Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) http:/www.EUPHRESCO.org
Über die Veröffentlichung Die Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie basieren auf den Ergeb- nissen des Projektes „Strategies for Ambrosia control (AMBROSIA)“, das durch Euphresco 2008 – 2009 gefördert wurde. Projektpartner sind: Universität Aarhus (Dänemark), Landwirtschaftliches Institut Slowenien (Slowenien), Agroscope ACW (Schweiz), Julius Kühn-Institut (Deutschland) und Universität Kopenhagen (Dänemark). Projektpartner sind: Niels Holst, niels.holst@agrsci.dk, Universität Aarhus AU DEPARTMENT OF INTEGRATED PEST MANAGEMENT Preben K. Hansen, prebenk.hansen@agrsci.dk, Universität Aarhus FACULTY OF AGRICULTURAL SCIENCES AARHUS UNIVERSITY Per Kudsk, per.kudsk@agrsci.dk, Universität Aarhus Solvej K. Mathiassen, solvejg.mathiassen@agrsci.dk, Universität Aarhus Andrej Simoncic, Andrej.Simoncic@kis.si, Landwirtschaftliches Institut Mario Lesnik, mario.lesnik@uni-mb.si, Universität Maribor, Slowenien Christian Bohren, christian.bohren@acw.admin.ch, Agroscope ACW Stephanie Waldispühl, stefwald@hotmail.com, Agroscope ACW Arnd Verschwele, arnd.verschwele@jki.bund.de, Julius Kühn-Institut Birte Wassmuth, birte.wassmuth@jki.bund.de, Julius Kühn-Institut Uwe Starfinger, uwe.starfinger@jki.bund.de, Julius Kühn-Institut Hans Peter Ravn, hpr@life.ku.dk, Universität Kopenhagen Rita Merete Buttenschøn, rmb@life.ku.dk, Universität Kopenhagen Autoren: Rita Merete Buttenschøn Stephanie Waldispühl und Christian Bohren (Kapitel 9:Vielversprechende Bekämpfungsstrategien) Deutsche Fassung: Elke Vogt-Arnd und Uwe Starfinger, Julius Kühn-Institut Layout: Karin Kristensen, Universität Kopenhagen Titelfoto: Preben K. Hansen ISBN: 9788779034648 Diese Leitlinien sind auf der Homepage des Projekts in 6 Sprachen verfügbar: EUPHRES- CO project AMBROSIA 2008-09. http:/www.EUPHRESCO.org 2
Inhalt 1. Einführung 5 Literaturnachweise 6 2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Verbreitung in Europa 7 Die Beifußblättrige Ambrosie 7 Die gegenwärtige Verbreitung in Europa 7 Literaturnachweise 9 3. Bestimmung 10 Ambrosia artemisiifolia 10 Literaturnachweise 12 4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia 13 Ambrosia-Arten, die mit der Beifußblättrigen Ambrosie verwechselt werden können 14 Ambrosia maritima 14 Ambrosia trifida 15 Ambrosia coronopifolia 16 Literaturnachweise 16 5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia 17 Samenbank und Keimfähigkeit 19 Literaturnachweise 19 6. Ausbreitung von Samen 20 Einschleppungswege zu neuen Standorten 20 Einschleppungswege 20 Vogelfuttermischungen 21 Transport von Maschinen und Geräten 22 Transport von Erde und Kies 22 Kompost 22 Wasserläufe 22 Literaturnachweise 22 7. Vorbeugemaßnahmen 23 Möglichkeiten, die Invasion der Beifußblättrigen Ambrosie in neue Gebiete einzuschränken 23 Einführung von nationalen/lokalen Vorgehensweisen und Leitlinien für bewährte Verfahren 23 Vorsorgemaßnahmen 23 Aufklärung der Bevölkerung 23 Erhebungen und Monitoringprogramme 24 Ausrottungskampagnen 25 Nachfolge-Monitoring 25 Literaturnachweise 25 3
8. Bekämpfungsmethoden 26 Mechanische Bekämpfung 26 Ausreißen 26 Hacken 27 Mähen/Abschneiden 27 Pflügen 28 Chemische Bekämpfung (Herbizide) 28 Begrünung 29 Mulchen 29 Abdecken mit Plastikfolie 29 Biologische Bekämpfung 29 Beweidung 29 Literaturnachweise 29 9. Erfolgversprechende Bekämpfungsstrategien 30 Allgemeines 30 Anwendung von Herbiziden 30 Mechanische Behandlungen 31 Effizienz der Bekämpfungsmaßnahmen 31 Konkurrenzfähigkeit von Ambrosia 32 Erfolgversprechende Bekämpfungsstrategien 32 Literaturnachweise 32 10. Negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Ökonomie 33 Gefährdung der öffentlichen Gesundheit 33 Pollenallergie 33 Hohe Prävalenz 34 Allergische Dermatitis 34 Der Auslöser – Pollen der Beifußblättrigen Ambrosie 34 Schadunkraut 36 Auswirkung auf die Biodiversität und Freizeitaktivitäten 37 Literaturnachweise 37 11. Literatur 38 12. Anhang 42 4
1. Einführung Ambrosia artemisiifolia (Aufrechtes Trauben- Klimawechsel und möglicherweise Anpas- kraut oder Beifußblättrige Ambrosie) hat sung an das regionale Klima in Europa hat sich aus seinem natürlichen Verbreitungs- sich das potentielle Verbreitungsgebiet von gebiet in Nordamerika in gemäßigte europä- Ambrosia erweitert. ische Zonen und in Teilen von Asien und Australien ausgebreitet, wo sie einer der Die Auswirkung der Beifußblättrigen Ambro- Hauptverursacher von durch Pollen ausge- sie auf die menschliche Gesundheit ist nicht lösten Allergien ist. Die anhaltende Ausbrei- auf Gebiete beschränkt, die von der Pflanze tung von A. artemisiifolia in Europa stellt besiedelt werden. Wegen der Ausbreitung ein wachsendes Problem für die menschliche durch Wind und der enormen Erzeugung Gesundheit dar. Als landwirtschaftliches von leichten Pollen kann Ambrosia Allergien Unkraut verursacht A. artemisiifolia zusätz- in Entfernungen von über 200 km auslösen. liche Kosten in Millionenhöhe für Gesund- heitsvorsorge und aufgrund von Ernteaus- Ein integriertes Vorgehen auf der Grundla- fällen. ge vielversprechender Bekämpfungsstrate- gien ist notwendig, um eine weitere Andere Arten von Ambrosia sind ebenso wie Verbreitung der Beifußblättrigen Ambrosie das Aufrechte Traubenkraut nach Europa zu verhindern. Eine erfolgreiche Bekämp- eingeschleppt worden, z. B. A. trifida fung muss auf allen Ebenen durchgeführt (Riesen-Ambrosia) und A. coronopifolia werden, d. h. von einzelnen Landbesitzern, (mehrjährige Ambrosia). Diese Arten sind auf lokalem, regionalem, nationalem und auch Auslöser für Allergien und ein lästiges internationalem Niveau, und es müssen Unkraut in ihrem natürlichen Verbreitungs- geeignete Maßnahmen ergriffen werden. gebiet in Amerika, treten aber in Europa selten auf. Die Invasion der Beifußblättrigen Ambrosie hat seit den 1990er Jahren zugenommen und wird wahrscheinlich noch ansteigen. Von den großen Populationen der Beifuß- blättrigen Ambrosie in Mitteleuropa (Ungarn, Frankreich, Italien und Kroatien) kann eine weitere Ausbreitung ausgehen. Der zunehmende weltweite und innerge- meinschaftliche Handel erhöhen das Risiko der Verschleppung von Ambrosia. Sowohl Veränderungen bei der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen mit großräu- migen stillgelegten und verlassenen Flächen bei steigender Bautätigkeit auf Ödland bieten mehr geeignete Standorte für die Beifußblättrige Ambrosie. Durch Ambrosia artemisiifolia. Mario Lešnik 5
1. Einführung A. artemisiifolia. Mario Lešnik Ein Bewusstsein für die Problematik ist in sprechenden Strategien für die Bekämp- den betroffenen europäischen Ländern fung (siehe Kapitel 8) genutzt. vorhanden. Die Bekämpfungsmaßnahmen variieren jedoch von Land zu Land. In der Das Ziel der “Leitlinien für den Umgang Schweiz, wo die Beifußblättrige Ambrosie mit Ambrosia” ist es, europäischen Behör- am Beginn einer Invasion steht, ist die den, privaten Landbesitzern, Gärtnern, Bekämpfung von Ambrosia durch das Bauunternehmern, Erzeugern von Vogel- Pflanzenschutzgesetz1 vorgeschrieben. futter, landwirtschaftlichen Handelsunter- Ähnlich ist es in Ungarn. Dort werden die nehmen wissenschaftlich fundierte, aber Landbesitzer gesetzlich verpflichtet, das einfache und durchführbare praktische Aufblühen von Ambrosia zu verhindern , 2 Methoden zur Verhinderung der weiteren wohingegen die Bekämpfung in anderen Invasion anzubieten und die Abundanz der europäischen Ländern, z. B. Deutschland Beifußblättrigen Ambrosie zu reduzieren. und Österreich auf Empfehlungen basiert und daher freiwillig ist. In Italien und Literaturnachweise Frankreich, wo Ambrosia regional weit 1. Bohren C., Delabays N., Mermillod C. 2008: verbreitet ist, gibt es keine rechtskräftige Ambrosia control and legal regulation in Vorschrift zur Hilfe bei der Bekämpfung Switzerland. Proc. First International der Beifußblättrigen Ambrosie. Ragweed Conference in Budapest, Hungary, September 2008. Das Projekt “Strategies for Ambrosia control“ hat neue Erkenntnisse über die 2. Dancza, I., Géllert, G., Pécsi, P.L. 2008: Ökologie der Beifußblättrigen Ambrosie Spread and control measures against und die Effektivität verschiedener Be- common ragweed in Hungary. Proc. First kämpfungsmaßnahmen gebracht. Diese International Ragweed Conference in wurden für die Erarbeitung von vielver- Budapest, Hungary, September 2008. 6
2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Ver- breitung in Europa Die Gattung Ambrosia besteht aus über 40 Bis in die 1970er Jahre war die Beifuß- Arten, von denen die meisten in Nordame- blättrige Ambrosie nur eine von verschie- rika heimisch sind. Nur eine der Arten, A. denen Unkrautarten, die auf Anbauflächen maritima, ist wahrscheinlich in der Mittel- in Teilen Europas auftraten; jetzt ist sie meerregion in Europa heimisch. Die jedoch ein weit verbreitetes Unkraut in Beifußblättrige Ambrosie, A. artemisiifolia, mehreren Ländern. Die Gründe dafür sind wurde ebenso wie die anderen Ambrosia komplex. Es gibt viele Veränderungen in Arten im 19. Jahrhundert nach Europa landwirtschaftlichen Strukturen: Auswei- eingeschleppt. tung der Flächen für bestimmte Kulturen (z. B. Sonnenblume), intensivierte und Die Beifußblättrige Ambrosie selektive Praktiken zur Bekämpfung von Die Beifußblättrige Ambrosie ist weltweit Schadorganismen und die Ausbringung die am weitesten verbreitete Ambrosia- von Gülle haben zur Störung und Verände- Art. Botanischen Berichten zufolge wurde rung von Böden beigetragen. Ebenso Ambrosia in vielen europäischen Ländern scheinen landwirtschaftliche Praktiken wie ab ca. 1860 gefunden, aber die haupt- großräumige Flächenstilllegungen und sächliche Invasion innerhalb von Europa, Brachen die Verbreitung der Beifußblättri- die spätere Einbürgerung und Ausbreitung gen Ambrosie zu begünstigen. Vogelfutter, der Beifußblättrigen Ambrosie als invasive das mit Samen der Beifußblättrigen Pflanze begann ungefähr vor 20 bis 25 Ambrosie verunreinigt ist, war in letzter Jahren. Zeit ein bedeutender Übertragungsweg in Wohngebiete in Europa. Letztendlich Mit Samen von A. artemisiifolia kontami- begünstigen die ansteigenden Temperatu- nierte landwirtschaftliche Erzeugnisse, die ren und der Klimawandel die Wachstums- aus den USA und Kanada eingeführt bedingungen für Ambrosia. wurden, werden als der wahrscheinlichste Einschleppungsweg für Ambrosia nach Die gegenwärtige Verbreitung in Europa Europa angesehen. Die Beifußblättrige Ambrosie ist in Ost- und Mitteleuropa besonders weit verbreitet. In Ambrosia-Invasion in Frankreich Eine Erfassung, die das INRA-Team in Dijon durchführte, hat die Geschichte der Ausbreitung der Beifußblättrigen Ambrosie in Frankreich anhand von Angaben aus französischen Herbarien ermittelt1. Im 18. Jahrhundert wurde die Beifußblättrige Ambrosie in ein paar botanischen Gärten gezogen. Die ersten Berichte zum Auftreten in einer natürlichen Umgebung stammen von 1863, von einem Feld in dem Departement Allier in Frankreich, wo die Pflanze anscheinend mit Sendungen von Saatgut von Wiesen-Klee aus Nordamerika eingeschleppt wurde. Von da an verbreitete sie sich überall in Frankreich, auch mittels verschiedener Vektoren, vor allem Futter, das für amerikani- sche Armeepferde eingeführt wurde. Amerikanische Truppen kamen von 1917 an während des Ersten Weltkrieges. Populationen von A. artemisiifolia wurden in mehreren atlantischen Häfen und in den verschiedenen Orten beschrieben, wo die Truppen stationiert waren. 7
2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Verbreitung in Europa Ungarn sind fast 80 % der landwirtschaftli- den2. In Kroatien ist die Beifußblättrige chen Fläche befallen und während der letz- Ambrosie besonders in der Region Slawo- ten 20 Jahre ist Ambrosia zum bedeutends- nien häufig, wo sie als ein Schadunkraut3 ten landwirtschaftlichen Unkraut gewor- betrachtet wird. Die Beifußblättrige Ambro- Pollenkarte 2008. EAN (European Aeroallergen Network https://ean.polleninfo.eu/Ean) und EPI (European Pollen Information http://www.polleninfo.org). 8
2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Verbreitung in Europa sie hat sich von Südungarn und Ostkroatien Literaturnachweise nach Serbien ausgebreitet, wo sie jetzt die 1. Chauvel, B., Dessaint, F., Cardinal-Legrand, häufigste Unkrautart in Sojabohnen- und C., Bretagnolle, F., 2006: The historical spread Sonnenblumenanpflanzungen ist. In of Ambrosia artemisiifolia L. in France from Frankreich breitet sich die Beifußblättrige herbarium records, Journal of Biogeography, Ambrosie von den stark befallenen Gebie- 33 (4), 665-673. ten im Rhônetal und in der Bourgogne in 1 die nordwestlichen Gebiete des Landes 2. Kazinczi, G., Béres, I., Novák, R., Biró, K., aus. In Italien ist hauptsächlich die Provinz Pathy, Z., 2008: Common Ragweed (Ambrosia Lombardei in der Poebene stark befallen. artemisiifolia). A review with special regards to the results in Hungary. Taxonomy, origin Viele kleine Befallsherde wurden in Belgien, and distribution, morphology, life cycle and der Tschechischen Republik, Österreich, reproduction strategy. Herbologia, 9, 55–91. Slowenien, Deutschland, der Schweiz und anderen europäischen Ländern festgestellt. 3. Stefanic, E., Rasic, S., Merdic, S., 2008: Sie befinden sich meistens in städtischer Aerobiological and allergological impact of Umgebung und anscheinend ist Ambrosia ragweed (Ambrosia artemisiifolia L.) in in diesen Ländern noch nicht vollständig north-eastern Croatia. Proc. 2nd International etabliert. Weiter nordwestlich tritt die Symposium Intractable Weeds and Plant Beifußblättrige Ambrosie nur örtlich als Invaders, Osijek, 66. gelegentliche Einschleppung auf, resultie- rend aus der Verunreinigung von Saatgut Links oder Futter. Es scheint, dass sie hier noch http://www.europe-aliens.org/pdf/Ambrosia_ar- keine selbsterhaltenden Populationen temisiifolia.pdf aufgebaut hat. http://www.ambroisie.info/pages/envahi.htm http://www.austroclim.at/fileadmin/user_up- load/reports/StCl05C5.pdf http://www.ambrosia.ch/index.php?&idpage=64 http://www.international.inra.fr/press/the_com- mon_ragweed__1 http://www.international.inra.fr/press/the_com- mon_ragweed__1 https://ean.polleninfo.eu/Ean http://www.polleninfo.org 9
3. Bestimmung Die Gattung Ambrosia gehört zur Familie (Therophyt, d. h. nur die Samen überdauern der Korbblütler (Asteraceae) mit ihrem den Winter). Die Pflanze ist aufrecht und charakteristischen Blütenstand, der sich ziemlich groß. Sie erreicht eine maximale aus vielen einzelnen ungestielten Blüten Höhe von 2 Metern und ist normalerweise zusammensetzt. Bei Ambrosia besteht der reich verzweigt. Die Verzweigung beginnt Blütenstand nur aus männlichen Blüten, ungefähr 2-4 cm über dem Boden und während sich weibliche Blüten einzeln oder kann zahlreiche Seitenzweige umfassen. in kleinen Gruppen in den Blattachseln Einzeln stehende Pflanzen sind oft niedri- befinden. Männliche und weibliche Blüten- ger, aber dichter verzweigt. stände sind auf der gleichen Pflanze1. Die Blätter sind gelappt und farnähnlich Ambrosia artemisiifolia gezackt, mit einer Länge von 4-10 cm. Sie Die Beifußblättrige Ambrosie (A. artemisii- sind von beiden Seiten hellgrün. Die unte- folia) ist eine einjährige krautige Pflanze ren Blätter sind gegenständig, die oberen Männliche Blüten Weibliche Blüten Achänen Pollen Blatt Ambrosia artemisiifolia. Jens Christian Schou 10
3. Bestimmung Keimling von A. artemisiifolia. Jungpflanze von A. artemisiifolia. Mario Lešnik Hans Peter Ravn Blätter bei älteren Pflanzen häufig wech- von regionalem und lokalem Klima. Die selständig am Stängel angeordnet. Der Pflanze erzeugt eine holzige, rotbraune Stängel ist rötlich und behaart und hat an Schließfrucht (Achäne) von 3-4 mm Länge der Basis einen Durchmesser von bis zu mit einem Samen pro Frucht. Die Pflanze 2-4 cm. stirbt bei Frostbeginn ab. Weibliche Blüten sind unscheinbar und Der Stängel der Keimpflanze und die einzeln oder in kleinen Gruppen an der Keimblätter (Kotyledonen) sind grün und Basis der oberen Blätter angeordnet. oftmals violett gefleckt. Die Keimblätter Männliche Blüten sind grün und klein (2-4 sind ungefähr 6 mm lang, löffelförmig oder mm), gruppiert in ährenähnlichen Blüten- fast rund, etwas verdickt und ohne sicht- ständen (Trauben) am Ende der oberen bare Nerven. Das erste Paar der Primär- Zweige. Die Blüte findet von Juli bis blätter hat die für die Beifußblättrige November (Frostbeginn) statt, abhängig Ambrosie typische Form. Behaarter rötlicher Stängel. Weibliche Blüten in Blattachseln. Rita Merete Buttenschøn Mario Lešnik 11
3. Bestimmung Bestimmungsschlüssel für Ambrosia2 Stängel Beantworten Sie die folgenden Fragen mit “ja” oder “nein”: Ist der Stängel im Durchmesser rund? Ist der Stängel behaart? Ist der Stängel ausgefüllt und nicht hohl? Falls alle Fragen mit “ja” beantwortet wurden, zum nächsten Frageblock gehen. Falls mindestens eine Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben Sie wahrscheinlich keine Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an. Blatt Beantworten Sie die folgenden Fragen mit „ja” oder „nein”: Ist das Blatt auf der Ober- wie Unterseite ungefähr gleichfarbig? Sind die Blattnerven weißlich? Ist das Blatt in mehrere Lappen geteilt, die ihrerseits oft bis zur Mittelrippe geteilt sind? Haben die Zipfel der Blattlappen feine Spitzen? Falls alle Fragen mit “ja” beantwortet wurden, zum nächsten Frageblock gehen. Falls mindestens eine Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben Sie wahrscheinlich keine Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an. Blüte Beantworten Sie die folgenden Fragen mit “ja” oder “nein”: Hat die Pflanze an den Stängel- und Astspitzen Trauben von kleinen, grünen, glockenförmigen Blüten ? Sehen Sie an der Blüte helle Punkte oder gelben Pollenstaub? Sitzen in einigen Blattachseln der oberen Blätter kleine blütenähnliche Organe? Falls mindestens zwei Fragen und alle Fragen zu Stängel und Blatt mit “ja“ beantwortet wurden, ist es wahrscheinlich eine Beifußblättrige Ambrosie. Falls mindestens zwei Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben sie wahrscheinlich keine Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an. Literaturnachweise 1. Basset, I.J., Crompton, C.W., 1975: The biology of Canadian weeds.11. Ambrosia artemisiifolia L. and A. psilostachya DC. Canadian Journal of Plant Science, 55, 463- 476. 2. www.ambrosia.ch 12
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia Blühende Ambrosia-Pflanzen haben charak Arten der Gattung Artemisia wachsen an teristische Merkmale, die helfen, sie von den gleichen Standorten wie die Beifußblätt- anderen Arten zu unterscheiden, wohinge- rige Ambrosie; sie sehen sich sehr ähnlich gen Jungpflanzen und kleine vegetative und werden oft verwechselt. Die Färbung Pflanzen schwieriger zu bestimmen sind. und Blattstruktur von Artemisia spp. ist der Insbesondere Arten, die zu anderen der Blätter der Beifußblättrigen Ambrosie Gattungen der Korbblütler gehören, z. B. sehr ähnlich. Allerdings haben Artemisia Artemisia, Tagetes, Senecio und Tanace- spp. Blütentrauben mit sowohl männlichen tum werden oft mit Ambrosia verwechselt. als auch weiblichen Blüten, während die Aber auch Pflanzen anderer Familien, Beifußblättrige Ambrosie getrennte Blüten- besonders Pflanzen mit gefiederten Blät- stände für männliche und weibliche Blüten tern, können mit Ambrosia verwechselt besitzt, die männlichen in Ähren, die weibli- werden. chen sitzen in Blattachseln (siehe Beschrei- bung der Artemisia Arten im Anhang). Ambrosia artemisiifolia. Artemisia vulgaris. Agroscope ACW Frede Scheye 13
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia Beispiele von Arten, die mit Ambrosia verwechselt wurden, und ihre bevorzugten Stand- orte sind nachstehend aufgeführt (Tabelle 1). Tabelle 1. Beispiele von Arten, die mit Ambrosia verwechselt wurden, aufgeführt entsprechend der Standorte, wo sie normalerweise anzutreffen sind. Die meisten Arten werden an mindestens zwei der Standorte gefunden. Eine Beschreibung der aufgeführten Arten befindet sich im Anhang. Landwirtschaftliche Flächen Baustellen Fahrbahnränder Artemisia annua Artemisia absinthium Artemisia absinthium Artemisia vulgaris Artemisia annua Artemisia vulgaris Artemisia verlotiorum Fumaria officinalis Artemisia verlotiorum Bidens tripartita Solidago canadensis Fumaria officinalis Solidago gigantea Senecio jacobaea Tanacetum vulgare Senecio erucifolius Gärten und Parks Naturnahe Standorte Amaranthus powellii Achillea millefolium Amaranthus retroflexus Artemisia absinthium Artemisia absinthium Bidens tripartita Tagetes tenuifolia Senecio erucifolius Tagetes erecta Senecio jacobaea Tanacetum coccineum Ambrosia-Arten, die mit der Beifuß- verbreitet. Sie ist reich verzweigt und grau blättrigen Ambrosie verwechselt wer- behaart mit fein geschlitzten, zarten Blät- den könnena tern. A. maritima wird in Teilen Afrikas für Andere Arten von Ambrosia sind in Europa zu finden und können mit der Beifußblättri- gen Ambrosie verwechselt werden. A. trifida (Dreilappige Ambrosie) und A. coronopifo- lia (Ausdauernde Ambrosie) haben sich ebenso wie das Aufrechte Traubenkraut in Europa angesiedelt. Sie sind auch Allergie auslösend und wachsen als Unkraut in Teilen ihres natürlichen Verbreitungsgebietes in Amerika. Sie sind in den meisten Teilen Europas selten, obwohl sie in Russland1 als invasiv gelistet sind. Einige andere nicht- einheimische Ambrosia-Arten, z. B. A. bidentata, A. aptera, A. polystachia und A. tenuifolia sind in Europa anzutreffen, jedoch nur in geringer Anzahl. Eine Art, A. maritima, ist in Europa einheimisch. Ambrosia maritima Ambrosia maritima ist eine Einjährige oder kurzlebige Mehrjährige, heimisch in der Mittelmeerregion und inzwischen dort weit Ambrosia maritima. Mario Lešnik 14
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia Ambrosia maritima. Mario Lešnik medizinische Zwecke kultiviert. Sie wird bis zu 1 Meter groß und wächst in offenem Ödland und Ufervegetation und bildet manchmal Dominanzbestände. Ambrosia trifida Ambrosia trifida (Dreilappige Ambrosie) ist eine große einjährige krautige Pflanze von 2-6 Metern Höhe mit einem natürlichen Ver- breitungsgebiet, das dem der Beifußblättri- gen Ambrosie ziemlich ähnlich ist. Sie ist hauptsächlich auf gestörten Flächen mit feuchten, fruchtbaren Böden zu finden. Die Dreilappige Ambrosie ähnelt der Aufrechten Ambrosia, aber die zwei Arten unterscheiden sich in Größe und Blattform. Die Keimblät- ter sind länger als 2, 5 cm, ungefähr viermal länger als die Keimblätter bei A. artemisii- folia. Die ersten Primärblätter sind nicht tief eingekerbt. Die nachfolgenden Blätter sind groß und grob dreilappig, gegenstän- dig angeordnet. Die Dreilappige Ambrosie ist in weiten Teilen Europas selten, wird aber als invasiv in Russland1 beschrieben. Ambrosia trifida. Mario Lešnik 15
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia Ambrosia trifida. Mario Lešnik Ambrosia coronopifolia Ambrosia coronopifolia, auch A. psilostachya (Ausdauernde Ambrosie) genannt, ist eine aufrechte, mehrjährige krautige Pflanze von bis zu 2,5 m Höhe. Sie ist heimisch in Nordamerika mit einer Verbreitung ähnlich der Beifußblättrigen Ambrosie, bevorzugt aber trockenere Standorte. Anders als die beiden anderen Arten kann sich die Aus- dauernde Ambrosie vegetativ über Kriech- wurzeln vermehren. Charakteristisch ist ihr dichter buschiger Wuchs. Die Blätter sind meistens einfach gefiedert mit unregelmä- ßigen gezahnten Rändern. Normalerweise besiedelt die Ausdauernde Ambrosie Straßenränder und trockene Felder. Sie ist in weiten Teilen Europas selten, wird aber als invasiv in Russland1 beschrieben. Literaturnachweise 1. http://www.nobanis.org Ambrosia coronopifolia. Mario Lešnik 16
5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia Die Beifußblättrige Ambrosie keimt von Die Beifußblättrige Ambrosie ist ein Pionier, Frühling (April) an. Die Wachstumsrate der sich leicht an Standorten mit kahlem und endgültige Höhe der Pflanze, die von Mineralboden oder spärlicher Vegetation 30 cm bis zu 2 m variieren kann, ist stark etabliert. Die Zusammensetzung des vom Standort beeinflusst, z. B. über Tempe- Bodens scheint bei der Festsetzung keine ratur, Nährstoffe, Wasserversorgung und große Rolle zu spielen, aber die Stärke der Konkurrenz durch andere Pflanzen. Wenn organischen Schicht verhält sich umgekehrt die Beifußblättrige Ambrosie in einem zu ihrem Auftreten. Sie wird gewöhnlich Getreidefeld keimt, kann sie in einer an Ruderal- oder Brachflächen, mit häufiger geringen Größe verbleiben, bis die Kultur und umfangreicher menschlicher Störung geerntet ist und erst dann wachsen, wenn gefunden, z. B. an Straßenrändern, Was- sie Licht ausgesetzt ist1. Sie bevorzugt ser- oder Schienenwegen, in Kiesgruben, volle Sonne und warme Gebiete mit Baustellen, landwirtschaftlichen Flächen, nährstoffreichem und leicht saurem Boden städtischen Gebieten und privaten Gärten. und toleriert trockene Bodenbedingungen . 2 Gelber Pollenstaub. Hans Peter Ravn 17
5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia Achänen (=Früchte) von Ambrosia. Steve Hurst @ USDA-NRCS PLANTS Database Die Beifußblättrige Ambrosie ist eine Kurz- (d. h., von einer harten Schutzschicht tagspflanze, deren Blütezeit durch ungefähr umgebene Samen) – sind ungefähr 2,5 8 Stunden Dunkelheit eingeleitet wird. In mm breit und 3,5 mm lang, variieren aber Mitteleuropa blühen die Pflanzen normaler- sehr in der Größe. Die Durchschnittsmasse weise in dem Zeitraum von Juli bis Oktober der Achänen, wurde in Frankreich3 als 1,7 und Samen werden ab Mitte August produ- - 3,7 mg ermittelt. Die Größenvariation ziert. Die relativ späte Blüte- und Reifezeit der Achänen wird als eine Fähigkeit der Samen begrenzt die Verbreitung der angesehen, sich an ein breites Spektrum Pflanze auf Klimazonen mit einer langen von Bedingungen anzupassen und sich an Vegetationsperiode. Während der letzten 30 gestörten Standorten festzusetzen. Die Jahre hat der Temperaturwandel die Vege- Menge der Samen hängt von der Pflanzen- tationsperiode in z. B. Deutschland um 8-10 größe, Pflanzendichte und dem Standort Tage verlängert, wodurch die Beifußblättrige ab. Bei geringerer Dichte der Beifußblättri- Ambrosie weiter nördlich und in höheren gen Ambrosie wird eine wesentlich höhere Regionen wachsen kann. Anzahl von Samen pro Pflanze erzeugt als bei in dichten Beständen. In einer Studie Die Blüten werden windbestäubt und an verschiedenen Populationen in Frank- können keimfähige Samen durch Selbstbe- reich variierte die jährliche Samenerzeu- fruchtung erzeugen. Das bedeutet, dass gung pro Pflanze von 346 bis 6114 mit sogar eine einzeln stehende Pflanze in der ungefähr 2500 Samen pro Jahr als Mittel3. Lage ist, eine neue Population zu begrün- den. Der Stängel der Beifußblättrigen Ambrosie bricht leicht, toleriert aber Beschädigun- Die Samen fallen direkt von der Mutter- gen wie Entfernen der Stängelspitze und pflanze hinunter und die meisten landen von Blättern und hat eine sehr große dicht bei ihr. Die Samen – oder Achänen Fähigkeit, wieder zu wachsen, was ihr 18
5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia nach dem Mähen oder anderen wiederhol- Literaturnachweise ten Störungen während der Vegetations- 1. Bohren, C., 2006: Ambrosia artemisiifolia periode ermöglicht, Blüten und keimfähige L.- in Switzerland: concerted action to Samen zu erzeugen. prevent further spreading, Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd., 58 (11), 304-308. Samenbank und Keimfähigkeit Die Samen von der Beifußblättrigen Ambro- 2. Wittenberg, R. (Ed.), 2005: An inventory of sie werden nach der Samenreife dormant, alien species and their threat to biodiversity was eine Kälteperiode zum Keimen erfor- and economy in Switzerland. CABI Biosci- dert. Nur ein Teil der Samen beginnt im ence Switzerland Centre report to the Swiss Frühling zu keimen. Sie hat eine große Agency for Environment, Forests and Anpassungsfähigkeit in Bezug auf die Landscape. Keimtemperatur, zwischen 7° C und 28° C mit einer optimalen Temperatur bei 15° C. 3. Fumanal, B., Chauvel, B., Bretagnolle, F., Die Keimung wird wahrscheinlich durch 2007: Estimation of pollen and seed produc- Licht angeregt, da Samen selten keimen, tion of common ragweed in France. Ann Agric wenn sie tiefer als 4-5 cm unter der Erde Environ Med, 2007, 14, 233-236. liegen. Am häufigsten findet die Keimung auf offenem Boden statt. Die Samen 4. Baskin, J. M., Baskin, C. C., 1980: Ecophy- können über Jahre hinweg in der Dormanz siology of secondary dormancy in seeds of bleiben . Die Beifußblättrige Ambrosie ist 4 Ambrosia Artemisiifolia. Ecology, 61, 475– dadurch gut angepasst, um an Stellen zu 480. überleben, die periodisch gestört werden. Obwohl sie eine einjährige Pflanze ist, muss 5. Lewis, A.J., 1973: Ragweed Control Tech- sie nicht jährlich Samen erzeugen, um zu niques: Effect on Old-Field Plant Populations, überleben. Es ist bekannt, dass Samen nach Bulletin of the Torrey Botanical Club, 100 20jährigem Vergraben mit einer Rate von (6), 333-338. 85 % keimfähig blieben5. In einem ande- ren Experiment wurden keimfähige Samen 6. Darlington, H.T., 1922: Dr. W. J. Beal´s seed nach 40jährigem Vergraben gefunden, die viability experiment. American Journal of Keimungsrate lag jedoch nur bei 4 % . 6 Botany, 9, 266-269. 19
6. Ausbreitung von Samen Es sind verschiedene Arten der Ausbreitung von Sonnenblumen und anderes Saatgut von Samen der Beifußblättrigen Ambrosie stellen noch immer einen Einschleppungs- bekannt; manchmal auf natürlichem Wege, weg zu neuen Wuchsorten dar. Außerdem aber meistens wird die Ausbreitung anthro- gibt es noch wesentlich mehr mögliche pogen gefördert. Die meisten Früchte fallen Ausbreitungswege. dicht bei oder unter der Mutterpflanze auf den Boden. Manchmal können die Samen Die Ausbreitung der Beifußblättrigen Ambro- durch Vögel, schmelzenden Schnee und sie erfolgt oftmals entlang von linearen Wasserläufe verbreitet werden, da die Strukturen, Autobahnen, Schienenwegen Achänen schwimmfähig sind. und Wasserläufen. Einschleppungswege zu neuen Stand- Einschleppungswege orten • Sonnenblumensamen Der Transport von verunreinigtem Saatgut • Vogelfuttermischungen von Klee, Getreide und anderem landwirt- • Transport von Maschinen/ und Geräten schaftlichen Saatgut war ein bedeutender • Transport von Erde/Kies Einschleppungsweg von Kanada und den • Kompost USA nach Europa. Verunreinigtes Saatgut • Wasserläufe Ambrosia-Achänen und Sonnenblumenkerne. Agroscope ACW 20
6. Ausbreitung von Samen Tabelle 2. Anzahl der mit Samen der Beifußblättrigen Ambrosie kontaminierten Proben gemäß dänischen Erhebungen aus 2007 und 20082. Mischfutter- Anzahl Anzahl der Sonnenblu- Anzahl der proben mit insgesamt mit Proben Sonnen- men mit Mischfut- Beifußblätt- Samen der % insgesamt blumen- Ambrosia terproben riger Beifußblättri- proben Ambrosie gen Ambrosie 2007 16 5 2 11 6 8 50 2008 20 9 6 11 8 14 70 Vogelfuttermischungen Ambrosie enthielten, keimten die Samen Vogelfutter, insbesondere solches, das bei der Aussaat im Frühjahr1. Frühere Sonnenblumensamen enthält, ist eine der Erhebungen in der Schweiz und Dänemark hauptsächlichen Ursachen für eine Ein- in den Jahren 2007 und 2008 (Tabelle 2) schleppung der Beifußblättrigen Ambrosie wiesen ähnliche Ergebnissee bei verunrei- über große Entfernungen an neue Orte. nigtem Vogelfutter auf. Der Anteil von Während einer Erhebung zu Vogelfutter in Samen der Beifußblättrigen Ambrosie Deutschland wurden Samen der Beifuß- variiert von 38-975 mg/kg in 2007 bis blättrigen Ambrosie in ungefähr 70 % der 3.556 mg/kg in 2008. Der höchste Gehalt Proben gefunden. Bei 14 von 23 Proben von 3,6 g Samen der Beifußblättrigen (61 %), die Samen der Beifußblättrigen Ambrosie wurde in einer der Proben von Erdtransporte bei Baumaßnahmen sind ein wichtiger Verschleppungsweg von Ambrosia. Agroscope ACW 21
6. Ausbreitung von Samen Sonnenblumensaatgut gefunden, was Kompost ungefähr 700 Samen pro kg Vogelfutter Die Verwendung von Kompost, der Pflan- entspricht. zen der Beifußblättrigen Ambrosie enthält, ermöglicht die Ausbreitung von überleben- Zurzeit schreibt die Gesetzgebung der den Samen. Auch mit modernen Kompost- Europäischen Gemeinschaft keine Höchst- systemen ist es nicht möglich, alle Samen mengen von Samen der Beifußblättrigen der Beifußblättrigen Ambrosie abzutöten, Ambrosie in Futterzeugnissen vor. Die da sie sehr hitzeresistent zu sein scheinen. Schweiz hat einen Wert von 50 mg Ambro- sia Samen pro kg Futter als Interventions- Wasserläufe wert eingeführt, was etwa 10 Samen pro Manche Samen der Beifußblättrigen Ambro- kg Futter entspricht. sie sind schwimmfähig und werden über Wasserläufe verbreitet. Sie behalten ihre Transport von Maschinen und Geräten Keimfähigkeit nach einer längeren Zeit in Samen können mit Maschinen transportiert Wasser3. werden, die zum Mähen von mit der Beifuß- blättrigen Ambrosie befallenen Gebieten Literaturnachweise benutzt werden oder mit Erntemaschinen, 1. Alberternst, B., Nawrath, S., Klingenstein, F., die in Kulturen mit Beifußblättriger Ambro- 2006: Biologie, Verbreitung und Einschlep- sie eingesetzt wurden. Z. B. wurde die pungswege von Ambrosia artemisiifolia in Beifußblättrige Ambrosie mit Mähdre- Deutschland und Bewertung aus Natur- schern, die in der Gegend um Lyon gemie- schutzsicht. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzen- tet worden waren, in die Region Genf schutzd., 58 (11), 279–285. verschleppt. 2. Joergensen, J.S., 2008b: Rapport over Transport von Erde und Kies undersøgelse af vildtfugle-blandinger for Der Transport von Erde und Kies zwischen indhold af bynkeambrosie (Ambrosie benachbarten Ländern ist eine gängige artemisiifolia L.) – efterår/vinter 2008. Praxis in Teilen Europas, insbesondere Ministeriet for Fødevarer, Landbrug og zwischen der Schweiz, Frankreich und Fiskeri. www.pdir.fvm.dk. Italien, wo Baumaterialien und Substrate in Grenznähe über die Grenze hinweg 3. Fumanal, B., Chauvel, F., Sabatier, A., ausgetauscht werden, was zur Einschlep- Bretagnolle, F., 2007: Variability and Cryptic pung der Beifußblättrigen Ambrosie an Heteromorphism of Ambrosia artemisiifolia neue Orte führt. Seeds: What Consequences for its Invasion in France? Ann. Botany, 100, 305-313. 22
7. Vorbeugemaßnahmen Die Verhinderung einer Invasion ist im Einführung von nationalen/lokalen Allgemeinen das kostengünstigste Vorgehen Vorgehensweisen und Leitlinien für im Umgang mit invasiven Pflanzenarten. bewährte Verfahren Im Vergleich dazu ist es sehr kostspielig, Damit ein Bekämpfungsprogramm effizient Pflanzen zu bekämpfen, nachdem sie sich ist, müssen die Behörden auf allen relevan- etabliert und verbreitet haben. Außerdem ten Ebenen und andere Akteure aus den kann es sich als sehr schwierig oder sogar Bereichen Landwirtschaft, Handel, Grund- unmöglich herausstellen, etablierte gebiets- stücksbesitzer und Naturschutz eingebun- fremde Arten auszurotten. Die Beifußblätt- den werden. Auf lokaler Ebene sollten die rige Ambrosie kann innerhalb von ein paar Programme auch die Öffentlichkeit durch Jahren eine Samenbank aufbauen, die 20 Anhörungen, Informationsveranstaltungen Jahre oder länger keimfähig bleibt. Je früher usw. einbeziehen. nach der Einschleppung Bekämpfungsmaß- nahmen ergriffen werden, desto besser Bei der Bekämpfungsplanung sollte die sind die Chancen der Ausrottung und umso Landnutzung einbezogen werden, so kann niedriger sind die Kosten der Ausrottung. in einschleppungsgefährdeten Gebieten im Grünland auf eine geschlossenen Grasnar- Die Beifußblättrige Ambrosie ist inzwischen be geachtet werden und Überweidung in Europa so weit verbreitet, dass eine vermieden werden, im Ackerbau bevorzugt vollständige Ausrottung weder praktizier- Kulturen verwendet werden, die ungünstig bar noch ökonomisch machbar wäre. für die Beifußblättrige Ambrosie sind. Gleichwohl ist es noch immer möglich, die Ausbreitung in neue Gebiete zu verhindern Vorsorgemaßnahmen oder zu reduzieren. Präventive Gegenmaßnahmen sollten Initiativen zur Begrenzung der unbeab- Möglichkeiten, die Invasion der Bei- sichtigten Ausbreitung von Samen der fußblättrigen Ambrosie in neue Gebie- Beifußblättrigen Ambrosie umfassen, z. B. te einzuschränken durch die Entwicklung und das Einsetzen Um die Ausbreitung wirksam zu verhindern, von Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen sollten Vorbeugemaßnahmen auf die gleichzeitig mit der Steuerung der Stand- Gebiete abzielen, die geeignete Standorte ortqualität in Gebieten, die anfällig für eine bieten und am wahrscheinlichsten von Invasion durch Ambrosia sind. Große Samen der Beifußblättrigen Ambrosie Bestände an Transportkorridoren (Wasser- erreicht werden können. Es gibt verschie- läufe, Schienenwege, Autobahnen) sollten dene Komponenten für diese Verhinderung, beobachtet werden, um die Ausbreitung Früherkennung und schnelle Reaktion: von Samen zu verhindern. • Einführen von nationalen/lokalen Plänen und Leitlinien für beste Maßnahmen Aufklärung der Bevölkerung • Schutzmaßnahmen Es muss ein Bewusstsein für die Auswirkun- • Aufklärung der Bevölkerung gen der Beifußblättrigen Ambrosie auf die • Erhebungen und Monitoringprogramme menschliche Gesundheit als eine Ursache • Ausrottungskampagnen, wenn die für Heuschnupfen und Asthma und als Vorbeugung fehlgeschlagen ist potentielles Schadunkraut geweckt wer- • Nachfolge-Monitorings den, so dass die allgemeine Öffentlichkeit 23
7. Vorbeugemaßnahmen mit der Pflanze vertraut und bereit ist, ihre Erhebungen und Monitoringprogramme Ausbreitung zu verhindern, z. B. durch Falls die Vorsorgemaßnahmen fehlschlagen Meldung von Funden. Schulungen für und die Beifußblättrige Ambrosie ein neues betroffene Interessengruppen sind ein Gebiet besiedelt, ist das rechtzeitige wichtiges Instrument. Erkennen des neuen Eindringlings sehr wichtig, um eine schnelle Ausrottungs- Es gibt gute Beispiele auf Websites, in maßnahme zu ermöglichen. Die Durchfüh- Faltblättern und andere Informationsakti- rung von Erhebungen und anderen Monito- vitäten, die die Öffentlichkeit ansprechen, ring-Mechanismen zur Verbreitung der Bei- siehe Links. fußblättrige Ambrosie an neue Standorte 24
7. Vorbeugemaßnahmen ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Ausrottungskampagnen Vorsorgemaßnahmen, gleichzeitig mit der Wenn die Vorsorgemaßnahmen fehlgeschla- Weckung von Aufmerksamkeit in der gen sind, sollte die Ausrottung das Ziel sein. Öffentlichkeit. Neu eingeschleppte Pflanzen der Beifuß- blättrigen Ambrosie sollten ausgerissen Hauptsächliche Überwachungsgebiete sind werden, sobald sie entdeckt werden und Privatgärten, Straßenränder und Schienen- möglichst vor Beginn der Blütezeit. Die wege, Sonnenblumenpflanzungen, Felder Ausrottung muss konsequent und kontinu- mit Mais und Sojabohnen, Weizenstoppel- ierlich stattfinden – ohne ein einziges Jahr felder, Baustellen, Felder und Waldränder, auszulassen. Flussufer, Brachland, Grünflächen, die Umgebung von Getreide- und Futterhand- Informationen für den besten Umgang lungen, Ölmühlen, Getreide verarbeitende sollten gesammelt und verteilt werden: an Betriebe und Betriebe in der Futterherstel- die Öffentlichkeit, Privatpersonen, Firmen, lung. Grundbesitzer und andere Gruppen, die mit Standorten zu tun haben, die für die Die meisten Einschleppungen geschehen in Einschleppung der Beifußblättrigen Ambro- Privatgärten und landwirtschaftlichen sie anfällig sind. Fläche. Entsprechend wichtig ist es, dass die Öffentlichkeit die von der Pflanze Nachfolge-Monitoring ausgelösten Probleme kennt und an der Es ist wichtig, eine Nachfolge-Bekämpfung Überwachung teilnimmt und Beobachtun- anzuschließen, da einige Pflanzen der gen mitteilt. Die Öffentlichkeit muss Bekämpfung entgangen sein oder mehr wissen (oder leicht herausfinden können), Samen gekeimt haben können. Das wohin Beobachtungen gemeldet werden Monitoring sollte in den folgenden Jahren können. weiter geführt werden, um sicherzustellen, dass eine vollständige Ausrottung stattge- Eine 2006 in der Schweiz eingeführte funden hat. gesetzliche Regelung zur Bekämpfung der Beifußblättrigen Ambrosie enthält eine Literaturnachweise Verpflichtung der Öffentlichkeit zur Mel- 1. http://www.Ambrosia.ch dung der Funde an die Behörden1. Links http://www.Ambrosia.ch http://www.ambrosiainfo.de http://www.ambrosiainfo. 25
8. Bekämpfungsmethoden Es werden verschiedene Methoden bei der Nicht blühende und nicht fruchtende Bekämpfung von Ambrosia angewendet. Die Pflanzen sollten gründlich getrocknet und Methoden können einzeln oder in Kombi- dann kompostiert werden. Um das Weiter- nation mit anderen Methoden angewendet wachsen zu verhindern, sollten ausgerisse- werden, um die Keimung der Samen zu ne Pflanzen ohne Bodenkontakt gelagert begrenzen. Die Wahl der Methode hängt werden. Alternativ sollten ausgerissene von der Anzahl der Pflanzen, ihrem phäno- Pflanzen in Plastiktüten mit Erde um die logischen Stadium, Vorhandensein oder Wurzeln herum bei Abfallsammlungen oder Nichtvorhandensein in der Samenbank, -verbrennungen abgegeben werden1. Standort und Landnutzung (siehe Vielver- sprechende Bekämpfungsstrategien) ab. Sicherheitshinweise Mechanische Bekämpfung Gegen Ambrosia sensibilisierte Personen Mechanische Bekämpfung umfasst Ausrei- sollten nicht beim Ausreißen mitarbeiten. ßen, Abschneiden, Pflügen usw. Zum Schutz von Hautirritationen sollten Handschuhe und Kleidung getragen werden, die den Körper vollständig bedeckt. Falls das Ausreißen Ausreißen während der Blütezeit stattfindet, Alle Pflanzen an der Stelle sollten systema- sollten Maske und Schutzbrillen zum Schutz tisch ausgerissen werden, vorzugsweise vor Pollen getragen werden. vor der Blüte, um die Verbreitung von Die Bekämpfung von blühenden Beständen Pollen zu verhindern. Das Ausreißen der sollte vorzugsweise am Nachmittag stattfin- Pflanzen vor der Samenreife ist für kleine den, da der Pollen meistens morgens bis mittlere Populationen wirkungsvoll. freigesetzt wird. Ausreißen von Ambrosia. Agroscope ACW 26
8. Bekämpfungsmethoden Das Ausreißen von Ambrosia-Beständen Mähen/Abschneiden an Standorten mit nicht gestörtem Boden Mähen wird genutzt, um die Samenpro- sollte langsam und sorgfältig durchgeführt duktion zu verhindern und die Pflanze in werden, um die Bodenstörung zu minimie- großen Ambrosia-Populationen in Gebieten ren. Durch Tritt gestörte Flächen sind zu erschöpfen, wo die chemische Bekämp- ausgezeichnete Saatbetten für viele fung verboten oder aus anderen Gründen Unkrautarten. nicht möglich ist. Hacken Das Abschneiden sollte so dicht wie mög- Hacken im 2-Blatt-Stadium ist eine wirksa- lich über der Erdoberfläche erfolgen, jedoch me Bekämpfung von Ambrosia in Sonnen- ohne Störung der Bodenoberfläche, um blumen- und Maiskulturen. Hacken kann Neuaustrieb zu minimieren. In Gebieten, auch manuell auf kleinen Partien für den wo es eine dichte Population von Ambrosia Gemüseanbau durchgeführt werden und gibt, sollte die Schnitthöhe 2–6 cm betra- zeigt gut Resultate bei trockenen Bedin- gen. Wo Ambrosia in einer Vegetation gungen ohne Regen1. wächst, die dicht von Gras bedeckt ist, verhindert das Mähen in einer Höhe von 10 cm Erosion und Wiederaustrieb1. Ambrosia artemisiifolia. Rita Merete Buttenschøn 27
8. Bekämpfungsmethoden Der Schnittzeitpunkt ist äußerst wichtig, da Sicherheitshinweise und Vorsichtsmaß- er in starkem Maße die Möglichkeiten der nahmen Pflanze zum Neuaustrieb und zur Blüte Gegen Ambrosia sensibilisierte Personen beeinflusst. Fortlaufendes Schneiden kann sollten nicht bei der Bekämpfung von Ambro- die Blüte und Fruchtbildung verhindern, sia mitarbeiten. Zum Schutz von Hautirrita- tionen sollten Handschuhe und Kleidung aber nach dem Schnitt können die Pflanzen getragen werden, die den Körper vollständig horizontale Seitentriebe entwickeln, die bedeckt. Falls das Mähen während der Blüten tragen und über der Bodenoberfläche Blütezeit stattfindet, sollten Maske und wachsen. Diese Verzweigungen sind im Schutzbrillen zum Schutz vor Pollen getragen Folgeschnitt schwierig – oder gar nicht zu werden. schneiden. Die Maschinen und Werkzeuge, die während der Blütezeit für die Bekämpfung benutzt Das Mähen sollte nicht durchgeführt werden, sollten gereinigt werden, um die werden, wenn die Samen reif sind, weil Verschleppung von Samen zu verhindern. dies das Risiko der Samenverbreitung erhöht. Um eine größere Wirksamkeit zu Pflügen erreichen, sollte das Mähen mit anderen Tiefes Pflügen, das die Ambrosia-Samen in Bekämpfungsmethoden kombiniert wer- 10 cm Tiefe vergräbt, verhindert die den. Mähen vor der Blüte in Kombination Keimung der Samen, wohingegen 2 cm mit einer Herbizid-Behandlung an wieder Tiefe nicht ausreicht2. ausgetriebenen Pflanzen garantiert eine wirkungsvolle Bekämpfung. Chemische Bekämpfung (Herbizide) Die für die Bekämpfung von Ambrosia Mechanische Mähtechniken, zum Beispiel verwendbaren Chemikalien sind durch Schlegelmäher, sind bei großen befallenen Regelungen auf Länder-, Regional- und Flächen mit ebenem Grund nützlich. Falls lokaler Ebene beschränkt. Zusätzlich die Population klein ist oder sich an einem bestimmt die Art des befallenen Standortes Ort befindet, der für mechanisches Mähen die Bekämpfungsbedingungen in Bezug auf ungeeignet ist, z. B. an steilen Hängen, Biologie, Ökonomie und Durchführbarkeit. wird manuelles Schneiden mit einer Sense oder einem Trimmer empfohlen. Herbizide werden empfohlen für große Befallsflächen außerhalb des ökologischen Wo es möglich ist, sollte das Mähen durch Anbaus. Die Beifußblättrige Ambrosie hat Ausreißen ersetzt werden. eine Resistenz gegen verschiedene Herbi- Sicherheitshinweise und Vorsichtsmaßnahmen Befolgen Sie alle nationalen und lokalen Bestimmungen hinsichtlich der Anwendung von Herbiziden. Entwickeln Sie Sicherheitsrichtlinien für die Lagerung, das Anmischen, den Transport, den Umgang mit Überschüssen und das Entsorgen von nicht genutzten Herbiziden und Containern, bevor Sie die Herbizide erhalten. Die Anwendung von Herbiziden ist nur Personen mit allen staatlich geforderten Zeugnissen und Lizenzen gestattet. Anwender MÜSSEN jegliche auf dem Etikett des Herbizids angegebene Schutzkleidung tragen, wenn sie Herbizide anmischen oder anwenden: - Gummistiefel und Handschuhe und Schutzschürzen oder –anzüge oder feste Overalls, die nicht für andere Tätigkeiten genutzt werden, - Schutzbrillen, - Atemschutzmasken bei Anwendung in der Blütezeit. 28
8. Bekämpfungsmethoden zide entwickelt. In Nordamerika erwies Insekten zur Bekämpfung eingeführt, aber sich ein Feld von 20 Morgen, in dem die das am meisten versprechende Insekt, Beifußblättrige Ambrosie wuchs, als Zygogramma suturalis (Coleoptera, Chry- resistent gegen die 10fache übliche Dosis somelidae), hat bis jetzt keine erfolgreiche Glyphosat . 3 Zurückdrängung erbracht5. In diesem Bereich ist weiteres Arbeiten notwendig. Begrünung Begrünung mit einheimischen mehrjähri- Beweidung gen und winterannuellen Pflanzen kann die Obwohl die Beifußblättrige Ambrosie einen Beifußblättrige Ambrosie unterdrücken4. Es ziemlich hohen Gehalt an Roheiweiß besitzt ist wichtig eine dichte Bodendeckung durch und im Frühjahr verdaut werden kann, relativ große und schnell wachsende wird Beweidung nicht als mögliche Be- einheimische Pflanzen zu unterhalten oder kämpfungsmethode betrachtet, da die nachzupflanzen, um die Wiederbesiedlung Pflanze in großen Mengen giftig für die durch Ambrosia zu verhindern. Tiere sein kann. Es wurde berichtet, dass Molkereiprodukte von Kühen, die auf Mulchen Ambrosia grasten, einen unangenehmen Mulchen kann genutzt werden, um die Geruch und Geschmack haben6. Eine Samenkeimung in kleinen Flächen zu intensive Beweidung, die für die Bekämp- begrenzen, zum Beispiel auf Baustellen. fung von Ambrosia-Wachstum notwendig Bedecken Sie den Boden und/oder die ist, ruft die Keimung aufgrund hoher Keimlinge mit Mulch (Heu, Grasschnitt, Lichtzufuhr hervor. Holzschnitzel usw.) oder einer anderen Art von Bodenbedeckung. Dieses verhindert, Literaturnachweise dass Sonnenlicht Unkrautsamen und 1. OEPP/EPPO 2008. Ambrosia artemisiifolia. Keimlinge erreicht, was für Keimung und OEPP/EPPO Bulletin 38, 414-418. Wachstum notwendig ist. 2. Guillemin, J.P., Reibel, C., Chauvel, B. Effect Abdecken mit Plastikfolie of seed burying on seedling emergence of Abdecken mit (schwarzer) Plastikfolie ambrosia artemisiifolia. anstatt Mulchen kann auf Baustellen www.fvm.gov.hu/doc/upload/200905/ genutzt werden, um den Lichteinfall auf program_abstracts_1stintragweedconf.pdf die Bodenoberfläche zu reduzieren und die Bodentemperatur so zu erhöhen, dass 3. http://www.invasive.org/gist/esadocs.html. kleine Pflanzen abgetötet werden und die Keimung von Samen verhindert wird. 4. Raynal, D.J., Bazzaz, F.A. 1975. Interference of Winter Annuals with Ambrosia artemisiifo- Biologische Bekämpfung lia in Early Successional Fields Ecology, 56, Zurzeit gibt es keine wirksame biologische 35-49 Bekämpfung von A. artemisiifolia in Euro- pa1. Eine klassische biologische Bekämp- 5. http://www.cabi.org.de. fung wurde in Russland, der Ukraine und dem früheren Jugoslawien versucht und 6. http://weedscanada.ca/plants_poisonous_ zwischen 1969 und 1990 wurden mehrere animals.hmt 29
9. Erfolgversprechende Bekämpfungsstrategien Verschiedene Bekämpfungsmaßnahmen eine sehr kleine Samenbank von Ambrosia wurden in dem Euphresco-Projekt bewer- Samen existieren, während in einem tet, einschließlich des Abschneidens und Gebiet mit einer fortgeschrittenen Invasion des Anwendens von Herbiziden an verschie- viele keimfähige Ambrosia Samen in der denen Standorten und an drei verschiede- Samenbank im Boden gefunden werden. nen Orten in Dänemark, der Schweiz und Deutschland, gleichzeitig mit Studien zu Die Verhinderung der Produktion von der Biologie von Ambrosia1. “Erfolgverspre- keimfähigen Samen von Ambrosia ist auf chende Bekämpfungsstrategien” wurden lange Sicht wichtiger als die Reduzierung auf der Grundlage derzeitigen Wissens und der Pollenproduktion in einer Vegetations- von Projektergebnissen von Waldispühl periode. Es ist die einzige Möglichkeit, die und Bohren 2009 erarbeitet2. Samenbank im Boden zu reduzieren. Die beste Strategie ist es, die Produktion von Allgemeines Samen und gleichzeitig die Pollenprodukti- Ambrosia ist eine einjährige zweikeimblätt- on zu verhindern. rige Pflanze, die sich ausschließlich über Samen vermehrt. In der Landwirtschaft er- Anwendung von Herbiziden reicht sie schnell den Status eines einjähri- Alle Herbizidbehandlungen, die in diesen gen Schadunkrauts, da ihre Bekämpfung Versuchsserien angewendet wurden nicht so leicht ist, wie sie scheint. Unzurei- (Glyphosat, Mesotrion, Clopyralid, MCPP chend bekämpfte Pflanzen sind in der Lage und Florasulam), reduzierten die Biomasse wieder auszutreiben und Samen zu produ- von Ambrosia. Bei der Bekämpfung von zieren, wenn auch in geringerer Anzahl. Ambrosia mit Herbiziden hatte der Zeit- punkt der Behandlung einen Einfluss auf Die Anzahl der jährlich erzeugten Samen die Reduzierung von Biomasse. Die höchste pro Pflanze oder auf besiedelter Fläche Wirksamkeit wurde erzielt, wenn die Be- ermöglicht Ambrosia ein invasives Verhal- handlung in einem Schritt frühzeitig im ten. Angesichts der großen Anzahl der pro- 4-Blatt-Stadium erledigt wurde. ED50 duzierten Samen und ihrer hohen Keimfä- wurde für alle Herbizide ermittelt. Glypho- higkeit hat Ambrosia ein enormes Potenti- sat war das einzige Herbizid, bei dem eine al, sich zu vermehren. Dosis in allen Wachstumsstadien die gleiche Wirkung hatte. Drei Wachstumsstadien, Die Vermehrung durch Samen, die nicht vom 4 Blatt-Stadium bis zum Aufblühen, durch den Wind ausgebreitet werden, ist wurden untersucht. Die anderen drei der empfindliche Punkt von Ambrosia. Alle Herbizide wiesen auch eine zufriedenstel- Bekämpfungsstrategien müssen daher auf lende Wirkung auf die Biomasse von der Verhinderung der Produktion von Ambrosia auf, aber bei späterer Behand- keimfähigen Samen von Ambrosia begrün- lung musste die Dosis erhöht werden, um det sein. die gleiche Wirkung zu erzeugen. Bekämpfungsstrategien müssen die aktuelle Sequenzielle Behandlungen – Anwendung Situation an dem Ort berücksichtigen, wo von normalen Herbiziddosen in zwei Schrit- Ambrosia bekämpft werden muss: i) Gebiete ten, so genannte split-Anwendung – zeig- oder Flächen, wo sich die Invasion im ten synergetische Wirkung. Die meisten Anfangsstadium befindet und ii) Gebiete split-Anwendungen hatten eine höhere oder Flächen, wo die Invasion von Ambro- Wirksamkeit als eine Anwendung (Florasu- sia bereits fortgeschritten ist. In einem lam, MCPP und Mesotrion). Die Höhe der neu besiedelten Gebiet wird keine oder Dosis hing in hohem Maße vom Wachs- 30
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