MEDitio DAS NACHRICHTENMAGAZIN DER MED UNI GRAZ - Med Uni Graz
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MEDitio Nr. 03/2021 DAS NACHRICHTENMAGAZIN DER MED UNI GRAZ Med Uni Graz fighting COVID-19 Seite 33 Scientific Advisory Board Seite 14 Projekt HerzSache Seite 26 www.medunigraz.at | 1
INHALT IMPRESSUM Medieninhaberin, Herausgeberin, Redaktion und für den Inhalt verantwortlich: Medizinische Universität Graz, Auenbruggerplatz 2, 8036 Graz, Österreich, ► Med Uni Graz fighting COVID-19 www.medunigraz.at Rektor Univ.-Prof. Dr. Hellmut Samonigg ► GRAWE Award ehrt Forscherin Redaktion: Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement ► Forschungsfeld: Mikrobiom & Infektion Anregungen senden Sie bitte an meditio@medunigraz.at ► THE-Ranking: Top 200 Verlags- und Herstellungsort Graz Grundlegende Richtung: MEDitio – Nachrichtenmagazin ► Brustkrebs: Therapieanpassung mittels Bluttest der Medizinischen Universität Graz über Forschung, Studium und Patient*innenbetreuung ► Farben und Kunst im Patient*innenzimmer Wenn Sie zukünftig keine MEDitio mehr erhalten möchten, senden Sie bitte ein formloses E-Mail an: ► Campusleben: Personelles meditio@medunigraz.at ► Schlaganfall-App: Smartphone als Helfer ► Transplantationen sicherer gestalten ► Scientific Advisory Board ► Campusleben: Aktuelles ► COVID-19: Schimmelpilz in der Lunge ► Campusleben: Auszeichnungen ► ConnectingMinds-Projekte ► Schul-SARS-CoV-2-Studie: Inhouse-Expertise ► Campusleben: Studium ► PhD-Programm RESPImmun ► Asthma: hochalpine Bedingungen im Fokus ► Wissenschaftskommunikation: Projekt HerzSache 2 | MEDitio
Med Uni Graz von unseren Studierenden ebenfalls mehr als 90 Prozent, wobei diese Werte fighting COVID-19 sich laufend nach oben entwickeln. Rek- tor Hellmut Salmonigg richtet angesichts A lle leitenden Universitätsprofes- des neuerlich hohen Infektionsgesche- sor*innen der Med Uni Graz, die in- hens den dringenden Appell an die Be- ternational anerkannte Expert*innen in völkerung: ihrem jeweiligen Fachbereich sind, sind vollständig gegen COVID-19 geimpft „Wir sehen in der Impfung die ein- und empfehlen ausdrücklich, sich impfen zige Möglichkeit, die COVID-19- zu lassen, so man sich bis jetzt noch un- Pandemie nachhaltig zu bekämpfen. sicher gewesen sein sollte. Von den Mit- Übernehmen Sie Verantwortung arbeiter*innen der Med Uni Graz sind bis- und lassen auch Sie sich impfen!“ lang insgesamt rund 90 Prozent geimpft, Die Expert*innen der Med Uni Graz Med Uni Graz im Kampf gegen COVID-19 informieren www.medunigraz.at | 3
GRAWE Award Corina Madreiter-Sokolowski untersucht an Fadenwürmern len, produzieren Sauerstoff- radikale und steuern, wann Steirerin des Tages Dass sich die junge Wissen- ehrt Forscherin die Alterungsprozesse von Zel- len, um Therapien gegen chro- Zellen sterben. Daher sind Mi- tochondrien für den Alterungs- schafterin mit Leib und Seele der Forschung widmet und nische, derzeit nicht heilbare prozess mitverantwortlich. Sie altersbedingten Krankheiten D er GRAWE Award – heuer im Bereich „Wissenschaft“ verliehen – zeichnet Persön- Erkrankungen zu entwickeln. Bild: GRAWE/Sophie Zechner brauchen Kalzium in der richti- gen Dosis. Die richtige Menge kann das Leben der Zelle und wie Alzheimer oder Krebs den Kampf ansagt, bestätigt auch Wolfgang Graier, Inhaber des lichkeiten aus, die Herausra- in weiterer Folge des gesamten Lehrstuhls für Molekularbio- gendes leisten. Die Jury hat menschlichen Körpers verlän- logie und Biochemie am Gott- sich 2021 für die Pharmazeu- gern. fried Schatz Forschungszen- tin Corina Madreiter-Sokolow- trum. Doch ihr Einsatz ist weit ski und ihr Team am Gottfried über den Campus der Med Uni Schatz Forschungszentrum der Graz hinweg sichtbar. Und so Med Uni Graz entschieden. Ihre GRAWE-Preisverleihung wurde Corina Madreiter-Soko- Forschung im Bereich der Zell- lowski aufgrund ihres Engage- biologie trägt dazu bei, eine Die Wissenschafterin forscht ments von der Kleinen Zeitung der großen Zukunftsfragen – an den Mitochondrien, winzi- auch noch zur „Steirerin des die des gesunden Alterns – zu gen Bausteinen der Zelle. Sie Tages“ gekürt. klären. gelten als „Kraftwerke“ der Zel- Corina Madreiter-Sokolowski 4 | MEDitio
Forschungsfeld THE-Ranking: „Die veröffentlichte Plat- zierung der Med Uni Graz sitätsgründung im Jahr 2004. Im wissenschaftli- Top 200 unter den Top-200-Uni- chen Bereich ist es in den U nser Körper beherbergt mehr Mi- kroorganismen als eigene Zellen. versitäten weltweit ist ein sehr motivierendes letzten Jahren gelungen, mit unseren renommier- Diese befinden sich v. a. im Darm, aber auch auf der Haut, im Mund und in den Atemwegen. Allein auf unserer Haut D ie Med Uni Graz er- hielt im Rahmen des globalen Hochschulran- Zeichen für den von uns in den letzten Jahren ein- ten Expert*innen unse- re Universität in Lehre, geschlagenen Weg und Forschung und spitzen- leben mehr Mikroben, als es Menschen kings von Times Higher unsere bisherigen Leis- medizinischer Patient*in- auf der Erde gibt. An der Med Uni Graz Education (THE World tungen“, freut sich Rek- nenbetreuung dynamisch hat sich die Mikrobiom- und Infektions- University Ranking) den tor Hellmut Samonigg weiterzuentwickeln. „Der forschung über die letzten Jahre zu ei- hervorragenden 196. über das gute Ergebnis. Erfolg ist daher ein Er- nem international sichtbaren und wich- Platz und ist damit ge- folg aller unserer Mit- tigen wissenschaftlichen Schwerpunkt meinsam mit der Univer- Dieser schöne Erfolg ist arbeiter*innen und aller, entwickelt. Dieses Forschungsgebiet sität Wien eine der zwei keine Momentaufnahme, die uns unterstützen“, so hat durch technologische Neuerungen österreichischen Univer- sondern das Ergebnis des Hellmut Samonigg. einen enormen Boost erfahren. Für die sitäten, die unter den dynamischen Entwick- klinische Forschung, Diagnostik und besten 200 Universitäten lungsprozesses der Med Therapie ist das Thema von äußerster weltweit aufscheinen. Uni Graz seit der Univer- Wichtigkeit. Das Rektorat unterstützt die in diesem aufstrebenden For- schungsbereich aktiven Forscher*innen mit der Einrichtung des Forschungsfel- des Mikrobiom & Infektion. Forschungsfeld Mikrobiom & Infektion Top-Platzierung für die Med Uni Graz im internationalen Hochschulranking www.medunigraz.at | 5
Brustkrebs: Therapie- Assoz.-Prof.in PDin Dr.in Marija Balic anpassung mittels Bluttest M ittels Blutuntersuchung wird zukünftig der The- rapiefortschritt bei einer Variante des Brustkreb- ses laufend individuell angepasst. Innerhalb des Uni- Brustkrebs i versitären Comprehensive Cancer Centers Graz leitet Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Marija Balic das Subzentrum Brust, in dem sich die Frauen in Österreich, wobei etwa jede achte Frau im Expertise aus Lehre, Forschung und Patient*innen- Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt. Das Er- betreuung bündelt. Das Grazer Krebszentrum wird krankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter und vom LKH-Univ. Klinikum Graz und der Med Uni Graz erhöht sich ab dem 40. und besonders ab dem 50. Le- gemeinsam betrieben. bensjahr. Jüngere Frauen sind seltener betroffen, ab dem 70. Lebensjahr sinkt das Erkrankungsrisiko wie- der. Männer erkranken seltener an Brustkrebs, das In Kooperation mit dem Univ. Comprehensive Verhältnis von Erkrankungen bei Männern zu Frauen Cancer Center (Krebszentrum) Graz liegt bei 1 : 100. 6 | MEDitio
Fokus: molekulare zeptor-positiver (ER+) Tumor- erkrankung. Bei dieser Form Gleichzeitig wird auch der An- teil der Tumorerbsubstanz in Dies wird weitere Erkenntnisse für eine zukünftig noch zielge- Grundlagen der Erkrankung ist das Tumor- der gesamten freien zirkulie- richtetere Brustkrebstherapie wachstum von der aktivieren- renden Erbsubstanz im Blut mit sich bringen. Rund 5 bis 10 % der Brustkrebs- den Wirkung körpereigener bemessen und im Laufe der erkrankungen sind erblich Hormone an den Hormonre- Therapie als individueller The- bedingt, wesentlich häufiger zeptoren der Tumorzellen ab- rapieerfolg bestimmt. Eine erhöhen weitere genetische, hängig. „Wir untersuchen bei Studienteilnahme ist aktuell aber auch andere Faktoren das diesen Patientinnen, ob sie an der Klinischen Abteilung für Risiko, an Brustkrebs zu er- sich für eine Kombinations- Onkologie möglich, demnächst kranken. Aber auch Faktoren therapie mit einem bestimm- werden weitere Zentren in wie mangelnde körperliche ten Wirkstoff (Alpelisib) eig- Graz und Österreich in die Stu- Bewegung, Übergewicht, un- nen, der eine bessere Wirkung die eingeschlossen. gesunde Ernährung und Rau- bei aktivierender Mutation Pink Ribbon: Symbol für Solidarität im PIK3CA-Gen aufweist. Wir und Aufklärung bei Brustkrebs chen können die Entstehung Neue Studie startet von Brustkrebs begünstigen. screenen das Blut der Patien- In Kürze wird an der Med Uni Die Kenntnis über genetische tinnen auf diese Mutationen“, Graz eine weitere klinische Medikamente am Prüfstand Veränderungen sowie die zu- beschreibt Projektleiterin Ma- Studie unter der Leitung von In dieser Studie sollen bekann- grunde liegenden moleku- rija Balic. Bei den Patientinnen Marija Balic starten, in die Pa- te Medikamente in einer noch laren Grundlagen sind nicht wird jeweils zur Bestimmung tientinnen mit metastasierter nicht ausreichend untersuch- nur der Schlüssel zur Auswahl der weiteren Behandlungs- biologisch etwas unterschied- ten Kombination eingesetzt einer individualisierten Krebs- schritte Blut abgenommen licher Brustkrebserkrankung werden. Patientinnen, die be- therapie, sondern in weiterer und anschließend auf ausge- eingeschlossen werden, die als reits vorbehandelt wurden und Folge auch für die Weiterent- wählte PIK3CA-Mutationen Her2-positiv definiert wurden. neue Therapieoptionen brau- wicklung diagnostischer Mög- untersucht. Sie werden mit einem der neu- chen, werden eingeschlossen. lichkeiten zur Prognose bzw. eren Medikamente kombiniert Es werden wirksame Therapie- Früherkennung. „Mit dieser Blutuntersu- behandelt. „Parallel zum Be- ansätze kombiniert und die chung ist es uns möglich, handlungserfolg werden wir Wirkung mit dem Profil des Tu- Hemmung von mutiertem Gen die jeweiligen Therapie- uns mittels Blutuntersuchung morerbguts in Zusammenhang Ein laufendes Forschungs- schritte individuell an die in der neuen Studie auch an- gebracht. projekt an der Med Uni Graz Erkrankung anzupassen, schauen, wie sich das Tumor- beschäftigt sich mit der Aus- ohne auf teilweise ältere erbgut verhält, um besonders wahl der geeigneten Therapie gutes oder gar fehlendes An- Zum Nachhören: Untersuchungen des Ge- AirCampus-Podcast für Patientinnen mit metasta- sprechen auf die Behandlung sierender Brustkrebserkran- webes des Primärtumors besser verstehen zu können“, der Grazer Unis kung. Eingeschlossen werden angewiesen zu sein.“ so Marija Balic. Patientinnen mit Hormonre- www.medunigraz.at | 7
Farben und Kunst im Univ.-Prof. Dr. Andreas Leithner Patient*innenzimmer E in Krankenhausaufenthalt kann für Betroffene ein durchaus belastendes Ereignis darstellen, das nicht nur mit Schmerzen, sondern auch Angst und Osteoarthrose i Stress verbunden sein kann. Da das allgemeine Wohl- Osteoarthrose ist eine der häufigsten Gelenkerkran- befinden von Patient*innen ein wichtiger Faktor bei kungen bei Erwachsenen. Betroffene leiden unter der Rehabilitation ist, untersuchte ein Team rund um chronischen Schmerzen, eingeschränkter Mobilität Klinikvorstand Andreas Leithner, Universitätsklinik für und verminderter Lebensqualität. Meist sind Hüfte Orthopädie und Traumatologie an der Med Uni Graz, und Knie betroffen, weshalb bei fortgeschrittener Ar- die Wirkung von Farben und Kunst in Krankenhaus- throse oft ein künstliches Gelenk eingesetzt werden zimmern auf den Genesungsprozess. Ihre Beobach- muss. Bislang konzentrierte sich die Forschung im Be- tungen führen zur Annahme, dass farblich gestaltete reich des totalen Gelenkersatzes auf klinische Ergeb- Räumlichkeiten im Gesundheitsbereich großes Poten- nisse wie postoperative Komplikationen. zial haben. 8 | MEDitio
Rehabilitation: Stimmung, Angst, Lebensqua- lität und Schmerzen nach der tient*in wurde in einem Mehr- bettzimmer untergebracht und nis den präoperativen Stress aufgrund des geplanten chi- Wohlbefinden Operation zu beobachten. teilte sich das Zimmer mit drei rurgischen Eingriffs widerspie- anderen Patient*innen. Jedes gelt. Frühere Untersuchungen, Prospektive Studie Zimmer verfügte über zwei die auf ein ähnliches Ausmaß Das Forschungsteam möchte Hierfür führte das Team eine Fenster. Da die Aussicht aus an präoperativer Ängstlichkeit einen Schritt weiter gehen und prospektive, randomisierte, dem Fenster einen Einfluss auf hinweisen, bestätigen dies“, widmet sich Ideen, die das allge- kontrollierte Studie mit 80 Pati- die Stimmung haben könnte, berichtet Studienkoordinatorin meine Wohlbefinden während ent*innen durch, die in der Uni- wurden in jeder Gruppe Zim- Sandra Eminovic. Bezüglich der des Klinikaufenthalts betreffen. versitätsklinik für Orthopädie mer mit der gleichen Aussicht Stimmungswerte konnten nach und Traumatologie an der Med verwendet. Die Patient*innen den Eingriffen keine signifikan- „Wie Studien zeigten, Uni Graz rekrutiert wurden. Da wurden sowohl einmal vor der ten Unterschiede zwischen den spielt das Wohlbefinden Hüft- oder Knie-Totalendopro- Operation als auch an zwei wei- Gruppen festgestellt werden. der Patient*innen eine thesen aufgrund von Osteoar- teren Zeitpunkten nach dem Hingegen zeigten die Beobach- wichtige Rolle für die throse vor allem bei älteren Be- Eingriff (Tag 3 und 6) befragt. tungen hinsichtlich der Lebens- Rehabilitation. Die klini- troffenen notwendig werden, Dazu wurden Stimmung, Angst qualität ein deutliches Bild: sche Umgebung hat wurden Personen ab 50 Jahren und Depression, Lebensqualität in die Studie eingeschlossen. und Schmerzen, aber auch chro- „Die Ergebnisse zur Le- einen klaren Einfluss auf Während die Interventionsgrup- nische Erkrankungen erfasst. bensqualität stiegen zwar Angst, Stressreaktionen, pe in farbigen Patient*innen- Schlaf und Schmerz- Positive Wirkung von Farben in beiden Gruppen nach zimmern untergebracht wurde, toleranz.“ Postoperativ traten in keiner der Operation kontinuier- wurde die Kontrollgruppe in einem herkömmlichen Zimmer Gruppe Komplikationen auf, lich an, interessanterwei- „Häufige Störungen, Lärm oder mit weißen Wänden versorgt. auch die Dauer des Kranken- se konnten jedoch sechs (zu) helles Licht wurden als pro- Die verwendeten Farben wur- hausaufenthalts unterschied Tage nach der Operation blematische Faktoren der Um- den nach den Ideen des Grazer sich zwischen den beiden Grup- in der Interventionsgrup- gebung beschrieben, welche Künstlers Richard Kriesche aus- pen nicht. 56,3 % der Patient*in- pe signifikant höhere Wer- die psychologische Komponen- gewählt, der sechs Farbcodes nen waren männlich und das te beobachtet werden.“ te beeinflussen“, fasst Andreas für die Interventionsräume ent- Durchschnittsalter betrug 67 Leithner zusammen. Hinweise wickelte, in der Annahme, dass Jahre. Im Vergleich zu den Zeit- Es könnte einen positiven psy- auf den Einfluss von Farben auf helle Farben eine beruhigende punkten 1 und 2 nach der Ope- chologischen Nebeneffekt ha- die Genesung der Patient*innen Wirkung auf die Stimmung ha- ration zeigten die Ergebnisse ben, dass die Räumlichkeiten fanden die Mediziner*innen ben. Diese Farbcodes wurden am Aufnahmetag schlechtere individueller als sonst gestaltet jedoch selten, weshalb sie sich zusätzlich als kunstvolle Bilder Stimmungs- und Angstwerte sind und die Patient*innen sich das Ziel setzten, diesen in Pati- gerahmt und in diesen Räumen in beiden Gruppen. „Wir gehen daher in dieser Umgebung woh- ent*innenzimmern in Bezug auf angebracht. Jeder*jede Pa- davon aus, dass dieses Ergeb- ler fühlen, so die Vermutung. www.medunigraz.at | 9
Campusleben: Personelles Markus Gugatschka Herbert Fluhr Sascha Ahyai Jens Thiel Markus Gugatschka Herbert Fluhr Sascha Ahyai Jens Thiel M arkus Gugatschka wur- de für das Fach „Hals-Na- sen- und Ohrenheilkunde mit H erbert Fluhr, neuer Professor für „Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ beschäftigt sich S ascha Ahyai wurde für das Fach „Urologie“ an die Med Uni Graz berufen. Der Ausbau J ens Thiel ist neuer Professor für das Fach „Rheumatolo- gie“ an der Med Uni Graz. Sein besonderer Berücksichtigung mit molekularen und zellulären der urologischen Forschung ist wissenschaftlicher Schwerpunkt der Phoniatrie“ an die Med Uni Prozessen in der Frühschwan- ihm ein zentrales Anliegen, seit liegt in der Erforschung von Stö- Graz berufen. Das interdiszipli- gerschaft sowie möglichen vielen Jahren ist er in der Aus- rungen der immunologischen när ausgelegte Feld der Phoni- hormonellen und pharmakolo- bildung von Mediziner*innen Gedächtnisbildung, welche zu atrie spiegelt sich auch in den gischen Einflüssen bei Störun- engagiert. Neben dem Fach- Autoimmunität und Inflamma- Forschungsaktivitäten wider. In gen dieses hochempfindlichen gebiet der Urologie lehrt er u. tion sowie zu Immunschwäche seiner Forschungseinheit Laryn- Prozesses. Ein weiterer Schwer- a. auch Inhalte des medizini- führen können. Dabei stehen go-Tracheal Tissue Engineering punkt liegt auf Fragestellungen schen Ingenieurswesens. Seine translationale Fragestellungen Graz (LTTEG) beschäftigt er sich zu Risikoschwangerschaften und wissenschaftlichen Interessen aus klinischen Beobachtungen mit den molekularen und zel- Plazenta-vermittelten Schwan- sind vielfältig und reichen von im Vordergrund. Er ist auf ent- lulären Aspekten der Stimme. gerschaftskomplikationen. Für der Forschung um die Therapie zündliche Gelenkserkrankungen Weitere Schwerpunkte sind die diese Forschungsarbeiten wird der Prostatavergrößerung und wie die rheumatoide Arthritis Implementierung Neuer Medien er die Synergien zwischen der urologischen Onkologie bis zur und die Krankheitsentwicklung oder künstlicher Intelligenz in Med Uni Graz und dem Universi- funktionellen/rekonstruktiven immunologisch-vermittelter Ge- die phoniatrische Forschung. tätsklinikum Graz nutzen. Urologie. fäßerkrankungen spezialisiert. 10 | MEDitio
Schlaganfall-App: Smartphone als Helfer B eim Thema Schlaganfall denken die meisten Men- schen vermutlich als Erstes einem Erstereignis zu redu- zieren, wurde an der Med Uni Graz eine App entwickelt, wel- an ältere Menschen. „Wenig che jüngere Schlaganfallpa- bekannt ist jedoch, dass auch tient*innen dabei unterstützt, junge Erwachsene bereits von ihre persönlichen Risikofakto- schweren Schlaganfällen be- ren möglichst gut in den Griff troffen sein können“, berich- zu bekommen. „Wie ein Perso- tet Christian Enzinger, Profes- nal Trainer in der Hosentasche sor für Neurologie an der Med motiviert die App zu einem Uni Graz und Vorstandsvorsit- gesunden Lebensstil mit prak- zender der Initiative Gehirn- tischen Tipps zu mehr Bewe- forschung Steiermark. Auch gung und gesunder Ernährung bei jungen Menschen können und erinnert an pünktliche Schlaganfälle zu schwerwie- Medikamenteneinnahme und Viktoria Fruhwirth stellt die neue App vor genden Beeinträchtigungen Blutdruckmessungen“, be- führen, die Motorik, Sprache, schreibt Viktoria Fruhwirth Auch auf die Ernährungsge- Verarbeitung von Sinnesein- von der Universitätsklinik für „Da ein erfolgreiches Risiko- wohnheiten hatte die App faktorenmanagement auch in drücken und das Denkver- Neurologie, Med Uni Graz. einen positiven Einfluss. Das mögen betreffen können. Vielversprechende Hinweise der Primärprävention und bei zeigt, dass speziell entwickel- anderen kardiovaskulären Er- Tatsächlich sind 15 % aller auf das große Potenzial der te Apps eine vielversprechen- krankungen hilfreich ist, wäre Schlaganfallpatient*innen jün- App konnten in einer wissen- de Methode darstellen, vor eine Ausweitung auf andere ger als 55 Jahre und diese Zahl schaftlichen Studie bereits er- allem jüngere Schlaganfallpa- Kohorten denkbar“, blickt Vik- steigt in beunruhigendem bracht werden. tient*innen zu unterstützen, toria Fruhwirth in die Zukunft. Ausmaß weiter an. Geringe „Jüngere Schlaganfallpa- einen gesunden Lebensstil Diese und weitere Forschungs- sportliche Aktivität, unge- einzuschlagen. ergebnisse wurden im Rahmen sunde Ernährung, Stress und tient*innen, welche die Tabakkonsum führen zu typi- App verwendeten, übten des diesjährigen Symposiums Die Wissenschafter*innen rund der Initiative Gehirnforschung schen Schlaganfall-Risikofak- drei Monate nach dem um Viktoria Fruhwirth möch- Steiermark präsentiert. tormustern wie Übergewicht, Schlaganfall fast doppelt ten die App in einem nächsten Bluthochdruck und Diabetes. so viel Bewegung im Schritt in einer größer angeleg- Um das Risiko eines neuer- lichen Schlaganfalles nach Vergleich zu Nicht- ten Studie validieren. Benutzer*innen aus.“ www.medunigraz.at | 11
Transplantationen Assoz.-Prof.in PDin Dr.in Kathrin Eller sicherer gestalten E ine Organspende ist für viele erkrankte Personen ein letztes Mittel, um wieder gesund zu werden. Doch eine Transplantation verändert das Leben der Nierenversagen i Person dauerhaft. Im Rahmen des EU-finanzierten Die Nieren erfüllen wichtige Aufgaben bei der Aus- Projekts TTV GUIDE TX wird seit Mai dieses Jahres scheidung von Stoffwechselendprodukten und Gift- daran geforscht, die Lebensqualität von Transplan- stoffen, der Blutdruckregulierung sowie dem Was- tationspatient*innen zu erhöhen und das Risiko von ser- und Elektrolythaushalt. Versagen die Nieren, Infektionen zu minimieren. Ziel ist es, mithilfe eines kann eine Transplantation nötig werden. Nach einer harmlosen Virus zu messen, wie aktiv das Immunsys- solchen Operation muss das Immunsystem der Pati- tem ist, um die Therapie der Betroffenen optimal an- ent*innen in Schach gehalten werden, um zu verhin- passen zu können. Die Med Uni Graz unterstützt das dern, dass das Spendergewebe vom Körper abgesto- Projekt mit der Behandlung von zwölf Patient*innen. ßen wird. 12 | MEDitio
Wenn Organe Ein Virus als Helfer Das Torque-Teno-Virus wurde Sollte sich die TTV-Methode bewähren, könnte die perso- Das Projekt „TTV GUIDE TX“ wurde offiziell am 1. Mai 2021 versagen erst kürzlich entdeckt und steht nalisierte Immunsuppressions- gestartet und wird im Laufe an der Med Uni Graz schon jetzt therapie auch für Patient*in- der nächsten fünf Jahre durch- Wenn die Nieren versagen, im Fokus der Forschung. Es nen mit Leber-, Herz- oder geführt. Die Europäische Uni- kann eine Transplantation nö- kommt im Blut fast jeder Per- Lungentransplantationen ein- on hat die Forschung mit ei- tig werden. Doch nach einer son natürlich vor, löst aber kei- gesetzt werden oder bei der nem Gesamtbudget von sechs solchen Operation muss das ne Erkrankung aus. Bei einem Therapie von Autoimmun-, Millionen Euro über das Rah- Immunsystem der Patient*in- starken Immunsystem ist die Infektions- oder Krebserkran- menprojekt „Horizon 2020“ nen in Schach gehalten wer- Zahl der TT-Viren im Blut ge- kungen. gefördert. den, um zu verhindern, dass ring, ist die TTV-Menge hoch, das Spendergewebe vom Kör- so kann davon ausgegangen „Eine optimale Thera- per abgestoßen wird. Dies werden, dass das Immunsys- pie könnte mithilfe der geschieht mit sogenannten tem schwach ist. Kathrin Eller TTV-Methode Tausende Immunsuppressiva. Die Reduk- von der Klinischen Abteilung Infektionen und Absto- tion der Funktion des Immun- für Nephrologie der Med Uni ßungen verhindern.“ systems hat allerdings einen Graz beschreibt den Vorgang: gefährlichen Nebeneffekt: Der Körper kann nicht mehr opti- „Wenn man die Menge Graz übernimmt Behandlung mal auf Infektionen reagieren, an Torque-Teno-Viren Die Med Uni Graz ist als Ko- Kathrin Eller im Labor wodurch sonst ungefährliche im Blut bestimmt, könn- operationspartnerin an dem Erkrankungen hohe Risiken te man die Immunsup- europaweiten Projekt betei- pressiv-Therapie von ligt. „Vorerst ist geplant, dass Im Rahmen des Projekts wird bergen können. eng mit der European Kidney Transplantationsmediziner*in- Patient*innen persona- zwölf Patient*innen an der Med Uni Graz in die Studie ein- Patiens’ Federation und dem nen brauchen daher ein Werk- lisieren und damit das geschlossen werden“, so Kath- Pilotprojekt „Horizon 2020“ für zeug, das messen kann, wie ak- Risiko von Abstoßungs- offene Forschungsdaten ko- tiv das Immunsystem ist: Sind reaktionen und folgen- rin Eller. Das Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygi- operiert. Dieses zielt darauf ab, weiße Blutkörperchen und Co. schweren Infektionen ene, Mikrobiologie und Um- den Zugang und die Weiterver- zu aktiv, besteht das Risiko minimieren.“ weltmedizin übernimmt die wendung von Daten, die durch einer Abstoßung – ist das Im- Bestimmung der TTV-Menge EU-Mittel gefördert wurden, zu munsystem hingegen zu träge, Das Projektteam testet eine im Blut der Patient*innen. Die erleichtern, zu verbessern und steigt das Risiko einer gefähr- TTV-gesteuerte Dosierung von Patient*innen werden nach zu maximieren. lichen Infektion. Die richtige Immunsuppressiva in einer kli- Balance ist daher lebenswich- nischen Studie mit Hunderten dieser Methode behandelt tig – hier kommt das Torque- Nierentransplantationspa- und so deren Immunsuppres- Teno-Virus (TTV) ins Spiel. tient*innen in ganz Europa. siv-Therapie optimiert. www.medunigraz.at | 13
Scientific Advisory Board Z ur Gestaltung eines zukunftsorientierten, interna- tional ausgerichteten Forschungsprofils der Med Uni Graz wurde ein Scientific Advisory Board etabliert. Dieses unterstützt und begleitet das Rektorat sowie Forscher*innen der Universität bei der Entwicklung und Konkretisierung der forschungsrelevanten Zukunfts- vision. Die Mitglieder bringen ihre Kompetenzen sowohl in der Grundlagenforschung im Life-Science-Bereich als auch in der klinischen Forschung ein und verfügen über vielfältige Erfahrungen in den Bereichen Technologie- transfer, Entrepreneurship, Innovationsmanagement und internationale Kooperationen. i Das Gremium im Überblick ► Prof.in Dr.in Birgitta Henriques-Normark (klinische Mikro- biologin, Academic Vice President for Research, Karolinska Institutet, Stockholm) ► Dr.in Doris Meder (Biochemikerin, Berlin Institute of Health) ► Prof. Dr. Gero Miesenböck (Neurophysiologe, Centre for Neural Circuits and Behaviour, University of Oxford) ► Prof. Dr. Harald C. Ott (Thoraxchirurg und Center of Organ Engineering, Harvard Medical School und Massachusetts General Hospital) ► Prof. Dr. Heiko von der Leyen (Internist und Unternehmer, Hannover) 14 | MEDitio
Campusleben: Aktuelles Keynote von Wolfgang Mückstein Die „goldenen“ Kandidat*innen Foodsharing an der Med Uni Graz Großes Interesse beim Kongress Primärversorgung Goldene Diplome Neu: Fairteiler Kinderorthopädie Z um sechsten Mal fand der Kongress für Primärversor- gung des Instituts für Allgemein- M it der Verleihung des Gol- denen Doktordiploms der Universität würdigt die Med F oodsharing errichtet mög- lichst dezentral und leicht erreichbare „Fairteiler“ in Ko- D er größte deutschsprachi- ge Kongress auf dem Fach- gebiet der Kinderorthopädie medizin und evidenzbasierte Uni Graz 50 Jahre im Dienste operation mit anderen Orga- wurde unter der Federführung Versorgungsforschung (IAMEV) von Medizin und Wissenschaft nisationen und Einrichtungen der Med Uni Graz organisiert. der Med Uni Graz und des Ös- zum Wohle der Bevölkerung. wie Pfarren, Stadtteilzentren, Im Rahmen der Kongresseröff- terreichischen Forums Primär- Die feierliche Erneuerung der Universitäten usw. Dies sind nung präsentierte sich die Gra- versorgung (OEFOP) am MED Doktorgrade ehrt den oftmals Kästen und Kühlschränke, in die zer Sektion für Kinderorthopä- CAMPUS Graz statt. Unterstützt unermüdlichen Einsatz von Me- einwandfreie, überschüssige Le- die der Med Uni Graz mit einem wurde der Kongress von der diziner*innen auch weit über bensmittel gegeben werden, die persönlichen Eröffnungspro- Österreichischen Gesundheits- ihre Pensionierung hinaus, denn allen Menschen gratis zur Verfü- gramm mit Musik und Vorträ- kasse (ÖGK). In seiner Keynote die Leidenschaft, Menschen zu gung stehen. Am MED CAMPUS gen. Auch auf die lange Tradi- berichtete Gesundheitsminister helfen, endet auch mit der Nie- Graz wurde nun ein gekühlter tion, die heute mit sämtlichen Wolfgang Mückstein über aktu- derlegung des aktiven Dienst- Fairteiler im Eingangsbereich Subspezialitäten fortgelebt elle Förderungsmöglichkeiten verhältnisses nicht. 28 Absol- neben der Aula errichtet. Wäh- wird, wurde hingewiesen. Dem aus dem EU-Aufbaufonds und vent*innen wurden diesmal in rend der Öffnungszeiten des universitären Standort wurde präsentierte die Zukunftspläne der Aula am MED CAMPUS Graz MED CAMPUS Graz ist der Fair- somit Rechnung getragen. des Bundes. gewürdigt. teiler frei zugänglich. www.medunigraz.at | 15
COVID-19: Schimmelpilz Univ.-Prof. Dr. Robert Krause in der Lunge S eit Beginn der COVID-19-Pandemie beschäftigt sich die Forschungsgruppe rund um Stefan Hatzl, Gernot Schilcher und Robert Krause an der Medizi- Black-Fungus-Pandemie i nischen Universität Graz eingehend mit der Behand- Aktuell sorgt die sogenannte Black-Fungus-Pandemie lung von intensivpflichtigen COVID-19-Patient*innen. bei indischen COVID-19-Patient*innen für zunehmen- So konnte bei Betroffenen beispielsweise bereits der de Sorge bei globalen Gesundheitsbehörden. Dieser Nutzen einer Plasma-Gabe erfolgreich nachgewiesen vor allem durch die Medien geprägte Terminus Black und prominent publiziert werden. Kürzlich konnten Fungus steht für eine fungale Superinfektion mit die Forscher in der international renommierten Zeit- Schimmelpilzen aus dem Genus der Mucorales spp. schrift „Critical Care“ veröffentlichen, wie man der Warum es gerade bei Bewohner*innen des indischen Problematik einer Schimmelpilzinfektion bei schwer Subkontinents zu diesen besorgniserregenden Ent- erkrankten COVID-19-Patient*innen begegnen kann. wicklungen kommt, ist nicht restlos geklärt. 16 | MEDitio
Gefährlicher Pilz „Auch in Europa stellen dest ein diagnostisches Kriteri- um hinsichtlich einer CAPA ent- In der Gruppe von Patient*in- nen mit Pilzprophylaxe entwi- Schimmelpilzinfektio- in der Lunge nen, vor allem bei inten- wickelt. Die Diagnose der CAPA ckelten nur 2 % eine CAPA ver- wurde im Durchschnitt sechs glichen mit 17 % in der Gruppe sivpflichtigen COVID-19- Das Thema Schimmelpilzin- Tage nach der Intensivstations- ohne Pilzprophylaxe“, erklärt Patient*innen, ein zuneh- aufnahme gestellt. „In einem fektionen stellt in der Wahr- Robert Krause. mendes Problem dar.“ nächsten Schritt untersuchten nehmung der Intensivmedizi- ner*innen ein zunehmendes wir die Auswirkungen einer CA- In der Gruppe der europäischen PA-Diagnose auf die Prognose Problem bei COVID-19-Pa- Patient*innen bzw. Patient*in- tient*innen dar. Wie die For- der Patient*innen. Wir konnten nen der westlichen Welt sind zeigen, dass nahezu alle Pati- schungsarbeit unserer Ex- jedoch in den seltensten Fällen pert*innen zeigt, könnte die ent*innen, die eine CAPA ent- Pilze der Mucorales-Gruppe wickelt haben, verstorben sind: Gabe einer Pilzprophylaxe die (Black Fungus) das Problem, Lösung sein. Mitunter sorgt Nach der Diagnose einer Schim- sondern Pilze der Aspergil- melpilzinfektion sind 87 % v. l. n. r.: Gernot Schilcher, die Black-Fungus-Pandemie lus-Gruppe. Aufgrund dieser Robert Krause, Stefan Hatzl bei indischen COVID-19-Pa- der COVID-19-Patient*innen Problematik hat sich bereits verstorben, zusätzlich konnten tient*innen für zunehmende ein eigenes Krankheitsbild ent- Sorge. „Inzwischen ist be- wir auch zeigen, dass CAPA ein Diese Arbeit ist weltweit die wickelt – die COVID-19-asso- unabhängiger prognostischer kannt, dass COVID-19-Pati- erste, welche die Wirksam- ziierte pulmonale Aspergillose Parameter für den Tod der ent*innen, die diese Superin- keit einer Pilzprophylaxe zur (CAPA). COVID-19-Patient*innen war“, fektion entwickeln, besonders Verhinderung einer CAPA bei schlechte Überlebenschancen fasst Gernot Schilcher zusam- Patient*innen auf der Inten- Lebensbedrohliche Folgen men. Das Hauptaugenmerk zeigen“, erklärt Robert Krau- „Im Rahmen unserer For- sivstation untersuchte. Die se, supplierender Leiter der der vorliegenden Arbeit lag auf Schlussfolgerungen dieser Pu- schungsarbeit haben wir alle in- dem Verhindern dieser progno- Klinischen Abteilung für Infek- tensivpflichtigen COVID-19-Fäl- blikation könnten auch für die tiologie an der Med Uni Graz. selimitierenden Erkrankung im Black-Fungus-Pandemie Be- le, welche an der Med Uni Graz Sinne einer Prophylaxe einer Gründe dafür könnten vor al- bzw. dem LKH-Universitätskli- deutung haben, da das in der lem das feuchtwarme Klima CAPA. Studie verwendete Pilzmedika- nikum Graz behandelt wurden, der Tropen, die schlechte Ge- untersucht. Wir konnten erst- ment ebenso wirksam gegen sundheitsversorgung der Be- „Wir konnten zeigen, Mucorales spp. ist und dieses mals in Österreich eine konkrete völkerung speziell in Bezug auf Inzidenzzahl für die CAPA im In- dass die prophylaktische daher neben einer Prophylaxe chronische Erkrankungen wie tensivbereich definieren“, fasst Verabreichung eines der Schimmelpilzinfektion auch Diabetes, aber auch der im- Stefan Hatzl zusammen. Auf Pilzmedikaments mit de- zur Verhinderung der gefürch- mer breitere Einsatz von not- den Intensivstationen am Uni- finierter Wirkung gegen teten indischen Pilzvariante wendigen Corticosteroiden in versitätsklinikum Graz haben Schimmelpilze CAPA-Fäl- eingesetzt werden könnte. der Behandlung von COVID-19 17 % der Patient*innen zumin- le verhindern konnte.“ sein. www.medunigraz.at | 17
Campusleben: Auszeichnungen Olivia Nonn Preis für Sarah Flicker & Magdalena Anna Wiener Verena Handl und Linda Waldherr Paul-Dudley-White-Preis WKO-Forschungsstipendium Travel Grant E in Team rund um Olivia Nonn aus einer Forschungsgruppe vom Lehrstuhl für Zellbiologie, Histologie und Embryologie D ie WKO Steiermark vergibt jährlich For- schungsstipendien für herausragende Diplom- und Masterarbeiten. Im Studien- D ie Austrian Neuroscience Association vergab Reisestipendien für ANA-Mit- glieder, die sich in einem frühen Karriere- am Gottfried Schatz Forschungszentrum jahr 2020/21 gab es insgesamt 108 Einrei- stadium befinden, darunter PhD-Studentin wurde für seine Arbeit mit dem Paul-Dud- chungen, wovon die 20 besten im Rahmen Verena Handl und Postdoc Linda Waldherr ley-White-Preis der American Heart Asso- eines Festaktes an der Med Uni Graz aus- vom Lehrstuhl für Biophysik, Gottfried ciation ausgezeichnet. Die internationale gezeichnet wurden. Zu den glücklichen Schatz Forschungszentrum. Sie stellten Forschungsgruppe aus Oslo, Berlin und Preisträger*innen gehören unsere Jungfor- beim Austrian Neuroscience Meeting die Graz hat durch Einzelzell-Technologien das scherinnen Sarah Flicker (Thema: „Zusatz- Fortschritte in der Entwicklung eines Im- erste Mal in vivo Stammzellen in Plazenten befunde in der klinischen Anwendung der plantats für lokale Chemotherapie zur Be- aus frühen und späten Schwangerschaften Exomdiagnostik mit einem Vorschlag zu ei- handlung von Gehirntumoren vor. Derzeit identifizieren können. Dabei fanden sie he- ner einheitlichen Einverständniserklärung“) liegt ihr Fokus auf der Materialoptimie- raus, dass die Trophoblastentwicklung aus und Magdalena Anna Wiener („Molekular- rung und der Etablierung und Behandlung diesen Stammzellen in der Präeklampsie genetische Charakterisierung von konsan- von vaskularisierten Tumormodellen mit gestört ist. guinen Familien mit Polydaktylie“). Prototypen. 18 | MEDitio
ConnectingMinds-Projekte D er Wissenschaftsfonds FWF ermöglicht gemischten Teams aus Wissenschaft und Praxis, mit neuen För- derungen Lösungen für konkrete gesellschaftliche Pro- bleme zu erforschen. Mit dem OPINION Lab ist auch ein Projekt der Med Uni Graz mit dabei. OPINION Lab steht für OPen INnovatIOn Nursing Lab (offenes innovatives Pflegeheim) und basiert auf dem Prinzip der Zusammen- arbeit zwischen Pflegewissenschaft und Pflegeheimpra- xis, bei dem Forschende aktiv in den Pflegeheimalltag integriert werden. Hier sind nicht nur Expert*innen aus der Wissenschaft oder Pflege gefragt, sondern auch Be- wohner*innen von Pflegeheimen und deren Angehörige. i Open Innovation Nursing Lab ► ► Wissenschaftliche Leitung: Manuela Hödl, Med Uni Graz Projektpartner: Caritas Graz-Seckau ► Fördervolumen: 557 000 Euro ► Projektlaufzeit: 5 Jahre ► Projektteam: Manuela Hödl (Med Uni Graz, Institut für Pflegewissenschaft, Projektkoordinatorin), Doris Eglseer und Daniela Schoberer (Med Uni Graz, Institut für Pflege- wissenschaft), Gertraud Krug und Thomas Windhaber (Caritas Graz-Seckau), Dusanka Janezic, Franz Pechmann- Ulrich, Alexandra Drevensek und Wolfgang Strobl (Caritas Pflegewohnhaus Graz-St. Peter) Forschende der Med Uni Graz arbeiten zum Thema Pflege eng mit Expert*innen der Caritas zusammen (v. l. n. r.): Wolfgang Strobl, Hubert Grossmann, Gertraud Krug (alle Caritas), Daniela Schoberer, Doris Eglseer, Manuela Hödl (alle Med Uni Graz), Dusanka Janezic, Franz Pechmann-Ulrich (beide Caritas). Foto: FWF/Erwin Scheriau www.medunigraz.at | 19
Schul-SARS-CoV-2-Studie: Univ.-Prof. Dr. Ivo Steinmetz Inhouse-Expertise PDin Dr.in Mag.a Evelyn Stelzl Im Herbst 2020 startete am Diagnostik- & Forschungs- institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umwelt- medizin eine österreichweite Studie, mit dem Ziel, Die Studie im Überblick die Prävalenz und Prävalenzentwicklung von aktiven SARS-CoV-2-Infektionen (COVID-19) bei Schüler*in- Zielgruppe: Schüler*innen und Lehrpersonal der nen und Lehrkräften zu untersuchen. Es waren 119 Primar- und Sekundarstufe I Schulstandorte der Primarstufe und 132 Schulstand- Zeitraum: Oktober 2020 bis Juni 2021 orte der Sekundarstufe beteiligt. Die ersten Stu- dienergebnisse wurden im Journal „The Lancet Re- Durchgeführte Untersuchungsrunden: 6 gional Health – Europe“ publiziert. In einer zweiten Publikation im Journal „Eurosurveillance“ wurde die Testverfahren: SARS-CoV-2 RT-qPCR i Sensitivität der in den Schulen eingesetzten Antigen- Anzahl der untersuchten Proben in Südostösterreich: tests im Vergleich zur SARS-CoV-2-PCR untersucht. ca. 12 500 Davon SARS-CoV-2-positiv nachgewiesen: 24 20 | MEDitio
Laborstandort für beteiligt. Das Untersuchungs- design der Kohortenstudie „Die erfolgreiche Teil- fordernd zugleich. Die großen Probenmengen erforderten nahme an der Studie österreichweite sah zehn Untersuchungsrun- war durch eine große von uns gute Kondition und den verteilt über das Schuljahr sehr konzentriertes Arbeiten. Studie 2020/21 vor. Die Proben wur- Gemeinschaftsleistung vieler Institutsmitarbei- Zur Identifizierung der aus- den mithilfe von Gurgeltests schließlich anonymisierten Die vom BMBWF initiierte und gewonnen. Es wurden jeweils ter*innen möglich.“ Proben musste ein zwölf-stel- unterstützte Studie wurde von zehn Gurgelate gepoolt und liger Barcode herangezogen der Universität Wien, der Me- mittels RT-qPCR auf Anwesen- Neben der eigentlichen Tes- werden“, so Jacqueline Linz- dizinischen Universität Inns- heit des Viruserbgutes unter- tung mussten in sehr kurzer ner, Daniel Waltenstorfer und bruck, der Medizinischen Fa- sucht. Bei positiven Testergeb- Zeit auch Anpassungen der Theresia Weiermair, Mitarbei- kultät der Universität Linz und nissen wurden alle Proben IT-Infrastruktur und das sach- ter*innen der Schulstudie. der Medizinischen Universität eines Pools noch einmal ein- gerechte Dokumentieren und Graz durchgeführt. Die Auf- zeln getestet. Zusätzlich wur- Einfrieren von Tausenden gabe des Hygieneinstituts war den diese noch weiter unter- Proben durchgeführt werden. es in erster Linie, die Proben sucht, um die Virusvariante zu „Die Studie war eine span- aus Südostösterreich zu be- bestimmen. nende Herausforderung für arbeiten. Institutsvorstand Ivo uns, nicht zuletzt auch wegen Steinmetz beschreibt die Situ- Expertise von der Med Uni Graz der hohen Bedeutung unse- ation zu Beginn des Projektes: Dieses Monitoring mit meh- rer Ergebnisse für mögliche V. l. n. r.: Laura Schiller, Theresia Weier- reren Hundert Proben an ein- Maßnahmen in den Schulen. mair, Jacqueline Linzner, Evelyn Stelzl „Vorbereitung und zelnen Tagen war in dieser Wir haben in der Auswertung Größenordnung nur möglich, mehrere Genomabschnitte „Bei der Durchführung der Durchführung waren eine weil das Projekt auch durch des SARS-CoV-2-Virus nach- Analysen an der S2-Sicher- große Herausforderung, gewiesen“, so Evelyn Stelzl. zusätzliche Personalstellen heitswerkbank mussten wir da wir ohnehin durch die Die Laborprozesse mit den unterstützt wurde. Bei den für Schutzoveralls, FFP2-Masken, klinischen SARS-CoV-2- das Projekt hinzugekomme- Gurgelaten mussten im Labor Handschuhe und zusätzlich PCR-Testungen bereits nen Mitarbeiter*innen handel- etabliert werden. So wurden Gamaschen tragen“, berich- stark gefordert waren.“ te es sich um sehr motivierte beispielsweise Röhrchen mit ten Laura Schiller und Nejra Studierende aus naturwissen- linearem und 2D-Barcode ver- Balkic, die ebenfalls bei der An der multizentrischen Studie schaftlichen Masterstudien- wendet, die automatisiert Studie mitarbeiteten. Die Er- waren von Grazer Seite auch gängen, die unter fachlicher „entdeckelt“ werden konnten. gebnisse wurden selbst in den die Klinische Abteilung für In- Anleitung von Evelyn Stelzl die „Teil eines so großen Projekts Medien intensiv diskutiert. fektiologie und das Institut Laborarbeit durchführten. zu sein, war sehr bereichernd Das Team freut sich, einen für Medizinische Informatik, für uns. Die Laborarbeit war Beitrag für diese wichtige Stu- Statistik und Dokumentation sehr interessant und heraus- die leisten zu können. www.medunigraz.at | 21
Campusleben: Studium Studierende beim International Day Sono4you Summer School Das neue ISC-Team Erasmus+ Studierende International Day Sono4you Kongress Save the Date: ISC Erasmus+ Welcome D as International Office lud Studierende und Graduierte ein, um sie über die zahlreichen S eit 2014 veranstaltet das Team von Sono4you Graz je- des Jahr eine Summer School U nter dem Motto „Creating the Future of Health Scien- ces“ findet der 8. International D ie Studienzeit ist eine aus- gezeichnete Gelegenheit, internationale Erfahrungen zu Möglichkeiten eines studienbe- für Ultraschall. Dank einem Student Congress vom 16. bis sammeln, eine andere Sprache zogenen Auslandsaufenthalts durchdachten Konzept, einem 18. Juni 2022 am MED CAMPUS bzw. Kultur oder ein anderes zu informieren. Die einzelnen hohen Praxisanteil, hervor- Graz statt. Das engagierte Or- Ausbildungs-, Forschungs- und Mobilitätsprogramme der Med ragenden Vortragenden und ganisationsteam bringt junge, Gesundheitssystem kennenzu- Uni Graz wurden in einer Kurz- der Möglichkeit der Teilnahme motivierte Studierende, Wissen- lernen. Dafür stellt die Med Uni präsentation vorgestellt, zusätz- via Videokonferenz oder Live- schafter*innen und Akademi- Graz zahlreiche Angebote zur lich informierte und beriet das stream hat diese inzwischen ker*innen aus allen Bereichen Verfügung, die einen Aufent- Team des International Office internationale Bekanntheit er- der Gesundheitswissenschaften halt an unserer Universität er- Interessierte an Infoständen und langt. Auch dieses Jahr hat die zusammen. Ziel des ISC ist es, die möglichen. Im Wintersemester beantwortete sämtliche Fragen Initiative von Ultraschall-inte- verschiedenen Gruppen so früh heißen wir Erasmus+ Studieren- zu Zielländern, Partnerinstitu- ressierten Studierenden an der wie möglich zusammenzubrin- de aus Deutschland, Frankreich, tionen, Fördermöglichkeiten, Be- Medizinischen Universität Graz gen, um Meinungen auszutau- Italien, Lettland, Litauen, Polen, werbungsverfahren, bestmögli- wieder einen erfolgreichen Kon- schen, ein Netzwerk zu schaffen Rumänien, Slowenien, Spanien cher Integration ins Studium und gress abgehalten. und ihre Denk- und Arbeitsweise und der Tschechischen Republik vielem mehr. kennenzulernen. willkommen. 22 | MEDitio
PhD-Programm optimistischen Schmunzeln. Ein MOLIN-Student im End- Karrierewege im Fokus Wohin man mit einem PhD Flexibilität und Offenheit mit sich brachte. Ähnliches be- RESPImmun spurt – Saptaswa Dey – verriet, wie er die letzten Wochen vor kommen kann, verrieten vier DK-MOLIN-Alumni*Alumnae, richtete auch Mina Bashir, der heute in einem Pharmaunter- seinem Abschluss verbringen die in Vorträgen ihren aktuel- nehmen als Regulatory Affairs I m Rahmen eines großen Events wurde das erfolg- reiche Doktoratsprogramm wird und was es hier zu beach- ten gibt. len Arbeitsalltag skizzierten und anschließend gemeinsam Manager arbeitet und wäh- rend des Doktoratsstudiums über ihre bisherigen Karrie- besonders seine Fähigkeit zur „Molecular Fundamentals of Zur Eröffnung des neuen – rewege reflektierten. Jovana Resilienz ausgebaut hat. Inflammation“ (DK-MOLIN) ver- vom FWF und der Med Uni Maric, die mittlerweile Pro- abschiedet und gleichzeitig Graz finanzierten – PhD-Pro- jektmanagerin für klinische das neue doc.funds-PhD-Pro- gramms RESPImmun rich- Studien in einem Pharmaun- gramm „Immune Modulation tete Grazyna Kwapiszew- ternehmen ist, hat während ih- in Respiratory Diseases“ – kurz ska-Marsh, Speakerin von rer Zeit als PhD-Studentin be- RESPImmun – eröffnet. Zum RESPImmun, ihren Blick in die sonders den internationalen Auftakt des Events blickte Zukunft und schilderte die Austausch und die Vielfältig- Akos Heinemann, Speaker von Pläne und Forschungsvorha- keit der Ausbildung genossen. DK-MOLIN, auf die vergange- ben der Faculty. 13 internati- Auch Miriam Sedej gewährte Eröffnungsvortrag nen Jahre und den beacht- onale Studierende beginnen detaillierte Einblicke in ihre lichen Forschungsoutput des aktuell ihre akademische Rei- Arbeit im Bereich Forschungs- Doktoratskollegs zurück. Ins- se an der Med Uni Graz unter adminis-tration und -manage- Auch Vizerektorin Sabine Vogl gesamt 62 Studierende aus 17 Anweisung ihrer Doktormüt- ment und gab den Tipp, sich richtete sich an das Publikum, Ländern waren zwischen 2012 ter und -väter. Eine der vielen auf dem eigenen Karriereweg sprach über das gelungene und 2021 Teil des Programms, Besonderheiten des neuen immer wieder zu fragen, was DK-MOLIN und blickte in die das bisher etwa 200 Publikati- Programms ist die zusätzli- man wirklich möchte und auch Zukunft des doc.funds-Pro- onen hervorgebracht hat und che Einbindung von Junior- mit seinem*seiner Betreu- gramms RESPImmun. Zum in dessen Fußstapfen nun RE- PIs (Principal Investigators) er*in offen darüber zu spre- Höhepunkt der Veranstaltung SPImmun tritt. in das Training und die Aus- chen. Alejandro Majali Marti- gab es einen Vortrag von Syl- bildung der PhD-Kandidat*in- nez erforscht als PostDoc an via Knapp (MedUni Wien und Einblick in die Praxis nen. Der wissenschaftliche der Med Uni Graz die Plazen- CEMM), in dem es um die neu- Als Absolventin des DK-MO- Nachwuchs an der Med Uni tafunktion in der Frühschwan- esten Forschungserkenntnis- LIN gewährte Sonja Rittchen Graz wird dadurch auf zwei gerschaft und wie Diabetes se im brandaktuellen Bereich Einblicke in ihren PhD-Alltag Ebenen gestärkt und Lungen- und Übergewicht das intra- der Infektionserkrankungen und versorgte damit die neu- forschung am Standort Graz uterine Milieu stören können. mit speziellem Fokus auf die en RESPImmun-Studierenden nachhaltig verankert. Er betonte, dass das PhD-Trai- Lunge ging. sowohl mit wertvollen Tipps ning für ihn ein hohes Maß an und Tricks als auch mit einem www.medunigraz.at | 23
Asthma: hochalpine PD Dr. Leigh Marsh Bedingungen im Fokus E twa eine von 14 Personen in der österreichischen Bevölkerung ist von Asthma betroffen, darunter auch viele Kinder. Oft wird diese chronische Ent- Asthma i zündungskrankheit mit inhalativen Corticosteroi- Asthma ist eine komplexe chronische Entzündungs- den erfolgreich behandelt, zum Teil aber auch mit krankheit, von der zahlreiche Österreicher*innen be- Nebenwirkungen, weshalb unsere Forscher*innen troffen sind. Kurzatmigkeit, ein Engegefühl in der alternative Behandlungsmöglichkeiten suchen. Eine Brust, Husten und Atemnot sind Symptome, die durch Forschungskooperation zwischen dem Ludwig Boltz- eine allergische Reaktion der Atemwege hervorgeru- mann Institut für Lungengefäßforschung und der fen werden. Die Entwicklung und der Schweregrad von Med Uni Graz beschäftigt sich mit der sogenannten allergischem Asthma stehen in engem Zusammenhang Höhenkur und analysiert die zugrunde liegenden mit Innenraumallergenen wie Hausstaubmilben oder Mechanismen dieser erfolgreichen Therapie. Die Er- Sporen von Schimmelpilzen. Als zweite, nicht-allergi- gebnisse wurden im Journal „Allergy“ veröffentlicht. sche Form kann Asthma aber beispielsweise auch durch Anstrengung oder Stress hervorgerufen werden. 24 | MEDitio
Höhenluft gegen finden sich zahlreiche Fallbe- richte, die eine Besserung des Lehrstuhl für Pharmakologie des Otto Loewi Forschungs- Tatsächlich wird die Immun- Kettenreaktion von Beginn Asthma allergischen Asthmas durch zentrums und der Klinischen an gehemmt, beginnend bei die HACT beschreiben. Zudem Abteilung für Pulmonologie den Antigen-präsentierenden An sich harmlose Umweltstof- konnte beobachtet werden, der Med Uni Graz ist es nun Zellen, die eine bestimmte fe wie Tierhaare, Hausstaub dass es bei Asthmapatient*in- gelungen, wichtige zelluläre Sauerstoffkonzentration be- oder Pollen, die regelmäßig nen aus hoch gelegenen Re- Mechanismen der Höhenkur nötigen, um voll aktiv zu wer- über die Luft in unsere Atem- gionen zu einer Verschlimme- nachzuweisen und zur Aufklä- den. Außerdem wird Sauer- wege gelangen, können für rung ihrer Krankheit kommt, rung ihrer klinischen Wirksam- stoff grundsätzlich für die Asthmatiker*innen zum Ver- wenn sie sich in niedrigeren keit beizutragen. Während der Kommunikation zwischen den hängnis werden. Ihr Immun- Höhenlagen aufhalten. Be- Höhenkur scheint die allergi- verschiedenen Immunzellen system nimmt diese Allerge- merkenswert ist, dass die sche Entzündung unterbro- benötigt. Die im Labor simu- ne als gefährlich wahr und ein positive Wirkung von HACT chen zu werden, indem eine lierten Sauerstoffbedingun- Asthmaanfall ist die Folge. auch noch Monate nach der bestimmte immunologische gen entsprechen einer Höhe Obwohl inhalative Medika- Rückkehr aus der Höhe nach- Kettenreaktion ausbleibt. Für von etwa 5 000 Metern und mente auf Cortikoide-Basis weisbar ist. Deswegen müs- eine allergische Immunreak- stellen eine schwere Hypoxie wie z. B. Cortison und ande- sen wir uns diese erfolgreiche tion müssen sogenannte Anti- dar. Patient*innen in HACT-Kli- re spezifische entzündungs- Therapie im Detail ansehen“, gen-präsentierende Zellen niken erfahren bereits ab 2 000 hemmende Behandlungen bei beschreibt Leigh Marsh sei- das Allergen erkennen und Meter Seehöhe eine Linde- Asthma hochwirksam sind, nen Forschungsschwerpunkt. den T-Zellen präsentieren. rung ihrer Symptome. „Unse- kann es zu Nebenwirkungen Zur Erklärung dieser positi- Diese T-Zellen stimulieren re Untersuchungen dienen als kommen, welche die Lebens- ven Wirkungen wurden zwar wiederum B-Zellen, die letzt- Grundsatzstudie und identifi- qualität beeinträchtigen kön- mehrere mögliche Faktoren endlich spezifische Antikörper zieren mehrere grundlegende nen. Zudem bringen diese Be- erkannt, darunter eine gerin- produzieren und freisetzen – hypoxiebedingte molekulare handlungskonzepte nicht bei gere Allergenbelastung, eine die allergische Reaktion be- Signalwege, die bei HACT eine allen Patient*innen den ge- erhöhte Exposition gegen- ziehungsweise der Asthma- Rolle spielen könnten. Weite- wünschten Erfolg. über UV-Licht, psychosoma- anfall kann stattfinden. re Arbeiten sind erforderlich, tische Faktoren und Hypoxie um die Mindesthöhe und -dau- Höhenklimatherapie (Sauerstoffmangel), die zu- „Reduzierte Sauerstoff- er der Höhenexposition für Höhenklimatherapie (HACT) grunde liegenden molekula- konzentration hemmt eine effektive Therapie von wurde eingesetzt, bevor phar- ren Mechanismen sind jedoch Asthma zu bestimmen. In der diese Effekte. Die Hyp- makologische Behandlungen noch nicht ausreichend er- Zwischenzeit können Asthma- forscht. Dem Team vom LBI oxie ist somit ein wich- tiker*innen gesundheitlich zur Verfügung standen, und für Lungengefäßforschung tiger Faktor, der die profitieren und regelmäßig die wird seitdem immer noch zur Ergänzung dieser Maßnahmen und dem Lehrstuhl für Phy- Effekte des Höhenauf- frische Bergluft genießen“, so verwendet. „In der Literatur siologie gemeinsam mit dem enthalts erklärt.“ die Empfehlung des Forschers. www.medunigraz.at | 25
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