Medikamentöse Therapie der stabilen Angina pectoris

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Medikamentöse Therapie der stabilen Angina pectoris
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Medikamentöse Therapie der stabilen Angina pectoris
Altbewährtes und Neues

MichaT. Maedera, Reto P. Engela, b, Hans Ricklia
a   Fachbereich Kardiologie, Departement Innere Medizin, Kantonsspital, St. Gallen; b Kardiologische Praxis, St. Gallen

                                                                                           ten, die revaskularisiert sind oder werden). Für rein anti-
                                                                                           ischämische Medikamente (Tab. 3 und 4 p) ist ein pro-
Quintessenz
                                                                                           gnostischer Nutzen in der Regel nicht nachgewiesen.
P Die medikamentöse Behandlung der stabilen koronaren Herzkrank-
heit zielt auf eine Verbesserung der Prognose durch Verminderung von
Herzinfarkten und kardiovaskulär bedingten Todesfällen sowie auf eine                      Koronaratherosklerose
Reduktion der Symptome, in erster Linie der Angina pectoris, ab.
                                                                                           Prinzip
P Aus prognostischen Gründen soll jeder Patient mit Azetylsalizylsäure,
einem Statin und bei durchgemachtem Infarkt, eingeschränkter linksven-                     Die KHK ist eine komplexe, progressive atheroskleroti-
trikulärer Pumpfunktion und/oder Herzinsuffizienz mit einem ACE-Hem-                        sche Erkrankung, deren Biologie durch eine konse-
mer und einem Betablocker behandelt werden.                                                quente nicht-medikamentöse und medikamentöse Se-
                                                                                           kundärprophylaxe beeinflusst werden kann. Dabei
P Die Angina pectoris kann durch Medikamente günstig beeinflusst wer-                       spielt wahrscheinlich die Menge an Plaques, aber auch
den, welche den myokardialen Sauerstoffverbrauch reduzieren und/oder                       deren Zusammensetzung und die damit einhergehende
den Blutfluss in der Ischämieregion verbessern. Die gebräuchlichsten                        Vulnerabilität und die endotheliale Dysfunktion eine
antianginösen Medikamente sind Betablocker, Kalziumkanalblocker und                        wichtige Rolle. Plaque-Rupturen, welche zu Koronar-
Nitrate. Kaliumkanalöffner (Nicorandil) und Sinusknoteninhibitoren                         thrombosen und Infarkten führen, treten nicht unbe-
können in zweiter Linie allenfalls ergänzend auch eingesetzt werden.                       dingt nur an zuvor hochgradig stenosierenden, sondern
Neu ist in der Schweiz auch ein metabolisch wirksame Substanz (Rano-                       oft an wenig stenosierenden, instabilen Plaques auf.
lazin) verfügbar.*                                                                         Man geht davon aus, dass die nicht-medikamentöse und
P Die antianginöse Therapie sollte den Bedürfnissen des einzelnen                          medikamentöse Sekundärprophylaxe («vaskuloprotek-
Patienten individuell angepasst werden.                                                    tive Therapie») die Menge an Plaques reduzieren kann
                                                                                           und insbesondere eine Plaque-stabilisierende Wirkung
                                                                                           hat. Zudem wird die Endothelfunktion verbessert.
                      Einleitung
                                                                                           Lebensstiländerungen
                      Die Behandlung von Patienten mit stabiler Angina pecto-              Es kann nicht genug hervorgehoben werden, dass das
                      ris – darunter wird generell die chronische koronare                 nicht-medikamentöse Management der Risikofaktoren
                      Herzkrankheit (KHK) verstanden (das heisst ausserhalb                die Basis jeder Therapie der KHK darstellt (Tab. 1).
                      des akuten Koronarsyndroms) – verfolgt zwei hauptsäch-
                      liche Ziele: (1.) Verbesserung der Prognose durch Präven-            Thrombozytenaggregationshemmer
                      tion von Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz und Tod, und                und orale Antikoagulation
                      (2.) Reduktion der Symptome bzw. Verbesserung der Be-                Die irreversible Hemmung der Cyclooxygenase-1 und
                      lastungstoleranz [1–3]. Diese Ziele werden durch allge-              damit die Hemmung der Produktion von Thromboxan-
                      meine nicht-medikamentöse Massnahmen, eine indivi-                   A2 und Thrombozytenaktivierung durch Azetylsalizyl-
                      duell massgeschneiderte medikamentöse Therapie sowie                 säure (ASS) führt zu Reduktion von Morbidität und
                      Revaskularisationseingriffe bei selektionierten Patienten            Mortalität bei Patienten mit KHK. Eine tägliche Dosis
                      erreicht. Im vorliegenden Artikel wird die medikamen-                von 75–150 mg ist ideal. Bei Allergie kommt eine Be-
                      töse Therapie beschrieben, welche Bestandteil der Be-
                      handlung aller Patienten mit KHK ist, unabhängig davon,              Abkürzungen
                      ob ein primär konservativer oder primär invasiver An-                ACEI «angiotensin converting enzyme inhibitor»
                                                                                           ARB Angiotensin-Rezeptor-Blocker
                      satz verfolgt wird. Voraussetzung ist eine adäquate Dia-
                                                                                           ASS Azetylsalizylsäure
                      gnostik und Risikostratifizierung [4–7] und eine entspre-             HDL «high density lipoprotein»
Micha T. Maeder
                      chend klare Vorstellung von der primären Strategie. Die              KHK Koronare Herzkrankheit
                      medikamentösen Angriffspunkte betreffen (1.) die Koro-               LDL «low density lipoprotein»
                      narien, (2.) die «Umbauprozesse» des linken Ventrikels               LVEF «left ventricular ejection fraction» = linksventrikuläre
Die Autoren erklä-                                                                              Auswurffraktion
ren, dass sie keine   nach Infarkt, und (3.) die myokardiale Ischämie. All-
                                                                                           OAK Orale Antikoagulation
Interessenkonflikte    gemeine Massnahmen (Tab. 1 p) und Medikamente
im Zusammenhang       (Tab. 2 p), die auf den ersten beiden Ebenen wirken,                 * Hinweis der Redaktion: Da Ranolazin (Ranexa®) während der
mit diesem Beitrag
                      sind von prognostischer Bedeutung und deren adäquate                   Drucklegung dieser SMF-Nummer in der Schweiz in den Handel
haben.
                      Verschreibung ist somit «obligatorisch» (auch für Patien-              kam, wurden die Angaben in der Online-Version aktualisiert.

                      CME zu diesem Artikel finden Sie auf S. 744 oder im Internet unter www.smf-cme.ch.    Schweiz Med Forum 2010;10(43):746–752           746
curriculum

 Tabelle 1. Allgemeines Risikofaktoren-Management inklusive nicht-medikamentöse Massnahmen (nach [1–3]).

 Massnahme                                Kommentar/Ziel
 Schulung                                 • Verbesserung des Risikofaktorenmanagements
                                          • Durch besseres Krankheitsverständnis verbesserte adherence
                                          • Vorgehen bei Angina pectoris in Ruhe: Instruktion für korrekten Gebrauch von sublingua-
                                            lem Nitrat, Kenntnis und Prävention von Nitratnebenwirkungen, Anwendung von
                                            prophylaktischem Nitrat; Instruktion über Verhalten bei persistierenden Angina pectoris
                                            in Ruhe
 Körperliche Aktivität                    • 30–45 (60) Minuten körperliche Aktivität an möglichst vielen Tagen der Woche (moderates
                                            Ausdauertraining ergänzt durch leichte Kraftausdauer)
                                          • Supervisierte Programme (Rehabilitation) für Risikopatienten, Teilnahme an Herzgruppen
 Ernährung/Gewicht                        • Mediterrane Diät
                                          • Konsum von Fischöl (Omega-3) mindestens einmal wöchentlich
                                          • Gewichtsreduktionsdiät falls übergewichtig (Ziel: Body Mass Index 18,5–25 kg/m2,
                                            Bauchumfang
curriculum

Tabelle 2. Medikamente mit günstigem Effekt auf die Prognose (nach [1–3]).

Medikament                    Tagesdosis      Indikation                                       Kommentar
ASS                                100 mg     Alle Patienten mit KHK                           Bei gastrointestinalen Ulzera:
                                                                                               Kombination mit Protonenpumpenblocker,
                                                                                               evtl. Helicobacter-Eradikation
Clopidogrel                         75 mg     • Bei Kontraindikation für ASS                   Duale Thrombozytenaggregationshem-
                                              • Kombination mit ASS nach Stenting              mung (ASS + Clopidogrel) nach Stenting
                                                (nicht-beschichtet: ein Monat, beschichtet:    darf nicht unterbrochen werden
                                                6–12 Monate), NSTEMI (12 Monate),
                                                Bypass-Chirurgie (12 Monate)
Statine                                       • Alle Patienten mit KHK                         • UEW: Myopathien und Leberfunktions-
Pravastatin                     40–80 mg      • LDL-Cholesterin
curriculum

                   günstigen Remodelings zur Vermeidung einer Herz-                       Hemmer des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
                   insuffizienz ist das Ziel der medikamtösen Therapie nach                Patienten mit durchgemachtem Infarkt und einge-
                   einem Infarkt. Dabei spielen das Renin-Angiotensin-Al-                 schränkter linksventrikulärer Ejektionsfraktion («left
                   dosteron-System und das sympatische Nervensystem                       ventricular ejection fraction» [LVEF]) profitieren von
                   eine Schlüsselrolle.                                                   einer Behandlung mit einem ACE-Hemmer, unabhän-
                                                                                          gig, ob klinische Symptome einer Herzinsuffizienz vor-
Tabelle 3. Prinzipien der antiischämischen Behandlung.
                                                                                          liegen oder nicht. Mechanismen umfassen die Beein-
                                                                                          flussung des Remodelings, aber auch die Verbesserung
Die antianginöse medikamentöse Therapie soll symptomorientiert den individuellen          der endothelialen Funktion. Alle Patienten mit KHK
Patientenbedürfnissen angepasst werden.
                                                                                          und asymptomatischer linksventrikulärer Dysfunktion,
Kurzwirksame Nitrate sind die Therapie der Wahl für alle Patienten zur akuten             Herzinsuffizienz, arterieller Hypertonie, Diabetes melli-
Symptombehandlung.
                                                                                          tus oder chronischer Niereninsuffizienz sollen mit ei-
Verschiedene Medikamentenklassen können additiv wirken.                                   nem ACE-Hemmer behandelt werden [1, 2]. Ob auch
Die Dosierung der einzelnen antianginösen Substanz sollte vor der Ergänzung durch         andere Patienten mit KHK mit einem ACE-Hemmer zu
ein zweites Medikament zuerst nach oben titriert werden.                                  behandeln sind, ist nicht ganz klar. Die HOPE-Studie
Für die Kombinationen gibt es keine fixen Regeln, wobei aber bei gewissen Kombi-           (Ramipril) [14] und die EUROPA-Studie (Perindopril)
nationen Vorsicht am Platz ist (z.B. Betablocker und Nicht-Dihydropyridine, wenn          [15] zeigten, dass selbst Patienten mit KHK oder KHK-
die Herzfrequenz schon tief ist oder Diltiazem und Ranolazin wegen Interaktion).
                                                                                          Äquivalent ohne Herzinsuffizienz oder linksventriku-
Persistierende Beschwerden trotz antianginöser Zweiertherapie können in der Regel         läre Dysfunktion von einer ACE-Hemmer-Therapie pro-
durch den Zusatz einer dritten antianginösen Substanz nur noch wenig beeinflusst
                                                                                          fitierten. Im Gegensatz dazu konnte die PEACE-Studie
werden. Diese Patienten profitieren in der Regel von einer kathetertechnischen oder
chirurgischen Revaskularisation.                                                          (KHK, LVEF 040%; Trandolapril) [16] keinen Nutzen ei-
                                                                                          nes ACE-Hemmers zeigen. Die Patienten in der PEACE-

                     Tabelle 4. Antiischämische Medikamente (nach [1–3]).

                     Medikament                      Dosis                           Indikation                          Kommentar

                     Betablocker                                                     «First-line»-Antianginosum          • Von ca. 15% aller Patienten nicht
                     Atenolol                        100 mg                                                                toleriert
                     Metoprolol                      100–200 mg                                                          • Betablockade anhand Ruhe und
                     Bisoprolol                      5–10 mg                                                               Belastungsfrequenz überprüfen
                     Kalziumkanalblocker                                             • Alternative zu Betablocker        UEW: Flüssigkeitsretention
                     Amlodipin                       5–10 mg                         • Kombination von Diydropyridin     (Knöchelödeme), Kopfschmerzen,
                     Nifedipin                       30–60 mg                          mit Betablocker                   Obstipation (Verapamil)
                     Verapamil                       2 x120 mg bis 2 × 240 mg        • Kalziumkanalblocker auch bei
                     Diltiazem                       2 x 90 mg bis 1 × 240 mg          vermuteter vasospastischer
                                                     (maximal 360 mg)                  Komponente
                     Kurz wirksame Nitrate                                           Behandlung des akuten Anfalls       • UEW: Kopfschmerzen, Schwindel,
                     Glyceroltrinitrat               Kapseln 0,8 mg                                                        Flush
                                                     2 Hübe (0,8 mg)                                                     • Nitrat-freies Intervall beachten
                     Lang wirksame Nitrate                                           Dauertherapie, Kombination          • Kontraindiziert mit PDEI
                     Isosorbidmononitrat             40–60 mg                        mit anderen Antianginosa
                     Isosorbiddinitrat               1–2 x 100 mg
                     Glyceroltrinitrat               5–10 mg/24 Stunden
                     (transdermal)
                     Molsidomin                      Retardierte Form, 1–3 x 8 mg    • Als 24-Stunden-Therapie           UEW wie Nitrate
                                                                                       (1–3 Dosen; keine
                                                                                       Toleranzentwicklung)
                                                                                     • Eine Dosis im Nitrat-freien
                                                                                       Intervall
                     Nicorandil                      2 x 10–20 mg                    «Add-on»-Therapie, kann mit         • UEW: gastrointestinale Ulzera,
                                                                                     Nitraten und Molsidomin kombi-        ansonsten wie Nitrate
                                                                                     niert werden                        • Kontraindiziert mit PDEI
                     Ranolazin                       2 x 375–1000 mg                 «Add-on»-Therapie zu Betablocker, • UEW: Übelkeit und Schwindel
                                                                                     CCB, Nitraten                     • Kontraindiziert bei schwerer
                                                                                                                         Nieren- oder Leberinsuffizienz,
                                                                                                                         gleichzeitiger Gabe von
                                                                                                                         Klasse-III-Antiarrhythmika
                                                                                                                         (ausser Amiodarone)
                                                                                                                       • Interaktionspotential (CYP3A4)
                     Ivabradin                       2 x 5–7,5 mg                    Patienten im Sinusrhythmus, die     • UEW: Phosphene
                                                                                     Betablocker nicht tolerieren oder     (häufig, aber transient)
                                                                                     bei denen Betablocker kontraindi-   • Kontraindiziert bei Sick-Sinus-
                                                                                     ziert sind                            Syndrom, akuter KHK,
                                                                                                                           fortgeschrittener Herzinsuffizienz
                     UEW = unerwünschte Wirkungen; PDEI = Phosphodiesterase-Inhibitoren.

                                                                                                          Schweiz Med Forum 2010;10(43):746–752             749
curriculum

                                                                                                                  Studie hatten ein tieferes Baseline-Risiko als die Patien-
                     O2-Zufuhr ↓                                    O2-Bedarf ↑                                   ten in der HOPE- und EUROPA-Studie (mehr Statine,
   BB, CCB, Ivabradin                                                                                             mehr Revaskularisationen), was zur Interpretation ge-
    Herzfrequenz ↑                                                                                                führt hat, dass KHK-Patienten mit normaler LVEF und
                                                                                                                  gut kontrollierten Risikofaktoren nicht von einem ACE-
              Diastolendauer ↓                                              Kontraktilität ↑
                                                                                                  BB              Hemmer profitieren [17]. Eine andere Interpretation ist
                                                                                                  CCB
   ASS,                                                                                                           diejenige, dass es Unterschiede zwischen verschiede-
   Statin,
               Koronarstenose            Koronarfluss ↓                 Herzfrequenz ↑            BB, CCB,        nen Substanzen gibt [17]. Die Richtlinien empfehlen ei-
    PCI,                                                                                          Ivabradin
   ACBP                                                                                                           nen ACE-Hemmer für alle KHK-Patienten, die nicht
   CCB,        Vasospasmus/                                                                                       «low risk» sind (Tab. 2), halten aber auch fest, dass es
                                                                       Wandspannung ↑
   ACE-         endotheliale                                                                                      nicht falsch sei, alle Patienten mit KHK [2] oder zumin-
                                             Ischämie
  Hemmer,       Dysfunktion
   Statin                                                                                         Nitrate, CCB,   dest alle Patienten mit KHK und Angina pectoris [1] mit
                                                                                  LV-Volumen ↑
                Druckgradient                                                                     Molsidomin      einem ACE-Hemmer zu behandeln. Bei Patienten nach
                   Aorta-
                LVEDP/RAP↓                                                           LVEDP↑       Nitrate, CCB    Myokardinfarkt ist ein Angiotensin-Rezeptor-Blocker
                                               LV-Relaxation↓   Ranolazin
                                                                                                  Molsidomin
                                                                                                                  (ARB) eine gleichwertige Alternative zum ACE-Hemmer
    Diastolischer                                                                  Systolischer    Nitrate, CCB   [18]. Der ARB wird aber nicht primär, sondern bei
    Aortendruck↓                                  Dauer                            Blutdruck ↑    ACE-Hemmer,
                                                mechanische
                                                                                                       ARB
                                                                                                                  Unverträglichkeit des ACE-Hemmers empfohlen. Die
                         Nitrate, CCB,           Diastole↓
    LVEDP / RAP↑         Molsidomin                                                                               Kombination aus ACE-Hemmer und ARB ist nicht wirk-
                                                                                                                  samer als eine Substanz allein [18].
Abbildung 1                                                                                                       Patienten mit grossem Infarkt (LVEF
curriculum

[19]. Die amerikanischen [2], nicht aber die europäi-       verbessern. Obschon nie gezeigt wurde, dass Betablo-
schen [1], Richtlinien empfehlen diese Therapie daher       cker die Prognose von Patienten mit stabiler Angina
für Postinfarkt-Patienten mit LVEF
curriculum

oder in Kombination mit anderen Antianginosa einge-       Ivabradin
setzt werden. Ein nitratfreies Intervall muss wegen der   Ivabradin hemmt einen Sinusknoten-spezifischen Io-
Toleranzentwicklung unbedingt befolgt werden. Bei Pa-     nenkanal (If-Kanal), reduziert die Herzfrequenz in Ruhe
tienten unter Langzeit-Nitraten (aber auch Molsidomin,    und unter Belastung und vermittelt seinen antiischämi-
Nicorandil; s.u.) sind Phosphodiesterase-Inhibitoren      schen Effekt somit durch Verlängerung der Diastole.
(Sildenafil usw.) aufgrund der Hypotonie-Gefahr kon-       Ivabradin hat keinen Einfluss auf die atrioventrikuläre
traindiziert.                                             Überleitung, den Sympathikotonus, die Kontraktilität
                                                          und den Blutdruck. Ivabradine (Zieldosis 7,5 mg oder
Molsidomin                                                10 mg pro Tag) und Atenolol (Zieldosis 100 mg/Tag)
Molsidomin ist ein Stickoxid-Donor und vermittelt den     [30] oder Amlodipin (10 mg/Tag) [31] haben eine ver-
antiischämischen Effekt wie die Nitrate durch ein venö-   gleichbare antiischämische Wirkung. Ivabradin ist so-
ses Pooling und somit Reduktion von Vorlast, Wand-        mit ein alternatives Antianginosum für Patienten, die
spannung und Sauerstoffbedarf, bewirkt aber keine To-     nicht mit einem Betablocker oder Kalziumkanalblocker
leranzentwicklung. Langwirksames Molsidomin kann          behandelt werden können. Die Rolle von Ivabradin als
im nitratfreien Intervall eingesetzt werden.              «Add-on»-Therapie bleibt offen, da diese Patienten
                                                          möglicherweise auch einfach von einer intensiveren
Nicorandil                                                Betablockade profitieren. Die BEAUTIFUL-Studie [32]
Nicorandil ist ein Hybrid-Medikament, welches als         konnte bei KHK-Patienten mit LVEF
Medikamentöse Therapie der stabilen Angina pectoris:
Altbewährtes und Neues /
Traitement médicamenteux de l'angine de poitrine stable: du
classique et du nouveau

Weiterführende Literatur (Online-Version) / Références complémentaires (online version)
1        Fox K, Garcia MA, Ardissino D, Buszman P, Camici PG, Crea F, et al. Guidelines on the management of stable
         angina pectoris: executive summary: The Task Force on the Management of Stable Angina Pectoris of the European
         Society of Cardiology. Eur Heart J. 2006;27:1341–81.
2        Fraker TD, Jr., Fihn SD, Gibbons RJ, Abrams J, Chatterjee K, Daley J, et al. 2007 chronic angina focused update of
         the ACC/AHA 2002 Guidelines for the management of patients with chronic stable angina: a report of the American
         College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines Writing Group to develop the
         focused update of the 2002 Guidelines for the management of patients with chronic stable angina. Circulation.
         2007;116:2762–72.
3        Cassar A, Holmes DR, Jr., Rihal CS, Gersh BJ. Chronic coronary artery disease: diagnosis and management. Mayo
         Clin Proc. 2009;84:1130–46.
4        Maeder MT, Zellweger MJ. Diagnostik der Koronaren Herzkrankheit – Teil 1: Generelles Testprinzip. Praxis (Bern
         1994). 2009;98:1059–66.
5        Maeder MT, Zellweger MJ. Diagnostik der Koronaren Herzkrankheit – Teil 2: Belastungs-EKG und
         Myokardperfusionsszintigraphie. Praxis (Bern 1994). 2009;98:1067–74.
6        Maeder MT, Zellweger MJ. Diagnostik der Koronaren Herzkrankheit – Teil 3: Stress-Echokardiographie und kardiale
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