METHODEN DER EVIDENZBASIERTEN MEDIZIN EBM - DR. FRANK VERHEYEN WINEG WISSENSCHAFTLICHES INSTITUT DER TK FÜR NUTZEN UND EFFIZIENZ IM ...

 
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Methoden der evidenzbasierten
Medizin (EbM)
Dr. Frank Verheyen
WINEG (Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und
Effizienz im Gesundheitswesen)

WINEG Summer School 2013
3. September 2013, Hamburg
METHODEN DER EVIDENZBASIERTEN MEDIZIN EBM - DR. FRANK VERHEYEN WINEG WISSENSCHAFTLICHES INSTITUT DER TK FÜR NUTZEN UND EFFIZIENZ IM ...
   Definition Evidenzbasierte Medizin (EbM)
   Ziele der EbM
   Was ist wissenschaftliches Arbeiten?
   Vorgehensweise in der EbM - Generierung von
    wissenschaftlichen Informationen
   Bewertung wissenschaftlicher Literatur
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   Definition Evidenzbasierte Medizin (EbM)
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Quality of Care

"…degree to which health services for individuals and
populations increase the likelihood of desired health
outcomes and are consistent with current professional
knowledge…"

Lohr K, WHO, 1998

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Was ist evidenzbasierte Medizin (EbM)?

Evidenzbasierte Medizin ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige
Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für
Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten.

In der Praxis bedeutet das:
Integration individueller klinischer Expertise mit der bestverfügbaren externen
Evidenz aus der systematischen Forschung.
Sackett D, British Medical Journal 1996

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Zentrale Bedeutung der Anwendung von
wissenschaftlicher Evidenz in der
heutigen Medizin
Angesichts der durch die Versorgungsforschung aufgezeigten Probleme
  einer unzureichenden Rezeption und Umsetzung wissenschaftlicher
                   Evidenz in die Routineversorgung
 und angesichts der kaum mehr zu überblickenden Fülle medizinischer
                             Informationen
 stellt die evidenzbasierte Medizin [...] eine dringend notwendige und
            zeitgemäße Form eines kritischen, effizienten und
           anwendungsbezogenen Informationsmanagements
zur Optimierung der gemeinsamen Entscheidungsfindung von Arzt und
                               Patient dar.

     Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen,
                            Gutachten 2000/2001
                                                                            6
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Herausforderungen für eine qualitativ
optimale Leistungserbringung
                                                  Therapiewahl häufig nicht
 Einseitige Informationsdarstellung
                                                  wissenschaftlich gestützt
          (Publikationsbias)

                                               Begrenzte finanzielle Ressourcen
Informationsflut                                    im Gesundheitssystem

 Jährlich ca. 1 Mio. medizinische
  Publikationen in 20.000
  Fachzeitschriften weltweit                        Gleicher Zugang zu
                                                 Gesundheitsleistungen und
 Medizinisches Wissen verdoppelt               Vermeidung von Rationierung
  sich alle 5 Jahre

         Erforderlich: Informationsmanagement und Qualitätssicherung

            Bartens W in: SZ Magazin 10/2008                                  7
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   Ziele der EbM
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Ziele von EbM
EbM unterstützt
    die Sammlung
    die Interpretation
    die Integration von validen, wichtigen und maßgeblichen Nachweisen
     (patientenbezogen, klinisch beobachtet, forschungsorientiert)

Verbessert die Qualität klinischer Entscheidungen
    basierend auf aktuellem, internationalen Wissen
    Erhöht Effizienz, Effektivität und Sicherheit in der medizinischen
     Versorgung

                                                                          9
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Effectiveness vs. Efficacy

Effectiveness (Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen)
Beschreibt die Wirksamkeit einer Maßnahme unter Routinebedingungen. Im
Gegensatz zur Efficacy („Wirksamkeit unter Idealbedingungen“) untersuchen
Effectiveness-Studien die Frage: Wirkt die Maßnahme unter den Bedingungen der
Routineversorgung?

Efficacy (Wirksamkeit unter Idealbedingungen)
Beschreibt die Wirksamkeit einer Maßnahme unter Idealbedingungen. Efficacy-
Studien zeichnen sich durch hohe innere Validität aus, die Ergebnisse sind jedoch
möglicherweise nur bedingt auf die Routineversorgung übertragbar.

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   Was ist wissenschaftliches Arbeiten?
Wie entsteht medizinisches Wissen?
Grundlagenforschung
    Naturwissenschaftliche Begründung
    Biologische Modelle
    Kausalität: Ursache-Wirkungsbeziehung

Empirische Forschung
    Statistische Zusammenhänge, statistische Kausalität
       • Wahrscheinlichkeit von Ereignissen
       • Einflussfaktoren, Indikatoren
    Beobachtungen
    Experimente, klinische Studien

                                                           12
Fragwürdiges medizinisches Wissen
Beobachtung einzelner Phänomene
     ohne kausale Begründung
     aus unsystematischen Studien
Pseudo-wissenschaftliche Untersuchungen
     verzerrte Darstellung der Ergebnisse
     falsche/ inadäquate Verwendung statistischer Verfahren
Spekulationen
Persönliche Meinungen (Einzelbeobachtungen)
Placebo-Effekte
durch Geldgeber/Auftraggeber verzerrte Ergebnisse

                                                               13
Die wichtigsten Ziele der medizinischen
Forschung sind…
   Wissenschaftlich gesichertes Wissen über Krankheiten, deren Ursachen,
    Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten steigern, um die Versorgung
    der Patienten zu verbessern
      gesicherte Diagnosen stellen
      adäquateste Therapie anwenden
      Nebenwirkungen vermeiden oder deren Anzahl verringern
   Maßnahmen zur Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung
    bewerten

   Medizinisches Wissen ist dabei ein stetiger Lernprozess,
                der sich laufend ändern kann

                                                                        14
Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

Systematische Vorgehensweise
Unterscheidung systematischer Effekte von zufälligen Effekten
     Nachweis statistisch signifikanter Effekte
     Darstellung medizinisch signifikanter und relevanter Effekte
Die nachvollziehbare Darstellung der Ergebnisse stellt dabei einen unerlässlichen
Stellenwert ein.

                             Medizinisches Wissen basiert daher auf
                             wissenschaftlichen Arbeiten

                                                                             15
   Vorgehensweise in der EbM - Generierung von
         wissenschaftlichen Informationen
Vorgehensweise der EbM erfolgt nach den
Grundlagen der klinischen Epidemiologie*
 1     Fragestellung
          Fragestellung             Übersetzung des klinischen Problems in
                                    eine beantwortbare Frage

 2 Literaturrecherche
      Literaturrecherche
                                    Strukturierte Informationsbeschaffung von
                                    relevanter internationaler Literatur

 3 Evidenzbewertung
      Evidenzbewertung
                                    Überprüfung der Literatur (externe Evidenz)
                                    auf ihre Validität

 4      Umsetzung
          Umsetzung
                                    Berücksichtigung der gewonnenen
                                    Erkenntnisse in der Therapieentscheidung

 5       Evaluation
           Evaluation
                                    Selbstkritik und ggf. Anpassung der
                                    bisherigen Vorgehensweise

     Therapieentscheidung
                                    *Klinische Epidemiologie:
                                    Wissenschaft zur Untersuchung der Variabilität von
                                    Krankheitsverläufen und ihrer Abhängigkeit von        17
          Quelle: www.cochrane.de   diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen (Weiss
                                    2006, Clinical Epidemiology)
1       Fragestellung
                                                                           Fragestellung

Formulierung der Fragestellung:                                 2     Literaturrecherche
                                                                          Literaturrecherche

Eine Hilfe bietet das PICO-Schema                               3     Evidenzbewertung
                                                                          Evidenzbewertung

                                                                4        Umsetzung
                                                                           Umsetzung

                                                                5        Evaluation
                                                                            Evaluation

                                                                    Therapieentscheidung

PICO-Schema

   P      Patient population (Patient und sein Problem)

    I     Intervention (d.h. Behandlung)

   C      Comparison (Alternativmaßnahme oder keine Behandlung)
          Outcome, d.h. das Behandlungsziel (z.B. Mortalität,
   O
          Lebensqualität)

                                                                                           18
1       Fragestellung
                                                                          Fragestellung

Literaturrecherche                                             2     Literaturrecherche
                                                                         Literaturrecherche

                                                               3     Evidenzbewertung
                                                                         Evidenzbewertung

                                                               4        Umsetzung
                                                                          Umsetzung

Ziel: Suche nach Evidenz in der wissenschaftlichen Literatur   5        Evaluation
                                                                           Evaluation

                                                                   Therapieentscheidung

Literaturdatenbanken:
Medline/ Pubmed
DIMDI
Cochrane Library
OVID (BIOSIS, PSYCINFO)
"Graue Literatur"
     Dissertationen, interne Berichte
     Zeitschriften ohne Peer Review
Zitate in Fachzeitschriften

                                                                                          19
1       Fragestellung
                                                                                                                               Fragestellung

Bewertung der externen Evidenz I                                                                                    2     Literaturrecherche
                                                                                                                              Literaturrecherche

Validität des Studiendesigns
                                                                                                                    3     Evidenzbewertung
                                                                                                                              Evidenzbewertung

                                                                                                                    4        Umsetzung
                                                                                                                               Umsetzung

                                                                                                                    5        Evaluation
                                                                                                                                Evaluation

                                        Klassifikation der Evidenzgüte von Einzelstudien                                Therapieentscheidung
  Abnehmende Qualität der Information

                                          Evidenzstufe                                       Evidenz-Typ

                                                                  wenigstens ein systematischer Review auf der Basis methodisch
                                                  Ia              hochwertiger kontrollierter, randomisierter Studien (RCTs)

                                                  Ib              wenigstens ein ausreichend großer, methodisch hochwertiger RCT

                                                                  wenigstens eine hochwertige Studie ohne Randomisierung
                                                  IIa             (Kohortenstudie)

                                                                  wenigstens eine hochwertige Studie eines anderen Typs quasi-
                                                  IIb             experimenteller Studien

                                                                  mehr als eine methodisch hochwertige nichtexperimentelle Studie
                                                  III             (Fall-Kontroll-Studie)

                                                                  Expertenmeinungen (aus klinischer Erfahrung), Fall-Serien,
                                                  IV              beschreibende Studien
                                                                                                                                               20

                                        Quelle: www.cochrane.de
1       Fragestellung
                                                                                                                      Fragestellung

Bewertung der externen Evidenz II                                                                          2     Literaturrecherche
                                                                                                                     Literaturrecherche

Empfehlungsgrade
                                                                                                           3     Evidenzbewertung
                                                                                                                     Evidenzbewertung

                                                                                                           4        Umsetzung
                                                                                                                      Umsetzung

                                                                                                           5        Evaluation
                                                                                                                       Evaluation

                                                                                                               Therapieentscheidung

                               Empfehlungsgrade zur Bewertung der Gesamtevidenz
 Abnehmender Empfehlungsgrad

                                Empfehlungs-
                                                     Güte der gesamten vorliegenden Evidenz zu einer Fragestellung
                                grad

                                                     Beruhend auf den Graden Ia und Ib des Evidenztyps, d.h. die
                                         A           Empfehlung stützt sich auf Veröffentlichungen guter Qualität, die
                                                     mindestens eine randomisierte kontrollierte Studie enthalten.

                                                     Beruhend auf den Graden IIa, IIb und III des Evidenztyps; d.h. die
                                         B           Empfehlung stützt sich auf gut angelegte, nicht randomisierte,
                                                     klinische Studien.

                                                     Beruhend auf Evidenzgrad IV, d.h. die Empfehlung leitet sich ab aus
                                                     Berichten oder Meinungen von Expertenkreisen,
                                         C           Konsensuskonferenzen und/ oder klinischer Erfahrung anerkannter
                                                     Autoritäten. Die Stufe C weist auf das Fehlen direkt anwendbarer
                                                     klinischer Studien guter Qualität hin.
                                                                                                                                      21

                               Quelle: www.aezq.de
Anwendung der Evidenz in
                                                                                                    1       Fragestellung
                                                                                                               Fragestellung

                                                                                                    2     Literaturrecherche
                                                                                                              Literaturrecherche

Einklang mit der klinischen                                                                         3     Evidenzbewertung
                                                                                                              Evidenzbewertung

Erfahrung und den                                                                                   4        Umsetzung
                                                                                                               Umsetzung

Patientenpräferenzen
                                                                                                    5        Evaluation
                                                                                                                Evaluation

                                                                                                        Therapieentscheidung
                                                                       Welche Studien sind
                                                                        einzubeziehen?
                                                                       Kann die gefundene Evidenz bei
                                                  Äußere                der konkreten Fragestellung
                                                  Evidenz               helfen?

    In welchem Maß ist                                                                  Inwieweit sind Werte und
     die ärztliche Erfahrung                        EbM                                   Präferenzen von Patienten
     und Kompetenz mit                                                                    und Angehörigen zu
     einzubeziehen?                                                                       berücksichtigen?
                                Innere                              Patienten-
                               Evidenz                              präferenz

Herausforderung der EbM: Die Gewichtung von äußerer und innerer Evidenz und von
Patientenpräferenzen ist ein von vielen Einflüssen abhängiger Prozess

                                                                                                                               22
                      Antes et al., Kommentierende Synopse zur Kosten-Nutzen-Bewertung 2007
1       Fragestellung
                                                                    Fragestellung

Evaluation                                               2

                                                         3
                                                               Literaturrecherche
                                                                   Literaturrecherche

                                                               Evidenzbewertung
                                                                   Evidenzbewertung

                                                         4        Umsetzung
                                                                    Umsetzung

                                                         5        Evaluation
                                                                     Evaluation

                                                             Therapieentscheidung

Selbstkritik und ggf. Anpassung der bisherigen Vorgehensweise!

                                                                                    23
„Instrumente“ der EbM: Wissenstransfer der
Evidenz in die therapeutische Praxis
                            Leitlinien

                          HTA-Berichte

                                                 Grundlage
                                                     für
Ergebnisse der EbM                                Nutzung
                     Patienteninformationen
                                                     der
                                                    EbM
                                                in der Praxis
                         Systematische
                     Übersichtsarbeiten, z.B.
                       Cochrane Reviews

                      Datenbanken mit der
                      vorhandenen Evidenz
                                                                24
Abgrenzung der Begriffe EbM und HTA
EbM (Evidence-based Medicine)
    Die bestmöglichen Fakten für die Behandlung von Patienten bereitstellen.
    Methode zur expliziten Darstellung von medizinischen Entscheidungen
        basierend auf systematischen Untersuchungen

HTA (Health Technology Assessment)
    Bewertung von medizinischen Technologien im Hinblick auf Sicherheit,
     Effektivität, Effizienz, Evidenz, Kosten, Nutzen, ethischen sowie gesetzlichen
     Implikationen
        im Vergleich mit anderen Technologien

      Koordinierende Instanz für die Förderung von HTA Berichten ist das Deutsche
      Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI).
       www.dimdi.de

                                                                                    25
   Bewertung wissenschaftlicher Literatur
Bewertung wissenschaftlicher Literatur
Charakteristika wissenschaftlicher Studien
Geplant
     detailliertes Prüfprotokoll
Ausreichender Stichprobenumfang
     basierend auf reproduzierbaren, realistischen Annahmen und Berechnungen
Formulierung klarer Zielkriterien: Haupt- und Nebenzielkriterien
     klinische Relevanz
     entsprechende Sensitivität und Spezifität
Randomisierung
mindestens eine Kontrollgruppe
     wenn möglich verblindet/ doppelt verblindet
korrekte Durchführung des Studienprotokolls
Geprüfte Datenqualität
Hochwertige Statistische Analyse

                                                                           27
CONSORT -
Consolidated Standards of Reporting Trials

                                                 Ziel: Standards, um
                                                 Autoren von
                                                 wissenschaftlichen
                                                 Artikeln anzuleiten,
                                                 die Darstellung der
                                                 Ergebnisse korrekt
                                                 und transparent
                                                 darzustellen!

                                                              28

      Moher et al. Das CONSORT Statement. 2001
CONSORT -
Consolidated Standards of Reporting Trials

                                             29

Moher et al. Das CONSORT Statement. 2001
CONSORT -
Consolidated Standards of Reporting Trials

                                             30

Moher et al. Das CONSORT Statement. 2001
CONSORT -
Consolidated Standards of Reporting Trials
Update 2010
                    Weitere Informationen   Beschreibung
                    Registrierung           Reg.Nr und Name
                                            Studienregister
                    Studienprotokoll        Verfügbarkeit des
                                            Studienprotokolls
                    Finanzierung            Quelle der Finanzierung und
                                            weitere Unterstützung, Rolle
                                            des Sponsors

                                                                           31

Moher et al. Das CONSORT Statement. 2001
Stichprobe
Stichprobe
Grundgesamtheit, Population
     Gruppe, über die eine Aussage gemacht werden soll
     Ein- und Ausschlusskriterien
Repräsentative Stichprobe
     charakteristische Teilmenge für die Grundgesamtheit
       • Stichprobenauswahl
            Randomisierung
            Stratifizierung
            Clusterbildung
       • Stichprobengröße

         Repräsentativität der Stichprobe für die interessierende
                 Grundgesamtheit muss gegeben sein
                                                                    32
Beispiele: Studiendesigns
Parallelgruppen
     Zwei oder mehrere unabhängige, aber vergleichbare Gruppen
        • zeitlich parallel behandelt
        • unterschiedliche Therapieformen
Cross-over
     Eine Gruppe wird mit zwei oder mehreren aufeinander folgenden Therapien
      behandelt.
     Jeder Proband erhält jede Therapie aber in unterschiedlicher Reihenfolge
        • Randomisierung der Reihenfolge (z.B. ACB, BAC, BCA, CAB, CBA)
        • Carry-over-Effekte!
Faktorielles Design
     Kombination von zwei oder mehreren Einflussfaktoren
        • Wechselwirkungen überprüfbar

                                                                          33
Beispiel: Parallelgruppenstudie
z.B. Untersuchung der Wirksamkeit eines neuen blutdrucksenkenden
  Medikaments im Vergleich zur Standardtherapie ( Kontrollgruppe); oder auch
  Placebo
Nullhypothese H0: die beiden Therapien sind gleich wirksam
      z.B. ist die Änderung des diastolischen Blutdrucks durchschnittlich in beiden
       Gruppen gleich hoch
              Die Ungültigkeit der Nullhypothese ist zu beweisen!
Alternativhypothese H1: die beiden Therapien sind unterschiedlich stark wirksam

Voraussetzung für diese Untersuchung ist, dass beide Gruppen in ihren
wesentlichen Baseline-Eigenschaften übereinstimmen!

                                                                                34
Randomized Controlled Trial (RCT)
Randomisiert
    Zufällige Zuteilung zu einer Therapieform
        • Stratifizierung
Kontrolliert
    Mindestens eine Kontrollgruppe
        • z.B. Vergleich mit Standardtherapie, Placebo-Kontrolle
        • Statistische Vergleichbarkeit der wesentlichen Merkmale beider
          Gruppen (Baseline-Analyse)
Verblindet
    offen
    Einfach verblindet: Patient weiß nicht, welche Therapie er bekommt
    Doppelt verblindet: Patient und Arzt wissen nicht, welche Therapie der
      Patient bekommt

                                                                              35

          Quelle: Gordis L. Epidemiologie. 2001
Randomisierung
zufällige Zuordnung eines Subjektes einer Stichprobe zu einer der Gruppen des
Einflussfaktors
     z.B. anhand eines Zufallsgenerators

Ziel: Vermeidung eines Selection bias
     jedes Subjekt hat die gleiche Chance zufällig einer Gruppe   zugeteilt zu
       werden
                        Stichprobe (N=100)

            Randomisierung              Randomisierung

          Therapie A                             Therapie B
                                                                              36
            N=50                                   N=50
Interne vs. externe Validität

Interne Validität
     Vermeidung von möglichen Fehlern bei der Planung, Durchführung, Analyse
      und Präsentation

Externe Validität
     Generalisierbarkeit und Übertragbarkeit der Ergebnisse
       • Ein- und Ausschlusskriterien

                                                                         37
Mögliche Verzerrungen (Biases)
Bias = systematische Abweichung, Verzerrung
Selection bias (Auswahl der Teilnehmer)
     Vermeidung durch Randomisierung
Measurement bias (Erhebung der Endpunkte)
    Vermeidung durch Verblingung
Attrition bias (Verlust von Teilnehmern)
     Drop-outs
     Responder bias
Publication bias
Interpretationsbias

                      Je geringer das Risiko für bias in einer Studie, desto
                      valider die Ergebnisse
                                                                               38
Was wird gemessen?
Zielgröße(n)
     Haupt- und Nebenzielgrößen

Einflussgröße(n)
     können Einfluss auf die Zielgröße(n) haben

Störgröße(n)
     nicht von primären Studieninteresse
     können das Studienergebnis jedoch beeinfluss bzw. verzerren (biases)

                                     Störgröße

               Einflussgröße         System            Zielgröße
                                                                             39
Ergebnisse wissenschaftlicher Studien

Patientenrelevante Endpunkte
     Mortalität
     Morbidität
     Lebensqualität

Surrogatpunkte
     nicht so aussagekräftig wie patientenrelevante Endpunkte
     werden häufig als Ersatz für patientenrelevante Endpunkte verwendet
     positive bzw. negative Veränderung im Surrogatpunkt muss mit
      entsprechender Veränderung im patientenrelevanten Endpunkt einhergehen

                                                                        40
Kohortenstudie vs. Fall-Kontroll-Studie
Design einer Kohortenstudie

                                                                    nicht
             Exponiert
                                                                  Exponiert

                               Entwickeln                                     Entwickeln
Entwickeln                                           Entwickeln               Krankheit
                               Krankheit
Krankheit                                            Krankheit                nicht
                               nicht

                                                                                           41

             Quelle: Gordis L. Epidemiologie. 2001
Kohortenstudie vs. Fall-Kontroll-Studie
Design einer Kohortenstudie

                                   Nicht                                          Nicht
 Exponiert                       exponiert           Exponiert                  exponiert

                                                                    keine
              Krankheit                                           Krankheit

                 "Fälle"                                         "Kontrollen"

                                                                                            42

             Quelle: Gordis L. Epidemiologie. 2001
Bewertung wissenschaftlicher Literatur

     1972
     1984
     1980
     ?
     1995
     1966
     1985
                            Die valide und aussagekräftige
     1984                  Bewertung von Interventionen
     1962
     1993                  erfordert qualitativ hochwertige
     1995
     1993
                            und in einer hohen Anzahl
     1995                  verfügbare Evidenz!
     1995
     1994
     1991
     1985
     1982

                                                     43
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)
Der G-BA wurde am 1. Januar 2004 durch das Gesetz zur Modernisierung der
Gesetzlichen Krankenversicherung (GMG) errichtet.
Seit dem 1. Juli 2008 werden alle Entscheidungen in einem einzigen
sektorenübergreifend besetzten Beschlussgremium für ambulante, ärztliche und
zahnärztliche, sowie stationäre Belange getroffen.

                                                                          44

Quelle: www.g-ba.de
IQWIG
Das Deutsche Cochrane Zentrum
"Das Deutsche Cochrane Zentrum (DCZ) ist seit März 1999 eine Entität der
Cochrance Collaboration (CC), eines internationalen Netzwerkes von Ärzten,
Wissenschaftlern, Methodikern, etc.
Die Hauptaufgabe der Cochrane Collaboration ist die Erstellung, Verbreitung und
Aktualisierung von systematischen Übersichtsarbeiten in der Medizin. Diese
Übersichtsarbeiten werden in der Datenbank The Cochrane Library veröffentlicht
und bieten Akteuren im Gesundheitswesen eine wissenschaftlich fundierte
Informationsgrundlage, um den aktuellen Stand der klinischen Forschung in
kurzer Zeit objektiv beurteilen zu können.
Das Deutsche Cochrane Zentrum vertritt die Cochrane Collaboration im deutschen
Sprachraum und ist Anlaufstelle für Interessenten. Es ist zuständig für
Deutschland, Österreich, Teile der Schweiz, Liechtenstein sowie auch für
Tschechien, Slowakei und Ungarn."

  Quelle: www.cochrane.de

                                                                           46
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit!

                           47
                                47
Internetquellen
• Das Deutsche Cochrane Zentrum
  www.cochrane.de
• Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin
  www.aezq.de
• Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
  www.dimdi.de
• CONSORT
  http://www.consort-statement.org/
• Der Gemeinsame Bundesausschuss
  www.g-ba.de
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