Manuskript zum Gottesdienst am 10.5.2020 - 10 Uhr Elisabethkirche

Die Seite wird erstellt Barbara Hennig
 
WEITER LESEN
Manuskript zum Gottesdienst am 10.5.2020 - 10 Uhr Elisabethkirche
Manuskript zum Gottesdienst am 10.5.2020 - 10 Uhr Elisabethkirche
                                      von Pfr. Ralf Hartmann

Vorrede
Herzlich willkommen zum Gottesdienst aus der Elisabethkirche.
Schön, dass Sie heute dabei sind!
In unserer Kirche wird heute der erste Gottesdienst nach der langen Corona-Pause gefeiert. Mit viel
Abstand und mit Mund-Nase-Schutz. Das ist ungewohnt und fällt nicht leicht.
Heute würden wir unter normalen Bedingungen den Sonntag Kantate feiern. Kantate - das heißt auf
Deutsch: Singt! Aber dieser Sonntag ist leider alles andere als 'normal'. Wir dürfen als Gemeinde
gerade nicht gemeinsam singen, wenn wir einander schützen wollen.
Deshalb ist folgender Plan entstanden: so schwer es heute auch fällt - wir müssen den festlichen
Gottesdienst zu Kantate verschieben. Aber wir feiern ihn nach! Und zwar: an dem ersten Sonntag
nach Corona, wenn das Singen im Gottesdienst wieder erlaubt ist. -
Und nun hören wir auf den Klang unserer Glocken.
Glockengeläut

Orgelvorspiel

Begrüßung und Psalm

 Friede sei mit Euch und mit der ganzen Welt!
 Wir feiern diesen Gottesdienst
 im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 Liebe Gemeinde,
 gesund sein oder krank sein,
 einen anderen pflegen oder selbst Pflege brauchen -
 das sind Themen, die viele von uns in diesen Tagen umtreiben.

 Wir beten dazu mit den alten Worten Israels aus Psalm 41:
    "Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt!
    Den wird der HERR erretten zur bösen Zeit.
    Der HERR wird ihn bewahren und beim Leben erhalten
    und es ihm lassen wohlgehen auf Erden
    und ihn nicht preisgeben dem Willen seiner Feinde.
    Der HERR wird ihn erquicken auf seinem Lager;
    du hilfst ihm auf von aller seiner Krankheit." Amen

 Vom krank sein und gesund werden handelt auch das Lied 383
 in unserem Gesangbuch. Darauf hören wir.

Evangelisches Gesangbuch Lied 383, 1 - 2 + 4

 1. Herr, du hast mich angerührt. / Lange lag ich krank danieder,
    aber nun – die Seele spürt: / Alte Kräfte kehren wieder.
    Neue Tage leuchten mir. / Gott, du lebst. Ich danke dir!

 2. Dank für deinen Trost, o Herr,
    Dank selbst für die schlimmen Stunden,
    da im aufgewühlten Meer / sinkend schon ich Halt gefunden.
    Du hörst auch den stummen Schrei, / gehst im Dunkeln nicht vorbei.

 4. Langer Nächte Unheilsschritt
    muss mich nun nicht mehr erschrecken.
    Um mich her das Schöpfungslied / soll sein Echo in mir wecken.
    Neue Quellen öffnen sich. / Gott, du lebst. Ich lobe dich!

Lesung Predigttext:
    Der barmherzige Samariter - Lukasevangelium Kap. 10, 25 - 37 (bitte zuerst lesen)
Predigt

Liebe Gemeinde,
Sie kennen es alle: das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
Auf einer staubigen Straße wird ein Mann von Räubern überfallen.
Sie verprügeln ihn, rauben ihn aus und werfen ihn halbtot in den Dreck.
Zwei angesehene Bürger kommen vorbei.
Sie lassen ihn liegen - warum, wird nicht gesagt.
Aus Angst? Aus Bequemlichkeit? Weil sie keine Zeit hatten?
Für den Fortgang der Geschichte ist das nicht wichtig.
Jesus geht es um den dritten Passanten.
Den, der sich ein Herz fasst.
Ein Ausländer. Heute wäre es vielleicht ein Muslim oder ein Farbiger.
Berührungsängste wären vorprogrammiert.

Aber dieser Eine hat Mitleid.
Er tut, was nötig ist.
Verbindet dem Verletzten seine Wunden.
Setzt ihn auf sein Reittier und bringt ihn in ein Gasthaus.
Und dann steht da in der Bibel der unscheinbare Satz:
"Er pflegte ihn."
Das soll wohl heißen: Er nahm sich Zeit.
Hat sich an das Bett des Verletzten gesetzt.
Hat freundlich mit ihm gesprochen.
Sich seine Geschichte angehört.
Vielleicht ein paar tröstende Worte gesagt.
Sanft die Wunden gewaschen. Saubere Verbände angelegt.
Mit ihm gelacht. Hoffnung gemacht.

Aber dann muss er seine Reise fortsetzen.
Und er weiß: die Pflege des Kranken, die muss noch weitergehen.
Das ist ihm wichtig. Und er läßt sie sich etwas kosten.
Er bezahlt den Gastwirt im Voraus.
Und verspricht, den Rest bei seiner Rückkehr zu begleichen.

Wenn ich mir diesen Samariter ansehe, dann denke ich unwillkürlich:
Ein toller Mann! Ein Meister der Pflege!
Schade, dass er nur im Gleichnis vorkommt.
Wo man doch an ihm so gut sehen kann, wie ein Mensch
für einen anderen zum Nächsten wird, zum Mitmensch.
Und immerhin: dieser Samariter wurde ja zum Ersten
in einer langen Reihe von Menschen, die ihm nacheifern - bis heute:
engagiert, barmherzig und voller Mitleid für andere.
Liebe Gemeinde,
warum erzähle ich Ihnen von diesem Mann - im ersten Gottesdienst
nach der langen Corona-Pause?
Ich tue es, weil in der Pflege der Kranken offenbar
ein Geheimnis unseres christlichen Glaubens verborgen ist.

Im Neuen Testament gibt es eine weitere Stelle, die das bezeugt.
Es ist das Gleichnis vom Weltgericht beim Evangelisten Matthäus.
Da wird beschrieben, was am Ende der Zeit wichtig sein wird.
Erstaunlicherweise gehört der Umgang mit den Kranken dazu.
Denn der Weltenrichter sagt:
"Ich war krank, und ihr habt euch um mich gekümmert."
Was für ein schöner, wichtiger Gedanke!
Und was für eine Verheißung, die uns gegeben ist:
Die Fürsorge für die Kranken öffnet die Tür ins ewige Leben!

Diese biblische Tradition hat auch die Namensgeberin unserer Kirche von Kindheit an geprägt. Für
Elisabeth von Thüringen war die liebevolle Pflege der Kranken mehr als nur eine diakonische
Pflicht.
Immer wieder hat sie das Geheimnis in Worte gefasst,
das mit der Pflege der Kranken verbunden ist.
Elisabeth war überzeugt: Wenn sie einen Kranken gepflegt hat,
war es genauso, als ob sie Christus selbst
gewaschen, verbunden und mit Salbe eingerieben hat.

Liebe Gemeinde,
es ist wie ein roter Faden, der sich überall wiederfindet:
im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, im Gleichnis vom Weltgericht, im Leben der Heiligen
Elisabeth. Überall spiegelt sich
eine ausgesprochene Hochachtung für Menschen, die Kranke pflegen!

Und damit möchte ich Ihr Augenmerk nun auf einen besonderen Tag lenken. Und zwar: auf
Übermorgen, Dienstag, den 12. Mai.
Das ist - auf der ganzen Welt - der Tag der Pflegenden!
In diesen Tagen von Corona,
dürfte ja nun auch der Letzte verstehen, wie wichtig ihr Dienst ist.
Viele von ihnen setzen die eigene Gesundheit aufs Spiel.
Sie machen Überstunden. Gehen oft bis an ihre Grenzen.
Sie müssen häufig improvisieren, Notfälle meistern, auch unter Druck noch 100 % Leistung bringen.
Bei alledem sollen sie für Patienten und Kollegen ein offenes Ohr haben,
freundlich sein und möglichst immer irgendwie die Ruhe behalten.

Dieser Einsatz wird zurecht im Moment vielfach gewürdigt:
Menschen applaudieren auf den Balkonen oder überreichen Blumen.
Das sind wichtige Gesten, die gut tun.
Aber mittlerweile wird auch deutlich, dass freundliche Gesten allein
nicht reichen. Es muss auch ein Umdenken in der Politik folgen:
weg von der Privatisierung des Gesundheitswesens, wo alles nur noch unter wirtschaftlichen Inter-
essen betrachtet wird.
Hin zu einer guten Mischung aus staatlicher Gesundheitsfürsorge
und privaten Dienstleistungen. Unter dem Strich muss dabei für die
Pflegenden ein deutliches Plus auf dem Gehaltszettel herauskommen.

Der 12. Mai 2020 ist der Tag der Pflegenden.
Aber er ist auch der 200. Geburtstag einer Frau,
die im evangelischen Bereich eher stiefmütterlich behandelt wurde.
Sie hieß Florence Nightingale.
Ihre Eltern waren reich und fromm und unterstützten Arme und Kranke.
Aber der jungen Frau genügte das nicht.
Während einer großen Grippe-Epidemie 1837 in England entschloss sie sich gegen den Wider-
stand ihrer Eltern Krankenpflegerin zu werden.
Sie absolvierte eine kurze Ausbildung in Kaiserswerth und leitete danach ohne Bezahlung ein
Pflegeheim in England.
1853 reiste sie auf die Halbinsel Krim, wo sie zusammen mit anderen Pflegerinnen über 10.000
Verwundete des Krimkrieges versorgte. Dort bekam sie auch ihren Spitznamen. Man nannte sie
seitdem "Die Lady mit der Lampe", weil sie nachts oft mit der Lampe in der Hand durch die Laza-
rette lief und nach den Kranken gesehen hat.
Zurück in England sorgte sie dafür, dass Krankenpflege endlich als Ausbildungsberuf anerkannt
wurde. Sie gründete die erste Schwesternschule, sie veröffentliche Lehrbücher und bekam 1907 als
erste Frau den "Orden für hohe Verdienste um das Britische Reich und die Menschheit". Dabei war
sie auch international gut vernetzt. So geht zum Beispiel auch die Gründung des Roten Kreuzes
ganz wesentlich auf ihre Anregung zurück.
Florence Nightingale starb im hohen Alter von 90 Jahren. Sie gilt bis heute als die Erfinderin der
modernen Krankenpflege.
Es ist also nur passend, dass an ihrem Geburtstag, dem 12. Mai,
einmal die Pflegerinnen und Pfleger ganz im Mittelpunkt stehen.

Liebe Gemeinde,
Pflege in Zeiten von Corona - die bedeutet viel Mühe und Arbeit.
Sie bedeutet Zuwendung zu Menschen,
denen man manchmal nur begrenzt helfen kann.
Auch der barmherzige Samariter wusste nicht,
ob seine Hilfe am Ende ein Leben retten würde.
Er war einfach für den Menschen da, der Hilfe brauchte. Nur das zählte.
So wie es auch heute zählt.
Nicht nur in Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Sondern auch da, wo Angehörige, Freunde oder Nachbarn
einen Kranken in seinem häuslichen Umfeld versorgen.
Dort, ganz im Verborgenen, zeigen sich die wahren Heldinnen und Helden unserer Zeit: sie packen
mit an, sie nehmen sich Zeit,
sie halten auch manches Schwere mit aus.
Und sie lassen die nicht allein, die Hilfe brauchen.
Sie sind die Samariter unserer Zeit.

Der 12. Mai - er ist wahrhaftig ein Tag, um dankbar zu sein.
Dankbar für alle, die in der Pflege tätig sind -
zuhause oder an ihrem Arbeitsplatz.
Und vielleicht fällt uns ja am Dienstag auch etwas ein,
um diesen Dank sichtbar zu machen:
Blumen, eine Karte, Schokolade, eine Flasche Wein -
das ist nicht viel. Aber es sagt auf ganz schlichte Weise:
Gut, dass es Dich gibt! Und dass Du diese wichtige Arbeit tust!
Für uns alle.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft,
der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Evangelisches Gesangbuch Lied 416

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass du mich trachten: nicht, dass ich getröstet werde,
sondern dass ich andere tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich andere verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich andere liebe.

Denn wer da hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.
Gebet

Wir bringen unseren Dank und unsere Fürbitten im Gebet vor Gott.
Das tun wir angelehnt an ein ökumenisches Gebet aus der Pfalz:

"Treuer und barmherziger Gott!
Du gibst Zuversicht, wenn sich in uns Unsicherheit breitmacht.
Du bist uns nahe, wenn wir auf Distanz zueinander gehen müssen.
Du hältst uns in deiner Hand, wenn wir den Halt zu verlieren drohen.
Dafür danken wir dir.

Heute kommen wir zu dir mit unseren Sorgen und Ängsten,
aber auch mit unserer Hoffnung auf deine Hilfe.
Wir bitten dich: für alle Menschen, die sich mit dem Corona-Virus
angesteckt haben und erkrankt sind;
für alle Angehörigen, die in tiefer Sorge sind und nach Halt suchen;
für alle Verstorbenen und für die, die um sie trauern;
für alle, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben und um ihre Existenz fürchten;
für alle, die sich überfordert fühlen.
Sei ihnen allen nahe und schenke ihnen Heilung, Trost und Zuversicht.
Wir bitten dich auch:
für alle Ärztinnen und Ärzte, für alle Pflegenden
in den Kliniken, Seniorenheimen und Hospizen;
für alle, die Verantwortung tragen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft;
für alle, die uns Tag und Nacht mit dem versorgen,
was wir zum Leben brauchen;
und wir bitten auch für alle, die ehrenamtlich anderen helfen.
Sei du ihnen nahe und gib ihnen Kraft, Mut und Zuversicht.

Und wir bitten dich für uns selbst, Gott:
Lass uns trotz aller Sorge um das eigene Wohlergehen
den Blick für die anderen nicht verlieren.
Stärke in uns die Bereitschaft, Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Hilf uns, das Unsere dazu beitragen,
dass andere Menschen nicht gefährdet werden.
Erhalte in uns die Hoffnung auf dich, unseren Herrn und Gott,
der uns tröstet wie eine liebende Mutter.
Und lass uns nicht daran zweifeln,
dass du allen Kranken und Notleidenden hilfst.

Dir vertrauen wir uns an mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Abkündigung

Den nächsten Gottesdienst feiern wir hier in der Elisabethkirche am kommen-
 den Sonntag wieder um 10 Uhr und wieder mit begrenzter Teilnehmerzahl.
Gleichzeitig setzen wir aber auch die Audio-Gottesdienste auf unserer
Internetseite fort. Und sie können den Ablauf des Gottesdienstes immer auch
gedruckter Form hier in der Kirche bekommen.

Und nun bitten wir Gott um seinen Segen. Dazu hören wir auf eine Strophe
aus Lied 391 ‚Jesu, geh voran‘

Lied 391, 4 Str.

     4.   Ordne unsern Gang, / Jesu, lebenslang.
          Führst du uns durch raue Wege,
          gib uns auch die nöt’ge Pflege;
          tu uns nach dem Lauf / deine Türe auf.

Segen
Es segne und behüte uns
der allmächtige und der barmherzige Gott -
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen

Orgelnachspiel
Sie können auch lesen