Mehr als nur Geburtshelfer der Platt- form - Charité Versorgungsforschung

 
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Mehr als nur Geburtshelfer der Platt- form - Charité Versorgungsforschung
©Charité, Foto: Verena Materna
Serie (Teil 22): Das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilita-
tionswissenschaft an der Charité (IMSR)

Mehr als nur Geburtshelfer der Platt-
form – Charité Versorgungsforschung

                                                                                                                                                         ©Charité, Foto: Wiebke Peitz
Das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft (IMSR) der
Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde bereits im März 2002 neu gegründet.
Und damit in genau dem Jahr, in dem an der Universität zu Köln der 1. Deutsche
Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) ausgerichtet wurde. Doch das war noch
lange nicht der Beginn des IMSR, denn es steht in einer langen Tradition medi-
zinsoziologischen und sozialmedizinischen Denkens innerhalb der Berliner Uni-
                                                                                                 Prof. Dr. phil. Adelheid Kuhlmey
versitätsmedizin und gehörte bereits 1970 zur Struktur des damals entstandenen                   ist seit März 2002 Direktorin des Instituts für Medi-
Zentralinstituts für Soziale Medizin an der Freien Universität Berlin. Geleitet wird             zinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
                                                                                                 an der Charité.
das Institut von Prof. Dr. phil. Adelheid Kuhlmey, die im „Nebenjob“ seit 2014 die               Stationen:
Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité ist.                                             1975 – 1980: Studium an der Humboldt-Universität
                                                                                                 zu Berlin; 1980 – 1992: Wissenschaftliche Mitar-
>> Beheimatet am Campus Charité Mitte und       einen starken wissenschaftlichen Schwer-         beiterin der Abt. Gerontologie und Medizinsoziolo-
                                                                                                 gie der Medizinischen Fakultät Charité, Humboldt-
im Centrum für Human- und Gesundheits-          punkt zu setzen, bei dem man weltweit kon-       Universität zu Berlin; 1984: Promotion zu einem
wissenschaften angesiedelt, kann das IMSR       kurrieren kann“, sagt Prof. Dr. phil. Adelheid   sozialgerontologischen Thema; 1990: Lehrauftrag
                                                                                                 und Facultas docendi für das Fachgebiet Geronto-
durchaus als einer der wohl ältesten Versor-    Kuhlmey, die schon von 1993 bis 1996 die         logie/Medizinsoziologie; 1993 – 06/1996: Komm.
gungsforschungs-Standorte in Deutschland        Kommissarische Direktorin des Instituts für      Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie
                                                                                                 der Medizinischen Fakultät Charité, Humboldt-Uni-
angesehen werden. Auch wenn das bei der         Medizinische Soziologie der Medizinischen        versität zu Berlin; 07/1996 – 10/1998: Professorin
Charité bislang niemand groß betont hat,        Fakultät Charité war; und das nach Beru-         für die Fächer Gerontologie und Medizinsoziologie
                                                                                                 an der Fachhochschule Neubrandenburg; 10/1998 –
sicher auch deshalb, weil sich das Fach         fungen nach Neubrandenburg und Braun-            02/2002: Professorin für die Fächer Gerontologie und
der Versorgungsforschung bislang in einem       schweig/Wolfenbüttel seit 2002 als Direkto-      Medizinsoziologie am Fachbereich Gesundheitswesen
                                                                                                 der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; seit
Haus, das stark der Grundlagenforschung –       rin ununterbrochen ist. Doch musste in der       2002 Direktorin des Instituts für Medizinische Sozio-
vor allem auch rund um Themen der Neuro-        Charité das Fach der Versorgungsforschung        logie und Rehabilitationswissenschaft, seit 10/2003:
                                                                                                 Erste Sprecherin des Graduiertenkollegs „Multimor-
wissenschaft – verschrieben und dafür auch      „erst einmal eine Position erstreiten“, ob-      bidität im Alter und ausgewählte Pflegeprobleme“;
weltweit anerkannt ist, eher bedeckt gehal-     wohl laut Kuhlmey Versorgungsforschung           seit 2010: Wissenschaftliche Direktorin des Charité-
                                                                                                 Centrums für Human- und Gesundheitswissenschaften
ten hat. „Es ist und war ja auch richtig, auf   eigentlich schon immer gemacht (nur meist        und seit 05/2014: Prodekanin für Studium und Lehre.

24                                                 Monitor Versorgungsforschung 01/2020
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                                                                                                                          Link
                                                                                                     Hier finden Sie die bereits vorgestellten Versor-
                                                                                                     gungsforschungsstandorte: www.m-vf.de/vf-made-in

nicht so genannt) wurde, weil in diesem           führerschaft inne hat. Vier der Projekte unter    gemeinmedizin und Versorgungsforschung
großen Haus Theoretiker, Methodiker und           der Führung der Charité sind bei „Neue Ver-       geschaffen werden. Zudem steht das IMSR
Praktiker seit jeher eng zusammenarbeiten.        sorgungsformen“ und fünf bei „Versorgungs         zur Zeit selbst in einer Bleibeverhandlung
    Das Institut für Medizinische Soziologie      forschung“ angesiedelt. Das Fördervolumen         für eine Versorgungsforschungs-Professur.
und Rehabilitationswissenschaft an der Cha-       aller Projekte, an denen die Charité bis dato     „Damit schaffen wir über Personal, Kompe-
rité ist seit 18 Jahren, Zeit seines Bestehens,   beteiligt ist, beläuft sich auf stolze 39 Mil-    tenzen und die neue Art der Institutiona-
mit rund 30 bis 40 Publikationen pro Jahr         lionen Euro.                                      lisierung von Versorgungsforschung an der
dabei, genau dies zu tun. Und natürlich auch          Das ist durchaus ein Betrag, bei dem          Charité immer mehr Power“, zeigt sich Prof.
deshalb, weil die aktuellen Forschungsfragen      auch die Chefetage eines so großen Hauses         Adelheid Kuhlmey überzeugt, dass ihr Haus
des Instituts mit Evidenz „made by Charité“       wie dem der Charité nicht nur aufmerksam,         schon jetzt mit zu den Leuchttürmen der
zu hinterlegen sind; das betrifft Fragen          sondern auch neuen Herangehensweisen ge-          deutschen Versorgungsforschungs-Standorte
• der medizinischen und pflegerischen Ver-       wogen wird. So zum Beispiel der – in den          zählt und in Zukunft das erst recht tun wird.
   sorgungsforschung,                             letzten zwei Jahren immer weiter konkre-              Schon 2012, als das IMSR sein zehnjäh-
• des demografischen Wandels und der Al-         tisierten – Idee, die vom IMSR ausgehende         riges Bestehen feierte, schrieb Kuhlmey im
   tersforschung,                                 Plattform – Charité Versorgungsforschung zu       Vorwort des damals publizierten Geburts-
• der medizinischen Ausbildungs- und Pro-        initiieren.                                       tagsbuchs: „Seit dem Neustart der Insti-
   fessionsforschung und                              Das macht schon Sinn bei einem Univer-        tutsarbeit vor zehn Jahren haben viele
• der Rehabilitationsforschung.                   sitätsklinikum mit mehr als 17.000 Ange-          Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Pra-
                                                  stellten und knapp 300 Professoren, die in        xispartner dazu beigetragen, dass wieder ein
    All das sind wichtige, grundlegende Fra-      17 Zentren mit mehr als 100 Kliniken und          Platz für Forschung und Lehre, zuerst an den
gestellungen, die allesamt stark vom BMBF,        Institute unterteilt sind. Und die alle nicht     Medizinischen Fakultäten der Freien Univer-
seit 2017 aber auch vom Innovationsfonds          nur forschen und versorgen, sondern auch          sität und der Humboldt-Universität, später
adressiert werden. So lag es auf der Hand,        eigene Förderanträge schreiben, die – nicht       an der Charité entstanden ist. Eine Ein-
sich auch hier um Fördergelder zu bewer-          immer, aber oft – mit Versorgungsforschung        richtung, an der Studierende sozialwissen-
ben. Mit enormen Erfolg, wie sich Kuhlmey         zu tun haben. Nur hat das bisher niemand          schaftliche Grundlagen der ärztlichen oder
erinnert. So bewarb sich die Charité bei          so gesehen, bis eben mit vier Gründungs-          pflegerischen Arbeit erlernen können, junge
der Strukturausschreibung des BMBF vor            mitgliedern (neben dem IMSR sind das              Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
fünf Jahren gleich um mehrere große Pro-          das Charité-Institut für Public Health, das       einen Platz für ihre Qualifikationen erhalten,
jekte. Was im Haus durchaus für Kontrover-        Institut für Allgemeinmedizn und der Ar-          gerontologische Themen der Versorgungs-
sen sorgte, weil vielfach befürchtet wurde,       beitsbereich Notfall- und Akutmedizin) die        sowie Ausbildungsforschung im Zentrum der
dass es ein schlechtes Bild abgeben würde,        Plattform – Charité Versorgungsforschung          wissenschaftlichen Expertise stehen und die
wenn man sich schon intern nicht auf ein          gegründet wurde. Und bei der Vorarbeit zum        gefragt wird, wenn es um die Einschätzung
großes Projekt, für das man sich bewerben         ersten großen Event dieser Plattform, dem 1.      der Entwicklungen im deutschen Gesund-
möchte, einigen kann. Dennoch bewarb sich         Charité-Versorgungsforschungskongress (s. S.      heits- und Pflegesystem geht.“
die Charité selbstbewusst gleich mit drei         30-31) gleich weit über 100 Projekte iden-            Damit stellt sie sich ganz hinter ei-
Anträgen und bekam dann auch den Förder-          tifiziert werden konnten, die der Versor-         nen der großen Namen der Charité, Rudolf
zuschlag für zwei Projekte in der Verbünde-       gungsforschung zuzurechnen sind.                  Virchow, der schon 1848 sagte, dass die
forschung (NAVICARE und EMANet). Auch,                All das führt unter anderem dazu, dass        „Medicin eine sociale Wissenschaft“ sei und
wenn diese Großprojekte nicht direkt vom          die Charité durchaus bereit ist, in die Versor-   die Politik weiter nichts als „Medicin im
IMSR, sondern federführend vom Institut           gungsforschung zu investieren. So konnte          Grossen“ (zum Themenkreis Soziologie und
für Public Health bzw. der Notfallmedizin         eine Professur Versorgungsforschung so-           Versorgungsforschung: Vortrag von Prof. Dr.
beantragt und eingeworben wurden, war             wie eine weitere mit dem Schwerpunkt All-         Holger Pfaff auf S. 32-33).
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                                                                               nischer Krankheit oder Pflegebedürftigkeit.                                                            schaften im IMSR, die Kooperation mit Kli-
                                                                               Beispielhaft seien OSCAR genannt, ein For-                                                             nikern aus der direkten Patientenversorgung
                                                                               schungsprojekt, in dem wir ein psychosozi-                                                             an der Charité als Impulsgeber und Partner
                                                                               ales Beratungs- und Koordinierungsangebot                                                              für neue Forschungsvorhaben als auch die
                                                                               für Patienten mit fortgeschrittenen onkolo-                                                            Möglichkeiten zur fachlichen Weiterent-
                                                                               gischen Erkrankungen evaluieren. Oder die                                                              wicklung mit großen individuellen Entschei-
                                                                               ToP-Studie, in der wir in Krankenhäusern                                                               dungsspielräumen.
                                                                               und ambulanten Pflegediensten analysieren,
                                                                               inwiefern sich Institutionen durch Zuwande-                                                               Was zeichnet in Ihren Augen das IMSR
                                                                               rung wandeln. Meine Forschungen begleiten                                                              aus?
©privat, Foto: Denise Menzel

                                                                               zudem methodisch-methodologische Frage-                                                                   Das IMSR verfügt über langjährige Exper-
                                                                               stellungen wie die einer diversitätssensiblen                                                          tise in der Durchführung von Versorgungs-
                                                                               Versorgungsforschung.                                                                                  forschungsprojekten unterschiedlichster Stu-
                                                                                                                                                                                      diendesigns in diversen Versorgungssettings.
                                                                                  Was möchten Sie ganz persönlich mit                                                                 Der Fokus liegt dabei auf vulnerablen Grup-
                                                                               Versorgungsforschung erreichen?                                                                        pen, z. B. älteren, multimorbiden, sozial be-
                                 PD Dr. phil. Liane Schenk, Leiterin              Ich wünsche mir eine Optimierung von                                                                nachteiligten und Patienten mit Migrations-
                                des Bereichs Versorgungsforschung              Versorgungsbedingungen, die auch vulne-                                                                hintergrund. Dabei werden die Perspektiven
                               >> Warum arbeiten Sie am Institut für Medi-     rablen, für Studien oftmals schwer erreich-                                                            der Patienten und der professionellen Ak-
                               zinische Soziologie und Rehabilitationswis-     baren Patientengruppen zugutekommt. In                                                                 teure sowie ihre Einbettung in systemische
                               senschaft der Charité – Universitätsmedizin     diesem Zusammenhang hoffe ich zu einer                                                                 Versorgungsstrukturen berücksichtigt. Die
                               Berlin?                                         Versorgungsforschung beizutragen, welche                                                               hohe methodische und thematische Kompe-
                                   Zunächst einmal bin ich Soziologin und      soziokulturelle Diversität systematisch in                                                             tenz der Institutsmitarbeiter spiegelt sich
                               fühle mich in einem Institut, welches meine     der Konzeption von Studien, ihrer Umset-                                                               auch in der umfangreichen Beteiligung des
                               Profession in seinem Namen trägt, gut auf-      zung und Analyse berücksichtigt. Von ver-                                                              IMSR in der Lehre der Charité wider.
                               gehoben. Mit der Medizin bzw. Gesundheit        besserten Versorgungsbedingungen sollten
                               kombiniert hier die Soziologie ein span-        zudem die an der Versorgung beteiligten                                                                    Mit welchen Thematiken und Fragestel-
                               nendes und relevantes Anwendungsfeld.           Professionen profitieren können. > Warum arbeiten Sie am Institut für Medi-                                                            z. B. im Hinblick auf den demografischen
                                                                               zinische Soziologie und Rehabilitationswis-                                                            Wandel und die fortschreitende Digitalisie-
                                  Mit welchen Thematiken und Fragestel-        senschaft der Charité – Universitätsmedizin                                                            rung im Gesundheitswesen. Meine persön-
                               lungen sind Sie derzeit beschäftigt?            Berlin?                                                                                                liche Motivation im Rahmen meiner Projekte
                                  Im Zentrum der Forschungen stehen vul-          Nach Abschluss meines Promotionspro-                                                                konzentriert sich insbesondere auf die Be-
                               nerable Populationen, also Menschen mit         jekts in der Arbeitsmedizin am Klinikum der                                                            rücksichtigung der Versorgungsbedürfnisse
                               erhöhter Verletzlichkeit infolge von Hoch-      LMU München, arbeite ich nun seit zwei Jah-                                                            von Patienten verschiedenster Herkunft so-
                               altrigkeit, kritischer Lebensumstände wie       ren am IMSR. Ich schätze vor allem die sehr                                                            wie die Gestaltung menschenfreundlicher Ar-
                               einer Wohnungslosigkeit oder eines Migrati-     gute interdisziplinäre Zusammenarbeit mit                                                              beitsbedingungen für die in der Versorgung
                               onskontextes, aber auch aufgrund von chro-      Kollegen aus den Sozial- und Naturwissen-                                                              Tätigen.
Mehr als nur Geburtshelfer der Platt- form - Charité Versorgungsforschung
Serie

                                           Das Team der Plattform – Charité Versorgungsforschung

                                                                                                                                                                      ©Charité, Foto: Simone Baar.
Das NAVICARE-Team mit Priv.-Doz. Dr. phil. Nina Rieckmann (7.v.l.; Verbundleitung, Institut für Public Health), Prof. Dr. med. Christoph Heintze (3.v.l.; Stellver-
tretende Verbundleitung, Institut für Allgemeinmedizin) und Dr. phil. Charlotte Klein (6.v.l.; Netzwerk-Koordination, Institut für Public Health).

           Das NAVICARE-Netzwerk                                                                                 Im Netzwerk von NAVICARE:
     NAVICARE ist ein Netzwerk für patientenori-                                                                Institut für Allgemeinmedizin
 entierte Versorgungsforschung, dessen Ziel es ist,
 Barrieren und Ungleichheiten in der Versorgung                                                                           der Charité
 von Patienten mit altersassoziierten Erkrankungen zu reduzieren. Das Projekt mit Koor-
 dinierungszentrum am Institut für Public Health der Charité wird im Förderschwerpunkt                         Das Institut für Allgemeinmedizin als akade-
 „Strukturaufbau in der Versorgungsforschung“ vom Bundesministerium für Bildung und For-                   mische Institution der hausärztlichen Medizin
 schung (BMBF) gefördert. Ziel der ersten Förderphase von NAVICARE ist es, ein patienten-                  gibt es an der Charité seit 1998 und wird seit
 orientiertes Navigations-Modell zu entwickeln, das die Patienten auf ihrem Weg durch das                  2012 von Prof. Dr. Christoph Heintze geleitet.
 Versorgungssystem unterstützt. Hiermit befassen sich zwei Forschungsprojekte. In einem                    Mittlerweile sind in der Lehre, Forschung und
 Folgeprojekt wird die Machbarkeit und die Akzeptanz des Patienten-Navigation-Modells                      Weiterbildung 25 wissenschaftliche und nichtwis-
 untersucht.                                                                                               senschaftliche Mitarbeiter tätig. Die Aktivitäten
 • CoreNAVI – Entwicklung eines Modells zur Patientennavigation: Im Teilprojekt CoreNAVI                  des Instituts umfassen drei Bausteine: Lehre,
    stehen als Beispiele für altersassoziierte Erkrankungen Schlaganfall und Lungenkrebs                   Nachwuchsförderung im Fach Allgemeinmedizin
    im Mittelpunkt. Mit Hilfe verschiedener Methoden wurde zuerst ein Versorgungsatlas für                 und Forschung.
    Patienten mit Schlaganfall und Lungenkrebs erstellt, parallel wurden in einer longitudi-                   Im Bereich der Lehre vertritt das Institut das
    nalen Studie die Versorgungserfahrungen von Schlaganfall- und Lungenkrebspatienten                     Fach Allgemeinmedizin in 17 Modulen des Mo-
    untersucht. Schließlich wurden mithilfe von Register- und Kassendaten Sekundärdaten-                   dellstudienganges mit dem Ziel, die Unterschiede
    analysen zur Identifikation vulnerabler Patientengruppen durchgeführt.                                 der Patientenversorgung im ambulanten Bereich
 • COMPASS – Coordination of Medical Professions Aiming at Sustainable Support: Dieses                    im Vergleich zum universitären Bereich frühzeitig
    Teilprojekt fokussiert sich auf die Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit                  für die Studierenden kenntlich zu machen. „Zur
    als Grundlage für die Langzeitversorgung multimorbider Patienten. Hierbei geht es                      Stärkung des hausärztlichen Nachwuchses ist die
    z.B. um die Delegation und Koordination medizinischer Aufgaben, aber auch um den                       Verzahnung der ärztlichen Ausbildung mit der
    möglichen Einsatz von Medizinischen Fachangestellten als Navigatoren. Die Perspektive                  hausärztlichen Weiterbildung ein wichtiges Anlie-
    der Forschungsprojekte bezieht sich dabei auf die hausärztliche Versorgung bzw. auf die                gen“, meint Prof. Heintze.
    Krankenversicherten.                                                                                       Im Rahmen des Kompetenzzentrums Weiterbil-
                                                                                                           dung Allgemeinmedizin werden Ärzte in Weiter-
    Mitte November 2019 fand in der Hörsaalruine auf dem Charité-Campus Mitte das                          bildung kontinuierlich durch ein Seminar- und
 NAVICARE-Symposium zu „Versorgungsrealität und -konzepte bei chronischen Erkrankungen                     Mentoring-Angebot begleitet und die fünfjährige
 aus verschiedenen Perspektiven“ statt. Dort wurden Forschungsergebnisse zu Barrieren und                  Weiterbildung zum FA Allgemeinmedizin unter-
 Schwachstellen in der Versorgung chronisch Erkrankter vorgestellt und mit Hausärzten,                     stützt.
 Patienten und Experten aus der Versorgungsforschung diskutiert.                                               Der Forschungsbereich des Institutes für
                                                                                                           Allgemeinmedizin ist in den letzten Jahren rasant
 NAVICARE Versorgungsatlas - Jetzt zum Download                                                            gewachsen. Der Schwerpunkt liegt dabei im
     Um Lungenkrebs- und Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen in ihrer krankheits-                   Bereich der Versorgungsforschung. Es ist etab-
 bezogenen Lebenssituation zu unterstützen, gibt es neben der direkten medizinischen oder                  liert, dass die in Spezialeinrichtungen erhobenen
 therapeutischen Versorgung im Raum Berlin eine Vielzahl an Angeboten. Da es für Betrof-                   Forschungsergebnisse nicht ohne Weiteres in den
 fene jedoch häufig schwierig ist, das richtige Unterstützungsangebot für sich zu finden,                  hausärztlichen Bereich übertragen werden können.
 wurden im Rahmen des Teilprojekts CoreNAVI nach ausführlicher Recherche und Kontaktie-                    Von Interesse sind daher die „Real World“-Erfah-
 rung von Anbietern zwei Broschüren erstellt. Sie enthalten eine strukturierte Zusammenstel-               rungen von Hausärzten und Patienten.
 lung von Unterstützungs- und Beratungsangeboten z.B. zu sozialrechtlichen und administra-                     Das Institut für Allgemeinmedizin ist unter
 tiven Fragen, Selbsthilfe- und Sportgruppen, Unterstützung bei Pflegebedarf sowie spezielle               anderem Partner in den beiden BMBF-Verbundpro-
 Angebote zur Freizeitgestaltung.                                                                          jekten NAVICARE und EMANet sowie in Projekten
 Die Broschüren können als PDF auf der Webseite heruntergeladen werden. Link: https://                     mit Finanzierung durch den Innovationsfonds und
 navicare.berlin/de/ressourcen-fuer-patienten/                                                             der DFG (Frauen 5.0, PICTURE, Kardio-Studie).

                                                           Monitor Versorgungsforschung 01/2020                                                                  27
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