MITTEILUNGEN AUS DEM SCHLESISCHEN MUSEUM ZU GÖRLITZ - Schlesisches Museum zu Görlitz

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MITTEILUNGEN AUS DEM SCHLESISCHEN MUSEUM ZU GÖRLITZ - Schlesisches Museum zu Görlitz
M ITTEILUNGEN AUS DEM
 S CHLESISCHEN M USEUM ZU G ÖRLITZ
Nummer 32      Herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer des Schlesischen Museums zu Görlitz              12/2019

Liebe Mitglieder,                                              Neue Sonderausstellung 7.4. – 2.8. 2020
sehr geehrte Damen und Herren,                                 Glas der Firma Fritz Heckert, Petersdorf-
                                                               Piechowice, 1863-1923
der Vater des Schlesischen Museums, Dr. Herbert
Hupka, hat gerne davon gesprochen, das Museum                  Demnächst wird es bunt im SMG: In der neuen
zeige eine Leistungsschau der Schlesier. Man denke             Sonderausstellung sind ca. 200 Gläser der Firma
                                                               Fritz Heckert aus Petersdorf/Piechowice zu se-
an die Präsentation von schlesischem Glas, schlesi-            hen, die sich durch ihre Vielfalt und vor allem
schem Porzellan, Bunzlauer Keramik oder Silber-                ihre farbenfrohen Dekore auszeichnen. Dabei
waren aus Breslau in der Dauerausstellung und ge-              sind die Stile sehr unterschiedlich. Großen Er-
rade auch bei Sonderausstellungen, das ist Lei-                folg hatte die Fa. Heckert mit ihren Gläsern im
stungsschau wie auf einer Messe.                               Stil des Historismus – teils Repliken originaler
Für die Mitglieder des Vereins der Freunde und                 Gläser, teils frei empfundene Nachschöpfungen.
Förderer ist es immer etwas Besonderes, wenn im                Enormen Absatz fanden im Deutschland der
Rahmen der Treffen zur Mitgliederversammlung eine              Gründerzeit, aber auch international Gläser im
Führung durch eine gerade laufende Sonderausstel-              altdeutschen Stil.
lung stattfinden kann. In diesem Jahr lud uns im               Besonders farbenfroh sind die ab ca. 1880 her-
Oktober wieder einmal Frau Dr. Johanna Brade zu                gestellten orientalisch geprägten Gläser (Serie
                                                               „Jodpur“), irisierende Gläser („Cypern-Glas“)
einer Führung durch eine Sonderausstellung ein:                oder Überfang-Gläser. Aber auch im Jugendstil
„Avantgarde in Breslau“. In dieser Ausstellung geht            hatte man den Mut zur Farbe und wurde dabei
es, im Sinne von Leistungsschau, natürlich auch um             von bedeutenden Entwerfern wie z.B. Max Rade
Kunstwerke, die in Schlesien und von schlesischen              in Dresden oder Ludwig Sütterlin unterstützt.
Künstlern, wie Otto Müller und Oskar Moll ge-
schaffen wurden. Darüber hinaus wird in dieser
Ausstellung die Stadt Breslau gleichsam zum zent-
ralen Ausstellungsobjekt gemacht, indem die ausge-
wählten Exponate die Stellung Breslaus als attrak-
tiver Kunstmetropole in der Zeit zwischen 1919 und
1933 deutlich werden lassen. Oskar Schlemmer ver-
ließ das Bauhaus in Dessau, um in Breslau zu leh-
ren, die Architekten der klassischen Moderne wie
Hans Scharoun, Erich Mendelsohn, Hans Poelzig
und Max Berg verwirklichten in Breslau ihre neuen
Ideen, Erich Kästner schrieb Texte für den Breslau-            Links: Henkelvase nach einem Entwurf von O. Thamm 1890
                                                               (Form) und Max Rade 1899 (Dekor), Sammlung E. Gelfort, Köln;
er Rundfunksender, um nur einige Namen zu nen-                 Foto Arkadiusz Podstawka. Rechts: Kanne im Jodpur-Stil nach
nen.                                                           einem Entwurf von Max Rade um 1898, hergestellt 1898-1925;
                                                               Muzeum Karkonoskie w Jeleniej Górze, Foto: Arkadiusz Pod-
Was mich persönlich besonders freut: Der Katalog               stawka.
zu dieser Ausstellung ist sehr gelungen, und, wie              Gegründet wurde die Firma 1863 von dem aus
schon die Kataloge von Frau Dr. Brade zu den                   Halle (Saale) stammenden Friedrich Wilhelm
Ausstellungen Bilder und Texte von Ivo und                     Heckert (1837-1887). In seiner „Glasraffinerie“
Gerhart Hauptmann sowie Karl Schmidt-Rottluff                  veredelte er zunächst nur die Gläser, die er bei
in Kreisau, ist er vom Umfang und vom Preis her                anderen Glashütten wie der Josephinenhütte in
sehr geeignet als kleines Geschenk für alle möglichen          Ober-Schreiberhau/Szklarska Poręba kaufte o-
                                                               der nach seinen Vorgaben herstellen ließ. 1889
Gelegenheiten.
                                                               ging – nun unter der Leitung seiner Familienan-
                                    Ihr K. Schneider           gehörigen – die bisherige Geschäftsbeziehung
mit der Josephinenhütte zu Ende und das Glas             unsere Geldgeber – die Bundesrepublik
wurde in einer neu erbauten Hütte selbst herge-          Deutschland und der Freistaat Sachsen – die
stellt. Bis 1918 galt die Firma als einer der füh-       Übernahme der Kosten in Aussicht gestellt ha-
renden deutschen Hersteller von Kunst- und               ben. Einen bedeutenden Beitrag leistet die Stadt
Zierglas und konnte sich gegen die internationale        Görlitz, die ja auch zu den Stiftern des Museums
Konkurrenz behaupten. 1918 wurde sie schließ-            gehört, indem ihre Ämter die Maßnahmen bau-
lich von der Josephinenhütte übernommen und              fachlich begleiten und uns bei Ausschreibungen
die Produktion fortgesetzt.                              und Auftragsvergabe unterstützen. Bis das Mu-
Basierend auf einer Privatsammlung von fast 200          seum wieder auf dem neuesten technischen
Produktionsbeispielen und ergänzt um Leihga-             Stand ist, werden sicher zwei Jahre vergehen.
ben aus dem Muzeum Karkonoskie wird die                  Auf dem Weg dorthin werden gelegentliche Stö-
Ausstellung das breite Spektrum des Kunst- und           rungen im Museumsbetrieb nicht ganz zu ver-
Zierglases der Fa. Heckert zeigen.                       meiden sein. Wir hoffen aber, ohne eine (allen-
Die Ausstellung wird zusammen mit dem Muze-              falls kurzzeitige) Schließung auszukommen.
um Karkonoskie erarbeitet und nach der Präsen-           Die technische Erneuerung soll einhergehen mit
tation in Görlitz übernommen. Es erscheint ein           der Durchführung kleinerer Reparaturen und
Katalog. Weiterer Partner ist die Glasfabrik             Ergänzungen in der ständigen Ausstellung. An
„Huta Julia“ in Piechowice, die am alten Stand-          einigen Stellen im Ausstellungsrundgang sollen
ort der Fa. Heckert aktuell Glas produziert und          interaktive Stationen vor allem Kinder und Ju-
sich intensiv dafür engagiert, Besuchern der Re-         gendliche ansprechen. Sie sollen komplizierte
gion die Geschichte der jahrhundertelangen               Sachverhalte einfach erklären, zu spielerischem
Glasherstellung im Raum Hirschberg zu vermit-            Umgang und zu eigener aktiver Auseinanderset-
teln. Hier kann man bei einem Rundgang durch             zung mit den Themen der Ausstellung anregen.
den Betrieb die Glasherstellung erleben, die sich        Nicht nur für Kinder soll das Schlesische Muse-
seit Fritz Heckerts Zeiten technologisch kaum            um attraktiver werden.
verändert hat – ein lohnendes Ziel nicht nur für         Die Aufgabe „Inklusion“ nimmt inzwischen
Exkursionen im Rahmen der Ausstellung.                   auch bei uns einen hohen Stellenwert ein, was
                                                         nicht ohne Auswirkungen auf das berufliche
Die Ausstellung wird anschließend, vom 2.10.             Selbstverständnis der Mitarbeiterinnen und Mit-
2020 bis 31.1. 2021 im Muzeum Karkonoskie w              arbeiter des Museums geblieben ist. Wir haben
Jeleniej Górze/Riesengebirgsmuseum Hirsch-               Führungen in einfacher Sprache entwickelt und
berg gezeigt.                    Martin Kügler           durchgeführt und Angebote für Demenzkranke
                                                         ausprobiert. Ein kleiner Führer in leichter Spra-
Wort des Museumsdirektors                                che ist entstanden. Museumsbesucher mit kör-
                                                         perlichen Beeinträchtigungen haben uns auf Bar-
Liebe Freunde des Schlesischen Museums,                  rieren und Fallen im Museumsrundgang auf-
                                                         merksam gemacht, die wir nun – soweit es im
im Jahr 2006 hat das Schlesische Museum im               denkmalgeschützten Haus möglich ist – nach
Schönhof eröffnet, und gut 15 bis 20 Jahre ist es        und nach beseitigen wollen. In den nächsten
her, dass das alte Gemäuer eine blitzblank-neue          Wochen werden Vorrichtungen zur automati-
technische Ausstattung bekommen hat. Ich hatte           schen Öffnung von Türen eingerichtet, ein
wirklich geglaubt: mit dem Thema „Bau und                Treppenlift zum oberen Ausstellungsraum im
Technik im Schönhof“ muss ich mich in meiner             Mittelhaus eingebaut und der Zugang zum Mu-
Dienstzeit nicht mehr befassen, aber Pusteku-            seum von der Brüderstraße für Gehbehinderte
chen! Die technischen Anlagen sind inzwischen            und Rollstuhlfahrer erleichtert. Im nächsten Jahr
in großen Teilen veraltet. Sie sind „abgekün-            stehen eine Verbesserung des Leitsystems durch
digt“, wie der Fachterminus lautet, den ich zuvor        die Ausstellungsräume und die Erstellung zu-
noch nie gehört hatte: d.h. die Firmen überneh-          sätzlicher, den Gehör- und Tastsinn anspre-
men keine Gewähr für das reibungslose Funkti-            chender Angebote in der ständigen Ausstellung
onieren mehr, und häufig fehlen die Ersatzteile          auf dem Programm.
für künftig anstehende Reparaturen. Noch läuft           Am Ende steht ein gastfreundliches und offenes
alles reibungslos, aber wir müssen uns darauf            Haus, ohne Barrieren und mit Angeboten, die
vorbereiten, die Apparaturen nach und nach zu            sich an alle richten – ein lohnenswertes Ziel, wie
ersetzen. Dazu bedarf es langfristiger Planung,          ich finde.
und natürlich stehen die Mittel für umfangreiche         Mit besten Grüßen und guten Wünschen für einen
Investitionen nicht vom einen auf den anderen            friedlichen Jahresausklang
Tag zur Verfügung. Wir sind sehr dankbar, dass           Ihr Markus Bauer

                                                     2
Große Ereignisse auf kleinen Medaillen                        Seine Medaille zeigt auf einer Seite den Kometen
                                                              mit seinem Schweif am Himmel über einer kar-
In der Ausstellung „Kopf und Zahl. Geschichte                 gen Landschaft, auf der anderen Seite ein Bi-
des Geldes in Schlesien“ (deren Laufzeit bis zum              belzitat: „Wer hat des Herrn Sinn erkannt? (Röm
1. Juni 2020 verlängert wurde) sind neben Hun-                XI 34)“. Das Schlesische Museum besitzt diese
derten Münzen auch zahlreiche Medaillen zu se-                Medaille in Silber, wobei sie auch als Dukat her-
hen. Sie sind meist ebenso rund und aus Metall,               gestellt worden war.
doch gelten sie nicht als Zahlungsmittel, sondern             Würde heutzutage ein Großer Komet erschei-
besitzen vor allem künstlerischen und ideellen                nen, so wären die Menschen ganz bestimmt
Wert. Seit der Renaissance wurden auf den klei-               stark beeindruckt - trotz umfassender wissen-
nen, robusten Kunstwerken bedeutende Persön-                  schaftlicher Erklärungen und automatischer
lichkeiten, wichtige Ereignisse und imposante                 Himmelsdurchmusterungen, die bis zu 20 Ko-
Bauwerke abgebildet oder große Botschaften                    meten pro Jahr feststellen. Möglicherweise wür-
durch Symbole, Wahlsprüche, Heiligen- und My-                 den neue Medaillen entstehen. Allerdings ist für
thendarstellungen vermittelt.                                 das kommende Jahr 2020 kein Großer Komet
Nur 22 Millimeter beträgt der Durchmesser ei-                 angekündigt.                        Martina Pietsch
ner Silbermedaille, die an eine großartige Him-
melserscheinung der Jahre 1743/44 erinnert: der                „Kopf und Zahl“- Die Sonderausstel-
Große Komet, der über 110 Tage lang mit blo-                  lung ist ein Magnet für Kinder
ßem Auge sichtbar war. Seine Helligkeit und sei-
ne gewaltigen Schweifstrahlen machten ihn zu                  Seit der Eröffnung der Sonderausstellung „Kopf
einem Weltereignis, das von Zeitgenossen viel-                und Zahl - Geschichte des Geldes in Schlesien“
fach beschrieben und dargestellt wurde. Bis heu-              kann die Museumsbildung hinsichtlich der Re-
te rangiert der „Komet Klinkenberg“ oder                      sonanz auf ihre Angebote rund um das Thema
auch „Komet de Chéseaux“ – benannt nach sei-                  Geld eine erfreuliche Zwischenbilanz ziehen.
nen offiziellen Entdeckern Dirk Klinkenberg                   Knapp 380 Kinder und Jugendliche wurden von
und Jean-Philippe de Chéseaux – auf Platz 5 un-               Ausstellungsbeginn im Mai bis Ende Oktober
ter den Top Ten der Kometen.                                  mit zwei verschiedenen Programmen zur The-
                                                              matik Münzen und Medaillen erreicht. Ob im
                                                              Klassenverband, als Feriengruppe oder zusam-
                                                              men mit Eltern oder Großeltern bei einem Feri-
                                                              enangebot, die Kinder kamen und merkten oft
                                                              nicht, wie schnell die Zeit überschritten war.
                                                              Das erste Programm läuft unter dem Titel „Euro
                                                              mit Kopf und Zahl“ und schlägt von alten Mün-
                                                              zen, die in Schlesien gefunden wurden und in
                                                              der Ausstellung präsentiert werden, einen Bogen
                                                              zu unserer aktuellen Währung, dem Euro. Der
                                                              Bezug zur Lebensrealität ist damit bestens gege-
Foto: Medaille auf den Großen Kometen, 1744, Silber ge-
prägt, Medailleur: Georg Wilhelm Kittel, SMG 2002/1365,       ben und so fesselt das Thema Numismatik
Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland (Sammlung Ba-         schnell die Gäste.
schinski), Foto: René Pech                                    Die Besucher können nicht nur eine „Euro-
                                                              Reise“ erleben, in der Münzen auf einer Europa-
Selbst am Taghimmel war der Komet sichtbar.                   karte den verschiedenen Ländern zugeordnet
Bis zu zwölf sich fächerartig ausdehnende                     werden, sondern gleichzeitig Kenntnisse aus den
Schweifstrahlen ragten lange Zeit über den Ho-                Bereichen Geographie, Geschichte und Fremd-
rizont, versetzten die Menschen in großes Stau-               sprachen testen. Die vielen verschiedenen Mün-
nen und Schrecken. Über die Natur dieses Phä-                 zen aus Deutschland sind die Grundlage für ein
nomens wurde noch lange gerätselt und Kome-                   Quiz, in dem die Motive der Bundesländermün-
ten galten seit der Antike als Vorboten von be-               zen zu passenden Postkarten zugeordnet wer-
deutenden Ereignissen und Katastrophen. Im                    den. Eine Aufgabe, die nicht nur die jüngeren
Mittelalter deutete man sie als Zeichen oder Stra-            Besucher ins Schwitzen bringt.
fe Gottes.                                                    Das Geld wird bei diesem Programm im
Für den Medailleur Georg Wilhelm Kittel (in                   wahrsten Sinne des Wortes in die Hand genom-
Breslau 1684 geboren und 1769 gestorben) war                  men. Hier wird auch das „Geheimnis“ gelüftet,
der Große Komet eine Erscheinung, welche auf                  wie blinde Menschen Münzgeld erkennen, sich
die Größe und das Geheimnis Gottes verwies.                   nicht verzählen und korrekt bezahlen ohne hin-

                                                          3
zuschauen. Ein zweites Programm läuft unter             für eine neue, eigenständige Entwicklung frei?
dem Motto „Der schöne Schein“. Auch hier                Die Schriftstellerin Olga Tokarczuk verfasste ei-
werden Kinder angesprochen über den schönen             nen Essay unter dem Titel „Die namenlose
„Schein“ des Geldes nachzudenken und die äs-            Landschaft“ und beschreibt darin die Chancen,
thetische Erscheinung von Banknoten genauer             die sie für die Schaffung einer neuen Erzählung
zu betrachten. Unterstützung bekommt das Mu-            über die Region Niederschlesien sieht: „Als
seum von einer freien Mitarbeiterin, die als            Schriftstellerin empfinde ich das als großes
„Zauberkathrin“ auf magische Weise Geld ver-            Glück, bedingt durch die Mühlen der Geschichte
mehren kann und mit ihren Kunststücken Groß             an so einem Ort wie Niederschlesien leben zu
und Klein in ihren Bann zieht.                          dürfen. Das ist ein Geschenk, ein Land zum Le-
                                                        ben zu bekommen, das in der Sprache und Kul-
                                                        tur, zu der ich gehöre, nicht ausreichend erzählt
                                                        wurde. Alles will neu erzählt werden. Man muss
                                                        die Feder spitzen, damit sie im Stande ist, diese
                                                        unheimlich große Welt zu beschreiben und alle
                                                        leeren Räume in der Landschaft und im Ge-
                                                        dächtnis zu füllen.“ Ihr Essay wird zusammen
                                                        mit anderen Beiträgen namhafter polnischer Au-
                                                        toren im Foto-Essay-Buch „Nieswojość“ („Un-
                                                        heimisch“) veröffentlicht, das Anfang Dezember
                                                        2019 von der Kunstakademie Krakau (Akademia
                                                        Sztuk Pięknych w Krakowie) und dem Verlag
                                                        Wydawnictwo Warstwy am Breslauer Literatur-
Foto: SMG © 2019                                        haus (Wrocławski Dom Literatury) gemeinsam
                                                        herausgegeben und gleich bei der 28. Breslauer
Das Interesse an beiden Programmangeboten ist           Buchmesse in der Jahrhunderthalle präsentiert
ungebrochen. Es ist schön zu erleben, wie krea-         wird.
tiv Kinder bei diesem Thema denken, argumen-            Die von Agata Pankiewicz und Michał
tieren und selbst Ideen entwickeln. Höhepunkte          Przybyłko initiierte und redigierte Publikation ist
sind nicht nur über 60 „exotische“ Geldscheine          ein interdisziplinäres Projekt, das die Bereiche
aus aller Welt, die aktuell im Umlauf sind, son-        Fotographie und Literatur verbindet. Die Auto-
dern die Präsentation von der kleinsten bis zur         rinnen und Autoren reflektieren in ihren Fotos
größten Eurobanknote mit Überraschungen.                und Texten die mentale Landschaft der Polen in
Beiden Programmen ist gemein, dass Objekte              Niederschlesien. Der Foto-Essay der beiden Ini-
nicht nur in Augenschein genommen werden,               tiatoren des Projektes wird ergänzt durch litera-
sondern auch zwischen den eigenen Findern               rische und publizistische Texte wie auch durch
klingen oder knistern. Diese Nähe kommt an              Reportagen und populärwissenschaftliche Analy-
und fesselt die Besucher immer wieder. Bis zum          sen. Die stilistische und thematische Vielfalt der
Ende der Sonderausstellung sind beide Pro-              Ansätze hilft dabei, das Phänomen der Region
gramme weiterhin buchbar und als Ferienange-            Polens zu verstehen, in der es einen beinahe
bot für junge Museumsbegeisterte und Neugieri-          vollständigen Bevölkerungswechsel gab, und er-
ge zu erleben. Zum Großeltern-Enkel Tag am              neut über seine kulturellen Folgen nachzuden-
19. Januar 2020 wird „Zauberkathin“ im Muse-            ken. Die neuere Geschichte hat ihre Spuren in
um mit einem eigenen Programm auftreten.                der Architektur und Landschaft Niederschlesiens
                                  Matthias Voigt        hinterlassen.
                                                        Ausgewählte Fotos werden ab dem 6. Februar
Nieswojość/Unheimisch – Buch und                        2020 in einer Ausstellung unter demselben Titel
Fotoausstellung über Niederschlesien                    „Unheimisch“ in der Galerie Brüderstraße in
                                                        Görlitz präsentiert. Die Fotografien sind kein
Wie manifestieren sich die kulturellen Folgen des       einfaches Abbild der Landschaft, sondern eine
Bevölkerungsaustausches nach 1945 in der geis-          Erzählung. Sie lassen Gefühle des Unbehagens,
tigen und sichtbaren Landschaft Niederschlesi-          der Verwunderung und auch des Mitleids mit
ens? Wie äußert sich der Cultural Clash nach            der alten Bausubstanz entstehen. Wie unhei-
dem Zusammenprall des Vorgefundenen und                 misch sich die neuen Bewohner Niederschlesi-
des Mitgebrachten? Entstanden aus dieser er-            ens in der neuen Heimat fühlen mussten, wo sie
zwungenen Begegnung nur Chaos und eine Ka-              den Propagandaparolen von den „wiedergewon-
kophonie der Kulturen oder wurde auch Raum              nenen Gebieten“ folgten, aber mit dem Vorge-

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fundenen wenig anfangen konnten, wo sie den             mälde, Fotografien, Gebrauchsgrafik und Plasti-
Boden als ihr Terrain, aber die Bauten nicht als        ken zeigen, welche aus Schlesien stammenden
Zuhause empfanden – das alles findet sich in            Künstler in Breslau Teil der internationalen Mo-
den Bildern von Agata Pankiewicz und Michał             derne waren. Unsere Gespräche setzen wir be-
Przybyłko wieder.                                       reits auf dem Weg vom Schönhof in die Peter-
Die Ausstellung in der Galerie Brüderstraße             straße zum Restaurant Filetto fort und intensi-
(Brüderstraße 9 in Görlitz) wird vom Kulturrefe-        vierten sie bei unserem gemeinsamen Abendes-
rat am Schlesischen Museum zu Görlitz in Ko-            sen. Am Samstag trafen wir uns alle wieder im
operation mit der Görlitzer Kulturservicegesell-        Museum zur jährlichen Mitgliederversammlung.
schaft mbH organisiert und in Anwesenheit der           Herr Dr. Schneider als Vorsitzender stellte die
beiden Fotografen am Donnerstag, den 6. Feb-            Situation des Vereins dar. Der Verein ist hat in
ruar 2020 um 17 Uhr eröffnet. Sie ist bis Ende          den letzten Jahren mit fast 60.000 Euro den An-
April 2020 von Montag bis Freitag von 11 bis 18         kauf von Objekten und die pädagogische Muse-
Uhr und samstags von 13 und 18 Uhr zu sehen.            umarbeit unterstützt. Dr. Markus Bauer, Direk-
Der Eintritt ist frei.                                  tor des Museum, dankte allen Mitgliedern. Er
                                                        betonte, wie wichtig die Förderung für die An-
                                                        stoßfinanzierung von Projekten sei. Zuletzt hat
                                                        der Verein den Erwerb zweier Miniaturporträts
                                                        und eines Werkes des Malers Alfred Nickisch
                                                        (1872-1948) ermöglicht, die den Bestand des
                                                        Museums bereichern. Der Verein hat gut gewirt-
                                                        schaftet. Die Finanzen und die Förderung sind
                                                        wichtig, ebenso auch die Menschen, die den
                                                        Verein ausmachen. Um sich noch besser ken-
                                                        nenzulernen und sich auszutauschen, diskutieren
                                                        wir den Vorschlag, die jährliche Mitgliederver-
                                                        sammlung um eine Exkursion zu ergänzen. Ein
                                                        thematischer Ausflug oder der Besuch eines mit
Liegnitz/Legnica, Foto Pankiewicz Przybyłko             dem Museum kooperierenden polnischen Muse-
                                                        ums würden das Mitgliederwochenende noch at-
Das Projekt „Nieswojość/Unheimisch“ wird                traktiver machen, und zwar für Mitglieder aus
von der Stiftung für deutsch-polnische Zusam-           der Region und aus der Ferne gleichermaßen.
menarbeit gefördert. Projektpartner sind                Daher wird bereits die nächste Mitgliederver-
Schlesisches Museum zu Görlitz (Kulturreferat),         sammlung im Jahr 2020 um diesen besonderen
Akademia Sztuk Pięknych w Krakowie und                  Programmpunkt ergänzt werden, ein Konzept
Wydawnictwo Warstwy (Wrocławski Dom                     dazu wird erarbeitet. Ich bin gespannt! Diskussi-
Literatury).                 Agnieszka Bormann          onen wie diese zeigen, wie wichtig der Austausch
                                                        der Mitglieder auf der Mitgliederversammlung
Mitgliederversammlung des Vereins der                   ist, nur so können neue Impulse entstehen, die
Freunde und Förderer 2019 in Görlitz                    auch für die hauptamtlich im Museum Tätigen
                                                        interessant und spannend sein können. Ich habe
Fast 700 km mit dem Zug war ich unterwegs               den Eindruck dass das Museum sehr lebendig
von meinem Wohnort Düsseldorf nach Görlitz              ist! Auf meiner Rückreise traf ich leider kein wei-
zur diesjährigen Mitgliederversammlung am 12.           teres Vereinsmitglied, aber meine Düsseldorfer
Oktober. Von Cottbus aus saß ich mit einem              Nachbarin sagte zu, mich nächstes Jahr zu be-
Herrn im offenen Abteil, wir tauschten uns über         gleiten nach Görlitz zur Mitgliederversammlung.
unser Reiseziel aus: Görlitz. Weshalb ich dorthin       Vielleich kann ich sie bis dahin als Mitglied für
reisen würde? Zur Mitgliederversammlung mei-            unseren Verein gewinnen?
nes Vereins, dem Verein der Freunde und För-                                              Monika Stobrawe
derer des Schlesischen Museum, so meine Ant-
                                                        Herausgeber:
wort. Und: Das war auch sein Ziel! So ein Zufall,       Verein der Freunde und Förderer des Schlesischen Museums zu
ein Vereinskamerad! Wir trafen und am Vor-              Görlitz - Landesmuseum Schlesien e.V. in Zusammenarbeit mit
abend der Mitgliederversammlung mit insgesamt           dem Schlesischen Museum zu Görlitz
                                                        Untermarkt 4, 02826 Görlitz, Tel. 03581 / 8791-124, foerderver-
26 Mitgliedern im Schlesischen Museum zu einer          ein@schlesisches-museum.de
Führung von Frau Dr. Johanna Brade durch die            Vorsitzender: Dr. Klaus Schneider, Stuttgart
                                                        Stellvertretender Vorsitzender: Hartmut Biele, Särichen
kleine, aber feine und sehr sehenswerte Ausstel-        Bankverbindung: Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien;
lung „Avantgarde in Breslau 1919-1933.“ Ge-             IBAN: DE64 8505 0100 0000 0460 00, BIC: WELADED1GRL

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Alfred Nickisch (1872 Bischdorff – 1948 Bamberg)
Am Zacken, undatiert, Öl/Malpappe, signiert u. r., auf der Rückseite betitelt, 58 x 73 cm,
ungerahmt

Alfred Nickisch wurde am 22. Dezember 1872             diesem Kreis von zentraler Bedeutung, da er
in Bischdorff bei Breslau geboren und zählt zu         auch junge Künstler wie Willi Oltmanns mit sei-
den wichtigsten Vertretern der Künstlerkolonie         ner bereits expressiv anmutenden Malweise be-
Schreiberhau im Riesengebirge. Nickisch studier-       einflusste. Nach der Vertreibung wirkte Nickisch
te um 1890 bis 1898 an der Karlsruher Kunstak-         noch wenige Jahre in Bamberg.
ademie sowie an der Kgl. Kunst- und Kunstge-           Das aus Privatbesitz stammende Gemälde zeigt
werbeschule zu Breslau. Bereits früh gehörte er        den durch Schreiberhau fließenden Zacken, ein
zu einem Kreis Karlsruher Studenten, die 1895          beliebtes Motiv. Die dynamische Bewegung des
in Cuxhaven-Duhnen eine Künstlerkolonie be-            Wassers und der umrahmenden Landschaft wer-
gründeten. Durch seinen Breslauer Professor            den von Nickischs lockerer, pastoser Malweise
Carl Ernst Morgenstern dürfte er später das            eindrucksvoll wiedergegeben. Das Schlesische
Freilichtmalen im Riesengebirge kennengelernt          Museum besitzt bereits einige Gemälde von Ni-
haben.                                                 ckisch, ein vergleichbares Motiv fehlt jedoch
Von 1898 bis 1909 hielt sich Nickisch regelmä-         noch in der Gemäldesammlung. Der Erwerb des
ßig im Riesengebirge auf, begleitet von den            Bildes ist vor allem im Hinblick auf die 2021 ge-
Künstlerkollegen Heinrich Tüpke und Otto Fi-           plante Ausstellung über Künstler im Riesenge-
scher. 1908 wurde Nickisch Mitbegründer des            birge wünschenswert.                 Johanna Brade
Künstlerbundes Schlesien und war um 1910 in
der Gegend von Trebnitz ansässig. 1917 zog er
ganz nach Schreiberhau, wo er 1922 die Vereini-        Wir bitten um Spenden, die dem Schlesischen
gung bildender Künstler St. Lukas in Schreiber-        Museum den Erwerb dieses Gemäldes ermögli-
hau mitbegründete. Nickisch war als Maler in           chen. Der Preis ist 900 Euro.           KS

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