Mitten drin Das Lindenhof Magazin - Auf Augenhöhe - das BTHG und seine Entwicklungen
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Das Lindenhof Magazin Nr. 30 / Dezember 2022 Mitten drin Auf Augenhöhe – das BTHG und seine Entwicklungen
Editorial Prof. Dr. Wolfgang Wasel, Vorstand „Chancengleichheit Ein Paradigmenwechsel für Menschen mit Behinderung besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, Wir schreiben das Jahr 2016. Das BTHG ebnet den Weg für eine Es ist der 23. Dezember, ein Tag Welt voller Teilhabemöglichkeiten. Eine sondern dass der vor Weihnachten. Welt, in der die individuellen Belange Zwerg eine Leiter von Menschen mit Behinderung gleich- Bundespräsident Joachim Gauck unter- zusetzen sind mit denen der Menschen bekommt.“ zeichnet ein Gesetz, das das Leben von ohne Behinderung. Es geht den notwen- Menschen mit Behinderung neu denkt, digen Schritt hin zu mehr gleichberech- - Reinhard Turre ja revolutioniert. tigter Teilhabe am Leben: Menschen mit Behinderung sollen auf Augenhöhe mit Das Bundesteilhabegesetz (BTHG), anderen leben. wie sich die neu verabschiedete recht- liche Basis nennt, fußt auf der UN- Für uns als Stiftung Haus Lindenhof, Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) als sog. Leistungserbringer, bedeutet und läutet einen radikalen Paradigmen- das immense Umstrukturierungen, neue wechsel in der Eingliederungshilfe ein. Angebote, viel Verwaltungsarbeit und Neuverhandlungen. Vor allem aber: Wir In der UN-BRK werden Menschen- können Wegbegleiter und Wegbereiter rechte speziell für Menschen mit Behin- für Menschen mit Behinderung sein. derung formuliert, rechtlich konstitutiv fixiert und dienen damit als Grundlage Wir versuchen diese neue Lebens- für das BTHG. Dieses bildet eine eigen- welt von Menschen mit Behinderung ständige deutsche Rechtssystematik, auf Basis des BTHG mitzugestalten. In die nicht mehr im Sinne des Fürsorge- dieser Ausgabe des Mittendrin wollen systems agiert. wir Ihnen dies anhand unserer Wohn- gemeinschaft „In der Vorstadt“ näher Vielmehr steht die angemessene vorstellen. Die Wohngemeinschaft ist Unterstützung im Fokus. Wünsche und die erste Einrichtung innerhalb unserer Bedarfe der Menschen mit Behinderung Stiftung, deren Leistungsportfolio und werden nachhaltig erfasst, gleichbe- Kostenrahmen ausgehandelt wurden. rechtigte und vollumfängliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wird sicher- gestellt. Diese Neuausrichtung betrifft das ganze Leben von Menschen mit Behin- derung: Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Mit-/ und Selbstbestimmung, Gesund- heit, Pflege und viele weitere. 1
12 Von mehr Personalbedarf Das BTHG und seine Entwick- und Blasmusik Seite 20 lungen – in dieser Ausgabe des Das meinen die MITTENDRIN wollen wir Ihnen, Angehörigenvertreter/-innen liebe Leser/-innen, Einblicke in 14 Das BTHG – die neue Gesetzesgrundlage ein Verwaltungs-Koloss? der Behindertenhilfe geben. Wie sich Teilhabe am Schreibtisch auswirkt Seite 10 16 „xit-Garagen“ Innovationsschmieden im BTHG-Prozess 17 Eingliederungshilfe im Wandel 1 Editorial Die gute Nachricht: es ist nur Ein Paradigmenwechsel für kompliziert, nicht komplex! Menschen mit Behinderung 18 Stimmen von der Basis 4 Kommt und seht: „Wenn wir diesem Anspruch Neues beginnt gerecht werden wollen, Impuls brauchen wir Unterstützung.“ Seite 8 5 Es gibt ein neues Gesetz 20 Vom Teilhabe-Prozess Leichte Sprache Möglichst passgenaue Leistungen schaffen Leben, Seite 14 6 Die UN-Behinderten- so wie ich rechtskonvention 22 selbst.bestimmt.leben. es mag. Paukenschlag für Menschen- mit Assistenz rechte Wie gelingt eine personen- zentrierte Hilfe für Menschen, Seite 20 7 Glossar die durch die Stiftung Haus Wichtige Begriffe kurz erklärt Lindenhof begleitet werden? 8 Die Wohngemeinschaft 26 Was spricht für die „In der Vorstadt“ selmA-Systematik? Mit gutem Beispiel geht’s voran Stimmen von außen 10 Ein Buch mit vielen Kapiteln 28 In eigener Sache Aus dem Leben eines Heilerziehungspflegers 29 Impressum 2 3
Kommt und seht: Neues beginnt Kommt und seht: Neues beginnt. Macht euch auf den Weg. Ihr braucht die Nacht nicht zu fürchten, ihr könnt dem Stern trauen und Leichte der Botschaft der Träume. Sprache Sucht nicht bei denen, die Macht üben, Grenzen ziehen, Es gibt ein Mauern brauchen, Menschen jagen Waffen schmieden, Krieg führen, den Büchern verschworen, das Leben versäumen, neues Gesetz dem Alten verbündet, das Neu nicht wagen. Kommt und seht: Neues beginnt. ein Kind – aller Menschen Heil! Das Gesetz heißt Bundes-Teilhabe-Gesetz, das BTHG. Franz-Josef Ortkemper Das BTHG ist für Menschen mit Behinderung. Es stärkt soziale Teilhabe und mehr Mitbestimmung Menschen mit Behinderung sollen mit dem neuen Gesetz: · mehr selbst bestimmen können · mehr selber entscheiden können · selbstständiger leben können. Und sie sollen das Arbeits-Leben besser bestimmen können. Mit dem BTHG gibt es verschiedene Änderungen. Mit dem BTHG steht der einzelne Mensch im Mittelpunkt. Er soll sein Leben selbst gestalten können. Und bekommt dabei Unterstützung. Autorin: Katharina Stumpf Es wird geprüft: Welche besonderen Hilfen braucht er wegen seiner Behinderung? Jeder Mensch bekommt dann genau die Hilfen, die er braucht. Es gibt auch mehr Angebote für Menschen mit Behinderung. Im Wohnen. Im Arbeiten. In der Freizeit. In der Bildung. 4 5
Die UN-Behinderten- Glossar Wichtige Begriffe kurz erklärt rechtskonvention UNTERSTÜTZUNG Kostenträger/Leistungsträger ICF INTENSIVE ZUGÄNGLICHKEIT CHANCENGLEICHHEIT Der Kostenträger im Sozialrecht bezeichnet die Behörde, Körper- Die International Classification of Functioning, TEILHABE schaft oder Anstalt, die eine Sozialleistung trägt bzw. diese Disability and Health klassifiziert Komponenten von GLEICHBERECHTIGUNG Paukenschlag für erbringt und wird deshalb auch oft Leistungsträger genannt. Die sieben Rehabilitationsträger sind die Leistungsträger für Gesundheit: Körperfunktionen, Körperstrukturen, Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe) sowie Umwelt- Menschenrechte AUTONOMIE die Leistungen zur Teilhabe; diese umfassen die Leistungen zur medizinischen Rehabilitation, zur Teilhabe am Arbeitsleben und faktoren. RECHTE UND FREIHEITEN an Bildung und zur sozialen Teilhabe. Leistungs-/Kostenträger ANERKENNUNG VOLLER GENUSS können sein: die Bundesagentur für Arbeit, die gesetzlichen ICHI Krankenkassen, die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung, UNABHÄNGIGKEIT die Berufsgenossenschaften, die Träger der Kriegsopferfürsorge, Die Internationale Klassifikation von Gesundheits- die Jugendämter und Sozialämter als Träger der Eingliederungs- interventionen ist ein gemeinsames Instrument zur NICHTDISKRIMINIERUNG hilfe, die Krankenkasse. Berichterstattung und Analyse von Gesundheitsinter- ventionen für klinische und statistische Zwecke. BEI-BW Schätzungsweise 650 Millionen Menschen Landesrahmenvertrag leben weltweit mit einer Behinderung. ist ein BedarfsErmittlungsInstrument in Baden-Württemberg. Bei Nur in etwa 45 Staaten, zumeist Industrie- der Bedarfsermittlung schaut man sich genau an, was der einzelne Er regelt die Umsetzung des BTHG auf Landesebene. nationen, gibt es Vorschriften, die ihre Mensch an Unterstützungsleistung benötigt um gleichberech- Rechte besonders schützen. Autorin: Katharina Stumpf tigt an der Gemeinschaft teilhaben zu können. Um so leben zu können, wie Menschen ohne Behinderung auch. Im BEI-BW kann POS Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat deshalb freiheiten durch Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu der Mensch mit Behinderung nicht nur sagen, was er oder sie 2001 beschlossen, dass Vorschläge für ein umfassendes in- schützen und zu gewährleisten. Damit bezieht sich das Über- braucht oder sich wünscht, sondern auch, was gut gelingt und Die Personal Outcomes Scale (POS) ist ein wissen- ternationales Übereinkommen zur Förderung und zum Schutz einkommen auf die universellen Menschenrechte, wie sie in was schon mal gelungen ist. Nicht nur der Mensch mit Behin- schaftlich fundiertes Messinstrument, das zur der Rechte von Menschen mit Behinderungen entwickelt anderen Übereinkommen der Vereinten Nationen anerkannt derung kann etwas dazu sagen, auch die Menschen, die bisher Erfassung der individuellen Qualität des Lebens von werden sollen – das „Übereinkommen der Vereinten Nationen sind und steht im engen Zusammenhang mit diesen. schon geholfen haben oder zukünftig unterstützen möchten. Menschen dient. Sie basiert auf den acht Domänen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“. Am 13. der Qualität des Lebens und umfasst 48 Aspekte von Dezember 2006 hat die Generalversammlung dieses Überein- Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ist ein Qualität des Lebens, die im Interview mit Menschen kommen verabschiedet. In Deutschland ist die UN-Behinder- Menschenrecht, kein Akt der Fürsorge oder Gnade. Die UN- Fachleistungen mit und ohne Assistenzbedarf erhoben werden können. tenrechtskonvention (UN-BRK) seit 2009 in Kraft. BRK schafft damit keine Sonderrechte, sondern konkretisiert grundlegende Menschenrechte für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung können „fachliche Leistungen“ der Es ist damit das erste universelle Rechtsinstrument, das Menschen mit Behinderung. Dazu greift sie auf die Allgemeine Eingliederungshilfe bekommen, wenn sie bestimmte Tätigkeiten selmA bestehende Menschenrechte, bezogen auf die Lebenssituation Erklärung der Menschenrechte sowie auf die wichtigsten nicht selbst können und dabei Hilfe benötigen oder das erst von Menschen mit Behinderung, konkretisiert. Es würdigt Menschenrechtsverträge der Vereinten Nationen zurück und noch lernen müssen. Dann brauchen sie Betreuung oder Assistenz. selbst.bestimmt.leben. mit Assistenz. Ein von der Behinderung als Teil der Vielfalt menschlichen Lebens und formuliert zentrale Bestimmungen dieser Dokumente für die Stiftung Haus Lindenhof entwickeltes Management- überwindet damit das noch in vielen Ländern vorherrschende Lebenssituation von Menschen mit Behinderung. system zur Leistungserbringung und Leistungsab- defizitorientierte Verständnis. Dem Großteil der behinderten Besondere Wohnform rechnung. selmA beschreibt Teilhabeleistungen auf Menschen soll das Übereinkommen erstmalig einen Zugang Sie erfasst Lebensbereiche wie Barrierefreiheit, persön- Basis von ICF und ICHI. zu universell verbrieften Rechten verschaffen. Während das liche Mobilität, Gesundheit, Bildung, Beschäftigung, Rehabi- Den Begriff „vollstationäre Einrichtung“ (in der Umgangssprache Weltaktionsprogramm für Menschen mit Behinderungen und litation, Teilhabe am politischen Leben, Gleichberechtigung Heim) hat das BTHG abgeschafft. Nach dem neuen Recht soll die Rahmenbestimmungen für die Herstellung der Chancen- und Nichtdiskriminierung. Grundlegend für die UN-BRK und jeder Mensch mit Behinderung seinen Wohnort frei wählen kön- Alltagsassistenz gleichheit von Menschen mit Behinderungen einen lediglich die von ihr erfassten Lebensbereiche ist der Gedanke der nen. Die Leistungen, die ein Mensch wegen einer Behinderung empfehlenden Charakter haben, wird das Übereinkommen Teilhabe: Menschen mit Behinderung gehören von Anfang an benötigt, werden personenzentriert ermittelt und bewilligt. Die auch bekannt als Teilhabeassistenz bzw. Begleiter/-in für alle Staaten, die es ratifizieren, verbindlich. Ziel ist es, den mitten in die Gesellschaft und gestalten diese aktiv mit. örtlichen Sozialämter sind für die existenzsichernden Leistungen oder Helfer/-in im Alltag. gleichberechtigten Genuss der Menschenrechte und Grund- zuständig. 6 7
Autor: Clemens Beil Steckbrief „Alle Unterstützungsangebote der Stiftung dienen dem Ziel, Die Wohngemeinschaft Eröffnung/Einzug August 2020 das Maß an selbstbestimmter Teilhabe zu erhöhen.“ „In der Vorstadt“ Anzahl Bewohner/-innen 5 Frauen, 12 Männer Steffen Müller ist vor allem auch die gute Lage sehr wichtig ist. Es bestehen gute Busverbindungen Anzahl Mitarbeitende ins Stadtzentrum aber auch in umliegende Gemeinden 14 Mitarbeitende (inkl. FSJ’ler und Auszubildende) wie Bargau oder Heubach. Der Ortskern von Bett- Mit gutem Beispiel geht’s voran 7 Fachkräfte, 4 Mitarbeitende ohne Ausbildung ringen ist gerade einmal zehn Gehminuten entfernt, einen Supermarkt erreichen die Bewohner/-innen in Anzahl Ehrenamtliche fünf Minuten zu Fuß und auch Ärzte, eine Apotheke 12 (Aufwandsentschädigung) und die Kirchen sind nicht weit entfernt. Zimmeranzahl Direkt neben der Pädagogischen Hochschule 2 Wohngemeinschaften: gelegen, hat die Stiftung Haus Lindenhof das Gebäude 8 Einzelzimmer im Erdgeschoss mit zwei Wohneinheiten erstellt, mit acht Einzel- 7 Einzelzimmer im Obergeschoss zimmern im Erdgeschoss und sieben Einzelzimmern Seit August 2020 wohnen im Stadtteil 2 große Wohn- und Essbereiche sowie einem Ein-Zimmer-Appartement und einem Bettringen 16 Männer und Frauen mit 2 Küchen Gästezimmer für die Kurzzeitbetreuung im Oberge- einer Behinderung in ihrem neuen 3 Duschen mit WC schoss. Beide Wohngruppen sind mit einem groß- Haus „In der Vorstadt“. 2 Pflegebäder en Wohn-Ess-Bereich und großzügiger Küche, drei 1 Ein-Zimmer-Appartment Duschen mit WC und einem Pflegebad ausgestattet. 1 Gästezimmer für Kurzzeitbetreuung Das Appartement soll einer Person mit Behinderung im Obergeschoss ermöglichen, ein höheres Maß an Selbstständigkeit zu erproben oder sich auf ein selbstständiges Wohnen Haustiere in eigenen vier Wänden vorzubereiten. „Alle Unter- Fische, weitere Haustierwünsche vorhanden stützungsangebote der Stiftung dienen dem Ziel, das (Schildkröten, Katzen evtl. auch Hühner) Maß an selbstbestimmter Teilhabe zu erhöhen“, sagt „Es ist schön zu Julian Zubler (29) Müller. sehen, wie alle „Ich würde gerne mal alleine in einer eigenen Besonderes Stadtnähe, guter ÖPNV, großer Garten zusammengefunden Wohnung wohnen. Im Moment geht das halt noch nicht. Aber ich hoffe, dass das mal möglich wird.“ haben und so schnell zu einer Kevin Maier (32) vertrauten Gemein- „Ich bin immer gerne beim Thaiboxen. Mein Hobby ist schaft geworden aber auch Fußball. Ich würde sehr gerne mal wieder in einer Mannschaft spielen. Auch im Gelände mit sind.“ dem Quad-Fahrrad fahren würde ich gerne.“ Einige Bewohner/-innen sind aus anderen Wohngemeinschaften hierher umgezogen, andere kamen Sabrina Himmelspach (27) ganz neu dazu. Elona Müller und „Ich liebe Tiere! Ich würde gerne Reiten oder in die Sebastian Mödinger kamen aus Reittherapie. Ich mag es auch, einen Zoo oder einen der inzwischen aufgelösten WG in Sie wissen, was sie wollen Streichelzoo zu besuchen. Und ich hätte gerne eine Durlangen, Sebastian Mayer aus der Schildkröte.“ Bettringer Egaustraße oder Sabrina Die Bewohner/-innen der beiden Himmelspach aus einer Wohnein- Wohngemeinschaften „In der richtung in Lorch. Allen gefällt es Vorstadt“ haben ganz konkrete Ilona Müller (67) gut im neuen Haus. „Es ist schön zu Vorstellungen was sie gerne „Ich würde gerne mit dem Zug verreisen, zum Beispiel sehen, wie alle zusammengefunden machen, wie sie leben wollen oder in die Berge nach Österreich. Alleine kann ich das haben und so schnell zu einer teilhaben am Leben in der Stadt nicht, da brauche ich aber jemand, der mich begleitet. vertrauten Gemeinschaft geworden oder in ihrem Stadtteil Bettringen. Auch Ausflüge machen wäre schön. Zum Beispiel sind“, freut sich Organisationsleiter nach Wasseralfingen, von da komme ich her.“ Steffen Müller. 68 9
Kapitel 2 Autorin: Katharina Stumpf Unabhängig davon, welche Dezentrale WGs und mehr Verantwortung Ein Buch Reformen, Gesetzesände- Anfang der 2000er Jahre dann eine Weiterentwicklung. Gestärkt durch „Der Heilerziehungspfleger rungen oder Umstrukturie- das Projekt „Zukunft – Aufbruch – Chance“ (ZAC), bei dem die Wünsche bildet nicht mehr die Mehrheit rungen realisiert werden und Bedarfe der Bewohner/-innen analysiert wurden, gründete die Stif- im Team vor Ort. Er muss koor- sollen – nichts funktioniert tung dezentrale WGs, in denen es keine Gruppenleiter/-innen mehr gab. dinieren, moderieren, managen mit vielen ohne Personal. Im Bereich Eine Teamleitung war für mehrere WGs zuständig, der Heilerziehungs- und die Hilfskräfte anleiten“, der Eingliederungshilfe sind pfleger nun damit beauftragt, Begleitung, Haushalt und das Leben in den so Hahn. Der Beruf entwickelte viele wertvolle Hände WGs mit rund sechs Bewohner/-innen zu organisieren. Das bedeutete: sich über die Jahre und durch Kapiteln am Werk, u.a. viele mehr Verantwortung. Von der Pflege, dem Erstellen der Dienstpläne, das BTHG zu einem vielfäl- Heilerziehungspfleger*. dem Organisieren des Mittagessens bis zum Bestellen des Heizöls. „Das tigeren und attraktiven, ganz- Team musste sich selbst organisieren“, sagt Hahn. Auch fachlich musste heitlichen Aufgabengebiet, das der Heilerziehungspfleger nun mehr leisten, denn die Fachdienste waren mehr als „nur Pflege“ oder „nur am Zentralstandort Bettringen angesiedelt und zuvor war die heilpäda- Freizeit“ betrifft: Der Heilerzie- gogisch-fachliche Arbeit außerdem bei der Leitungskraft angesiedelt. hungspfleger ist mittlerweile Aus dem Leben eines Heilerziehungspflegers Das hat sich nun geändert. Dieser Schritt bedeutete im Umkehrschluss ein Teilhabemanager, der auch aber auch den ersten Schritt hin zur Personenzentrierung: Die Ermittlung die Wirtschaftlichkeit, Planung, von Bedürfnissen und Wünschen der Menschen standen im Fokus, sie Dokumentation, Personal und wurden sprachfähig gemacht und versucht umzusetzen. Umsetzbarkeit von individuell zugeschnittenen Angeboten Kapitel 3 im Auge behalten muss. Damit Wie hat sich dieses Berufsbild im Laufe einher geht, dass „sich die der Zeit verändert und welche neuen Die UN-Behindertenrechtskonvention Heilerziehungspfleger mittler- Herausforderungen bringt das BTHG Individuelle Rechte stärken, Angebote anpassen, Teilhabe leben durch weile viel häufiger spezialisieren für den Heilerziehungspfleger mit sich? vollen Genuss von Rechten und Freiheiten – mit diesem Paukenschlag (müssen), z.B. auf heilpädago- Ein Gespräch mit einem echten wurde ein neues Zeitalter in der Behindertenhilfe eingeläutet, das den gische Felder oder Prader-Willi- „Lindenhof-Urgestein“: Martin Hahn. Heilerziehungspfleger als Mitarbeitenden weg vom „Pfleger“ hin zum Syndrom“, so Hahn. „Assistenten“ führte. Der Trend ging hin zur Ambulantisierung, ausdiffe- renzierten und bedarfsbezogenen (Wohn-) Angeboten. Empowerment und Individualisierung standen im Vordergrund. Für den Heilerziehungs- pfleger bedeutete dies einen weiteren Schritt: Er ermittelt nun gemein- sam mit den Angehörigen/gesetzl. Betreuern, plant, welche Hilfelei- Wie wird das Buch wohl stungen Menschen mit Behinderung brauchen und macht dies beim weitergeschrieben? Steigen wir also ins Buch ein. Kostenträger geltend: über den „Assistenz-Teilhabe-Pflege-Plan“. Der Heilerziehungspfleger ist also nun für die Organisation in den WGs, aber Wie müssen Organisationen ihre auch für die Administration in der Hilfeplanung verantwortlich. Heilerziehungspfleger in deren Martin Hahn Kapitel 1 Qualifikation unterstützen, so- Wir verwenden in diesem Beitrag aus rhetorischem Grund die männliche Form des Begriffs „Heilerziehungspfleger“. ist Wohnverbundsleiter im Kapitel 4 dass sie den neuen Strukturen, Raum Schwäbisch Gmünd und Die Gruppe als Gemeinschaft Führungsqualitäten und Ver- Göppingen. Seit 1985 arbeitet er Lange bevor es den Begriff BTHG gab, arbeitete der Heiler- BTHG antwortungsbereichen gerecht in der Stiftung Haus Lindenhof. ziehungspfleger in einem Haus. Er war zuständig für die Das ganze Leben der Bewohner/-innen steht nun für den Heilerziehungs- werden können? Wie kann die Begonnen hat er wie viele seiner Bewohner/-innen eine Gruppe. Eine feste Gemeinschaft pfleger im Blick, aber auch in der Verantwortung. Teilhabe und Selbst- Balance zwischen Organisation Kollegen mit einem Freiwilligen mit starkem Gruppengefühl. „Der Heilerziehungspfleger bestimmung anhand der persönlichen Wünsche der Menschen mit und „Nähe am den Bewohner/- Sozialen Jahr, danach folgten war damals sehr nahe am Menschen tätig und wirkte sehr Behinderung zu stärken: Das ist die Grundidee des BTHG. Der Heilerzie- innen“ gehalten werden? Wird die Ausbildung zum Heilerzie- intensiv mit den Bewohner/-innen zusammen. Er war für die hungspfleger hat die Aufgabe, Wünsche zur Lebensplanung zu ermitteln sich auch bzgl. der Bezahlung hungspfleger im Haus Michael, Menschen da, nicht für die Verwaltung oder Organisation von und in eine Hilfeplanung zu überführen. Durch das Älterwerden der etwas verändern? ein Studium der Betriebswirt- Abläufen. Dies managte der/die Gruppenleiter/-in“, so Hahn. Menschen mit Behinderung bekommt aber auch das Thema Pflege einen schaft, Gruppenleiter, Teamleiter Damals war Teilhabe als Wort nicht so stark etabliert wie heute, ganz neuen Stellenwert. Sie wird intensiver und komplexer als früher. Das Buch des Heilerziehungs- und Einrichtungsleiter sowie man sprach eher von Inklusion. Schon Anfang der 1980er Und gleichzeitig trägt der Heilerziehungspfleger maßgeblich dazu bei, pflegers ist nun zu Ende. viele Fort- und Weiterbildungen. Jahre war die Stiftung Haus Lindenhof hier innovativ unter- neue Formen der Teilhabe, ein neues Verständnis von gemeinsamen Vorerst. Er hat hautnah miterlebt, wie wegs: Kleine Einheiten statt große Schlafsäle. Die Menschen Leben zu gestalten. Das Buch neigt sich langsam dem Ende zu, der sich nicht nur die Rahmenbe- lebten meist in 8er WGs. Diese Kleingliedrigkeit ermöglichte gleichsam den Anfang eines neuen Mehrteilers beschreibt. Die Hilfskräfte, dingungen der Eingliederungs- ein familienähnliches Leben. „Wir hatten damals mehr die die Helfer im Alltag, wie wir sie in der Stiftung nennen, werden maßgeb- hilfe, sondern auch die Aufgaben Gruppe als Ganzes im Blick, weniger den Einzelnen. Wenn liche Säulen im Alltag vor Ort und bekommen einen neuen Stellenwert. To be continued. und Herausforderungen für den die Gruppe zum Gottesdienst gehen wollte, dann gingen wir Multiprofessionelle Teams werden für Teilhabe sorgen. Neben dem Heil- Heilerziehungspfleger vor Ort – und alle gingen mit. Die Differenziertheit lag damals mehr erziehungspfleger sind auch Alten-/Kranken- und Gesundheitspfleger, verändert haben. in der Unterscheidung zwischen Kinder-, Erwachsenen-, und Hauswirtschafter, Hilfskräfte und Freiwillige in den WGs tätig, was hohe Seniorengruppen“, erzählt Hahn. Anforderungen an deren Selbstorganisation stellt. 10 11
Von mehr Personal- Ursula Heilig bedarf und Blasmusik Mehr Eins-zu-eins- Begleitung, auch am Wochenende Das meinen die Angehörigenvertreter/-innen Die Einführung des BTHG und die ersten Schritte hätten zu- erst einmal einen „riesen Aufruhr verursacht‘“, sagt Angehö- rigenvertreterin Ursula Heilig rückblickend. „Niemand wusste Autor: Clemens Beil so recht Bescheid und wir Angehörigen mussten erst einmal jede Menge Unterlagen für das Landratsamt ausfüllen. Viele Angehörige waren damit völlig überfordert und baten uns um Unterstützung.“ In dieser Zeit seien auch viele Fehler passiert. Sie sind näher dran als manch Günter Barth Dann habe es hilfreiche Informationsveranstaltungen beim einer – nicht nur emotional: die Diözesan-Caritasverband gegeben. „Danach waren auch wir Angehörigenvertreter/-innen. Ihre Niemand kann drei in der Lage, Informationsveranstaltungen für die Angehörigen Kinder, Geschwister oder Verwand- Rollstühle auf einmal anzubieten“, erzählt sie. Die Bürokratie habe mit der Einführung ten leben in unseren Einrichtungen. schieben. des BTHG erst einmal stark zugenommen, bedauert Heilig. Was treibt Angehörige um, wenn es Ob das Ganze Sinn macht, kann sie zum jetzigen Zeitpunkt um das BTHG geht? Wir haben uns noch nicht so recht beurteilen, doch sie erwartet, dass sich mit ihnen unterhalten. Günther Barth ist Angehörigenvertreter von Beginn an. Seit etwas ändert, denn „wir gehen grausigen Zeiten entgegen“, 2018 befasst er sich mit dem BTHG. Er ist überzeugt, dass das fürchtet sie, „ganz einfach, weil es das Personal nicht gibt“. BTHG „was werden kann“, doch das sei abhängig vom Personal. Die Bewohner/-innen bauen zu den Mitarbeitenden Bezie- Niemand könne drei Rollstühle auf einmal schieben. „Eine hungen auf, deshalb sei Kontinuität so wichtig und häufiger spannende Frage wird es nicht nur sein, ob ausreichend Per- Personalwechsel ein Problem. Für ihre Tochter Nicole hat sie sonal gefunden wird, sondern auch, ob es für die jeweiligen Die Bewohner/-innen schon ganz konkrete Wünsche an das BTHG: „Mehr Eins-zu- Leistungsanforderungen ausreichend qualifiziert ist“, sagt eins-Begleitung, auch am Wochenende, das wäre für mich Barth. In den Einrichtungen der Stiftung Haus Lindenhof habe bauen zu den Mitarbei- eine große Entlastung!“. Nicole malt gerne und liebt es, es eine Altersentwicklung der Bewohner/-innen gegeben, die tenden Beziehungen auf, spazieren zu gehen. Dabei sei es ihr egal, wer sie begleitet: immer mehr Pflegeleistungen erfordere. „Ganz viel wird davon „Hauptsache sie kommt raus!“. abhängen, ob es gelingt, das Personal zu finden und es dann deshalb sei Kontinuität auch zu halten“, ist er überzeugt. Das sei nicht nur eine Frage so wichtig. der Bezahlung, sondern auch eine Frage der Wertschätzung. „Unsere Rechte als Angehörige sind gestärkt, wir können Wünsche äußern“, sagt Barth und „wir werden in Zukunft abbauen“, sagt die Mutter. Das Wetter spiele für ihre Tochter auch kontrollieren, ob die geplanten und bewilligten Leis- dabei keine Rolle. Ein Handicap: Brigitte kann nicht sprechen, tungen erbracht werden.“ Das brauche im Miteinander ein so habe sie ihre eigene Art zu kommunizieren entwickelt und gutes Vertrauensverhältnis und eine gute Kommunikation Kreszentia Meisinger könne schon mitteilen, ob sie die kleine oder die große Runde über die jeweiligen Bedarfe. „Doch was ist, wenn das notwen- unterwegs sein will. dige Personal gar nicht zur Verfügung steht?“ Es werde einen Zügige Spaziergänge Konkurrenzkampf ums Personal geben, prognostiziert sein und Blasmusik Und einen zweiten Wunsch hat sie: „Brigitte liebt live gespielte Stellvertreter Martin Scheel. Wenn es um das BTHG geht, Blasmusik über alles“, erzählt Kreszentia Meisinger. So ist es ziehen die beiden immer an einem Strang. Befristete Arbeits- auch ein großer Wunsch der Mutter, dass Brigitte, vor allem verhältnisse und Schichtdienste auch an Wochenenden seien Brigitte Meisinger ist 57 Jahre alt und wohnt seit 2020 in der in den Sommermonaten, über das BTHG eine Begleitung zu für viele nicht so attraktiv. Sorgen machen sich die beiden Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung „In der Festen mit Blasmusik ermöglicht wird. Kürzlich seien sie mit auch darum, dass die Umsetzung des BTHG durch die aktu- Vorstadt“ in Oberbettringen. Zuvor lebte sie in der inzwischen ihr auf einem Fest im Aalener Stadtteil Hofen gewesen, „drei- ellen Krisen beeinträchtigt werden könnte. aufgelösten WG in Durlangen. „Brigitte liebt es, spazieren zu einhalb Stunden Blasmusik hat sie dort sichtlich sehr genos- gehen“, erzählt ihre Mutter Kreszentia Meisinger. Beim Spa- sen!“, freut sich die Mutter. Entsprechende Anträge hat sie an Eine besondere Aufgabe sei es sicher noch, die Einzellei- zierengehen sei Brigitte gerne sehr zügig unterwegs. Früher das Landratsamt bereits gestellt, auf eine Antwort wartet sie stungen mit Preisen zu versehen, sie zu dokumentieren und waren sie und ihr Mann regelmäßig mit ihrer Tochter on Tour. aber noch. „Für solche zeitaufwändigen Einzelbetreuungen abzurechnen. „Dankbar sind wir, dass die Stiftung Haus Lin- Aber altersbedingt geht das jetzt nicht mehr. Deshalb ist es haben wir nicht das Personal“, bedauert Organisationsleiter denhof das Thema mit dem Landratsamt Ostalbkreis so gut ihr großer Wunsch, dass es über das BTHG möglich wird, Steffen Müller. Dafür seien auch nicht immer voll ausgebildete vorangetrieben hat“, sagt Barth und Scheel fügt hinzu: „Das eine Assistenz zu finanzieren, die sich mit Brigitte wenigstens Fachkräfte nötig. Für solche Tätigkeiten sehe das BTHG künftig BTHG ist in der Theorie sehr gut, aber in der Praxis noch eine zweimal wöchentlich eine Stunde auf den Weg macht. „Das sogenannte Alltagsassistenten vor, die wir bei uns „Helfer im Herausforderung!“ ist auch wichtig für ihre Gesundheit, dabei kann sie gut Stress Alltag“ nennen. 12 13
Beleg/Quittung für den Kontoinhaber IBAN des Kontoinhabers Zahlungsempfänger Stiftung Haus Lindenhof Stiftung Haus Lindenhof, Lindenhofstr. 127 73529 Schwäbisch Gmünd D E 6 2 6 1 4 5 0 0 5 0 1 0 0 0 2 7 4 8 9 7 IBAN DE62 6145 0050 1000 2748 97 BIC O A S P D E 6 A X X X OASPDE6AXXX Verwendungszweck Euro Weihnachten_MD Angaben zum Kontoinhaber Weihnachten_MD Ihr Ansprechpartner: Rüdiger Etzel Leitung Sozialmarketing Lindenhofstraße 127 73529 Schwäbisch Gmünd Telefon 07171 802-393 Telefax 07171 802-395 Datum Mehr Freude am Leben. spenderservice@haus-lindenhof.de Gemeinsam selbst. bestimmt. leben. www.haus-lindenhof.de Danke für Ihre Spende! Dezember 2022 Liebe Leserinnen, liebe Leser, Lassen Sie uns gemeinsam den Alltag Einsamkeit kennt Ursula K. nicht mehr. Seit drei Jahren darf ich Ursula bei ihrem Alltag in unserem Pflegeheim der Stiftung Haus Lindenhof begleiten. An ihrem 82. Geburtstag vor ein paar Tagen flüster- von hilfsbedürftigen Menschen schöner machen. te sie mir am Kaffeetisch ins Ohr: „Das war die beste Entscheidung seit meinem 75. Geburtstag.“ Da- mit meinte sie ihren Einzug in unsere Altenpflegeeinrichtung vor drei Jahren. Denn schon damals war ihr klar, sie möchte im Alter nicht einsam sein und selbst bestimmen können, wie sie leben möchte. 38 Euro 84 Euro 170 Euro 280 Euro In unserem Haus und vielen anderen Einrichtungen und Häusern betreuen und pflegen wir von der Stiftung Haus Lindenhof Kinder und Erwachsene mit Behinderungen sowie Menschen im Alter. Wir Beitrag für Ausflüge unseres Beitrag zur Ausstattung für Beitrag zur Ausstattung Beitrag für einen Fitness- begleiten die Menschen nach individuellen Bedürfnissen und Wünschen durch ihren Alltag. Für mich Hauses. Menschen mit individuelle Bedürfnisse. Ein unserer inklusiven Band. parcours für Ältere. fühlt es sich einfach richtig an, hier als Mitarbeiterin dabei zu sein. Einschränkungen können in Smartphone mit entspre- Zur Anschaffung und Repa- Der Parcours ist senioren- professioneller Begleitung chenden Apps zum Bei- ratur von Musikinstrumen- gerecht konzipiert und Ihren Tag startet Ursula mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses auf dem Fitness-Par- einen schönen Tag in spiel. Damit Menschen mit ten und für Besuche von gesichert. Draußen unter cours im Garten. Seitdem sind die Schmerzen in der rechten Hüfte weniger geworden und sie kommt Gemeinschaft verbringen starken körperlichen und Konzerten und Musik- freiem Himmel können in morgens besser aus dem Bett. Wenn ich den Ausflugsnachmittag gestalte, ist sie mit ihren drei Freun- und tolle Erlebnisse teilen. geistigen Einschränkungen festivals für die Teilneh- Gemeinschaft Muskeln, mit Familie und Freunden merinnen und Teilnehmer. Gleichgewichtssinn und dinnen immer dabei. Die Damen lieben es, spazieren zu gehen und Klavierkonzerte zu hören. kommunizieren können. motorische Fähigkeiten trainiert werden. Es tut so gut zu sehen wie Menschen, die zu uns kommen, regelrecht aufblühen. So sollte jeder Mensch alt werden dürfen, Frau Mustermann. Es ist schön, Sie an unserer Seite zu haben, um diese Teilhabe zu ermöglichen. Helfen Sie mit Ihrer Spende, ich kann versichern, Ich unterstütze die Arbeit der Stiftung Haus Lindenhof als Förderer mit: es lohnt sich! Bitte Gewünschtes ankreuzen: Ich ermächtige die Stiftung Haus Lindenhof, Zahlungen Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen von Herzen ein wundervolles Weihnachtsfest! 10 Euro 20 Euro 50 Euro Euro von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Stiftung Haus monatlich 1/4-jährlich 1/2-jährlich jährlich Lindenhof auf mein Konto gezogenen Lastschriften ein- Ihre zulösen. Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend Kontoinhaber: Telefon: mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kredit- institut vereinbarten Bedingungen. Stiftung Haus Lindenhof Gläubiger-Identifikationsnummer: DE24SHL00000089262, Geburtsdatum (T/M/J): meine Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Regina Rein, Sozialer Dienst IBAN BIC Sollten Sie keine weiteren Informationen der Stiftung Haus Lindenhof wünschen, können Sie der Verwendung Kreditinstitut: Ihrer hierzu genutzten Adresse jederzeit widersprechen. Stiftung Haus Lindenhof Lindenhofstr. 127, 73529 Schwäbisch Gmünd Stiftung Haus Lindenhof Vorstand Spendenkonten Mitglied im Caritas- Datum / Unterschrift: Lindenhofstraße 127 Direktor Hermann Staiber Kreissparkasse Ostalb IBAN: DE62 6145 0050 1000 2748 97 verband der Diözese Bitte wenden Sie sich bei allen Fragen an 73529 Schwäbisch Gmünd Direktor Prof. Dr. Wolfgang Wasel VR-Bank Ostalb eG IBAN: DE92 6149 0150 1110 0100 01 Rottenburg-Stuttgart e.V. spenderservice@haus-lindenhof.de
Zuwendungsbescheinigung für Spenden bis zu 300,– Euro zur Vorlage beim Finanzamt Paul hat einen Weihnachtswunsch: (Gilt nur in Verbindung mit Ihrem Kontoauszug oder mit dem Kassen- stempel der Bank.) Er möchte endlich mit Miri kommunizieren können. Spraitbach Wir sind wegen der Förderung mildtätiger Zwecke und des Wohlfahrtswesens nach Abtsgmünd dem Freistellungsbescheid bzw. der Hallo liebe Menschen, Durlangen Anlage zum Körperschaftsteuerbescheid Westhausen des Finanzamts Schwäbisch Gmünd, St.-Nr. 83085/02227 vom 23.03.2021 ich bin Paul und das ist mein Freund Tom. Tom ist super. Er hilft Mutlangen Aalen-Wasseralfingen für den letzten Veranlagungszeitraum mir in der Werkstatt und wir haben echt viel Spaß. Seit ich im 2019 nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 des Körperschaftsteuergesetzes von der Haus Lindenhof wohne, habe ich ganz viele Freunde und eine Körperschaftsteuer befreit. Arbeit. Das ist einfach nur toll! Mehr Freude am Leben. Heubach Wir versichern, dass wir den zugewendeten Ich habe hier auch eine Freundin, die Miri. Sie kennt das noch Gemeinsam Wäschenbeuren selbst. bestimmt. leben. Waldstetten Betrag nur für die satzungsgemäßen Zwecke verwenden werden. Dies ist eine Spendenbitte der Stiftung Haus Lindenhof. nicht so lange, dass man etwas nicht so gut kann und Hilfe von Sie können der Verwendung Ihrer hierzu Paul (rechts) mit seinem Freund Tom (links). genutzten Adresse jederzeit widersprechen. anderen braucht. Sie hatte einen schlimmen Unfall. Jetzt kann Salach Steinheim Stiftung Haus Lindenhof Lindenhofstr. 127, sie sich kaum noch bewegen. Und sprechen gar nicht. Oh Mann! Aufrichtigen Dank für Ihre Spende! 73529 Schwäbisch Gmünd. Tom hat mir beigebracht, wie ich mit einer Maschine mit Miri Bitte wenden Sie sich bei allen Fragen an spenderservice@haus-lindenhof.de sprechen kann. Das klappt noch nicht so gut. Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass ich endlich mit Miri reden kann. Sie ist die Standorte tollste Freundin der Welt! Einrichtungen und Dienste der Stiftung Haus Lindenhof Mit einem Smartphone und entsprechenden Apps können Sie Konkrete Hilfe vor Ort den beiden helfen! Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Paul's Freundin Miri. Einrichtungen und Dienste der Stiftung Haus Lindenhof Spraitbach Abtsgmünd Durlangen Westhausen Was heißt selbstbestimmt leben? Wohnen und Pflege im Alter Mutlangen Aalen-Wasseralfingen Foto: © TVNOW-Frank-Dicks Wohnen für Menschen mit Behinderung Mobile Dienste Gepflegt leben – zu Hause Heubach Selbstbestimmt leben heißt für mich ein Leben zu leben, das es einem Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum Waldstetten Wäschenbeuren ermöglicht, seinen Alltag den Umständen entsprechend zu gestalten. Arbeit und Integration (Werkstatt und Arbeitsplätze für Steinheim Möglichst eigenständig und von eigener Kraft getrieben. Idealerweise Menschen mit Behinderung, Förder- und Betreuungsbereich, Salach glücklich und zufrieden und mit dem entsprechenden Ein-/Auskommen. Kompetenzzentrum Arbeit) Für die Menschen, denen das in dieser Form nicht gegeben ist und die Beratungsstelle (BAD) auf Hilfe angewiesen sind, ist es gut, dass es Einrichtungen wie das Haus Teilhabetreff – Begegnung · Kultur · Café Hospiz Barbara Lindenhof gibt. Meine aufrichtige Bewunderung für all jene, die mithelfen Senioren-WG diese Institution am Leben zu halten. Heiner Lauterbach, Schauspieler Wohnen und Pflege im Alter Wohnen für Menschen mit Behinderung Mobile Dienste Gepflegt leben – zu Hause Hinweis: Bitte Einzugsermächtigung ausfüllen, Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum unterschreiben und im Briefumschlag an uns Arbeit und Integration (Werkstatt und Arbeitsplätze für zurücksenden – vielen Dank. Menschen mit Behinderung, Förder- und Betreuungsbereich, Kompetenzzentrum Arbeit) Beratungsstelle (BAD) Teilhabetreff – Begegnung · Kultur · Café Hospiz Barbara Senioren-WG Stiftung Haus Lindenhof Wir freuen uns über Ihre Weiterempfehlung in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Je mehr Spenderservice uns kennen und unsere Arbeit fördern, desto WIR ALLE VON DER Frau Heidrun Drendel besser können wir helfen. STIFTUNG HAUS LINDENHOF Lindenhofstraße 127 DANKEN IHNEN UND WÜNSCHEN IHNEN 73529 Schwäbisch Gmünd EIN FROHES WEIHNACHTSFEST!
Autor: Clemens Beil Wie stark werden sich Verwaltungs- abläufe ändern? Das BTHG – Die Verwaltungsabläufe als solche bleiben in ihren Grundzügen erhalten. Jedoch kommen teilweise neue Anfor- „Unser Leistungs- ein Verwaltungs- derungen hinzu, die bisher in der Form so nicht erforderlich waren. So werden angebot orientiert wir künftig auch in der Eingliederungs- sich am jeweiligen Koloss? hilfe viel stärker als bisher das Thema Leistungsnachweise in den Blick neh- Bedarf des einzel- men oder uns mit Personalabgleichen nen Menschen.“ beschäftigen. Denn wir brauchen natür- lich auch das Personal, das die verein- Die Umstellung auf die barten Leistungen erbringen kann. Wir Wie sich Teilhabe am Schreibtisch auswirkt Erfordernisse des BTHG haben künftig auch in der Verwaltung stellt auch die Verwaltung deutlich mehr Leistungsbestandteile, vor neue Herausforde- die es zu handhaben gilt, angefangen rungen. Wir haben bei von der korrekten Abrechnung bis hin Was sind ganz aktuell die Themen, Florian Dengler, dem Leiter zur Nachkalkulation. mit denen sich die Verwaltung mit des Ressorts Controlling, Blick auf das BTHG befasst? nachgefragt. Was hat die Verwaltung getan, Aktuell bereiten wir konkret den Start um sich auf die Anforderungen des der ersten Einrichtung, der Wohnge- BTHG vorzubereiten? meinschaft ‚In der Vorstadt‘ in Bettrin- gen, nach der neuen Leistungslogik vor. Vor welche Herausforderungen Wir waren von Anfang an ganz nah dran Die WG wird also quasi zum Pilotprojekt. stellt das BTHG die Verwaltung? an den Themen, die das BTHG mit sich Dazu müssen wir jetzt unser Software- bringt. Die Verwaltung war außerdem system entsprechend anpassen. Aber Kernelement des BTHG ist der Fokus maßgeblich an der Verhandlung der unsere Erfahrung zeigt, dass immer auf die Personenzentrierung: Unser neuen Leistungssystematik selmA mit noch ein paar Überraschungen und Leistungsangebot orientiert sich am dem Ostalbkreis beteiligt. selmA ist Fragestellungen um die Ecke kommen, jeweiligen Bedarf des einzelnen Men- ein personenzentriertes Teilhabe-Ma- die wir dann kurzfristig lösen müssen. schen. Das bedeutet, die Wünsche der nagement-System, das von der Stiftung Außerdem laufen derzeit parallel die Menschen, die wir begleiten, werden Haus Lindenhof entwickelt worden ist. Pflegesatzverhandlungen auf Hochtou- künftig noch viel detaillierter ermit- Es beschreibt Teilhabeleistungen auf ren. telt werden. Dafür brauchen wir eine der Grundlage von der Internationalen Systematik, die in der Lage ist, so eine Classification of Functioning, Disability deutlich differenzierte und kleinteiligere and Health (ICF), einer Klassifikation der Was sind die Aufgaben, Leistungswelt genau abzubilden. Das Weltgesundheitsorganisation (WHO) die noch anstehen? fängt bei der Bedarfsermittlung an, und der International Classifications of geht über die Leistungsplanung hin Health Interventions (ICHI). Daneben Bis Ende Juni 2023 müssen wir alle zur Dokumentation und schließlich bis hat die Verwaltung mit der Umstellung bestehenden Angebote in der besonde- zur Abrechnung. Das System dahinter, auf CGM (CompuGroup Medical), einer ren Wohnform, im ambulanten Bereich, insbesondere in der besonderen Wohn- speziellen Software für das Gesund- in den Werkstätten, Tagesbetreuungen form (früher vollstationäres Wohnen), heitswesen, auch die Voraussetzungen und Förder- und Betreuungsbereich wird also sehr viel komplexer sein als in der IT geschaffen, um die komplexe sowie der Martinus Schule verhandeln. das jetzt noch der Fall ist. Leistungswelt entsprechend abzubilden. Da gibt es für uns noch einiges zu tun. Bedarfsermittlung Leistungsplanung Dokumentation Abrechnung 14 15
„xit-Garagen“ Eingliederungshilfe Autor: Stefan Löwenhaupt Innovationsschmieden im BTHG-Prozess im Wandel Die gute Nachricht: es ist nur kompliziert, nicht komplex! Für Menschen mit Behinderung bedeutet das BTHG eine Stärkung ihrer Rolle im gesamten Hilfe- und Assistenzprozess, weil ihre Wünsche Mit dem BTHG wurde eine weitrei- und Ziele zum Ausgangspunkt der Leistungserbringung werden. Voraus- chende Sozialrechtsreform umgesetzt, setzung dafür ist aber deren Empowerment, damit sie ihre Wünsche und die einen fachlichen Paradigmenwech- Ziele zum Ausdruck bringen und selbstbewusst in den Assistenzprozess sel in der Eingliederungshilfe zur Folge einbringen können. Weil es dabei immer auch um knappe Ressourcen hat. geht, sind zudem Lobbyisten erforderlich, die Menschen mit Behinderung dabei unterstützen, ihre Wünsche und Ziele gegenüber den Leistungs- Unter Berücksichtigung der Digitalisie- trägern durchzusetzen. Beides sind wesentliche Aufgaben der Leistungs- Autorin: Katharina Stumpf rungs- und Kooperationskomponente wur- Im Mittelpunkt der fachlichen Neuausrichtung erbringer wie der Stiftung Haus Lindenhof. den fünf Garagen identifiziert: steht eine konsequent personenzentrierte und wirkungsorientierte Leistungserbringung. Autorin: Katharina Stumpf 1. Die Zukunft der Arbeit 2030: Dabei sind die Wünsche des Menschen mit Für Menschen mit Behinderung bedeutet Wie müssen bisherige Angebote weiter- bzw. Behinderung und die daraus abgeleiteten Ziele das BTHG eine Stärkung ihrer Rolle im andere Angebote neu entwickelt werden, um handlungsleitend für das Unterstützungssetting. für Menschen mit und ohne Behinderung Un- Gleichzeitig werden in Baden-Württemberg gesamten Hilfe- und Assistenzprozess. terstützung, Begleitung, Bildung und Beschäf- neue Leistungs- und Finanzierungssystema- Das BTHG erfordert Prozesse der Umstrukturie- tigung zu realisieren? tiken (SHL: selmA) implementiert, die neue Die Leistungsträger haben mit dem BTHG in Teilen ihre Rolle ge- rung, des Neudenkens, der kreativen Entwick- Formen und Spielregeln der Leistungserbrin- stärkt, weil sie den Prozess der Bedarfsermittlung stärker an sich gezogen lung und Umsetzung. Hierfür machte sich der 2. Neue Formen der Pflege 2030: gung nach sich ziehen. haben. Leistungserbringer wie die Stiftung Haus Lindenhof sind jetzt nur Bereich Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Wie können Assistenzbedarfe (Pflege, Tages- noch auf Wunsch der Menschen mit Behinderung in die Prozesse der Behinderung 2021 auf den Weg, die Gesamt- struktur etc.) für Menschen mit Behinderung Nimmt man diesen fachlichen Paradig- Teilhabe- und Gesamtplanung eingebunden. Darüber hinaus ist der Lei- strategie „Teilhabe 2030“ zu entwickeln. sichergestellt werden, wenn diese immer älter menwechsel ernst, dann löst er bei Leistungs- stungserbringer zukünftig auch für die Messung der Wirkung und Wirk- und pflege-, und hilfebedürftiger werden? erbringern in der Eingliederungshilfe, wie dies samkeit der Leistungen zuständig. Letztlich steuert der Leistungsträger Mit Unterstützung der Unternehmensberatung xit gerade bei der Stiftung Haus Lindenhof der so über die Teilhabe-/ Gesamtplanung die Inputgrößen (Leistungsmen- GmbH wird die bisherige Strategie unter der Prämisse 3. Sozialräume gestalten 2030: Fall ist, einen umfassenden Transformations- ge) und über die Wirksamkeits- bzw. Wirkungsmessung die Ergebnisse der Veränderungen aufgrund der gesetzlichen Um- Wie können Teilhaberäume gemeinsam mit prozess aus, der alle Unternehmensebenen des Leistungsprozesses. In welchem Maße die Leistungsträger dieser strukturierung nachgeschärft, neue Entwicklungslinien Angehörigen, Organisationen, Unterstützern und -bereiche tangiert: die fachliche Neuaus- Rolle fachlich gerecht werden, muss sich noch zeigen. Abgesehen von skizziert und modellhaft entwickelt. Auch hierbei in der Region entstehen? richtung muss in der Unternehmensstrategie den personellen Ressourcen, die hierfür benötigt werden, zeigt sich in steht die Personenzentrierung im Fokus mit der Mission, verankert und in den internen Organisations- der Praxis, dass z.T. auch noch Know-how aufgebaut werden muss oder ein Maximum an Teilhabe und Lebensqualität für 4. Teilhabemanagement 2030: strukturen sowie Prozessen abgebildet werden. ganz praktische Dinge wie etwa entsprechende Formulare und Verfahren, Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. Pass- Wie gelingt Teilhabemanagement im Rahmen Zudem müssen die betriebswirtschaftlichen erst in Ansätzen vorhanden sind. genaue Produktlinien, geeignete Servicemarken und der Personenzentrierung und Umsetzung des Planungs- und Steuerungsinstrumente, z.B. hohe Servicequalität sind hierfür erforderlich. Leistungs- und Finanzierungssystems selmA? im Rechnungswesen, im Controlling, bei der Der Paradigmenwechsel bringt also Herausforderungen mit sich, er Wirtschafts- und der Dienstplanung angepasst eröffnet aber auch neue Perspektiven und Chancen. Die Chance besteht Der Organisations- und Angebotsentwicklungs- 5. Zielgruppen und Kompetenzen 2030: werden, dazu gehört auch die Implementation vor allem darin, dass Leistungserbringer und Leistungsträger den fach- prozess wird durch sog. „Garagen“ abgesichert. Sie Welche spezialisierten Angebote können von Instrumenten und Verfahren zur Wir- lichen Neustart nutzen, um gemeinsam das System der Eingliederungs- sollen Innovationsräume schaffen und dazu beitragen, aufgrund neu entstehender Zielgruppen und kungsmessung. Darüber hinaus muss das neue hilfe in Richtung von mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung in zukunftsfähige Lösungen mit der Chance auf Pionier- Kompetenzen entstehen? fachliche Paradigma von den Mitarbeitenden allen gesellschaftlichen Bereichen weiterzuentwickeln. Die Stiftung Haus gewinne zu generieren. verinnerlicht werden, so dass auch Fragen der Lindenhof ist hier auf einem guten Weg und hat auch in der Vergangen- Personalentwicklung, der interdisziplinären heit schon einiges bewegt, z.B. durch dezentrale, ambulante Wohnan- Die fünf Garagen dienen als kreative Experi- Aufgeteilt in drei Phasen soll damit im Zeit- Zusammenarbeit und Führung sowie der gebote, die Organisation von Außenarbeitsplätzen oder die Kooperation mentierfelder mit klaren Aufgaben und Zielformu- raum von Juni 2021 bis Dezember 2030 das Unternehmenskultur auf der Agenda stehen. mit Vereinen. Diese Beispiele verdeutlichen: Teilhabe gelingt nur, wenn lierungen. Als Orte der Innovation arbeiten hier Strategiekonzept „Teilhabe 2030“ umge- Letztlich löst das BTHG einen Organisations- viele Akteure mitwirken. Gefragt sind deshalb nicht nur Leistungserbringer heterogene Gruppen aus Mitarbeitenden, externen staltet werden. entwicklungsprozess auf allen Unternehmens- und -träger, auch die Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft Kooperationspartnern und Experten für einen be- ebenen aus, mit Folgen auch für die Unterneh- müssen ihren Beitrag für mehr Teilhabe einbringen. Das macht die Sache stimmten Zeitraum zusammen. menskultur. kompliziert, aber nicht komplex! 16 17
Autor: Clemens Beil „Wir brauchen „Es muss uns Netzwerker im gelingen, den Stephanie Lakner, Kristina Aniol und Gemeinwesen, die Beruf attraktiver Melanie Aupperle arbeiten in den bei- uns unterstützen.“ zu machen!“ den Wohngemeinschaften im Stadtteil Bettringen „In der Vorstadt“. Stephanie Lakner Welche Erwartungen an das BTHG haben Ziel des BTHG ist es, die Möglichkeiten einer, den persönlichen Wünschen sie und welche Herausforderungen sehen entsprechenden Lebensplanung und Lebensgestaltung im Sinne von sie auf sich zukommen? mehr Teilhabe und mehr Selbstbestimmung, zu stärken. Wenn wir diesem Anspruch gerecht werden wollen, brauchen wir Unterstützung. Wir wollen und müssen dann noch genauer herausfinden, was sich unsere Bewohner/- innen wünschen, um, trotz ihrer Behinderung, ein möglichst selbstbe- stimmtes Leben führen zu können. Um das aber verwirklichen zu können, brauchen wir ergänzende Hilfe, wie beispielsweise ehrenamtliche und/oder hauptberufliche Helfer im Alltag, die die Zeit haben, unsere Bewohner/-innen Kristina Aniol zu ihren Freizeitaktivitäten zu begleiten. Auch eine intensivere Vernetzung in unser Umfeld, den Stadtteil Bettringen wäre uns wichtig, um hier die Teil- Damit unsere Bewohner/-innen ver- habe unserer Bewohner/-innen am Gemeinschaftsleben zu stärken. In den lässlich die Leistungen bekommen, letzten beiden Corona-Jahren war da nicht so viel möglich. Erste Gespräche die ihnen nach dem BTHG zustehen, mit der Stadtteilkoordinatorin aber gab es bereits. Wir freuen uns, dass wir brauchen wir Zeit und Personal! in Zukunft mehr Geld für Personal bekommen sollen. Doch wir fragen uns: In den letzten Jahren sind einige Woher soll das Personal kommen? Es gibt mittlerweile viel zu wenig junge Maßnahmen, die Teilhabe und ein Menschen, die sich für den Beruf des Heilerziehungspflegers entscheiden. selbstbestimmtes Leben gefördert Es muss gelingen, unseren Beruf attraktiver zu machen! haben, einer wachsenden Bürokratie zum Opfer gefallen. Das Schreiben von Teilhabe- und Entwicklungs- berichten kostet Zeit, die fehlt uns dann, um mit unseren Bewohner/- innen zum Einkaufen zu gehen oder mit ihnen die Wäscheversorgung zu erledigen. Also bestellen wir unsere Lebensmittel wieder und lassen sie anliefern und die Wäscheversorgung „Mich besorgt in diesem haben wir teilweise wieder fremd Zusammenhang, dass vergeben. Wir brauchen Entlastung, damit unser Fokus wieder stärker wir jetzt schon zu wenig Personal haben.“ Stimmen auf unseren Menschen mit Behinde- rung liegt. Wir brauchen Netzwerker im Gemeinwesen, die uns unterstüt- Melanie Aupperle zen beim Knüpfen von Kontakten von der Basis z.B. zu den Vereinen. Wir denken, Mich besorgt in diesem Zusammenhang, dass wir jetzt schon zu wenig dass sich auch unsere Tätigkeit ver- Personal haben. Es gibt zu wenig Fachkräfte. Wir haben den Eindruck, dass ändern wird: weniger machen, mehr immer weniger Menschen Interesse am Beruf des Heilerziehungspflegers managen. Dazu sind fachlicher Aus- haben. Möglicherweise ist es der Schichtdienst und die Bezahlung, die sie tausch und Unterstützung im Sinne abschreckt. Aber auch die Helfer im Alltag müssen erst einmal gefunden von Fortbildungen nötig, denn die werden. Sie brauchen zwar keine komplexe Fachausbildung, es können „Wenn wir diesem Anspruch gerecht werden wollen, Umsetzung des BTHG ist bei allen auch Quereinsteiger sein und ihre Arbeitseinsätze wären sehr flexibel brauchen wir Unterstützung.“ Beteiligten noch mit sehr vielen Un- gestaltbar. Das BTHG wird die Behindertenhilfe grundlegend verändern, sicherheiten verbunden. Doch wir doch im Moment wissen wir auch noch nicht so recht, wo genau es hingeht. freuen uns auch, dass das BTHG für Wie gesagt, die Verunsicherung ist noch groß. Eine große Herausforderung uns und unsere Bewohner/-innen wird es noch werden, alle Beteiligten, insbesondere Mitarbeitende und neue Perspektiven eröffnet. Bewohner/-innen und ihre Angehörigen oder Betreuer/-innen, was das BTHG betrifft, entsprechend zu schulen. 18 19
Autor: Clemens Beil „POS (Personal Out- persönliche Assistenzbedarf, aber auch die Fähigkeiten festgehalten, um die come Scale) ist ein konkreten Assistenzleistungen festlegen Vom Teilhabe-Prozess Messinstrument zur zu können.“ Die Leistungserbringung Bedarfsermittlung muss dann sehr genau dokumentiert Erfassung der indivi- werden. Das schaffe Transparenz und BEI-BW duellen Qualität des Überprüfbarkeit und sei natürlich auch Lebens von Menschen, die Grundlage für die Leistungsab- rechnung. Dazu ist in der Stiftung die Gesamtplanverfahren Möglichst passgenaue Leistungen schaffen das mittlererweile in- Software CGM (CompuGroup Medical) ternationale Beachtung eingeführt worden. gefunden hat.“ Die Leistungserbringung werde in Bescheid regelmäßigen Abständen überprüft. Dazu steht in Baden-Württemberg Dabei kommt in der Stiftung ein be- am Anfang des Prozesses das Bedarfs- sonderes Instrument zum Einsatz, das ermittlungsinstrument „BEI-BW“. Dieses POS-Interview: „POS ist ein Messinstru- Leistungserbringung orientiert sich an der Internationalen ment zur Erfassung der individuellen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Qualität des Lebens von Menschen, das Behinderung und Gesundheit (ICF) der mittlerweile internationale Beachtung Weltgesundheitsorganisation (WHO). gefunden hat“, erläutert Bretzler-Nagel. Zielüberprüfung Der so ermittelte persönliche Bedarf „Es handelt sich um ein wissenschaftlich Materielles Persönliche einer Person mit Behinderung fließt fundiertes, konsequent personenzen- Wohl- Entwicklung dann in ein sogenanntes Gesamtplan- triertes Befragungsinstrument, das in befinden verfahren ein, an dessen Ende der Be- Belgien, an der Hochschule Gent entwi- Teilhabebericht willigungsbescheid des jeweils zustän- ckelt worden ist.“ Mit der Ermittlung der digen Landratsamts steht. Mit diesem individuellen Qualität des Lebens, haben Bescheid kann sich die Person an einen die Klient/-innen beim Interview die Physisches Selbst- Wohlbefinden bestimmung Leistungserbringer ihrer Wahl wenden. Möglichkeit, ihre Wünsche zu äußern. Dieser entwickelt für die Umsetzung aller Maßnahmen einen Teilhabeplan. Am Ende des Teilhabe-Prozesses erneutes steht alle zwei Jahre ein vom Leistungs- Gesamtplanverfahren Emotionales Soziale „In der Stiftung gibt es dazu ein erbringer zu erstellender Teilhabebe- nach 2 Jahren Wohlbefinden Beziehungen bereits bewährtes Instrument, den richt, der dann die Grundlage für ein sogenannten Assistenz-, Teilhabe- erneutes Gesamtplanverfahren bildet. und Pflegeplan (ATP-Plan)“, berichtet In diesem finden sich dann auch die Bretzler-Nagel, der aber ggf. noch Wünsche und die Perspektiven wieder, Soziale etwas angepasst werden müsse. „Hier die die Klient/-innen im POS-Interview Rechte Inklusion werden für jeden ganz individuell die geäußert haben. Ziele, Maßnahmen und Leistungen, der Persönliche Bedarfe zu ermitteln gelingt nur, wenn ein strukturiertes Instrument behilflich ist. „Jetzt zeigt es sich so langsam, wie es gehen kann“, sagt Sigrid Bretzler-Nagel mit Blick auf den neuen Teilhabe-Prozess im BTHG. Im Fachreferat Pädagogik und Projektmanagement des Bereiches Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Behinderung befasst sie sich mit der Frage, wie die Bedarfe und Wünsche der Menschen mit Behinderung in den Teilhabe-Prozess einfließen können. „Denn das Ziel ist es ja, ganz individuell möglichst passgenaue Hilfesettings zu definieren“, erklärt sie. 20 21
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