Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz

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Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Leben mit Rheuma

                   Medikamente
Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz
n und
                                                         R  ü c  k e  n schmerze
                                          oporose,                               n Erkran­
       ti s , A   rt h  rose, Oste                  s te n  rh  e umatische
Arthri                                      häufi g                                   er an
                rh  e u  m  a sind die                     d e n e   K ra nkheitsbild
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                                             sche   E  rk                               n finden
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  Informati   o                                       lich
                                        l und Mög
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   Sie bei uns
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    Rheumali                          fo@rhe   u  m  a lig a .c
                      7 40 00, in
    Tel. 044 4 8
Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Inhalt         3

                                                    Einleitung     4

                                                  Analgetika       7
             Einfache Schmerzmittel ohne Entzündungshemmung

                    Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)          10
Schmerzmittel mit Entzündungshemmung, aber ohne Cortisoneffekt

                                       Cortisonmedikamente         14

                                            Basismedikamente       18
              Für Arthritis und andere entzündliche Erkrankungen
                      Synthetisch hergestellte Basismedikamente    20
      Biotechnologisch hergestellte Basismedikamente (Biologika)   27
Tabelle Basismedikamente: Zusammenfassung ihrer Eigenschaften      34

               Selbständiges Spritzen von Medikamenten             38

                                      Arthrosemedikamente          40
              Chondroprotektiva oder Knorpelschutzmedikamente

                                  Osteoporosemedikamente           47

                                   Medikamentenverzeichnis         61
                  In der Schweiz erhältliche Rheumamedikamente

                                        Rheumaliga Schweiz         66

                                             Weitere Literatur     68

                                          Nützliche Kontakte       70
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4
    Einleitung

    Zur Behandlung rheumatischer                   alternativmedizinische Präpa­­-
    Krankheiten stehen viele Medika­               rate), die Sie einnehmen.
    mente mit unterschiedlichen              ■■    Teilen Sie Ihrem Arzt Ihre sämt­-
    Wirkungsmechanismen zur Verfü­                 lichen Erkrankungen und
    gung. Diese Broschüre der                      vor allem allfällige allergische
    Rheuma­liga Schweiz gibt Ihnen                 Nebenwirkungen auf Medi­­­-
    einen Überblick über die heute                 ka­mente mit.
    verwendeten Rheumamedikamente.           ■■    Nehmen Sie die Medikamente
    Da es nicht möglich ist, alle in               exakt wie von der Ärztin
    der Schweiz erhältlichen Medika­               verschrieben ein.
    mente auf­zu­führen, werden die          ■■    Wenn Sie mehrere Medikamente
    wichtigsten Präparate der einzelnen            einnehmen, ist eine Medika­
    Medi­kamentengruppen genannt                   mentenkarte von Vorteil.
    und in den folgenden Kapiteln ge-        ■■    Schildern Sie Ihrem Arzt even­-
    nauer beschrieben.                             tuelle Nebenwirkungen
                                                   der Medikamente. Mögliche
                                                   Nebenwirkungen sind auch
    Zum richtigen Umgang                           im Beipackzettel der Medika­
    mit Medikamenten                               mente beschrieben.
    Medikamente zur Anwendung                ■■    Setzen Sie nie von sich aus
    bei rheumatischen Erkrankungen                 Medikamente ab. Bei gewissen
    müssen ärztlich verschrieben                   Rheumamedikamenten
    wer­den. Dabei sind Sie als Patientin          (zum Beispiel Cortisonpräpa­
    oder Patient auf eine gute Zusam­              raten) kann das äusserst
    menarbeit mit Ihrem Arzt a­ ngewiesen.        ­gefährlich sein.
                                             ■■    Gewisse Rheumamedikamente
    Beachten Sie deshalb bitte die                 (zum Beispiel Basismedika­
    folgenden Regeln:                              mente) brauchen Zeit, bis
    ■■ Informieren Sie Ihre Ärztin                 ihre Wirkung eintritt. Dies kann
        über alle Medikamente (auch                bis zu drei Monate dauern.
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■■ Bewahren Sie die Medikamente
   an einem sicheren, vor Kindern   “ medikamente
                                      Rheuma­
   geschützten Ort auf.
■■ Scheuen Sie sich nicht, bei        müssen ärztlich
   Unklarheiten oder Unsicherhei­     verschrieben
   ten Ihre Ärztin zu fragen.

Die Erfahrung zeigt, dass
                                      werden.
                                             ”
alle Medikamente unerwünschte
Neben­wirkungen haben kön-
nen, die hauptsächlichsten davon
sind jeweils im Beipackzettel
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6   EINLEITUNG

      erwähnt. Bei Beachtung der
      oben genannten, einfachen Regeln
      werden bei der Einnahme von
      Rheumamedikamenten jedoch un-
      nötige Probleme vermieden. Wichtig
      sind ausserdem Vertrauen und
      ein gutes Verhältnis zu Ihrem Arzt,
      den Sie bei Unklarheiten jeder-
      zeit ansprechen können.

        “ Zusammenarbeit
          Eine gute

           mit Ihrer Ärztin
           ist wichtig.
                           ”
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Analgetika                  7

             Einfache Schmerzmittel ohne Entzündungshemmung

Was sind Analgetika?                     Die bekanntesten Nichtopiatanal­
Analgetika sind Medikamente              getika sind Paracetamolpräparate
zur Schmerzbekämpfung, die auf           wie Dafalgan®, Panadol® oder
Entzündungsvorgänge keinen               Tylenol® sowie Novalgin® (enthält
Einfluss haben. Diese Medikamente        den Wirkstoff Metamizol), die
werden deshalb oft bei rheumati­         zum Teil rezeptfrei erhältlich sind.
schen Erkrankungen eingesetzt, bei       Als bekannteste Opiatanalgetika
denen keine Entzündung vorhan-           gelten Durogesic®, Fortalgesic®,
den ist (z. B. Fibromyalgie), oder die   MST® Continus®, Oxycontin®,
Entzündungskomponente im                 Palladon®, Pethidin®, Targin®, Tramal®,
Hintergrund steht (z. B. Arthrose        Transtec®, Valoron® und viele
ohne entzündlichen Reizzustand).         andere (siehe Medikamentenver­
                                         zeichnis). Es gibt auch zahlreiche

  “ bekämpfen
                                         Präparate mit einer Kombination von
    Analgetika                           Paracetamol und dem Opiat Codein
               den                       oder Paracetamol und Tramadol, die
    Schmerz.
             ”                           sich besonders zur Behandlung
                                         von starken Schmerzen eignen und
                                         nebenwirkungsarm sind. Beispiele
Analgetika werden in zwei verschie­      für diese Kombinations-Präparate
dene Klassen unterteilt. In die­         sind etwa Co-Dafalgan®, ­Treuphadol®
jenigen, die von Opiaten (Betäu­         plus, Zaldiar® sowie weitere
bungsmitteln wie Morphium)               (siehe Medikamentenverzeichnis).
abstammen und daher Opiat­-
anal­getika genannt werden, sowie
andere, schwächer wirksame               Wie werden Analgetika
Präparate, die keine Betäubungs­         eingesetzt?
mittel aus der Gruppe der                Analgetika wirken bei allen Formen
Opiate enthalten, und Nichtopiat­        von Schmerzzuständen. Da Schmer­
analgetika heissen.                      zen bei rheumatischen Erkrankun­
Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz
8   A N A LG E T I K A

        gen sehr oft auftreten, werden sie    rheumatoider Arthritis oder
        dementsprechend häufig eingesetzt.    Morbus Bechterew zusätzlich zu
        Vor allem bei nicht entzündlichen     ent­zündungshem­menden Medi­
        rheumatischen Erkrankungen sind       kamenten (siehe Cortisonmedika­
        Analgetika wegen ihrer guten          mente und nichsteroidale Anti­-
        Verträglichkeit die erste Wahl, zum   rheu­matika sowie Basismedikamen­
        Beispiel bei Rückenschmerzen,         te) verschrieben werden, falls
        bei weichteilrheumatischen Erkran­    diese ungenügend wirken.
        kungen wie Tennisellbogen,
        Fibromyalgie oder Muskelschmer­       Bei leichteren Schmerzzuständen
        zen und bei leichter Arthrose.        wirken Paracetamolpräparate wie
        Daneben werden sie bei Kopf- und      Dafalgan®, Panadol®, Treuphadol®,
        Zahnschmerzen, postoperativen         Tylenol® und Zolben® gut. Bei
        Schmerzen, Schmerzen bei Krebs­       mittelstarken Schmerzen wird oft
        erkrankungen und vielen anderen       ein Kombinationspräparat mit
        Schmerzzuständen eingesetzt.          Paracetamol und Codein oder
                                              Paracetamol und Tramadol gegeben,

           “ bei
                                              zum Beispiel Co-Dafalgan®, Codol®,
             Analgetika sind                  Treuphadol® plus oder Zaldiar®.
                 nicht entzünd­
                lichen Erkran­                Bei starken Schmerzen werden
                                              Opiatanalgetika, etwa Durogesic®,
                kungen die erste
                         ”
                                              Fortalgesic®, MST® Continus®,
                Wahl.                         Oxycontin®, Palladon®, Pethidin®,
                                              Targin®, Tramal®, Transtec®, ­Valoron®
        Wichtig zu wissen ist, dass Analge­   und weitere mehr eingesetzt.
        tika keine entzündungshemmende
        Wirkung haben. Sie können jedoch      Analgetika können als Tabletten, als
        auch bei entzündlich rheumatischen    Zäpfchen (Suppositorien) oder
        Erkrankungen wie beispielsweise       in Spritzenform verabreicht werden.
Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz
A N A LG E T I K A   9

Nebenwirkungen                         Müdigkeit und in sehr hoher
Nichtopiatanalgetika (insbesondere     Dosierung eine Beeinträch­
Paracetamolpräparate) sind im          tigung der Atmung verursachen,
Allgemeinen sehr gut verträglich.      die lebensbedrohlich sein
Allergische Reaktionen sind            kann. Bei vorschriftsgemässer,
äusserst selten, Magen-Darm-           gezielter Anwendung und
Nebenwirkungen eher selten             richtiger, zeitlich klar definierter
(anders als bei den im folgenden       Indikation ist eine körperliche
Kapitel beschriebenen nicht­           Abhängigkeit selten. Bei langem
steroidalen Antirheumatika).           Gebrauch und abruptem
                                       Absetzen können jedoch kör­-
■■ Bei hohen Dosierungen               perliche Entzugserscheinungen
    (ab 4 Gramm täglich) können        auftreten.
    Nichtopiatanalgetika zu
    einer Leberschädigung bis hin      ➔ ➔ Bitte beachten: Opiat­
    zum Leberversagen führen.          anal­getika können müde machen
    Überdosierungen kommen meist       und dadurch die Fahrtüchtigkeit
    unbewusst vor, wenn zusätzlich     und gewisse berufliche Tätig­
    Paracetamol-haltige Erkäl­         keiten beeinträchtigen. Wenn dies
    tungspräparate eingenommen         bei Ihnen der Fall ist, sollten
    werden, wie zum Beispiel           Sie mit Ihrem Arzt sprechen.
    Neocitran®. Informieren Sie Ihre
   Ärztin respektive Ihren Arzt
   oder Ihre Fachperson in der Apo-
   ­theke daher jeweils über alle
    Medikamente, die Sie einneh­
    men. Eine Medikamenten­karte
    kann dabei hilfreich sein.
■■ Opiatanalgetika können Verstop­
    fung, Schwindel, Übelkeit,
Medikamente Leben mit Rheuma - Rheumaliga Schweiz
10
     Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
     Schmerzmittel mit Entzündungshemmung,
     aber ohne Cortisoneffekt

     Was sind NSAR?                        (COX-2) diejenigen Prostaglandine,
     Die NSAR hemmen bestimmte             welche bei Entzündungsvorgängen
     Enzyme, die so genannten Cyclo­       wichtig sind.
     oxygenasen (COX). Diese Enzyme

                                            “ Entzündungen.
     beeinflussen wiederum die
     Pros­taglandine (eine Gruppe von
                                              NSAR hemmen
     Gewebshormonen), die bei Ent­
     zündungsvorgängen eine wichtige
                                                            ”
     Rolle spielen. Prostaglandine         Die herkömmlichen NSAR hemmen
     erfüllen daneben jedoch noch          sowohl die Enzyme der Form COX-1
     andere Funktionen im Körper:          als auch jene der Form COX-2,
                                           was aufgrund der oben aufgeführ­
     ■■ Sie schützen die Magen­            ten Funktion der Prostaglandine
        schleimhaut,                       (Schutz von Magen-Darm-Trakt und
     ■■ sind wichtig für die Blut­gerin­   Blutplättchen einerseits, wichtige
        nung durch Verklumpung             Rolle bei Entzündungsvorgängen an-
        der Blutplättchen (Trombozyten)    de­rerseits) einige unerwünschte
        und                                Nebenwirkungen nach sich ziehen
     ■■ fördern die Durchblutung           kann. Diese äussern sich vor
        der Niere.                         allem an der Magenschleimhaut
                                           (Magen-Darmgeschwüre, Blutungen
     Für die Behandlung mit NSAR ist       usw.). Aber auch eine erhöhte
     die Unterscheidung zwischen           Blutungsneigung aufgrund vermin­
     zwei Enzym-Formen wichtig: Das        derter Blutgerinnung kann Folge
     Enzym Cyclooxygenase 1 (COX-1)        der Behandlung sein. Ebenso kann
     bildet jene Prostaglandine (also      es zu einer Störung der Nieren­
     jene Gruppe von Gewebshormo­          durchblutung kommen, was sich
     nen), welche auf Magen-Darm-Trakt     an Wassereinlagerungen im Körper
     und Blutplättchen schützend           (vor allem in den Beinen), an
     wirken, das Enzym Cyclooxygenase 2    Erhöhung des Blutdrucks oder in
N I C H T S T E R O I D A L E A N T I R H E U M AT I K A   11

seltenen Fällen an einem Nieren­        Wie werden NSAR
versagen zeigt.                         eingesetzt?
                                        NSAR haben ein sehr breites Indi­ka-
Seit 1999 stehen so genannte            ­tionsspektrum und sind welt­weit
selektive COX-2-hemmende NSAR            die am häufigsten verschriebenen
zur Verfügung. Diese Präparate           Medikamente. In der Rheumato­
hemmen Entzündungsvorgänge ge­-          logie können sie als Entzündungs-
zielt und haben weniger negative         und Schmerzhemmer bei allen
Auswirkungen auf den Magen-              entzündlichen Erkrankungen ein­-
Darm-Trakt und die Blutplättchen.        gesetzt werden, für welche rheuma­
Die COX-2-Hemmer wirken                  toide Arthritis (chronische Poly­
sozusagen nur gegen die «entzünd­        arthritis), Morbus Bechterew, alle
lichen», nicht aber gegen die            Formen der Arthritis, entzündliche
«schützenden» oder «guten» Prosta­-      Erkrankungen der Sehnenscheiden,
glandine. Leider hat sich aber           der Schleimbeutel und anderer
gezeigt, dass bei diesen Medika­         Weichteile sowie die entzündlich
menten das Risiko von Herz­              aktivierte Arthrose typische Bei­
kreislauferkrankungen (Herzinfarkte,     spiele sind. Häufig werden NSAR
Schlaganfälle) erhöht ist. Wegen         auch bei nichtentzündlichen
diesen Nebenwirkungen wurden die         Schmerzen gegeben, wenn konven­
COX-2-Medikamente Bextra®                tionelle Schmerzmittel (Analgetika)
und Vioxx® 2004 aus dem Handel           nicht genügend wirken. Auch nach
gezogen. Noch erhältlich mit den         operativen Eingriffen (etwa Hüft­
entsprechenden Vorsichtsmassnah­         gelenkersatz oder Zahn- und
men sind Arcoxia® und Celebrex®.         Kieferoperationen) sind NSAR sehr
                                         hilfreich, da sie neben den
                                         Schmerzen auch die Schwellung
                                         im Operationsgebiet verringern.
12   N I C H T S T E R O I D A L E A N T I R H E U M AT I K A

         Nebenwirkungen                                            Beispiel Agopton®, Antra®,
         ■■ Unspezifische (ungefährliche)                          Cytotec ®, Nexium®, Pantozol®,
             im Magen-Darmbereich                                  Pariet®, Zantic®, Zurcal® und
             wie Übelkeit, Blähungen, Bauch­-                      weitere mehr.
             schmerzen, Durchfall oder                          ■■ Die selektiven COX-2-Hemmer
             Verstopfung                                           haben keinen Einfluss auf die
         ■ ■ Spezifische (potenziell gefährli­                     Blutgerinnung. Wenn Sie Aspirin
             che) im Magen-Darmbereich                             oder andere Blutplättchen­
             wie Geschwüre und Blutungen                           hemmer einnehmen, müssen Sie
         ■■ Verstärkte Blutungsneigung                             diese neben den COX-2-Hem­
         ■■ Nieren- und Leberneben­                                mern weiterhin einnehmen.
             wirkungen                                          ■■ Bei der Einnahme von Aspirin zur
         ■■ Erhöhter Blutdruck                                     Prophylaxe gegen Schlaganfälle
         ■■ Risiko von Herzinfarkt und                             und Herzinfarkte sollte keine
             Schlaganfall erhöht                                   gleichzeitige Einnahme von Ibu­-
         ■■ Wassereinlagerung im Körper,                           profen erfolgen. Andere nicht-
             vor allem in den Beinen                               selektive NSAR sollten frühestens
         ■■ Allergische Reaktionen                                 zwei Stunden nach der Ein­nahme
         ■■ Selten Schwindel und Konzent­                          von Aspirin zu sich genommen
             rationsstörungen                                      werden, um die Aspirinwirkung
                                                                   nicht zu behindern.
         ➔➔ Bitte beachten:                                     ■■ Das Risiko von Schlaganfällen
         ■■ Die Nebenwirkungen im Magen-                           und Herzinfarkten ist bei
            Darmbereich (Geschwüre                                 COX-2-Hemmern und gewissen
            und Blutungen) lassen sich durch                       konventionellen NSAR, zum
            die selektiven COX-2-Hemmer                            Beispiel Diclofenac, erhöht.
            Arcoxia® und Celebrex® vermin­                         Diese sollten deshalb nur mit
            dern. Gegen diese Nebenwir­                            Vorsicht eingesetzt und –
            kungen schützen auch Magen­                            falls möglich – nicht über längere
            schutzmedikamente, zum                                 Zeit eingenommen werden.
■■ Es dürfen nicht mehrere NSAR-       ■■ Risikofaktoren für Nebenwir­
   Präparate gleichzeitig eingesetzt      kungen jeglicher Art sind: Alter
   werden.                                über 65, Langzeittherapie,
■■ Nebenwirkungen im Nieren­              begleitende Herz-Kreislaufer­
   bereich lassen sich auch mit den       krankungen, gleichzeitige
   COX-2-Hemmern nicht aus­               Einnahme von Cortisonpräpara­
   schliessen, da bei der Nieren­         ten oder mehreren NSAR.
   durchblutung sowohl die
   Enzyme der Form COX-1 als
   auch jene der Form COX-2
   eine wichtige Aufgabe erfüllen.
14
     Cortisonmedikamente

     Was sind Cortison­                      Dadurch wirken Cortisonmedika­
     medikamente?                            mente – auch Glukokortikoide
     Cortison ist ein lebensnotwendiges,     genannt – oft lebensrettend, zum
     körpereigenes Hormon, das in der        Beispiel bei schweren Asthma­
     Nebenniere produziert wird und als      anfällen sowie schweren rheuma­
     natürlicher Stoff eine Reihe wichti-    tologisch-immunologischen
     ger Aufgaben übernimmt. So regelt       Er­kran­kungen wie Vaskulitis oder
     Cortison gewisse Teile des Fett-,       sys­­te­­mi­­schem Lupus ery­thema­todes.
     Eiweiss- und Mineralstoffwechsels,
     steuert wichtige Vorgänge der           Cortisonmedikamente sind wegen
     körpereigenen Abwehr (Immunsys­         ihrer potenziellen Nebenwirkungen
     tem) und wird nicht zuletzt für die     mit vielen Vorurteilen behaftet,
     Abwehr des Körpers vor äusseren         welche noch aus der Zeit stammen,
     Belastungen benötigt. Aus die-          als diese Medikamente kritiklos
     sem Grund wird Cortison auch als        in hoher Dosis und über lange
     «Stresshormon» bezeichnet.              Dauer eingesetzt wurden. Bei kri­-
                                             tischem Gebrauch in möglichst

       “ schnellsten
                                             niedriger Dosierung sind sie heute
         Cortison wirkt am                   zur Behandlung vieler rheumati­
                     gegen                   scher Erkrankungen unumgänglich.
         Entzündungen.
                        ”                    Wie werden Cortison­
     Das körpereigene Cortison und           medikamente eingesetzt?
     die künstlich hergestellten Cortison­   Cortisonmedikamente kommen bei
     medikamente wie Calcort®, Pred­         entzündlich rheumatischen Er­
     nison® und Spiricort® sind zudem        krankungen zum Einsatz, bei denen
     die am besten und schnellsten           die Wirkung der konventionellen
     wirkenden Entzündungshemmer.            NSAR (Schmerzmittel mit Entzün­
                                             dungshemmung, aber ohne Corti­
CORTISONMEDIKAMENTE         15

soneffekt) ungenügend ist. Dazu          medikamente täglich, in der Regel
zählen die rheumatoide Arthritis         am Morgen und in Tablettenform,
(chronische Polyarthritis), Psoriasis-   nur sehr selten als Infusion verab­-
Arthritis, reaktive Arthritis, akti-     reicht. Bei Langzeitgebrauch
vierte schwere Arthrose, systemi­        wird angestrebt, die Dosis auf unter
scher Lupus erythematodes und            7,5 mg Prednison pro Tag zu senken,
andere Kollagenosen (entzündliche        wodurch die Langzeitnebenwir­
Bindegewebserkrankungen). Bis            kungen deutlich vermindert werden.
die sogenannten Basismedikamente
(siehe ab Seite 18), die sich bei        Das Cortison-Präparat Lodotra®
diesen Krankheiten langfristig am        wird gegen 22 Uhr eingenommen.
besten eignen, genügend Wirkung          Es entfaltet durch eine verzögerte
aufgebaut haben, oder bei schweren       Freisetzung von Prednison seine
Schüben, werden deshalb kurz­-           maximale Wirkung frühmorgens, zum
fristig Cortison-Präparate gegeben.      Zeitpunkt der im Tageszyklus
                                         höchsten Entzündungsaktivität. Die
Bei der Polymyalgia rheumatica,          Cortisondosis kann damit oft
einer entzündlich rheumatischen          reduziert werden.
Erkrankung mit starken Schmerzen
im Schultergürtel und Becken­            Daneben wird Cortison häufig zur
bereich, sind Cortisonmedikamente        Behandlung örtlich entzündlicher
hervorragend wirksam. Oft lebens­        Erkrankungen wie zum Beispiel akti­-
notwendig sind sie bei schweren          vierter Arthrose eines Gelenkes,
immunologischen Erkrankungen mit         Arthritis eines oder weniger Gelenke,
Beteiligung der Blutgefässe              Sehnenscheiden- oder Schleim­
(Vaskulitis), des Herzens, der Niere     beutelentzündungen und Sehnen­
oder des Nervensystems.                  ansatzentzündungen verwendet.
                                         Das Medikament wird dabei lokal in
Bei all den beschriebenen Erkran­        das Gelenk oder in die betroffenen
kungen werden die Cortison­              Weichteilstrukturen wie Schleim­
beutel, Muskelansätze oder Sehnen­-     ➔➔ Achtung: Cortison darf nie
scheiden gespritzt. Bei dieser Form     direkt in die Sehnen gespritzt
der Cortisongabe sind Neben­            werden, da diese sonst reissen
wirkungen jeglicher Art sehr selten.    können.
Bei wiederholter Anwendung

                                         “ inCortisonspritzen
können Cortisonspritzen allerdings
das Bindegewebe schwächen
und zu Sehnen- und Bänderrissen                die Gelenke
führen, vor allem in stark belasteten        sollten höchstens
Bereichen wie den Füssen.
                                             viermal pro
                                             Jahr erfolgen.
                                                                 ”
CORTISONMEDIKAMENTE        17

Nebenwirkungen                              nach den Wechseljahren, evtl.
Allgemein gilt die Regel, dass die          spezifische Medikamente
unten aufgeführten Nebenwir­                wie Aclasta®, Actonel®, Bonviva®,
kungen vor allem dann auftreten,            Evista®, Fosamax®, Forsteo®
wenn die Cortisonmedikamente                oder Prolia® (siehe auch Kapitel
über lange Zeit, d. h. länger als drei      Osteoporosemedikamente)
Monate, in höherer Dosis als             ■■ Sehnen- und Bandrupturen
7,5 mg Prednison gegeben werden.
                                         ➔➔ Bitte beachten:
■■ Appetitsteigerung und entspre­        ■■ Ändern Sie die Cortisondosis
    chende Gewichtszunahme, vor             nur nach Rücksprache mit Ihrer
    allem im Gesicht und am Rumpf           Ärztin.
■■ Einlagerung von Wasser ins            ■■ Cortisonmedikamente dürfen,
    Gewebe, vor allem in den Beinen         wenn sie über mehrere Wochen
■■ Vermehrte Neigung zu                     eingenommen worden sind,
   ­Infektionen                             nicht von einem Tag auf den an-
■■ Akne                                     deren abgesetzt werden. Eine
■■ Erhöhung des Blutzuckers                 Dosisreduktion oder gar ein
■■ Erhöhung des Blutdruckes                 Absetzen solcher Medikamente
■■ Erhöhung des Augendruckes                ist nur nach Rücksprache mit
■■ Augenlinsentrübung                       dem behandelnden Arzt erlaubt.
    (grauer Star)                        ■■ Cortisonmedikamente werden
■■ Dünne Haut (Trockenheit,                 in der Regel einmal am Tag
    lokale Irritationen)                    morgens eingenommen.
■■ Knochenschwund (Osteoporose),            Ver­schie­ben Sie den Zeitpunkt
    gegen Osteoporose bei                   der Einnahme nicht von
    Langzeitgebrauch von Cortison           sich aus.
    wirken vorbeugend körperliche
    Aktivität, Calcium und Vitamin D,
    Östrogenersatz bei Frauen
18
     Basismedikamente
     Für Arthritis und andere entzündliche Erkrankungen

     Was sind                              rung der entzündungsbedingten
     Basismedikamente?                     Gelenkschädigung.
     Basismedikamente sind entzün­
     dungshemmende Arzneimittel, die       Zu den Basismedikamenten
     bei der Behandlung von immuno­        gehö­ren pharmakologisch sehr
     logisch bedingten (also durch das     unterschiedliche Substanzen.
     eigene Immunsystem verursachte)       Längst nicht alle wurden entwickelt,
     Entzündungserkrankungen einge­        um entzündliche rheumatische
     setzt werden, zum Beispiel bei        Erkrankungen zu behandeln. Diese
     der rheumatoiden Arthritis (chroni­   Wirkung hat sich bei den älteren
     sche Polyarthritis), dem systemi­     Basismedikamenten eher zufällig ge­-
     schen Lupus erythematodes oder        zeigt, sie dann aber zu wichtigen
     bei Vaskulitiden (Gefässentzündun­    Pfeilern der Therapie werden lassen.
     gen). Indem die Krankheitsaktivität
     durch die Basismedikamente            Im Gegensatz zu den symptomatisch
     gehemmt wird, verringern sich die     wirkenden Rheumamedikamenten
     dadurch bedingten Beschwerden,        wie den Analgetika oder den nicht­-
     und entzün­d ungsbedingte             steroidalen Antirheumatika (NSAR)
     Organschädigungen können              können Basismedikamente also
     vermieden werden.                     den Krankheitsverlauf beeinflussen.
                                           Ihr entzündungshemmender
     Mit Basismedikamenten gelingt es      Effekt ist ähnlich jenem der Cortison­-
     oft, den Krankheitsprozess sogar      me­dikamente, im Gegensatz zu
     ganz zum Stillstand zu bringen. Bei   diesen ist aber ihre Verträglichkeit
     der rheumatoiden Arthritis bei­       besser. Ein Nachteil vieler Basis­
     spielsweise bewirken Basismedika­     medikamente ist die Tatsache, dass
     mente durch eine Hemmung der          ihre Wirkung oft erst mehrere
     Gelenkentzündung eine Abnahme         Wochen bis Monate nach Behand­
     der Gelenkschmerzen und eine          lungsbeginn einsetzt. Durch den
     Verlangsamung oder gar Verhinde­      gezielten Einsatz von Basismedika­
BASISMEDIKAMENTE       19

menten ist es möglich, den            synthetischen Basismedikamenten
Bedarf an Cortisonmedikamenten        gibt es seit Kurzem eine neue
erfolgreich zu verringern und         Substanzklasse. Deren Vertreter wie
in vielen Fällen sogar ganz darauf    Otezla ® und Xeljanz® greifen
zu ­verzichten.                       gezielter in den Entzündungspro­
                                      zess ein, indem sie spezifisch
                                      bestimmte Eiweissstoffe im Zell­­-
Wann werden Basis­                    innern hemmen.
medikamente eingesetzt?

                                        “ teBasismedikamen­
Zu einem Basismedikament greift
man meistens dann, wenn die
Entzündungsaktivität der zu behan­-           bringen den
delnden Erkrankung so stark ist,           Krankheitsprozess
dass entzündungsbedingte Organ-
                                           oft ganz zum Still­
                                                     ”
und insbesondere Gelenkschädi­
gungen zu befürchten sind oder mit         stand.
einem längerfristigen Cortisonbe­
darf zu rechnen ist, der Nebenwir­    Daneben gibt es biotechnologisch
kungen erwarten lässt.                hergestellte Basismedikamente,
                                      die sogenannten Biologika. Zu diesen
                                      gehören Actemra®, Cimzia®, Cosen­
Einteilung                            tyx®, Enbrel®, Humira®, MabThera®,
Es gibt die herkömmlichen syn­        Orencia®, Remicade®, Simponi® und
thetischen Basismedikamente wie       Stelara® (mehr dazu ab Seite 27).
Arava®, CellCept®, Endoxan®,          Biologika greifen gezielt in den
Imurek®, Methotrexat, Plaquenil®,     Entzündungsprozess ein, indem sie
Salazopyrin® oder Sandimmun®.         beispielsweise Eiweisse, die
Ihre Wirkung kommt dadurch            Ent­zündungssignale übermitteln,
zustande, dass sie den Zellstoff­     neutralisieren oder sich gegen
wechsel beeinflussen. Unter den       gewisse Entzündungszellen richten.
20   BASISMEDIKAMENTE

                                                 Bei Behandlungsbeginn wird
                                                 Methotrexat meistens einmal wö-
                                                 chentlich unter die Haut oder
                                                 in die Muskulatur gespritzt. Es kann
                                                 auch einmal wöchentlich in Tablet­
                                                 tenform eingenommen werden
                                                 (alle Tabletten auf einmal, keinesfalls
                                                 über mehrere Tage verteilt!).
                                                 Der Nachteil dieser Einnahmeform
       Synthetisch hergestellte                  ist, dass ein Teil der Dosis nicht
       Basismedikamente                          vom Darm in den Körper aufgenom­
       Metoject®, Methrexx®                      men wird. Dadurch kann die
       (Methotrexat)                             Wirkung ungenügend sein, und
       Mit seiner ausgezeichneten Wirk­­-        die Dosierung muss bei der
       sam­keit und Verträglichkeit sowie        Umstellung von Spritzen auf Tab­-
       seiner universellen Ein­setzbarkeit ist   letten allenfalls angepasst werden.
       Methotrexat das heute am häu­
       figsten eingesetzte Basismedika-          Für eine optimale Verträglichkeit
       ment. Methotrexat, ursprünglich nur       wird die Zugabe des Vitamins
       zur Behandlung von Tumoren                Folsäure (Acidum folicum® oder
       verwendet, kommt in der Rheuma­           Folvite ®) empfohlen. Da Methotre­
       therapie in viel geringerer Dosie­        xat in seltenen Fällen Störungen
       rung als bei der Krebsbehandlung          der Blutbildung und der Leberfunk­
       zur Anwendung. Die von der                tion verursacht, ist eine Überwa­
       Tumortherapie her bekannten Ne­-          chung mit regelmässigen Blutkont-
       benwirkungen sind daher nicht             rollen erforderlich. Die häufigsten
       zu erwarten. Methotrexat ist ein          Nebenwirkungen sind Unwohlsein
       synthetisches, also nicht bio­            nach der Spritze oder Tabletten­
       technologisch hergestelltes Basis­        einnahme und geringer Haarausfall
       medikament.                               (meist nicht sichtbar). Sehr selten
BASISMEDIKAMENTE        21

kann Methotrexat zu einer Entzün­      ➔➔ Achtung: Methotrexat kann
dung der Lunge führen. Des­-           Geburtsfehler verursachen.
wegen ist bei Auftreten von Husten,    Frauen müssen die Einnahme von
Atemnot und Fieber umgehend            Methotrexat mindestens drei Monate
der Arzt zu konsultieren. Nach dem     vor einer geplanten Schwanger­
Absetzen von Methotrexat bildet        schaft stoppen. Schwangere und
sich eine solche Entzündung immer      stillende Frauen, Patienten mit
vollständig zurück.                    schweren Nieren- und Lebererkran­
                                       kungen und Alkoholkranke dürfen
Das Eintreten der Wirkung von          kein Methotrexat erhalten.
Methotrexat ist nicht vor Ablauf von
sechs bis acht Wochen zu erwarten.     Arava® und weitere Generika
Während dieser Zeit können zur         (Leflunomid)
Überbrückung Cortison-Präparate        Dieses mit Methotrexat vergleichba­
angewandt werden. Oft gelingt          re, ebenfalls synthetische Basisme­
es, die Krankheit mit Methotrexat      dikament wird vor allem bei Arthritis
zum Stillstand zu bringen und          eingesetzt und einmal täglich als
auf sonstige Medikamente zu ver­-      Tablette eingenommen. Die Verträg­
zichten. Wie die anderen Basis­        lichkeit von Leflunomid ist gut. Falls
medikamente wirkt Methotrexat          Nebenwirkungen auftreten, han-
aber nur so lange, wie man es gibt.    delt es sich meist um eine Häufung
Es führt also nicht zu einer an­       des Stuhlganges oder geringen
haltenden Heilung, kann aber über      Haarausfall (meist nicht sichtbar).
viele Jahre eingesetzt werden,
ohne dass seine Wirkung abnimmt.       Da Leflunomid in seltenen Fällen
Bei guter Überwachung sind             Störungen der Blutbildung und der
keine Schädigungen zu erwarten.        Leberfunktion verursacht, muss
Manche Patientinnen und Patienten      auch hier die Behandlung mit regel­-
stehen viele Jahre unter dieser        mässigen Blutuntersuchungen
Therapie.                              überwacht werden.
22   BASISMEDIKAMENTE

       Leflunomid ist ähnlich wirksam         wendung findet und in Tabletten­
       wie Methotrexat, seine Wirkung tritt   form (mehrere Tabletten pro Tag)
       frühestens nach vier bis sechs         eingenommen wird. Da bei Behand­
       Wochen ein. Was die Langzeitan­        lungsbeginn die volle Dosierung
       wendung und Vorsichtsmassnahmen        vorübergehend zu Übelkeit und Kopf-
       betrifft, gilt ähnliches wie für       schmerzen führen kann, empfiehlt
       Methotrexat (siehe Seite 20 bis 21).   es sich, in niedriger Dosierung
                                              zu beginnen und anschliessend
       ➔➔ Achtung: Die Einnahme von           langsam zu steigern. Auch bei
       Arava® ist mindestens sechs Monate     Salazopyrin® EN ist die Behandlung
       vor einer geplanten Schwanger­         mit regelmässigen Blutuntersuchun­
       schaft zu stoppen, wobei wegen         gen zu überwachen. Sehr selten
       der langen Halbwertszeit dieses        kommt es unter Salazopyrin® EN zu
       Medikamentes zusätzlich ein spe-       Fieber und Rachenschmerzen.
       zielles Auswaschverfahren              In diesem Fall ist umgehend der
       erforderlich ist.                      Arzt zu konsultieren.

       Salazopyrin® EN (Sulfasalazin)         Die Wirksamkeit von Salazopyrin®
       Salazopyrin® EN ist ebenfalls ein      EN ist geringer als jene von
       synthetisches Basismedikament,         Methotrexat, und seine Wirkung
       das bei Arthritis und bei entzündli­   tritt erst nach zwei bis drei Monaten
       chen Darmerkrankungen Ver­             ein. Salazopyrin® EN kann auch
                                              während der Schwangerschaft und
                                              des Stillens eingenommen werden.

                                              Plaquenil® (Hydroxychloroquin)
                                              Plaquenil® wurde früher zur Prop­h­y­-
                                              laxe und Therapie der Malaria
                                              eingesetzt. Heute wendet man
                                              dieses Basismedikament vor
BASISMEDIKAMENTE        23

allem bei entzündlichen Binde­         Xeljanz® (Tofacitinib)
gewebserkrankungen (auch               Xeljanz® wird bei der rheumatoiden
Kollagenosen genannt) wie Lupus        Arthritis eingesetzt. Es enthält den
erythematodes und bei der rheuma­      Wirkstoff Tofacitinib, welcher eben­-
toiden Arthritis an. Die Verträg­      falls synthetisch, also nicht bio­
lichkeit von Plaquenil® ist gut. Die   technologisch, hergestellt wird. Im
Behandlung muss nicht mit Blut­        Gegensatz zu den oben beschrie­
kontrollen überwacht werden. Zu        benen herkömmlichen Basismedika­
empfehlen sind lediglich Unter­        menten wurde Xeljanz ® aber
suchungen beim Augenarzt, da es        gezielt zur spezifischen Blockierung
sehr selten zu Pigmenteinlagerun­      gewisser Enzyme (Fermente) im
gen in die Netzhaut kommen kann,       Innern von Entzündungszellen
die bei frühzeitiger Entdeckung        entwickelt. Xeljanz® hemmt dadurch
das Sehen nicht beeinträchtigen.       die Signalübermittlung für bestimm­
                                       te Immunreaktionen, welche die
Die Wirksamkeit von Plaquenil® ist     Entzündung bei Arthritis unterhalten.
bei den entzündlichen Binde­
gewebserkrankungen sehr gut. Bei       Xeljanz® kommt dann zum Einsatz,
der rheumatoiden Arthritis wirkt       wenn eine Therapie mit Methotrexat
es allein meistens ungenügend, so      unzulänglich war. Es wird in Tab­let­-
dass man es heute fast nur in          ten­form zweimal täglich eingenom­
Kombination mit anderen Basisme­       men und kann allein oder in
dikamenten einsetzt. Plaquenil®        Kombination mit einem herkömm­
kann auch während der Schwan­          lichen synthetischen Basismedi­
gerschaft und des Stillens einge­      kament angewandt werden.
nommen werden.
                                       Xeljanz® erhöht das Risiko für
                                       Infektionen. Seine häufigsten Neben­-
                                       wirkungen sind Kopfschmerzen,
                                       eine Häufung des Stuhlgangs und
Entzündungen der Nase und des         tisch hergestellt. Otezla® verringert
Rachens. Unter Xeljanz® muss          die Entzündungsreaktion in den
das Blut in grösseren Abständen       Gelenken und in der Haut, indem es
überwacht werden.                     spezifisch einen Eiweissstoff im
                                      Zellinnern hemmt und verschiedene
Otezla® (Apremilast)                  entzündungsfördernde und
Otezla® wird gegen die Psoriasis-     -hemmende Botenstoffe beeinflusst.
Arthritis (Arthritis bei Schuppen­
flechte) eingesetzt. Es ist auch      Otezla® wird zweimal täglich als
gegen die Hautpsoriasis (Schuppen­-   Tablette eingenommen. Bei Be­
flechte) wirksam. Sein Wirkstoff      handlungsbeginn wird es innerhalb
Apremilast wird ebenfalls synthe­     von etwa fünf Tagen auf die
BASISMEDIKAMENTE      25

Enddosis gesteigert. Zu den           schon nach wenigen Wochen ein.
häufigsten unerwünschten Wirkun­      Als Nebenwirkungen werden
gen gehören Durchfall, Übelkeit       häufig vermehrte Hautbehaarung,
und Bauchbeschwerden. Diese sind      Schwellungen des Zahnfleisches,
oft nur vorübergehend. Die Einnah­    Stö­rungen der Nierenfunktion und
me von Apremilast kann mit einer      eine Erhöhung des Blutdruckes
Gewichtsabnahme verbunden sein.       beobachtet. Die letzteren beiden
Blutuntersuchungen sind unter         Nebenwirkungen machen eine
Otezla® nicht erforderlich.           regelmässige Überwachung der
                                      Therapie mit Blutuntersuchungen
Sandimmun® (Cyclosporin A)            und Messungen des Blutdruckes
Sandimmun® wurde für die Trans­       erforderlich.
plantationsmedizin zur Verhin­
derung von Abstossungsreaktionen      Imurek® und weitere Generika
entwickelt und kommt beispiels­       (Azathioprin)
weise bei Patientinnen und Patien­    Auch mit Azathioprin wurde am
ten mit einer Fremdniere zum          meisten Erfahrung in der Transplan­
Einsatz. In der Rheumatherapie wird   tationsmedizin gesammelt. In der
es vor allem bei Kollagenosen         Rheumatologie setzt man dieses
(Bindegewebsentzündungen) und         synthetische, also nicht biotechno­
Vaskulitiden (Gefässentzündun-        logisch hergestellte, Basismedi­
gen) mit entzündlichem Befall         kament vor allem bei Kollagenosen
gewisser Organe angewandt, zum        (Bindegewebsentzündungen)
Beispiel bei Nieren- oder Augen­      und Vaskulitiden (Gefässentzündun­
entzündungen.                         gen) ein. Bei Gelenkentzündun-
                                      gen wird es nur selten angewandt.
Sandimmun® ist ein synthetisches
Basismedikament und wird in           Imurek® wird ein- bis dreimal pro
Form von Kapseln zweimal täglich      Tag in Form von Tabletten ein­
eingenommen. Die Wirkung tritt        genommen. Der Wirkungseintritt
26   BASISMEDIKAMENTE

       erfolgt langsam, meist erst nach etwa   Lupus erythematodes) oder Gefäss-
       drei Monaten. Nebenwirkungen            und Augenentzündungen. Es sind
       können leichte Übelkeit, Störungen      synthetische, also nicht biotech­-
       der Blutbildung und Leberent­           nolo­gisch hergestellte, Basismedi­
       zündungen sein. Die Behandlung          kamente, die zweimal pro Tag
       ist mit regelmässigen Blut-             in Tablettenform eingenommen wer-
       und Urinuntersuchungen zu               den. Die Hemmung des Immun­
       überwachen.                             systems erfolgt sofort, die Wirkung
                                               auf die Entzündung der betroffe-

         “ teBasismedikamen­
                                               nen Organe tritt aber verzögert ein.
                                               Die wichtigsten Nebenwirkungen
               be­einflussen                   sind Magen-Darm-Beschwerden
             den Krankheits-                   und eine erhöhte Infektanfälligkeit.

             verlauf positiv.
                                   ”           Endoxan® (Cyclophosphamid)
                                               Dieses synthetische Basismedika­
       CellCept ,  Myfortic (Mycophe­
                 ®            ®
                                               ment hat eine sehr stark dämpfende
       nolat-Mofetil, Mycophenolat)            Wirkung auf das Immunsystem.
       CellCept® und Myfortic® hemmen          Man setzt es vor allem bei Kollage­
       die Vermehrung der T- und               nosen (Bindegewebsentzün­
       B-Lymphozyten und deren Wande­          dungen) und Vaskulitiden (Gefäss­
       rung ins Entzündungsgebiet.             entzündungen) ein, falls gewisse
       Lymphozyten machen einen Teil           Organe lebensbedrohlich befallen
       unserer weissen Blutkörperchen          sind. Wenn die Erkrankung ein-
       aus. CellCept® und Myfortic®            mal unter Kontrolle ist, wech­selt man
       werden hauptsächlich in der Trans­-     häufig auf schwächere Basis­
       plantationsmedizin eingesetzt.          medikamente.
       In der Rheumatologie finden
       sie Anwendung unter anderem bei
       Nierenentzündungen (z. B. beim
BASISMEDIKAMENTE       27

Endoxan® kann in Form von Tablet­-     lösliche oder zellständige Eiweisse,
ten (täglich) oder als Infusionen      welche Entzündungssignale
(meistens monatlich) gegeben wer-      vermitteln, oder richten sich gegen
den. Der Wirkungseintritt erfolgt      gewisse Entzündungszellen. Erst
innerhalb weniger Wochen. Die          die moderne Molekularbiologie hat
wichtigsten Nebenwirkungen sind        ihre Entwicklung möglich gemacht.
die Unterdrückung der Blutbil-         So nutzt die Pharmaindustrie
dung und eine Erhöhung der Infekt­-    gentechnisch veränderte Zellen
neigung. Bei langfristiger Anwen­      oder Mikroorganismen als lebende
dung kann Endoxan® sowohl              «Fabriken», damit diese die ge­
bei Frauen als auch bei Männern zu     wünschten Wirkstoffe herstellen.
Sterilität führen. Zur Vermeidung      Die Entwicklungs- und Produktions­
gewisser Infekte wird häufig gleich-   kosten von Biologika sind sehr
zeitig das Antibiotikum Bactrim®       hoch. Vor ihrem Einsatz muss des-
gegeben. Zudem ist eine eng­           wegen eine Kostengutsprache
maschige Überwachung mit regel­-       bei der Krankenkasse eingeholt
mässigen Blutuntersuchungen            werden.
erforderlich.
                                       TNF-Hemmer
                                       Die fünf TNF-Hemmer Cimzia®
Biotechnologisch herge- (Certolizumab), Enbrel® (Etaner­
stellte Basismedikamente cept), Humira® (Adalimumab),
(Biologika)              Remicade® (Infliximab) und
Bei den sogenannten Biologika          Simponi® (Golimumab) gehören
handelt es sich um künstlich           zur Medikamentengruppe der
hergestellte Eiweisssubstanzen,        Biologika, jenen Arzneimitteln auf
welche ihre Wirkung dadurch            Eiweissbasis also, welche bio­
entfalten, dass sie gezielt in den     technologisch hergestellt werden.
Entzündungsprozess eingreifen.         Die TNF-Hemmer inaktivieren
Sie neutralisieren beispielsweise      sowohl in den Gelenken als auch
28   BASISMEDIKAMENTE

       im übrigen Körper gezielt den          Gelenken kann gebremst und
       sogenannten Tumor-Nekrose-Faktor       häufig sogar zum Stillstand gebracht
       alpha (TNFα), einen der wichtigsten    werden.
       Entzündungsbotenstoffe. Dadurch
       vermögen sie den Entzündungspro­       Die TNF-Hemmer sind gut verträg­
       zess zu unterdrücken.                  lich, beinhalten aber auch gewisse
                                              Risiken. Infektionen treten gehäuft
       Die TNF-Hemmer kommen                  auf, und sie können atypisch und
       bei Arthritis, zum Beispiel bei der    schwerer als üblich verlaufen. Eine
       rheumatoiden Arthritis, bei der        früher durchgemachte Tuberkulose
       Psoriasis-Arthritis und beim Morbus    kann wieder aktiv werden.
       Bechterew (Spondylitis ankylo-

                                                “ inaktivieren
       sans) zur Anwendung. Sie werden
       auch bei entzündlichen Darmer­
                                                  TNF-Hemmer
       krankungen, Hautpsoriasis (Schup­                       einen
       penflechte) und anderen Ent­                der wichtigsten
       zündungserkrankungen eingesetzt.
                                                   Entzündungs­
                                                                     ”
       Mit den TNF-Hemmern lässt
       sich die Entzündungsaktivität bei           botenstoffe.
       vielen Betroffenen stark vermindern.
       Die Gelenkschmerzen können             Enbrel® wird einmal die Woche,
       sich schon innerhalb weniger Tage      Humira® alle zwei Wochen, Cimzia®
       zurückbilden. Bei Betroffenen          alle zwei oder alle vier Wochen
       mit Entzündungszeichen im Blut         und Simponi® monatlich unter die
       kommt es häufig zu einem               Haut gespritzt, was viele Betrof-
       geradezu schlagartigen Verschwin­      fene problemlos selber tun. Als häu-
       den der entzündungsbedingten           figste Nebenwirkung treten bei
       Befindlichkeitsstörungen wie           etwa einem Drittel der Patientinnen
       Müdigkeit und Abgeschlagenheit.        und Patienten Hautreaktionen
       Der Zerstörungsvorgang in den          im Bereich der Injektionsstelle auf,
BASISMEDIKAMENTE        29

ähnlich einem Insektenstich. Solche    werden. Durch eine solche
Reaktionen verschwinden jedoch         Kom­bination lässt sich eine noch
oft im Verlauf der Therapie.           bessere Wirkung erzielen.

Remicade® wird alle sechs bis acht     MabThera® (Rituximab)
Wochen als ein- bis zweistündige        Auch MabThera® gehört zur
Infusion gegeben, wobei am Anfang       Medikamentengruppe der Biologi­
die Abstände zwischen den Infu-         ka. Ähnlich wie die bereits
sionen kürzer sind (2. Infusion nach    erwähnten TNF-Hemmer besteht
zwei Wochen; 3. Infusion sechs         ­MabThera® aus einem biotech­
Wochen nach der 1. Infusion). Wäh-      nologisch hergestellten Antikörper
rend der Infusion von Remicade®         auf Eiweissbasis. Dieses Basis­
kann es zu Nebenwirkungen               medikament richtet sich gezielt
ähnlich einer allergischen Reaktion     gegen die B-Zellen, welche
(etwa zu Hautrötung, Engegefühl         unter anderem Antikörper wie den
der Brust und erschwerter Atmung)       sogenannten Rheumafaktor
kommen. Die Infusion ist deswegen       produzieren. MabThera® wird zur
ständig zu überwachen. Infu­            Behandlung der rheumatoiden
sionsreaktionen sind aber selten.       Arthritis und anderer Autoimmun­
                                        erkrankungen eingesetzt. Es wird
Alle TNF-Hemmer können zusam­           als Infusion gegeben. Die Wirkung
men mit Methotrexat-Präparaten          tritt nur langsam ein, kann aber
oder anderen herkömmlichen              sechs bis zwölf Monate und
Basismedikamenten angewandt             manchmal sogar länger anhalten. Es
                                        empfiehlt sich, MabThera® mit
                                        Methotrexat-Präparaten oder anderen
                                        synthetischen Basismedikamenten
                                        zu kombinieren. Die Verträglichkeit
                                        ist gut, nur selten treten Infusions­
                                        reaktionen auf. Wie andere Biologi­
30   BASISMEDIKAMENTE

                                                 “ gezielt
       ka erhöht auch MabThera® das
       Risiko für Infektionen.                     Biologika greifen
                                                           in
       Benlysta® (Belimumab)                        den Entzündungs­
                                                                      ”
       Auch Benlysta® besteht aus einem
       biotechnologisch hergestellten
                                                    prozess ein.
       Antikörper auf Eiweissbasis. Dieser
       bindet sich an ein lösliches Eiweiss,   Orencia® (Abatacept)
       welches die B-Zellen stimuliert.        Orencia ® ist ebenfalls eine bio­
       Benlysta® hemmt dieses aktivieren­      technologisch hergestellte Eiweiss­
       de Eiweiss, fördert das Zugrunde­       substanz. Diese bindet sich an
       gehen von B-Zellen und hemmt            die Oberfläche bestimmter Immun-
       deren Produktion von Antikörpern.       zellen und hemmt dadurch die
       Benlysta® kommt beim systemi­           Aktivierung der T-Zellen, welche im
       schen Lupus erythematodes zum           Entzündungsprozess eine wichtige
       Einsatz, wenn herkömmliche              Rolle spielen. Orencia® wird zur
       Therapien ungenügend wirksam            Behandlung der rheumatoiden Ar-
       sind. Benlysta® wird als Infusion       thritis eingesetzt. Es wird von
       über ca. 60 Minuten gegeben. Diese      den Betroffenen wöchentlich unter
       wird nach zwei und vier Wochen          die Haut gespritzt. Alternativ
       und danach alle vier Wochen             kann es als halbstündige Infusion
       wiederholt. Es kann drei bis sechs      gegeben werden. Die ersten drei
       Monate dauern, bis ein spür-            Infusionen erfolgen im Abstand
       barer Therapieeffekt eintritt. Die      von je zwei Wochen, anschliessend
       Verträglichkeit ist gut, nur            wird Orencia® alle vier Wochen
       selten treten Infusionsreaktionen       per Infusion verabreicht. Die Wir­-
       auf. Benlysta® kann das Risiko          kung ist nach ein bis zwei Monaten
       für Infektionen erhöhen.                zu erwarten. Orencia® wird allein
                                               oder zusammen mit herkömmlichen
                                               synthetischen Basismedikamenten
BASISMEDIKAMENTE       31

eingesetzt. Die Verträglichkeit ist   zwei Monaten. Die Verträglichkeit
gut, nur selten treten Infusions­     ist gut, nur selten treten Haut- oder
reaktionen auf. Orencia ® führt zu    Infusionsreaktionen auf. Wie andere
einer leichtgradigen Erhöhung         Biologika erhöht Actemra® das
des Infektionsrisikos.                Risiko für Infektionen. Das Medika­
                                      ment kann allein oder in Kombi­
Actemra® (Tocilizumab)                nation mit herkömmlichen syntheti­
Actemra® ist ein biotechnologisch     schen Basismedikamenten
hergestellter, auf Eiweiss basie­     verabreicht werden.
render Antikörper gegen den
Interleukin-6-Rezeptor. Actemra®      Stelara® (Ustekinumab)
führt zu einer Verringerung der       Stelara® ist ein biotechnologisch
Aktivität von Interleukin-6, einem    her­gestellter Arzneistoff, der
der wichtigsten Entzündungs­          zur Behandlung der Psoriasis-Arth­
botenstoffe unseres Immunsystems.     ritis (Arthritis bei Schuppenflechte)
Dadurch können die Entzündung         und der Hautpsoriasis (Schuppen­
der Gelenke und systemische           flechte) eingesetzt wird. Stelara®
Auswirkungen wie Müdigkeit            ist ein Antikörper gegen die
ge­lindert werden. Actemra® wird      Entzündungsbotenstoffe Interleu­
bei rheumatoider Arthritis und        kin-12 und Interleukin-23. Stelara®
anderen Entzündungserkrankungen
eingesetzt. Es wird von den Betrof­
fenen wöchentlich unter die
Haut gespritzt. Alternativ kann es
als einstündige Infusion gegeben
werden, in Abständen von meistens
vier Wochen. Die Wirkung auf die
systemische Entzündung und deren
Symptome erfolgt sehr rasch, jene
auf die Gelenke innerhalb von etwa
32   BASISMEDIKAMENTE

       bindet sich an diese, wodurch sie      der Botenstoff seine Wirkung
       ihre Wirkung nicht mehr entfalten      nicht mehr entfalten kann. Cosentyx®
       können. Stelara® hemmt die             hemmt so die Entzündung der
       Entzündung der Gelenke und der         Gelenke und der Wirbelsäule und
       Wirbelsäule und wirkt der Schup­       wirkt der Schuppenflechte ent­
       penflechte entgegen. Stelara®          gegen. Cosentyx® wird mit einer
       wird mit einer Fertigspritze unter     Fertigspritze unter die Haut injiziert.
       die Haut injiziert. Einen Monat nach   Zu Beginn werden wöchentlich
       der ersten Injektion erfolgt die       150 bis 300 mg gespritzt (während
       nächste Spritze, danach wird das       vier Wochen), danach monatlich.
       Medikament alle drei Monate            Die Betroffenen bemerken die
       gespritzt. Die Betroffenen bemerken    Besserung in der Regel nach ein
       die Besserung in der Regel             bis zwei Monaten. Cosentyx® kann
       nach ein bis zwei Monaten. Stelara®    zu Hautreaktionen an der Injek-
       kann zu Hautreaktionen an der          tions­stelle führen. Wie andere Bio-
       Injek­tionsstelle führen. Wie andere   logika erhöht auch dieses das
       Biologika erhöht auch dieses das       Risiko für Infektionen.
       Risiko für Infektionen.

       Cosentyx® (Secukinumab)
       Cosentyx® ist ein biotechnologisch
       hergestellter Arzneistoff, der zur
       Behandlung der Psoriasis-Arthritis
       (Arthritis bei Schuppenflechte),
       dem Morbus Bechterew und der
       Hautpsoriasis (Schuppenflechte)
       eingesetzt wird. Cosentyx® ist
       ein Antikörper gegen den Entzün­
       dungsbotenstoff Interleukin-17.
       Er bindet sich an diesen, wodurch
BASISMEDIKAMENTE          33

Biosimilars

Bei herkömmlichen, synthetisch hergestellten Medikamenten sind wir
es schon gewohnt. Sobald der Patentschutz abgelaufen ist, kom-
men Nachahmerprodukte auf den Markt, sogenannte Generika. Bis
zum Jahr 2020 werden auch etwa 80 Prozent der biotechnologisch
hergestellten Medikamente, die in den 1980er- oder 1990er-Jahren
entwickelt worden sind, ihren Patentschutz verlieren. Bei mehreren
Biologika ist der Patentschutz bereits abgelaufen. Neue Präparate zur
Behandlung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen stehen
deshalb in den Startlöchern, die sogenannten Biosimilars.

Biosimilars gelten, anders als Generika – die Nachahmerprodukte
synthetischer Medikamente – als eigene Produkteklasse, da sie den
Originalpräparaten zwar ähnlich (eng. similar =  ähnlich), aber nicht
gleich sind. Biotechnologisch hergestellte Präparate sind hochkomple­
xe Eiweissmoleküle, die aus bis zu 20 000 Atomen bestehen. Exakte
Kopien des Originals sind daher kaum realisierbar. Entsprechend
aufwändig ist das Zulassungsverfahren, welches solche Nachahmer­
produkte in der Schweiz durchlaufen müssen. Für hierzulande zu­
gelassene Biosimilars sollten daher nach Aussagen von Experten
keine grösseren Sicherheitsbedenken bestehen, als für die jeweiligen
Originalprodukte. Wie viel günstiger Biosimilars im Vergleich mit den
ursprünglichen Biologika für Patientinnen und Patienten sein werden,
wird sich allerdings erst noch zeigen müssen.

Die vorliegende Broschüre führt noch keine Medikamente aus der
Produkteklasse der Biosimilars auf.
Basismedikamente: Zusammenfassung ihrer Eigenschaften
Medikament               Zeit bis        Dosierung             Schwan-     Infekt-     Nebenwirkungen
                         zum Wirkungs­                         gerschaft   anfällig-
                         eintritt                              erlaubt     keit

Synthetisch hergestellte Medikamente

Arava ®                  4–6 Wochen      10–20 mg täglich      nein        leicht      Durchfall, leichter Haarausfall, selten
(Leflunomid)                                                               erhöht      Leber­- und Lungenentzündungen,
                                                                                       Unterdrückung der Blutbildung,
                                                                                       hoher Blutdruck

CellCept® (Myco­         1– 4 Wochen     500–1500 mg täglich   nein        leicht      Magen-Darm-Beschwerden,
phenolat­-Mofetil) und                                                     erhöht      gehäuft Infektionen
Myfortic®
(Mycophenolat)

Endoxan®                 1– 4 Wochen     50–150 mg täglich     nein        stark       Magen-Darm-Beschwerden, Unter­-
(Cyclophosphamid)                                                          erhöht      drückung der Blutbildung, Haar­-
                                                                                       ausfall, Blasenentzündung, gehäuft
                                                                                       Infektionen, Sterilität

Imurek®                  2–3 Monate      50–150 mg täglich     ja          leicht      Leichte Übelkeit, Magen-Darm-
(Azathioprin)                                                              erhöht      Beschwerden, Unterdrückung der
                                                                                       Blutbildung, Leberentzündung

Metoject®,               6–8 Wochen      7,5–30 mg pro Woche   nein        leicht      Magen-Darm-Beschwerden,
Methrexx®                                                                  erhöht      Haut- und Schleimhautveränderun­
(Methotrexat)                                                                          gen, leichter Haarausfall, selten
                                                                                       Leber- und Lungenentzündungen,
                                                                                       Unterdrückung der Blutbildung
Otezla®                 2–3 Monate       60 mg täglich               nein   leicht   Durchfall, Übelkeit, Bauch­
(Apremilast)                                                                erhöht   beschwerden

Plaquenil ®             3–4 Monate       200–400 mg täglich          ja     nein     Lichtempfindlichkeit der Haut
(Hydroxychloroquin)                                                                  und Augen, sehr selten Netzhaut­
                                                                                     schädigung am Auge

Salazopyrin® EN         2–3 Monate       2000–3000 mg täglich        ja     nein     Magen-Darm-Beschwerden,
(Sulfasalazin)                                                                       Hautallergie, Störung der Blutbildung,
                                                                                     Übelkeit, Kopfschmerzen, Rachen­
                                                                                     schmerzen, Fieber

Sandimmun®              1– 3 Monate      100–300 mg täglich          ja     leicht   Magen-Darm-Beschwerden,
(Cyclosporin A)                                                             erhöht   vermehrte Behaarung, Zahnfleisch­-
                                                                                     schwellungen, hoher Blutdruck,
                                                                                     Störung der Nierenfunktion

Xeljanz®                1– 2 Monate      10–20 mg täglich            nein   erhöht   Kopfschmerzen, Durchfall, Leber­
(Tofacitinib)                                                                        entzündung, Unterdrückung
                                                                                     der Blutbildung, gehäuft Infektionen

Biotechnologisch hergestellte Medikamente (Biologika)

Actemra®                wenige           Infusionen alle 4 Wochen    nein   erhöht   selten Infusionsreaktionen ähnlich
(Tocilizumab)           Wochen           oder Spritze à 162 mg                       allergischen Reaktionen (Hautrötung,
                                         1 × pro Woche                               Engegefühl der Brust und erschwerte
                                                                                     Atmung)

Benlysta®               3–6 Monate       Infusionen alle 4 Wochen,   nein   erhöht   selten Infusionsreaktionen, Unter­
(Belimumab)                              zu Beginn häufiger                          drückung der Bildung weisser
                                                                                     Blutkörperchen, Infektionen
                                                                                                                            35
Medikament             Zeit bis        Dosierung                   Schwan-     Infekt-     Nebenwirkungen
                       zum Wirkungs­                               gerschaft   anfällig-
                       eintritt                                    erlaubt     keit

Cosentyx®              1–3 Monate      150–300 mg pro Woche        nein        erhöht      Hautreaktionen an der Injektions­
(Secukinumab)                          subkutan spritzen                                   stelle, gehäuft Infektionen
                                       während insgesamt
                                       4 Wochen, danach alle
                                       4 Wochen

MabThera®              1–3 Monate      2 Infusionen à 1000 mg      nein        erhöht      selten Infusionsreaktionen ähnlich
(Rituximab)                            im Abstand von 2 Wochen                             allergischen Reaktionen
                                                                                           (Hautrötung, Engegefühl der Brust
                                                                                           und erschwerte Atmung)

Orencia ®              wenige          Infusionen alle 4 Wochen,   nein        erhöht      selten Infusionsreaktionen ähnlich
(Abatacept)            Wochen          zu Beginn häufiger, oder                            allergischen Reaktionen
                                       1 × pro Woche subkutan                              (Hautrötung, Engegefühl der Brust
                                       spritzen                                            und erschwerte Atmung)

Stelara ®              1– 2 Monate     45 mg alle drei Monate,     nein        erhöht      Hautreaktionen an der Injektions­
(Ustekinumab)                          zweite Spritze schon nach                           stelle, gehäuft Infektionen
                                       einem Monat

TNF-Hemmer:            wenige Tage     200 mg alle 2 Wochen        nein        erhöht      Hautreaktionen an der Injektions­
Cimzia®                bis Wochen      oder 400 mg alle                                    stelle, gehäuft Infektionen
(Certolizumab)                         4 Wochen, zu Beginn
                                       höhere Dosis

TNF-Hemmer:            wenige Tage     50 mg 1 × pro Woche         nein        erhöht      Hautreaktionen an der Injektions­
Enbrel® (Etanercept)   bis Wochen                                                          stelle, gehäuft Infektionen

TNF-Hemmer:            wenige Tage     40 mg alle 2 Wochen         nein        erhöht      Hautreaktionen an der Injektions­
Humira ®               bis Wochen                                                          stelle, gehäuft Infektionen
(Adalimumab)
TNF-Hemmer:            wenige Tage     Infusionen alle           nein      erhöht       selten Infusionsreaktionen ähnlich
 Remicade®              bis Wochen      6–8 Wochen, zu Beginn                            allergischen Reaktionen (Hautrötung,
 (Infliximab)                           häufiger                                         Engegefühl der Brust und erschwerte
                                                                                         Atmung), gehäuft Infektionen

 TNF-Hemmer:            wenige Tage     50 mg 1 × pro Monat       nein      erhöht       Hautreaktionen an der Injektions­
 Simponi®               bis Wochen                                                       stelle, gehäuft Infektionen
 (Golimumab)

➔➔ Hinweis: Die in dieser Broschüre aufgeführten Medikamentenlisten erheben keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Sie werden periodisch auf ihre Aktualität hin überprüft.
Neuere Versionen sind aufgeschaltet unter: www.rheumaliga.ch/medikamente
                                                                                                                             BASISMEDIKAMENTE
                                                                                                                             37
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