Beziehungen auf Abstand HEPs systemrelevant? Beziehungen gestalten BTHG aktuell 20 Jahre Stiftung - Lebenshilfe Esslingen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe 2020/2021 ....................................... Beziehungen auf Abstand HEPs systemrelevant? Seite 7 ...................... Beziehungen gestalten Seite 9 ...................... BTHG aktuell Seite 18 ..................... 20 Jahre Stiftung Seite 28 ......................
04 Editorial .............................................................................................................. 05 Inklusion leidet unter Corona .............................................................................................................. 07 Wertschätzung, die bleibt? .............................................................................................................. 09 Beziehungen gestalten .............................................................................................................. 10 Der Wohnheimalltag unter Pandemiebedingungen .............................................................................................................. 11 Zwischen Selbstbestimmung und Trägerverantwortung .............................................................................................................. 12 Leichte Sprache Zwischen Selbstbestimmung und Trägerverantwortung .............................................................................................................. 14 Auf den Kopf gestellt .............................................................................................................. 15 Zwischen Notbetreuung und Kurzarbeit .............................................................................................................. 16 Extraurlaub oder Lagerkoller .............................................................................................................. 17 Stimme zur Inklusion .............................................................................................................. 18 Langstreckenlauf statt Sonntagsspaziergang .............................................................................................................. 20 Leichte Sprache Bundesteilhabegesetz .............................................................................................................. 22 Kurzberichte aus dem Alltag .............................................................................................................. 24 Herzlichen Dank an alle Unterstützer*innen .............................................................................................................. 25 Aktuelle Hilfsprojekte in der Coronazeit .............................................................................................................. 28 Nachhaltige Unterstützung .............................................................................................................. 30 Wolfgang Mack sagt Adieu .............................................................................................................. 31 Standpunkt Aufsichtsrat .............................................................................................................. 32 Bewegung und Begegnung .............................................................................................................. 34 Impressum .............................................................................................................. 2 3
Liebe Mitglieder, Inklusion leidet unter Corona Freund*innen und Unterstützer*innen der Lebenshilfe Esslingen, Die Pandemie trifft auch die Einrichtungen der Lebenshilfe die Anerkennung der Rechte Am 11. März 2020 verändert eine Behinderung: Wie schwer traf sourcen hatten vor allem auch von Menschen mit Behinderung neuartige Infektionskrankheit, ge- und trifft sie diese Pandemie? Auswirkungen auf das Ambu- und deren Akzeptanz in der Ge- nannt SARS-CoV-2, das Zusam- Stehen sie Abseits oder mitten in lant Begleitete Wohnen (ABW), sellschaft haben in allen gesell- menleben in Europa. Das Virus der Gesellschaft? wo Klient*innen plötzlich bei schaftlichen Lebensbereichen verbreitet sich rasant in alle Teile vertrauten Lebensmitteln vor in den letzten 20 Jahren große der Welt. Die Verläufe der Er- Zu Beginn der Pandemie fehlte leeren Regalen standen und er- Fortschritte gemacht. Dies ist vor krankung sind teils schwer, das es in vielen Einrichtungen und lernte Einkaufskonzepte nicht allem auch dem unermüdlichen Gesundheitssystem ist in vielen Diensten an allem, was diese mehr griffen. Die Lebenshilfe ge- Einsatz von Familien, Angehöri- Ländern überfordert. Deutsch- aufhalten sollte. Es war kei- währleistete hier die Versorgung gen und Selbsthilfevereinen zu land stemmt sich mit konsequen- ne persönliche Schutzausrüs- durch einen zentralen Einkauf, verdanken. So hat die Politik ei- tem Lockdown in Wirtschaft und tung (PSA) in ausreichender Mittagessenbestellungen und ein nen Perspektivenwechsel vollzo- gesellschaftlichem Miteinander Form zu bekommen, medizini- Mehr an Mitarbeiter*innen-Ein- gen. Sie wandelte sich von einer mit Anderen und unternimmt Ansteckung minimieren und den- gegen die exponentielle Ver- sche Mund-Nasen-Bedeckung, satz vor Ort. überfürsorglichen, von den Be- etwas gemeinsam. In Bezie- noch Begegnungen und Bezie- breitung und scheint Erfolg zu Einmalhandschuhe, Hygiene- troffenen oft als „fremdbestimmt“ hungs- und Alltagsfragen stehen hung ermöglichen können, treibt haben. Sogenannte Alltagsmas- mittel, wie Desinfektionsmittel Tatsächlich hatten die Mitarbei- empfundenen Haltung, hin zu ei- einem Fachkräfte der Lebenshil- uns um – und kann nur im Mit- ken prägen das gesellschaftliche und Handseifen, wurden knapp. ter*innen in den Wohnangeboten nem Konzept der Selbstbestim- fe und Familienangehörige sowie einander im Dialog mit Klient*in- Miteinander, 1,50 m Abstand zu Die lang haltbaren Lebensmit- während der Heimschließungen mung. Durch die Verabschiedung Freunde*innen zur Seite. nen, Angehörigen und Mitarbei- Mitmenschen wird zur Regel, tel in den Supermärkten sowie mehr Zeit für die Klient*innen als des Bundesteilhabegesetztes ist ter*innen beantwortet werden. außerdem wird verstärkt auf erstaunlicherweise das Toilet- sonst. Die Pandemie hat gezeigt, ein weiterer Schritt zur gesell- In diesem Jahr mussten wir er- Geldspenden und Projektideen Händehygiene geachtet. Zum tenpapier verschwanden durch wie wichtig Nähe und Zuwen- schaftlichen Teilhabe von Men- leben, was es heißt, wenn die- von Unterstützer*innen ermög- Sommer des Jahres konnte die „Hamsterkäufe“ aus den Rega- dung sind. Corona hatte in unse- schen mit Behinderung erfolgt. se Kontakte durch einen „Shut- lichen es während der Corona- Infektionsverbreitung stark ein- len. ren Einrichtungen auch einen po- Beziehungen prägen den All- down“, durch Abstandsregeln Pandemie, den eingeschränkten gedämmt werden und die Ein- sitiven Effekt … dass alle wieder tag von Menschen. Beziehungen und Verordnungen, plötzlich (Beziehungs-)Alltag von Men- schränkungen im Miteinander Die Lebenshilfe bemühte sich, mehr aufeinander achtgeben und geben Halt, Orientierung, sie er- nur noch eingeschränkt mög- schen mit Behinderung gemein- gelockert werden. Ende 2020 mit bisherigen Dienstleistern miteinander sprechen. Es konn- öffnen neue Horizonte und sind lich sind. Eine herausfordernde sam gut zu gestalten und trotz sieht sich Deutschland wieder schnellstmöglich Hygienemit- te mehr Zeit für pädagogische für uns als Menschen mit und Zeit für alle! Eine wichtige Er- allem neue und positive Erfah- mit wachsenden Infektionszahlen tel nachzubestellen und die Be- Angebote unter der Woche, wie ohne Behinderung wesentlich. kenntnis dieser Zeit ist, dass das rungen zu machen – dafür sagen konfrontiert. – So oder so ähnlich stände weiterhin zu sichern. selbstinszenierte Theaterauf- Freund*innen und Familie sind kleinste Unterstützungsangebot wir herzlich DANKE! werden wir und nachfolgende Mund-Nasen-Bedeckungen wur- führungen, der Bau eines Insek- für uns da und wir feiern zusam- höchste Wichtigkeit im Alltag Kommen Sie mit auf die Reise Generationen die „Corona-Pan- den durch verschiedenste ge- tenhotels oder ein Maibaumfest, men Geburtstage. In Begleitung von Menschen mit Behinderung durch das Heft „Beziehungen auf demie“ in den Geschichtsbü- nähte Varianten von unterschied- gemeinsam gestaltet und erlebt eine*r Mitarbeiter*in der Le- bekommt. Als notwendige Unter- Abstand“ und lesen Sie, was die chern nachlesen können. lichen Unternehmen zugekauft werden. Durch Besuchsverbot benshilfe wird das eigenständige stützung, als Strukturgeber, als Lebenshilfe und Menschen mit Viele von uns sind von der Pan- und waren so sehr schnell für waren die Häuser von der Au- Busfahren auf einer bestimmten Ort der Begegnung. Behinderung in Pandemie-Zeiten demie betroffen, im Privaten und die Mitarbeiter*innen einsetz- ßenwelt abgeschirmt, eine „Glo- Route trainiert. Der Wochenein- leisten und uns beschäftigt. im Arbeitsleben. Menschen mit bar. Hygienekonzepte wurden cke“ über die stationären Ein- kauf wird, durch genaue Vorbe- Wir mussten lernen, Beziehun- Behinderung und Einrichtun- geschrieben und Besuchsregeln richtungen gestülpt. Der Abstand reitung in Leichter Sprache und gen auf Distanz und Abstand zu gen wie die Lebenshilfe wurden festgelegt. Die Lebenshilfe re- zu Angehörigen und Freunden mit Handkarten, selbstbestimmt leben – und, wo Abstand nicht ebenfalls von dieser allumfas- agierte hier sehr schnell – mehr war nicht schön. Durch eigens möglich. Eine Wochenendfrei- möglich ist, Maske zu tragen und Elke Willi, Vorstandsvorsitzende senden Krise kalt erwischt. Als als drei Wochen vor ersten be- konzipierte Hygienekonzepte zeit bietet Gelegenheit, andere nicht mehr die Mimik des Ge- lernende Gemeinschaft ist es uns hördlichen Einforderungen von konnten diese Treffen dann wie- Menschen zu treffen und Ab- genübers lesen zu können. Be- wichtig, das Geschehene aufzu- Hygienekonzepten. der stattfinden. Wir hoffen, dass stand zum Alltag zu gewinnen. ziehungen sind elementar. Die arbeiten und auszuwerten. Un- Die leeren Regale mit einge- diese einschneidende Abschot- In der Freizeit trifft man sich Frage, wie wir den Schutz vor Fabian Treffert, Vorstand ser Blick gilt hier Menschen mit schränkten Lebensmittelres- tung nicht wiederkommt. 4 5
Wertschätzung, die bleibt? Behinderung abgesondert. Ex- klusion statt Inklusion – auch Systemrelevanter Beruf Heilerziehungspfleger*in wenn gut gemeint, muss uns dies zu denken geben. Allgemeine Abschottung einer besonders ge- fährdeten Risikogruppe hilft hier nicht und führt zu einer Stigmati- Innerhalb weniger Tage hat sich geboten und Behördengängen, sierung, die es immer kritisch zu unser Alltag in Deutschland von unterstützen sie mit einer viel- hinterfragen gilt. Grund auf verändert. Kinos, Re- fältigen pädagogischen Arbeit, z. Wir lernen aus der bisherigen Kri- staurants und andere öffentliche B. mit musikalischen und künst- senzeit, dass Selbstbestimmung Orte sind geschlossen. Viele kön- lerischen Aufgaben bei ihrer so- bei aller Vorsicht nicht zu stark nen nur noch in Kurzarbeit oder zialen und geistigen Entwicklung. eingeschränkt werden darf. Orte gar nicht mehr arbeiten oder Das Erstellen von individuellen In den Offenen Hilfen wurden ßerhalb einer Pandemie wichtige der Begegnung muss es auch in müssen ihrer Tätigkeit im Ho- Förder- und Teilhabeplänen ge- einzig die Einzelbetreuungen Arbeit leisten und diese entspre- einer Pandemie geben können. meoffice nachgehen. Trotzdem hört ebenfalls zu ihrem umfang- fortgeführt. Viele Freizeit-, Be- chend mit unserer Wertschät- Der Teilhabegedanke wird durch gibt es Berufe, auf die unsere reichen Arbeitsalltag. Dabei ste- ratungs- und Unterstützungs- zung bedenken. Die Lebenshilfe das neue Bundesteilhabegesetz Gesellschaft nicht verzichten hen sie im ständigen Austausch angebote mussten ohne Ersatz Esslingen gewährleistet nicht rechtlich verankert, dies muss kann: Pflege- oder Supermarkt- mit Angehörigen und gesetzli- abgesagt werden. Hier versuchte erst seit der Pandemie tarifge- auch in Pandemiezeiten Gültig- personal erfüllen jeden Tag ihre chen Vertreter*innen. die Lebenshilfe, mit Briefen und rechte Bezahlung und setzt sich keit behalten. Die Vernetzung mit Aufgaben und sind für uns als Der Bedarf an den speziell aus- Telefonaten den Kontakt zu hal- auch weiterhin für ein gesun- anderen Einrichtungen der Be- Gesellschaft da. gebildeten Pädagog*innen mit ten. Vor allem der Wegfall von des Arbeitsumfeld der Mitarbei- hindertenhilfe hat dabei geholfen, In der Lebenshilfe Esslingen sind Pflegekompetenz ist groß – nicht Betreuungszeiten in der Schu- ter*innen ein. Allein die Bezah- sichere Regeln zu verabschieden. wir in unseren Beratungs-, Un- erst seit Beginn der Corona-Pan- le, in der Freizeit oder am Wo- lung und die Schaffung von mehr Hier zeigt sich, dass ein gutes terstützungs- und Wohnangebo- demie. Nicht viele junge Men- chenende stellte die Familien mit Stellen wird den Fachkräfteman- Miteinander, welches schon vor ten jeden Tag für Menschen mit schen ergreifen den abwechs- Kindern, die eine Behinderung gel nicht beheben können. Vielen der Pandemie da war, ein trag- Behinderung da. lungsreichen Beruf. Vielleicht haben, vor große Herausforde- Mitarbeiter*innen in sozialen Be- fähiges Arbeiten in Krisenzeiten Vor allem Heilerziehungspfle- auch, weil der Kontakt zu Men- rungen. Plötzlich Homeoffice, rufen geht es darum, das Richti- ermöglicht. ger*innen – auch HEP genannt schen mit Behinderungen in ih- alle Kinder zuhause, der Bruder ge zu tun, eine erfüllende Arbeit – sind für die Begleitung von rem bisherigen Leben, in der oder die Schwester mit Behin- zu haben. Gemeinsam können Wir wünschen uns für die Zu- Menschen mit Behinderung zu- Schule, in Sportvereinen und im sonen für die Klient*innen sind, derung, Verlust an so wichtiger wir den Stellenwert dieser wich- kunft einen offeneren Dialog mit ständig. Dazu zählen sowohl Freundeskreis, nicht gegeben müssen sie es beispielsweise Tagesstruktur … eine familiäre tigen Arbeit durch verschiede- Kostenträgern, Behörden und Kinder als auch Erwachsene mit war. Oder weil die gesellschaftli- trotzdem schaffen, stets eine Belastungs- und Ausnahmesitu- ne Maßnahmen erhöhen. Dabei Entscheidern. Noch zum Ende einer vornehmlich geistigen Be- che Anerkennung in Pflege- und professionelle Distanz einzu- ation, der wir teilweise machtlos spielen allgemeine Anerkennung, des Jahres 2020 ist nicht klar, hinderung. HEPs arbeiten in der Pädagogikberufen bisher nur ge- halten und den*die Klient*in bei gegenüberstanden. Dies ist nun Arbeitszeiten mit ausreichendem wer die Mehrkosten für Hygi- Regel ambulant oder stationär ring ist. Der Beruf ist jedoch nicht ihren*seinen individuellen Fähig- durch Hygienekonzepte, ange- Personalschlüssel und auch die enemittel und Mehrbetreuung in den Wohneinrichtungen, als nur für junge Menschen möglich, keiten abzuholen. passte Verordnungslagen und tatsächliche geldliche Entloh- trägt. In Verordnungen und der Schulbegleitung oder in den Of- auch Quereinsteiger, die schon Die Corona-Pandemie hat die Erfahrungswerte mit dem Virus nung eine Rolle. Vor allem aber lokalen Umsetzung wird man als fenen Hilfen. Lebens- und Berufserfahrung in Pflegeberufe und die Behinder- besser zu meistern. Heilerzie- auch Aufklärungsarbeit an Schu- Einrichtung oft allein gelassen, Ziel ihrer Arbeit ist es, die Kli- anderen Tätigkeiten gesammelt tenhilfe mit in den Fokus der Be- hungspfleger*innen, Sozialarbei- len und Karrieremessen, wie sie vor allem kleinere Einrichtungen ent*innen so weit wie möglich bei haben, entscheiden sich immer richterstattung gerückt. Auch bei ter*innen und Angestellte in der die Lebenshilfe seit Jahren be- haben hier immens zu kämpfen. einem selbstbestimmten Leben, wieder, den Beruf des*der Hei- der Lebenshilfe kamen Dankes- Behindertenhilfe gehören zu den treibt. Auch der Fokus auf die Wert- unter Beachtung von Teilhabe lerziehungspfleger*in zu ergrei- karten in den Wohnbereichen an, systemrelevanten Berufen. Viel Die Inklusion hat während der schätzung der Mitarbeiter*innen am gesellschaftlichen Leben, zu fen. Wer den Beruf des*der Hei- wurden Balkonkonzerte gegeben wurde geklatscht, Diskussionen Pandemie vermehrt gelitten. darf nicht durch ein einmaliges begleiten. Dafür übernehmen die lerziehungspfleger*in anstrebt, und auch viel Beifall geklatscht. angestoßen und deren Einsatz Durch schnelle WfbM-Schlies- Klatschen verpuffen. Wir wollen Heilerziehungspfleger*innen, je trägt eine große Verantwortung „Es tut gut, dass wir und unsere bewundert. Ende 2020 ist es sungen, geschlossenen Schulen auch weiterhin das volle Leben nach dem Grad der Beeinträch- gegenüber den Klient*innen, de- Arbeit gesehen werden!“, resü- stiller geworden. Auch zukünftig und Kindertagesstätten sowie für Menschen mit Behinderung tigung, Aufgaben wie Einkaufen, ren Angehörigen und auch ge- miert Verena Henning, in der Le- müssen wir uns alle überlegen, dem einhergehenden Besuchs- und werden aktiv dafür kämpfen. Kochen oder Körperpflege. Sie genüber sich selbst. Obwohl sie benshilfe Esslingen für den sta- welche Berufsgruppen auch au- verbot, wurden Menschen mit Text: Fabian Treffert, Vorstand begleiten auch bei Freizeitan- eine der wichtigsten Bezugsper- tionären Wohnbereich zuständig, 6 7
Beziehungen gestalten Martina 55 Jahre, über die Anfangszeit der Pan- sind für andere da, bekom- tet, stellt jeder Tag neue He- Haus Flandernstraße demie. „Wichtig finden wir, dass men jeden Tag Wertschätzung rausforderungen und selbst die Blitzlicht aus den Bereichen Martina hat einen Freund. die Anerkennung, die flächende- durch Umarmungen, aber auch Routine ändert sich dadurch Er lebt in seiner Wohnung und ckende tarifliche Bezahlung und geäußerten Missmut und di- immer wieder. Es ist kein Job, Martina im Wohnheim. Sie besu- die Aufklärung des Berufsbildes rekte Rückmeldungen auf ihr in dem es langweilig wird. chen sich gegenseitig. Wenn ihr weiterhin verfolgt werden. Wir als persönliches Handeln. Wenn Sie nun Lust bekommen Freund ins Wohnheim kommt, Lebenshilfe gehen mit einer tarif- • Heilerziehungspfleger*innen haben, selbst Heilerziehungspfle- dann treffen sie sich jetzt im Erd- lichen Entlohnung, mit Besuchen sind vielseitig, sie sind Fach- ger*in zu werden oder mehr über geschoss. Man muss sich jetzt an von Karrieremessen und Schulen kräfte, die Menschen mit Behin- das Berufsbild erfahren möchten Florian Loch, die Corona-Regeln halten, des- hier aktiv voran“, ergänzt Vor- derung, psychischen Erkran- – kontaktieren Sie die Personal- 19 Jahre alt , wegen treffen sie sich nicht so standsmitglied Fabian Treffert. In kungen, Suchtpatient*innen abteilung der Lebenshilfe Esslin- Haus Palmstraße oft. Martina war auch schon mit der Regel wird für diese Berufs- oder Kinder unterstützen, be- gen (Tel. 0711 937888-17, perso- dem Bus bei ihm zuhause. ausbildung der mittlere Schul- treuen und begleiten können. nal@lebenshilfe-esslingen.de) „Am liebsten treffe ich mich mit Beziehung bedeutet für mich: abschluss vorausgesetzt. Doch Sie sind Ermöglicher*innen, Wir alle können weiterhin daran meinen Freunden in der Stadt, „Kuscheln, Zusammensein, Ge- viel wichtiger ist es, soziale Kom- Freund*innen und Tröster*in- arbeiten, dass systemrelevante zum Chillen, Rumlaufen und Au- meinsamkeit“. petenzen mitzubringen, wie ein nen in einem. Berufe, wie die*der Heilerzie- tos anschauen.“ Mit wem bin ich gerne zusam- hohes Maß an Wertschätzung, • Heilerziehungspfleger*innen hungspfleger*in, Wertschätzung „Ich bin am liebsten mit meinen men: „Mit meinen ehemaligen Geduld und großes Einfühlungs- haben einen sicheren Job. Vie- erfahren: in unserer Freizeit, wo alten Schulkameraden zusam- Lehrerinnen, meinem Freund vermögen. Außerdem müssen le Studien belegen den größer wir Freund*innen und Bekannten, men, weil ich da Lust drauf habe und einer Mitbewohnerin vom Heilerziehungspfleger*innen ein werdenden Mangel an Mitar- die selbst in der sozialen Arbeit und wir uns schon lange kennen Wohnheim.“ Gespür dafür haben, was das beiter*innen in den sozialen tätig sind, Anerkennung entge- und die gleichen Sachen mögen.“ Katharina: Wir treffen uns: Gegenüber bewegt und gerade Bereichen. Das Berufsbild Hei- genbringen, in der wir uns und „Ich hätte gerne eine feste Freun- „Ich bin gerne mit meinem - In der Stadt an Unterstützung benötigt. Da- lerziehungspfleger*in ist da- unsere Kinder über nicht gängi- din, aber ich habe die Richtige Freund Moritz zusammen, weil - Beim Essen im Restaurant her kostet die Arbeit nicht nur von besonders betroffen. Das ge Berufsbilder informieren und noch nicht getroffen, die mich so wir uns öfter nachmittags treffen körperlich Kraft, sondern fordert heißt im Umkehrschluss: Der so einen kleinen Teil gegen den nimmt, wie ich bin und ich neh- und das viel Spaß macht.“ auch eine stabile psychische Arbeitsplatz des*der Heilerzie- Fachkräftemangel in sozialen Be- me sie so, wie sie ist. Belastbarkeit. Des Weiteren ist hungspfleger*in ist in Zukunft rufen beitragen. Es muss halt einfach passen.“ ein Arbeiten im Schichtdienst noch sicherer! Vielleicht können wir ja auch bald eine Herausforderung. Die Le- • Heilerziehungspfleger*innen Sie als neue*n Heilerziehungs- benshilfe Esslingen nimmt die haben Abwechslung, weil kein pfleger*in und Superheld*in in Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Tag wie der andere ist. Es gibt unserer Einrichtung begrüßen – Heidi Helble, Mitarbeiter*innen ernst und ist Routinen im Tagesablauf, aber wir würden uns sehr freuen! 35 Jahre in der Gestaltung der Dienste, die sind nicht vergleichbar mit Text: Fabian Treffert, Vorstand / alt, Haus IWG Ruit immer im direkten Gespräch mit den Abläufen in einem Büro. Verena Henning, Bereichsleitung Stuttgarter den Mitarbeiter*innen sowie der Da man mit Menschen arbei- Besondere Wohnformen Straße „Wir sind gerne zusammen, weil Arbeitnehmer*innen-Vertretung, „Am besten finde wir gute Gerichte zusammen ko- dabei, die Arbeitszeit individuell ich echte und verbind- chen können und gerne gemein- verträglich zu gestalten. liche Freundschaften, ohne dass sam essen.“ sie anhänglich werden.“ IWG Ruit In den Weinbergen (Da- Wir sagen: Heilerziehungspfle- „Meine beste Freundin wohnt niel, Mauricio, Alessandra, Katha- ger*innen sind Superheld*innen, in dem Appartement neben mir. rina) denn: Gerne gehe ich mit ihr spazieren, IWG Ruit im Ort (Daniel, Kathari- • Heilerziehungspfleger*innen in die Stadt oder wir besuchen na, Alessandra, Mauricio) gestalten Beziehungen, das Le- uns gegenseitig in den Zimmern. ben und die Teilhabechancen Ihre beiden Hasen sind auch von Menschen mit Behinde- meine Freunde.“ rung. „Ich hatte schon Partner, das • Heilerziehungspfleger*innen ging aber nicht gut und wenn ich machen eine Arbeit mit Sinn, manche Paarbeziehungen um Jetzt bewerben! mich herum sehe, bleibe ich ger- ne Single.“ 8 9
Der Wohnheimalltag unter Zwischen Selbstbestimmung und Pandemiebedingungen Trägerverantwortung Kreative Umgestaltung der gewohnten Tagesstruktur Ein Bewohner erzählt über die Coronazeit im Ambulant Begleiteten Wohnen In all unseren Häusern sind der nach einem Ende der Pandemie mit Behinderung können Home- Seit Jahren lebt M. selbständig Alltag und das Handeln der Mit- und das Unverständnis für ein- office!“ Schon kurze Zeit dar- in Esslingen in einer eigenen arbeiter*innen geprägt von den zelne Maßnahmen wuchsen von auf reckten zudem die ersten Wohnung. Mehrmals pro Woche Bedürfnissen der Klient*innen. Tag zu Tag. Obst- und Gemüsepflänzchen bekommt M. Besuch von einer Häufig sind es der zwischen- Die Erläuterungen in einfacher in den Gärten der Häuser hoff- Mitarbeiterin des Ambulant Be- menschliche Kontakt, die Nähe, Sprache von der vorherrschen- nungsvoll ihre Köpfe der Sonne gleiteten Wohnens (ABW). Ge- die die Klient*innen unter sich den Pandemie und die Über- entgegen, umschwirrt von flei- meinsam schauen sie nach der und zu den Mitarbeiter*innen su- setzung von Hygieneregeln in ßigen Hummeln und Bienen, die Post, besprechen die Geldeintei- chen, welche Halt geben. Immer Leichter Sprache halfen den das von unseren Klient*innen in lung, machen Arztbesuche, re- wieder braucht es hier einen ge- Klient*innen dabei, ein Gespür Handarbeit gefertigte Insekten- den über Probleme und kaufen schulten Blick auf ein gesundes für die aktuelle Situation zu be- haus angezogen hatte – es gab zusammen ein. M. ist 47 Jahre Nähe- und Distanzverhalten der kommen. Hoffnung wurde nicht also vor allem auch Raum, neue alt und hat eine Freundin. Sie Mitarbeiter*innen. nur von den Mitarbeiter*innen Alltagsstrukturen selbstbestimmt wohnt in einem Wohnheim in der Gerade die alltäglichen Begeg- verbreitet, auch die Klient*innen zu gestalten. Der Wunsch nach Nähe von Esslingen. nungen sowie Besuche von An- sorgten mit humorvollen Be- einem Hühnerstall konnte ange- Bis zum Frühjahr, also „vor Co- gehörigen und Freund*innen merkungen wie „Corona ist doch packt werden. Dem Drang nach rona“, trafen sich M. und seine sind außerordentlich wichtig für scheiße, aber ich muss net schaf- eigener Gartengestaltung mit Freundin C. täglich. Sie bum- jede*n einzelne*n Klient*in. Die- fen!“ immer wieder für Momente Gemüsebeet nachgegeben wer- melten durch Supermärkte und zuhalten fiel ihm sehr schwer. ber für sich verantwortlich. se waren zu Beginn der Pande- der Freude. So fehlte es letztlich den. In den Häusern entstanden Kaufhäuser, informierten sich Auch die Mitarbeiterinnen be- Dann kam endlich die Zeit, in der mie nicht möglich. Hier stieg das nicht an Zuversicht in den Häus- durch gemeinsame Interessen, über Handys und genossen die sprachen immer wieder mit M., M. sich wieder mit seiner Freun- Bedürfnis nach Nähe, einer Um- sern. Aber an der Freiheit, selbst wie Gemüse anpflanzen, Hühner gemeinsame Zeit. Dann war wie er sich vor Corona schützen din treffen durfte. Zuerst ge- armung, einem aufmunternden über Besuche und Außenkontak- hegen oder Schreinerarbeiten, plötzlich alles anders. Von März kann und welche Regeln es gibt. trennt durch eine Scheibe, dann Wort oder einer mutmachenden te zu entscheiden. Hier war der neue Kontakte zwischen den Kli- bis Mai konnten die beiden sich Im Mai hatte M. Geburtstag und auf der Terrasse des Wohnheims. Geste. All das wurde, unter Be- Schutz der Klient*innen im Be- ent*innen. So konnte die Haus- nicht mehr treffen. Im Wohn- er musste sein Geburtstagsessen Beide halten sich an die Regeln, achtung von Hygieneregeln, von sonderen Wohnen, als verallge- gemeinschaft enger zusammen- heim gab es ein Besuchsverbot. verschieben. Dann verstarb auch auch das Tragen einer Maske ist Mitarbeiter*innen der Beson- meinerte Risikogruppe, an erster wachsen. Beide litten darunter, dass sie noch seine Oma und es konnten ganz normal für das Paar. deren Wohnform aufgefangen. Stelle besonders wichtig. Dies gilt Selbstbestimmte Teilhabe an sich nicht in den Arm nehmen nur wenige Verwandte an der Ein besonders schöner Tag für Routine und vertraute Struktur es unter der Selbstbestimmung Angeboten im Haus mit eigener konnten. M. vermisste auch das Beerdigung teilnehmen. die beiden war Ende August. M. im Tagesablauf geben Halt und und Teilhabe von Menschen mit Tagesgestaltung und Aushandeln Bummeln durch die Geschäfte, Da seine Freundin ihn viele Wo- war mit seiner Mutter und seiner Sicherheit. Diese wurden durch Behinderung bei zukünftigen von Gruppenprozessen erwei- die alle geschlossen waren. Aber chen nicht besuchen durfte, Freundin in Esslingen verabre- einen Wegfall der wichtigen, täg- Verordnungen und Maßnahmen terten im Shutdown den Erfah- zum Glück können beide sehr gut knüpfte M. wieder Kontakte zu det. Zuerst waren sie gemeinsam lichen Arbeit wild durcheinander- kritisch zu hinterfragen. rungsschatz der Klient*innen mit ihren Handys umgehen. Sie seinen Freunden. Gemeinsam Mittag essen, dann kauften sie für gewirbelt. Der*die Kolleg*in in Im Haus Stuttgarter Straße wur- und Mitarbeiter*innen. Mit dem telefonierten mehrmals täglich haben sie sich zu Männeraben- M. einen neuen Rasierapparat. der Werkstatt und die bekannten de kurzerhand eine Produktions- erlernten Wissen und der Zuver- und schickten sich Nachrichten den getroffen. Das hat allen viel Zum Schluss gab die Mutter den Gesichter der Vorgesetzten, die gruppe im Homeoffice geschaf- sicht der Klient*innen geht die und Bilder über Whatsapp. Auch Spaß gemacht. In einer Wohn- beiden noch Geld, damit sie sich regelmäßigen Kursangebote und fen. Hier wurde beim Verpacken Lebenshilfe Esslingen gestärkt in Videotelefonie probierten sie er- gemeinschaft wäre dies so nicht in der Eisdiele ein leckeres Eis Freizeitbeschäftigungen mit ver- von Kleinteilen, wie Schrauben, die weitere Pandemie-Bekämp- folgreich aus. möglich gewesen, da gab es gönnen konnten. trauten Personen – dass all das eine Arbeit ohne Maschinen fung. Wenig Kontakt hatte M. in dieser zum Schutz der Mitbewohner Text: Renate Schmid-Hartkopf, plötzlich wegfiel, ist für die meis- eingerichtet, die einen stunden- Text: Linda Grundmann, Fach- Zeit auch mit seinen Eltern. Sei- Besuchseinschränkungen. Aber Bereichsleitung Ambulant Be- ten bis heute schwer zu begrei- weisen Arbeitstag ermöglichte. kraft; Verena Henning, Bereichs- ne Mutter bat ihn, auf das Bus- da M. alleine wohnt und seine gleitetes Wohnen fen. Der Wunsch der Klient*innen Wir zeigen: „Auch Menschen leitung Besondere Wohnformen fahren zu verzichten. Das ein- Freunde ebenso, waren sie sel- 10 11
Ambulant Begleitetes Wohnen Er hatte wenig Kontakt zu seinen Eltern. Zwischen Selbst·bestimmung und Er sollte auf das Bus·fahren verzichten. Träger·verantwortung Viele Regeln mussten besprochen werden. Ein ABWler erzählt M. musste auch sein Geburtstags·essen verschieben. Und dann ist seine Oma gestorben. M. lebt in seiner eigenen Wohnung. Da durften nur ganz wenig Menschen zur In Esslingen. Beerdigung kommen. Er bekommt Unter·stützung. Im all·täglichen Haushalt. Dafür konnte M. seine Freunde treffen. Bei der Ein·teilung seines Geldes. Die durften ihn besuchen. Bei Arzt·besuchen. Weil sie alleine wohnen. Beim Einkaufen. Und weil er seine eigene Wohnung hat. Sie machten Männer·abende. M. ist 47 Jahre alt. Er hat eine Freundin. Dann endlich durfte M. seine Freundin wieder treffen. Sie wohnt in einem Wohnheim nahe bei Zuerst waren sie noch durch eine Scheibe getrennt. Esslingen. Dann trafen sie sich auf der Terrasse vom Wohnheim. Sie halten sich an die Regeln. Vor der Corona-Pandemie haben sich M. und Und das Tragen einer Maske ist jetzt auch normal. seine Freundin C. jeden Tag getroffen. Sie waren gern Bummeln oder Einkaufen. Ende August war ein besonders schöner Tag. Im März war plötzlich alles anders. M. war mit seiner Mutter und seiner Freundin in der Stadt. Sie durften sich nicht mehr treffen. Sie waren zu·sammen Mittag·essen. Sie konnten sich deshalb auch nicht mehr in Und sie haben für M. einen Rasier·apparat gekauft. den Arm nehmen. Danach hat seine Mutter ihnen noch ein Eis bezahlt. Das haben M. und C. sehr vermisst. Deshalb haben M. und C. jeden Tag telefoniert. Auch mit der Video·funktion. So konnten sie sich wenigstens sehen. Diese ganze Zeit war schwer für M. 12 13
Auf den Kopf gestellt Zwischen Notbetreuung und Kurzarbeit Erfahrungen mit dem Corona-Shutdown in den Offenen Hilfen Schulbegleitung unterstützt in der Zeit des Homeschoolings wendigen Hygiene-Schutzmaß- der Isolation. Seit dem Schuljahr 2017/2018 betreuung an der Schule einge- begleiteten uns weiterhin. Das nahmen erklärt und wo es nur In einigen Familien hat das auf ist die Lebenshilfe Esslingen setzt werden können. Viele Dinge Schuljahr 2020/2021 startete ging versucht, den Kontakt zu sich geworfen Sein aber auch zu Träger für Schulbegleitungen mussten geklärt werden. weitgehend normal. Auch alle den Familien zu halten. Reibereien und vielen Streitigkei- im Landkreis. Die Aufgabe von Schließlich konnten die Schul- Schulbegleitungen konnten wie- Nach kurzer Zeit konnten wir ten und Belastungen geführt. Schulbegleitung ist es, einzel- begleitungen zur Unterstützung der eingesetzt werden. Dennoch zum Glück erreichen, dass die Die Herausforderungen durch die ne Schülerinnen und Schüler herangezogen werden. Es gab müssen das Infektionsgeschehen “Notbetreuung“ am Rohräcker- Corona-Pandemie werden uns mit Behinderung innerhalb der Einsatzmöglichkeiten in der Not- beobachtet und die Entscheidun- zentrum für Familien in system- alle in der nächsten Zeit weiter- Schule zu begleiten und zu un- betreuung, beim Homeschooling gen der Politik abgewartet wer- relevanten Berufen und mit be- hin begleiten. terstützen. Ziel ist es Inklusion oder auch vereinzelt in anderen den. sonderem Unterstützungsbedarf Der Familienentlastende Dienst zu ermöglich, damit Kinder und Bereichen der Lebenshilfe. Da Wir sind froh, über so ein gutes stattfinden konnte. wird, wo immer möglich, versu- Jugendliche mit Behinderung am die Mehrzahl der Schulbegleitun- Team an Schulbegleitungen zu Nach den Pfingstferien konnten chen, seine Angebote und Hilfen Unterricht teilnehmen können. gen aber nicht zum Einsatz kam, verfügen, und stolz darauf, dass sehr viele Gruppenangebote mit aufrecht zu erhalten - in dem Zu Beginn des Jahres 2020 war musste Kurzarbeit angemeldet auch in schwierigen Zeiten alles Einhaltung von Hygieneregeln spannenden Spagat zwischen alles noch wie immer. Über 80 werden. Für alle Mitarbeitenden gut geklappt hat. Schule bietet wieder neu starten. Sogar Frei- größtmöglicher Teilhabe und Schulbegleitungen waren regel- war das ein Schock und es gab einen Ort des Lernens, die Mög- zeiten in Jugendherbergen konn- Normalität und der Beachtung mäßig an den Schulen im Ein- große Unsicherheiten, wie lange lichkeit, sein Leben zu gestalten Mit dem Beginn des Corona be- ten wieder stattfinden. von Sicherheit und Schutz der satz. Nach und nach veränderte diese Situation dauern und wie und selbst in die Hand zu neh- dingten Shutdowns ab Mitte März In der ganzen Zeit wurde immer Gesundheit aller. sich jedoch die Stimmung, da sich das dann finanziell auswir- men. Für Familien mit Kindern, hat sich die Welt für alle auf den deutlicher, wie wichtig die re- Unsere jeweils möglichen Ange- die Corona-Pandemie im Früh- ken würde. die eine Behinderung haben, Kopf gestellt: Keine Schule, keine gelmäßigen Einzelbetreuungen, bote und unser Hygiene-Schutz- jahr Deutschland erreicht hatte. bietet sie auch Halt, Freiheit in Werkstatt, keine Therapien, keine Freizeit- und Gruppenangebote konzept können Sie auf unserer Immer mehr Unsicherheiten und „Wir wollen wieder arbeiten!“ Bezug auf verlässliche Betreu- Veranstaltungen und Gruppenan- für die Teilnehmer*innen und de- Homepage einsehen oder von Fragen standen im Raum: Wer- Lange war unklar, ob der Un- ungszeiten und damit ein weite- gebote und viele Einschränkun- ren Familien sind. uns zugeschickt bekommen. den die Schulen schließen? Ist terricht vor den Sommerferien res Stück Normalität. Wir fordern gen mehr. Im Augenblick ist es auch wieder mein Arbeitsplatz noch sicher? nochmals stattfinden kann. Rela- daher, dass genau geprüft wird, In vielen Familien ist Kurzarbeit möglich, dass wir Hausbesuche Und wie lässt sich Beruf und tiv kurzfristig kam dann aber die welche Maßnahmen der Pande- Für den Familienentlastenden oder Homeoffice mit Home- oder Beratungen im häuslichen Betreuung zuhause miteinander Meldung, dass die Schulen nun mie-Bekämpfung Sinn machen Dienst hieß das von einem Tag schooling aufeinandergetroffen. Umfeld machen. vereinbaren? doch wieder für alle Kinder nach und bei einem teilweisen Lock- auf den anderen, dass alles ab- Die allermeisten Unterstützungs- Sie können sich gern bei uns den Pfingstferien öffnen wer- down die Entlastungsangebote sagt werden musste, was in systeme waren im Shutdown melden, wenn Sie Fragen haben Schulschließung drohte den – zumindest gestaffelt und für besonders betroffene Fami- Gruppen stattfindet. Auch Bera- ausgefallen. Zwangsläufig waren oder Unterstützung benötigen. Die Koordinatoren Schulbeglei- manchmal auch nur an einzelnen lien auch weiterhin aufrecht er- tungsbesuche zu Hause in den die Familien auf sich gestellt. In tung, Astrid Schlese und Frank Tagen. In einem nächsten Schritt halten werden. Familien sollten nicht mehr erfol- manchen Familien ist man nä- Text: Erika Synovzik Wagner, beobachteten die Zahlen konnten die Kinder ab Juli sogar gen. Die Familien waren auf sich her zusammengerückt, hat mehr Offene Hilfen und standen in stetigem Kontakt wieder jeden Tag in die Schule Text: Astrid Schlese, Frank zurückgeworfen. Der Schock miteinander gemacht, zusammen Familienentlastender Dienst zu ihren Mitarbeitenden. Auch gehen. So kamen die Schulbe- Wagner, Koordination Schulbe- und die Angst vor Ansteckung gekocht und gegessen, gebastelt hier stellte sich die Frage, wie es gleitungen auch endlich wie- gleitung für alle saßen tief. und erzählt und mehr in der Na- weitergehen wird, wenn Schulen der zum Einsatz und hatten die Das einzige Unterstützungsan- tur unternommen. Offene Hilfen schließen und Schulbegleitungen Möglichkeit, das Kurzarbeitergeld gebot des Familienentlastenden Viele Familien sind verunsichert Flandernstr. 49 nicht mehr arbeiten können. Und aufzustocken. Dienstes war Einzelbetreuung und haben große Ängste, dass 73732 Esslingen tatsächlich wurde am 17. März Der Blick der Koordination rich- zu Hause. Wir haben die Fami- sich ihr Kind, das zur „Risiko- Tel: 0711-937888-13 der Schulbetrieb eingestellt. Zu tete sich nun auf das bevorste- lien über E-Mail oder per Post gruppe“ gehört, anstecken könn- offene-hilfen@lebenshilfe- diesem Zeitpunkt war unklar, ob hende neue Schuljahr. Die Un- über die sich laufend ändernden te. Sie vermeiden jeden unnöti- esslingen.de Schulbegleitungen auch beim sicherheiten und die Sorge vor Bedingungen informiert, die not- gen Kontakt, leiden aber unter Homeschooling oder in der Not- erneuten Schulschließungen 14 15
Extraurlaub oder Lagerkoller Stimme zur Inklusion Haus Stuttgarter Straße im Lockdown und WEK-Homeoffice Ein unvoreingenommener Blick bereichert zu Mittag? Was lassen die Geset- Empire State of Mind Der lange Weg der Inklusion kann ze an Außenaktivitäten zu? Nach In einer inklusiven Welt würde meiner Meinung nach auch als und nach wurden die Tage plan- die Welt unseren Kindern mit beidseitiger Prozess betrachtet barer. Wir bekamen über die WEK Behinderung genauso zu Füßen werden, wie eine Schwingtür Arbeitsaufträge von Festo, der liegen wie allen anderen Kindern: in beide Richtungen, durch die Gemeinschaftsraum wurde zum ohne Vorurteile, ohne Barrieren „Nichtbehinderte“ jeden Alters ei- Arbeitsplatz. Bei Spaziergängen, und ohne „Wenn und Aber“. In nen unvoreingenommenen Blick Radausflügen und Grillmittagen einer inklusiven Welt hätten alle in die Welt unserer Kids wer- ging es an die frische Luft. Kinder die Chance, ihre Träume fen, vielleicht Bekanntschaften zu verwirklichen. In einer inklu- schließen und dadurch mit Si- Und dann war ja noch die Aktion siven Welt würden wir, die El- cherheit bereichert werden. mit dem Maibaum. Oder es wurde tern, nicht jeden Tag so kämpfen eine Nisthilfe für Insekten gebaut, müssen und mit Sorge in die Text: Cécile Hammer ein Hühnerstall gezimmert, ver- Zukunft schauen. Eine inklusive Elternbeiratsvorsitzende schiedene Nutzpflanzen gesetzt Welt wäre eine Welt, in der das Rohräckerschule und eingegraben. Tage, Wochen, Wort „Inklusion“ überflüssig ge- ja sogar drei ganze Monate ver- worden ist und längst nicht mehr gingen. Während die einen sich existiert. so richtig wohl fühlten, machte sich bei den anderen Lagerkoller breit. Wie lange noch? Ich möch- te zu meinen Eltern? Wann darf ich wieder in die WEK? Schließ- STIFTEN SIE lich konnte die WEK mit einem besonderen Hygienekonzept LEBENSHILFE wieder ihren Betrieb aufneh- men. Für die einen zur Freude, und helfen Mitte März 2020 müssen die gefunden werden. Dankenswer- für den*die Langschläfer*in zum Werkstätten Esslingen Kirchheim ter Weise wurden wir in dieser Leide. Sie wirksam (WEK) aufgrund gesetzlicher Zeit von drei Mitarbeiter*innen Text: Joel Pankonin, Hausleitung Vorgaben ihren Betrieb bis auf der WEK unterstützt. Zu Beginn Stuttgarter Straße Menschen mit Weiteres einstellen. Corona be- war die Stimmung sehr unter- trifft nun auch uns. schiedlich. Von „Oh ist das cool Behinderung. – einfach so Extraurlaub“ bis „Ich Von heute auf morgen ist klar, halte das hier nicht zwei Wochen die Beschäftigung und Betreu- aus“, klangen verschiedenste ung der Klient*innen wird kom- Sätze durch die Flure. plett im Haus und auf dem Ge- lände der Stuttgarter Straße Urlaub würde die Zeit für nie- gewährleistet. Der Dienstplan manden werden. Es musste Spendenkonto: Kreissparkasse Esslingen muss rasch umgeschrieben, das Struktur gefunden werden. Wann IBAN: DE31 6115 0020 0008 6412 10 Mittagessen organisiert und Be- stehen wir auf? Wann und was schäftigung für die Klient*innen arbeiten wir? Wer kocht mit wem www.stiftung-lebenshilfe-esslingen.de 16 17
Langstreckenlauf statt Sonntagsspaziergang 1 Die Reformstufen des BTHG Januar / April 2017 Reformstufe 1 • Änderung des Schwerbehindertenrechts Aktuelle Informationen zum Bundesteilhabegesetz (BTHG) • Erste Stufe bei der Verbesserung in der Einkommens- und Vermögensheranziehung, insbesondere durch die Erhöhung des Ein- kommensfreibetrags um bis zu 260 EUR und 2 des Vermögensfreibetrags um 25.000 EUR Bereits zu Beginn der ersten An- Was ist bisher passiert? vom hergebrachten Fürsorge- • Verdopplung des Arbeitsförderungsgeldes sätze zur Änderung der Geset- Im Jahr 2019 konnte keine Ei- prinzip, hin zu einem modernen von 26 EUR auf 52 EUR/mtl. Januar 2018 zesgrundlage in der Eingliede- nigung über den Landesrah- personenzentrierten Teilhabe- • Erhöhung der Vermögensschongrenze für Reformstufe 2 rungshilfe war es vielen bewusst: menvertrag auf Landesebene recht. Die Fragen sind zwar stan- Bezieher*innen von SGB XII Leistungen von • Einführung SGB IX, Dies wird kein entspannter Sonn- erzielt werden. Es wurde sich dardisiert. Der Dialog im Rahmen 2.600 EUR auf 5.000 EUR Teil 1 (Verfahrensrecht) und tagsspaziergang, sondern ein auf eine Übergangsvereinbarung des BEI_BW wird aber als offe- Teil 3 (Schwerbehindertenrecht) Langstreckenlauf. Über die Zeit vom 01.01.2020 bis 31.12.2021 nes Gespräch geführt, bei der • Vorgezogene Verbesserungen im Gesamt- dieses BTHG-Marathons ist es verständigt. Zum Januar 2020 die Fragen behandelt, aber nicht und Teilhabeplanverfahren. Erste Modell- für uns alle schwer, nicht nur die gilt nun bereits die veränderte der Reihe nach „abgearbeitet“ erprobungen in Landkreisen in BW. 3 neuen behördlichen Regeln, ver- Bedarfsermittlung in Form des werden. Aus den Wünschen des änderte Antragsstellungen mit Gesamtplanverfahrens und die Menschen mit Behinderung wer- Fristen und das Studieren neuer Trennung von Fachleistungen den im Dialog konkrete Ziele ent- Januar 2020 Gesetze in den Blick zu nehmen. und Existenzsichernden Leistun- wickelt, aus denen die Bedarfe Reformstufe 3 Häufig denken wir: „Muss das gen. abgeleitet werden. Die standar- • Übergangsvereinbarung in BW 4 sein? Hat es nicht vorher auch disierte Dokumentation erfolgt von 01.01.20 bis 31.12.21 funktioniert? Schaff ich das als Gesamtplanverfahren im Anschluss an das Gespräch. • Rechtliche Einführung SGB IX, Teil 2 Januar 2022 gesetzliche*r Betreuer*in?“ Das Instrument der Bedarfser- Das BEI_BW wurde in der ersten (Eingliederungshilferecht) Reformstufe 4 mittlung – kurz BEI_BW – wird Jahreshälfte 2019 erprobt und • Trennung der Fachleistungen der • Tatsächliche Umsetzung des neuen Berechtigte Fragen, die sich das neue Instrument der Erhe- findet aktuell bereits in der Über- Eingliederungshilfe von den Existenz- BTHG in Einrichtungen und Landkreisen auch die hauptamtlichen Mitar- bung der Leistungsbedarfe in gangszeit Anwendung. sichernden Leistungen mit tatsächlichem Ende der Übergangs- beiter*innen manchmal stellen. der Eingliederungshilfe sein. Der • Vermögensfreibetrag steigt auf rund vereinbarung. Helfen kann uns dabei der Blick Erhebungsbogen entspricht den Trennung von Fachleistungen 50.000 EUR. • Neubestimmung der Leistungsberechtig- auf den Grundgedanken der Anforderungen des BTHG und und Existenzsichernden ten in der Eingliederungshilfe (Artikel 25a Gesetzesänderung. Ein Gesetz orientiert sich an der Internati- Leistungen BTHG. §99 SGB IX) wird geschaffen zur Stärkung onalen Klassifikation der Funk- Die Trennung von Fachleistun- der Teilhabe und Selbstbestim- tionsfähigkeit, Behinderung und gen und Existenzsichernden mung von Menschen mit Behin- Gesundheit (ICF). Das BEI_BW Leistungen bringt wesentliche derungen (Bundesteilhabegesetz besteht aus vier Bögen: Veränderungen der bisherigen - BTHG). Es soll mit seinen um- • A Basisbogen Finanzierung - besonders für fangreichen Rechtsänderungen • B Beschreibung der gesund- die stationären Wohnangebote Ausblick Mehr an Leistungen, Teilhabe dazu beitragen, Menschen mit heitlichen Situation für Menschen mit Behinderung Eine besondere Herausforderung und Selbstbestimmung für Men- Behinderungen eine möglichst • C Dialog- und Erhebungsbogen - mit sich. Die Finanzierung der besteht in einer genauen und schen mit Behinderung steht, volle und wirksame Teilhabe in • D Ergebnisbogen. Kosten für Wohnraum und Le- abgrenzenden Definition der je- dann nehmen wir diese Anstren- allen Bereichen für eine selbst- Im Zentrum der Bedarfsermitt- bensunterhalt werden im SGB weiligen Leistungen im Bereich gungen als Lebenshilfe, Betrof- bestimmte Lebensführung zu er- lung stehen die Wünsche und XII, die Fachleistungen der Ein- der Grundsicherung, der Einglie- fene und Angehörige gerne auf möglichen. Ziele des Menschen mit Behinde- gliederungshilfe unabhängig von derungshilfe und ggf. der Pflege. uns. Gemeinsam müssen wir Ein ehrgeiziges Ziel, das wir in rung und damit eine neue Chan- der Wohnform im neuen SGB IX Zusätzlich werden sich für die das BTHG zu unserem Gesetz seinen Grundsätzen alle unter- ce auf differenzierte und perso- geregelt. Damit soll das System Kostenrechnung, das Controlling machen, als Chance begreifen stützen und genau so unter- nenzentrierte Leistungen. der pauschalisierten Leistungs- und die Leistungsabrechnung und unbequeme Wege für einen zeichnen würden. Nun ist es an Das Instrument soll dabei unter- erbringung in Einrichtungen ab neue Anforderungen ergeben. weiteren, besseren Schritt in die uns allen, die vornehmlich kom- stützen, den Fokus der Bedarf- 2020 beseitigt werden. Ein Neuanfang fällt in vielen Be- Zukunft für Menschen mit Behin- plexen Neuregelungen in die Pra- sermittlung auf den Menschen reichen nicht immer leicht, wenn derung gehen. xis umzusetzen. mit Behinderung zu legen – weg jedoch am Ende tatsächlich ein Text: Fabian Treffert, Vorstand 18 19
Bundes-Teilhabe-Gesetz (BTHG) Das ist zum Beispiel die per·sönliche Assistenz. Seit 1.1.2020 gilt ein neues Gesetz. - und die Unterstützung zum Lebensunterhalt. Das Bundes-Teilhabe-Gesetz. Das ist zum Beispiel das Geld zum Wohnen und Durch das Gesetz ändert sich viel für Men- Essen. schen mit Behinderung. Menschen mit Behinderung sollen nicht nur Wie wird festgelegt, was ich will und was ich versorgt werden. Sie sollen an allen Bereichen brauche? des Lebens teilhaben können. Es gibt ein Gesamt-Plan-Verfahren. Das neue Gesetz ist manchmal sehr schwer zu Da müssen Sie mit·machen. verstehen. Da geht es um Ihre Wünsche und darum, was Sie Wir als Lebenshilfe unterstützen Sie dabei. brauchen. Sie können sich vor·bereiten. Dafür gibt es ein Heft in Leichter Sprache. Alle müssen über das neue Gesetz Bescheid Es heißt: wissen. Menschen mit Behinderung sollen viel Wie bekomme ich Leistungen zur Teilhabe? mehr selber bestimmen können. Neue Regelungen nach dem Bundes- Zum Beispiel: Teilhabe-Gesetz. - Wo und wie will ich wohnen? - Welche Unter·stützung und Hilfe brauche ich? Und was ist, wenn ich mehr Hilfe brauche? - Welche Pflege brauche ich? Oder wenn ich etwas anderes will? - An welchen Sport– und Freizeit-Angeboten Dann müssen Sie immer einen Antrag beim will ich teilnehmen? Sozialamt stellen. Viele Fragen müssen besprochen werden. Die Lebenshilfe unterstützt Sie und Ihre Damit alles gut klappt. Angehörigen oder gesetzlichen Betreuer dabei. Jeder Mensch ist verschieden. Neue Dinge zu verstehen ist oft schwierig. Deshalb gibt es auch verschiedene Arten der Aber mit dem neuen Gesetz soll jeder Mensch Unter·stützung. mit Behinderung genau die Unter·stützung be- Es wird unter·schieden in: kommen, die er sich wünscht - die ganz per·sönliche Unterstützung und die er wegen seiner Behinderung benötigt. Dazu sagt man Fach·leistung. Deshalb lohnen sich die An·strengungen für Alle. 20 21
Kurzberichte aus dem Alltag Stimmen aus den Angeboten Die Umarmungen fehlen nicht so gut zusammengefunden. Dass dieses Freizeit- und Be- In Kooperation mit dem FC Ess- Wenn Besuche plötzlich nicht Mein Sohn ist jetzt dort angekom- treuungsangebot auch während lingen gab es ein gemeinsames mehr möglich sind – eine Mutter men. Nach einem gemeinsamen einer Pandemie weiterbesteht, Sportangebot. berichtet: Familienwochenende klappte die ist für alle Familien sehr wichtig. Für die teilnehmenden Kinder Mein Sohn wohnt seit Dezem- Rückkehr mittlerweile ordentlich, Seit Anfang des neuen Schuljah- und Jugendlichen war das Feri- ber 2018 im neuen Wohnheim worüber ich mehr als froh bin. res sind nun wieder fast 90 Kin- enprogramm wieder einmal su- Stuttgarter Straße in Esslingen. Danken möchte ich den Mitarbei- der in bis zu elf Gruppen in der per cool. Die Eingewöhnung gestaltete tern und Herrn Pankonin. Er hat Nachmittagsbetreuung dabei. Text: Frank Wagner sich schwierig und die Rückkehr wirklich viel geleistet und umge- Text: Frank Wagner Nachmittagsbetreuung nach den Familienwochenenden setzt. Nachmittagsbetreuung oder Urlaub war meistens rich- Text: Sigrun Schweizer, Ange- tig stressig. Nun kam Corona und hörige wir mussten uns innerhalb von drei Tagen entscheiden, ob wir Turbulente Zeit erfordert Wir sind alle Alltagshelden ihn im Wohnheim belassen oder Flexibilität nach Hause holen. Die Aussich- Ein gelungenes Ferienprogramm ten waren absolut ungewiss und Notbetreuung der Nachmittags- in Zeiten von Corona so wählten wir schweren Her- betreuung in der Rohräckerschule zens das Wohnheim. Anfangs Lange war unklar, ob das Som- telefonierten wir öfter, obwohl Die Nachmittagsbetreuung am merferienprogramm am Rohrä- mein Sohn nicht gut sprechen Rohräckerschulzentrum Esslin- ckerschulzentrum stattfinden kann. Dann besuchte ich ihn gen findet jeden Mittwoch und kann. Doch glücklicherweise zweimal pro Woche. Bedingt Freitag nachmittags statt. Kin- konnte es unter Beachtung eines durch das herrliche Frühlings- dergartenkinder und Schulkinder Hygiene-Schutzkonzepts durch- wetter konnten wir uns im Gar- mit verschiedensten Beeinträch- geführt werden. ten über die Hecke unterhalten tigungen können im Anschluss 35 Kinder und Jugendliche mit und Mitgebrachtes übergeben. an die Schule dort ihre Hausauf- Behinderung nahmen dieses gaben machen, spielen, basteln Jahr teil. Ich war beeindruckt, wie gut der oder auch kleinere Ausflüge in Abstand funktionierte und die die Umgebung unternehmen. 2020 stand das Thema „All- Bewohner fröhlich und zufrieden Zum Glück konnte das Angebot tags-Helden“ im Vordergrund. waren. Wirklich schlimm war für als Notbetreuung auch während Die verschiedenen Gruppen hie- mich, dass eine Umarmung nicht des Shutdowns für Familien in ßen: Die Polizisten, die Ärzte, die möglich war, die er sonst so ger- systemrelevanten Bereichen Busfahrer, die Sportler oder die ne hat. An den Geburtstag mei- stattfinden. Die Betreuung wurde Feuerwehr. Und natürlich konn- nes Sohnes, der normalerweise so angepasst, dass die Kinder in ten die Kinder in diese Rollen groß gefeiert wird, erinnere ich kleineren Gruppen und mit einem schlüpfen: Zu Gast am Schulzen- mich mit Schrecken; ebenso an entsprechenden Hygienekonzept trum war zum Beispiel die Feu- den ersten Besuch mit Anmel- in die Nachmittagsbetreuung erwehr Denkendorf. Neben zahl- dung und Hygienevorschriften. kommen konnten. reichen weiteren Aktivitäten fand Das war grenzwertig! Etwas Gu- Diese turbulente Zeit hat von al- auch ein Ausflug zur Alpakafarm tes hat die Pandemie doch: Ohne len viel Flexibilität und Kreativität von Familie Hagner statt. An an- Corona hätte die Wohngruppe abverlangt. deren Tagen ging es sportlich zu: 22 23
Herzlichen Dank an alle Unterstützer*innen Aktuelle Hilfsprojekte in der Coronazeit Werden auch Sie Lebenshelfer*in Maibaumfest und Balkonkonzert sprengen den Lockdown Maibaumfest Wer hätte das vor ein paar Mo- naten gedacht? Sämtliche Mai- feste, an denen wunderschöne geschmückte Riesen aufgestellt werden, tolle Livemusik gebo- ten wird, Spanferkel und Fass- bier genossen und Vereine sich stolz vorstellen können, werden Danke, abgesagt. Nur ein kleines Haus, die Stuttgarter Straße 45, kann ihr coronagerechtes Fest aus- dass Sie uns führen und stemmt sich gegen unterstützen! den Kulturverlust. Wie? Da alle Klient*innen in einem gemeinsa- men Haushalt leben, ist dies un- ter Wahrung der Hygieneregeln LH_04_02_Dankeskarte_RZ.indd 1 Nicht nur während der Krise sind 19.10.20 16:55 der Zuwendung zeigt uns, dass möglich. wir als gemeinnütziger Verein wir nicht allein sind. Sie gibt Mut, Also war es Hausleiter Joel auf Ihre Unterstützung angewie- Kraft und Halt in einer herausfor- Pankonin klar: der Maibaum sen. In schwierigen Zeiten sind dernden Zeit“, meint Fabian Tref- wird trotzdem gefällt, 12 Kilo- Spenden und Unterstützungs- fert, Vorstand. „Wir danken allen meter zu Fuß in die Pliensau- ideen jedoch oft existenziell. Die Unterstützer*innen von Herzen!“ vorstadt transportiert, geschält, Corona-Krise hält uns nun schon geschmückt und behängt und zu seit einigen Monaten in Atem. In Sie möchten die Lebenshilfe Ess- guter Letzt mit seinen über neun der aktuellen Situation kann nie- lingen ebenfalls mit einer Spende Metern Länge neben dem Hüh- mand sagen, wie lange die vor- unterstützen? Dann spenden Sie nerstall im Garten aufgestellt. herrschende Infektionslage noch noch heute Ihren Wunschbetrag andauern wird. Beziehungen, an folgendes Konto: Kreisspar- Dazu kiloweise Lamm-, Schwei- die helfen, den Alltag zu struk- kasse Esslingen IBAN: DE33 ne- und Rindersteaks, einen ex- turieren und die Anforderungen 6115 0020 0008 2882 88, zellenten Kartoffelsalat, ein paar zu meistern, sind oft wichtig für BIC: ESSLDE66XXX Liter Bier, gute Festmusik und Menschen mit Behinderung. Zu- Aufsichtsrat eine super Stimmung. Wenn Sie dem gehören viele von ihnen zu Verena Könekamp (Vors.) weitere Eindrücke dazu sehen Risikogruppen. Dass wir in dieser Friedrich Beutel (Stv.) möchten, schauen Sie sich ein- schwierigen Zeit zusammenhal- Caroline Habrik, Anja Raisch fach das zugehörige Video auf ten und Sie an uns denken, zei- Wolfgang Kleisch der Facebook-Seite der Lebens- gen die vielen Unterstützungs- Prof. Alexander Schmid hilfe Esslingen an. ideen und Spenden für Menschen mit Behinderung in der Zeit des Vorstand Hier geht es direkt Lockdowns. Es wurden Balkon- Elke Willi (Vors.) zum Film konzerte initiiert, Obstkörbe und Fabian Treffert Kuchen abgegeben. „Diese Welle 24 25
Sie können auch lesen