MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz

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MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
/ NR. 4
                            OKTOBER ’20

GRE E N F O
         DER GRÜNEN SCHWEIZ
 MAGAZIN

> ABSTIMMUNGEN 29. NOVEMBER 2020 3 & 5
> CO₂-GESETZ: ZWISCHENERFOLG FÜR DEN KLIMASCHUTZ 4
> NEUER GENERALSEKRETÄR: FLORIAN IRMINGER 4

MIT K R I E G
       R  O F I T !
KEIN P
MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
DANK UNSEREM ENGAGEMENT!
                                 #GRÜNGEWINNT
               Die zweifelnden Stimmen kamen von                 Leider hat es nur zum Vier-zu-eins           zweitstärkste Partei vor der SVP sind
               Politologinnen, Journalisten und von              gereicht. Aber auch das zeigt: Soziale       und die Wahlen in St. Gallen und im
               der politischen Konkurrenz: In der                und ökologische Anliegen finden heute        Kanton Schaffhausen erfreulich ausge­
               Corona­krise würden die Anliegen der              Mehrheiten bei der Bevölkerung. Und          gangen sind: Wir müssen weiterhin
               GRÜNEN weniger wichtig, meinten                   wenn uns GRÜNE in den nächsten Jahren        kluge Allianzpolitik machen und bleiben
               sie. Sie prophezeiten, dass die Klima-            jemand fragt, was denn eigentlich der        auf gute Partner*innen angewiesen.
               bewegung ohne öffentliche Streiks                 Unterschied zwischen unserer Partei          Wir brauchen das Feuer für die grosse
               einschlafen würde. Und dass die                   und der glp sei, dann kennen wir jetzt       öko­logische und soziale Transfor­mation
               nächsten Wahlen die GRÜNEN wieder                 eine Antwort, die alle verstehen: Wir        – und die Klugheit, auch die kleinen
               aufs «Normalmass» zurechtstutzen                  GRÜNE sind jene der beiden Parteien,         Schritte dorthin zu erkämpfen.
               würden.                                           welche lieber 24 Milliarden in Solar­
                                                                 dächer investiert als in Luxus-Kampfjets.    Nur mit unser aller Einsatz geht
               Das Abstimmungswochenende vom                     Die glp die andere.                          ­#GrünGewinnt weiter. Bleiben wir für die
               27. September hat zum Glück das                                                                 Kriegsgeschäfte-Initiative und die Kon-
               Gegenteil bewiesen. Es hätte weni­ger             Auch wenn mit dem 27. September die           zernverantwortungsinitiative ­engagiert
               als 9000 Stimmen gebraucht und die                Dominanz der Isolationist*innen und der       dran!
               Überraschung wäre perfekt gewesen:                Sündenbockpolitik von rechts definitiv       Balthasar Glättli
               fünf von fünf Abstimmungen wären                  vorbei ist: Leichtsinn ist deswegen nicht    Präsident GRÜNE Schweiz
               im Sinne der GRÜNEN ausgefallen.                  angesagt. Auch wenn wir in Biel neu          @bglaettli

    Impressum
    Greenfo – Magazin der GRÜNEN Schweiz,              TERRORGESETZ-REFERENDUM
    Waisenhausplatz 21, 3011 Bern
    Tel.: 031 326 66 00                                 Unterschreiben Sie jetzt das Terrorgesetz-Referendum. Mehr: www.gruene.ch/terrorgesetz
    www.gruene.ch, gruene@gruene.ch
    Auflage: 7000 Exemplare
    Redaktion: Marjorie Spart, Natalina Töndury,       INITIATIVE FÜR EINE 13. AHV-RENTE (SIEHE BEILAGE)
    Yannick Zryd
    Grafik: Roman Gugger
                                                        Unterschreiben Sie noch heute die beiliegende Initiative für eine 13. AHV-Rente. Das sind die
    Druck: Bubenberg Druck                              wichtigsten Argumente:
    Fotos/Grafiken: Simon Vogel (S. 1), Giulia           • Viele Menschen kommen mit ihrer Altersrente schlecht über die Runde. Die Initiative
    Schneitter (S. 2), zVg (S. 3, 4, 5 & 8), Pixabay       für eine 13. AHV-Rente verbessert das Einkommen von Rentner*innen und schafft eine
    (S. 6 & 7), Béatrice Devènes (Portraits S. 3,
                                                           würdige Rente.
    4, 5, 6, 7)
    Erscheint vierteljährlich                            • Besonders Frauen profitieren von einer leistungsfähigen AHV, denn die AHV ist die
    Jahresabonnement: CHF 20 (für Mitglieder               einzige Sozialversicherung, die nicht entlöhnte Care-Arbeit in die Rentenrechnung
    im Mitgliederbeitrag inbegriffen)                      einbezieht.
    Unterstützen Sie die GRÜNEN mit Ihrer
                                                         • Die AHV ist der wichtigste Pfeiler unserer Altersvorsorge, denn sie schafft einen sozialen
    Spende: IBAN CH02 0900 0000 8002 6747 3
    oder www.gruene.ch/spenden                             Ausgleich. Mit der Einführung einer 13. AHV-Rente wird die AHV gestärkt.

2                                                                                                                                       GREENFO 04 / 2020
MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
Abstimmungen vom 29. November

 KONZERNE IN DIE
 VERANTWORTUNG
Wenn Schweizer Grosskonzerne bei ihren Aktivitäten im Ausland die Menschenrechte und
Umwelt­standards missachten, ist das inakzeptabel. Es ist Zeit, dass sie für angerichtete Schäden
­geradestehen.

Kürzlich haben sich in Indien ­hunderte     Einerseits die Prävention: Die Kon-        Feder der Konzernlobby angenommen.
Bäuerinnen und Bauern mit in der            zerne müssen die Auswirkungen ihrer        Er ist eine reine Alibi-Übung. Denn
Schweiz schon lange verbotenen              Aktivitäten genau unter die Lupe           er verlangt von den Konzernen ledig-
­Pestiziden Vergiftungen zugezo-            nehmen, Mass­nahmen ergreifen und          lich, dass sie schöngefärbte Berichte
 gen. Die Pestizide stammen aus der         Rechenschaft ablegen, und das auf          schreiben. Es sind keine zivilrechtliche
 ­Produktion von Syngenta, Nummer           transparente Art und Weise. Ander-         Haftung oder sonstige Sanktionen
  eins der Pestizidbranche, ansässig in     seits erhalten die O
                                                               ­ pfer von Verstössen   vorgesehen. Die Konzerne kämen ein-
  der Schweiz. Im südamerikanischen        durch die ­Konzerne die Möglichkeit,        mal mehr davon und würden für die
  Peru leiden Kinder unter Anämie,         in der Schweiz über eine Zivilklage         ­Aktivitäten ihrer Tochter­gesellschaften
  haben Lähmungen oder Behinderun-         Schaden­ersatz einzufordern. Die mul-        nicht haftbar gemacht.
  gen. Schuld daran sind Schwerme-         tinationalen Konzerne müssten also
  talle, insbesondere Blei und Arsen.      ­Verantwortung für die Verstösse ihrer      Die GRÜNEN unterstützen die
  Sie stammen aus einer von Glencore        Tochtergesellschaften übernehmen.          Konzern­verantwortungsinitiative
  kontrollierten Mine. Auch Glencore ist    Ohne diesen Mechanismus bleiben alle       schon seit deren Anfängen und ver-
  ein multinationaler Konzern. Die Firma    Massnahmen reine Alibi-Übungen und         urteilen den mutlosen Alibi-Gegen­
  handelt mit Rohstoffen und hat ihren      die Schäden ohne Konsequenzen. Auch        vorschlag der Parlamentsmehrheit. Wir
  Sitz in der Schweiz. Solche schweren      die Schweiz muss nun endlich genau         können, wir müssen die Abstimmung
  Verstösse gegen die Menschenrechte        hinschauen – wie das zahlreiche ande-      zur Konzernverantwortungsinitiative
  – und auch gegen Umweltstandards –        re europäische Länder ebenso tun.          gewinnen! Dafür brauchen wir das
  bleiben aber ohne Konsequenzen. Auch                                                 Engagement von Ihnen allen, liebe
  wenn die verantwortlichen Konzerne in    Einzige glaubwürdige Lösung                 ­Leser*innen. Helfen Sie mit, überzeu-
  der Schweiz ansässig sind. Weil sie im   Eine Kampagne zu führen, welche              gen Sie ihr Umfeld. Denn es bleiben
  Ausland begangen wurden. Ein unhalt-     gefährliche ­Umweltverschmutzungen           uns nur noch wenige Wochen.
  barer Missstand.                         und die Vergiftung von Kindern ver-
                                           teidigt, das konnte sich die rechte
Prävention und Schadenersatz               Mehrheit im Parlament dann doch                                Sibel Arslan
Die Konzernverantwortungsinitia-           nicht vorstellen. Also hat sie auf die                         Nationalrätin BS
tive sieht zwei Mechanismen vor.           Schnelle einen Gegenvorschlag aus der                          @SibelArslanBS

GREENFO 04 / 2020                                                                                                                  3
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Aktuell

          NEUER GENERALSEKRETÄR
          FLORIAN IRMINGER
          Die Geschäftsleitung der GRÜNEN Schweiz hat Florian Irminger zum neuen Generalsekretär
          ernannt.

          Florian tritt sein Amt an, nachdem er     Penal Reform International geleitet,         dierte dessen Redaktionskommission.
          sich während zehn Jahren auf inter­       eine Menschenrechtsorganisation,
          nationaler Ebene beruflich für die        die sich im Bereich der Strafjustiz          Die Arbeit in Netzwerken hat Flo-
          Menschen­rechte eingesetzt hat. Er        engagiert. Vor 20 Jahren war Florian         rians Laufbahn geprägt. Mit dieser
          war bei den Vereinten Nationen, beim      Irminger auch einer der Gründer der          ­wichtigen Erfahrung in der Tasche will
          Europarat und bei der Europäischen        Präventionsbewegung Stop Suicide.             Florian gemeinsam mit den kantonalen
          Union für die Interessenvertretung                                                      Sektionen zu weiteren Erfolgen der
          der H
              ­ uman Rights House Foundation        Florian ist seit Jahren bei den GRÜNEN        GRÜNEN beitragen. Stets im Dialog
          verantwortlich. Diese Stiftung waltet     aktiv: Er war Mitglied der Genfer und         mit den Bewegungen, die sich auf der
          als Sekretariat für einen Zusammen-       der Schweizer Partei­leitung und einer        Strasse für die Gleichstellung und das
          schluss von Menschenrechtsorgani-         der Gründer*innen der Jungen Grünen.          Klima stark machen.
          sationen in Zentral- und Osteuropa.       Zudem war F  ­ lorian Mitglied des Verfas-
          ­Während der letzten zwei Jahre hat er    sungsrats des Kantons Genf und präsi-

          CO2-GESETZ: ZWISCHENERFOLG
          FÜR DEN KLIMASCHUTZ
          Das neue CO2-Gesetz ist ein unverzichtbarer Zwischenschritt, um die Klimaziele von Paris
          zu ­erreichen. Jetzt werden wir GRÜNE uns dafür einsetzen, dass zusätzliche Massnahmen
          ­verabschiedet werden.

          Das neue CO2-Gesetz deckt nicht alle      Diese ­klaren Fortschritte sind der Klima-   Massnahmen für klimaverträgliche
          klimarelevanten Bereiche ab und geht      wahl im Oktober 2019 und der breiten         Anlagen umgesetzt werden. Ebenfalls
          noch immer zu wenig weit. Doch es         ­Bewegung fürs Klima zu verdanken.           setzen wir GRÜNE uns dafür ein, dass
          ist endlich ein Schritt in die richtige                                                der Bundesrat nach Inkrafttreten des
          Richtung! Der Einbau von Ölheizungen      Trotzdem reicht das neue Gesetz nicht        neuen CO2-Gesetzes rasch eine nächste
          wird erschwert, die CO2-Emissionen von    aus. Wir GRÜNE fordern die Verabschie-       Revision erarbeitet.
          Autos müssen weiter reduziert werden.     dung weiterer Ziele und Massnahmen
          Neu enthält das Gesetz Massnahmen         für mehr Klimaschutz, dies insbesonde-
          zur Reduktion des Treibhausgas­           re in der Verkehrs-, Agrar- und Energie­
          aus­stosses im Flugverkehr und zielt      politik sowie für den Finanzplatz.                             Kurt Egger
          darauf ab, die Finanzflüsse mit den       Beispielsweise sollen künftig in der                           Nationalrat TG
          Klimazielen in Einklang zu bringen.       gesamten Finanzbranche verbindliche                            @kurtegger2

4                                                                                                                       GREENFO 04 / 2020
MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
Abstimmungen vom 29. November

 FÜR DIE KRIEGE DIESER WELT
 KEIN SCHWEIZER GELD
Jedes Jahr sterben zehntausende Menschen durch bewaffnete Konflikte. Millionen mehr werden
verletzt, traumatisiert und in die Flucht getrieben. Gleichzeitig machen internationale Rüstungs­
unternehmen riesige Profite mit Waffenlieferungen. Hier setzt die Kriegsgeschäfte-Initiative an.­

Die Jungen Grünen und die GSoA ­wollen      deshalb, dass in der Schweiz ver­waltetes       diplomatische Lösungen zu suchen,
mit ihrer Initiative erreichen, dass          Geld nicht dort angelegt wird, wo die         ­unglaubwürdig.
künftig kein Schweizer Geld mehr in           Menschheit davon Schaden nimmt.                Investitionen in Rüstungsgüter sind
die Finanzierung von Kriegsmaterial­          Investitionen in die Rüstungs­industrie        weder besonders lukrativ noch risikofrei.
produzenten fliesst. Denn bevor Kriege      schaden in dreifacher Weise: Die                 Langfristig lohnen sich nur nachhaltige
und Konflikte tausenden von Menschen        ­Produkte der Rüstungsindustrie dienen           Anlagen. Mit unserem Geld werden­
das Leben kosten, bevor sie ganze            einzig dem Ziel, Menschen möglichst          ­Kriege und Zerstörung finanziert, ohne
­Kulturen vernichten und Landschaften        ­effizient zu kontrollieren und zu töten.     dass wir mitbestimmen können. Es
 verwüsten, bevor sie demokratische           Sie verpesten dabei in unvergleich-          ist Zeit, dass auch die Finanzbranche
 Strukturen zerstören und die Zivilge-        barer Weise die Umwelt und tragen            ­Verantwortung übernimmt.
 sellschaft unterdrücken, müssen sie          so dazu bei, dass neue Konfliktherde          Ein Investitionsverbot für Waffenprodu-
 finanziert werden. Allein im Jahr 2018       entstehen. Und: Die Überbewertung der         zenten ist ein Schritt in Richtung mehr
 investierten Schweizer Finanzinstitute       militärischen Aufrüstung als sicherheits­     Transparenz und Verantwortung.
 wie die Nationalbank, die Credit Suisse      politisches Element führt dazu, dass
 und die UBS mindestens neun Milliarden       Geld für die wirklich grosse Sicherheits-   Engagieren wir uns deshalb gemeinsam
 US-Dollar in Atomwaffenproduzenten –         krise unserer Zukunft fehlt, nämlich für    für ein Ja zur Kriegsgeschäfte-Initiative,
 pro Schweizer Einwohner*in macht das         den Klimawandel.                            für ein Ja zu einer friedlicheren Welt.
 1044 Dollar. Somit steht die Schweiz bei
 den Pro-Kopf-Investitionen im internati-   Neutral? Von wegen.
 onalen Vergleich auf dem unrühmlichen      Dass Milliarden von Schweizer Fran-                               Marionna Schlatter
 Platz 2 – direkt nach den USA. Und das,    ken in Kriege fliessen, widerspricht                              Nationalrätin ZH
 obwohl sie als reiches Land mit einem      dem Grundsatz der Neutralität. Neu-                               @marionnasch
 der grössten Finanzplätze der Welt eine    tralität bedeutet, sich nicht aktiv in
 besondere Verantwortung tragen sollte.     Konflikte einzumischen. Die indirekte
                                            Einmischung durch die Finanzierung                                Julia Küng
Dreifacher Schaden                          von Kriegsmaterial verletzt unsere                                Co-Präsidentin Junge Grüne Schweiz
Die Kriegsgeschäfte-Initiative fordert      ­Neutralität und macht unser Bestreben,                           @Julia_Kueng

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MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
Aktuell

          GEMEINSAM GESTALTEN WIR
          DEN GREEN NEW DEAL
          Mitte August haben wir den Auftakt gemacht für einen Green New Deal, mit dem wir GRÜNE den
          Weg bereiten wollen für eine Wirtschaft von morgen. Eine Wirtschaft, die nicht länger auf ein
          ­blindes Konsum- und Produktionswachstum setzt, sondern unsere realen Bedürfnisse befriedigt.
           Wir wollen die aktuelle Krise als Chance nutzen und den Umbau hin zu einer besseren, nachhaltige-
           ren und grüneren Zukunft beschleunigen.

          Wir wollen den notwendigen Umbau           förderung. Einige Themen werden            zungsmöglichkeiten diskutieren. Ihre
          auf allen Ebenen vorantreiben und          wir auswählen und gemeinsam mit            Vorschläge werden wir auch weiterhin
          die Leute gemeinsam zum Umdenken           Expert*innen, grünen Mitgliedern und       aufnehmen und einfliessen lassen:
          bewegen. Seit dem Auftakt in Brugg         Fachpersonen weiterbearbeiten.             www.gruene.ch/gnd-d
          haben wir unzählige wertvolle Inputs
          zum Green New Deal erhalten: Ideen         Die Debatte weiterführen
          für ein ökologischeres Steuer­system,      Insbesondere wollen wir die Debatte
          zu nachhaltigen Finanzflüssen, Bei-        mit Ihnen weiterführen und im Verlauf                        Franziska Ryser
          träge zur Wachstumskritik und Vor-         der nächsten Monate an verschiedenen                         Nationalrätin SG
          schläge für Bildungs- und Innovations­     Veranstaltungen mit Ihnen die Umset-                         @FranziskaRyser

          BENZINVERBRAUCH
          SUBVENTIONIEREN?
          Im vergangenen Sommer hat sich eine Kommission des Nationalrats dafür ausgesprochen, den Benzin­
          verbrauch mit sieben Rappen pro Liter zu subventionieren. Wie bei der bedingungslosen Unterstüt-
          zung der Flugbranche entsteht auch hier der Eindruck, dass die Klimakrise komplett vergessen geht.

          Die von einer Kommission des National-     Und eine Sonderregel mit ­Folgen: Sie      wären. Jetzt muss der Ständerat zur
          rats angenommene parlamentarische          erhöht den Anreiz für ineffiziente Fahr-   Vernunft kommen. Lehnt er die parla-
          Initiative sieht vor, dass die Mehrwert-   zeuge und unnötige Fahrten. Das läuft      mentarische Initiative nicht ab, prüfen
          steuer künftig nicht mehr auf die Mine-    dem Klimaschutz und dem Ausstieg aus       die GRÜNEN das Referendum.
          ralölsteuer erhoben wird, mit welcher      den fossilen Energieträgern diametral
          die Strassen bezahlt werden. Somit         entgegen. Gleichzeitig hat sie deutlich
          würde der Liter Benzin sieben Rappen       tiefere Mehrwertsteuereinnahmen
          billiger. Eine inakzeptable Sonderregel,   zur Folge. Die Steuerbehörden haben                          Bastien Girod
          denn normalerweise wird die Mehrwert-      bereits angekündigt, dass die AHV und                        Nationalrat ZH
          steuer auf den Gesamtbetrag erhoben.       die Bahninfrastruktur direkt betroffen                       @bastiengirod

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MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
Landwirtschaft

PESTIZID-INITIATIVEN:
FÜR EINE GRÜNERE LANDWIRTSCHAFT
Mehr als 2000 Tonnen Pestizide werden jährlich in der Schweiz ausgebracht (vgl. Agrarbericht 2018).
Diese giftigen Produkte landen in unserem Grund- und Trinkwasser und schaden den Insekten,
­Nagetieren und Pflanzen. Und sie beeinträchtigen die Bodenqualität und Biodiversität.

Der Pestizid-Ausstieg ist eine der Prio-    Initiative «Für sauberes Trinkwasser         einen Kurswechsel in der Landwirtschaft.
ritäten der GRÜNEN für die Legislatur       und gesunde Nahrung» schlägt vor,            Auch fürs Klima: Seit Beginn dieses Jahr-
2019-2023. Gleichzeitig nimmt auch in       dass die landwirtschaftlichen Direkt-        hunderts verzeichnet die Landwirtschaft
der Zivilbevölkerung der Widerstand ge-     zahlungen nur noch Landwirt*innen            keinen nennenswerten Rückgang ihres
gen Pestizide zu: Gleich zwei Initiativen   zugutekommen, die ohne Pestizide und         ­Treibhausgas-Ausstosses.
wurden eingereicht. Die erste, «Für eine    ohne ­prophylaktischen Antibiotika­
Schweiz ohne synthetische Pestizide»,       einsatz in der Tierhaltung auskommen.
hat zum Ziel, jegliche synthetische         Und die einen der Produktionsfläche
Pestizide in der landwirtschaftlichen       angepassten Tierbestand halten. Die                             Kilian Baumann
Produktion und Verarbeitung sowie in        beiden Initia­tiven weisen in die richtige                      Nationalrat BE
der Landschaftspflege zu verbieten. Die     Richtung. Denn es braucht dringend                              @Kilian_Baumann

AUF ACKER UND TELLER:
SCHLUSS MIT GIFT!
In den nächsten Jahren werden die agrarpolitischen Weichen mit der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+)
neu gestellt. Pestizide, Überdüngung und Massentierhaltung haben die Ernährungswirtschaft in eine
­Sackgasse geführt. Höchste Zeit für grünen Wandel!

Vor zwei Jahren wurde über die              energie­basierten Intensivlandwirt-          GRÜNEN hat eine Agrarstrategie erar-
«Fair-Food-Initiative» der GRÜNEN           schaft lassen sich nicht länger unter        beitet, die den Weg aus der Sackgasse
abgestimmt. Sie wollte Produktion,          den Tisch ­kehren. Nur ein konsequenter      zeigt: Weniger Fleisch, mehr Bio, fairer
Verarbeitung, Handel und Konsum von         Arten-, Klima-, Boden- und Gewässer-         Handel, Ernährungswissen und Agrar­
Lebensmitteln an Nachhaltigkeits­           schutz kann die Ernährung der Welt­          ökologie. Die Diskussion ist eröffnet!
zielen ausrichten. Würde die Initiative     bevölkerung sicherstellen.
heute zur Abstimmung kommen,                Neben der Natur sind auch die Bäuerin-
stünden ihre Chancen gut. Die Klima­        nen und Bauern unter Druck. Sinkende
streikenden haben das Bewusstsein           Preise und die steigende Abhängigkeit                           Regula Rytz
für einen Kurswechsel geschärft. Die        von Agrar-Grosskonzernen bedrohen                               Nationalrätin BE
zerstörerischen Folgen der chemie- und      ihre Zukunft. Eine Arbeitsgruppe der                            @RegulaRytz

GREENFO 04 / 2020                                                                                                                           7
MIT KRIEG - MAGAZIN DER GRÜNEN SCHWEIZ OKTOBER '20 / NR. 4 - GRÜNE Schweiz
Wir sind GRÜN!

            DAS SOZIALE
            IM ZENTRUM
           Vor Kurzem wurde Lena Frank in Biel in den Gemeinderat gewählt. Sie will ihre bereits langjährige
           Erfahrung nutzen, um die Umwelt- und Sozialpolitik voranzutreiben.

           Lena Frank hat die Politik im Blut.        Zeit und ich habe leidenschaftlich           Berner Kantonalsektion der GRÜNEN
           Nach zehnjährigem Engagement bei           gerne mit so vielen motivierten jungen       zu übernehmen. «Die soziale Gerech-
           den GRÜNEN und den Jungen Grünen           Menschen zusammengearbeitet.»                tigkeit liegt mir sehr am Herzen. Die
           wurde die 31-jährige Bielerin nun in den                                                Umweltpolitik und die soziale Politik
           Bieler Gemeinderat gewählt, wo sie die     Den politischen Weg einge-                   müssen Hand in Hand gehen». Als
           GRÜNE Barbara Schwickert e    ­ rsetzt.    schlagen                                     Beispiel nennt Lena die Opposition in
           Eine neue Etappe für Lena, deren           Für ihr politisches Engagement musste        der Bevölkerung gegen das Autobahn-
           ­politische Karriere früh begonnen hat:    Lena sich gezielt entscheiden. Denn          projekt Westast in Biel: «Die grossen
            «Meine Mutter war Parlamentarierin in     als junge Pflegefachfrau interessierte       Projekte müssen gemeinsam mit den
            Langnau, wo ich aufgewachsen bin.         sie sich auch für eine Spezialisierung       Anwohner*innen umgesetzt werden»,
            So habe ich die Politik schon früh ver-   in der Notfallmedizin. «Diesen Weg           meint sie. Und setzt sich für mehr
            folgt. Richtig aktiv wurde ich an dem     ­neben der Politik zu gehen, wäre zu         Grünzonen und weniger Verkehr in Biel
            Tag, als die Ausschaffungsinitiative       intensiv gewesen. Ich hätte beim            ein.
            der SVP angenommen wurde. Ich              ­politischen Engagement zurückste-          Die Bielerin freut sich sehr auf die
            war schockiert – und trat den Jungen        cken ­müssen, was ich nicht wollte. Also   Arbeit in der Bieler Exekutive, in der es
            Grünen bei.» Bei den Jungen Grünen,         schlug ich eine andere Richtung ein».      zum ersten Mal eine Frauenmehrheit
            die damals noch im Aufbau begriffen         Lena begann, bei der Gewerkschaft          gibt. «Biel ist eine progressive Stadt»,
            waren, übernahm Lena schnell viel Ver-      Unia zu arbeiten, wo sie noch bis Ende     meint sie und lächelt. «Wir haben die
            antwortung. Dank ihrem Herzblut und         des Jahres als Mitglied der Sektor­        Herausforderung gemeistert, aus der
            ihrer strategischen Denkweise wurde         leitung Bau fungiert. Dieser berufliche    Atomenergie auszusteigen und ein Kli-
            sie 2012 zur Co-Präsidentin gewählt.        Kurswechsel erlaubte ihr, ihr Engage-      mareglement zu verabschieden».
            «Wir engagierten uns für die Zersiede-      ment im Bieler Stadtrat – wo sie seit
            lungsinitiative. Und wurden mehr und        2013 Einsitz hat – zu vertiefen und im
            mehr gehört. Es war eine spannende          Jahr 2016 die Vize-Präsidentschaft der

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