Lockdown in früheren Zeiten

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Lockdown in früheren Zeiten
GESCHICHTE DER EPIDEMIE-BEKÄMPFUNG

                                    Lockdown in früheren Zeiten
                             Schließung von Schulen und Fabriken, Absperren von Regionen, rigorose Grenzüberwachung,
                            Quarantäne und Internierung bis hin zum Schießbefehl: Mit strikten Maßnahmen versuchte man
                                       in früheren Jahrhunderten, Pest- und Cholera-Epidemien einzudämmen.
                              ie Brücken über die Drau im Her-                                              Leben zu führen und öffentliche An-

                        D     zogtum Kärnten wurden gesperrt
                              und Wachen patrouillierten ver-
                        stärkt am Fluss. Die Wachleute hatten
                                                                                                            dachten abzuhalten. Mit kaiserlichem
                                                                                                            Patent wurde 1679 in der Steiermark
                                                                                                            eine strenge Überwachung des Reise-
                        den Befehl, jeden zu erschießen, der                                                verkehrs verfügt. Straßen, Wege, Pässe
                        die Drau zu übersetzen versuchte. Die                                               und andere Verkehrswege wurden be-
                        Bewohner Klagenfurts wurden aufge-                                                  wacht, Bettler, Vagabunden und Frem-
                        rufen, sich mit Lebensmitteln und an-                                               de wurden abgewiesen. Nur wer eine
                        deren Grundversorgungsgütern einzu-                                                 Bestätigung („Fede“) vorweisen konn-
                        decken – wenn möglich für ein Jahr.                                                 te, dass er aus einem „gesunden“ Ort
                        Mit diesen Maßnahmen versuchte man        Gedenktafel in Wien-Simmering an          kam, durfte weiterreisen.
                        im Juli 1630, die aufkeimende Pest ein-   einem Seuchengrab für 40 Opfer der            Als im Mai 1690 in zwei Häusern in
                        zudämmen. Damals kannte man weder         Choleraepidemie von 1866.                 Preitenegg an der kärntnerisch-steiri-
                        die Ursache der todbringenden Seuche,                                               schen Grenze 15 Menschen an der Pest
                        noch wirksame Behandlungsmethoden,           Die schwerste Pest-Epidemie in der     starben, riegelten Soldaten die beiden
                        aber die Absperrungen und Quarantä-       frühen Neuzeit wütete 1679 in Wien        Häuser in Preitenegg ab. Die Soldaten
                        nemaßnahmen erwiesen sich als wirk-       und in vielen anderen Teilen Öster-       hatten den Befehl, auf jeden Menschen
                        sam. Anfang 1631 war das Herzogtum        reichs. Als sich die tödliche Seuche      zu schießen, der ein isoliertes Haus
                        Kärnten wieder pestfrei.                  ausgehend vom Osmanischen Reich           verließ. Pest-Kommissär Georg Fried-
                           Mehr als drei Jahrhunderte davor, in   der Habsburg-Monarchie näherte, for-      rich von Siegersdorf ließ die beiden
                        den Jahren 1348 und 1349, war der         derte Hofmedikus Paul de Sorbait im       Häuser niederbrennen und die Erkrank-
                        „schwarze Tod“ nach jahrhundertelan-      Sommer 1678 strenge Maßnahmen;            ten wegführen. Trotzdem starben 77
                        ger pestfreier Zeit wieder in der Habs-   seine Warnungen wurde aber von den        der 188 Bewohner Preiteneggs.
                        burg-Monarchie aufgetreten. Bei der       Behörden nicht ernst genommen. Es             Als „Frühwarnsystem“ wurde ab
                        Seuche starben damals ganze Dörfer        wurden lediglich Reisende strenger        1728 an der Grenze zum Osmanischen
                        aus und in Wien kam jeder zweite Be-      kontrolliert und die Bewohner darauf      Reich ein „Pestkordon“ mit Grenzzaun
                        wohner um. Die Gesundheitsbehörden        hingewiesen, auf mehr Sauberkeit zu       und Wachttürmen errichtet. Die Einrei-
                        waren weitgehend rat- und ahnungslos.     achten. Im Juli 1679 kam es zu einem      se in die Habsburg-Monarchie war nur
                        Weil die Friedhöfe überfüllt waren        dramatischen Anstieg der Zahl an To-      über Grenzübertrittsstellen möglich.
                        wurden die Leichen in Gruben vor der      ten in Wien. Mindestens ein Fünftel       Bei Gefahr wurde die Grenze geschlos-
                        Stadt beerdigt. Es verbreitete sich das   der Bewohner Wiens wurde Opfer der        sen und Reisende mussten zwei bis
                        Gerücht, die Juden seien schuld, sie      Seuche, darunter waren viele Ärzte und    drei Wochen in einer der 17 Quarantä-
                        hätten die Brunnen vergiftet. Das führ-   Hofmedikus Sorbait. Erst im April         nestationen verbringen. Die Kleidung
                        te zu Pogromen und Vertreibung der        1680 gab es einen deutlichen Rück-        und mitgeführten Waren wurden gewa-
                        jüdischen Bewohner. Bis 1352 dürften      gang der Zahl der Erkrankten und To-      schen und geräuchert.
                        etwa 25 Millionen Menschen in Europa      ten. Aus dieser Zeit stammt die Legen-
                        an der Pest gestorben sein, es handelte   de vom „lieben Augustin“, der betrun-        Letzte Pestepidemie. Das letzte Mal
                        sich um jeden dritten Bewohner des        ken in eine Pesttotengrube gefallen       wütete die Pest in Österreich 1713, ein-
                        Kontinents.                               sein, aber überlebt haben soll.           geschleppt aus Ungarn. In Wien wur-
                                                                     Die Behandlungsmethoden waren          den die ersten Pesttoten in der Rossau
                           Infektionsordnungen. Im 16. und 17.    meist wirkungslos; die einzigen sinn-     registriert. Wieder ergingen drastische
                        Jahrhundert gab es in Österreich meh-     vollen Maßnahmen zur Eindämmung           Zwangsmaßnahmen. Die Rossau und
                        rere Pestwellen. Ab 1541 wurden lan-      der Krankheit waren das Vermeiden         die angrenzenden Vorstädte wurden
                        desfürstliche Infektionsordnungen er-     von Kontakten und die Absonderung         abgeriegelt. Ein Spital in der Währin-
                        lassen. Den Bewohnern in Infektions-      von Kranken. Die Ärzte und Helfer tru-    ger Straße und das Zuchthaus in der
                        gebieten wurde verboten, ihre Häuser      gen Lederkleidung und Pesthauben, um      Leopoldstadt wurden zu Pestlazaretten
                        zu verlassen. Prozessionen und andere     eine „Kontagion“ (Ansteckung) zu ver-     umfunktioniert. Viertel-Kommissare
                        Veranstaltungen wurden untersagt,         hindern. Der fanatische Prediger Abra-    kontrollierten die Stadtviertel. Schulen
                        Reisende streng kontrolliert, Gasthäu-    ham a Sancta Clara stellte die Pestepi-   wurden gesperrt, Zusammenkünfte in
FOTO: WERNER SABITZER

                        ser geschlossen und Straßenmärkte         demie als „göttliche Strafe“ dar und      Wirtshäusern verboten und Messen
                        nach     verdorbenen     Lebensmitteln    Kaiser Leopold I. war der Ansicht,        durften nur im Freien abgehalten wer-
                        durchsucht. Traten in Häusern Pestfälle   dass die Ursache der Seuche der „Zorn     den. Angehörige von Erkrankten wur-
                        auf, verbrannte man die Möbel und an-     Gottes“ sei. Er forderte seine Unterta-   den in Kontumazhäuser (Quarantäne-
                        dere Einrichtungsgegenstände.             nen auf, ein frommes, gottgefälliges      stationen) gesperrt und ihre Wohnun-

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Lockdown in früheren Zeiten
GESCHICHTE DER EPIDEMIE-BEKÄMPFUNG

gen ausgeräuchert. Beim Linienwall            Auch regional erfolgten Gebietsab-       1831 wurde in Wien eine „Kontumaz-
gab es eine strenge Kontrolle der Rei-     sperrungen. Betroffene Orte wurden          anstalt“ eingerichtet, in der Reisende
senden, Bettler und Vagabunden wur-        isoliert, Wachen wurden aufgestellt,        aus Galizien interniert wurden. Die Be-
den zurückgewiesen. Aus Ungarn durf-       der Handels- und Reiseverkehr unter-        hörden versuchten, durch einen engen
ten keine Lebensmittel mehr geliefert      bunden und Brücken abgebaut. Nicht          Abschirmungsring die Ausbreitung der
werden. Bei der Hofburg gab es stren-      alle Bürger waren mit den Zwangs-           Seuche zu unterbinden.
ge Zugangskontrollen. Trotz der Anste-     maßnahmen einverstanden. In Press-              Der Kaiser beschloss am 6. Juli
ckungsgefahr unternahm Kaiser Karl         burg (Bratislava) stürmten aufgebrach-      1831 einen Militärkordon an der Gren-
VI. Jagdausflüge. Das Jagdpersonal         te Bürger eine Quarantäneanstalt und        ze zu Ungarn aufzubauen. Am Grenz-
wurde genauen Gesundheitskontrollen        zerstörten sie. Erst 1716, drei Jahre       fluss Leitha wurde eine Kontumazan-
unterzogen.                                nach dem Ausbruch, war die Pestepi-         stalt eingerichtet und im Herzogtum
                                           demie in Österreich überwunden.             unter der Enns (Niederösterreich) wur-
   Im Herzogtum Kärnten wurden die                                                     de eine Provinzialsanitätskommission
Grenzen besonders überwacht. Reisen-          Pocken- und Choleraepidemien.            unter dem Vorsitz des Regierungsprä-
de, die nicht nachweisen konnten, dass     Nach der Pest stellten im 18. Jahrhun-      sidenten aufgestellt. Die Kommission
sie aus einem pestfreien Ort kamen,        dert Pockenepidemien und im 19. Jahr-       sollte Maßnahmen beschließen, um das
durften nicht ins Land. Bettler, Vaga-     hundert Choleraepidemien die Behör-         Eindringen der Cholera oder anderer
bunden und verdächtige Personen wur-       den in der Monarchie vor Herausforde-       ansteckender Krankheiten aus den
den zurückgewiesen. Die Behörden           rungen. Gegen die Pocken gab es             Nachbarstaaten zu verhindern bzw. die
richteten „Kontumazorte“ für die Qua-      schon im 18. Jahrhundert Impfungen.         Epidemie einzudämmen. Für die
rantäne ein. Im Spätsommer 1713 ver-       1802 wurde in Wien das Schutzpo-            Haupt- und Residenzstadt Wien wurde
breitete sich die Pest von Wien aus        ckenhauptinstitut eingerichtet und die      eine Unterkommission unter dem Vor-
über die Steiermark nach Kärnten. Die      Zahl der Pockenerkrankungen wurde           sitz des Regierungsrates und Stadt-
„Kärntnerische       Hauptkommission“      durch breit angelegte Impfprogramme         hauptmann Freiherr von Bartenstein
verfügte eine Reihe von Maßnahmen.         stark eingedämmt.                           eingerichtet.
Die Grenze zur Steiermark wurde ge-           Gegen die zu Beginn der 1830er-              Die Choleratoten wurden oft in ei-
schlossen. An wichtigen Übergängen         Jahre in Mitteleuropa neu auftretende       genen Friedhöfen außerhalb der Stadt
standen Wachtposten. Die Hauptkom-         bakterielle Cholera gab es keine Imp-       Wien beerdigt, etwa in Neustift am
mission informierte den Bischof von        fungen. Die Sterblichkeit bei dieser Er-    Walder und Salmannsdorf. 1832, nach
Gurk, dass dieser die Grenzübergänge       krankung war besonders bei Kindern          der Eindämmung der Epidemie, wur-
zur Steiermark scharf bewachen und         und älteren Menschen hoch.                  den die Cholerafriedhöfe wieder aufge-
Wächter finanzieren müsse. Die Haupt-         Als sich die Cholera vom Schwar-         lassen.
kommission sowie die Stadt- und            zen Meer her der Monarchie näherte,
Marktrichter wurden über den Verlauf       beschlossen die Gesundheitsbehörden            Schießbefehl. Wie groß die Angst
der Krankheit in Kärnten von Vertrau-      im November 1830, an der ungarischen        vor der Ausbreitung der Seuche war,
ensmännern mit regelmäßigen Berich-        und galizischen Außengrenze „Chole-         zeigte sich mit der Erlassung des
ten („Diarien“) informiert.                rakordons“ zu errichten. Im Frühjahr        Schießbefehls am 20. Juli 1831 gegen

                                             S PA N I S C H E G R I P P E
        „Hustende Leute“                   hätten Grenzgänger sie in Vorarlberg       tarrh“ äußere, habe er sich sofort am
                                           eingeschleppt, wurde am 13. September      Posten niederzulegen, Natronsalicyl-
    Im und nach dem Ersten Weltkrieg       1918 aus Lustenau berichtet. Ganze Fa-     Pulver (2 Stück täglich) einzunehmen
 grassierte ab 1918 eine Influenza-Pan-    milien habe die unheimliche Krankheit      und dabei ein Viertel Liter Glühwein
 demie, die als „Spanische Grippe“ be-     schon befallen und zwei Todesopfer ge-     oder sehr heißen Lindenblütentee zu
 kannt wurde. Sie erhielt diesen Namen,    fordert. Das war erst der Anfang.          trinken. Hauptsache sei, sehr viel zu
 weil Spanien nicht am Krieg teilnahm,        Am 14. Oktober 1918 erließ Ritt-        schwitzen. Zudem sei Diät zu halten:
 es dort keine Zensur wie in kriegsteil-   meister Theodor Linke, Kommandant          Milch, starke Suppe, weiche Eier. Es
 nehmenden Ländern gab und die spani-      der k. k. Gendarmerieabteilung Nr. 7       sei sofort der Arzt zu verständigen und
 schen Zeitungen daher als Erste über      Bregenz, in Sachen Grippe einen Be-        als schweißtreibende Mittel Aspirin
 die rätselhafte Erkrankung berichteten.   fehl an die Vorarlberger Gendarmen:        oder weiteres Natronsalicyl zu kaufen.
 Der Pandemie fielen mindestens 25         Um eine Ansteckung zu verhindern,          In der Stadtapotheke Bregenz seien 300
 Millionen Menschen zum Opfer, etwa        sollen sie „mit hustenden Leuten nur       Stück Aspirin-Pulver bereitgestellt. Die
 1,5 Prozent der Weltbevölkerung. Im       per Distanz sprechen, möglichst keine      Grippe soll in Vorarlberg im Herbst
 Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918        Wohnungen betreten, in denen sich          1918 über 400 Tote gefordert haben.
 ließen etwa 9,5 Millionen Soldaten und    Grippekranke befinden“. Zudem müsse            Quelle: Nachbaur, Ulrich; Mödlagl,
 7 Millionen Zivilisten ihr Leben.         es „unbedingt vermieden werden, dass       Anna: Von hustenden Leuten soll man
    Die zweite und schwerste Welle der     sich Gendarmen erhitzen oder gar ver-      sich nicht direkt anatmen lassen. Archi-
 Spanischen Grippe traf auch Vorarl-       kühlen“. Sollte ein Gendarm an Grippe      valie des Monats April 2020; Vorarl-
 berg. Seit Sommer 1918 hatte die Epi-     erkranken, was sich durch „Kopfweh,        berger Landesarchiv, Gendarmeriak-
 demie in der Schweiz gewütet. Nun         Fieber, eventuell Husten oder Darmka-      ten, GP Bregenz 1863/1918.

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Lockdown in früheren Zeiten
LOCKDOWN IN FRÜHEREN ZEITEN

                         Menschen, die den Cholerakordon un-
                         erlaubt überschritten.
                             Die Maßnahmen zur Seuchenab-
                         wehr zeigten kaum Wirkung. Im
                         Herbst 1831 wurde die Quarantänezeit
                         zunächst auf zehn, dann auf fünf Tage
                         herabgesetzt und kurz darauf wurden
                         die Sanitätskordons und die Kontumaz-
                         anstalten an der ungarischen Grenze
                         aufgelöst.
                             In Wien und in den Vorstädten wur-
                         den die Polizeibezirke in Unterabtei-
                         lungen gegliedert und in jeder Unterab-
                         teilung waren ein Kommissär und ein
                         Arzt für die Seuchenmaßnahmen ver-
                         antwortlich. Aufgabe der Kommissäre
                         war es, Wohnungen und Häuser abzu-
                         sperren, in denen Choleraerkrankungen
                         aufgetreten waren, und die Erkrankten
                         mit lebensnotwendigen Gütern zu ver-
                         sorgen. Im November 1831 übernah-
                         men die Polizeiärzte in den Bezirken       Cholerakreuz in Neustift und Reisserkreuz in Salmannsdorf in Wien-Döbling: An
                         die Aufgaben der Kommissäre.               diesen Stellen befanden sich Anfang der 1830er-Jahre Cholerafriedhöfe.
                             In die Choleraspitäler wurden nur
                         Erkrankte aufgenommen, die nicht zu        Juni 1866 beschloss der Wiener Ge-         Leipzig/Wien, 1899.
                         Hause gepflegt werden konnten. Das         meinderat den Bau der Ersten Hoch-             Pircher, Wolfgang; Pribersky, An-
                         Spitalspersonal wurde stark aufge-         quellenwasserleitung, die einen Groß-      dreas: Die Gesundheit, die Polizei und
                         stockt. Die Ausgaben für die Maßnah-       teil der Wiener Häuser mit frischem        in die Cholera. In: Banik-Schweitzer,
                         men der Stadt Wien und des Staates         Trinkwasser versorgte. In Betrieb ge-      Renate u. a. (Hg.): Wien im Vormärz.
                         zur Betreuung der Kranken und Ein-         nommen werden konnte die Hochquel-         Forschungen und Beiträge zur Wiener
                         dämmung der Seuche waren hoch. Von         lenwasserleitung erst im Oktober 1873,     Stadtgeschichte, Nr. 8. Wien, 1980, S.
                         der Stadt angekauft wurden unter ande-     kurz nach dem Ausbruch der letzten         202-214.
                         rem Mittel zum Ausräuchern, da man         schweren Cholera-Epidemie in Wien.             Schmölzer, Hilde: Die Pest in Wien.
                         fälschlicherweise glaubte, dass sich die       Nachdem der deutsche Arzt Robert       „Deß wütenden Todts Ein umbständig
                         Cholera über die Luft übertragen wür-      Koch in den 1880er-Jahren den Chole-       Beschreibung“. Berlin, 1988.
                         de.                                        raerreger entdeckt und die Verbreitung         Skopec, Manfred: Die Cholera in
                             Im Frühjahr 1832 klang die Cholera     über verschmutztes Wasser erkannt          Wien. In: Wildrotter, Hans (Hg.): Das
                         in Wien fast vollständig ab, aber im Ju-   hatte, setzten die Gesundheitsbehörden     große Sterben. Seuchen machen Ge-
                         ni 1832 gab es eine zweite Welle, die      Desinfektionsmittel ein und die Chole-     schichte. Dresden, 1995, S. 252-255.
                         vier Monate anhielt. Jeder zweite Er-      ra verlor ihren Schrecken.                     Triml, Raimund: Die erste Cholera-
                         krankte starb. Nach der Epidemie                                  Werner Sabitzer     Epidemie in Wien in den Jahren 1831
                         1831/32 traten in Wien 1836, 1849,                                                    und 1832. Dissertation an der Univer-
                         1854/55, 1866 und 1873 weitere                Quellen/Literatur:                      sität Wien. Wien, 1992.
                         schwere Choleraepidemien auf. Bei             Bastler, A. D: Die Cholera in Wien.         Vorarlberger Landesarchiv (VLA),
                         diesen Epidemien starben in Wien rund      Wien, 1832.                                Gendarmerieakten, Gendarmeriepos-
                         18.000 Erkrankte.                             Birkner, Othmar: Die bedrohte           ten Bregenz, 1863/1918.
                                                                    Stadt. Cholera in Wien. Forschungen            Weigl, Andreas: Cholera. Eine Seu-
                             Hygiene, Wasser- und Kanalsystem.      und Beiträge zur Wiener Stadtge-           che verändert die Stadt. Beiheft der
                         Dass die Cholera-Bakterien hauptsäch-      schichte, Nr. 35. Wien, 2002.              Wiener Geschichtsblätter, Nr. 1/2018.
                         lich durch verseuchtes Wasser und da-         Fresacher, Walther: Die Pest in         Verein für Geschichte der Stadt Wien,
                         mit in Berührung gekommene Lebens-         Kärnten im Jahre 1715 (1716). In:          Wien, 2018.
                         mittel unter den Menschen verbreitet       Kärntner Landsmannschaft I, Klagen-            Weigl, Andreas: Mangel, Hunger,
                         wurden, war im frühen 19. Jahrhundert      furt, 1971, S. 9-12.                       Tod. Die Wiener Bevölkerung und die
                         noch nicht bekannt, aber man vermute-         Frick, Karl R. H.: Geschichte der       Folgen des Ersten Weltkriegs. Beiheft
                         te, dass die Ausbreitung der Seuche mit    Medizin in Kärnten im Überblick I:         der Wiener Geschichtsblätter, Nr.
                         dem      Abwasser     zusammenhängen       Von den Anfängen bis zum Jahre 1814.       1/2014. Verein für Geschichte der
                         könnte. Schon 1831 wurde deshalb der       Verlag des KLA, Klagenfurt, 1987.          Stadt Wien, Wien, 2014.
FOTOS: WERNER SABITZER

                         „Hauptunratskanal“ rechts des Wien-           Obersteiner, Jakob: Randnotizen             Mahnungen und Trost aus der Vor-
                         Flusses errichtet und die Bäche im         zur Stadtgeschichte von Straßburg. In:     zeit: I: Carintha. Zeitschrift für Vater-
                         Stadtgebiet wurden überbaut. Bis 1842      Carinthia I, 165. Jg., 1975, S. 225-243.   landskunde, Belehrung und Unterhal-
                         wurde das Kanalsystem in der Stadt            Krafft-Ebing, Richard von: Zur Ge-      tung. 21. Jg. Nr. 31, 30. Juli 1831, S.
                         und in den Vorstädten ausgebaut. Im        schichte der Pest in Wien 1349-1898.       126-128.

                         ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 1-2/21                                                                                              63
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