HONDURAS: HOMOPHOBE MORDE UND STRAFFREIHEIT

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HONDURAS: HOMOPHOBE MORDE UND STRAFFREIHEIT
QUEERAMNESTY
                                                                                                                              RUNDBRIEF DER DEUTSCH­
                                                                                                                              SPRACHIGEN AMNESTY
                                                                                                                              INTERNATIONAL-LGBTI-GRUPPEN
                                                                                                                              AUSGABE NR. 50 / FRÜHJAHR 2015

                                                                                                                                                                                    Foto (Montage): Amnesty
                                                                                                                                       Donny Reyes, LGBTI-Aktivist aus Honduras,

HONDURAS:
                                                                                                                                       vor einem Plakat der Organisation Arcoiris

HOMOPHOBE MORDE UND
STRAFFREIHEIT
Von hiesigen Medien wenig thematisiert, werden in großen Teilen Lateinamerikas queere
Menschen massiv verfolgt und ermordet. Allein in Brasilien stirbt täglich durchschnitt-
lich eine Person aufgrund ihrer sexuellen Präferenz1.

Die Lebenserwartung queerer Menschen liegt weit unter der heterosexueller. In einem In-
terview2 mit Stefan Landvogt, Mitglied der Berliner Gruppe von Queeramnesty, berichtet
Donny Reyes, schwuler honduranischer Menschenrechtsaktivist und Mitbegründer des
LGBTI-Zentrums Arcoiris (Regenbogen) über die Situation in seiner Heimat Honduras.

DIE LGBTI-SITUATION IN HONDURAS
Direkt nach dem Putsch 2009 sei die Mordrate an queeren Personen von 5 – 6 Opfern
auf 46 gestiegen. Ein direkter Zusammenhang zwischen den höheren Opferzahlen und
der neuen Machtelite sei belegbar. Parallel hierzu hätten sich die Übergriffe auf andere
marginalisierte Gruppen wie Arme, politisch Andersdenkende oder Menschenrechtler_
innen erhöht. Laut offiziellen Angaben wurden seit dem Putsch 2009 168 LBGTI-Per-
sonen ermordet, dies seien Donny zufolge aber bei weitem nicht alles LGBTI-Mordopfer.
Nach Erhebung von Arcoiris, dem größten honduranischen LGBTI-Zentrum, in dem auch
Donny arbeitet, handelt es sich um 260 Mordfälle, die nachgewiesenermaßen homopho-
ben Hintergrund aufwiesen.

1 laut Menschenrechtsorganisation-Organisation „Grupo Gay da Bahia“, Zahlenangabe von Amnesty International nicht überprüft
2 das komplette Interview auf unserer Homepage www.queeramnesty-berlin.de/Main/Zur Diskussion
HONDURAS: HOMOPHOBE MORDE UND STRAFFREIHEIT
Von solchen Morden seien zu allererst                                                        queeren Menschen erschreckend hoch. In          um weiter zu existieren. Ehrenamtliche aus
                                                                                  schwule Männer betroffen, gefolt von
                                                                                                                                DAS PROJEKT ARCOIRIS                           Nicaragua sei es etwas besser, Costa Rica       den Industrieländern, von Amnesty oder an-
                                                                                                                                Nach den Aktivitäten des Zentrums Arco-
                                                                                  Trans*-Personen,   danach      LGBTI-                                                        sei toleranter.                                 deren Organisationen, natürlich auch Spen-
                                                                                                                                iris befragt, verschwindet seine gedrückte
                                                                                                   Menschen­r echtler_                                                                                                         den - all das könne helfen, damit die Arbeit
                                                                                                                                Stimmung aber schlagartig und es wird
                                                                                                   innen und schließ-                                                          Warum er trotz erlittener Folter, mehrfacher    fortgesetzt werden könne und die Lebens-
                                                                                                                                klar, was Donny im Alltag immer wieder
                                                                                                   lich lesbische Frau-                                                        Vergewaltigung und Bedrohung seines Le-         erwartung von LGBTI-Menschen in Hondu-
                                                                                                                                neu motiviert und ihm Kraft gibt: das Haus
                                                                                                   en. Nicht die hohe                                                          bens kein Asyl suche? Wegsein für immer         ras einmal höher liege als die jetzigen nur
                                                                                                                                Arcoiris, ein Projekt, das sich zunächst bis
                                                                                                   Armut sei der Grund                                                         könne er sich nicht vorstellen. Er wolle sich   40 Jahre. Zum Vergleich: Die Lebenserwar-
                                                                                                                                September letzten Jahres im Zentrum von
                                                                                                   für die gewalttätige                                                        einsetzen für ein besseres Land, ein besse-     tung Heterosexueller beträgt in Honduras ca.
                                                                                                                                Comayagüela, einem Teil der Hauptstadt
                                                                                                   Homophobie,       viel-                                                     res Leben, für seine Freunde, seine Familie.    76 Jahre.
                                                                                                                                Tegucigalpa befand. Es bietet queeren
                                                                                                   mehr unternehme die                                                         Und am Ende hat er ein Bitte an die Le-
                                                                                                                                Menschen jeglichen Alters Unterstützung
                                                                                                   Regierung nichts zum                                                        ser_innen: Arcoiris brauche Unterstützung,                                            Stefan Landvogt
                                                                                                                                und Schutz. Viel Geld wurde in die Sicher-
                                                                                                   Schutz der LGBTI-
                                                                                                                                heit investiert, um den täglich 30-40 rat-
                                                                                                   Community - im Ge-
                                                                                                                                suchenden Menschen einen geschützten
                                                                                                   genteil: sie betreibe
                                                                                                                                Ort zu bieten. Hier erhalten sie Hilfe und

                                                                                                                                                                               UGANDA: DISKRIMINIE-
                                                                                                   homophobe      Politik
                                                                                                                                Möglichkeiten zum Engagement. Donny
                                                                                                   bis hin zu Verfolgung
                                                                                                                                schildert diesen Ort als eine eigene, freie
Foto: C. de la Motte-Sherman

                                                                                                   und Mord.
                                                                                                                                und stärkende Welt innerhalb einer rest-
                                                                                                       Gesetze zum Schutz
                                                                                                       von queeren Perso-
                                                                                                       nen existieren nicht.
                                                                                                                                riktiven, einschnürenden Umgebung. Fi-
                                                                                                                                nanziert wird es von der niederländischen
                                                                                                                                Entwicklungsorganisation HIVOS sowie
                                                                                                                                Mitgliedereinnahmen; finanzielle Unter-
                                                                                                                                                                               RUNG PER GESETZ
                                                                                                       Die aktuelle Geset-                                                     Die in den letzten 18 Monaten in Uganda         zei     abgeschwächt,
                                                                                                                                stützung hat Arcoiris in den Anfangsjahren

                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: AP Photo/Rebecca Vassie
                                                               Rupert Haag,       zeslage sei völlig unklar. Die nach dem                                                      in Kraft getretenen repressiven und diskri-     den­noch sind Aus-
                                                                                                                                aber auch vom American Jewish World Ser-
                                   Sprecher der Themenkoordinationsgruppe         Putsch 2009 erlassenen Gesetze krimina-                                                      minierenden Gesetzgebungen führten zu           wirkungen weiterhin
                                                                                                                                vice erhalten.
                                             Queeramnesty, (l.) im Gespräch       lisieren Menschenrechtler_innen und unter                                                    einem Anstieg staatlicher Repression, Ge-       deut­lich spürbar. An-
                                    mit Donny Reyes und der Übersetzerin (r.)     diesen v.a. auch LGBTI-Personen als sehr                                                     walt sowie homophober und geschlechts-          meldungen friedlicher
                                                                                                                                Im September 2013 wurde das Haus zwei-
                                                                                  vulnerable Mitglieder der Gesellschaft.                                                      bezogener Diskriminierung.                      Demonstrationen
                                                                                                                                mal innerhalb einer Woche überfallen und
                                                                                  Insgesamt gibt es 7 honduranische LGBTI-                                                                                                     wurden wiederholt ab­­
                                                                                                                                sämtliche Technik, Akten und Mobiliar ge-
                                                                                  Organisationen. Sie entstanden zu Zeiten                                                     Der Mitte Oktober in Ugandas Hauptstadt         gelehnt. Das in der
                                                                                                                                raubt, bzw. mit äußerster Gewalt zerstört.
                                                                                  der HIV-Epidemie in den 1980er Jahren                                                        Kampala vorgestellte Bericht “Rule by           Verfassung garan-
                                                                                                                                Trotz Anzeigen bei der Polizei und deren
                                                                                  und schlossen sich 2009 der Bürgerpro-                                                       Law – Discriminatory Legislation and Le-        tierte Recht auf Ver-
                                                                                                                                Zusage, den Tatort zu besichtigen, sei nie-
                                                                                  testbewegung gegen die neue Regierung                                                        gitimized Abuses“ beschreibt detailliert,       sammlungsfreiheit
                                                                                                                                mand vorbei gekommen. Der Vorfall wurde,
                                                                                  an. In diesem Zuge bildete sich ein Ko-                                                      inwiefern die Gesetzgebungen fundamen-          wird umgekehrt.
                                                                                                                                wie die vielen Gewaltübergriffe auf Mitglie-
                                                                                  mitee für sexuelle Vielfalt, das versucht,                                                   tale Menschenrechte verletzen und zu
                                                                                                                                der der LGBTI-Community, nie untersucht.
                                                                                  geschlossen Druck auf die Staatsführung                                                      Diskriminierung beitragen. Dokumentiert         Seit Inkrafttreten des
                                                                                                                                Das für alle offene Haus musste aufgrund
                                                                                  auszuüben. Gemeinsam bereiten sie di-                                                        werden die menschenrechtlichen Auswir-          Anti-Homosexuali-
                                                                                                                                des Überfalls vorerst schließen und in klei-
                                                                                  verse Aktionen (CSD, IDAHO etc.) vor und                                                     kungen des Gesetzes über die Öffentliche        tätsgesetzes erfolg-
                                                                                                                                nere Räumlichkeiten umziehen.
                                                                                  pflegen gute Beziehungen zu Menschen-                                                        Ordnung, des Anti-Pornographie-Gesetzes         ten willkürliche Ver-
                                                                                                                                Als Festangestellte in der Beratung und
                                                                                  rechtsorganisationen. Leider arbeitet Am-                                                    und des mittlerweile aufgehobenen Anti-         haftungen von Menschen, die als LGBTI                        Gefährliches Leben für Homosexuelle
                                                                                                                                Verwaltung arbeiten trotz knappen Res-
                                                                                  nesty International selbst nicht vor Ort.                                                    Homosexualitätsgesetzes. Alle drei Ge-          wahrgenommen wurden. Einige von ihnen                        in Uganda. Zeitungen drucken Listen
                                                                                                                                sourcen weiterhin eine Transsexuelle und
                                                                                                                                                                               setzgebungen wurden vom ugandischen             wurden festgenommen, als sie bei der Poli-                   mit ihren Namen ab.
                                                                                                                                drei schwule Männer, zwei Personen für in-
                                                                                  Die Machthaber, so Donny, würden eine                                                        Parlament verabschiedet und traten zwi-         zei Übergriffe melden wollten und wieder-
                                                                                                                                vestigative Arbeit sowie die Leitung. Unter
                                                                                  zutiefst LGBTI-feindliche Kirche unter-                                                      schen August 2013 und Februar 2014 in           holt wurde berichtet, dass Inhaftierte von
                                                                                                                                der Woche nutzen Schwulen-, Lesben- und
                                                                                  stützen, die Homosexualität gemeinhin                                                        Kraft.                                          der Polizei oder anderen Häftlingen ge-
                                                                                                                                Trans*-Gruppen die Räumlichkeiten. Am
                                                                                  als Sünde verurteilt. Mitunter herrsche der                                                                                                  schlagen oder unsittlich angefasst wurden.
                                                                                                                                Wochenende finden Kulturveranstaltungen
                                                                                  Eindruck, die Säkularisierung des Staates                                                    Das Gesetz über die Öffentliche Ord-            Im Zuge des Inkrafttretens des Anti-Homo-
                                                                                                                                und Plenums statt. Ziel von Arcoiris sind
                                                                                  sei aufgehoben und die konservativen, pa-                                                    nung legt öffentlichen Treffen und              sexualitätsgesetzes, wurden LGBTI-Perso-
                                                                                                                                Empowerment, Förderung des Bewusst-
                                                                                  triarchalischen Kirchen hätten das Sagen.                                                    Ansammlungen        weitgehende     Rest-       nen aus ihren Wohnungen vertrieben. Viele
                                                                                                                                seins für die eigenen Rechte und Stärkung
                                                                                  Homophobe evangelikale Gruppen seien                                                         riktionen auf und führt zu einer Ein-           Vermieter befürchteten, sie würden gegen
                                                                                                                                des Selbstbewusstseins.
                                                                                  sehr aktiv, geoutete Geistliche nicht be-                                                    schränkung der Versammlungsfreiheit.            das Gesetz verstoßen, wenn sie einer ver-
                                                                                  kannt. Homophobe Anfeindungen begeg-                                                         In Berufung auf das Gesetz wurden Zu-           meintlichen LGBTI-Person eine Wohnung
                                                                                  neten Donny oft ganz unverhohlen: ein         EINSATZ STATT RESIGNATION                      sammenkünfte politischer oppositionel-          vermieten.
                                                                                  evangelikaler Priester drohte in einer TV-    Donny zufolge gebe es in Mittelamerika         ler Gruppen von der Polizei unterdrückt
                                                                                  Sendung, in einem muslimischen Staat          ein homophobes Länder-Dreieck: in Gua-         und Razzien bei Aktivist_innen durchge-         Auch das Anti-Pornographie-Gesetz, das
                                                                                  würde Donny nicht mehr wagen, öffentlich      temala, El Salvador und Honduras seien         führt. Zwar hat sich seit Anfang 2014 der       Frauen verbietet „provozierende“ Klei-
                                                                                  zu sprechen.                                  Diskriminierung und Gewalt gegenüber           Gebrauch des Gesetzes durch die Poli-           dung zu tragen, führte zu einer Ein-

                               Seite 2 QUEERAMNESTY-Rundbrief Ausgabe   Nr. 50   Frühjahr 2015, www.queeramnesty.de                                                                                                                                     QUEERAMNESTY-Rundbrief Ausgabe Nr. 50, Frühjahr 2015, www.queeramnesty.de Seite 3
HONDURAS: HOMOPHOBE MORDE UND STRAFFREIHEIT
schränkung fundamentaler Rechte. Nur            pflicht brachen, stieg bei LGBTI-Personen    Der Regisseur des Films Habeeb Lawal hat           Boris Dittrich (Human Rights Watch) und
                                                      Tage nachdem es unterschrieben war,             auf der anderen Seite die Angst, sich an     mehrere Menschen interviewt, deren Men-            Regine Heß, (Auswärtiges Amt, Deutsch-
                                                      wurden Frauen von der Polizei schika-           Gesundheitseinrichtungen zu wenden.          schenrechte täglich verletzt werden, sowie         land) u.a. die Rolle von korrupten Politi-
                                                      niert. Einer Anwältin wurde aufgrund ihrer      Ferner sind Auswirkungen auf die Gesund-     auch die Rechtsanwältin und Feministin             kern und religiösen Führen. Es wurde auch
                                                      Kleidung mit einer Festnahme gedroht.           heitsversorgung von Flüchtlingen in Ugan-    Dorothy Aken’ova. Die extreme Ignoranz,            deutlich, dass Nigeria als bevölkerungsrei-
                                                      Nachdem einige Frauen angegriffen und in        da spürbar. Die meisten Leistungen des       die manche Homo-Gegner an den Tag le-              ches und starkes Land nicht auf dieselbe
                                                      der Öffentlichkeit entblößt wurden, beton-      Refugee Law Project (RLP), einer Organi-     gen, zeigt sich z.B. in deren Behauptung,          Art und Weise unter Druck gesetzt werden
                                                      te die Polizei öffentlich, dass das Anti-Por-   sation, die Asylsuchende und Flüchtlinge     dass manche erwachsene Menschen Win-               kann wie Uganda in der Vergangenheit.
                                                      nographie-Gesetz der Öffentlichkeit kein        in Uganda unterstützt, wurden von der        deln tragen, weil sie Analverkehr ausüben.         Ein großes Dankeschön gilt der Schwulenbe-
                                                      Recht zuschreibe, Frauen zu entkleiden.         ugandischen Regierung gestoppt - mit der     Auf der Podiumsdiskussion am 14.10.14              ratung Berlin mit dem Café Kuchus für die
                                                      Kein Statement dagegen erfolgte von der         Begründung, die Organisation würde Ho-       in Berlin, die einer Aufführung des Films          Gelegenheit den Film zu sehen und auch
                                                      Regierung zu homophoben Angriffen.              mosexualität unterstützen.                   folgte, diskutierten Olumide Femi Makajuo-         Habeeb Laval als Regisseur und Produzent.
                                                                                                                                                   la (Geschäftsfüher TIERS, Lagos, Nigeria),                         Colin de la Motte-Sherman
                                                      Insgesamt problematisch sind vor allem          Missbrauchsopfer haben Angst, ihren Fall
                                                      die ungenauen Formulierungen der Ge-            bei der Polizei zu berichten. Dies versagt
                                                      setze, die der Öffentlichkeit weitgehende       ihnen die Möglichkeit einer Wiedergutma-
                                                      Interpretationen erlauben. Eine genaue Er-      chung. Das Versagen der Polizei, gemel-
                                                      klärung der Gesetze hat die Regierung ver-      dete Missbräuche zu untersuchen, führte
                                                      säumt. Auch hat sie sich zwar verpflichtet      dazu, dass Straflosigkeit zunehmend tole-          DIE 50. RUND-
                                                      das Anti-Pornographie-Gesetz zu überprü-        riert und sogar vom Staat gestärkt wird.                                          Die 50. Ausgabe des Rund-        Selbstverständlich gilt auch ein sehr großer Dank den
                                                      fen, nach acht Monaten hat eine Überar-                                                            BRIEF-AUSGABE                  briefes von Queeramnesty         Förderer_innen von Queeramnesty, ohne deren Spende die
                                                      beitung jedoch noch immer nicht stattge-        Amnesty International fordert die ugandi-                                         liegt vor Ihnen. Das ist ein     Produktion des Rundbriefes nicht möglich wäre.
                                                      funden.                                         sche Regierung auf, die diskriminierenden                                         Grund zu feiern, zu danken       Der Blick zurück zeigt, wie sich sowohl das Erscheinungs-
                                                                                                      Gesetze aufzuheben. Das Anti-Homosexu-                                            und zurück zu blicken.           bild als auch der Inhalt des Rundbriefes verändert ha-
                                                      Durch das Anti-Homosexualitätsgesetz ver-       alitätsgesetz wurde im August 2014 von                                            Feiern können wir, weil wir      ben. War er anfangs noch in Schwarz-Weiß gehalten, so
                                                      schlechterte sich die Gesundheitsversor-        dem ugandischen Verfassungsgericht au-
                                                                                                                                                                                        es in ehrenamtlicher Arbeit      ist er nun vom weltweit einheitlichen Corporate Design
                                                      gung für LGBTI. Viele Gesundheitsdienst-        ßer Kraft gesetzt, da es im Parlament ohne
                                                                                                                                                        geschafft haben, kontinuierlich und in professioneller Wei-      von Amnesty International geprägt mit seinem einpräg-
                                                      leister fuhren ihre Leistungen für LGBTI        beschlussfähige Mehrheit verabschiedet                                                                             samem Gelb und Schwarz, illustriert durch informatives
                                                                                                                                                        se den Stand der Menschenrechte von LGBTI auf der gan-
                                                      zurück aus Angst, sich selbst im Falle          wurde. Auch das Anti-Pornographie-Gesetz
                                                                                                                                                        zen Welt zu dokumentieren. Dies geschah in oft schwieriger       Bildmaterial.
                                                      einer Behandlung strafbar zu machen.            und das Public-Order-Management-Gesetz
                                                                                                                                                        Arbeit, die für viele nach außen hin unsichtbar blieb. Zu         Auch die Inhalte wurden vielfältiger: So wie das Arbeits-
                                                      Nachdem Fälle bekannt wurden, in denen          wurden vor dem Verfassungsgericht ange-
                                                      Gesundheitsarbeiter_innen ihre Schweige-        fochten, die Verfahren dauern noch an.            feiern ist außerdem, dass wir mit dieser Publikation Schritt      gebiet unserer Gruppe, umfasste die Ausgaben anfangs
                                                                                                                                                        für Schritt an der Verwirklichung der Menschenrechte von          hauptsächlich das Thema Homosexualität, inzwischen
                                                                                                                                                        LGBTI mitwirken.                                                  können Sie auch Artikel zu Menschenrechtssituationen
                                                                                                                                                                                                                          von trans- und intergeschlechtlichen Menschen lesen.
                                                                                                                                                                                                                          Wir danken all unseren Leser_innen für ihre Treue und

                                                      NIGERIA: „SCHWEIGEN IST
                                                                                                                                                        Damit sind wir auch beim Danken: Zuallererst gilt den
                                                                                                                                                        zahlreichen Redakteur_innen unser Dank, die unermüdlich           hoffen, auch in Zukunft mit unserem Rundbrief Ihr Inter-
                                                                                                                                                        den Kontakt zu unterschiedlichsten Autor_innen gehalten           esse zu erreichen!

                                                      GOLD“ ODER EHER NICHT?
                                                                                                                                                        haben, die außergewöhnliche Artikel schrieben. Die Grafi-
                                                                                                                                                        ker_innen bereicherten den Rundbrief durch ihre Gestal-
                                                                                                                                                        tungsideen. Lange wurde jede Ausgabe noch von Hand ein-           Rupert Haag
                                                                                                                                                        getütet und zur Post gebracht, eine mühevolle Kleinarbeit.        Gruppensprecher der Themenkoordinationsgruppe Queeramnesty
                                                      Man könnte meinen, dass Nigeria bereits         in dem Armut weit verbreitet ist. Dieser
                                                      ausreichend Probleme hat, z.B. mit der          Dokumentarfilm ist entstanden durch die
                                                      extremistischen Gruppe Boku Haram, in-          Zusammenarbeit mit der nigerianischen
                                                      terreligiösen Konflikten, Korruption mit Öl     Organisation TIERS (The Iniative for Equal
                                                      verseuchten Landschaften. Doch das Land         Rights) kurz vor der Unterzeichnung eines
                                                      schafft sich weitere Probleme durch die         „Anti-Homosexuellen-Gesetzes“.
                                                      weit verbreitete Unterdrückung von homo-        Das Gesetz (offiziell: The Same-Sex Marri-
                                                      sexuellen Menschen, der Diskriminierung         age [Prohibition] Act 2013) kriminalisiert
                   Foto: Peter-Tatchell Foundation    von NGOs, die Geld aus dem Ausland be-          homosexuelle Handlungen mit Gefäng-
                                                      ziehen und repressiven Gesetzen.                nisstrafen von bis zu 14 Jahren. Jegliche
Demo in London von Menschen, die aus ihrem
                                                                                                      Aktivitäten von Klubs und Vereinen, sogar
 Land (Nigeria) fliehen mussten aufgrund der
                                                      Der Film „Veil of Silence“ (Schleier des        indirekte öffentliche Darstellungen von
                 Anti-Homosexuellen-Gesetze.
                                                      Schweigens) zeigt, wie schwer es für ho-        gleichgeschlechtlichen Verhältnissen kön-
                                                      mosexuelle Menschen ist, zu überleben, in       nen mit bis zu 10 Jahren Gefängnis be-
                                                      Nigeria, diesem eigentlich reichen Land,        straft werden.

Seite 4 QUEERAMNESTY-Rundbrief Ausgabe      Nr. 50   Frühjahr 2015, www.queeramnesty.de                                                                                                                                      QUEERAMNESTY-Rundbrief Ausgabe Nr. 50, Frühjahr 2015, www.queeramnesty.de Seite 5
HONDURAS: HOMOPHOBE MORDE UND STRAFFREIHEIT
QUEERAMNESTY BEIM
       HAMBURG PRIDE –
       CHRISTOPHER STREET DAY 2014
         Queeramnesty beteiligte sich im Sommer mit tatkräfti-                         Unterstützung erhielt Queeramnesty bei der Demonstrati-
         ger Unterstützung anderer Gruppen aus dem Amnesty-                            on unter anderem auch von Donny Reyes, einem LGBTI-
         Bezirk Hamburg und vieler Freund_innen am Hamburg                             Aktivisten aus Honduras, der dort aufgrund seines Enga-
         Pride - Christopher Street Day (CSD). Mit einer politi-                       gements vielerlei Repressionen ausgesetzt ist und sich
         schen Fußgruppe bei der Parade durch die Hamburger                            deshalb derzeit auf Einladung der Hamburger Stiftung für
         Innenstadt und mit einem gutbesuchten Stand beim                              politisch Verfolgte für längere Zeit in Hamburg aufhält.
         Straßenfest auf dem Jungfernstieg demonstrierten die
                                                                                                                                                                                                                         Oben links: Erinnerung an den ermordeten
         Teilnehmer_innen für die Menschenrechte von Les-                              Rund 8.000 Aufkleber mit der Hauptforderung „Liebe
                                                                                                                                                                                                                         LGBTI-Aktivisten David Kato aus Uganda.
         ben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen                         ist ein Menschenrecht“ wurden zusammen mit vielen
                                                                                                                                                                                                                         Oben rechts: Fussgruppe auf der Langen Reihe,
         (LGBTI) weltweit.                                                             Helfer_innen unter den Teilnehmer_innen der Parade
                                                                                                                                                                                                                         angeführt von den beiden Gruppensprecher_innen
                                                                                       und den Zuschauer_innen am Straßenrand verteilt, so
                                                                                                                                                                                                                         Unten rechts: Erinnerung an Ahmet Yildiz. Er wurde 2008
         Zum ersten Mal führte Queeramnesty den Paradenzug                             dass das Thema Menschenrechte auf diesem Weg über-
                                                                                                                                                                                                                         aufgrund seiner Homosexualität von seinem Vater ermordet.
         mit einem großen Banner und aussagekräftigen Pla-                             all auf der Veranstaltung präsent war – auch in diversen
         katen an - hinter dem Lesben- und Schwulenverband                             TV-Beiträgen und Fotogalerien.                                                                                                    Alle Fotos auf dieser Seite: © Queeramnesty
         Deutschland (LSVD) mit Jugendlichen aus der Partner-
         stadt St. Petersburg und einem symbolischen Galgen,                           Zwei Plakate („Homophobie tötet“ und „Schluss mit
         der die besondere Situation von Homosexuellen in Län-                         Todesstrafe für Homosexualität“) schafften es sogar in
         dern wie dem Iran oder dem Jemen deutlich machen                              eine dpa-Meldung und wurden von vielen Medien zitiert
         sollte. Dort und in fünf weiteren Ländern droht Homo-                         – ein großer Erfolg für diese Demonstration!
         sexuellen immer noch die Todesstrafe.

                                                   fes
                                des R    undbrie
                        t_innen                          ,
               bonnen                       sparernsion
     Liebe A
                              s t e n z u           e
                                                                                                                                                  20 JAHRE QUEERAMNESTY!
          n S i e uns Ko der Papiernvieren.
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                                                                                                                                                  Bald ist es soweit und Queeramnesty wird 20 Jahre jung! Damals wie heute setzt sich unsere Gruppe – früher noch
          S
 indemRundbrief als                                                                    MIT EINER MEHRHEIT VON 40:38 STIMMEN STIMMTE               unter dem Namen „MerSI - Menschenrechte und Sexuelle Identität“ – im Kampf für Menschenrechte von LGBTI
                                                            t an
   den                                  e i n e  N achrich                             DAS ESTNISCHE PARLAMENT AM 9. OKTOBER FÜR                  weltweit ein. Haben Sie Fotos oder Flyer von vergangenen Aktionen und Veranstaltungen? Nennen Sie sogar die erste
                          afür ein a m n e s t y . d
                                   fach                  e                                                                                        Ausgabe des Rundbriefes Ihr Eigen? Dann schreiben Sie uns an rundbrief@queeramnesty.de
                    n s d           r                                                  EIN GESETZ, DAS GLEICHGESCHLECHTLICHEN
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                              uee                                 f
         ru n                                     d e n R undbrie                      PAAREN EINE REGISTRIERUNG IHRER PARTNER-                   Für eine potentielle Ausstellung und Dokumentationszwecke bitten wir alle langjährigen Wegbegleiter_innen – ob
                                       die Si   e
                                       ber                                             SCHAFT ERMÖGLICHT. VOR INKRAFTTRETEN AB                    Mitglied, obsessive Sammler_in, Fotograf_in oder Fan – Ihre Schubladen, Aktenordner und Schränke zu durchwühlen
                  a i l - A d resse, ü öchten.
              E-M                    nm            ng!                                                                                            und uns geschichtsträchtige Queeramnesty-Materialien aufzulisten und das an uns zu schicken.
      mit der               beziehe re Unterstützu                                     2016 SIND ZUNÄCHST NOCH WEITERE HIERMIT
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               Vielen D                                                                                                                           Wenn Sie Ihre Materialien nicht zurück haben wollen – oder uns Kopien schicken – werden sie nach der Verwendung
                                                                                       MENDEN AUSGABE WERDEN WIR ÜBER DIE DEM                     an das Archiv des Schwulen Museums in Berlin gespendet.
                                                                                       PARLAMENTSBESCHLUSS VORAUSGEHENDE GESELL-
                                                                                       SCHAFTLICHE DEBATTE BERICHTEN.                             Wir freuen uns über sämtliches Material ob als Kopie oder Original!

Seite 6 QUEERAMNESTY-Rundbrief Ausgabe   Nr. 50   Frühjahr 2015, www.queeramnesty.de                                                                                                                                    QUEERAMNESTY-Rundbrief Ausgabe Nr. 50, Frühjahr 2015, www.queeramnesty.de Seite 7
HONDURAS: HOMOPHOBE MORDE UND STRAFFREIHEIT
Freiburg: Zum ersten Mal seit
12 Jahren fand wieder ein CSD in Freiburg

                                                                                                                                                           Foto: Queeramnesty Freiburg
statt. Natürlich war Queeramnesty dabei,
       auch wenn ein geplanter Infostand
 nach der Parade dem strömenden Regen
            zum Opfer fiel. Trotzdem war es
              ein toller Erfolg, auch medial.

  IMPRESSUM
  POSTANSCHRIFT                                                         BEZIRKSGRUPPE BERLIN
  QUEERAMNESTY Themenkoordinationsgruppe | Amnesty International e.V.   Stephan Cooper, Tel: 030 / 796 28 74 oder 0179 / 679 36 78
  Postfach 30 22 26 | 10753 Berlin                                      berlin@queeramnesty.de | www.queeramnesty-berlin.de

  GRUPPENSPRECHER                                                       BEZIRKSGRUPPE FRANKFURT
  Rupert Haag, info@queeramnesty.de                                     mail@amnesty-frankfurt.de

  SPENDENKONTO                                                          BEZIRKSGRUPPE HAMBURG
  Amnesty International, Stichwort: “Spende Gruppe 2918”                Ben Reichel, Dortje Schirok, Tel: 040/60 94 20 58 | info@queeramnesty-hamburg.de
  Bank für Sozialwirtschaft Köln, BIC: BFSWDE33XXX (BLZ 370 205 00)     www.queeramnesty-hamburg.de
  IBAN : DE23 3702 0500 0008 0901 00 (SPENDENKONTO 80 90 100)
                                                                        BEZIRKSGRUPPE KÖLN
  IN KOOPERATION MIT                                                    John Witulski | koeln@queeramnesty.de
  Amnesty International Schweizer Sektion, Gruppe Queeramnesty
  Spendenkonto: Postkonto 82-645780-9                                   BEZIRKSGRUPPE LEIPZIG
                                                                        Lena Perleth | queeramnesty.leipzig@gmx.de
  Amnesty International Österreich, Gruppe Queeramnesty
  Spendenkonto: AI Österreich                                           BEZIRKSGRUPPE MÜNCHEN
  PSK 1.030.000, BLZ 60.000, Verwendungszweck: Netzwerk LGBTI-Rechte    Flu Bäurle, Tel: 0176 / 77 51 73 01 | muenchen@queeramnesty.de

                                                                        BEZIRKSGRUPPE FREIBURG
  Chefredaktion: Colin de la Motte-Sherman (V.i.S.d.P.)                 queer@amnesty-suedbaden.de
  Redaktionelle Mitarbeit: Claudia Beier
  Layout: Claudia Becker                                                ÖSTERREICH
  Druck: DRUCKSTUDIO, Werbeagentur der Druckhaus Frankfurt GmbH,        A-WIEN
  Lindenallee 30, 15890 Eisenhüttenstadt                                Queeramnesty Österreich | Moeringgasse 10 | 1150 Wien
  Auflage: 4.500                                                        Tel: 0043 1 7 80 08 | Fax: 0043 1 7 80 08 44 | queer@amnesty.at
                                                                        www.queeramnesty.at

                                                                        SCHWEIZ
                                                                        CH-ZÜRICH
                                                                        Queeramnesty | Postfach 1306 | CH-8048 Zürich
  Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt             Tobias Simon Mäder, Tel: 0041 41 79 373 91 99
  die Meinung von Amnesty International oder der Redaktion wieder.      info@queeramnesty.ch | www.queeramnesty.ch
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