in dem Transplanta-
                der Warteliste reduzieren kann. Einge-                                                         tionszentrum gesplittet, in dem die nach-
                führt von Pichlmayr und Kollegen im Jahr                                                       folgende Transplantation der Splitleber
                1988, um Kindern die Möglichkeit einer                                                         stattfindet. Diese Vorgehensweise verlän-
                größenentsprechenden Transplantation zu                          93 %                          gert zwar die „kalte Ischämiezeit“, bietet
                eröffnen, stellt die Splitleber-Transplanta-                                                   aber den Vorteil, dass die im Ganzen ent-
                tion heute ein standardisiertes Verfahren                                                      nommene Leber unter optimalen Bedin-
                dar, das bei Erwachsenen und Kindern mit                                                       gungen von Experten im Transplantations-
                                                                       Splitleber n = 58
                vergleichbaren Ergebnissen wie die Trans-                                                      zentrum geteilt werden kann.
                plantation eines kompletten Organs er-                 Komplette Leber n = 788
                folgreich eingesetzt wird.                                                                     Sind alle Spenderlebern gleich gut
                                                               © Eurotransplant Annual Report 2015 3           geeignet für das sog. „Splitting“?
                                                                                                                  Um eine Leber splitten zu können,
                                                               Wie und wo läuft eine solche Leber-             müssen viele unterschiedliche Kriterien
                                                               teilung ab?                                     beachtet werden. Fasst man die Ergebnis-
                                                                   Bei einer Splitleber-Transplantation wird   se aus der Literatur zusammen, so gehö-
                                                               das Organ eines Spenders in einen linken        ren zu den wesentlichen Spenderpara-
                                                               und rechten Anteil geteilt. Dabei müssen        metern:
                                                               die wichtigen Strukturen der Leberpforte        쐍 Alter zwischen 10 und 55 Jahren
                                                               mit Arterie, Pfortader und Gallenwegen          쐍 Intensivaufenthalt kürzer als 7 Tage
                                                               beidseitig getrennt erhalten bleiben und        쐍 Serumnatrium kleiner als 160 mmol
                                                               die abfließenden Venen anatomisch exakt         쐍 hämodynamische Stabilität
                                                               getrennt werden. Mit diesem Verfahren           쐍 adäquate Blutdruckwerte des Spenders
                                                               können zwei Patienten mit einem Trans-             unter Katecholamintherapie
                                                               plantat versorgt werden. Wesentlich dabei       쐍 Organ mit einem Verfettungsgrad klei-
                                                               ist die Beachtung der Relation von Leber-          ner als 10 %
                                                               größe und Körpergröße. In der Regel wird        쐍 anatomisch geeignete Voraussetzungen
                                                               standardmäßig folgender Split durchge-          Erst wenn all diese Kriterien erfüllt sind,
                                                               führt:                                          kommt ein Splitten der Leber in Betracht.
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