Lebertransplantierte Deutschland e.V - Informationen für Patient und Arzt
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Lebertrans p l an t i ert e Deu t s c h l a n d e . V. – In f o r m a t i o n e n f ü r Pa t i e n t u n d A r z t LEBENSLINIEN 1/2017
66 Inhalt LE B E N S LI N I E N 1/2017 Editorial ............................................................................................ 1 Transplantationsgesetz · Organspende Bundestreffen für Lebertransplantierte ................................... 2 25. Jahrestagung der DTG in Essen ......................................... 33 Deutsche Transplantationsgesellschaft .................................... 33 Transplantationsmedizin Aktuelle Lage der Transplantationsmedizin in Deutschland .. 34 Lebertransplantation – Wissenswertes für die Wartezeit .... 6 Medizinische Lösungen für das „Organtief “: Wie macht Aus den Zentren: man mehr Organe „fit“ für die Transplantation? ................. 35 Aachen: 300. Lebertransplantation ....................................... 8 Arbeitskreis Transplantationspflege e.V.: Vereinsgeschehen: Symposium in Essen ................................................................. 36 Kontaktgruppentreffen Essen: 15-jähriges Jubiläum........... 8 DSO-Zahlen für 2016: Wie geht es weiter ? ............................. 37 Splitleber-Transplantation in Deutschland ............................... 9 Engagement und Mitmenschlichkeit gefordert – Domino-Transplantation mit Amyloidose-Spender-Lebern .... 11 12. Jahreskongress der DSO .................................................... 38 Bestimmungs- und Risikofaktoren des Ltx-Ergebnisses ...... 12 ORGANPATEN-Preis 2016 ......................................................... 39 Drohende Abstoßung – Unterschiedliche Galenik Eurotransplant-Meeting 2016 ..................................................... 39 verbietet Austausch von Tacrolimus-Präparaten ................. 14 Gedenkpark in Halle (Saale) wächst ........................................ 40 Deutsche Athleten erfolgreich bei EM der Transplantierten .. 15 Neue Ansprechpartnerin für Grunderkrankungen der Leber .. 40 Psychologische Betreuung vor und nach Ltx ......................... 16 Pressespiegel ................................................................................. 41 14. Heidelberger Transplantationssymposium – Organspendeausweise ................................................................. 41 Update 2016 ................................................................................ 19 Gesundheit Aus Wissenschaft und Forschung Einsatz von Antibiotika – Nicht die Menge macht’s ............. 43 Vorbemerkung · Lebensführung und chronische Laborwerte ...................................................................................... 44 Lebererkrankungen .................................................................... 20 Moderne Technologie für bessere Einstellung Cholestatische und Autoimmun-Lebererkrankungen: des Blutzuckers ........................................................................... 46 PBC, PSC, AIH ............................................................................. 21 Zeckenalarm ................................................................................... 46 Hepatitis C · Hepatitis E · Leberkrebs (HCC) .......................... 22 Sie fragen – Wir antworten ........................................................ 47 Ltx: alt, jung · Immunsuppression/Immuntoleranz ............... 23 Recht · Soziales Hepatologie In Rente, obwohl ich das gar nicht wollte .............................. 48 Leber und Herz – Gibt es da eine Beziehung? ..................... 24 Anwesenheit einer Begleitperson Erkenntnisse aus dem Hepatitis-C-Register ........................... 25 bei Gutachtenerstellung zulässig ............................................ 48 Ohne Leber kein Leben! Sozialrechtliche Hinweise zur Leberlebendspende .............. 48 Leseprobe aus dem aktualisierten Leber-Buch .................. 26 Auch Kinder können an Lebererkrankungen leiden ............. 28 Geist · Körper · Seele Akutes Leberversagen durch Transplantierte rocken den Brocken … ................................... 49 Knollenblätterpilz-Intoxikation .................................................. 29 Danke für das Geschenk des Lebens! ..................................... 50 Warnung vor Wundermittel MMS .............................................. 30 Es bewährt sich – unser Netzwerk für Leber- transplantierte, Wartepatienten und Angehörige! .............. 50 Aus den Zentren Gedenken ...................................................................................... 51 Heidelberg: 24. Regionaltreffen und Arzt-Patienten-Veranstaltung .................................................... 31 Ernährung Tübingen: Ltx bei Kindern und Jugendlichen ......................... 32 Sauerkraut und Co. ....................................................................... 52 Regensburg: Wartepatiententreffen ......................................... 32 Wechsel in der Lebertransplantationschirurgie Heidelberg ... 32 Vereinsgeschehen Gesundheitswoche 2016 in Bad Wildungen .......................... 54 Aktivitäten aus den Kontaktgruppen ........................................ 55 Vermischtes Adresse Verein – Vorstand .......................................................... 58 Dank an Sponsoren – Impressum – Beitrittserklärung ........ 59 Termine – Beitrittserkärung ........................................................ 60 Ansprechpartner/Kontaktgruppen – Koordinatoren ............. 61 Fachbeiräte ..................................................................................... 64 Medizin mit dem gesunden Menschenverstand ................... U3 T Titelbild von Monika Reiter, Künzelsau Blumengrüße , Acryl auf Leinwand B w www.reitermonika.de W Wir danken der Künstlerin für die M Möglichkeit des kostenlosen Abdrucks.
1 Liebe Leserinnen und Leser, die Langzeitergebnisse der Überlebenszeit nach einer Transplantation sind in Deutschland signifikant ( > 10 %) schlechter als im europäischen und internationalen Vergleich. Die Organqualität der Spenderorgane bei zunehmendem Spenderalter, die Regelungen für Zuteilung von Standard Exceptions (SE, als Ausnahme vom labMELD) bis ins letzte Detail, der oftmals (zu) schlechte Gesundheitszustand der Patienten vor einer Transplantation und vieles mehr sind derzeit diskutierte Themen. Für die Klärung der sich ergebenden wissenschaftlichen Fragestellungen kann in ein bis zwei Jahrzehnten sicher auch das aktuell beschlossene Transplantationsregister hilfreich sein. Auf der Hand liegt aber, dass vielen Problemen der Transplantationsmedizin durch eine Steigerung der Organspendezahlen die Spitze genommen würde. Eine Anglei- chung an die sich mit ca. 20 – 23 Organspendern pro Mio. EW im Mittelmaß befind- lichen Länder wie Italien, Slowenien oder Großbritannien würde für Deutschland eine Verdoppelung der Spenderorgane und somit Transplantationen bedeuten! Schauen wir uns die Anzahl der Organspender im Vergleich zum letzten Jahr an, so warten wir vergebens auf die Wende zum Positiven – ja, wir müssen schon froh sein, wenn die Kurve nicht weiter abwärts geht. Umso mehr sollte darauf geachtet werden, alle Möglichkeiten, Leben durch Organ- spende zu retten, auszuschöpfen. Dazu gehört auch das Splitten von Spenderlebern, um so mit einem Organ zwei Menschen heilen zu können. Zu den Vor- und Nachtei- len dieser Methode finden Sie in diesem Heft einen Artikel. Hier erkennen wir auch, welche Bedeutung Organverteilungsrichtlinien auf die Förderung oder Hemmung eines medizinischen Verfahrens haben können. Könnte auch durch die Forcierung der Lebendorganspende der Organpool entlas- tet und zusätzliche Transplantationen durchgeführt werden? Während bei den Nieren schon fast jede 3. Transplantation als Lebendspende durchgeführt wird, sind es bei der Leber nur ca. 5 % aller Transplantationen. Im Falle einer Leberteillebendspende muss die Leber eines gesunden Menschen durchtrennt werden. Diese Operation ist mit höherem Risiko als die Entfernung der paarig vorliegenden Niere verbunden. Eine Lebendspende will gut überlegt sein und alle Eventualitäten müssen zwischen Spen- der und Empfänger ausdiskutiert sein. Hier gilt es nicht nur, medizinische, sondern auch psychosoziale Kriterien zu bedenken. Alle Möglichkeiten, auf „Umwegen“ dem Organmangel ein Schnippchen zu schla- gen, sind mit zusätzlichen Problemen verbunden, die es bei einer postmortalen Spende nicht gibt. Also sind wir wieder beim Grundproblem gelandet: Wir müssen gemeinsam alles Mögliche tun, um die Organspende zu befördern: Die Zahl der Besitzer eines Organspendeausweises steigt – es könnten aber noch mehr werden. Die Menschen müssen in noch größerem Umfang erkennen, dass die Bereitschaft zur Organspende gelebte Nächstenliebe und Solidarität bedeutet – auf die sie vielleicht selbst einmal angewiesen sind. Zumindest sollten alle ihre Entschei- dung treffen und dokumentieren. In allen Krankenhäusern muss ein positiver „Geist für die Organspende“ als ärztli- che (übrigens gesetzlich vorgeschriebene!) Aufgabe und großartige Hilfsmöglichkeit für schwerstkranke Patienten Einzug halten. Und nicht zuletzt ist es eine Aufgabe der Politik, in den Ländern durch entsprechen- de Umsetzungen des Transplantationsgesetzes das Thema endlich flächendeckend ernst zu nehmen und den Krankenhäusern Hilfestellungen zu bieten, die Freistellungs- regelungen für Transplantationsbeauftragte zu konkretisieren, aber auch hinzuschauen, wo die im TPG festgeschriebenen Pflichten besonders gut oder eben gar nicht erfüllt werden. Mit den besten Wünschen für das Jahr 2017 Ihre Jutta Riemer
2 Leitartikel Rubrik LE B E N S LI N I E N 1/2017 Bundestreffen für Lebertransplantierte Fotos: Andrea Sebastian Gerd Böckmann, Elke Hammes, Bernd Hüchtemann, Christina Hülsmann, Peter Mohr, Jutta Riemer, Andrea Sebastian Lebertransplantierte Deutschland e.V. hatte zum 4. Deutschen Patiententag eingeladen. Etwa 140 Patienten und An- gehörige aus ganz Deutschland kamen zur Veranstaltung, die vom 30.9. bis 2.10.2016 in Hamburg stattfand. Im Vor- dergrund standen Information und Fort- bildung für Patienten sowie der wichtige Austausch der Betroffenen untereinander und mit Fachexperten. Ein gelungenes Rahmenprogramm rundete das Ange- bot für Mitglieder und Interessierte ab. Bei bestem Wetter genossen wir eine Grußwortredner und Refrenten Barkassenfahrt, den Besuch des Muse- umshafens Övelgönne. Dort wurde auf untersuchen. So wurden Ziele, Koope- Der nachfolgende Vortragsblock stand einem historischen Schiff bei Live-Musik rationsmöglichkeiten, Erfahrungen mit unter der Überschrift: des Liedermachers Tom Kirk gespeist. Fachleuten, die Wirkung von Selbsthilfe „Keine Lebertransplantation ohne Und auch der Tagesausklang am Sams- auf verschiedenen Ebenen (Betroffene, Organspende“ tag in gemütlicher Runde bei Hamburger Verband, Politik) und die Arbeitsbedin- Spezialitäten mit Blick auf den erleuchte- gungen untersucht. Auch Potenziale (z. B. 1. Wie steht die Bevölkerung zur ten Hafen war etwas Besonderes. Professionalisierung, Bedeutungsgewinn) Organspende? und Ziele und Probleme bei den Versu- Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf chen, diese zu erreichen, wurden thema- Peter Lang, stv. Leiter der Bundeszentra- den Vorträgen und Gesprächsgruppen am tisiert (Altersstruktur, Überforderung der le für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Samstag. Der Vormittag war dabei be- zu wenigen Aktiven, Nachwuchs fürs Eh- beantwortete diese Frage in seinem Vor- stimmt von Grußworten und Vorträgen renamt etc.). trag. namhafter Referenten. In 2016 wurde eine Repräsentativbe- Die Schirmherrschaft hatte Bundes- Von den Anfängen des Verbandes fragung an 4.002 Personen durchgeführt. ärztekammerpräsident Prof. Frank Ulrich und Neues aus der Transplantations- Ca. 80 % der Befragten stehen der Or- Montgomery übernommen und war auch medizin ganspende positiv gegenüber. Etwa 69 % persönlich zu einem engagierten Gruß- würden, danach gefragt, ob sie grund- wort nach Hamburg gekommen. Die Ver- Prof. Dr. Gerd sätzlich damit einverstanden sind, dass anstaltung war organisiert worden durch Otto, ehem. Lei- man ihnen nach ihrem Tod Organe und Lebertransplantierte Deutschland e.V. in ter der Transplan- Gewebe entnimmt, zustimmen. Sieht Kooperation mit dem Transplantations- tationschirurgie in man dieselbe Frage in einer Zeitreihe, so zentrum Hamburg. Für die Uniklinik be- Mainz und Ehren- waren 2010 noch 74 % mit einer Organ- grüßten uns der stellvertretende Ärzt- mitglied von LD bzw. Gewebeentnahme einverstanden liche Direktor Dr. Terrahe sowie Prof. e.V., war an der und in 2016 noch 69 %. Von den Be- Dr. Björn Nashan, Direktor der Klinik für Gründung des fragten haben 41% keine und 58 % eine Hepatobiliäre Chirurgie und Transplanta- Verbandes maß- Entscheidung getroffen. Diejenigen, die tionschirurgie. Für LD e.V. sprach Jutta geblich betei- eine Entscheidung getroffen haben, ha- Riemer, Vorsitzende des Verbandes, ein- ligt. Er hatte 1993 als damaliger Leiter ben diese in einem Organspendeausweis leitende Worte. der Ltx-Chirurgie in Heidelberg ein offe- (27 %), nur in der Patientenverfügung nes Ohr für die Idee von Jutta Vierneu- (4 %), in beiden (5 %) dokumentiert und Selbsthilfe in Deutschland – Wirkun- sel, einen Verein für Lebertransplantierte 22% haben die Entscheidung nicht doku- gen, Erfahrungen, Potenziale zu gründen und diese so zu stärken. So mentiert. zeigte er auch zu Beginn einige Fotos Wichtige Gründe für eine fehlende Ent- Prof. Marie-Luise und Dokumente aus der ersten Zeit des scheidung sind, dass man sich noch nicht Dierks, Leiterin Verbandes – ging dann aber auf aktuel- oder zu wenig mit dem Thema beschäf- d e r Pa t i e n t e n - le Entwicklungen der Transplantations- tigt, bewusst nicht mit dem Thema aus- universität der medizin ein. Er sprach über die gute einander gesetzt, Angst vor Missbrauch M H H a n n o v e r, Wirksamkeit der neuen HCV-Medikamen- (mangelndes Vertrauen in das Organspen- stellte eine Studie te und erläuterte die vermutlichen Auswir- desystem) und unentschlossen ist. Herr zu Selbsthilfe in kungen auf die Wartelisten der Zukunft. Lang berichtete weiter, dass die Entschei- Deutschland vor. Weitere Themen, die künftig stärker Be- dung sehr vom Bildungsstand abhängt. In der SHILD-Stu- achtung finden müssen, seien z. B. die Von allen Befragten besitzen 32 % ei- die (Gesundheits- Splitlebertransplantation, Lebendspende, nen Organspendeausweis, wobei dieser bezogene Selbsthilfe in Deutschland – Verwendung älterer Organe, Verwendung Prozentsatz, im zeitlichen Trend, in 2010 Entwicklungen, Wirkungen, Perspektiven) HCV-positiver Organe. Prof. Otto stellte die noch bei 25 % lag. Von diesen 32 % stim- ging es darum, Selbst-hilfe und Selbsthil- komplexen Zusammenhänge der in die men 86 % einer Organ- und Gewebe- feunterstützung sicht-bar(er) zu machen, Transplantation involvierten Organisatio- spende zu, 7 % haben eine andere Person Bedürfnisse, Bedarfe und Rahmenbedin- nen dar und berichtete abschließend über angegeben, die darüber entscheiden soll gungen zu reflektieren und Wirkungen zu den Stand des Transplantationsregisters. und nur 3 % haben widersprochen. Der
LE B E N S LI N I E N 1/2017 Leitartikel Rubrik 3 Hauptgrund für eine Organspende ist mit besserung durch die Politik, Bundesärzte- Wo drückt der Schuh? – Situation 75 % Altruismus (Selbstlosigkeit). Grün- kammer, Krankenkassen, Deutsche Kran- der Transplantation in Deutschland de dagegen mit je 18 % sind Angst vor kenhausgesellschaft, DTG, DSO und die aus Patientensicht Missbrauch, generell gegen Organspen- Patientenverbände begonnen worden. de und die Religion. Die dokumentierten Prof. Nashan schloss mit dem dringlichen Jutta Riemer, Vor- Entscheidungen fallen meist zu Gunsten Appell an alle Beteiligten, sich aktiv und sitzende von LD einer Einwilligung aus. positiv in die Restrukturierung einzubrin- e.V., eröffnete den Als Fazit führte Herr Lang aus, dass der gen, um sie zügig zu einem erfolgreichen Nachmittag mit ei- Fokus der Aufklärungsarbeit auf die Unent- Abschluss zu bringen. nem Vortrag „Wo schlossenen und diejenigen gelegt wer- drückt der Schuh? den muss, die eine Entscheidung getrof- 3. Wer erhält wann, welches Organ? – Sit uat ion der fen, aber nicht festgehalten haben. Des – Aus der Richtlinienarbeit der Tr a n s p l a n t a t i o n Weiteren muss der Fokus auf die Vermitt- Ständigen Kommission Organtrans- in Deutschland lung grundlegender Informationen zur plantation a u s Pa t i e n t e n - Organ- und Gewebespende gelegt wer- sicht.“ Die medizinische Versorgung in den. Der Fokus liegt ganz klar auf „Die Prof. Dr. Hans Deutschland, auch die der Transplantati- Entscheidung zählt; egal welche!“ Lilie, Vorsitzen- onspatienten, sei generell auf einem sehr der der Ständigen hohen Niveau. Begrenzender Faktor sei 2. Restrukturierung der Organspende Kommission Or- einerseits die Organknappheit. Es gäbe gantransplantation aber auch andere Faktoren, die Patienten Prof. Dr. Björn (StäKO) der Bun- limitieren könnten und die der Verbes- Nashan, der fe- desärzt ekammer serung bedürften. Hier zeigte die Refe- derführend in den (BÄK) erläuterte rentin Aspekte aus der hausärztlichen wichtigsten Gre- in seinem Vortrag Praxis ebenso auf wie bei den Abläufen mien der Organ- die Aufgaben der während der Listung, das Fehlen eines spende und Trans- StäKO. Diese bestehen in der Entwick- bundeseinheitlichen Nachsorgekonzepts plantation ist, zeig- lung von Richtlinien zu Organspende, und der in vielen Zentren defizitären psy- te die Defizite in -vermittlung und -verteilung sowie der chologischen Betreuung. Auch die Kom- der Organspende Organtransplantation, Beobachtung und munikation innerhalb des Zentrums zwi- auf und erläuterte Bewertung der Praxis der Organspende, schen verschiedenen Disziplinen wäre in die Pläne zur Verbesserung der Situati- -vermittlung und -verteilung und der Or- einigen Zentren verbesserungswürdig. So on. Die Organspenderzahlen begannen gantransplantation, der Erarbeitung von forderte sie abschließend eine Entwick- bereits 2010 einzubrechen. Die Skan- Kriterien für die Zulassung von Kranken- lung von allgemeingültigen Konzepten für dale um die manipulierten Wartelisten häusern als Transplantationszentren und alle Tx-Zentren: wurden aber erst ab Winter 2012 aufge- dem Informationsaustausch mit politi- 쐍 Leitlinien u. a. Medikation, Lebenswei- deckt. Offensichtlich kann man den Rück- schen Entscheidungsträgern zu Fragen se (z. B. Sport, Haustierhaltung, Ernäh- gang der Organspender nicht allein den der Transplantationsmedizin (Parlamente, rung, Schwangerschaft, …) „Skandalen“ anlasten. Warum wurden Regierungen, Gesundheitsverwaltungen, 쐍 Rehakonzepte und Programme spezi- in der Mehrzahl der großen Kliniken, selbst Kostenträger und medizinische Einrich- ell für Transplantierte in den Rehaklini- in den Transplantationszentren, so wenig tungen). Den Weg der Entstehung einer ken für Transplantierte Spender gemeldet? Gründe könnten die Richtlinie von der Befassung eines Ex- 쐍 geregelte Kommunikation bei Schnitt- unzureichende Bezahlung und Unterstüt- pertengremiums über zwei Lesungen bis stellen. (z. B. Schnittstelle Hausarzt – zung der Transplantationsbeauftragten in zur Genehmigung durch den Vorstand Zentrum, interdisziplinär in Zentren) den Entnahmekrankenhäusern sein. Or- der BÄK und dann des Bundesministeri- 쐍 Nachsorgekonzept – Frequenz, Kons- ganentnahmen sind für Kliniken aufwen- ums für Gesundheit (BMG) erfuhren die tanz, Untersuchungen in anderen Ab- dig und teuer. Die Vorhaltekosten für Per- Zuhörer. Lilie stellte die Arbeitsgruppen- teilungen des Zentrums sonal und Sachkosten müssten für Klini- konsilien vor, die kurzfristige Beratungen 쐍 Übernahme von Fahrtkosten zum Zen- ken kalkulierbar sein, sind es aber nicht. z. B. der Zentren durchführen. Mit den trum Erstaunlicherweise ist die Bereitschaft, Erläuterungen zur Zusatzweiterbildung 쐍 Umsetzung des „neuen“ (von 2012!) selbst Organspender zu werden, bei Ärz- Transplantationsmedizin, dem Thema Transplantationsgesetzes auf Länder- ten und Pflegepersonal eher niedriger als Transplantationsregister und Nachsor- ebene in der Bevölkerung. Hier sind Ausbildung geleitlinien wies er zum Schluss seines 쐍 Optimierung der Spenderangehörigen- und Aufklärung nötig. Die Position eines Vortrags auf wichtige strukturbildende betreuung Transplantationsbeauftragten zu besetzen, Maßnahmen für die Zukunft hin, die teil- ist für Kliniken verbindlich vorgeschrie- weise schon in die Wege geleitet wurden, Im Anschluss verteilten sich die Teilneh- ben, wie diese Tätigkeit ausgeführt wird, teilweise noch vorangetrieben werden mer auf insgesamt vier Gesprächsgrup- ist aber noch nicht bundesweit verbind- müssen. pen zu verschiedenen Themen. lich und einheitlich geregelt. Dies wird aber in naher Zukunft geschehen. Dank der Transplantierten – Hepatitis C – Neue Medikamente. Die Richtlinie zum irreversiblen Aus- Das besondere Foto Wer erhält sie? fall der Hirnfunktion wird bezüglich der Nach der Mittagspause stellten sich alle Gesprächsgruppe I mit Prof. Dr. Christian Definition der Verfahren und der ver- Transplantierten und deren Angehörige Straßburg, Bonn, und Elke Hammes, bindlichen Diagnostik überarbeitet. Die (mit Herz) im Hörsaal auf und zeigten die LD e.V. Richtlinie zur Organentnahme nach dem Anzahl ihrer geschenkten Lebensjahre. „Die Hepatitis C hat heutzutage auf- Transplantationsgesetz verlangt nach ei- Dieses Gruppenfoto (s. nächste Seite) grund der neuen Medikamente Heilungs- ner verbindlichen Qualifizierung der Ent- ergab über 350 Lebensjahre. Mit diesem raten bei den meisten Genotypen von nahmechirurgen und einer Verfahrens- Foto gedenken wir unserer Organspender mehr als 95 %.“ So Prof. Dr. Straßburg in anweisung und Qualitätssicherung. Die und danken auch den Spenderfamilien: der Einführung in diese Gesprächsgruppe Deutsche Stiftung Organtransplantation Geschenkte Leber – neues Leben! mit speziell interessierten Betroffenen (DSO) entwickelt einen Klinikleitfaden. Danke. und Angehörigen. Prof. Straßburg beant- So sind im Bereich der Organspende ei- wortete sehr ausführlich und verständlich ne Vielzahl von Prozessen oder ihre Ver- alle gestellten Fragen der Teilnehmer. Mit
4 Leitartikel Rubrik LE B E N S LI N I E N 1/2017 den neuen Medikamenten kann das Virus Leber. Gerne können Sie sich mit Fragen Nicht jeder Patient wohnt in Zentrums- auf unterschiedliche Arten angegriffen an Sie wenden (s. a. S. 40 in diesem Heft). nähe oder hat einen guten Hausarzt/In- werden. Sie unterscheiden sich darum ternisten vor Ort. Aber gerade die Betreu- auch namentlich hinsichtlich der Worten- Nachsorge nach Ltx – ung nach der Transplantation ist wichtig dungen: Was ist wichtig? und sollte von einem Internisten begleitet 쐍 buvir: nukleosidische und nicht-nukle- Gesprächsgruppe II mit Prof. Dr. Felix werden. osidische Polymerasehemmer NS5B * Braun, Kiel, und Andrea Sebastian, 쐍 avir:NS5 Polymerasehemmer * LD e.V. „Reiseplanung – 쐍 previr : Proteasehemmer * Dr. Braun erläuterte die veränderte Krisenmanagement unterwegs“ Mit deren Einsatz können bei den Gesundheitslage der heutigen Transplan- Gesprächsgruppe III mit Prof. Dr. Lutz meisten Genotypen Heilungsraten (SVR tierten. Dadurch, dass die Transplantierten Fischer, Hamburg, und Bernd Hüchte- – sustained virologic response) von mehr zum Zeitpunkt der Transplantation schon mann, LD e.V. als 90 % erreicht werden. Für transplan- oft kränker sind als in früheren Jahren, Es wurde zu den Vorbereitungen vor tierte Hepatitis-C-Patienten wird eine müsse das Augenmerk verstärkt auf die der Reise zunächst über den richtigen hohe Wirksamkeit mit den neuen DAAs Dosierung der Immunsuppressiva gelegt Zeitpunkt für die Reise und das Ur- (direct acting antivirals) erzielt. werden. Er erklärte die verschiedenen Im- laubsziel nach einer Transplantation ge- Eine Ausnahme bildet der Genotyp 3, munsuppressiva und ihre unterschied- sprochen. Hier ist festzuhalten, dass im wo das virologische Ansprechen (die Hei- lichen Nebenwirkungen und Wirkungs- ersten Jahr nach Tx das Risiko für Kom- lungsrate) noch nicht so hoch ist. Je nach kurven. Der Wirkstoff Ciclosporin (z. B. plikationen insgesamt höher ist und so- Genotyp und naiven (noch nicht behan- Sandimmun®) hat eine steilere Wirkungs- mit keine Fernreisen anzuraten sind. Zu delten) Patienten oder bereits erfolglosen kurve als Tacrolimus (z.B. Advagraf®/Pro- einem späteren Zeitpunkt sollten dann Vortherapien bewegt sich die Behand- graf®). Der höchste Wert (Medikamenten- Länder mit guter medizinischer Grundver- lungsdauer zwischen 8 und 24 Wochen. spiegel) ist 2 Stunden nach der Einnahme. sorgung, mit möglichst hohen Hygiene- Die Heilung der Hepatitis C kann das Dieser Wert ist um ein Vielfaches höher standards und gemäßigten klimatischen Risiko für eine Leberzirrhose, ein hepato- als der angestrebte Spiegel. Sinnvoller Bedingungen ausgewählt werden. zelluläres Karzinom senken und es wird wäre es, bei der Nachsorge den Spiegel Auch sollte an ausreichenden Versi- erwartet, dass die Anzahl der Lebertrans- nach 2 Stunden zu ermitteln und die Me- cherungsschutz (Auslandskrankenversi- plantationen aufgrund von Hepatitis C dikation dementsprechend anzupassen. cherung, Rückführung im Notfall), medi- sinken wird. Dies ist in der Praxis nicht realisierbar. zinische Unterlagen (Arztbrief, aktuelle Besonders wichtig ist, im Falle einer Um die Nebenwirkungen der Immun- Laborwerte und Zollbescheinigungen zur Therapie auf die Wechselwirkungen mit suppressiva möglichst gering zu halten, Ein- und Ausfuhr der Medikamente), Son- anderen Medikamenten, insbesondere mit wird versucht, den Medikamentenspiegel nen- und Insektenschutz sowie eine indi- Immunsuppressiva, zu achten, weil sich soweit wie möglich abzusenken. Es zeig- viduelle Reiseapotheke gedacht werden. möglicherweise Resistenzen bilden kön- te sich, dass es eine Vielzahl von unter- Daneben ist ein ausreichender Impf- nen, die einem Erfolg der Therapie im We- schiedlichen Therapieformen individuell schutz von hoher Bedeutung. Die Impfun- ge stehen. Es werden noch weitere neue und zentrumspezifisch gibt. gen richten sich nach dem Reiseziel und Medikamente kommen, die besonders Nach dieser Diskussion ging Dr. Braun es ist darauf zu achten, dass sie rechtzei- für Patienten mit einer Niereninsuffizienz auch noch auf die Problematik der Kran- tig vor Reiseantritt erfolgen, damit sich ein hilfreich sind. Das gilt auch für transplan- kenhauskeime ein. Viele Wartepatienten ausreichender Schutz entwickeln kann. tierte Patienten. Die Co-Moderatorin Elke kämen schon mit Keimen in die Trans- In diesem Zusammenhang wurde da- Hammes ist Ansprechpartnerin unseres plantationszentren und hätten dann nach rauf hingewiesen, dass Gebiete mit Gelb- Verbandes für Grunderkrankungen der überstandener Transplantation Probleme, und/oder Dengue-Fieber sowie Malaria einen Platz in einer Reha-Klinik zu be- zu meiden sind. Transplantierte Patienten * Anmerkung: Proteasehemmer stoppen die Zer- kommen. Auch sei der Übergang vom dürfen nicht mit Lebendimpfstoffen, wie legung großer Eiweißmoleküle in Viruspartikel. Transplantationszentrum zum heimatna- z. B. gegen Gelbfieber, geimpft werden. Polymerasehemmer stoppen das Kopieren von hen Arzt manchmal mit Problemen ge- Das richtige Verhalten bei Unfall, Fie- Virus-Erbgut und damit die Vermehrung der Viren. haftet. ber, mehrmaligem Durchfall und/oder Er-
LE B E N S LI N I E N 1/2017 Leitartikel Rubrik 5 brechen sowie bei Verletzungen wurde den); Zähne nur mit Mineralwasser putzen. und Unterstützung der Familie. Im Weite- ausgiebig erläutert. Nach einer möglichen, Bei beschwerden, die auch nach der Rei- ren wurde sehr deutlich, dass die Familie kurzzeitigen Selbstmedikation ist i. d. R. se auftreten, immer an die Möglichkeit einen wichtigen Rückhalt bieten kann, immer der rasche Kontakt zu einem Kran- eines Zusammenhangs denken und dem wenn eine Transplantation beabsichtigt kenhaus erforderlich. Arzt mitteilen. ist. Im Idealfall können sich alle Familien- Die international gültige Regel „Boil it, Besonders positiv empfanden die Teil- mitglieder in dieser Stresssituation ge- cook it, peel it or forget it!“ (Koch es, schäl nehmer dieser Runde, dass praktische genseitig unterstützen. Teilgenommen an es oder vergiss es!) ist der sicherste Weg, Hinweise und Tipps von den Anwesenden dieser Gesprächsgruppe hat auch Jörg eine Infektion durch Wasser oder Nahrung eingebracht wurden und zum Abschluss Hülsmann, unser Ansprechpartner für An- zu vermeiden. die Präsentation in gedruckter Form für je- gehörige. Bei Gesprächs- und Informati- den Einzelnen zur Verfügung gestellt wer- onsbedarf können Sie sich gerne jederzeit Verboten sind z. B.: den konnte. Checklisten für die Reisevor- melden (Telefon: 05223-48971, E-Mail: 쐍 rohes Fleisch, Fleischprodukte und ro- bereitungen und auch für unterwegs ver- joerg.huelsmann@lebertransplantation.de). he Milchprodukte vollständigten dabei ebenso die Unterla- 쐍 ungekochte Lebensmittel: z.B. Gemüse, gen wie einige wichtige Kontaktadressen. Dank und Ausblick Salate Das komplette Programm dieses Pa- 쐍 Leitungswasser, Eiswürfel, Speiseeis, Transplantation – tiententags und nicht zuletzt auch die offene Kaltgetränke Ein Ereignis für die ganze Familie interaktive Form der Gesprächsgruppen 쐍 in Plastikfolie verpackte Nahrungsmittel Gesprächsgruppe IV mit der Diplom-Psy- bot vielen Interessierten die Gelegenheit 쐍 Grapefruit , Grapefruitsaft , Pomelo chologin Dr. phil. Sylvia Kröncke, Ham- zur Information, zur Diskussion und zum (Wechselwirkung mit Medikamenten) burg, und Peter Mohr, LD e.V. Austausch und wurde dankbar angenom- Zuerst wurde über den Umgang mit men. Hingegen sind unbedenklich: Kindern im Falle einer Lebertransplanta- Turnusmäßig würde nach Hannover, 쐍 alles frisch Gekochte und Gebratene: tion eines Elternteils gesprochen. Dabei Heidelberg, Berlin und nun Hamburg im durchgebratenes Fleisch, Kartoffeln, wurde deutlich, dass die kindlichen Fragen Jahr 2019 wieder ein Bundestreffen unter Nudeln, Reis, Suppen, Bohnen, Erbsen stets alters- und wahrheitsgemäß beant- dem Motto „Geschenkte Leber – neues usw. wortet werden müssen, um den Kindern Leben“ stattfinden. Lassen wir uns über- 쐍 selbst geschältes Obst zusätzliche Ängste zu ersparen. Gleichzei- raschen, denn es sind immer viele enga- 쐍 pasteurisierte Milchprodukte tig sollten aber den Kindern nicht mehr gierte Verbandsmitglieder tätig, um ein 쐍 Tee, Kaffee, Mineralwasser (in ver- Infos zugemutet werden, als sie es selbst solches Ereignis vorzubereiten. In diesem schlossenen Originalflaschen) verlangen, da Kinder häufig von überflüs- Jahr gilt der Dank Herrn Kütemeier, Trans- sigen Informationen überfordert werden. plantationskoordinator der Uniklinik in Ferner ist wegen möglicher Keim- und Ein weiteres Thema war die Beziehung Hamburg, sowie Herrn Prof. Nashan für Parasitengefahr das Baden in tropischen zwischen Großeltern – Eltern – Kind. Da- die Unterstützung in der Vorbereitung, für Süßgewässern kritisch zu sehen, ebenso bei wurde deutlich, dass jede Familie ihre sein Grußwort und den Vortrag. Beide ha- der direkte Umgang mit Tieren. Generell eigene Form der Erziehung hat, die im ben uns klinikintern alle Wege geebnet gelten für transplantierte Reisende die Grunde für diese Familie angemessen und viel wichtige Vorarbeiten geleistet. allgemeinen Hygieneregeln: also gründli- ist. Dabei liegt auch beim transplantier- Von LD e.V. waren im Organisationsteam ches Händewaschen mit Seife und Nagel- ten Kind die Hauptverantwortung bei den tätig: Dieter Bernhardt, Egbert Trowe und bürste, auch unter den Nägeln (Handdes- Eltern. Großeltern haben eine wichtige Wolfgang Weber. Eine besondere Unter- infektionslösung immer wieder anwen- Funktion in der liebevollen Zuwendung stützung erfuhren wir durch den örtlichen Ansprechpartner aus Hamburg Bernd Hüchtemann. Er war – zusammen mit Pe- tra Ramke – für das komplette, so gelun- gene Rahmenprogramm verantwortlich. Wir danken auch all den hochkarätigen Grußwortrednern und Referenten, die für uns Patienten an diesem Tag ihre (Frei-) Zeit verwendet haben. Durchgeführt wer- den konnte diese außergewöhnliche Ver- anstaltung aufgrund der großzügigen För- derung des BKK Dachverbandes sowie der Firmen Abbvie, Astellas, Biotest, Chiesi und Hexal. Wir danken den Förderern.
6 Transplantationsmedizin Rubrik LE B E N S LI N I E N 1/2017 Lebertransplantation – Wissenswertes für die Wartezeit Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 846 Lebertransplantationen nach postmortaler Organspende durchgeführt, 1.233 Patienten aus Deutschland warteten zum Ende des Jahres 2015 weiter auf eine Lebertransplantation (Quelle: DSO, Eurotransplant). Die Wartezeit bis zur Lebertransplantation stellt für viele Patienten und Angehörige einen heraus- fordernden und meist belastenden Lebensabschnitt dar. In diesem Beitrag wollen wir daher zum besseren Verständnis der Abläufe bis zur Transplantation beitragen. Wir beantworten an unserem Zentrum häufig gestellte Fragen, was Patienten während der Wartezeit beachten sollten und wie sie zum Erfolg der Transplantation beitragen können. wiegt. So müssen bereits bestehende und bisher unerkannte Krebserkrankun- gen oder chronische Infektherde ausge- schlossen werden, welche unter der Im- munsuppression nach Lebertransplantati- on aufflammen könnten. Zum Ausschluss einer vorbestehenden Krebserkrankung sind Magen- und Darmspiegelung, com- putertomographische Untersuchungen, eine MRT-Untersuchung der Leber, eine Simon Hohenester 1 Alexander L. Gerbes1 Gerald Denk 1,2 hautärztliche Untersuchung etc. sinnvoll. 1 Leber Centrum München, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Dem Ausschluss chronischer Infektherde Klinikum der Universität München (LMU) dienen z. B. die zahnärztliche Untersu- 2 Transplantationszentrum München der LMU, Klinikum der Universität München chung und die Röntgenuntersuchung der Fotos: Kommunikation und Medien / Digitale Bildbearbeitung und Fotografie / Klinikum der Universität München Nasennebenhöhlen. Wer kommt für eine Lebertrans- zur Produktion von Gerinnungsfaktoren Feststellung der Operabilität plantation in Frage? (INR) im Blut treffen. Schließlich muss, wie vor jedem gro- Eine Lebertransplantation sollte erwo- In einer im Jahr 2005 veröffentlich- ßen operativen Eingriff, sichergestellt wer- gen werden bei Patienten, die an einer ten Studie aus den USA konnte gezeigt den, dass die Operation technisch mög- fortgeschrittenen und damit das Leben des werden, dass bei Patienten mit einem lich und das Herzkreislaufsystem dieser Patienten gefährdenden Lebererkrankung MELD-Score von kleiner 15 Punkten die Belastung gewachsen ist. leiden. Darüber hinaus gibt es genetische Überlebenswahrscheinlichkeit ohne Le- Ein Ultraschall des Herzens, ein Belas- Erkrankungen, wie die primäre Hyper- bertransplantation höher ist als mit die- tungs-EKG und/oder ggf. andere Untersu- oxalurie Typ 1, bei welchen der genetische ser Operation. 2 Daher benötigen solche chungen sollen die Leistungsfähigkeit des Defekt vor allem in der Leber lokalisiert Patienten nur dann eine Lebertransplan- Herzens unter der erwarteten Belastung ist und daher durch die Transplantation tation, wenn z. B. Komplikationen der Zir- der Operation und die Lungenfunktions- korrigiert werden kann. Unabhängig vom rhose die Überlebenswahrscheinlichkeit prüfung eine ausreichende Atemfunktion individuellen Grund für den Entschluss oder die Lebensqualität hochgradig ein- sicherstellen. zur Lebertransplantation gilt als Voraus- schränken (u.a. nichtbehandelbare he- setzung, dass die Überlebenswahrschein- patische Enzephalopathien oder Aszites, Die Wartezeit: was gilt es zu be- lichkeit und/oder die Lebensqualität mit Leberkrebs u.a.).1, 3 achten? Transplantation größer ist als ohne.1 Welche Vorbereitungen sind zur Auf- Regelmäßiger Kontakt mit dem Trans- Wie wird der MELD-Score ermittelt? nahme auf die Warteliste notwendig? plantationszentrum Bei Patienten, die aufgrund einer fort- Vor Aufnahme auf die Warteliste zur Patienten, die auf die Warteliste aufge- schreitenden Lebererkrankung zur Leber- Lebertransplantation sind eine ganze nommen wurden, müssen regelmäßigen transplantation evaluiert werden, definiert Reihe von Vorbereitungsuntersuchungen Kontakt mit ihrem Transplantationszen- sich die Dringlichkeit zur Transplantation notwendig. In der Regel erfolgen diese trum halten. Dazu bieten sich z. B. feste, maßgeblich über den MELD-Score (Model in Zusammenarbeit der an der Transplan- wöchentliche Telefontermine an. Hierbei for Endstage Liver Disease). Die reine tation beteiligten Fachrichtungen Trans- können der aktuelle Gesundheitszustand, „Wartezeit“, d. h. die Dauer, über die ein plantationschirurgie, Hepatologie, Anäs- aktuelle medizinische Fragen, anstehende Patient bereits auf der Warteliste geführt thesiologie sowie Psychiatrie, ggf. unter Kontrolltermine am Transplantationszen- wird, spielt dagegen bis auf Ausnahmen Beratung durch andere Fachrichtungen trum, ggf. Änderungen der Erreichbarkeit (sog. „Standard Exceptions“ und „Non- (Kardiologie, Nephrologie, HNO-Medizin (z. B. bei Urlaub) und anderes besprochen Standard Exceptions“) bei der Lebertrans- u.a.). werden. Wichtig ist dabei festzustellen, plantation keine Rolle für die Organver- ob der Patient weiterhin als „transplanta- gabe. Ausschluss von vorbestehenden Krebs- bel“ („T“) gemeldet bleiben kann oder vo- In den MELD-Score gehen drei Labor- erkrankungen oder Infektherden rübergehend, z. B. aufgrund eines akuten parameter ein, die eine Aussage über das Zusammengefasst haben alle Untersu- Infektes oder auch nur wegen einer kurz- Ausmaß der Gelbsucht (Bilirubin), die chungen das Ziel, soweit wie möglich si- fristigen Abwesenheit, vorübergehend Güte der Nierenfunktion (Kreatinin) und cherzustellen, dass der erwartbare Nutzen als „nicht-transplantabel“ („NT“) an Euro- über die verbliebene Fähigkeit der Leber der Lebertransplantation die Risiken über- transplant gemeldet werden muss.
LE B E N S LI N I E N 1/2017 Transplantationsmedizin Rubrik 7 Erreichbarkeit chenden Antikörper aufweisen, sollten lichen Alkoholkonsum deutlich verschlech- Patienten auf der Warteliste müssen außerdem gegen Windpocken geimpft tert 9, sodass auch hier zu einer vollständi- sich darauf einstellen und sicherstellen, werden, alle nach 1970 Geborenen da- gen Enthaltsamkeit geraten werden muss. dass sie zuverlässig und jederzeit er- rüber hinaus gegen Masern und Mumps reichbar sind, d. h. an allen Tagen des Jah- und Frauen im gebärfähigen Alter gegen Was kann ich noch zum Erfolg der res und 24 Stunden am Tag. Denn wenn Röteln. 5 Darüber hinaus gilt speziell für Transplantation beitragen? es zu einem Organangebot kommt, ist in Transplantationskandidaten wegen der der Regel eine umgehende Vorstellung absehbaren dauerhaften Immunsuppres- Ernährung im Krankenhaus notwendig. Dabei ist zu sion die Empfehlung zur sogenannten In- Für den Erfolg der Transplantation ist bedenken, dass es jederzeit zu einem dikationsimpfung gegen Pneumokokken, es wichtig, sowohl Übergewicht als auch Organangebot kommen kann und regel- Influenza und Hepatitis B (mit Titerkon- eine Unterernährung zu vermeiden. Je mäßig Patienten auch nachts einbestellt trolle, Zielwert > 100 U/L), ggf. ergänzt nach Ausgangsgewicht sollte daher unter werden. um Hepatitis A.3 ernährungsmedizinischer Beratung eine Gewichtsreduktion durchgeführt werden Intervalle der MELD-Aktualisierung Warum muss ich mit dem Rauchen oder bei Untergewicht auf eine hochkalo- Um die Führung auf der Warteliste auf- aufhören? rische Ernährung geachtet werden, ggf. recht zu erhalten, muss der oben erwähn- Der regelmäßige Konsum von Tabak- unter Zuführung von Nahrungsergänzungs- te MELD-Score regelmäßig aktualisiert produkten erhöht bekanntlich das Risiko mitteln. werden. Dafür kann ein Termin am Trans- von kardiovaskulären Erkrankungen wie plantationszentrum notwendig sein. In der Herzinfarkten und geht mit einem erhöh- Sport Regel genügt es aber, die vom Hausarzt ten Risiko einher, Karzinome zu entwi- Durch die veränderte Stoffwechsellage bestimmten Laborwerte dem Transplan- ckeln. Speziell für Transplantationskan- bei Patienten mit Leberzirrhose kann es tationszentrum zu übermitteln. Das Inter- didaten erhöht das Rauchen darüber hi- zu einem Schwund der Körpermuskulatur vall, in dem der MELD-Score aktualisiert naus das sogenannte perioperative Risiko kommen. Dem sollte, soweit möglich, mit werden muss, hängt vom aktuell gemel- (d.h. das Risiko im Rahmen der Operation dosierter sportlicher Aktivität entgegen- deten Score ab (s. Tabelle 1). Bei Interes- bzw. kurz danach Komplikationen zu ent- gewirkt werden. se kann der eigene Score über im Inter- wickeln), es erhöht die Gefahr eines Ver- net verfügbare Tools berechnet werden, schlusses der Leberarterie nach der Trans- „Wundermittel“ z. B. unter http://www.klinikum.uni-muen- plantation 6 und es erhöht deutlich das Es gibt zahlreiche freiverkäufliche, z.T. chen.de/Lebercentrum/de/meld_score_ Risiko, unter der Immunsuppression bös- pflanzliche Präparate, die für Patienten rechner/index.html. artige Tumoren zu entwickeln. mit Lebererkrankungen beworben wer- Eine Entwöhnung vom Rauchen senkt den. Der Nutzen solcher Präparate ist MELD Aktualisierung Verfallszeit deutlich das Risiko, im Rahmen der Leber- nicht erwiesen und sie können in Einzel- nach Labor 1 transplantation Komplikationen zu ent- fällen schädlich sein oder die Leberfunkti- ≤ 10 365 Tagen 30 Tage wickeln oder gar zu versterben. 7 Auch on zusätzlich belasten. Daher werden frei 11–18 90 Tagen 14 Tage Krebserkrankungen treten bei Nichtrau- verkäufliche Pflanzenextrakte oder sonsti- 19 – 24 30 Tagen 7 Tage chern bzw. ehemaligen Rauchern nach ge Präparate der Alternativmedizin nicht ≥ 25 7 Tagen 2 Tage der Transplantation deutlich seltener auf empfohlen (s. a. S. 30). als bei aktiven Konsumenten.8 Beide Ef- Tabelle 1: Aktualisierungsintervall für den MELD- fekte lassen sich unabhängig davon nach- Welche Untersuchungen sollten bei Score. weisen, wann mit dem Rauchen aufge- Leberzirrhose regelmäßig erfolgen? 1 Das bedeutet: so alt dürfen die Laborwerte hört wurde. Das heißt, dass auch langjäh- Auch in der Wartephase auf die Leber- (Zeitpunkt der Blutentnahme) höchstens sein, rige Raucher noch davon profitieren, im transplantation müssen die für alle Pati- wenn sie bei Eurotransplant gemeldet werden Rahmen der Listung zur Transplantation enten mit Leberzirrhose empfohlenen (Quelle: (1)). das Rauchen aufzugeben. Vorsorgeuntersuchungen weiter erfolgen. Die Wartezeit bis zur Lebertransplanta- Zum Screening für das Leberkarzinom Warum jetzt ans Impfen denken? tion kann eine psychisch herausfordern- dient alle sechs Monate eine Bildgebung Zusammen mit den behandelnden de Phase sein und in dieser Zeit das Rau- der Leber, meist eine Ultraschalluntersu- Ärzten sollte vor der Transplantation der chen aufzugeben daher eine große He- chung oder eine Computertomographie aktuelle Impfstatus erhoben und ggf. an- rausforderung. Wie hier dargestellt, ist es bzw. Magnetresonanztomographie. Dies gepasst werden. Dies ist aus drei Gründen jedoch ein lohnender Schritt. Die Trans- kann durch die Messung des Tumormar- wichtig. Aufgrund der Immunsuppression plantationszentren beraten zu Entwöh- kers AFP im Blut ergänzt werden.3 nach der Transplantation sind nungsprogrammen. Des Weiteren ist eine Überwachung 1. Impfungen mit Lebendimpfstoffen un- von Krampfadern in der Speiseröhre mit- möglich (z. B. Masern, Mumps, Röteln, Darf ich Alkohol trinken? tels Magenspiegelung wichtig. Die Unter- Windpocken), muss Patienten, die an einer Alkohol-indu- suchungsintervalle sind hier variabel in 2. mit einem geringeren Ansprechen auf zierten Leberzirrhose leiden, müssen völ- Abhängigkeit von Vorbefunden und Le- Impfungen gerechnet werden und be- lig auf Alkoholkonsum verzichten. 1 Die berfunktion. steht Transplantationszentren sind auch ver- 3. ein besonderer Bedarf für einen effek- pflichtet, mit geeigneten Laboruntersu- Auf welche Komplikationen sollte tiven Infektionsschutz.4 chungen die Einhaltung der Karenz zu ich achten? Die Ständige Impfkommission (STIKO) überwachen. Im Rahmen der Wartezeit sollte auf am Robert-Koch-Institut empfiehlt für al- Bei allen anderen Ursachen der Leber- Warnsignale für das Auftreten von Kompli- le Menschen in Deutschland eine Imp- zirrhose gilt unabhängig von der Frage kationen der Leberzirrhose gezielt geach- fung gegen Tetanus, Diphterie, Pertussis der Transplantation, dass sich die Lebens- tet werden. So können neu auftretende und Polio. Patienten, die keine entspre- erwartung durch weiteren, auch gelegent- oder zunehmende Konzentrationsstörun-
8 Transplantationsmedizin Rubrik LE B E N S LI N I E N 1/2017 gen Hinweis auf eine sog. hepatische arzt oder dem betreuenden Transplantati- Angehörigen ein. Genauere Informationen Enzephalopathie sein, eine ungewollte onszentrum aufgenommen werden. erhalten Sie bei uns (sekretariat.gerbes@ Gewichtszunahme Hinweis auf zuneh- med.uni-muenchen.de) oder über den mendes Bauchwasser und ggf. dessen Gibt es weitere Möglichkeiten zur Verein Lebertransplantierte Deutschland Entzündung („Spontan bakterielle Peri- Information und Beratung? e.V. (auch unter „Termine“ in dieser Zeit- tonitis“) und Stuhlveränderungen wie Viele Transplantationszentren führen schrift). Der Verein organisiert regelmä- Teerstuhl bzw. entfärbter Stuhl Hinweis regelmäßig Informationsveranstaltungen ßig auch eigene Veranstaltungen. Auf der auf eine Blutung aus Krampfadern der zum Thema Lebertransplantation durch. Homepage der Selbsthilfeorganisation fin- Speiseröhre bzw. einen Gallengangsver- So laden wir an unserer Klinik regelmäßig den Sie weitere Informationen und auch schluss. Ein frühzeitiges Erkennen solcher gemeinsam mit dem Verein „Lebertrans- ehrenamtliche regionale Ansprechpartner Komplikationen und rascher Beginn ei- plantierte Deutschland e.V.“ im Herbst für Ihre Fragen (www.lebertransplantation. ner Therapie sind entscheidend für den zur „Informationsveranstaltung für Pati- eu). Therapieerfolg und das langfristige Über- enten auf der Warteliste zur Lebertrans- leben. Wenn Patienten oder ihre Ange- plantation“ und im Frühjahr zum „Update Referenzen: hörigen solche Warnsignale beobachten, Lebertransplantation“ für alle transplan- Auf Wunsch erhalten Sie die Referenzenliste muss umgehend Kontakt mit dem Haus- tierten sowie wartenden Patienten mit per E-Mail: redaktion@lebertransplantation.de Aus den Zentren Aachen: 300. Lebertransplantation V or sechs Jahren hatte das Universi- tätsklinikum Aachen sein Lebertrans- plantationsprogramm gestartet. Inzwi- 45 Lebern nach postmortaler Spende verpflanzt. Das Haus gehört damit nach Essen (105), Heidelberg (87), Hannover Sprecher der Uniklinik. Die Wartezeit auf schen kann es auf 300 Lebertransplan- (74), Hamburg (74), Berlin Charité (73) eine Niere kann zehn Jahre betragen. Im tationen zurückblicken. Insgesamt haben und München-Großhadern (60) zu den vergangenen Jahr wurden an der Unikli- in Deutschland 24 Universitätskliniken größeren Lebertransplantationszentren. nik Aachen 81 Herz-, Nieren oder Leber- die Zulassung ihrer Länderministerien für Nach wie vor gebe es allerdings zu weni- transplantationen durchgeführt. die Durchführung von Lebertransplanta- ge Organspender. In der Region warteten tionen. Im Jahr 2015 wurden in Aachen Hunderte auf ein Spenderorgan – so der Quelle: DSO, brf.de/regional Vereinsgeschehen Kontaktgruppentreffen Essen: 15-jähriges Jubiläum wünschte weiterhin viel Begeisterung für Danach waren alle eingeladen, den an- Christina Hülsmann das zukünftige Wirken. wesenden Ärzten Fragen zu stellen. Die- Ende Dezember 2001 wurde Moni Kuh- ser wurden viele gestellt und bestens Z um 24. Oktober 2016 lud Moni Kuh- len zum 15-jährigen Kontaktgruppen- treffen ins Haus der AWO ein. Zahlreiche len, nach langen und schweren Kranken- hausaufenthalten, erfolgreich in der Uni- klinik Bonn transplantiert. Seit dieser Zeit und ausführlich beantwortet. So ging ein schöner Abend, der lange herbeigesehnt und geplant wurde, viel zu Mitglieder und Interessierte kamen, um fühlt sie sich der Aufklärung über Organ- g schnell vorüber. dieses Jubiläum zusammen mit Moni Kuh- spende verschrieben, wurde Mitglied glied in Fotos: Jörg Hülsmann len (Essen) und Udo Biemann (Ruhrge- unserem Verband und gründete biet) zu feiern. Als Ehrengäste waren der in Essen eine Kontaktgruppe. Au- Erste Oberbürgermeister Rudolf Jelinek, ßerdem besucht sie regelmäßig Dr. Klein vom Uniklinikum Essen, Frau Prof. Patienten vor und nach der Leber- Dr. Beckebaum und Prof. Dr. Cicinnati vom transplantation auf den Stationen, St. Josef Krankenhaus Essen Kupferdreh um ihnen die Angst vor der Leber-- mit dabei. transplantation zu nehmen und d Moni Kuhlen begrüßte die Anwesenden auf die erste Zeit nach der Trans-- und der Oberbürgermeister Jelinek gratu- plantation vorzubereiten. lierte zu diesem Jubiläum und wünschte Nach den Ansprachen und ei-- weiterhin viel Erfolg in der Selbsthilfe in ner sensationellen Vorführung ung Essen. Auch Jutta Riemer, 1. Vorsitzende der Cheerleadergruppen der unseres Verbandes, überbrachte Glück- Assindia Cardinals: Sweet et wünsche vom gesamten Vorstand und be- Birds und Lovely Birds konn- n- richtete über den Aufbau und das ehren- ten sich die Gäste an dem m amtliche Engagement von Moni Kuhlen leckeren warm-kalten-Büf- f- und Udo Biemann. Christina Hülsmann, fet bedienen und sich die e Koordinatorin NRW, überbrachte eben- Köstlichkeiten in geselligerr falls Glückwünsche und Blumen und Runde schmecken lassen..
LE B E N S LI N I E N 1/2017 Transplantationsmedizin Rubrik 9 Splitleber-Transplantation in Deutschland Wesentliche Faktoren, die eine erfolg- 쐍 erweiterter rechter Leberlappen (Seg- Fotos: privat reiche Splitleber-Transplantation bedin- mente IV, V, VI, VII und VIII) für normal- gen, sind: gewichtige Erwachsene 쐍 Sorgfältige Auswahl des Spenders und 쐍 linkslateraler Leberlappen (Segmente Empfängers II und III) für Kinder 쐍 Chirurgische Erfahrung und Expertise In seltenen Fällen wird wie folgt gesplittet: des transplantierenden Chirurgen 쐍 linker Leberlappen (Segmente II, III, IV) 쐍 rechter Leberlappen (Segmente V, VI, VII Wie häufig werden Lebern in und VIII) Deutschland gesplittet? Generell gibt es zwei Möglichkeiten, 왕 Prof. Dr. med. Silvio Nadalin Im Jahr 2015 warteten in Deutschland eine Leber zu splitten. Das erwiesenerma- 컄 Dr. med. Beate Harder 1.233 Patienten auf eine Lebertransplan- ßen beste Vorgehen ist das sog. In-Situ- Wissenschaftliche Koordinatorin tation, wirklich transplantiert wurden aber Splitting. Die Teilung der Leber findet in Transplantationszentrum nur 846 Lebern, was einen Anteil von 68 % diesem Fall im Rahmen der Organentnah- Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Trans- ausmacht. Ein Drittel der Wartenden konn- me direkt im Körper des Spenders statt. plantationschirurgie te also nicht transplantiert werden. Der Vorteil dieser Technik liegt zum ei- Universitätsklinikum Tübingen Von den in Deutschland durchgeführ- nen im chirurgischen Vorgehen und zum ten Lebertransplantationen wurden ledig- anderen in einer deutlich verkürzten „kal- I n den letzten Jahren hat sich die Situa- tion der Lebertransplantationen drama- tisch zugespitzt. Die Spenderzahl sank im lich 7 % (n = 58) als Splitleber-Transplan- tationen realisiert. Im gesamten Eurotrans- plant-Raum beträgt die Rate sogar nur 4 %, ten Ischämiezeit“ und somit einer poten- ziell besseren Funktionsaufnahme des Organs. Der Nachteil der Technik liegt in Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich ab. während in Ländern, die über eine klare der extrem aufwändigen Logistik, da Auch die Qualität der Spenderorgane hat Split-Regelung verfügen, wie z. B. Italien, 쐍 erfahrene Chirurgen, die die Split-Tech- sich zunehmend verschlechtert. Infolge- die Splitleber-Transplantationsrate bei nik beherrschen, rund um die Uhr ver- dessen ist der Bedarf an Spenderorganen 20 % liegt. 4 fügbar sein müssen, in Deutschland wie im gesamten Eurotrans- 쐍 in den Spenderkrankenhäusern oft die plant-Raum kontinuierlich angestiegen. technische Ausrüstung, die ein solcher Die Splitleber-Transplantation könnte Eingriff bedingt, nicht vorhanden ist, 7% zumindest zu einer teilweisen Entschär- 쐍 Zeitplanung bedingt durch diesen fung dieses Problems beitragen. Sie ist ei- komplexen Eingriff erschwert ist. ne sichere und erfolgreiche Technik, die zu Beim sogenannten Ex-Situ-Splitting, das in einer Erweiterung des Spenderpools bei Deutschland fast ausschließlich durchge- Erwachsenen und insbesondere auch bei führt wird, wird die Leber als Ganzes ent- Kindern beitragen und die Sterblichkeit auf nommen und später in dem Transplanta- der Warteliste reduzieren kann. Einge- tionszentrum gesplittet, in dem die nach- führt von Pichlmayr und Kollegen im Jahr folgende Transplantation der Splitleber 1988, um Kindern die Möglichkeit einer stattfindet. Diese Vorgehensweise verlän- größenentsprechenden Transplantation zu 93 % gert zwar die „kalte Ischämiezeit“, bietet eröffnen, stellt die Splitleber-Transplanta- aber den Vorteil, dass die im Ganzen ent- tion heute ein standardisiertes Verfahren nommene Leber unter optimalen Bedin- dar, das bei Erwachsenen und Kindern mit gungen von Experten im Transplantations- Splitleber n = 58 vergleichbaren Ergebnissen wie die Trans- zentrum geteilt werden kann. plantation eines kompletten Organs er- Komplette Leber n = 788 folgreich eingesetzt wird. Sind alle Spenderlebern gleich gut © Eurotransplant Annual Report 2015 3 geeignet für das sog. „Splitting“? Um eine Leber splitten zu können, Wie und wo läuft eine solche Leber- müssen viele unterschiedliche Kriterien teilung ab? beachtet werden. Fasst man die Ergebnis- Bei einer Splitleber-Transplantation wird se aus der Literatur zusammen, so gehö- das Organ eines Spenders in einen linken ren zu den wesentlichen Spenderpara- und rechten Anteil geteilt. Dabei müssen metern: die wichtigen Strukturen der Leberpforte 쐍 Alter zwischen 10 und 55 Jahren mit Arterie, Pfortader und Gallenwegen 쐍 Intensivaufenthalt kürzer als 7 Tage beidseitig getrennt erhalten bleiben und 쐍 Serumnatrium kleiner als 160 mmol die abfließenden Venen anatomisch exakt 쐍 hämodynamische Stabilität getrennt werden. Mit diesem Verfahren 쐍 adäquate Blutdruckwerte des Spenders können zwei Patienten mit einem Trans- unter Katecholamintherapie plantat versorgt werden. Wesentlich dabei 쐍 Organ mit einem Verfettungsgrad klei- ist die Beachtung der Relation von Leber- ner als 10 % größe und Körpergröße. In der Regel wird 쐍 anatomisch geeignete Voraussetzungen standardmäßig folgender Split durchge- Erst wenn all diese Kriterien erfüllt sind, führt: kommt ein Splitten der Leber in Betracht.
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