Lit. die Schulzeitung - Schule ohne Rassismus?!
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[ lit.] magazin die Schulzeitung der Ernst-Litfaß-Schule Ausgabe 02 / Juni 2022 Schule ohne Rassismus?! ELSe will ihren Umwelt- Auf der „Straße Ramadan – ein Monat schutz verbessern des Erinnerns“ für das Mitgefühl Seite 14 Seite 15 Seite 19
Inhaltsverzeichnis EDITORIAL Seite 3 Titelthema: Diskriminierung und Chancen(UN)gleichheit in der deutschen Bildung ab Seite 4 INTERAKTIVE SEITE Seite 11 MELDUNGEN Seite 12 & 13 SCHULLEBEN ELSe will ihren Umweltschutz verbessern Seite 14 Auf der „Straße des Erinnerns“ Seite 15 WERKSTATTSERIE Das Arbeitsleben in der Offsetdruckerei Seite 16 & 17 KULTUR Buch- und Serientipps gegen den Weltschmerz Seite 18 Ramadan, Zuckerfest & orthodoxes Ostern Seite 19 Schön wär’s!
Was wir fordern: NIE WIEDER KRIEG! Über die Lage der Welt und unseren Beitrag Editorial Wir leben in rauen Zeiten, nicht erst seit der Coro- lysieren, zu beobachten, Schlussfolgerungen zu nakrise. Und es gab auch wenig Zeiten, in denen wir ziehen, zu diskutieren, an uns zu arbeiten. Dazu uns nicht mit Kriegen in dieser Welt auseinanderset- gehört, auch wenn es wehtut, sich Fehler einzu- zen mussten. Aber es gab Zeiten, in denen wir die gestehen. Und, was vielleicht noch schwerer ist, Krisen und Kriege besser ignorieren konnten, weil auch Privilegien müssten erkannt und aufgegeben sie so weit weg stattfanden, dass wir kaum betrof- werden. fen waren und so die Chance hatten, schnell über den ersten Schreck hinwegzukommen, uns wieder In diesem Sinne haben wir in der aktuellen Ausga- auf uns selbst und unser Wohlbefinden zu konzen- be des [lit.magazins] den Themenschwerpunkt auf trieren. Diese Zeiten sind vorbei, denn die Corona- die Chancen(UN)gleichheit im deutschen Bildungs- krise betrifft uns direkt, die Klimakrise wird deutlich system gelegt. Wie rassistisch und diskriminierend spürbar und seit Russland die Ukraine überfallen geht es in unserer Gesellschaft zu, wie fair ist unser hat, ist ein Angriffskrieg geografisch so nah gekom- Land? Hat jedes Kind, gleich welche Religion, so- men, dass wir nicht mehr wegsehen können. Der zialen Gegebenheiten, welchen ethnisch-kulturel- 24. Februar hat die Welt verändert, er hat die Leben len Hintergrund es hat, die gleichen Chancen sich der Menschen in der Ukraine zerstört und er hat uns zu entwickeln und zu entfalten und beruflich alles bis ins Mark erschüttert. Tausende Menschen star- zu erreichen, was im Rahmen seiner Möglichkeiten ben bereits, unzählige verloren ihren Besitz, Fami- liegt? Oder wird dieser Rahmen vorgegeben, sind lien wurden auseinandergerissen. Die Bilder von die Möglichkeiten von Anfang an eingeschränkt und Leid und Zerstörung brennen sich in unser kollekti- abhängig von der Herkunft? Die Bildungslandschaft ves Gedächtnis ein und die Frage, warum es diesen ist der perfekte Gradmesser, um zu ergründen, wie sinnlosen Krieg überhaupt gibt, lässt uns ohnmäch- eine Gesellschaft funktioniert und wie (un)gerecht tig fühlen. Aus den letzten Monaten ergibt sich eine sie ist. Genau hier kann die Veränderung beginnen, wichtige Forderung, die lautet: NIE WIEDER KRIEG! hier können wir Verantwortung übernehmen. Unser Schulmotto lautet „Medien machen – Farbe zeigen“, Es ergibt sich aber auch die Frage: Welche Bedeu- wir glauben, hoffen, arbeiten zwar daran, einen tung habe ich überhaupt, wenn ich diesen Krieg und diskriminierungsfreien Raum zu schaffen und alle die Krisen nicht direkt verhindern kann? Diese Frage Schüler*innen gleichermaßen zu fördern. Aber: Ist muss nicht unbeantwortet bleiben, wir müssen uns das wirklich so? Wir sind dem nachgegangen und nämlich nicht ohnmächtig fühlen, denn die letzten möchten euch die Ergebnisse hier präsentieren. So Monate haben auch eine Erkenntnis gebracht: Wir hoffen wir, euch auch mit der 2. Ausgabe des [lit. brauchen Veränderung, wir müssen uns bessern! magazins] eine spannende, anregende Lektüre zu Unsere ständige Aufgabe ist es, Zustände zu ana- bieten und freuen uns auf den Austausch mit euch! Impressum Redaktionsmitglieder: Paulina Jootzer, Sami Al Taie, Melissa Auflage und Druck: 300 Stück produziert in der hauseigenen Hoffmann, Abdul Rahman Shahrour, Salman Khan, Panagiotis Druckerei der Ernst-Litfaß-Schule. Lachanopoulos, Patrick Staack Wir danken dem Förderverein der Ernst-Litfaß-Schule, für den Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Herr Schmäke zuständig ist, herzlich für die Finanzierung des Mike Förster, Schulleiter der Ernst-Litfaß-Schule Drucks. Ebenso danken wir Mike Förster für die Förderung der AG. Entwurf des Layouts & interaktive Seite: Abdul & Melissa Ein weiterer großer Dank für die schnelle Beantwortung Organisation der AG: Thomas Milde & Nelly Dinter unserer Anfragen geht an alle Ansprechpartner*innen die- ser Ausgabe, allen weiteren Autor*innen danken wir herz- Fotonachweise: Titelbild & S. 13 M. Dupré, S. 5 S. Ulbrich, lich für ihr Engagement und für Druck, Lektorat und Feed- S. 12 & 15 I. Grollmus, S. 16 & 17 M. Wurmisch, S. 18 „Arcane“ back geht ein herzliches Danke an Sven Möhler, Armin Kley & www.filmstarts.de, alle weiteren Fotos von N. Dinter Angela Gottschalk! Redaktionsschluss: 26. Mai 2022 Ernst-Litfaß-Schule / Cyclopstraße 1 - 5 / 13437 Berlin
Aktuell & allgegenwärtig: Rassismus Ein Plädoyer für Vielfalt und Toleranz Titelthema Die Welt ist angeblich tolerant und jeder sollte die Was ist es nur, dass Menschen dazu führt, so zu gleichen Rechte haben. Doch leider ist Rassismus denken? Meist haben sie aus den verschiedensten ein sehr großes Problem in unserer Gesellschaft Gründen etwas gegen alles und jeden, das nicht und beschränkt uns „Ausländer*innen“ in sehr vie- der gewohnten Umgebung entspricht. Sehr viele len Fällen, es macht uns das Leben deutlich schwe- Menschen denken schlecht über bestimmte Her- rer als es für manche, vor allem Jugendliche, eh kunftsländer und sehen die Menschen mit diesem schon ist. Es wird sehr oft gesagt, Deutschland hätte Migrationshintergrund als eine „Minderheit“ in kein Rassismusproblem, was aber überhaupt nicht Deutschland an, die sie nicht integrieren wollen. stimmt. Gefühlt jeder 2. Mensch mit einem Migra- Warum ist das so und haben wir denn noch immer tionshintergrund leidet unter und kämpft mit Ras- nicht eingesehen, was für schreckliche Folgen Ras- sismus, sei es im Alltag, im Job, bei der Wohnungs- sismus hat? Ich selbst bekomme Rassismus fast täg- suche, in der Schule oder sogar auf der Straße, beim lich mit, aus meinem Umkreis von Mitmenschen, Racial Profiling der Polizei. Durchschnittlich wird mit denen ich absolut nichts zu tun haben möchte, ein Mensch mit schwarzen Haaren, großer Nase und oder von fremden Menschen im Internet. Es ist wirk- Die Karte einem Jogginganzug öfter von der Polizei angehal- lich schrecklich, dass heutzutage immer noch Men- von Ismael ten als weiß gelesene Menschen. Noch ein Nachteil schen wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder ihrem und Przemek Herkunftsland diskriminiert werden. Ich selbst erle- zeigt die Ver- ist es, einen nicht offensichtlich deutschen Namen teilung der zu besitzen, da viele von einem “Ahmed Basak‘‘ we- be es als weiß gelesene Person nicht, aber es macht Menschen mit niger erwarten als von einem ‘‘Artur Müller‘‘. Auch in mich absolut traurig, dass viele Menschen so be- Migrations- handelt werden. hintergrund in der Schule wird man anders und manchmal sogar Deutschland – wie ein Idiot behandelt als Ausländer*in, während laut Statistik privilegierte weiße Schüler*innen selbst mit gerin- Stellt euch vor, ihr würdet immerzu beobachtet , im- haben 58 % merzu analysiert und zum umstrittenen Gesprächs- von ihnen gerer Leistungsfähigkeit bessere Noten erreichen bereits als jemand mit Migrationshintergrund, der eben oft thema werden. In alles, was ihr tut und sagt, wird Rassismus in eine Schublade gesteckt wird. von Emircan O. zu viel hineininterpretiert. Alles, was ihr anblickt ist erlebt. fremd und beängstigend. Durch sozialen Ausschluss werden bestimmte Nationalitäten immer nur in ih- rem eigenen Kreis bleiben, da sie Angst haben von anderen diskriminiert zu werden und dann wundert sich die Mehrheitsgesellschaft, dass diese Gruppen sich nicht integrieren. Dabei ist „Integration“ keine Einbahnstraße, sondern kann nur von beiden Sei- ten erfolgen! Jahrhunderte lang hat nun dieses so sinnlose Problem Millionen von Menschen das Le- ben schwer gemacht. Man möge meinen, die Welt sei nach all den Kriegen, Katastrophen und unzäh- ligen Aufständen nachdenklicher, klüger, einfach ein Stückchen besser geworden. Aber wohin auch immer wir unsere Blicke richten, wir sehen in die- ser Welt immer noch das Gleiche. Überall Diskri- minierung. Überall Rassismus. Überall Hass. Über- all Dummheit. Ich finde, dass sehr viele Menschen aufwachen sollten. Es ist Zeit, dass Rassismus und Diskriminierung ein Ende haben, denn nur unsere Menschlichkeit und unser Empathie machen uns wirklich aus. von Sarah Z. Wir danken den Schüler*innen der 1-GA-20.01 für die Erstellung der Karten zu diesem Dossier! 4
Das Land der Chancen(UN)gleicheit Rassismus und Diskriminierung in der Bildung Titelthema Ein erklärtes Ziel der deutschen Bildungspolitik und aller deutschen Parteien ist es, Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen dieses Landes zu schaffen. Das bedeutet, alle sollten unabhängig von ihrer Herkunft so gefördert werden, dass sie ihren bestmöglichen Schulabschluss erreichen, um die für sie passenden und wünschenswerten beruf- lichen Möglichkeiten zu erreichen. Chancengleich- heit heißt nicht, dass alle Kinder das Recht haben, einmal ihren Wunschberuf auszuüben, das Abitur zu machen und sich nicht einem Wettbewerb um be- gehrte Ausbildungs- und Studienplätze zu stellen. Natürlich sind letztere begrenzt und es gibt einen Wettbewerb um sie, in dem die Schüler*innen mit Vielleicht ihrer Leistungsfähigkeit und -bereitschaft konkur- wäre die Bildungs- rieren. Chancengleichheit heißt aber, dass alle un- landschaft eingeschränkt das gleiche Recht haben, das beste gerechter, aus ihrem Leben zu machen und sich alle in den hätten mehr Lehrkräfte Wettbewerb um begehrte Berufe begeben mit der selbst einen realen Chance, zu den Gewinnern zu zählen – und Migrations- genau darin liegt das Potential und auch die Pflicht hintergrund. einer Schulbildung! dern oberer und mittlerer Schichten macht viel- mehr deutlich, dass die Schulkarriere eines Kindes In Schulen müssten also alle Kinder, egal welche in erheblichem Maße auch von sozialen Faktoren Hautfarbe, welches Geschlecht, welchen kulturel- bestimmt wird, die mit Leistungsfähigkeit weniger len Hintergrund, welche Muttersprache, welche zu tun haben.“ Kurz: Grundschullehrer*innen ver- soziale Herkunft sie haben und welchen Namen sie geben Gymnasialempehlungen eher für Ober- und tragen, dazu befähigt werden, all ihre Anlagen zu Mittelschichtskinder, auch wenn die übrigen Schü- entwickeln, all ihr Potential und ihre Ressourcen ler*innen die gleichen Noten haben. Eine weitere auszuschöpfen. Dies würde voraussetzen, dass alle Ungleichverteilung zeigte sich bei einer Untersu- Schulen in allen Städten, Kiezen und Milieus die- chung der Bildungsabschlüsse nach Geschlecht se Möglichkeit bieten, was eine Mammutaufgabe im Jahr 2014: Jungen sind gegenüber Mädchen im der Bildungspolitik ist, an der sie bisher grandios Nachteil. Als neues Phänomen wird nun auch unter- scheitert und dies würde voraussetzen, dass alle sucht, inwieweit Kinder mit Migrationshintergrund Lehrkräfte in diesem Land allen Kindern vorurteils- durch Lehrer*innen benachteiligt werden. Der So- frei begegnen. Letzteres klingt so naheliegend und ziologieprofessor Rainer Geißler hält es nach seiner selbstverständlich, dass es unnötig scheint, auf Studie für unstrittig, dass Kinder mit Migrationshin- diesen Aspekt den Fokus zu legen und genau hin- tergrund die deutlich schlechteren Bildungschan- zusehen. Schließlich handelt es sich um ausgebil- cen haben – was bei 26 % der Gesamtbevölkerung dete Pädagog*innen, die sich diesen sozialen Beruf ein erheblicher Anteil ist! Genau auf diesen Punkt ausgesucht haben im Bewusstsein, täglich mit den wollen wir uns angesichts der ethnisch-kulturellen unterschiedlichsten Kindern und Jugendlichen zu Vielfalt an der ELSe konzentrieren. Die Prämisse arbeiten. Dennoch zeigen Studien, wie viele Defizite dabei lautet: Gäbe es Chancengleichheit in Deutsch- genau in diesem Bereich liegen! Die Bundeszentrale land, müsste dann nicht in allen Berufen die Vertei- für politische Bildung zitiert Studien, die beweisen: lung der Menschen mit Migrationshintergrund ähn- „Chancengleichheit im Sinne von ‚Leistungsgerech- lich hoch sein wie in der Gesamtbevölkerung, also tigkeit‘ ist beim Übergang von der Grundschule in 26 %? Und: Würde die Benachteiligung der Kinder die weiterführenden Schulen offensichtlich nicht verhindert, hätten mehr Lehrkräfte selbst einen gegeben; die starke Verzerrung zugunsten von Kin- Migrationshintergrund? von Nelly Dinter 5
Medien machen, Farbe zeigen? Faktencheck zur Bildungslandschaft & ELSe Titelthema Ein ernüchterndes Bild ergibt sich, vergleicht man die Verteilung der Menschen mit Migrationshinter- grund in der Gesamtbevölkerung mit dem der Lehr- kräfte in Deutschland. Sollte die Verteilung nicht ähnlich sein, wenn es eine Chancengleichheit für alle gäbe? Sollten nicht Jugendliche aus allen Be- völkerungsschichten das Lehramt studieren kön- nen, wenn sie leistungsstark genug dafür sind? Sollten nicht vor allem auch Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Gruppen das Bedürfnis haben, Lehrer*in zu werden? Was die Zahlen eindeutig zeigen: die 26 %-Vertei- lung der Menschen mit Migrationshintergrund in der deutschen Gesamtbevölkerung findet sich mit- nichten in der Lehrer*innenschaft wieder: In Berlin haben gerade einmal 5,1 % der Lehrer*innen einen Migrationshintergrund! Die Zahl für unser Land ins- gesamt ist so bitter, dass man es kaum fassen kann: In Deutschland haben nur 1,4 % aller Lehrkräfte ei- nen Migrationshintergrund. Die ELSe ist leicht über dem Durchschnitt, an unserer Schule sind 8 % des Kollegiums nicht-deutscher Herkunft. Im Vergleich Milisavs und Alens Karte zeigt die prekäre zu unserer Schüler*innenschaft zeigt sich aber den- Prozentverteilung von noch, dass die Diversität der ELSe viel mehr unter Lehrkräften mit den Schüler*innen zu finden ist als unter den Leh- Migrationshintergrund in Deutschland und Berlin. rer*innen. Unserem Motto „Medien machen – Farbe zeigen“ werden wir also nur dahingehend gerecht, dass wir als weißes Kollegium offen sein und die uns besuchenden Schüler*innen ohne Diskriminie- rung fördern und beurteilen wollen. Ob das gelingt, ist die andere Frage. Was wir aber sicher kaum sein können: Identifikationsfiguren für die Schüler*in- nen mit Migrationshintergrund! Wir können sie wertschätzen und ihnen gut zureden, wir können versuchen, uns in sie hineinzuversetzen, aber den- noch beurteilen wir die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit von unserem priviligierten Standpunkt. Wie es sich anfühlt für die Schüler*innen von Men- schen bewertet zu werden, die kaum einen Bezug zu ihrer Lebensrealität haben, die ihre Religion oder die Muttersprache nicht gut kennen, können wir nur erahnen. Darum haben wir nachgefragt und geben auf der nächsten Seite Einblick in die Wahrneh- mung unserer Schüler*innen, vor allem in Bezug auf un- ser Schulmotto, das auf der Homepage in blumi- gen Worten erklärt wird. von Nelly Dinter 6 Die Karte von Fatmana und Oliver verdeutlicht: 8 % des ELSe-Kollegiums ist nicht-deutscher Herkunft.
Auf der Homepage der ELSe heißt es: Wir stammen aus verschiedensten Kulturen, prak- tizieren unterschiedliche Religionen oder auch gar Wofür steht eigentlich unser Schulslogan keine, sprechen viele Sprachen, tragen Kleidung Titelthema „Medien machen – Farbe zeigen“? diversester Stile, haben in unserem Leben ganz unterschiedliche Erfahrungen gesammelt und Natürlich wollen wir mit diesen Worten ausdrü- Geschichten erlebt, manche von uns sind jung, cken, dass unsere Berufe im Bereich der Medien- manche sind schon älter, manche von uns haben gestaltung und –technologie kreativ, bunt, vielsei- eine Beeinträchtigung und doch haben wir alle tig und spannend sind. So wie unser Schulalltag, eines gemeinsam: Wir sind Menschen. unser Kollegium und auch unsere Schülerschaft, die sich bewusst für dieses kreative Berufsfeld ent- Wir besuchen alle diese Schule, um voneinander zu schieden hat. Und hier liegt der doppelte Boden lernen. Wir gestalten gemeinsam. Wir erleben hier unseres Slogans: Neben dem Offensichtlichen wol- einen manchmal stressigen, manchmal entschleu- len wir damit auch ein gesellschaftliches und poli- nigten, aber einen immer friedlichen Schulalltag, tisches Statement setzen: Unsere Schüler*innen der vor allem von einem geprägt ist: Respekt für- und unser Kollegium sind vielfältig. einander, Respekt für unsere Vielfalt. „Stimmt! Unsere Schule ist sehr „Ich finde die Schule an sich gut, weil auch die Lehrer*innen sehr nett sind und auch nicht zu offen und akzeptierend. Jeder hat streng mit allem umgehen. Wir Schüler*innen die gleichen Chancen. Ich habe bis- werden alle respektiert, wie wir sind. Die Atmo- her keine Diskriminierung erlebt!“ sphäre ist schon auch sehr gut, weil man sich fast mit allen Lehrer*innen unterhalten kann, auch über die Noten und wie man sich verbes- sern kann. Ich finde es auch toll, dass viele Leh- „Was die Lehrer*innen angeht, fühle ich mich rer*innen mitlachen und vieles lustig nehmen als LGBTQ+ sehr respektiert. Allein, dass mein und mit uns über den Unterricht hinaus reden.“ sogenannter Leadname kaum noch benutzt wird, zeigt deutlich die Toleranz. Auch gegen- über den Schüler*innen mit Migrationshinter- „Ich habe noch nie darauf geach- grund sind sie sehr respektvoll und benachtei- tet, ob mich ein Lehrer mit Migrati- ligen diese nicht. Jedoch sind die Schüler*innen onshintergrund unterrichtet oder teilweise sehr abgeneigt gegenüber LGBTQ+ Menschen! Dies habe ich so erfahren, z.B. durch nicht. Hauptsache für mich ist es, hasserfüllte Kommentare unter der Pride Flag dass ich etwas lerne und mit der und dem Versuch, diese zu entfernen. Außer- Person klarkomme.“ dem werden psychisch beeinträchtigte Perso- nen von beiden Seiten kaum anerkannt!“ „Ich bin hier auf diese Schule gekommen, weil ich viele Diskriminierungserfahrungen ge- „Ich selbst fühle mich nicht immer vollkommen macht habe in meiner Grundschule und in mei- respektiert und frei. [...] Ab und zu bekomme ner Oberschule. Hier finde ich schon, dass das ich für ein Ergebnis, was den anderen gleicht, Schulmotto passt, dennoch würde ich mir mehr eine schlechtere Bewertung. Manchmal haben Lehrer*innen wünschen, die wie ich einen Mig- diejenigen, die weniger Arbeit in ihr Projekt ge- rationshintergrund haben und die gleiche Re- steckt haben, dennoch eine höhere Punktezahl. ligion, da ich mich damit wohler fühlen würde Zu der anderen Frage kann ich aber sagen: Ich und ein gewisses Vertrauen hätte.“ habe noch nie darauf geachtet, ob die Leh- rer*innen, die mich unterrichten, einen Migra- „Ich denke, dass ich nicht so viele tionshintergrund haben.“ Dummheiten gemacht hätte, wenn ich Lehrer*innen gehabt hätte, „Ich habe das Gefühl, dass versucht mit denen ich mich identifizieren wird, etwas zu kompensieren.“ kann. Ich wäre dann sicher auch motivierter!“ 7
Projekttag „Toleranz & Vielfalt“ Unser Engagement gegen Diskriminierung Titelthema „Toleranz und Vielfalt – gegen Rassismus und Diskri- Wir haben uns für das Thema Feminismus entschie- minierung.“ - so lautete der Titel unseres schulweiten den. Dabei wurde allen Meinungen der nötige Raum Projekttages am 26. Januar 2022. Alle Klassen ent- gelassen – nicht nur die Ansichten der Workshop- schieden sich selbst für einen Themenschwerpunkt leiter*innen sollten gelten. Begonnen haben wir mit und nahmen an Workshops teil bzw. besuchten Ein- dem Thema: Wie haben sich die Rechte der Frauen richtungen oder ein Museum. Wie genau dieser Tag in den letzten Jahrzehnten gewandelt? Konkret wur- verlief, erzählen uns drei Schüler*innen: de es anschließend, als wir die Sexualisierung von Frauen anhand eines Musikvideos des Rapers Young Unsere Klasse wurde gefragt, ob wir selbst im All- Hurn analysiert haben. Zum Schluss konnten wir tag Rassismus mitbekommen oder erleben und uns alle offen darüber äußern, was wir von Gleich- wie wir damit umgehen. Dadurch entstand eine berechtigung halten. Insgesamt herrschte eine sehr kleine Diskussion. Genaue Worte kann ich leider positive, ruhige und entspannte Stimmung bei un- nicht mehr wiedergeben, aber für mich persönlich serem Workshop. von Patrick S. hatte es sehr stark den Eindruck gemacht, als sei- en die Projektleiter da- Felix hat in meiner Klasse den Workshop über das von überzeugt, dass nur Thema „Diskriminierung und Rassismus“ durchge- Menschen mit dunkler führt. Als erstes haben wir uns alle vorgestellt und Hautfarbe Rassismus er- auf einem Zettel notiert, wie wir heißen, wie alt wir leben. Ich möchte nicht sind, was wir gern in unserer Freizeit machen und sagen, dass ich dem was uns wichtig ist. nicht zustimme, aber es Dann haben wir einen kleinen Kreis gebildet, in gibt Rassismus in jeder dem jeder seine eigenen Erfahrungen mit dem The- Form. Und auch wenn ma Rassismus berichten konnte. In unserer Klasse es für einige Personen haben alle einen Migrationshintergrund, darum ist schlimmer ist als für dieses Thema für uns so wichtig. Mir hat besonders andere, sollte man die gut gefallen, dass wir unsere eigene Meinung und Erfahrung anderer nicht unsere Erfahrungen erzählen konnten in dem Work- leugnen. shop. Das Thema ist wirklich wichtig und die Durch- So haben einige Schü- führung von Felix hat viel Spaß gemacht. ler*innen aus unserer Wir haben aber nicht nur über die aktuelle Situation Klasse von ihren Er- gesprochen, sondern auch über die Geschichte ge- fahrungen gesprochen, lernt. Was eine Monarchie und ein König ist, eine doch das Gesagte wurde Diktatur, was Demokratie und Meinungsfreiheit be- nicht gehört. Andere aus deuten. Insgesamt war der Projekttag sehr informa- meiner Klasse haben tiv und die Stimmung war trotz des ernsten Themas versucht ihren Stand- sehr gut in unserer Klasse. von Fatima S. punkt zu erklären, doch wurde daraufhin die Dis- Was bleibt von diesem Tag? Sich mit Themen wie Ras- kussion unterbrochen, sismus und Diskriminierung zu befassen, ist nicht an Huzeif und um mit dem weiteren Plan fortzufahren. Mag es einem einzelnen Projekttag erledigt. Sie begleiten Sercan aus aus zeitlichen Gründen gewesen sein, oder weil die uns ständig, immer wieder müssen wir Situationen der 2-IBA-04 erleben, in denen diskriminiert wird, Rassismus ge- nehmen an Workshopleiter*innen bereits ihre feste Meinung dem Work- hatten, das weiß ich nicht. hört leider zu unserem Alltag. Deshalb ist es enorm shop teil, den Ich selbst fand den Tag trotzdem sehr informativ wichtig, sich auch außerhalb der Stundentafel die Klassenkame- Zeit zu nehmen, über dieses Thema nachzudenken radin Fatima und an sich nicht schlecht. Ich hätte mir nur sehr nachbespro- gewünscht, dass die Schüler*innen unserer Klasse und ins Gespräch zu kommen. Schade ist es jedoch, chen hat. mehr Zeit gehabt hätten, ihre persönlichen Erfah- wenn junge Menschen dabei gar nicht gehört wer- rungen und Gefühle bezüglich dieses Themas zu tei- den, wie oben beschrieben. Doch: Dieser Projekttag len und gehört zu werden. von Paulina J. wird nicht der letzte zu diesem Thema gewesen sein! 8
Was kannst du tun als Betroffene*r? Titelthema Beratungslehrerin Frau Knigge im Interview „Ab der 7. Klasse ging ich in Brandenburg auf eine Fälle gab es, in denen Schüler*innen aufgrund äu- Oberschule. Jede Woche wurde ich dort von ande- ßerer Merkmale nicht korrekt behandelt wurden. ren Jugendlichen in Schlägereien verwickelt, weil Insgesamt aber wenige. An dieser Schule machen ich in deren Augen ein „Drecks-Kanacke“ war – Wie die Klassenlehrer*innen einen guten Job, weshalb die es immer gesagt haben. Warum sie das sagten? sich sowas nur selten hochschaukelt. Diskriminie- Weil ich der einzige Türke auf dieser Schule war.“ rung von Seiten der Lehrkräfte wäre natürlich auch Was hätte der Schüler, der anonym bleiben möchte, denkbar, allerdings ist es bisher in meiner bisheri- tun können, als er jeden Tag Diskriminierung an sei- gen Praxis noch nicht vorgekommen. ner Schule erlebte? Frau Knigge hat die Antworten! Was raten Sie in einem Fall von Diskriminierung Ich bin mir unsicher, wie Ihre korrekte Bezeich- wie in dem geschilderten Fall eines Schülers, der nung ist: Beratungslehrerin oder Vertrauensleh- ständig rassistisch beleidigt wurde? Oder auch rerin? allgemein bei Problemen? Ich bin Beratungslehrerin, zusammen mit Frau Niemals für sich selbst behalten, sondern Ansprech- Martens. Der Unterschied zu den Vertrauensleh- partner*innen suchen! Das können erstmal auch rer*innen, Frau Krause und Herr Briesemeister, be- Freund*innen sein. Schweigt man darüber, kann es steht darin, dass wir mit einzelnen Schüler*innen auf Dauer krank machen. Alles bleibt immer bei uns vertraulich sprechen und versuchen, gemeinsam Beratungslehrer*innen, es besteht also überhaupt mit ihnen Lösungen für individuelle Probleme ver- kein Risiko, wenn die Diskriminierung hier abgela- schiedenster Art zu finden. Die Vertrauenslehrer*in- den wird. Bisher gab es immer einen Weg, den wir nen hingegen arbeiten mit der Schülervertretung gemeinsam mit den Schüler*innen entwickelt ha- zusammen. Hier geht es eher um Anliegen, die die ben, der zu einer Verbesserung der Situation führte. gesamte Schüler*innenschaft betreffen oder Teile der Schüler*innenschaft. Sind Sie gerne Beratungslehrerin? Ja, ich mache diese Arbeit gerne! Aber sie ist nicht Was genau machen Sie? immer leicht. In der Regel sehe ich aber, wie sich Wir sind für alle Herausforderungen zuständig, die die Situation verbessert, meistens schon nach dem unsere Schüler*innen zu bewältigen haben und die ersten Gespräch. Das freut mich dann. Ich wünsche unbearbeitet eventuell einen erfolgreichen Schul- mir, dass unser Beratungsangebot von noch viel abschluss schwierig machen könnten. Es kann um mehr Schüler*innen genutzt wird! Erkrankungen, Stress in der Familie und im Freun- deskreis oder Konflikte in der Klasse oder mit Lehr- Wie schätzen Sie die aktuelle Situation unter den kräften gehen. Schüler*innen ein? Jung zu sein in dieser Zeit ist nicht ohne, meine Wie läuft es ab, wenn sich jemand an Sie wendet? Jugend war einfacher! Es ist gerade sehr schwer, Ganz wichtig: die Gespräche sind vertraulich und erwachsen zu werden! Nach 2 Jahren Pandemie, wir Beratungslehrerinnen unterliegen der Schwei- jetzt der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise. Es gibt gepflicht. Unsere Rolle ist eine ganz andere bei der heute sehr viele Zukunftsängste. Manchen ist in den Beratung: Wir bewerten nicht, wir geben keine No- letzten Jahren echt die Decke auf den Kopf gefallen. ten, sondern besprechen die belastende Situation Erwachsenwerden ist ja insgesamt eine krisenanfäl- empathisch und nehmen die Perspektive der zu Be- lige Zeit, es stellt sich die Frage: Wie geht es nach der ratenden ein. Manchmal stellen wir auch Kontakte Schule weiter? Und an dieser Stelle sind wir da: Wir zu außerschulischen Kooperationspartner*innen versuchen zu unterstützen. von Patrick S. her, aber nur wenn die zu Beratenden dies wün- schen. Sprechstunden der Vertrauenslehrer*innen finden täglich von 11.25 - 11.50 Uhr (außer Hatten Sie schon Fälle von Diskriminierung? mittwochs) im Raum 1.4.05 statt. Die Bera- Bisher sind keine richtig schlimmen Diskriminie- tungsgespräche sind vertraulich und unter- rungsfälle bei mir angekommen. Einige wenige liegen der Schweigepflicht! 9
Dir gefällt es an der ELSe? Dann sag‘s weiter & bring deine Freunde her! Anzeige Auch dieses Schuljahr neigt sich dem Ende zu Warum du das tun solltest? Klar, deine Freund*in- und wir, das ELSe-Kollegium, finden, dass Schü- nen besuchen dann die gleiche Schule wie du, ihr ler*innen und Lehrkräfte der ELSe das wieder könnt die Pausen zusammen verbringen, gemein- gemeinsam wirklich toll hinbekommen haben! sam an Projekten und AG’s teilnehmen und fortan im Team das Schulleben an der ELSe mitgestalten. Siehst du das auch so? Und was noch? Reicht ein Freund oder eine Freun- Wenn du glaubst, ... din durch dein Engagement tatsächlich eine Bewer- bung ein, soll er*sie einfach die Postkarte mit dei- … dass die ELSe auch in diesem Schuljahr gut läuft, nem Namen darauf abgeben. Wir melden uns dann bei dir und lassen dich als Dankeschön dann zwi- … ihr euch durch die Lehrkräfte und die Schule un- schen verschiedenen Giveaways auswählen: ELSe- terstützt fühlt und Trinkflasche, ELSe-Stoffbeutel oder -Schlüsselband, ELSe-T-Shirt – was unser Schulshop alles so hergibt! … den Eindruck habt, dass unsere Schule eine tolle Schule ist, Wie können sich deine Freund*innen bei uns mel- den? Gib ihnen eine der Postkarten, die zur Zeit dann erzähle doch gern deinen Freundinnen und überall im Schulhaus ausliegen, sie enthalten alle Freunden davon, die derzeit noch nicht genau wis- nötigen Kontaktdaten der ELSe! Du kannst natürlich sen, an welcher Schule ihr Bildungsweg ab Sommer auch deine Klassenlehrer*in oder im Sekretariat 2022 weitergehen soll. nach einer Postkarte fragen! Wir sind überzeugt davon, dass wir an der ELSe Du machst mit bei der Aktion? Toll, danke für dein viele tolle Bildungsmöglichkeiten bieten, die deine Engagement! Sie läuft bis zum 24. Juni 2022 – spä- noch unentschlossenen Freund*innen interessieren testens dann müssen sich deine Leute bei uns ge- könnten. Mach‘ sie auf uns und unseren beruflichen meldet haben. Schwerpunkt, die Mediengestaltung und -technolo- gie aufmerksam! Berichte ihnen von deinen Erfah- rungen in unseren Werkstätten, vom Unterricht, der Ganz herzliche Grüße, Atmosphäre bei uns, den vielen Projekten und Mög- dein ELSe-Team lichkeiten, Erfahrungen im Ausland zu sammeln! MEDIEN MACHEN FARBE ZEIGEN Ist unser Motto auch deins? Dann bewirb dich an unserer Schule. osz_ernstlitfass www.ernst-litfass-schule.de
Interaktive Seite Kreative Aufgabe für kreative Köpfe Hier kannst auch DU Farbe zeigen! Mach jetzt mit und gestalte die Litfaßsäule im „Zentangle-Stil“ zum Thema „Sport & Gesund- heit“. Der „Zentangle-Stil“ ist eine Kunst, bei der aus ver- schiedenen Strichen und Linien ein Muster ent- steht. Es ist nicht von Bedeutung, ob du ein Profi im Zeichnen bist oder nicht, denn diese Kunst ist zur Entspannung und lässt dich zur Ruhe kommen. Be- sonders gut eignet es sich, wenn du eine Pause vom Lernen oder vom Altagsstress brauchst. Mehr zum Thema Gesundheit erfährst du in der nächsten Aus- gabe des [lit-magazins]. Du kannst die Litfaßsäule analog in der Zeitschrift oder digital bei Illustrator bzw. Indesign gestalten. Reiche uns deinen fertigen Entwurf mit Namen und Klasse ein, entweder indem du diese Zeitungsseite bei Herrn Huth in R 0.1.04 abgibst oder indem du sie per E-Mail an schulzeitung@ernst-litfass-schule.de schickst. Wenn du Glück hast, erscheint die von dir designte Litfaßsäule in der nächsten Ausgabe! Von dieser Aufgabe ausgeschlossen sind alle Re- daktionsmitglieder, da diese später entschei- den, welcher Entwurf in der nächsten Ausgabe erscheint. Einsendeschluss ist der 7. Juli 2022! 11
„Pimp Our Thrones“ - Verschönerungsaktion Zusammenarbeit mit griechischem Gedenkort Ab dem Schuljahr 2021/22 mussten wir gehäufte Während der Zeit der deutschen Besatzungsherr- Fälle von Vandalismus hinnehmen: Toiletten wur- schaft in Griechenland (1941–1944) gingen Wehr- Meldungen den aufgrund von schweren Schäden gesperrt, vie- macht und SS mit äußerster Brutalität gegen die le Computer im PC-Raum mussten ausgetauscht Bewohner*innen vor. Hunderte Dörfer wurden zer- werden. Solche Zerstörungen sind nicht fördernd, stört, Mädchen und Frauen vergewaltigt, die männ- im Gegenteil muss unsere Schule aufgrund solcher liche Bevölkerung erschossen. Hunderttausende Aktionen Maßnahmen zur Minimierung solcher Fäl- Zivilisten fielen den Verbrechen zum Opfer. Fast alle le aussprechen, die Auswirkungen für jeden von uns griechischen Jüdinnen und Juden wurden depor- haben. tiert und ermordet. Auch in Lechovo im griechischen Die Schülersprecher*innen wollten die Vandalis- Westmazedonien ereigneten sich diese Gräueltaten. musvorfälle auf kreative Art minimieren, dafür ha- Dort haben nun Schüler*innen und Studierende die ben sie sich eine besondere Aktion ausgedacht: Geschichte des Ortes erforscht und vermuten, dass „Pimp Our Thrones“! Jede*r konnte im Lernraum einige Frauen aus Lechovo ins Frauenkonzentrati- einen gestalterischen Vorschlag machen. Laut der onslager Ravensbrück deportiert wurden. Schülersprecherin Kamila Zych ist diese Idee jedoch Vom 17. bis zum 22. Juni 2022 wird die Gruppe der gescheitert, weil sich keine Schüler*innen mit einem griechischen Jugendlichen in Ravensbrück mit Vorschlag zur Selbstgestaltung der Toiletten gemel- einer deutschen Gruppe zusammentreffen, zu det hätten. Zwischenzeitlich gab es technische Pro- der auch Schüler*innen der Ernst-Litfaß-Schule bleme bei der Anmeldung mit dem QR-Code. Einige gehören. Neben der Spurensuche in Ravensbrück Schüler*innen seien zwar interessiert gewesen, ha- werden außerdem Podcasts erarbeitet, die künftige ben aber letztlich doch nicht teilgenommen, da sie Besucher*innen der Umgebung Lechovos per QR- die Verschönerungsaktion nicht an einem Samstag Code abrufen und als Informationsquelle verwen- umsetzen wollten. Wir sind aber optimistisch, dass den können, außerdem entstehen in einer zu die- dem Projekt eine zweite Chance gegeben wird! Ich sem Zweck errichteten Werkstatt Druckgraphiken. appelliere noch einmmal an alle Schüler*innen: Im Juli 2022 treffen sich beide Schüler*innen- Wenn ihr solche Projekte von unseren Klassen- und gruppen dann in Lechovo, um dort an geeigneten Schülersprecher*innen seht, unterstützt sie! Nur so Gedenkplätzen die QR-Codes zu den Podcasts an- schaffen wir gemeinsam eine Veränderung unser zubringen und die gemeinsam erstellten Druckgra- Schule! von Panagiotis L. phiken auszustellen. von Panagiotis L. Mete-Eksi-Preis Frankreichfahrt und Italienpraktikum 2022 Mete Eksi war ein Ju- Nach den Lockdowns ist es nun endlich wieder mög- gendlicher mit tür- lich, bei außerschulischen Projekten und Praktika kischer Abstammung, dabei zu sein. Durch interne oder externe Organisa- der im Jahr 1991 bei toren sowie Partnerprogramme können Länder in- einer mutmaßlich recht- nerhalb Europas für mehrere Tage oder gar Wochen sex-trem motivierten besucht werden. Die Kosten werden zu einem gro- Gewalttat ums Leben ßen Teil gedeckt, sodass die Auslandsaufenthalte kam. Sein tragischer sehr günstig sind. Im zweiten Schulhalbjahr wurden Tod führte zur Gründung gleich zwei Projekte durchgeführt, Schüler*innen Preis 3000 des Mete-Eksi-Preises, Bewerbt euch mit Ideen und Projekten, die zeigen: fuhren eine Woche nach Frankreich bzw. sechs Wo- Eigene Bewerbung bis zum 30. September 2022 WIR SCHAFFEN ES, IN BERLIN bei dem Arbeiten von chen nach Italien. Einerseits fand der Austausch des Kindern und Jugend- schon im vorigen Halbjahr begonnenen Projekts Nominierung Dritter bis zum 16. September 2022 FREI VON RASSISMUS Bewerbungen unter: ZUSAMMENZULEBEN! mete-eksi-preis.de Preisverleihung: lichen für einen offe- „Gemeinsame Vision Commune“ statt: Vom 16. bis 26. November 2022 · 12:00 Uhr nen, interkulturellen 22.5.2022 besuchten 10 Schüler*innen der ELSe die Plakatgestaltung von Abdul Rahman Shahrour, Schüler der Ernst-Litfaß-Schule Rathaus Charlottenburg 3. Etage Otto Suhr-Allee 100 10585 Berlin Umgang ausgezeichnet Projektteilnehmer*innen in Paris, die sie im Novem- Mete Ekşi (19) greift in eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Jugend- werden. Die ELSe hat ber 2021 hier in Berlin willkommen hießen. Einen zur diesjährigen Preisausschreibung einen Beitrag lichen unterschiedlicher Herkunft am Adenauerplatz ein. Ein Baseballschläger trifft ihn am Kopf. Er stirbt am 13. November 1991. Vor seinem Tod organisierte Mete Ekşi Begegnungen zwischen Berliner Jugendlichen. Sein Wunsch: ein friedliches Zusammenleben. Dies fördert der von der Gewerkschaft Erziehung und längeren Aufenthalt in Spoleto in Italien nehmen 15 geleistet: Unter mehreren Entwürfen unserer META- Wissenschaft (GEW) Berlin und dem Türkischen Elternverein Berlin-Brandenburg e. V. gegründete Mete-Ekşi-Fonds e. V. Schüler*innen der ELSe von Mai bis Juni 2022 wahr, Schüler*innen wurde das eingereichte Plakat von um Praktika in unterschiedlichen Betrieben durch- Mit freundlicher Unterstützung vom Bildungs- und Förderungswerk (BFW) der GEW und vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. V.i.S.d.P.: Peter Baumann, Mete-Ekşi-Fonds e.V., Ahornstraße 5, 10787 Berlin Abdul Shahrour aus der 1-MA-20.01 ausgewählt, um zuführen. Hinbegleitet wurden die Schüler*innen für den Preis zu werben. Auch ihr könnt teilnehmen, verschiedener Bildungsgänge von Herrn Möhler, die wenn ihr euch bis zum 30.9.2022 auf der Homepage weiteren Wochen werden sie vor Ort von italieni- mete-eksi-preis.de bewerbt! von Nelly Dinter schen Ansprechpartnern betreut. von Panagiotis L. 12
Schulshop eröffnet mit vielen Produkten Girls- & Boys’Day an der ELSe Unsere Schule hat viele eigene Produkte, diese wer- Am 28.4.2022 fand wieder einmal der Boys- und den für ein kleinen Aufpreis an Interessierte verkauft. Girls’Day in verschiedenen Betrieben und OSZs Meldungen Es gibt USB-Sticks, Trinkflaschen, Kalender, Schlüs- statt. Dabei handelt es sich um einen Tag für Schü- selbänder, T-Shirts und Beutel mit dem Schullogo. ler*innen der 9. und 10. Jahrgangstufe, die so die Anschauen kann man sich das alles in den Glasvitri- Chance erhalten, in für sie interessante Berufe hi- nen, die im Erdgeschoss und in der ersten Etage zu neinzuschnuppern. An der ELSe haben sich an die- finden sind. Die ElSe verteilt sie als Giveaways bei sem Tag 26 Schüler*innen eingefunden, um sich im Messen, Veranstaltungen und der Werbeaktion (sie- Bereich der Mediengestaltung bzw. in den Werkstät- he S. 10), ihr könnt sie aber auch kaufen. Dazu einfach ten der Offset- und Hochdruckerei sowie der Buch- Herr Huth in R 0.1.04 ansprechen! von Panagiotis L. binderei auszuprobieren. von Patrick S. Stempel für den Widerstand Ausstellung in Ravensbrück mit ELSe-Beitrag Während der Zeit der deutschen Besatzung in Frank- Behn der Sache an. Schon nach kurzer Zeit ent- reich war es eine zentrale Aufgabe der Résistance, standen aus schlechten Scans feine Vektorgraphi- des französischen Widerstandes, Ausweispapiere ken. Zwei davon wählte die Gedenkstätte aus, um zu fälschen, um Verfolgte mit einer neuen Identi- Stempel davon anfertigen zu lassen, alle anderen tät zu schützen oder französische Männer vor der zieren nun die Ausstellungstafel wie zufällige Stem- Zwangsarbeit in Deutschland zu bewahren. In der pelabdrücke. Und im Kleingedruckten steht, wer die französischen Stadt Lyon werden im Centre d’His- Reproduktionen machte: die Ernst-Litfaß-Schule. toire de la Résistance et de la Déportation (CHRD), dem Zentrum für die Geschichte des Widerstands Bis September 2022 ist die Ausstellung in der Mahn- und der Deportation, viele dieser gefälschten Doku- und Gedenkstätte Ravensbrück zu sehen, anschlie- mente aufbewahrt. Dort befinden sich auch einige ßend wird sie an Erinnerungsorten der Résistance in Stempel, die zum Fälschen von Ausweispapieren Frankreich gezeigt. von Ingo Grollmus benutzt wurden. Einige dieser Stempel sind eben- falls Fälschungen, andere wurden auf Dienststellen gestohlen. Eine am 30. April 2022 eröffnete Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück widmet sich exemplarisch 30 Lebenswegen der insgesamt rund 9000 aus Frankreich deportierten Frauen. In diesem Rahmen sollten bespielhaft einige Stem- pelabdrücke gezeigt werden, außerdem sollten Besucher*innen selbst stempeln können. Die vom CHRD gesendeten, originalen Stempelabdrücke waren jedoch als Vorlage dafür kaum brauchbar und mussten zuvor erst in fachkundige Hände: Schüler*innen des dritten Ausbildungsjahres der Medientechnischen Assistent*innen nahmen sich unter Anleitung des Fachpraxislehrers Thomas
Da ist noch Luft nach oben Schulleben Die ELSe will ihren Umweltschutz verbessern Wir haben unsere Lehrerin Miriam Bittar, die sich seit diesem Jahr für mehr Umweltbewusstsein an unserer Was könnten die Schüler*innen der Schule bei- Schule einsetzt, über ihr Engagement sowie das The- tragen, um sich umweltbewusster zu verhalten? ma Umwelt und Schule zum Interview gebeten. Puh, jede*r Schüler*in ist anders. Drei Dinge fallen mir spontan ein: Manche Schüler*innen trinken sehr Frau Bittar, mir ist aufgefallen, dass an der ELSe gern Energydrinks in Dosen oder kaufen Getränke in z. B. der Müll in den Klassenzimmern und Fluren Einwegflaschen. Die Aluminium-Herstellung ist sehr nicht getrennt oder das Essen in der Cafeteria im- energieaufwändig. Vielleicht mal eine Mehrweg- mer zum Mitnehmen eingepackt wird. Was hal- Flasche zulegen und diese täglich neu befüllen. ten Sie davon und warum ist das so? Besser mit den Arbeitsblättern umgehen. Klar kann Da sprechen Sie natürlich die offensichtlichsten ich jederzeit den Drucker anwerfen und nochmal Themen an. Allerdings wird bereits Müll getrennt: das Arbeitsblatt ausdrucken. Ist nur schade um das z. B. Küchenabfälle oder auch die Abfälle, die in den Holz, das da verbraucht wird. Vielleicht nicht alle Werkstätten anfallen, werden sehr wohl getrennt. zwei Jahre ein neues Handy zulegen, nur weil der Wenn Sie so wollen, Vertrag das vorschlägt. Die Produktion von Elek- können wir hier von ver- trogeräten ist sehr energieaufwändig und ressour- stecktem Müll sprechen. cenfressend. Lieber auf ein refurbishtes Handy zu- Und dieser ist nicht un- rückgreifen oder sein aktuelles Handy reparieren. wesentlich. Dass der Einfach pfleglich damit umgehen, das gilt natürlich Müll z.Zt. in den Klassen- auch für die elektronischen Geräte in der Schule. zimmern nicht getrennt Prinzipiell sehe ich Umweltschutz als einen ganz- wird, ist der Schullei- heitlichen Prozess. tung sehr wohl bewusst. Die Anschaffung neuer Würden Sie uns auch verraten, was sie privat für Müllcontainer kostet lei- den Umweltschutz tun? der sehr viel Geld und ist Puh, wo fange ich denn da an? Ich reflektiere sehr an die Frage gekoppelt: viel mein Konsumverhalten: Benötige ich jetzt wirk- Wird die Mülltrennung lich diese neue Sache (Kleidung, Elektronik, Bücher, denn gelebt? Denn nur Fernreise, Drogerieartikel etc.)? Kann ich alte und weil man Behälter an- kaputte Dinge nicht reparieren? Könnten es andere schafft, heißt es nicht, reparieren? Woher kommen die Dinge, die ich kaufe dass plötzlich alle den und wer hat sie wie produziert? von Panagiotis L. Müll richtig sortieren. Und auch die Cafete- ria, die von der Emil-Fi- scher-Schule betrieben wird, ist an dem Thema dran. Hier ist die Sache noch komplizierter: Hier müssen zum Beispiel Den Titel bestimmte Hygienevorschriften beachtet werden. „Umwelt- schule“ haben wir offiziell Wie genau wollen Sie die ELSe umweltbewusster schon, den- machen? Woran arbeiten Sie und die Schule ge- noch möchte rade konkret? die Schule den Umweltschutz Aktuell sammle ich vor allem Informationen: Wo ausbauen. gibt es Bedarf? Gerne können Sie als Schüler*innen sich beteiligen, dazu einfach den hier nebenan ste- henden QR-Code scannen! 14
Auf der „Straße des Erinnerns“ Schulleben Zum 77. Jahrestag der Ravensbrück-Befreiung Jedes Jahr zum Jahrestag der Befreiung des Konzen- vor immer ein weißer Untergrund, das war bei dem trationslagers Ravensbrück wird der Weg vom Bahn- starken Sonnenschein ziemlich anstrengend und hat hof Fürstenberg zum ehemaligen Lagereingang als ca. 5 Stunden lang gedauert. Doch es war für einen „Straße des Erinnerns“ mit Markierungen versehen. sehr guten Zweck und hat auch Spaß gemacht – Das Internationale Ravensbrück Komitee und die positive Rückmeldung gab es von den Passanten Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. außerdem. Genau aus diesem Grund würden wir baten diesmal die Ernst-Litfaß-Schule darum, diese bei der Aktion auch im nächsten Jahr wieder mit- Arbeit zu übernehmen. Wie der Gedenktag ablief, be- machen!“ Die Schü- lerinnen richteten uns die ELSe-Schülerinnen Aline, Bibiana markieren die und Laura aus der 1-MA-21.01: In Ravensbrück, etwa 80 Kilometer nördlich von „Straße des Berlin, ließen die Nationalsozialisten ab 1939 das Erinnerns“– das Ergebnis „Wir sind mit dem Regionalexpress in Fürstenberg größte Frauen-Konzentrationslager auf deutschem ist oben zu angekommen und haben dort Herrn Grollmus ge- Gebiet errichten, im Juni 1942 kam in unmittelba- sehen. troffen, der alles schon vorbereitet hatte: Stempel, rer Nachbarschaft das Farbe, Untergrund, Sticker. Drei verschiedene Mo- sogenannte „Jugend- tive brachten wir mit 14 x 14 cm großen Stempeln schutzlager Uckermark“ auf die Straße: Häftlingskleidung, Stacheldraht und für junge Frauen und eine Rose. Gleich zu Beginn überraschte uns der Mädchen hinzu. Die Stif- Bürgermeister von Fürstenberg, Robert Philipp, mit tung Brandenburgische seinem Besuch. Er erzählte einiges über Fürsten- Gedenkstätten infor- berg und half sogar bei unseren ersten Stempeln miert auf ihrer Internet- mit. Nachdem zwei Mitarbeiterinnen der Mahn- und seite, dass in den Jah- Gedenkstätte Ravensbrück Fotos und Filme für ih- ren 1939 bis 1945 etwa ren Instagram-Auftritt gemacht hatten, konnte es 120.000 Frauen und endlich richtig losgehen. Kinder, 20.000 Männer und 1.200 weibliche Ju- Wir markierten den etwa 1,8 Kilometer langen Weg gendliche als Häftlinge mit insgesamt 165 Stempeln, in Bereichen, in de- registriert worden sind. nen wir nicht stempeln durften oder konnten, weil Die nach Ravensbrück Autoverkehr oder Untergrund dies nicht zuließen, Deportierten stammten klebten wir Sticker mit den drei Motiven an die Stra- aus über 30 Nationen, unter ihnen viele politisch ßenlaternen. Herr Grollmus klebte noch schnell ein Verfolgte, Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma so- Infoblatt an eine Säule, um darauf aufmerksam zu wie Homosexuelle und als „asozial“ geltende. Zehn- machen, dass unsere Schule für die Markierungen tausende wurden ermordet, starben an Hunger, auf der ‚Straße des Erinnerns‘ verantwortlich ist. Krankheiten oder durch medizinische Experimente. Dann zogen wir die Warnwesten über und es ging Am 30. April 1945 wurde das Lager durch die Rote richtig los. Nach jedem 11. Schritt ein Stempel, zu- Armee befreit. von Thomas Milde 15
Werkstatt-Serie Teil 2 Werkstatt-Serie Die Offset-Druckerei „Union Druckerei Berlin“ In dieser Serie wollen wir euch heute und in Zukunft die Arbeit unserer schuleigenen Werkstätten vorstellen – aber außerhalb unserer eigenen Räume, mit Blick auf den Beruf und die „Welt da draußen“. Dann braucht ihr euch nicht mehr zu fragen „Wozu lerne ich so ein Handwerk überhaupt?“, denn das be- antworten euch die Betriebe, die wir für diese Inter- view-Reihe ausgesucht haben: Sie leben von dem Handwerk und lieben ihren Beruf! Nachdem in der ersten Ausgabe eine Siebdruckerei Einblick in ihren Alltag gegeben hat, möchten wir euch nun die „Union Druckerei Berlin“ vorstellen, die täglich ihre Maschi- nen anwirft, um Zeitungen aller Art zu drucken. Aber lest am besten selbst, was Mitarbeiter und ELSe- Schüler Marcel Wurmisch über seine Arbeit berich- tet! Können Sie uns bitte Ihre Druckerei vorstellen: Welche Druckmaschinen haben Sie vor Ort, was drucken Sie hauptsächlich und in welchen Aufla- gen? Ich arbeite in der Union Druckerei Berlin, einer klei- nen privaten Zeitungsdruckerei im Herzen von Ber- lin. Wir drucken im Berliner- und Halben Berliner Format für regionale, bundesweite und internatio- An der Ernst-Litfaß-Schule werden nicht nur Me- nale Zeitungen. Unsere Zeitungen drucken wir an dientechnolog*innen ausgebildet, sondern auch einer angepassten Clauberg. Medientechnische Assistent*innen in einer 3-jäh- Zu unserem Kundenportfolio zählen wir Verlage rigen vollschulischen Ausbildung. Welche Tätig- und Einzelunternehmer die Kiezzeitungen, Straßen- keiten könnten diese METAs in einer bzw. Ihrer zeitungen (Zeitungen, die in S- und U-Bahnen von Druckerei ausüben? Hilfebedürftigen Menschen verkauft werden), Par- In der Vergangenheit hatten wir einige METAs von tei- und Wahlkampfzeitungen, Kompendien und un- der Ernst-Litfaß-Schule bei uns die ein mehrwöchi- abhängige Meinungszeitungen herausgeben. ges Praktikum absolviert haben. Hauptsächlich ha- Neben einer Tageszeitung drucken wir 2 Wochen- ben sie in der Druckvorstufe mitgeholfen, die Daten zeitungen, mehrere Monatszeitungen und ansons- vom Kunden fachgerecht zu bearbeiten, aufzube- ten quartalsweise oder unregelmäßig erscheinende reiten und die Druckplatten zu belichten. Sie haben Zeitungen. Die Zeitung mit der höchsten gleichblei- auch bei der Weiterverarbeitung geholfen und sind benden regelmäßigen Auflage drucken wir mit ca bei Auslieferungen dabei gewesen. 20.000 Exemplaren. Der Durchschnitt bewegt sich im mittleren 4-stelligen Bereich. Berichten Sie uns doch bitte den typischen Ar- beitsalltag und Abläufe in Ihrer Druckerei, damit Wie viele Menschen arbeiten in ihrem Betrieb wir uns eine Vorstellung von Ihrem Betrieb ma- und sind das alles Drucker*innen? chen können. In unserem Betrieb arbeiten 14 Mitarbeiter. Davon Ein typischer Arbeitstag beginnt für die produzie- zwei Auszubildende die hier an der Ernst-Litfaß- rende Belegschaft um 12 Uhr. Zuerst werden die Schule Druck und Mediengestaltung lernen. Neben Kompressoren angeschaltet, danach alle anderen den 6 Druckern arbeiten in dem Betrieb noch 4 Me- Systeme (Computer, Belichter und Druckmaschi- diengestalter, ein Techniker, 2 Fachkräfte für Weiter- ne). Während die Mediengestalter die Tagesaufträ- verarbeitung und unsere Geschäftsführerin. ge durchgehen und vorbereiten – dazu zählen die 16
Werkstatt-Serie Auftragsdaten wie Druckauflage, Seitenzahl, For- Kommunikation mit den Kollegen ist das A und O mat und Farbigkeit checken sowie Adresszettel und wenn man an der Druckmaschiene arbeitet. Auch Farbbelegung drucken – warten und reinigen die die Tonnenschweren Papierrollen können einem Drucker die Druckmaschine und rüsten sie für den leicht die Füße zerquetschen, wenn man keine Einsatz. Gegen 14 Uhr beginnt dann meist der ers- Stahlkappenschuhe trägt. Es gibt dutzende Gefah- te Auftrag. Wenn die Auftragsart und die Auflage es renquellen. verlangen, packt jeder bei der Weiterverarbeitung mit an. Bändeln, in Kartons verpacken, adressieren, Wie schätzen Sie die Zukunft der Druckbranche Beileger einlegen oder beschneiden sind nur einige ein? Bemerken Sie eine Verdrängung der ge- Weiterverarbeitungsschritte. Wenn die Produktion druckten Zeitungen und anderer Produkte durch gelaufen ist, rüsten die Drucker für die abendliche die Möglichkeiten der Digitalisierung? Tageszeitung um. Die Mediengestalter kümmern Ich denke, im Wesentlichen wird die Druckindustrie sich dann um weitere Abteilungsarbeit. 16 Uhr ist erhalten bleiben. Einige Bereiche werden sich ver- eine halbe Stunde Pause und gegen 17:40 Uhr (Re- ändern und weiterentwickeln, andere verschwin- daktionsschluss) treffen die letzten Seiten ein. Da den oder verlieren ihre heutige Ausprägung. Stich- die Tageszeitung so tagesaktuell wie möglich sein wort Zeitungen: In Zukunft werden sie definitiv an soll, kommen die Seiten einzeln nacheinander über Auflage weiter einbüßen. Die Druckindustrie als einen Zeitraum von ca. 2 Stunden. Wirtschaftsthe- solches wird uns aber noch lange erhalten bleiben. men oder Interviews können vom Verlag gut vorbe- Der Bedarf an Büchern, bedruckten Verpackungen, reitet werden und sind somit oft früh fertig. Die Ti- Werbung, Flyern, Plakaten, bedruckten Kugelschrei- telseite oder aktuelle News zu bspw. Katastrophen, bern und Kleidung wird bestehen bleiben und sehr Wahlen oder Sportereignissen kommen als letztes wahrscheinlich noch ansteigen. um so lange wie möglich Neuigkeiten in den Arti- Der Druck hat noch lange nicht sein volles Poten- kel mit einzubeziehen. Sind die letzten Daten ein- zial ausgeschöpft. Es werden immer wieder Druck- getroffen, werden diese druckfertig gemacht und techniken und Materialien neu entwickelt und opti- belichtet. Beim Andruck justieren die Drucker die miert. Beispielsweise umweltverträglichere Farben Druckmaschine auf den Auftrag, sodass die einzel- und Bedruckstoffe oder effizientere Maschinen. Ein nen Farbseiten übereinander liegen und der richtige immer größer werdendes relativ neues Segment Farbauftrag gegeben ist. Aufgabe des verantwortli- ist der Druck auf Wänden. Hier in der Ernst-Litfaß- chen Mediengestalters ist es dann, den Andruck zu Schule haben wir tagtäglich ein Beispiel direkt vor überwachen und die gedruckten Zeitungsexem- unseren Augen. Seit 2,5 Jahren zeigt uns die Illust- plare mit den Kundendaten zu vergleichen. Stimmt ration von Oliver Gladitz welcher Fachrichtung sich alles, wird die Druckmaschine hochgefahren. Bei unsere Schule verschrieben hat. Der Einsatz solcher der Tageszeitung hilft jeder mit. Wenn die letzte Zei- Wand-Drucker wird immer beliebter und günstiger. tungsballen adressiert und gebändelt sind, wird al- Ich denke es ist Aufgabe der Schule mit der Zeit zu les aufgeräumt und Feierabend gemacht. gehen und die Auszubildenden fit für die Zukunft zu machen. Dazu zählt auch die Digitalisierung. Wer Gibt es bei Ihnen auch Schichtarbeit? weiß, vielleicht gibt es bald eine Fachrichtung Me- Die Mitarbeiter werden dem Umfang der Tageszei- diengestalter*in 3D-Druck. von Nelly Dinter tung nach eingeplant. Schichtarbeit haben wir im Gegensatz zu noch vor 20 Jahren nicht mehr. Da- durch, dass wir an 6 Tagen in der Woche arbeiten, kann es aber immer zu wechselnden Mitarbeiter- konstellationen kommen. Ist die Arbeit gefährlich? Ja! Die Arbeit an und in der Druckmaschine ist ge- fährlich und hat schon einigen ehemaligen Mitar- beitern Narben zugefügt. Zwar gibt es weitreichen- de Sicherheitsvorkehrungen und Verhaltensregeln, allerdings sind menschliche Fehler nicht zu verhin- dern. Es reicht eine unachtsame Sekunde und man verliert das Gleichgewicht während man in den Drucktürmen rumturnt, oder man muss nur im fal- schen Moment an den Falzmessern arbeiten, wäh- rend ein Kollege die Druckmaschine anschmeißt. 17
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