Mache dich nicht zum Affen deines Egos

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Mache dich nicht zum Affen deines Egos
Bismillahirrahmanirrahim
                         Mache dich nicht zum Affen deines Egos
                                           Sheikh Eşref Efendi | Berlin

Großsheikh in der Goldenen Kette der ehrenwerten Naqshibandiya Maulana Sheikh Muhammed Nazim el Haqqani

Jeder in dieser Welt ist frei. Er wird als freier Mensch erschaffen, erst sein Ego macht ihn zum Gefangenen.
Huu!
Dies ist eine Sohbet.
Möge Allah uns von der Sklaverei und der Niederträchtigkeit unseres Egos befreien und uns zu Besitzern eines
freien Willens machen.

Wer zum Gefangenen des eigenen Egos wird, besitzt weder Entscheidungsfreiheit noch Willenskraft. Die Wün-
sche und Begierden des Egos haben sich wie ein Strick um seinen Hals gelegt und ziehen ihn als Sklaven hinter
sich her.

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Oh Mensch!
Suche die Freiheit nicht zu Hause oder auf der Straße, nicht bei der Arbeit, im Urlaub, im Gerichtssaal und auch
nicht auf der Mai-Demonstration.
Die wahre Freiheit findest du nur in deiner Seele.

Wenn du wirklich frei sein willst, muss dein Verstand das Joch des Egos abschütteln. Solange das Ego nicht
in Ketten gelegt ist, kann die Seele nicht frei sein und wird zu seinem Sklaven. Die Folge davon ist, dass der
Mensch in eine tiefe seelische Krise gerät.

Nimmst du das Ego jedoch an die Leine, gewinnt die Seele ihre Freiheit zurück, sie findet aus der Dunkelheit
ans Licht und kann endlich wieder atmen.

Das ist die Wahrheit und darin liegt die einzige Erklärung für Depressionen und Krisen. Alle anderen Theorien
sind nichts weiter als Erfindungen und Hirngespinste.
Ja! Es sind die Wünsche und Begierden des Egos, die die Seele erdrücken und ihr das Gefühl des Eingeengt-
Seins geben.

Was ist es, was dem Menschen die Freiheit raubt?
Es sind die schlechten Angewohnheiten, die Begierden und die bösen Taten des Egos. Sein Herrschaftsanspruch
über die Seele ist es, der den Menschen zum Gefangenen macht und ihn knechtet, denn das Ego kennt in sei-
nem Verlangen keine Grenzen.

Aus diesem Grund ist es das erste Recht und die höchste Pflicht des Menschen, frei zu sein. Er kommt als freier
Mensch in diese Welt, und doch ist er in dieser Freiheit nicht mehr und nicht weniger als der Diener Gottes.
Das ist die Wahrheit.
Ja!
Der Mensch wurde zum Dienst am Herrn und als Diener für den Herrn erschaffen.

Wenn wir sagen, der Mensch hat das Recht, in Freiheit zu leben, reden wir von der freien Wahl des Menschen,
dort zu leben, wo er es möchte. Dieses Recht wurde ihm von Allah gegeben. Doch die Menschen engen einan-
der gegenseitig den Lebensraum ein, obwohl doch alle Besitztümer dieser Welt allen offen stehen.

Allah hat dem Menschen die Freiheit geschenkt, sich niederzulassen, wo er möchte. Ob in Nordafrika. Europa
oder Asien, er kann überall auf der Welt siedeln, das ist sein Menschenrecht.

Deshalb frage ich:
»Gibt es in diesem Jahrhundert Menschenrechte?“
„Gibt es“, sagen sie und lügen.
Da, wo Visa und Kontingente gelten, gibt es keine Freiheit.

Gleichwohl gibt es natürlich Gründe, einem Menschen seine Freiheit zu nehmen. Zum Beispiel
wenn er durch seine Handlungen anderen Menschen Schaden zufügt. Wenn er im Ausleben seiner eigenen
Freiheit die Sicherheit der anderen bedroht, muss seine Freiheit beschnitten werden.

Doch solange ein Mensch seinem Umfeld nicht schadet, verletzt es sein gottgegebenes Menschenrecht, ihn bei

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der Wahl seines Lebensraums zu beschränken.

Wie lange sollte jemand eingesperrt bleiben, der die Rechte anderer verletzt?
Er wird so lange nicht freigelassen, bis er den festen Entschluss gefasst hat, anderen Menschen und den Mitge-
schöpfen keinen Schaden mehr zuzufügen.

Lasst uns dazu ein Beispiel geben:
Einige Hunde werden von ihren Besitzern frei laufen gelassen, andere nimmt man an die Leine, denn sie würden
beißen, sobald man sie frei ließe. So ein Hund muss an die Leine genommen werden, da er sonst den erstbesten
Passanten angreifen würde. Der Hund, der sich wie ein Hund verhält, dem wird seine Freiheit genommen. Doch
die friedlichen Hunde haben Freilauf, denn sie schaden niemandem.

Das heißt also: Keine Freiheit für Beisshunde!
Das menschliche Ego birgt die Charaktereigenschaften vieler Wildtiere in sich:
- Es ist bissig wie ein Hund
- Es zerreißt seine Beute wie ein Wolf
- Es ist giftig wie eine Schlange

Nehmen wir die Tiere im Zoo. Einige kommen in den Käfig, manche werden selbst im Käfig noch angekettet.

Warum aber sowohl Käfig als auch Ketten?
Unser Großsheikh antwortet uns, dass diese Tiere Unheil bringen können. Einige von ihnen sind giftig, andere
würden dich packen und in Stücke reißen. Für diese Arten gibt es sowohl den Käfig als auch die Ketten, denn sie
sind gefährlich und aggressiv.

Genau so ergeht es Menschen, die die Wildheit ihres Egos aus eigener Kraft und Freiheit nicht bändigen können.
Sie werden eingesperrt. Doch wer friedlich ist, dem darf niemand seine Freiheit nehmen.

Deshalb gibt es Religionen. Sie disziplinieren den Menschen. Das Ego, das einem wilden Tier ähnelt, wird so
lange dressiert, bis es zahm und gehorsam ist. Dann erst ist die menschliche Seele befreit und wird nicht länger
von Wünschen und Begierden hin- und her gerissen.

Die Menschen von heute schreien ständig nach Freiheit. Doch ihre eigentliche Sklaverei besteht darin, dass ihre
Seelen vom Ego unterworfen wurden und dem Ego gehorchen. Denn wisse, das Ego saugt seine Kraft und die
Energie, die es toben lässt, aus der Seele. Dies sind feine Wahrheiten, die uns vom Großsheikh geöffnet werden.
Das Ego ist ein äußerst mächtiger Tyrann. Es strebt ständig danach, den Menschen zum willenlosen Untertan zu
machen. Doch in dieser Art Sklaverei liegt keinerlei Ehre.

In den Augen seines Besitzers hat ein solcher Sklave keine Würde, denn er tut seine Arbeit weder gern noch frei-
willig, sondern nur aufgrund des Befehls und aus Angst vor der Peitsche. Weil sein Gehorsam erzwungen ist und
von seiner Schwachheit zeugt, verachtet ihn der Besitzer.

Der wahrhaftige Diener jedoch dient weder aus Furcht vor Strafe noch, weil er um seine eigene Machtlosigkeit
weiß, sondern weil er seinen Herrn aus ganzem Herzen liebt und sich der Ehre bewusst ist, die es bedeutet, zu
dienen. In dieser Dienerschaft liegt wirkliche Ehre für den Menschen, denn sie folgt der Liebe zum Herrn.

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Den Dienst, den der Diener aufgrund des eigenen freien Willens verrichtet, würdigt der Herr: Einem solchen
Diener lässt er Ehre zuteil werden.

Das Ego hingegen ist unersättlicher Sklaventreiber, es wird jede Gelegenheit nutzen, den Menschen zum Affen zu
machen. Wer seinem Ego unterliegt, gibt Darwin Recht und wird zum Affen.

Oh Mensch!
Gib Darwin kein Recht!

Wenn es so etwas wie Evolution gibt, dann findet sie im Inneren des Menschen statt. Folgt er seinem Ego, sinkt
er sogar unter die Stufe der Tiere. Wenn er es jedoch schafft, sein Ego in Ketten zu legen, wechselt er sein Ausse-
hen und wird vom gebeugten Affen zum aufrechten Menschen.

Schaut man sich die Evolution aus diesem Blickwinkel an, gibt es sie. Aber Darwin hat den feinen Unterschied
nicht verstanden und alles durcheinander gebracht.

Einem bissigen Hund kann man keine Freiheit geben. Ihn von der Leine zu lassen, hieße, den Menschen zu scha-
den, denn wer immer einem solchen Hund über den Weg liefe, würde von ihm angefallen.

Ist dein Ego bissig, bist du derjenige, der es an die Leine nehmen und zähmen muss. Anleinen kannst du das Ego
mit Religion, zähmen tust du es durch einen Orden. Die Religion setzt dem Ego mit ihren Gesetzen Grenzen,
und im Orden wird es solange dressiert, bis es ganz gefügig geworden ist und seinem Besitzer schließlich sogar
Nutzen bringt.

Ein wildes Tier kann nicht gezähmt werden, wenn es nicht gefangen ist. Aber um das Ego folgsam zu machen,
reicht es nicht, es einfach in einen Käfig zu sperren. Es braucht einen Dompteur, der ihm beibringt, was es zu tun
hat.

Wisse: Es wurde nicht Lebendiges erschaffen, was gewalttätiger, bestialischer und gieriger ist, als das Ego des
Menschen.

Das menschliche Ego:
Ein Wesen voller Gewalt und Gier.
In dem Moment, wo es seine vollständige Freiheit erlangen würde, wärest du nicht mehr im Stande, es wieder
einzufangen.
Auf der Himmelfahrt Mohammeds (S.A.V) sprach Allah zu seinem Geliebten:
„Hätte ich meinen Dienern dieselben Gelegenheiten und dieselbe Autorität gewährt, wie ich es beim Pharao tat, wäre
ein jeder von ihnen zum Pharao geworden.“

Aber aufgrund seiner Barmherzigkeit gab er uns nicht dieselben Gelegenheiten. Nicht jedem wird die Herr-
schaft übertragen. Der, dessen Ego nicht gezähmt ist, ist nicht zur Herrschaft bereit – sie würde ihn blindwütig
machen.

Deshalb beschränken die religiösen Gebote den Menschen und sein Ego in ihrer Freiheit. Die Egos haben eine

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tierische Wildheit und können damit ungeheuren Schaden anrichten. Deshalb muss man sie fesseln und dazu
sind in der Religion die Gesetze da.

Die Gesetze der Religion:
Sie sagen, der Mensch ist gegenüber anderen Menschen frei, solange er ihnen nicht schadet, doch für das eigene
Ego gibt es keine Freiheit.
Aber wann ist der Mensch wirklich frei?
Von dem Moment an, an dem er über sein Ego herrscht. Das heißt, er nimmt seinem Ego die Freiheit und wird
dadurch zu einem freien Menschen, der aufrecht seinen Dienst tut.

Um welche Freiheit und wessen Herrschaft geht es, wenn auf den Straßen Demonstrationszüge zum 1. Mai ver-
anstaltet werden? Es ist das Ego, das nach mehr Freiheit für seine Zügellosigkeit schreit. Aber es ist falsch, wenn
sich die Menschen gegen Gesetze auflehnen.

Warum?
Es verletzt die Ordnung, und macht die Straßen unsicher. Wer diesen Tag in Frieden verbringen will, wird sich
mehr auf die Straßen trauen.

Die Staaten, die den 1. Mai zum Feiertag erklärt haben, haben damit die Tür für Gewalt und Zerstörung geöff-
net. Dieser Feiertag ist nichts anderes als eine Einladung für Menschen, die ihrem Wesen nach gewalttätig sind,
ihre wilden Hunde von der Leine zu lassen.

Der 1. Mai stellt in Wahrheit einen Angsttag dar. Friedliebende Menschen verlassen an diesem Tag aus Angst
ihre Häuser nicht.

Du sagst: „Komm, mach kaputt und zerstöre, wie es dir beliebt. Heute ist dein Tag.“
Derjenige, dessen rebellisches Ego nur auf eine solche Gelegenheit gewartet hat, wird kaum friedlich zu Hause
sitzen bleiben.

Oh Mensch!
Warum und aus welchem Grund dein Aufstand?
Bist du es nicht, der durch seine Wahl diese Regierung, diese Gesinnung und dieses System an die Macht ge-
bracht hat? Und jetzt bist du es wieder, der sich hinstellt und dagegen protestiert.

Wenn es schon Wahlen gibt, dann rechne am Wahltag zivilisiert mit der Regierung ab. Was hast du mit Stöcken
und Steinen zu schaffen?
Was willst du von den Unschuldigen?
Dein Problem ist nicht die amtierende Regierung, sondern dein zügelloses Ego, warum sonst solltest du Unschul-
dige angreifen und Dinge zerstören?

Nein! Wer auch immer sich einbildet, er würde für die Wahrheit und Gerechtigkeit auf die Straße gehen, macht
sich etwas vor. Diese Aktionen haben nicht das Geringste mit Idealen oder Werten oder der Wahrheit zu tun.

Vor nicht allzu langer Zeit gab es auch in Tibet Aufstände. Ein Teil der Demonstranten gehörte einem Orden an
oder befand sich auf einem spirituellen Weg. Sie haben sich im Namen der Wahrheit und Freiheit auf die Straßen

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begeben und sich gegen die bestehende Regierung aufgelehnt.

Und ich frage:
Gehört es sich, dass derjenige, der behauptet, den Weg des Friedens zu gehen, dann im Namen der Freiheit auf
die Straßen stürmt, den Frieden stört und ein Blutbad anrichtet?

Der Gläubige wird das Leben, das Gott ihm zugeteilt oder als Prüfung auferlegt hat, ohne Wenn und Aber
annehmen und keinen Versuch unternehmen, ohne Seine Erlaubnis etwas zu ändern, und keinesfalls wird er eine
angespannte Situation noch weiter anzuheizen. Der Gläubige fließt mit dem Strom.

Wer sich auf den Weg begibt, ohne eine Supermacht im Rücken, ohne Erlaubnis und ohne Unterstützung, wird
auf halber Strecke stecken bleiben. Diese Worte gelten auch für die moslemischen Gruppierungen in der Türkei.
Ohne die Erlaubnis Allahs werden sie durch noch ungezügeltere zerrissen werden.

Ohne eine wahrhaftige Kraft im Rücken die grünen Flaggen zu hissen und sich in Gewänder zu hüllen, die
seitens der Regierung verboten sind, damit auf die Straßen zu rennen und zu demonstrieren, wird dir von keinem
Orden erlaubt werden.

Es hätte den Tibetern besser zu Gesicht gestanden, wenn sie in ihrem Kampf auf dem friedvollen Weg der Spiri-
tualität geblieben wären, oder wenn sie sich weiterhin in Geduld geübt hätten, ohne einen Ton von sich zu geben.

Sich auf die Straßen zu stellen und dort den Aufstand zu proben, gehört nicht zur Tradition der Propheten. Auch
von Buddha habe ich so etwas nie gelesen oder gehört.

Von wem haben sie diesen Ratschlag?
Sein Recht auf den Straßen schreiend, mit Steinen und Stöcken zu suchen, hat kein Prophet gutgeheißen oder
empfohlen.

Nein!
Dem Propheten Mohammed (s.a.v) und seiner Gefolgschaft wurde ein 13-jähriges Stillhalten auferlegt. Sie
wurden gefoltert und verfolgt, doch kein einziges Mal gab er den Ratschlag, sich auf die Straßen zu stellen und
lauthals Rechte einzufordern.

Er empfahl, alles mit Geduld und Genügsamkeit zu ertragen, und nachdem die Erlaubnis von Allah kam, verlie-
ßen sie still und heimlich die Stadt, obwohl dieser Ort für sie heilig war.
Dort, wo sie nicht frei waren, haben sie auch keine Freiheit verlangt. Sie sagten sich, dass jeder Ort im Besitz
Gottes ist, und sind dorthin ausgewandert, wo ihnen gewährt wurde, in Freiheit zu leben.

Doch die Menschen von Heute sagen:
„Heute ist der 1. Mai!
Wir wollen Freiheit!“.

Ich frage mich:
Wie viele von ihnen wissen wohl, warum sie kreischend und keifend auf den Straßen nach Freiheit schreien?
Die Absicht ist der Aufstand.

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Wisse, nur wer das Diplom für „Freigelassen“, das Diplom für „Befreit von der Herrschaft des Egos“ erhalten
hat, darf auch frei herumlaufen.

Ab dem Moment kann er seinem Hund freien Auslauf geben, denn dieser ist zwar seinem Wesen nach immer
noch ein Hund, aber eben einer, der keine Gefahr mehr darstellt, denn er ist gut erzogen worden.

Wer Anstand und gutes Benehmen an den Tag legt, dem wird auch die Erlaubnis zuteil, sich an jedem beliebigen
Ort uneingeschränkt aufzuhalten.

Demjenigen braucht man keine Grenzen zu setzen oder auch keine Anstandspolizei an die Seite zu stellen, denn
er weiß, wie er sich zu verhalten hat. Egal, wo er sich hinbegibt, er wird überall Frieden verbreiten und kein
Störenfried sein.

Wenn du also Freiheit suchst, dann leine dein Ego, deinen Schweinehund an, damit er niemandem Schaden zu-
fügt. Ab dem Moment kannst du mit ihm herum laufen, wo es dir gefällt. Keiner wird sich vor dir fürchten oder
dich in deine Schranken weisen müssen.

Was für ein Glück, für den, der es verstanden hat!

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