Mit Charles Darwin durchs Naturmuseum - Unterrichtsmaterialen zum Hörspielrundgang Charles und Francis
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Mit Charles Darwin durchs Naturmuseum Unterrichtsmaterialen zum Hörspielrundgang ‹Charles und Francis› Naturmuseum Thurgau Freie Strasse 26, 8510 Frauenfeld www.naturmuseum@tg.ch
Inhaltsverzeichnis L1 L LehrerInnenblätter L1 Inhaltsverzeichnis L2 Allgemeine Information L3–5 Medienliste L6–8 Unterrichtsanregungen L9 Lösungen zu den Arbeitsblättern A Arbeitsblätter A1–2 Arbeitsaufträge zum Hörspielrundgang A3–4 Rätsel zum Hörspielrundgang T Texte der Hörspielepisoden T1–2 Einführung T3–4 Episode 1 T5–6 Episode 2 T7 Episode 3 T8–10 Episode 4 T11–12 Episode 5 T13–14 Episode 6 S Sachinformation S1–5 Natürliche Selektion und die Entstehung und Veränderung von Arten Impressum Diese Unterlagen haben wir neu für den WBS-Kurs ‹Mit Charles Darwin durchs Naturmuseum – Einführung zum Hörspielrundgang Charles und Francis› im November 2009 zusammengestellt. Die Abbildung auf dem Titelblatt stammt aus einem Notizbuch Darwins von 1837. Er skizzierte hier erstmals seine Idee der gemeinsamen Abstammung aller Arten. Die Sachinformation ist der Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich entnommen (Jahrgang 154, Heft 3/4, September 2009). Es ist ausdrücklich erlaubt, die Unterlagen für die eigene Klasse zu kopieren. Catherine Schmidt und Hannes Geisser, Naturmuseum Thurgau
Allgemeine Information L2 Charles und Francis – ein Hörspielrundgang Die Evolutionstheorie des englischen Naturforschers Charles Darwin (1809–1881) zählt zu den zentralen Konzepten der modernen Biologie. Darwins Theorie sorgt bis heute für Diskussionen. Sie hat nicht nur unser Verständnis über die Zusammenhänge in der Natur massgeblich beeinflusst, sondern auch weit darüber hinaus tiefe Spuren hinterlassen. Unser Hörspielrundgang hat Darwins Gedanken und Ideen zum Thema. Charles Darwin besucht darin mit Francis, einem seiner Nachkommen, die Dauerausstellung des Naturmuseums. In sechs Episoden machen die beiden einen Ausstellungsrundgang und unterhalten sich dabei über die Evolutionstheorie und die Entwicklung des Lebens. Charles äussert seine grundsätzlichen Überlegungen, nebenbei auch persönliche Gedanken und Anekdoten. Francis bringt die heutige Sicht ein, stellt Fragen und kommentiert Charles’ Aussagen. Die Exponate der Dauerausstellung stehen dabei immer wieder im Zentrum ihres Dialogs. Der Rundgang beginnt im 1. Stock der Dauerausstellung mit den Episoden 1 bis 3 und findet seine Fortsetzung im 2. Stock mit den Episoden 4 bis 6. Ein geistreicher, vergnüglicher Audioguide der etwas anderen Art, der einen spannenden Zugang zum Thema Evolution bietet! Info zu den Unterlagen Die vorliegenden Unterlagen beziehen sich grösstenteils auf den Hörspielrundgang und sind auf die 6. Klasse bis Sekundarstufe I ausgerichtet. Sie beinhalten verschiedene Arbeits- und Gesprächsanregungen. Die Arbeitsaufträge auf den Arbeitsblättern beziehen sich auf die Ausstellung. Sie regen zur vertieften Auseinandersetzung mit den Exponaten an, die im Hörspiel angesprochen werden. Das Rätsel kann allein mit dem Hörspiel, unabhängig von der Ausstellung, gelöst werden. Die Anregungen, Aufträge und das Rätsel sollen bei Bedarf auf die eigene Klasse angepasst werden. Im hinteren Teil der Unterlagen sind die Texte der Hörspiel- episoden zur Vor- und Nachbereitung wortgetreu wiedergegeben. Für Hintergrundinformation sei auf die Medienliste zuvorderst in den Unterlagen verwiesen. Zum Jubiläumsjahr 2009 sind zahlreiche neue Bücher für Erwachsene und Kinder erschienen, welche das nicht ganz einfache Thema Darwin und Evolution auf unterschiedlichste Weise vermitteln. Die Liste in diesem Dossier stellt nur eine kleine Auswahl dar. Info zum Hörspielrundgang Der Hörspielrundgang steht im Museum auf portablen MP3-Spielern zur Verfügung. Es besteht ausserdem die Möglichkeit, ihn ab CD-Spieler im Plenum anzuhören. In der Ausstellung sind wichtige Objekte mit einem grünen Schild markiert. Die Hörspielepisoden funktionieren auch unabhängig von der Ausstellung. Sie können ab dem Internet geladen und im Klassenzimmer abgespielt werden (www.naturmuseum.tg.ch). Die Episoden 3 und 6 sind über die Rahmenhandlung lose mit der jeweils vorhergehenden verknüpft. Die Episoden 1 und 4 stehen für sich. Dauer des gesamten Hörspielrundgangs rund 40 Minuten Nutzung MP3-Spieler, CD-Spieler im Museum und Herunterladen ab Internet kostenlos Arbeiten im Museum Das Naturmuseum steht Schulklassen Dienstag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr offen. Ausserhalb der normalen Öffnungszeiten bietet sich so die Gelegenheit, ungestört arbeiten zu können. Eintritt frei, Nutzung der Museumsinfrastruktur kostenlos Anmeldung unbedingt erforderlich – auch zur Nutzung der Geräte im Museum Telefon 052 724 22 19 (während den Öffnungszeiten)
Medienliste L3 Sach- und Fachliteratur Das grosse Buch der Evolution Fischer, E. P., Fackelträger, 2008 Ein prächtig bebilderter Band, der eine grosse Fülle von Informationen rund um die Evolutionsbiologie und ihre Geschichte bietet; macht Lust, zu schmökern und ins Thema einzutauchen Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 F529 (2) Das ist Evolution Mayr, E., Goldmann, 2005 Mayr, der grosse Evolutionsbiologe des 20. Jh., erklärt verständlich und flüssig lesbar die Theorie immer mit Bezug auf ihre Entwicklung, Anhang mit Antworten auf häufige Fragen und Glossar; für diejenigen, die sich vertieft mit der Theorie beschäftigen wollen Æ MDZ-Bibliothek, Signatur WS 575.8 (nicht ausleihbar) Darwin – Das Abenteuer des Lebens Neffe, J., Bertelsmann, 2008 Ein Reisebericht auf den Spuren Darwins, mit Biografie und Einblick in die Ideengeschichte der Biologie; vielerorts als packend, leicht leserlich und informativ gelobt Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur TB 3140 N383 Charles Darwin – kurz und bündig Desmond, A., J. Moore u. J. Browne, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 Darwins Leben und Werk im Taschenformat; vielerorts empfohlen Darwins Welt Steinmüller, A. und K., oekom verlag, 2008 Eine spannende und leicht lesbare Biografie, die die Person Darwin sehr lebendig werden lässt Für Erklärungen der Evolution in knapper Form lohnt sich ein Blick in die gängigen Biologie- lehrmittel ab Sek II-Niveau. Die grossen Werke Darwins – Entstehung der Arten, Fahrt der Beagle, Autobiografie – sind in voller Länge auf deutsch erhältlich. Auszüge aus Darwins Schriften sind in verschiedenen Bänden zusammengestellt. z.B. Charles Darwin – Das Lesebuch S. Fischer, 2008 oder Darwin für Kinder und Erwachsene Inselverlag, 2008 Unterrichtsmaterialen Evolution – Leben im Wandel Aus der Reihe: aktuell, Arbeitshefte für den Unterricht an der Oberstufe; 04/2006. Bürgin, T., Kantonaler Lehrmittelverlag St. Gallen, 2006 mit Lehrmittelkommentar Reich bebildertes Arbeitsheft mit Texten, welche auf den Spuren Darwins dessen Theorie sowie die wichtigen späteren Ergänzungen dazu erklären (Themen u.a.: Stammbäume, Reise der Beagle, Fossilien, Domestikation, Mutation und Selektion mit molekularen Grundlagen der Vererbung, Entstehung biologischer Vielfalt, Schöpfungsgeschichten). Lehrmittelkommentar u.a. mit ergänzenden Thementexten, Fragen zu den Texten in Heft und Kommentar, Arbeitsblatt zum Fachvokabular Für die Oberstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 B928 -1 (2006), -2 (2006) (Lehrmittelkommentar) Evolution verstehen – Das Magazin Wilhelm, M., schulverlag blmv, 2009 mit Lernumgebung Ganz losgelöst von Darwin erklärt das Magazin mit Analogien und ausgewählten Beispielen, Grafiken und Merksätzen die Evolution. Im Unterschied zu vielen anderen Lehrmitteln ist der Fokus auf den Evolutionsprozess und nicht deren Ergebnis gerichtet, dabei sind auch Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung berücksichtigt (Themen u.a.: Wissen- schaftliche Theorie, Fortpflanzen und Sterben, Mutation, Rekombination, Illusion Fortschritt, Artbildung, Evolutions- theorie im Alltag, Antworten auf die Frage ‹Woher komme ich?›). Lernumgebung mit detaillierten Unterrichtsvorschlägen und Arbeitsblättern. Für die Oberstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 W678 -1 (Magazin) und -2 (Lernumgebung)
Medienliste L4 Weitere Unterrichtsmaterialen (unkommentiert) Evolution Aus der Reihe: WPU Biologie. Michael Kampf (Hrsg.), Schrödel, 2007 Heft für die Oberstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 K15 Arbeitsblätter Evolution Ulrike Jäkel, Klett, 1998 Kopiervorlagen für die Oberstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 J22 Literatur für Kinder und Jugendliche Der Baum des Lebens – Ein Bilderbuch über das Leben von Charles Darwin, Naturforscher, Geologe und Denker Sis, P., Hanser, 2004 Darwins Leben und Werk in wunderschönen Bildern umfassend und sehr lebendig erzählt (zahlreiche Tagebuchblätter, Originalzitate aus Briefen und Schriften, Karten), kein Bilderbuch im herkömmlichen Sinn, auch für Erwachsene eine Entdeckung; unbedingt empfehlenswert! Ab Mittelstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur TB 3140 S622 Darwin und die wahre Geschichte der Dinosaurier Aus der Reihe: Arena Bibliothek des Wissens. Novelli, L., Arena, 2005 Darwin persönlich erzählt in diesem Lesebuch sein Leben und Werk, viel Info zum Hintergrund seiner Theorie, spannend geschrieben, witzig illustriert, ab 10 Jahren; empfehlenswert Charles Darwin Aus der Reihe: Wer ist das? Hahnemann, K., Bloomsbury-Verlag, 2009 Darwins Leben und Werk in Text und Bildern, mit speziellem Hinweis auf die gesellschaftliche Bedeutung seiner Evolutionstheorie, ab 11 Jahren; vielerorts als anschaulich und überzeugend gelobt Charles Darwin – Ein Forscher verändert die Welt Aus der Reihe: Abenteuer Wissen. Nielsen, M., Gerstenberg, 2009 Im Dialog mit einem Wissenschaftler von heute stellt das Buch Darwins Leben und Werk vor, für Mittel- bis Oberstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur TB 3140 N669 (2) Tessloffs Buch der Evolution Webster, S., Tessloff, 2000 Sehr breit gefasstes Buch zur Evolutionbiologie, für Mittel- bis Oberstufe Æ auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 W377 Evolution – Die Entwicklung des Lebens Palmer, D. und P. Barret, Gerstenberg, 2009 3.5 Milliarden Jahre Evolution dargestellt in 90 grossformatigen Illustrationen – Lebensbilder aus allen erdgeschichtlichen Epochen; von Rezensenten wärmstens empfohlen! Filme Der Ursprung des Lebens – Charles Darwin und die Evolution Wolfgang Voelker, BR 2009. 15 Min (+ Kommentar) Für Mittel- bis Oberstufe Æ DVD auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 V873 Evolution Bill Stonebarger, Wilhelm Hagemann, 2003. 18 Min. Für die Oberstufe Æ VHS auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 S881 Mensch – Affe: Experiment Verwandtschaft Alex Wagner, SWR, 2008. 30 Min Für die Oberstufe Æ DVD auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WH 1000 W132 (unter www.sf.tv/sendungen/myschool gibt’s didaktisches Material zum Film)
Medienliste L5 Nützliche Artikel im Netz, weitere Links Darwins Theorie war eine Provokation unimagazin, Nr. 1/2009, S. 16–19 Das Gespräch mit H.-U. Reyer, Direktor des Zoologischen Instituts der Uni ZH, gibt einen guten Überblick und weist speziell auf die wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz von Darwins Theorie hin; sehr empfehlenswert! Æ www.zool.uzh.ch/static/last_news/press_radio_tv/_files/InterviewReyer110209.pdf Was Darwin wirklich meinte Das Magazin, Nr. 1/2009, S. 23–31 Anhand von 11 populären Irrtümern zu Darwin und seiner Evolutionstheorie wird häppchenweise und mit einer Prise Humor das Wichtigste zum Thema erklärt; sehr empfehlenswert (auch die Kommentare dazu sind lesenswert)! Æ dasmagazin.ch/index.php/was-darwin-wirklich-meinte/ Die Darwinfinken – Evolution im Zeitraffer NZZ, 12.7.2006 Das Interview mit dem britischen Forscherpaar Grant informiert anhand eines konkreten Beispiels über die Evolutions- forschung und erklärt anschaulich, wie Artenvielfalt entsteht – anhand der Vögel, die bereits Darwin beschäftigten Æ www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/articleeakm5_1.45920.html Ein kleiner Stein zum grossartigen Bauwerk der Natur spektrumdirekt Eine kurze Biographie mit vielen Bildern Æ www.spektrumdirekt.de/artikel/980931&_z=859070 Homepages diverser Zeitungen, Radio- und Fernsehsender Zum Darwin-Jahr 2009 haben viele Medien dem grossen Naturforscher Dossiers oder Thementage gewidmet, deren Inhalte auf dem Internet zu finden sind, nebst Artikeln auch Podcasts und Filmsequenzen, teilweise mit Unterrichtshilfen Æ NZZ, FAZ, Spektrum (spektrumdirekt), DRS, SF (MySchool), 3sat, BR, u.v.m. (gegoogelt nach Medienname + Darwin) www.darwin-online.org.uk The Complete Work of Charles Darwin online – in english! Die meisten Schriften Darwins können im Original gelesen, nach Stichworten durchsucht und als PDFs gespeichert werden, ausserdem viele Bilder (Links ‹Illustrations› und ‹Biography›) www.evolution-of-life.com Seite für Lehrpersonen und SchülerInnen, das Menü ‹unterrichten› befindet sich allerdings noch im Aufbau, dafür mehrere Trickfilme zum Thema Menü ‹beobachten› > Link ‹Darwin auf den Spuren der Evolution›: Schöner Trickfilm, in dem Darwin anhand seiner Lebensstationen die Grundsätze der Evolutionstheorie erklärt, Kommentar sprachlich relativ anspruchsvoll zebis.ch/zeigemappe.php?kennung=79223&id=146 Unterrichtsmaterialien zum Thema (Schwerpunkt Humanevolution); kostenlos herunterzuladen www.cornelsen.de/teachweb/1.c.1641505.de Sachtexte zu Darwins Reise mit der Beagle zum Lesen und Verstehen mit didaktischen Hinweisen; für wenig Geld herunterzuladen www.land-der-woerter.de/wissen/ws_files/darwin.pdf Ziemlich anspruchsvolles Kreuzworträtsel mit Lösung zu Darwin und seiner Evolutionstheorie; kostenlos herunterzuladen
Unterrichtsanregungen L6 Allgemeine Anregungen mit Bezug zum Hörspielrundgang Was wissen die SchülerInnen über Darwin und seine Evolutionstheorie? Auf Post-Its geschriebene Stichworte (einzeln notiert) sammeln, in der Klasse besprechen und unter ausgewählten Überbegriffen sortieren. Auf entsprechend gezeichnetes Mindmap in Über- format kleben und im Klassenzimmer aufhängen. Während oder nach Bearbeitung des Themas mit weiteren Stichworten auf andersfarbigen Post-Its ergänzen. Æ Anknüpfungspunkt dazu bietet die Einführung des Hörspielrundgangs, sie gibt verschiedene wichtige Stichworte zu Darwin und seiner Theorie. Wer war Darwin? Die SchülerInnen recherchieren in Büchern oder im Internet die Biografie Darwins. Sie stellen die gesammelten Infos zu Darwins Lebensweg entlang einer Zeitachse zusammen und heben die wichtigsten Stationen hervor. Æ In mehreren Episoden des Hörspielrundgangs erinnert sich Darwin an Ereignisse in seinem Leben. Episode 3 ergänzt das Thema mit Hinweisen auf Darwins Gedankenwelt und Charakter. Welchen Weg legte Darwin auf seiner Reise mit der ‹Beagle› zurück? Aufgrund einer schriftlichen Beschreibung der Route der ‹Beagle› und mit Hilfe eines Atlas’ zeichnen die SchülerInnen Darwins grosse Reise auf einer stummen Weltkarte ein. Sie beschriften alle Kontinente sowie die wichtigsten Stationen (Länder und Inseln). Æ In der Einführung des Hörspielrundgangs werden die wichtigsten Stationen genannt. Die Reiseroute ist als Lichtprojektion auf dem Fussboden illustriert. Gesprächsanregung: War schon einmal eine SchülerIn in einem der Länder, die Darwin auf seiner Forschungsreise besuchte? Wie wurde die weite Reise, die fremde Umgebung erlebt? In welcher Zeit entwickelte Darwin seine Theorie? Die SchülerInnen tragen vielfältige Informationen aus verschiedenen Schulfächern, ev. auch aus Büchern zusammen: Wer waren die Zeitgenossen Darwins (Herrscher/Politiker, Literaten, Komponisten)? Welche Weltereignisse fanden statt? Welche Erfindungen oder Entdeckungen wurden gemacht? Auf einem grossen Poster die gesammelten Infos, ev. auf einer Zeitachse, zusammenstellen. Æ In mehreren Episoden des Hörspielrundgangs werden aus Charles’ und Francis’ Gespräch beiläufig die Unterschiede zwischen der Zeit Darwins und heute deutlich. Weiterführende Recherchen: Wie erklärte sich die Mehrheit der Menschen zu Darwins Zeit die Entstehung und Vielfalt von Tieren und Pflanzen? Welche wissenschaftlichen Theorien gab es dafür? .
Unterrichtsanregungen L7 Geschichte des Lebens Die SchülerInnen recherchieren das Alter verschiedener Tiergruppen. Wann hat sich das erste Leben auf der Erde entwickelt? Wann sind die ersten Pflanzen, Insekten, Wirbeltiere, die Dinosaurier, die Vögel und wann der Mensch erschienen? Die Entwicklungszeiträume des Lebens mit einer ‹Zeitschnur› verdeutlichen: Eine 10 Meter lange Schnur durchs Schulzimmer spannen. Die SchülerInnen rechnen die Jahrzahlen (in Millionen), die sie als Alter der verschiedenen Lebensformen gefunden haben, auf die Distanz um, welche sie auf der Schnur einnehmen. Die Distanzen an der Schnur abmessen (ausgehend vom Ende ‹Gegenwart›) und mit einem Bild oder einer Beschriftung markieren. Æ Mehrere Episoden des Hörspielrundgangs bieten dazu Anknüpfungspunkte, da in ihnen das Alter verschiedener Tiergruppen genannt wird. Æ In der Dauerausstellung finden sich weitere Zahlen zu ausgewählten Tieren. Familienstammbaum Die SchülerInnen erstellen einen Stammbaum ihrer Verwandtschaft (mindestens ab der Generation der Urgrosseltern). Auftretende Schwierigkeiten diskutieren: Warum wird es mit jeder Generation kniffliger? Die Familienstammbäume mit dem Stammbaum des Lebens vergleichen, ebenso die Schwierigkeiten, diesen zu erstellen. Æ Anhand der Episode 3 des Hörspielrundgangs kann die eigene Herkunft gut thematisiert werden. Wie weit zurück erinnern sich die SchülerInnen an ihre Vorfahren – gibt’s vielleicht auch eineN VerwandteN, die oder den sie in besonderer Erinnerung haben? Anregungen zum Hörspielrundgang Gesprächsanregungen nach dem Hören _ Wie stellen sich die SchülerInnen Darwin vor? Wie erscheint er als Mensch, mit welchen Charaktereigenschaften kann er beschrieben werden? Æ Alle Episoden zusammen, speziell Episode 3 _ Welche Auswirkungen hatte Darwins Reise auf der ‹Beagle› als junger Mann auf sein künftiges Leben? Æ Hauptsächlich Einführung _ Wie kam Darwin zu seinen Erkenntnissen? Wie stand er zu ihnen? Æ Hauptsächlich Episode 3 _ Welche Unterschiede gibt es zwischen der Zeit Darwins und derjenigen Francis’? Welche wissenschaftlichen Begriffe und Methoden wurden erst nach Darwins Zeit entwickelt? Æ Alle Episoden _ Welche Standpunkte nehmen Darwin und Francis zum Klimawandel ein? Welche Bedeutung haben grosse Umweltveränderungen für die Entwicklung des Lebens, welche für uns Menschen? Æ Hauptsächlich Episode 4 _ Welche Bedeutung misst Darwin dem Menschen in der Geschichte des Lebens zu? In welcher Rolle sehen die SchülerInnen den Menschen in der Natur? Æ Alle Episoden zusammen, speziell Episode 4
Unterrichtsanregungen L8 Hörverständnis Nach dem gemeinsamen Hören der Einführung nehmen sich die SchülerInnen gruppenweise je eine Episode vor, mit dem Auftrag, diese anschliessend zusammengefasst den anderen Gruppen wiederzugeben. Gleichzeitig können die SchülerInnen auch unbekannte Wörter notieren. Die Wörter jeweils nach der Zusammenfassung besprechen oder später nachschlagen. Bezug zu Darwin und seiner Evolutionstheorie Wenn die SchülerInnen mit Darwin und seiner Theorie bekannt sind: Hörspielepisoden in Halbgruppen hören, dabei hat die eine Gruppe den Auftrag, Anknüpfungspunkte zu Darwins Biografie herauszuhören und zu notieren, die andere Bezüge zu seiner Theorie oder Anhalts- punkte zu seinem Verständnis der Natur. Anschliessend stellen sich die Gruppen die Begriffe und Aussagen jeweils episodenweise gegenseitig kurz vor, wobei sie in den grösseren Kontext gestellt werden sollen. Weiterführung der nachfolgenden Arbeitsaufträge Die Arbeitsaufträge bieten mit den genannten Tieren oder angesprochenen Themen Anknüpfungspunkte für weiterführende Arbeiten im Klassenzimmer. Z.B.: _ Welche anderen lebenden Fossilien sind bekannt? _ Was genau hat es mit der Geschichte der Galapagosfinken auf sich? _ Wie entstehen Fossilien? Welche Bedeutung haben Fossilien für die Evolutionstheorie? _ ... ‹Bitte lesen Sie die Packungsbeilage ...› Das wissenschaftliche Verständnis der Entwicklung des Lebens kann in Konflikt mit religiösen Überzeugungen kommen. Bei der Behandlung der Evolution im Unterricht können diesbezüglich Fragen auftauchen. Die Klärung dieser Fragen sind weder Thema dieser Unterlagen noch des Hörspielrund- gangs. Als naturwissenschaftliche Institution ist die Position des Naturmuseums klar. Auf verschiedene Erklärungen des Lebens und das Verständnis des Menschseins – oder ganz allgemein die unterschiedlichen Sprachen und den verschiedenartigen Gehalt von Wissenschaft und Religion – soll wenn möglich in einem eigenen Gefäss, z.B. im Ethik- unterricht, durch eine entsprechend ausgebildete Fachperson eingegangen werden. Vielleicht ergibt sich ein spannendes fachübergreifendes Projekt.
Lösungen zu den Arbeitsblättern L9 Arbeitsaufträge im Museum Episode 1 1. Fledermäuse 2. Fuchs, Igel, Marder, Taube, Haussperling, Mauersegler, Wanderratte, Hausmaus, Küchenschabe, Speckkäfer, Dörrobstmotte, Kleidermotte, Fruchtfliege, Fliege, Wespe, Holzameise, ... 3. Lebende Fossilien Episode 2 4. individuell 5. 1, 2: Kernbeisser, Gimpel, 2, 3: Girlitz, Buchfink, Grünfink, Feldsperling, 4: Zaunkönig, Haubenmeise, Fitis, Lerche und viele mehr! Episode 3 6. individuell Episode 4 7. Thurgau 8. 15 Mio Jahre: warm und feucht (subtropisches Klima), 23'000 Jahre: Schneegrenze auf unter 1000 müM (polares Klima, Höhepunkt der letzten Eiszeit) 9. Vor 150 Jahren, zu Darwins Lebzeiten, gab es noch keine ‹bewegten Bilder›. Die Filmtechnik wurde erst nach seinem Tod (1882) erfunden. Episode 5 10. 10'000 11. Die Fühler: Wespen haben lange, geknickte, Schwebfliegen nur ganz kurze. Episode 6 12. Sinnesorgane Kopf: auf einer horizontalen Linie, Körperform: stromlinien- förmig, Lungen: gross, Hinterfüsse: gross mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen, Fell: sehr dicht (dichtestes Fell aller Säugetiere) 13. individuell Rätselblatt Einführung 1. b 2. a 3. b 4. b 5. a Episode 1 6. a 7. a 8. a Episode 2 9. b 10. a 11. b Episode 3 12. a 13. b 14. a Episode 4 15. b 16. b 17. a Episode 5 18. b 19. a 20. b Episode 6 21. a 22. b 23. b
Arbeitsaufträge zum Hörspielrundgang A1 Löse die Aufträge mit Hilfe des Hörspielrundgangs und den Objekten und Texten in der Ausstellung. Episode 1 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 1. Francis und Darwin unterhalten sich über ein Tier, das in Dachstöcken einen neuen Lebensraum gefunden und sich an die Nähe des Menschen angepasst hat. Welches? 2. Schaue dich im Raum ‹Dorf und Stadt› um. Notiere drei Tiere, die ebenfalls in der Nähe des Menschen leben. 3. Darwin schwärmt für die Kellerasseln: seit unglaublich langer Zeit bevölkern sie unsere Erde und haben sich dabei kaum verändert. Wie nennt man Lebewesen wie die Kellerassel, die sich vor Jahrmillionen entwickelt haben und sich im Lauf der Zeit kaum verändert haben? Episode 2 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 4. Die Namen der Apfelsorten, die Francis vorliest, sind nur eine kleine Auswahl – schaue dir die Wachsmodelle der alten Obstsorten an! Notiere den Namen, der dir am besten gefällt und zeichne die Frucht möglichst genau ab. 5. Die Bilder unten zeigen verschiedene Galapagos-Finken. Je nach Nahrung haben sie eine andere Schnabelform – Francis weist in seinem Vers darauf hin. Suche in den grossen Vogelvitrinen je einen Vogel mit ähnlicher Schnabelform. Notiere seinen Namen, daneben die Nummer des entsprechenden Galapagos-Finken. Episode 3 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 6. Darwin hat sich mit seiner Forschung an ganz grosse Fragen herangewagt (und mit seiner Evolutionstheorie viele davon beantworten können)! Was würdest du gerne erforschen – oder auf welche Frage hättest du von den Fischen gerne eine Antwort? Notiere und begründe kurz.
Arbeitsaufträge zum Hörspielrundgang A2 Episode 4 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 7. Francis entdeckt fossile (versteinerte) Reste eines Krokodils oder eines Elefanten in der Ausstellung. Woher stammen sie? 8. Fossilien zeugen davon, dass sich die Oberfläche der Erde und das Klima im Laufe der Zeit stark verändert haben. Notiere, wie das Klima bei uns vor 15 Millionen Jahren und wie es vor 23'000 Jahren war. (Tipp: Schaue dir dazu auch den Film an, über den sich Darwin und Francis unterhalten. 9. Darwin reagiert irritiert auf den Film. Erkläre kurz warum. Episode 5 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 10. Ameisen sind nicht nur sehr gut organisiert sondern auch äusserst erfolgreich, wie Darwin bemerkt: es gibt sie seit sehr langer Zeit und in grosser Vielfalt. Wie viele Ameisenarten sind heute bekannt? 11. Darwin entdeckt in der grossen Vitrine mit den aufgesteckten Insekten Schwebfliegen, die Francis mit Wespen verwechselt. Suche diese Schwebfliegen und vergleiche sie mit der Wespe. Die Schwebfliegen können den Wespen noch so ähnlich sein. Anhand eines Körperteils, können die beiden Insekten immer unterschieden werden. Welches Körperteil ist das? (Im Raum ‹Tarnen und Warnen› findest du übrigens weitere Insekten im Wespenkostüm.) Episode 6 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 12. Darwin erklärt, wie sich der Biber ans Leben im Wasser angepasst hat. Skizziere einen schwimmenden Biber. Umkreise diejenigen Stellen am Biberkörper, welche eine solche Anpassung zeigen und notiere daneben, worin sie besteht. 13. Darwin staunt über den kunstvoll angenagten Baumstamm, Francis hat keine Ahnung, warum der Biber so was macht. Hast du eine Idee? Erfinden eine kurze Geschichte über die Entstehung dieses Baumstammes und notiere sie.
Rätsel zum Hörspielrundgang A3 Wenn du das Hörspiel aufmerksam hörst, erhältst du die Antworten auf die Fragen. Einführung 1. In welchem Jahr wurde Darwin geboren? a 1908 b 1809 2. Wie alt war Darwin, als er auf seine Forschungsreise ging? a 22 Jahre b 28 Jahre 3. Wo kam Darwin auf seiner Forschungsreise nicht vorbei? a Australien b Nordamerika 4. Wohin schickte Darwin seine Proben, die er auf seiner Reise sammelte? a New York b London 5. Das Buch, in dem Darwin seine Evolutionstheorie beschrieb, heisst ... a ‹Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl› b ‹Die Abstammung des Menschen und die sexuelle Zuchtwahl› Episode 1 6. Mit welchem Wort erklärt Darwin die Vielfalt der Fledermäuse? a Anpassung b Vermehrung 7. Worauf führt Darwin sein Unwohlsein zurück? a Mückenstich in Südamerika b Alterserscheinung 8. Weshalb bewundert Darwin die Asseln? a Weil es sie seit sehr langer Zeit in kaum veränderter Form gibt b Weil es über 1000 Arten von ihnen gibt Episode 2 9. Für welche Tiere interessierte sich Darwins Tochter besonders (und übrigens auch Darwin)? a Amseln b Regenwürmer 10. Bei der Formenvielfalt der Vögel fällt Francis ein Körperteil besonders auf. Welcher? a Schnabel b Füsse 11. Weshalb möchte Darwin nicht an die Finken auf Galapagos erinnert werden? a Sie stehen im Widerspruch zu seiner Theorie b Er hatte vergessen, sie zu beschriften
Rätsel zum Hörspielrundgang A4 Episode 3 12. Was fand Darwin für seine Forschungsarbeit ganz wichtig? a Neugierde b Berechungen 13. Welches Organ ist ein Zankapfel von Darwins Evolutionstheorie? a Hand b Auge 14. Wo steckt Francis, während Darwin mit den Fischen spricht? a Auf der Toilette b Im Café Episode 4 15. Wie erklärt Darwin, dass er auf 2000 Meter Höhe versteinerte Muscheln gefunden hat? a Urmenschen brachten die Muscheln hinauf, sie assen sie und liessen die Schalen liegen b Das Land war einst von Wasser bedeckt, im Laufe der Zeit hob es sich an 16. Woher stammen die Reste des Krokodils oder des Zitzenzahnelefanten, die ausgestellt sind? a Afrika b Thurgau 17. Francis ist entsetzt über den heutigen Klimawandel. Wie schätzt Darwin ihn ein? a Veränderungen gehören zur Geschichte des Lebens b Der Wandel könnte das Ende allen Lebens auf der Erde zur Folge haben Episode 5 18. Wie funktioniert die Gemeinschaft von Ameisen und Aphiden (Blattläusen)? a Die Ameisen fressen die Blattläuse b Ameisen und Blattläuse helfen einander gegenseitig 19. Mit welchen Tieren verwechselt Francis die Schwebefliegen? a Wespen b Schmeissfliegen 20. Wie nannte Henry Walter Bates das Phänomen, wenn eine Tierart das Aussehen einer anderen kopiert? a Makrame b Mimikry Episode 6 21. Welches Tier ist uns Menschen laut Francis sehr ähnlich? a Wildschwein b Fuchs 22. Was bewundert Darwin beim Biber? a Die grossen Nagezähne b Die vielfältigen Anpassungen 23. Welche freudige Nachricht erhält Francis am Telefon? a Seine Forschungsergebnisse erscheinen in einem Buch b Er hat eines Stelle in New York erhalten
Einführung T1 – 5:30 Herzlich Willkommen im Naturmuseum Thurgau! Unser Hörspielrundgang beginnt im 1. Stock der Dauerausstellung mit einem einleitenden Vorspann vor einer Weltkarte. Charles Darwin besucht mit Francis, einem seiner Nachkommen, das Naturmuseum. Auf einem gemeinsamen Gang durch die Dauerausstellung diskutieren die beiden, was sie sehen und erleben. Im Zentrum der Gespräche stehen Darwins grundsätzlichen Überlegungen zur Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde und seine Erlebnisse als junger Wissenschaftler auf seiner mehrjährigen Forschungsreise. Francis bringt dabei seine heutige Sicht ein, stellt Fragen und kommentiert Darwins Aussagen. Erzähler Herzlich willkommen im Naturmuseum Thurgau. Sie stehen im Eingang des Museums oder surfen vielleicht auf unserer Internetseite. Sie sind zu Hause, oder unterwegs – vielleicht. Woher kommen sie? – Vom Bahnhof – vom Parkplatz – oder aus ihrer Küche? Warum sind Sie hier? Durch Zufall oder aus Neugierde? Was Sie hier hören, ist ein Hörspielrundgang durch unsere Dauerausstellung. Darin gehen wir der wahrscheinlich wichtigsten Frage des Lebens überhaupt nach: Warum sind wir hier? Sie sind nicht alleine. In 6 Episoden des Rundgangs begegnen Sie zwei weiteren Besuchern. Francis Hier geht’s lang. Charles Immer mit der Ruhe. Francis Geht’s? Erzähler Der ältere der beiden: Charles Darwin – geboren 1809. Charles Meine Knochen! Mein Lieber. Ich bin nicht mehr der Jüngste. Francis Du wolltest dieses Museum besuchen. Erzähler Charles Darwin. Zeit seines Lebens hat er sich mit den Fragen beschäftigt woher das Leben kommt, wohin es sich entwickelt, und warum alles so ist wie es ist. Charles Wir sind bloss ein Augenblick in der Geschichte des Lebens – unbedeutend. Erzähler Charles Darwin. Charles Man wird gezeugt, geboren, wächst, stirbt und hinterlässt ein Häufchen Asche. Und man hofft, dass alles, was man erschaffen und erfahren hat, weiterlebt – in seinen Kindern. Hast du den Fuchs gesehen, wie er der Maus nachstellt? Francis Wo? Erzähler Charles Darwin besucht unser Museum mit einem seiner Nachfahren, Francis, Student der Medizin. Geboren 1980. Charles Die Maus rennt um ihr Leben. Offenbar kennt sie den Fuchs. Woher weiss sie, dass der Fuchs sie fressen will? Hat man ihr das beigebracht oder hat sie es selbst gelernt? Hast du ihn gesehen? Ach. Du gehst daran vorbei. Wie früher.
Einführung T2 Erzähler Charles Darwin 1831 – mit 22 Jahren – geschieht etwas, was das Leben des jungen Mannes für immer verändern sollte: Als junger Wissenschafter erhält er eine Einladung zu einer fünfjährigen Expedition. An Bord des Segelschiffes ‹Beagle› bereist er Südamerika, Galapagos, Australien, Südafrika. Er sammelt tausende von Proben, welche er ins Londoner Museum schickt. Zurück in England ist er ein berühmter Mann. Seine Naturbeobachtungen führen ihn zu seiner Theorie der Evolution, welche ihn zu einem der meist gehassten und gleichsam angesehensten Wissenschafter aller Zeiten macht. Seine Beobachtungen und die Fundstücke, die er nach Hause bringt, beschäftigen ihn sein ganzes restliches Leben. Auf diesen Grundlagen entwickelt er seine bahnbrechende Evolutionstheorie: ‹Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl›. Mit diesem Werk stellt er das bisherige Weltbild und die Rolle des Menschen darin grundsätzlich in Frage. Seine Theorie beschäftigt uns bis heute. Charles Kein Fuchs ist genauso wie der andere. Francis Ein Fuchs ist ein Fuchs ist ein Fuchs! Charles Mmh. Wer weiss, was in ein paar 1000 Jahren ist? Mmh? Vielleicht leben dann zwei verschiedene Fuchsarten, die sich ähnlich sind, sich jedoch klar voneinander unterscheiden. Francis Der graue, schlanke, kleinere Stadtfuchs und der grössere, dicke und rote Waldfuchs. Charles Zum Beispiel. Winzige Veränderungen können im Laufe der Zeit grosse Wirkung entfalten. Die Natur, mein Lieber, die Natur kennt keine Ziele. Erzähler Begleiten Sie Charles und Francis Darwin auf ihrem Gang durch die Ausstellung. Entweder bei Ihnen zu Hause oder im Naturmuseum. Charles Nur wenn das alte dem Neuen Platz macht, ist Entwicklung möglich. Francis Das sagst du immer. Charles Ich weiss. Die Bemerkung schien mir aber dennoch und gerade hier angebracht. Erzähler Wie auch immer. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit ‹Charles und Francis›.
Episode 1 T3 aber warum so viele Arten – 4:40 Charles setzt sich – unerlaubt – auf die Parkbank in der Ausstellung, während Francis den Estrich entdeckt. Darin findet er nicht nur Fledermäuse und ein Poster von Britney Spears, sondern auch ein Exemplar von Darwins Buch ‹Die Entstehung der Arten› – angefressen von Mäusen – in dem der seine Evolutionstheorie formuliert. Beim Betrachten der lebenden Asseln gerät Charles ins Schwärmen ob deren unglaublichen Alters von 200 Millionen Jahren. Charles Francis? Wo bist du? Francis Erinnerst du dich an die Fledermäuse bei dir zu Hause auf dem Dachboden, in Down House? Charles Lass mich hier ein wenig sitzen. Francis Komm und schau dir das an! Charles Da. Meine guten alten Asseln. Francis Mäuse, Marder, Spinnen. Und die Fledermäuse, Charles Grosses Mausohr oder Teichfledermaus? Francis Schwer zu sagen. Sie hängen! Auch Britney Spears hängt! Charles Das Fell! Die Farbe? Francis Blond und lang – nein. Grosses Mausohr – wahrscheinlich. Kurzes und dichtes Fell, oben graubraun, unten weissgrau. Charles Gut, mein Junge. Francis Oh! Weisst du, was hier liegt? Charles Wie viele Fledermausarten glaubt man zu kennen, Francis? Francis Grossvater – bitte! Charles Wie viele? Francis Tausend! Charles Rund tausend – und warum? Francis Weisst du was hier liegt? Charles Mäusedreck, wahrscheinlich. Francis Ja, das auch. Charles Aber – warum so viele Arten, Francis? Francis ‹Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl› Charles Und Anpassung, mein Lieber. Anpassung. Francis Ja – Nein. Grossvater. Charles Doch, Francis. Oder gehörst du nun auch zu denen, die glauben, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren auf einen Schlag erschaffen hat? Francis Grossvater! Charles Die Fledermäuse leben seit rund 50 Millionen Jahren in Höhlen und Felsspalten. Irgendwann entdecken sie den Dachstock als neuen Lebensraum. Sie finden Schutz und Nahrung. Sie müssen sich jedoch anpassen an Gefahren: die Katze, den Menschen.
Episode 1 T4 Francis Dein Buch, Grossvater! Dein Buch liegt hier. Charles Mein Buch? Francis Ja. Die Mäuse scheinen es zu mögen! Warte. «Wenn wir aber von der Ansicht ausgehen, dass Arten nur wohl unterschiedene und beständig gewordene Varietäten sind, so werden wir häufig auch zu finden erwarten dürfen, dass dieselben noch jetzt ... » Den Rest hat eine Maus gefressen. Charles Wer hat das geschrieben? Francis Du. Charles Ich? Das kann gar nicht sein. Viel zu brillant. In diesem Museum stellen sie den Abfall aus. Hast du das gesehen? Francis Grossvater, wo sitzt du denn da? Siehst du nicht, dass die Parkbank zur Ausstellung gehört! Hier steht: ‹Bitte nicht berühren. › Charles Ach so. Francis Alles in Ordnung? Charles Mir ist ein wenig übel. Wenn ich sitze, geht es. Francis Hast du dein Vomex dabei? Charles Ich gehöre einer aussterbenden Art an, Francis. Lass gut sein. Francis Sakkotomie. Es würde dir helfen, da bin ich mir sicher. Charles Ach, ihr Ärzte! Da hat mich wahrscheinlich in Südamerika mal eine Mücke gestochen, und du willst mir einen Teil des Schädels wegbohren? Francis Du hättest keinen Schwindel mehr, keine Übelkeit. Charles Hast du die Asseln gesehen? Francis Was? Hm? Charles Die Asseln. Unscheinbar und doch so erfolgreich. Seit 250 Millionen Jahren auf unserer Erde. Jede Klimaerwärmung, jede Eiszeit haben sie überlebt, sich immer wieder angepasst an die neuen Lebensbedingungen. Was sind wir Menschen jung! Vor 300 Jahren starben wir noch an Kuhmilch und ich werde wahrscheinlich an einem Mückenstich krepieren. Francis Hier hinten am Fenster – schau mal – da frisst sich ein Fuchs an den Abfällen der Menschen satt. Charles Die guten alten Asseln. Unglaublich.
Episode 2 T5 die Natur braucht uns nicht – 5:30 Während Francis vor der Vitrine mit alten Apfel- und Birnensorten steht und fasziniert deren klangvolle Namen liest, weckt bei Charles die Vitrine mit der Amsel, die einen Regelnwurm im Schnabel hält, traurige Erinnerungen an den Tod seiner Lieblingstochter. Vor sich die zahlreichen, ganz unterschiedlichen Vogelarten in der Vitrine, ergründen die beiden das ‹Spiel› der Entwicklung der Vielfalt des Lebens. Francis Königlicher Kurzstiel. London Pepping, Carla Monsky, roter Astrachan. Was für merkwürdige Namen – für Äpfel. Geflammter Kardinal. Der ist nicht schlecht. Geflammter Kardinal. Kleiner Katzenkopf. Charles Die Regenwürmer Francis Schafsnase Charles Be aware of blackbirds! Dig, dig yourself! Francis Kleiner Feiner Charles Annies Würmer. Francis Wie alt war sie, als sie starb – deine Tochter? Charles Meine Annie ... 10. Eine Krankheit, von mir vererbt an meine Tochter! Francis Du trägst keine Schuld. Ein defektes Gen. Charles Gen? Francis Ja Francis Nennt man das heute so? Francis Das nennt man so. Die DNA ist entziffert. Charles Hä? Francis Desoxyribonukleinacid – also -säure – DNS zu deutsch. Charles DNS? Francis Der Grundbaustein allen Lebens. Sämtliche Informationen eines Lebewesens sind gespeichert in einer Doppel... Charles Ich weiss, ich weiss. Das alles kommt erst – nach meiner Zeit. Francis Wäre heute therapierbar, die Krankheit deiner Tochter – eventuell. Charles Wir haben Regenwürmer ausgegraben. Sie legte sie in eine Kiste und gab jedem Wurm einen Namen. Eine Regenwurmschule nannte sie das. Sie brachte ihnen Rechnen und Lesen bei und lehrte sie, wie sie sich vor gefrässigen Amseln schützen können: «Be aware of blackbirds! Dig, dig yourself!» Nehmt euch in Acht vor den Amseln! Verkriecht euch, verkriecht euch! Francis Ganz der Vater! Charles Sie erklärte mir, anhand welcher Merkmale sich die Regenwürmer voneinander unterscheiden lassen. «Schau Papa. Jeder Wurm ist ein Wurm und ist doch ein anderer Wurm als alle anderen. Alle sind sie verwandt und doch nicht gleich. Der eine ist länger, der andere dunkler. Der eine ist dicker, der andere fast durchsichtig. Es ist wie in der Schule. Wir sind 30 Kinder in unserer Klasse. Aber kein Kind gleicht dem andern. Auf dem Heimweg bin ich immer allein.» Sie hat verstanden, wozu ich Jahrzehnte brauchte: Man ist zusammen und doch allein. Francis Mach es wie die Flechten: «Nur wenn die Alge mit dem Pilz, wächst tausendjährig Flechtenfilz.» Charles Woher hast du das?
Episode 2 T6 Francis Schau. Da hinten sind sie, ausgestellt an der Wand. Charles Nein ... Francis Ach so – du meinst den Vers? Ein Freund von mir, Schauspieler Charles Schauspieler Francis Ja, Schauspieler. Vielleicht ist das alles hier auch ein Spiel, ein Versuch. Zum Beispiel hier, schau nur, die Vögel. So viele Variationen selbst in dieser Vitrine. Eine Vielfalt von Formen, Farben und Ausprägungen. Allein die Schnabelformen: Krumm, überkreuzt – kurz, schmal und spitz – gross, kräftig und lang – breit und flach. Jede Art hat ihren Schnabel. Jeder Schnabel hat sein Futter. Futter ist der Arten Mutter. Charles Es ist ein Spiel. Ein sehr hartes jedoch, das schon Millionen von Jahren dauert und wahrscheinlich nie aufhören wird. Francis Wie deine Galapagos-Finken. Charles Ah – erinnere mich nicht daran. Francis Wieso? Sie sind ein gutes Beispiel für die Ausbildung der Artenvielfalt. Charles Ach ... ich hatte vergessen die Viecher zu beschriften, ich Teufel. Francis Nein Charles Ein Beispiel für mein Versagen. Francis Ist nicht wahr!? Charles Francis Francis Erzähl! Charles Was macht dein Studium? Francis Heute gelten ihre vielfältigen Schnabelformen als Beweis für deine bahnbrechende Theorie! Charles Wann finden deine nächsten Prüfungen statt? Francis Ende Semester. Charles Und? Francis Allgemeine Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie, Mikrobiologie, Immunologie, Psychosoziale Medizin, Public Health. Der erste Versuch. Darwin Die nächste Hürde. Gut. Du kämpfst um einen Platz, an dem du wachsen und stark werden kannst. Tun es die Blumen auf der Wiese dort drüben nicht genauso? Es ist eng. Jede will überleben. Sie streiten sich um einen Platz an der Sonne. Francis Das nennt man: Survival of the fittest. Ist das eigentlich auf deinem Mist gewachsen? Charles Mist ist interessant. Kot gibt Auskunft über die Ernährung und die Gewohnheiten eines Tieres. Francis Ist also nicht von dir? Charles Ich habe viel geschrieben und wahrscheinlich zuviel gesagt. Manchmal ist es besser zu schweigen und zu beobachten. Francis Entschuldige mich. Ich muss auf die Toilette. Charles Die Natur stellt keine Fragen. Francis Ja. Charles Sie braucht uns nicht.
Episode 3 T7 ich habe keine Ahnung – 6:30 Während Francis auf der Toilette verschwindet, setzt sich Charles auf die Bank neben dem Aquarium und betrachtet die schwimmenden Fische. In Gedanken versunken beginnt er mit ihnen zu reden. Als akribischer Naturforscher, der sein Leben lang die eigenen Ergebnisse anzweifelte, kommt er ins Grübeln über seine Evolutionstheorie. Charles Entweder ist das hier reiner Zufall oder der Herr Direktor dieses Museums hat sich wirklich etwas dabei gedacht. Die Fische schwimmen durch meinen Kopf. Mein Spiegelbild verschwimmt mit den Fischen. Ihr Fische! Versteht ihr mich? Ich habe mir doch solche Mühe gegeben. Ich wollte genau sein, präzise, wollte jeden Zweifel über meine Theorie ausschliessen. Ich habe getan, was ich konnte, was ich für richtig hielt. Beobachten, sammeln, nachdenken und – neugierig sein. Wie ihr Fische. Neugierig sein. Nichts weiter. Meine lieben Fische. Könnt ihr mir eine Antwort geben? Eure Flossen sind meine Beine, meine Arme. Ich bin ein Mensch und doch mit euch verwandt. Was meint ihr dazu? Also weit entfernt versandt, sehr weit entfernt, aber – verwandt. Ich bin nicht sicher, ob das alles stimmt, ob ich recht habe. Ich versuche nur zu sehen – zu verstehen. Wollt ihr eine Geschichte hören? Mister William Paley zum Beispiel. In seinem Buch ‹Naturtheologie› versucht er die Existenz Gottes als Schöpfer der Natur zu beweisen. Das geht so – zitiere: «Findet man einen Stein, so kann man vermuten, er habe schon immer dort gelegen. Findet man aber eine Uhr, vermutet man dies hingegen kaum. Aus der Zweckmässigkeit, mit der die Einzelteile der Uhr zusammengefügt sind, muss man schliessen, dass die Uhr einen intelligenten Schöpfer, den Uhrmacher, hatte. Folglich muss auch ein lebender Organismus, dessen Körperteile so zweckmässig zusammenwirken einen intelligenten Schöpfer haben.» Er meinte damit das Auge – ein Zankapfel meiner Theorie. Ich habe Stunden, Tage, Monate damit verbracht, zu erklären, dass selbst dieses komplexe Organ ein Produkt der Evolution sein muss. Das Auge ist nicht auf einen Schlag entstanden. Es muss das Ergebnis einer Entwicklung in kleinsten Schritten sein – über einen gewaltigen Zeitraum hinweg. Versteht ihr das? Eure Augen, liebe Fische, sind optimal an das Leben im Wasser angepasst. An Land, der Luft ausgesetzt, würden sie rasch austrocknen. Meine Augen hingegen brennen unter Wasser und ich sehe kaum scharf. Nur – wann hat das alles begonnen? Das Leben auf unserem Planeten? Warum sind wir da? Warum gibt es uns, Bartgrundel, Rotauge, Blicke, Elritze, Rotfeder, Schleie, Schneider und meine Wenigkeit, Charles Darwin? Woher kommen wir? Wo endet das alles? Ihr schwimmt. Ich stehe. Wir atmen – ein und aus. Wir fressen. Francis ist auf der Toilette. Und? Ich habe keine Ahnung. Viele mögliche Erklärungen. Aber keine Ahnung. Vielleicht werden in 100 Jahren Kollegen von mir dieses Geheimnis lüften. Vielleicht kann man einst so tief in die Bausteine des Lebens blicken, dass das Leben sich selbst erklärt. Und ihr Fische? Ihr seid Millionen Jahre älter als wir Menschen. Ihr müsst es wissen. Sagt es mir! Sagt es mir! Warum schweigt ihr? Warum sagt ihr nichts? Francis Grossvater, mit wem sprichst du? Charles So, was hast du gegessen? Francis Bitte? Nichts. Ich war auf der Toilette. Alles in Ordnung? Charles Was hast du gegessen? Francis Ich untersuche meinen Kot gewöhnlich nicht. Charles Vielleicht würden sich die Fische dafür interessieren. Was meint ihr? Francis Schon gespült, leider. Charles Du hast keine Ahnung, mein Junge.
Episode 4 T8 es geht auch ohne uns – 6:00 Beim Betrachten von Fossilien längst ausgestorbener Tiere aus dem Thurgau berichtet Charles darüber, wie er auf seiner Forschungsreise fossile Überreste von Muscheln gefunden hat – auf einem hohen Berg. Der Film ‹Eisige Zeiten im Thurgau› weckt seine Aufmerksamkeit und verwirrt ihn zugleich. Die Darstellung der Vorgänge der letzten Eiszeit löst eine angeregte Diskussion über die aktuellen Klimaveränderungen aus. Für Charles ist dies ein Prozess, der Entwicklung neuen Lebens erst möglich macht. Francis, der junge Medizinstudent von heute, ist da ganz anderer Meinung. Francis Das ist dein Gebiet – hier – Grossvater, oder? Charles Du meinst den Bohrkopf? Francis Mit dem haben sie im letzten Jahrhundert offenbar dieses Fläschchen Öl gefördert. Hier, im Kanton Thurgau. Charles Ich habe noch mit Pickel und Schaufel gegraben. Aber das meiste lag vor meinen Füssen. Ich musste nur genau hinsehen. In Südamerika, Patagonien. Ich fand fossile Muscheln – auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Wie kommen Muscheln auf den Berg? hab ich mich gefragt. Da muss doch Wasser gewesen sein, Meer? Ich konnte es mir nur so erklären, dass in einer längst vergangenen Zeit dramatische geologische Veränderungen stattgefunden haben müssen. Das Land ist angehoben worden. Francis Schau mal. Hier liegen die Reste eines Krokodils, eines Zitzenzahnelefanten, Reste von Austern. Phantastisch. Charles Von hier? Francis Von hier. Charles Schau an. Warum leben sie nicht mehr hier? Francis Hä? Charles Francis? Francis Äh – Das ist so wie mit der Kellerassel. Charles Entweder sind sie ausgestorben ... Francis Ja Charles ... oder sie leben an einem anderen Ort oder sie haben sich entwickelt, ... Francis Ja Charles ... den neuen Umständen angepasst. Wie die Kellerassel im unteren Stock. Francis Das hab ich doch gesagt. Charles Was? Francis Die Kellerassel. Darwin Kellerassel? Francis Die Kellerassel. Charles Na ja. Was flimmert da hinten andauernd?
Episode 4 T9 Francis Ein Film. Charles Ein – was? Francis Ja. Sie zeigen in diesem Film, dass es hier Eis gab, arktisches Klima herrschte. Mehr als 10'000 Jahre lang. Nach einer tropischen Klimaperiode von 20 Millionen Jahren. Charles Ein Film? Francis Bewegte, laufende Bilder, Grossvater. Das ist ein Film. Man nennt das einen Film. Charles Laufende Bilder? Francis Ja Charles Unglaublich. Versteh’ ich nicht. Francis Der Film beschreibt die massiven Klimaveränderungen in der Erdgeschichte. Charles So tragisch eine solche Klimaveränderung für manche Lebewesen auch gewesen sein mag, so steckt darin gleichzeitig das Geheimnis des Lebens. Francis Was? Wie meinst du das? Charles Nur wenn das Alte dem Neuen Platz macht, ist Entwicklung möglich. Ein Film. Francis Was ist mit der heutigen Klimaveränderung? Die Eiskappen schmelzen. Die Erde erwärmt sich. Hungerkatastrophen, Dürre, Überschwemmungen, Taifune! Das nennst du Entwicklung? Charles Ich habe es mir gedacht. Erklärst du mir das? Francis Was? Charles Mit diesem – Film? Francis Grossvater! Es verschwinden Arten, weil ihr Lebensraum zerstört wird! Wir Menschen löschen uns selbst aus, wenn wir so weiter machen. Charles Trotzdem, mein lieber Francis, trotzdem. «Keine Tatsache der Welt ist so verblüffend wie das weitreichende und wiederholte Aussterben ihrer Bewohner.» Ist von mir, dieser Satz. Francis Ich versteh dich nicht. Unser Aussterben ist doch hausgemacht! Charles Du willst Arzt werden. Deine Aufgabe wird es sein, Menschen zu heilen und ihre Gesundheit zu erhalten. Das ist doch in Ordnung, mein Junge. Francis Es spielt für dich offenbar überhaupt keine Rolle, dass wir das Leben auf diesem Planeten zerstören und uns selbst gleich mit! Charles Doch mein Lieber, im Gegenteil. Die Dinge nehmen aber ihren Lauf. Die Zeit ist der grosse Arbeiter der Natur. Anpassung. Erneuerung. Veränderung. Der Mensch ist nicht so wichtig. Es geht auch ohne uns. Es geht immer weiter. Francis Du bist ein alter Mann. Du musst dich nicht mehr um das Leben sorgen. Du wirst bald sterben. Charles Mit grosser Wahrscheinlichkeit. Und nicht nur das. Es kann sogar sein, dass die Art ‹Mensch› ausstirbt. Eines Tages, irgendwann, vielleicht. Schau dir die wunderschöne Fischmumie an, da hinten beim Fenster. Vielleicht findet eine intelligente Lebensform in einer Million Jahren eine Menschenmumie und einen Film. Ihr Kommentar zu dem Fund könnte lauten: «Das war eine äusserst unerfolgreiche Art. Sie konnte schlussendlich Filme machen, hat aber nur 2.5 Millionen Jahre existiert und sich dann offenbar selbst ausgelöscht.»
Episode 4 T10 Francis Also häng ich mein Medizinstudium an den Nagel. Sehe getrost den Katastrophen entgegen, die da kommen werden. Klimaerwärmung? – egal! Hungerkatastrophen? – egal! Hunderttausende Opfer? – egal! Das Aussterben von Arten? – alles, alles egal! Charles Nicht ganz. Francis Al Gore würde dir die Augen öffnen. Charles Wer immer dieser Al ... Francis Al Gore Charles Hä? Gore? Francis Genau. Gore. Charles Wie dem auch sei. Francis Ja Charles Ihr hättet es in der Hand. Ihr könntet es verhindern. Francis So? Charles Vielleicht. Francis Ja. Was jetzt? Charles Schon möglich. Man erntet, was man sät. Francis Ja
Episode 5 T11 meine Theorie überholt – 5:20 Charles und Francis schauen fasziniert dem emsigen Treiben der lebenden Ameisen in der Ausstellung zu. Francis, der sich für eine Forschungsstelle in Amerika beworben hat, versucht Charles den neusten Stand der biologischen Forschung zu erklären. Das gelingt ihm nicht ganz, zu komplex, zu neu sind die aktuellen Erkenntnisse. Darwin sieht seine Theorie von diesen neuen Erkenntnissen überholt – aber sind sie das wirklich? Charles Siehst du da irgendwo Aphiden? Francis Aphiden? Ich sehe eine Katze ... Charles Wo sind die Aphiden? Francis ... und die Trichter ... der Ameisenlöwen. Charles Die Menschen halten sich Katzen. Die Ameisen halten sich Aphiden. Francis Aphiden? Charles Blattläuse. Die Ameisen reiben ihre Fühler am Hinterteil der Blattlaus. Diese sondert ein süsses Sekret ab, das die Ameise genussvoll aufleckt. Im Gegenzug beschützen die Ameisen die Läuse vor Feinden. Aber wo sind sie nur – die Aphiden? Nein! Sie haben ihnen Honigschälchen hingestellt. Schade. Francis Königin, Soldaten und Arbeiterinnen. Jedes einzelne Tier weiss, was es zu tun hat. Charles Die Ameisen. Sie sind viel erfolgreicher als wir. Klug organisiert. Seit 100 Millionen Jahren auf unserer Erde. 10'000 Arten. Ihre Masse entspricht in etwa dem Gesamtgewicht aller lebenden Menschen! Und das alles durch Zufall und Anpassung. Francis Mmh. Meinte man bisher. Charles Und das ist unbestritten. Francis Die neuste Forschung zeigt, dass die Gene ... Charles Hä? Francis Also ich meine, dass die Gene. Charles Ach so ja. Die Gene. Francis Ja. Sie sind offenbar in der Lage, selbst und unmittelbar mit der Umwelt zu kommunizieren. Also direkt. Also – Informationen weiterzugeben und aufzunehmen und zu reagieren. Also – agieren und reagieren. Charles Die Gene. Francis Ja. Die Forschung meint: Also – Die Gene sind nicht nur Produkt der Evolution, also der Entstehung der Arten. Sondern sie sind selbst aktiv an der Entwicklung beteiligt. Verstehst du, was ich meine? Charles Ja ... Francis Das ist der neuste Stand. Die DNS ist entschlüsselt. Man weiss heute, dass sie zusammen mit der Zelle wie eine Art ein – kreatives System bildet – sozusagen. Also – man sagt, das Erbgut reagiert direkt auf die Umwelt. Und es kann sich nach eigenen Regeln verändern. Charles Die Schwebefliegen ... Francis Was? Charles – da drüben im Kasten.
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