Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014

Die Seite wird erstellt Kuno Koch
 
WEITER LESEN
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
           - Qualität kennt keine Grenzen -

Leitlinien und Qualitätssicherung:
     „Ziemlich beste Freunde“

                     Ina Kopp

AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement
         c/o Philipps-Universität Marburg
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Exkurs:
warum die Wahl einer Analogie zu einem Kinofilm?

-   „Ziemlich beste Freunde“ erzählt von der Freundschaft zwischen dem
    ehemaligen Pommery-Geschäftsführer, der seit einem Unfall Tetraplegiker
    ist und seinem Pflegehelfer, der eine Haftstrafe hinter sich hat.
-   Einer kann letztlich nicht ohne den anderen.
-   Persönliches Fazit: Die Zusammenführung guter, aber nicht perfekter,
    verbesserungswilliger, am Ergebnis orientierter Initiativen ist zielführend.
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Leitlinien als Grundlage für die Qualitätssicherung?
             (...kann man ihnen trauen...)
  Leitlinien

  ...sind systematisch entwickelte Aussagen, die den gegenwärtigen
  Erkenntnisstand wiedergeben und den behandelnden Ärzten und ihren
  Patienten die Entscheidungsfindung für eine angemessene
  Versorgung in spezifischen klinischen Situationen erleichtern.

  ...enthalten Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgungsqualität.
  Sie basieren auf einer systematischen Sichtung der Evidenz
  und der Abwägung von Nutzen und Schaden alternativer
  Vorgehensweisen.

               nach Institute of Medicine 1990; WHO 1998; Europarat 2001;
      Institute of Medicine 2011 : Clinical Practice Guidelines we can trust
             http://www.iom.edu/Reports/2011/Clinical-Practice-Guidelines-We-Can-Trust.asp
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Besonderheit des Leitliniensystems in Deutschland
• Verortung der Verantwortung für die Erstellung von Leitlinien bei den
       Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
       („bottom up“ Ansatz)

• Verortung der Verantwortlichkeit für die
    - Sammlung von Leitlinien (zentrales Register)
    - Koordination der Aktivitäten der Fachgesellschaften (Abstimmung)
    - Vervollständigung der Konsensbildung (Diagnostik und Therapie)
    - bei der AWMF als Dachverband (derzeit 168 Mitgliedsgesellschaften)

• Ziele (u.a.):
     - Sektorübergreifende Sichtweise (Kooperation ambulant/stationär)
     - Transparenz und Qualitätssicherung (Gesundheitsberichterstattung)
     - Kooperation von Wissenschaft und Selbstverwaltung

          http://www.svr-gesundheit.de/Gutachten/Gutacht95/kurzf95.pdf
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Voraussetzung: Methodische Qualität von Leitlinien

                 • AWMF REGELWERK
                  www.awmf.org (html, pdf, english version)

                              • METHODENREPORT
                                NVL-PROGRAMM
                                www.versorgungsleitlinien.de

                                             • DELBI
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Methodische Qualität: Kernkriterien

                                     Systematische
                               Suche, Auswahl, Bewertung
                                      der Evidenz
                                        S2e S3

Strukturierte Konsenfindung
          durch ein
 repräsentatives Gremium
           S2k S3

  Transparenz (Methodik, Interessenkonfliktregulierung)
                   S1 S2k S2e S3
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Qualitätsmanagement der Leitlinien im AWMF-
               Register: check
2002
Kriterien:  „Checkliste Methodische Qualität„ Version 2/1999
Extraktion: Zufalls-Stichproben S1 (35), S2 (35); alle S3 (17): 01.09.02
Publiziert:
                                       DGCH-Mitteilungen 1/2005
                                       http://www.awmf.org/ (Publikationen zu Leitlinien)

                                       Cluzeau Int J Quality in Health Care 1999,11(1):21
Vergleiche:                            Graham CMAJ 2001,165(2):157-63

2009
Kriterien:    „DELBI“ Version 1/2008; Kriterien 8, 10, 23
Extraktion:   alle S2 (115), alle S3 (85): 24.KW 09
Publiziert:
                                      Gerken, Kopp, Lelgemann; EbM- Kongress 2010
                          http://www.egms.de/static/de/meetings ebm2010/10ebm078.shtml

Vergleiche:                           Alonso-Coello Qual Saf Health Care 2010 19:1-7
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Qualitätsmanagement für LL im AWMF-Register

                                                    Prüfung durch IMWi:
                                                    - LL-Interaktionen:
                                                      Vermeidung
                                                      ungeklärter
                                                      Widersprüche
                                                    - Kriterien der
                                                      Methodischen
                                                      Qualität, CoI
                                                    - Aktualität
  www.awmf.org, „Leitlinien“, Rubrik „AWMF-Regelwerk-LL-Register“
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Hilfen für Leitlinienentwickler
http://www.awmf.org/leitlinien/awmf-regelwerk/ll-entwicklung.html

                                             Hilfen und
                                             Werkzeuge, z.B:
                                                    Manual
                                               Systematische
                                             Literaturrecherche
                                              für die Erstellung
                                                von Leitlinien

                                                ÄZQ-Manual
                                             Qualitätsindikatoren
                                                   für NVL
Leitlinien und Qualitätssicherung: "Ziemlich beste Freunde" - Ina Kopp Jahrestagung des AQUA-Instituts, Göttingen 14.05.2014
Neu: AWMF-Regelwerk Leitlinien als Druckversion

                       Im Buchhandel:
                       Zuckschwerdt-Verlag,
                       ISBN 978-3-86371-0828, 14,90 €

                       Kostenlos für Leitlinien-Beauftragte
                       und -Koordinatoren der AWMF:
                       Senden Sie einen an sich selbst
                       adressierten, als "Büchersendung"
                       gekennzeichneten, mit 1,00 €
                       frankierten Briefumschlag (DIN C4) an:

                        AWMF-IMWi
                        c/o Phlipps-Universität Marburg
                        Karl-von-Frisch-Str. 1
                        35043 Marburg
Engagement der Fachgesellschaften:
  Leitlinien im AWMF-Register 2002- 2013
                 S1 S2 S3

900
800
700
600
500
400                                                                130
300              28      35                       77
                                                          113
                                      50
200      17

100
        121     165      171      109         119        120       172
  0                                                              Mai
      2002    2004    2006     2008        2010        2012
                                                                2014
Vervollständigung der Konsensbildung:
            Patientenbeteiligung in Leitlinien

                                        39
                      Leitlinien S3
                                      123

                                         44
                      Leitlinien S2
                                      159

                                  3
         Handlungsempfehlungen S1
                                  449

 100 Organisationen der Selbsthilfe/Patienten-/Verbrauchervertretung
 Beteiligt an 83/282 Leitlinien S2/S3 (29,4%)

                   http://www.awmf.org; Stand: 30.11.2013
Patientenorientierung: andere Werteurteile
    Beispiel: Blutdruck-Management bei Typ-2-Diabetes
  NVL Diabetes 2013                       ESH/ESC 2013                          ADA 2013
• Individualisierung der                                                Management
  Therapieziele                       Shared decision making,           …requires that goals and
• Priorisierung des                   patient preferences:              treatment plan are
  Behandlungsvorgehens                not adressed                      individualized and take
• verständliche Aufklärung                                              patient preferences into
  über Nutzen und Schaden                                               account
  in absoluten Zahlen
Orientierungsgrößen:                  Goal / Target:                    Goals:
• systolisch: < 140 mmHg B            • SBP: < 140 mmHg A               • systolic: < 140 mmHg B
• diastolisch: 80 mmHg A              • DBP: 80 mmHg A                   Lower targets may be approp-
Wiederanstieg der Komplikationsrate   overt proteinuria: SBP
Transparenz: Interessenkonflikte in Leitlinien
     (Grundgesamtheit: n=142 , publiziert/aktualisiert 01.01.2011-30.11.2013)

Angaben zu den Fragen des AWMF-Formulars in online-Publikation

nein (keine/vertraulich) 4,9%
                                10,6%      aggregiert
                                           (ja/nein)

      Nennung der Institutionen                          unklar
      (Firma x, Organisation y, FG z...)                 8,5%     nein
      83,3%
                                                                  21,8%

                                                                          selbst
                                                 fremd                    18,3%
                                                 51,4%

             Angaben zur Art der Bewertung der Interessenkonflikte
Transparenz von Interessenkonflikten:
           Status S1 am 30.11.2013
(Grundgesamtheit: n= 223 , publiziert/aktualisiert 01.01.2011-30.11.2013)

                            keine Angabe
                            0,9 %      9,9%         Angabe aggregiert
                                                    ja/nein

                     Nennung der Institutionen
                     (Firma x, Organisation y, FG z...)
                     89,2 %
Erprobung des Umgangs mit Interessenkonflikten
Bewertung*: „Risk of Bias“ Individuelle Ebene (Personenbezogen)
Ausprägung der                        • Finanzielle Zuwendungen:
Sekundärinteressen                    - Umstand per se
                                      - Absolute Werte (Höhe der Beträge)
                                      -   Bisher nicht: Relative Werte (Bezug zum Einkommen)
                                      • Akademische Interessen: Umstand per se
Ausmaß des Konflikts                  Intensität (Dauer, Tiefe) der Beziehung zu einem
                                      Sponsor bisher nicht: zu einer „Schule“ / Akademie
Ausmaß der Entscheidungs-             •    Rolle und Ermessensspielraum der Person im
und Ermessensfreiheit                      LL-Gremium
                                      •    Rolle protektiver Faktoren (Methodik nach
                                           AWMF-Regelwerk)
                                           - Zusammensetzung des LL-Gremiums
                                           - Strukturierte Konsensfindung
                                           - Einsatz externer Methodiker, Moderatoren,
                                             Begutachter
Gesamteinschätzung                    Qualitativ oder mit Likert-Skalen zur Einschätzung
                                      der Relevanz von IK in Bezug auf LL-Inhalte
      * nach Thompson und Emanuel, zitiert in: DNEbM. Interessenkonfliktregulierung:
           Internationale Entwicklungen und offene Fragen. 2011 www.dnebm.de
Erprobung des Umgangs mit Interessenkonflikten
Regulierung*                         Gruppenebene (Bezug auf LL-Gremium)

Offenlegung                          • Dargelegte Interessen und Bewertungsergebnisse
                                     • Offene Diskussion der in der Leitliniengruppe
Diskussion und
                                     • Einschätzung von Ausgewogenheit / Pluralismus
Gesamteinschätzung des
                                       der Interessen
Risk of Bias für die
                                     • Gegenüberstellung des Primärinteresses (ggf.
Leitliniengruppe insgesamt
                                       Unverzichtbarkeit der Expertise Einzelner)
Management                           •   Zusammensetzung des LL-Gremiums
                                     •   Evidenzbewertung durch externer Methodiker
Einsatz protektiver Faktoren
                                     •   Strukturierte Konsensfindung
(AWMF-Regelwerk)
                                     •   Moderation durch externe Methodiker
                                     •   Externe Begutachtung, öffentliche Konsultation
Ausschluss (Prohibition):            • Stimmenthaltung im Konsensusprozess
                                     • Kompletter Ausschluss von Beratungen zu
Regulierung des Einflusses
                                       einzelnen Themen
Einzelner

   * nach IOM 2009: DNEbM. Interessenkonfliktregulierung: Internationbale Entwicklungen und
                             offene Fragen. 2011 www.dnebm.de
Ökonomische Erwägungen in LL-Empfehlungen:
        Ausschöpfung von Effizienzreserven
•    Reduktion der Antibiotikatherapie bei (i.d.R.) viraler Pharyngitis
•    Reduktion bildgebender Diagnostik bei unspezifischem Kreuzschmerz
     ohne Zeichen von „red flags“
•    Vermeidung routinemäßiger Verwendung von Hydrokollodiden (HAES)
     bei Keislaufinstabilität ohne adäquate Indikationsstellung

     NVL-Ziel: Reduktion von Pharmakotherapie
     bei milden depressiven Episoden
     zugunsten von mehr aktiver Begleitung im
     primärärztlichen Setting
     und bei Bedarf Psychotherapie (evtl. teurer)

           www.choosingwisely.org, Leitlinien unter www. awmf.org
       Pharmakotherapie bei Depression: OECD Health at a Glance 2013
Angaben zu ökonomischen Aspekten in Leitlinien

                                                                  Ökono-
                                                           gesamt mische
                                                                  Aspekte
Ja: 18,8 %                           Evidenz- und
                                     Konsensbasierte       123        72
                                     Leitlinien S3
                  Nein:              Evidenz- oder
                                     Konsensbasierte       158        29
                  81,2 %             Leitlinien S2
                                     Handlungs-
                                     empfehlungen S1       453        37

                                     Register gesamt       734        138

 Suche: „ökonom“ , „kosten“; Treffer: 680; Ausschluss: 542 (Doubletten, nicht
         mind. eine, über übliche Disclaimer hinausgehende Angabe
                   http://www.awmf.org; Stand: 25.11.2013
Leitlinien und Wissen der Fachgesellschaften:
Integration in Gesundheitssystementscheidungen
             SGB V:
             -Verankerung der Stellungnahmeberechtigung der
              wissenschaftlichen Fachgesellschaften (§92 Abs. 7d, §137f Abs. 2)
             G-BA Verfahrensordnung:
             - Stellungnahmen zu Nutzenbewertungen, DMP etc. (AWMF, FG)
             IQWiG:
              - Stellungnahmen zu Berichtsplänen und Vorberichten
                Nutzenbewertungen (nicht: AMNOG), Gesundheitsinformationen
             AQUA-Institut
             - Stellungnahmen zu Qualitätssicherungsverfahren,
               Leitlinien-basierte Qualitätsindikatoren

Nationales Programm für        Leitlinien der          Leitlinienprogramm
 Versorgungs-Leitlinien     Wiss. Medizinischen              Onkologie
                            Fachgesellschaften
Zwischenfazit ≈20 Jahre nach SVR-Auftrag
Sammlung von Leitlinien, Koordination durch AWMF,
Vervollständigung der Konsensusbildung über Diagnostik und Therapie und
Abstimmung zwischen den einzelnen wissenschaftlichen Gesellschaften:
- Interdisziplinärer Diskurs, Patientenbeteiligung
- Zusammenführung von Leitlinien verschiedener Herausgeber
- Trend zu S3 und Kooperation mit Methodikern für prioritäre Aspekte
      kontinuierlicher Prozess

Sektorübergreifende Sichtweise, Transparenz und Qualitätssicherung,
Kooperation von Wissenschaft und Selbstverwaltung:
- NVL-Proramm, OL-Programm, Konsens über Methodik
- leitlinienbasierte QI: Vernetzung mit AQUA-Institut (§137a),
Registern
       ausbauwürdige Ansätze
Leitlinien und Qualitätssicherung:
( ...warum kann keiner ohne den anderen...)

Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 2 2011
Effects of guidelines on quality of care - 2004

   Folie geklaut von Jeremy Grimshaw, G-I-N 2012 (www.g-i-n.net)
Messung von Leitlinieneffekten:
   Notwendige Technologiebewertung

             Formative Evaluation
                 - Monitoring-

                   Prozess der
Leitlinie          Implemen-        Nutzen
                     tierung

               Eher punktuell,
              problemorientiert:
                 Studien der
            Versorgungsforschung
Messung von Leitlinieneffekten:
   Notwendige Technologiebewertung

             Formative Evaluation    Summative Evaluation
                 - Monitoring-       - Schließende Wertung-

                   Prozess der
Leitlinie          Implemen-                   Nutzen
                     tierung

               Eher punktuell,        Studien und nachhaltige
              problemorientiert:    Strukturen- impact-orientiert:
                 Studien der           Register, Zertifizierung,
            Versorgungsforschung          ext. QS ( SGB V)
Messbarmachung von Leitlinieneffekten:
 Übersetzung ausgewählter Empfehlungen / Ziele
                in Messgrößen
                                  Beurteilungskriterium
 Leitlinienempfehlung                                                Qualitätsindikator
                                     (Qualitätsziel)
                                     Prozessqualität:
                                                  Zähler:
Die präoperative
Markierung und der      Sicherstellung korrekter Anteil Pat. mit
bildgebende Nachweis Exzision nicht tastbarer Intraoperativem
einer adäquaten                Läsionen :         Präparatröntgen
Resektion sollen bei    Möglichst viele Eingriffe Nenner:
nicht tastbaren           mit intraoperativem
Veränderungen            Präparatröntgen nach alle Pat. mit
grundsätzlich erfolgen.   präoperativer Draht- Markierung
                         Markierung gesteuert fragwürdigen
LoE 3b, EG A
                         durch Mammographie Gewebes
 Kreienberg, Kopp et al. 2004, 2008: S3-LL Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms der Frau
            Schulz, Albert 2003, 2008: S3-LL Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland
Messung von Leitlinienkonformität
   Berücksichtigung von Einflussfaktoren
                         Strukturen
 - organisatorische, personelle, edukative Einflussfaktoren

           Lernumfeld, Beteiligte, lokaler Konsens

                                                              Führung

Material

                             Setting

     Dijkstra R. et al. 2006, BMC Health Services Research, 6:53
            Margolis CZ, Cretin S 1999 ; Rogers E M. (2003)
Messung von Leitlinienkonformität:
    Individuelle Entscheidung berücksichtigen
          Arzt
                                                    Patient
  Objektive Erfahrungen
        Kompetenz                           Subjektive Erfahrungen
                        Individ. Ent-         Erwartungen
           Intuition
                        scheidungs-           Werte (Präferenzen)
    Ethos und Recht
   Kostenbewusstsein      Situation          Bewältigungsstrategien
                                            Kultureller Hintergrund

                       Externes Wissen
Vorgegebener       als Entscheidungshilfe:
rechtlicher,               Leitlinien
ethischer,                Evidenzberichte
                          Wissensbanken
sozialer und
ökonomischer Rahmen
Messbarmachung von Leitlinienkonformität:
 Übersetzung ausgewählter Empfehlungen / Ziele
      in Messgrößen mit Referenzbereichen
                                  Beurteilungskriterium             Qualitätsindikator
 Leitlinienempfehlung
                                     (Qualitätsziel)                (Referenzbereich)
                                                  Zähler:
                                     Prozessqualität:
Die präoperative
                                                  Anteil Pat. mit
Markierung und der      Sicherstellung korrekter Intraoperativem
bildgebende Nachweis Exzision nicht tastbarer
einer adäquaten                Läsionen :         Präparatröntgen
Resektion sollen bei    Möglichst viele Eingriffe Nenner:
nicht tastbaren           mit intraoperativem     Alle Pat. mit
Veränderungen            Präparatröntgen nach Markierung
grundsätzlich erfolgen.   präoperativer Draht- fragwürdigen
                         Markierung gesteuert Gewebes
LoE 3b, EG A
                         durch Mammographie ( > 95%)
 Kreienberg, Kopp et al. 2004, 2008: S3-LL Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms der Frau
            Schulz, Albert 2003, 2008: S3-LL Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland
Qualitätssicherung nach SGB V:
   Beispiel Bundesweite Erfassung Brustkrebs
             Qualitätsindikator aus S3-Leitlinien:
 „Radiologische Kontrolle der korrekten Exzision präoperativ
 nicht tastbarer, mit Draht markierter Läsionen der Mamma“

            120

            100                                    91,2% 94,2% 95,6%
                                           83,9%
Referenz-
            80                     65,0%
bereich:                   57,4%
>95%        60
                   36,0%
            40

            20

             0
                    2003   2004    2005    2006    2007   2008   2009

                  Quellen: Anne Reiter; Qualitätsreport 2006, 2009
Qualitätssicherung nach SGB V:
Beispiel Ambulant erworbene Pneumonie

      Quellen: Qualitätsreports 2005- 20011
Evidenzgrundlage leitlinienbasierter QI

     Although measures based on guidelines that are
     supported by multiple, consistent randomized trials
     (i.e., what is often referred to as Level I evidence) is
     ideal, limiting measures to this evidence base would
     result in very few performance measures....
     There are many processes of care that are unlikely to
     be tested in clinical trials and yet may still be important
     and useful as a basis for performance measures….
Validierung von
        klinischen Messgrößen/Qualitätsindikatoren

              RAND/UCLA                          QUALIFY

Validität
- Evidenz/professioneller Konsens
- gesundheitlicher Nutzen für Patienten
- Ärzte mit besserem Ergebnis
  sind auch besser
- Beeinflussbarkeit durch den Adressaten

Machbarkeit
- Informationen in einer typischen Krankenakte
- Krankenaktendaten reliabel und unverzerrt
- Fehlen der Daten zum QI ist selber
  ein Zeichen für schlechte Qualität.
Ausblick: Core Reporting Standards
     for Guideline Based Performance Measures

1. Guideline selection
2. Selection of guideline recommendations
3. Selection process of performance measures from
   recommendations
4. Core attributes of performance measures
5. Specification of performance measures
6. Intended use of performance measures
7. Practice test of performance measures
8. Review and reevaluation of performance measures.
9. Composition of the panel deciding on guideline-based p m
   Basierend im Wesentlichen auf:
   -Kötter et al. Methods for the guideline-based development of
             quality indicators -a systematic review. Implement Sci. 2012
   -Delphiverfahren der Working Group - hier Ergebnis der 2. Runde
             (30 Mitglieder aus 10 Ländern, chair: M. Nothacker)
Strukturen für die (potentielle) Analyse von
    Umsetzung und Effekten von Leitlinien

- Versorgungsanalysen   des IQWiG (n=1)
- Gesundheitsberichterstattung des Bundes und der Länder
- Erhebungen des Statistischen Bundesamts
- Register (Krebsregister und andere)
- Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (KBV)
- Routinedaten von Krankenkassen und/oder KVen
- Qualitätsberichte der Krankenhäuser
- Evaluationsberichte von Disease Management-Programmen
- Versorgungsforschung (Förderprogramme, Einzelstudien)
- Internationale Datenbanken (z.B. OECD)
Qualität = Vielfalt und Vernetzung von Aktivitäten

     Evidenzsynthese         Generierung von Evidenz
     EbM / HTA               Studiengruppen
                                         Externe
                                         Vergleichende
Wissenstransfer
                                         Qualitätssicherung
Leitlinien der
Fachgesellschaften
                                         Register
                                         z.B. Onkologie
                                    DMP
                Umsetzung: Freiwillige
                Qualitätsinitiativen
                Qualitätszirkel
                Peer review Verfahren
                Zertifizierungen …….
Ein fortbestehendes Handicap:
 fehlende akademische Anerkennung

http://www.awmf.org/die-awmf/awmf-stellungnahmen.html
Fazit
 Eine Entwicklung von Leitlinien ohne Qualitätsziele /
  Qualitätsindikatoren widerspricht der Leitliniendefinition

 Eine Entwicklung von Qualitätsindikatoren ohne Leitlinien lässt
  die Adressaten im Stich:
  bei der Erarbeitung von Lösungsstrategien für erkannte
  Qualitätsprobleme sind sie sich selbst überlassen

 Kein Goldstandard, aber zunehmender internationaler Konsens
  über die Methodik zur Entwicklung leitlinienbasierter QS-
  Instrumente – Grundlage: starke Empfehlungen

 Auch QI bedürfen regelmäßiger Wartung!

 Oft ist weniger mehr!
http://www.gin2014.com.au/
Sie können auch lesen