Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger

Die Seite wird erstellt Stefan-Nikolai Appel
 
WEITER LESEN
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
Was gibt es Neues und Neues
über Bewährtes auf dem Gebiet
   der Kopfschmerztherapie

         Dr. Walter Amberger

                   BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
Vorbeugende Therapie
         (Prophylaxe)
  Die Indikation für eine medikamentöse Migräneprophylaxe ist
gegeben, wenn ein besonders großer Leidensdruck beim Patienten
                             besteht

                            BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
• Reduktion der Frequenz, Schwere, und Dauer der der Migräneattacke
• Reduktion der Behinderung und Verbesserung der Lebensqualität
• Verbesserung der Behandelbarkeit der akuten Attacke

                               BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
• innerhalb der letzten 3 Monate vor dem Arztbesuch mehr als 3 Anfälle pro Monat
• Dauer der Attacken mehr als 24 Stunden
• Attacken, die vom Patienten als unerträglich empfunden werden
• häufig komplizierte Attacken (neurologischen Ausfälle in der Aura über mehrere
  Stunden)

                                      BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
• Beurteilbarkeit durch Plazeboeffekt erschwert
• nur wenige Substanzen in Doppelblindstudien kontrolliert
• mögliche Nebenwirkungen

                                      BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
Medikamentöse Prophylaxe
• Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe erfolgt mit Medikamenten, die
  zur Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt wurden.
• Betablocker (Metoprolol, Propranolol)
• Medikamente gegen Epilepsie
   • Valproinsäure oder Topiramat
• Antidepressivum Amitryptilin (Saroten), wenn gleichzeitig eine
  Spannungskopfschmerz besteht
• Calcium-Antagonist Flunarizin
• Die Auswahl eines Migräneprophylaktikums sollte sich an
  Attackenhäufigkeit (episodisch versus chronisch), Begleiterkrankungen und
  individuellen Bedürfnissen des Patienten orientieren

                                    BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
Im Unterschied zur Akutbehandlung gab es für die Prophylaxe der Migräne bislang
keine spezifischen Arzneistoffe

• Was die Wissenschaft schon
  lange wusste:
   • Bei der Entstehung von Migräne
     spielt ein bestimmter Botenstoff
     namens CGRP (Calcitonin Gene
     Related Peptide) eine zentrale
     Rolle.
   • Es sollte jedoch Jahrzehnte
     dauern, bis es gelang, ein
     Medikament zu entwickeln, das
     CGRPP ausschaltet, ohne
     gravierende Nebenwirkungen zu
     haben

                                        BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
CGRP und monoklonale
Antikörper in der
Migränetherapie

CGRP ist ein Neuropeptid, das aus
37 Aminosäuren besteht. Es wird
durch dasselbe Gen wie das
Hormon Calcitonin kodiert.
Calcitonin Gene-Related Peptide
(CGRP) wird während Migräne-
Attacken ausgeschüttet.
CGRP ist ein potenter Vasodilatator
und hat offenbar eine Vielzahl von
biologischen Wirkungen im ZNS, die
bisher nicht ausreichend geklärt
sind.

                                      BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
Akut- versus Prophylaxe
• CGRP-Rezeptor-Antagonisten
  • Entwicklungen (small molecules)zur Behandlung von akuten Migräne-
    Attacken.
  • Entwicklung von monoklonalen humanisierten Antikörpern gegen CGRP zur
    Migräne-Prophylaxe.

                                  BKK 2020
Was gibt es Neues und Neues über Bewährtes auf dem Gebiet der Kopfschmerztherapie - Dr. Walter Amberger
Prophylaxe mit monoklonalen AK

              BKK 2020
Monoklonale Antikörper
 immunologisch aktive Proteine, die von einer Zelllinie (Zellklon) produziert werden, die auf einen einzigen B-
Lymphozyten zurückgehen, und die sich gegen ein einzelnes Epitop richten

• Im Herbst 2018 ist mit Erenumab der erste monoklonale Antikörper in
  der EU zur Migräneprophylaxe auf den Markt gekommen.
• Bisher 220.000 behandelte Patienten weltweit
• Modifizierte Antikörper für die therapeutische Anwendung

                                                      BKK 2020
BKK 2020
Monoklonale Antikörper
• Erenumab (Aimovig®) in Österreich seit 09/2018 im Handel
• Galcanezumab (Emgality) und Fremanezumab (Ajovy®) seit Mitte 2019
• Erenumab antagonisiert den CGRP-Rezeptor, während Fremanezumab und Galcanezumab direkt
  das Neuropeptid CGRP neutralisieren.
• Hinsichtlich der Indikation entsprichen sich Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab.

                                            BKK 2020
Erenumab (Aimovig)
• Die Injektionslösung mit 70 mg
  und 140mg Erenumab ist als
  Fertigspritze (Pen) auf den
  Markt.
• Subcutane Injektion alle vier
  Wochen
• Steigerung auf 140mg bei
  schlechterem Ansprechen von
  70mg oder Wirkdauer unter 4
  Wochen

                                   BKK 2020
A Controlled Trial of Erenumab for Episodic Migraine
Peter J. Goadsby, M.D., et.al.
November 30, 2017
N Engl J Med 2017; 377:2123-2132

Die STRIVE-Studie hatte Erenumab als monatliche subkutane Injektion mit Placebo
an 955 Patienten verglichen, die vor Studienbeginn über 8,3 Migräneattacken pro
Monat geklagt hatten.
• Erenumab konnte weitere
  Attacken zwar nicht vollständig
  verhindern, ihre Zahl jedoch um
  3,2 pro Monat in der 70-mg-
  Dosierung und um 3,7 pro
  Monat in der 140-mg-Dosierung
  senken können gegenüber
  einem Rückgang um 1,8
  Attacken pro Monat in der
  Placebogruppe.

                                      BKK 2020
Safety and efficacy of erenumab for preventive treatment of chronic migraine: a
randomised, double-blind, placebo-controlled phase 2 trial
Tepper et al., Lancet Neurol 2017; 16(6):425–434

Daten zur Prophylaxe einer chronischer Migräne zeigen auch hier einen deutlich positiven Effekt
(doppelblinde placebokontrollierte Phase-II-Studie mit über 660 Personen.

• Erenumab in höherer und
  niedrigerer Dosierung konnte die
  Attacken um 6,6 Tage pro Monat
  reduzieren.
• Bei 40 (Erenumab 70mg) und 41
  Prozent (Erenumab 140mg) kam es
  zu einer Reduktion der
  monatlichen Migränetage von
  mindestens 50 Prozent gegenüber
  dem Behandlungsbeginn – in der
  Placebo-Gruppe waren es 23
  Prozent.

                                                   BKK 2020
Galcanezumab
Emgality®
Galcanezumab ist ein humanisierter
monoklonaler Antikörper, der zur
Migräneprophylaxe zugelassen ist,
und zwar für Erwachsene, die an
mindestens vier Tagen im Monat an
Migräne leiden.

                                     BKK 2020
Fremanezumab
Ajovy®
Eine Injektion (225 mg) einmal
monatlich (monatliche Dosierung)
oder
drei Injektionen (675 mg) alle
3 Monate (vierteljährliche
Dosierung)

                                   BKK 2020
Was ist zu erwarten?
• Eine Reduktion der Migränetage
   • Je nach AK und Studien um einige Tage pro Monat
• Die Attacken verlaufen milder
• Kaum Nebenwirkungen (Langzeiterfahrungen fehlen)
• Ein besseres Ansprechen auf die Akuttherapie
• Patienten mit einem partiellen Ansprechen im ersten oder zweiten
  Monat haben eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, im Verlauf doch
  noch zu Respondern zu werden
• Wenn in den ersten 3 Monaten keine Änderung eintritt, soll die
  Therapie beendet werden

                                    BKK 2020
Verordnung der MABs

Vorherige Prophylaxen mit:
Metoprolol beziehungsweise Propranolol
Flunarizin
Topiramat
Amitriptylin
Valproinsäure
Clostridium botulinum Toxin Typ A nur bei chronischer Migräne

• wenn diese prophylaktischen Vortherapien bei Migräne keine zufriedenstellende Besserung bringen, nicht
  geeignet sind oder nicht vertragen werden, dann könnten Migräne-Patienten durch einen beträchtlichen
  Zusatznutzen von Monoklonalen-Antikörpern profitieren.
• Das ist der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in Deutschland vom Mai 2019 zur
  Nutzwertbemessung

                                                  BKK 2020
Weniger Nebenwirkungen als klassische Migräne-Medikation

• Mittlerweile sind viele Studien zu CGRP-Antikörpern abgeschlossen
  und belegen neben deren Wirksamkeit auch ein generell sehr
  günstiges Nebenwirkungsprofil.
   • Keine Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Schwindel, Schläfrigkeit,
     Erschöpfungszustände oder kognitive Beeinträchtigung.
• Es liegen noch keine Daten über Langzeitwirkung von CGRP-
  Antikörpern vor.

                                   BKK 2020
Zusammenfassung

• Neue Strategie: Die Hemmung des Calcitonin-Gene-Related-Peptide
  (CGRP) ist eine neue Strategie, um bei Patienten mit häufigen
  Migräneattacken die Zahl der Anfälle zu verringern.
• Direkte Hemmung: Galcanezumab, Fremanezumab und Eptinezumab
  hemmen das CGRP direkt.
• Rezeptor-Hemmung; Erenumab ist gegen den CGRP-Rezeptor
  gerichtet.
                              BKK 2020
Zusammenfassung
• Migräne ist eine komplexe Erkrankung, die durch ganz unterschiedliche
  pathophysiologische Wege und verschiedenste Moleküle vermittelt wird.
• Die Bedeutung von CGRP variiert dabei von Patient zu Patient.
• Allerdings scheint es eine Untergruppe von Patienten zu geben, die sehr
  effektiv auf die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP
  ansprechen. Mehr als 15 % der behandelten Patienten berichteten ein
  komplettes Sistieren der Migräneattacken.
• Für einige Patienten wird die Behandlung daher sehr effektive
  Möglichkeiten beinhalten, andere werden davon jedoch nicht ausreichend
  profitieren.
• Abgewartet werden muss zudem die vergleichende Wirksamkeit mit den
  bisherigen vorbeugenden Medikamenten.

                                  BKK 2020
Weiterhin gilt:
• Die Vorbeugung der Migräne muss sich auf verschiedene Strategien
  erstrecken.
• Eine differenzierte individuelle Therapie ist gerade bei schweren und
  chronischen Verläufen in jedem Einzelfall erforderlich.
• Eine Behandlung, die die Migräne durch eine „Spritze“ abstellt und
  man dann leben kann wie man möchte, ist auch mit monoklonalen
  Antikörpern nicht zu erwarten.

                                  BKK 2020
Ergänzung zu den S1 Leitlinien der DGN und
DMKG
• Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP
  oder den CGRP-Rezeptor Entwicklungsstufe: S1
• Federführend: Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen Prof. Dr. Arne
  May, Hamburg
• Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen
  Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der
  Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) Ergänzung
  der Leitlinie 030/057 Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe
  der Migräne

                                 BKK 2020
Fragen, die die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in
ihre Leitlinien gestellt hat
1. Sind monoklonale Antikörper (monoclonal antibodies = MOAB) gegen CGRP
   oder den CGRP-Rezeptor bei der episodischen Migräne prophylaktisch
   wirksam?
2. Sind monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor bei der
   chronischen Migräne prophylaktisch wirksam?
3. Welche Patienten sollten einen monoklonalen Antikörper zur
   Migräneprophylaxe bekommen?
4. Wie wird der Therapieerfolg evaluiert?
5. Wie lange sollte die Therapie erfolgen?
6. Welche Gegenanzeigen und Warnhinweise bestehen für den Einsatz von
   monoklonalen Antikörpern?
7. Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen der Therapie mit einem CGRPAntagonisten
   auf einen CGRP-Rezeptorantagonisten zu wechseln und umgekehrt?

                                     BKK 2020
Behandlung der Migräneattacke
Alternativtherapie zu den Triptanen

                       BKK 2020
Aktuelle S1-Leitlinie der IHS zur
Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne
• Bei mittelschweren bis schweren Migräne-Attacken sind Triptane der
  Goldstandard, wenn NSAR wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder
  Diclofenac, aber auch Metamizol und Paracetamol nicht ausreichend
  wirken.
• Die aktuelle S1-Leitlinine konstatiert: „Die 5-HT1B/1D-Agonisten (in
  alphabetischer Reihenfolge) Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan,
  Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan sind die Substanzen
  mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken und sollten bei
  starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika
  oder NSAR ansprechen, eingesetzt werden.“
• Die 5-HT1B/1D-Agonisten sind laut Leitlinie bei 60 Prozent aller NSAR-non-
  Responder wirksam.

                                    BKK 2020
• Triptane wirken bei akuter Migräne am besten

                         BKK 2020
Wozu also weitere Arzneimittel bei akuter Migräne?

• Die 5-HT1B/1D-Agonisten (Triptane) eignen sich jedoch nicht für alle
  Migränepatienten.
• Kontraindikation wegen ihrer vasokonstriktorischen Wirkung über 5-
  HT1B bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen
   • Bei KHK, nach Myokardinfarkt, TIA, cerebraler Insult oder fortgeschrittener
     pAVK sollen Triptane nicht eingesetzt werden.
• 30 bis 40 Prozent der Migräneattacken können nicht ausreichend
  behandelt werden

                                       BKK 2020
2 neue Substanzklassen kommen 2020
• Ditane
   • Dazu gehört Lasmiditan.
   • Die Substanz wirkt – wie auch die Triptane – am Serotoninrezeptor, jedoch nicht an den
     Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D, sondern selektiv an 5-HT1F. »
• Gepante
   • kleine Moleküle, die als Antagonisten am CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide)-Rezeptor
     wirken
   • In randomisierten, placebokontrollierten Studien zur Behandlung akuter Migräne-Attacken
     wurden Ubrogepant und Rimegepant untersucht. Beide sind wirksamer als Placebo und
     haben im Gegensatz zu Lasmiditan nur geringe Nebenwirkungen.
• Lasmiditan sowie auch die CGRP-Rezeptorantagonisten scheinen etwas weniger
  wirksam zu sein als Triptane.
• Aber dennoch sind sie für Patienten mit schwerer Migräne, bei denen Triptane
  kontraindiziert sind, eine lang ersehnte und wichtige Therapieoption

                                             BKK 2020
Lasmiditan (Reyvow®)
• Für Migräniker mit Herz-Kreislauferkrankungen – wenn Triptane
  kontraindiziert sind – könnte nun Lasmiditan eine Option sein.
• Die FDA hat den selektiven 5-HT1F-Agonisten Reyvow ® im Oktober
  2019 zur akuten Migränetherapie mit und ohne Aura zugelassen.
• Unter diesem Namen wurde Lasmiditan im Oktober 2019 von
  der FDA in den USA für die Akutbehandlung der Migräne zugelassen.
• Das Arzneimittel ist eine Entwicklung der Lilly-Tochter CoLucid
  Pharmaceuticals.
• Ein Zulassungsantrag für die EU ist gestellt, aber die Zulassung steht
  noch aus.

                                  BKK 2020
Pharmakologische Eigenschaften
• Lasmiditan wirkt agonistisch und selektiv an den 5-HT1F-Rezeptoren.
• Es gibt Hinweise darauf, dass der Wirkungsmechanismus darauf
  beruht, dass es die Freisetzung von Neuropeptiden verringert und
  dadurch die Schmerzleitung hemmt, auch derjenigen im
  Trigeminusnerv und in den Ganglien.
• Die Selektivität von Lasmiditan für den 5-HT1F-Rezeptor ist 440-fach
  größer als gegenüber dem 5-HT1B-Rezeptor, von dem angenommen
  wird, dass er für vasokonstriktive Effekte verantwortlich ist.
• Die gefäßverengende Wirkung an den peripheren Gefäßen entfällt
  und Lasmiditan darf auch bei Patienten mit Herz-Kreislauf-
  Erkrankungen eingesetzt werden
                                  BKK 2020
Wirkung von Lasmiditan in der
Akutbehandlung der Migräne
Bereits im Dezember 2018 sind die Ergebnisse der ersten großen Phase-3-Studie – Lasmiditan is an
effective acute treatment for migraine: A phase 3 randomized study (Neurology. 2018 Dec
11;91(24)) –veröffentlicht worden
• Ziel war die Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit von Lasmiditan bei der Akutbehandlung
  von Migräne.
• 1856 Patienten wurden doppelblind randomisiert und in drei Gruppen aufgeteilt, sie nahmen
  innerhalb von vier Stunden nach Attackenbeginn entweder 200 mg Lasmiditan, 100 mg
  Lasmiditan oder Placebo oral ein.
• 77,9 Prozent der Patienten hatten ein ≥1 kardiovaskulären Risikofaktor zusätzlich zur Migräne
• Die Patienten waren angehalten, für 48 Stunden nach Therapiebeginn Kopfschmerzen, Übelkeit,
  Phono- oder Photophobie zu dokumentieren.
• Primärer Endpunkt der SAMURAI-Studie war die Schmerzfreiheit zwei Stunden nach Lasmiditan-
  oder Placebogabe. Die Ergebnisse waren statistisch signifikant zugunsten einer
  Lasmiditantherapie: 32,2 Prozent der Migränepatienten waren mit 200 mg Lasmiditan nach zwei
  Stunden schmerzfrei, 28,2 Prozent unter 100 mg Lasmiditan und 15,3 Prozent der
  Placebopatienten.

                                             BKK 2020
Headache pain free, MBS free, and
headache relief after the first dose

aDefined  as a reduction in (A) headache
severity from mild (1), moderate (2), or
severe (3) at baseline to none (0).
bDefined as (B) the absence of the associated
symptom of migraine that was identified
before dose as the most bothersome
symptom (MBS) (nausea, phonophobia, or
photophobia).
cDefined  as (C) a reduction in headache
severity from moderate (2) or severe (3) at
baseline to mild (1) or none (0) or a
reduction in headache severity from mild (1)
at baseline to none (0).
*p< 0.05, **p< 0.01, ***p ≤ 0.001 vs
placebo. ITT = intent-to-treat; mITT =
modified intent-to-treat.

                                                BKK 2020
FAZIT
• Lasmiditan war in Dosierungen von 200 mg und 100 mg wirksam und
  sicher in der Behandlung von Patienten mit akuter Migräne, bei
  denen ein hoher Anteil kardiovaskuläre Risikofaktoren hatte

                              BKK 2020
Die zweite wichtige Zulassungsstudie wurde
erst im Juli 2019 publiziert
• Phase 3 randomized, placebo-controlled, double-blind
  study of lasmiditan for acute treatment of migraine.
•   Brain. 2019 Jul 1;142(7):1894-1904. Goadsby PJ1, Wietecha LA2, Dennehy EB2,3, Kuca B4, Case MG2, Aurora SK2, Gaul C5

• Die SPARTA-Studie verglich an 2869 randomisierten Patienten (vier
  Gruppen) Lasmiditan 200 mg, 100 mg, 50 mg gegen Placebo.
• Innerhalb von vier Stunden nach Attackenbeginn sollten die Patienten
  ihre Dosis einnehmen, der primäre Endpunkt war die Schmerzfreiheit
  und „Freiheit von den am meisten störenden Symptomen“ zwei
  Stunden nach Gabe.

                                                                    BKK 2020
Headache pain-free after first dose.

                      BKK 2020
Most bothersome symptom-free after first
dose.

                    BKK 2020
Headache pain-relief after first dose.

                       BKK 2020
Sicher auch bei Mehrfachgabe und bei
schweren kardiovaskulären Erkrankungen?
• Die häufigsten Nebenwirkungen, die Patienten in den klinischen Studien berichteten,
  waren Schwindel, Müdigkeit, ein brennendes oder prickelndes Gefühl in der Haut
  (Parästhesie) und Sedierung.
• 79,3 Prozent der Studienteilnehmer hatten zwar mindestens einen kardiovaskulären
  Risikofaktor, jedoch erklären die Studienautoren, dass nur wenige Migräniker der Studie
  tatsächlich bereits an kardiovaskulären Erkrankungen litten
• man müsse Lasmiditan auch in der Gruppe der „schwerer kardiovaskulär Erkrankten“
  testen.
• Ebenso regen sie an, die Sicherheit und Wirksamkeit nicht nur – wie in der Studie – nach
  einmaliger Gabe, sondern auch nach mehrfacher Anwendung zu untersuchen.
• Nichtsdestotrotz lautet ihr Fazit: Lasmiditan in Dosierungen von 200 g, 100 mg, und 50
  mg ist wirksam und wird relativ gut vertragen in der Behandlung einer einzigen Migräne-
  Attacke“.

                                          BKK 2020
Daten zur Langzeitsicherheit von Lasmiditan
• Interim results of a prospective, randomized, open-label, Phase 3
  study of the long-term safety and efficacy of lasmiditan for acute
  treatment of migraine (the GLADIATOR study).
• Cephalalgia. 2019 Oct;39(11):1343-1357. doi: 10.1177/0333102419864132. Epub 2019 Aug 21.
• Brandes JL1, Klise S2, Krege JH2, Case M2, Khanna R3, Vasudeva R2, Raskin J2, Pearlman EM2, Kudrow D4.

• Es wurden Patienten rekrutiert (randomisiert auf 100 mg und 200 mg
  Lasmiditan), die bereits an der SAMURAI- und SPARTA-Studie
  teilgenommen hatten.
• Diese sollten ihre Migräne-Attacken (mindestens mittlerer Schwere)
  über den Studienzeitraum von einem Jahr mit Lasmiditan behandeln.

                                                          BKK 2020
Das Ergebnis
• Insgesamt waren die behandlungsbedingten Nebenwirkungen auch
  nach mehrfacher Gabe ähnlich wie in den Studien nach einmaliger
  Lasmiditangabe und umfassten Schwindel, Somnolenz und
  Parästhesien.
• Interessanterweise beobachteten die Wissenschaftler, dass die
  Häufigkeit von unerwünschten Arzneimittelwirkungen im
  Allgemeinen mit nachfolgenden Attacken abnahm.
• Laut den Studienautoren wurden keine schwerwiegenden und keine
  kardiovaskulären TEAEs beobachtet, die möglicherweise auf eine
  Gefäßverengung zurückzuführen sind.

                               BKK 2020
Positiven Fazit der FDA zu Lasmiditan.
• „Reyvow ist eine neue Option in der Behandlung von akuter Migräne, eine
  schmerzhafte Erkrankung, die jeden siebten Amerikaner betrifft“, erklärt
  die FDA anlässlich der von ihr erteilten Zulassung.
• Weltweit leiden etwa 10 Prozent der Menschen an Migräne, Frauen trifft
  die neurologische Erkrankung dreimal häufiger als Männer, bei etwa einem
  Drittel der Migräniker geht die Attacke mit einer Aura einher.
• Die FDA warnt, dass unter Lasmiditan das Fahrverhalten eingeschränkt sein
  kann. Patienten sollten nach Einnahme von Reyvow mindestens acht
  Stunden lang keine Maschinen bedienen oder Fahrezeuge lenken, selbst
  wenn sie sich aufgrund der Migräne in der Lage dazu fühlten.

                                   BKK 2020
Gepante oder CGRP-Antagonist

              BKK 2020
Das Target der „Gepante“ ist nicht neu.
• Sie zielen auf Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP), wie die seit
  2018 verfügbaren CGRP-Antikörper Fremanezumab (Ajovy®) und
  Galcanezumab (Emgality®) beziehungsweise CGRP-Rezeptor-
  Antikörper Erenumab (Aimovig®).
• Allerdings geht es bei den Gepanten um die Akuttherapie eines
  Migräne-Anfalls, und nicht wie bei den Antikörpern um die
  Prophylaxe.
• Zudem sind es small molecules, die peroral eingenommen werden
  können, anders als die Migräne-Antikörper die parenteral appliziert
  werden

                                 BKK 2020
Effect of Ubrogepant vs Placebo on Pain and the Most Bothersome Associated Symptom in the Acute
Treatment of MigraineThe ACHIEVE II Randomized Clinical Trial
JAMA. 2019-November;322(19):1887-1898.
Richard B. Lipton, MD1; David W. Dodick, MD2; Jessica Ailani, MD3; et
alKaifeng Lu, PhD4; Michelle Finnegan, MPH4; Armin Szegedi, MD4; Joel M. Trugman, MD4

• Question Is ubrogepant, an oral calcitonin gene–related peptide receptor
  antagonist, effective in the acute treatment of migraine?
• Findings In this randomized clinical trial that included 1686 participants,
  rates of pain freedom at 2 hours were significantly greater with ubrogepant
  50 mg (21.8%) or 25 mg (20.7%) than with placebo (14.3%).
• Rates of freedom from the most bothersome migraine-associated symptom
  at 2 hours were significantly greater with the 50-mg (38.9%) dose but not
  the 25-mg (34.1%) dose vs placebo (27.4%).
• Meaning Acute treatment of migraine with ubrogepant compared with
  placebo led to significantly greater rates of pain freedom at 2 hours with
  both the 50-mg and 25-mg doses, and freedom from the most bothersome
  migraine-associated symptom at 2 hours only with the 50-mg dose.
                                                         BKK 2020
• Mehrere Studien stützten die These, dass Gepante wirksam in der
  Behandlung akuter Migräne sind.
• So sind die jüngst zu Rimegepant veröffentlichten Daten konsistent zu
  den jetzigen von Ubrogepant.
• Man sieht in Ubrogepant das Potenzial, elementar an der Pathogenes
  der Migräne beteiligte Strukturen zu treffen, der Wirkmechanismus
  von Ubrogepant könnte eine Option für Menschen sein, die auf eine
  aktuelle Migränemedikation nicht ansprechen – so wie man sich dies
  auch von Lasmiditan erhofft!
• Noch keine Langzeitstudien und keine Studien bei leichteren
  Migräneattacken.
                                 BKK 2020
Sie können auch lesen