MACHEN KLEIDER LEUTE? - STÄDEL OHNE GRENZEN BILDUNG SWOCHE 2021 - Städel Museum

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MACHEN KLEIDER LEUTE? - STÄDEL OHNE GRENZEN BILDUNG SWOCHE 2021 - Städel Museum
STÄDE L OH NE GRE NZE N
B I LD UNG S WOCHE 2021
Schön, dass du bei unserer digitalen Bildungswoche mitmachst!
Du findest auf diesem Arbeitsblatt spannende Infos zu Kunstwerken aus
dem Städel Museum und Anleitungen zu einem Workshop. Viel Spaß!

Sieh dir zur Einstimmung ein kurzes Willkommensvideo an! F Link

  S EKUNDA R STUF E 1

M ACHEN
KLEIDER
LEUTE?

Für den Workshop brauchst du:

• Farbstifte, Aquarellfarbe, etc.
• Papier
• Ggf. Zirkel, Lineal

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MACHEN KLEIDER LEUTE? - STÄDEL OHNE GRENZEN BILDUNG SWOCHE 2021 - Städel Museum
DIE M AC HT D ER MO DE
Tagtäglich beschäftigen wir uns bewusst und unbewusst mit Mode. Sie hält
uns nicht nur warm und schützt unseren Körper – mit Mode können wir
auch unserer Persönlichkeit Ausdruck verleihen, politische Statements set-
zen oder unser Selbstbewusstsein stärken. Aber seit jeher wird Mode
auch als Mittel sozialer Ausgrenzung genutzt. Zudem widersprechen fest-
gelegte Schönheitsnormen der natürlichen Vielfalt der menschlichen
Gestalt. Deshalb wird regelmäßig das eigene Körperbild in Frage gestellt.
Kannst du dir vorstellen, dass diese unterschiedlichen Themen schon
immer mit unserer Kleidung verbunden waren? Anhand der Werke des
Städel Museums kannst du erforschen, wie Mode zu verschiedenen Zwecken
eingesetzt wurde. Werde anschließend im Workshop selbst kreativ.

AU S D EM MU S E UM

                                                         Sieh dir die folgenden Bilder an
                                                         und lies die kurzen Texte dazu. Alle
                                                         Kunstwerke findest du auch in
                                                         der Digitalen Sammlung des Städel
                                                         Museums: sammlung.staedelmuseum.de
                                                         Das Städel Museum hat dort bereits
                                                         mehr als 22.000 gemeinfreie Werke
                                                         mit der Creative-Commons-Lizenz CC
                                                         BY-SA 4.0 lizensiert. Dies ermög-
                                                         licht es allen Nutzern, die gemeinfreien
                                                         Abbildungen der Kunstwerke unter
                                                         Nennung des Städel Museums zu verviel-
                                                         fältigen, zu nutzen und zu bearbeiten.
Albrecht Dürer, Nürnbergerin und Venezianerin (Detail)

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Ist dir auch sofort aufgefallen, wie unter-
                                                                           schiedlich die beiden Frauen in Albrecht
                                                                           Dürers Zeichnung gekleidet sind? Vermutlich
                                                                           hat der berühmte Künstler aus Nürnberg
                                                                           in diesem Blatt die Eindrücke einer seiner
                                                                           Italienreisen verarbeitet. Hier lässt sich
                                                                           gut nachvollziehen, dass Mode schon im
                                                                           späten Mittelalter durchaus vielfältig und
                                                                           von verschiedenen Trends geprägt war.
                                                                           Die Nürnbergerin ist der damaligen Kleider-
                                                                           ordnung entsprechend angezogen: Sie
                                                                           trägt eine Netzhaube und ein hochgeschlosse-
                                                                           nes Mieder, Schürze und flache Schnabel-
                                                                           schuhe. Brav und züchtig wirkt sie so im
                                                                           Vergleich zur Venezianerin. Deren Kleid wird
                                                                           unter der Brust gegurtet, sie trägt Schmuck
                                                                           und hohe Chopines – Plateauschuhe, die sie
                                                                           größer und eleganter wirken lassen. Sogar
                                                                           zwei Strähnen sind aus dem Zopf entglitten.
                                                                           Ihre Kleidung entspricht der italienischen
                                                                           Mode. In Nürnberg hätte diese freizügige Fest-
                                                                           kleidung sicher skandalös gewirkt. Noch
                                                                           heute, über 500 Jahre später, werden insbeson-
                                                                           dere Frauen aufgrund ihrer Kleidung immer
                                                                           wieder negative Charakterzüge angedichtet.
Albrecht Dürer, Nürnbergerin und Venezianerin,
ca. 1495, 245 x 159 mm, Feder in dunklem Graubraun
auf Büttenpapier, Foto: © Städel Museum, Frankfurt
am Main – U. Edelmann
F Das Bild in der Digitalen Sammlung

K L EID ERO R D N U N G
Kannst du dir vorstellen, nicht selbst über deine Kleidung zu entscheiden? Zu Dürers Lebzeiten war das
so. Die städtischen Kleiderordnungen sahen für bestimmte Stände und Anlässe eine entsprechende
Garderobe vor. Dies sollte einerseits Unsittlichkeit vorbeugen und andererseits den Adel modisch als
besonders privilegiert hervorheben. Luxuriöse Kleidung und teurer Schmuck waren normalen Bürgern
verboten. Bei Zuwiderhandlung folgten empfindliche Strafen.

Eine Kleiderordnung haben wir heute privat zwar nicht mehr.
Doch noch immer nutzen Menschen Kleidung, um sich
voneinander abzugrenzen. Einerseits können sich nur ganz
wenige teure Designermode leisten. Andererseits drückt
das Outfit immer auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten
Gruppe aus.

Barbara Klemm, New York, U.S.A., 1992, 28,2 x 38,3 cm, Silbergelatine-Abzug,
Barytpapier, Städel Museum, Frankfurt am Main, © Barbara Klemm,
Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main F Das Bild in der Digitalen Sammlung

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Hans Holbein d. J., Bildnis des Simon George of Cornwall, ca. 1535 –1540,
Durchmesser: 32,4 cm, Mischtechnik auf Eichenholz, Städel Museum, Frankfurt am Main,
Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main F Das Bild in der Digitalen Sammlung

Dieser Mann ist ein echter Trendsetter des 16. Jahrhunderts: Der dunkle Mantel aus kost-
barer Seide ist mit einem schwarzen Muster abgesteppt. Darunter trägt er ungewöhnlich viele
Kleidungsstücke: Ein Gewand aus schimmerndem, weißem Stoff. Eine rote, goldbestickte
Weste. Und ein weißes Hemd, dessen Stehkragen mit schwarzem Muster bestickt wurde.
Es kann mit Kordeln verschlossen werden. Simon George of Cornwall präsentiert sich als
wohlhabender, modebewusster Mann. Sogar seinen Bart ließ er dem damaligen Trend ent-
sprechend länger wachsen.

Bilder wie dieses wurden vom Adel in Auftrag gegeben und an andere Höfe verschickt. Mit
solchen Brautwerbebildern stellten sich Männer möglichen zukünftigen Schwiegereltern
vor. Modebewusst wollte Simon George of Cornwall einen besonderen Eindruck hinterlassen.

Mode befindet sich in einem ständigen Wandel – das ist kein neues Phänomen. Trends werden
einerseits vom aktuellen Geschmack, aber auch von den Umständen der Zeit geprägt. In großen
Modeschauen können heute die neuesten Tendenzen bestaunt werden. Doch ist es nicht auch
wichtig, seinen eigenen, individuellen Stil zu finden?

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Lotte Laserstein, Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928, 31,7 x 41,0 cm, Öl auf Holz, Städel Museum, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst,
Bonn 2020, Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main F Das Bild in der Digitalen Sammlung

Überlegst auch du hin und wieder, was dir besonders gut steht? Welches Outfit deiner
Persönlichkeit am besten Ausdruck verleihen kann? Ob die Frisur noch zu dir passt?
Die Künstlerin Lotte Laserstein wollte genau diese prüfende Selbstbetrachtung in ihrem
Ölgemälde ‚Russisches Mädchen mit Puderdose‘ von 1928 festhalten. Darin zeigt sie
eine junge Frau: Geschminkt und in glänzend dunkelroter Schleifenbluse überprüft sie im
Taschenspiegel eines Puderdöschens, ob die freche Bubikopffrisur noch sitzt. Dieser
Haarschnitt hat Anfang des 20. Jahrhunderts für Furore gesorgt. Denn eigentlich erwartete
die damalige Gesellschaft, dass Frauen lange seidige Haare trugen, wenn auch oft als
Hochsteckfrisuren mit großen Hüten. Der kurze, freche Bubikopf war daher in den 1920er
Jahren eine Form des politischen Protests: Indem sich die Frauen die Haare abschnitten,
stellten sie sich symbolisch mit den Männern gleich und demonstrierten auf diese Weise,
wie modern, unangepasst und selbstbestimmt sie waren.

Heutzutage erregt ein Kurzhaarschnitt bei Frauen zwar kein Aufsehen mehr, dennoch
herrschen zum Beispiel in einigen beruflichen Feldern immer noch klare Vorstellungen darüber,
was Männer und Frauen zu tragen haben: High Heels und Kostüm oder Anzug und Krawatte.

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Sechs Mal das gleiche Foto: Oben weiße Quadrate durch schwarze Linien getrennt, unten
schwarze Quadrate durch weiße Linien getrennt. Wer genau hinschaut, erkennt rechts
eine Umhängetasche und links einen weißen Ärmel. Hier wurde offenbar jemand in auffälligem
Outfit fotografiert. Der Mensch ist allerdings kaum noch wahrnehmbar – das Muster
hat den Künstler Andy Warhol viel mehr interessiert. Wie ein Schneider näht er sechs identische
Fotos mit Faden neben- und übereinander. Er kopiert damit den Effekt des gleichförmigen
Karomusters.

Immer wieder das gleiche Foto, immer wieder das gleiche Hemd. Genau wie im Handwerk
wurde auch in der Modewelt das handgefertigte Einzelstück nach und nach durch unzählige
seriell produzierte und preisgünstigere Kopien verdrängt. So tragen viele Menschen das
gleiche T-Shirt der großen Modeketten. Mittlerweile wird in den Geschäften ein solcher Über-
fluss an neuen Kleidungsstücken angeboten, dass während der Schließung im Zuge des
Corona-Lockdowns schätzungsweise über 500.000.000 Teile nicht verkauft werden konnten.
Zum Teil wurden sie sogar vernichtet, um den Preisverfall zu verhindern.
                                                                     Andy Warhol, Ohne Titel (Costume-Grid Coat),
                                                                     1986 – 1987, 69,5 x 80,0 cm, Silbergelatine-Abzug
                                                                     auf Barytpapier, DZ BANK Kunstsammlung im
                                                                     Städel Museum, Städel Museum, Frankfurt am Main,
                                                                     © Andy Warhol/ The Andy Warhol Foundation
                                                                     for the Visual Arts, Inc./ Artists Rights Society(ARS),
                                                                     New York, Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main
                                                                     F Das Bild in der Digitalen Sammlung

S CHNEL L E MO D E
Die Modeindustrie unserer Zeit bringt immer schneller billig produzierte Kollektionen auf den Markt.
So werden gut erhaltene Kleidungsstücke oft nicht mehr getragen, nur weil sie nicht mehr ‚in‘ sind.
Dabei verbraucht die Herstellung eines Kleidungsstückes viele Ressourcen: Für eine einzige Jeans
werden bis zu 10.000 l Wasser benötigt. Das sind knapp 66 volle Badewannen! Außerdem kommen in
den Textilfabriken oftmals schädliche Chemikalien zum Einsatz, etwa um die Jeans blau zu färben.

Gleichzeitig lassen die Hersteller Stoffe und Kleidungsstücke häufig in Ländern produzieren, in denen
Arbeitsrechte keine Rolle spielen. Inakzeptable Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen, lange
Arbeitszeiten und niedrigste Löhne werden in Kauf genommen. Glücklicherweise gibt es in jüngster
Zeit immer mehr Marken, die umweltfreundliche und langlebige Kollektionen anbieten.

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WOR KS H O PA N LE ITUNG

STOFFD E SI G N
Aus ganz unterschiedlichen Stoffen
entsteht Mode. Sieh dir hier
zunächst einige Beispiele aus Bildern
des Städel Museums an:

Links: Ottilie W. Roederstein, Bildnis Helene Roederstein
(Schwester der Malerin), 1890, 103,4 x 65,4 cm, Öl auf Leinwand,
Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main
F Das Bild in der Digitalen Sammlung

Oben: Seydou KeÏta, Untitled, 1949 –1963 (Abzug 1998),
60,0 x 50,0 cm, Silbergelatine auf Barytpapier, DZ Bank Kunst-
sammlung im Städel Museum, Städel Museum, Frankfurt am Main,
© Seydou KeÏta, Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main
F Das Bild in der Digitalen Sammlung

Unten: Johann Georg Ziesenis, Bildnis des Johann Maximilian von
Holzhausen (1708 – 1768), 1758, 83,5 x 68,3 cm, Öl auf Leinwand,
Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: © Städel Museum,
Frankfurt am Main F Das Bild in der Digitalen Sammlung

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In diesem Workshop kannst du nun deinen
                                     eigenen Entwurf eines gemusterten Stoffes
                                     gestalten. Schlüpfe in die Rolle einer Designe-
                                     rin oder eines Designers und überlege dir,
                                     in welchem Stoff eine Modekollektion beson-
                                     ders schick aussehen würde: Klare geomet-
                                     rische Muster oder eine blumige Gestaltung?
                                     Harmonische Nuancen oder grelle Farbunter-
                                     schiede? Vielleicht sogar eine politische
                                     Botschaft?

                                     Designe zunächst deinen Stoff als Muster
                                     auf einem Papier – du kannst Buntstifte,
                                     Wasserfarbe oder auch Papierschnipsel
                                     nutzen. Zeichne anschließend ein Kleidungs-
                                     stück deiner Wahl, für das sich dieser
                                     Stoff besonders gut eignen würde.

                                                                             EN
                                                        W E IT E R E T H E M
                                                                           r Kunst
                                                        Handelsgüter in de
                                                                             ute?
                                                        Machen Kleider Le
                                                        Mein Selfie und ich

Schön, dass du mitgemacht hast! Zeig uns deine
Ergebnisse. Deine Lehrerin oder dein Lehrer kann uns eure Fotos
an bildungswoche@staedelmuseum.de schicken.

Eine Kooperation von   und
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