Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte

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Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte
Reque, Dezember 2018                    2. Rundbrief                       Tobias Messer

Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe
Interessierte,
ich hoffe Euch allen geht es gut und Ihr konntet, mit nicht allzuviel Stress, die letzten
Monate in Deutschland genießen. Kaum zu glauben, dass Weihnachten ansteht und es
Zeit ist, meinem zweiten Rundbrief zu schreiben.
Entspannt sitzte ich im Sofa des Wohnzimmers meiner Gastfamilie, rieche den
unglaublich leckeren Essensduft aus der Küche, denn meine Gastmama ist gerade
dabei, dass „almuerzo“ (dt.Mittagessen) kochen, und genieße einfach die harmonisch-
familiäre Atmosphäre.
Während ich die letzten zwei Monate, seit meinem ersten Rundbrief, nochmal Revue
passieren lasse, ist so viel neues passiert, so dass ich versuche, euch einen guten
Einblick über mein momentanes Leben zu verschaffen.
Aber fangen wir mal ganz von vorne an:

Die Einsatzstellen
Wie gehabt unterstütze ich die Lehrer_innen des „Centro Ann Sullivan“, eine Schule
für Menschen mit körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen, drei Tage die
Woche bei ihren Tätigkeiten und Aufgaben mit den Schüler_innen des „colegios“.
Das „Centro Ann Sullivan“ ist eine gemeinnützige Bildungsorganisation, die 1979 von
Dr. Liliana Mayo in Perú gegründet wurde, um der Gemeinschaft von Menschen mit
unterschiedlichen Fähigkeiten-Personas con habilidades differentes und ihren Familien
zu dienen. Inzwischen hat sich die Bildungsorganisation in vielen Ländern Südamerikas
ausgebreitet und sich somit zu einem internationalen Modellzentrum für Inklusion,
Bildung, Ausbildung und Forschung entwickelt. Somit befindet sich ein „Centro Ann
Sullivan“ in Reque, indem ich inzwischen seit vier Monaten meinen Frewiwilligendienst
absolviere und ich wirklich dankbar dafür bin. Die Philosophie des „Centro Ann
Sullians“, die meine Chefin, Julia Incio Sanchez, mir nähergebracht hat, ist
vielversprechend:
   1. Personas con habilidades differentes (dt. Menschen mit unterschiedlichen
      Fähigkeiten) in das Leben einbeziehen (Zuhause, Schule, Arbeit und
      Gemeinschaft), so dass sie ein produktives, unabhängiges und glückliches
      Leben führen können

   2. Bildung der Familien, damit sie die besten Eltern/Lehrer_innen sein können

   3. Durchführung von Forschungsarbeiten, um Lernerfahrungen zu ermitteln, die
      jeden weiterbringt- Wissenschaft, Psychologie, Gemeinschaft
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Genau dieses Konzept mit den Zielen des Zentrums verfolgen die Lehrer_innen und ich
jeden Tag mit Freude, Ausdauer, Geduld, Motivation, Liebe und vielem mehr...
So komme ich jeden Tag ins „colegio“ (dt.Schule), bevor der größte Teil der
Schüler_innen nach und nach eintrudelt. Ich versuche alle mit offen Armen zu
empfangen und freue mich auf einen neuen, erlebnisreichen und prägenden Tag im
„Centro Ann Sullivan“. An sich blieb der Tagesablauf beim alten und ich unterstützte
sie beim Umziehen der Klamottem, beim Ausführen von Alltagspraktika und bei allen
weiteren Tätigkeiten und Aufgaben. Mir wurde immer mehr bewusst, dass eine
Kontinuität des monotonen Tagesablaufes essentiell wichtig für die Schüler_innen ist,
denn durch die sukzessiven Handlungsabläufen bildet sich langfristig eine Routine für
die Schülerinnen und Schüler. Zum Beispiel zeigte ich einem Schüler, wie man seine
Schuhe richtig bindet und er es erst nach dem fünften Mal geschafft hat, sich
selbständig die Schnürsenkel zu binden. Am nächsten Tag hatte er es nach dem
zweiten Mal geschafft und inzwischen bindet er, ohne jegliche Unterstützung oder
Hinweis, selbstständig seine Schuhe. Es ist für mich echt schön zu sehen, wie schnell
ich Fortschritte bei einigen Schüler_innen erkenne und ich versuche mich in allen
Tätigkeiten so gut wie möglich einzubringen.
In der letzten Zeit hatten wir viele Ausflüge unternommen, waren gemeinsam am
Strand von Puerto Ethen, viele Spaziergänge gemacht, um den Schüler_innen mehr
von Reque zu zeigen und durften gemeinsam Feste feiern. Eines davon war der „Día de
la Cáncion Criolla“ (dt. Tag der kreolischen Lieder), den das „Centro Ann Sullivan“ jedes
Jahr am 31. Oktober zelebriert. Durch Lieder, Tänze und unterschiedlichen
Instrumenten haben wir der Festgeist der drei Regionen Perús, Küste-
Andenhochgebirge-Regenwald, durch Musik wiedergespiegelt. Ein wirklich schöner Tag
für alle!

Schüler der „Primaria B“ des „Centro Ann Sullivan“ beim Tag der kreolischen Lieder

Ende November fand endlich die Olympiade des Ann Sullivans statt, auf die die
Schüler_innen monatelang trainiert haben. Viele Elternteile haben an diesem
besonderen Tag teilgenommen und ihre Tochter oder ihren Sohn lautstark,
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ununterbrochen angefeuert. Die Olympiade eröffnete ein ehemaliger Schüler des
“Centro Ann Sullivans“ namens Martin Corejo Gonzales, mit dem Anzünden des
olympischen Feuers. Martin arbeitet für die Regierung in Reque und führt ein
selbständiges Leben. Für mich ist es toll zu sehen, was er erreicht hat und es ihm dabei
gut geht. Ich denke die Olympiade war für jeden Beteiligten, sei es der/die Schüler/in,
ein Familienmitglied oder eine Lehrerin, ein ganz besonderer Tag, da alle zusammen
gezeigt haben, welche besonderen Fähigkeiten in den Schüler_innen steckt, die eine
körperliche und/oder kognitive Beeinträchtigung haben.

FÜNFTE Olympiade „especiales“ –besonders im Centro Ann Sullivan

Wilfrank, Schüler vom „Centro Ann Sullivan“ gibt sein bestes bei der Olympiade

Eine weitere wichtige und nachhaltige Initiative finde ich das Recycling. Bei den
alltäglichen Spaziergängen sammeln die Schüler_innen des „Centro Ann Sullivans“
Plastikflaschen ein, die im Innenhof der Schule zwischendeponiert werden. Am Ende
des Jahres wird die gesamte Plastikmenge, inklusive Kartonstapel und unnützbares
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Papier an eine Recyclinganlage in Reque gebracht und mit dem Profit das
bevorstehende Weihnachtsfest finanziert.

Bei einem gemeinsamen Spaziergang, um die Intiative gegen Plastik zu zeigen!

In der Grundschule „Montegrande“ biete ich, wie gehabt, an vier unterschiedlichen
Klassen, „Inicial“ (dt. Vorschule) bis „Primaria 5 y 6 degrado“ (dt. Abschlussklasse zur
weiterführenden Schule), Workshops in verschiedenen Bereichen wie Englisch, Sport
und inzwischen „Ciencia y technología“ (Umweltfach) an. Seit neuesten bin ich gerade
dabei, mit den Kindern der älteren Klassenstufe ein TiNi (Tierra de los Niños y Niñas y
jovénes), ein Umweltprojekt, das den Kindern das Bewusstsein der Umwelt und ihrer
Vielfalt näher bringen soll, zu errichten. Ein kleiner Garten wird selbstständig von den
Kindern bepflanzt, gepflegt und dekoriert, in dem sie entscheiden, wie sie ihren Garten
gestalten wollen. Stück für Stück sind wir gerade dabei das Projekt zu planen. Anhand
von Bildern und Beispielen habe ich den Kindern das Projekt näher gebracht, damit die
Motivation der Kinder steigt und sie vom TiNi überzeugt sind. Die Vorbereitung läuft
gut, auch wenn wir gerade noch am Anfang stehen und ich bin gespannt darauf, wie
sich das Projekt bis zum nächsten Rundbrief entwickelt.
An sich haben sich die Workshops und deren Qualität mit der Zeit verbessert. Das liegt
nicht zuletzt daran, dass sich für mich nach vier Monaten im Arbeitsalltag eine gewisse
Kontinuität aufgebaut hat und ich im ständigen Austausch mit den Lehrerinnen der
Grundschule „Montegrande“, den Eltern der Kinder und zuletzt mit den Schüler_innen
stehe. Durch den Austausch und durch das Zwischenseminar (dazu später mehr) habe
ich neue und wichtige Impulse und erhalten, die ich in die vielfältigen Workshops mit
einbringe. Nachdem ich anfangs viel „Frontalunterricht“ gegeben hatte, gestalte ich die
Workshops mit viel Spiel und Spaß, wodurch die Lerneinheiten kreativer und für die
Kinder effektiver werden. Denn zumindest in der Grundschule „Montegrande“
besitzten die Kinder kaum Englischkenntnisse, da die Lehrerinnen so gut wie nie
Englischunterricht geben und somit versuche ich „poco a poco“ die Fremdsprache den
Kindern näherzubringen.
Ein weiterer Grund zur Qualitätsverbesserung der Workshops ist die Verbesserung
meiner Sprachkenntnisse. Durch die vielen sozialen Kontakte, die ich hier in Perú
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bisher pflege, verbessert sich meine Sprache im Spanischen stetig. Inzwischen muss ich
nicht immer im Wörterbuch nachschlagen, um ein Wort im Spanischen nachzuschlagen
und somit wird alles „flüssiger“.
Insgesamt bin ich mit den zwei Einsatzstellen richtig glücklich, denn an jedem Tag
erlebe ich so viel und sammel unglaublich viele Erfahrungen! Vor allem dadurch, dass
ich sowohl Schülerinnen und Schüler, die eine körperliche und/oder geistige
Beeinträchtigung haben als auch Schüler_innen ohne eine Beinträchtigung im Alltag
begleite, hat sich mein Horizont in diesem Bereich um ein Vielfaches erweitert.

Bei einem Tagesausflaug an die Polizeistation (links) Beginn unseres TiNi-Projektes in
mit dem „Centro Ann Sullivan“                      in der Grundschule Montegrande (rechts)

Mein Alltag
Nach der kurzen Einführungsphase in das für mich “Neue” und “Unbekannte”, hat sich
für mich ein Alltag eingependelt. Nachdem ich um halbsieben am frühem Morgen
aufstehe, mache ich mich erstmal Richtung Küche und bereite ich mir mein vielfältiges
Frühstücksbuffet vor- frittierte Kochbananen, Eier, eine Schüssel Haferflocken mit
reichlich Obst, ein frischgepresster Fruchtsmoothie und dazu noch eine Tasse Café. So
kann doch erstmal der Tag starten!
Nachdem ich das „Centro Ann Sullivan“ oder die Grundschule in Montegrande
vormittags besucht habe, fahre ich meist mit einem Fahrrad wieder Richtung Zuhause
meiner Gastfamilie. Auf der Rückfahrt treffe ich viele Peruanerinnen und Peruaner, die
ich in Reque kenengelernt habe und schwatze mit ihnen immer eine Runde. So
begegne ich fast immer einer älteren Dame in Montegrande, der ich eines Tages
geholfen habe, die Früchte wieder aufzusammeln, nachdem sie mit ihrer Schubkarre
gestürzt ist, und sie unendlich dankbar dafür war. Jedes Mal wenn ich mich ihrem Haus
näher, winkt sie mich zu ihr und besteht darauf, eine Frucht als Stärkung
mitzunehmen. Oder in Reque ruft ein Fussballfreund aus weiter Entfernung mir zu:
„Toni Kroos, vamos a jugar fútbol a las 4:30 pues, puedes?“ - („Heute gehen wir um
halbfünf wieder kicken, bist dabei?“). Genau für diese kleine Dinge und Momente bin
ich dankbar und sie geben mir das Gefühl, richtig in Reque angekommen zu sein.
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte
Zuhause angekommen wartet auch schon meine Gastfamilie auf mich und gemeinsam
essen wir zu Mittag. Mit ihnen tausche ich mich über den Tag aus, was in naher
Zukunft ansteht und genießen einfach die Zeit zusammen. Was auch eine ganz nette
Angewohnheit für mich wurde, sind die 20-minütigen „Siestas“ (dt. Mittagsschläfchen),
die sich auch mal bis zum frühen Abend hinziehen können.
Meist kicke ich mit Fußballfreunden abends, gehe ins Fitnesstudio oder joggen.
Dadurch, dass ich jetzt ein Fahrrad habe, nutzte ich die Möglichkeit die umliegenden
Dörfer kennenzulernen oder die Natur zu erkunden, um einfach mal vom Alltag
abschalten zu können und mich voll und ganz der Meditation widme. Ab und zu gehe
ich zu Tanzstunden, um mich in Marinera zu verbesseren (s. Erster Rundbrief).
Am späten Abend bin ich dann auch meist erschöpft und mache mich dran die Klassen
für die nächsten Tage vorzubereiten. Am Ende des Tages verbringe ich oft bis in die
Nacht Zeit mit meiner Gastfamilien oder Freunden, bevor ich mich am nächsten Tag
um halbsieben mit einem Lächeln im Gesicht wieder aus dem Bett schwinge.

Mit meinem Gastbruder, André Gamarra           Mit meinen Gastnichten, Eluney und
nach einer Joggeinheit! (links)                Ayelen Gamarra (rechts)

Meine Gastfamilie
Ich habe meine Gastfamilie schon von Anfang an in meinen Herz geschlossen und bin
froh, dass sie mich sehr schnell als Familienmitglied aufgenommen haben. Das zeigt
sich auch wenn sie mich bei unzähligen Veranstaltungen mitnehmen und mich als
„Sohn“ ihrer Familie vorstellen. Dadurch konnte ich mich sehr gut in die Gastfamilie
integrieren und sie geben mir das Gefühl „Zuhause“ zu sein. Ich bin dankbar, dass ich
eine so tolle Gastfamilien habe und das sie mich so herzlich in ihrer Mitte
aufgenommen haben.
Anfang Oktober durfte ich meine Gastschwester, Yelka, und meine Gastnichten, Ayelen
und Eluney, aus Lima kennenlernen. Mit ihnen zusammen haben wir viel
unternommen, den Geburtstag meiner Gasttante, Lorena, gefeiert und einfach viel
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte
Spaß miteinander gehabt! Ich kann es kaum erwarten sie an Weihnachten wieder in
die Arme zu schließen und Ayelen und Eluney dabei rufen: „Tio Bobby, te
extrañamos!“- Onkel Bobby, wir haben dich vermisst. Sie sind einfach ein
Sonnenschein für meine gesamte Gastfamilie.
Eine Sache, die die Familienharmonik meiner Meinung nach stört und vorallem meiner
Gastmutter, Mariela, belastet, sind die Sorgen um Hector Manuel, meinem kleinem
Gastbruder. Wenn er aus der „Secundaria“ (dt. weiterführende Schule) heimkehrt,
bewegt er sich erstmal an den PC und surft in Facebook stundenlang herum oder
verlässt das Haus bis spät abends. Als meine Gastmutter mir seine Schulhäfte zeigte
und er lediglich auf fast allen Seiten nur die Überschriften seiner Pflichtaufgaben
notierte und der Rest „blanco“ blieb, schokierte es auch mich. Er macht einfach fast
gar nichts für seine Schule, obwohl er sich im Abschlussschuljahr seiner Schullaufbahn
befindet. Dementsprechend bekommt er nicht zu selten Examen mit 0 Punkten zurück
(beste Note sind 20 Punkte), wo er lediglich seinen Namen beschriftete! In einem
Brudergespräch habe ich ihm meine Vergangenheit geschildert, was ich damals für
große Steine rumtragen musste, und welche Hürden ich übersprungen habe. Als ich
auf meinen Lebenssinn übergeleitet bin, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass ich ihn
zum Nachdenken gebracht hatte, zumindest wurde die Gastbruder-Bruder Beziehung
noch viel interessanter. Ich habe meine Gastbrüder, meine Gastschwester und
Gasteltern tief in meinem Herzen geschlossen.

Meinen Geburtstag, den ich auf dem ersten Zwischenseminar in Trujillo gefeiert hatte,
wollte ich zusammen mit meiner Gastfamilie und Freunden in Reque nachfeiern.
Nachdem ich die Familienmitglieder meiner Gastfamile, die Lehrer_innen des „Centro
Ann Sullivans“, meine Mentorin, Delia Ortega, Freunde und Mitfreiwilligen zu der
großen Geburtstagsfete einlud, haben meine Gasteltern Mariela und Héctor sich so
viel Mühe bei den Vorbereitung gegeben. So haben sie das Wohnzimmer zu einer
Tanzfläche umgewandelt, viel dekoriert und alles supersüß eingerichtet. Am Abend, als
alle angekommen sind, gab es erstmal ein sehr leckeres Essen, denn mein Gastvater
Héctor hatte im Innenhof ca. 40 Hähnchen gegrillt, die einfach ein Genuss waren!
Nachdem viele Fotos „geschossen“ wurden, um den Moment festzuhalten, wurde bis
in die tiefe Nacht gefeiert und es war für mich ein ganz besonderer Tag, den ich nie
vergessen werde. Jeder einzelne wollte an meinem Geburstag teilnehmen und mir ein
Geschenk überreichen und viel Anerkennung schenken. Selbst meine Mentorin, Delia
Ortega, hat sich drei Tage die Mühe gegeben, eine Geburtstagstorte mit meinem
Heimatfußballverein aus Deutschland zu dekorieren.
Ich hätte nie gedacht, dass ich den Geburtstag so krass feiern werde. Ein wirklich tolles
Erlebnis!
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte
Links: Mit meiner Gastmutter, Mariela Maquén Rechts: Das Team des „Centro Ann Sullivan-

    meinem Gastvater, Héctor Gamarra und ich                        Reque“

Was sonst noch so passiert ist...
Mitte Oktober hatten wir Freiwilligen aus dem Norden unser erstes Zwischenseminar
in Trujillo. Natürlich war es schön die bisherigen Erfahrungen mit den anderen
Voluntari@s zu teilen und durch Powerpointpräsentationen mehr Einblicke über ihre
Einsatzstellen, Gastfamilien und ihrem Leben zu erhalten. Den Meisten geht es gut und
sie sind rundum zufrieden mit der Wahl der Einsatzstellen und ihren Gastfamilien. Aber
das erste Zwischenseminar ist auch dafür da, gemeinsam über Probleme und
Unsicherheiten sich auszutauschen und dabei mögliche Verbesserungsmöglichkeiten
und Lösungen zu finden. Desweiteren konnte ich, wie oben beschrieben, mit neuen
Ideen und Anregungen zurück in die Einsatzstellen reisen. Zum Thema Erziehung und
Bildung habe ich gelernt, dass man mehr auf die Bedürfnissse der Schülerinnen und
Schüler eingehen sollte und ihnen dabei mehr Raum ermöglichen solle. Somit gestalte
ich die Workshops wie oben bereits erwähnt kreativer und effektiver, gehe sehr stark
auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ein und erkenne ihre Freude am
Lernen.
Nachdem wir auch interessante Ausflüge gemacht haben, wie zum Beispiel der Besuch
in das Museum „Chan Chan“ in Trujillo, das die Haupstadt des Königsreich Chimu vor
der Gründung des Inka-Reiches war, haben wir Voluntari@s aus dem Norden das
gemeinsame Wochenende in Trujillo verbracht. In der Nähe von Trujillo, am Strand von
Huanchaco, durfte ich das erste Mal im Leben mit einem Surfbrett die Wellenreiten.
Dieser Moment, wenn man einfach den wunderschönen Sonnenuntergang auf dem
Surfbrett genießt und der Gedanke aufkommt: „Wie schön kann des Leben doch
sein?!“ Ein unbeschreibliches, von Emotionen vollgeladenes Gefühl, dass mich einfach
glücklich gemacht hat.
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte
12 Voluntari@s aus dem Norden mit unserer Koordinadorin Anne Wittman und Arturo auf dem
Zwischenseminar in Trujillo

Und der wunderschöne Sonnenuntergrand am Strand von Huanchaco

Impact-Workshop in Chiclayo
Zusammen mit drei Freiwilligen aus dem Norden (Anna, Alicia, Moritz) haben wir im
November beim Impact-Seminar in Chiclayo teilgenommen, um uns mit dem
Plastikproblem hier in Perú auseinanderzusetzten. Täglich werde ich mit Plastik
konfrontiert. So sehe ich zum Beispiel auf dem Weg zur Grundschule in Montegrande
Unmengen an Plastikmüll an den Straßen verteilt, der wahrscheinlich schon seit
Jahrzehnten sich dort gesammelt hat und somit das Ambiente der Natur schädigt. Aber
auch bei einem Einkauf bekomme ich drei/vier Plastiktüten auf einmal, wenn ich aus
verschiedenen Abteilungen Sachen kaufe. Von daher hatten wir die Motivation was in
dieser Problematik zu verändern. Auf dem Seminar haben wir Mitfreiwillige viele
junge Peruanerinnen und Peruaner kennnengelernt, die sich inzwischen als „Change-
Maker“ nennen dürfen, da sie soziale oder ökologische Projekte zur Veränderung des
Weltbewusstseins auf die Beine gestellt haben.
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Bekannte und liebe Interessierte
Mit ihnen zusammen haben wir unser Projekt „GECOPA“ gegründet, dass den
Plastiktütenverbrauch in einem Dorf namens Patapo um die Hälfte senken soll.
Bisher stehen noch die Vorbereitungen an, das Projekt zu realisieren. Viele Personen
finden das Projekt klasse und wollen uns dabei unterstützten. Letzendlich könen wir
aus dem Projekt was ganz GROßES bewirken.

Mancora-Trip
Zusammen mit der Chiclayo-Ganng (Alicia, Anna und Moritz), dem Mentor von Moritz
namens Jano und einem Südfreiwilligen aus Húanoco namens Kasper, haben wir uns
auf dem Weg gemacht, den Norden von Perú zu erkunden. Somit haben wir uns
spontan entschieden, das verlängerte Wochenende in Mancora zu verbringen.
Und es hat sich auf alle Fälle rentiert! Obwohl es nur drei Tage waren, hat es sich für
mich wie ein zweiwöchiger Urlaub auf Spanien angefühlt und ich konnte mich von
meinem turbulentem Leben in Reque-Chiclayo erholen. Wir waren surfen, sind mit
riesen Schildkröten geschwommen und hatten unvergessliche Abende! Hier möchte
ich auch nochmal erwähnen wie wichtig mir die Bindung zu den anderen Mitfreiwillgen
ist. Was wir immer alles gemeinsam erleben und wie ausgelassen und entspannt die
Stimmung untereinander ist, zeigt sich immer wieder an solchen Ausflügen. Von daher
nochmal ein dickes Dankeschön an die Voluntari@s 2018/19, insbesondere an die
CHICLAYO-GANG!!!

Mit den Schildkröten in Ñuro schwimmen

Mit Jano Rodruiguez und Moritz an einem legendären Aussichtspunkt
Ausblick in die Zukunft
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und ich in den Schulen sind wir gerade dabei
Weihnachtsdeko aufzuhängen, einen Plastiktannenbaum zu basteln und möglichst
viele Lichterketten aufzuhähngen. Insgesamt stehen noch vier „Chocolatadas“ bis zum
24. Dezember an und ich muss dementsprechen viele Dinge besorgen. Eine
„Chocolatada“ ist ein „kleines“ Weihnachtsfest für Kinder und Erwachsene, um ihnen
mit Süßigkeiten und „juegetos“ (dt. Spielchen) eine Freude zu bereiten. Ich habe die
Ehre als „Papa Noel“ (dt. Weihnachtsmann) bei einer „Chocolatada“ teilzunemen und
den Kindern bzw. Erwachsenen hoffentlich ein Lächeln schenke. Ich freue mich auf
jedenfall darauf!
Gegen Weihnachten kommt meine Schwester und ihr Freund aus Deutschland zu
Besuch. Zusammen werden wir einige Tage bei meiner Gastfamilie verbringen bevor es
für Silvester nach Mancora geht.
Im neuen Jahr werde ich mit zwei Freiwilligen eine längere Reise in den Süden machen
und interessante Städte wie Arequipa, Puno (Titicacasee) und Cusco besichtigen.
Meine Erlebnisse und Erfahrungen werdet Ihr im nächsten Rundbrief erfahren.
Am Ende meines Rundbriefs möchte ich mich nochmal bei allen Leuten bedanken, die
mich in diesem Jahr unterstützen und ohne die dieser Freiwilligendienst nicht möglich
wäre:

• Danke an die Fachstelle Internationale Freiwilligendienste der Erzdiözese Freiburg,
dass ihr dieses Programm anbietet und mir das alles hier ermöglicht

• Danke an alle Unterstützer/-innen aus meinem Spendenkreis, die meinen
Freiwilligendienst hier mitfinanzieren

• Danke an meinen Mentorin Delia, die mich hier super unterstützt, mich an vielen
Veranstaltungen mitnimmt und immer ein offenes Ohr für alles hat

• Danke an meine Gastfamilie hier in Reque, die mich als neues Familienmitglied
aufgenommen hat und ich mich superwohlfühle

• Danke an meine Chefin Julia des „Centro Ann Sullivan“ und allen Lehrer_innen der
„Primaria Montegrande“, das ich die Erfahrung in den Einsatzstellen sammeln darf, die
unglaublich prägend sind.

• Danke an meine Freunde in Deutschland, die den Kontakt immer mit mir suchen und
mich immer auf dem Laufenden halten, was es neues zu berichten gibt

• Danke an meine Familie in Deutschland, die mich in der Vorbereitung auf meinen
Freiwilligendienst immer unterstützt hat und mir auch aus der Ferne immer wieder
unterstützt, witztige Familiengeschichten erzählt und einfach immer mir zur Seite
steht.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest
und einen guten Rutsch ins neue, erlebnisreiche Jahr 2019!

Schlussendlich möchte ich darauf hinweisen, dass sich mein Bericht auf subjektive
Erfahrungen und Wahrnehmungen beruht und somit nicht verallgemeinernd für Peru
gilt. Es darf keinesfall Schlüsse auf das ganze Land oder auf die Menschen gezogen
werden.
Genießt die bevorstehenden Zeit und bleibt alle gesund!
Ich schicke Euch ganz herzliche Grüße aus dem sonnigen Reque
Euer Tobi

PS: Wer noch mehr Fragen zu meinem Leben und Erlebnissen hier hat, kann sich gerne bei mir
melden, entweder per E-Mail(tobias-messer@web.de) oder per Facebook (Tobias Messer)

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