April 2020 - Mauer Unternehmensberatung

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April 2020 - Mauer Unternehmensberatung
April 2020
Was unterscheidet den Vorreiter vom Verfolger?
Nachschau unserer Veranstaltung am 3. März 2020 auf der Achalm zum
Innovationsmanagement bei mittelständischen Unternehmen

Am 3. März 2020 trafen sich auf Einladung der Mauer Unternehmensberatung GmbH führende
Unternehmen aus der Region, um vor dem Hintergrund der laufenden massiven Veränderungen über
Innovationsmanagement für mittelständische Unternehmen zu diskutieren. Motto der Veranstaltung war
deswegen: „Was unterscheidet den Vorreiter vom Verfolger?“

Alle fordern, Deutschland müsse innovativer werden, aber was ist konkret zu tun?

Im tollen Ambiente des Achalm Hotels in Reutlingen präsentierten vor zahlreichen Gästen
mittelständische Unternehmen wie die ElringKlinger AG, CureVac AG, Compart AG, Murrelektonik
GmbH und die Reiff-Gruppe ihre Aktivitäten, um weiterhin innovativ zu bleiben und damit auch die Nase
vorne zu behalten.

Die vorgestellten Ansätze und Modelle unterschieden sich im Detail teilweise sehr, so dass die Gäste
der Veranstaltung eine bemerkenswerte Vielfalt an Impulsen, Ideen und Anregungen für das eigene
Unternehmen präsentiert bekamen.

Am Ende der Veranstaltung war allen Beteiligten bewusst, es gibt nicht das „eine Modell“ als Blaupause
für den Mittelstand, denn zu verschieden sind die Voraussetzungen und Zielsetzungen der jeweiligen
Unternehmen. Jedes Unternehmen muss zunächst seine eigene Positionierung ungeschminkt und
realistisch bestimmen, um auf dieser Basis seine Potenziale für Innovationen und Digitalisierung zu
definieren, so Dr.-Ing. Klaus Dieter Sauter von der Mauer GmbH. Und weiter: Wer seine
Möglichkeiten nicht (er)kennt, läuft mit seinen Entwicklungen in die falsche Richtung und verirrt sich -
fatal für mittelständische Unternehmen mit kleinen Budgets und geringer Innovationskultur. „Wir können
mit unseren Ingenieuren und Wirtschaftsprüfern dabei helfen, die Innovations- und
Entwicklungspotenziale zu identifizieren im Rahmen unseres ganzheitlichen Ansatzes“, so Sauter
weiter.
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Einig war man sich auch, dass das klassische mittelständische Muster, die inkrementelle
Innovationmethode, sprich die kontinuierliche Verbesserung bestehender Produkte, alleine nicht mehr
ausreicht, um auch zukünftig erfolgreich zu bleiben. Vielmehr stehen vor allem die Zuliefererindustrie
und die Maschinenbauer vor der großen Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten,
mehr digital und datenbasiert. Zudem braucht es eine Innovations- und Fehlerkultur im Unternehmen
als echte Führungsaufgabe. Um neue Märkte zu gewinnen muss „radikaler“, wenn nicht sogar
„disruptiver“, also zerstörerischer, innoviert werden!

„Wer disruptiv denkt und innoviert, muss sich darauf gefasst machen, dass ihm ein rauer Wind durch
die Etablierten entgegen bläst“, so Dr. Ingmar Hoerr, Gründer und Vorstandsvorsitzender der
CureVac AG aus Tübingen, einem der wenigen „Einhörner“ der Biotech-Szene in Deutschland,
Unternehmen, deren Marktwert auf über eine Milliarde Euro taxiert wird. „Am Anfang wurden wir
oberlehrerhaft auf Fachkongressen belächelt und angegriffen, nur weil wir das scheinbar Undenkbare
gedacht und ausgesprochen haben. Die Big Pharma-Player hatten in Wahrheit schlicht Angst, dass wir
ihnen ihre etablierten Märkte zerstören. Heute werden wir von US-Präsident Trump eingeladen, um den
Stand unserer Forschungsergebnisse über einen Impfstoff zur Bekämpfung des Corona-Virus zu
präsentieren.“ Elon Musk mit Tesla sei es anfangs ähnlich gegangen. Mittlerweile habe man auch in
Stuttgart die Botschaft verstanden, dass es nicht nur um E-Mobilität, sondern in erster Linie um Daten
gehe. Das Auto als mobiles Endgerät. Hoerr weiter: „Die initiale Idee unseres Geschäftsmodells kam
eben nicht nur über standardisierte Innovationsprozesse zustande. Gerade diese verengen die Chance
auf radikales Denken und damit die Schaffung neuer Geschäftsmodelle und neuer Märkte“.

Auch für mittelständische Unternehmen zeige es sich, dass die Einbeziehung externer
Entwicklungspartner, wie etwa die Hochschule Reutlingen mit ihren beachtlichen Angeboten für
mittelständische Unternehmen, äußerst sinnhaft sein kann, so Prof. Hendrik Brumme, Präsident der
Reutlingen University: Das nötige Know How und die Prozesskompetenz zum Innovieren holt man
sich ins Haus.
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                                                       Gerade laufe ein erfolgreiches Projekt mit der
                                                      Reiff-Gruppe     aus     Reutlingen,     einem
                                                      Handelsunternehmen für Technische Produkte
                                                      aus den Bereichen Antriebstechnik, Hydraulik,
                                                      Dichttechnik, Kunststoffe und Klebstoffe sowie
                                                      eigener     Fertigung     in    der     REIFF
                                                      Elastomertechnik, die das Wissen der
                                                      Hochschule nutze, um algorithmenbasierte
                                                      Analysen mit Kundendaten durchzuführen, die
                                                      Rückschlüsse auf zukünftiges Kundenverhalten
                                                      und so die kundenoriente Optimierung und
Automatisierung von Auftragsabwicklungsprozessen zulassen. Bei Reiff findet dieses Projekt derzeit in
einem spannenden Umbruchs- und Changeprozess statt – „Reiff in motion“, wie Herr Elmar Kohaupt,
der IT-Leiter der Reiff-Gruppe in der abschließenden Podiumsdiskussion erläutert. Aber auch die
Kooperation mit anderen Unternehmen oder Start-Ups können interessante Möglichkeiten für
Entwicklungspartnerschaften mit oder ohne Begleitung der Hochschule darstellen, so Brumme. Freilich
gilt auch hier: Professionelles Vorgehen ist die Voraussetzung für erfolgreiche Kooperationen. Nicht
zuletzt muss das Know How dabei rechtlich abgesichert sein.

Dr.-Ing. Ulrich Viethen, Geschäftsführer der Murrelektronik in Oppenweiler bei Winnenden, einem
führenden Unternehmen in der Entwicklung und Herstellung hochmoderner dezentraler Steuerungs-
und Automatisierungstechnik für Maschinen und Anlagen und damit einer der Wegbereiter für Industrie
4.0, betonte die existentielle Bedeutung von Innovationen im Unternehmen, um innerhalb der vier
Kernbereiche Stromversorgung, Schnittstellen, Anschlussleitungen und Input-Output-Systemen auch in
Zukunft die Nase vorne zu haben. Aber, um überhaupt zukünftige, neue Produkte „erfinden“ zu können,
sei eben auch fast durchgängig eine überdurchschnittliche Digitalkompetenz erforderlich, um
Kundennutzen erzeugen zu können. Auch nicht jeder fachlich qualifizierte Mitarbeiter habe die
notwendige kundenorientierte und unternehmerische Denke, um an der Entwicklung marktfähiger
Innovationen mitzuwirken, schließlich haben Lösungen der Murrelektronik das Ziel, Maschinen und
Anlagen der Kunden zu verbessern und damit die Wettbewerbsposition der Kunden zu stärken, so
Viethen in der Diskussionsrunde. Die richtigen Mitarbeiter zu erkennen, sei wiederum Führungsaufgabe.

Viethen stellte vor Beginn der Diskussion außerdem ein von ihm initiiertes Projekt aus Bayern vor, das
durch bürgerliches Engagement aus Privatpersonen, namhaften mittleren Unternehmen und Konzernen
sowie mehreren Landkreisen eine innovative Implementierung eines geschlossenen Kreislaufs aus
grüner Wasserstofferzeugung, -verteilung und -nutzung in emissionsfreien Wasserstofffahrzeugflotten
konzipiert und plant und somit und Modellcharakter für integrierte, emissionsfreie Energie- und
Mobilitätslösungen hat. Dabei sei es gelungen – zumindest für den Standort Bayern - einen zweistelligen
Millionenzuschuss des Bundes für das Projekt zu erhalten.

Thorsten Meudt, Chief Marketing Officer der Compart AG, Spezialist für Input-, Output- und
Dokumentenmanagement, also „Office-Digitalisierung“ pur, zeigte, wie die in der IT-Branche nicht mehr
wegzudenkenden agilen, iterativen Innovationsansätze über das „minimal viable product“ eine schnelle,
kundenorientierte Markteinführung und damit das exponentielle Wachstum überhaupt erst möglich
machen, und dass das ohne eine fehleroffene Unternehmenskultur „Fail Often, Fail Early, Fail Well“ mit
Freiräumen, ohne „Builders“, also kundenorientierte und unternehmerische Mitarbeiter sowie eine
moderne Führung und gute Kommunikation nicht möglich ist.

Dr. Gernot Stellberger, bei Automobilzulieferer ElringKlinger aus Dettingen/Erms als Vice
President für Global Strategy, M&A and Innovations verantwortlich, war wegen erster getroffender
COVID-19-Maßnahmen für seine Präsentation kurzfristig über TeamViewer und Telefon zugeschaltet.
Mucksmäuschenstill war es im vollbesetzten Saal, als Herr Stellberger das umfassende
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Innovationsmanagement des Unternehmens mit seinem phasenorientierten Innovationsprozess
beginnend bei Strategie und Technologieradar bis zum Auslaufmanagement detailliert erläuterte. Dabei
wurde eindrucksvoll klar, wie frühzeitig und systematisch sich der Automobilzulieferer und weltweite
Marktführer für Zylinderkopfdichtungen mit Markttrends und Technologieentwicklungen im Hinblick auf
die Substitution des klassischen Verbrennungsmotors vorbereitet hat. Basierend auf einer Analyse des
eigenen Kompetenzprofils und der Analyse der Markt- und Technologietrends hat man
kompetenzbasiert neue Geschäftsfelder entwickelt. Vor 20 Jahren erfolgte der Einstieg in die
Brennstoffzellentechnologie, seit ca. 15 Jahren ist man in der Batterietechnik tätig. Die im eigenen
Hause nicht vorhandenen Kompetenzen werden dann gezielt durch unterschiedliche Formen der
Kooperation mit Hochschulen und Marktteilnehmern ergänzt.

Herr Prof. Dr. Helmut Haussmann, Bundeswirtschaftsminister a.D., ging mit Blick auf seine eigene
Vita als Politiker, Unternehmer und Hochschullehrer auf die unterschiedlichen Perspektiven dieser drei
Gruppen ein und setzte sich mit dem Spannungsfeld „was kann bzw. muss Politik leisten? Wo muss
Politik sich heraushalten?“ auseinander. Innovation braucht
in erster Linie Unternehmer. Auf diese komme es an. Die
Politik und der Staat sollten grundsätzlich sich nicht
anmaßen, die besseren Unternehmer zu sein. Der Staat solle
die Rahmenbedingungen setzen, um Unternehmern die
erforderlichen Freiheiten zum Forschen und Entwickeln zu
geben und dies bei fairen Wettbewerbsbedingungen. Hierzu
zähle auch ein Steuersystem, das Unternehmen nicht über
Gebühr belaste und im schlimmsten Fall, Unternehmen dazu
zwinge, außerhalb Deutschlands zu entwickeln. Ein
einfaches und transparentes Steuersystem sei wirksamer als
staatliche Innovationsförderung mit der Gießkanne.

                                                       Reinhard Hamburger, Business Coach und
                                                       Inhaber von C-FOR-U sowie mehrfacher
                                                       Aufsicht- und Beirat im Mittelstand leitete die
                                                       Abschlussdiskussion der Veranstaltung. In
                                                       seiner Einleitung steuerte er die Erkenntnis bei,
                                                       dass auch er in der Anfangsphase des Aufbaus
                                                       eines internen Start-ups im Markt für
                                                       Halbleitertest bei Hewlett-Packard sowohl von
                                                       Kunden und Konkurrenten als auch vom
                                                       eigenen Management massiven Gegenwind für
                                                       seine ‚ganz anderen‘ Ansätze bekam. Heute ist
                                                       das in Böblingen lokalisierte Unternehmen
                                                       unter dem Dach der japanischen Advantest
                                                       Corporation Weltmarktführer für den Chiptest.
                                                       Man brauche als Treiber von Veränderungen
                                                       also schon Rückgrat und eine gehörige
                                                       Standfestigkeit.
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In der Diskussionsrunde wurde er mit Thorsten Meudt, Elmar Kohaupt und Dr.-Ing Ulrich Viethen
nochmals sehr konkret, nach dem Motto: Was sind praktikable Ansätze für den Mittelstand und was
funktioniert aus Sicht der Beteiligten. 2 Diskutanten fanden für ihre Produkte im Digitalisierungsprozesse
gut passende KI-Technologien im Markt, bei Blockchain kamen sie zum Schluss, dass sie keine
Anwendung in ihrem Produkt- bzw. Anwendungsspektrum haben. Zur Titelfrage des Abends, was die
Innovationsvorreiter von den –verfolgern unterscheidet und was sie den Mittelständlern aus der
heutigen Diskussion mitgeben würden waren die Schlüsselantworten: Vor allem auch bei
Digitalisierungsprodukten nicht nach der perfekten Lösung streben, Lösungen klar am Markt und am
Kundennutzen ausrichten, wo möglich auf Bestehendes zurückgreifen und Lösungsansätze relativ
schnell an den Markt bringen und testen. Intern braucht es Freiräume für die Mitarbeiter, eine Kultur des
Gehörtwerdens und bei der Digitalisierung u. U. eine Koalition der Willigen.

(V.l.n.r.) Prof. Hendrik Brumme, Prof. Helmut Haussmann, Dr. Ingmar Hoerr, Dr. Ulrich Viethen, Stephan
Mauer, Thorsten Meudt, Dr. Klaus-Dieter Sauter und Reinhard Hamburger

Haben Sie Fragen zum Thema? Kommen Sie gerne auf uns zu unter 07121/909020 oder per E-Mail an
dialog@mauer-wpg.com.
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