Säen, um zu ernten 5 2020 - Pfarrblatt
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22. FEBRUAR BIS 6. MÄRZ 5 2020 Säen, um zu ernten Hintergrund Ökumenische Fastenkampagne 2020 Gemeinsam mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Süden für eine nachhaltige Landwirtschaft.
EDITORIAL Als junger Vikar kam unter den Gottesdienstteilnehmenden regelmässig der Wunsch auf, in den Werktagsgottes diensten Lieder zu singen – allerdings a cappella. Ein guter Die Fastenzeit ist auch eine traditionsreiche Sänger war ich nicht, und so Demo für den Klimaschutz. ich fragte mich, wie dies denn gehen solle. Na ja, ich stimmte von mir aus an und dann Wer saisonal und regional einkauft, wer weniger oder gar kein kamen Rückmeldungen wie Fleisch isst, wer Verpackungsmüll vermeidet, der schützt «Herr Vikar, Sie stimmen damit das Klima. Die Fastenzeit ist so betrachtet eine uralte eine Quint an und nicht eine Aktion für den Umweltschutz. Den fleischlosen Freitag Quart, so liegen Sie falsch.» gab’s lange, lange vor «Fridays for Future». Und ich fragte mich, wovon diese Personen sprachen. Fasten ist aber auch als Grundhaltung von erstaunlicher – Zwei ältere Damen erklärten Aktualität. Es geht nämlich darum, freiwillig zu verzichten, und mir dann: «Keine Angst, zwar auf Dinge, die man sich leisten kann und die man mag. Herr Vikar, wir schaffen das Es geht um den freiwilligen Verzicht auf Genuss. zusammen! Stimmen Sie an und spätestens beim 3. Ton Einer meiner Neffen hat mal vorgeschlagen, in der Fasten übernehmen wir.» zeit auf Salat zu verzichten. Er war damals noch ein Kind, aber wir tun es ihm selbst als Erwachsene allzu oft nach. Wir Und so geschah es. Die beiden suchen nach Verzichtsmöglichkeiten, die nicht wirklich Verzicht Damen hielten Wort. Je mehr bedeuten. Wir warten darauf, dass Gesetze den Verzicht regeln. Zeit verging, umso mehr Oder wir hoffen ganz einfach, dass unsere Welt die Kurve irgend- stimmten sie nach dem 4. bis wie auch ohne drastische Verzichtsmassnahmen kriegen wird. 10. Ton an. Nach ein paar Wir können nicht begreifen, dass Verzicht eine Vorleistung ist, Wochen sagten sie dann: «Wir um sich den Genuss zu bewahren. sind ein gutes Team und wir haben’s zusammen geschafft Fasten – und übrigens auch das Tischgebet – sind Haltungen – eigentlich brauchen Sie uns der Dankbarkeit und der Sorgfalt gegenüber dem Klima, nicht mehr.» gegenüber der Umwelt, oder sagen wir es doch schlicht und Bis heute brauche ich diese einfach biblisch: Fasten geschieht aus Liebe zur Schöpfung. beiden Damen – allerdings nicht zum Singen, sondern bei allen anderen Lebens weisen. Sie lehrten mich, da zu sein und das zu geben, was das Gegenüber braucht – zu unterstützen und den Freiraum zur Entfaltung zu bieten. Kurt Vogt Pfarrer in St. Josef, Schlieren forum 5 2020 2
INHALT 4 Foto: Fastenopfer / zvg SCHWERPUNKT Gemeinsam für nach haltige Landwirtschaft Die Existenz vieler Kleinbäuerinnen und -bauern im globalen Süden ist durch Saatgutkonzerne und Frei- handelsabkommen gefährdet. Die Ökumenische Kampagne macht auf diese Missstände aufmerksam und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf. GLAUBEN HEUTE 25 IM ZÜRIPIET DIHEI Für einmal Rambazamba Seniorenfasnacht der Missione 8 Cattolica Italiana in Rüti « Das Licht Gottes kann nicht anders, IM ZÜRIPIET DIHEI 26 AUS DEN PFARREIEN 9–24 als leuchten. Die Gelähmtheit BOUTIQUE 28 Aber es wird doch überwinden Anselm Grün wurde 75 Jahre alt immer wieder Die Texte zum Weltgebetstag kom- Deutschlands bekanntester Mönch men dieses Jahr aus Zimbabwe. verdeckt von einem Katharina Morello hat dort gelebt – ist ein Dauerbrenner Spielen mit Jubla Gefäss. Dieses dabei hat sich ihr Afrika-Bild Elektrische Linie grundlegend verändert. Gefäss ist unsere Ich-Bezogenheit.» IM ZÜRIPIET DIHEI 30 Foto: Christoph Wider Hilfe bei der Einschulung Maria Kolek Braun Caritas-Projekt «Copilot» in ihrer Kolumne «Licht sein» sucht Freiwillige AGENDA 31 SCHLUSSTAKT 32 Impuls zum Fest Fastenzeit ONLINE + Synodaler Weg Online-Dossier zum Prozess, der in Deutschland angelaufen ist. Titel: In Madagaskar bepflanzen Kleinbäuerinnen und -bauern ein Reisfeld mitten im Sand. www.forum-pfarrblatt.ch Foto: Fastenopfer / zvg forum 5 2020 3
SCHWERPUNKT Fotos: Fastenopfer / zvg Ein Reisfeld auf Sand gebaut Im Dorf Ambalakida in Madagaskar liess sich kein geeigneter Ort für ein zusätzliches Reisfeld finden. Deshalb entschloss sich eine Gruppe von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu etwas Ungewöhnlichem: Sie bauten ein Reisfeld mitten auf Sand. Gut 30 Männer und Frauen stehen Seite an Seite Bereits ein Krankheitsfall in der Familie oder gebückt und kauernd auf dem Feld und setzen eine insektenbefallene Ernte führt viele in die Jungpflänzchen in die Erde. Es ist fruchtbare Schuldenfalle und somit weiter in die Armut. Erde, die sie auf den Sand geschüttet haben und Auch die Ausbildung der Kinder kostet. so ein Feld von rund 10 auf 40 Metern errichtet Kredite bei lokalen Geldgeberinnen und haben. Nur wenige Meter neben dem Feld fliesst Geldgebern aufzunehmen, ist teuer, Zinsen ein Fluss vorbei. können bis zu 300 Prozent betragen. «Dank der Die Bäuerinnen und Bauern, die hier arbei- Solidaritätsgruppe kann ich mich nun gegen ten, sind Mitglieder einer Solidaritätsgruppe – Wucherzinsen schützen», sagt die Bäuerin initiiert und begleitet auf Anregung von Fasten- Victorine Mahalefitra. «Wir konnten unsere opfer. Das Konzept der Solidaritätsgruppe ist Kinder einschulen», sagt Bauer Torosoa Manan- denkbar einfach: Die Mitglieder helfen sich ge- kery und lächelt. Seine Tochter Nomenjanahary genseitig mit zinslosen Darlehen in Notsituatio- Tsarafidy möchte Hebamme werden, und die nen aus. Und Letztere gibt es immer wieder, erst 12-Jährige fügt an: «Als Hebamme kann ich recht, wenn es eh schon am Nötigsten mangelt: meinem Dorf wirklich helfen.» forum 5 2020 4
Gemeinschaftsfelder für zusätzliches Einkommen Zusammen legen die Bäuerinnen und Bauern auch weitere Felder an, zusätzlich zu den eige- nen. So können sie mehr und vielfältiger produ- zieren, zusätzliches Gemüse verkaufen. Das Reisfeld auf dem Sandstück ist eines dieser Ge- meinschaftsfelder. Weil das fruchtbare Land in der Umgebung schon von eigenen Feldern bebaut sei und Was- ser hier reichlich vorkomme, habe man sich für diesen Standort entschieden. Ein Test im letzten Jahr auf einem kleineren Abschnitt habe sehr gut funktioniert, erzählt Lalaina Ramaromitana- rison. Sie wird von Fastenopfer finanziert und begleitet die Gruppe mit ihrem Wissen zu agrar ökologischer Landwirtschaft. Unabhängig sein von genetisch verändertem Saatgut Das Reisfeld ist in vielerlei Hinsicht bemerkens- wert: Wo es gepflanzt wurde. Wer es bewirtschaf- tet. Aber auch, was darauf angebaut wird. Die Bäuerinnen und Bauern pflanzen Setzlinge der Sorte «Taia». Diese ist mittlerweile selten gewor- den in Madagaskar, nicht zuletzt auch, weil China den Markt mit gentechnisch veränderten Sorten beliefert. Das modifizierte Saatgut lässt sich allerdings nicht vervielfältigen, muss im Folgejahr neu gekauft werden. Und es ist an fälliger auf Schädlinge, die Landarbeitenden müssen zusätzlich chemische Pestizide kaufen. So ist dieses Reisfeld dazu gedacht, Saatgut dieser alten Sorte zu vermehren. Taia ist resis- tenter und führt mit biologischen Insekten- schutzmitteln zu guten Erträgen, das Saatgut Bauer Torosoa Manankery kann auch in den weiteren Jahren wiederver- berichtet von den Vortei- wendet werden. Und letztlich bietet es den Bäu- len, die die Organisation erinnen und Bauern die Möglichkeit, auch in in Spargruppen für ihn dieser Hinsicht unabhängig zu sein. gebracht hat (oben). Madlaina Lippuner Fastenopfer Ein Mädchen trennt die Spreu von den Körnern, indem es diese gegen den Wind wirft (Mitte). «Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert» Träumt davon, Hebamme Die Existenz vieler Kleinbäuerinnen und -bauern zu werden: Nomenja- im globalen Süden ist gefährdet. Diese sorgen mit nahary. traditionellen Pflanzensorten für Ernährungssicher heit und Artenvielfalt. Doch Saatgutkonzerne und Freihandelsabkommen schränken diese Praxis zunehmend ein. Die Ökumenische Kampagne 2020 macht vom 26. Februar bis Ostersonntag, 12. April, auf diese Missstände aufmerksam und zeigt Hand lungsmöglichkeiten auf. www.sehen-und-handeln.ch/saatgut www.facebok.com/sehenundhandeln forum 5 2020 5
SCHWERPUNKT Fotos: Fastenopfer / zvg Nachhaltige Landwirtschaft Die Existenz von vielen Kleinbäuerinnen und -bauern im globalen Süden ist gefährdet. Saatgutkonzerne und Freihandelsabkommen schränken die Praxis von Bauernfamilien zunehmend ein. Kleinbauernfamilien sorgen mit traditionellen Pflan- Die Ökumenische Kampagne 2020 macht mit zensorten für Ernährungssicherheit und Artenviel- dem Slogan «Gemeinsam für eine Landwirt- falt. Sie passen ihre Züchtungen ans lokale Klima schaft, die unsere Zukunft sichert» auf diese und den Klimawandel an, tauschen, vervielfälti- Missstände aufmerksam – und zeigt auch Grund gen und verkaufen sie. 70 Prozent aller Nahrungs- zur Hoffnung: In Guatemala wurde ein strenges mittel werden so weltweit von ihnen produziert. Sortenschutzgesetz, das «Ley Monsanto», vor- Ein Erfolgsmodell. Und doch bestimmen zuneh- erst abgewendet. Auf den Philippinen engagiert mend Agrarkonzerne, was angebaut wird. sich ein Saatgutnetzwerk für bäuerliche Saat- Saatgutkonzerne und Freihandelsabkom- gutzüchtungen und gegen restriktive Sorten- men verlangen strikte Saatgut- und Sorten- schutzgesetze. Im südlichen Afrika setzen sich schutzgesetze, Diese werden in vielen Ländern Landfrauenbewegungen gegen Gen-Mais und Afrikas, Lateinamerikas und Asiens eingeführt. für agrarökologische und ressourcenschonende Sie verbieten es Kleinbauernfamilien, ihr Saat- Anbaumethoden ein. Auch mit Hilfe von Brot für gut zu tauschen oder verkaufen. Fortan müssen alle und Fastenopfer und ihren lokalen Partner- sie industrielles Saatgut kaufen – zur Freude der organisationen konnten viele dieser Prozesse Konzerne, versteht sich. aufgebaut und durchgeführt werden. Diese orientieren sich an grossflächiger Und das Engagement der Werke geht weiter: Landwirtschaft und setzen auf wenige Sorten mit Derzeit verhandelt die Schweiz ein Freihan- grösstem Gewinn. Darunter leidet die Artenviel- delsabkommen mit Malaysia. Darin ist ein Pas- falt. Ein philippinischer Reisbauer auf der Insel sus aufgeführt, der das traditionelle Saatgutsys- Mindanao kommentiert diese Entwicklung: «Un- tem von malaysischen Bäuerinnen und Bauern sere 12 000 Jahre alte Erfahrung in Pflanzen- bedroht. Für die Hilfswerke ist das inakzepta- züchtung und unsere Biodiversität sind von Zer- bel. Mit Solidaritätsbriefen ans Staatssekretari- störung bedroht, weil sich das industrielle Saat- at für Wirtschaft (Seco) fordern sie mit Partner- gut der Konzerne ausbreitet. Es ist schmerzhaft organisationen aus dem Süden, dass dieser und entwürdigend, dass unsere Züchtungen Abschnitt im Freihandelsabkommen herausge- nicht als Beitrag zur Ernährungssicherung und nommen wird. Biodiversität anerkannt werden.» Ebenso rufen sie Pfarreien und Kirchgemein- Hinzu kommt, dass das industrielle Saatgut den auf, einen solchen Brief zu schreiben. Wenn schlecht an lokale Bedingungen angepasst ist, Hunger und Armut verhindert oder reduziert hungrig ist nach Dünger und anfällig für Schäd- werden sollen, müssen kleinbäuerliche und kli- linge. Zum Saatgut müssen also Pestizide und mafreundliche Anbaumodelle gestärkt werden – Dünger hinzugekauft werden. In der Folge ver- im globalen Süden wie auch hier, in der Schweiz. schulden sich viele Kleinbäuerinnen und -bau- ern und geraten in Armut. Madlaina Lippuner Fastenopfer forum 5 2020 6
FORUM SCHWERPUNKT IM FORUM «Ich glaube an die Alternativen, die wir haben» Mercia Andrews aus Kapstadt setzt sich für die Rechte von Kleinbäuerinnen ein. Während der Ökumenischen Kampagne ist sie in der Schweiz in Pfarreien, Kirchgemeinden und Schulen zu Gast. Mit welchen Problemen haben Sie in Ihrer Arbeit zu tun? Mercia Andrews: Man hört stets, dass Afrika nicht genügend Nahrung für sich selbst produzieren könne. Gerade Grosskonzerne kultivieren dieses Bild, denn es lässt die Bevölkerung glauben, dass ohne Dünger und Pestizide – ihren Dünger und ihre Pestizide – nichts geht. Dem ist nicht so? Nein. Kleinbäuerinnen und -bauern kamen seit jeher ohne Chemie oder Gentechnik aus. Sie hat- ten ihr lokales und traditionelles Saatgut und Saatgutbanken, haben Saatgut vervielfältigt und getauscht. In einigen Teilen des südlichen Afrikas ist Letzteres nun verboten, industrielles Saatgut muss hinzugekauft werden – und weil es nicht ans jeweilige Klima angepasst ist und nicht ohne Dünger auskommt, weitere chemische Mittel. banken, Pflanzenschulen, Workshops, Doku- Mercia Andrews Viele verschulden sich und verlieren ihr Land. mentation und Vernetzung verschiedener Be- wegungen, die zum selben Thema arbeiten. Wir Was heisst das für das Recht auf Nahrung? setzen auf agrarökologische Methoden, die bo- Wenn die industrielle Landwirtschaft auf grosse den- und klimaschonend und kosteneffektiv Monokulturen setzt, hat dies Einfluss auf die sind. Auf politischer Ebene setzen wir uns für Artenvielfalt und darauf, was angepflanzt, ge- traditionelle Saatgutsysteme ein. Und Klein- gessen und verkauft wird. Damit entscheiden bauernfamilien sollen ihre Bedürfnisse selbst die Konzerne, was gegessen wird. Das Recht auf artikulieren können; sie wissen am besten, was Nahrung beinhaltet nicht nur, genug Essen zu sie brauchen. Wir verstärken ihre Stimme und haben, sondern auch vielfältiges, gesundes Es- unterstützen sie, kritische Fragen zu stellen. sen und die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was man essen will. Die Probleme, die Sie skizzieren, wirken düster. Was treibt Sie an? Wie hängen Grosskonzerne und Gesetz zusammen? Ich glaube an eine gerechte Gesellschaft und an In vielen afrikanischen Ländern sitzen Konzer- die Alternativen, die wir haben. Mit jedem klei- ne wie Monsanto in denselben Büros wie die re- nen Sieg spürst du die Vision ankommen. Vieler- gionale Regierung und pushen das industrielle orts in Afrika keimt heute Widerstand auf. Landwirtschaftssystem. Afrikanische Regie- Madlaina Lippuner Fastenopfer rungen unterstützen die Kleinbäuerinnen und -bauern mit industriellem Saatgut, Herbiziden Mercia Andrews ist seit vielen Jahren Co-Direktorin und Dünger, das von den Konzernen kommt. von Trust for Community Outreach and Education Das macht sie abhängig, statt sie in ihrer Eigen- (TCOE), einem Zusammenschluss für Öffentlich keitsarbeit und Bildung. Dort leitet sie ein Netzwerk ständigkeit zu fördern. Also profitieren letztlich von Bäuerinnenvereinigungen, das Ernährung, Nach vor allem die Konzerne. haltigkeit, Klima und Wirtschaftskrise analysiert. Das Netzwerk ist in Südafrika, Mosambik, Lesotho, Welche Rolle spielt da Ihre Arbeit? Malawi, Sambia, Simbabwe, Swasiland, Botswana Wir bewahren und verbreiten traditionelles und Namibia tätig. Saatgut und das Wissen darüber; mit Saatgut- forum 5 2020 7
IM ZÜRIPIET DIHEI Für einmal Rambazamba Pink-blaue Girlanden, in Puderzucker getauchte Chiacchiere und orange-grüne Partyhüte – am ersten Donnerstag im Februar trafen sich rund 40 Pensionierte zur Seniorenfasnacht der Missione Cattolica Italiana in Rüti. Foto: Manuela Matt Der übliche Erfahrungs- Giuseppe Dezulian erklärt mit seiner tiefen Stim- mals schwer Anschluss zu finden. «Wir haben austausch fällt aus. me über Tisch und Techno-Musik hinweg die bemerkt, dass viele ältere Leute nach dem Got- Fasnacht ist angesagt. Idee dieses Seniorentreffens: «Heute gibt’s für tesdienst in italienischer Sprache der Kirche in einmal keinen Erfahrungsaustausch. Jetzt ist Rüti-Tann immer noch draussen rumstanden Zeit für die Fasnacht!» In einer rund 25-köpfi- und sich freuten, wenn ihnen jemand zuhörte», gen Polonaise tanzen klatschende Senioren mit erklärt Dezulian, Mitorganisator des Treffens. Partyhüten vorbei. Die Stimmung ist ausgelas- Viele dieser Senioren lebten sehr isoliert und sen, man hört lautes Lachen und Jubelrufe. Vie- wünschten sich mehr Kontakt. Das vierköpfige le der Anwesenden kennen sich, tanzen oder Organisationskomitee gibt sich Mühe, Treffen sitzen bei Kaffee, Wasser, Wein oder Süssem an zu organisieren, die den Pensionierten nützlich den u-förmig angereihten Tischen des Pfarrei- sind. Auch eine Meditation des Seelsorgers der saals beisammen. Gaetana Speranza bringt Mission ist wichtiger Bestandteil der Treffen. stolz ein Rezeptbuch mit, das regionale Fas- Wichtig sei jedoch vor allem, sagt Dezulian of- nachtsspezialitäten aus ganz Italien zeigt, wäh- fen, dass aus diesen Treffen Kontakte, Gesprä- rend Shakiras «Waka Waka» aus den Lautspre- che und manchmal sogar Freundschaften ent- chern klingt. stünden: «Wenn die Leute nach Hause gehen und vorher von Herzen danke sagen, dann freut Schon seit mehr als 15 Jahren trifft sich die «III Étà», mich das. Es ist eine grosse Wertschätzung vor- die Seniorengruppe der Missione, jeden ersten handen, und diese wird auch mitgeteilt.» Die Donnerstag im Monat zum Austausch. Neben Freude ist auf jeden Fall auch an der Senioren- Informationsveranstaltungen zur Verwaltung fasnacht deutlich sichtbar. Sie zeigt, wie wichtig von Häusern und Grundstücken in Italien, Er- es ist, Orte der Begegnung zu schaffen, in der die fahrungsrunden sowie einem Seniorentheater eigene Identität und Kultur gelebt werden kann. bieten diese Treffen eine wichtige Plattform für italienischsprachige ältere Personen, die oft- Luana Nava freie Mitarbeiterin forum 5 2020 8
GLAUBEN HEUTE GLAUBEN HEUTE Gleichnisse aktuell ➜ Licht unter dem Scheffel Matthäus 5,14a–15 Illustration: Nadja Hoffmann Das Licht unter dem Scheffel Ihr seid das Licht der Welt. Man zün- det auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. Revidierte Einheitsübersetzung 2016 Katholisches Bibelwerk Stuttgart Licht sein Spiritualität ganz alltäglich Das Tageslicht wird oft als Symbol für könnte es mit dem «Leuchten» ver- Licht unter dem Scheffel Gott benutzt, weil es überall zugleich ist. Es ist nicht greifbar, aber im Licht wechseln. Aber in Wahrheit geht es auch diesem Typ nur um ihn selbst, nicht um einer Kerze verdichtet es sich und wird das Licht der Welt. Jeder und jede von für Tageslicht Das uns Menschen wird spürbar. So spricht oft als Symbol für uns hat seinen wirksam Charakter, sein können, so wieseine beson- sie sind. In auchbenutzt, Gott Jesus: Ichweil bin es das Licht überall der Welt zugleich ist.– deren der Tat,Überzeugungen, sie sind nicht Licht seinefürBegabun- die Welt. ihr seid das Licht der Welt. Diese Es ist nicht greifbar, aber im Licht einer beiden gen und Viele seine Schwächen. Menschen sind vom Gegenteil Sätze verdichtet Kerze gehören zusammen. es sich und Dass wirdJesusfür Um dieses Ich kreisen überzeugt, sie zeigen wir doch sich gerne die und auf Heimosterkerze das Licht uns Menschender Welt sein soll, spürbar. So ist uns ge- gebraucht meiste Schauplätzen vielen Zeit, wenn nicht sogar als die ständig. besonders läufig. auch Jesusdas Jesus sagt dies, Bild vomweil er esIch Licht: an sich bin Ich glaube Feinfühligen, Begabten, nicht, dass Jesus dieses Ich Intelligenten, Der Verkauf der Heimosterkerze ist das Licht der Welt – ihr seid das Lichtdass selbst erfahren hat und möchte, der gemeint man hat, wenn könnte es miter sagte dem «Ich bin das „Leuchten“ eine langjährige Tradition des Gön- auch wir Welt. erfahren, Diese beiden dassSätze wir Licht sind. gehören verwechseln, aber in Wahrheit gehtder Licht der Welt, ihr seid das Licht es nervereins «Aktion für katholische Licht sein meint, zusammen: Jesus dass sagt Gott das in ihm sich über lebt Welt.»diesem auch – WederTyp sein eigenes nur umIch ihnnoch das selbst, Schulen Zürich». Mit dem Erlös wer- und durch ihn da ist, selbst und über seine Zuhörer und für die Menschen. seinerum nicht Zuhörenden, das Licht der noch unseres.Wenn Welt. den die «Freien Katholischen Schu- Das Gleiche gilt Zuhörinnen. Dass fürJesus jeden das anderen LichtMen-der wir aufhören, unsere Konzentration Jeder und jede von uns hat seinen nur len Zürich» in ihrem Einsatz unter- schen auch: In jedem Menschen Welt sein soll, ist uns geläufig. Jesus mani- sagt auf uns selbst – unsere Charakter, seine Überzeugungen vonSelbstzweifel stützt, junge Menschen auf christli- festiert dies, weilsich er Gottes es an sich Leben, in jedem selbst erfahrenund oder die sich Selbstdarstellung selbst und der Welt, – zu richten seine cher Grundlage zu begleiten. jeder Einzelnen ist er da, hat und möchte, dass auch wir erfahren,immer und in Begabungen und seine Schwächen.dem und uns stattdessen etwas mehr Um Jedes Jahr erhält die Heimoster- jedem Augenblick. dass wir Licht sind. Licht sein meint, Leben Ich dieses hingeben, kreisensowirwiedoch es unsdie an die- meiste kerze ein neues Motiv. 2020 ist es dassDasGottistinfür ihmJesuslebt undder Sinn durchunseres ihn da sem Tag, Zeit, wenn in diesen nicht Menschen, sogar ständig.in dieser Ich das «Lamm Gottes». Zu dieser Meta- Lebens: ist, für diedass wir leuchten. Menschen. «Man Das gleiche giltzün- für Aufgabe,nicht, glaube in diesen Sorgen, dass Jesus in dieser dieses „Ich“ pher schreibt der Gönnerverein: det nicht ein Licht an jeden anderen Menschen auch, meintund stülpt ein Ge- Angst, inhat, gemeint dieser wenn Umarmung gerade er sagt „Ich be- bin das «Die Metapher ‹Lamm Gottes› ruft fäss darüber Jesus: In jedem ...»Menschen Das Licht manifestiert Gottes kann gegnet, dann könnte etwas Licht der Welt, ihr seid das Licht dervom Licht, viele Assoziationen hervor. Zum sich Gottes Leben, in jedem undesjeder nicht anders, als leuchten. Aber wird das wir Welt“ im Tiefsten - weder sind,Ich sein eigenes fürnoch andere das Beispiel, dass Jesus unschuldig war. doch immer einzelnen ist wieder er da, immer verdecktundvon einem in jedem sichtbar seiner und spürbar Zuhörenden, werden. noch unseres.Wenn Das Bild eines auf einer grünen, blu- Gefäss. Dieses Gefäss ist Augenblick. Das ist für Jesus der Sinn unsere Ich- wir Das geschieht aufhören, unsere ohne unser aktives Konzentration nur migen Wiese lebhaft herumhüpfen- Bezogenheit. unseres Lebens: dass wir leuchten: „Man Tun und jenseits unseres auf uns selbst – unsere SelbstzweifelWillens, es den Jungtiers wärmt unsere Herzen. zündetViele Menschen nicht ein Licht halten an undsichstülpt für nicht ein passiert, oder wenn wir selbst –wach, die Selbstdarstellung auf- zu richten Wir möchten es beschützen und vor gut genug, Gefäss zweifeln darüber, an ihrem sondern man Selbstwert stellt es merksam, und lauschend, uns stattdessen einfach etwas mehrda sind. einfach jedem Übel bewahren.» undden auf daran, dass sie Leuchter. wirksamessein So leuchtet allenkön-im Nur so sind wir Licht für die dem Leben hingeben, so wie es uns an anderen, Eine Heimosterkerze kostet 10 nen, so wie sie sind. Andere Haus“. Dieses „Licht“ Gottes kann nicht wiederum «für alleTag, diesem im Haus». in diesen Menschen, in Franken (zuzüglich Versandkosten). sind vom anders als Gegenteil leuchten. Aber überzeugt: es wird Siedoch zei- dieser Aufgabe, in diesen Sorgen, in Es besteht eine Mindestbestellmen- gen sichwieder immer gerne und verdecktauf vielen von Schau- einem dieserMaria Angst, in dieser Kolek Braun Umarmung Seelsorgerin Psychiatrie ge von 5 Stück. pd/bit plätzen als die ganz besonders Gefäss. Dieses Gefäss ist unsere Ich- Begab- gerade begegnet, dann könnte und Regionalleiterin etwas Dienststelle ten, Feinfühligen, Bezogenheit. VieleIntelligenten Menschen halten – man vom Licht, das wir Spital- und Klinikseelsorge im Tiefsten sind, für www.heimosterkerzen.ch sich für nicht gut genug, zweifeln an andere sichtbar und spürbar werden. ihrem Selbstwert und daran, dass sie forum 5 2020 25
IM ZÜRIPIET DIHEI Die Gelähmtheit überwinden Die Texte zum Weltgebetstag vom 6. März kommen dieses Jahr aus Zimbabwe. Katharina Morello hat in diesem Land gelebt – dabei hat sich ihr Afrikabild grundlegend verändert. forum: Wenn Sie heute an Ihre Zeit in Zimbabwe denken: welcher Eindruck ist Ihnen geblieben? Katharina Morello: Die Menschen haben ein un- glaubliches Talent, trotz widrigster Bedingungen einen Weg für sich und ihre Familien zu finden. Wie die Frau, die einige Haarklammern ge- schenkt bekam und diese so geschickt verkauf- te, dass sie zum Schluss eine kleine Hühnerfarm hatte, die ihr ein Auskommen gab. Das hat mich so beeindruckt, dass ich später mit einem Buch diesen Frauen eine Stimme geben wollte. Ihre Stärke, ihr Humor, ihre Beharrlichkeit, wie sie aus dem Nichts heraus etwas aufbauen können, ist aussergewöhnlich. Hat das Ihr Bild von Afrika verändert? Dort wurde mir klar, wie lebenstüchtig und erfin- derisch viele Leute sind. Wenn ich heute gewisse Vorurteile gegenüber Afrika höre, scheinen sie mir absurd. Ich habe auch viel systemische Un- gerechtigkeit gesehen, die Machtverteilung ist einseitig und oft willkürlich. Dadurch werden die Anstrengungen der Menschen immer wieder zu- nichtegemacht. Eben doch: Die Entwicklung wird durch das korrupte System gebremst? Es hat viele Gründe: da gehört die Kolonialisie- rung und die willkürliche Grenzziehung bei der Staatenbildung ebenso dazu wie die wirtschaft- liche Ausbeutung durch global aktive Konzerne und die lokale Regierungsclique heute. Wir im Westen haben seit der Französischen Revolu tion unsere Demokratien entwickelt und aufge- baut, in Afrika sollten sie von null auf hundert funktionieren … Was sagt uns die Liturgie zum Weltgebetstag der Frauen aus Zimbabwe? Ich finde dieses Bild enorm: Da liegt einer 38 Jah- Foto: Christoph Wider re lang gelähmt am Teich Bethesda, in dem viele Kranke geheilt werden. Er hat aber niemanden, der ihn zum Wasser trägt. Und auf die Frage Jesu: Willst du gesund werden? antwortet er nicht: Ja! Sondern: ich habe ja niemanden, der mir hilft. Katharina Morello ist reformierte Pfarrerin in Horgen. Als die Frauen an dieser Liturgie arbeiteten, Sie war vorher in der Kommunikation bei Brot für waren es genau 38 Jahre seit der Unabhängigkeit alle und beim Reformierten Kirchenboten (heute Zimbabwes (1980). Zu Beginn herrschte eine reformiert.) aktiv und literarisch tätig. Sie ist ver grosse Aufbruchstimmung, die aber schon bald heiratet und hat drei erwachsene Kinder. in Resignation umschlug, da es den Leuten wirt- forum 5 2020 26
schaftlich nicht besser ging. Die Situation des kam, das gebraucht worden wäre für das Pro- ganzen Landes entspricht dem Gelähmten am jekt. Sie sagten nun nicht: das war für nichts. Teich Bethesda, der nicht auf die Beine kommt. Sondern: also machen wir den Garten halt halb so gross. Und vor allem sagten sie mir: Was uns Das tönt recht hoffnungslos … hilft, ist zu spüren, dass irgendwo auf der Welt Die Frauen in Zimbabwe interpretieren anders: jemand an uns denkt. Mir wurde bewusst, dass Sie sagen zu sich selber und zu ihrem Land: Projekte manchmal misslingen können, doch «Hör auf, dich hinter deinen Ausreden zu ver- sie sind auch mit einer Übertragung von Kraft stecken. Wir sind zwar Opfer, aber es hilft nicht, verbunden. Der Weltgebetstag ist so ein Schub das als Ausrede zu nehmen. Jesus fragt ja: willst an Energie, der dieses Jahr nach Zimbabwe du gesund werden? Dieser Ruf von Jesus gilt fliesst. Damit werden sie dort viel erreichen. Das uns: Steh auf, nimm deine Matte und geh deinen dürfen wir nicht unterschätzen. Weg! (vgl. Joh 5,8).» Die Frauen lassen sich nicht unterkriegen. Sie nehmen ihr Leben in die Sie sind in Horgen im ökumenischen Komitee, das Katharina Morello «Sie tragen die Welt Hand, stehen auf, handeln und vertrauen gleich- den Weltgebetstag vorbereitet. auf dem Kopf», zeitig, dass jederzeit auch Wunder geschehen Ich freue mich riesig, dass dieses Jahr Zimbabwe Peter Hammer Verlag, können. Während unserer Zeit in Zimbabwe im Mittelpunkt steht, wo ich 2001 bis 2002 lebte. 2. Auflage. 150 Seiten haben wir das übrigens oft erlebt: es passieren Der Weltgebetstag ist eine tolle Möglichkeit, öku- ISBN: 978-3-7795-0176-3 wirklich Wunder – viel Unerwartetes wurde menisch etwas auf die Beine zu stellen, ich erle- möglich. Als ich eine der Frauen besuchte, hing be in dieser Gruppe sehr offene, interessierte an der Wand eine Decke, auf der stand: «With Frauen. Einmal im Jahr machen wir mit allen, die God everything is possible.» jemals für einen Weltgebetstag mitgearbeitet ha- ben, einen Schiffsausflug oder gehen essen, wir Religion nicht als Beruhigungsmittel, sondern sind eine richtig gute Truppe, die zusammenhält. als Anstoss zum Handeln … Genau, Religion macht dort alles andere als pas- Interview Beatrix Ledergerber siv. Ich habe oft gedacht, wenn der fehlende Regen die Ernte zerstört oder der Preis des Tabaks derart sinkt, dass der Bauer das Schul- Frauenforum. Evangeli- geld für seine Kinder nicht mehr aufbringen sche Zeitschrift: «Zim- kann, wird man doch völlig mutlos. Aber die babwe», September 2019. Leute essen einmal weniger am Tag, finden eine Fr. 7.– zuzügl. Versand. neue Möglichkeit, einen neuen Weg zum Über- www.zeitschrift-frauen leben. Sie haben eine grosse Hoffnung: Es ist forum.ch nichts umsonst. Gott ist mit uns. Und hier bei uns? Wir leben in einer total anderen Welt. Wir müssen auf der ganzen Welt gegen diese Lähmung, gegen das Gefühl der Ohnmacht an- kämpfen. Wenn wir an die vielen ungelösten Weltgebetstagsfeier aus Zimbabwe Aus Zimbabwe, der ehemaligen britischen Kolonie Probleme in der Welt denken, könnten wir ver- Rhodesien, kommt die Weltgebetstagsfeier 2020. zweifeln. Was heisst für uns: Steh auf, nimm Die Verfasserinnen schreiben zum Thema «Steh deine Matte und geh deinen Weg? Lass dich auf, nimm deine Matte und geh deinen Weg!» (nach nicht unterkriegen vom Gefühl, es ist unmög- Joh 5,8) eine Liturgie vor dem Hintergrund der lich. Bleib dran, orientiere dich an dem, was Geschichte ihres Landes. Nach 37 Jahren Schreckens möglich ist. Wenn wir etwas versuchen, haben herrschaft unter Robert Mugabe gab es 2018 wir zumindest die Chance, dass sich daraus demokratische Wahlen. Auch wenn die Situation unter etwas entwickelt. Wer die Angel nicht auswirft, dem neuen Präsidenten Emmerson Mnangagwa fängt auch keinen Fisch. nicht wesentlich besser ist als vorher, bedeuteten die Wahlen einen Aufbruch. Junge Menschen, die Und welche Bedeutung hat in diesem Kontext zum ersten Mal wählten, suchen einen Weg des der Weltgebetstag? Friedens und der Versöhnung. Sie werden unter stützt durch die Kirchen, die die Friedenserziehung Das Besondere ist das weltumspannende Gebet, fördern wollen. 24 Stunden lang. Das hat etwas Magisches an sich. Ich habe mit Frauen in Zimbabwe geredet, Zeit und Ort der Weltgebetstagsfeiern vom 6. März die an einem Entwicklungsprojekt teilnahmen, finden Sie auf Ihrer Pfarreiseite im forum. wo zum Schluss nur die Hälfte des Materials an- www.wgt.ch forum 5 2020 27
BOUTIQUE Fotos: kna-bild.de Pater Anselm Grün ist 75 Guru nennen ihn manche. Anselm Grün mag das nicht. Den Stolz auf seine 20-Millionen-Auflage kann er dennoch nicht verhehlen. Papier stapelt sich auf dem Schreibtisch Am Drucker in seinem Büro ist mit einem sen hängte der Ordensmann nach sei- im Kloster Münsterschwarzach unweit von Klebestreifen ein Bild des Papstes fi- ner Promotion in Theologie noch ein Nürnberg. Sehr viel Papier, auch auf dem xiert. Franziskus hat Grüns Bücher Studium der Betriebswirtschaft an. Wandschrank. Mittendrin Pater Anselm schon verschenkt, als er noch Jorge 36 Jahre lang, bis Oktober 2013, war Grün. Der Rauschebart vielleicht etwas Mario Bergoglio hiess und Erzbischof er Chef der Klosterbetriebe. Das Amt grauer, das lange Haar etwas wilder und in Buenos Aires war. Zuletzt empfahl brachte ihm manche Kritik und auch die Stirn etwas höher als früher. der Papst Priestern und Diakonen die Spott ein, bekannte Grün doch 2008 im Vor ihm die Post des Tages: Briefe Schrift «Lebensmitte als geistliche Auf- Scheitelpunkt der Finanzkrise, dass auch von der Bank mit dem handelsüblichen gabe» gegen die Midlife-Crisis. Getrof- er sich an der Börse verspekuliert habe. Fensterumschlag,aber auch handschrift fen habe er Franziskus noch nicht, sagt Nur wer Verluste mache, könne auch lich adressierte Schreiben. Glückspater, der Autor. «Ich würde das gern, will gewinnen, sagt er dazu heute. Lieber er- Volksprediger, Guru nennen ihn manche. mich aber nicht anbiedern.» zählt er von der Erfolgsgeschichte des Am 14. Januar feierte Deutschlands be- Regelmässig spricht Grün über sei- Klosters, ein mittelständisches Unter- kanntester Mönch seinen 75. Geburtstag. ne Bücher, über das Leben und seine nehmen mit rund 300 Mitarbeitern in Krisen. Er coacht Manager oder hält 20 Betrieben und einem ordenseigenen Grün ist ein Dauerbrenner, weit über das Kurse im Gästehaus seines Klosters. Oft Gymnasium mit rund 800 Schülern. kirchliche Stammpublikum hinaus. Das ist er auch in der Schweiz anzutreffen. spiegelt sich nicht nur in seinem Brief- Auch Neid und Kritik gibt es wegen seiner kasten wider. Auch die Neuerscheinun- Grün stammt aus dem fränkischen Jun- Bücher: Seine Theologie sei zu esoterisch. gen im Eckregal künden davon. Fünf bis kershausen, seine Eltern gaben ihm den «Ich hatte noch nie Probleme mit dem acht sind es jedes Jahr, sagt der Pater Namen Wilhelm, in München ist er auf- Lehramt», wehrt sich der Pater. Zuletzt nicht ohne Stolz. Aus den Papierstapeln gewachsen, half schon früh im Elektro- suchte er in seinen Büchern auch den Di- fischt er zwei Bände hervor. geschäft seines Vaters mit, verkaufte alog mit anderen Konfessionen und Re- Einer ist auf Arabisch, der andere auf Glühbirnen und Taschenlampen – Er- ligionen. Seine wichtigste Mission sieht Mandarin. 50 seiner derzeit rund 300 fahrungen, die er später auch als Cel- der Mönch darin, spirituell Suchenden lieferbaren Titel sind schon ins Chinesi- lerar, also als wirtschaftlicher Leiter des den Reichtum der christlichen Botschaft sche übersetzt worden. Und auch in etwa Klosters, nutzen konnte. zu vermitteln. Und wenn ihn irgendwann 30 weiteren Sprachen kann man ihn le- Mit 19 Jahren trat er dort ein, jedoch keiner mehr hören oder lesen wollte? sen. Als Gesamtauflage nennt der Pater mit einem ganz anderen Ziel: Als Seel- «Ich hoffe, dass ich das merke und dann 20 Millionen. Er trägt auch den Überna- sorger wollte er in die Mission – oder loslassen kann», sagt Grün. men «Die Schreibmaschine Gottes». Theologie-Professor werden. Stattdes- Christian Wölfel kath.ch forum 5 2020 28
SPIELEN mit Jub la Elektrische Linie Es werden zwei Teams gebildet. Diese stellen sich je in eine Linie, drehen der Gegnergruppe den Rücken zu und geben sich die Hand. Die Spielleitung wirft nun eine Münze hoch. Nur die vor- derste Person in der Linie darf schauen, ob die Münze Kopf oder Zahl zeigt. Zeigt sie Zahl, geschieht nichts. Zeigt sie Kopf, gibt die Person so schnell wie möglich einen Impuls – Hand drücken – zum Nächsten weiter. Sobald die letzte Material Ziel Person den Impuls spürt, muss sie den 1 Münze, 2 Bälle Innerhalb der Gruppe einen Ball, welcher hinter ihr auf dem Boden Alter Impuls so schnell wie möglich liegt, hochhalten und dabei lautstark ei- Ab zehn Jahren weitergeben. nen «Tschumpatschampa» tanzen. Gruppengrösse Das Team, welches als erstes zehn Beliebig www.jublazueri.ch Punkte erreicht, hat gewonnen. Schaufenster ➜ Fasten-Wegweiser 2020 Auf Sendung Ein Priester im Dilemma Als Marcel Köhle, ein junger Priester, seinen Rücktritt ankündigte, waren Foto: wandeln Fasten-Wegweiser / zvg alle schockiert. Er hatte sich ver liebt und wollte dem Doppelleben ein Ende setzen. So, 23. Februar, 10.00 Uhr, SRF 1 Stille Stille ist schwer zu fassen. Sie kann bedrohlich wirken, aber auch zu Wer verzichtet, lässt Altes los. Und von befreienden Kräften erzählen. einem spirituellen Weg werden, auch wer gibt und gönnt, kann mit un- Berührende und überraschende Illus- wenn der Mensch auf sich selbst – gewohnten Reaktionen rechnen. Der trationen von Birgit Lang eröffnen und Gott – zurückgeworfen ist. Fasten-Wegweiser «wandeln» beglei- einen anderen Blick auf die Texte. Mi, 26. Februar, 19.00 Uhr, BR tet auf dem Weg durch die sieben Wo- Wer lieber jede Woche einen Brief zu- chen von Aschermittwoch bis Oster- geschickt bekommt, kann sich von «An- Streitfrage «assistierter Suizid» montag und verwandelt dabei vieles. dere Zeiten» auch so durch die Fasten- Wie stellen sich Kirchen und Er überrascht mit kurzen Texten, ins- zeit begleiten lassen. So oder so: «Ande- Religionsgemeinschaften zum pirierenden Gedichten, Grafiken und re Zeiten» verhilft zu besonderen Tagen begleiteten Suizid? Wortspielen, mit Impulsen und Anre- des Wandels und des Wandelns. bl So, 1. März, 10.00 Uhr, SRF 1 gungen für die Fastenzeit. Roger Wil- lemsen denkt über die Stille vor dem «wandeln. Mein Fasten-Wegweiser Von Chuzpe und Schmonzes Kuss nach, Sophia Fritz möchte Gott 2020» Andere Zeiten. Initiativen Was macht den jüdischen Humor auf einen Kaffee einladen, Janosch zum Kirchenjahr. 120 Seiten, aus, diese Mischung aus beissen entdeckt seine Leidenschaft für ein farbig illustriert, Fr. 12.50. der Selbstironie, fatalistischem Bad im kalten Wasser. An den Sonn Galgenhumor und immer wieder tagen beschäftigen sich die Texte mit «Fastenbriefe. 7 Wochen anders leben» Chuzpe. den sieben Gaben des Heiligen Geis- Fr. 20.–. bestellen: 052 720 73 81, Fr, 6. März, 12.00 Uhr, 3sat tes: in aktuelle Bilder übertragen, die www.vereintecum.ch forum 5 2020 29
IM ZÜRIPIET DIHEI Hilfe bei der Einschulung Caritas Zürich sucht Freiwillige für das Projekt «Copilot». Dieses begleitet Eltern beim Eintritt ihrer Kinder ins Schulsystem. Mühe mit der formalen Korrespon- denz. Hier setzt das Projekt «Copilot» von Caritas Zürich an und begleitet Fa- milien durch das administrative Di- ckicht, wenn ihre Kinder in den «Staats- dienst» eintreten. Die Begleitung des Übergangs der Kinder ins Schulsystem und die Befähigung der Eltern, sich in diesem möglichst gut zurechtzufinden, leistet einen wichtigen Beitrag zur Ver- Foto: Caritas Zürich / zvg besserung der Bildungschancen be- nachteiligter Kinder. Nur: Wie so manches Caritas-Projekt ist auch «Copilot» auf Freiwillige ange- wiesen. Wer sich also im Zürcher Schul- wesen auskennt und sich freiwillig en- In diesen Tagen geht es für viele Eltern Familien verschickt. Nun haben aber gagieren möchte, findet auf www.caritas- darum, ihre Kinder für den Kindergar- viele Eltern, die mit dem hiesigen zuerich.ch/copilot alle nötigen Infos. ten anzumelden – die Stadt Zürich hat Schulsystem nicht vertraut und zudem Andreas Reinhart Caritas Zürich die entsprechenden Unterlagen an die nicht deutscher Muttersprache sind, INSERATE ...Weg entsteht beim Gehen... Nächste Inserateschlüsse: ➜ 9. März (Nr. 7) ➜ 23. März (Nr. 8) ➜ 6. April (Nr. 9) Faszination Pilgern forum@c-media.ch Vortrag: Dr. Bernhard Lindner Für Ihre Steuern und Erbschaftssachen Dr. Strebel, Dudli + Fröhlich Steuerberatung und Treuhand AG (ehem. Steuerkommissäre) Tel. 044 308 25 50 8052 Zürich www.sdf-treuhand.ch Steuern Erbsachen Altersvorsorge Liegenschaften Lourdes Wallfahrt mit Bischof Felix Gmür Für Gesunde und Menschen mit Handicap Vom 25.4. bis 1.5.2020 mit Flugzeug, Zug und Car Dienstag, 10. März 2020 um 19.00 Uhr im Pfarreisaal St. Josef, Röntgenstrasse 80, Zürich 5 Tram 4, 6 und 13 bis Haltestelle Quellenstrasse Fordern Sie noch heute gratis Informationen an: Schnupperpilgertag 7. Juni Interdiözesane Lourdeswallfahrt DRS St. Otmarsberg 1, CH-8730 Uznach, www.lourdes.ch Freier Eintritt / ohne Anmeldung Tel. +41 (0)55 290 20 22*, pilgerbuero@lourdes.ch forum 5 2020 30
22. FEBRUAR BIS 6. MÄRZ Kunst Spiritualität Gottesdienste Interkonfessioneller Rundgang LiederLiturgie in Uetikon Besuch der Blauen Moschee, der ser- Do, 27.2.,19.30, Franziskus-Zentrum bisch-orthodoxen Kirche Heilige Drei- Open-Hearts in Bruder Klaus faltigkeit und der Jüdischen Liberalen Fr, 28.2., 19.30, Gottesdienst, Anbetung, Gemeinde Or Chadasch. Gespräch, Beichte, Krankensalbung. Di, 3.3., 17.00, Blaue Moschee, Kochstr. 22, ZH. Bitte Ausweis mitnehmen. Eucharistie in der Predigerkirche Anmeldung bis 25.2.: 044 252 46 32 Sa, 29.2., 16.00, zum 1. Fastensonntag www.forum-der-religionen.ch Hochschulgottesdienst Bereichernde Armut Je So, 20.00, Liebfrauenkirche, Zürich Kunst und Religion im Dialog Erleben wir Gott als geizig oder überströ- «Nach seinem Bilde»: Führung mit Sibyl mend? Was macht uns reich, was arm? Kraft (Kunsthaus) und Marco Schmid Mi, 4.3., 19.00–21.00, Werdstr. 53, ZH. Fr. 15.–. Seelsorge-Gespräche (kath.) zu Bildern von Domenichino www.zentrum-spiritualitaet.ch Bahnhofkirche (Taufe Christi, 1603) und Giacometti Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00 (Chase Manhattan Plaza, 1960). Konzernverantwortung So, 8. 3., 15.00 – 16.30, Treffpunkt Eingangs Dietrich Pestalozzi, Unternehmer und Predigerkirche halle Kunsthaus Zürich. Ohne Anmeldung. Befürworter, und Markus Huppenbauer, Mo – Fr, 14.00 –18.00 Fr. 16.– / 11.–. Ethikprofessor, der die Initiative ablehnt, jenseits im Viadukt www.kunsthaus.ch/besuch-planen diskutieren. Mit wissenschaftlicher und Di –Fr, 11.00 –18.00, Sa, 14.00 –18.00 theologischer Einordnung. «Spät hab ich dich liebgewonnen …» Do, 5.3., 10.00, St. Anna Forum, Musik und Wort zur Fastenzeit: Angela St. Annagasse 11, Zürich. Gebete und Meditation Berlis, christkatholische Theologin, über www.stiftung-eg.ch Augustinus – seine Beziehung zu Gott Christliche Spiritualität und den Frauen. Merit Eichhorn, Orgel. Mo, 24.2., 19.15, Meditation, (Dietikon) Meditativer Tanztag Fr, 28. 2., 19.00, Augustinerkirche, Zürich. Do, 27.2., 19.00, Bibel teilen «Aus der Tiefe wächst Entfaltung» Eintritt frei, Kollekte. Do,5.3., 19.00, Kontemplative Meditation Sa, 21. 3., 10.00–17.00, aki, Hirschengraben 86, www.zentrum-spiritualitaet.ch www.zentrum-spiritualitaet.ch Zürich. Fr. 60.– / 70.–. Anmeldung: 044 368 55 66. MontagsMusik in St. Peter und Paul www.frauenbund-zh.ch Theologie Mo, 2.3., 12.15 –12.45: «Tanzende Orgel- pfeifen» – Texte von Lorenz Marti, Orgel. Altstadtkirchen im Gespräch Time-Out in der Fastenzeit Theologische Inputs aus den Altstadt- Di, 20.00–20.30, Krypta Bruder Klaus, kirchen: Grossmünster, Fraumünster, Zürich: Lied, Bibel, Stille, Gebet, Segen. St. Peter und ökumenische Prediger kirche. Musik und Gespräch Bahnhofkirche Mo – Fr, 7.00, 7.30, 8.00, 8.30: Wegworte Do, 12. 3.: Wie reden wir von Jesus Christus? Mo–Fr, 18.45. Sa/So, 15.45: Abendgebet Do, 19. 3.: Dreieinigkeit: Wie spricht die Bibel von Gott, wie denken wir Gott? Eucharistische Anbetung Liebfrauen Do, 26. 3.: Vielfalt der Religionen – theologisches Problem oder Chance? Mo – Fr, 9.00 – 17.20, Krypta Jeweils 18.30 – 20.00, Lavaterhaus, Der Fels und das Schwert Di, 19.00–21.00, Kirche St. Peterhofstatt 6. Geistliches Festspiel zum Abschluss Haltestille Bahnhofstrasse www.predigerkirche.ch der Restaurierung der Klosterkirche Do, 12.15 –12.35, Augustinerkirche Disentis. Schauspieler Hanspeter Ist Jesus heute von gestern? Müller-Drossaart, Chor Gymnasium Theologie 60plus: Im Kompaktkurs Je- Disentis und Orchester Desertina las- Vernetzt sus, das Neue Testament und seine Be- sen die Legende um Sigisbert, Placi- Spitalseelsorge deutung für heute kennen lernen: Pa- dus und Victor lebendig werden – auf www.zh.kath.ch/spitalseelsorge lästina zur Zeit Jesu, Gleichnisse, Vater- sie geht die Klostergründung zurück. unser, Wunder, Evangelien, Abendmahl. Palliative Care Hotline Fr, 13. 3., Sa, 14. 3., So, 15. 3., Fr, 20. 3., Mo, 30. 3., 16.00 bis Do, 2. 4., 16.00, Haus der So, 22. 3., jeweils 20.00, Klosterkirche 044 554 46 66 (Stadt und Kt. Zürich) Begegnung, Klosterweg 16, Ilanz. Fr. 220.– Disentis. Fr. 35.–, Tickets mit Buffet 044 224 03 80 (Stadt Winterthur) zzgl. Vollpension. Anmeldung bis 13. 3.: und Übernachtung möglich. 044 525 05 40 www.der-fels-und-das-schwert.ch Anderssprachige Gottesdienste www.tbi-zh.ch www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge forum forum22 2017 31 5 2020
SCHLUSSTAKT PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE Foto: Jean-Marie Duvoisin / zog IM KANTON ZÜRICH Gültig für die Sonntage vom 23. Feb. und 1. März Herausgeberin Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich Redaktionsadresse Hirschengraben 72, 8001 Zürich 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch, www.forum-pfarrblatt.ch Sekretariat: Mo/Di/Do 8.30 –11.30 Uhr, Di/Do 13.30–16.30 Uhr Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab Geschäftsführung: Anita Koch Redaktionssekretariat: Rita Grob Chefredaktion: Thomas Binotto (bit) Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl), Veronika Jehle (vej) Aktueller als gedacht Fotografie: Christoph Wider Grafik: Angelika Dobner Abo-Service und Adressmutationen Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) Stadt Winterthur: 052 224 03 80, Fastenzeit – was in vielen katholischen aber von Gott, der sein Volk ins verheis mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch Bezahlte Abos: 044 266 12 72, Ohren so verstaubt klingt, hat neue Ak sene Land führt. redaktion@forum-pfarrblatt.ch tualität gewonnen. Bewusste Ernährung, Diese Perspektive lässt uns an Os- Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.– Anzeigenverkauf Verzicht auf zu viel Fleisch, Heilfasten, tern nicht verzweifeln, weil wir es wie- creative media gmbh, Schützenstrasse 19, Konsum zurückfahren – das sind Schlag- der nicht geschafft haben, zu besseren 8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31 forum@c-media.ch, www.c-media.ch worte, die nicht zuletzt dank der Klima- Menschen und zu einer besseren Kir- Jugend wieder sehr präsent geworden che zu werden. Diese österliche Per Druck AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch sind. spektive erlaubt es uns vielmehr, hof- Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt Fasten, das ist aber auch zutiefst bib fend vorwärtszugehen und uns in der 65. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212 lische und kirchliche Tradition, die wir Fastenzeit mutig den Versuchungen im Christentum selbst etwas vergessen von Grössenwahn, Besitzdenken und haben. Worum geht es? Resignation zu stellen. Eine solche Per- In den romanischen Sprachen heisst spektive führt zu mehr Gelassenheit. «Fastenzeit» nüchtern «Die 40 Tage». Einer Gelassenheit, die von Gott her Tatsächlich hat Jesus in den 40 Tagen, denkt und sich einsetzt. Mit dieser die er nach seiner Taufe in der Wüste weisen Tradition sind wir als Kirche verbracht hat, gefastet. Und er wurde aktueller, als wir vielleicht glauben. dort vor allem auch in Versuchung ge- führt. Versucht wurde er in der Gier Abt Urban Federer besitzen zu wollen, versucht auch darin, gross von Gott zu reden und dennoch Der 1968 geborene und in Zürich aufgewachsene die Welt und das eigene Leben selbst im Urban Federer ist seit 2013 Vorsteher der Benediktiner Griff haben zu wollen. Und versucht abtei Einsiedeln. Im Paulusverlag ist von ihm eine Sammlung mit Meditationen zum Kirchenjahr unter dem wurde Jesus, sich an Dinge zu ketten, die Titel «Quellen der Gottesfreundschaft» erschienen. vorgeben, uns frei zu machen, aber uns letztlich die Würde rauben. Fasten be- freit. Fasten macht offen für anderes und ermöglicht Erfahrungen, die wir sonst nicht kennen. In der Fastenzeit nicht nur den Ver- zicht betonen, sondern unserem Leben eine andere Perspektive geben: Dazu kann uns die Bezeichnung «Die 40 Tage» verhelfen. Sie erinnert an den 40-jäh rigen Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Natürlich braucht Das Bild zeigt die Tauf- und Beichtkirche in Einsiedeln. es dazu die Anstrengung des Menschen, Ein barocker und dennoch schlichter Raum, der mit etwa von Moses und seinem Bruder seiner Konzentration auf das Wesentliche eine öster Aaron. Die eigentliche Befreiung kommt liche Perspektive eröffnen kann. forum 5 2020 32
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