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September 2021 Magazin Herausgegeben vom Sozialverband Deutschland Wahl des Deutschen Bundestages Am 26. September werden die Weichen neu gestellt
2 Über uns Inhalt 3 Eine starke Gemeinschaft Alles zur Bundestagswahl Der Sozialverband Deutschland (SoVD) rungssysteme ein. Der Sozialstaat ist ein Zur Wahl stellte der SoVD die Positionen vertritt die Interessen der Rentner, der wichtiges Auffangnetz für die Menschen der Parteien auf den Prüfstand und bietet Patienten und gesetzlich Krankenversi- – das zeigt sich gerade in Zeiten wirt- darüber hinaus diverse Informationen an. cherten sowie der pflegebedürftigen und schaftlicher Krisen. Uns geht es auch um behinderten Menschen. Wir setzen uns für Chancengleichheit, zum Beispiel um die Seite 10–21 Ihre Rechte ein und bie- Bildung und Ausbildung, ten unseren Mitgliedern die unsere Gesellschaft Kritik an Minijobs Beratungsstellen in ganz behinderten und benach- Deutschland. Dort erhal- teiligten Kindern und Ju- Vor allem geringfügig Beschäftigte blieben ten sie Hilfe bei Fragen gendlichen bietet. in der Corona-Pandemie oftmals ohne eine zur gesetzlichen Kranken-, Der SoVD ist eine starke Perspektive zurück. Renten- und Pflegeversicherung oder in Gemeinschaft mit rund 600.000 Mitglie- Seite 4–9 behindertenrechtlichen Dingen. Soziale dern. Bei uns können Sie sich engagieren Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt un- und mit anderen gemeinsam aktiv wer- Altersarmut bei Frauen serer Arbeit. Wir setzen uns für den Aus- den. Einer von über 2.000 Ortsverbänden bau und den Erhalt der sozialen Siche- befindet sich bestimmt auch in Ihrer Nähe. Hauptsächlich digital veranstalteten SoVD und ver.di in diesem Jahr die Frauenalters- sicherungskonferenz. Seite 28–33 Wandel durch Impfpass Infolge der Pandemie kam nicht zuletzt die Digitalisierung in Deutschland ein ganzes Stück voran. Seite 46–47 Für Toleranz und Vielfalt Der SoVD setzt sich gegen Vorurteile ein und unterzeichnete die Charta der Vielfalt. Die bundesweit über 600.000 Mitglieder des SoVD bilden eine starke Gemeinschaft. Seite 40–43 Foto Titelbild: Sergey Kelin / Adobe Stock
4 Sozialpolitik Sozialpolitik 5 Corona-Pandemie ließ viele geringfügig Beschäftigte ohne Perspektive zurück Krise steigert Kritik an Minijobs Gelingt es uns, die Lasten der Pandemie solidarisch zu verteilen? Die unabhängi- ge Wissenschaftsakademie Leopoldina kommt zu dem Schluss, dass die sozialen Sicherungssysteme unter anderem geringfügig Beschäftigten nur unzureichend Schutz bieten. Die Expert*innen regen daher an, das Instrument der Minijobs ab- zuschaffen. Der SoVD befürwortet das bereits seit Langem und strebt eine gene- relle Sozialversicherungspflicht ab dem ersten Euro an. Über eine halbe Million soge- können aus dem gleichen Grund für nannter Minijobs fielen laut Bun- Minijobber*innen kein Kurzarbeiter- desagentur für Arbeit der Pan- geld beantragen. demie zum Opfer. Die meisten Menschen, die dadurch ihre Ar- Minijobs für Beschäftigte beit verloren, waren in der Gast- oftmals eine Sackgasse ronomie beschäftigt. Ihre einge- Branchen wie Gastronomie, Einzel- schränkte staatliche Absicherung handel oder Tourismus mussten ih- trat mit der Corona-Krise beson- ren Betrieb infolge der Schließun- ders deutlich zutage. Denn da- gen („Lockdown“) entweder ganz durch, dass geringfügig Beschäf- oder teilweise einstellen. Dadurch tigte („450-Euro-Jobs“) nicht in büßten vor allem Rentner*innen, Foto: Esther Hildebrandt / Adobe Stock die Arbeitslosenversicherung Studierende und Frauen von einem Wer mit einem sogenannten Minijob in einzahlen, erhalten sie auch kein Tag auf den anderen ihr dringend der Gastronomie arbeitete, stand nach Arbeitslosengeld. Hinzu kommt benötigtes zusätzliches Einkom- den coronabedingten Schließungen vor ein weiteres Problem: Betriebe men ein. dem finanziellen Aus.
6 Sozialpolitik Sozialpolitik 7 Foto: Esther Hildebrandt / Adobe Stock Keine Beiträge zur Sozialversiche- einzuschränken. Im letzteren Fall 100 Euro im Monat liegen. Auch sei rung, schlechte Arbeitsbedingun- schlägt die Leopoldina die Rückfüh- eine Beschränkung des Zugangs gen – Kritik an den Minijobs gab es rung auf einen niedrigeren Maximal- nur für bestimmte Bevölkerungs- bereits vor dem Ausbruch des Co- verdienst vor. Dieser könnte anstelle gruppen möglich, zum Beispiel für ronavirus. Die oftmals gepriesene der bisherigen 450 Euro dann bei Studierende und Rentner*innen. „Brückenfunktion“ für den Übergang aus der Arbeitslosigkeit jedenfalls erfüllt diese Beschäftigungsform nicht. Anstatt langfristig den Ein- stieg in eine umfangreichere Tätig- keit zu schaffen, blieben Menschen oftmals in der geringfügigen Be- schäftigung hängen. Leopoldina spricht sich für Reform bei Minijobs aus Zu diesem Schluss kommt auch die Nationale Akademie der Wis- senschaften. In ihrer Untersuchung macht die Leopoldina zudem darauf aufmerksam, dass Minijobs zum Teil sogar sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse ver- drängen. Um das Problem in den Griff zu be- kommen, erwägen die Wissenschaft- ler*innen verschiedene Reformopti- onen. Eine davon wäre, geringfügige Beschäftigungsverhältnisse in Form von Minijobs langfristig ganz abzu- schaffen oder zumindest deutlich
8 Sozialpolitik Sozialpolitik 9 Foto: Esther Hildebrandt / Adobe Stock SoVD fordert generelle Fast vier Millionen Frauen Sozialversicherungspflicht geringfügig beschäftigt Für den SoVD spielt bei der Diskus- Dringenden Handlungsbedarf sieht sion um Beschäftigungsformen auch auch SoVD-Bundesfrauenspreche- das Thema Altersarmut eine entschei- rin Jutta König: „Der überwiegen- dende Rolle. Das machte Verbandsprä- de Anteil der Minijobbenden ist sident Adolf Bauer noch einmal sehr weiblich. Im gewerblichen Bereich deutlich: „Minijobs führen zu Miniren- sind 3.905.806 Frauen in Minijobs ten und das gilt es zu verhindern. Wir beschäftigt. Das Risiko für Alter- brauchen eine Sozialversicherungs- sarmut ist hier besonders hoch. Es pflicht ab dem ersten Euro.“ wird Zeit, dass die Politik akzeptiert, Aus Sicht des Sozialverbandes wür- dass die Brücke zum ersten Arbeits- de das nicht nur den Minijobben- markt durchweg nicht geglückt ist.“ den selbst helfen, sondern auch all den Arbeitgeber*innen, die in ers- Kurzfristige Hilfen ter Linie auf sozialversicherungs- in Zeiten der Pandemie pflichtige Jobs setzen. Geringfügi- Mit Blick auf die Krise der letzten ge Beschäftigung verzerre letztlich Monate muss die Bundesregierung den Wettbewerb und benachteilige so schnell wie möglich handeln. Unternehmen, die auf klassische Die Situation, dass Menschen ohne Beschäftigungsformen und die Ein- jede Absicherung allein gelassen haltung arbeitsrechtlicher Vorgaben werden, darf sich nicht wieder- setzen, so Adolf Bauer. holen. Der SoVD spricht sich da- her für eine Lösung aus, die dafür sorgt, dass Minijobber*innen – soll- te es erneut zu einem Lockdown kommen – entweder durch eine Sonderregelung auch vom Kurzar- beitergeld profitieren oder ihnen ähnlich wie bei Selbstständigen eine staatliche Hilfe zugutekommt.
10 Titel Titel 11 Am 26. September werden die politischen Weichen für die Zukunft gestellt Alles zur Wahl der Deutschen Bundestages Grafik: winterbilder / Adobe Stock Am 26. September wählen die Wahlberechtigten einen neuen Bundestag. Angela Merkel tritt nach 16 Jahren und vier Amtszeiten als Kanzlerin nicht mehr an. Die Herausforderungen sind gewaltig. Die Corona-Pandemie hat grundlegende Sys- temfehler und langjährige Fehlentwicklungen in den deutschen Sozialsystemen aufgezeigt. Für die soziale Stabilität und den sozialen Frieden gilt es mehr denn je, den deutschen Sozialstaat umfassend zu stärken. Dabei dürfen die Kosten der Corona-Krise nach Überzeugung des SoVD nicht den ohnehin sozial Benachteilig- ten aufgebürdet werden. Auf den folgenden Seiten bieten wir Ihnen noch einmal gebündelt wichtige Informationen zum Thema Bundestagswahl. Foto: Sergey Kelin / Adobe Stock Die Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin besteht aus Stahl und Glas. Sie ist für Besucher*innen zugänglich und versorgt zudem den darunter liegenden Plenarsaal mit Licht.
14 Titel Titel 15 Das sind die Positionen von CDU / CSU, Grünen, SPD, FDP und Linken für die kommende Bundestagswahl Antworten der Parteien auf Wahlprüfsteine Am 26. September entscheiden die Menschen in Deutschland erneut über die Zusammensetzung des Deutschen Bundestages. In den vergangenen Monaten haben wir Ihnen die sozialpolitischen Kernforderungen sowie die Wahlprüfstei- ne unseres Verbandes vorgestellt. Nun liegen auch die Antworten der Parteien vor (Klicken Sie bitte unten auf die Logos). Die Aussagen bieten Ihnen eine Orientierungshilfe für Ihre Entscheidung bei der Stimmabgabe, eine konkrete Wahlempfehlung des SoVD ist damit ausdrücklich nicht verbunden. Foto: katatonia / Adobe Stock Dieser riesige Bundesadler wacht über das Geschehen im Plenarsaal des Deut- schen Bundestages.
16 Titel Titel 17 SoVD-Präsident Adolf Bauer im Interview mit den Parteienvertreter*innen Persönlich auf den Zahn gefühlt Die Bundestagswahl steht unmittelbar bevor. Um seinen Mitgliedern zusätzliche Orientierung zu geben, auf welche Inhalte sie mit ihrem Kreuzchen setzen, hat der SoVD Wahlprüfsteine an die Parteien gesandt. Der SoVD fühlte den Kandi- dat*innen aber auch persönlich auf den Zahn. Dazu schlüpfte SoVD-Präsident Adolf Bauer in die Rolle des Interviewers und stellte ihnen kritische Fragen zu den sozialpolitischen Kernthemen des Verbandes. Foto: Laurin Schmid Vor der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes stellte SoVD-Präsident Adolf Bauer den Vertre- ter*innen der Parteien kritische Fragen. Die Beiträge erscheinen in Kürze im SoVD-Web-TV.
18 Titel Titel 19 Foto: Laurin Schmid Olaf Scholz, SPD-Kanzlerkandidat, zeigte Interesse für die Imagebroschüre des SoVD. Eines seiner Statements galt fairen Löhnen: „Beim Mindestlohn haben wir mit der Großen Koalition schon viel geschafft – aber das reicht noch nicht. Ich werde mich als Kanzler für zwölf Euro einsetzen.“ Foto: Laurin Schmid Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90 / Die Grünen: „Wir von den Grünen sind davon überzeugt, dass an der Bürgerversicherung kein Weg vorbei führt: sowohl für die Krankenversicherung als auch bei Rente und Pflege. Nur sie ist wirklich solidarisch.“
20 Titel Titel 21 Foto: Laurin Schmid Alexander Dobrindt, MdB CDU / CSU, mit SoVD-Präsi- dent Adolf Bauer (re.): „Wir müssen bei der Eingliede- rung von Menschen mit Behinderung – und vor allem Schwerbehinderten – in den Arbeitsmarkt unbedingt viel mehr tun. Gerne würden wir von der CSU da auch nach der Wahl mit den Fachleuten des SoVD in engem Kontakt bleiben.“ Foto: Laurin Schmid Linke-Kandidatin Janine Wissler betonte: „Wir wollen Teil- habe am ersten Arbeitsmarkt ermöglichen. Zum Beispiel wollen wir gezielt Inklusionsunternehmen fördern, mit so- zialversicherungspflichtiger Beschäftigung für Menschen Foto: Laurin Schmid mit Behinderung.“ Christian Lindner, FDP-Bundesvorsitzender: „Wir Freie Demokraten wollen die Rente ‚enkelfit‘ machen. Das bedeutet nicht, die gesetzliche Rente zu schwächen, sondern sie durch eine Kapitalrente zu ergänzen und damit zu stärken. Nach der Wahl möchten wir uns gerne zu einem Rentengipfel tref- fen: die Rentenexpertinnen und -experten des SoVD mit denen der FDP.“
22 „tag des wir“ „tag des wir“ 23 SoVD verbindet Vielfalt und Miteinander mit neuem Aktionstag – Sport und Gemeinschaft bei inklusiver Regatta Vom Inklusionslauf zum „tag des wir“ Eine gut funktionierende Gesell- schaft lebt von Vielfalt, Toleranz und Solidarität. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat deshalb einen Aktionstag zum Mitmachen ins Leben gerufen. Am 21. August fand der erste „tag des wir“ in Form einer inklusiven Regatta statt. Und obwohl der Inklusionslauf pande- miebedingt 2021 abgesagt wer- den musste, traf sich eine Gruppe auf dem Tempelhofer Lauffeld. Foto: Ronny Behnert / Daniel Hohlfeld. Diese Regatta hat bewiesen, dass die Verbindung von Sport und Inklusion auch auf dem Wasser gelingen kann.
24 „tag des wir“ „tag des wir“ 25 Bei der inklusiven Ruderregatta in Berlin saßen Menschen mit und ohne Behinderung buchstäblich „im selben Boot“. Gemeinsames Erleben stand – wie auch beim Im- klusionslauf – im Mittelpunkt. Zum Aktionstag sagt SoVD-Präsi- dent Adolf Bauer: „Als SoVD wol- len wir nicht nur über Barrieren sprechen, sondern sie auch abbau- en, indem wir Begegnungen schaf- fen. Deshalb haben wir 2014 den Inklusionslauf für Menschen mit und ohne Behinderungen i ins Le- ben gerufen. Mit dem „tag des wir“ gehen wir nun noch einen Schritt weiter.“ Foto: Ronny Behnert / Daniel Hohlfeld.
26 „tag des wir“ „tag des wir“ 27 Der Aktionstag hat hochkarätige Un- 2022 soll der „tag des wir“ gemein- terstützung: Botschafterin ist Ulla sam mit den Landesverbänden auf Schmidt, frühere Bundesministe- breite Füße gestellt werden. rin und heute Vorsitzende der Bun- desvereinigung Lebenshilfe,. Auch Foto: Ronny Behnert / Daniel Hohlfeld. Jan Haller, Kapitän der deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmann- Allen Beteiligten war der Stolz und die Begeisterung über die gemeinsame schaft und paralympischer Athlet, ist Leistung anzusehen. mit von der Partie.
28 Sozialpolitik Sozialpolitik 29 16. Frauenalterssicherungskonferenz von SoVD und ver.di mit Forderungen Spezielle Altersarmut bei Frauen Wie steht es um die Absicherung von Frauen im Alter? Hierzu veranstalteten der SoVD und die Gewerkschaft ver.di am 6. Juli wieder die Frauenalterssi- cherungskonferenz. In Pandemie-Zei- ten fand sie hauptsächlich digital statt. Screenshot: SoVD Man konnte einfach im Internet-Lives- Von linke: Karin Schwendler (ver.di), tream den Vorträgen und Debatten Dr. Simone Real (SoVD) und Dr. Judith folgen. Kerschbaumer (ver.di).
30 Sozialpolitik Sozialpolitik 31 Seitens ver.di gab es eine Einführung in das Thema von Bundesvorstands- mitglied Dagmar König, ehe Vorsit- zender Frank Werneke die Positionen der Gewerkschaft vorstellte. Unter dem Blickpunkt besonderer Zeiten, nämlich in der Pandemie und vor der Bundestagswahl, betrachtete die Al- terssicherung von Frauen dann Kat- ja Mast, stellvertretende Vorsitzen- de der SPD-Bundestagsfraktion für Arbeit, Soziales, Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Mitglied der Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“. Foto: Ronny Behnert / Daniel Hohlfeld. Die Positionen des SoVD ließen Vi- zepräsidentin Ursula Engelen-Kefer Waren live vor Ort: Stefanie Nutzen- berger, Mitglied des ver.di-Bundesvor- und Präsident Adolf Bauer plastisch standes (li.) und die Vizepräsidentin werden. des SoVD, Ursula Engelen-Kefer.
32 Sozialpolitik Sozialpolitik 33 Dr. Jutta Schmitz-Kießler von der Uni Duisburg-Essen beleuchtete „Er- werbstätigkeit trotz Rente“. Und Dr. Judith Kerschbaumer, Bereichsleite- rin Sozialpolitik bei ver.di, fragte: „Wie kommen Frauen zu mehr Rente?“. Die stv. Leiterin der Abteilung Sozialpo- litik im SoVD, Dr. Simone Real, moderier- te einen Polit-Talk mit den frauenpoliti- schen Sprecher*innen der Fraktionen. Digital zugeschaltet waren Kai Whitta- ker (CDU / CSU), Cansel Kiziltepe (SPD), Ulle Schauws (Bündnis 90 / Die Grünen) und Susanne Ferschl (Die Linke). Eine Schlussrunde mit SoVD-Vizeprä- Screenshots: SoVD sidentin Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer und Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bun- Auf dem Bild in der Mitte (unten): Dr. Jutta Schmitz-Kießler von der Uni desvorstand, ergab Forderungen an Duisburg-Essen. die Politik.
34 Sozialpolitik Sozialpolitik 35 SoVD lädt zur digitalen frauenpolitischen Fachveranstaltung am 7. September ein Erwerbs- und Sorgearbeit partnerschaftlich aufteilen Wie kann es gelingen, Erwerbs- und Sorgearbeit partnerschaftlich aufzuteilen? Foto: lunarts_studio / Adobe Stock Diese Frage diskutieren Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis am 7. Die Veranstaltung des SoVD steht unter September. Die frauenpolitische Fachveranstaltung des SoVD wird per Livestream dem Motto „Putzen, waschen, kochen – übertragen. Wer digital teilnehmen möchte, kann sich noch bis zum 5. September was davon macht Jochen?“. per E-Mail anmelden. Klicken Sie hierfür bitte auf dieses Widget:
36 Sozialpolitik Sozialpolitik 37 BBW Stendal spricht 42 Absolvent*innen frei – Herausforderung in Pandemie gemeistert Die Ausbildung in Teilen neu erfunden Wie jedes Jahr hat das Berufsbildungswerk Stendal mit der Freisprechung der Absol- vent*innen den feierlichen Höhepunkt der Ausbildungszeit gesetzt. Doch 2021 stan- den die Abschlüsse unter deutlich erschwerten Vorzeichen: Die Hälfte der dreijähri- gen Lehre fand pandemiebedingt im Wechselunterricht statt. Die Ausbildung musste für die Heimlernphasen „neu erfunden“ werden. Doch obwohl ganzheitliche Förde- Foto: BBW Stendal /Tobias Krauel rung im persönlichen Kontakt deutlich besser zu realisieren ist, wollten nahezu alle Ausbildungsleiter Jürgen Prehm (Podium) Teilnehmenden die große Herausforderung meistern. Dass die Abschlussquote nun nahm traditionell die Freisprechungen der genauso positiv ausfällt wie in den Vorjahren, gibt den diesjährigen Freisprechungen verschiedenen Bereiche, hier der Holz- eine besondere Bedeutung. technik , vor.
38 Sozialpolitik Sozialpolitik 39 „Ein weiter Weg liegt hinter euch gen nach wie vor schwerer am – das war hartes Brot! Ihr könnt Arbeitsmarkt hätten. Der SoVD stolz auf euch sein“, sagte Ge- setze sich für Verbesserungen im schäftsführer Rainer Erdmann bei Schulsystem und für mehr Quali- der Eröffnung der Feierlichkeiten, fizierungschancen für Menschen die coronabedingt an zwei Tagen mit Beeinträchtigungen ein: stattfanden. Ausdrücklich dankte „Alle haben ein Anrecht auf eine er auch allen BBW-Mitarbeitenden, gleichberechtigte Teilhabe an der die in dieser Zeit „über sich hin- Gesellschaft. Hierzu gehört auch auswuchsen“. Namentlich richtete das Arbeitsleben! Ohne Schulab- Erdmann seinen Dank an Ausbil- schluss gibt es keine Ausbildung dungsleiter Jürgen Prehm, an die und ohne Berufsabschluss keinen Sozialpädagogische Leiterin Ka- adäquaten Arbeitsplatz.“ Das BBW rola Ahrens, den Kaufmännischen Stendal zeige, dass Inklusion mit Leiter Dirk Borstel sowie an Pro- viel Engagement, Kreativität und jektleiter Tobias Krauel. Innovation möglich sei. Den Absol- Bei der Freisprechung in den Aus- vent*innen gratulierte Bauer dazu, bildungsbereichen Tierpflege und ihre Ausbildung in einer Ausnah- Wirtschaft / Verwaltung am 28. Juli mesituation durch Zielstrebigkeit waren unter den zahlreichen Gäs- und Selbstständigkeit erfolgreich ten Olaf Lange (Bereichsleiter der gemeistert zu haben. Agentur für Arbeit Stendal), Sebas- tian Stoll (Erster Beigeordneter des Landkreises Stendal) und Se- bastian Weyl (Geschäftsführer der Zur Freisprechung der Absolvent*in- tur für Arbeit Stendal), Axel Kleefeld IHK Magdeburg, Geschäftsstelle nen der Bereiche Farbtechnik / Raum- (stellv. Oberbürgermeister Stendal) Salzwedel). gestaltung, Holztechnik, Ernäh- und Xenia Schüßler (Landtagsabge- In seiner Festrede sprach Stendals rung / Haus- und Agrarwirtschaft am ordnete in Sachsen-Anhalt) begrüßen. Foto: Denny Brückner Oberbürgermeister, Klaus Schmotz, 5. August konnte Erdmann neben Bauer, der als Gesellschaftervertre- den Absolvent*innen Respekt und SoVD-Präsident Adolf Bauer Sabine ter die Festrede hielt, betonte, dass SoVD-Präsident Adolf Bauer hielt eine der Festreden. Anerkennung aus. Grüttner (Teamleiterin bei der Agen- es Menschen mit Beeinträchtigun-
40 Sozialpolitik Sozialpolitik 41 Mitglieder demonstrierten – SoVD ist Unterzeichner der Charta für Vielfalt Für Toleranz und Akzeptanz Der SoVD setzt sich sichtbar für ein wertschätzendes und vorurteilsfreies Arbeits- umfeld ein. Seit Kurzem gehört der Verband auch zu den Unterzeichnenden der Charta der Vielfalt. Die Initiative unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel fördert Vielfalt in Unternehmen und in Institutionen. Am diesjäh- rigen Christopher Street Day nahm eine Gruppe aus dem SoVD teil, um Flagge zu zeigen für Toleranz und Akzeptanz. Foto: Ronny Behnert Gemeinsam für ein respektvolles und partnerschaftliches Miteinander.
42 Sozialpolitik Sozialpolitik 43 Seit mehr als 100 Jahren tritt der chen für Vielfalt und Toleranz in der Alter, sexueller Orientierung und SoVD nicht nur für soziale Gerech- Arbeitswelt und signalisiert die Wert- Identität. tigkeit, sondern auch für ein res- schätzung aller Mitarbeiter*innen Auf Initiative des SoVD-Ortsver- pektvolles und partnerschaftliches unabhängig von deren Geschlecht bandes Berlin-Mitte beteiligte Miteinander ein. Mit der Unterzeich- und geschlechtlicher Identität, Natio- sich der SoVD-Bundesverband am nung der Charta der Vielfalt setzt nalität, ethnischer Herkunft, Religion Christopher Street Day (CSD) in der Sozialverband ein klares Zei- oder Weltanschauung, Behinderung, der Hauptstadt. Unterstützer*in- nen der Demonstration für Vielfalt und gegen Ausgrenzung gingen am 24. Juli für diese Ziel gemein- sam auf die Straße. Foto: Ronny Behnert Zum Christopher Street Day (CSD) gin- gen unterschiedliche Gruppen für mehr Toleranz auf die Straße.
44 Sozialpolitik Sozialpolitik 45 Ältere arbeiten im Ruhestand weiter – weil sie müssen Immer länger im Job Mit acht Prozent waren es 2019 doppelt so viele Menschen über 65, die noch arbeiteten, wie zehn Jahre zuvor. Etliche Senior*innen tun das nicht, weil sie so an ihrem Job hängen. Sie brauchen das Geld. Einerseits erhöht sich in Deutsch- den Rest geht es eher um einen Zu- land das gesetzliche Renten- verdienst. Besonders häufig sind es eintrittsalter seit 2012 bis 2031 laut Statistik Hochqualifizierte, die stufenweise auf 67 Jahre. Als länger im Job bleiben, sowie unter „Rentenkürzung durch die Hinter- anderem Selbstständige. Bei Letzte- tür“ gibt es Kritik daran – zumal ren vermutet die Behörde, dass ohne etliche Menschen gar nicht so gesetzliche Rentenversicherung der lange arbeitsfähig sind und dann „äußere Anlass“ dafür fehlt, in einem Abzüge hinnehmen müssen. Die- bestimmten Alter aufzuhören. Nahe se Kritik teilt auch der SoVD. liegt, dass oft die Alterssicherung Andererseits arbeiten laut Statis- zu gering ist. Um Altersarmut zu be- tischem Bundesamt immer mehr kämpfen, fordert der SoVD eine Er- Menschen weiter, die offiziell werbstätigenversicherung, die alle nicht mehr „müssten“; und das Berufstätigen einbezieht.dpa länger als früher. Bei einem Drit- tel von ihnen ist das schlicht nö- Foto: Stephanie Eichler / Adobe Stock tig: Sie sind auf das weitere Ein- Wer im Rentenalter weiterhin arbeiten kommen angewiesen, um ihren geht, macht dies oft aus wirtschaftlicher Lebensunterhalt zu decken. Für Notwendigkeit.
46 Unterhaltung Unterhaltung 47 Digitalisierung während der Pandemie – Apotheken stellen wieder Zertifikate aus Impfpass bringt Wandel voran In der Corona-Krise ist die Digita- demnach bereits gespeichert, lisierung in Deutschland für weite zwei Prozent auf dem Smartpho- Teile der Gesellschaft ein großes ne einer anderen Person. Weitere Stück vorangekommen. Auch der 41 Prozent wollen ihn sich künftig digitale Impfausweis findet wach- besorgen. 12 Prozent gaben an, senden Zuspruch. Er treibt den kein Interesse zu haben, obwohl technologischen Wandel voran. sie ein Smartphone besitzen. Seit dem 9. Juli 2021 stellen die Apotheken Corona-Impfzertifika- te aus. Wegen einer Sicherheitslü- Bei der Bekämpfung der Coron- cke musste der Service zeitweise avirus-Pandemie setzen immer gestoppt werden; seit Anfang Au- mehr Menschen hierzulande auf gust läuft er wieder. digitale Gesundheitsangebote. In einer repräsentativen Umfrage des Branchenverbandes Bitkom sagten drei Viertel der Befragten, mit digitalen Technologien ließen sich solche Krisen besser bewälti- gen. 2020 hatte nur gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) dieser Aussage zugestimmt. Auf besonders großes Interesse stößt offenbar der digitale Impf- Foto: Maridav / Adobe Stock nachweis. 42 Prozent der Smart- Der digitale Impfpass kann unter ande- phone-Nutzer*innen haben ihn rem im Reiseverkehr hilfreich sein.
48 Unterhaltung Unterhaltung 49 Redensarten hinterfragt Immer dem roten Faden nach Vor einigen Jahren widmete sich eine Ausstellung in Nürnberg geläufigen deut- schen Redensarten. Dabei lieferte der Germanist Rolf-Bernhard Essig einige Erklä- rungen für deren Herkunft. Eine davon beschäftigte sich mit dem sprichwörtlichen roten Faden – lassen Sie sich überraschen! Zur Ausstellung zog sich damals ein rotes Seil quer durch das Mu- seum für Kommunikation. Es dien- te der Orientierung und lieferte gleichzeitig die Erklärung für unse- re gesuchte Redewendung: Im 18. Jahrhundert zog sich nämlich ein roter Faden durch alle Schiffstaue der englischen Marine. Dieser ließ sich nicht ohne Weiteres entfernen und sollte somit einen etwaigen Diebstahl verhindern. Später fand der rote Faden dann auch Eingang in Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“. Dort Fotos: Alvov, fotomek / Adobe Stock; Montage: SoVD Ein „roter Faden“ beschreibt sprichwört- verglich ihn der Dichter mit einem lich eine nachvollziehbare Struktur. Ih- Gedanken, der sich durch einen ren Ursprung hatte die Redensart bei Text zieht. der Seefahrt.
Mit spitzer Feder Politischer Nachwuchs Impressum Das Online-Magazin erscheint monatlich in Ergänzung zur Mitgliederzeitung „Soziales im Blick“. Gelesen werden kann es ausschließlich online unter www. sovd.de sowie (mit Zusatzfunktionen) über die App „SoVD Magazin“. Herausgeber ist der Sozialverband Deutschland e. V. (SoVD), Stralauer Straße 63, 10179 Ber- lin, E-Mail: redaktion@sovd.de, Telefon: 030 / 72 62 22 – 0. Redaktion: Veronica Sina (verantwortlich), Joachim Schöne, Brigitte Grahl, Sebastian Triesch, Denny Brückner, Eva Lebenheim.
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