"Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien" - Teil 1: Projektende nach fünf Jahren erfolgreicher Leseförderung
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„Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien“ Teil 1: Projektende nach fünf Jahren erfolgreicher Leseförderung Von Sabine Teigelkämper Fördermittel für ein Bundesprojekt zur digitalen n Bilderbuchkino digital: „Pippilothek??? Eine Bibliothek Leseförderung wirkt Wunder“ (3 bis 5 Jahre) n Klick it! Vom Buch ins Netz (6 bis 8 Jahre) Im Juni 2013 erhielt der Deutsche Bibliotheksverband n Fotostory 2.0: Fotografiere deine Geschichte (9 bis 12 e. V. (dbv) neben anderen ausgewählten 35 Projekten von Jahre) Verbänden und Initiativen für das Konzept „Lesen macht n Read social! Offline lesen, online erzählen (13 bis 15 stark: Lesen und digitale Medien“ im Rahmen des Förder- Jahre) programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" n Go life! Was will ich werden? (16 bis 18 Jahre) umfangreiche Projektfördermittel durch das Bundesmi- nisterium für Bildung und Forschung (BMBF). Mögliche Partner von solchen Bündnissen, die Bibliothe- ken mit zwei weiteren Institutionen bildeten, waren bei- Das BMBF bewilligte dem dbv und seinem Verbundpart- spielsweise Kindergärten, Schulen mit außerunterrichtli- ner Stiftung Digitale Chancen das gemeinsame Programm. chen Projekten, Jugendzentren, Mehrgenerationenhäuser, Innerhalb der darauf folgenden drei Jahre (2013–2015) Fördervereine und Freiwilligenagenturen. Die Durchfüh- Lorenz Pauli/Kathrin Schärer, PIPPILOTHEK??? EINE BIBLIOTHEK WIRKT WUNDER Atlantis Verlag, ein Imprint von Orell Füssli Verlag, www.ofv.ch © 2011 Orell Füssli Sicherheitsdruck AG, Zürich stand eine Fördersumme in Höhe von bis zu 5 Millionen Euro zur Weiterleitung an lokale Bündnisse bereit. Im No- vember 2015 schloss sich die Zusage zur weiteren Förde- rung in 2016/2017 an, nachdem das BMBF das Projekt im Mai positiv evaluiert hatte.1 rung sollten Ehrenamtliche übernehmen, die die Stiftung Digitale Chancen bundesweit für die kindgerechte Lese- Vom Maßnahmenpaket zu freien Projekten förderung mit digitalen Medien schulte. Ab Juli 2013 konnten sich Bibliotheken um Fördermittel Am häufigsten gewählt wurde in Bayern das Konzept bewerben, eine Mitgliedschaft im dbv war keine Voraus- „Bilderbuch digital: Pippilothek??? Eine Bibliothek wirkt setzung. In der Anfangsphase stand ein geschnürtes Paket Wunder“ (Bilderbuch von Lorenz Pauli, Kathrin Schärer). von fünf altersgerechten Angeboten zur Verfügung, das Ausgangspunkt war eine „Bilderbuchkino“-Veranstaltung, für verschiedene Zielgruppen von drei bis 18 Jahren unter- die Ehrenamtliche z. B. in Kooperation mit einer Kinderta- schiedliche Aktionsschwerpunkte fokussierte. Die geför- geseinrichtung gestalten konnten, ergänzend kamen derten Projekte fußten auf einem (vor-)gelesenen Text, der TING-Stifte zum Einsatz, die Texte und Bilder zum Klingen Ausgangspunkt für digitale Aktivitäten war: brachten. BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN 11 | 2017
FORUM LESE- UND LITERATURFÖRDERUNG Fotostory 2.0 – Kinder mit einer Bibliotheksmitarbeiterin in Ingolstadt Fotostory 2.0 in Starnberg Ebenfalls recht beliebt war die „Fotostory 2.0“. Inhaltlich Die Bewerbung war die größte Hürde passend zu einer ausgewählten Geschichte lud die Biblio- thek hierfür einen Vertreter einer lokalen Einrichtung (z. B. Bibliotheken, die ein Projekt durchführen wollten, muss- Feuerwehr, Polizei) zur gemeinsamen Lesung ein, später ten fristgerecht einen vollständigen Antrag in mehreren kam es zum Gegenbesuch. Inspiriert durch das Gelesene, Teilen über die Förderdatenbank beim BMBF einreichen. dachten sich die Kinder eine Fotostory aus und setzten Zwar gab es eine Online-Ausfüllhilfe, aber ohne Beratung diese mit dem Tablet PC kreativ um. durch den dbv ging es meistens nicht. Die Bibliotheken, die sich in der ersten Ausschreibungsrunde bewarben, muss- ten sogar einen besonderen Stresstest bestehen, denn sie bekamen eine sehr kurze Abgabefrist gesetzt. Während des Projektzeitraumes kam es zu Versuchen, das Bewerbungs- verfahren zu entzerren und die Förderregelungen zu lo- ckern. Für den bürokratischen Aufwand und das Engage- ment wurden die Bibliotheken dadurch belohnt, dass sie die technische Ausstattung, die sie im Rahmen der Förde- rung kauften, in ihrer Bibliothek behalten durften, z. B. TING-Stifte, Beamer, Laptop und Leinwand oder die Tablet PCs. Die Internetpräsenz als Herzstück Im Juli 2014 ging ein neuer Internetauftritt www.lesen- und-digitale-medien.de online. Die Website diente als ers- te Anlaufstelle für Interessenten und Teilnehmer, die dort Besuch bei Seit Oktober 2014 waren auch eigene Ideen zur Leseför- - übersichtlich aufbereitet - die wichtigsten Informatio- der Feuerwehr für derung mit digitalen Medien gefragt. Das neue Format "Sei nen zum Projekt, zur Antragstellung und Durchführung die Fotostory 2.0 kreativ! Sei digital!" ermöglichte viele weitere Aktivitäten fanden. Ergänzend fungierte sie als Informationsplattform in Bayreuth für Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren, zum Thema „Digitale Leseförderung“ und stellt nun nach seien es Workshops oder Ferienkurse. Diese Maßnahmen Abschluss von „Lesen macht stark“ gelungene Best-Practi- wurden mit bis zu 25.000 Euro gefördert und durften sich ce-Beispiele vor.2 ab Oktober 2015 direkt an junge Geflüchtete richten; in der Zeit der großen Flüchtlingswelle kam diese Option sehr gelegen. Rückblick in Zahlen Auch die kommenden Ausschreibungsrunden ab 2016 Nach der letzten, achten Ausschreibungsrunde im Som- standen für Maßnahmen im Flüchtlingskontext offen, mer 2016 endete das Projekt im Mai 2017. Insgesamt för- ebenso für freie Konzepte wie Geocaching, Hörspiel- und derte der dbv in fünf Jahren „Lesen macht stark: Lesen und Video-Projekte, Trickfilm-Workshops oder Rallyes mit Ac- digitale Medien“ rund 350 lokale Bündnisse in allen 16 tionbound. Bundesländern. Rund 15.000 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren mit erschwertem Zugang zur Bildung konnten in über 1.100 durchgeführten Aktionen anhand von digitalen Medien für das Lesen begeistert werden. 278 | 279
Auch bundesweit war das „Bilderbuchkino digital“ (127 Konzepte) am beliebtesten, gefolgt von den freien Projek- ten (118) und der Fotostory 2.0 (75). An 88,9 % der lokalen Bündnisse waren Bibliotheken beteiligt und ca. 780 Ehren- amtliche leisteten Unterstützung bei der digitalen Leseför- derung.3 „Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien“ Fortsetzung folgt? „Read Social! Offline lesen, in Bayern online erzählen“ – Frank Von 2018 bis 2022 wird das BMBF weitere außerschuli- Neuhaus, selbstständiger Bemerkenswerterweise konnten Niederbayern und die sche Maßnahmen der kulturellen Bildung für bildungsbe- Marketing-Berater und Oberpfalz punkten, denn von den 29 „Lesen-macht-stark“- nachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen. Die Ex- Social Media-Trainer von Projekten in kommunalen öffentlichen Bibliotheken in pertenjury im BMBF hat das Konzept „Total digital! Lesen Ad!Think in Nürnberg, unter- Bayern waren 14 dort angesiedelt (siehe Praxisbeispiele im und erzählen mit digitalen Medien“ des dbv für die zweite stützte das Projekt in der Beitrag von Eva Donhauser in diesem Heft). Fünf Maßnah- Runde von „Kultur macht stark“ akzeptiert und den Ver- Stadtbibliothek Nürnberg. men wurden in Mittel-, Ober- und Unterfranken bewilligt, band erneut zur Förderung vorgeschlagen. Nun werden zehn in Oberbayern und Schwaben. Insgesamt 14 kommu- Folgegespräche über eine mögliche Fortsetzung entschei- nale Bibliotheken bekamen den Zuschlag für das „Bilder- den. buchkino digital“, sechs für die „Fotostory 2.0“4, zwei für „Read social!“ (Nürnberg, Traunstein) und eine für „Go life! Anmerkungen Was will ich werden?“ (Fürth). 1. Vgl. auch die Berichte von Julia Schabos „Ting, Twitter Konzepte für freie Projekte gab es vor allem von größe- und Tablet: Leseförderung und digitale Medien“ in BFB ren kommunalen Bibliotheken, insgesamt sechs: „Sei krea- 08(2014), S. 240 ff. sowie „Zwei Jahre ‚Lesen macht Bildrechte: dbv (1); Orell Füssli Sicherheitsdruck AG, Zürich (1); Stadtbücherei Ingolstadt (1); Stadtbibliothek Bayreuth (1); tiv! Sei digital!“ (Erlangen), „QR-Code-Rallye“ (Burghau- stark‘“ in BFB 10(2016), S. 58 ff. sen), Real- und Trickfilmwerkstatt zur Sprachförderung 2. Seit August 2017 wird im Bereich „Impulse“ eine Doku- (München), App-solut lesen (Kaufbeuren), Schreibwerk- mentationsbroschüre mit 13 erfolgreich durchgeführ- statt mit medialer Verarbeitung an einer Mittelschule ten Projekten zum Download angeboten. (Augsburg), Actionbound von Flüchtlingen für Flüchtlinge 3. „Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien“ in Zah- (Pfaffenhofen a.d.Ilm). len – vom Mai 2013 bis Mai 2017 (dbv, Stand: 18. April 2017, 3 Seiten) Hinzu kamen 13 Maßnahmen in kirchlichen Büchereien, 4. Bilderbuchkino digital: Bad Aibling, Burghausen, Burg- davon 9 „Bilderbuchkino digital“, eine „Fotostory 2.0“ und lengenfeld, Deggendorf, Gerolzhofen, Hunderdorf- 3 freie Projekte. Insgesamt kann Bayern somit 42 „Lesen Neukirchen-Windberg, Kallmünz, Landshut, Nittenau, macht stark“-Bewilligungen verzeichnen, die Bibliotheken Nittendorf, Straubing, Tirschenreuth, Wald, Weiden i. d. beantragt haben. Neben der Kreativität der Ausgestaltung Opf. war es von vornherein wichtig, dass das Projekt mit den Fotostory 2.0: Bayreuth, Ingolstadt, Starnberg, Strau- Partnern vor Ort kontinuierlich fortgesetzt werden kann. bing, Wald, Weiden i. d. Opf. So sollte langfristig eine bessere Integration aller Kinder 5. siehe Anm. 3 und Jugendlichen der betreffenden Kommune/Stadt er- Stadtbücherei Starnberg (1); Frank Neuhaus (1) reicht werden. Der dbv sieht weitere positive Impulse da- rin, dass die Teilnehmer Angebote der kulturellen Bildung in die Fläche getragen, neue (digitale) Veranstaltungsfor- mate ausprobiert und die lokale Vernetzung vorange- bracht haben. Neben dem kulturpädagogischen Gewinn ist DIE AUTORIN: es den Bibliotheken, nicht zuletzt durch die mediale Auf- Sabine Teigelkämper, M. A. ist Mitarbeiterin merksamkeit gelungen, sich besser zu positionieren.5 Die der Außenstelle Würzburg der Landesfachstelle BSB/Landesfachstelle hat kontinuierlich über das Projekt für das öffentliche Bibliothekswesen. informiert und stand für Fragen zur Verfügung, außerdem war der Leiter, Ralph Deifel, Mitglied der Jury. BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN 11 | 2017
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