Parasitenbehandlung und prophylaktische Maßnahmen bei Tieren mit Weidegang - Dr. Marieke Matthiesen, RSH eG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Parasitenbehandlung und prophylaktische Maßnahmen bei Tieren mit Weidegang Dr. Marieke Matthiesen, RSH eG Webinar 25.2.2021
Einleitung Parasitenmanagement • Früher ➢ Therapie meist erstes Mittel der Wahl ➢ Therapieempfehlungen: 3-8x Entwurmung pro Saison • Heute ➢ Resistenzen auf dem Vormarsch ➢ Magen-Darmwürmer ➢ Fliegen • Tierschutz ↔ Ökotoxizität ↔ Umweltschutz → Ohne Prophylaxe geht es nicht 2
Auswirkungen von Parasiten • Tiergesundheit • Tierwohl • Wirtschaftliche Aspekte ➢ Geringerer Schlachterlös ➢ Reduzierte Fruchtbarkeit ➢ Aborte ➢ Reduzierte Milchleistung v.a. in der 1. Laktation → 0,5-2,5 Liter Milchverlust pro Tier pro Tag => 100-500l Milch pro Laktation pro Tier 3
Parasiten auf der Weide Ektoparasiten Endoparasiten Mücken Kokzidien Magen-Darm- Würmer Zecken Fliegen, Leberegel, Bremsen (Pansenegel) Lungenwürmer 4
Magen-Darm-Würmer •Wirtschaftliche Bedeutung: ➢Ostertagia ostertagi (Labmagen) ➢Cooperia oncophora (Dünndarm) •Auf jedem Betrieb zu finden! •Larven überwintern auf der Weide und im Tier Quelle: Thünen-Institut Eiausscheidung Jungtiere Überwinterte Larven an Pflanzen Larven 5
Magen-Darm-Würmer • Larven verursachen Labmagen- und Darmentzündung Klinik • Juli-September bei Erstsömmrigen ➢ Durchfall ➢ Appetitverlust/Abmagerung ➢ Bräunliches, struppiges Haarkleid ➢ gestörtes Fett-Fleisch-Verhältnis • Achtung: Großteil des Muskelaufbaus findet in der 1. Weidesaison statt!! 6
Magen-Darm-Würmer Diagnose • Symptome • Kotproben (Einachweis) • Tankmilch (Antikörper) • Serum (Antikörper) ©Universität Utrecht Immunität • Entwickelt sich langsam bis zum Ende der Weidesaison ➢ Schutz für 2.Weideperiode 7
Großer Lungenwurm (Dictyocaulus viviparus) •In Schleswig-Holstein ca. 18% der Betriebe •Parasitäre Bronchopneumonie •Larven überwintern hauptsächlich im Tier •Wildtiere, Kot an Fahrzeugen etc. Quelle: Thünen-Institut April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov 8
Großer Lungenwurm • Larven verursachen gestörte „Reinigungsfunktion“ der Lunge Klinik • Husten! (ab 3-8 Wochen nach Austrieb) • Lungenentzündung • Nasenausfluss wird nicht abgeleckt • Angestrengtes Atmen kostet Energie • Allgemeinzustand/Futteraufnahme↓ • Todesfälle möglich ©Lehrbuch der Parasitologie in der Tiermedizin • Lebenslang anfälliger für Lungenentzündung 9
Großer Lungenwurm (Dictyocaulus viviparus) Diagnostik • Kotproben (Larvennachweis) ➢ Achtung: Husten tritt auf, bevor Larven im Kot zu finden sind • Tankmilch (AK) • Serum (AK) Immunität • Vollständige Immunität durch natürliche Infektion möglich ©Universität Utrecht • Spätestens nach 12 Monaten erloschen 10
Therapie und Prophylaxe (Magen-Darmwürmer/Lungenwürmer) Therapie • Gängige Mittel wirksam gegen beide Gruppen Prophylaxe => Weidemanagement • Mähen vor dem Austrieb verringert Larvenzahl ➢ Heu • Austrieb möglichst spät • Altersgruppen nicht mischen 11
Großer Leberegel (Fasciola hepatica) •In Schleswig-Holstein 1/3 der Betriebe betroffen •Zwergschlammschnecke als Zwischenwirt ➢benötigt Feuchtigkeit •Überwintert in Schnecken •Auch Schafe, Pferde, Wildtiere befallen ➢Weidekontamination •Bleibt in Heu 4-6 Monate infektiös •Immunität möglich aber kurz 12 Quelle: Thünen-Institut
Leberegel - Schneckenhabitate Prophylaxe: •Bodenbefestigung an Tränken •Drainage •Gebiete umzäunen (2 Meter) 13
Großer Leberegel (Fasciola hepatica) • Massive Leberschäden durch Larvenwanderung Klinik: Meist chronischer Verlauf • Abmagerung • Leistungsabfall • Trielödem • Durchfall • Anämie/Gelbsucht • Sonnenbrand Nimmt über Winter zu 14
Großer Leberegel (Fasciola hepatica) Diagnose • Kotproben (Eier) • Tankmilch (Antikörper) • Blutserum (Antikörper) • Schlachtbefunde ©Rinderskript Therapie • Nach der Aufstallung (Oktober-Dezember) ➢ Bei Triclabendazol (z.B. Endofluke®) reicht eine Behandlung ➢ Bei Milchkühen zum Trockenstellen (Wartezeit!) ➢ Sonst im März wiederholen 15
Weidekokzidiose Erreger: Eimeria alabamensis ➢ Einzeller in Zellen der Dünn- und Dickdarmschleimhaut • Sehr hohe wirtschaftliche Verluste möglich • Extrem überlebensfähig (2 Jahre auf Weide) ➢ 8 Monate in Heu • Meist Erstsömmrige betroffen Klinik • Massiver Durchfall 10-14 Tage nach Austrieb • Teils blutig • Dehydrierung • Todesfälle 16
Weidekokzidiose Diagnose • Kotproben→ Art bestimmen lassen • Achtung! Nicht alle Tiere Ausscheider ➢ Immer mindestens 5 Tiere beproben ©Tieraerzteverlag.at Therapie • Toltrazuril/Diclazuril (z.B. Vecoxan®) • Evtl. Sulfonamide • Bei bekannter Weidebelastung: Behandlung wenige Tage nach Austrieb Prophylaxe • Unbelastete Weiden/Mähweiden für Jungtiere 17
Ektoparasiten auf der Weide • Permanentes Stören der Tiere • Leistungseinbußen • Entwicklung meist in der Umgebung • Tag- oder nachtaktiv • Kaum Immunität • Überträger von Krankheitserregern ➢ Fliegen ➢ Holsteinische Euterseuche (T.pyogenes) ➢ Augenentzündung ➢ Staph. Aureus ➢ Wurmeier/Kokzidien ➢ Dasselbeulen 18 ©Wikipedia ©Boehringer Ingelheim
Ektoparasiten auf der Weide ➢ Mücken ➢ Juckreiz, Schwellungen ➢ Gnitzen (Schmallenberg- und Blauzungenvirus) ©Spiegel ➢ Bremsen ➢ Juckreiz ➢ Schmerzen ➢ Schwellungen ©Wikipedia ➢ Zecken ➢ Blutarmut ➢ Q-Fieber 19 ➢ Babesiose (Klimawandel) ©Agrarheute
Ektoparasiten auf der Weide Bekämpfung •Langwirksame Ohrclips (z.B. Flectron®, Auriplak®) ➢Wirksamkeit 4-6 Monate •Aufgusspräparate (z.B. Butox®, Bayofly®, Ivomec® etc.) ➢Wirksamkeit 4-6 Wochen Prophylaxe •Feuchte Stellen trockenlegen •Nachtbeweidung •Fliegenbekämpfung auch im Stall 20
Parasitenmanagement Therapie Monitoring Weidemanagement Tiermanagement 21
Das Ziel: Immunität Was bringt Immunität? ➢ Krankheitserscheinungen ↓ ➢ Ausscheidung ↓ ➢ Hält abhängig vom Parasiten unterschiedlich lange an (6-12 Monate) • Nur Parasitenkontakt führt zu Immunität ➢ Wichtig: ausreichend lange mit genügend Intensität (8 Monate) • Darum: Vorsicht bei Langzeit-Bolus-Einsatz! ➢ Immune Tiere können Ausscheider sein →Problem Hauskoppel 22
Therapie Monitoring Weidemanagement Weidemanagement Tiermanagement Sinn: Reduktion des Parasitendrucks • Strategisch vorgehen: Welche Gruppe wann wohin? Wie viele? • Fokus auf die Jungtiere → voll empfänglich! • Austrieb auf Mähweide möglich? • Weide ohne Vornutzung durch ältere Tiere • Mähen vor Austrieb ➢ Silage oder Heu abhängig von Belastung der Weide • Trockenlegen/Auszäunen von nassen Stellen → Schnecken → Insekten23
Therapie Monitoring Weidemanagement Tiermanagement Tiermanagement • Nur gesunde Tiere auf die Weide • Tägliche Tierkontrolle ➢ Durchfall? Husten? Struppiges Fell? ➢ Verhalten • Monatlich Körperkondition oder Wiegen → Fotos • Versorgung mit Spurenelementen/Mineralstoffen • Tränke-Hygiene • Zufüttern bei Knappheit ➢ Wurmlarven an Grasnarbe! 24
Therapie Monitoring Weidemanagement Tiermanagement Monitoring Jungtiere • Überwachung der Endoparasitenbelastung • Zeitpunkt abhängig von Weidebelastung Kotproben ➢ Stark belastete Weide 3-4 Wochen nach Austrieb ➢ Schwach belastet: 2 Monate nach Austrieb ➢ Routinemäßig zur Mitte der Weidesaison ➢ Poolproben á 5-10 Tiere (frisch!) ➢ Parasitenart und Eizahl pro Gramm Kot bestimmen 25
Therapie Monitoring Weidemanagement Monitoring Milchkühe Tiermanagement • Wurm-/Leberegelstatus im Blick behalten ➢ Routinemäßig Eizahl pro Gramm bestimmen lassen (2x/Jahr) ➢ Tankmilchprobe ➢ Schlachtbefunde anfordern • Wie sehen die Tiere aus? • Austrieb erst, wenn Gras abgetrocknet ist ➢ Larven wandern im Feuchten – ziehen sich bei Trockenheit an Grasnarbe zurück 26
Behandlungsstrategien Resistenzentwicklung vorbeugen ➢ Behandlung nur wenn nötig ➢ Wirkstoffgruppen wechseln ➢ Dosierung beachten ➢ Die schwersten Tiere zuerst ➢ Wirksamkeit der Behandlung überprüfen ➢ Eizahlreduktionstest (Kot) 10-14 Tage nach Behandlung ➢ Wiederholte Tankmilchprobe ➢ Wenn möglich, nicht die gesamte Gruppe behandeln ➢ Selektives Entwurmen 27
Behandlungsstrategien Beispiel 1: Weide jedes Jahr besetzt Austrieb April/Mai Weide nicht gemäht Starke Kontamination zu erwarten Vorgehen: Kotproben ca. 6 Wochen nach Austrieb EpG > 100 = Behandlung aller Tiere 28 EpG ≤ 100 = Abwarten → Kotproben alle 3 Wochen wiederholen
Behandlungsstrategien Beispiel 2: Weide jedes Jahr besetzt Im selben Jahr schon besetzt Jungtier-Austrieb ab Juni Sehr starke Kontamination zu erwarten Vorgehen: Langzeitbolus Behandlung innerhalb von 2 Wochen nach Austrieb (pour on) 29 Kotproben alle 3 Wochen
Behandlungsstrategien Beispiel 3: Weide jedes Jahr besetzt Austrieb ab Juni Weide vorher gemäht Geringe Kontamination zu erwarten Vorgehen: Kotproben ca. 8-10 Wochen nach Austrieb EpG > 100 = Behandlung aller Tiere 30 EpG ≤ 100 = Abwarten → Kotproben alle 4 Wochen wiederholen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Parasitenmanagement = Immunität fördern Resistenzen verhindern Therapie Monitoring Tiermanagement Hinweis: Weidemanagement www.weide-parasiten.de 31
Sie können auch lesen