Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
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Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie Dr. Walter Amberger BKK 2020
Vorbeugende Therapie (Prophylaxe) Die Indikation für eine medikamentöse Migräneprophylaxe ist gegeben, wenn ein besonders großer Leidensdruck beim Patienten besteht BKK 2020
• Reduktion der Frequenz, Schwere, und Dauer der der Migräneattacke • Reduktion der Behinderung und Verbesserung der Lebensqualität • Verbesserung der Behandelbarkeit der akuten Attacke BKK 2020
• innerhalb der letzten 3 Monate vor dem Arztbesuch mehr als 3 Anfälle pro Monat • Dauer der Attacken mehr als 24 Stunden • Attacken, die vom Patienten als unerträglich empfunden werden • häufig komplizierte Attacken (neurologischen Ausfälle in der Aura über mehrere Stunden) BKK 2020
• Beurteilbarkeit durch Plazeboeffekt erschwert • nur wenige Substanzen in Doppelblindstudien kontrolliert • mögliche Nebenwirkungen BKK 2020
Medikamentöse Prophylaxe • Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe erfolgt mit Medikamenten, die zur Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt wurden. • Betablocker (Metoprolol, Propranolol) • Medikamente gegen Epilepsie • Valproinsäure oder Topiramat • Antidepressivum Amitryptilin (Saroten), wenn gleichzeitig eine Spannungskopfschmerz besteht • Calcium-Antagonist Flunarizin • Die Auswahl eines Migräneprophylaktikums sollte sich an Attackenhäufigkeit (episodisch versus chronisch), Begleiterkrankungen und individuellen Bedürfnissen des Patienten orientieren BKK 2020
Im Unterschied zur Akutbehandlung gab es für die Prophylaxe der Migräne bislang keine spezifischen Arzneistoffe • Was die Wissenschaft schon lange wusste: • Bei der Entstehung von Migräne spielt ein bestimmter Botenstoff namens CGRP (Calcitonin Gene Related Peptide) eine zentrale Rolle. • Es sollte jedoch Jahrzehnte dauern, bis es gelang, ein Medikament zu entwickeln, das CGRPP ausschaltet, ohne gravierende Nebenwirkungen zu haben BKK 2020
CGRP und monoklonale Antikörper in der Migränetherapie CGRP ist ein Neuropeptid, das aus 37 Aminosäuren besteht. Es wird durch dasselbe Gen wie das Hormon Calcitonin kodiert. Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) wird während Migräne- Attacken ausgeschüttet. CGRP ist ein potenter Vasodilatator und hat offenbar eine Vielzahl von biologischen Wirkungen im ZNS, die bisher nicht ausreichend geklärt sind. BKK 2020
Akut- versus Prophylaxe • CGRP-Rezeptor-Antagonisten • Entwicklungen (small molecules)zur Behandlung von akuten Migräne- Attacken. • Entwicklung von monoklonalen humanisierten Antikörpern gegen CGRP zur Migräne-Prophylaxe. BKK 2020
Monoklonale Antikörper immunologisch aktive Proteine, die von einer Zelllinie (Zellklon) produziert werden, die auf einen einzigen B- Lymphozyten zurückgehen, und die sich gegen ein einzelnes Epitop richten • Im Herbst 2018 ist mit Erenumab der erste monoklonale Antikörper in der EU zur Migräneprophylaxe auf den Markt gekommen. • Bisher 220.000 behandelte Patienten weltweit • Modifizierte Antikörper für die therapeutische Anwendung BKK 2020
BKK 2020
Monoklonale Antikörper • Erenumab (Aimovig®) in Österreich seit 09/2018 im Handel • Galcanezumab (Emgality) und Fremanezumab (Ajovy®) seit Mitte 2019 • Erenumab antagonisiert den CGRP-Rezeptor, während Fremanezumab und Galcanezumab direkt das Neuropeptid CGRP neutralisieren. • Hinsichtlich der Indikation entsprichen sich Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab. BKK 2020
Erenumab (Aimovig) • Die Injektionslösung mit 70 mg und 140mg Erenumab ist als Fertigspritze (Pen) auf den Markt. • Subcutane Injektion alle vier Wochen • Steigerung auf 140mg bei schlechterem Ansprechen von 70mg oder Wirkdauer unter 4 Wochen BKK 2020
A Controlled Trial of Erenumab for Episodic Migraine Peter J. Goadsby, M.D., et.al. November 30, 2017 N Engl J Med 2017; 377:2123-2132 Die STRIVE-Studie hatte Erenumab als monatliche subkutane Injektion mit Placebo an 955 Patienten verglichen, die vor Studienbeginn über 8,3 Migräneattacken pro Monat geklagt hatten. • Erenumab konnte weitere Attacken zwar nicht vollständig verhindern, ihre Zahl jedoch um 3,2 pro Monat in der 70-mg- Dosierung und um 3,7 pro Monat in der 140-mg-Dosierung senken können gegenüber einem Rückgang um 1,8 Attacken pro Monat in der Placebogruppe. BKK 2020
Safety and efficacy of erenumab for preventive treatment of chronic migraine: a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 2 trial Tepper et al., Lancet Neurol 2017; 16(6):425–434 Daten zur Prophylaxe einer chronischer Migräne zeigen auch hier einen deutlich positiven Effekt (doppelblinde placebokontrollierte Phase-II-Studie mit über 660 Personen. • Erenumab in höherer und niedrigerer Dosierung konnte die Attacken um 6,6 Tage pro Monat reduzieren. • Bei 40 (Erenumab 70mg) und 41 Prozent (Erenumab 140mg) kam es zu einer Reduktion der monatlichen Migränetage von mindestens 50 Prozent gegenüber dem Behandlungsbeginn – in der Placebo-Gruppe waren es 23 Prozent. BKK 2020
Galcanezumab Emgality® Galcanezumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der zur Migräneprophylaxe zugelassen ist, und zwar für Erwachsene, die an mindestens vier Tagen im Monat an Migräne leiden. BKK 2020
Fremanezumab Ajovy® Eine Injektion (225 mg) einmal monatlich (monatliche Dosierung) oder drei Injektionen (675 mg) alle 3 Monate (vierteljährliche Dosierung) BKK 2020
Was ist zu erwarten? • Eine Reduktion der Migränetage • Je nach AK und Studien um einige Tage pro Monat • Die Attacken verlaufen milder • Kaum Nebenwirkungen (Langzeiterfahrungen fehlen) • Ein besseres Ansprechen auf die Akuttherapie • Patienten mit einem partiellen Ansprechen im ersten oder zweiten Monat haben eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, im Verlauf doch noch zu Respondern zu werden • Wenn in den ersten 3 Monaten keine Änderung eintritt, soll die Therapie beendet werden BKK 2020
Verordnung der MABs Vorherige Prophylaxen mit: Metoprolol beziehungsweise Propranolol Flunarizin Topiramat Amitriptylin Valproinsäure Clostridium botulinum Toxin Typ A nur bei chronischer Migräne • wenn diese prophylaktischen Vortherapien bei Migräne keine zufriedenstellende Besserung bringen, nicht geeignet sind oder nicht vertragen werden, dann könnten Migräne-Patienten durch einen beträchtlichen Zusatznutzen von Monoklonalen-Antikörpern profitieren. • Das ist der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in Deutschland vom Mai 2019 zur Nutzwertbemessung BKK 2020
Weniger Nebenwirkungen als klassische Migräne-Medikation • Mittlerweile sind viele Studien zu CGRP-Antikörpern abgeschlossen und belegen neben deren Wirksamkeit auch ein generell sehr günstiges Nebenwirkungsprofil. • Keine Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Schwindel, Schläfrigkeit, Erschöpfungszustände oder kognitive Beeinträchtigung. • Es liegen noch keine Daten über Langzeitwirkung von CGRP- Antikörpern vor. BKK 2020
Zusammenfassung • Neue Strategie: Die Hemmung des Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP) ist eine neue Strategie, um bei Patienten mit häufigen Migräneattacken die Zahl der Anfälle zu verringern. • Direkte Hemmung: Galcanezumab, Fremanezumab und Eptinezumab hemmen das CGRP direkt. • Rezeptor-Hemmung; Erenumab ist gegen den CGRP-Rezeptor gerichtet. BKK 2020
Zusammenfassung • Migräne ist eine komplexe Erkrankung, die durch ganz unterschiedliche pathophysiologische Wege und verschiedenste Moleküle vermittelt wird. • Die Bedeutung von CGRP variiert dabei von Patient zu Patient. • Allerdings scheint es eine Untergruppe von Patienten zu geben, die sehr effektiv auf die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP ansprechen. Mehr als 15 % der behandelten Patienten berichteten ein komplettes Sistieren der Migräneattacken. • Für einige Patienten wird die Behandlung daher sehr effektive Möglichkeiten beinhalten, andere werden davon jedoch nicht ausreichend profitieren. • Abgewartet werden muss zudem die vergleichende Wirksamkeit mit den bisherigen vorbeugenden Medikamenten. BKK 2020
Weiterhin gilt: • Die Vorbeugung der Migräne muss sich auf verschiedene Strategien erstrecken. • Eine differenzierte individuelle Therapie ist gerade bei schweren und chronischen Verläufen in jedem Einzelfall erforderlich. • Eine Behandlung, die die Migräne durch eine „Spritze“ abstellt und man dann leben kann wie man möchte, ist auch mit monoklonalen Antikörpern nicht zu erwarten. BKK 2020
Ergänzung zu den S1 Leitlinien der DGN und DMKG • Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor Entwicklungsstufe: S1 • Federführend: Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen Prof. Dr. Arne May, Hamburg • Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) Ergänzung der Leitlinie 030/057 Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne BKK 2020
Fragen, die die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in ihre Leitlinien gestellt hat 1. Sind monoklonale Antikörper (monoclonal antibodies = MOAB) gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor bei der episodischen Migräne prophylaktisch wirksam? 2. Sind monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor bei der chronischen Migräne prophylaktisch wirksam? 3. Welche Patienten sollten einen monoklonalen Antikörper zur Migräneprophylaxe bekommen? 4. Wie wird der Therapieerfolg evaluiert? 5. Wie lange sollte die Therapie erfolgen? 6. Welche Gegenanzeigen und Warnhinweise bestehen für den Einsatz von monoklonalen Antikörpern? 7. Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen der Therapie mit einem CGRPAntagonisten auf einen CGRP-Rezeptorantagonisten zu wechseln und umgekehrt? BKK 2020
Behandlung der Migräneattacke Alternativtherapie zu den Triptanen BKK 2020
Aktuelle S1-Leitlinie der IHS zur Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne • Bei mittelschweren bis schweren Migräne-Attacken sind Triptane der Goldstandard, wenn NSAR wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac, aber auch Metamizol und Paracetamol nicht ausreichend wirken. • Die aktuelle S1-Leitlinine konstatiert: „Die 5-HT1B/1D-Agonisten (in alphabetischer Reihenfolge) Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan sind die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken und sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika oder NSAR ansprechen, eingesetzt werden.“ • Die 5-HT1B/1D-Agonisten sind laut Leitlinie bei 60 Prozent aller NSAR-non- Responder wirksam. BKK 2020
• Triptane wirken bei akuter Migräne am besten BKK 2020
Wozu also weitere Arzneimittel bei akuter Migräne? • Die 5-HT1B/1D-Agonisten (Triptane) eignen sich jedoch nicht für alle Migränepatienten. • Kontraindikation wegen ihrer vasokonstriktorischen Wirkung über 5- HT1B bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen • Bei KHK, nach Myokardinfarkt, TIA, cerebraler Insult oder fortgeschrittener pAVK sollen Triptane nicht eingesetzt werden. • 30 bis 40 Prozent der Migräneattacken können nicht ausreichend behandelt werden BKK 2020
2 neue Substanzklassen kommen 2020 • Ditane • Dazu gehört Lasmiditan. • Die Substanz wirkt – wie auch die Triptane – am Serotoninrezeptor, jedoch nicht an den Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D, sondern selektiv an 5-HT1F. » • Gepante • kleine Moleküle, die als Antagonisten am CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide)-Rezeptor wirken • In randomisierten, placebokontrollierten Studien zur Behandlung akuter Migräne-Attacken wurden Ubrogepant und Rimegepant untersucht. Beide sind wirksamer als Placebo und haben im Gegensatz zu Lasmiditan nur geringe Nebenwirkungen. • Lasmiditan sowie auch die CGRP-Rezeptorantagonisten scheinen etwas weniger wirksam zu sein als Triptane. • Aber dennoch sind sie für Patienten mit schwerer Migräne, bei denen Triptane kontraindiziert sind, eine lang ersehnte und wichtige Therapieoption BKK 2020
Lasmiditan (Reyvow®) • Für Migräniker mit Herz-Kreislauferkrankungen – wenn Triptane kontraindiziert sind – könnte nun Lasmiditan eine Option sein. • Die FDA hat den selektiven 5-HT1F-Agonisten Reyvow ® im Oktober 2019 zur akuten Migränetherapie mit und ohne Aura zugelassen. • Unter diesem Namen wurde Lasmiditan im Oktober 2019 von der FDA in den USA für die Akutbehandlung der Migräne zugelassen. • Das Arzneimittel ist eine Entwicklung der Lilly-Tochter CoLucid Pharmaceuticals. • Ein Zulassungsantrag für die EU ist gestellt, aber die Zulassung steht noch aus. BKK 2020
Pharmakologische Eigenschaften • Lasmiditan wirkt agonistisch und selektiv an den 5-HT1F-Rezeptoren. • Es gibt Hinweise darauf, dass der Wirkungsmechanismus darauf beruht, dass es die Freisetzung von Neuropeptiden verringert und dadurch die Schmerzleitung hemmt, auch derjenigen im Trigeminusnerv und in den Ganglien. • Die Selektivität von Lasmiditan für den 5-HT1F-Rezeptor ist 440-fach größer als gegenüber dem 5-HT1B-Rezeptor, von dem angenommen wird, dass er für vasokonstriktive Effekte verantwortlich ist. • Die gefäßverengende Wirkung an den peripheren Gefäßen entfällt und Lasmiditan darf auch bei Patienten mit Herz-Kreislauf- Erkrankungen eingesetzt werden BKK 2020
Wirkung von Lasmiditan in der Akutbehandlung der Migräne Bereits im Dezember 2018 sind die Ergebnisse der ersten großen Phase-3-Studie – Lasmiditan is an effective acute treatment for migraine: A phase 3 randomized study (Neurology. 2018 Dec 11;91(24)) –veröffentlicht worden • Ziel war die Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit von Lasmiditan bei der Akutbehandlung von Migräne. • 1856 Patienten wurden doppelblind randomisiert und in drei Gruppen aufgeteilt, sie nahmen innerhalb von vier Stunden nach Attackenbeginn entweder 200 mg Lasmiditan, 100 mg Lasmiditan oder Placebo oral ein. • 77,9 Prozent der Patienten hatten ein ≥1 kardiovaskulären Risikofaktor zusätzlich zur Migräne • Die Patienten waren angehalten, für 48 Stunden nach Therapiebeginn Kopfschmerzen, Übelkeit, Phono- oder Photophobie zu dokumentieren. • Primärer Endpunkt der SAMURAI-Studie war die Schmerzfreiheit zwei Stunden nach Lasmiditan- oder Placebogabe. Die Ergebnisse waren statistisch signifikant zugunsten einer Lasmiditantherapie: 32,2 Prozent der Migränepatienten waren mit 200 mg Lasmiditan nach zwei Stunden schmerzfrei, 28,2 Prozent unter 100 mg Lasmiditan und 15,3 Prozent der Placebopatienten. BKK 2020
Headache pain free, MBS free, and headache relief after the first dose aDefined as a reduction in (A) headache severity from mild (1), moderate (2), or severe (3) at baseline to none (0). bDefined as (B) the absence of the associated symptom of migraine that was identified before dose as the most bothersome symptom (MBS) (nausea, phonophobia, or photophobia). cDefined as (C) a reduction in headache severity from moderate (2) or severe (3) at baseline to mild (1) or none (0) or a reduction in headache severity from mild (1) at baseline to none (0). *p< 0.05, **p< 0.01, ***p ≤ 0.001 vs placebo. ITT = intent-to-treat; mITT = modified intent-to-treat. BKK 2020
FAZIT • Lasmiditan war in Dosierungen von 200 mg und 100 mg wirksam und sicher in der Behandlung von Patienten mit akuter Migräne, bei denen ein hoher Anteil kardiovaskuläre Risikofaktoren hatte BKK 2020
Die zweite wichtige Zulassungsstudie wurde erst im Juli 2019 publiziert • Phase 3 randomized, placebo-controlled, double-blind study of lasmiditan for acute treatment of migraine. • Brain. 2019 Jul 1;142(7):1894-1904. Goadsby PJ1, Wietecha LA2, Dennehy EB2,3, Kuca B4, Case MG2, Aurora SK2, Gaul C5 • Die SPARTA-Studie verglich an 2869 randomisierten Patienten (vier Gruppen) Lasmiditan 200 mg, 100 mg, 50 mg gegen Placebo. • Innerhalb von vier Stunden nach Attackenbeginn sollten die Patienten ihre Dosis einnehmen, der primäre Endpunkt war die Schmerzfreiheit und „Freiheit von den am meisten störenden Symptomen“ zwei Stunden nach Gabe. BKK 2020
Headache pain-free after first dose. BKK 2020
Most bothersome symptom-free after first dose. BKK 2020
Headache pain-relief after first dose. BKK 2020
Sicher auch bei Mehrfachgabe und bei schweren kardiovaskulären Erkrankungen? • Die häufigsten Nebenwirkungen, die Patienten in den klinischen Studien berichteten, waren Schwindel, Müdigkeit, ein brennendes oder prickelndes Gefühl in der Haut (Parästhesie) und Sedierung. • 79,3 Prozent der Studienteilnehmer hatten zwar mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor, jedoch erklären die Studienautoren, dass nur wenige Migräniker der Studie tatsächlich bereits an kardiovaskulären Erkrankungen litten • man müsse Lasmiditan auch in der Gruppe der „schwerer kardiovaskulär Erkrankten“ testen. • Ebenso regen sie an, die Sicherheit und Wirksamkeit nicht nur – wie in der Studie – nach einmaliger Gabe, sondern auch nach mehrfacher Anwendung zu untersuchen. • Nichtsdestotrotz lautet ihr Fazit: Lasmiditan in Dosierungen von 200 g, 100 mg, und 50 mg ist wirksam und wird relativ gut vertragen in der Behandlung einer einzigen Migräne- Attacke“. BKK 2020
Daten zur Langzeitsicherheit von Lasmiditan • Interim results of a prospective, randomized, open-label, Phase 3 study of the long-term safety and efficacy of lasmiditan for acute treatment of migraine (the GLADIATOR study). • Cephalalgia. 2019 Oct;39(11):1343-1357. doi: 10.1177/0333102419864132. Epub 2019 Aug 21. • Brandes JL1, Klise S2, Krege JH2, Case M2, Khanna R3, Vasudeva R2, Raskin J2, Pearlman EM2, Kudrow D4. • Es wurden Patienten rekrutiert (randomisiert auf 100 mg und 200 mg Lasmiditan), die bereits an der SAMURAI- und SPARTA-Studie teilgenommen hatten. • Diese sollten ihre Migräne-Attacken (mindestens mittlerer Schwere) über den Studienzeitraum von einem Jahr mit Lasmiditan behandeln. BKK 2020
Das Ergebnis • Insgesamt waren die behandlungsbedingten Nebenwirkungen auch nach mehrfacher Gabe ähnlich wie in den Studien nach einmaliger Lasmiditangabe und umfassten Schwindel, Somnolenz und Parästhesien. • Interessanterweise beobachteten die Wissenschaftler, dass die Häufigkeit von unerwünschten Arzneimittelwirkungen im Allgemeinen mit nachfolgenden Attacken abnahm. • Laut den Studienautoren wurden keine schwerwiegenden und keine kardiovaskulären TEAEs beobachtet, die möglicherweise auf eine Gefäßverengung zurückzuführen sind. BKK 2020
Positiven Fazit der FDA zu Lasmiditan. • „Reyvow ist eine neue Option in der Behandlung von akuter Migräne, eine schmerzhafte Erkrankung, die jeden siebten Amerikaner betrifft“, erklärt die FDA anlässlich der von ihr erteilten Zulassung. • Weltweit leiden etwa 10 Prozent der Menschen an Migräne, Frauen trifft die neurologische Erkrankung dreimal häufiger als Männer, bei etwa einem Drittel der Migräniker geht die Attacke mit einer Aura einher. • Die FDA warnt, dass unter Lasmiditan das Fahrverhalten eingeschränkt sein kann. Patienten sollten nach Einnahme von Reyvow mindestens acht Stunden lang keine Maschinen bedienen oder Fahrezeuge lenken, selbst wenn sie sich aufgrund der Migräne in der Lage dazu fühlten. BKK 2020
Gepante oder CGRP-Antagonist BKK 2020
Das Target der „Gepante“ ist nicht neu. • Sie zielen auf Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP), wie die seit 2018 verfügbaren CGRP-Antikörper Fremanezumab (Ajovy®) und Galcanezumab (Emgality®) beziehungsweise CGRP-Rezeptor- Antikörper Erenumab (Aimovig®). • Allerdings geht es bei den Gepanten um die Akuttherapie eines Migräne-Anfalls, und nicht wie bei den Antikörpern um die Prophylaxe. • Zudem sind es small molecules, die peroral eingenommen werden können, anders als die Migräne-Antikörper die parenteral appliziert werden BKK 2020
Effect of Ubrogepant vs Placebo on Pain and the Most Bothersome Associated Symptom in the Acute Treatment of MigraineThe ACHIEVE II Randomized Clinical Trial JAMA. 2019-November;322(19):1887-1898. Richard B. Lipton, MD1; David W. Dodick, MD2; Jessica Ailani, MD3; et alKaifeng Lu, PhD4; Michelle Finnegan, MPH4; Armin Szegedi, MD4; Joel M. Trugman, MD4 • Question Is ubrogepant, an oral calcitonin gene–related peptide receptor antagonist, effective in the acute treatment of migraine? • Findings In this randomized clinical trial that included 1686 participants, rates of pain freedom at 2 hours were significantly greater with ubrogepant 50 mg (21.8%) or 25 mg (20.7%) than with placebo (14.3%). • Rates of freedom from the most bothersome migraine-associated symptom at 2 hours were significantly greater with the 50-mg (38.9%) dose but not the 25-mg (34.1%) dose vs placebo (27.4%). • Meaning Acute treatment of migraine with ubrogepant compared with placebo led to significantly greater rates of pain freedom at 2 hours with both the 50-mg and 25-mg doses, and freedom from the most bothersome migraine-associated symptom at 2 hours only with the 50-mg dose. BKK 2020
• Mehrere Studien stützten die These, dass Gepante wirksam in der Behandlung akuter Migräne sind. • So sind die jüngst zu Rimegepant veröffentlichten Daten konsistent zu den jetzigen von Ubrogepant. • Man sieht in Ubrogepant das Potenzial, elementar an der Pathogenes der Migräne beteiligte Strukturen zu treffen, der Wirkmechanismus von Ubrogepant könnte eine Option für Menschen sein, die auf eine aktuelle Migränemedikation nicht ansprechen – so wie man sich dies auch von Lasmiditan erhofft! • Noch keine Langzeitstudien und keine Studien bei leichteren Migräneattacken. BKK 2020
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