Matchmaking Cookbook - Pro Helvetia
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Matchmaking Cookbook 2018
2 Vorwort
3 Was ist Matchmaking? In diesem Zusammenhang beschreibt der Begriff “Matchmaking” eine aktive und zielgerichtete Anstrengung, Projekte der digitalen Kreation mit Investoren, Produzen- ten, Verlagen und anderen zusammenzuführen. Die Hypothese ist, dass diese Treffen passende Paare von Kreativen und Unterstützern bilden und so das Potenzial beider erschliessen. Matchmaking-Dienstleistungen oder -Formate helfen Kreativen, ihr Produkt oder Studio auf ein höheres Niveau zu bringen, indem sie sich mit nationalen und internationalen Branchenakteuren treffen, Synergien schaffen und Kooperatio- nen anstossen. Engagement Migros – “Match-Making-Modul” am Ludicious Zurich Game Festival 2018. – ©Viktor Vogt Der Schlüssel zu jedem Matchmaking ist es, die Bedürfnisse junger Designer und Entwickler im Voraus zu ermitteln und nur Treffen mit Menschen zu vereinbaren, die gemeinsame Werte und Bedürfnisse teilen. Dieses personalisierte und kuratierte Matchmaking-Format für beide Seiten spart für beide Seiten Zeit und schafft harmo- nische und konkrete Synergien. Der Erfolg des Matchmaking beruht auch auf dem kurz vor der Veranstaltung organisierten Einzelcoaching, bei dem für jedes geplante Meeting individuelle Strategien festgelegt werden. Das Matchmaking-Format ist in Bereichen wie der Film- oder Musikindustrie bereits weit verbreitet, aber noch nicht im Markt für digitale Kreation. Matchmaking darf nicht mit einer digitalen Matchmaking-Plattform oder App ver- wechselt werden, die die Navigation in Veranstaltungsdatenbanken erleichtert, um Meetings einzurichten – diese Apps können jedoch auf Stufe 3 verwendet werden.
4 Wer braucht dieses Cookbook? Wenn Sie die in diesem Cookbook beschriebenen Schritte befolgen, können Sie Anfängerfehler vermeiden und ein qualitativ hochwertiges Matchmaking durchführen. Wenn es Ihre Aufgabe ist, digitale UnternehmerInnen und InvestorInnen zusammen- zubringen, führt Sie dieses Cookbook durch die wichtigsten Elemente. Allerdings ist jeder Match anders, und so muss sich Ihr Ansatz an die spezifischen Umstände anpassen. Wer hat dieses Cookbook gemacht? Dieses Cookbook wird von Engagement Migros, der Förderfonds der Migros-Gruppe, in Zusammenarbeit mit der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Programme von Pro Helvetia für interaktive Medien (GameCulture, Mobile) haben die Kreativschaffenden ihren Bedarf an internationalen Geschäftspartnern der Branche artikuliert. Engagement Migros ermöglichte von 2016–18 ein wegweisendes “Match-Making-Modul”, das von der crstl GmbH durch- geführt wurde. Nach der Beendigung dieses 2-jährigen Programms entschied sich Engagement Migros, das Programm Open Source zu betreiben und das gesammelte Know-how der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Engagement Migros ist strate- gischer Partner der Initiative «Kultur und Wirtschaft» von Pro Helvetia und testet neue Förderinstrumente, die kreativen Talenten helfen, sich in der Praxis zu profilieren. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit hostet Pro Helvetia dieses Cookbook auf ihrer Website und entwickelt auch in Zukunft Matchmaking-Möglichkeiten im Bereich der interaktiven Medien. Zudem werden diese Aktivitäten auch auf den Design-Bereich ausgeweitet. Warum Open Source? Wir glauben, dass der Austausch von Erkenntnissen der Schlüssel zu Innovation ist. Und der Austausch von Know-how darüber, wie man digitale Kreative und Start-ups mit Investoren, Kunden und Unterstützern zusammenbringt, wird der gesamten Kreativgemeinschaft helfen. Aus diesem Grund veröffentlichen wir dieses Cookbook unter einer Creative Commons Lizenz.1 Die Lizenz “Attribution-ShareAlike 4.0 In- ternational” (oder CC BY-SA 4.0) bedeutet, dass es Ihnen freisteht, den Inhalt dieses Cookbooks zu teilen und anzupassen, wenn Sie die Urheberschaft nennen und ihr Werk unter der gleichen Lizenz weitergeben. Wir sind überzeugt, dass durch Open Sourcing dieses Cookbooks das Matchmaking, aufbauend auf unseren Erfahrungen, erfolgreich angewendet und weiterentwickelt wird. 1 Mehr Information über Creative Commons Licenses: https://creativecommons.org/licenses/
5 Matchmaking Cookbook
6 Bevor Sie anfangen... Bevor Sie anfangen, Matchmakings zu organisieren, stellen Sie sicher, dass Sie alle notwendigen Zutaten und Werkzeuge sowie ein Team haben: Hauptelemente • Event: Wo findet Ihr Matchmaking statt? des Matchmakings Stehen Sie in Kontakt mit den Orga- nisatoren? Wird es genügend Platz für Meetings geben? • Netzwerk: Ein gutes Netzwerk von Kreativen, Investoren und Kunden ist der Schlüssel zum erfolgreichen Match- making. Anwesenheitslisten vergangener Veranstaltungen helfen, das Publikum einer Veranstaltung zu verstehen. • Wissen: Gute Kenntnisse über die Her- ausforderungen der Branche und Akteure helfen, alle Seiten anzusprechen und zu unterstützen. Team • Ein gutes Team ist entscheidend für ein erfolgreiches Matchmaking. Achten Sie darauf, dass Sie mindestens eine Person pro fünf Projekte haben, die Sie zuordnen möchten! Verwendete • E-Mails Werkzeuge • Veranstaltungsdatenbank • LinkedIn • Google Docs • Google Agenda • Skype • Telefon Achtung! • Sie benötigen ein grösseres Team, je nachdem, ob die Start-ups/Kreativen viel Vorbereitungscoaching benötigen oder nicht!
7 Stufe 1: Scouting Timing: Mindestens 8 Wochen vor der Veranstaltung In dieser Phase ist die Auswahl der teilnehmenden Start-ups und Kreativen entscheidend. Um die besten Matches zu- sammenzubringen, stellen Sie sicher, dass sie diese zentra- len Kriterien erfüllen: • Sie müssen nicht nur eine kreative Vision haben, sondern auch eine Geschäfts- vision mit präzisen Zielen. • Achten Sie bei der Auswahl der Projekte auf Vielfalt. • Stellen Sie sicher, dass die Teilnehmer- Innen das Ziel und das Potenzial des Matchmaking verstehen und ihre Erwar- tungen erfüllen. Engagement Migros – “Match-Making-Modul” am Beyond Cinema, Swiss Digital Showcase, Festival de Cannes 2018. – ©Eleonora Strano Achtung! • Wenn Ihre Auswahl zu homogen ist, kann der Wettbewerb zwischen den Projekten in einem sehr frühen Stadium das Programm beeinträchtigen. • Ein Verpflichtungsschreiben als sehr niederschwellige vertragliche Verein- barung kann sicherstellen, dass die Start-ups Erfolgsgeschichten teilen und so Ihr Matchmaking und Ihre Lernkurve unterstützen.
8 Stufe 2: Matching Timing: Mindestens 6 Wochen vor der Veranstaltung In dieser Phase sind drei Elemente des Spiels entscheidend: Eine eingehende Analyse der Start-ups, die Kontakt- aufnahme zu potenziellen Investoren und ein gründliches Coaching zur Vorbereitung der Gespräche. Analyse • Identifizieren Sie zusammen mit den Start-ups/Kreativen Bedürfnisse, Ziele und Visionen. Wer wäre die perfekte Ergänzung? Ein typisches Arbeitsdoku- ment finden Sie hier. • Treffen Sie sich persönlich mit den Start- ups und Kreativen, um eine persönliche Verbindung und Vertrauen aufzubauen. • Fragen Sie nach konkreten Bedürfnissen (Vertrieb, Produktion, Investitionen, etc.) und ermitteln Sie gemeinsam ideale Partner. Netzwerkausbau • Nutzen Sie Ihr eigenes Netzwerk und Datenbanken (wie Cinando oder Veran- staltungsdatenbanken) und betreiben Sie Desk-Research, um potenzielle Partner zu finden. • Recherchieren Sie gründlich, was Ihre Matches benötigen könnten und wonach sie suchen. Auf diese Weise stellen Sie wichtige Verbindungen für Spiele her. • Teilen Sie die Liste der potenziellen Übereinstimmungen mit den Start-ups und Kreativen, damit sie ihre Kommen- tare hinzufügen können. Coaching • Stellen Sie sicher, dass die Start-ups und Kreativen gut über die Matches, die sie treffen werden, sowie über die verfüg- bare Zeit pro Meeting informiert sind.
9 • Teilen Sie alle verfügbaren Daten mit den Start-ups/Kreativen. • Unterstützung der Start-ups/Kreativen beim Aufbau eines Pitches. Achtung! • Stellen Sie sicher, dass Ihre Kommuni- kation präzise und klar ist – und dass es ein gemeinsames Verständnis über das Ziel gibt. • Sie werden viel Ausdauer brauchen. Einige Investoren sind schwer zu errei- chen oder zu überzeugen. Zielen Sie so hoch wie möglich und geben Sie nicht so schnell auf! • Zuhören, kommentieren, gestalten: So helfen Sie den Start-ups und Kreativen, ihre Kernbotschaften hervor- zuheben.
10 Stufe 3: Making Timing: Vor Ort! Sie sind die Gastgeberin oder der Gastgeber der Match- making-Meetings. Als solcher müssen Sie nicht nur sicher- stellen, dass alles bereit ist, die beiden Parteien begrüssen und einander vorstellen, sondern auch weiteres im Blick behalten: • Achten Sie auf einen ruhigen und ordent- lichen Tagungsraum, der Privatsphäre und Komfort garantiert. • Bereiten Sie die Vorstellungsrunde vor und stellen Sie sicher, dass beide Parteien mit ihrem Gegenüber vertraut sind. • Stellen Sie eine persönliche Verbindung zwischen den Gesprächspartnern her. • Ein Treffen mit einem ausführlichen Ge- spräch dauert mindestens 30 Minuten. Achtung! • Ein informelles Treffen oder Abendessen nach dem Treffen kann dazu beitragen, den Austausch in einem informelleren Rahmen zu fördern. Engagement Migros – “Match-Making-Modul” am Ludicious Zurich Game Festival 2018. – ©Viktor Vogt
11 Stufe 4: Match-Made Timing: Nach der Veranstaltung! Nach dem Matchmaking ist es an der Zeit, eine Bestands- aufnahme zu machen: Wie liefen die Meetings? Sammeln Sie Feedback, um das herauszufinden: • Fragen Sie die Start-ups/Kreative, welche Meetings ihrer Meinung nach zu einem positiven Ergebnis führen könnten. • Fragen Sie die Matches, ob ihre Treffen interessant waren. • Kontaktieren Sie regelmässig die Start-ups und Kreativen, um sich über Neuigkeiten zu informieren. • Unterstützen Sie sie mit Follow-up- Strategien. Engagement Migros – “Match-Making-Modul” am Geneva Digital Market, Geneva International Film Festival 2017 – ©Jean-Luc Andrianasolo
12 Erfolgsgeschichten Dieses Cookbook wurde bei dem von crstl durchgeführten “Match-Making-Modul” von Engagement Migros ange- wendet und bei renommierten Veranstaltungen wie dem Festival de Cannes, South by South West (SXSW), dem Geneva International Film Festival (GIFF) und vielen anderen eingesetzt. Im Folgenden werden die wichtigsten erfolgreichen Fälle präsentiert: Treffen im Beyond Cinema während Vertrieb der Apelab-Spiele “Break des Festival de Cannes 2016: a Leg” und “Sequenced” durch Orange • Ende 2016 unterzeichnet Birdly von Somniacs hat einen Bird apelab vertrieb ihre Spiele “Break a Leg” an mk2 VR verkauft und “Sequenced” über die Orange VR • Ende 2016 unterzeichnet App, eines der größten französischen Somniacs verkauften einen ihrer Birdly, Telekommunikationsunternehmen. einen Motor, der einen mit VR- und Robotertechnologie fliegen lässt, an mk2 VR, den ersten permanenten Treffen am Ludicious Zurich Ort für Virtual Reality in Frankreich. Game Festival 2016: Vertrieb des Everdreamsoft-Spiels “Spells of Genesis” durch All 4 Games (Channel 4) • unterschrieben Mitte 2016 Dank All 4 Games, dem Game Publishing- Arm von Channel 4, konnte EverdreamSoft sein blockchainbasiertes mobiles Karten- spiel “Spell of Genesis” auf den Markt bringen. ©somniacs Treffen im Beyond Cinema während Birdly von Somniacs: Distributions- des Festival de Cannes 2017: vertrag mit mk2 VR • unterzeichnet im Dezember 2017 Schaufenster von VoidLabs VR-Stück Somniacs hat auch einen Vertriebs- “Ximoan” im Festival Nouveau Cinema vertrag mit mk2 VR, der VR-Abteilung 2017 von mk2, der internationalen Film- • unterschrieben im Sommer 2017 produktions-, Verleih- und Vertriebs- “Ximoan”, eine von VoidLab produzierte gesellschaft, abgeschlossen. mk2 VR-Astec-Erfahrung, wurde beim Festival kümmert sich nun um den Verkauf von Nouveau Cinéma in Montréal präsentiert, Birdly in vielen europäischen Ländern. einem der wichtigsten Festivals in Kanada, das immersive Projekte präsentiert.
13 Treffen am Internationalen Filmfestival Genf – Genfer Digitalmarkt 2017: Martin Hertigs Arbeiten wurden beim Sheffield Festival 2018 und auf der natio- nalen und internationalen Tournee von Benjamin Muzzin präsentierte Sheffield Alternate Realities präsentiert. seine Arbeiten bei SAT in Montréal • unterzeichnet April 2018 • unterzeichnet im Januar 2018. Der Digitalkünstler Martin Herting präsen- Benjamin Muzzin präsentierte eines tierte sein Stück “Sensible Data” and seiner vollständigen Kuppelstücke, “Mixed Emotions” auf dem Sheffield Festi- «Les Lendemains D’hier», an der val, einem der wichtigsten Festivals in Pionierstätte für immersive Technolo- Großbritannien, mit immersiven Projekten. gien, dem SAT. Die Alternate Realities’ Tour brachte Martin Hertig Arbeiten zum Centre Phi Benjamin Muzzin wurde im Rahmen Montréal und zum National Science and der Konferenz “Into Worlds” der Berliner Media Museum in Bradford. Festspiele Immersive vorgestellt. • unterzeichnet im Februar 2018 Der Medienkünstler Benjamin Muzzin präsentierte seine Ganzkuppelarbeit «Les Lendemains D’hier» während der Konferenz der Berliner Festspiele Immersive, die mehrere Bereiche der immersiven Kunst wie körperliche Technik und spirituelle mentale Prak- tiken untersuchte. Vidéo-Clip vom Kairos Studio urauf- ©Martin Hertig geführt bei NOWNESS • unterzeichnet Ende Februar 2018 Martin Hertig präsentierte seine Arbeiten Kairos Studio hatte die Möglichkeit, auf der Ars Electronica 2018. einen Videoclip für die Schweizer Band • unterzeichnet im Juni 2018 All XS “Soft as Ice” auf der führenden Der Digitalkünstler Martin Herting prä- Kunst- und Kulturplattform NOWNESS sentierte seine Arbeit “Sensible Data” zu präsentieren. auf der Ars Electronica in Linz – einem Pionierfestival in Europa zur Erforschung der digitalen Kunst und Medienkultur. ©Kairos Studio
14 Über Engagement Migros Der Entwicklungsfonds Engagement Migros unterstützt zukunftsweisende Projekte, die sich den Herausforderungen des sozialen Wandels stellen. Sie gehen neue Wege und erproben zukunftsweisen- de Lösungen. Engagement Migros wird von den Unternehmen der Migros-Gruppe durch einen jährlichen Beitrag von rund CHF 10 Mio. ermöglicht. Seit 2012 ergänzt es das Migros-Kulturprozent. Über Pro Helvetia Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia fördert Schweizer Kunst und Kultur mit Blick auf ihre Vielfalt. Sie unterstützt Projekte von gesamtschweizerischer Bedeutung im In- und Ausland. Die Akti- vitäten von Pro Helvetia sind die Förder- ung des künstlerischen Schaffens, der Kulturaustausch in der Schweiz und mit dem Ausland, die Unterstützung von neuen kulturellen Impulsen, die Nach- wuchsförderung und die Unterstützung der Kunstvermittlung.
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