Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)

 
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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
Leitlinien für den Umgang mit der
     Beifußblättrigen Ambrosie
      (Ambrosia artemisiifolia)

          http:/www.EUPHRESCO.org
Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
Über die Veröffentlichung
Die Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie basieren auf den Ergeb-
nissen des Projektes „Strategies for Ambrosia control (AMBROSIA)“, das durch Euphresco
2008 – 2009 gefördert wurde.

Projektpartner sind:
Universität Aarhus (Dänemark), Landwirtschaftliches Institut Slowenien (Slowenien),
Agroscope ACW (Schweiz), Julius Kühn-Institut (Deutschland) und
Universität Kopenhagen (Dänemark).

Projektpartner sind:
Niels Holst, niels.holst@agrsci.dk, Universität Aarhus
                                                                           AU    DEPARTMENT OF INTEGRATED
                                                                                 PEST MANAGEMENT
Preben K. Hansen, prebenk.hansen@agrsci.dk, Universität Aarhus                   FACULTY OF AGRICULTURAL SCIENCES
                                                                                 AARHUS UNIVERSITY

Per Kudsk, per.kudsk@agrsci.dk, Universität Aarhus
Solvej K. Mathiassen, solvejg.mathiassen@agrsci.dk, Universität Aarhus

Andrej Simoncic, Andrej.Simoncic@kis.si, Landwirtschaftliches Institut
Mario Lesnik, mario.lesnik@uni-mb.si, Universität Maribor, Slowenien

Christian Bohren, christian.bohren@acw.admin.ch, Agroscope ACW
Stephanie Waldispühl, stefwald@hotmail.com, Agroscope ACW

Arnd Verschwele, arnd.verschwele@jki.bund.de, Julius Kühn-Institut
Birte Wassmuth, birte.wassmuth@jki.bund.de, Julius Kühn-Institut
Uwe Starfinger, uwe.starfinger@jki.bund.de, Julius Kühn-Institut

Hans Peter Ravn, hpr@life.ku.dk, Universität Kopenhagen
Rita Merete Buttenschøn, rmb@life.ku.dk, Universität Kopenhagen

Autoren:
Rita Merete Buttenschøn
Stephanie Waldispühl und Christian Bohren (Kapitel 9:Vielversprechende
Bekämpfungsstrategien)

Deutsche Fassung:
Elke Vogt-Arnd und Uwe Starfinger, Julius Kühn-Institut

Layout:
Karin Kristensen, Universität Kopenhagen

Titelfoto:
Preben K. Hansen

ISBN:
9788779034648

Diese Leitlinien sind auf der Homepage des Projekts in 6 Sprachen verfügbar: EUPHRES-
CO project AMBROSIA 2008-09.
http:/www.EUPHRESCO.org

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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
Inhalt
1. Einführung                                                        5
Literaturnachweise                                                   6

2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Verbreitung in Europa          7
Die Beifußblättrige Ambrosie                                         7
Die gegenwärtige Verbreitung in Europa                               7
Literaturnachweise                                                   9

3. Bestimmung                                                       10
Ambrosia artemisiifolia                                             10
Literaturnachweise                                                  12

4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia           13
Ambrosia-Arten, die mit der Beifußblättrigen Ambrosie verwechselt
werden können                                                       14
Ambrosia maritima                                                   14
Ambrosia trifida                                                    15
Ambrosia coronopifolia                                              16
Literaturnachweise                                                  16

5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia                17
Samenbank und Keimfähigkeit                                         19
Literaturnachweise                                                  19

6. Ausbreitung von Samen                                            20
Einschleppungswege zu neuen Standorten                              20
Einschleppungswege                                                  20
Vogelfuttermischungen                                               21
Transport von Maschinen und Geräten                                 22
Transport von Erde und Kies                                         22
Kompost                                                             22
Wasserläufe                                                         22
Literaturnachweise                                                  22

7. Vorbeugemaßnahmen                                                23
Möglichkeiten, die Invasion der Beifußblättrigen Ambrosie in neue
Gebiete einzuschränken                                              23
Einführung von nationalen/lokalen Vorgehensweisen und Leitlinien
für bewährte Verfahren                                              23
Vorsorgemaßnahmen                                                   23
Aufklärung der Bevölkerung                                          23
Erhebungen und Monitoringprogramme                                  24
Ausrottungskampagnen                                                25
Nachfolge-Monitoring                                                25
Literaturnachweise                                                  25

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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
8. Bekämpfungsmethoden                                     26
Mechanische Bekämpfung                                     26
Ausreißen                                                  26
Hacken                                                     27
Mähen/Abschneiden                                          27
Pflügen                                                    28
Chemische Bekämpfung (Herbizide)                           28
Begrünung                                                  29
Mulchen                                                    29
Abdecken mit Plastikfolie                                  29
Biologische Bekämpfung                                     29
Beweidung                                                  29
Literaturnachweise                                         29

9. Erfolgversprechende Bekämpfungsstrategien               30
Allgemeines                                                30
Anwendung von Herbiziden                                   30
Mechanische Behandlungen                                   31
Effizienz der Bekämpfungsmaßnahmen                         31
Konkurrenzfähigkeit von Ambrosia                           32
Erfolgversprechende Bekämpfungsstrategien                  32
Literaturnachweise                                         32

10. Negative Auswirkungen auf die menschliche
Gesundheit und Ökonomie                                    33
Gefährdung der öffentlichen Gesundheit                     33
Pollenallergie                                             33
Hohe Prävalenz                                             34
Allergische Dermatitis                                     34
Der Auslöser – Pollen der Beifußblättrigen Ambrosie        34
Schadunkraut                                               36
Auswirkung auf die Biodiversität und Freizeitaktivitäten   37
Literaturnachweise                                         37

11. Literatur                                              38

12. Anhang                                                 42

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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
1. Einführung
Ambrosia artemisiifolia (Aufrechtes Trauben-        Klimawechsel und möglicherweise Anpas-
kraut oder Beifußblättrige Ambrosie) hat            sung an das regionale Klima in Europa hat
sich aus seinem natürlichen Verbreitungs-           sich das potentielle Verbreitungsgebiet von
gebiet in Nordamerika in gemäßigte europä-          Ambrosia erweitert.
ische Zonen und in Teilen von Asien und
Australien ausgebreitet, wo sie einer der           Die Auswirkung der Beifußblättrigen Ambro-
Hauptverursacher von durch Pollen ausge-            sie auf die menschliche Gesundheit ist nicht
lösten Allergien ist. Die anhaltende Ausbrei-       auf Gebiete beschränkt, die von der Pflanze
tung von A. artemisiifolia in Europa stellt         besiedelt werden. Wegen der Ausbreitung
ein wachsendes Problem für die menschliche          durch Wind und der enormen Erzeugung
Gesundheit dar. Als landwirtschaftliches            von leichten Pollen kann Ambrosia Allergien
Unkraut verursacht A. artemisiifolia zusätz-        in Entfernungen von über 200 km auslösen.
liche Kosten in Millionenhöhe für Gesund-
heitsvorsorge und aufgrund von Ernteaus-            Ein integriertes Vorgehen auf der Grundla-
fällen.                                             ge vielversprechender Bekämpfungsstrate-
                                                    gien ist notwendig, um eine weitere
Andere Arten von Ambrosia sind ebenso wie           Verbreitung der Beifußblättrigen Ambrosie
das Aufrechte Traubenkraut nach Europa              zu verhindern. Eine erfolgreiche Bekämp-
eingeschleppt worden, z. B. A. trifida              fung muss auf allen Ebenen durchgeführt
(Riesen-Ambrosia) und A. coronopifolia              werden, d. h. von einzelnen Landbesitzern,
(mehrjährige Ambrosia). Diese Arten sind            auf lokalem, regionalem, nationalem und
auch Auslöser für Allergien und ein lästiges        internationalem Niveau, und es müssen
Unkraut in ihrem natürlichen Verbreitungs-          geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
gebiet in Amerika, treten aber in Europa
selten auf.

Die Invasion der Beifußblättrigen Ambrosie
hat seit den 1990er Jahren zugenommen
und wird wahrscheinlich noch ansteigen.
Von den großen Populationen der Beifuß-
blättrigen Ambrosie in Mitteleuropa
(Ungarn, Frankreich, Italien und Kroatien)
kann eine weitere Ausbreitung ausgehen.
Der zunehmende weltweite und innerge-
meinschaftliche Handel erhöhen das Risiko
der Verschleppung von Ambrosia. Sowohl
Veränderungen bei der Nutzung von
landwirtschaftlichen Flächen mit großräu-
migen stillgelegten und verlassenen
Flächen bei steigender Bautätigkeit auf
Ödland bieten mehr geeignete Standorte
für die Beifußblättrige Ambrosie. Durch             Ambrosia artemisiifolia. Mario Lešnik

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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
1. Einführung

A. artemisiifolia. Mario Lešnik

Ein Bewusstsein für die Problematik ist in               sprechenden Strategien für die Bekämp-
den betroffenen europäischen Ländern                     fung (siehe Kapitel 8) genutzt.
vorhanden. Die Bekämpfungsmaßnahmen
variieren jedoch von Land zu Land. In der                Das Ziel der “Leitlinien für den Umgang
Schweiz, wo die Beifußblättrige Ambrosie                 mit Ambrosia” ist es, europäischen Behör-
am Beginn einer Invasion steht, ist die                  den, privaten Landbesitzern, Gärtnern,
Bekämpfung von Ambrosia durch das                        Bauunternehmern, Erzeugern von Vogel-
Pflanzenschutzgesetz1 vorgeschrieben.                    futter, landwirtschaftlichen Handelsunter-
Ähnlich ist es in Ungarn. Dort werden die                nehmen wissenschaftlich fundierte, aber
Landbesitzer gesetzlich verpflichtet, das                einfache und durchführbare praktische
Aufblühen von Ambrosia zu verhindern ,     2
                                                         Methoden zur Verhinderung der weiteren
wohingegen die Bekämpfung in anderen                     Invasion anzubieten und die Abundanz der
europäischen Ländern, z. B. Deutschland                  Beifußblättrigen Ambrosie zu reduzieren.
und Österreich auf Empfehlungen basiert
und daher freiwillig ist. In Italien und                 Literaturnachweise
Frankreich, wo Ambrosia regional weit                    1. Bohren C., Delabays N., Mermillod C. 2008:
verbreitet ist, gibt es keine rechtskräftige                Ambrosia control and legal regulation in
Vorschrift zur Hilfe bei der Bekämpfung                     Switzerland. Proc. First International
der Beifußblättrigen Ambrosie.                              Ragweed Conference in Budapest, Hungary,
                                                            September 2008.
Das Projekt “Strategies for Ambrosia
control“ hat neue Erkenntnisse über die                  2. Dancza, I., Géllert, G., Pécsi, P.L. 2008:
Ökologie der Beifußblättrigen Ambrosie                      Spread and control measures against
und die Effektivität verschiedener Be-                      common ragweed in Hungary. Proc. First
kämpfungsmaßnahmen gebracht. Diese                          International Ragweed Conference in
wurden für die Erarbeitung von vielver-                     Budapest, Hungary, September 2008.

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Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Ver-
breitung in Europa
Die Gattung Ambrosia besteht aus über 40            Bis in die 1970er Jahre war die Beifuß-
Arten, von denen die meisten in Nordame-            blättrige Ambrosie nur eine von verschie-
rika heimisch sind. Nur eine der Arten, A.          denen Unkrautarten, die auf Anbauflächen
maritima, ist wahrscheinlich in der Mittel-         in Teilen Europas auftraten; jetzt ist sie
meerregion in Europa heimisch. Die                  jedoch ein weit verbreitetes Unkraut in
Beifußblättrige Ambrosie, A. artemisiifolia,        mehreren Ländern. Die Gründe dafür sind
wurde ebenso wie die anderen Ambrosia               komplex. Es gibt viele Veränderungen in
Arten im 19. Jahrhundert nach Europa                landwirtschaftlichen Strukturen: Auswei-
eingeschleppt.                                      tung der Flächen für bestimmte Kulturen
                                                    (z. B. Sonnenblume), intensivierte und
Die Beifußblättrige Ambrosie                        selektive Praktiken zur Bekämpfung von
Die Beifußblättrige Ambrosie ist weltweit           Schadorganismen und die Ausbringung
die am weitesten verbreitete Ambrosia-              von Gülle haben zur Störung und Verände-
Art. Botanischen Berichten zufolge wurde            rung von Böden beigetragen. Ebenso
Ambrosia in vielen europäischen Ländern             scheinen landwirtschaftliche Praktiken wie
ab ca. 1860 gefunden, aber die haupt-               großräumige Flächenstilllegungen und
sächliche Invasion innerhalb von Europa,            Brachen die Verbreitung der Beifußblättri-
die spätere Einbürgerung und Ausbreitung            gen Ambrosie zu begünstigen. Vogelfutter,
der Beifußblättrigen Ambrosie als invasive          das mit Samen der Beifußblättrigen
Pflanze begann ungefähr vor 20 bis 25               Ambrosie verunreinigt ist, war in letzter
Jahren.                                             Zeit ein bedeutender Übertragungsweg in
                                                    Wohngebiete in Europa. Letztendlich
Mit Samen von A. artemisiifolia kontami-            begünstigen die ansteigenden Temperatu-
nierte landwirtschaftliche Erzeugnisse, die         ren und der Klimawandel die Wachstums-
aus den USA und Kanada eingeführt                   bedingungen für Ambrosia.
wurden, werden als der wahrscheinlichste
Einschleppungsweg für Ambrosia nach                 Die gegenwärtige Verbreitung in Europa
Europa angesehen.                                   Die Beifußblättrige Ambrosie ist in Ost- und
                                                    Mitteleuropa besonders weit verbreitet. In

 Ambrosia-Invasion in Frankreich
 Eine Erfassung, die das INRA-Team in Dijon durchführte, hat die Geschichte der Ausbreitung der
 Beifußblättrigen Ambrosie in Frankreich anhand von Angaben aus französischen Herbarien
 ermittelt1.

 Im 18. Jahrhundert wurde die Beifußblättrige Ambrosie in ein paar botanischen Gärten gezogen.
 Die ersten Berichte zum Auftreten in einer natürlichen Umgebung stammen von 1863, von einem
 Feld in dem Departement Allier in Frankreich, wo die Pflanze anscheinend mit Sendungen von
 Saatgut von Wiesen-Klee aus Nordamerika eingeschleppt wurde. Von da an verbreitete sie sich
 überall in Frankreich, auch mittels verschiedener Vektoren, vor allem Futter, das für amerikani-
 sche Armeepferde eingeführt wurde. Amerikanische Truppen kamen von 1917 an während des
 Ersten Weltkrieges. Populationen von A. artemisiifolia wurden in mehreren atlantischen Häfen und
 in den verschiedenen Orten beschrieben, wo die Truppen stationiert waren.

                                                7
Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Verbreitung in Europa

Ungarn sind fast 80 % der landwirtschaftli-           den2. In Kroatien ist die Beifußblättrige
chen Fläche befallen und während der letz-            Ambrosie besonders in der Region Slawo-
ten 20 Jahre ist Ambrosia zum bedeutends-             nien häufig, wo sie als ein Schadunkraut3
ten landwirtschaftlichen Unkraut gewor-               betrachtet wird. Die Beifußblättrige Ambro-

Pollenkarte 2008. EAN (European Aeroallergen Network https://ean.polleninfo.eu/Ean) und EPI
(European Pollen Information http://www.polleninfo.org).

                                                  8
Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
2. Natürliches Verbreitungsgebiet und Verbreitung in Europa

sie hat sich von Südungarn und Ostkroatien              Literaturnachweise
nach Serbien ausgebreitet, wo sie jetzt die             1. Chauvel, B., Dessaint, F., Cardinal-Legrand,
häufigste Unkrautart in Sojabohnen- und                    C., Bretagnolle, F., 2006: The historical spread
Sonnenblumenanpflanzungen ist. In                          of Ambrosia artemisiifolia L. in France from
Frankreich breitet sich die Beifußblättrige                herbarium records, Journal of Biogeography,
Ambrosie von den stark befallenen Gebie-                   33 (4), 665-673.
ten im Rhônetal und in der Bourgogne in     1

die nordwestlichen Gebiete des Landes                   2. Kazinczi, G., Béres, I., Novák, R., Biró, K.,
aus. In Italien ist hauptsächlich die Provinz              Pathy, Z., 2008: Common Ragweed (Ambrosia
Lombardei in der Poebene stark befallen.                   artemisiifolia). A review with special regards
                                                           to the results in Hungary. Taxonomy, origin
Viele kleine Befallsherde wurden in Belgien,               and distribution, morphology, life cycle and
der Tschechischen Republik, Österreich,                    reproduction strategy. Herbologia, 9, 55–91.
Slowenien, Deutschland, der Schweiz und
anderen europäischen Ländern festgestellt.              3. Stefanic, E., Rasic, S., Merdic, S., 2008:
Sie befinden sich meistens in städtischer                  Aerobiological and allergological impact of
Umgebung und anscheinend ist Ambrosia                      ragweed (Ambrosia artemisiifolia L.) in
in diesen Ländern noch nicht vollständig                   north-eastern Croatia. Proc. 2nd International
etabliert. Weiter nordwestlich tritt die                   Symposium Intractable Weeds and Plant
Beifußblättrige Ambrosie nur örtlich als                   Invaders, Osijek, 66.
gelegentliche Einschleppung auf, resultie-
rend aus der Verunreinigung von Saatgut                 Links
oder Futter. Es scheint, dass sie hier noch             http://www.europe-aliens.org/pdf/Ambrosia_ar-
keine selbsterhaltenden Populationen                    temisiifolia.pdf
aufgebaut hat.
                                                        http://www.ambroisie.info/pages/envahi.htm

                                                        http://www.austroclim.at/fileadmin/user_up-
                                                        load/reports/StCl05C5.pdf

                                                        http://www.ambrosia.ch/index.php?&idpage=64

                                                        http://www.international.inra.fr/press/the_com-
                                                        mon_ragweed__1

                                                        http://www.international.inra.fr/press/the_com-
                                                        mon_ragweed__1

                                                        https://ean.polleninfo.eu/Ean

                                                        http://www.polleninfo.org

                                                    9
Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie - (Ambrosia artemisiifolia)
3. Bestimmung
Die Gattung Ambrosia gehört zur Familie              (Therophyt, d. h. nur die Samen überdauern
der Korbblütler (Asteraceae) mit ihrem               den Winter). Die Pflanze ist aufrecht und
charakteristischen Blütenstand, der sich             ziemlich groß. Sie erreicht eine maximale
aus vielen einzelnen ungestielten Blüten             Höhe von 2 Metern und ist normalerweise
zusammensetzt. Bei Ambrosia besteht der              reich verzweigt. Die Verzweigung beginnt
Blütenstand nur aus männlichen Blüten,               ungefähr 2-4 cm über dem Boden und
während sich weibliche Blüten einzeln oder           kann zahlreiche Seitenzweige umfassen.
in kleinen Gruppen in den Blattachseln               Einzeln stehende Pflanzen sind oft niedri-
befinden. Männliche und weibliche Blüten-            ger, aber dichter verzweigt.
stände sind auf der gleichen Pflanze1.
                                                     Die Blätter sind gelappt und farnähnlich
Ambrosia artemisiifolia                              gezackt, mit einer Länge von 4-10 cm. Sie
Die Beifußblättrige Ambrosie (A. artemisii-          sind von beiden Seiten hellgrün. Die unte-
folia) ist eine einjährige krautige Pflanze          ren Blätter sind gegenständig, die oberen

                                                                        Männliche Blüten

                                                                                       Weibliche Blüten

                                                          Achänen                          Pollen

                                                                               Blatt

Ambrosia artemisiifolia. Jens Christian Schou

                                                10
3. Bestimmung

Keimling von A. artemisiifolia.                    Jungpflanze von A. artemisiifolia.
Mario Lešnik                                       Hans Peter Ravn

Blätter bei älteren Pflanzen häufig wech-          von regionalem und lokalem Klima. Die
selständig am Stängel angeordnet. Der              Pflanze erzeugt eine holzige, rotbraune
Stängel ist rötlich und behaart und hat an         Schließfrucht (Achäne) von 3-4 mm Länge
der Basis einen Durchmesser von bis zu             mit einem Samen pro Frucht. Die Pflanze
2-4 cm.                                            stirbt bei Frostbeginn ab.

Weibliche Blüten sind unscheinbar und              Der Stängel der Keimpflanze und die
einzeln oder in kleinen Gruppen an der             Keimblätter (Kotyledonen) sind grün und
Basis der oberen Blätter angeordnet.               oftmals violett gefleckt. Die Keimblätter
Männliche Blüten sind grün und klein (2-4          sind ungefähr 6 mm lang, löffelförmig oder
mm), gruppiert in ährenähnlichen Blüten-           fast rund, etwas verdickt und ohne sicht-
ständen (Trauben) am Ende der oberen               bare Nerven. Das erste Paar der Primär-
Zweige. Die Blüte findet von Juli bis              blätter hat die für die Beifußblättrige
November (Frostbeginn) statt, abhängig             Ambrosie typische Form.

Behaarter rötlicher Stängel.                       Weibliche Blüten in Blattachseln.
Rita Merete Buttenschøn                            Mario Lešnik

                                              11
3. Bestimmung

 Bestimmungsschlüssel für Ambrosia2

 Stängel
 Beantworten Sie die folgenden Fragen mit “ja” oder “nein”:
 Ist der Stängel im Durchmesser rund?
 Ist der Stängel behaart?
 Ist der Stängel ausgefüllt und nicht hohl?

 Falls alle Fragen mit “ja” beantwortet wurden, zum nächsten Frageblock gehen.
 Falls mindestens eine Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben Sie wahrscheinlich keine
 Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an.

 Blatt
 Beantworten Sie die folgenden Fragen mit „ja” oder „nein”:
 Ist das Blatt auf der Ober- wie Unterseite ungefähr gleichfarbig?
 Sind die Blattnerven weißlich?
 Ist das Blatt in mehrere Lappen geteilt, die ihrerseits oft bis zur Mittelrippe geteilt sind?
 Haben die Zipfel der Blattlappen feine Spitzen?

 Falls alle Fragen mit “ja” beantwortet wurden, zum nächsten Frageblock gehen.
 Falls mindestens eine Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben Sie wahrscheinlich keine
 Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an.

 Blüte
 Beantworten Sie die folgenden Fragen mit “ja” oder “nein”:
 Hat die Pflanze an den Stängel- und Astspitzen Trauben von kleinen, grünen, glockenförmigen
 Blüten ?
 Sehen Sie an der Blüte helle Punkte oder gelben Pollenstaub?
 Sitzen in einigen Blattachseln der oberen Blätter kleine blütenähnliche Organe?

 Falls mindestens zwei Fragen und alle Fragen zu Stängel und Blatt mit “ja“ beantwortet wurden,
 ist es wahrscheinlich eine Beifußblättrige Ambrosie.
 Falls mindestens zwei Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben sie wahrscheinlich keine
 Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an.

Literaturnachweise
1. Basset, I.J., Crompton, C.W., 1975: The biology of Canadian weeds.11. Ambrosia artemisiifolia L.
  and A. psilostachya DC. Canadian Journal of Plant Science, 55, 463- 476.

2. www.ambrosia.ch

                                                    12
4. Verwechslungsmöglichkeiten für
Ambrosia artemisiifolia
Blühende Ambrosia-Pflanzen haben charak­         Arten der Gattung Artemisia wachsen an
teristische Merkmale, die helfen, sie von        den gleichen Standorten wie die Beifußblätt-
anderen Arten zu unterscheiden, wohinge-         rige Ambrosie; sie sehen sich sehr ähnlich
gen Jungpflanzen und kleine vegetative           und werden oft verwechselt. Die Färbung
Pflanzen schwieriger zu bestimmen sind.          und Blattstruktur von Artemisia spp. ist der
Insbesondere Arten, die zu anderen               der Blätter der Beifußblättrigen Ambrosie
Gattungen der Korbblütler gehören, z. B.         sehr ähnlich. Allerdings haben Artemisia
Artemisia, Tagetes, Senecio und Tanace-          spp. Blütentrauben mit sowohl männlichen
tum werden oft mit Ambrosia verwechselt.         als auch weiblichen Blüten, während die
Aber auch Pflanzen anderer Familien,             Beifußblättrige Ambrosie getrennte Blüten-
besonders Pflanzen mit gefiederten Blät-         stände für männliche und weibliche Blüten
tern, können mit Ambrosia verwechselt            besitzt, die männlichen in Ähren, die weibli-
werden.                                          chen sitzen in Blattachseln (siehe Beschrei-
                                                 bung der Artemisia Arten im Anhang).

Ambrosia artemisiifolia.                         Artemisia vulgaris.
Agroscope ACW                                    Frede Scheye

                                            13
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia

Beispiele von Arten, die mit Ambrosia verwechselt wurden, und ihre bevorzugten Stand-
orte sind nachstehend aufgeführt (Tabelle 1).

Tabelle 1. Beispiele von Arten, die mit Ambrosia verwechselt wurden, aufgeführt entsprechend
der Standorte, wo sie normalerweise anzutreffen sind. Die meisten Arten werden an mindestens
zwei der Standorte gefunden. Eine Beschreibung der aufgeführten Arten befindet sich im Anhang.

Landwirtschaftliche Flächen        Baustellen                          Fahrbahnränder
Artemisia annua                    Artemisia absinthium                Artemisia absinthium
Artemisia vulgaris                 Artemisia annua                     Artemisia vulgaris
Artemisia verlotiorum              Fumaria officinalis                 Artemisia verlotiorum
Bidens tripartita                                                      Solidago canadensis
Fumaria officinalis                                                    Solidago gigantea
Senecio jacobaea                                                       Tanacetum vulgare
Senecio erucifolius

Gärten und Parks                   Naturnahe Standorte
Amaranthus powellii                Achillea millefolium
Amaranthus retroflexus             Artemisia absinthium
Artemisia absinthium               Bidens tripartita
Tagetes tenuifolia                 Senecio erucifolius
Tagetes erecta                     Senecio jacobaea
Tanacetum coccineum

Ambrosia-Arten, die mit der Beifuß-                      verbreitet. Sie ist reich verzweigt und grau
blättrigen Ambrosie verwechselt wer-                     behaart mit fein geschlitzten, zarten Blät-
den könnena                                              tern. A. maritima wird in Teilen Afrikas für
Andere Arten von Ambrosia sind in Europa
zu finden und können mit der Beifußblättri-
gen Ambrosie verwechselt werden. A. trifida
(Dreilappige Ambrosie) und A. coronopifo-
lia (Ausdauernde Ambrosie) haben sich
ebenso wie das Aufrechte Traubenkraut in
Europa angesiedelt. Sie sind auch Allergie
auslösend und wachsen als Unkraut in Teilen
ihres natürlichen Verbreitungsgebietes in
Amerika. Sie sind in den meisten Teilen
Europas selten, obwohl sie in Russland1 als
invasiv gelistet sind. Einige andere nicht-
einheimische Ambrosia-Arten, z. B. A.
bidentata, A. aptera, A. polystachia und A.
tenuifolia sind in Europa anzutreffen,
jedoch nur in geringer Anzahl. Eine Art, A.
maritima, ist in Europa einheimisch.

Ambrosia maritima
Ambrosia maritima ist eine Einjährige oder
kurzlebige Mehrjährige, heimisch in der
Mittelmeerregion und inzwischen dort weit                Ambrosia maritima. Mario Lešnik

                                                    14
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia

Ambrosia maritima. Mario Lešnik

medizinische Zwecke kultiviert. Sie wird bis
zu 1 Meter groß und wächst in offenem
Ödland und Ufervegetation und bildet
manchmal Dominanzbestände.

Ambrosia trifida
Ambrosia trifida (Dreilappige Ambrosie) ist
eine große einjährige krautige Pflanze von
2-6 Metern Höhe mit einem natürlichen Ver-
breitungsgebiet, das dem der Beifußblättri-
gen Ambrosie ziemlich ähnlich ist. Sie ist
hauptsächlich auf gestörten Flächen mit
feuchten, fruchtbaren Böden zu finden. Die
Dreilappige Ambrosie ähnelt der Aufrechten
Ambrosia, aber die zwei Arten unterscheiden
sich in Größe und Blattform. Die Keimblät-
ter sind länger als 2, 5 cm, ungefähr viermal
länger als die Keimblätter bei A. artemisii-
folia. Die ersten Primärblätter sind nicht
tief eingekerbt. Die nachfolgenden Blätter
sind groß und grob dreilappig, gegenstän-
dig angeordnet. Die Dreilappige Ambrosie
ist in weiten Teilen Europas selten, wird
aber als invasiv in Russland1 beschrieben.             Ambrosia trifida. Mario Lešnik

                                                  15
4. Verwechslungsmöglichkeiten für Ambrosia artemisiifolia

Ambrosia trifida. Mario Lešnik

Ambrosia coronopifolia
Ambrosia coronopifolia, auch A. psilostachya
(Ausdauernde Ambrosie) genannt, ist eine
aufrechte, mehrjährige krautige Pflanze
von bis zu 2,5 m Höhe. Sie ist heimisch in
Nordamerika mit einer Verbreitung ähnlich
der Beifußblättrigen Ambrosie, bevorzugt
aber trockenere Standorte. Anders als die
beiden anderen Arten kann sich die Aus-
dauernde Ambrosie vegetativ über Kriech-
wurzeln vermehren. Charakteristisch ist ihr
dichter buschiger Wuchs. Die Blätter sind
meistens einfach gefiedert mit unregelmä-
ßigen gezahnten Rändern. Normalerweise
besiedelt die Ausdauernde Ambrosie
Straßenränder und trockene Felder. Sie ist
in weiten Teilen Europas selten, wird aber
als invasiv in Russland1 beschrieben.

Literaturnachweise
1. http://www.nobanis.org                              Ambrosia coronopifolia. Mario Lešnik

                                                  16
5. Biologie und Ökologie von
Ambrosia artemisiifolia
Die Beifußblättrige Ambrosie keimt von               Die Beifußblättrige Ambrosie ist ein Pionier,
Frühling (April) an. Die Wachstumsrate               der sich leicht an Standorten mit kahlem
und endgültige Höhe der Pflanze, die von             Mineralboden oder spärlicher Vegetation
30 cm bis zu 2 m variieren kann, ist stark           etabliert. Die Zusammensetzung des
vom Standort beeinflusst, z. B. über Tempe-          Bodens scheint bei der Festsetzung keine
ratur, Nährstoffe, Wasserversorgung und              große Rolle zu spielen, aber die Stärke der
Konkurrenz durch andere Pflanzen. Wenn               organischen Schicht verhält sich umgekehrt
die Beifußblättrige Ambrosie in einem                zu ihrem Auftreten. Sie wird gewöhnlich
Getreidefeld keimt, kann sie in einer                an Ruderal- oder Brachflächen, mit häufiger
geringen Größe verbleiben, bis die Kultur            und umfangreicher menschlicher Störung
geerntet ist und erst dann wachsen, wenn             gefunden, z. B. an Straßenrändern, Was-
sie Licht ausgesetzt ist1. Sie bevorzugt             ser- oder Schienenwegen, in Kiesgruben,
volle Sonne und warme Gebiete mit                    Baustellen, landwirtschaftlichen Flächen,
nährstoffreichem und leicht saurem Boden             städtischen Gebieten und privaten Gärten.
und toleriert trockene Bodenbedingungen .   2

                Gelber Pollenstaub. Hans Peter Ravn

                                                17
5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia

Achänen (=Früchte) von Ambrosia. Steve Hurst @ USDA-NRCS PLANTS Database

Die Beifußblättrige Ambrosie ist eine Kurz-              (d. h., von einer harten Schutzschicht
tagspflanze, deren Blütezeit durch ungefähr              umgebene Samen) – sind ungefähr 2,5
8 Stunden Dunkelheit eingeleitet wird. In                mm breit und 3,5 mm lang, variieren aber
Mitteleuropa blühen die Pflanzen normaler-               sehr in der Größe. Die Durchschnittsmasse
weise in dem Zeitraum von Juli bis Oktober               der Achänen, wurde in Frankreich3 als 1,7
und Samen werden ab Mitte August produ-                  - 3,7 mg ermittelt. Die Größenvariation
ziert. Die relativ späte Blüte- und Reifezeit            der Achänen wird als eine Fähigkeit
der Samen begrenzt die Verbreitung der                   angesehen, sich an ein breites Spektrum
Pflanze auf Klimazonen mit einer langen                  von Bedingungen anzupassen und sich an
Vegetationsperiode. Während der letzten 30               gestörten Standorten festzusetzen. Die
Jahre hat der Temperaturwandel die Vege-                 Menge der Samen hängt von der Pflanzen-
tationsperiode in z. B. Deutschland um 8-10              größe, Pflanzendichte und dem Standort
Tage verlängert, wodurch die Beifußblättrige             ab. Bei geringerer Dichte der Beifußblättri-
Ambrosie weiter nördlich und in höheren                  gen Ambrosie wird eine wesentlich höhere
Regionen wachsen kann.                                   Anzahl von Samen pro Pflanze erzeugt als
                                                         bei in dichten Beständen. In einer Studie
Die Blüten werden windbestäubt und                       an verschiedenen Populationen in Frank-
können keimfähige Samen durch Selbstbe-                  reich variierte die jährliche Samenerzeu-
fruchtung erzeugen. Das bedeutet, dass                   gung pro Pflanze von 346 bis 6114 mit
sogar eine einzeln stehende Pflanze in der               ungefähr 2500 Samen pro Jahr als Mittel3.
Lage ist, eine neue Population zu begrün-
den.                                                     Der Stängel der Beifußblättrigen Ambrosie
                                                         bricht leicht, toleriert aber Beschädigun-
Die Samen fallen direkt von der Mutter-                  gen wie Entfernen der Stängelspitze und
pflanze hinunter und die meisten landen                  von Blättern und hat eine sehr große
dicht bei ihr. Die Samen – oder Achänen                  Fähigkeit, wieder zu wachsen, was ihr

                                                    18
5. Biologie und Ökologie von Ambrosia artemisiifolia

nach dem Mähen oder anderen wiederhol-                 Literaturnachweise
ten Störungen während der Vegetations-                 1. Bohren, C., 2006: Ambrosia artemisiifolia
periode ermöglicht, Blüten und keimfähige                 L.- in Switzerland: concerted action to
Samen zu erzeugen.                                        prevent further spreading, Nachrichtenbl.
                                                          Deut. Pflanzenschutzd., 58 (11), 304-308.
Samenbank und Keimfähigkeit
Die Samen von der Beifußblättrigen Ambro-              2. Wittenberg, R. (Ed.), 2005: An inventory of
sie werden nach der Samenreife dormant,                   alien species and their threat to biodiversity
was eine Kälteperiode zum Keimen erfor-                   and economy in Switzerland. CABI Biosci-
dert. Nur ein Teil der Samen beginnt im                   ence Switzerland Centre report to the Swiss
Frühling zu keimen. Sie hat eine große                    Agency for Environment, Forests and
Anpassungsfähigkeit in Bezug auf die                      Landscape.
Keimtemperatur, zwischen 7° C und 28° C
mit einer optimalen Temperatur bei 15° C.              3. Fumanal, B., Chauvel, B., Bretagnolle, F.,
Die Keimung wird wahrscheinlich durch                     2007: Estimation of pollen and seed produc-
Licht angeregt, da Samen selten keimen,                   tion of common ragweed in France. Ann Agric
wenn sie tiefer als 4-5 cm unter der Erde                 Environ Med, 2007, 14, 233-236.
liegen. Am häufigsten findet die Keimung
auf offenem Boden statt. Die Samen                     4. Baskin, J. M., Baskin, C. C., 1980: Ecophy-
können über Jahre hinweg in der Dormanz                   siology of secondary dormancy in seeds of
bleiben . Die Beifußblättrige Ambrosie ist
       4
                                                          Ambrosia Artemisiifolia. Ecology, 61, 475–
dadurch gut angepasst, um an Stellen zu                   480.
überleben, die periodisch gestört werden.
Obwohl sie eine einjährige Pflanze ist, muss           5. Lewis, A.J., 1973: Ragweed Control Tech-
sie nicht jährlich Samen erzeugen, um zu                  niques: Effect on Old-Field Plant Populations,
überleben. Es ist bekannt, dass Samen nach                Bulletin of the Torrey Botanical Club, 100
20jährigem Vergraben mit einer Rate von                   (6), 333-338.
85 % keimfähig blieben5. In einem ande-
ren Experiment wurden keimfähige Samen                 6. Darlington, H.T., 1922: Dr. W. J. Beal´s seed
nach 40jährigem Vergraben gefunden, die                   viability experiment. American Journal of
Keimungsrate lag jedoch nur bei 4 % .   6
                                                          Botany, 9, 266-269.

                                                  19
6. Ausbreitung von Samen
Es sind verschiedene Arten der Ausbreitung         von Sonnenblumen und anderes Saatgut
von Samen der Beifußblättrigen Ambrosie            stellen noch immer einen Einschleppungs-
bekannt; manchmal auf natürlichem Wege,            weg zu neuen Wuchsorten dar. Außerdem
aber meistens wird die Ausbreitung anthro-         gibt es noch wesentlich mehr mögliche
pogen gefördert. Die meisten Früchte fallen        Ausbreitungswege.
dicht bei oder unter der Mutterpflanze auf
den Boden. Manchmal können die Samen               Die Ausbreitung der Beifußblättrigen Ambro-
durch Vögel, schmelzenden Schnee und               sie erfolgt oftmals entlang von linearen
Wasserläufe verbreitet werden, da die              Strukturen, Autobahnen, Schienenwegen
Achänen schwimmfähig sind.                         und Wasserläufen.

Einschleppungswege zu neuen Stand-                 Einschleppungswege
orten                                              • Sonnenblumensamen
Der Transport von verunreinigtem Saatgut           • Vogelfuttermischungen
von Klee, Getreide und anderem landwirt-           • Transport von Maschinen/ und Geräten
schaftlichen Saatgut war ein bedeutender           • Transport von Erde/Kies
Einschleppungsweg von Kanada und den               • Kompost
USA nach Europa. Verunreinigtes Saatgut            • Wasserläufe

Ambrosia-Achänen und Sonnenblumenkerne. Agroscope ACW

                                              20
6. Ausbreitung von Samen

Tabelle 2. Anzahl der mit Samen der Beifußblättrigen Ambrosie kontaminierten Proben gemäß
dänischen Erhebungen aus 2007 und 20082.

                                                               Mischfutter-       Anzahl
                     Anzahl der
                                  Sonnenblu-   Anzahl der      proben mit     insgesamt mit
           Proben     Sonnen-
                                   men mit     Mischfut-       Beifußblätt-     Samen der       %
         insgesamt    blumen-
                                   Ambrosia    terproben           riger       Beifußblättri-
                       proben
                                                                Ambrosie      gen Ambrosie
2007        16           5            2              11             6               8           50
2008        20           9            6              11             8               14          70

Vogelfuttermischungen                               Ambrosie enthielten, keimten die Samen
Vogelfutter, insbesondere solches, das              bei der Aussaat im Frühjahr1. Frühere
Sonnenblumensamen enthält, ist eine der             Erhebungen in der Schweiz und Dänemark
hauptsächlichen Ursachen für eine Ein-              in den Jahren 2007 und 2008 (Tabelle 2)
schleppung der Beifußblättrigen Ambrosie            wiesen ähnliche Ergebnissee bei verunrei-
über große Entfernungen an neue Orte.               nigtem Vogelfutter auf. Der Anteil von
Während einer Erhebung zu Vogelfutter in            Samen der Beifußblättrigen Ambrosie
Deutschland wurden Samen der Beifuß-                variiert von 38-975 mg/kg in 2007 bis
blättrigen Ambrosie in ungefähr 70 % der            3.556 mg/kg in 2008. Der höchste Gehalt
Proben gefunden. Bei 14 von 23 Proben               von 3,6 g Samen der Beifußblättrigen
(61 %), die Samen der Beifußblättrigen              Ambrosie wurde in einer der Proben von

Erdtransporte bei Baumaßnahmen sind ein wichtiger Verschleppungsweg von Ambrosia.
Agroscope ACW

                                               21
6. Ausbreitung von Samen

Sonnenblumensaatgut gefunden, was                  Kompost
ungefähr 700 Samen pro kg Vogelfutter              Die Verwendung von Kompost, der Pflan-
entspricht.                                        zen der Beifußblättrigen Ambrosie enthält,
                                                   ermöglicht die Ausbreitung von überleben-
Zurzeit schreibt die Gesetzgebung der              den Samen. Auch mit modernen Kompost-
Europäischen Gemeinschaft keine Höchst-            systemen ist es nicht möglich, alle Samen
mengen von Samen der Beifußblättrigen              der Beifußblättrigen Ambrosie abzutöten,
Ambrosie in Futterzeugnissen vor. Die              da sie sehr hitzeresistent zu sein scheinen.
Schweiz hat einen Wert von 50 mg Ambro-
sia Samen pro kg Futter als Interventions-         Wasserläufe
wert eingeführt, was etwa 10 Samen pro             Manche Samen der Beifußblättrigen Ambro-
kg Futter entspricht.                              sie sind schwimmfähig und werden über
                                                   Wasserläufe verbreitet. Sie behalten ihre
Transport von Maschinen und Geräten                Keimfähigkeit nach einer längeren Zeit in
Samen können mit Maschinen transportiert           Wasser3.
werden, die zum Mähen von mit der Beifuß-
blättrigen Ambrosie befallenen Gebieten            Literaturnachweise
benutzt werden oder mit Erntemaschinen,            1. Alberternst, B., Nawrath, S., Klingenstein, F.,
die in Kulturen mit Beifußblättriger Ambro-           2006: Biologie, Verbreitung und Einschlep-
sie eingesetzt wurden. Z. B. wurde die                pungswege von Ambrosia artemisiifolia in
Beifußblättrige Ambrosie mit Mähdre-                  Deutschland und Bewertung aus Natur-
schern, die in der Gegend um Lyon gemie-              schutzsicht. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzen-
tet worden waren, in die Region Genf                  schutzd., 58 (11), 279–285.
verschleppt.
                                                   2. Joergensen, J.S., 2008b: Rapport over
Transport von Erde und Kies                           undersøgelse af vildtfugle-blandinger for
Der Transport von Erde und Kies zwischen              indhold af bynkeambrosie (Ambrosie
benachbarten Ländern ist eine gängige                 artemisiifolia L.) – efterår/vinter 2008.
Praxis in Teilen Europas, insbesondere                Ministeriet for Fødevarer, Landbrug og
zwischen der Schweiz, Frankreich und                  Fiskeri. www.pdir.fvm.dk.
Italien, wo Baumaterialien und Substrate
in Grenznähe über die Grenze hinweg                3. Fumanal, B., Chauvel, F., Sabatier, A.,
ausgetauscht werden, was zur Einschlep-               Bretagnolle, F., 2007: Variability and Cryptic
pung der Beifußblättrigen Ambrosie an                 Heteromorphism of Ambrosia artemisiifolia
neue Orte führt.                                      Seeds: What Consequences for its Invasion
                                                      in France? Ann. Botany, 100, 305-313.

                                              22
7. Vorbeugemaßnahmen
Die Verhinderung einer Invasion ist im               Einführung von nationalen/lokalen
Allgemeinen das kostengünstigste Vorgehen            Vorgehensweisen und Leitlinien für
im Umgang mit invasiven Pflanzenarten.               bewährte Verfahren
Im Vergleich dazu ist es sehr kostspielig,           Damit ein Bekämpfungsprogramm effizient
Pflanzen zu bekämpfen, nachdem sie sich              ist, müssen die Behörden auf allen relevan-
etabliert und verbreitet haben. Außerdem             ten Ebenen und andere Akteure aus den
kann es sich als sehr schwierig oder sogar           Bereichen Landwirtschaft, Handel, Grund-
unmöglich herausstellen, etablierte gebiets-         stücksbesitzer und Naturschutz eingebun-
fremde Arten auszurotten. Die Beifußblätt-           den werden. Auf lokaler Ebene sollten die
rige Ambrosie kann innerhalb von ein paar            Programme auch die Öffentlichkeit durch
Jahren eine Samenbank aufbauen, die 20               Anhörungen, Informationsveranstaltungen
Jahre oder länger keimfähig bleibt. Je früher        usw. einbeziehen.
nach der Einschleppung Bekämpfungsmaß-
nahmen ergriffen werden, desto besser                Bei der Bekämpfungsplanung sollte die
sind die Chancen der Ausrottung und umso             Landnutzung einbezogen werden, so kann
niedriger sind die Kosten der Ausrottung.            in einschleppungsgefährdeten Gebieten im
                                                     Grünland auf eine geschlossenen Grasnar-
Die Beifußblättrige Ambrosie ist inzwischen          be geachtet werden und Überweidung
in Europa so weit verbreitet, dass eine              vermieden werden, im Ackerbau bevorzugt
vollständige Ausrottung weder praktizier-            Kulturen verwendet werden, die ungünstig
bar noch ökonomisch machbar wäre.                    für die Beifußblättrige Ambrosie sind.
Gleichwohl ist es noch immer möglich, die
Ausbreitung in neue Gebiete zu verhindern            Vorsorgemaßnahmen
oder zu reduzieren.                                  Präventive Gegenmaßnahmen sollten
                                                     Initiativen zur Begrenzung der unbeab-
Möglichkeiten, die Invasion der Bei-                 sichtigten Ausbreitung von Samen der
fußblättrigen Ambrosie in neue Gebie-                Beifußblättrigen Ambrosie umfassen, z. B.
te einzuschränken                                    durch die Entwicklung und das Einsetzen
Um die Ausbreitung wirksam zu verhindern,            von Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen
sollten Vorbeugemaßnahmen auf die                    gleichzeitig mit der Steuerung der Stand-
Gebiete abzielen, die geeignete Standorte            ortqualität in Gebieten, die anfällig für eine
bieten und am wahrscheinlichsten von                 Invasion durch Ambrosia sind. Große
Samen der Beifußblättrigen Ambrosie                  Bestände an Transportkorridoren (Wasser-
erreicht werden können. Es gibt verschie-            läufe, Schienenwege, Autobahnen) sollten
dene Komponenten für diese Verhinderung,             beobachtet werden, um die Ausbreitung
Früherkennung und schnelle Reaktion:                 von Samen zu verhindern.
• Einführen von nationalen/lokalen Plänen
  und Leitlinien für beste Maßnahmen                 Aufklärung der Bevölkerung
• Schutzmaßnahmen                                    Es muss ein Bewusstsein für die Auswirkun-
• Aufklärung der Bevölkerung                         gen der Beifußblättrigen Ambrosie auf die
• Erhebungen und Monitoringprogramme                 menschliche Gesundheit als eine Ursache
• Ausrottungskampagnen, wenn die                     für Heuschnupfen und Asthma und als
  Vorbeugung fehlgeschlagen ist                      potentielles Schadunkraut geweckt wer-
• Nachfolge-Monitorings                              den, so dass die allgemeine Öffentlichkeit

                                                23
7. Vorbeugemaßnahmen

mit der Pflanze vertraut und bereit ist, ihre        Erhebungen und Monitoringprogramme
Ausbreitung zu verhindern, z. B. durch               Falls die Vorsorgemaßnahmen fehlschlagen
Meldung von Funden. Schulungen für                   und die Beifußblättrige Ambrosie ein neues
betroffene Interessengruppen sind ein                Gebiet besiedelt, ist das rechtzeitige
wichtiges Instrument.                                Erkennen des neuen Eindringlings sehr
                                                     wichtig, um eine schnelle Ausrottungs-
Es gibt gute Beispiele auf Websites, in              maßnahme zu ermöglichen. Die Durchfüh-
Faltblättern und andere Informationsakti-            rung von Erhebungen und anderen Monito-
vitäten, die die Öffentlichkeit ansprechen,          ring-Mechanismen zur Verbreitung der Bei-
siehe Links.                                         fußblättrige Ambrosie an neue Standorte

                                                24
7. Vorbeugemaßnahmen

ist ein sehr wichtiger Bestandteil der             Ausrottungskampagnen
Vorsorgemaßnahmen, gleichzeitig mit der            Wenn die Vorsorgemaßnahmen fehlgeschla-
Weckung von Aufmerksamkeit in der                  gen sind, sollte die Ausrottung das Ziel sein.
Öffentlichkeit.                                    Neu eingeschleppte Pflanzen der Beifuß-
                                                   blättrigen Ambrosie sollten ausgerissen
Hauptsächliche Überwachungsgebiete sind            werden, sobald sie entdeckt werden und
Privatgärten, Straßenränder und Schienen-          möglichst vor Beginn der Blütezeit. Die
wege, Sonnenblumenpflanzungen, Felder              Ausrottung muss konsequent und kontinu-
mit Mais und Sojabohnen, Weizenstoppel-            ierlich stattfinden – ohne ein einziges Jahr
felder, Baustellen, Felder und Waldränder,         auszulassen.
Flussufer, Brachland, Grünflächen, die
Umgebung von Getreide- und Futterhand-             Informationen für den besten Umgang
lungen, Ölmühlen, Getreide verarbeitende           sollten gesammelt und verteilt werden: an
Betriebe und Betriebe in der Futterherstel-        die Öffentlichkeit, Privatpersonen, Firmen,
lung.                                              Grundbesitzer und andere Gruppen, die
                                                   mit Standorten zu tun haben, die für die
Die meisten Einschleppungen geschehen in           Einschleppung der Beifußblättrigen Ambro-
Privatgärten und landwirtschaftlichen              sie anfällig sind.
Fläche. Entsprechend wichtig ist es, dass
die Öffentlichkeit die von der Pflanze             Nachfolge-Monitoring
ausgelösten Probleme kennt und an der              Es ist wichtig, eine Nachfolge-Bekämpfung
Überwachung teilnimmt und Beobachtun-              anzuschließen, da einige Pflanzen der
gen mitteilt. Die Öffentlichkeit muss              Bekämpfung entgangen sein oder mehr
wissen (oder leicht herausfinden können),          Samen gekeimt haben können. Das
wohin Beobachtungen gemeldet werden                Monitoring sollte in den folgenden Jahren
können.                                            weiter geführt werden, um sicherzustellen,
                                                   dass eine vollständige Ausrottung stattge-
Eine 2006 in der Schweiz eingeführte               funden hat.
gesetzliche Regelung zur Bekämpfung der
Beifußblättrigen Ambrosie enthält eine             Literaturnachweise
Verpflichtung der Öffentlichkeit zur Mel-          1. http://www.Ambrosia.ch
dung der Funde an die Behörden1.
                                                   Links
                                                   http://www.Ambrosia.ch
                                                   http://www.ambrosiainfo.de
                                                   http://www.ambrosiainfo.

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8. Bekämpfungsmethoden
Es werden verschiedene Methoden bei der             Nicht blühende und nicht fruchtende
Bekämpfung von Ambrosia angewendet. Die             Pflanzen sollten gründlich getrocknet und
Methoden können einzeln oder in Kombi-              dann kompostiert werden. Um das Weiter-
nation mit anderen Methoden angewendet              wachsen zu verhindern, sollten ausgerisse-
werden, um die Keimung der Samen zu                 ne Pflanzen ohne Bodenkontakt gelagert
begrenzen. Die Wahl der Methode hängt               werden. Alternativ sollten ausgerissene
von der Anzahl der Pflanzen, ihrem phäno-           Pflanzen in Plastiktüten mit Erde um die
logischen Stadium, Vorhandensein oder               Wurzeln herum bei Abfallsammlungen oder
Nichtvorhandensein in der Samenbank,                -verbrennungen abgegeben werden1.
Standort und Landnutzung (siehe Vielver-
sprechende Bekämpfungsstrategien) ab.
                                                     Sicherheitshinweise
Mechanische Bekämpfung                               Gegen Ambrosia sensibilisierte Personen
Mechanische Bekämpfung umfasst Ausrei-               sollten nicht beim Ausreißen mitarbeiten.
ßen, Abschneiden, Pflügen usw.                       Zum Schutz von Hautirritationen sollten
                                                     Handschuhe und Kleidung getragen werden,
                                                     die den Körper vollständig bedeckt. Falls das
Ausreißen
                                                     Ausreißen während der Blütezeit stattfindet,
Alle Pflanzen an der Stelle sollten systema-         sollten Maske und Schutzbrillen zum Schutz
tisch ausgerissen werden, vorzugsweise               vor Pollen getragen werden.
vor der Blüte, um die Verbreitung von
                                                     Die Bekämpfung von blühenden Beständen
Pollen zu verhindern. Das Ausreißen der              sollte vorzugsweise am Nachmittag stattfin-
Pflanzen vor der Samenreife ist für kleine           den, da der Pollen meistens morgens
bis mittlere Populationen wirkungsvoll.              freigesetzt wird.

Ausreißen von Ambrosia. Agroscope ACW

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8. Bekämpfungsmethoden

Das Ausreißen von Ambrosia-Beständen              Mähen/Abschneiden
an Standorten mit nicht gestörtem Boden           Mähen wird genutzt, um die Samenpro-
sollte langsam und sorgfältig durchgeführt        duktion zu verhindern und die Pflanze in
werden, um die Bodenstörung zu minimie-           großen Ambrosia-Populationen in Gebieten
ren. Durch Tritt gestörte Flächen sind            zu erschöpfen, wo die chemische Bekämp-
ausgezeichnete Saatbetten für viele               fung verboten oder aus anderen Gründen
Unkrautarten.                                     nicht möglich ist.

Hacken                                            Das Abschneiden sollte so dicht wie mög-
Hacken im 2-Blatt-Stadium ist eine wirksa-        lich über der Erdoberfläche erfolgen, jedoch
me Bekämpfung von Ambrosia in Sonnen-             ohne Störung der Bodenoberfläche, um
blumen- und Maiskulturen. Hacken kann             Neuaustrieb zu minimieren. In Gebieten,
auch manuell auf kleinen Partien für den          wo es eine dichte Population von Ambrosia
Gemüseanbau durchgeführt werden und               gibt, sollte die Schnitthöhe 2–6 cm betra-
zeigt gut Resultate bei trockenen Bedin-          gen. Wo Ambrosia in einer Vegetation
gungen ohne Regen1.                               wächst, die dicht von Gras bedeckt ist,
                                                  verhindert das Mähen in einer Höhe von
                                                  10 cm Erosion und Wiederaustrieb1.

                      Ambrosia artemisiifolia. Rita Merete Buttenschøn

                                             27
8. Bekämpfungsmethoden

Der Schnittzeitpunkt ist äußerst wichtig, da          Sicherheitshinweise und Vorsichtsmaß-
er in starkem Maße die Möglichkeiten der              nahmen
Pflanze zum Neuaustrieb und zur Blüte                 Gegen Ambrosia sensibilisierte Personen
beeinflusst. Fortlaufendes Schneiden kann             sollten nicht bei der Bekämpfung von Ambro-
die Blüte und Fruchtbildung verhindern,               sia mitarbeiten. Zum Schutz von Hautirrita-
                                                      tionen sollten Handschuhe und Kleidung
aber nach dem Schnitt können die Pflanzen
                                                      getragen werden, die den Körper vollständig
horizontale Seitentriebe entwickeln, die              bedeckt. Falls das Mähen während der
Blüten tragen und über der Bodenoberfläche            Blütezeit stattfindet, sollten Maske und
wachsen. Diese Verzweigungen sind im                  Schutzbrillen zum Schutz vor Pollen getragen
Folgeschnitt schwierig – oder gar nicht zu            werden.
schneiden.                                            Die Maschinen und Werkzeuge, die während
                                                      der Blütezeit für die Bekämpfung benutzt
Das Mähen sollte nicht durchgeführt                   werden, sollten gereinigt werden, um die
werden, wenn die Samen reif sind, weil                Verschleppung von Samen zu verhindern.

dies das Risiko der Samenverbreitung
erhöht. Um eine größere Wirksamkeit zu               Pflügen
erreichen, sollte das Mähen mit anderen              Tiefes Pflügen, das die Ambrosia-Samen in
Bekämpfungsmethoden kombiniert wer-                  10 cm Tiefe vergräbt, verhindert die
den. Mähen vor der Blüte in Kombination              Keimung der Samen, wohingegen 2 cm
mit einer Herbizid-Behandlung an wieder              Tiefe nicht ausreicht2.
ausgetriebenen Pflanzen garantiert eine
wirkungsvolle Bekämpfung.                            Chemische Bekämpfung (Herbizide)
                                                     Die für die Bekämpfung von Ambrosia
Mechanische Mähtechniken, zum Beispiel               verwendbaren Chemikalien sind durch
Schlegelmäher, sind bei großen befallenen            Regelungen auf Länder-, Regional- und
Flächen mit ebenem Grund nützlich. Falls             lokaler Ebene beschränkt. Zusätzlich
die Population klein ist oder sich an einem          bestimmt die Art des befallenen Standortes
Ort befindet, der für mechanisches Mähen             die Bekämpfungsbedingungen in Bezug auf
ungeeignet ist, z. B. an steilen Hängen,             Biologie, Ökonomie und Durchführbarkeit.
wird manuelles Schneiden mit einer Sense
oder einem Trimmer empfohlen.                        Herbizide werden empfohlen für große
                                                     Befallsflächen außerhalb des ökologischen
Wo es möglich ist, sollte das Mähen durch            Anbaus. Die Beifußblättrige Ambrosie hat
Ausreißen ersetzt werden.                            eine Resistenz gegen verschiedene Herbi-

 Sicherheitshinweise und Vorsichtsmaßnahmen
 Befolgen Sie alle nationalen und lokalen Bestimmungen hinsichtlich der Anwendung von Herbiziden.
 Entwickeln Sie Sicherheitsrichtlinien für die Lagerung, das Anmischen, den Transport, den
 Umgang mit Überschüssen und das Entsorgen von nicht genutzten Herbiziden und Containern,
 bevor Sie die Herbizide erhalten.

 Die Anwendung von Herbiziden ist nur Personen mit allen staatlich geforderten Zeugnissen und
 Lizenzen gestattet.

 Anwender MÜSSEN jegliche auf dem Etikett des Herbizids angegebene Schutzkleidung tragen,
 wenn sie Herbizide anmischen oder anwenden:
 - Gummistiefel und Handschuhe und Schutzschürzen oder –anzüge oder feste Overalls, die nicht
   für andere Tätigkeiten genutzt werden,
 - Schutzbrillen,
 - Atemschutzmasken bei Anwendung in der Blütezeit.

                                                28
8. Bekämpfungsmethoden

zide entwickelt. In Nordamerika erwies            Insekten zur Bekämpfung eingeführt, aber
sich ein Feld von 20 Morgen, in dem die           das am meisten versprechende Insekt,
Beifußblättrige Ambrosie wuchs, als               Zygogramma suturalis (Coleoptera, Chry-
resistent gegen die 10fache übliche Dosis         somelidae), hat bis jetzt keine erfolgreiche
Glyphosat .
          3
                                                  Zurückdrängung erbracht5. In diesem
                                                  Bereich ist weiteres Arbeiten notwendig.
Begrünung
Begrünung mit einheimischen mehrjähri-            Beweidung
gen und winterannuellen Pflanzen kann die         Obwohl die Beifußblättrige Ambrosie einen
Beifußblättrige Ambrosie unterdrücken4. Es        ziemlich hohen Gehalt an Roheiweiß besitzt
ist wichtig eine dichte Bodendeckung durch        und im Frühjahr verdaut werden kann,
relativ große und schnell wachsende               wird Beweidung nicht als mögliche Be-
einheimische Pflanzen zu unterhalten oder         kämpfungsmethode betrachtet, da die
nachzupflanzen, um die Wiederbesiedlung           Pflanze in großen Mengen giftig für die
durch Ambrosia zu verhindern.                     Tiere sein kann. Es wurde berichtet, dass
                                                  Molkereiprodukte von Kühen, die auf
Mulchen                                           Ambrosia grasten, einen unangenehmen
Mulchen kann genutzt werden, um die               Geruch und Geschmack haben6. Eine
Samenkeimung in kleinen Flächen zu                intensive Beweidung, die für die Bekämp-
begrenzen, zum Beispiel auf Baustellen.           fung von Ambrosia-Wachstum notwendig
Bedecken Sie den Boden und/oder die               ist, ruft die Keimung aufgrund hoher
Keimlinge mit Mulch (Heu, Grasschnitt,            Lichtzufuhr hervor.
Holzschnitzel usw.) oder einer anderen Art
von Bodenbedeckung. Dieses verhindert,            Literaturnachweise
dass Sonnenlicht Unkrautsamen und                 1. OEPP/EPPO 2008. Ambrosia artemisiifolia.
Keimlinge erreicht, was für Keimung und              OEPP/EPPO Bulletin 38, 414-418.
Wachstum notwendig ist.
                                                  2. Guillemin, J.P., Reibel, C., Chauvel, B. Effect
Abdecken mit Plastikfolie                            of seed burying on seedling emergence of
Abdecken mit (schwarzer) Plastikfolie                ambrosia artemisiifolia.
anstatt Mulchen kann auf Baustellen                  www.fvm.gov.hu/doc/upload/200905/
genutzt werden, um den Lichteinfall auf              program_abstracts_1stintragweedconf.pdf
die Bodenoberfläche zu reduzieren und die
Bodentemperatur so zu erhöhen, dass               3. http://www.invasive.org/gist/esadocs.html.
kleine Pflanzen abgetötet werden und die
Keimung von Samen verhindert wird.                4. Raynal, D.J., Bazzaz, F.A. 1975. Interference
                                                     of Winter Annuals with Ambrosia artemisiifo-
Biologische Bekämpfung                               lia in Early Successional Fields Ecology, 56,
Zurzeit gibt es keine wirksame biologische           35-49
Bekämpfung von A. artemisiifolia in Euro-
pa1. Eine klassische biologische Bekämp-          5. http://www.cabi.org.de.
fung wurde in Russland, der Ukraine und
dem früheren Jugoslawien versucht und             6. http://weedscanada.ca/plants_poisonous_
zwischen 1969 und 1990 wurden mehrere                animals.hmt

                                             29
9. Erfolgversprechende Bekämpfungsstrategien
Verschiedene Bekämpfungsmaßnahmen                     eine sehr kleine Samenbank von Ambrosia
wurden in dem Euphresco-Projekt bewer-                Samen existieren, während in einem
tet, einschließlich des Abschneidens und              Gebiet mit einer fortgeschrittenen Invasion
des Anwendens von Herbiziden an verschie-             viele keimfähige Ambrosia Samen in der
denen Standorten und an drei verschiede-              Samenbank im Boden gefunden werden.
nen Orten in Dänemark, der Schweiz und
Deutschland, gleichzeitig mit Studien zu              Die Verhinderung der Produktion von
der Biologie von Ambrosia1. “Erfolgverspre-           keimfähigen Samen von Ambrosia ist auf
chende Bekämpfungsstrategien” wurden                  lange Sicht wichtiger als die Reduzierung
auf der Grundlage derzeitigen Wissens und             der Pollenproduktion in einer Vegetations-
von Projektergebnissen von Waldispühl                 periode. Es ist die einzige Möglichkeit, die
und Bohren 2009 erarbeitet2.                          Samenbank im Boden zu reduzieren. Die
                                                      beste Strategie ist es, die Produktion von
Allgemeines                                           Samen und gleichzeitig die Pollenprodukti-
Ambrosia ist eine einjährige zweikeimblätt-           on zu verhindern.
rige Pflanze, die sich ausschließlich über
Samen vermehrt. In der Landwirtschaft er-             Anwendung von Herbiziden
reicht sie schnell den Status eines einjähri-         Alle Herbizidbehandlungen, die in diesen
gen Schadunkrauts, da ihre Bekämpfung                 Versuchsserien angewendet wurden
nicht so leicht ist, wie sie scheint. Unzurei-        (Glyphosat, Mesotrion, Clopyralid, MCPP
chend bekämpfte Pflanzen sind in der Lage             und Florasulam), reduzierten die Biomasse
wieder auszutreiben und Samen zu produ-               von Ambrosia. Bei der Bekämpfung von
zieren, wenn auch in geringerer Anzahl.               Ambrosia mit Herbiziden hatte der Zeit-
                                                      punkt der Behandlung einen Einfluss auf
Die Anzahl der jährlich erzeugten Samen               die Reduzierung von Biomasse. Die höchste
pro Pflanze oder auf besiedelter Fläche               Wirksamkeit wurde erzielt, wenn die Be-
ermöglicht Ambrosia ein invasives Verhal-             handlung in einem Schritt frühzeitig im
ten. Angesichts der großen Anzahl der pro-            4-Blatt-Stadium erledigt wurde. ED50
duzierten Samen und ihrer hohen Keimfä-               wurde für alle Herbizide ermittelt. Glypho-
higkeit hat Ambrosia ein enormes Potenti-             sat war das einzige Herbizid, bei dem eine
al, sich zu vermehren.                                Dosis in allen Wachstumsstadien die gleiche
                                                      Wirkung hatte. Drei Wachstumsstadien,
Die Vermehrung durch Samen, die nicht                 vom 4 Blatt-Stadium bis zum Aufblühen,
durch den Wind ausgebreitet werden, ist               wurden untersucht. Die anderen drei
der empfindliche Punkt von Ambrosia. Alle             Herbizide wiesen auch eine zufriedenstel-
Bekämpfungsstrategien müssen daher auf                lende Wirkung auf die Biomasse von
der Verhinderung der Produktion von                   Ambrosia auf, aber bei späterer Behand-
keimfähigen Samen von Ambrosia begrün-                lung musste die Dosis erhöht werden, um
det sein.                                             die gleiche Wirkung zu erzeugen.

Bekämpfungsstrategien müssen die aktuelle             Sequenzielle Behandlungen – Anwendung
Situation an dem Ort berücksichtigen, wo              von normalen Herbiziddosen in zwei Schrit-
Ambrosia bekämpft werden muss: i) Gebiete             ten, so genannte split-Anwendung – zeig-
oder Flächen, wo sich die Invasion im                 ten synergetische Wirkung. Die meisten
Anfangsstadium befindet und ii) Gebiete               split-Anwendungen hatten eine höhere
oder Flächen, wo die Invasion von Ambro-              Wirksamkeit als eine Anwendung (Florasu-
sia bereits fortgeschritten ist. In einem             lam, MCPP und Mesotrion). Die Höhe der
neu besiedelten Gebiet wird keine oder                Dosis hing in hohem Maße vom Wachs-

                                                 30
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