Luftqualität 2017 Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) - Admin.ch

 
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Luftqualität 2017
Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL)
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Luftqualität 2017
Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL)

Herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt BAFU
und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa
Bern, 2018
Luftqualität 2017 Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) - Admin.ch
Impressum
Herausgeber
Bundesamt für Umwelt (BAFU)
Das BAFU ist ein Amt des Eidg. Departementes für Umwelt,
Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).
Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa)

Auskunfts- und Kontaktstelle
Bundesamt für Umwelt
Abteilung Luftreinhaltung und Chemikalien
3003 Bern
Telefon 058 462 93 12
luftreinhaltung@bafu.admin.ch | www.bafu.admin.ch

Zitierung
BAFU (Hrsg.) 2018: Luftqualität 2017. Messresultate des
Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL).
Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 1825: 28 S.

Gestaltung
Cavelti AG, medien. digital und gedruckt, Gossau

Titelbild
NABEL-Messstation Dübendorf. © Empa

PDF-Download
www.bafu.admin.ch/uz-1825-d
Eine gedruckte Fassung kann nicht bestellt werden.

Diese Publikation ist auch in französischer Sprache verfügbar.
Die Originalsprache ist Deutsch.

© BAFU 2018
Luftqualität 2017 Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) - Admin.ch
Inhaltsverzeichnis
Abstracts5

Vorwort6

1	Luftbelastung in der Schweiz 2017            7
1.1	Vergleich mit Immissionsgrenzwerten        7
1.2	Räumliche Verteilung der Luftbelastung     8

2	Luftbelastung an den NABEL-Stationen 2017   10
2.1	Vergleich mit Immissionsgrenzwerten       10

3	Besonderheiten 2017                         12

4	Entwicklung und Auswirkungen                13
4.1	Entwicklung der Luftbelastung             13
4.2	Auswirkung der Luftbelastung              14

5	Luftschadstoffe                             15
5.1	Feinstaub und seine Zusammensetzung       15
5.2	Ozon                                      17
5.3	Stickstoffverbindungen                    19
5.4	Schadstoffe im Niederschlag               20
5.5	Weitere gasförmige Luftschadstoffe        21
5.6	Treibhausgase                             22

6	Ausblick                                    25

Anhang27
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                  5

Abstracts
This report analyses the state of air quality and the extent of air pollution in Switzer-       Keywords:
land on the basis of data collected by the National Air Pollution Monitoring Network            air pollution control, air
(NABEL) and by local monitoring networks. In 2017, exceedances of the ambient air               ­quality measurements,
quality standards were partially observed for ozone, respirable fine particulates (PM10)        air ­pollutants and temporal
and nitrogen dioxide. The standards for sulphur dioxide, carbon monoxide, dust fall, and        evolution, assessment of
heavy metals were respected at all NABEL stations. The air quality in Switzerland has           air quality
significantly improved over the last 30 years.

Der Bericht dokumentiert anhand von Messresultaten des Nationalen Beobachtungs-                 Stichwörter:
netzes für Luftfremdstoffe (NABEL) und kantonaler Messungen den Zustand der Luft in             Luftreinhaltung, Immissions-
der Schweiz. Bei den Schadstoffen Ozon, Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid wurden            messungen, Luftschadstoffe
im Jahr 2017 die Immissionsgrenzwerte teilweise überschritten. An den NABEL-Statio-             und zeitliche Entwicklung,
nen werden die Grenzwerte für Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Staubniederschlag und              Beurteilung der Luftqualität
die Schwermetalle eingehalten. Die Entwicklung der Schadstoffkonzentrationen in den
letzten 30 Jahren zeigt eine deutliche Verbesserung der Luftqualität in der Schweiz.

Le présent rapport analyse l’état de l’air en Suisse, sur la base des mesures des pol-          Mots-clés :
luants atmosphériques enregistrées par les stations du réseau NABEL et sur la base              protection de l’air, mesures
des mesures cantonales. Pour 2017, la situation d’immissions peut être caractérisée             d’immissions, polluants
ainsi : les valeurs limites d’immission pour l’ozone, les fines particules respirables          atmosphériques et évolution
(PM10) et le dioxyde d’azote ont été dépassées en partie. Celles pour le dioxyde de             temporelle, appréciation de
soufre, le monoxyde de carbone, les retombées de poussières et les métaux lourds ont            la qualité de l’air
pu être respectées dans toutes les stations NABEL. La qualité de l’air s’est nettement
améliorée ces 30 dernières années en Suisse.

Sulla base dei risultati di misurazioni effettuate dalla Rete nazionale d’osservazione          Parole chiave:
degli inquinanti atmosferici (NABEL) e dai Cantoni, il presente rapporto documenta lo           lotta contro l’inquinamento
stato dell’aria in Svizzera. Per quanto concerne gli inquinanti atmosferici, nel 2017 sono      atmosferico, misurazione
stati in parte superati i valori limite d’immissione di ozono, polveri fini (PM10) e diossido   delle immissioni, inquinati
di azoto. Presso le stazioni NABEL i valori limite del biossido di zolfo, del monossido di      atmosferici e evoluzione
carbonio, della precipitazione di polveri e dei metalli pesanti sono stati rispettati. L’evo-   temporale, valutazione della
luzione delle concentrazioni di inquinanti negli ultimi 30 anni mostra un netto migliora-       qualità dell’aria
mento della qualità dell’aria in Svizzera.
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                             6

Vorwort
Am 11. April 2018 hat der Bundesrat die Änderung der Luftreinhalte-Verordnung geneh-
migt mit Verschärfungen von Emissionsgrenzwerten und der Festlegung eines Immiss­
ionsgrenzwertes für Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern
(PM2,5). Der Grenzwert von 10 µg/m3 für das Jahresmittel entspricht den Empfehlungen
der Weltgesundheitsorganisation und ergänzt die bestehenden Grenzwerte für PM10. Im
Nationalen Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe (NABEL) wird PM2,5 bereits seit 1998
an ausgewählten Standorten gemessen. Diese Messungen dokumentieren die Entwick-
lung der Belastung durch PM2,5 über die letzten 20 Jahre und sind Grund­lage für eine
Beurteilung der gesundheitlichen Auswirkungen von PM2,5 in der Schweiz.

An mehreren Standorten des NABEL werden neben den Schadstoffen mit einem Immis-
sionsgrenzwert auch Grössen wie Partikelanzahl, Russ und flüchtige organische Ver-
bindungen gemessen, um die Wirksamkeit von Massnahmen zur Emissionsminderung zu
verfolgen und den Stand der Belastung durch diese Schadstoffe zu erheben.

Die Messungen belegen den Erfolg der bisherigen Luftreinhaltepolitik von Bund, Kan-
tonen und Gemeinden. Die Qualität der Luft ist seit 1985 deutlich besser geworden.
Die Mehrzahl der Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit und der Umwelt werden heu-
te eingehalten. Trotzdem ist das gesetzlich verankerte Ziel einer sauberen Luft noch
nicht erreicht. Es ist dabei insbesondere an die gesundheitlichen Risiken durch zu hohe
Belastung mit Ozon, Feinstaub, Stickstoffdioxid und kanzerogenen Luftschadstoffen,
aber auch an die zu hohen Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme zu denken.
Die Fortführung einer konsequenten Luftreinhaltepolitik ist unabdingbar, um auch die
verbleibenden übermässigen Immissionen nachhaltig zu beseitigen.

Dazu sind Massnahmen zur Verminderung der Schadstoffemissionen nötig. Insbesonde-
re der Ausstoss von Stickoxiden, Ammoniak, flüchtigen organischen Verbindungen, lun-
gengängigem Feinstaub sowie krebserregenden Stoffen (z. B. Dieselruss, Benzo(a)pyren
aus Holzverbrennung oder Benzol) muss noch weiter gesenkt werden. Die technischen
Möglichkeiten zur Emissionsminderung sollen bei allen Quellen ausgeschöpft werden.

Denn schliesslich geht es um unser wichtigstes Lebensmittel: die Luft. Ein Mensch
atmet pro Tag nämlich etwa 15 000 Liter oder umgerechnet gut 15 Kilogramm Luft ein.
Grund genug, sich auch in Zukunft für eine saubere und gesunde Luft einzusetzen.

Martin Schiess
Leiter der Abteilung Luftreinhaltung und Chemikalien
Bundesamt für Umwelt (BAFU)
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                                  7

1 Luftbelastung in der Schweiz 2017
Die Luftqualität in der Schweiz wird durch lufthygieni-                    ges Problem in der Schweiz. So wurde 2017 der Immis­
sche Messungen des Bundes, der Kantone und einiger                         sionsgrenzwert für die Zinkdeposition nur an zwei Stand-
Städte ermittelt. Die Daten all dieser Messstationen                       orten in der Nähe eines metallverarbeitenden Betriebs
können zur Beurteilung der Luftqualität herangezogen                       überschritten. Die Immissionsgrenzwerte von Feinstaub
werden um einen gesamtschweizerischen Überblick zur                        (PM10), Stickstoffdioxid und Ozon hingegen werden an
Luftbelastung zu erhalten.                                                 vielen Standorten überschritten und diese Schadstof-
                                                                           fe stellen in der ganzen Schweiz ein lufthygienisches
1.1 Vergleich mit Immissionsgrenzwerten                                    Problem dar. Abb. 1 zeigt die Schadstoffkonzentratio-
                                                                           nen dieser drei Schadstoffe, wie sie an den Schweizer
Die Luftqualität in der Schweiz wird anhand der Im­                        Messstationen von Bund, Kantonen und Städten gemes-
missionsgrenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung beur-                      sen wurden, im Vergleich zu den Immissionsgrenzwer-
teilt. Die Immissionsgrenzwerte für die Jahresmittel von                   ten. Beim Stickstoff­dioxid ist an vielen Standorten der
Schwefeldioxid, Staubniederschlag, Schwermetallen im                       Jahresmittelgrenzwert überschritten, während nur ver-
Feinstaub und Schwermetalldeposition sowie auch für                        einzelte Überschreitungen des Tagesmittelgrenzwertes
das Tagesmittel von Kohlenmonoxid sind an fast allen                       auftreten. Beim Feinstaub hingegen wird der Tagesmit-
Standorten in der Schweiz eingehalten oder sogar deut-                     telgrenzwert an vielen Standorten überschritten, wäh-
lich unterschritten. Einzelne hohe Belastungen durch                       rend der Jahresmittelwert an den meisten Standorten
diese Schadstoffe treten noch in unmittelbarer Nähe von                    eingehalten ist. Die Grenzwerte für Ozon werden an fast
grossen Industrie­anlagen auf, sind aber kein grossflächi-                 allen Standorten überschritten.

Abbildung 1: Vergleich der gemessenen Luftbelastung mit den Immissionsgrenzwerten für das Jahr 2017
Quotient aus der im Jahr 2017 gemessenen Konzentration und dem jeweiligen Immissionsgrenzwert für Luftschadstoffe. Verwendet wurden Daten
der Messstationen von Bund, Kantonen und Städten. Bei Tagesmittel- und Stundenmittelgrenzwerten ist eine Überschreitung pro Jahr erlaubt.
Deshalb wurde der zweithöchste Messwert zum Vergleich mit dem Grenzwert benutzt. Schadstoffe: Stickstoffdioxid (NO2 ), Ozon (O3 ), Feinstaub
(PM10). Kenngrössen: Perzentilwerte der Halbstundenmittel (P95, P98), Stundenmittel (1 h), Tagesmittel (24 h) und Jahresmittelwerte (1 y).

Messwert/Grenzwert                                                                                                                      Grenzwert
3,5

  3

2,5

  2

1,5

  1

0,5

  0
            NO 2 (1y)          NO 2 (P95)          NO 2 (24h)           O 3 (P98)            O 3 (1h)          PM10 (1y)          PM10 (24h)
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1.2 Räumliche Verteilung der Luftbelastung                 des ozonreichsten Sommermonats, für welchen ein Grenz­
                                                           wert von 100 µg/m3 festgelegt ist. Er gibt an, welcher
Aus den gemessenen Schadstoffkonzentrationen und aus       Ozonwert während 15 Stunden eines Monats überschrit-
modellierten Schadstoffkarten kann die räumliche Vertei-   ten wird. Dieser Grenzwert wird im überwiegenden Teil
lung der Luftschadstoffe interpoliert werden.              der Schweiz deutlich überschritten. Entlang von Strassen
                                                           werden zum Teil niedrigere Ozonwerte gemessen, da
Stickstoffdioxid                                           das in grossen Mengen vorkommende Stickstoffmono-
Abb. 2 zeigt die räumliche Verteilung der Jahresmittel     xid das Ozon abbaut und dabei in Stickstoffdioxid um-
2017 von Stickstoffdioxid. Wegen der Mittelung über ein-   gewandelt wird. Die Stadtzentrums-Stationen mit den
zelne Zellen des Modellgitters können Spitzenwerte nahe    niedrigsten Ozonwerten sind aus diesem Grund gleich-
bei Emissionsquellen, wie stark befahrenen Strassen,       zeitig diejenigen Stationen mit den höchsten Stickstoff­
nicht dargestellt werden. Die Grenzwerte für den Schad-    dioxidkonzentrationen.
stoff Stickstoffdioxid werden in den Stadtzentren noch
überschritten. In den vorstädtischen Gebieten liegen die   Stickstoffverbindungen
Konzentrationen von Stickstoffdioxid abseits der Haupt-    Neben den Immissionsgrenzwerten der Luftreinhalte-Ver-
verkehrsstrassen in der Regel unter dem Grenzwert. Im      ordnung müssen in der Schweiz auch die kritischen Ein-
ländlichen Raum werden die Immissionsgrenzwerte für        tragsraten (Critical Loads) von Stickstoff in empfindliche
Stickstoffdioxid, mit Ausnahme von Korridoren entlang      Ökosysteme eingehalten werden. Die Parteien zur Genfer
der Autobahnen, eingehalten.                               Konvention über die weiträumige grenzüberschreitende
                                                           Luftverunreinigung der UNECE (United Nations Econo-
Feinstaub                                                  mic Commission for Europe) haben solche Critical Loads
Abb. 3 zeigt die räumliche Verteilung der Jahresmittel     festgelegt, um Versauerung und Eutrophierung zu ver-
2017 von Feinstaub (PM10). Die Konzentration von lun-      meiden. Um die Stickstoffeinträge zu bestimmen, werden
gengängigem Feinstaub liegt in den Städten im Bereich      Ammoniak und weitere Stickstoffverbindungen gemessen
des Immissionsgrenzwerts und auf dem Land deutlich         und die Stickstoffdeposition modelliert. Für einen Gross-
darunter. Die höchsten Konzentrationen werden im Tessin    teil der naturnahen Ökosysteme in der Schweiz ist der
gemessen. Der Stadt-Land Gegensatz ist beim PM10           Stickstoffeintrag noch zu hoch. Damit wird die Biodiver-
weniger stark ausgeprägt als beim Stickstoffdioxid. Zwei   sität in diesen Gebieten gefährdet.
Ursachen sind dafür verantwortlich. Rund die Hälfte der
PM10-Belastung besteht aus sekundär gebildeten Fein­
staubpartikeln (sekundären Aerosolen), die erst abseits
der Quellen aus Vorläuferschadstoffen in der Atmosphä-
re gebildet werden, was zu einer homogenen räumlichen
Verteilung führt. Solche sekundären Komponenten sind:
Sulfat aus Schwefeldioxid, Nitrat aus Stickoxiden, Am-
monium aus Ammoniak und organische Feinstaubkom-
ponenten aus flüchtigen organischen Verbindungen.
Als zweite Ursache ist der grossräumige Transport von
Feinstaub zu nennen.

Ozon
Die Belastung durch den Schadstoff Ozon liegt wäh-
rend Sommersmoglagen in der ganzen Schweiz flächen-
deckend und zum Teil erheblich über den Grenzwerten
(Abb. 4). Für die Beurteilung der Ozonbelastung dient
auch der 98-Perzentilwert der Halbstundenmittel­werte
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                    9

Abbildung 2: Karte der Jahresmittel von Stickstoffdioxid für das Jahr 2017 (Grenzwert 30 µg/m3)

Abbildung 3: Karte der Jahresmittel von Feinstaub (PM10) für das Jahr 2017 (Grenzwert 20 µg/m3)

Abbildung 4: Karte der höchsten monatlichen 98-Perzentilwerte von Ozon für das Jahr 2017 (Grenzwert 100 µg/m3)
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                  10

2 Luftbelastung an den NABEL-
Stationen 2017
Das Nationale Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe         Schwermetalle gemessen werden, wie sie an einzelnen
(NABEL) misst die Luftverschmutzung an 16 Standorten       kantonalen Messstationen gefunden werden.
in der Schweiz. Die Stationen messen die Belastung an
typischen Standorten wie Strassen im Stadtzentrum,         An allen Stationen des NABEL werden die Ozongrenz­
Wohngebiet oder ländlichen Gebieten. Eine detailliertere   werte überschritten, wobei die höchsten Ozonbelastun-
Beschreibung der NABEL-Stationen findet sich im            gen im Tessin, an den Stationen Lugano und Magadino,
Anhang.                                                    gemessen werden. Im Tessin wurde auch der höchste
                                                           Stundemittelwert von 213 µg/m3 registriert, während auf
2.1 Vergleich mit Immissionsgrenzwerten                    der Alpennordseite der Spitzenwert bei 177 µg/m3 lag.
                                                           Der Tagesmittelgrenzwert für PM10 wird an den städ-
Ein Vergleich ausgewählter NABEL-Messwerte des Jah-        tischen Standorten des NABEL sowie im Tessin noch an
res 2017 mit den Immissionsgrenzwerten der Luftrein-       mehreren Tagen überschritten. Die Grenzwerte für Stick-
halte-Verordnung ist in Tabelle 1 dargestellt. Wie bei     stoffdioxid werden entlang von stark befahrenen städti-
der Zusammenstellung aller Schweizer Messstationen         schen Strassen und Autobahnen überschritten. Die übri-
sind auch an den NABEL-Stationen die Grenzwertüber-        gen Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung für weitere
schreitungen von Stickstoffdioxid, Ozon, und Feinstaub     Schadstoffe werden an allen NABEL Stationen eingehal-
ersichtlich. Keine der NABEL-Stationen ist in unmittel-    ten. So liegen die gemessenen Werte von Schwefeldioxid,
barer Nähe einer grossen Industrieanlage platziert, so-    Kohlenmonoxid und Schwermetallen deutlich unter den
dass keine hohen Belastungen durch Schwefeldioxid oder     Immissionsgrenzwerten.
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                         11

Tabelle 1: Messwerte an den NABEL-Stationen für das Jahr 2017
Schadstoffe: Schwefeldioxid (SO2 ), Stickstoffdioxid (NO2 ), Ozon (O3 ), Feinstaub (PM10 und PM2,5).
Statistische Kenngrössen: Jahresmittelwert (JMW), Anzahl Tagesmittel über dem Immissionsgrenzwert (d>IGW), Anzahl Stundenmittel über dem
Immissionsgrenzwert (h>IGW), maximales monatliches 98-Perzentil der Halbstundenmittel (P98).
Fett markiert sind Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte.
* Seit dem 1. Juni 2018 in Kraft.

Standorttyp                              Station           SO2         NO2        NO2           O3         O3   PM10     PM10    PM2,5
                                                          JMW         JMW       d>IGW          P98     h>IGW     JMW    d>IGW     JMW
                                                         µg/m3       µg/m3                   µg/m3              µg/m3            µg/m3

Städtisch, verkehrsbelastet              BER                  –          37           1        121        21      21       13      13,6
                                         LAU                  –          41           0        115        11      16        5         –

Städtisch                                LUG                1,6          28           0        197       743      18       18      14,4
                                         ZUE                0,9          27           1        143       208      15        7      10,1

Vorstädtisch                             BAS                1,3          19           0        145       217      14        5        9,2
                                         DUE                1,0          25           1        148       225      14        5        9,5

Ländlich, Autobahn                       HAE                0,6          38           2        131        70      16        7      10,6
                                         SIO                  –          34           8        133       106      17        3         –

Ländlich, unterhalb 1000 m               MAG                1,7         20            1        184       520      18       15      14,8
                                         PAY                0,5         13            0        142       155      12        4       8,4
                                         TAE                  –          11           0        150       229       11       3         –
                                         LAE                  –         9,3           0        150       268        –       –         –
                                         BRM                  –         8,0           0        148       314      9,8       0         –

Ländlich, oberhalb 1000 m                CHA                  –         5,1           0        145       336      6,4       0          –
                                         RIG                0,3         5,3           0        150       351      6,6       0        4,7
                                         DAV                  –         3,2           0        112         1      2,0       0          –

Hochgebirge                              JUN               0,06         0,2           0        113        11      2,7       0         –

Immissionsgrenzwert                                          30          30           1        100         1      20    1 (3*)      10*
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                               12

3 Besonderheiten 2017
Die Messungen der Luftschadstoffe können durch                          Jungfraujoch sind auf einen Einfluss vulkanischer Emis-
kurzfristige lokale Emissionen stark beeinflusst werden.                sionen zurückzuführen, die durch den Ausbruch des Ätna
Dies hat aber meist keinen Einfluss auf die mittlere                    auf Sizilien im März 2017 verursacht wurden. Dies zeigen
Belastung übers Jahr und auch nicht auf die Änderun-                    sowohl die Simulation der Herkunft der Luftmassen, die
gen der Luftbelastung über Jahrzehnte, welche mass­                     während dieser Zeit zum Jungfraujoch transportiert wur-
geblich durch die dauerhafte Änderung der Emissionen                    den, als auch die Analyse der chemischen Zusammen-
bedingt ist.                                                            setzung des Feinstaubes. Am 25. und 26. März wurden
                                                                        im Feinstaub auf dem Jungfraujoch erhöhte Konzentra­
Auf dem Jungfraujoch befindet sich im Observatorium                     tionen von Metallen der seltenen Erden (z. B. Cer, Neodym
Sphinx der Internationalen Stiftung Hochalpine For-                     und Lanthan) gemessen (Abb. 6). Diese Elemente sind für
schungsstationen Jungfraujoch und Gornergrat auch eine                  Vulkan­asche typisch.
Messstation des NABEL. Wegen der besonderen Lage
auf 3580 m über Meer, fernab von grossen Schadstoff-                    Abbildung 6: Konzentrationen von seltenen Erden im PM10 auf dem
quellen, kann dort die Belastung der freien Troposphäre                 Jungfraujoch
mit Schadstoffen und Klimagasen gemessen werden. Die                    Zwei Tage mit Vulkaneinfluss (25. und 26. März 2017) und zwei Tage
Messungen des NABEL sind deshalb auch Teil des «Glo-                    ohne Vulkaneinfluss (21. und 30. März 2017).
bal Atmosphere Watch» Programmes der Weltorganisa-
                                                                        Konzentration in µg/m 3
tion für Meteorologie. Seit den 1970er Jahren wird auf                                                                                Cer
                                                                        0,4
dem Jungfraujoch Schwefeldioxid gemessen. Während                                                                                     Neodym
zu Beginn der Messung von Schwefeldioxid noch Jah-                                                                                    Lanthan
resmittel von rund 4 µg/m3 beobachtet wurden, lagen in                  0,3
den letzten zehn Jahren die Jahresmittel unter 0,1 µg/m3.
Im Verlauf des März 2017 wurden für das Jungfraujoch
                                                                        0,2
aussergewöhnlich hohe Konzentrationen von Schwefel­
dioxid gemessen (Abb. 5). Am 25. und 26. März 2017 wur-
de ein Tagesmittel von 4,3 µg/m3 gemessen, was immer                    0,1

noch weit unter dem Grenzwert von 100 µg/m3 liegt, aber
hoch ist für die sonst üblichen Konzentrationen. Diese                  0,0
erhöhten Konzentrationen von Schwefeldioxid auf dem                              21. März         25. März         26. März     30. März

Abbildung 5: Tagesmittel der Schwefeldioxidkonzentration an der NABEL-Station Jungfraujoch im Jahr 2017
Der Jahresverlauf der Schwefeldioxidkonzentration zeigt die hohen Konzentrationen am 25. und 26. März und am 3. April 2017.

Schwefeldioxid in µg/m 3
5

4

3

2

1

0
    Jan      Feb           Mrz       Apr        Mai         Jun         Jul        Aug            Sep        Okt          Nov       Dez
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                                             13

4 Entwicklung und Auswirkungen
An den Messstationen des NABEL wird seit mehreren                               nahme der Konzentrationen über die letzten Jahrzehnte
Jahrzehnten die Belastung durch Luftschadstoffe                                 sichtbar. In der Atmosphäre durch chemische Prozesse
verfolgt. Für die meisten Schadstoffe konnte eine                               gebildete Substanzen wie Stickstoffdioxid und Ozon ha-
deutliche Abnahme der Belastung beobachtet werden.                              ben weniger stark abgenommen als ihre Vorläufersub­
Da Luftschadstoffe die Gesundheit des Menschen, aber                            stanzen. Dies kann durch die komplexen Zusammen-
auch die Vegetation und Materialien schädigen können,                           hänge der Atmosphärenchemie erklärt werden. Bei Ozon
ist die Verbesserung der Luftqualität äusserst positiv                          sind zwar die allerhöchsten Werte zurückgegangen, nicht
zu werten.                                                                      aber die mittlere Belastung. Wie Abb. 7 zeigt, haben die
                                                                                Konzentrationen von Feinstaub und darin enthaltenen
4.1 Entwicklung der Luftbelastung                                               Schwermetallen seit Ende der 1980er Jahre ebenfalls
                                                                                deutlich abgenommen. Heute ist rund dreissigmal weni-
Eine Übersicht über die mittlere Veränderung der Luft-                          ger Blei im Feinstaub enthalten als vor dreissig Jahren.
belastung an den NABEL-Stationen seit dem Jahr 1988                             Die Deposition von Staub und die Deposition von Schwer-
gibt Abb. 7. Bei allen Schadstoffen ist eine Abnahme der                        metallen sind ebenfalls rückläufig. Der Sulfatgehalt im
Luftbelastung sichtbar. Bei den direkt emittierten Gasen                        Niederschlag ging ebenfalls deutlich zurück, während
wie Schwefeldioxid, Stickoxiden, flüchtigen organischen                         die Abnahme der reaktiven Stickstoffverbindungen Nitrat
Verbindungen und Kohlenmonoxid ist eine markante Ab-                            und Ammonium deutlich geringer war.

Abbildung 7: Veränderung der Luftbelastung von 1988 bis 2017
Die Messdaten der NABEL-Stationen (ohne Davos und Jungfraujoch) mit durchgehenden Messreihen wurden gemittelt und die Abnahme durch
Anpassen eines exponentiellen Modells bestimmt. Schadstoffe: Schwefeldioxid (SO2 ), Kohlenmonoxid (CO), Stickstoffdioxid (NO2 ), Stickoxide
(NOx), flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC), Kohlenmonoxid (CO), Ozon (O3 ), Feinstaub (PM10), Blei im PM10 (Pb_PM10),
Cadmium im PM10 (Cd_PM10), Staubniederschlag (SN), Blei im SN (Pb_SN), Cadmium im SN (Cd_SN), Chlorid im Niederschlag (Cl –), Sulfat im
Niederschlag (SO42–), Nitrat (NO 3–) im Niederschlag, Ammonium im Niederschlag (NH4+).

Veränderung
                                   NMVOC

                                                                            Cd_PM
                                                                    Pb_PM

                                                                                                           Cd_SN
                                                                                                 Pb_SN

                                                                                                                   Zn_SN
                                                            PM10

                                                                                                                                   SO42–

                                                                                                                                                  NH +4
                     NO 2

                                                                                                                                           NO–3
                            NO x
              SO 2

                                           CO

                                                                                            SN

                                                                                                                             Cl–
                                                O3

   0%

 –10 %

–20 %

–30 %

–40 %

–50 %

–60 %

 –70 %

–80 %

–90 %

–100 %
                                                             Gase                   Feinstaub            Staubniederschlag          Nasse Deposition
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                       14

4.2 Auswirkung der Luftbelastung                              In einer Studie des Bundesamtes für Raumentwicklung
                                                              (Ecoplan / Infras 2014: Externe Effekte des Verkehrs
Eine hohe Luftverschmutzung ist eine nachweisliche Ur-        2010), sind die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf
sache für Krankheiten und vorzeitige Todesfälle. Luft-        die menschliche Gesundheit in der Schweiz quantifiziert
schadstoffe können beim Menschen auch in den in der           und als volkswirtschaftliche Kosten von gut 4 Milliarden
Schweiz üblichen Konzentrationen sowohl akute wie auch        Franken bewertet worden.
chronische Wirkungen hervorrufen. Je nach Schadstoff
sind einzelne Organe stärker betroffen: so die Atemwe-        Die schweizerischen Studien SAPALDIA und SCARPOL
ge durch Feinstaub PM10, Stickstoffdioxid, Ozon und           haben gezeigt, dass sich die Gesundheit von Erwachse-
Schwefeldioxid; das Herz-Kreislaufsystem durch die fei-       nen und Kindern rasch verbessert, wenn der Schadstoff-
neren Partikel PM2,5, ultrafeine Partikel, Stickstoffdioxid   gehalt der Luft abnimmt. Massnahmen zur Verbesserung
und Kohlenmonoxid; Nervensystem, Blut und Niere durch         der Luftqualität haben also einen messbaren positiven
Blei; die Niere auch durch Cadmium.                           Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung.

PM10, PM2,5 und auch Russ haben sich als gute Indi-           Die sommerliche Ozonbelastung führt periodisch zu
katoren für das gesundheitlich relevante Schadstoffge-        sichtbaren Schäden hauptsächlich an den Blättern von
misch erwiesen. Je feiner die Partikel, desto tiefer können   Laubbäumen, Sträuchern und Kulturpflanzen. Eine an-
sie in die Lunge eindringen, das Reinigungssystem der         haltende Dauerbelastung durch Ozon kann das Wachs-
Lunge schädigen und zu entzündlichen Reaktionen füh-          tum und die Vitalität empfindlicher Pflanzenarten beein-
ren. Studien aus der USA zeigen, dass die Reduktion der       trächtigen. Dabei treten nachweislich Ertragseinbussen
Feinstaubbelastung (PM2,5) in den 80er- und 90er-Jah-         an landwirtschaftlichen Kulturen auf. Die Ernteausfäl-
ren zu rund 15 % der beobachteten Erhöhung der Lebens-        le liegen in der Schweiz je nach Region und Kultur bei
erwartung beigetragen haben könnte.                           5 – 15 %. Waldbäume müssen durch die Luftverschmut-
                                                              zung mit einem zusätzlichen, anthropogen verursachten
Stickstoffdioxid führt zu Entzündungserscheinungen in         Stress fertig werden. Die Luftverschmutzung ist ein wich-
den Atemwegen und verstärkt die Reizwirkung von Aller-        tiger Faktor, der zur Schwächung und zur Destabilisie-
genen. Nimmt kurzfristig die Stickstoffdioxid-Belastung       rung des Ökosystems Wald führt. Neben den beobachte-
der Aussenluft zu, werden in dieser Zeit die Sterbefälle      ten direkten Wirkungen gasförmiger Luftschadstoffe, vor
und Spitaleintritte wegen Atemwegserkrankungen häufi-         allem Ozon, beeinflussen die Einträge von versauernden
ger und es treten mehr Herzrhythmusstörungen auf.             und stickstoffhaltigen Luftschadstoffen in den Waldbo-
                                                              den das Ökosystem Wald auf vielfältige Weise negativ
Beim Ozon stehen akute Wirkungen im Vordergrund. Es           und stellen mittelfristig ein erhebliches Risiko dar. Er-
sind dies – je nach Konzentration und Dauer der Belastung     höhte Stickstoff­einträge beeinträchtigen auch naturnahe
– Reizungen von Augen, Nase, Hals und tieferen Atemwe-        Ökosysteme wie artenreiche Naturwiesen und Trocken­
gen, Enge und Druck auf der Brust sowie Husten. Ferner        rasen, alpine Heiden sowie Hoch- und Flachmoore.
werden die Lungenfunktion und die körperliche Leistungs-
fähigkeit herabgesetzt und die Sterblichkeit erhöht.          Gebäudeschäden werden vor allem durch Säuren (aus
                                                              Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid), aber auch durch
Dieselrusspartikel, Benzol, polyzyklische aromatische         Ammoniak verursacht, die gasförmig, mit Staubpartikeln
Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie Cadmium und Asbest             oder mit dem Regen transportiert werden. Russ führt zu
zählen zu den krebserregenden Luftschadstoffen. Die-          einer Verschmutzung von Oberflächen. Organische Ma-
se sind für den Menschen bereits in kleinsten Mengen          terialien wie Farbstoffe, Lacke, Gummi, Kunststoffe oder
schädlich – eine unschädliche Schwellenkonzentration          Textilfasern können durch Photooxidantien wie Ozon an-
gibt es nicht. In Städten und Ballungsgebieten tragen         gegriffen, ausgebleicht und zerstört werden. Durch die
Dieselrusspartikel am meisten zum luftschadstoffbe-           Luftverschmutzung werden zudem Kulturdenkmäler un-
dingten Krebsrisiko bei.                                      wiederbringlich zerstört.
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                           15

5 Luftschadstoffe
5.1 Feinstaub und seine Zusammensetzung                              Feinstaub besteht aus primären, direkt als Teilchen emit-
                                                                     tierten Anteilen und aus sekundären Bestandteilen, welche
Feinstaub: PM10 und PM2,5                                            sich erst in der Luft durch chemische und physikalische
Partikelförmige Schadstoffe in der Atmosphäre kommen                 Prozesse aus gasförmigen Vorläufersubstanzen bilden.
in sehr unterschiedlicher Grösse vor. TSP bezeichnet
den gesamten luftgetragenen Staub, PM10 die Partikel                 In der Abb. 8 sind die aus den TSP-Werten berechneten
kleiner als 10 Mikrometer und PM2,5 die Partikel kleiner             PM10-Jahresmittelwerte (vor 1997) zusammen mit den
als 2,5 Mikrometer. Aus lufthygienischer Sicht interes-              gemessenen PM10-Werten (ab 1997) dargestellt. Seit
siert insbesondere der lungengängige Feinstaub, dane-                1991 ist die PM10-Belastung zurückgegangen. Dieser
ben wird aber auch der grobkörnige Sedimentstaub als                 Rückgang ist einerseits auf die Reduktion der sekundä­ren
Staubniederschlag gemessen. Die Zusammensetzung                      Partikel (insbesondere Sulfat) und andererseits auf die
der Stäube ist sehr variabel. Sie können zahlreiche anor-            Reduktion der primären Partikelemission zurückzuführen.
ganische (z. B. Schwermetalle, Sulfat, Nitrat) und organi-           Seit dem Jahr 2000 hat die PM10-Belastung weiter ab-
sche Verbindungen (z. B. polyzyklische aromatische Koh-              genommen, mit Ausnahme der Jahre 2003 und 2006, wo
lenwasserstoffe) enthalten. Zu den Stäuben zählen auch               häufige Inversionslagen auf der Alpennordseite zu einer
Russpartikel, die vorwiegend aus Kohlenstoff bestehen.               erhöhten PM10-Belastung im Winter führten.

Als Ursache für die Staubbelastung in der Atmosphäre                 In Abb. 9 sind die an den NABEL-Standorten gemessenen
kommen sowohl motorisierter Verkehr, Feuerungen und                  PM2,5 Jahresmittelwerte dargestellt. Seit 1998 hat die
Industrie, wie auch natürliche Quellen (z. B. Blütenstaub,           Belastung durch PM2,5 um 40 – 50 % abgenommen und
vom Boden aufgewirbelter Staub) in Frage. Feinste schwe-             liegt heute in den Siedlungen bei 9 – 14 µg/m3. Abb. 10
befähige Staubpartikel, einschliesslich des lungengän-               zeigt den Anteil von PM2,5 am PM10. An den meisten
gigen Anteils, werden als Feinstaub (PM10) gemessen.                 Standorten im Mittelland liegt dieser bei rund 75 %. In

Abbildung 8: Jahresmittel von Feinstaub (PM10)
Die an den einzelnen Stationen des NABEL gemessenen Konzentrationen sind in Gruppen mit ähnlicher Luftbelastung zusammengefasst. Die
Werte vor 1997 wurden aus TSP-Messungen berechnet.

Feinstaub PM10 in µg/m 3                                                                              Grenzwert              Land, Nord
                                                                                                      Stadt, Verkehr         Land, Süd
60
                                                                                                      Stadt, Nord            Vorstadt
                                                                                                      Stadt, Süd             Voralpen
50

40

30

20

10

 0
     1986   1988    1990    1992     1994    1996    1998     2000    2002    2004     2006    2008     2010       2012   2014   2016
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einer städtischen Strassenschlucht mit hohem Verkehrs­               für die menschliche Gesundheit eingestuft werden unter
aufkommen ist der PM2,5 Anteil geringer, da dort viele               anderem Schwermetalle (siehe Kap. 10) und gewisse
                                                                     ­
gröbere Partikel aus Abrieb und Aufwirbelung zur Fein­               polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe wie das
staubbelastung beitragen.                                            Benzo(a)pyren.

Bestandteile von PM10                                                Russ
Feinstaub, wie er in der Aussenluft über der Schweiz ge-             Mikroskopisch kleine Russpartikel dringen tief in die Lunge
messen wird, besteht aus einer Vielzahl unterschiedli-               ein und können zu Atemwegserkrankungen, Herz-Kreis-
cher chemischer Komponenten. Als besonders gefährlich                laufstörungen und einem erhöhten Krebsrisiko führen. Um

Abbildung 9: Jahresmittel von Feinstaub (PM2,5)

Feinstaub PM2,5 in µg/m 3                                                                         WHO-Wert             Land, Nord

30                                                                                                Stadt, Verkehr       Land, Süd
                                                                                                  Stadt, Nord          Vorstadt
                                                                                                  Stadt, Süd           Voralpen
25

20

15

10

 5

 0
     1998             2000         2002         2004         2006         2008     2010       2012         2014       2016

Abbildung 10: Konzentrationen von PM2,5 und grober Fraktion im Jahr 2017
An neun NABEL-Stationen wird auch die Feinstaubfraktion PM2,5 gemessen. Weitere Angaben zu den einzelnen Stationen finden sich in
Tabelle 2 im Anhang.

Feinstaub in µg/m 3                                                                       PM2,5       grobe Fraktion (PM10–PM2,5)

25

20

15

10

 5

 0
          BER                LUG          ZUE          BAS          DUE          HAE        MAG            PAY          RIG
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                               17

das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung genauer be-        Ebenso sind die Immissionsgrenzwerte für die Gesamt-
stimmen zu können, ist es notwendig, eine Übersicht über     deposition der Schwermetalle an NABEL-Standorten
die Russbelastung zu erstellen. Abb. 11 zeigt die Entwick-   seit Jahren eingehalten. In der unmittelbaren Nähe von
lung der Russbelastung über die letzten Jahre. Entlang       metallverarbeitenden Anlagen können aber immer noch
von stark befahrenen Strassen ist die Russbelastung          erhöhte Schwermetalldepositionen auftreten.
deutlich grösser als im städtischen oder vorstädtischen
Hintergrund. Dort bildet der Russ auch einen wesentlich
grösseren Anteil (rund 12 %) an der Massenkonzentration      5.2 Ozon
PM2,5 als an den anderen Standorten, wo der Anteil rund
6 % beträgt.                                                 Ozon, ein farbloses Gas von etwas stechendem Geruch
                                                             und geringer Löslichkeit in Wasser, ist eines der wichtigs-
Benzo(a)pyren                                                ten Spurengase in der Erdatmosphäre. In der Diskussion
Im NABEL-Messnetz hat die Konzentration von Benzo(a)-        um die Umweltveränderungen durch den Menschen wird
pyren seit Messbeginn im Jahr 2006 abgenommen. An            es im Zusammenhang mit drei verschiedenen Umweltpro-
allen untersuchten NABEL-Standorten lag die Belastung        blemen erwähnt:
in den letzten Jahren unter dem europäischen Zielwert
von 1 ng/m3. Die höchsten Konzentrationen von Benzo(a)       Unter dem Stichwort «Ozonloch» wird der Abbau der
pyren wurden im ländlichen Gebiet der Alpensüdseite in       Ozonschicht in den höheren Schichten der Atmosphäre
Magadino-Cadenazzo mit 0,36 ng/m³ gemessen. Noch             (Stratosphäre 10 – 50 km über der Erdoberfläche) disku-
höhere Konzentrationen wurden an kantonalen Mess­            tiert. Diese Ozonschicht schützt den Menschen und die
stationen in Dörfern mit vielen Holzheizungen gemessen.      Ökosysteme vor zu intensiver UV-Strahlung.

Schwermetallgehalt                                           Ein ganz anderes Problem sind die während des Sommers
Der Schwermetallgehalt im Feinstaub PM10 liegt an al-        auftretenden übermässigen Konzentrationen von boden-
len NABEL-Standorten unter dem Immissionsgrenzwert.          nahem Ozon. Das bodennahe Ozon ist unerwünscht, da
Abb. 12 zeigt die Entwicklung des Bleigehalts im Fein­       es wegen seiner Aggressivität und Giftigkeit den Men-
staub. Seitdem kein Blei mehr dem Benzin zugefügt wird,      schen und die Umwelt direkt schädigen kann. Das an­
hat die Konzentration von Blei im Feinstaub deutlich ab-     thropogene Ozon in der Grundschicht der Atmosphäre
genommen und liegt heute weit unter dem Grenzwert.           entstammt nicht direkten Schadstoffquellen. Es wird erst

Abbildung 11: Jahresmittel von Russ (EC)

EC in µg/m 3

3,5
                                                                                         Stadt, Verkehr          Land, Nord
                                                                                         Stadt, Nord             Land, Süd
3,0
                                                                                         Stadt, Süd              Vorstadt
2,5                                                                                      Autobahn                Voralpen

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0
      2008          2009          2010     2011       2012       2013         2014         2015           2016        2017
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in der Atmosphäre durch photochemische Reaktionen aus                       Ozon ist eines der stärksten Oxidationsmittel und eines
Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen                         der stärksten Reizgase überhaupt. Aus dieser Eigen-
gebildet. Die hohen Konzentrationen von bodennahem                          schaft resultiert eine hohe Aggressivität gegen mensch-
Ozon werden deshalb vor allem durch die anthropogenen                       liche, tierische und pflanzliche Gewebe sowie Materia-
Emissionen von Stickoxiden und flüchtigen organischen                       lien. Es greift beim Menschen vor allem Atemwege und
Verbindungen verursacht.                                                    Lungengewebe an.

Ozon absorbiert neben UV-Strahlung auch Infrarotstrah-                      Abb. 13 zeigt die Entwicklung der Ozonbelastung anhand
lung und wirkt deshalb in der Stratosphäre und in der                       des maximalen monatlichen 98-Perzentilwertes. An den
Troposphäre als klimarelevantes Spurengas mit relativ                       meisten Stationen hat dieser Wert abgenommen mit
kurzer Lebensdauer.                                                         Ausnahme von direkt verkehrsbeeinflussten Standorten.

Abbildung 12: Jahresmittel von Blei im PM10

Blei im PM10 in µg/m 3

0,5
                                                                                                             Grenzwert               Land, Nord
                                                                                                             Stadt, Verkehr          Land, Süd
0,4
                                                                                                             Stadt, Nord             Vorstadt
                                                                                                             Stadt, Süd              Voralpen

0,3

0,2

0,1

0,0
      1988      1990       1992      1994      1996       1998     2002     2004       2006       2008    2010    2012        2014    2016

Abbildung 13: Maximales monatliches 98-Perzentil der Halbstundenmittel von Ozon

Ozon maximales 98-Perzentil in µg/m3

250

200

150

100

                    Grenzwert               Stadt, Nord            Land, Nord          Vorstadt
                    Stadt, Verkehr          Stadt, Süd             Land, Süd           Voralpen
 50
             1990   1992      1994      1996     1998       2000     2002       2004    2006       2008   2010     2012       2014   2016
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Dort wurde früher mehr Stickstoffmonoxid emittiert, wel-                relativ rasch in das giftigere Stickstoffdioxid umgewan-
ches Ozon abgebaut hat. Ozon zeigt einen typischen Jah-                 delt wird.
resgang, der sich grundlegend von den meisten anderen
Schadstoffen unterscheidet. Im Sommer werden bedeu-                     Für die negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
tend höhere Konzentrationen gemessen als im Winter. Die                 ist insbesondere das Stickstoffdioxid verantwortlich. Es
Darstellung der monatlichen 98-Perzentilwerte (Abb. 14)                 begünstigt zusammen mit anderen Reizgasen Atem-
zeigt, dass die höchsten Werte im Sommer auftreten, da                  wegserkrankungen, wobei Kinder speziell betroffen sind.
starke Sonneneinstrahlung die Ozonbildung begünstigt.                   Darüber hinaus sind die Stickoxide wichtige Vorläufer-
                                                                        substanzen für die Bildung von bodennahem Ozon und
                                                                        von sauren Niederschlägen. Zusammen mit Ammoniak
5.3 Stickstoffverbindungen                                              tragen sie auch zur Überdüngung von Ökosystemen bei.

Die aus lufthygienischer Sicht wichtigsten Stickstoff-Ver-              Stickstoffdioxid
bindungen in der Atmosphäre sind die beiden Verbindun-                  Die Entwicklung der Belastung durch Stickstoffdioxid ist
gen Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Die Summe                   in Abb. 15 gezeigt. An allen Standorten hat die Konzen­
beider Substanzen wird als Stickoxide bezeichnet. Stick-                tration von Stickstoffdioxid in den letzten Jahrzehnten
stoffmonoxid ist ein farb- und geruchloses Gas. Stick-                  abgenommen. Ausser an stark verkehrsbelasteten Stand-
stoffdioxid ist ein rötlich-braunes, in höheren Konzentra-              orten wird der Jahresgrenzwert überall eingehalten.
tionen stechend riechendes Reizgas. Aus den Stickoxiden
bildet sich auch Nitrat, welches zur Feinstaubbelastung                 Ammoniak
beiträgt.                                                               Ammoniak stammt zum grössten Teil aus der Tierhaltung
                                                                        der Landwirtschaft und wird an drei NABEL-Stationen
Die Stickoxid-Emissionen entstehen beim Verbrennen                      gemessen. Die Belastung durch Ammoniak ist an allen
fossiler Brenn- und Treibstoffe, insbesondere bei hohen                 drei Standorten hoch (Abb. 16) im Vergleich zu den im
Verbrennungstemperaturen, aus dem atmosphärischen                       Rahmen der Konvention über weiträumige grenzüber-
Stickstoff und Sauerstoff, sowie bei der Verbrennung                    schreitende Luftverunreinigung empfohlenen kritischen
von Biomasse aus dem darin enthaltenen Stickstoff. Die                  Konzentrationen (Jahresmittel, je nach Vegetationstyp 1
Stickoxide werden zu einem grossen Teil als Stickstoff-                 bis 3 µg/m³ Ammoniak). Die ausgeprägten Spitzen treten
monoxid emittiert, welches in der Folge in der Atmosphäre               während Perioden mit Gülleausbringung auf.

Abbildung 14: Monatliche 98-Perzentilwerte der Halbstundenmittel von Ozon im Jahr 2017

Ozon, monatliches 98-Perzentil in µg/m 3

250

200

150

100

 50

               Grenzwert                   Stadt, Nord         Land, Nord         Vorstadt
               Stadt, Verkehr              Stadt, Süd          Land, Süd          Voralpen
  0
       Jan         Feb          Mrz          Apr         Mai      Jun       Jul       Aug      Sep       Okt      Nov       Dez
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                             20

5.4 Schadstoffe im Niederschlag                                       Deposition von Gasen) und Interzeption (Trägheitsab-
                                                                      scheidung von Nebeltröpfchen und Partikeln an Pflan-
Die in die Atmosphäre emittierten primären Schadstoffe                zenoberflächen) zum Boden. Die relative Bedeutung der
wie auch die durch Umwandlung in der Atmosphäre ent-                  verschiedenen Depositionsprozesse ist von vielen Fak-
standenen sekundären Schadstoffe werden durch ver-                    toren abhängig, von der betrachteten Komponente, von
schiedene Eliminationsprozesse wieder aus der Atmos­                  meteorologischen, atmosphärenchemischen und topo­
phäre entfernt. Ein wichtiger Eliminationsprozess ist die             graphischen Faktoren sowie der Oberflächenbeschaf-
nasse Deposition. Schadstoffe gelangen jedoch auch                    fenheit (z. B. Pflanzenbewuchs). Die Analyse des Regen-
durch trockene Deposition (Sedimentation von Partikeln,               wassers gibt Aufschluss über einen Teil des Eintrags an

Abbildung 15: Jahresmittel von Stickstoffdioxid

Stickstoffdioxid in µg/m 3

80                                                                                                     Grenzwert                 Land, Nord
                                                                                                       Stadt, Verkehr            Land, Süd
70
                                                                                                       Stadt, Nord               Vorstadt
                                                                                                       Stadt, Süd                Voralpen
60

50

40

30

20

10

 0
     1986    1988     1990   1992     1994    1996     1998   2000    2002    2004   2006    2008       2010    2012      2014     2016

Abbildung 16: Tagesmittel von Ammoniak im Jahr 2017
Ammoniak wird an drei ländlichen NABEL-Standorten kontinuierlich gemessen.

Ammoniak in µg/m 3
50
                                                                                            Magadino            Tänikon            Payerne
45

40

35

30

25

20

15

10

 5

 0
       Jan          Feb      Mrz        Apr          Mai      Jun       Jul      Aug         Sep          Okt           Nov       Dez
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                        21

Schadstoffen, die von der Atmosphäre in den Boden und               im Niederschlag haben in den letzten Jahrzehnten nur
in die Gewässer gelangen. Dabei spielen einerseits der di-          wenig abgenommen (Abb. 19 und 20).
rekte und indirekte Säureeintrag für die Versauerung und
andererseits der Stickstoffeintrag für die Eutrophierung
empfindlicher Ökosysteme eine besonders wichtige Rolle.             5.5 Weitere gasförmige Luftschadstoffe

Der pH-Wert ist ein Mass für die Wasserstoffionen-Kon-              Schwefeldioxid
zentration (H+) und gibt an, wie sauer der Regen ist. Je            Schwefeldioxid ist ein farbloses, in höheren Konzentra­
tiefer der Wert, desto saurer ist der Regen. Der pH-Wert            tionen stechend riechendes, gut wasserlösliches Reizgas.
ergibt sich durch das Zusammenwirken der vom Regen                  Es entsteht vor allem beim Verbrennen schwefelhaltiger
aufgenommenen säurebildenden und basischen Ver-                     Brenn- und Treibstoffe. Das Maximum der Schwefel­
bindungen. In den letzten Jahrzehnten hat der pH-Wert               dioxidemissionen wurde 1980 erreicht. Die Emissionen
deutlich zugenommen und der Niederschlag ist heute we-              sind seither auf weniger als ein Sechstel des damaligen
niger sauer als in den 1980er Jahren (Abb. 17). Dies ist            Maximalwertes zurückgegangen. Es ist eine wichtige Vor-
wesentlich durch den Rückgang der Sulfatfracht bedingt              läufersubstanz für die Bildung von sauren Niederschlä-
(Abb. 18), welcher den starken Rückgang der Schwefel-               gen, da aus Schwefeldioxid in der Atmosphäre Sulfat ge-
dioxidbelastung wiederspiegelt. Die Jahresfrachten von              bildet werden kann. Die Konzentration von Schwefeldioxid
reaktivem Stickstoff in der Form von Nitrat und Ammonium            hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen

Abbildung 17: Säuregehalt von Niederschlag (pH-Wert)                Abbildung 18: Jahresfracht von Sulfat im Niederschlag

pH-Wert                                                             Jahresfracht von Sulfat in mgS/m2               Chaumont

7                                                                   1600                                            Dübendorf
                                                                    1400                                            Payerne
6
                                                                    1200                                            Magadino
5                                                                                                                   Rigi-Seebodenalp
                                                                    1000
4
                                                 Chaumont            800
3                                                Dübendorf           600
2                                                Payerne             400
1                                                Magadino            200
                                                 Rigi-Seebodenalp
0                                                                      0
    1985       1990      1995     2000   2005     2010       2015          1985    1990       1995   2000    2005     2010      2015

Abbildung 19: Jahresfracht von Nitrat im Niederschlag               Abbildung 20: Jahresfracht von Ammonium im Niederschlag

Jahresfracht von Nitrat in mgN/m2                                   Jahresfracht von Ammonium in mgN/m2
1400                                                                1800
               Chaumont                                                           Chaumont
1200                                                                1600
               Dübendorf                                                          Dübendorf
                                                                    1400
1000           Payerne                                                            Payerne
                                                                    1200
 800           Magadino                                                           Magadino
                                                                    1000
               Rigi-Seebodenalp                                                   Rigi-Seebodenalp
 600                                                                 800
                                                                     600
 400
                                                                     400
 200
                                                                     200
    0                                                                  0
        1985     1990     1995    2000   2005    2010      2015            1985    1990      1995    2000   2005     2010     2015
Luftqualität 2017 © BAFU 2018                                                                                                          22

(Abb. 21), dies hauptsächlich durch die Reduktion des                bildungspotenzial der einzelnen VOC variiert sehr stark,
Schwefel­gehaltes in Brenn- und Treibstoffen.                        wobei die betrachtete Zeitskala eine wesentliche Rolle
                                                                     spielt. Verantwortlich für das Auftreten von relativ kurz-
Kohlenmonoxid                                                        fristigen Ozonspitzenwerten in der näheren Umgebung
Kohlenmonoxid ist ein farb- und geruchloses Gas, das                 der Emissionsquellen sind in erster Linie die hochreakti-
bei praktisch allen Verbrennungsprozessen, insbesonde-               ven VOC. Die schwach reaktiven VOC tragen dagegen zur
re bei unvollständiger Verbrennung, entsteht. Das Ma-                Erhöhung der grossräumigen Ozon-Grundbelastung bei.
ximum der Kohlenmonoxid Emissionen wurde Mitte der                   Die Konzentrationen der flüchtigen Kohlenwasserstoffe
70er-Jahre erreicht. Seither haben sich die Emissionen               haben seit Ende der 1980er Jahre deutlich abgenom-
auf weniger als ein Drittel reduziert.                               men (Abb. 22). Verschiedene VOC haben krebserregende
                                                                     Eigenschaften (z. B. Benzol), andere sind toxisch, wobei
Kohlenmonoxid ist – anders als Schwefeldioxid, Stick-                die Toxizität der einzelnen VOC sehr stark variiert. Die
stoffdioxid und Ozon – kein Reizgas. Es verdrängt jedoch             aromatischen Verbindungen Benzol, Toluol, Ethylben-
den Sauerstoff aus seiner Bindung mit dem roten Blut-                zol und Xylol kommen im Motorenbenzin vor. Benzol ist
farbstoff Hämoglobin und vermindert dadurch die Sauer­               insbesondere wegen seiner krebserzeugenden Wirkung
stoff-Transportkapazität des Blutes. Kohlenmon­oxid ist              in der Atemluft unerwünscht. Die an mehreren Standor-
deshalb für den Menschen und die warmblütigen Tiere                  ten gemessenen Benzolkonzentrationen haben ebenfalls
ein Atemgift. Die Belastung durch Kohlenmonoxid konn-                ­abgenommen und liegen heute im Jahresmittel zwischen
te durch Verbesserung der Verbrennungsvorgänge und                    0,2 und 0,8 µg/m3 und damit weit unter dem Richtwert der
durch Abgasnachbehandlung stark reduziert werden.                     EU von 5 µg/m3.
Der Tagesgrenzwert von 8 mg/m3 wird heute an allen
­NABEL-Standorten eingehalten, liegen doch alle gemes-
 senen Tagesmittel unter 1,2 mg/m3.                                  5.6 Treibhausgase

Flüchtige organische Verbindungen VOC                                In der Forschungsstation Jungfraujoch werden durch das
Die Gruppe der flüchtigen organischen Verbindungen                   NABEL auch Treibhausgase gemessen. Aufgrund der
(sog. «VOC» = «volatile organic compounds») umfasst                  Lage von 3580 m über Meer wird dort meist die europä-
eine Vielzahl von Substanzen, die alle das Element Koh-              ische Hintergrundkonzentration von Spurengasen beob-
lenstoff enthalten. Die flüchtigen organischen Verbin-               achtet. An einzelnen Tagen gelangt auch Luft aus tie-
dungen sind zusammen mit den Stickoxiden wichtige                    feren Lagen aufs Jungfraujoch, was die Schätzung von
Vorläufersubstanzen für die Ozonbildung. Das Ozon­                   schweizerischen und europäischen Emissionen erlaubt.

Abbildung 21: Jahresmittel von Schwefeldioxid                        Abbildung 22: Jahresmittel von flüchtigen organischen Verbindungen
                                                                     ohne Methan (NMVOC)
                                Grenzwert               Land, Nord

Schwefeldioxid in µg/m 3        Stadt, Verkehr          Land, Süd    NMVOC in µg/m 3 Methanäquivalent
                                Stadt, Nord             Vorstadt
50                                                                   250
                                Stadt, Süd              Voralpen                                                            Stadt, Süd

40                                                                   200                                                    Stadt, Nord
                                                                                                                            Vorstadt
30                                                                   150

                                                                     100
20
                                                                      50
10
                                                                       0
 0
     1985    1990     1995    2000      2005     2010      2015            1985    1990     1995     2000      2005     2010     2015
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Die am stärksten zu anthropogenen Klimaveränderungen                    Andere Verbindungen, die im NABEL gemessen werden,
beitragenden Treibhausgase sind Kohlendioxid, Methan                    haben ebenfalls eine Bedeutung im Rahmen von Klima-
und Lachgas. Wegen der Langlebigkeit dieser Gase wird                   beeinflussung, z. B. Russ, Ozon oder Sulfat.
die auf dem Jungfraujoch gemessene Konzentration von
Emissionen der ganzen Nordhemisphäre beeinflusst.                       Auf dem Jungfraujoch werden auch halogenierte Ver-
Abb. 23 zeigt die Monatsmittel von Kohlendioxid und                     bindungen gemessen, die ebenfalls als Treibhausga-
Lachgas seit Messbeginn, Abb. 24 die Monatsmittel von                   se wirken. Die beiden in Abb. 25 gezeigten Substanzen
Methan. Die Konzentrationen aller drei Treibhausgase                    F11 und Trichlorethan enthalten Chloratome und tragen
sind in den letzten Jahren angestiegen. Der beobachtete                 zum Abbau der schützenden Ozonschicht in der oberen
Anstieg stimmt mit dem Verhalten an anderen Hinter-                     Atmosphäre bei. Deshalb sind sie durch das Montrea-
grundstationen der Nordhemisphäre überein.                              ler Protokoll in Produktion und Anwendung weltweit ein-
                                                                        geschränkt worden. Das in Schaumstoffen und Sprays
Die Konzentration von Kohlendioxid (CO2) weist einen                    eingesetzte F11 (CCl3F) hat eine lange Lebensdauer und
ausgeprägten Jahresgang auf, welcher im Wesentlichen                    verbleibt jahrzehntelang in der Atmosphäre. Deshalb hat
die Aufnahme von Kohlendioxid durch die Vegetation im                   die Hintergrundkonzentration seit dem Jahr 2000 wenig
Sommerhalbjahr wiederspiegelt. Die Konzentration von                    abgenommen. Es werden keine ausgeprägten Konzent-
Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) hat seit dem Mess-                   rationsspitzen gemessen, was darauf hindeutet, dass in
beginn im Jahre 2005 über drei Prozent zugenommen.                      Europa keine Quellen von F11 vorhanden sind. Das als
Lachgas wird aus stark gedüngten Böden und bei Ver-                     Lösungsmittel verwendete 1,1,1-Trichlorethan (CH3CCl3)
brennungsvorgängen freigesetzt. Methan (CH4 ) ist der                   ist gemäss dem Montrealer Protokoll ebenfalls in Produk-
Hauptbestandteil von Erdgas und wird bei der Nutzung                    tion und Anwendung eingeschränkt. Wegen seiner kürze-
von Lagerstätten fossiler Energieträger freigesetzt. Eine               ren Lebenszeit in der Atmosphäre ist bereits ein deutli-
wichtige Quelle ist auch die Landwirtschaft, insbeson-                  cher Rückgang der Konzentration seit dem Jahr 2000 zu
dere die Tierhaltung. Der Methangehalt der Atmosphäre                   beobachten.
steigt weiterhin an. Methan ist nicht nur ein Treibhaus-
gas, sondern trägt auch wesentlich zur Ozonbildung in                   Die Substanz F134a (CH2FCF3) wird als Kühlmittel für Kli-
den oberen Schichten der Troposphäre bei.                               maanlagen in Autos und für die Schäumung von Kunst-
                                                                        stoffen (z. B. für Isoliermaterialien) eingesetzt. Sie darf

Abbildung 23: Monatsmittel von Kohlendioxid und Lachgas auf dem Jungfraujoch

Kohlendioxid in ppm                                                                                                         Lachgas in ppb
410                                                                                                                                   336

405                                                                                                                                   332

400                                                                                                                                   328

395                                                                                                                                   324

390                                                                                                                                   320

385                                                                                                                                   316

           Lachgas                Kohlendioxid
380                                                                                                                                   312
          Jan 05      Jan 06   Jan 07   Jan 08   Jan 09   Jan 10   Jan 11   Jan 12   Jan 13   Jan 14   Jan 15   Jan 16   Jan 17
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gemäss internationalen Abkommen produziert und ver-
wendet werden, muss aber in den Treibhausgasstatisti-
ken gemäss dem Kyoto-Protokoll berücksichtigt werden.
F134a ersetzt andere, mittlerweile verbotene Substanzen
und zeigt einen deutlichen Anstieg in der Konzentrati-
on der Hintergrundluft (Abb. 25). Wenn Luft aus tieferen
Lagen aus der Schweiz oder aus dem Ausland auf das
Jungfraujoch hochsteigt, sind wesentlich erhöhte Kon-
zentrationen von F134a zu beobachten.

Abbildung 24: Monatsmittel von Methan auf dem Jungfraujoch

Methan in ppm
1,94
              Methan
1,92

1,90

1,88

1,86

1,84

1,82

1,80
             Jan 06    Jan 07     Jan 08   Jan 09     Jan 10    Jan 11    Jan 12     Jan 13    Jan 14    Jan 15     Jan 16    Jan 17

Abbildung 25: Tagesmittel von halogenierten Verbindungen auf dem Jungfraujoch
Die erlaubten Substanzen wie F134a zeigen einen Anstieg der Konzentration auf dem Jungfraujoch, die Konzentrationen der verbotenen
Substanzen wie F11 und Trichlorethan nehmen ab.

Substanzen F134a und F11 in ppt                                                                                        Trichlorethan in ppt

300                                                                                                                                     60
                                                                                     F134a              F11           Trichlorethan

250                                                                                                                                     50

200                                                                                                                                     40

150                                                                                                                                     30

100                                                                                                                                     20

 50                                                                                                                                     10

  0                                                                                                                                     0
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6 Ausblick
Die Luftbelastung in der Schweiz konnte seit Mitte der      Protokoll) des UNECE-Übereinkommens über weiträumi-
1980er Jahre deutlich verringert werden. Dies ist das       ge grenzüberschreitende Luftverunreinigung dar. Dieses
Ergebnis von emissionsmindernden Massnahmen in der          legt für die 31 Unterzeichnerstaaten des Göteborger Pro-
Schweiz und anderen Ländern Europas. Durch strengere        tokolls in Europa und Nordamerika nationale Emissions-
Emissionsvorschriften bei stationären Anlagen und Fahr-     ziele für Stickoxide, Schwefeldioxid, Ammoniak, flüchtige
zeugen sowie auch durch ökonomische Anreize (z. B. die      organische Verbindungen und Feinstaub für 2020 fest.
Lenkungsabgaben für VOC oder schwefelhaltige Brenn-
stoffe) konnte der Ausstoss von vielen Luftschadstoffen     Die Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes
verringert werden. Parallel zu den Emissionsreduktionen     für Luftfremdstoffe (NABEL) belegen den Erfolg der bis-
sanken die Konzentrationen von Schadstoffen in der At-      herigen Luftreinhaltepolitik von Bund, Kantonen und Ge-
mosphäre (Abb. 26 bis 29). Die Abnahme der im NABEL         meinden. Der vorliegende, jährlich erscheinende Bericht
gemessenen Konzentrationen bestätigt die Abnahme            mit seiner Beurteilung der Luftbelastung ist ein wichtiger
der Emissionen. Die Emissionen von primärem Feins-          Bestandteil der Erfolgskontrolle und zeigt die Notwendig-
taub haben allerdings weniger stark abgenommen als die      keit weiterer Luftreinhalte-Massnahmen klar auf.
gemessenen Konzentrationen von PM10 (Abb. 29). Dies
zeigt, dass ein wesentlicher Teil der Abnahme durch die
Reduktion von gasförmigen Vorläufern des sekundären
Feinstaubanteils verursacht wird.

Grosse Erfolge konnten bei den Luftschadstoffen Schwe-
feldioxid, Kohlenmonoxid und bei Schwermetallen wie
Blei, Cadmium oder Zink erreicht werden. Für diese
Schadstoffe liegen die gemessenen Konzentrationen in
aller Regel deutlich unter den Immissionsgrenzwerten.
Für die Schadstoffe Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon
konnten zwar die Immissionen gesenkt werden, die ge-
messenen Konzentrationen liegen aber teilweise noch
über den Grenzwerten. Ebenfalls noch deutlich zu hoch
sind die Stickstoff- und Säureeinträge in Ökosysteme.
Das Ziel einer guten Luftqualität ist noch nicht erreicht
– trotz der beachtlichen Erfolge der schweizerischen
Luftreinhaltepolitik. Es sind deshalb weitere Emissions-
reduktionen notwendig.

Die Verbesserung der Luftqualität ist eine komplexe Auf-
gabe. Sie muss in vielen Schritten erfolgen, da es keine
einzelne Massnahme gibt, die die Probleme auf einen
Schlag lösen könnte. Jede Massnahme, die zu einer Ver-
minderung von Schadstoffemissionen führt, ist sinnvoll.
Da Luftschadstoffe nicht an nationalen Grenzen halt ma-
chen, sind auch internationale Anstrengungen zur Emissi-
onsminderung notwendig. Einen weiteren grossen Schritt
stellt das Protokoll zur Bekämpfung der Versauerung, der
Eutrophierung und des bodennahen Ozons (Göteborger
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