MADELSHEFT FRICK "TSCHICK" - die junge bühne
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das junge Theatermagazin der Deutschen Bühne #6 Spielzeit 2012 / 2013 6. Jahrgang RUBRIK IM PORTRÄT : SARAH VIKTORIA AUF DER BüHNE: FRICK »TSCHICK« MADELSHEFT JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 1 31.08.12 16:35
foto: a.T. schaefer form: www.surface.de junge o sp ie l z e it 2012 / p er JuNGe O P 7 0 17 3 s e r d e r O P e r s 13 T u T TGa T u T TGa e d u c aT rT rT ION@ s T | T e L 0711 20 3 | OBe r e r s chL a aT s T h 2 O s sGa r e aT e r- 555 | fa x 0711 sTuT TG 20 32 88 T e N 6 a r T.d e 55 s K a s sIe s OP hIe schHa f KomPoSItIoNEN VoN E AtEr m It rDI oN t E V E r EN mUSIK t H Ä NDEL UND m VoN 5 BIS 8 JA H r C E L L , K IN D E r e aT e r PU D Th ILIEN UN a MMer f Ür fA m 20. OK T 2012 | K D CEmBA Lo: r e U N PreMIe LEIt UNG Ier h a rdeM a N LIS CHE G mUSIK A KOK rEGIE: rO s NIchOL a i J u L Ia N w e n d er s e K L e IN a irgend -ProJEK r GENEr t AtIoNEN EIN IN tE A B 7 JA HrEN The aTe r E a MMer f Ür A LL 2. deZ 2012 | K re PreMIe s heeP M aT T hIa mom o r ALLE AB 9 JAHrEeNrTheaTer fÜ MM H t Er E A 013 | K a mUSIK t 6. J u N I 2 L d r Ö M a N N Ü hru N G TIL ur auff CHE LEIt UNG: LIS I mUSIK A rBa r a TacchIN G IE : B a rE K A r t EN U w w w.O ND INf o r m At Io Pe r-s T 0711 20 u T T G a r N E N: 20 9 0 T.d e /J u NGeOPe D IE J UN r GE oP Er NE t w o IS t mIt G rK L IED BE a s sITe J f o r o P Er A A N Ir IN t Er N D DA NC e seO E Ur oP E A f Ür K IN At Io N A E EDUC A N DEr UN LE t D J U GEN V Er EINIG UN G Io N UND Be such D L ICHE DE S t HE DEU t S C e uN s B e I face HL A ND. At Er S B O O K! JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 2 31.08.12 16:35
Bianca IM Inhalt #6 Praetorius PRESS Interview mit Sebastian Nübling ±6 UM Ein Regisseur, der mit Profis und Jugendlichen arbeitet Theaterverrückte ± 14 Bericht vom Berliner Theatertreffen der Jugend Herausgeber: Deutscher Bühnenverein Umfrage: Theater der Zukunft ± 20 Bundesverband der Auswertung des letzten Jahres und die neue Umfrage ± 34 Theater und Orchester www.buehnenverein.de Musical moves ± 26 ± Ein Musical-Projekt in Hagen Redaktion: ± Die Ausbildung zur Musical-Sängerin und was folgte Die Deutsche Bühne (verantw.: Detlef Brandenburg) ------------------------------------- 3 David Bösch www.die-deutsche-buehne.de Dr. Detlev Baur Schwerpunktthema: Mädelsheft Mitarbeit: Elisa Giesecke sowie Franziska Anz, Lisa Heinz, Mädels im Theater ± 34 Ulrike Lehmann, Ulrike Morell, Über die weibliche Sehnsucht nach der Bühne Regine Reiters, Catharina Saggau, Vera Scory-Engels Die Schauspielerin ± 42 Sarah Viktoria Frick Grafik und Realisation: Porträt von Regisseur David Bösch www.mwk-koeln.de Frauen in Jenin ± 48 Druck: Eine deutsche Tanzpädagogin im Flüchtlingslager www.henke-druck.de Theaterjungs ± 52 ± 42 Anzeigen: ± Ein Projekt für junge Männer am DT Göttingen Monika Kusche ± Das Jugendtheaterfestival »Hart am Wind« Im Lingesfeld 42, D-47877 Willich, Spitzen-Tanz ± 56 Telefon 02154-429051, Über den Zauber eines besonderen Schuhs Telefax 02154-41705, ------------------------------------- Ania verlag.kusche@t-online.de Das Stück der Saison: »Tschick« ± 60 Pachura Titelbild: Stephanie Vogel, Jahrgang Auf der Bühne in Dresden, Berlin, Karlsruhe, 1992, studiert an der Uni- und an vielen anderen Orten versität Bamberg Grundschul- pädagogik mit Hauptfach Klassen-Stücke ± 64 Kunst. In ihrer Heimatstadt Was sind Klassenzimmerstücke und was Ansbach hat sie mehrere sollte man darüber wissen? malerische und graphische Arbeiten veröffentlicht. Spiel des Lebens ± 72 Ein Projekt mit Schauspielschülern am Autorenfotos rechts: Schauspielhaus Bochum Daniela Prusina, Tom Linecker, Krass und Kurios ± 78 ± 52 privat Die junge bühne ist eine kostenlose Theaterzeitschrift für Zuschauer und Aktive ab 14 Jahre. Sie erscheint einmal im Jahr als Heft und ist ständig aktuell im Internet ± www.die-junge-buehne.dE JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 3 31.08.12 16:35
Bayerische Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater München Foto: Peter Werner Acht Studiengänge Vier kooperierende Hochschulen Drei kooperierende Staatstheater Drei kooperierende Orchester Drei Bühnen mit 100, 300 und 1000 Plätzen Über 30 öffentliche Schauspiel-, Musical- und Musiktheater-Produktionen mit mehr als 100 Vorstellungen pro Jahr Über 200 Studierende in den Studiengängen »Ein Haus – eine Idee – ein Netzwerk der darstellenden Künste« Neue Zürcher Zeitung Regie · Schauspiel · Musical · Musiktheater/Operngesang · Maskenbild · Bühnenbild und Bühnenkostüm · Theater-, Film- und Fernsehkritik · Dramaturgie Tel. 089/2185-02 · www.theaterakademie.de Wir freuen uns auf Ihren Besuch. R U N G S TAG IE U F S O R I E N T 3, 10-17 Uhr BER 01 . F e b ruar 2 BAYERISCHE THEATERAKADEMIE am 2 AU G U ST EVE R D I N G PRINZREGENTENTHEATER JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 4 31.08.12 16:35
editorial : MÄdelsheft Theater ist Frauensache. Nicht so sehr bei den Theaterleitern, Lesealter auf »14 Jahre« zu senken. Das bedeutet nicht, dass sich Regisseuren oder Autoren. Aber im Publikum sitzen meistens am Konzept etwas ändert oder dass die Artikel jetzt simpler mehr Frauen als Männer – und die Männer werden häufig von werden. Es zeigt aber, dass wir gelernt haben, eure Klugheit ihren Frauen trickreich dazu gebracht mitzukommen... Auch bei nicht zu unterschätzen. Und nach wie vor dürfen selbstver- den Theatermachern sind vom Schultheater über die Jugend- ständlich auch 12-Jährige oder 66-Jährige gerne das Heft lesen. clubs bis zur Aufnahmeprüfung die weiblichen Zeitgenos- Auch unsere Homepage www.die-junge-buehne.de ist für alle sinnen in der Überzahl. Diesem Phänomen, dass das Theater in Interessenten offen. In der neuen Spielzeit wird es weiterhin manchen Bereichen stark weiblich geprägt ist, wollen wir im regelmäßig einen Artikel des Monats geben, viele Festival-Blogs aktuellen Heft nachgehen: von einer poetischen Studie über das und Meldungen oder Texte auf Facebook und Twitter. Porträt einer großartigen Schauspielerin – geschrieben von Eure Redaktion einem männlichen Regisseur –, einem Blick auf Frauenrollen im Nahen Osten bis hin zur Reportage einer jungen Frau über das 5 Jungs-Projekt eines Jugendclubs. Und ein Kleidungsstück darf beim Thema Frauen und Theater auch nicht fehlen: Der Tanz- text dieser Ausgabe befasst sich mit dem Spitzenschuh. Auch außerhalb des Mädels-Schwerpunkts bietet dieses Heft hoffentlich wieder unterhaltsame Informationen rund ums Theater: vom Interview mit einem Starregisseur bis hin zum Klassenzimmerstück oder unserem »Stück der Saison«. Dabei ist auch die Auswertung unserer Umfrage über Eure Ideen zum Theater der Zukunft, die wir im letzten Heft gestartet hatten. Der jüngste Teilnehmer war elf Jahre alt (rechts zwei Fotos seines flexiblen Werks). Und da wir ohnehin gerade überlegt hatten, ob wir unsere Leser nicht verkennen, wenn wir sagen, die junge bühne sei eine »Theaterzeitschrift für Zuschauer und Aktive ab 16 Jahre«, haben wir beschlossen, das offiziell empfohlene WIR DER FREISCHÜTZ _ OTHELLO _ NORDOST _ DIE VERFOLGUNG UND ERMOR DUNG JEAN PAUL MARATS... _CABARET_AGRIPPINA _ HYPNOTIC POISON HAUSRAT _ DIE VERWIRRUNGEN DES ZÖGLINGS TÖRLESS _ CLYDE UND B BONNIE _ SINFONIEKONZERTE _ DIE WANZE _ KÖNIG ÖDIPUS _ AMERIKA _ MACHEN HEMINGWAYS PARTY _ FOSCA _ WWW.STADTHEATER-GIESSEN.DE _ SPIEG LEIN, SPIEGLEIN..._ VON EINEM, DER AUSZOG DAS FÜRCHTEN ZU LER NEN _ DER LÖWE, DER NICHT SCHREIBEN KONNTE _ PEER UND GYNT _JU VIKTORIA UND IHR HUSAR _ JUDY _ IHRE VERSION DES SPIELS _ DU, DU & ICH _ MEDEA.STIMMEN _ ENTEN VARIATIONEN _ KOMMILITONEN! _ OBER THEATER R TO _ DORNRÖSCHEN _ SIDDHARTA _ ORPHEUS _ KAMMERKONZERTE _ REIS E E INS GLÜCK _ KINDER DER SONNE _ EISENSTEIN _ ARSEN UND SPITZENH HÄUBCHEN _ LENZ.FRAGMENTE _ AFRIKANISCHES PUZZLE _ FAMILIENKO NZERT _ INTERNATIONALES BÜCHNER–THEATERFESTIVAL _ DAS BÜCHNE ER PROJEKT _ KASPAR HÄUSER MEER _ NEUJAHRSKONZERT _ TANZAR T O STWEST _ SPIELREICH _ BRUNDIBAR _ TAG DER OFFENEN TÜR _ GIFT _ MUSI JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 5 31.08.12 16:35
i t R e g i sseur m Interviewn N ü bl in g Sebastia » R e a l i t ä t ins r « Th e a t e 6 alle gesprächsfotos: diana küster, szenenbilder: arno declair JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 6 31.08.12 16:35
INTERVIEW m Studium e b o re n. Nach de u- arzwa ld g r und Scha L ö rr a ch im Südschw e it e te e r als Musike a st ia n 60 in eim arb ist Se b ia n N ü b li ng wurde 19 U n iv e rs it ät Hildesh a h a g o n i« . Seit 1997 H e n ri k Sebast an der ater M szenierung von ltu rw is se nschaften , fr e ie n G ruppe »The r B a sl e r In d e n . der Ku n sein e ela egründete rde er mit reffen eing er selbst g ur. 2002 wu er Theatert er Schau- spieler in d r Re g is se m B e rl in m b u rg is ch affende e rs te n Mal zu w ie dem Ha er Nübli n g fre man« zu m n Hä u se rn en Münchn » Jo h n G abriel Bork v e rs ch ie d enen große ie l H a n n over oder d n se m - Ibsen s iert an schau sp chten E st ia n N ü b ling inszen ie lh a u s, dem Staats e n d li ch e n und gemis -H o o li - Seba er Schausp it Jug ball dem Zürch elmäßig m d über Fuß spielhaus, rd e m a rb eitet er reg n g » I F u ri osi« mit un n , d ie meist in p ie le n. Auße ie In szenieru e in e Arbeite n Kam m e rs asel. F ü r d Thea te r. S hen, wurde a m Ju n g e n Theater B e s F e st iv a ls Politik im W it te rs h agen entste m it bles is d Musiker La rs e Aufführu ng er den 1. Pre er und dem gdoms«, ein ga n s a m S ta atsthea arbeit mit te r S tu der Bü ttg art erhielt h n e n b il d n erin Mu ri ebastian N el G e üblin rs tn g s In sz e n ie rung »T h re chen Theate e K in rpre is d e r fa ust 2012 n o m iniert. 7 Zusammen e n a u sg e zeichnet. S in n , is t fü r den Deuts it Preis d Tall mehrfach m ünchen un le rn a u s London, M Schauspie 15 trat sie l g e boren. Mit 91 in B a se it bekam, H a n d sc h in wurde 19 o si e d ie Gelegenhe Alma l bei, w »Punk Ju n g e n T heater Base » D e a r W endy« und dem ierungen lvierte sie eine ling-Inszen r 2012 abso in den Nüb F rü h ja h u m . Sie inter- m it zu sp ielen. Im sp ie lh aus Boch Rock « am Sch a u secke und m a tu rg ie -Hospitanz m m e n m it Elisa Gie Dra ling zusa astian Nüb viewte Seb gen bühne . e v B a u r v on der jun Detl JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 7 31.08.12 16:35
INTERVIEW 9 Das Interview führten Alma Handschin sowie Elisa Giesecke und Detlev Baur von der jungen bühne ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Du bist ein erfolgreicher Regisseur, warst schon zum Theatertreffen man da raus lesen, wie geht man damit um, was hat das mit eingeladen und gehörst zu den Top-Regisseuren des Landes. Trotzdem unserer Wirklichkeit zu tun? Eigentlich geht es um das Jonglieren arbeitest du oft auch mit Laien – und nicht nur mit Profis. Warum? mit dem Textmaterial und natürlich mit den Persönlichkeiten der Sebastian Nübling: Das hat viel mit dem Jungen Theater Basel zu Leute, die man vor sich hat. Die Aufgabe ist im Kern die gleiche: tun, einem Theater, das mit jungen Schauspielern für ein junges Wie kriege ich einen Zipfel von der Realität? Publikum spielt. Es ist spannend, wenn man unter professionellen Umständen sechs bis acht Wochen mit Schülern intensiv proben Wie wichtig ist dir Sprache? Dein Theater wird ja immer eher als kann, nicht nur zweimal pro Woche. Da das Team am Jungen Körpertheater beschrieben… Theater Basel sehr klein ist, muss man sehr viel selbst machen. Sebastian Nübling: Im Grunde ist das Körperliche eine Entfaltung Diesen Geist vom kollektiven Arbeiten, der bei mir auch biogra- aus dem Text. Mich interessiert, wie sich Sprache verhält, auch in fisch begründet ist, weil ich ursprünglich aus der freien Szene Reibung zu dem, was ein Körper erzählt. komme, möchte ich mir bewahren. Auf der inhaltlichen Ebene interessieren mich Stoffe, die Situationen beschreiben, z.B. Co- ming Off-Geschichten, Schwellengeschichten. ------------------------------------------------ Diesen Geist vom kollektiven Arbeiten Nimmst du etwas mit aus deinen Erfahrungen am Jungen Theater Basel und bringst das an großen Theatern ein, oder ist die Arbeit dort etwas möchte ich mir bewahren. ganz anderes? ------------------------------------------------ Sebastian Nübling: Ich habe in Hildesheim Kulturwissenschaft studiert und mit Kommilitonen ein freies Theater gegründet. Das Hast du an die Jugendlichen dieselben Ansprüche wie an die professio- heißt, dieses kollektive Arbeiten, sich also nicht an eine klar nellen Schauspieler? hierarchische Entscheidungsstruktur zu halten, ist etwas, was ich Sebastian Nübling: Wichtig ist vor allem, dass die Jugendlichen grundsätzlich mag. Aber natürlich sind in einem großen Stadtthe- über das, was sie sind und was sie können, Material mit reinbrin- ater-Betrieb Strukturen schon notwendig. gen in den Topf, aus dem man die Produktion herstellt. Der Zuschauer soll merken, dass es ein Anliegen gibt, eine Lust zu Wie unterscheidet sich dein Theater für Erwachsene vom Theater, das du spielen, egal ob verkleidet oder nicht. Das mache ich, glaube ich, für Jugendliche machst? mit jungen Leuten nicht anders als mit Profis. Sebastian Nübling: Das kann ich gar nicht genau sagen, aber im Grunde arbeite ich nicht unterschiedlich. Es geht vor allem Die Unterschiede liegen dann wahrscheinlich in den Stoffen und Themen? darum, wie man Leben in ein Stück bekommt, vor allem die Sebastian Nübling: Ja. Ich finde es beispielsweise nicht so interes- sozialen Fragen interessieren mich dabei. Wie ist das Figurenge- sant, mit Jugendlichen Klassiker zu erarbeiten. Mir liegen da eher flecht angelegt, was für eine Sprache haben wir vor uns? Bei zeitgenössische Stücke oder Filmadaptionen am Herzen. Meistens Arbeiten, die auf Text basieren, sind das Fragen wie: Was kann sind es dann auch Stücke, die sich um jugendliche Figuren drehen. JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 9 31.08.12 16:35
INTERVIEW Hast du das Gefühl, dass die Unerfahrenheit der Jugendlichen die Wie empfindest du die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen heutzutage Probenarbeit beeinflusst, dass du dadurch mehr Arbeit hast auf einer verglichen mit der Zeit, in der du aufgewachsen bist? Gibt es eine starke Ebene, dass sie dafür aber etwas anderes leichter macht? Veränderung? 10 Sebastian Nübling: Nein, glaube ich nicht. Mit den Kategorien leichter und schwerer kommen wir da nicht weiter. Sebastian Nübling: Wenn ich meine – fast erwachsenen – Kinder beobachte: Die Grundfragestellungen sind ähnliche, aber die Rahmenbedingungen haben sich deutlich verschoben. Es gab zu ----------------------------------------------- meiner Zeit keine Handys, keine Computer, kein Internet, ich war viel mehr unterwegs. Aber sonst geht es um dieselben Fragestel- Ein Schauspieler kann mitteilen, lungen: Wer möchte ich sein, wo will ich hin? Viel schwieriger ist wenn etwas nicht stimmt. Bei einem es für ältere Theaterleute, die eigene Jugend nicht zu romantisie- ren und nicht irgendwelche idealisierten Bilder zu projizieren. Laien muss der Regisseur merken, Dem kann man ganz gut aus dem Weg gehen, wenn man jungen ob etwas nicht stimmt. Leuten gegenüber steht, die im Heute leben und sich dann eher wundern, was das soll. ----------------------------------------------- Wie sieht dein Theater der Zukunft aus? Ich (Alma...) z.B. kann meine Rolle handwerklich nicht so reflektieren Sebastian Nübling: Ich arbeite ja gerade am Theater der Zukunft wie ein Schauspieler. Ich habe eher das Gefühl, es passiert ganz viel mit (bezieht sich auf seine Inszenierung »Volpone« in Bochum, die ein mir, was ich aber nicht bewusst steuern kann. paar Wochen nach dem Interview, am 24.03.2012, Premiere hatte, Sebastian Nübling: Das kann sein. Ein Schauspieler kann mitteilen, Anm. d. Red.). Eine grundsätzliche Frage ist immer, wie bekommt wenn etwas nicht stimmt. Bei einem Laien muss der Regisseur man Realität in eine Aufführung rein. Daran arbeiten ja alle merken, ob etwas nicht stimmt. In dem Sinn gibt es bei den Theatermacher, jedenfalls die, die ich kenne. Erreicht man das nur Jugendlichen eine andere Form von Austausch. über ganz spezielle artifizielle Dinge wie Ballett oder irgendwel- JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 10 31.08.12 16:35
Junges Hochdruckgebiet – garantiert! Du, Du & Ich von Theo Fransz aus dem Niederländischen von Monika The Regie Daniel Kuschewski Schweizerische Erstaufführung 26. Oktober 2012 Pünktchen & Anton nach Erich Kästner Fassung fürs Schauspielhaus Zürich von Lorenz Langenegger Regie Philippe Besson Premiere 18. November 2012 Weihnachtssalon Kurator Silvan Kappeler 1. bis 24. Dezember 2012 Nichts. Was im Schauspielhaus Interviewfotos mit Sebastian Nübling im Foyer- Restaurant der Kammerspiele am Bochumer Saison 2012/13 Leben wichtig ist von Janne Teller Schauspielhaus. Regie Enrico Beeler Schweizerische Erstaufführung 8. März 2013 Koproduktion mit der Zürcher Hochschule der Künste Alle Szenenbilder in diesem Artikel stammen aus Apropos Sebastian Nüblings Inszenierung »Thee Kingdoms« an den Münchner Kammerspielen. „Hochdruckgebiet – garantiert“ Mit Texten von Kindern zwischen 9 und 11 Jahren che spezialisierten Tanzformen oder darüber, dass Festival Blickfelder man sagt, Leute artikuliert direkt, was ihr sagen wollt? Ich finde Letzteres ein zukunftsträchtiges Künste für ein junges Publikum Modell, weil es schon im Kern soziale Fragen 4. bis 21. April 2013 reflektiert. Und wenn man es schafft, sie in die Boxenstopp Leipzig Aufführung hinein zu transportieren, hat man schon viel gewonnen. Denn dadurch erreicht man Werkstatt der Autoren eine Beschreibung der Gegenwart, auch wenn Werkstattproduktion „Supertrumpf“ von Esther Becker Leute das Stück erst übermorgen sehen werden. Regie Enrico Beeler 3. bis 5. Oktober 2012 Was ist dein Antrieb, Theater zu machen? Sebastian Nübling: Mit Leuten und ihren unter- Mehr als Zuschauen schiedlichen, nicht immer geradlinig verlaufenden Spielclubs für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Matchpoint – die offene Bühne, Workshops, Biografien gemeinsam einen kreativen Schwung „Mehr als Ferien“-Angebote, Blick hinter die Kulissen, Schreibwerkstätten, Schreibtisch, First Class, zu entwickeln, der auch noch in eine Richtung Kritikerclubs … läuft. An diesen Prozessen mitzuarbeiten und dann darüber etwas aus dem Heute abzubilden, das finde ich faszinierend. Manchmal muss ich mich natürlich auch richtig zusammenreißen, dass www.junges.schauspielhaus.ch daraus dann eine Aufführung entsteht. Man könnte manchmal auch nach vier Wochen abbre- Zürich chen und sagen, wir hatten eine tolle Zeit, belas- sen wir es dabei. JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 11 31.08.12 16:35
INTERVIEW A P R a V P in R a U P R a f P a N W P R a Gibt es ein theatrales Schlüsselerlebnis für dich, z.B. im Schultheater? ich von Zuhause aus machen kann. Das hat aber auch immer nur j Sebastian Nübling: Ich kannte Theater als Jugendlicher gar nicht. geklappt, weil meine Frau die Basis stabil gehalten hat. d Ich glaube, ich war damals nie im Theater. Ich habe erst in meinem P R Studium gesehen, was die Theaterabteilung so treibt, was dort Wie beeinflusst deine Familie deine Arbeit und umgekehrt? Gibt es einen 12 entsteht. Da bin ich dann eingestiegen. Das Selber-Machen, das Spielen waren eigentlich die ersten entscheidenden Erlebnisse. Zusammenhang? Sebastian Nübling: Klar, die Familie hat im Verhältnis zu dem a M sogenannten Erfolg eine wichtige, stabilisierende Rolle. Theater- P Wenn du an deine Ausbildung zurückdenkst: Was würdest du gerne treffen oder so ist toll, aber am nächsten Morgen heißt es um halb a noch einmal erleben und was würdest du anders machen? sechs wieder Brötchen schmieren und Schulranzen packen. Es ist Sebastian Nübling: Ich würde mir die paar Jahre Arbeitslosigkeit ein Leben in extrem verschiedenen Welten. Ich genieße das sehr, k sparen. Rückblickend denke ich aber überhaupt nicht darüber diese Achterbahnfahrt durch verschiedene Zusammenhänge. M nach, was anders hätte sein können. Ich habe ziemlich viel P Schwein gehabt. In meinem Studium habe ich erlebt, wie durch Welchen Tipp würdest du Jugendlichen geben, die beruflich ans Theater R einen jungen Professor ein eigentlich toter Studienzweig plötzlich wollen? a mit Leben erfüllt wird; davon ein Teil zu sein, war toll. Sebastian Nübling: Man muss das wirklich wollen, das ist das S Entscheidende. Das sollte man auch immer mal wieder überprü- M Wie bekommst du Theater- und Privatleben unter einen Hut? Das ist ja fen. In der Regel schaffen es auch nur die, die darin eine innere P bestimmt nicht immer so einfach. Notwendigkeit sehen. Der Weg ist so kompliziert, es gibt so viele R Sebastian Nübling: Ich reise immer Montagfrüh an und Freitag- Hürden, so viel Konkurrenz. Man muss viele Dinge in Kauf a abends wieder ab. Das Wochenende gehört der Familie, auch nehmen wollen, auch Dinge genießen, die für andere abschre- wenn das jetzt nicht mehr so ein Thema ist, weil ich nur noch ein ckend sind. Ich glaube, man kann nicht eben mal so Schauspieler Kind zuhause habe, die anderen sind schon ausgezogen. Als sie werden. Ich freue mich über jeden, der es nicht tut. Für intelli- noch kleiner waren, habe ich versucht, eine Produktion pro gente, junge Menschen gibt es noch genügend andere Alterna- Spielzeit außerhalb zu machen und eine in Basel oder Zürich, was tiven. Trotzdem versuchen es viele, und das verstehe ich auch. � JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 12 31.08.12 16:35
Illustration: Tanja Jacobs AN DER ARCHE UM ACHT Hub P: 9.09.2012 R: Maximilian Merker ab 6 Jahren VERSCHWUNDEN Way P: 8.11.2012 im Rahmen des internationalen Festivals HALBSTARK R: Kristo Šagor ab 10 Jahren UNDiNE, DiE klEiNE MEERjUNgfRAU Steiof P: 25.11.2012 R: Robin Telfer ab 6 Jahren flüCHTliNg Gregoretti P: 13.04.2013 ab 8 Jahren, DSE NiCHTS. WAS iM lEbEN WiCHTig iST Teller P: 1.06.2013 R: Johannes Schmid ab 14 Jahren jUliE UND DER RiESE jUNioR de Neck P: Frühjahr 2013 R: Jule Kracht ab 4 Jahren MiCHAEl koHlHAAS Kleist P: Frühjahr 2013 ab 16 Jahren klEiNE SCHRiTTE, WEiTE WElT Mobile Produktion P: Dezember 2012 R: Marcela Herrera ab 3 Jahren, UA SCHNEESCHUHHASEN iM glAS Fechner Mobile Produktion P: Januar 2013 R: Angelika Schlaghecken ab 15 Jahren, UA Spielzeit 2012/13 � www.theater-muenster.com Generalintendant Dr. Ulrich Peters JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 13 31.08.12 16:35
Das Theatertreffen der Jugend 2012 in Berlin Th 14 e a t e r von Khesrau Behroz Als der neue Intendant der Berliner Festspiele – Thomas Obe- --------------------------------- render – in seiner Eröffnungsrede zum Auftakt des 33. Theater- treffens der Jugend (liebevoll auch ttj genannt) die Worte spricht, Ehrfurcht. Ein seltsames Wort. Es handelt sich offenbar um eine die Ehrfurcht erregen sollen, ist es in der Tat ziemlich still in den Angst vor etwas, vor der »Ehre«, eine Angst, die im wahrsten sonst so manches Mal doch recht unruhigen Zuschauer_innenrei- Sinne unfassbar ist. Altbacken klingt das, formalistisch, wir leben hen. Nicht nur, weil Oberender trotz Mikrofon leise spricht und doch in Zeiten der Respektlosigkeit, die wir geradezu zelebrieren somit höchste Konzentration fordert, sondern auch, weil die sollten – wie würden sonst Neuinterpretationen von Shakespeares Jugendlichen diesen neuen Raum, der ihnen durch den Wettbe- Dramen aussehen? Ehrfurcht erweckt etwas, das oftmals einengt, werbssieg nun angeboten wird, noch nicht erobert und einge- alle fotos: dave grossmann einschränkt, erstarren lässt. Und doch kann es eines der vielen nommen haben. Noch sind sie Zuschauer_innen, noch kennen Gefühle beim Betreten einer Bühne sein; vor allem, wenn sie auf sich die Gruppen untereinander nicht, haben sich gegenseitig eine bewegte Vergangenheit zurückzublicken vermag, wenn sie nicht spielen gesehen, kein gemeinsames Bier getrunken, haben die Schritte und die Tänze und das Spiel großer Schauspieler_in- noch nicht gesagt, Mensch, das hat mich ziemlich umgehauen, nen und Regisseur_innen einst getragen und präsentiert hat. »Mit was Ihr gestern auf die Bühne gebracht habt, oder, hey, da hätte einer gewissen Ehrfurcht«, heißt es dann relativierend. noch mehr gehen können. JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 14 31.08.12 16:36
THEATERTREFFEN t e 15 v e r r ü c k Khe sra u schreibt un B Festspiele) rn a h e m h d e e ro p in r z, der Auto e g rf e o rm la d t. e die Redakti n r diese 2010 wu rd , 2011 grün s Te e e x r te dete e onsleitung rü ckg e a de zo s, ls r r g geboren in Preisträge d F e e n st » iv e a en in einer ch lz Kabu r zum auffier l, Tr – eitung FZ im einsamen ic g h e M e tl zo ff a e g n g a Rah Holz ich e » zi e n Ju n m h rs nach Kasse nger Autore für Empöru e ü n tt d e e in s cheint, we e l, studiert, n« (Berlin ng« Theatert u re iner große n d ffe 2 n 0 er s 12 n deut- nn er fertig der ist. übe ibt er, zu uss rzeit schre an, der vora Jugend. De se in e m D ebüt–Rom opole, an schen Metr In der Tat, es liegt zwar ein wenig Furcht in der Luft. Aber es ist treffend sagt. Heute spielen sie noch, morgen kann alles ganz nicht allzu vermessen, zu behaupten, dass diese Furcht eher vom anders sein. Aber Theater wird sie für diesen Weg ein wenig Lampenfieber kommt, vom Unwissen darüber, ob alles klappt wappnen und das Herz wird danken. oder ob man sich die Blöße gibt, wenn Textzeilen vergessen, Die Erwartungen an solch ein Festival sind somit ganz unter- Choreografien verpatzt werden. Die jugendlichen Theatergrup- schiedlich: Einige wollen nur auf die Bühne und ihre Arbeit pen setzen sich zumeist aus Leuten zusammen, die mit den präsentieren, sie verschließen sich vor Reflexionsprozessen und »großen« Bühnennamen und theaterhistorischen Bemerkungen den vielen Workshops, die angeboten werden, sagen, dass sie das herzlich wenig anfangen können. Sie spielen, weil sie eine be- doch gar nicht bräuchten alles. Sie sind nicht allzu oft anzutreffen wegte Vergangenheit hinter sich haben, oder eine seltsam starre auf dem ttj, aber sie existieren – und das ist völlig in Ordnung. Zukunft vor sich glauben; sie spielen, weil sie auf gesellschaftliche Denn auf der anderen Seite, und in der absoluten Mehrheit, stehen Missstände aufmerksam machen wollen, sie sind oftmals hoch- die jungen Schauspieler_innen, die ihren Wettbewerbssieg voll gradig politisch, in the face, manchmal aber auch mindestens auskosten möchten: Sie erwarten etwas vom Festival, neue Ein-, genauso naiv. Theater ist für viele nicht einmal ein Lebensziel, vielleicht sogar Ausblicke, sie wollen nicht nur spielen, sondern sondern nur eine der vielen Etappen auf dem Weg irgendwohin, sich auch austauschen, wollen Kritik hören und über das Theater- eine »Herzensbildung«, wie Oberender in der Eröffnung machen sprechen, wollen Menschen kennenlernen, sich vernetzen, JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 15 31.08.12 16:36
vielleicht sogar Freundschaften schließen. Ob diese hohen Erwar- Garten gelümmelt, das Wetter ist zum Glück nicht zu beklagen. tungen auch alle erfüllt werden, das hängt in vielerlei Hinsicht Auf Hollywood-Schaukeln ruhen sich die Leute aus, oder auf dem ganz von ihnen selbst ab: Das Theatertreffen der Jugend ist ein Rasen. Am Abend, direkt nach dem Stück, wird getrunken und Festival, das gestaltet werden will. Es ist kein Selbstläufer, es getanzt, gesprochen und geflirtet. Unter den Leuten gibt es genug funktioniert nur mit dem entsprechenden Engagement der Teil- Singles, dass es spät in der Nacht auch sich Engumschlingende nehmer_innen – und der entsprechenden Begeisterungsfähigkeit. und sich Küssende gibt. Teilweise sieht das aus wie der Quer- schnitt eines typischen Schulhofs oder eines Uni-Campus, irgend- ------------------------------------------------ wo ist das Mädchen, das irgendwie immer alleine in einer Ecke sitzt, Grüppchenbildungen sind zu beobachten und Alpha-Männ- Hier sind alle Stücke als »bemerkens- chen und hier und da weint jemand und eine Menschentraube wert« ausgezeichnet worden – das kann spendet Trost. Die Festival-Zeitung FZ, die täglich zum Abendes- sen erscheint, präsentiert stets auf der letzten Seite einen Single ihnen niemand mehr wegnehmen. des Tages – die beliebteste Rubrik neben den Rezensionen. Beim ttj ------------------------------------------------ geht es eben nicht nur um Theater und die kritische Auseinander- setzung mit den eigenen Stücken (z.B. in Form von FZ–Kritiken So weicht die anfänglich noch zurückhaltende Atmosphäre nach und Aufführungsgesprächen), sondern auch um ganz basale spätestens zwei oder drei (von acht) Vorstellungen einer gelas- Diskurse, die ohne Zweifel alle Jugendlichen beschäftigt, und die senen Stimmung. Die Spieler_innen realisieren auch: Das Theater- auf Musikfestivals nicht anders geführt werden, betrunkener treffen ist der Preis, der Wettbewerb schon vorüber. Hier sind vielleicht, im erhöhten Rauschzustand. Eine Theatergruppe aus alle Stücke als »bemerkenswert« ausgezeichnet worden – das kann Münster musiziert sogar, rappt nicht nur auf der Bühne, sondern ihnen niemand mehr wegnehmen. Eine Teilnehmerin behauptet, auch in der Kassenhalle. Sehr schade: Dieses Mal muss der Garten dass die Workshops besonders wichtig seien für das »Wohlfühlge- werktags schon um 22 Uhr verlassen und die Gespräche müssen fühl«: Dort bewege sie sich zur Abwechslung mal außerhalb ihrer nach innen verlagert werden. Ein kleiner Dämpfer ist das schon, Gruppe, lerne neue Leute, aber auch ganz neue Seiten des Theater- ein Wermutstropfen, war doch vor allem die Lagerfeueratmosphä- machens kennen: Sie macht in der Textwerkstatt »Szenisches Schrei- re im letzten Jahr ein entscheidender Faktor für das Zueinander- ben« mit. Und obgleich das wirklich Spaß mache, zeige ihr das finden und das Übereinanderreflektieren. auch, in welche Richtung sie sich auf keinen Fall bewegen werde: Am allerletzten Abend schließlich, nach dem allerletzten Stück, »Ich bin da einfach nicht für geschaffen!« Workshops also als folgt der endgültige Bruch mit der am ersten Tag so deutlich Mini-Praktika? Warum eigentlich nicht! Am Angebot soll es nicht akzentuierten Ehrfurcht. Das Haus der Berliner Festspiele wird scheitern: Die Teilnehmer_innen können neben dem szenischen fast vollständig von den jugendlichen Spieler_innen besetzt, sie Schreiben auch Bühnenräume erkunden, einen zehnminütigen tummeln sich in der Kassenhalle, wo eine junge Band spielt, und Kurzfilm drehen oder lernen, wie Regisseur_innen für die richtige im Foyer. Irgendjemand fängt an, Breakdance zu tanzen und Chemie zwischen den Darsteller_innen sorgen können. Und, ja, plötzlich sind dutzende Leute da und grölen und klatschen und Tanz und Performance, das steht auch auf dem Programm. lachen und das ekstatische Drehen am Boden wird immer schnel- In den Pausen wird dann bei Kaffee und Haselnusstafeln im ler und anspornendes Pfeifen immer lauter, das denkmalge- Die Kunst des Fragens | 15. - 16. Oktober 2012 | Leitung: Franziska Steiof | Systemische Fragetechni- ken wurden als Teil von systemischen Beratungsprozessen entwickelt. Sie sind aber - flexibel und kreativ angewandt - auch für künstlerische und ästhetische Prozesse eine Art Sesam-Öffne-Dich und können vielseitig eingesetzt werden. Ilias XXL. Großes Thema / Große Gruppe | 9. - 11. November 2012 | Wie begegnet man einer solchen Stoffmacht, will man diese bearbeiten und vermitteln? Trauen wir uns heran. Und erarbeiten mit chorischen Theatermitteln und szenische Ideen Skizzen und Fragmente, die sich zu einer spannungsreichen und attraktiven Theateraufführung fügen könnten. Dokumentarisches Theater. Alt und Jung schreiben und spielen ihr Leben und ihre Erinnerungen 9. - 11. November 2012 | Leitung: Mirjam Strunk | Das Seminar wendet sich an Theaterpädagogen, Theaterspie- lende sowie an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Einrichtungen für Alte und Junge. www.bundesakademie.de | post@bundesakademie.de | 05331.808-417 Postfach 1140 | 38281 Wolfenbüttel | www.facebook.com/Bundesakademie JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 16 31.08.12 16:36
THEATERTREFFEN 17 Das Bild auf der vorangehenden Doppelseite zeigt zeigt eine Szene aus »Fleisch« des Jugendtheaters »P14« an der Berliner Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz. Diese Seite: Bilder vom Theatertreffen der Jugend 2012: Workshop (links oben und unten), Nachgespäch (rechts un- ten), und eine Szene aus »2 + x Welten« vom »Cactus Junges Theater Münster« (rechts oben). f esti val em e n - c henth st e r n Das u a r bis b r 18. fe bruar 2013 22. fe R OjEKT YRIK-P ER-L IEbESL INSZENIERUNGEN WORKSHOPS DISKUSSIONEN U20-POETRY SLAM vORTRäGE ScHüL www.theater-baDen-baDen.De JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 17 31.08.12 16:36
THEATERTREFFEN DIE ACHT GRUPPEN, DIE ZUM THEATERTREFFEN DER JUGEND 2012 NACH BERLIN EINGELADEN WURDEN: ----------------------------------------------------------- Salam, Shalom, we came to organise your peace. a tale about german confusion, Theater mobil – Junges Schauspiel Hannover (Niedersachsen) Keiner hat mich gefragt, JugendtheaterBüro Berlin Fluch der Hoffnung, Rheinische Rebellen 2.0/ Köln (Nordrhein-Westfalen) 2 + x Welten, Cactus Junges Theater / Münster (Nordrhein-Westfalen) Adam, Eisbär, weiß wer … (nach Heinrich von Kleist »Der zerbrochene Krug)«, TEGS – Theatergruppe Ernst-Göbel-Schule / Höchst im Odenwald (Hessen) FLEISCH – ich bin ich, du bist du und es geht schlecht, Teil I der Ich-mach-nicht-mehr-mit-Trilogie, P14 – Jugendtheater der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Plat z/ Berlin Frühlings Erwachen (sehr, sehr frei nach Frank Wedekind), KRESCHstadtjugendtheater in Kooperation mit der Marienschule/Krefeld Generation S, Jugendclub Drei des Jungen Ensembles Stuttgart (Baden-Württemberg) Bild aus »Fluch der Hoffnung« von den Rheinischen Rebellen in Köln. schützte Haus riecht nach verbrauchter Luft, und der Teppich, vor Erschöpfung ausreizend, fasst die ttj-Tage und deren Bedeutung deren Beschmutzung Sicherheitsleute regelmäßig warnen, wird mit ganz persönlichen Worten zusammen. Er müsse diese Zeit nass, weil jemand stolpert, zum Glück nur Wasser, nichts passiert, genießen, er müsse diese Luft hier einatmen, bis die Lungen nicht weitergehen, slow dancing on the dancefloor, auf den Sitzsäcken mehr halten. Schließlich wird Zuhause wieder alles anders sein, liegen die Ausgebrannten und in den Ecken küssen sich die da interessieren sich die Freunde nicht für das Theater, da bleibt Verliebten und die Zufriedenen und wenn sie gehen, so gehen sie diese Leidenschaft auf der Strecke. Und er sagt, dort würde es 18 Hand in Hand, und irgendwie sieht alles so aus, als hätten die Jugendlichen ein nicht gegebenes Versprechen eingelöst und alles keine Theaterverrückten geben. Theaterverrückt. Ein seltsames Wort. Da ist »verrückt« erobert und eingenommen, was zu erobern und einzunehmen enthalten, jener Begriff, der so klingt, als hätte jemand ein Objekt gewesen ist, und am Boden liegt zusammengekauert, zitternd verschoben, als wäre jemand geschubst worden. Und doch: Es ist und bebend und im Rausch besiegt, die erwähnte Ehrfurcht und dieser jugendlich verrückte Blick auf die Dinge, dieses entrückte alle Lampen gehen aus und dem Fieber folgt der Kater. Schauen und Reflektieren, das sisyphoshafte Scheitern und Wiederholen, der Versuch, Erklärungen zu suchen und sie nicht ------------------------------------------------- zu finden, für eine Welt, die sich ihnen entzogen hat. Ob es der Nahost-Konflikt ist oder die Lebensrealität muslimischer Frauen Zuhause wird wieder alles anders sein. in Deutschland; ob es um Menschen ohne Papiere geht oder um ------------------------------------------------- Menschen mit afrikanischen Wurzeln, die ihre ganz persönlichen Aufbruchgeschichten erzählen; ob es sich um Wirklichkeitsentde- Am nächsten Morgen – das Festspielhaus ist wieder blitzeblank, ckungen dreht oder das eigene Ich, um Krieg und Massenmen- als hätte man schon gewusst, was letztlich gekommen ist – beim schen; oder ob ganz grundsäzlich jugendliche Sexualität themati- großen Abschied und In-die-Arme-Fallen, werden die letzten siert wird oder die plötzliche Politisierung von jungen Leuten, wo Worte ausgetauscht. Es folgen Gesten der Dankbarkeit, Austausch dann alles Abschütteln, alles Abwehren zu spät ist: Immer gibt es von Handy-Nummern und Facebook-Namen, lange Umar- auf der Bühne diesen entrückten, diesen verrückten Blick auf mungen und laute Kampfrufe, bevor ein Bus nach dem anderen die Dinge. Er ist nicht konstruiert, er ist nicht ausgedacht. Aus anfährt und die Gruppen nach Hause bringt. Ein Teilnehmer, sein der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen heraus, aus jeder einzel- Glück kaum begreifend, selbst die letzten Momente bis zur nen, ist er schlicht und ergreifend unvermeidlich. JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 18 31.08.12 16:36 1206
Junges Schauspielhaus Münsterstraße 446 40470 Düsseldorf T +49 (0) 211.85 23 710 www.junges- schauspielhaus.de Wunder des Alltags Von PeterLicht Regie: Peter Kastenmüller 20. September 2012 (Ab 6 Jahren) Uraufführung Ente, Tod und Tulpe Nach Wolf Erlbruch Regie: Franziska Henschel 21. Oktober 2012 (Ab 4 Jahren) Die Schöne und das Biest Nach Villeneuve und Beaumont Regie: Marc Prätsch 11. November 2012 (Ab 6 Jahren) Kabale und Liebe Von Friedrich Schiller Regie: Marco Štorman 13. Dezember 2012 (Ab 15 Jahren) Almost Lovers Ein Theater Mobil-Projekt Regie: Ines Habich 10. Januar 2013 (Ab 14 Jahren) Lohengrin: Unterwegs mit Schwan! Von Katrin Lange Regie: Dorothea Schroeder 21. Februar 2013 (Ab 10 Jahren) Uraufführung Kasimir und Karoline Nach Ödön von Horváth Regie: Nurkan Erpulat 18. Mai 2013 (Ab 16 Jahren) Das fremde Kind Nach E.T.A. Hoffmann Regie: Nora Schlocker 23. Mai 2013 (Ab 6 Jahren) JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 19 31.08.12 16:36 120628_DSH_JungeBuehne_215x275_RZ.indd 1 28.06.12 15:25
Jean Robert, Zeichner dieser Grafik, wurde 1986 in Belfort geboren. Er entdeckte seine Liebe zu Farben und Formen schon früh als Graffitikünstler. Während eines längeren Aufenthalts in Thailand begann sich der gelernte Dekorationsmaler für das Tätowieren zu begeistern. Heute arbeitet er als freier Künstler und Tätowierer in Frankreich und Deutschland. 20 JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 20 31.08.12 16:36
ein resüMee des wettBewerBs der UMFRAGE jungen Bühne zuM theater der zukunft. euer theater der zukunft: h r Me Seele 21 Bei allen Unterschieden in den Vorschlägen dominierten der Theater, das einen sehr viel größeren Stellenwert in der Gesell- emotionale Wunsch nach Theater als Ort gemeinsamer schaft einnimmt, das relevant ist und berührt. Sie wünschen sich Verständigung und der Wille zum aktiven Mitwirken im Spiel. das Theater als einen Ort der Begegnung zwischen Kulturen und Generationen und als einen Raum zum Wachsen, Ausprobieren Den Blick nach vorne richten, das wollten wir anlässlich unseres und Hinterfragen. Trotz vieler Neuerungsvorschläge wollen sie fünfjährigen Bestehens letztes Jahr, und haben deshalb nach euren auch die alten »Theaterschinken« ganz und gar nicht von der Wünschen, Träumen und Vorstellungen für die Zukunft des Bühne verbannt sehen, immer wieder liest man da von Shake- Theaters gefragt. Daraufhin sind gebastelte, gezeichnete, geschrie- speare und Goethe, manch einer wünscht sich gar die Abkehr bene, (und) mit viel Theaterleidenschaft und Phantasie gespon- vom »Regietheater« und die Rückkehr zu »realen« Bühnenbildern nene Antworten in unsere Redaktion geflattert. Sie kamen von und wenig abstrakten Interpretationen klassischer Stücke. Aber jungen Visionären, die oft ganz konkrete Vorstellungen zu auch neue Stücke sollen her, die einen direkteren Bezug zur ihrem Theater der Zukunft haben. Trotz verschiedenster Lebenswelt der Schauspieler haben, damit diese mit Leib und Ansätze überrascht allerdings der Konsens aller Einsendungen: Seele bei der Sache sind. Aus gegebenem Anlass wird in letzter Zeit viel über den Einsatz und die Beziehung neuer Medien im und zum Theater diskutiert und nachgedacht. Theatermacher und -kenner debattieren – auch --------------------------------------------- in der Zeitschrift Die Deutsche Bühne – über den Einfluss der Da wird nicht über neue technische digitalen Welt auf die Entwicklung der Bühnen, und schauen nicht ohne Besorgnis in die Zukunft. Möglichkeiten phantasiert, sondern Die Leser der jungen bühne, die uns geantwortet haben, stam- viel mehr über Neuerungen auf men aus einer Generation, die mit den neuen Medien aufgewach- sen ist und integrieren sie viel selbstverständlicher in ihren Alltag. menschlicher Ebene. Dass nun gerade für diese jungen Theaterliebhaber die neuen --------------------------------------------- Medien, seien es aufwändige Videoinstallationen oder soziale Netzwerke wie Facebook und Co, in ihren Visionen zur ersehnten So verschieden die Vorstellungen auch sein mögen, eine weitere Entwicklung des Theaters in den kommenden Jahren und Jahr- Gemeinsamkeit eint den Großteil von ihnen: Der Wunsch nach zehnten eine, wenn überhaupt, dann untergeordnete Rolle spie- einem Theater zum »Selbermachen«. Die jungen Theater- len, scheint erst einmal verblüffend. freunde sehnen sich nach einem Theater der Zukunft, an dem das Da wird nicht über neue technische Möglichkeiten phantasiert, Publikum aktiv teilnimmt, in dem die klassischen Grenzen zwi- sondern viel mehr über Neuerungen auf menschlicher schen Bühne und Zuschauerraum verschwimmen und die Besu- Ebene. Die Teilnehmer an unserer Umfrage wünschen sich ein cher wählen können, was sie sehen oder worin sie selber Rollen JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 21 31.08.12 16:36
übernehmen. Dazu, wie solch ein interaktives Theater aussehen Marie Schmitz (übernächste Seite) abgedruckt, alle weiteren Ideen könnte, mangelt es nicht an konkreten Vorschlägen in der Form könnt ihr im Internet unter ± www.die-junge-buehne.de ansehen. von Zeichnungen oder Beschreibungen eines neuartigen Bühnen- Eins ist für alle Teilnehmer klar: Eine Zukunft ohne Theater ist raumes, der die Teilhabe des Publikums ermöglicht. Es wird nicht vorstellbar. Wie diese aussehen könnte, darauf darf man bei überlegt, dass der Zuschauer etwa am Eingang eine Nebenrolle solch einem engagierten Nachwuchs gespannt sein, denn, wie auswählt und diese kurz einstudiert oder dass er teilnimmt, eine Teilnehmerin schreibt: »Grenzen gibt es nur im Schädel«. Bleibt indem er ganz einfach einen Teil des Bühnenbilds, etwa einen uns also nur noch, uns erwartungsvoll lächelnd zurückzulehnen Hügel oder Kühlschrank, verkörpert. und zu sagen: Vorhang auf für das Theater der Zukunft! Nun hatten wir angekündigt aus den einfallsreichen Einsen- dungen einen Gewinner auszuwählen und haben uns für Madita --------------------------------------------- Kretschmers Geschichte »Wille und Hoffnung« entschieden (siehe unten). Trotzdem möchten wir euch auch andere besonders Wir danken allen Teilnehmern der bemerkenswerte Antworten nicht vorenthalten. Auf den fol- genden Seiten sind noch ein Gedicht von Paul Bullinger (nächste Umfrage ganz herzlich! Die Redaktion Seite), das einen längeren Text einleitet und eine Illustration von --------------------------------------------- VON MADITA KRETSCHMER ------------------------------ wille und hoffnung Zwei Menschen in langen, bunten Mänteln, die über und über Das zerstörte Bauwerk strahlt jetzt in den allerschönsten Farben. mit Bildern und Geschichten bedeckt sind, durchwühlen riesige, Buchstaben, Wörter, ja sogar ganze Sätze sind jetzt auf den Gebäu- graue Schuttberge. Neben den Trümmern bauen sich Monster des deteilen zu lesen. Die schweren Bulldozer und Bagger halten vor Kapitalismus und der Verwahrlosung auf. Sie werfen so einen dem Berg an. Sie haben zwar starke Fahrzeuge, doch es sieht nach großen Schatten auf den traurigen Schutthaufen, dass niemand einem unüberwindbaren Hindernis aus. Es ertönt eine Lautspre- mehr auf ihn achtet. cheransage: »Wir fordern sie auf, diesen Schutthaufen sofort zu »Schon wieder eins. Dass niemand etwas merkt glaube ich verlassen. Es liegt eine Räumungsklage vor. Bei Missachtung dieser nicht!« Der eine Mensch hat sich verzweifelt auf so etwas wie Aufforderung muss mit körperlicher Gewalt durch die Exekutive einem Geländer niedergelassen. »Aber wenn wir jetzt etwas gerechnet werden. Sie haben jetzt fünf Minuten Zeit, ihren Stand- finden, können wir vielleicht verhindern, dass noch mehr Städte punkt zu rechtfertigen.« Eine junge Frau tritt aus der Menge, sie ist verblassen.« Die Hoffnung geht auf den sitzenden Willen zu. übersät mit winzigen leuchtenden Buchstaben. »Lieber gäb ich »Was sollen wir denn hier finden? Und selbst wenn, die Geier mein Leben dafür, als ohne es weiter zu leben. Sehen Sie das? Das werden immer über uns kreisen. Es ist schon die fünfte Stadt in ist unsere Geschichte, Ihre Geschichte genauso wie meine Geschich- 22 diesem Monat. Sie zerstören etwas, wo alle Generationen vereint werden, wo gelebt wird. Aber was zählt für diese Leute schon, te. Vielleicht wollen Sie ihre dem Erdboden gleich machen, aber ich will, dass meine wächst! Sie haben kein Recht, mein Leben zu dass man lebt?« Die Hoffnung sieht sich um. »Sieh dir unsere bestimmen. Sehen Sie das? Das ist unsere Vergangenheit, Gegen- Kleidung an, es gibt keine Geschichte dieser Welt, die ich nicht wart und Zukunft. Vielleicht wollen Sie vergessen, nicht leben und zeige! Steh mal auf!« Der Wille steht schwerfällig auf, die Hoff- keine Zukunft haben, aber ich will das Haus, in dem alle Generati- nung beginnt das Geländer, auf dem er eben noch saß, zu polie- onen arbeiten, ich will immer neues entdecken, ich will die Kunst, ren. »Was tust du?« »Ich erinnere dich an deinen Namen!« Von ich will Freiheit, ich will leben, ich will das Theater und ihr braucht ferne ist das leise brummen von Bulldozern zu hören, die Luft es! Und wer das noch will, der helfe mir. Und wenn ihr es dennoch vibriert ganz schwach. »Los komm! Hilf mir, wir müssen uns vernichtet, verklage ich euch auf Massenmord und den Zwang der beeilen.« Auf dem Geländer kommen ganz zart Buchstaben zum Menschen auf Verwahrlosung.« Immer mehr Menschen sind jetzt Vorschein. Der Wille schaut erst etwas erstaunt, aber macht dann dazu gekommen und beginnen das Gebäude wieder aufzubauen. schnell seinem Namen ganze Ehre. Sie beginnen Fenster, Mauer- So zieht sich ein glänzendes Netz aus Menschen durch die Lande, stücke und andere Trümmerteile zu scheuern. Es leuchtet, nein, es sie polieren alle Häuser, die ähnliches schaffen wie dieses. Die strahlt, hell, klar und bezaubernd. Die Menschen aus den benach- Hoffnung neigt den Kopf leicht zum Willen und lächelt »Manchmal barten Häusern schauen es sich an und sind wie gebannt von braucht es einfach jemanden, der die Augen wieder ein bisschen dem, was sie da sehen. Sie eilen herbei und helfen mit. Unterdes weiter öffnet. Und dafür sind wir doch Mensch, oder?« wird das Wummern der Abtransportfahrzeuge immer lauter und hässliche, schwarze Wolken türmen sich am Horizont auf. Es stinkt nach Profitgier, nach Dummheit, nach Verstümmelung des Menschenverstandes! Das, was da naht, ist kalt und trist! 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Franziska Anz, die Autorin dieser Zusammenfassung, hat im April/Mai 2012 ein Praktikum in der Redaktion der Deutschen Bühne absolviert. Im vergangenen Jahr kehrte sie von einer knapp dreijährigen Weltreise zurück, arbeitet seitdem als selbstständige übersetzerin und hospitierte u. a. in der Requi- site der Komischen Oper Berlin. Im Herbst beginnt sie in Berlin ein Studium der Dokumentarfilmregie. VON PAUL BULLINGER warte nicht ------------------------- auF bessere zeiten ! . KINDER- . k i n. d e r - u n d j u g e n d t h e at e r . UND JUGENDTHE ATE R theater vergeht nicht. . KINDER- UND JUGENDTHE ATE R . Theater geht. Immer nach vorne, chatroom e n da wa l s h immer neue Wege, a b 14 j a h r e neue Abzweige ins zenierung pedro martins beja neue Herausforderungen. Theater entwickelt sich weiter, a b 19. o k t o b e r 2012 , d e c k 3 sucht, prescht vorwärts, verläuft sich, kehrt zurück und fängt von Neuem an, aladin und drückt sich in jeden Winkel und guckt, ob es bleiben kann, ständig getrieben die wunderlampe i n e i n e r Fa s s u n g vo n m a r c u s m i s l i n von der Suche nach den Grenzen des Möglichen. ab 5 jahre inszenierung marcus mislin Im Anhang meine Vision des Theaters der Zukunft. a b 2 2 . n ov e m b e r 2012 , g r o s s e s h a u s Illustration: www.vonzubinski.de; Gestaltung: www.nordisk-buero.com Eine Maschinerie. Eine Hamlet-Maschinerie, die den Zuschauer einsaugt und ihn als Hamlet wieder ausspuckt. Allein, nackt, ängstlich. in einem tieFen, Ich, Hamlet – Installation in den Tod. dunklen wald pa u l m a a r ab 5 jahre Und die Frage bleibt. i n s z e n i e r u n g j o a c h i m vo n b u r c h a r d a b 2 8 . F e b r u a r 2013, d e c k 3 to do! jugendclubproduktion l e i t u n g m i r ko s c h o m b e r t premierentermin in pl anung w w w. s ta at s t h e at e r - m a i n z . d e JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 23 31.08.12 16:36
VON MARIE SCHMITZ ------------------------- 24 junge Bühne uMfrage 2012 Auch in diesem Jahr haben wir wieder eine Frage an euch: Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2012. Schickt eure Mein größtes Theatererlebnis. Was war in der letzten Zeit Beiträge per Post an: Redaktion Die Deutsche Bühne, das wichtigste, spannendste, eindrücklichste, schönste oder schlimmste St.-Apern-Str. 17-21, 50667 Köln oder per E-Mail mit Theatererlebnis für euch? Wir freuen uns über eure Texte, Zeich- dem Betreff ›Mein grösstes Theatererlebnis‹ an nungen, Collagen, Videos. info@die-junge-buehne.de. Bei Versand per Post vergesst Für die schönste, interessanteste, persönlichste oder ausgefal- bitte nicht, auch eure Anschrift und E-Mail-Adresse lenste unter den Einsendungen gibt es wieder Gratis-Theaterkarten anzugeben. vor Ort – und eine Dokumentation im nächsten Heft. JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 24 31.08.12 16:36
© Christian Kleiner „Anne und Zef “ www.schnawwl.de Schumanns Kinderszenen Theater für junges Publikum Musiktheater für Kinder von Gotthart Kuppel 22.02.2013 | ab 6 Jahren Spielzeit 2012/13 Regie: Antje Siebers Die Kuh Rosmarie Stück von Andri Beyeler Man ist auch der, der man nach dem Bilderbuch „Die Kuh Rosalinde“ werden kann (DSE) von F. Nahrgang und W. Opgenoorth Stück von Liv Heløe 01.03.2013 | ab 5 Jahren 21.09.2012 | ab 13 Jahren Regie: Sibylle Gädeke Regie: Johanna Weißert Wohin? (UA) Miriam, ganz in Schwarz (DE) Jugendclubproduktion Stück von Jörg Menke-Peitzmeyer 15.03.2013 | ab 13 Jahren 28.09.2012 | ab 13 Jahren Regie: Isabel Stahl und Christine Köck Regie: Isabel Stahl Grimm Spiele (UA) Der Zauberer von Oz (UA) Ein rasanter Ritt durch den Märchen von Andreas Gruhn Grimm`schen Märchenwald nach dem Buch von Lyman Frank Baum in der Bearbeitung von Andreas Gruhn 22.11.2012 | ab 6 Jahren 12.04.2013 | ab 9 Jahren Regie: Andreas Gruhn Regie: Andreas Gruhn Karten und Infos: 0231/50 27 222 und www.theaterdo.de JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 25 31.08.12 16:36
MUSICALS wir haBen freunde gefunden – was vorher freMd war ist ein teil von uns Die Fotos zeigen Szenen aus »Beats!« am Theater Hagen. Das Foto auf dieser Seite zeigt Luc Packlidat und Joanna Baker. Moves Mu s i c a l 26 foto: kühle JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 26 31.08.12 16:37
VON KATRIN VOGEL ---------------------- Anfang März in Hagen. Es ist 18:30 Uhr und im Ballett- saal des Theaters Hagen beginnt eine Chorprobe für das 4 Jugendmusical »Beats!«. Nach und nach trudeln knapp rte von 200 ie se s B e it rags, studie e rm a n istik 30 Jugendliche und junge Erwachsene ein. Es sind Autorin d sc haften, G g e l, d ie w is se n Berufsschüler aus Hagen, die alle schon einen Schul- Katrin V o Fernse h rwegen). e a te r- , Film- und n d u n d Oslo (No oder Arbeitstag hinter sich haben. Sie bilden einen bis 2011 T h ristia n sa tudium. d in av is ti k in Köln, K B e tr ie b sw irtschaftss Kreis um den Flügel und beginnen zu singen. Eine der und Ska n m ein aktion et sie zude in der Red l 8 b e st re it ra k ti ka n ti n jungen Teilnehmerinnen hat Geburtstag und bekommt Seit 200 r war sie P enen Winte kleine Geschenke, Blumen und ein Ständchen. Nach Im vergang en Bühne. einigen Stunden mit den Jugendlichen wird klar, der Deutsch dass sie beim »Beats!«-Projekt ein Zuhause und eine Familie gefunden haben. In einem der Lieder 27 heißt es: »Wir haben Freunde gefunden, was vorher fremd war ist ein Teil von uns.« Angefangen hat alles im Sommer 2010, als das Theater Hagen nach einer Möglichkeit suchte, sein 100-jähriges Bestehen 2012 zu feiern. Theaterpäda- gogin Miriam Walter und Berufskollegslehrer Johannes Maria Schatz hatten die Idee, gemeinsam mit den fünf Hagener Berufschulen ein Musical mit und für deren Schüler zu entwickeln. Unterstüt- zung kam von Intendant Norbert Hilchenbach und dem Theaterförderverein Hagen, der auch als Projekt- träger die Finanzierung organisierte. Zuerst musste eine Geschichte gefunden wer- den. Aus über 100 von BerufsschülerInnen einge- schickten Geschichten wurden vier ausgewählt und zusammengeführt. Die Castings begannen im Herbst 2011. Auch die Suche nach Praktikanten im Backstagebereich startete. 40 junge Menschen schafften es so auf – und 25 hinter die Bühne. Diane Weigmann schrieb die Liedtexte und Axel Goldbeck komponierte die Musik, die das dreißig- köpfige Hagener Orchester unter Leitung von Steffen Müller-Gabriel nun spielt. Die Chorprobe ist anstrengend. Nach kurzem Aufwärmen werden die Stücke geübt, erst mehr- stimmig, dann Soloparts. Immer und immer wieder die gleichen Zeilen, doch die Sänger folgen konzen- triert den Anweisungen des musikalischen Leiters. Diejenigen, die gerade nicht singen müssen, sitzen um den Flügel herum, tippen auf ihren Handys oder unterhalten sich leise. Vom Rand verfolgen Regisseur Thilo Borowczak und seine Assistentin Imme Winckelmann die Probe. Nach einer kurzen Pause, in der das Kreativteam sich abstimmt, beginnt um 20 Uhr die Choreografieprobe. Das von Choreograf Ricardo Fernando und Dancecaptain JungeBuehne_Ausgabe6_RZ.indd 27 31.08.12 16:38
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