Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge

 
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Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
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                                                                                                      Text: Christian Zänker, Freiberg; Jens Weber, Bärenstein
                                                                                                      Fotos: Brigitte Böhme, Christian Zänker, Thomas Lochschmidt,
Scharfer Hahnenfuß („Butterblume“) Ranunculus acris                                                          Gerold Pöhler, Jens Weber, Frank Müller, Stefan Höhnel,
                                                                                                             Holm Riebe, Susanne Schmidt

                                      Farn- und Blütenpflanzen
                                                                                       Sumpf-Dreizack oder Scheidenblütgras. Der Karpaten-Enzian wächst in ganz
                                                                                       Deutschland nur am Geisingberg, und auch für weitere Arten trägt das Ost-
                                                                                       Erzgebirge besondere Verantwortung.

       D     ie große landschaftliche Vielgestaltigkeit lässt fast die Hälfte aller
     ca. 2000 sächsischen Farn- und Blütenpflanzen im Ost-Erzgebirge gedeihen.
                                                                                       Die engräumige Verzahnung unterschiedlichster Pflanzenhabitate wird
                                                                                       durch mehrere Faktoren bestimmt:
                                                                                       • die unterschiedliche Höhenlage vom wärmebegünstigten Hügelland bis zu
     Etwa 430 einheimische Arten können als mehr oder weniger häufig gelten,            den rauen Kammlagen;
     hinzu kommen reichlich 100 regelmäßig angebaute Nutzpflanzen und ver-
                                                                                       • die zunehmende Kontinentalität des Klimas von West nach Ost und der Ein-
     wilderte Neophyten (ursprünglich nicht einheimische Pflanzen). Nur in den
                                                                                       fluss des Elbtales an der Ostflanke des Erzgebirges;
     Randgebieten des Ost-Erzgebirges treten ca. 100 weitere Arten in Erscheinung,
                                                                                       • sehr heterogene mikroklimatische Verhältnisse in den Steiltälern (Neigungs-
     die meisten davon sind wärmeliebend und haben ihre eigentliche Heimat im
                                                                                       winkel und Neigungsrichtung von Talhängen) sowie Sonderklimate in Talmul-
     Elbtal oder im Nordböhmischen Becken.
                                                                                       den (Frostgefährdung, Stauwasser im Boden);
      Ungefähr 270 Arten kommen im Ost-Erzgebirge schließlich eher selten vor.
                                                                                       • abwechslungsreiche Gesteinsausstattung mit daraus resultierenden Böden
     So manche davon war noch vor wenigen Jahrzehnten wesentlich häufiger,
                                                                                       (sehr arm und sauer über Quarzporphyr, mäßig über Gneis, reich und basisch
     beispielsweise das Kleine Knabenkraut, das früher wegen der großen Zahl sei-
                                                                                       über Basalt);
     ner Fundorte von den Botanikern kaum registriert wurde, heute jedoch im un-
     teren Ost-Erzgebirge sein vermutlich letztes sächsisches Vorkommen besitzt –      • lange und vielgestaltige Landnutzungsgeschichte, in deren Folge u.a. Stein-
     und auch da am Verschwinden ist. Andere Arten, die früher schon selten wa-        rücken, Bergwiesen und Bergbauteiche entstanden, außerdem Pflanzensamen
     ren, sind ebenfalls ausgestorben. Dennoch: etliche Pflanzen haben heute hier       (Diasporen) sich ausbreiten und an vielen Stellen neu ansiedeln konnten;
     ihre einzigen oder zumindest wichtigsten sächsischen Vorkommen, bei-              • die infolge der natürlichen Bedingungen im Ost-Erzgebirge nur begrenzt mög-
     spielsweise Kugelige Teufelskralle, Trollblume, Sibirische Schwertlilie, Holun-   liche Landnutzungs-Intensivierung, welche in der zweiten Hälfte des 20. Jahr-
     der-Kuckucksblume, Breitblättrige Glockenblume, Feuer-Lilie, Busch-Nelke,         hunderts viele andere Landschaften fast völlig verändert hat.
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
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      Vor allem in den Tälern des östlichen Ost-Erzgebirges kann man zahlreiche       Ufern unter anderem Wolfstrapp, Igelkolben und Sumpf-Schwertlilie. Beson-
     eher wärmeliebende Pflanzenarten antreffen, vorzugsweise an den Süd-               ders bemerkenswert sind die Arten, die sich nach dem periodischen Ablassen
     hängen. Bis in etwa 300 bis 400 m Höhenlage bestimmen neben der natürli-         der Teiche auf dem Schlammboden entwickeln: Strandling, Schlammling und
     chen Hauptbaumart Buche vor allem Eichen, Linden und Hainbuchen das Bild         Scheidenblütgras sind hier erwähnenswert.
     vieler Wälder, ja auch die Eibe hat im Müglitz- und Seidewitztal ihre größten     Sehr häufig sind im Ost-Erzgebirge, besonders in den oberen Lagen, Quellbe-
     sächsischen Vorkommen. Auf ärmeren Waldstandorten wachsen auch hier              reiche mit Nass- und Feuchtwiesen bzw. (bei ausbleibender Mahd) auch
     nur wenige Bodenpflanzen wie Maiglöckchen und Wiesen-Wachtelweizen; an            Hochstaudenfluren. Schmalblättriges Wollgras, Sumpf-Veilchen, Kleiner Bal-
     sonnenexponierten, aber nicht zu sauren Steilhängen finden wir gelegentlich       drian, etwa ein Dutzend Seggenarten sowie – heute seltener – Gefleckte Ku-
     noch Schwalbenwurz, Bärenschote und Großblütigen Fingerhut. In feuchteren        ckucksblume, Fettkraut und Fieberklee sind für solche Nasswiesen charakte-
     und besser nährstoffversorgten Beständen hingegen ist die Waldvegetation          ristisch, auf denen die Nährstoffe nicht ausreichen, höherwüchsigen Arten zur
     des unteren Berglandes sehr üppig, beispielsweise mit Haselwurz, Hohlem          vollen Entfaltung ihrer Konkurrenzkraft zu verhelfen. Solche konkurrenzstarken
     Lerchensporn, Bär-Lauch und Aronstab.                                            Hochstauden können unter anderem Mädesüß und Rauer Kälberkropf sein.
      Auch in der nächst höheren Stufe, dem montanen Bereich, sind die Schatt-         Werden Feuchtwiesen hingegen jährlich gemäht, entfaltet sich eine beson-
     hang- und die Bachauenwälder noch sehr artenreich. Vorzugsweise unter            ders üppige Artenfülle mit Sumpf-Dotterblumen, Bach-Nelkenwurz, Sumpf-
     Eschen und Berg-Ahorn, in unmittelbarer Bachnähe unter Erlen wachsen unter       Vergissmeinnicht und Sumpf-Pippau. Auch Breitblättrige Kuckucksblume und
     anderem Wald-Geißbart, Weiße und Rote Pestwurz, Mondviole, Goldnessel,           Sterndolde können hier vorkommen. Fließend sind die Übergänge zu den
     Rote Lichtnelke, Bitteres Schaumkraut und Akeleiblättrige Wiesenraute, um        feuchten Bergwiesen, die durch Alantdistel, Wiesen-Knöterich sowie – heute
     nur wenige Beispiele zu nennen. Die natürlichen Wälder „normaler“ Standorte      allerdings selten – Trollblume gekennzeichnet sind. Auch Bach-Greiskraut und
     hingegen sind Buchenbestände, gemischt mit Fichten, Berg-Ahorn und Weiß-         Alpen-Milchlattich sind in den montanen Feuchtwiesen und Hochstaudenflu-
     Tannen. Von der einstigen Hauptbaumart Weiß-Tanne leben schätzungsweise          ren zu finden, während Sumpf-Storchschnabel und Kohl-Distel die höheren
     noch 700 bis 800 ältere Exemplare im Ost-Erzgebirge, gut ein Drittel des ge-     Lagen meiden.
     samtsächsischen Bestandes. Für solche montanen Bergmischwälder sind
                                                                                       Überhaupt können die Wiesen im Ost-Erzgebirge sehr bunt sein, insofern sie
     Purpur-Hasenlattich, Quirl-Weißwurz und Schmalblättrige Hainsimse typisch,
                                                                                      nicht zu stark, aber auch nicht zu wenig genutzt werden. Im Hügelland ist sol-
     auf reicheren Böden zusätzlich Waldmeister, Zwiebel-Zahnwurz und mehrere
                                                                                      ches, ein bis zweimal im Jahr gemähtes Grünland heute recht selten. Vor allem
     Farnarten.
                                                                                      an steilen Südhängen gedeihen beispielsweise um Glashütte Pechnelken,
     In den Kammlagen hingegen treten – zumindest unter natürlichen Bedingun-         Nickendes Leimkraut, Kriechende Hauhechel und Kleines Habichtskraut.
     gen – Fichte und Eberesche immer mehr in den Vordergrund. Die Bodenvege-         Etwas besser steht es um die Bergwiesen, die mit ihrer Artenfülle seit langem
     tation besteht u. a. aus Wolligem Reitgras, Heidelbeere, Siebenstern und Harz-   die Aufmerksamkeit von Botanikern und Naturfreunden auf sich lenken.
     Labkraut. Nur dort, wo Staunässe den Laubbäumen keine Chance lässt, fallen       Neben dem vorherrschenden Bärwurz wachsen hier unter anderem Weicher
     Buchen und Bergahorn fast völlig aus. Im Extremfall – der vor Beginn der mitt-   Pippau, Ährige Teufelskralle und Kanten-Hartheu. Bemerkenswert ist das Vor-
     lerweile über 500jährigen Entwässerungen im Erzgebirge viel häufiger war –        kommen der Bergwiesenarten Perücken-Flockenblume und Wald-Storch-
     sind Regenmoore ausgebildet. Hier gedeiht eine ganz eigene Vegetation mit        schnabel. Während erstere östlich der Weißeritz sehr häufig ist und westlich
     Torfmoosen, Scheidigem Wollgras, Sonnentau, Moor-Kiefern und Beersträuchern.     davon im Ost-Erzgebirge fast völlig fehlt, verhält es sich beim Wald-Storch-
      Mit der Entwässerung einher ging die Anlage von Bergbauteichen, die ins-        schnabel genau umgekehrt. Die magersten Bergwiesen sind die Borstgrasrasen.
     besondere südlich von Freiberg spezielle Pflanzengesellschaften beherbergen.      Früher waren diese und ihre typischen Arten (Arnika, Wald-Läusekraut,
     Im Wasser leben Wasser-Hahnenfuß und Schwimmendes Laichkraut, an den             Schwarzwurzel u. a.) weit verbreitet, heute sind sie infolge hoher Stickstoffein-
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
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     träge aus Landwirtschaft und Kraftfahrzeugen bzw. durch Nutzungsaufgabe            Weniger zum Bestimmen von Pflanzen geeignet, aber eine wahre Fundgrube
     und Aufforstung zu besonders bedrohten Raritäten geworden.                          an Informationen über viele Arten ist folgendes Buch:
      Zu den interessantesten Lebensräumen des Ost-Erzgebirges gehören auch in          Düll, Ruprecht & Kutzelnigg, Herfried:
     floristischer Hinsicht die Steinrücken – die in vielen Bereichen landschaftsprä-    Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands
     genden Lesesteinwälle. Nahezu alle einheimischen Gehölzarten kommen hier
                                                                                        Wissenswertes über 46 einheimische Pflanzenarten, ihre Bedeutung und
     vor, angefangen von Waldbäumen (vorherrschend meist Eberesche, Berg-Ahorn
                                                                                        Verwendung bietet:
     und Esche) über Dornsträucher (Schlehe, jeweils verschiedene Kleinarten von
                                                                                        Kai Meister: Erzgebirgsflora im Portrait, 2007, Marienberg
     Weißdornen und Rosen) bis hin zu heutigen Raritäten wie Seidelbast, Wild-
     Apfel und sogar einigen Wacholdersträuchern. Busch-Nelken und Feuer-Lilien         Zum Schluss sei das gegenwärtig wichtigste Werk über die heimische Pflan-
     haben hier Zuflucht gefunden, als ihre ursprünglichen Standorte einer immer         zenwelt empfohlen, nämlich der
     intensiveren Landwirtschaft weichen mussten.                                       Atlas der Farn- und Blütenpflanzen Sachsens, erarbeitet von über 250 säch-
      Zum Schluss soll noch auf die vielen Pflanzenarten hingewiesen werden, die         sischen Botanikern unter Federführung von Hans-Jürgen Hardtke und Andreas
     sogenannte Ruderalflächen besiedeln. Entsprechend dem lateinischen Begriff           Ihl. Für alle Pflanzenarten sind infolge jahrelanger, landesweiter Kartierungen
     rudus = Schutt handelt es sich meistens um kurzlebige Arten, die relativ schnell   detaillierte Verbreitungskarten erstellt worden. Beziehen kann man das 800-
     in der Lage sind, neue Standorte zu besiedeln – aber auch genauso schnell          seitige Buch unter anderem beim Landesverein Sächsischer Heimatschutz.
     wieder verschwinden können. Dazu gehören eine Vielzahl Allerweltspflanzen,
                                                                                        Auch weiterhin werden von zahlreichen Botanikern auf ehrenamtlicher Basis
     beispielsweise Acker- und Gartenunkräuter wie Quecke, Giersch oder Acker-
                                                                                        Pflanzen erfasst, bestimmt und kartiert. In der Region des Ost-Erzgebirges wird
     Kratzdistel, jedoch andererseits auch Arten, denen die heutigen Ruderalflächen
                                                                                        die Arbeit in folgenden Fachgruppen koordiniert:
     nicht mehr richtig zusagen, etwa der Gute Heinrich.
                                                                                        Fachgruppe Geobotanik des Elbhügellandes – Kontakt über
      Reichlich 900 Farn- und Blütenpflanzenarten sind heute im Ost-Erzgebirge zu
                                                                                        Prof. Hans-Jürgen Hardtke, Rippiener Straße 28, 01728 Bannewitz,
     Hause. 321 werden davon in diesem Naturführer mit Bild und kurzer Beschrei-
                                                                                        Tel. 03 51- 46 33 79 70, hansjuergenhardtke@web.de
     bung vorgestellt. Knapp 200 weitere Arten sind erwähnt. Um eine Pflanze
     sicher bestimmen zu können, ist dieses Buch allerdings nicht ausreichend.          Fachgruppe Botanik Freiberg – Kontakt über
                                                                                        Henriette John, Tel. 0 37 31 - 20 27 64, fg-botanik-freiberg@nabu-sachsen.de
     Richtige Bestimmungsbücher jedoch erfordern ein wenig Übung und Einarbei-
     tung. In Ostdeutschland am verbreitetsten ist „der Rothmaler“:                     Fachgruppe Botanik Pockau – Kontakt über
                                                                                        Kurt Baldauf, Tel. 03 73 67 - 8 23 56
     Rothmaler, Werner: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum-Verlag
     Band 2: Gefäßpflanzen (Bestimmungsschlüssel),
     Band 3: Atlasband (Schwarz-Weiß-Zeichnungen aller Arten)
     (Fast) alle in Deutschland heimischen Arten (knapp 4000) in Farbfotos zeigt
     Haeupler, Henning & Muer, Thomas:
     Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen, Ulmer-Verlag
     Wer noch tiefer in die Tasche greift, bekommt ein fünfbändiges Werk mit an-
     sprechenden Zeichnungen und Texten:
     Aichele, Dietmar & Schwegler, Heinz-Werner:
     Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Kosmos-Verlag
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
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       Farne, Bärlapp, Schachtelhalme
     1 Keulen-Bärlapp                                3 Acker-Schachtelhalm
     Lycopodium clavatum                             Equisetum arvense
     Familie: Bärlappgewächse                        Familie: Schachtelhalmgewächse
     Merkmale: mehrjährige immergrüne Spo-           Merkmale: mehr oder weniger kriechende
     renpflanze; die bis über 1 m langen, am Bo-      Sporenpflanze, bis 40 cm Wuchshöhe; Die
     den kriechenden, gabelförmig verzweigten        fruchtbaren Sprosse sind leicht rötlich-
     Stängel haben zahlreiche, etwa 5 mm lange       braun oder bleich hellbraun, erscheinen
     Blätter mit einem langen weißen Haar an         bereits im März, sind unverzweigt und auf-                 1
     der Blattspitze; im Sommer Bildung von 2–3      recht. Die unfruchtbaren Sprosse sind kräf-
     deutlich abgesetzten Ähren mit kleinen Spo-     tig grün und stark verzweigt, mit deutlich
     renbehältern auf bis 25 cm hohen gelbgrü-       gerippten Achsen und 5–12 mm langen
     nen Stielen; Sporenreife von Juli bis August.   Blattscheiden, sie erscheinen erst nach der
     Vorkommen: auf nährstoffarmen Rohbo-             Sporenreife und zu Beginn des Absterbens
     denstandorte, z. B. Steinbruchsohlen, Weg-      der fruchtbaren Sprosse; durch die scharf
     böschungen; in vielen Gebieten stark im         vierkantigen Äste gut vom ähnlichen
     Rückgang; auch im Ost-Erzgebirge nur noch       Sumpf-Schachtelhalm zu unterscheiden
     recht selten und kleinflächig auftretend         Vorkommen: auf nährstoffreichen, grund-
     Bemerkungen: Vertreter einer altertümli-        feuchten Lehm- und Tonböden, insbeson-
     chen (bereits vor über 350 Millionen Jahren     dere an Wegrändern und Gräben, in lichten
     vorhandenen) Pflanzenfamilie.                    Wäldern sowie auf Äckern, unregelmäßig
                                                     bewirtschafteten Wiesen und Ruderalstel-
     2 a, b Wald-Schachtelhalm                       len; im gesamten Ost-Erzgebirge
     Equisetum sylvaticum                            Bemerkung: Schachtelhalme lagern in
     Familie: Schachtelhalmgewächse                  ihrem Gewebe viel Kieselsäure-Kristalle ein,                                      3
     Merkmale: 20–50 cm hohe Sporenpflanze,           deshalb wurden sie in der Volksmedizin
     von den meisten weiteren Vertretern dieser      genutzt (doch Vorsicht: einige Arten sind
     Pflanzenfamilie gut durch die quirlig ver-       giftig!) sowie als Scheuermittel von Zinnge-
     zweigten, bogig überhängenden Äste zu           schirr (alter Volksname für Acker-Schachtel-
     unterscheiden; die im Frühjahr erscheinen-      halm: Zinnkraut)
     den fruchtbaren Sprosse sind nur wenig                                                                   2a
     verzweigt, oben bräunlich und werden            Ähnliche Art:
     nach der Sporenreife grün (gleichen sich        Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum
     weitgehend den sterilen Trieben an);            palustre): weitgehend gleich gestaltete
     Sporenreife von April bis Mai.                  fruchtbare und unfruchtbare Sprosse; die
     Vorkommen: auf sickerfeuchten Böden in          meist unverzeigten Äste sind stumpf fünf-
     Wäldern, an Waldrändern und auch auf            bis sechskantig; Feucht- und Nasswiesen,
     feuchten Wiesen; im gesamten Ost-Erzge-         z.T. bis in die höchsten Lagen des Ost-Erz-
     birge häufig                                     gebirges
     Bemerkung: Die heutigen Schachtelhalme
     sind die letzten Überlebenden einer ehe-        4 Teich-Schachtelhalm
     mals artenreichen Gruppe innerhalb der          Equisetum fluviatile
     Ge-fäßsporenpflanzen, die durch Fossilien        Familie: Schachtelhalmgewächse
     aus dem Erdaltertum bekannt sind. Diese         Merkmale: 30–120 cm hohe Sporenpflanze
     waren verholzt, erreichten Wuchshöhen           ohne Äste oder nur unregelmäßig quirlig ver-
     von bis zu 30 m sowie 1 m Stammdurch-           zweigt; die kräftigen bis 8 mm dicken Stängel
     messer und bildeten einen wichtigen Be-         sind innen hohl, ungefurcht oder nur leicht
     standteil der Steinkohlewälder des Karbon       gerillt und weißlich gestreift, weitgehend
     (vor 280–350 Millionen Jahren).                 gleich gestaltete fruchtbare und unfrucht-
                                                     bare Sprosse; Sporenreife von Mai bis Juni.                                      2

                                                                                                              2b                       4
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
76                                   Farn- und Blütenpflanzen                                          Farne, Bärlapp, Schachtelhalme   77

     Vorkommen: an Ufern oder im Röhricht ste-       humusreichen Böden in Buchenmischwäl-
     hender oder langsam fließender Gewässer          dern, außerdem auch an Felsen und in Ge-
     mit mäßigem Nährstoffgehalt; zerstreut, z.T.     büschen oder Hochstaudenfluren; nicht
     bis in die höchsten Lagen des Ost-Erzgebirges   häufig
     Bemerkung: bastardiert nicht selten mit
     dem im gleichen Lebensraum vorkommen-           7 Braustieligerner Streifenfarn
     den Sumpf-Schachtelhalm – das Ergebnis          Asplenium trichomanes
     sind Schachtelhalmpflanzen mit wenigen,          Familie: Streifenfarngewächse
     kurzem Ästen an den kräftigen Stängeln          Merkmale: kleiner Farn mit 5–25 cm lan-
                                                     ger Hauptachse und 15 bis 30 Fiederblätt-
     5 Adlerfarn Pteridium aquilinum                 chen; diese kurz gestielt, frisch- bis dunkel-
     Familie: Adlerfarngewächse                      grün (auch im Winter), unbehaart und im                                            7
     Merkmale: bis 2 m hoher (im Erzgebirge          Umriss rundlich; Hauptachse und Blattstiele
     jedoch kaum über 1,5 m) Farn mit stark ver-     glänzend rot- bis schwarzbraun; die als
     zweigten, weithin kriechendem Wurzelstock       längliche Haufen angeordneten Sporangi-
     (Rhizom); Blattstiele bis 1 cm dick und auf     en können bei älteren Pflanzen fast die ge-
     der Unterseite rinnenförmig gefurcht; ein-      samte Unterseite der Blättchen einnehmen.
     zeln aus dem Boden aufsteigende, gewöhn-        Vorkommen: in Felsspalten sowie an alten
     lich sehr große Blätter („Wedel“, im Umriss     Mauern, selten, im Ost-Erzgebirge in den
     dreieckförmig), derb, zwei- bis vierfach ge-    letzten Jahrzehnten z.T. stark rücklaufig
     fiedert und charakteristisch bogig überhän-
     gend, im Sommer hell- bis frischgrün, im        8 Mauerraute Asplenium ruta-muraria
     Herbst erst gelb, dann bräunlich                Familie: Streifenfarngewächse
     Vorkommen: fast weltweit verbreitet, be-        Merkmale: kleiner, 3–10 cm hoher Farn mit
     vorzugt in bodensauren Eichenwäldern, Kie-      zwei- bis dreifach gefiederten Blättern; Blatt-
     fernforsten und auf basenarmen Kahlschlag-      stiele nur an der Basis braun, sonst grün; die              5                     8
     flächen; im Erzgebirge auf tiefere und mittle-   ziemlich derben Blätter sind im Umriss un-
     re Lagen beschränkt; Adlerfarn zeigt häufig      regelmäßig dreieckig bis oval und ebenfalls
     eine gewisse Wasserzügigkeit im Boden an        grün oder (vor allem im Winter) bräunlich;
     Bemerkungen: Die Rhizome (unterirdische         Sporenbehälter an den Blattadern in Form
     Sprossteile und deren Ausläufer) können         eines schwarzen, körnigen Belages.
     sehr groß und alt werden (bis zu 50 m Länge     Vorkommen: kalk- und lichtliebend, in
     und 1000 Jahre); alle Pflanzenteile gelten als   Sachsen fast nur an Mauern, sonst auch an
     giftig (werden jedoch in anderen Gegenden       (meist kalkreichen) Felsen; häufigste Strei-
     der Welt durchaus als Nahrung zubereitet)       fenfarnart des Ost-Erzgebirges                                                     7
                                                     Bemerkung: Die Mauerraute hat durch
     6 Gewöhnlicher Buchenfarn Phegop-               gründliche Mauersanierungen in den letz-
     teris connectilis (Dryopteris phegopteris)      ten Jahren viele ihrer Standorte eingebüßt.
     Familie: Sumpffarngewächse
     Merkmale: 15–30 cm hoher Farn mit am            9 Straußenfarn
     Boden kriechendem oder unterirdischem           Matteuccia struthiopteris
     Wurzelstock, aus dem im Frühjahr einzeln        Familie: Frauenfarngewächse
     (d. h. nicht rosettenförmig) angeordnete,       Merkmale: Farnart mit kräftigem Wurzel-
     dreieck- bis pfeilförmige Wedel hervor wach-    stock (Rhizom) und aus diesem hervortre-
     sen, Blätter behaart, unterstes Fiederpaar      tenden aufrechten Blättern, die die Form
     schwalbenschwanzartig nach unten gebo-          von trichterförmigen Rosetten bilden und
     gen; Sporangienhäufchen (Ansammlung             eine Wuchshöhe von 0,30–1,50 m erreichen;
     vieler winziger Sporenbehälter) rundlich,       sterile Blätter hellgrün und in ihrem Umriss
     braun und meist unregelmäßig auf der            breit-lanzettlich; deutlich anders ausgebil-
     Blattunterseite angebracht.                     det die viel schmaleren fruchtbaren Blätter
     Vorkommen: vorrangig auf feuchten, moder-       (Sporophylle), die bei der Sporenreife dun-                                        8

                                                                                                                 6                     9
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
78                                    Farn- und Blütenpflanzen                                        Farne, Bärlapp, Schachtelhalme   79

     kelbraun aussehen und an Straußenfedern          12 Breitblättriger Dornfarn
     erinnern; Sporenhäufchen (Sori) in 2 Reihen.     Dryopteris dilatata
     Vorkommen: vorrangig an Fluss- und Bach-         Familie: Schildfarngewächse
     ufern sowie in Auwäldern; unter natürlichen      Merkmale: 0,3–1 m hoch; die auch im Win-
     Bedingungen relativ selten, in Gärten aber       ter teilweise grünen Wedel sind in Rosetten
     verbreitet; in Sachsen (so auch im Ost-Erzge-    angeordnet; Blätter drei- bis vierfach gefie-
     birge) vermutlich erst im 18. Jahrhundert als    dert mit dreieckigem bis ovalem Umriss
     Zierpflanze eingeführt und dann an vielen         und ziemlich kurzen, reichlich mit Spreu-
     Stellen verwildert                               schuppen besetzten Blattstielen; Fieder-
     Bemerkung: in Deutschland geschützte Art         blättchen mit feinen Spitzen (die wie Dor-
                                                      nen aussehen), die rundlich bis nierenförmi-
     10 Wald-Frauenfarn                               gen dunkelbraunen Sporenbehälter sitzen
     Athyrium filix-femina                             zweireihig auf der Unterseite der Wedel
     Familie: Frauenfarngewächse                      Vorkommen: weit verbreitet und häufig
     Merkmale: 30–80 cm; sommergrün, mit ei-          in nicht zu trockenen, schattigen Wäldern,
     nem kurzen, kriechenden oder aufsteigenden       auch in Hochstaudenfluren sowie an Felsen
     Wurzelstock überwinternd; kurz gestielte,
     länglich-lanzettliche Wedel 2–3mal gefie-         Ähnliche Art:
     dert; Hauptachse meist grün, manchmal            Gewöhnlicher Dornfarn (Dryopteris
     strohfarben bis rosa; Fiederblättchen 2,5–3mal   carthusiana): etwas kleiner, nur im Som-
     so lang wie breit; Sporenhäufchen (Sori)         mer grün; längere, nur spärlich mit Blatt-
     meist deutlich hakenförmig bis länglich ge-      schuppen besetzte Blattstiele (Schuppen
     rade; Sporenreife von Juli bis September         ohne dunklen Mittelstreifen)
     Vorkommen: auf der gesamten Nordhalb-
     kugel häufig, insbesondere auf relativ feuch-     13 Eichenfarn
     ten, kalkarmen Böden in Mischwäldern und         Gymnocarpium dryopteris                                  10                     12
     Forsten vom Flachland bis in hohe Berglagen      (Dryopteris linnaeana)
     Bemerkung: Früher nahm man an, der               Familie: Schildfarngewächse
     etwas gröbere Wurmfarn sei das männliche,        Merkmale: dünner, kriechender Wurzel-
     der zierlichere Frauenfarn das weibliche         stock, aus dem die sehr lang gestielten,
     Geschlecht der Farne.                            10–40 cm hohen, weitgehend dreieckför-
                                                      migen Wedel hervor wachsen; Blätter hell-
     11 Gewöhnlicher Wurmfarn                         grün, dünn und kahl oder spärlich drüsig
     Dryopteris filix-mas                              behaart; zwei- bis dreifach gefiedert und
     Familie: Schildfarngewächse                      aus drei bis fünf Hauptfiedern bestehend;
     Merkmale: sommergrüne Farnart; die bis           Sporenhäufchen (Sori) fast rund und nackt;
     etwa 1 m lange Wedel sind in Rosetten an-        Sporenreife Juli bis September.
     geordnet; Blattstiele kurz und locker mit        Vorkommen: in luftfeuchten Wäldern,
     gelbbraunen Spreuschuppen besetzt; Blät-         Hochstaudenfluren, an Silikatfelsen und
     ter zweifach gefiedert, oval geformt und          an Mauern, nicht selten, in den Berglagen                                       13
     dann vorn spitz; Fiederblättchen am Rand         häufiger als Hügelland
     sehr fein gesägt; Sporenbehälter fast rund
     und zweireihig auf der Unterseite der Wedel.     14 Tüpfelfarn (Engelsüß)
     Vorkommen: weit über Europa hinaus ver-          Polypodium vulgare
     breitetet und oft häufig in schattigen Laub-      Familie: Tüpfelfarngewächse
     und Mischwäldern; im Ost-Erzgebirge vor al-      Merkmale: immergrüne, bis 30 cm lange,
     lem in blockreichen Hangwäldern nicht selten     einfach gefiederte Blätter, ab Sommer auf
     Bemerkung: Extrakte aus dem Wurzelstock          der Unterseite 1–3 mm große „Tüpfel“
     wurden früher gegen Bandwürmer u. ande-          (= Sporenbehälter)
     re Darmparasiten genutzt (sind jedoch giftig     Vorkommen: kommt in den Steiltälern des
     und sollten deshalb nicht verwendet werden)      nordöstlichen, unteren Ost-Erzgebirges auf

                                                                                                               11                     14
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
80                                    Farn- und Blütenpflanzen                                         Nadelgehölze    81

     Felsabsätzen u.ä. Standorten vor, ansonsten     seits werden Eiben verschiedenster Herkünf-
     im Erzgebirge selten geworden                   te auch in Parks und Friedhöfen angebaut
     Bemerkung: der in den Wurzeln vorkom-           und breiten sich von dort aus auch in angren-
     mende Zucker („Engelsüß“) wurde früher          zenden Wäldern aus. Eiben sind giftig.
     gegen Husten verwendet
                                                     16 Weiß-Tanne Abies alba
     Ähnliche Art:                                   Familie: Kieferngewächse
     Rippenfarn (Blechnum spicant):                  Merkmale: Immergrüner, bis etwa 50 m
     unfruchtbare Blätter immergrün, einfach         hoher Nadelbaum mit kräftigem, geraden
     gefiedert, bis 40 cm lang, Fiederblättchen in    Stamm; ältere Äste fast waagerecht abste-
     der Mitte des Wedels deutlich länger als im     hend, jüngere Äste und Zweige der Gipfel-
     unteren Wedelbereich; Blätter mit Sporen        region schräg aufrecht; Rinde grau gefärbt
     deutlich anders: mit schmalen Fiederblätt-      und glatt (erst im Alter zunehmend rissig),
     chen und meistens am Boden liegend, ster-       Nadeln höchstens 3 cm lang, biegsam, vorn
     ben nach der Sporenreife ab; heute nur noch     stumpf, oberseits dunkelgrün, auf der Unter-
     selten in naturnahen, feuchten Fichtenwäl-      seite mit zwei hellen Streifen; Zapfen um
     dern vor allem des oberen Berglandes, star-     10 cm lang, aufrecht walzenförmig, anfangs
     ker Rückgang u.a. infolge Eutrophierung         grün, später orangebraun, zur Reifezeit blass-
                                                     braun, Samen fallen aus dem stehenden
                                                     Zapfen aus (Zapfen fällt nicht zu Boden wie
      Nadelgehölze                                   Fichtenzapfen)
                                                     Vorkommen: Bergmischwälder, kühle, nicht
     15 a, b Europäische Eibe Taxus baccata          zu trockene Standorte; einstmals eine der
     Familie: Eibengewächse                          Hauptbaumarten des Ost-Erzgebirges, durch
     Merkmale: immergrüner, zweihäusiger             Kahlschlagsforstwirtschaft und Luftver-
     (d. h., es gibt männliche und weibliche Pflan-   schmutzung selten geworden (weniger als                          16
     zen) Nadelbaum, bis 20 m; Rinde braungrau       1000 Alttannen im Ost-Erzgebirge).
     und in breite Fetzen zerrissen oder abblät-     Bemerkung: In vielen Wäldern wurden
     ternd; Nadelblätter meist 2–3 cm lang und       seit den 1990iger Jahren wieder zahlreiche
     ca. 2 mm breit, oben glänzend dunkelgrün        junge Weißtannen gepflanzt.
     und unten hell- oder gelblichgrün mit zwei
     deutlichen breiten Längsstreifen; männli-       Weitere Arten: In Gärten und Parkanlagen
     che Blüten zahlreich (kugelig oder länglich)    gibt es mehrere, meist ähnlich aussehende
     an der Unterseite letztjähriger Zweige, weib-   Arten wie Nordmanns-Tanne (häufig
     liche Blüten unauffällig und einzeln; Samen      auch in Weihnachtsbaumkulturen), Korea-
     mit beerenartigem, karminroten Samen-           Tanne und Colorado-Tanne (oder
     mantel (einziger giftfreier Teil der Pflanze),   Grau-Tanne).
     Verbreitung durch Vögel
     Vorkommen: in forstlich kaum genutzten
     Tälern des unteren Berglandes, heute sel-
     ten, die größten natürlichen sächsischen Ei-
     benbestände im Müglitztal bei Schlottwitz
     und im Seidewitztal unterhalb Liebstadts
     Bemerkungen: Eiben wurden bereits im
     Mittelalter stark dezimiert – ihr zähes Holz
     diente der Herstellung von Werkzeugen
     und Waffen (Armbrüste). Da Eiben sehr
     langsam wachsen und außerdem von Wie-
     derkäuern (Rehe, Ziegen) stark verbissen
     werden, konnten sich die natürlichen Be-
     stände seither nicht mehr erholen. Anderer-

                                                                                                      15 a           15 b
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
82                                    Farn- und Blütenpflanzen                                          Nadelgehölze   83

     17 a, b Gewöhnliche Fichte Picea abies           und werden aufgrund ihrer extrem spitzen
     Familie: Kieferngewächse                         Nadeln auch nicht von Wild verbissen – aus
     Merkmale: bis 50 m hoher Nadelbaum;              diesen Gründen wurden weite Bereiche des
     Stamm gerade, bis 1 m dick mit meist waa-        Erzgebirgskammes nach dem Waldsterben
     gerecht bis schräg abwärts abstehenden Sei-      der 1970er und 80er Jahre mit Stechfichten
     tenzweigen, ausgewachsene Bäume mit              aufgeforstet, häufig auch mit der blauen
     kegelförmiger Krone; Rinde bräunlich-rot,        Variante.
     Nadeln 1–2,5 cm lang, ziemlich starr, vier-
     kantig, spitz, dunkelgrün; junge Zapfen grün,    18 Wald-Kiefer (Föhre) Pinus sylvestris
     reife Zapfen hellbraun und bis etwa 16 cm        Familie: Kieferngewächse
     lang, hängend, reife Zapfen fallen komplett      Merkmale: bis etwa 30 m hoher Nadelbaum,
     zu Boden (anders als Tannenzapfen, die fast      stärkere Äste fast immer gekrümmt und ver-
     nie auf den Boden gelangen)                      hältnismäßig kurz; Rinde anfangs grau oder
     Vorkommen: weit verbreitet in den kühle-         braungrau, im Alter in große Platten mit
     ren Regionen Europas, natürlich in den           schwärzlichen Furchen gegliedert; Nadeln
     Bergfichtenwäldern der Kammlagen des              blau- oder graugrün, 3–8 cm lang, zu je 2
     Erzgebirges, in Fichten-Moorwäldern sowie        an einem Kurztrieb; Zapfen spitz-oval, ein-
     als Nebenbaumart an kühlen und feuchten          zeln oder in Büscheln, erst dunkel-rot und
     Standorten in mittleren Berglagen, durch         zur Reifezeit dunkelbraun bis schwärzlich,
     Forstwirtschaft heute aber auch an sehr          bis 8 cm lang
     vielen früheren Laubwaldstandorten.              Vorkommen: weit verbreitet, v.a. in Gebieten
     Bemerkungen: Als „Brotbaum der Forst-            mit nährstoffarmen Böden (z. B. Felsklippen
     wirtschaft“ seit Anfang des 19. Jahrhunderts     der Osterzgebirgstäler), sonst in der Regel
     auf fast allen Waldstandorten – geeigneten       als Forstbaum angepflanzt; in Sachsen v.a.
     und ungeeigneten – im Erzgebirge gepflanzt        auf den Sand- oder Moorböden des Tieflandes
     und danach im Kahlschlagsverfahren bewirt-       Bemerkungen: Auf armen Standorten des            17 a
     schaftet; in den 70er bis 90er Jahren des        mittleren und oberen Berglandes kommt
     20. Jahrhunderts in den oberen Gebirgslagen      von Natur aus eine besondere Ausbildungs-
     auf großen Flächen den Schwefeldioxid-           form der Kiefer vor, die sogenannte Höhen-
     Waldschäden zum Opfer gefallen; außerdem         kiefer, mit langen, geraden Stämmen und
     auf (wechsel-)feuchten Standorten stark          schmalen, fast fichtenähnlichen Kronen (die
     sturmwurfgefährdet sowie in trocken-war-         gegenüber Schneebruch weniger anfällig
     men Sommern starker Borkenkäferbefall            sind). forstliche Saatgutbestände der „Schmie-
                                                      deberger Höhenkiefer“ im Langen Grund.
     Weitere Arten:
     Serbische Fichte (Picea omorika): nur            Weitere Arten:
     ein kleines natürliches Verbreitungsgebiet       Dreh-Kiefer (Murray-Kiefer) (Pinus
     im Grenzraum Serbien/Bosnien (Art erst 1876      contorta): stammt ursprünglich aus Nord-
     entdeckt!); seither aber in Mitteleuropa häu-    amerika und wurde in den 1970er bis 80er
     fig gepflanzt, unter anderem als vermeint-         Jahren stellenweise (ähnlich wie die Blau-
     lich „rauchgas-tolerante“ Ersatzbaumart im       fichte) als „rauchgastolerante“ Baumart an-
     Erzgebirge; auffällig schmale Krone, zwei         gepflanzt. Vorhandene Bestände werden
     weiße Längsstreifen auf der Nadel-Untersei-      weiter auf forstliche Nutzbarkeit untersucht.
     te; violettbraune Rinde, behaarte Zweige         Weymouths-Kiefer (Pinus strobus):
     Stech-Fichte (Picea pungens): stammt             bereits seit über 100 Jahren relativ oft an-
     ursprünglich aus den Rocky Mountains, dort       gepflanzter Forst- und Zierbaum aus Nord-
     überwiegend dunkelgrün, bis auf ein kleines      amerika (an sehr langen Nadeln und bis 20 cm
     Vorkommen blau benadelter Stechfichten in         langen, schlanken Zapfen erkennbar); lokal
     Colorado. Diese Blaufichten werden in Mit-        eingebürgert und gebietsweise in naturna-
     teleuropa seit langem als Ziergehölz gepflanzt.   he Waldgesellschaften (insbesondere Elb-
     Stechfichten gelten als „rauchgastolerant“        sandsteingebirge) eindringend.

                                                                                                       17 b           18
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
84                                   Farn- und Blütenpflanzen                                       Nadelgehölze    85

     19 Latschen-Kiefer (Berg-Kiefer, Moor-         21 Europäische Lärche Larix decidua
     Kiefer) Pinus x rotundata                      Familie: Kieferngewächse
     Artengruppe: Pinus mugo agg.                   Merkmale: bis 40 m hoher Nadelbaum, der
     Familie: Kieferngewächse                       im Winter seine Nadeln abwirft; Rinde an-
     Merkmale: bis mehrere Meter hoch werden-       fangs glatt und grau- bis grünbraun, später
     der Strauch oder kleiner Baum mit bis zur      rotbraun und mit tiefen Rissen; junge Triebe
     Spitze grauer Rinde; junge Triebe hellgrün;    strohfarben; Nadeln weich, erst hell – dann
     ältere Nadeln etwa 5 cm lang, stumpf und       reingrün, 2–3 cm lang, an kurzen Trieben in
     dunkelgrün; Zapfen oft stark unsymmetrisch     Büscheln, an langen Trieben einzeln; Zapfen
     und häufig mit auffällig hakenförmigen Zap-      anfangs karminrot, zur Reifezeit eiförmig,                     21
     fenschuppen bedeckt; viele verschiedene        dunkelbraun, etwa 3 cm lang und 2 cm dick
     Sippen, die sich vor allem durch Wuchsform     Vorkommen: häufig gepflanzter Forstbaum
     und -höhe sowie durch die Form der Zapfen      Bemerkungen: Lichtbaumart, die im kon-
     unterscheiden                                  tinentalen Europa (östlich des Altvaterge-
     Vorkommen: im Ost-Erzgebirge nur noch          birges bis Sibirien, auch in Leegebieten der
     in wenigen Hochmoorresten natürliche Vor-      Alpen) zu Hause ist, schon seit langem auch
     kommen; teilweise aber auch zur Bodensta-      im Erzgebirge angebaut wird. Besonders
     bilisierung im Rauchschadgebiet gepflanzt.      nach Absterben der Fichtenforsten in den
     Bemerkungen : Latschenkiefern kamen            Kammgebieten in den 1970er und 80er Jah-
     früher deutlich häufiger vor, als viele Moore   ren wurden viele Lärchen gepflanzt.
     noch nicht abgetorft waren. Noch Anfang
     des 20. Jahrhunderts wuchsen in der Fürste-    Weitere Arten:
     nauer Heide und an anderen Stellen in den      Relativ ähnlich ist die in den 1980er und
     Müglitz-Quellgebieten Moorkiefern.             90er Jahren oft als „rauchgastolerante“ Bau-
                                                    mart angepflanzte Japanische Lärche
     20 Douglasie                                   (Larix kaempferi), die sich durch blaugrü-      19            22 a
     Pseudotsuga menziesii                          ne Nadeln, rötliche Jungtriebe und Zapfen
     Familie: Kieferngewächse                       mit am Rand deutlich nach außen gerollten
     Merkmale: bis 50 m hoher Nadelbaum mit         Schuppen auszeichnet. Häufig angebaut
     schlanker, kegelförmiger Krone; Rinde der      werden auch sogenannte Hybridlärchen
     jüngeren Bäume glatt und grau, die der äl-     (Kreuzungen zwischen Japanischer und
     teren schwarzbraun und tief gefurcht; Na-      Europäischer Lärche).
     deln 2–3 cm lang, weich, biegsam und ziem-
     lich schmal, riechen beim Zerreiben nach       22 a, b Wacholder Juniperus communis
     Zitrone; reife Zapfen hängend, etwa 8 cm       Familie: Zypressengewächse
     lang und hellbraun mit aus drei Spitzen        Merkmale: Nadelstrauch, im Ost-Erzgebirge
     bestehenden Deckschuppen über den              selten höher als 2 m (in anderen Gegenden
     Samenschuppen                                  bis 10 m); Nadeln mit Stachelspitze, jeweils
     Vorkommen: als Forstbaum sowie in Gär-         zu drei in kleinen Quirlen an den Ästen;
     ten und Parkanlagen angepflanzt                 männliche Blüten in gelben kugeligen Kätz-
     Bemerkungen: Die in den Gebirgen West-         chen, weibliche in Form von hellgrünen
     Nordamerikas verbreitete Douglasie wurde       Zäpfchen; Blütezeit April bis Mai; Frucht
     Ende des 19. Jahrhunderts in die sächsi-       kugelig (unreif grüne, reif blauschwarze
     schen Forsten eingeführt und wird seither      Beerenzapfen)
     von vielen Förstern sehr geschätzt.            Vorkommen: an trockenen, sonnigen
     Besonders unter den Bedingungen des            Standorten in Gebüschen, Eichenwäldern
     Klimawandels setzen sie große wirtschaft-      und Heidegebieten (hier Förderung durch
     liche Hoffnungen in diese fremdländische        Beweidung mit Schafen, welche die Pflanze
     Baumart – eine aus Naturschutzgründen          meiden)
     durchaus kritische Entwicklung.                Bemerkungen: Der heute nur noch mit
                                                    wenigen Exemplaren im unteren und mit-                         21

                                                                                                    20            22 b
Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
86                                   Farn- und Blütenpflanzen                                        Laubbäume    87

     tleren Ost-Erzgebirge vorkommende Wa-          Ähnliche Art:
     cholder muss früher viel häufiger gewesen       Hainbuche (Weißbuche Carpinus be-
     sein. Noch in 19. Jahrhundert wurden bei       tulus): nicht mit der Rot-Buche verwandt,
     einem Cholera-Ausbruch Wacholderbestän-        sondern gehört zur Familie der Birkenge-
     de im Müglitztal abgeholzt, um mit dem         wächse; glatte, graue Rinde mit auffälligen
     (vermeintlich) desinfizierenden Holz die        Längswülsten (Stammquerschnitt daher
     Krankheit auszuräuchern.                       mit vielen Buchten); in nährstoffreicheren
                                                    Laubwäldern des Hügellandes bis in etwa
                                                    350 m Höhenlage
      Laubbäume
      ungeteilte und ungelappte Blätter             24 Hänge-Birke (Sand-Birke)
                                                    Betula pendula
     23 a, b Rot-Buche Fagus sylvatica              Familie: Birkengewächse
     Familie: Buchengewächse                        Merkmale: 10 bis 25 m hoher Laubbaum
     Merkmale: bis 30 m hoher Laubbaum;             mit weißer Rinde (bei älteren Birken Stamm-
     Rinde glatt, grau, auch bei älteren Exempla-   basis schwarz und tief gefurcht) und über-
     ren kaum rissig; Höchstalter 300 Jahre; Äste   hängenden, mit zahlreichen Korkwarzen be-
     meist steil aufrecht und an den Enden nur      setzten Zweigen; Laubblätter 4–7 cm lang
     wenig überhängend; Blätter kurz gestielt,      und mit lang ausgezogener Spitze; Blattrand
     5–10 cm lang und länglich-elliptisch;          regelmäßig doppelt gesägt; weibliche und
     männliche Blüten in Büscheln, weibliche        männliche Blüten getrennt in hängenden
     Blüten einzeln in einer vierklappigen Hülle    Kätzchen auf derselben Pflanze; Samenrei-
     eingeschlossen; Früchte: Bucheckern;           fe im Spätsommer bis Winter; Samen sind
     Schattenbaumart                                etwa 3 mm lange Nüsschen, die dünnhäu-
     Blütezeit: April bis Mai                       tig geflügelt sind, durch den Wind verbrei-
     Vorkommen: vor der Besiedlung häufigster        tet werden und bei ausreichend Feuchtig-        23 a        23 b
     Baum des Ost-Erzgebirges; konkurrenzkräf-      keit sofort keimen.
     tigste Baumart auf „mittleren“ Standorten      Blütezeit: April bis Mai
     (vor allem keine Bodennässe, aber ausrei-      Vorkommen: sehr weit verbreitet und häu-
     chende Niederschläge), entsprechend Vor-       fig; Pioniergehölz auf lichten, nicht zu nähr-
     kommen von den unteren Berglagen bis           stoffreichen Standorten (meist werden Bir-
     zum höchsten Gipfel (Buchen auf dem            ken später durch andere Baumarten abgelöst)
     Loučna/Wieselstein in 950 m Höhe); durch       Bemerkungen: Birken wurden (und werden)
     jahrhundertelange Waldnutzung (v.a. auch       vielseitig verwendet: Birkenhaarwasser und
     Köhlerei) und die auf Fichten fixierte Forst-   Birkenwein aus dem Stammsaft; Birkenteer
     wirtschaft des 19./20. Jahrhunderts heute      aus der Rinde; Blätter für blutreinigenden
     nur noch wenige Prozent der Waldfläche;         Tee; aufgrund des hohen Terpentingehaltes
     seit 1990 wurden aber wieder viele junge       brennt Birkenholz auch im frischen Zustand
     Buchen in den Fichtenforsten gepflanzt
     („ökologischer Waldumbau“)                     Weitere Art:
     Bemerkungen: Während Rotbuchen das             Moor-Birke (Betula pubescens): aufstei-
     Schwefeldioxid-Waldsterben der 1970er bis      gende bis waagerechte Äste; dichte, flaumi-
     90er Jahre relativ gut überstanden haben,      ge Behaarung der jungen Zweige; nur auf
     leiden sie heute ganz besonders an den         nassen bis moorigen Standorten (daher viel
     hohen Ozon-Belastungen, die v.a. auf Auto-     seltener als Hänge-Birke); die in den oberen
     abgase zurückgehen („neuartige Wald-           Lagen des östlichen Ost-Erzgebirges vor-
     schäden“). Die in Parkanlagen gepflanzten       kommende Karpatenbirke (wenig behaarte
     Blutbuchen und Hängebuchen sind Zucht-         Zweige, rötliche Rinde) wird heute als
     formen der heimischen Rotbuche.                Unterart der Moorbirke aufgefasst.

                                                                                                                 24
88                                    Farn- und Blütenpflanzen                                        Laubbäume   89

     25 Schwarz-Erle Alnus glutinosa                  Laubentfaltung; reife Nüsschen in der Mitte
     Familie: Birkengewächse                          des Fruchtflügels;
     Merkmale: bis etwa 25 m hoher Laubbaum           Blütezeit: März - April
     mit einem weit bis in die Krone hinauf rei-      Vorkommen: ursprünglich häufige Art der
     chenden Stamm; Rinde dunkelgrau bis              schattigen Hang- und Schluchtwälder im
     schwarzbraun; Blätter 4–10 cm lang, im           Ost-Erzgebirge, heute noch vereinzelt in der
     vordersten Drittel am breitesten, am Rand        Nähe größerer Fließgewässer
     doppelt gesägt und leicht wellig; kätzchen-      Bemerkungen: Seit einigen Jahrzehnten
     förmige Blüten bereits im Winter deutlich        werden auch im Ost-Erzgebirge die Ulmen
     sichtbar; die in kleinen Zapfen sitzenden        in dramatischer Geschwindigkeit vom so-
     Samen werden von September bis Oktober           genannten Ulmensterben erfasst. Dabei
     reif und dann vom Wind verbreitet                infiziert der (einheimische) Ulmensplintkä-
     Vorkommen: bevorzugt in Quell-, Auen-            fer die Bäume mit einer aus Ostasien einge-
     und Bruchwäldern sowie an den Ufern von          schleppten Pilzkrankheit, die zur Unterbin-
     Still- und Fließgewässern auf nicht zu nähr-     dung des Wassertransportes im Holz führt.
     stoffarmen Standorten; häufig bis ins obere        Nur sehr isoliert stehende (vom Ulmen-
     Bergland.                                        splintkäfer noch nicht entdeckte) und be-
     Bemerkungen: sehr wichtige Baumart zur           sonders gut wasserversorgte Ulmen haben
     natürlichen Uferbefestigung (dank langer         seither überlebt.
     Luftzellen können Erlenwurzeln auch unter
     den Bächen wachsen) – was nach dem Hoch-         Weitere Arten:
     wasser 2002 leider nicht berücksichtigt wur-     In Sachsen kommen noch die Feld-Ulme
     de; Name geht auf frühere Nutzung, Rinde         (Ulmus minor) und die Flatter-Ulme
     zum Färben von Leder oder die Herstellung        (Ulmus laevis) vor, die jedoch nur die un-
     schwarzer Tinte aus den Zapfen, zurück.          tersten Lagen des Ost-Erzgebirges erreichen.
                                                                                                     25          27
     Weitere Arten:                                   27 Zitter-Pappel (Aspe, Espe)
     Grau-Erle (Alnus incana) kleiner bis mit-        Populus tremula
     telgroßer Baum; Blattränder doppelt gesägt,      Familie: Weidengewächse
     Blatt mit Spitze (anders als Schwarz-Erle); im   Merkmale: Laubbaum, bis etwa 30 m; mit
     Erzgebirge auf Bergbauhalden und in Bach-        langen Wurzelausläufern, aus denen neue
     auen gebietsweise nicht selten, aber hier        Aspen emporwachsen; Rinde sehr glatt
     wahrscheinlich nicht einheimisch (Herkunft:      und (an jüngeren Bäumen) auffällig grün
     vor allem Alpenraum); Grün-Erle (Alnus           gefärbt; Laubblätter mit einem flachen,
     viridis, Alnus alnobetula): bis 3 m hoher        relativ langen Blattstiel – dadurch zittern
     Strauch, der im Ost-Erzgebirge vor allem zur     die Blätter bereits bei geringem Wind „wie
     Befestigung von Bergbauhalden gepflanzt           Espenlaub“; goldgelbe Herbstfärbung;
     wurde; natürliche Heimat: Alpen                  zweihäusig: männliche Bäume mit vielen
                                                      dicken, graubraunen Kätzchen, die Mitte
     26 Berg-Ulme (Berg-Rüster)                       März beim Stäuben gelblich, später braun
     Ulmus glabra                                     werden und danach schnell vom Baum ab-
     Familie: Ulmengewächse                           fallen; weibliche Bäume mit grünen (ca.
     Merkmale: bis 40 m hoher Laubbaum mit            4 mal 0,5 cm großen) Kätzchen, die bis Mit-
     längsrissiger graubrauner Borke; junge           te Mai weiße Wolle bilden und darauf vom
     Zweige rotbraun, behaart und gerade; Blät-       Wind davon getragen werden
     ter unsymmetrisch (rechte und linke Blatt-       Vorkommen: bis in die höchsten Lagen
     hälfte teilweise sehr unterschiedlich),          des Erzgebirges fast überall häufig, als Pio-
     10–15 cm lang, 5–9 cm breit, gesägt, ober-       nierbaumart bevorzugt auf Kahlschlägen,
     seits sehr rau („unrasierter Mann“), unter-      in Gebüschen, Steinrücken, Feldgehölzen
     seits heller und weiß behaart; Blüten zwitt-     sowie an Waldrändern, sehr häufig auch auf
     rig, rötlichviolett, öffnen sich lange vor der    Bergwerkshalden

                                                                                                                 26
90                                      Farn- und Blütenpflanzen                                        Laubbäume   91

     Weitere Arten:                                     Knacken leicht ab (daher der Name); Blüten
     andere Pappeln (bis auf die sehr seltene           gebogen-aufrecht, länglicher als die der
     und geschützte Schwarz-Pappel) sind                Sal-Weide; Samen sehr klein, mit langem
     nicht einheimisch – häufig auch soge-               Haarschopf (Verbreitung durch Wind)
     nannte Hybridpappeln (Kreuzungen aus               Blütezeit: März bis Mai
     verschiedenen Arten), die in den 1960er            Vorkommen: sommerkühle Bach- und Fluss-
     Jahren im Rahmen eines speziellen Pappel-          auen, ufernahe Gehölze; vom Hügelland bis
     Programmes zur schnellen Holzerzeugung             zum mittleren Bergland zumindest in der
     in den Talauen angepflanzt worden                   Bastardform (siehe unten) recht häufig, in
     Bemerkungen: Von den Förstern zwar we-             den oberen Berglagen deutlich seltener
     gen ihres minderwertigen Holzes derzeit            Bemerkungen: typische „Kopfweide“ der
     meist noch geschmäht, sind die schnell-            Dorfbäche, die durch regelmäßige Nutzung
     wüchsigen Pappeln von besonderem Inte-             der austreibenden Zweige (Weidenruten)
     resse für die Erzeugung nachwachsender             entstehen; alte Kopfweiden bieten vor al-
     Rohstoffe, so dass in den nächsten Jahren           lem vielen Insekten- und Vogelarten wert-
     auch wieder mit Pappel-Aufforstungen zu             vollen Lebensraum; frisch geschnittene
     rechnen ist.                                       „Setzstangen“ bilden nach dem Einsetzen
                                                        in feuchtem Boden recht schnell neue Wur-
     28 Sal-Weide Salix caprea                          zeln und können zu neuen Kopfweiden
     Familie: Weidengewächse                            herangezogen werden
     Merkmale: Laubbaum oder Strauch, im
     Freistand bis etwa 6 m, im Wald mitunter           Weitere Arten:
     bis 12 m hoch; graue bis schwarzbraune             Wesentlich häufiger als „sortenreine“ Bruch-
     Borke; Blätter 3–10 cm lang, oberseits dun-        Weiden sind Bastarde mit Silber-Weiden
     kel-, unterseits graugrün bis weißlich, el-        (Salix alba), die dann von den Botanikern
     liptisch, relativ breit (viel breiter als andere   als Fahl-Weide (Salix x rubens) bezeich-                   28
     Weidenarten); zweihäusig: männliche Blü-           net werden. Diese haben weniger leicht
     ten goldgelb und eiförmig („Weidenkätz-            brechende Äste, mehr oder weniger silbrig-
     chen“), weibliche als grünliche zylindrische       weiße, behaarte Blattunterseiten. Außerdem
     Kätzchen; Samen sehr klein und mit langem          gibt es zahlreiche weitere Weidenarten und
     Haarschopf: Verbreitung durch Wind                 -bastarde, deren sichere Bestimmung den
     Blütezeit: März bis April                          Fachleuten vorbehalten bleibt.
     Vorkommen: typische Art der Pionierwäl-
     der, auf Brachen und Halden, bis in die            30 Winter-Linde Tilia cordata
     höchsten Lagen des Ost-Erzgebirges häufig           Familie: Lindengewächse
     Bemerkungen: Weidenkätzchen sind für               Merkmale: bis etwa 25 m hoher Laubbaum
     Bienen eine wichtige Nahrungsquelle im             mit kräftigen Ästen und dichter Krone;
     zeitigen Frühling;                                 Stamm mit längsgefurchter, schwärzlicher
     Aus der Rinde der Weiden wird seit antiken         Borke; junge Zweige olivgrün und nur an-
     Zeiten ein schmerzstillender Wirkstoff, die         fangs fein behaart; Blätter zweizeilig ste-
     Salizylsäure, gewonnen (heute synthetisch          hend, schief herzförmig mit 2–5 cm langem
     hergestellt und unter anderem unter dem            Stiel, am Rand gleichmäßig gesägt, ober-
     Markennamen „Aspirin“ im Handel).                  seits grün, kahl, unterseits graugrün und
                                                        nur auf den Blattadern bräunlich behaart;
     29 Bruch-Weide (Knack-Weide)                       Blüten blassgelb mit 5 Kron- und bis 30 auf-
     Salix fragilis                                     fälligen Staubblättern in Blütenständen mit
     Familie: Weidengewächse                            4–10 Blüten und einem zungenförmigen
     Merkmale: Laubbaum, bis 15 m, oft auch             Vorblatt
     nur strauchartig; breite gewölbte Krone;           Blütezeit: Juni bis Juli
     die Seitenzweige brechen an der Ansatz-            Vorkommen: von Natur aus in Laubmisch-
     stelle beim Biegen mit deutlich hörbarem           wäldern des Hügellandes sowie auf wärme-

                                                                                                       29          30
92                                    Farn- und Blütenpflanzen                                         Laubbäume    93

     begünstigten Blockhängen (wo die Konkur-        birgler ihre Heimat auch nennen, gibt es
     renzkraft der Buche vermindert ist) bis ins     aber noch einige hundert Wildäpfel, um
     mittlere Bergland; darüber hinaus wurden        deren Erhalt sich der Verein Grüne Liga Ost-
     Linden in vielen Orten gepflanzt („Hof-Linde“)   erzgebirge e.V. intensiv bemüht. Holzäppel-
     Bemerkungen: Lindenblütentee ist wohl-          tee ist ein altbewährtes Heilmittel bei Erkäl-
     schmeckend und als schweißtreibendes Mit-       tungen und Fieber.
     tel bei Erkältungskrankheiten verwendbar.
     Lindenblütenhonig gilt als besonders wert-      Ähnliche Art:
     voll und schmackhaft. Das weiche Holz der       Noch stärker ist die Tendenz zur Hybridisie-
     Linden ist sehr gut zum Schnitzen geeignet.     rung bei Birnen. Echte Wild-Birnen gibt
                                                     es wahrscheinlich nur noch im Elbtal; Birnen
     Weitere Art:                                    auf den Steinrücken im unteren und mitt-
     Sommer-Linde (Tilia platyphyllos): sehr         leren Ost-Erzgebirge sind demzufolge fast
     ähnliche Art, bis 30 m hoch; hat größere        vollständig Kreuzungen mit Kulturbirnen.
     und weichere (fein behaarte) Blätter sowie
     hellere Haarbüschel auf den Blattadern und      32 Gewöhnliche Traubenkirsche
     blüht etwas früher als die Winter-Linde; be-    Prunus padus (Padus avium)
     siedelt die gleichen Standorte und wird         Familie: Rosengewächse
     ebenso häufig in Ortslagen (bis in die mon-      Merkmale: bis etwa 15 m hoher Laub-
     tane Höhenstufe) gepflanzt.                      baum (oder mehrstämmiger Strauch) mit
                                                     überhängenden Zweigen und schwarzgrau-
     31 a, b, c Wild-Apfel (Holzapfel)               er glatter Rinde; junge Zweige kahl, heller
     Malus sylvestris                                gefärbt und mit auffälligen Korkwarzen;
                                                                                                                  31 a
     Familie: Rosengewächse                          Blätter breit-lanzettlich, 5–10 cm lang und
     Merkmale: bis etwa 10 m hoher Laubbaum          fein gezähnt, oben dunkel-, unten blau-
     oder Strauch mit graubrauner, schuppiger,       grün; Blüten weiß und zu 10–20 in aufrech-
     in unregelmäßigen Feldern abblätternder         ten, dann hängenden Trauben, intensiver
     Borke; Blätter und Blüten (Fruchtknoten)        Geruch; Früchte kugelig, 7–9 mm groß,
     unbehaart – anders als Kulturäpfel oder die     glänzend schwarzrot mit rundlich-eiförmi-
     meisten Kreuzungen zwischen Wild- und           gem Steinkern
     Kulturäpfeln; nicht blühende Seitentriebe       Blütezeit: April bis Mai
     oft dornenartig; Früchte maximal 3 cm groß,     Vorkommen: vor allem in feuchten und
     gelbgrün, nur bei starker Besonnung etwas       nährstoffreichen Gebüschen und in Erlen-
     rötlich, jedoch niemals Längsstreifen wie       Eschenwäldern; bis in die höheren Lagen
     bei vielen Kulturäpfeln; Geschmack extrem       verbreitet, in den Talauen des Müglitzgebie-
     herb (nicht essbar)                             tes aber auffallend selten, hier dafür recht
     Blütezeit: Mai                                  häufig auf Steinrücken
     Vorkommen: vom Tiefland bis in höhere            Bemerkung: Die mit den Pflaumen und
     Mittelgebirgslagen; heute nur noch selten,      Kirschen verwandte Art kann als Wildobst
     aber relativ häufig im östlichen Teil des Ost-   genutzt werden, was aber mühevoll und
     Erzgebirges                                     nicht sehr ergiebig ist.                         31 b
     Bemerkungen: Wirklich echte Wildäpfel
     sind deutschlandweit selten geworden.           Weitere Art:
     Einerseits verschwand die lichtbedürftige       Späte Traubenkirsche (Prunus seroti-
     Baumart, als Hecken und Waldränder in der       na), aus Nordamerika eingewanderter, im
     Agrarlandschaft beseitigt wurden. Anderer-      Tiefland und unteren Bergland häufiger
     seits machen Bienen keine Unterschiede          Neophyt, der sich vor allem auf sandigen
     zwischen Wild- und Kulturäpfeln (deren          Böden weiter stark ausbreitet und dabei oft
     Vorfahren aus Asien stammen), heraus            einheimische Arten verdrängt.
     kommen dabei so genannte Hybridäpfel.
     Im „Holzäppelgebirge“, wie die Ost-Erzge-

                                                                                                      31 c         32
94                                    Farn- und Blütenpflanzen                                        Laubbäume   95

     33 Vogel-Kirsche (Wild-Kirsche)                  Bedingungen von der viel konkurrenzkräf-
     Prunus avium (Cerasus avium)                     tigeren Rot-Buche auf Standorte zurückge-
     Familie: Rosengewächse                           drängt, wo Buchen weniger gut wachsen
     Merkmale: bis etwa 20 m hoch werdender           können – trockene und nasse Böden, steile
     Laubbaum mit glatter, rotbrauner, sich als       Hänge, niederschlagsarme Gebiete (Hügel-
     Querstreifen ablösender Rinde; Blätter           land); auch durch frühere Niederwaldwirt-
     6–12 cm lang, gezähnt, länglich eiförmig bis     schaft (vor allem Gewinnung der Eichen-
     elliptisch und spitz zulaufend; Blüten in Bü-    rinde für die Gerbstoffherstellung) wurden
     scheln mit 3–5 cm langen Stielen, Kronblät-      Eichen gegenüber der bei uns nicht stock-
     ter weiß, 10–15 mm lang; Kirschfrüchte rot       ausschlagsfähigen Buche gefördert
     bis schwarzrot, 10–15 mm groß mit 8 –10 mm
     großem Steinkern, Fruchtreife im Juli            Weitere Arten:
     Blütezeit: April bis Mai                         Trauben-Eiche (Quercus petraea):
     Vorkommen: Laub- und Nadelwälder auf             Eicheln nicht an Stielen, sondern trauben-
     nicht zu sauren und nicht zu trockenen Bö-       förmig angeordnet; Blätter aber (im Gegen-
     den; im Ost-Erzgebirge auf etwas wäreme-         satz zur Stieleiche!) gestielt; im Hügelland
     begünstigten Standorten bis in die oberen        und unteren Bergland von Natur aus Misch-
     Berglagen                                        baumart der Buchenwälder, heute noch
     Bemerkungen: Die häufig angebaute Süß-            häufig in Feldgehölzen und anderen alten
     kirsche ist eine Zuchtform der Vogelkirsche      Bauernwäldern
     und nur, wenn sie Früchte trägt, sicher von      Rot-Eiche (Quercus rubra): relativ glatte
     dieser zu unterscheiden. Noch schwerer kön-      Rinde, Blätter mit spitz ausgebildeten Lap-
     nen verwilderte, d. h. unveredelte Formen        pen, kürzere, fast kugelförmige Eicheln;
     der Süßkirschen, welche sich oft mit einhei-     stammt aus den östlichen Wäldern Norda-
     mischen Vogelkirschen kreuzen, genau be-         merikas; zwar lichtbedürftig (häufig auf-
     stimmt werden. Kirschholz ist begehrt bei        fallend schräges Wachstum hin zum Licht),      33          35
     Drechslern und in der Möbelherstellung.          aber dennoch konkurrenzstark, was vor al-
                                                      lem unter den Bedingungen der Klimaver-
      gelappte Blätter                                änderungen eine Ausbreitung auf Kosten
                                                      einheimischer Arten befürchten lässt.
     34 Stiel-Eiche Quercus robur
     Familie: Buchengewächse                          35 Spitz-Ahorn Acer platanoides
     Merkmale: bis etwa 40 m hoher, breitkroni-       Familie: Ahorngewächse
     ger Laubbaum mit starken Ästen und dicker,       Merkmale: bis 25 m hoher Laubbaum mit
     tief gefurchter dunkelgrauer Borke; Äste         kräftigem, kurzem Stamm; Blätter langge-
     mehrfach gekrümmt und sehr massiv; Blät-         stielt und handförmig, etwa 10–15 cm, mit
     ter kurz gestielt, 10–15 cm lang, in 5–6 Buch-   5–7 ungleich großen, zugespitzten Lappen;
     ten gelappt; sowohl männliche (büschelför-       Blüten zahlreich, 10–12 mm groß, 1–2 cm
     mig angeordnete gelbgrüne Kätzchen) als          lang gestielt und mit fünf grüngelben Blü-
     auch weibliche Blüten (langgestielte kleine      tenblättern in aufrechten, rispigen Blüten-
     grüne Ährchen) unscheinbar; die Eicheln          ständen, die schon lange vor dem Laubaus-
     reifen von September bis Oktober, diese          trieb aufblühen, Früchte: plattgedrückte
     sitzen zu dritt bis fünft an 1,5–4 cm langen     Nüsschen mit zwei im stumpfen Winkel ab-
     Stielen (daher der Name Stieleiche!)             stehenden Flügeln
     Blütezeit: von April bis Mai                     Blütezeit: April bis Mai
     Vorkommen: von Natur aus vor allem auf           Vorkommen: in Laubwäldern und kleine-
     relativ warmen, häufig aber auch nassen           ren Gehölzen, häufig in der Nähe von Ort-
     Standorten; im Ost-Erzgebirge bis in Hö-         schaften; auch als Alleebaum gepflanzt, im
     henlagen von etwa 600 m über NN.                 oberen Bergland seltener als in tiefen Lagen
     Bemerkungen: Als typische Lichtbaumar-           Bemerkungen: Der ursprüngliche Verbrei-
     ten werden die Eichen unter natürlichen          tungsschwerpunkt des Spitz-Ahorns liegt in

                                                                                                                 34
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