Farn- und Blütenpflanzen - Natur im Osterzgebirge
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68 69 Text: Christian Zänker, Freiberg; Jens Weber, Bärenstein Fotos: Brigitte Böhme, Christian Zänker, Thomas Lochschmidt, Scharfer Hahnenfuß („Butterblume“) Ranunculus acris Gerold Pöhler, Jens Weber, Frank Müller, Stefan Höhnel, Holm Riebe, Susanne Schmidt Farn- und Blütenpflanzen Sumpf-Dreizack oder Scheidenblütgras. Der Karpaten-Enzian wächst in ganz Deutschland nur am Geisingberg, und auch für weitere Arten trägt das Ost- Erzgebirge besondere Verantwortung. D ie große landschaftliche Vielgestaltigkeit lässt fast die Hälfte aller ca. 2000 sächsischen Farn- und Blütenpflanzen im Ost-Erzgebirge gedeihen. Die engräumige Verzahnung unterschiedlichster Pflanzenhabitate wird durch mehrere Faktoren bestimmt: • die unterschiedliche Höhenlage vom wärmebegünstigten Hügelland bis zu Etwa 430 einheimische Arten können als mehr oder weniger häufig gelten, den rauen Kammlagen; hinzu kommen reichlich 100 regelmäßig angebaute Nutzpflanzen und ver- • die zunehmende Kontinentalität des Klimas von West nach Ost und der Ein- wilderte Neophyten (ursprünglich nicht einheimische Pflanzen). Nur in den fluss des Elbtales an der Ostflanke des Erzgebirges; Randgebieten des Ost-Erzgebirges treten ca. 100 weitere Arten in Erscheinung, • sehr heterogene mikroklimatische Verhältnisse in den Steiltälern (Neigungs- die meisten davon sind wärmeliebend und haben ihre eigentliche Heimat im winkel und Neigungsrichtung von Talhängen) sowie Sonderklimate in Talmul- Elbtal oder im Nordböhmischen Becken. den (Frostgefährdung, Stauwasser im Boden); Ungefähr 270 Arten kommen im Ost-Erzgebirge schließlich eher selten vor. • abwechslungsreiche Gesteinsausstattung mit daraus resultierenden Böden So manche davon war noch vor wenigen Jahrzehnten wesentlich häufiger, (sehr arm und sauer über Quarzporphyr, mäßig über Gneis, reich und basisch beispielsweise das Kleine Knabenkraut, das früher wegen der großen Zahl sei- über Basalt); ner Fundorte von den Botanikern kaum registriert wurde, heute jedoch im un- teren Ost-Erzgebirge sein vermutlich letztes sächsisches Vorkommen besitzt – • lange und vielgestaltige Landnutzungsgeschichte, in deren Folge u.a. Stein- und auch da am Verschwinden ist. Andere Arten, die früher schon selten wa- rücken, Bergwiesen und Bergbauteiche entstanden, außerdem Pflanzensamen ren, sind ebenfalls ausgestorben. Dennoch: etliche Pflanzen haben heute hier (Diasporen) sich ausbreiten und an vielen Stellen neu ansiedeln konnten; ihre einzigen oder zumindest wichtigsten sächsischen Vorkommen, bei- • die infolge der natürlichen Bedingungen im Ost-Erzgebirge nur begrenzt mög- spielsweise Kugelige Teufelskralle, Trollblume, Sibirische Schwertlilie, Holun- liche Landnutzungs-Intensivierung, welche in der zweiten Hälfte des 20. Jahr- der-Kuckucksblume, Breitblättrige Glockenblume, Feuer-Lilie, Busch-Nelke, hunderts viele andere Landschaften fast völlig verändert hat.
70 Farn- und Blütenpflanzen 71 Vor allem in den Tälern des östlichen Ost-Erzgebirges kann man zahlreiche Ufern unter anderem Wolfstrapp, Igelkolben und Sumpf-Schwertlilie. Beson- eher wärmeliebende Pflanzenarten antreffen, vorzugsweise an den Süd- ders bemerkenswert sind die Arten, die sich nach dem periodischen Ablassen hängen. Bis in etwa 300 bis 400 m Höhenlage bestimmen neben der natürli- der Teiche auf dem Schlammboden entwickeln: Strandling, Schlammling und chen Hauptbaumart Buche vor allem Eichen, Linden und Hainbuchen das Bild Scheidenblütgras sind hier erwähnenswert. vieler Wälder, ja auch die Eibe hat im Müglitz- und Seidewitztal ihre größten Sehr häufig sind im Ost-Erzgebirge, besonders in den oberen Lagen, Quellbe- sächsischen Vorkommen. Auf ärmeren Waldstandorten wachsen auch hier reiche mit Nass- und Feuchtwiesen bzw. (bei ausbleibender Mahd) auch nur wenige Bodenpflanzen wie Maiglöckchen und Wiesen-Wachtelweizen; an Hochstaudenfluren. Schmalblättriges Wollgras, Sumpf-Veilchen, Kleiner Bal- sonnenexponierten, aber nicht zu sauren Steilhängen finden wir gelegentlich drian, etwa ein Dutzend Seggenarten sowie – heute seltener – Gefleckte Ku- noch Schwalbenwurz, Bärenschote und Großblütigen Fingerhut. In feuchteren ckucksblume, Fettkraut und Fieberklee sind für solche Nasswiesen charakte- und besser nährstoffversorgten Beständen hingegen ist die Waldvegetation ristisch, auf denen die Nährstoffe nicht ausreichen, höherwüchsigen Arten zur des unteren Berglandes sehr üppig, beispielsweise mit Haselwurz, Hohlem vollen Entfaltung ihrer Konkurrenzkraft zu verhelfen. Solche konkurrenzstarken Lerchensporn, Bär-Lauch und Aronstab. Hochstauden können unter anderem Mädesüß und Rauer Kälberkropf sein. Auch in der nächst höheren Stufe, dem montanen Bereich, sind die Schatt- Werden Feuchtwiesen hingegen jährlich gemäht, entfaltet sich eine beson- hang- und die Bachauenwälder noch sehr artenreich. Vorzugsweise unter ders üppige Artenfülle mit Sumpf-Dotterblumen, Bach-Nelkenwurz, Sumpf- Eschen und Berg-Ahorn, in unmittelbarer Bachnähe unter Erlen wachsen unter Vergissmeinnicht und Sumpf-Pippau. Auch Breitblättrige Kuckucksblume und anderem Wald-Geißbart, Weiße und Rote Pestwurz, Mondviole, Goldnessel, Sterndolde können hier vorkommen. Fließend sind die Übergänge zu den Rote Lichtnelke, Bitteres Schaumkraut und Akeleiblättrige Wiesenraute, um feuchten Bergwiesen, die durch Alantdistel, Wiesen-Knöterich sowie – heute nur wenige Beispiele zu nennen. Die natürlichen Wälder „normaler“ Standorte allerdings selten – Trollblume gekennzeichnet sind. Auch Bach-Greiskraut und hingegen sind Buchenbestände, gemischt mit Fichten, Berg-Ahorn und Weiß- Alpen-Milchlattich sind in den montanen Feuchtwiesen und Hochstaudenflu- Tannen. Von der einstigen Hauptbaumart Weiß-Tanne leben schätzungsweise ren zu finden, während Sumpf-Storchschnabel und Kohl-Distel die höheren noch 700 bis 800 ältere Exemplare im Ost-Erzgebirge, gut ein Drittel des ge- Lagen meiden. samtsächsischen Bestandes. Für solche montanen Bergmischwälder sind Überhaupt können die Wiesen im Ost-Erzgebirge sehr bunt sein, insofern sie Purpur-Hasenlattich, Quirl-Weißwurz und Schmalblättrige Hainsimse typisch, nicht zu stark, aber auch nicht zu wenig genutzt werden. Im Hügelland ist sol- auf reicheren Böden zusätzlich Waldmeister, Zwiebel-Zahnwurz und mehrere ches, ein bis zweimal im Jahr gemähtes Grünland heute recht selten. Vor allem Farnarten. an steilen Südhängen gedeihen beispielsweise um Glashütte Pechnelken, In den Kammlagen hingegen treten – zumindest unter natürlichen Bedingun- Nickendes Leimkraut, Kriechende Hauhechel und Kleines Habichtskraut. gen – Fichte und Eberesche immer mehr in den Vordergrund. Die Bodenvege- Etwas besser steht es um die Bergwiesen, die mit ihrer Artenfülle seit langem tation besteht u. a. aus Wolligem Reitgras, Heidelbeere, Siebenstern und Harz- die Aufmerksamkeit von Botanikern und Naturfreunden auf sich lenken. Labkraut. Nur dort, wo Staunässe den Laubbäumen keine Chance lässt, fallen Neben dem vorherrschenden Bärwurz wachsen hier unter anderem Weicher Buchen und Bergahorn fast völlig aus. Im Extremfall – der vor Beginn der mitt- Pippau, Ährige Teufelskralle und Kanten-Hartheu. Bemerkenswert ist das Vor- lerweile über 500jährigen Entwässerungen im Erzgebirge viel häufiger war – kommen der Bergwiesenarten Perücken-Flockenblume und Wald-Storch- sind Regenmoore ausgebildet. Hier gedeiht eine ganz eigene Vegetation mit schnabel. Während erstere östlich der Weißeritz sehr häufig ist und westlich Torfmoosen, Scheidigem Wollgras, Sonnentau, Moor-Kiefern und Beersträuchern. davon im Ost-Erzgebirge fast völlig fehlt, verhält es sich beim Wald-Storch- Mit der Entwässerung einher ging die Anlage von Bergbauteichen, die ins- schnabel genau umgekehrt. Die magersten Bergwiesen sind die Borstgrasrasen. besondere südlich von Freiberg spezielle Pflanzengesellschaften beherbergen. Früher waren diese und ihre typischen Arten (Arnika, Wald-Läusekraut, Im Wasser leben Wasser-Hahnenfuß und Schwimmendes Laichkraut, an den Schwarzwurzel u. a.) weit verbreitet, heute sind sie infolge hoher Stickstoffein-
72 Farn- und Blütenpflanzen 73 träge aus Landwirtschaft und Kraftfahrzeugen bzw. durch Nutzungsaufgabe Weniger zum Bestimmen von Pflanzen geeignet, aber eine wahre Fundgrube und Aufforstung zu besonders bedrohten Raritäten geworden. an Informationen über viele Arten ist folgendes Buch: Zu den interessantesten Lebensräumen des Ost-Erzgebirges gehören auch in Düll, Ruprecht & Kutzelnigg, Herfried: floristischer Hinsicht die Steinrücken – die in vielen Bereichen landschaftsprä- Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands genden Lesesteinwälle. Nahezu alle einheimischen Gehölzarten kommen hier Wissenswertes über 46 einheimische Pflanzenarten, ihre Bedeutung und vor, angefangen von Waldbäumen (vorherrschend meist Eberesche, Berg-Ahorn Verwendung bietet: und Esche) über Dornsträucher (Schlehe, jeweils verschiedene Kleinarten von Kai Meister: Erzgebirgsflora im Portrait, 2007, Marienberg Weißdornen und Rosen) bis hin zu heutigen Raritäten wie Seidelbast, Wild- Apfel und sogar einigen Wacholdersträuchern. Busch-Nelken und Feuer-Lilien Zum Schluss sei das gegenwärtig wichtigste Werk über die heimische Pflan- haben hier Zuflucht gefunden, als ihre ursprünglichen Standorte einer immer zenwelt empfohlen, nämlich der intensiveren Landwirtschaft weichen mussten. Atlas der Farn- und Blütenpflanzen Sachsens, erarbeitet von über 250 säch- Zum Schluss soll noch auf die vielen Pflanzenarten hingewiesen werden, die sischen Botanikern unter Federführung von Hans-Jürgen Hardtke und Andreas sogenannte Ruderalflächen besiedeln. Entsprechend dem lateinischen Begriff Ihl. Für alle Pflanzenarten sind infolge jahrelanger, landesweiter Kartierungen rudus = Schutt handelt es sich meistens um kurzlebige Arten, die relativ schnell detaillierte Verbreitungskarten erstellt worden. Beziehen kann man das 800- in der Lage sind, neue Standorte zu besiedeln – aber auch genauso schnell seitige Buch unter anderem beim Landesverein Sächsischer Heimatschutz. wieder verschwinden können. Dazu gehören eine Vielzahl Allerweltspflanzen, Auch weiterhin werden von zahlreichen Botanikern auf ehrenamtlicher Basis beispielsweise Acker- und Gartenunkräuter wie Quecke, Giersch oder Acker- Pflanzen erfasst, bestimmt und kartiert. In der Region des Ost-Erzgebirges wird Kratzdistel, jedoch andererseits auch Arten, denen die heutigen Ruderalflächen die Arbeit in folgenden Fachgruppen koordiniert: nicht mehr richtig zusagen, etwa der Gute Heinrich. Fachgruppe Geobotanik des Elbhügellandes – Kontakt über Reichlich 900 Farn- und Blütenpflanzenarten sind heute im Ost-Erzgebirge zu Prof. Hans-Jürgen Hardtke, Rippiener Straße 28, 01728 Bannewitz, Hause. 321 werden davon in diesem Naturführer mit Bild und kurzer Beschrei- Tel. 03 51- 46 33 79 70, hansjuergenhardtke@web.de bung vorgestellt. Knapp 200 weitere Arten sind erwähnt. Um eine Pflanze sicher bestimmen zu können, ist dieses Buch allerdings nicht ausreichend. Fachgruppe Botanik Freiberg – Kontakt über Henriette John, Tel. 0 37 31 - 20 27 64, fg-botanik-freiberg@nabu-sachsen.de Richtige Bestimmungsbücher jedoch erfordern ein wenig Übung und Einarbei- tung. In Ostdeutschland am verbreitetsten ist „der Rothmaler“: Fachgruppe Botanik Pockau – Kontakt über Kurt Baldauf, Tel. 03 73 67 - 8 23 56 Rothmaler, Werner: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum-Verlag Band 2: Gefäßpflanzen (Bestimmungsschlüssel), Band 3: Atlasband (Schwarz-Weiß-Zeichnungen aller Arten) (Fast) alle in Deutschland heimischen Arten (knapp 4000) in Farbfotos zeigt Haeupler, Henning & Muer, Thomas: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen, Ulmer-Verlag Wer noch tiefer in die Tasche greift, bekommt ein fünfbändiges Werk mit an- sprechenden Zeichnungen und Texten: Aichele, Dietmar & Schwegler, Heinz-Werner: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Kosmos-Verlag
74 Farn- und Blütenpflanzen Farne, Bärlapp, Schachtelhalme 75 Farne, Bärlapp, Schachtelhalme 1 Keulen-Bärlapp 3 Acker-Schachtelhalm Lycopodium clavatum Equisetum arvense Familie: Bärlappgewächse Familie: Schachtelhalmgewächse Merkmale: mehrjährige immergrüne Spo- Merkmale: mehr oder weniger kriechende renpflanze; die bis über 1 m langen, am Bo- Sporenpflanze, bis 40 cm Wuchshöhe; Die den kriechenden, gabelförmig verzweigten fruchtbaren Sprosse sind leicht rötlich- Stängel haben zahlreiche, etwa 5 mm lange braun oder bleich hellbraun, erscheinen Blätter mit einem langen weißen Haar an bereits im März, sind unverzweigt und auf- 1 der Blattspitze; im Sommer Bildung von 2–3 recht. Die unfruchtbaren Sprosse sind kräf- deutlich abgesetzten Ähren mit kleinen Spo- tig grün und stark verzweigt, mit deutlich renbehältern auf bis 25 cm hohen gelbgrü- gerippten Achsen und 5–12 mm langen nen Stielen; Sporenreife von Juli bis August. Blattscheiden, sie erscheinen erst nach der Vorkommen: auf nährstoffarmen Rohbo- Sporenreife und zu Beginn des Absterbens denstandorte, z. B. Steinbruchsohlen, Weg- der fruchtbaren Sprosse; durch die scharf böschungen; in vielen Gebieten stark im vierkantigen Äste gut vom ähnlichen Rückgang; auch im Ost-Erzgebirge nur noch Sumpf-Schachtelhalm zu unterscheiden recht selten und kleinflächig auftretend Vorkommen: auf nährstoffreichen, grund- Bemerkungen: Vertreter einer altertümli- feuchten Lehm- und Tonböden, insbeson- chen (bereits vor über 350 Millionen Jahren dere an Wegrändern und Gräben, in lichten vorhandenen) Pflanzenfamilie. Wäldern sowie auf Äckern, unregelmäßig bewirtschafteten Wiesen und Ruderalstel- 2 a, b Wald-Schachtelhalm len; im gesamten Ost-Erzgebirge Equisetum sylvaticum Bemerkung: Schachtelhalme lagern in Familie: Schachtelhalmgewächse ihrem Gewebe viel Kieselsäure-Kristalle ein, 3 Merkmale: 20–50 cm hohe Sporenpflanze, deshalb wurden sie in der Volksmedizin von den meisten weiteren Vertretern dieser genutzt (doch Vorsicht: einige Arten sind Pflanzenfamilie gut durch die quirlig ver- giftig!) sowie als Scheuermittel von Zinnge- zweigten, bogig überhängenden Äste zu schirr (alter Volksname für Acker-Schachtel- unterscheiden; die im Frühjahr erscheinen- halm: Zinnkraut) den fruchtbaren Sprosse sind nur wenig 2a verzweigt, oben bräunlich und werden Ähnliche Art: nach der Sporenreife grün (gleichen sich Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum weitgehend den sterilen Trieben an); palustre): weitgehend gleich gestaltete Sporenreife von April bis Mai. fruchtbare und unfruchtbare Sprosse; die Vorkommen: auf sickerfeuchten Böden in meist unverzeigten Äste sind stumpf fünf- Wäldern, an Waldrändern und auch auf bis sechskantig; Feucht- und Nasswiesen, feuchten Wiesen; im gesamten Ost-Erzge- z.T. bis in die höchsten Lagen des Ost-Erz- birge häufig gebirges Bemerkung: Die heutigen Schachtelhalme sind die letzten Überlebenden einer ehe- 4 Teich-Schachtelhalm mals artenreichen Gruppe innerhalb der Equisetum fluviatile Ge-fäßsporenpflanzen, die durch Fossilien Familie: Schachtelhalmgewächse aus dem Erdaltertum bekannt sind. Diese Merkmale: 30–120 cm hohe Sporenpflanze waren verholzt, erreichten Wuchshöhen ohne Äste oder nur unregelmäßig quirlig ver- von bis zu 30 m sowie 1 m Stammdurch- zweigt; die kräftigen bis 8 mm dicken Stängel messer und bildeten einen wichtigen Be- sind innen hohl, ungefurcht oder nur leicht standteil der Steinkohlewälder des Karbon gerillt und weißlich gestreift, weitgehend (vor 280–350 Millionen Jahren). gleich gestaltete fruchtbare und unfrucht- bare Sprosse; Sporenreife von Mai bis Juni. 2 2b 4
76 Farn- und Blütenpflanzen Farne, Bärlapp, Schachtelhalme 77 Vorkommen: an Ufern oder im Röhricht ste- humusreichen Böden in Buchenmischwäl- hender oder langsam fließender Gewässer dern, außerdem auch an Felsen und in Ge- mit mäßigem Nährstoffgehalt; zerstreut, z.T. büschen oder Hochstaudenfluren; nicht bis in die höchsten Lagen des Ost-Erzgebirges häufig Bemerkung: bastardiert nicht selten mit dem im gleichen Lebensraum vorkommen- 7 Braustieligerner Streifenfarn den Sumpf-Schachtelhalm – das Ergebnis Asplenium trichomanes sind Schachtelhalmpflanzen mit wenigen, Familie: Streifenfarngewächse kurzem Ästen an den kräftigen Stängeln Merkmale: kleiner Farn mit 5–25 cm lan- ger Hauptachse und 15 bis 30 Fiederblätt- 5 Adlerfarn Pteridium aquilinum chen; diese kurz gestielt, frisch- bis dunkel- Familie: Adlerfarngewächse grün (auch im Winter), unbehaart und im 7 Merkmale: bis 2 m hoher (im Erzgebirge Umriss rundlich; Hauptachse und Blattstiele jedoch kaum über 1,5 m) Farn mit stark ver- glänzend rot- bis schwarzbraun; die als zweigten, weithin kriechendem Wurzelstock längliche Haufen angeordneten Sporangi- (Rhizom); Blattstiele bis 1 cm dick und auf en können bei älteren Pflanzen fast die ge- der Unterseite rinnenförmig gefurcht; ein- samte Unterseite der Blättchen einnehmen. zeln aus dem Boden aufsteigende, gewöhn- Vorkommen: in Felsspalten sowie an alten lich sehr große Blätter („Wedel“, im Umriss Mauern, selten, im Ost-Erzgebirge in den dreieckförmig), derb, zwei- bis vierfach ge- letzten Jahrzehnten z.T. stark rücklaufig fiedert und charakteristisch bogig überhän- gend, im Sommer hell- bis frischgrün, im 8 Mauerraute Asplenium ruta-muraria Herbst erst gelb, dann bräunlich Familie: Streifenfarngewächse Vorkommen: fast weltweit verbreitet, be- Merkmale: kleiner, 3–10 cm hoher Farn mit vorzugt in bodensauren Eichenwäldern, Kie- zwei- bis dreifach gefiederten Blättern; Blatt- fernforsten und auf basenarmen Kahlschlag- stiele nur an der Basis braun, sonst grün; die 5 8 flächen; im Erzgebirge auf tiefere und mittle- ziemlich derben Blätter sind im Umriss un- re Lagen beschränkt; Adlerfarn zeigt häufig regelmäßig dreieckig bis oval und ebenfalls eine gewisse Wasserzügigkeit im Boden an grün oder (vor allem im Winter) bräunlich; Bemerkungen: Die Rhizome (unterirdische Sporenbehälter an den Blattadern in Form Sprossteile und deren Ausläufer) können eines schwarzen, körnigen Belages. sehr groß und alt werden (bis zu 50 m Länge Vorkommen: kalk- und lichtliebend, in und 1000 Jahre); alle Pflanzenteile gelten als Sachsen fast nur an Mauern, sonst auch an giftig (werden jedoch in anderen Gegenden (meist kalkreichen) Felsen; häufigste Strei- der Welt durchaus als Nahrung zubereitet) fenfarnart des Ost-Erzgebirges 7 Bemerkung: Die Mauerraute hat durch 6 Gewöhnlicher Buchenfarn Phegop- gründliche Mauersanierungen in den letz- teris connectilis (Dryopteris phegopteris) ten Jahren viele ihrer Standorte eingebüßt. Familie: Sumpffarngewächse Merkmale: 15–30 cm hoher Farn mit am 9 Straußenfarn Boden kriechendem oder unterirdischem Matteuccia struthiopteris Wurzelstock, aus dem im Frühjahr einzeln Familie: Frauenfarngewächse (d. h. nicht rosettenförmig) angeordnete, Merkmale: Farnart mit kräftigem Wurzel- dreieck- bis pfeilförmige Wedel hervor wach- stock (Rhizom) und aus diesem hervortre- sen, Blätter behaart, unterstes Fiederpaar tenden aufrechten Blättern, die die Form schwalbenschwanzartig nach unten gebo- von trichterförmigen Rosetten bilden und gen; Sporangienhäufchen (Ansammlung eine Wuchshöhe von 0,30–1,50 m erreichen; vieler winziger Sporenbehälter) rundlich, sterile Blätter hellgrün und in ihrem Umriss braun und meist unregelmäßig auf der breit-lanzettlich; deutlich anders ausgebil- Blattunterseite angebracht. det die viel schmaleren fruchtbaren Blätter Vorkommen: vorrangig auf feuchten, moder- (Sporophylle), die bei der Sporenreife dun- 8 6 9
78 Farn- und Blütenpflanzen Farne, Bärlapp, Schachtelhalme 79 kelbraun aussehen und an Straußenfedern 12 Breitblättriger Dornfarn erinnern; Sporenhäufchen (Sori) in 2 Reihen. Dryopteris dilatata Vorkommen: vorrangig an Fluss- und Bach- Familie: Schildfarngewächse ufern sowie in Auwäldern; unter natürlichen Merkmale: 0,3–1 m hoch; die auch im Win- Bedingungen relativ selten, in Gärten aber ter teilweise grünen Wedel sind in Rosetten verbreitet; in Sachsen (so auch im Ost-Erzge- angeordnet; Blätter drei- bis vierfach gefie- birge) vermutlich erst im 18. Jahrhundert als dert mit dreieckigem bis ovalem Umriss Zierpflanze eingeführt und dann an vielen und ziemlich kurzen, reichlich mit Spreu- Stellen verwildert schuppen besetzten Blattstielen; Fieder- Bemerkung: in Deutschland geschützte Art blättchen mit feinen Spitzen (die wie Dor- nen aussehen), die rundlich bis nierenförmi- 10 Wald-Frauenfarn gen dunkelbraunen Sporenbehälter sitzen Athyrium filix-femina zweireihig auf der Unterseite der Wedel Familie: Frauenfarngewächse Vorkommen: weit verbreitet und häufig Merkmale: 30–80 cm; sommergrün, mit ei- in nicht zu trockenen, schattigen Wäldern, nem kurzen, kriechenden oder aufsteigenden auch in Hochstaudenfluren sowie an Felsen Wurzelstock überwinternd; kurz gestielte, länglich-lanzettliche Wedel 2–3mal gefie- Ähnliche Art: dert; Hauptachse meist grün, manchmal Gewöhnlicher Dornfarn (Dryopteris strohfarben bis rosa; Fiederblättchen 2,5–3mal carthusiana): etwas kleiner, nur im Som- so lang wie breit; Sporenhäufchen (Sori) mer grün; längere, nur spärlich mit Blatt- meist deutlich hakenförmig bis länglich ge- schuppen besetzte Blattstiele (Schuppen rade; Sporenreife von Juli bis September ohne dunklen Mittelstreifen) Vorkommen: auf der gesamten Nordhalb- kugel häufig, insbesondere auf relativ feuch- 13 Eichenfarn ten, kalkarmen Böden in Mischwäldern und Gymnocarpium dryopteris 10 12 Forsten vom Flachland bis in hohe Berglagen (Dryopteris linnaeana) Bemerkung: Früher nahm man an, der Familie: Schildfarngewächse etwas gröbere Wurmfarn sei das männliche, Merkmale: dünner, kriechender Wurzel- der zierlichere Frauenfarn das weibliche stock, aus dem die sehr lang gestielten, Geschlecht der Farne. 10–40 cm hohen, weitgehend dreieckför- migen Wedel hervor wachsen; Blätter hell- 11 Gewöhnlicher Wurmfarn grün, dünn und kahl oder spärlich drüsig Dryopteris filix-mas behaart; zwei- bis dreifach gefiedert und Familie: Schildfarngewächse aus drei bis fünf Hauptfiedern bestehend; Merkmale: sommergrüne Farnart; die bis Sporenhäufchen (Sori) fast rund und nackt; etwa 1 m lange Wedel sind in Rosetten an- Sporenreife Juli bis September. geordnet; Blattstiele kurz und locker mit Vorkommen: in luftfeuchten Wäldern, gelbbraunen Spreuschuppen besetzt; Blät- Hochstaudenfluren, an Silikatfelsen und ter zweifach gefiedert, oval geformt und an Mauern, nicht selten, in den Berglagen 13 dann vorn spitz; Fiederblättchen am Rand häufiger als Hügelland sehr fein gesägt; Sporenbehälter fast rund und zweireihig auf der Unterseite der Wedel. 14 Tüpfelfarn (Engelsüß) Vorkommen: weit über Europa hinaus ver- Polypodium vulgare breitetet und oft häufig in schattigen Laub- Familie: Tüpfelfarngewächse und Mischwäldern; im Ost-Erzgebirge vor al- Merkmale: immergrüne, bis 30 cm lange, lem in blockreichen Hangwäldern nicht selten einfach gefiederte Blätter, ab Sommer auf Bemerkung: Extrakte aus dem Wurzelstock der Unterseite 1–3 mm große „Tüpfel“ wurden früher gegen Bandwürmer u. ande- (= Sporenbehälter) re Darmparasiten genutzt (sind jedoch giftig Vorkommen: kommt in den Steiltälern des und sollten deshalb nicht verwendet werden) nordöstlichen, unteren Ost-Erzgebirges auf 11 14
80 Farn- und Blütenpflanzen Nadelgehölze 81 Felsabsätzen u.ä. Standorten vor, ansonsten seits werden Eiben verschiedenster Herkünf- im Erzgebirge selten geworden te auch in Parks und Friedhöfen angebaut Bemerkung: der in den Wurzeln vorkom- und breiten sich von dort aus auch in angren- mende Zucker („Engelsüß“) wurde früher zenden Wäldern aus. Eiben sind giftig. gegen Husten verwendet 16 Weiß-Tanne Abies alba Ähnliche Art: Familie: Kieferngewächse Rippenfarn (Blechnum spicant): Merkmale: Immergrüner, bis etwa 50 m unfruchtbare Blätter immergrün, einfach hoher Nadelbaum mit kräftigem, geraden gefiedert, bis 40 cm lang, Fiederblättchen in Stamm; ältere Äste fast waagerecht abste- der Mitte des Wedels deutlich länger als im hend, jüngere Äste und Zweige der Gipfel- unteren Wedelbereich; Blätter mit Sporen region schräg aufrecht; Rinde grau gefärbt deutlich anders: mit schmalen Fiederblätt- und glatt (erst im Alter zunehmend rissig), chen und meistens am Boden liegend, ster- Nadeln höchstens 3 cm lang, biegsam, vorn ben nach der Sporenreife ab; heute nur noch stumpf, oberseits dunkelgrün, auf der Unter- selten in naturnahen, feuchten Fichtenwäl- seite mit zwei hellen Streifen; Zapfen um dern vor allem des oberen Berglandes, star- 10 cm lang, aufrecht walzenförmig, anfangs ker Rückgang u.a. infolge Eutrophierung grün, später orangebraun, zur Reifezeit blass- braun, Samen fallen aus dem stehenden Zapfen aus (Zapfen fällt nicht zu Boden wie Nadelgehölze Fichtenzapfen) Vorkommen: Bergmischwälder, kühle, nicht 15 a, b Europäische Eibe Taxus baccata zu trockene Standorte; einstmals eine der Familie: Eibengewächse Hauptbaumarten des Ost-Erzgebirges, durch Merkmale: immergrüner, zweihäusiger Kahlschlagsforstwirtschaft und Luftver- (d. h., es gibt männliche und weibliche Pflan- schmutzung selten geworden (weniger als 16 zen) Nadelbaum, bis 20 m; Rinde braungrau 1000 Alttannen im Ost-Erzgebirge). und in breite Fetzen zerrissen oder abblät- Bemerkung: In vielen Wäldern wurden ternd; Nadelblätter meist 2–3 cm lang und seit den 1990iger Jahren wieder zahlreiche ca. 2 mm breit, oben glänzend dunkelgrün junge Weißtannen gepflanzt. und unten hell- oder gelblichgrün mit zwei deutlichen breiten Längsstreifen; männli- Weitere Arten: In Gärten und Parkanlagen che Blüten zahlreich (kugelig oder länglich) gibt es mehrere, meist ähnlich aussehende an der Unterseite letztjähriger Zweige, weib- Arten wie Nordmanns-Tanne (häufig liche Blüten unauffällig und einzeln; Samen auch in Weihnachtsbaumkulturen), Korea- mit beerenartigem, karminroten Samen- Tanne und Colorado-Tanne (oder mantel (einziger giftfreier Teil der Pflanze), Grau-Tanne). Verbreitung durch Vögel Vorkommen: in forstlich kaum genutzten Tälern des unteren Berglandes, heute sel- ten, die größten natürlichen sächsischen Ei- benbestände im Müglitztal bei Schlottwitz und im Seidewitztal unterhalb Liebstadts Bemerkungen: Eiben wurden bereits im Mittelalter stark dezimiert – ihr zähes Holz diente der Herstellung von Werkzeugen und Waffen (Armbrüste). Da Eiben sehr langsam wachsen und außerdem von Wie- derkäuern (Rehe, Ziegen) stark verbissen werden, konnten sich die natürlichen Be- stände seither nicht mehr erholen. Anderer- 15 a 15 b
82 Farn- und Blütenpflanzen Nadelgehölze 83 17 a, b Gewöhnliche Fichte Picea abies und werden aufgrund ihrer extrem spitzen Familie: Kieferngewächse Nadeln auch nicht von Wild verbissen – aus Merkmale: bis 50 m hoher Nadelbaum; diesen Gründen wurden weite Bereiche des Stamm gerade, bis 1 m dick mit meist waa- Erzgebirgskammes nach dem Waldsterben gerecht bis schräg abwärts abstehenden Sei- der 1970er und 80er Jahre mit Stechfichten tenzweigen, ausgewachsene Bäume mit aufgeforstet, häufig auch mit der blauen kegelförmiger Krone; Rinde bräunlich-rot, Variante. Nadeln 1–2,5 cm lang, ziemlich starr, vier- kantig, spitz, dunkelgrün; junge Zapfen grün, 18 Wald-Kiefer (Föhre) Pinus sylvestris reife Zapfen hellbraun und bis etwa 16 cm Familie: Kieferngewächse lang, hängend, reife Zapfen fallen komplett Merkmale: bis etwa 30 m hoher Nadelbaum, zu Boden (anders als Tannenzapfen, die fast stärkere Äste fast immer gekrümmt und ver- nie auf den Boden gelangen) hältnismäßig kurz; Rinde anfangs grau oder Vorkommen: weit verbreitet in den kühle- braungrau, im Alter in große Platten mit ren Regionen Europas, natürlich in den schwärzlichen Furchen gegliedert; Nadeln Bergfichtenwäldern der Kammlagen des blau- oder graugrün, 3–8 cm lang, zu je 2 Erzgebirges, in Fichten-Moorwäldern sowie an einem Kurztrieb; Zapfen spitz-oval, ein- als Nebenbaumart an kühlen und feuchten zeln oder in Büscheln, erst dunkel-rot und Standorten in mittleren Berglagen, durch zur Reifezeit dunkelbraun bis schwärzlich, Forstwirtschaft heute aber auch an sehr bis 8 cm lang vielen früheren Laubwaldstandorten. Vorkommen: weit verbreitet, v.a. in Gebieten Bemerkungen: Als „Brotbaum der Forst- mit nährstoffarmen Böden (z. B. Felsklippen wirtschaft“ seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Osterzgebirgstäler), sonst in der Regel auf fast allen Waldstandorten – geeigneten als Forstbaum angepflanzt; in Sachsen v.a. und ungeeigneten – im Erzgebirge gepflanzt auf den Sand- oder Moorböden des Tieflandes und danach im Kahlschlagsverfahren bewirt- Bemerkungen: Auf armen Standorten des 17 a schaftet; in den 70er bis 90er Jahren des mittleren und oberen Berglandes kommt 20. Jahrhunderts in den oberen Gebirgslagen von Natur aus eine besondere Ausbildungs- auf großen Flächen den Schwefeldioxid- form der Kiefer vor, die sogenannte Höhen- Waldschäden zum Opfer gefallen; außerdem kiefer, mit langen, geraden Stämmen und auf (wechsel-)feuchten Standorten stark schmalen, fast fichtenähnlichen Kronen (die sturmwurfgefährdet sowie in trocken-war- gegenüber Schneebruch weniger anfällig men Sommern starker Borkenkäferbefall sind). forstliche Saatgutbestände der „Schmie- deberger Höhenkiefer“ im Langen Grund. Weitere Arten: Serbische Fichte (Picea omorika): nur Weitere Arten: ein kleines natürliches Verbreitungsgebiet Dreh-Kiefer (Murray-Kiefer) (Pinus im Grenzraum Serbien/Bosnien (Art erst 1876 contorta): stammt ursprünglich aus Nord- entdeckt!); seither aber in Mitteleuropa häu- amerika und wurde in den 1970er bis 80er fig gepflanzt, unter anderem als vermeint- Jahren stellenweise (ähnlich wie die Blau- lich „rauchgas-tolerante“ Ersatzbaumart im fichte) als „rauchgastolerante“ Baumart an- Erzgebirge; auffällig schmale Krone, zwei gepflanzt. Vorhandene Bestände werden weiße Längsstreifen auf der Nadel-Untersei- weiter auf forstliche Nutzbarkeit untersucht. te; violettbraune Rinde, behaarte Zweige Weymouths-Kiefer (Pinus strobus): Stech-Fichte (Picea pungens): stammt bereits seit über 100 Jahren relativ oft an- ursprünglich aus den Rocky Mountains, dort gepflanzter Forst- und Zierbaum aus Nord- überwiegend dunkelgrün, bis auf ein kleines amerika (an sehr langen Nadeln und bis 20 cm Vorkommen blau benadelter Stechfichten in langen, schlanken Zapfen erkennbar); lokal Colorado. Diese Blaufichten werden in Mit- eingebürgert und gebietsweise in naturna- teleuropa seit langem als Ziergehölz gepflanzt. he Waldgesellschaften (insbesondere Elb- Stechfichten gelten als „rauchgastolerant“ sandsteingebirge) eindringend. 17 b 18
84 Farn- und Blütenpflanzen Nadelgehölze 85 19 Latschen-Kiefer (Berg-Kiefer, Moor- 21 Europäische Lärche Larix decidua Kiefer) Pinus x rotundata Familie: Kieferngewächse Artengruppe: Pinus mugo agg. Merkmale: bis 40 m hoher Nadelbaum, der Familie: Kieferngewächse im Winter seine Nadeln abwirft; Rinde an- Merkmale: bis mehrere Meter hoch werden- fangs glatt und grau- bis grünbraun, später der Strauch oder kleiner Baum mit bis zur rotbraun und mit tiefen Rissen; junge Triebe Spitze grauer Rinde; junge Triebe hellgrün; strohfarben; Nadeln weich, erst hell – dann ältere Nadeln etwa 5 cm lang, stumpf und reingrün, 2–3 cm lang, an kurzen Trieben in dunkelgrün; Zapfen oft stark unsymmetrisch Büscheln, an langen Trieben einzeln; Zapfen und häufig mit auffällig hakenförmigen Zap- anfangs karminrot, zur Reifezeit eiförmig, 21 fenschuppen bedeckt; viele verschiedene dunkelbraun, etwa 3 cm lang und 2 cm dick Sippen, die sich vor allem durch Wuchsform Vorkommen: häufig gepflanzter Forstbaum und -höhe sowie durch die Form der Zapfen Bemerkungen: Lichtbaumart, die im kon- unterscheiden tinentalen Europa (östlich des Altvaterge- Vorkommen: im Ost-Erzgebirge nur noch birges bis Sibirien, auch in Leegebieten der in wenigen Hochmoorresten natürliche Vor- Alpen) zu Hause ist, schon seit langem auch kommen; teilweise aber auch zur Bodensta- im Erzgebirge angebaut wird. Besonders bilisierung im Rauchschadgebiet gepflanzt. nach Absterben der Fichtenforsten in den Bemerkungen : Latschenkiefern kamen Kammgebieten in den 1970er und 80er Jah- früher deutlich häufiger vor, als viele Moore ren wurden viele Lärchen gepflanzt. noch nicht abgetorft waren. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wuchsen in der Fürste- Weitere Arten: nauer Heide und an anderen Stellen in den Relativ ähnlich ist die in den 1980er und Müglitz-Quellgebieten Moorkiefern. 90er Jahren oft als „rauchgastolerante“ Bau- mart angepflanzte Japanische Lärche 20 Douglasie (Larix kaempferi), die sich durch blaugrü- 19 22 a Pseudotsuga menziesii ne Nadeln, rötliche Jungtriebe und Zapfen Familie: Kieferngewächse mit am Rand deutlich nach außen gerollten Merkmale: bis 50 m hoher Nadelbaum mit Schuppen auszeichnet. Häufig angebaut schlanker, kegelförmiger Krone; Rinde der werden auch sogenannte Hybridlärchen jüngeren Bäume glatt und grau, die der äl- (Kreuzungen zwischen Japanischer und teren schwarzbraun und tief gefurcht; Na- Europäischer Lärche). deln 2–3 cm lang, weich, biegsam und ziem- lich schmal, riechen beim Zerreiben nach 22 a, b Wacholder Juniperus communis Zitrone; reife Zapfen hängend, etwa 8 cm Familie: Zypressengewächse lang und hellbraun mit aus drei Spitzen Merkmale: Nadelstrauch, im Ost-Erzgebirge bestehenden Deckschuppen über den selten höher als 2 m (in anderen Gegenden Samenschuppen bis 10 m); Nadeln mit Stachelspitze, jeweils Vorkommen: als Forstbaum sowie in Gär- zu drei in kleinen Quirlen an den Ästen; ten und Parkanlagen angepflanzt männliche Blüten in gelben kugeligen Kätz- Bemerkungen: Die in den Gebirgen West- chen, weibliche in Form von hellgrünen Nordamerikas verbreitete Douglasie wurde Zäpfchen; Blütezeit April bis Mai; Frucht Ende des 19. Jahrhunderts in die sächsi- kugelig (unreif grüne, reif blauschwarze schen Forsten eingeführt und wird seither Beerenzapfen) von vielen Förstern sehr geschätzt. Vorkommen: an trockenen, sonnigen Besonders unter den Bedingungen des Standorten in Gebüschen, Eichenwäldern Klimawandels setzen sie große wirtschaft- und Heidegebieten (hier Förderung durch liche Hoffnungen in diese fremdländische Beweidung mit Schafen, welche die Pflanze Baumart – eine aus Naturschutzgründen meiden) durchaus kritische Entwicklung. Bemerkungen: Der heute nur noch mit wenigen Exemplaren im unteren und mit- 21 20 22 b
86 Farn- und Blütenpflanzen Laubbäume 87 tleren Ost-Erzgebirge vorkommende Wa- Ähnliche Art: cholder muss früher viel häufiger gewesen Hainbuche (Weißbuche Carpinus be- sein. Noch in 19. Jahrhundert wurden bei tulus): nicht mit der Rot-Buche verwandt, einem Cholera-Ausbruch Wacholderbestän- sondern gehört zur Familie der Birkenge- de im Müglitztal abgeholzt, um mit dem wächse; glatte, graue Rinde mit auffälligen (vermeintlich) desinfizierenden Holz die Längswülsten (Stammquerschnitt daher Krankheit auszuräuchern. mit vielen Buchten); in nährstoffreicheren Laubwäldern des Hügellandes bis in etwa 350 m Höhenlage Laubbäume ungeteilte und ungelappte Blätter 24 Hänge-Birke (Sand-Birke) Betula pendula 23 a, b Rot-Buche Fagus sylvatica Familie: Birkengewächse Familie: Buchengewächse Merkmale: 10 bis 25 m hoher Laubbaum Merkmale: bis 30 m hoher Laubbaum; mit weißer Rinde (bei älteren Birken Stamm- Rinde glatt, grau, auch bei älteren Exempla- basis schwarz und tief gefurcht) und über- ren kaum rissig; Höchstalter 300 Jahre; Äste hängenden, mit zahlreichen Korkwarzen be- meist steil aufrecht und an den Enden nur setzten Zweigen; Laubblätter 4–7 cm lang wenig überhängend; Blätter kurz gestielt, und mit lang ausgezogener Spitze; Blattrand 5–10 cm lang und länglich-elliptisch; regelmäßig doppelt gesägt; weibliche und männliche Blüten in Büscheln, weibliche männliche Blüten getrennt in hängenden Blüten einzeln in einer vierklappigen Hülle Kätzchen auf derselben Pflanze; Samenrei- eingeschlossen; Früchte: Bucheckern; fe im Spätsommer bis Winter; Samen sind Schattenbaumart etwa 3 mm lange Nüsschen, die dünnhäu- Blütezeit: April bis Mai tig geflügelt sind, durch den Wind verbrei- Vorkommen: vor der Besiedlung häufigster tet werden und bei ausreichend Feuchtig- 23 a 23 b Baum des Ost-Erzgebirges; konkurrenzkräf- keit sofort keimen. tigste Baumart auf „mittleren“ Standorten Blütezeit: April bis Mai (vor allem keine Bodennässe, aber ausrei- Vorkommen: sehr weit verbreitet und häu- chende Niederschläge), entsprechend Vor- fig; Pioniergehölz auf lichten, nicht zu nähr- kommen von den unteren Berglagen bis stoffreichen Standorten (meist werden Bir- zum höchsten Gipfel (Buchen auf dem ken später durch andere Baumarten abgelöst) Loučna/Wieselstein in 950 m Höhe); durch Bemerkungen: Birken wurden (und werden) jahrhundertelange Waldnutzung (v.a. auch vielseitig verwendet: Birkenhaarwasser und Köhlerei) und die auf Fichten fixierte Forst- Birkenwein aus dem Stammsaft; Birkenteer wirtschaft des 19./20. Jahrhunderts heute aus der Rinde; Blätter für blutreinigenden nur noch wenige Prozent der Waldfläche; Tee; aufgrund des hohen Terpentingehaltes seit 1990 wurden aber wieder viele junge brennt Birkenholz auch im frischen Zustand Buchen in den Fichtenforsten gepflanzt („ökologischer Waldumbau“) Weitere Art: Bemerkungen: Während Rotbuchen das Moor-Birke (Betula pubescens): aufstei- Schwefeldioxid-Waldsterben der 1970er bis gende bis waagerechte Äste; dichte, flaumi- 90er Jahre relativ gut überstanden haben, ge Behaarung der jungen Zweige; nur auf leiden sie heute ganz besonders an den nassen bis moorigen Standorten (daher viel hohen Ozon-Belastungen, die v.a. auf Auto- seltener als Hänge-Birke); die in den oberen abgase zurückgehen („neuartige Wald- Lagen des östlichen Ost-Erzgebirges vor- schäden“). Die in Parkanlagen gepflanzten kommende Karpatenbirke (wenig behaarte Blutbuchen und Hängebuchen sind Zucht- Zweige, rötliche Rinde) wird heute als formen der heimischen Rotbuche. Unterart der Moorbirke aufgefasst. 24
88 Farn- und Blütenpflanzen Laubbäume 89 25 Schwarz-Erle Alnus glutinosa Laubentfaltung; reife Nüsschen in der Mitte Familie: Birkengewächse des Fruchtflügels; Merkmale: bis etwa 25 m hoher Laubbaum Blütezeit: März - April mit einem weit bis in die Krone hinauf rei- Vorkommen: ursprünglich häufige Art der chenden Stamm; Rinde dunkelgrau bis schattigen Hang- und Schluchtwälder im schwarzbraun; Blätter 4–10 cm lang, im Ost-Erzgebirge, heute noch vereinzelt in der vordersten Drittel am breitesten, am Rand Nähe größerer Fließgewässer doppelt gesägt und leicht wellig; kätzchen- Bemerkungen: Seit einigen Jahrzehnten förmige Blüten bereits im Winter deutlich werden auch im Ost-Erzgebirge die Ulmen sichtbar; die in kleinen Zapfen sitzenden in dramatischer Geschwindigkeit vom so- Samen werden von September bis Oktober genannten Ulmensterben erfasst. Dabei reif und dann vom Wind verbreitet infiziert der (einheimische) Ulmensplintkä- Vorkommen: bevorzugt in Quell-, Auen- fer die Bäume mit einer aus Ostasien einge- und Bruchwäldern sowie an den Ufern von schleppten Pilzkrankheit, die zur Unterbin- Still- und Fließgewässern auf nicht zu nähr- dung des Wassertransportes im Holz führt. stoffarmen Standorten; häufig bis ins obere Nur sehr isoliert stehende (vom Ulmen- Bergland. splintkäfer noch nicht entdeckte) und be- Bemerkungen: sehr wichtige Baumart zur sonders gut wasserversorgte Ulmen haben natürlichen Uferbefestigung (dank langer seither überlebt. Luftzellen können Erlenwurzeln auch unter den Bächen wachsen) – was nach dem Hoch- Weitere Arten: wasser 2002 leider nicht berücksichtigt wur- In Sachsen kommen noch die Feld-Ulme de; Name geht auf frühere Nutzung, Rinde (Ulmus minor) und die Flatter-Ulme zum Färben von Leder oder die Herstellung (Ulmus laevis) vor, die jedoch nur die un- schwarzer Tinte aus den Zapfen, zurück. tersten Lagen des Ost-Erzgebirges erreichen. 25 27 Weitere Arten: 27 Zitter-Pappel (Aspe, Espe) Grau-Erle (Alnus incana) kleiner bis mit- Populus tremula telgroßer Baum; Blattränder doppelt gesägt, Familie: Weidengewächse Blatt mit Spitze (anders als Schwarz-Erle); im Merkmale: Laubbaum, bis etwa 30 m; mit Erzgebirge auf Bergbauhalden und in Bach- langen Wurzelausläufern, aus denen neue auen gebietsweise nicht selten, aber hier Aspen emporwachsen; Rinde sehr glatt wahrscheinlich nicht einheimisch (Herkunft: und (an jüngeren Bäumen) auffällig grün vor allem Alpenraum); Grün-Erle (Alnus gefärbt; Laubblätter mit einem flachen, viridis, Alnus alnobetula): bis 3 m hoher relativ langen Blattstiel – dadurch zittern Strauch, der im Ost-Erzgebirge vor allem zur die Blätter bereits bei geringem Wind „wie Befestigung von Bergbauhalden gepflanzt Espenlaub“; goldgelbe Herbstfärbung; wurde; natürliche Heimat: Alpen zweihäusig: männliche Bäume mit vielen dicken, graubraunen Kätzchen, die Mitte 26 Berg-Ulme (Berg-Rüster) März beim Stäuben gelblich, später braun Ulmus glabra werden und danach schnell vom Baum ab- Familie: Ulmengewächse fallen; weibliche Bäume mit grünen (ca. Merkmale: bis 40 m hoher Laubbaum mit 4 mal 0,5 cm großen) Kätzchen, die bis Mit- längsrissiger graubrauner Borke; junge te Mai weiße Wolle bilden und darauf vom Zweige rotbraun, behaart und gerade; Blät- Wind davon getragen werden ter unsymmetrisch (rechte und linke Blatt- Vorkommen: bis in die höchsten Lagen hälfte teilweise sehr unterschiedlich), des Erzgebirges fast überall häufig, als Pio- 10–15 cm lang, 5–9 cm breit, gesägt, ober- nierbaumart bevorzugt auf Kahlschlägen, seits sehr rau („unrasierter Mann“), unter- in Gebüschen, Steinrücken, Feldgehölzen seits heller und weiß behaart; Blüten zwitt- sowie an Waldrändern, sehr häufig auch auf rig, rötlichviolett, öffnen sich lange vor der Bergwerkshalden 26
90 Farn- und Blütenpflanzen Laubbäume 91 Weitere Arten: Knacken leicht ab (daher der Name); Blüten andere Pappeln (bis auf die sehr seltene gebogen-aufrecht, länglicher als die der und geschützte Schwarz-Pappel) sind Sal-Weide; Samen sehr klein, mit langem nicht einheimisch – häufig auch soge- Haarschopf (Verbreitung durch Wind) nannte Hybridpappeln (Kreuzungen aus Blütezeit: März bis Mai verschiedenen Arten), die in den 1960er Vorkommen: sommerkühle Bach- und Fluss- Jahren im Rahmen eines speziellen Pappel- auen, ufernahe Gehölze; vom Hügelland bis Programmes zur schnellen Holzerzeugung zum mittleren Bergland zumindest in der in den Talauen angepflanzt worden Bastardform (siehe unten) recht häufig, in Bemerkungen: Von den Förstern zwar we- den oberen Berglagen deutlich seltener gen ihres minderwertigen Holzes derzeit Bemerkungen: typische „Kopfweide“ der meist noch geschmäht, sind die schnell- Dorfbäche, die durch regelmäßige Nutzung wüchsigen Pappeln von besonderem Inte- der austreibenden Zweige (Weidenruten) resse für die Erzeugung nachwachsender entstehen; alte Kopfweiden bieten vor al- Rohstoffe, so dass in den nächsten Jahren lem vielen Insekten- und Vogelarten wert- auch wieder mit Pappel-Aufforstungen zu vollen Lebensraum; frisch geschnittene rechnen ist. „Setzstangen“ bilden nach dem Einsetzen in feuchtem Boden recht schnell neue Wur- 28 Sal-Weide Salix caprea zeln und können zu neuen Kopfweiden Familie: Weidengewächse herangezogen werden Merkmale: Laubbaum oder Strauch, im Freistand bis etwa 6 m, im Wald mitunter Weitere Arten: bis 12 m hoch; graue bis schwarzbraune Wesentlich häufiger als „sortenreine“ Bruch- Borke; Blätter 3–10 cm lang, oberseits dun- Weiden sind Bastarde mit Silber-Weiden kel-, unterseits graugrün bis weißlich, el- (Salix alba), die dann von den Botanikern liptisch, relativ breit (viel breiter als andere als Fahl-Weide (Salix x rubens) bezeich- 28 Weidenarten); zweihäusig: männliche Blü- net werden. Diese haben weniger leicht ten goldgelb und eiförmig („Weidenkätz- brechende Äste, mehr oder weniger silbrig- chen“), weibliche als grünliche zylindrische weiße, behaarte Blattunterseiten. Außerdem Kätzchen; Samen sehr klein und mit langem gibt es zahlreiche weitere Weidenarten und Haarschopf: Verbreitung durch Wind -bastarde, deren sichere Bestimmung den Blütezeit: März bis April Fachleuten vorbehalten bleibt. Vorkommen: typische Art der Pionierwäl- der, auf Brachen und Halden, bis in die 30 Winter-Linde Tilia cordata höchsten Lagen des Ost-Erzgebirges häufig Familie: Lindengewächse Bemerkungen: Weidenkätzchen sind für Merkmale: bis etwa 25 m hoher Laubbaum Bienen eine wichtige Nahrungsquelle im mit kräftigen Ästen und dichter Krone; zeitigen Frühling; Stamm mit längsgefurchter, schwärzlicher Aus der Rinde der Weiden wird seit antiken Borke; junge Zweige olivgrün und nur an- Zeiten ein schmerzstillender Wirkstoff, die fangs fein behaart; Blätter zweizeilig ste- Salizylsäure, gewonnen (heute synthetisch hend, schief herzförmig mit 2–5 cm langem hergestellt und unter anderem unter dem Stiel, am Rand gleichmäßig gesägt, ober- Markennamen „Aspirin“ im Handel). seits grün, kahl, unterseits graugrün und nur auf den Blattadern bräunlich behaart; 29 Bruch-Weide (Knack-Weide) Blüten blassgelb mit 5 Kron- und bis 30 auf- Salix fragilis fälligen Staubblättern in Blütenständen mit Familie: Weidengewächse 4–10 Blüten und einem zungenförmigen Merkmale: Laubbaum, bis 15 m, oft auch Vorblatt nur strauchartig; breite gewölbte Krone; Blütezeit: Juni bis Juli die Seitenzweige brechen an der Ansatz- Vorkommen: von Natur aus in Laubmisch- stelle beim Biegen mit deutlich hörbarem wäldern des Hügellandes sowie auf wärme- 29 30
92 Farn- und Blütenpflanzen Laubbäume 93 begünstigten Blockhängen (wo die Konkur- birgler ihre Heimat auch nennen, gibt es renzkraft der Buche vermindert ist) bis ins aber noch einige hundert Wildäpfel, um mittlere Bergland; darüber hinaus wurden deren Erhalt sich der Verein Grüne Liga Ost- Linden in vielen Orten gepflanzt („Hof-Linde“) erzgebirge e.V. intensiv bemüht. Holzäppel- Bemerkungen: Lindenblütentee ist wohl- tee ist ein altbewährtes Heilmittel bei Erkäl- schmeckend und als schweißtreibendes Mit- tungen und Fieber. tel bei Erkältungskrankheiten verwendbar. Lindenblütenhonig gilt als besonders wert- Ähnliche Art: voll und schmackhaft. Das weiche Holz der Noch stärker ist die Tendenz zur Hybridisie- Linden ist sehr gut zum Schnitzen geeignet. rung bei Birnen. Echte Wild-Birnen gibt es wahrscheinlich nur noch im Elbtal; Birnen Weitere Art: auf den Steinrücken im unteren und mitt- Sommer-Linde (Tilia platyphyllos): sehr leren Ost-Erzgebirge sind demzufolge fast ähnliche Art, bis 30 m hoch; hat größere vollständig Kreuzungen mit Kulturbirnen. und weichere (fein behaarte) Blätter sowie hellere Haarbüschel auf den Blattadern und 32 Gewöhnliche Traubenkirsche blüht etwas früher als die Winter-Linde; be- Prunus padus (Padus avium) siedelt die gleichen Standorte und wird Familie: Rosengewächse ebenso häufig in Ortslagen (bis in die mon- Merkmale: bis etwa 15 m hoher Laub- tane Höhenstufe) gepflanzt. baum (oder mehrstämmiger Strauch) mit überhängenden Zweigen und schwarzgrau- 31 a, b, c Wild-Apfel (Holzapfel) er glatter Rinde; junge Zweige kahl, heller Malus sylvestris gefärbt und mit auffälligen Korkwarzen; 31 a Familie: Rosengewächse Blätter breit-lanzettlich, 5–10 cm lang und Merkmale: bis etwa 10 m hoher Laubbaum fein gezähnt, oben dunkel-, unten blau- oder Strauch mit graubrauner, schuppiger, grün; Blüten weiß und zu 10–20 in aufrech- in unregelmäßigen Feldern abblätternder ten, dann hängenden Trauben, intensiver Borke; Blätter und Blüten (Fruchtknoten) Geruch; Früchte kugelig, 7–9 mm groß, unbehaart – anders als Kulturäpfel oder die glänzend schwarzrot mit rundlich-eiförmi- meisten Kreuzungen zwischen Wild- und gem Steinkern Kulturäpfeln; nicht blühende Seitentriebe Blütezeit: April bis Mai oft dornenartig; Früchte maximal 3 cm groß, Vorkommen: vor allem in feuchten und gelbgrün, nur bei starker Besonnung etwas nährstoffreichen Gebüschen und in Erlen- rötlich, jedoch niemals Längsstreifen wie Eschenwäldern; bis in die höheren Lagen bei vielen Kulturäpfeln; Geschmack extrem verbreitet, in den Talauen des Müglitzgebie- herb (nicht essbar) tes aber auffallend selten, hier dafür recht Blütezeit: Mai häufig auf Steinrücken Vorkommen: vom Tiefland bis in höhere Bemerkung: Die mit den Pflaumen und Mittelgebirgslagen; heute nur noch selten, Kirschen verwandte Art kann als Wildobst aber relativ häufig im östlichen Teil des Ost- genutzt werden, was aber mühevoll und Erzgebirges nicht sehr ergiebig ist. 31 b Bemerkungen: Wirklich echte Wildäpfel sind deutschlandweit selten geworden. Weitere Art: Einerseits verschwand die lichtbedürftige Späte Traubenkirsche (Prunus seroti- Baumart, als Hecken und Waldränder in der na), aus Nordamerika eingewanderter, im Agrarlandschaft beseitigt wurden. Anderer- Tiefland und unteren Bergland häufiger seits machen Bienen keine Unterschiede Neophyt, der sich vor allem auf sandigen zwischen Wild- und Kulturäpfeln (deren Böden weiter stark ausbreitet und dabei oft Vorfahren aus Asien stammen), heraus einheimische Arten verdrängt. kommen dabei so genannte Hybridäpfel. Im „Holzäppelgebirge“, wie die Ost-Erzge- 31 c 32
94 Farn- und Blütenpflanzen Laubbäume 95 33 Vogel-Kirsche (Wild-Kirsche) Bedingungen von der viel konkurrenzkräf- Prunus avium (Cerasus avium) tigeren Rot-Buche auf Standorte zurückge- Familie: Rosengewächse drängt, wo Buchen weniger gut wachsen Merkmale: bis etwa 20 m hoch werdender können – trockene und nasse Böden, steile Laubbaum mit glatter, rotbrauner, sich als Hänge, niederschlagsarme Gebiete (Hügel- Querstreifen ablösender Rinde; Blätter land); auch durch frühere Niederwaldwirt- 6–12 cm lang, gezähnt, länglich eiförmig bis schaft (vor allem Gewinnung der Eichen- elliptisch und spitz zulaufend; Blüten in Bü- rinde für die Gerbstoffherstellung) wurden scheln mit 3–5 cm langen Stielen, Kronblät- Eichen gegenüber der bei uns nicht stock- ter weiß, 10–15 mm lang; Kirschfrüchte rot ausschlagsfähigen Buche gefördert bis schwarzrot, 10–15 mm groß mit 8 –10 mm großem Steinkern, Fruchtreife im Juli Weitere Arten: Blütezeit: April bis Mai Trauben-Eiche (Quercus petraea): Vorkommen: Laub- und Nadelwälder auf Eicheln nicht an Stielen, sondern trauben- nicht zu sauren und nicht zu trockenen Bö- förmig angeordnet; Blätter aber (im Gegen- den; im Ost-Erzgebirge auf etwas wäreme- satz zur Stieleiche!) gestielt; im Hügelland begünstigten Standorten bis in die oberen und unteren Bergland von Natur aus Misch- Berglagen baumart der Buchenwälder, heute noch Bemerkungen: Die häufig angebaute Süß- häufig in Feldgehölzen und anderen alten kirsche ist eine Zuchtform der Vogelkirsche Bauernwäldern und nur, wenn sie Früchte trägt, sicher von Rot-Eiche (Quercus rubra): relativ glatte dieser zu unterscheiden. Noch schwerer kön- Rinde, Blätter mit spitz ausgebildeten Lap- nen verwilderte, d. h. unveredelte Formen pen, kürzere, fast kugelförmige Eicheln; der Süßkirschen, welche sich oft mit einhei- stammt aus den östlichen Wäldern Norda- mischen Vogelkirschen kreuzen, genau be- merikas; zwar lichtbedürftig (häufig auf- stimmt werden. Kirschholz ist begehrt bei fallend schräges Wachstum hin zum Licht), 33 35 Drechslern und in der Möbelherstellung. aber dennoch konkurrenzstark, was vor al- lem unter den Bedingungen der Klimaver- gelappte Blätter änderungen eine Ausbreitung auf Kosten einheimischer Arten befürchten lässt. 34 Stiel-Eiche Quercus robur Familie: Buchengewächse 35 Spitz-Ahorn Acer platanoides Merkmale: bis etwa 40 m hoher, breitkroni- Familie: Ahorngewächse ger Laubbaum mit starken Ästen und dicker, Merkmale: bis 25 m hoher Laubbaum mit tief gefurchter dunkelgrauer Borke; Äste kräftigem, kurzem Stamm; Blätter langge- mehrfach gekrümmt und sehr massiv; Blät- stielt und handförmig, etwa 10–15 cm, mit ter kurz gestielt, 10–15 cm lang, in 5–6 Buch- 5–7 ungleich großen, zugespitzten Lappen; ten gelappt; sowohl männliche (büschelför- Blüten zahlreich, 10–12 mm groß, 1–2 cm mig angeordnete gelbgrüne Kätzchen) als lang gestielt und mit fünf grüngelben Blü- auch weibliche Blüten (langgestielte kleine tenblättern in aufrechten, rispigen Blüten- grüne Ährchen) unscheinbar; die Eicheln ständen, die schon lange vor dem Laubaus- reifen von September bis Oktober, diese trieb aufblühen, Früchte: plattgedrückte sitzen zu dritt bis fünft an 1,5–4 cm langen Nüsschen mit zwei im stumpfen Winkel ab- Stielen (daher der Name Stieleiche!) stehenden Flügeln Blütezeit: von April bis Mai Blütezeit: April bis Mai Vorkommen: von Natur aus vor allem auf Vorkommen: in Laubwäldern und kleine- relativ warmen, häufig aber auch nassen ren Gehölzen, häufig in der Nähe von Ort- Standorten; im Ost-Erzgebirge bis in Hö- schaften; auch als Alleebaum gepflanzt, im henlagen von etwa 600 m über NN. oberen Bergland seltener als in tiefen Lagen Bemerkungen: Als typische Lichtbaumar- Bemerkungen: Der ursprüngliche Verbrei- ten werden die Eichen unter natürlichen tungsschwerpunkt des Spitz-Ahorns liegt in 34
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