Lyocell Studien Projekt "Eisbär" Tragestudie mit Schlafoveralls aus Lyocell für Kinder mit Neurodermitis - Kuli-Muli
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Lyocell Studien Projekt „Eisbär“ Tragestudie mit Schlafoveralls aus Lyocell für Kinder mit Neurodermitis
Projekt „Eisbär“: Tragestudie mit Schlafoveralls aus Lyocell für Kinder mit Neurodermitis Eine klinisch kontrollierte Tragestudie in zwei Phasen Ergänzter Abschlussbericht vom 23.11.2004 nach dem Abschlussbericht vorgelegt am 21.8.2004 von Dr. Imke König Ärztliche Leiterin der Kuranstalt der Therme Stegersbach Indikationen der Quelle Thermal I: Hauterkrankungen, v. a.. trockene, barrieregestörte Haut, wie z.B. bei Neurodermitis Golfstrasse 1, A-7551 Stegersbach mit Unterstützung durch die Lenzing AG, Projektleitung: Univ.-Doz. Dr. K. Christian Schuster Textilentwicklung: Ing. Gabriele Emlinger Lenzing AG, Abt. Textile Innovation A-4860 Lenzing
Zusammenfassung Ziel dieser Tragestudie war, die besonderen Trageeigenschaften der Lyocellfaser und deren Verträglichkeit auf die Haut von Kindern mit Neurodermitis zu untersuchen. Da die Lebensqualität der betroffenen Kinder und Familien vor allem durch den nächtlichen Juckreiz und den daraus resultierenden Schlafstörungen beeinträchtigt wird, wurde für diese Studie ein spezieller Schlafoverall aus Lyocell entwickelt. Aufgrund der optischen Merkmale wurde er Eisbäroverall genannt. Insgesamt 33 Kinder haben an den 2 Phasen der Studie teilgenommen, davon konnten 27 Teilnehmer ausgewertet werden. Wichtigste Zielgröße war die subjektive Verbesserung des Juckreizes und der Schlafqualität durch den Eisbäroverall. Um den Schweregrad der Erkrankung zu Beginn der Studie zu erheben, wurde jeweils der SCORAD Index bestimmt. Da während der Phase I (Hochsommer, heiß und schwül) gleichzeitig mit der Tragestudie die topische Behandlung der Neurodermitiskur in Bad Gleichenberg stattfand, können die Verbesserungen des SCORAD Index jedoch nicht allein auf die Verwendung des Anzugs zurückgeführt werden, die Bestimmung des Index diente daher lediglich zur Beurteilung, für welche Schweregrade der Neurodermitis dieser Overall den größten Nutzen bringt. Während der Phase II (Herbst, Winter), die zu Hause unter Alltagsbedingungen stattfand, fand keine wie auch immer geartete topische Therapie statt. Um die subjektiv empfundene Verbesserung der Schlafqualität durch den Lyocelloverall im Vergleich zu der sonst verwendeten Bekleidung zu dokumentieren, wurde während der Studie von den Teilnehmern bzw. den Eltern ein Juckreizprotokoll geführt und auf Basis dieser Protokolle ein Abschlussfragebogen ausgefüllt. Im Fragebogen wurden sowohl Einflüsse auf den Juckreiz und die Schlafqualität, als auch die Beurteilung des Overalls (mechanischer Kratzschutz) und des Materials (Kühle und Glätte) abgefragt. Nach jeweils 4 Wochen ergab sich folgendes Bild: Auswirkung auf die Schlafqualität: 62% der Kinder schlafen besser mit dem Overall, 48% kratzen weniger und auch bei offenen „Eisbärpfoten“ war in 59% ein mechanischer Kratzschutz gegeben. Temperaturverträglichkeit: 74% der Kinder sagen, dass Lyocellgewebe sich kühl anfühlt und 77,8% sagen es ist deshalb angenehmer als die sonst immer getragene Baumwolle. Auffallend war, dass der Kühleffekt während der schwülen Zeit mit 88,2% noch besser bewertet wurde als im Herbst mit 60%. 59% bevorzugen Lyocell aufgrund der Glätte gegenüber Baumwolle. (Mehrfachnennungen waren möglich) 25 der 27 Teilnehmer würden auch gerne tagsüber Kleidung aus Lyocell tragen. Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass vor allem der Kühleffekt und die mechanische Glätte der Lyocellfaser eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten bewirkt. Aus dermatologischer Sicht ist Kleidung aus Lyocell durch diese Trageeigenschaften zurzeit die optimale Bekleidung für Patienten mit barrieregestörter Haut, wie z.B. bei Neurodermitis. 2
Ziel und Ansatz der Studie Vorbemerkung über Neurodermitis: Bei Neurodermitis oder Atopischer Dermatitis handelt es sich um eine multifaktorielle Hauterkrankung, die vor allem im Kindesalter auftritt, in einigen Fällen aber auch bis ins Erwachsenenalter persistieren kann. Sie ist gekennzeichnet durch sehr trockene Haut mit einer gestörten Hautbarriereschicht durch eine fehlerhafte Zusammensetzung der Hydro-Lipid- Schicht, rezidivierende Ekzeme in typischer Verteilung und starken Juckreiz, besonders in Ruhephasen und nachts. Durch das Kratzen werden die betroffenen Hautstellen zusätzlich mechanisch geschädigt und die anschließende Heilungsphase führt wieder zu einem Wundheilungsjuckreiz. Wärme und Schwitzen führen ebenfalls zu erhöhtem Juckreiz. Neben einer genetischen Komponente durch ebenfalls atopische Familienmitglieder gibt es vor allem viele verschiedene ekzemauslösende Faktoren: u.a. Nahrungsmittel- unverträglichkeiten, echte Allergien, Impfreaktionen, psychischer Stress, Hausstaubmilben, falsche Kleidung oder Waschmittel, falsche Körperpflegemittel, Medikamente u v. m. Die Krankheit ist zwar selten gefährlich, aber die Lebensqualität der betroffenen Kinder und deren Eltern ist durch den starken Juckreiz massiv beeinträchtigt, Schwierigkeiten beim Einschlafen und sehr unruhiger Schlaf mit nächtlichen Kratzattacken halten auch die Eltern wach und das ständige Kratzen zerstört die ohnehin sehr empfindliche Haut noch zusätzlich. Durch den langjährigen Verlauf und die, nach wie vor unbefriedigenden Therapiemöglichkeiten steht daher vor allem eine Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund vieler Überlegungen. Der Einfluss von Textilien auf die Reizung der Haut spielt hier eine wichtige Rolle. Ziel der Tragestudie Das erste Ziel der Tragestudie war, die subjektive Wirkung von Textilien aus Lyocell-Faser auf die Parameter Juckreiz und Schlafqualität zu erheben. Das zweite Ziel war die Entwicklung eines Schlafoveralls aus Lyocell, um zusätzlich den Faktor „mechanischer Kratzschutz“ zu beurteilen. 3
Studiendesign Phasen I und II In Zusammenarbeit mit der Therme Bad Gleichenberg wurde eine prospektive Tragestudie mit zwei Phasen geplant und durchgeführt. In Bad Gleichenberg werden während der Sommerferien jeweils zwei Gruppen von Neurodermitiskindern im sogenannten Hautturnus über 4 Wochen lang einer Therapie mit Thermalwasser, UVA-Bestrahlung und Salbenanwendungen unterzogen. Es handelt sich dabei überwiegend, aber nicht ausschließlich um Schulkinder. Phase I Um äußere Störfaktoren zu minimieren, wurde die Phase I der Studie unter stationären Bedingungen während dieses Kuraufenthaltes in Bad Gleichenberg durchgeführt, während - dessen alle Studienteilnehmer annähernd gleichen Bedingungen unterlagen: Klima und damit Außentemperatur, Unterbringung, Betten und deren Ausstattung, Ernährung und Freizeitprogramm, Therapieprogramm und Körperpflege waren für alle Studienteil- nehmer gleich. Durch die starke Variabilität vor allem bei den Nahrungsunverträglichkeiten lässt sich jedoch ein negativer individueller Einfluss der Ernährung auf die Erkrankung bei solchen Studien nie ganz ausschließen. Außerdem ist die psychische Belastung durch den Aufenthalt in ungewohnter Umgebung ein Faktor, der den Juckreiz eher verstärkt. Phase II Um den Overall unter alltagstauglichen Bedingungen zu testen, wurde Phase II von den Eltern der betroffenen Kinder zu Hause durchgeführt. Dadurch wurde die individuelle Behandlung der Kinder in ihrer gewohnten Umgebung kombiniert mit den Effekten des Overalls. Die Studie und der Overall wurde allen Teilnehmern des Hautturnus vorgestellt und es wurde allen Probanden angeboten, kostenlos einen dieser Eisbäroveralls zu testen, wenn sie während der Studie das Juckreizprotokoll führen und nach der Studie einen abschließenden Fragebogen ausfüllen. Klimatische Bedingungen Die Teilnehmer des ersten Hautturnus haben den Overall stationär in Bad Gleichenberg getestet. Das Klima im Juli und August 2003 war sehr heiß und schwül mit Temperaturen bis zu 37° Celsius. Und die Unterbringung einiger Kinder im Dachgeschoss der Kuranstalt führte zu extremen Testbedingungen. Die Teilnehmer des zweiten Hautturnus haben den Overall mit nach Hause genommen und im Herbst, bzw. Winter getestet, also unter wesentlich kühleren Bedingungen. 4
Der Overall Konstruktion Es wurden körpernah geschnittene Overalls entwickelt als Kratzschutz mit kühlender, sehr glatter und feuchtigkeitsregulierender Oberfläche. Die Füße und Hände können zum Schlafen bedeckt werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Hände während der Wachphasen zum Greifen zu “befreien”. Die Overalls sind mit einer Kapuze versehen, um gegebenenfalls den Hals und die Ohren schützen zu können. An der Taille ist ein Gummizug eingezogen. Die Schlafanzüge müssen von den Kindern akzeptiert werden, die Overalls sollen deshalb nicht „therapie“ - mäßig aussehen. Daraus wurde von Fr. Dr. König die „Eisbär” - Idee geboren, d.h. die Overalls sehen aus wie Eisbären mit kleinen Ohren für die Kapuze und Tatzen bei den Händen. In den Overalls dürfen keinerlei Verschlüsse oder der Gleichen verarbeitet werden, die zum Kratzen “dienen” (z.B Knöpfe, Drücker oder Klettverschluss). Besonderes kritisch zu betrachten sind die Gelenksbeugen, wo die betroffenen Kinder besonders viel kratzen. Besonders diese Bereiche Abbildung 1: Der Eisbär-Anzug, hier mit geschlossenen Fußteilen und wurden verstärkt, die Strickware wurde doppelt offenen Handschuhen. verarbeitet. Material Es wurde aus Gründen der technischen Machbarkeit und der raschen Umsetzung folgende Strickwaren-Konstruktion gewählt: 100% Lyocell 1,3 dtex classic Ringgarn Nm 50/1 Bindung: Heavy Single Gewicht (g/m²): 120 Die Ausrüstung (Hochveredlung) wurde so gewählt, daß alle gefertigten Anzüge dem ÖKO- tex Standard 100 für Babys entsprechen. Die Strickware wurde nicht gefärbt - rohweiß = Eisbär-Idee. Ablauf der Studie Phase I Der erste Hautturnus umfasste 21 Kinder im Alter von 2,5 bis 14 Jahren. Bis auf den ältesten Jungen wollten alle an der Studie teilnehmen und damit ergaben sich folgende Teilnehmer: 10 Mädchen und 10 Jungen (wobei einer mit 2,5 Jahren erst in der letzten Woche an der Studie teilnahm, da für ihn erst ein Anzug in der passenden Größe angefertigt werden 5
musste).Ein Junge mit 7 Jahren und ein Mädchen mit 13 Jahren brachen den Kuraufenthalt vorzeitig ab und fallen deshalb aus der Wertung. Vollständig an der Studie teilgenommen haben dann 18 Kinder, 9 Mädchen und 9 Jungen zwischen 2,5 Jahren und 12 Jahren. Phase II: Von dem zweiten Turnus haben 13 Personen teilgenommen, aber nur 10 den abschließenden Fragebogen zurückgeschickt. Davon waren 4 Mädchen und 6 Jungen, im Alter von einem Jahr bis 9 Jahren. Subjektive und objektive Beurteilung des Hautzustands Um den Hautzustand und weitere subjektive Symptome, wie Juckreiz und Schlafqualität vor Beginn der Studie und nach Ende (nur Phase I) der Studie zu dokumentieren, wurde von jedem Kind der SCORAD Index für Neurodermitis erhoben. Für den SCORAD Index werden das Ausmaß der Hautbetroffenheit, die Intensität der Hautveränderungen und subjektive Symptome anhand einer visuellen Analogskala erhoben. Sämtliche Daten werden numerisch erfasst und zu einem Index summiert, der Höchstwert kann maximal 103 Punkte erreichen. Die bestimmten Werte lagen zwischen minimal 7,5 Punkten und maximal 77,3 Punkten in Phase I und zwischen 15,5 und 83,2 Punkten in Phase II. Die Verteilung ergab in beiden Phasen einen Schwerpunkt auf leichte bis mittelschwere Neurodermitis mit einem SCORAD Index bis ca. 50 Punkte, die beiden Höchstwerte von 77,3 bzw. 83,2 Punkten wiesen zwei schwer betroffene Kinder auf. Bei den Kindern, die in Phase I am Anfang und am Ende des Turnus untersucht wurden, nahm der SCORAD Wert durchwegs ab, im Durchschnitt um 32 %. Dies ist nicht allein auf die Bekleidung zurückzuführen, sondern auf den Gesamterfolg der Kur. 6
SCORAD Phase I 60 50 40 SCORAD 30 20 10 0 Beginn Ende Abbildung 2: SCORAD Verlauf bei den Teilnehmern in Phase 1. Die Werte am Beginn und am Ende für jedes Kind sind durch eine Linie verbunden. Während der Studie wurde ein Juckreizprotokoll geführt, und jeden Morgen anhand einer visuellen Analogskala von 1 bis 10 der subjektiv empfundene Juckreiz der vergangenen Nacht eingetragen. Nach Beendigung der Studie wurde um eine Abschlussbeurteilung gebeten, bei der nach den subjektiv empfundenen Trageeigenschaften der Lyocellfaser und des Overalls gefragt wurde. Bei der Tragestudie wurde die subjektive Wirkung auf Juckreiz, Kratzen, Schlafparameter,und konstruktive Merkmale des Overalls, die Wirkung des Eisbärdesigns und Trageeigenschaften von Lyocell erhoben. Ergebnisse 1. Auswertung der Fragebögen PhaseI 17 Kinder haben den Overall während der Studie über 4 Wochen überwiegend getragen (max. 5 Tage nicht wegen Hitze oder Reinigung des Overalls), ein Mädchen hat ihn wegen der extremen Temperatur nicht getragen, möchte aber unbedingt im Winter noch einmal ein Juckreizprotokoll ausfüllen. Weitere Gründe den Overall an einigen Tagen nicht zu tragen waren 5x zu große Hitze und Schwüle (im Juli bis zu 37 Grad und Dachgeschosszimmer......) 7
2x Kind schläft bei Hitze immer nackt 3x Overall zu eng (Gummizug wurde geöffnet, dann wurde der Anzug wiedergetragen) 1x ohne Angabe von Gründen(2 Tage) Auswirkung auf den Juckreiz: Kind schläft ruhiger mit Overall 12 von 17 Kind kratzt weniger 9 von 17 Juckreiz wird nach dem Anziehen des Overalls sofort besser 3 von 17 Nach dem Ausziehen tritt der Juckreiz neu auf 4 von 17 Mechanischer Kratzschutz für die Haut: Nur bei geschlossenen Eisbärpfoten gegeben 4 von 17 Auch bei offenen Eisbärpfoten gegeben 10 von 17 Kapuze schützt den Hals und den Kopf vor Kratzspuren 4 von 17 Temperaturverträglichkeit: Das Gewebe fühlt sich kühl an auf der Haut 13 von 17 Der Overall ist luftig genug um im Sommer getragen zu werden 7 von 17 Das Eisbärdesign hat 16 Kindern gut gefallen (eine Mutter hat ein „sehr“ in den Fragebogen eingefügt), einem (dem 12 jährigen) war es egal. Trageeigenschaften und Vorteile von Lyocell: Lyocell ist angenehmer als Baumwolle, weil es: kühler ist 15 von 17 glatter ist 10 von 17 weicher ist 11 von 17 chemisch unbelastet ist 7 von 17 12 Kinder würden gerne auch tagsüber Kleidung aus Lyocell tragen, 2 möglicherweise, und lediglich 3 haben kein Interesse. Bei den Anmerkungen gab es verschiedene Hinweise auf eine Verbesserung des Anzuges, wie Tunnelzug statt Gummi im Bauchbereich, andere Konstruktion, anstatt der Bänder im Hand- und Fußbereich (viele Eltern haben offenbar nicht verstanden, dass sie diese bei gut passendem Anzug hätten abschneiden können), einmal gab es durch die Beanspruchung Laufmaschen an den Füßen, einmal kratzte der Reißverschluss im Schritt. PhaseII Alle Teilnehmer haben ihren Overall durchgehend über 4 Wochen getragen Auswirkung auf den Juckreiz: Kind schläft ruhiger mit Overall 5 von 10 Kind kratzt weniger 4 von 10 8
Juckreiz wird nach dem Anziehen des Overalls sofort besser 1 von 10 Nach dem Ausziehen tritt der Juckreiz neu auf 2 von 10 Mechanischer Kratzschutz für die Haut: Nur bei geschlossenen Eisbärpfoten gegeben 3 von 10 Auch bei offenen Eisbärpfoten gegeben 6 von 10 Kapuze schützt den Hals und den Kopf vor Kratzspuren 4 von 10 Temperaturverträglichkeit: Das Gewebe fühlt sich kühl an auf der Haut 7 von 10 Der Overall ist luftig genug um im Sommer getragen zu werden 8 von 10 Das Eisbärdesign hat 9 Kindern gut gefallen, bei einem Kind (Junge mit 1,5 Jahren)hat die Mutter „egal“ angegeben Trageeigenschaften und Vorteile von Lyocell: Lyocell ist angenehmer als Baumwolle, weil es: kühler ist 6 von 10 glatter ist 6 von 10 weicher ist 6 von 10 chemisch unbelastet ist 6 von 10 Alle 10 Kinder würden gerne auch tagsüber Kleidung aus Lyocell tragen, Bei den Kommentaren kam deutlich heraus, dass Kinder mit der Overallkonstruktion nachts beim Gang aufs WC ihre Probleme haben, außerdem wurden die Schnüre als Gefährdung für die Kinder angesehen. Der Gummibund war bei drei Kindern zu eng Ein Junge hat seinen Anzug durch Kratzen total zerstört, hätte aber gerne einen Neuen, weil ihm der Anzug so gut tut. Ein anderes Kind mit schwerer Neurodermitis hat laut Mutter am meisten Probleme mit dem Anzug gehabt... 2. Informelle Rückmeldungen Insgesamt waren die Ergebnisse bei leichter und mittelschwerer Neurodermitis sehr gut, bei schwerer Neurodermitis sehr unterschiedlich: abhängig von der Einstellung der Eltern einmal euphorisch positiv, einmal abwartend kritisch. 9
3. Verbesserungsvorschläge für Konstruktion und Material Konstruktion Der Schnitt sollte weiter gemacht werden, da doch einigen Kindern der Anzug bei sonst passender Größe zu eng war. Anstatt einem Gummizug sollte ein Tunnelzug eingearbeitet werden. Die Konstruktion der variablen Hand- und Fußteile wurde inzwischen auch schon durchdacht und zur Fixation im Bereich Hand- und Fußgelenke wurden Innenbündchen (wie bei Schneeanzügen) vorgeschlagen. Das Eisbärdesign wird bis zu einem Alter von ca. 11 Jahren sehr positiv beurteilt. Ab ca. 12 Jahren wird das Thema uninteressant. In der Altersgruppe der 3 bis 8-Jährigen war die geschlossene Overallkonstruktion ein Problem, wenn sie alleine aufs WC gehen wollten. Ein Zweiteiler würde hier von den Eltern bevorzugt werden Material Seitens der Materialkonstruktion ist noch eine Optimierung anzustreben. Die Opazität der Ware ist zu verbessern, die Strickware ist zu transparent. Die Strickware muss kompakter sein. Eine Verbesserung der Gebrauchswerte von der Garnseite ist ebenfalls zu überdenken. Einmal wurde der Anzug an den Füßen innerhalb von zwei Wochen durchgelaufen, einmal wurde er durch exzessives Kratzen total zerstört. (Kommentar der Eltern: könnten wir bitte einen neuen Anzug bekommen, da der Overall das einzige ist, was unseren Sohn davon abhält sich total aufzukratzen) Der Reißverschluss ging in zwei Fällen kaputt, einmal schon nach einer Woche. Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen Die Eignung des Materials Lyocell für Neurodermitispatienten hat sich eindrucksvoll bestätigt. Vor allem bei der Masse der Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung hat sich ein positiver Effekt auf das Schlafverhalten und die Kratzeffekte, sogar unter klimatisch extremen Bedingungen, ergeben. Aus medizinischer Sicht ist Lyocell, aus Sicht der Trageeigenschaften deutlich positiver zu bewerten, als die früher so favorisierte Baumwolle. Lediglich bei den zwei schwer betroffenen Kindern hat der Overall zum Teil zu paradoxen Reaktionen, wie hysterische Kratzattacken und Versuche sich den Overall vom Körper zu reißen, geführt. Wobei diese Reaktionen wohl eher durch den geschlossenen Schnitt als durch das Material zustande kommen. Das Thema Eisbär ist bei Kindern bis zu 11 Jahren ein voller Erfolg, ab 12 Jahren wird es uninteressant. 10
Ausblick Durch die gestörte Hautbarriereschicht sind Neurodermitispatienten stark abhängig von der Verträglichkeit ihrer Hautpflegeprodukte und ihrer Kleidung. Der Juckreiz und der dadurch gestörte Nachtschlaf sind die beiden Faktoren, die am stärksten die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Jede subjektive Verbesserung durch die Verwendung von Lyocellbekleidung ist ein Gewinn an Lebensqualität. Deshalb sollte das Produkt Neurodermitisschlafanzug unbedingt weiter entwickelt werden, damit eine kommerzielle Herstellung möglich wird. Entsprechende Gespräche mit interessierten Textilherstellern sind schon geführt worden. Persönliche Danksagung Dank an Frau Dr. Ursula Schmidt, Kurärztin der Therme Gleichenberg, für die gute Zusammenarbeit beim Kinderturnus im Sommer 2003, während dem die Phase I dieser Studie durchgeführt wurde. Die Studie wurde von der Lenzing AG, Lenzing, Österreich, unterstützt. Folgende Mitarbeiter waren beteiligt: Dr. K. Christian Schuster, Univ.-Doz,. Projektleitung seitens der Lenzing AG Ing. Gabriele Emlinger, Entwicklung und Herstellung der Textilmaterialien und Schlafanzüge Dr. Franz Schwenninger, Dkfm. Rudolf Hauptmann, Anbahnung des Projekts Dr. Christian Rohrer, Anbahnung und Leitung in der ersten Vorbereitungsphase Dr. Rolf Yaldez, Unterstützung durch die Abteilung New Business Development Ing. Georg Kling, Textilveredlung 11
Kuli-Muli AG Breitistrasse 11 5610 Wohlen Tel. 056 610 52 42 Fax. 056 610 52 43 info@kuli-muli.com
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