Mental Health Report 2022 - Meine Gesunde Seele

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Mental Health Report 2022 - Meine Gesunde Seele
Mental Health
Report 2022

 Die Pandemie der Seele
 Wie COVID-19 Einfluss auf die Psyche
 nimmt – eine Studie von AXA
Mental Health Report 2022 - Meine Gesunde Seele
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Psyche in der
COVID-19-Epidemie:                                COVID-19 hat schwerwiegende Lang-
                                                  zeitfolgen. Nicht nur für die körper-
                                                                                                Mindestens genauso stark greifen die
                                                                                                sozialen Beeinträchtigungen durch Lock­
                                                  liche Gesundheit der Erkrankten.              downs und Selbstisolation die mentale

Ausmaß der mentalen                               Sondern auch für die Psyche der nicht
                                                  unmittelbar betroffenen Menschen.
                                                  Dieses bereits in unserem ersten
                                                                                                Gesundheit der Menschen an. Viele Be­
                                                                                                troffene brechen unter dieser mehrfachen
                                                                                                Last zusammen.

Folge-Erkrankungen                                Mental Health Report 2020 angespro-
                                                  chene Thema („Die unsichtbare dritte
                                                                                                Die Lebenszufriedenheit
                                                  Welle“) verschärft sich gravierend:

steigt dramatisch                                 Die Pandemie der Seele rollt – Zahl
                                                  und Ausmaß der mentalen Folge-
                                                                                                sinkt von Lockdown zu
                                                                                                Lockdown.
                                                  Erkrankungen steigen dramatisch.

                                                  Weltweit häufen sich psychische Erkran­       Laut einer Studie der EU-Kommission
                                                  kungen wie Ängste, Depressionen, Ein­         fühlen sich 25 Prozent der Bürger:innen
                                                  samkeit, Schlafstörungen und Verhaltens­      während der Pandemie einsam – mehr
                                                  auffälligkeiten. Die Fallzahlen liegen weit   als doppelt so viele wie zuvor (12 Pro­
                                                  über dem Vorjahr. Viele Betroffene leiden     zent). Bei den Jüngeren (18 bis 25 Jahre)
                                                  still. Andere warten oft monatelang auf       vervierfacht sich dieser Anteil sogar auf
                                                  Arzttermine und Therapieplätze.               36 Prozent. Diese Einsamkeit ist für die
                                                                                                meisten Menschen das größte mentale
                                                  Nicht nur Infektionen oder die Angst vor      Problem der Pandemie und führt gleich­
                                                  ihnen belasten die Psyche, diagnostiziert     zeitig zu einer von Lockdown zu Lock­
                                                  die Weltgesundheitsorganisation WHO.          down stärker sinkenden Lebenszufrieden­

 AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
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heit. So fühlten sich die Betroffenen in der     suchende inzwischen viele Monate auf
Phase der zweiten Ausgangsbeschrän­              einen Beratungs- oder Behandlungs­
kungen deutlich gestresster, ängstlicher         termin warten. Nach der ärztlichen
und depressiver als beim ersten Mal              Diagnose vergehen im Schnitt weitere
(Max-Planck-Gesellschaft 2021).                  drei bis neun Monate, bis die Betroffe­
                                                 nen einen Therapieplatz bekommen.
Die Langzeitfolgen der                           Diese zeitliche Verzögerung überfordert                           Thilo Schumacher
                                                 die seelischen Widerstandskräfte vieler
mentalen Belastungen                             Menschen, erschwert die erfolgreiche
                                                                                                                 CEO AXA Deutschland
lassen sich aktuell                              Behandlung der durch die Pandemie
noch nicht abschätzen.                           ausgelösten mentalen Probleme und

                                                                                                              Mit dem Mental Health Report
                                                 führt im schlimmsten Fall sogar zu
Die Langzeitfolgen dieser mentalen               chronischen psychischen Störungen.
Belastungen lassen sich aktuell noch
nicht abschätzen. Viele der psychosozi­          Vor diesem Hintergrund hat AXA                              hat AXA eine langfristige Studie
alen Pandemie-Begleiterscheinungen –
wie etwa eingeschränkte Kontakte, Ein­
                                                 2021/2022 eine zweite umfassende
                                                 Mental-Health-Studie durchgeführt.
                                                                                                           aufgesetzt, die nicht nur in den
samkeit, Angst vor Infektionen, Furcht
vor Jobverlust – zeigen sich nicht
                                                 Sie untersucht, wie sich die mit
                                                 COVID-19 verbundenen sozialen Ein­
                                                                                                       heute herausfordernden Zeiten der
sofort. Sie treten meist mit erheblicher
Verzögerung auf und können daher erst
                                                 schränkungen auf das Wohlbefinden
                                                 und die Psyche der Bevölkerung in
                                                                                                     Corona-Pandemie eine Momentaufnahme
viele Monate später von Ärzt:innen tat­
sächlich als psychische Erkrankungen
                                                 Deutschland, europäischen Staaten
                                                 und ausgewählten Ländern der
                                                                                                   der psychischen Verfassung der Bevölkerung
diagnostiziert werden.                           Welt auswirken.                                 spiegelt. Die Studie leistet darüber hinaus
Die sich beschleunigt ausbreitende                                                             einen wissenschaftlichen Beitrag zur Betrachtung
Pandemie der Seele trifft auf begrenzte
medizinische Kapazitäten. Nach einer                                                         psychischer Erkrankungen in Deutschland,
Umfrage der Deutschen Psychothera­
peutenVereinigung müssen Hilfe­                                                            Europa und der Welt.
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Ein Großteil                                                 Irland

der deutschen                                                51 %
Bevölkerung
                                                                  Großbritannien

                                                                      60 %
ist derzeit nicht                                                                  Belgien
glücklich.                                                                     56 %
                                                                                             Deutschland

                                                                                               57 %
Prozentualer Anteil derer,                                       Frankreich

                                                                      55 %
die folgender Aussage nicht
zustimmen: „Ich würde                              Spanien                           Schweiz
sagen, dass ich in den letzten
Monaten sehr glücklich war.“
                                                   50 %                              46 %

                                                                                             Italien

                                                                                             63 %

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                                                 Wie zeigt sich eine Depression?
                                                 Nicht jede Stimmungsschwankung ist gleich eine Depression. Eine Erkrankung
                                                 des Gemüts zu erkennen, ist daher nicht einfach. Fast immer entwickelt sich
                                                 eine Depression schleichend, sie wächst kontinuierlich, ihre Ausprägungen
                                                 werden stärker. Wer depressiv ist, fokussiert oft die negativen Aspekte des
                                                 Lebens und rückt zum Beispiel die Sorgen hinsichtlich der Corona-Pandemie
                                                 ins Zentrum des Denkens.

                                                 Erste Anzeichen einer Depression sind niedergedrückte Stimmung, weniger
                                                 Interesse an Hobbys und anderen Dingen, die bisher Freude bereitet haben,
                                                 fehlender Antrieb oder nachlassendes Empfinden für die eigenen Gefühle
                                                 („Man spürt sich selbst nicht mehr, Gefühlsleere“). Psychotherapeut:innen
                                                 sprechen von einer Depression, wenn zwei oder mehr dieser oben stehenden
                                                 Kernsymptome auftreten, Nebensymptome hinzukommen (wie etwa Schlaf-
                                                 störungen, Appetitlosigkeit beziehungsweise Appetitsteigerung, vermindertes
                                                 Selbstwertgefühl), dieser Allgemeinzustand länger als zwei Wochen anhält
                                                 und das tägliche Leben beeinträchtigt.
               Personen, die
              Veränderungen                      Personen, die solche Veränderungen bei sich bemerken, sollten zunächst
             bei sich bemerken,                  Hausärzt:innen aufsuchen. Sie kennen ihre Patient:innen meist schon
                                                 viele Jahre lang und können bei einer bestehenden Depression rechtzeitig
              sollten zunächst                   agieren. Die Behandlung sollte anschließend von einem:einer fach­spezifischen
              Hausärzt:innen                     Behandler:in weitergeführt werden.
                 aufsuchen.

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                                                                                                                                            50 %
Körper und Psyche lassen
sich nicht trennen
Wissenschaftliche Studien und die Er­            überzureagieren (54 Prozent). Diese Werte    der europäische Durchschnitt mit 62,1.
fahrungen aus der medizinischen Praxis           decken sich weitgehend mit jenen der         Gleichzeitig stufen sich nur 43 Prozent der
legen nahe: Politik, Wirtschaft und Ge­          deutschen Befragten.                         Bevölkerung als „sehr glücklich ein“ – und
                                                                                                                                            der Deutschen haben sich in Phasen
sellschaft haben die mentalen Neben­                                                          damit etwas weniger als im Durchschnitt       der Niedergeschlagenheit darauf
wirkungen von Lockdowns, Homeoffices
                                                 Der Schutz vor dem Virus
                                                                                              der europäischen Länder. Dabei haben          konzentriert, selbst etwas an ihrer
und geschlossenen Schulen unter­                                                              nur 39 Prozent der Deutschen das Gefühl,
schätzt. Der Schutz vor dem Virus prägt          prägt das Handeln der                                                                      Situation zu ändern.

                                                                                                                                            28 %
das Handeln der Verantwortlichen bis             Verantwortlichen bis
heute deutlich stärker als die psychische
Gesundheit der mittel- und unmittelbar
                                                 heute deutlich stärker als
Betroffenen. Je länger die Pandemie              die psychische Gesundheit
dauert, desto schwerwiegender sind die           der mittel- und unmittel-                                                                  geben jedoch an, sich in negativen
Folgen dieser unterschiedlichen Heran­
gehensweisen.
                                                 bar Betroffenen.                                                                           Gedanken verloren zu haben.
Der AXA Mental Health Report belegt,             50 Prozent der Deutschen haben sich
dass 26 Prozent der Befragten derzeit            in Phasen der Niedergeschlagenheit
unter mentalen Problemen leiden – in             darauf konzentriert, selbst etwas an ihrer
Europa stärker als in Asien. Die Gesamt­         Situation zu ändern. 28 Prozent geben
heit der Befragten berichtet insbeson­           jedoch an, sich in negativen Gedanken
dere, nicht mehr richtig abschalten zu           verloren zu haben. Insgesamt schätzen
können (59 Prozent), sich niedergeschla­         die Deutschen ihre mentale Gesundheit
gen zu fühlen (59 Prozent), unruhig und          mit einem Wert von 61,9 des „Mental
aufgewühlt zu sein (55 Prozent) oder oft         Health Index“ (MHI ) fast genauso ein wie

    AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
Mental Health Report 2022 - Meine Gesunde Seele
7

                                                         In der Pandemie sind mentale Probleme
                                                         schwerer zu bewältigen
                                                         Quelle: Mental Health Report 2022, Angaben der deutschen Befragten

sich während der Corona-Krise persönlich
weiterentwickelt zu haben (EU-Schnitt:
49 Prozent). Diese Aussage deckt sich mit                   können nicht mehr
dem Ergebnis, dass lediglich 56 Pro­                         richtig abschalten                                                      59 %
zent der deutschen Befragten mit ihren                             fühlen sich
Stärken und Schwächen im Reinen sind,                        niedergeschlagen                                                    56 %
während es im Europa-Durchschnitt
                                                                  sind unruhig
immerhin 60 Prozent sind.
                                                                und aufgewühlt                                                   56 %
Die Studie zeigt außerdem, wie stark
sich physische und psychische Gesund­
                                                             reagieren oft über                                                54 %
heitsprobleme beeinflussen. Wer unter                         können sich über
körperlichen Beeinträchtigungen leidet,                     nichts mehr freuen                                                51 %
verzeichnet auch größere mentale Be­
                                                         haben keine positiven
lastungen. So ergeben sich zum Beispiel
                                                                Gefühle mehr                                          44 %
bei Menschen mit einer physischen
Behinderung deutlich höhere Werte für
Stress, Depression und Angst: Ihr Mental
Health Index (MHI) ist signifikant niedri­
ger – ebenso wie bei Menschen mit einer
aktuellen psychischen Erkrankung.                Einen wichtigen Einfluss auf den Mental                              Mental Health Index (MHI)
                                                 Health Index hat die Qualität der                                    Der Mental Health Index (MHI) wurde im Zuge des AXA Mental Health Reports entwickelt. Er fasst verschiedene
Personen mit bereits existierenden               psychosozialen Versorgung psychi­                                    Dimensionen der mentalen Gesundheit einer Person zu einem aggregierten Maß zusammen und kann so
mentalen Problemen empfinden zudem               scher Probleme: Erkrankte, die sich                                  Tendenzen in der mentalen Verfassung von Einzelpersonen, aber auch von Bevölkerungsgruppen anzeigen.
                                                                                                                      Sowohl kurzfristige Aspekte der mentalen Verfassung (Depression, Angst, Stress, aber auch Glück, Zufriedenheit)
die Auswirkungen der Corona-Pandemie             gut behandelt fühlen, weisen einen
                                                                                                                      als auch das individuelle Verhalten, die Lebensweise sowie präventive Maßnahmen werden bei der Bemessung
auf ihr Wohlbefinden und Sozialleben als         erheblich höheren MHI auf als jene, die                              berücksichtigt. Der Mental Health Index integriert auch Informationen zu derzeitigen und vergangenen
deutlich negativer: 40 Prozent der Betrof­       ihre Betreuung als schlecht bewerten.                                psychischen Problemen sowie den Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung und daran gebundenen
fenen bestätigen diese Aussage, bei den          Menschen mit einer sehr guten Versor­                                Behandlungsmöglichkeiten. Je höher der Mental Health Index, desto mental stabiler/gesünder/zufriedener ist
mental weniger belasteten Befragten sind         gung nähern sich sogar dem Indexwert                                 die befragte Person oder Personengruppe. Der maximale Wert liegt bei 100.
es lediglich 25 Prozent.                         der psychisch Gesunden an.

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Frauen sind häufiger
von Langfrist-Folgen                               Die Untersuchung schlüsselt die mentale     Auffallend ist, dass die mentale Belas­

betroffen als Männer
                                                   Überlastung der Bevölkerung in Europa       tung der Frauen mit Kindern in Deutsch­
                                                   nach unterschiedlichen soziodemo­           land erheblich über dem europäischen
                                                   grafischen Gruppen auf. Die eindeutige      Durchschnitt liegt. Auf die Frage „Wie
                                                   Erkenntnis: Frauen leiden in der Pande­     bewerten Sie auf einer Skala von 0 bis
                                                   mie intensiver unter psychischen Folge-     10 das Ausmaß Ihres Stresses in den
                                                   Problemen als Männer, Mütter wiederum       vergangenen zwölf Monaten?“ ergibt sich

44 %
                                                   stärker als Frauen ohne Kinder. Das         bei den kinderlosen Frauen in Europa
                                                   Stresslevel steigt weiter, wenn Familien    (ohne Deutschland) ein Wert von 5,67, bei
                                                   und insbesondere Mütter ohne unter­         den Müttern sind es 6,27 und bei Müttern
                                                   stützende Kinderbetreuung auskommen         ohne Kinderbetreuung sogar 6,46. Die
                                                   müssen.                                     deutschen Mütter kommen insgesamt auf
                                                                                               den noch höheren Belastungswert von
                                                   Der Mental Health Report 2022 belegt        6,39, ohne Kinderbetreuung sind es sogar
                                                   damit, dass sich die Situation der Frauen   7,28. Lediglich deutsche Frauen ohne
                                                   in der Pandemie gegenüber der Vorgän­       Kinder liegen mit einem Wert von 5,26
Für 44 Prozent der Frauen                          ger-Untersuchung weiter verschärft hat.     unter dem europäischen Durchschnitt.
wuchsen durch die Corona-                          Bereits in unserer 2020er-Studie waren
Krise die allgemeinen                              Frauen angesichts der geschlossenen

Herausforderungen und
                                                   Schulen und Kindergärten tendenziell        Das Stresslevel steigt
                                                   stärker von der Mehrfachbelastung aus
Lebensprobleme.                                    Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung        weiter, wenn Familien
                                                   betroffen: Für 44 Prozent der Frauen        und insbesondere Mütter
Bei den Männern waren                              wuchsen durch die Corona-Krise die          ohne unterstützende
es lediglich 31 Prozent.                           allgemeinen Herausforderungen und Le­
                                                   bensprobleme – bei den Männern waren        Kinderbetreuung
                                                   es lediglich 31 Prozent.                    auskommen müssen.

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                                                                                                                                         Vor allem Mütter leiden unter
Diese Unterschiede lassen sich damit             Wenn also durch geschlossene Schulen        Viele Frauen litten zudem während der         erhöhtem Stress während
erklären, dass Frauen in Deutschland
beim Thema Kinderbetreuung deut­
                                                 und Kitas die Kinderbetreuung entfiel,
                                                 wurde die hiermit verbundene Care-
                                                                                             Pandemie zum ersten Mal in ihrem Leben
                                                                                             an psychischen Beschwerden. Laut einer       der andauernden Pandemie
lich schlechter gestellt sind als in den         Arbeit vielfach von Frauen übernommen:      Langzeitstudie der Universität Bielefeld
meisten anderen europäischen Ländern.            Trotz Homeoffice oder Arbeit im Büro        haben sich bei Frauen die Lebenszu­
Experten weisen schon seit Langem                war es in vielen Fällen ihre Aufgabe, das   friedenheit und das emotionale Wohl­                                                    höchstes
darauf hin, dass Deutschland bei der Ver­        Homeschooling der Kinder zu organisie­      befinden im zweiten Lockdown noch                                                       Stresslevel

                                                                                                                                                                      7,3
sorgung mit kommunalen beziehungs­               ren und zu begleiten.                       mehr reduziert als im ersten und deutlich
weise betrieblichen Krippen- und Kinder­                                                     stärker als bei Männern.
gartenplätzen sowie Kindertagesstätten
einen erheblichen Nachholbedarf hat.
                                                 Angesichts der zahlreichen Lockdowns
                                                 und Kontaktverbote verloren viele Men­      Auch bei den Strategien zur Krisen­                          6,4
                                                                                                                                             5,3
                                                 schen zudem ihr soziales Sicherheits­       bewältigung („Coping“) unterscheiden
Die Pandemie hat vielfach                        netz. Für Mütter bedeutete dies in den      sich Frauen und Männer signifikant.
                                                 beiden vergangenen Jahren, dass ihre        52 Prozent der weiblichen Befragten, aber
das traditionelle Rollen-                        Möglichkeiten für eine dringend nötige      nur 41 Prozent der männlichen suchten
bild, Kinderbetreuung                            Auszeit schrumpften. Sie gerieten an die    Unterstützung durch Gespräche mit
und Haushalt seien Frauen-                       Grenzen ihrer Kraft – vor allem, wenn       Partner:innen und Freund:innen.
                                                 ihre mentalen Ressourcen bereits vor        24 Prozent der Frauen nutzten Entspan­
­sache, wiederbelebt.                            COVID-19 auf Reserve liefen.                nungstechniken, bei den Männern sind
                                                                                             es 15 Prozent. Dafür erhöhen mehr
Hinzu kommt, dass die Pandemie viel­             So geben etwa 47 Prozent der Frauen,        Männer als Frauen in der Krise ihren
fach das traditionelle Rollenbild, Kinder­       aber nur 43 Prozent der Männer an, dass     Alkoholkonsum. Das gilt insbesondere für
betreuung und Haushalt seien Frauen­             sie es nur selten oder nie schaffen, neue   die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen.
sache, wiederbelebt hat: Laut einer              Kraft zu tanken. Unter den Müttern fehlt
sozialwissenschaftlichen Untersuchung            sogar etwa 58 Prozent der Befragten die                                                                                             niedrigstes
der Konrad-Adenauer-Stiftung ist der             Zeit, ihren psychischen und physischen                                                                                              Stresslevel
Anteil der Befragten deutlich gesunken,          Akku wieder aufzuladen. 12 Prozent
die eine partnerschaftliche Verteilung der       der Mütter geben sogar an, nie Zeit für                                                      Frauen      Mütter       Mütter, die
Aufgaben zum Beispiel bei der Arbeit im          regenerierende Pausen zu finden. Unter                                                     ohne Kinder             temporär keine
                                                                                                                                                                   Kinderbetreuung
Haushalt oder den Hausaufgaben der               den Vätern bestätigen dies mit 5 Prozent                                                                             in Anspruch
Kinder beschreiben.                              weniger als halb so viele.                                                                                        nehmen konnten

    AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
Mental Health Report 2022 - Meine Gesunde Seele
10

     Jede achte Mutter
     hat niemals Me-Time

     12 %         der Mütter geben an, nie Zeit
     für regenerierende Pausen zu finden.

     Unter den Vätern bestätigen dies mit
     weniger als halb so viele.
                                                 5%

AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
11

Auch jüngere Erwachsene und Kinder
leiden erheblich unter den Lockdowns
Ältere Menschen kommen erheblich                mäßiges bis sehr hohes Depressions-
besser mit den Pandemie-Folgen zurecht          level. Bei den 55- bis 64-Jährigen sind
als jüngere. Dies gilt in Deutschland           es lediglich 44 Prozent, bei den 65- bis
insbesondere für die Altersgruppe der           75-Jährigen sogar nur 24 Prozent.
über 65-Jährigen: 45 Prozent dieser

                                                                                           60 %
Befragten weisen einen überraschend             Jüngere Erwachsene sind aber
hohen positiven Mental-Health-Indexwert         nicht nur besonders stark von den
von mindestens 75 auf – bei den unter           mentalen Pandemie-Folgen betrof­
55-Jährigen sind es hingegen deutlich           fen, sondern haben auch erheblich
weniger als 20 Prozent.                         größere Informationslücken über den
                                                Zugang zu Gesundheitsservices. Nur
Die Corona-Maßnahmen                            etwa 50 Prozent der unter 34-Jähri­
                                                gen in Deutschland wissen, wo sie
bei jüngeren Menschen                           psychologische Hilfe bekommen
rufen deutlich häufiger                         können – bei der Altersgruppe der
negative psychische Folgen                      55- bis 75-Jährigen sind es hingegen
                                                                                           der 18- bis 34-Jährigen
                                                zwischen 60 und 70 Prozent.
hervor als bei älteren.                                                                    verzeichnen ein
                                                                                           mäßiges bis sehr hohes
Gleichzeitig rufen die Corona-Maßnah­
men bei jüngeren Menschen deutlich                                                         Depressionslevel.
häufiger negative psychische Folgen
hervor als bei älteren: 60 Prozent der
18- bis 34-Jährigen verzeichnen ein

   AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
12

Ähnlich schwerwiegend ist das Informa­           Die überwältigende Mehrheit aller Befrag­     Kinder und Jugendliche sind am stärksten
tionsdefizit bei Personengruppen, die            ten (79 Prozent) hält es daher für wichtig,   von den Lockdown-Maßnahmen betroffen
angaben, sich einer gesellschaftlichen           mit Kindern über ihre psychischen Pro­
                                                                                               Befragte in Deutschland betrachten Kinder und Jugendliche
Minderheit zugehörig zu fühlen, wie zum          bleme zu reden. Denn sie erleiden diese       unter 19 Jahren als die am stärksten von den Lockdown-
Beispiel Menschen mit Migrationshinter­          Symptome in einer Phase, in der sie sich      Maßnahmen betroffene Altersgruppe.
grund. Hier kennt nur etwa jede:r zweite         körperlich und geistig zu Erwachsenen
Befragte die medizinischen Möglichkei­           entwickeln. Kindern fällt es daher be­
ten, während es bei der Bevölkerungs­            sonders schwer, aus depressiven Phasen
mehrheit mehr als sechs von zehn sind .          wieder herauszufinden.                        Deutschland                                             52 %
Dieses mangelnde Wissen führt zu einem                                                              Europa                                      43 %
signifikant niedrigeren Mental-Health-           Kindern fällt es
Index. Nur circa 12 Prozent dieser gesell­       besonders schwer,
schaftlichen Minderheiten kommen
                                                                                                  weltweit                                   39 %
                                                 aus depressiven
auf einen optimistischen MHI-Wert von
mehr als 75, während es bei der gut              Phasen wieder
informierten Mehrheit immerhin etwa              herauszufinden.
27 Prozent sind.

Auch aufgrund der eigenen mentalen
Belastung wissen Erwachsene, dass die
Pandemie auch die Psyche der Kinder
und Jugendlichen gravierend beeinträch­
tigt. 52 Prozent der Befragten in Deutsch­
land betrachten die unter 19-Jährigen
sogar als die am stärksten von den Lock­
down-Maßnahmen betroffene Altersgrup­
pe. In Europa sind im Schnitt 43 Prozent
dieser Meinung, in den übrigen Ländern
der Welt 39 Prozent.

    AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
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                                                                                                                                            Wer weiß, wo Hilfe für
                                                                                                                                            die mentale Gesundheit
Woran leiden die Menschen in                                                                                                                     zu finden ist?
Deutschland, Europa und der Welt?                                                                                                      Personen in Deutschland, die angaben zu wissen, wo sie Hilfe bei
                                                                                                                                          Anliegen rund um die mentale Gesundheit finden können.

Depressionen sind die am häufigsten              Während circa 20 Prozent der verheira­   früheren mentalen Beeinträchtigun­
genannten psychischen Beeinträch­                teten Befragten ihre Corona-Depression   gen in der Vor-Corona-Zeit: Hier ver­
tigungen, gefolgt von Angstgefühlen              als „extrem schwer“ bezeichnen, sind     geben 62 Prozent der Deutschen und          59
und Stress. In unserer Studie geben
37 Prozent der Menschen in Großbritan­
                                                 es bei den Alleinstehenden nahezu
                                                 30 Prozent.
                                                                                          56 Prozent der Europäer eine gute bis
                                                                                          sehr gute Note.                               %                56
                                                                                                                                                           %
nien an, dass sie unter einer psychischen
Erkrankung leiden – 23 Prozent der Be­
                                                 50 Prozent der Deutschen
                                                                                          Ihre Diagnose erhalten die Deutschen                                              49
fragten haben Depressionen. Damit führt                                                   weit überwiegend (62 Prozent) von                                                    %
das Vereinigte Königreich den Länderver­         mit aktuellen psychischen                Fachärzt:innen (EU: 36 Prozent;
gleich an. Zum Vergleich: Nur 17 Prozent
der japanischen Teilnehmer:innen be­
                                                 Problemen zeigen sich                    Asien: 26 Prozent) oder Allgemein­
                                                                                          mediziner:innen (Deutschland:
                                                                                                                                                                                                38
richten, derzeit eine psychische Erkran­
                                                 mit dem Gesundheits­                     16 Prozent; EU: 30 Prozent, Asien:                                                                      %
kung zu haben. Bei den Teilnehmer:in­            management während                       19 Prozent). Nur 12 Prozent diagnos­
nen aus Deutschland sind es 28 Prozent.          der Pandemie insgesamt                   tizieren sich hier­zulande mithilfe des
19 Prozent der Befragten hierzulande                                                      Internets – in Italien sind es jedoch
leiden unter einer Depression.
                                                 zufrieden.                               30 Prozent und im Durchschnitt der
                                                                                          europäischen Länder 24 Prozent.
Insgesamt fühlen sich die Deutschen              50 Prozent der Deutschen mit aktuel­
(mit 41 Prozent) weniger stark von den           len psychischen Problemen (aber nur      Im deutlichen Gegensatz dazu
Pandemie-Folgen betroffen als der                43 Prozent der Europäer) zeigen sich     stehen die Aussagen der Befragten
europäische Durchschnitt (54 Prozent).           mit dem Gesundheitsmanagement            aus China und Hongkong. Dort
                                                                                                                                    Durchschnitt      mit niedrigem          unter          mit Migrations-
Innerhalb der deutschen Bevölkerung              während der Pandemie insgesamt           diagnostizieren sich 48 Prozent             Gesamt-          Einkommen           34-Jährige        hintergrund
kommen die Ehepaare besser mit den               zufrieden. Deutlich positiver beurtei­   beziehungsweise 40 Prozent über           bevölkerung
COVID-19-Folgen zurecht als Singles:             len sie jedoch die Behandlung ihrer      eine Online-Suche selbst.                 Deutschland

    AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
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                                                 Angebote von AXA
                                                 Ein möglichst einfacher Zugang zur psychischen Gesundheitsfürsorge (Mental
                                                 Health Care) ist angesichts der „Pandemie der Seele“ wichtiger als je zuvor.
                                                 AXA bündelt für die Versicherten auf www.meine-gesunde-seele.de als zen-
                                                 trale Anlaufstelle alle Services und Informationen zum Thema „psychische
                                                 Belastungen“. Hier sind auch schnelle, digitale Hilfsangebote zu finden, die
                                                 Betroffene individuell unterstützen, von der Information bis hin zur Therapie.
                                                 Die Kund:innen können sich so mit ein paar Klicks aktuelle und zuverlässige
                                                 Informationen beschaffen. Die Versicherten – aber auch andere Betroffene –
                                                 können hier zum Beispiel anonym testen, wie depressionsgefährdet sie sind.
                                                 Oder sich einen Corona-Leitfaden herunterladen, der ihnen dabei hilft, die
                                                 Tage der Pandemie besser zu strukturieren.

                                                 Das Online-Portal Novego hilft den Versicherten, Stress-Situationen vorzu-
                                                 beugen und Schlafproblemen entgegenzuwirken. Und unterstützt all jene, die
                                                 bereits unter Depressionen, Ängsten oder Burnout leiden. Erfahrene Psycho-
                                                 log:innen haben digitale Hilfsprogramme mitentwickelt, die Betroffene bei
                                                 ihren mentalen Herausforderungen begleiten. Unabhängige Wissenschaft-
                   AXA ermöglicht Versicherten   ler:innen überprüfen die Novego-Services regelmäßig. Außerdem belegen
                                                 verschiedene Studien die sehr gute Wirksamkeit.
                   mit psychischen Problemen
                    Online-Sprechstunden mit     Darüber hinaus ermöglicht AXA Versicherten mit psychischen Problemen
                     Psychotherapeut:innen.      Online-Sprechstunden mit Psychotherapeut:innen – in einer Kooperation mit
                                                 der IVPNetworks GmbH. Die Therapeut:innen der IVP unterstützen persönlich
                                                 die Betroffenen im Rahmen der Video-Psychotherapie bei der Überwindung
                                                 ihrer mentalen Erkrankungen: Sie erforschen gemeinsam mit den Patient:in-
                                                 nen die Ursachen der psychischen Probleme, unterstützen sie bei der
                                                 bewussten Auseinandersetzung mit den Hintergründen und üben mit ihnen
                                                 gezielt neue Verhaltensweisen ein.

AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
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„Wir müssen jetzt umdenken,
 aus der Pandemie lernen und
 bestehende Chancen nutzen.“
Angesichts der sich rasch verschärfen-           Verstimmung oder gar einer Depression
den Pandemie der Seele ist psychologi-           die Hausärzt:innen oder eine spezialisierte
sche Unterstützung für die Betroffenen           Beratungsstelle aufzusuchen. Außerdem
wichtiger denn je. Das gilt, wie unsere          empfiehlt sie allen Mitgliedsstaaten den
Studie zeigt, insbesondere für Frauen,           weiteren Ausbau psychischer Gesund­
Kinder und Vorerkrankte.                         heitsangebote durch digitale Lösungen.

Untersuchungen wie der AXA Mental
                                                 Studien wie der Mental                                  Dr. Thilo Schumacher
Health Report sind ein wichtiger Schritt,
um die Aufmerksamkeit auf die mentale            Health Report richten                               ist seit dem 01.12.2021 als CEO für das
                                                                                                 Deutschlandgeschäft von AXA verantwortlich.
Gesundheit der Bevölkerung zu richten            die Aufmerksamkeit                                 Der 46-Jährige hat an der Management-
und in diesem Zuge mit dem Tabu zu
brechen, laut über psychische Erkrankun­         auf die mentale Gesund-                           Hochschule WHU Betriebswirtschaftslehre
gen zu sprechen. Nur ein Bruchteil der           heit der Bevölkerung und                       studiert und anschließend promoviert. Bereits
                                                                                               seit 2012 ist der gebürtige Frankfurter Vorstands-
unter psychischen Problemen Leidenden            tragen so dazu bei, das                        mitglied bei AXA Deutschland und hat seitdem
nutzt professionelle Hilfe, nur jede:r fünfte
Deutsche geht deswegen zu Ärzt:innen.            Tabu rund um psychische                         verschiedene Vorstandsressorts verantwortet.
Das sollten die Betroffenen aber unbe­           Erkrankungen zu brechen.                       Zuletzt leitete er die Personenversicherung mit
dingt tun. Die Weltgesundheitsorganisa­                                                         den Sparten Kranken- und Lebensversicherung.
tion WHO empfiehlt, schon bei den                                                                     Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.
ersten Symptomen einer depressiven

    AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
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    Wir sind mit unseren umfassenden Lösungen des ,Ökosystems Gesundheit‘
     ein wichtiger Pfeiler der Gesundheitsversorgung – auch bei psychischen
   Problemen. Mit dem richtigen Mix aus persönlichen und digitalen Angeboten
      schaffen wir es, die Wartezeit auf eine ambulante Psychotherapie stark
       zu verkürzen und bereits vor Beginn der eigentlichen Psychotherapie
    geeignete Maßnahmen über die digitalen und telemedizinischen Angebote
                                                                                                              2021 zu dem Schluss, dass die Verant­           petente Lösungen bieten zu können,
      einzuleiten. Unsere Kund:innen bekommen in der Regel innerhalb von                                      wortlichen „ […] dringend Konzepte              beobachten wir auch auf wissenschaft­
           fünf bis zehn Werktagen einen freien Therapieplatz vermittelt.                                     erarbeiten [sollten], um einen ausrei­          licher Grundlage alle Entwicklungen
                                                 Thilo Schumacher                                             chenden Zugang zu Psychotherapien zu            genau. Der in dieser Studie neu erhobene
                                                                                                              gewährleisten.“ Angesichts des Pande­           Mental Health Index wird zukünftig im
                                                                                                              mieverlaufs, der neuen Einschränkun­            Zeitvergleich zuverlässige Aussagen über
                                                                                                              gen und andauernden wirtschaftlichen            die mentale Verfassung und das Wohlbe­
                                                                                                              Belastungen sei damit zu rechnen, dass          finden unterschiedlicher Bevölkerungs­
                                                                                                              sich die psychische Gesundheit und das          gruppen rund um den Globus treffen
                                                                                                              allgemeine Wohlbefinden der Menschen            können. Denn nur, wenn wir wissen, wie
                                                                                                              in Deutschland weiter verschlechtern. Bei       es unseren Kund:innen geht, was sie
                                                                                                              AXA nehmen wir diesen Auftrag an und            beschäftigt und bewegt, sind wir in der
                                                                                                              ernst: Wir bieten mit der Kombination aus       Lage, partnerschaftlich zu handeln.
                                                                                                              persönlichen und digitalen Angeboten
                                                                    In einem zweiten Schritt gilt es daher,   unseren Versicherten den richtigen Mix
                                                                    die Beratungs- und Unterstützungsan­      für individuelle Therapien, um ihnen im         Denn nur, wenn wir
                                                                    gebote – digital und analog – kon­        Ernstfall als verlässlicher Partner zur Seite   wissen, wie es unseren
                                                                    sequent zu erweitern. Dazu gehört         zu stehen. Das bedeutet konkret, dass un­       Kund:innen geht, was
                                                                    auch, den Zugang zu diesen Services       sere Kund:innen maximal zehn Werktage
                                                                    deutlich niederschwelliger zu ge­         auf therapeutische Unterstützung warten         sie beschäftigt und
                                                                    stalten und den Betroffenen mehr und      müssen, wenn sie diese benötigen.               bewegt, sind wir in der
                                                                    leichter verständliche Informationen                                                      Lage, partnerschaftlich
                                                                    zur Verfügung zu stellen.                 Gleichzeitig überarbeiten und verbessern
                                                                                                              wir kontinuierlich unser Leistungs- und         zu handeln.
                                                                    Speziell für Deutschland kam das          Angebotsspektrum in der Krankenver­
                                                                    Wirtschaftsforschungsinstitut DIW in      sicherung. Um auch langfristig unseren
                                                                    seinem sozioökonomischen Panel            Kunden schnelle, passende und kom­

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                                                                          „ Je früher man eine Veränderung
                                                                            bei sich wahrnimmt, desto schneller
                                                                            kann gehandelt werden, damit

„Nach knapp zwei                                                            es einem bald wieder besser geht.“

 Jahren Pandemie                                 Unsere Studie zeigt, dass ein Großteil
                                                 der deutschen Bevölkerung unglück-
                                                                                            stützt, ist Resilienz. Je mehr „seelische
                                                                                            Widerstandsfähigkeit“ ich habe, desto

 zeigt fast jedes dritte
                                                 lich ist und die persönliche Weiterent-    besser kann ich mit einer Ausnahme­
                                                 wicklung weniger stattfand. Ist das        situation wie der Corona-Pandemie
                                                 ein Stimmungsbild, das Ihnen auch in       umgehen. Das ist übrigens keine Fähig­

 Kind psychische
                                                 der täglichen Arbeit mit Patient:innen     keit, die man einfach hat oder nicht.
                                                 begegnet?                                  Resilienz kann man erlernen.

                                                 Deniz Kirschbaum: Aktuell beobachte        Bereits im letzten Jahr hat unsere

 Auffälligkeiten.“
                                                 ich, dass die Pandemie-Situation und       Befragung Frauen in Deutschland
                                                 der damit verbundene Kontrollverlust       als größte Opfer der Corona-Pan-
                                                 bei Patient:innen oft ein Gefühl der       demie identifiziert. In der aktuellen
                                                 Hilflosigkeit hinterlassen, was wiede­     Befragung wird diese Rolle noch
                                                 rum zu negativem Stress führen kann.       verschärfter gezeichnet. Was können

   Interview mit                                 Die Situation scheint unberechenbar
                                                 und unplanbar zu sein. Die Motivation,
                                                                                            Frauen wie Männer konkret tun,
                                                                                            wenn sie sich erschöpft und ausge-
                                                 sich persönlich weiterzuentwickeln, ist    brannt fühlen?
   Dr. Deniz Kirschbaum                          dadurch teilweise sehr gering. Zudem
                                                 haben Patient:innen sehr oft existenzi­    Deniz Kirschbaum: Frauen und ins­
                                                 elle Ängste, die sie daran hindern, sich   besondere Mütter zeigen aktuell eine
                                                 neuen Herausforderungen zu stellen.        erhöhte Belastung. Generell weisen
                                                 Ein wichtiger Faktor, der hier unter­      Eltern vermehrt depressive Symptome

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                                                 Hilfe zu holen. So bekommt man das          ein Stück weit mehr Resilienzfaktoren
                                                 „Werkzeug“ an die Hand, um sich selbst      auf, dennoch ist die junge Generation ge­
„Wichtig ist, dass man                           zu helfen und eine Chronifizierung zu       nerell viel stärker seelisch belastet als vor
 sich die Zeit nimmt, um                         vermeiden.                                  der Pandemie. So werden von ihnen oft
                                                     Ein offener Umgang mit der eigenen      eine verringerte Lebensqualität, unge­
 die eigenen Bedürfnisse                         Gefühlslage ist ebenso wichtig – tauschen   sündere Ernährung und kaum sportliche
 zu spüren und ihnen                             Sie sich zum Beispiel mit Freunden oder     Aktivität zurückgemeldet. Hinzu kommt
 nachzugehen.“                                   der Familie aus. Sie sind mit Ihrer Situ­   ein erhöhter Medienkonsum, der es den
                                                 ation nicht allein – oft geht es anderen    Kindern und Jugendlichen erschwert,
                                                 ähnlich.                                    sich eigenständig für Bewegungseinhei­
durch die Doppelbelastung von Beruf                                                          ten zu motivieren.
und Homeschooling auf. Deshalb ist               Neben Frauen werden Kinder und                  Vor allem leiden sie jedoch unter den
es wichtig, immer wieder Momente zu              Jugendliche von den Befragten in            verminderten sozialen Kontakten mit der
finden, in denen man in sich reinhorcht          Deutschland als eine durch Lock-            Peergroup. Diese spielen zur Entwicklung
und sich fragt: „Wie geht es mir aktuell?“.      down-Maßnahmen stark betroffene             der Autonomie und der Identität eine
Je früher man eine Veränderung bei               Gruppe identifiziert. Ist die Psyche        wichtige Rolle. Die Kumulation all dieser
sich wahrnimmt, desto schneller kann             der jungen Generation tatsächlich           Faktoren führt zu psychischen Einschrän­
gehandelt werden, damit es einem bald            mehr gefährdet als vor der Pandemie?        kungen. In vielen Fällen wurden soziale
wieder besser geht. Wichtig ist, dass man                                                    Ängste, Depressionen, aber auch erhöhte
sich die Zeit nimmt, um die eigenen Be­          Deniz Kirschbaum: Nach knapp zwei           Zahlen bei Essstörungen verzeichnet.                       Dr. rer. medic.
dürfnisse zu spüren und ihnen nachzu­            Jahren Pandemie zeigt fast jedes dritte                                                              Deniz Kirschbaum
gehen. Auch wenn es in stressigen Zeiten         Kind psychische Auffälligkeiten. Oftmals                                                        ist approbierte Psychotherapeutin
manchmal schwierig sein kann, ist es ge­         werden sie deutlich anhand von Ängsten                                                          für Erwachsene und Kinder. Neben
nau dann besonders wichtig, sich selbst          und Sorgen, aber auch depressive und                „Ein offener Umgang mit                    der Behandlung eigener ambulanter
etwas Gutes zu tun und achtsam mit sich          psychosomatische Symptome haben                                                                  Patientinnen und Patienten berät
umzugehen. Das können zum Beispiel               sich signifikant erhöht. Dieses Bild                 der eigenen Gefühlslage ist                 sie Unternehmen in allen Fragen
Sport oder Entspannungsübungen sein,             zeichnet sich besonders bei Kindern                  sehr wichtig. Sie sind mit             psychischer Gesundheit und Entwicklung.
ein gutes Buch zu lesen oder sich etwas          und Jugendlichen aus sozial schwachen                Ihrer Situation nicht allein!“          Darüber hinaus fungiert die 36-Jährige
Leckeres zu kochen.                              Familien und Familien mit Migrations­                                                       beim Familiengericht als Sachverständige.
Trotzdem ganz wichtig: Man sollte sich           hintergrund ab. Kinder und Jugendliche                                                           Sie lebt mit ihrem Mann und vier
nicht scheuen, sich fachspezifische              aus „stabilen“ Verhältnissen weisen zwar                                                        gemeinsamen Kindern in Solingen.

    AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
Methodik: über den AXA Mental Health Report
     Für den AXA Mental Health Report hat das inter­
     nationale Meinungsforschungsinstitut Ipsos im
     Auftrag von AXA im September und Oktober 2021
     1.000 Personen zwischen 18 und 75 Jahren in
     Deutschland repräsentativ online befragt.
     Die Studie ermittelt mithilfe eines Index Aussagen
     zum mentalen Gesundheitszustand der Bevölkerung.
     Darüber hinaus sensibilisiert der Mental Health               Haben Sie Fragen zum
     Report für mögliche Risiken der mentalen Gesund­-
     heit im Allgemeinen sowie im Zusammenhang                    AXA Mental Health Report?
     mit der Corona-Krise. Neben Deutschland wurde
     in zehn weiteren europäischen und asiatischen              Die AXA Unternehmenskommunikation
     Ländern bevölkerungsrepräsentativ befragt.
                                                             hilft Ihnen gerne weiter.
                                                          MEDIEN@AXA.DE

AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
Quellenverzeichnis
WHO Europe                                                          Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung
https://www.euro.who.int/de/media-centre/sections/press-releases/   https://www.zi.de/presse/presseinformationen/27-oktober-2021
2021/mental-health-should-be-a-human-right-for-all
                                                                    Konrad-Adenauer-Stiftung 2021
EU-Kommission                                                       https://www.kas.de/documents/252038/11055681/Haushalt+ist+
https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/handle/JRC125873   Frauensache+%E2%80%93+Familienleben+vor+und+
                                                                    w%C3%A4hrend+der+Corona-Pandemie.pdf/
DIW                                                                 1cbfcaa6-7fed-7c35-526d-128ffec70981?t=1626359751827
https://www.diw.de/de/diw_01.c.785843.de/dossier/
dossier_soep-cov.html                                               Save the Children
                                                                    https://www.savethechildren.de/news/kinder-bestaetigen-corona-
Max-Planck-Gesellschaft                                             lockdown-hat-negative-folgen-fuer-ihre-mentale-gesundheit/
https://www.covsocial.de/publikationen/
                                                                    Unicef
European Depression Association                                     https://www.unicef.de/informieren/materialien/sowcr-2021/251192
https://www.european-depression-day.de/wp-content/
uploads/2021/09/DepressionManifesto2.pdf

Bundespsychotherapeutenkammer
https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2021/02/
20210222-pm_bptk_Corona-Soforthilfe.pdf

   AXA DEUTSCHLAND MENTAL HEALTH REPORT MÄRZ 2022
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