Am Tellerrand 2018 2019 - Deutsche UNESCO ...
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kulturweit 2018 2019 Magazin #SuchdasWeite mit kulturweit – dem internationalen Freiwilligendienst. Die Komfort- zone endet am Tellerrand Seite Projekt Was ist kulturweit? 2 Kolumne von Außenminister Heiko Maas kulturweit ist der internationale Freiwilligendienst 3 Netzwerk für Menschen zwischen 18 und 26 Jahren. 4 Freiwilligendienst Für ein halbes oder ganzes Jahr machen sie sich 5 Partnerorganisationen mit der Deutschen UNESCO-Kommission weltweit 6 Aufgaben für Kultur, Natur und Bildung stark. kulturweit ist ein Freiwilligendienst für alle. Deshalb unter- Erfahrungen stützen wir unsere Freiwilligen gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt während ihrer Zeit im Ausland: 7 Mein Horizont erweitert sich jeden Tag mit Seminaren und einem Sprachkurs, mit Versicher- 9 Muskauer Park: Fahrradfahren ist Freiheit ungen, Reisegeld und Mietzuschuss. 10 Ungarisch für Anfänger 12 Turnschuhe bedrohen ihre Existenz 14 Der Natur-Freiwilligendienst 97 % 15 Eva lernt Lesotho kennen 16 Vanessa engagiert sich in Kenia 20 Perspektiven für kulturweit-Alumni 21 3 Fragen an Luis Frank 22 Einfach mal Erfahrungen machen Qualität & Bewertung 25 Teilnehmer*innen 26 kulturweit in Zahlen Zahlen sind nicht alles. Aber manchmal helfen sie 28 Freiwilligenperspektive dabei, die Dinge besser zu verstehen. Dass 97 Prozent 30 Einsatzstellenperspektive aller Freiwilligen die Qualität ihres Freiwilligen- dienstes positiv bewerten, empfinden wir auf jeden 32 Impressum Fall als Auszeichnung.
„Wir müssen Kolumne kulturweit- Magazin 2018 – 2019 Netzwerk vermitteln, verständigen ” und verstehen wollen Die drängenden Fragen unserer Zeit können wir nicht alleine lösen. Wir brauchen Austausch über Grenzen hinweg. Außenminister Heiko Maas Unsere Welt ist zusammengerückt. Die kulturweit-Freiwilligen entwickeln Nie zuvor in unserer Geschichte waren neben den täglichen Aufgaben an einer wir so eng mit Menschen in anderen Schule, einer Universität oder in einem Erdteilen verbunden. Gleichzeitig sind Biosphärenreservat Projekte mit den Populismus und Nationalismus welt- Menschen vor Ort. Sie inszenieren Musi- weit auf dem Vormarsch. Dem können cals, organisieren Upcycling-Work- Jury des wir nur entgegenwirken, wenn wir shops oder gründen Clubs für soziales Deutschen gegenseitige Verständigung, Dialog und Engagement. So erarbeiten sie über Menschen- Austausch fördern. Das ist seit zehn Grenzen hinweg gemeinsame Perspek- Der Alumni-Verein kulturweiter rechts- Jahren auch das Kernanliegen von tiven, lernen andere Gesellschaften ist Mitglied der Deutschen Filmpreises UNESCO-Kommission unserem Freiwilligendienst kulturweit, und Menschen kennenlernen, treffen dem jungen Gesicht unserer Aus- immer wieder auf neue Sichtweisen, Jury des wärtigen Kultur- und Bildungspolitik. auf einen anderen Blick auf die Welt. Prix Jeunesse Genau hier liegt die Chance von kultur- International Fast 4.000 Freiwillige zwischen 18 und weit: die Welt auch einmal mit anderen 26 Jahren haben sich in den vergan- Augen zu sehen. Sie besser verstehen genen zehn Jahren mit kulturweit auf zu lernen. Mutig zu werden. Neue Ideen die Reise begeben. Die Freiwilligen zu generieren und umzusetzen, die wagen den frischen, kreativen, offenen wir brauchen, um die Zukunft positiv Blick über den Tellerrand, lassen die zu gestalten. Sicherheit des Bekannten für ein halbes oder ganzes Jahr hinter sich, machen Alumni-Verein sich auf den Weg, um der Kunst eine Bühne zu bauen und sich an Schulen in aller Welt für ihre Klassen stark zu ma- chen. Sie vermitteln, wie die deutsche Gesellschaft heute aussieht: bunter Netzwerk erklärt Lernen in der und vielfältiger als viele meinen. Und Auswärtigen Kultur- sie bringen genauso bunte und vielfältige kulturweit ist der internationale kulturweit ist ein Fach- Dafür vermittelt kultur- Auch nach Ende des kulturweit arbeitet für bereich der Deutschen weit Freiwillige an den Freiwilligendienstes seine Alumni mit zahl- und Bildungspolitik Bilder ihrer Gastländer mit zurück nach Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission, Deutschen Akademischen bleiben die Teilnehmer*- reichen Organisationen Deutschland. UNESCO-Kommission und ein der den Freiwilligen- Austauschdienst, das innen Teil eines star- zusammen und eröff- Der Freiwilligendienst kulturweit wurde fester Bestandteil der Auswärtigen dienst gestaltet. Der Frei- Deutsche Archäologische ken Netzwerks. Mit der net ihnen Einblicke in 2008 auf Initiative des Auswärtigen willigendienst wird auf Institut, die Deutsche Alumni-Arbeit von die Außenpolitik: Heute Amts und der Deutschen UNESCO- Kultur- und Bildungspolitik. Am Projektbasis durch das Welle Akademie, das kulturweit können sie ist der Alumni-Verein Kommission ins Leben gerufen. Erfolg des Projekts arbeiten täglich Auswärtige Amt finan- Goethe-Institut, an den sich zu den Themen kulturweiter Mitglied der Die ersten Freiwilligen wurden 2009 ziert, das die Deutsche Pädagogischen Aus- einer Bildung für nach- Deutschen UNESCO- entsandt. viele Menschen und Organisa- UNESCO-Kommission tauschdienst und die haltige Entwicklung, Kommission. tionen mit: im Auswärtigen Amt, darüber hinaus langfris- Zentralstelle für das Aus- zu Seminargestaltung Das Auswärtige Amt fördert kulturweit tig institutionell fördert. landsschulwesen sowie und dem UNESCO- und ermöglicht jungen Menschen, bei unseren Partnern, in den Ein- an UNESCO-National- Welterbe weiterbilden. kulturweit-Alumni sind in globale Perspektiven zu entwickeln. satzstellen. Und auch ehemalige kommissionen anderer Mit dem Alumni-Verein der Nationalen Plattform Seit Gründung des Freiwilligendienstes Freiwillige machen kulturweit stark. kulturweit ist der Frei- Länder. Diese Partner- kulturweiter, der von für Bildung für nachhaltige engagierten sich fast 4000 Freiwillige willigendienst in der organisationen wählen ehemaligen Freiwilligen Entwicklung (BNE) aktiv in über 70 Ländern weltweit, um das Auswärtigen Kultur- und die Einsatzstellen der geführt wird, können sie und unterstützen die Netzwerk der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und kulturweit-Freiwilligen selbstbestimmt Themen Internationale Diplomat*- Freiwilligendienst kulturweit Bildungspolitik zu unterstützen. arbeitet eng mit anderen aus und betreuen setzen und entwickeln. innenausbildung des Organisationen zusam- sie gemeinsam mit der Auswärtigen Amts. Zudem www.auswaertiges-amt.de men, die den Kulturaus- Deutschen UNESCO- waren kulturweit-Alumni tausch zwischen Kommission während 2018 in zwei Filmjurys Deutschland und Gesell- ihres sechs- oder vertreten: In der des Deut- schaften weltweit fördern. zwölfmonatigen Frei- schen Menschenrechts- willigendienstes. Filmpreises und in der des UNESCO-Sonderpreises, der auf dem internationalen Kinderfernsehwettbewerb Prix Jeunesse International verliehen wird. 2 3
Was ist kulturweit? kulturweit ist der Verteilung der Freiwilligen Magazin 2018 – 2019 Deutscher Akademischer nach Partnerorganisationen 2018 Freiwilligendienst in der Auswärtigen Austauschdienst Der DAAD fördert deutsche und inter- Pädagogischer Austauschdienst Der PAD Kultur- und Bildungspolitik. nationale Studierende und Wissenschaftler*innen rund ist im Auftrag der Bundes- länder für internationalen Alle Teilnehmer*innen werden finanziell um den Globus. Austausch und Zusammen- arbeit im Schulbereich unterstützt und in Seminaren begleitet. tätig. Deutsches Archäologisches Institut Das DAI ist eine Zentralstelle für das der größten archäologischen Auslandsschulwesen Forschungseinrichtungen Die ZfA betreut die Arbeit weltweit und setzt sich für den Deutscher Auslands- Erhalt kulturellen Erbes ein. schulen und von Schulen mit deutschem Sprach- programm weltweit. Deutsche Welle Akademie Die DW Akademie ist Deutschlands führende UNESCO- Organisation für inter- Nationalkommissionen 6 % Deutscher Akademischer Austauschdienst nationale Medienentwicklung. kulturweit ist ein Projekt 1 % Deutsches Archäologisches Institut der Deutschen UNESCO- 3 % Deutsche Welle Akademie Kommission und bietet 39 % Goethe-Institut die Gelegenheit, in UNESCO- 45 % Pädagogischer Austauschdienst + Biosphärenreservaten, im Zentralstelle für das Auslandsschulwesen Goethe-Institut Das Goethe- Weltnaturerbe und Geoparks 6 % UNESCO-Nationalkommissionen Institut ist das internationale anderer Länder mitzuarbeiten. Kulturinstitut Deutschlands und fördert kulturelle Zusammenarbeit und Schul- kooperationen weltweit. Verteilung der Freiwilligen nach Weltregionen in Prozent 28 Ob als Assistenz im Deutschunterricht an der Europaschule Tiflis, in der Ziele: kulturweit bietet: 13 Kulturprogramm-Abteilung am Goethe- • d ie Förderung der Persönlichkeits- • Menschen zwischen 18 und 26 für Institut Hanoi oder in den Palast-Grotten entwicklung und Kompetenzen aller sechs oder zwölf Monate ein in Uruguay: kulturweit-Freiwillige sind zwischen 18 und 26 Jahre alt und enga- Beteiligten in einer globalisierten Welt • die Stärkung des Interesses junger Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland in einer Einsatzstelle bei unseren 2 3 gieren sich für sechs oder zwölf Monate Erwachsener an bürgerschaftlichem Partnerorganisationen der Auswär- Osteuropa GUS mit unseren Partnern in Ländern des Engagement für eine aktive Gesell- tigen Kultur- und Bildungspolitik in Globalen Südens, in Osteuropa und der GUS, gefördert vom Auswärtigen Amt. schaft • der Transfer eines aktuellen und Afrika und Asien, in Lateinamerika und im Nahen Osten, in Osteuropa andere 1 Asien kulturweit stößt Lernprozesse an und differenzierten Deutschlandbildes und der GUS gibt ihnen langfristige Perspektiven – durch Weiterbildungen zu Seminar- und die Vermittlung differenzierter Bilder der Einsatzländer in die • monatlich 150 Euro Taschengeld • monatlich 200 Euro Zuschuss zu Naher Osten 32 6 gestaltung, Welterbe und Bildung für deutsche Gesellschaft Unterkunft und Verpflegung nachhaltige Entwicklung noch weit • das persönliche Erfahren und Leben • Auslandskranken-, Haftpflicht- und über den Freiwilligendienst hinaus. kulturweit-Alumni sind Teil eines starken von zentralen UNESCO-Themen im internationalen Kontext Unfallversicherung • Beiträge zur Kranken-, Pflege-, 13 Netzwerks, das selbstbestimmt Themen • ein Beitrag zum friedlichen Zusam- Renten- und Arbeitslosenversiche- Freiwilligendienst kulturweit setzt und gemeinsam entwickelt. kultur- menleben von Menschen und Gesell- rung in Deutschland Südostasien weit setzt sich für eine weltoffene schaften weltweit • Zuschüsse zu internationalen Gesellschaft im Sinne der UNESCO ein. Reisekosten sowie Im Zentrum steht ein lebenslanger • Zuschüsse zum Sprachkurs im Afrika Prozess der Persönlichkeitsentwicklung Gastland Lateinamerika entlang der Themen Kultur, Bildung • Ansprechpersonen in der Einsatz- und Menschenrechte. stelle während der Zeit im Ausland • Organisation und Durchführung des pädagogischen Begleitprogramms • ein starkes Alumni-Netzwerk 4 5
Was machen Mein Horizont Interview Magazin 2018 – 2019 kulturweit-Freiwillige? erweitert sich jeden Tag Ben Rangnick unter- stützte mit kulturweit Als kulturweit-Freiwilliger für ein Jahr in der Mongolei: die Arbeit des Goethe- Instituts in Ulan Bator, Ben Rangnick arbeitete in der Kulturabteilung der Hauptstadt der Mongolei. des Goethe-Instituts in Ulan Bator mit. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen nach den ersten drei Monaten. kulturweit-Freiwillige Ben, Du bist gleich nach dem Welche Erwartungen engagieren sich weltweit Abitur in die Mongolei gekommen: hattest Du vor Deiner Ankunft Wie kam es dazu? in Ulan Bator? Nach dem Abitur wollte ich eine Als ich in die Mongolei kam, hatte für Bildung, Kultur und fremde Kultur – eine andere Sicht- ich eigentlich nur eine Erwartung: weise auf die Welt – von innen Alles sollte fremd und neu sein! heraus begreifen. Der internationale Schon der Blick aus dem Flugzeug Freiwilligendienst kulturweit bietet schien das zu bestätigen: Unter Natur. genau dafür die Rahmenbedin- mir glänzte die Steppe in einem gungen: Die Freiwilligen reisen in ein silbrigen Grün; dagegen zeichnete fremdes Land, leben dort und be- sich die Stadt ab, mit den schim- gegnen der neuen Kultur. Also habe mernden Hochhäusern und den in ich mich beworben und schließlich allen Farben erstrahlenden Dächern. eine Nachricht aus der Mongolei Die Luft roch fremd, die Stadt war bekommen. Nach einem Telefonge- warm – es war wirklich alles anders. spräch mit dem Goethe-Institut Die ersten Tage verflogen dann in Ulan Bator war mir sofort klar: Im in dieser „Euphorie des Fremden“. September fliege ich in die Mongolei! Sei es als Assistenz in der UNESCO-National- kommission der Mongolei, in der Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Warschau oder im Biosphärenreservat am Mount Elgon in Kenia: Die Tätigkeiten, denen kulturweit- Freiwillige für sechs oder zwölf Monate nachgehen, sind äußerst facettenreich. Sie unterscheiden sich je nach Anforderungen der Einsatzstelle und der persönlichen Qualifikation der Freiwilligen. Zu den Aufgaben gehören etwa die Assistenz im Deutschunterricht in einer Partnerschule, die Organisation von Kulturveranstaltungen an einem Goethe-Institut oder die Öffentlichkeitsarbeit für ein UNESCO-Biosphärenreservat. Freiwilligendienst kulturweit Während ihrer Zeit bei kulturweit durchlaufen alle Freiwilligen einen Projektzyklus, der sich von kurzen Seminarprojekten auf den Vorberei- tungsseminaren über ein eigenes Projekt im Gastland bis hin zur Projektpräsentation auf den Nachbereitungsseminaren erstreckt. 6 7
Bericht Muskauer Park: Magazin 2018 – 2019 Fahrradfahren ist Freiheit Die Ägypterin Omnia Soliman aus Alexandria Omnia Soliman kommt dank eines war mit kulturweit drei Monate lang Hospitantin UNESCO-Programms vom ägyptischen bei der Stiftung Fürst- Pückler-Park Bad Muskau. Alexandria nach Bad Muskau. aus Ägypten, Tunesien und Jordanien in Deutschland eingetroffen, um hier neue Erfahrungen zu sammeln. Cord Panning, Geschäftsführer der Stiftung Fürst-Pückler-Park, weiß sehr wohl, dass Bad Muskau diesbezüglich mit anderen großen Kulturstätten konkurriert. Umso mehr freut er sich, dass sich zum zwei- ten Mal eine Hospitantin aus Ägypten für Bad Muskau entschieden hat. „Es ist gut, dass wir diesen interkulturellen Austausch in der Lausitz haben“, so Panning. Es sei ja nicht immer einfach, dass Orient und Okzident zusammen- kommen. Im Falle Bad Muskau wandelt Omnia Soliman sozusagen auf könig- Und wie sieht es nach den Mongolischkenntnisse in den Arbeitserfahrungen zu machen oder lichen Spuren. Dabei spielt Panning auf ersten drei Monaten aus? nächsten Monaten weiter ausbauen. einfach einen anderen Blick auf den Besuch des ägyptischen Königs das Alte zu bekommen, ist unglaublich Fuad an, der 1929 „an die Türen des Nach drei Monaten habe ich natürlich Du arbeitest in der Kulturabteilung wertvoll. Diese Erfahrungen haben Schlosses klopfte“. noch einmal eine andere Perspektive. des Goethe-Instituts in Ulan Bator: mich schon jetzt verändert und mein Die Fremde ist gar nicht mehr so Was sind Deine Aufgaben? Horizont erweitert sich jeden Tag Und natürlich ist da die Orientreise von fremd. Ulan Bator und das Goethe- weiter. Am Ende lerne ich durch mei- Fürst Pückler, die in Vorbereitung der Institut fühlen sich schon sehr ver- Die Arbeit am Goethe-Institut ist so nen Freiwilligendienst neue Facetten Ausstellung im Badepark wissenschaft- traut an. Trotzdem mache ich jeden vielseitig, hier alle Aufgaben aufzu- des Lebens kennen – und das ist lich aufgearbeitet wird. Genau in dieses Tag neue Erfahrungen. So ist mein zählen, würde den Rahmen sprengen! doch unbezahlbar! Dank der Förderung durch das Auswärtige „Ein Pferd. Ein Pferd. Ein Königreich für Thema ist auch Omnia Soliman einge- Amt hospitierten zehn junge Frauen aus Leben hier zugleich vertraut und von An manchen Tagen arbeite ich an der Ägypten, Tunesien und Jordanien mit kultur- ein Pferd!“ Was Shakespeare Richard III. stiegen. Wobei es schwierig ist. „In der Veränderung geprägt! Planung von Kulturprojekten mit, an weit drei Monate lang in deutschen ausrufen lässt, wird am Dienstag- Bibliothek von Alexandria sind keine Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen anderen redigiere ich Texte für unsere und UNESCO-Welterbestätten. nachmittag bei der Stiftung Fürst- historischen Dokumente dazu vorhan- Was war bisher besonders Webseite, an wieder anderen treffe Pückler-Park Bad Muskau abgewandelt. den“, sagt die 28-Jährige. Hinzu kommen beeindruckend? ich mich mit Kunstschaffenden. Aber Der Bericht von Regina Weiß ist in der Ein Fahrrad ist in dem Fall das Maß sprachliche Barrieren. Denn neben Lausitzer Rundschau erschienen. egal, welche Aufgabe ich nun mache, aller Dinge. Es wird gebraucht – nämlich dem Arabischen gab es bis 1920 eine Viele Momente in der Natur waren ich kann sehr eigenständig arbeiten für ein Foto … osmanisch-türkische Amtssprache. sehr beeindruckend: sei es nun, und die Kolleginnen und Kollegen wirk- Die beherrscht heute kaum noch jemand. durch die weite Steppe zu reiten lich unterstützen. Schlossgärtnerin Anke Bochnig stellt Während europäische Zeitungen voll oder von einer riesigen Sanddüne ihren Drahtesel kurzerhand zur Verfügung. waren mit Meldungen über Pücklers Reise, aus in die Ferne zu blicken. Aber Gibt es ein Projekt, das Dir Denn das Fahrrad spielt beim Aufenthalt gab es zu dem Zeitpunkt nur eine ara- neben riesigen Dünen sind es vor besonders viel Spaß macht? von Omnia Soliman in Bad Muskau eine bische Zeitung. Helfen konnte Omnia allem die kleinen Momente, die wichtige Rolle. Die junge Frau aus Ägyp- Soliman, indem sie arabische Quellen für immer wieder spannend und begeis- Für mich als musikbegeisterten Men- ten hat bei der Parkstiftung eine drei- die Stiftung transkribierte. Außerdem ternd sind: Die Arbeit mit meinen schen ist das Goethe Musiklabor Ulan monatige Hospitanz absolviert. Nach recherchierte sie Material zu den Söhnen Kolleginnen und Kollegen, die Begeg- Bator ein besonders tolles Projekt. Nesma Ahmed im vergangenen Herbst von Mehmed Ali. Der Vizekönig am Nil nungen mit der Kultur und den Dort wird Jazz unterrichtet und es ist sie die zweite Frau, die an dem herrschte zu Pücklers Reisezeit. Menschen, die Projekte am Institut freut mich immer, bei den Konzerten Programm „Gemeinsam freiwillig enga- oder die erste Kommunikation oder dem Unterricht dabei zu sein. giert“ teilnimmt. In Kooperation mit der Omnia Soliman hat in Ägypten interna- auf Mongolisch. Aber auch die Mitarbeit bei den an- deutschen UNESCO-Kommission konnte tionales Recht studiert. Danach wollte deren Projekten des Goethe-Instituts Omnia Soliman aus Ägypten von Anfang sie sich einer neuen Herausforderung Freiwilligendienst kulturweit Und wie steht es um Deine macht unglaublich viel Spaß! September bis Ende November 2018 in stellen und fing an, Deutsch zu lernen. Sprachkenntnisse? der binationalen Welterbestätte Mus- „Die Sprache ist interessant. Sie ist Was würdest Du jungen Leuten kauer Park tätig werden. Das Programm aber auch schwer“, erklärt sie. Nach be- Die Sprache ist definitiv eine Heraus- in Deutschland sagen, die darüber richtet sich an Frauen aus dem Be- ruflichen Stationen in der Bibliothek forderung. Mongolisch ist schwer nachdenken, sich als kulturweit- reich Kultur und Bildungspolitik und er- von Alexandria und am Goethe-Institut zu lernen; auch weil es sich so sehr Freiwillige zu bewerben? möglicht ihnen Einblicke in die Arbeit bot sich die Gelegenheit, Deutschland unterscheidet von den Sprachen, deutscher UNESCO-Stätten, Kulturinsti- kennenzulernen. „Es war eine gute die ich bisher gelernt habe. Ich gebe Bewerbt euch! Eine neue Kultur tutionen und Bildungseinrichtungen. Entscheidung. Ich habe hier nette Men- mir aber Mühe und möchte meine und Sprache kennenzulernen, erste Mit Omnia Soliman sind weitere Frauen schen kennengelernt“, erzählt sie. 8 9
Magazin 2018 – 2019 Obwohl die Umstellung nicht hätte als Omnia ihren Geburtstag feierte. größer sein können von der Fünf- Nicht zu vergessen Stiftungs-Volontär Millionen-Metropole Alexandria ins be- Holger Rothamel. „Ich war ihre Stütz- schauliche Bad Muskau. Doch das räder“, lacht er. Als der Park erkundet Hiersein machten ihr Judith Ansorge werden soll, muss Omnia eingestehen, und Astrid Roscher von der Stiftung kein Rad fahren zu können. Wenn sowie Angelika Grahé-Flöter leichter. sie zurück zuhause ist, dann kann sie Die ehemalige Lehrerin aus Bad Muskau die Freiheit beim Radfahren am Meer übernahm den Deutschunterricht und genießen. Sie hat Holger Rothamel zeigte ihrer Schülerin nebenbei noch die versprochen, ihm ein Beweisfoto zu Region oder backte den Kuchen, schicken. kulturweit Blogeintrag Ungarisch erleben für Anfänger das alles klingt. Es ist nicht jede Wo- nest nicht noch mehr vergrößert, bis Fenja von Rönn unter- stützt mit kulturweit Fenja von Rönn verbringt mit kulturweit zwölf Monate am che, jeder Tag, jeder Moment, super toll. Mir fiel es sehr schwer „Tschüss“ zu mein Kopf platzt. Vor allem, weil eigentlich alles top ist und ich gar nicht quengeln und dem Pädagogischen Austauschdienst den Korányi Frigyes Gimnázium és Kollégium in Nagykálló, Familie und Freunden zu sagen. But möchte, aber Unehrlichkeit hilft auch Deutschunterricht am Korányi Frigyes Gim- názium és Kollégium in einer Kleinstadt im Nordosten Ungarns. In ihrem Blog erzählt let’s give it a try: Ich kann ehrlich sagen, dass ich dankbar für die letzten vier keinem weiter und am wenigsten mir. In diesem Sinne: Vorhang auf für die zweite Nagykálló. sie, warum es ein Vorteil war, sich mit Präsentationen Monate bin. Ich war in Österreich, in der Hälfte meines Freiwilligendienstes! Slowakei, in Rumänien und habe natür- auszukennen, wieso Weihnachtsmärkte wichtig sind und lich einige Städte in Ungarn besucht. was ihr ein selbstgebastelter Adventskalender bedeutet. Ich bin dankbar für die Freunde, die ich durch kulturweit kennengelernt habe und dankbar für meine Freunde aus der Schulzeit. Ich bin dankbar für meine Familie, die alles tut, damit ich hier eine Der kulturweit-Blog ist ein Projekt von Frei- Wo bleibt nur immer die Zeit? 2018 Aber nichtsdestotrotz habe ich den Weg gute Zeit habe. (Die hat sogar einen willigen für Freiwillige. Hier bloggt Fenja von Rönn regelmäßig aus ihrem Freiwilligendienst. war so voll gepackt mit allen möglichen bis nach Nagykálló, meinem momentanen selbstgemachten Adventskalender Ereignissen, dass ich schon fast mein Zuhause, auf mich genommen. Die Stadt hierhergeschickt, obwohl es den für die kulturweit.blog/fenjajanne Abitur vergessen habe. Und nun bin ich oder das Dorf, wie ich es liebevoll nenne, Kinder eigentlich seit ein paar Jahren schon seit vier Monaten in Ungarn. und vor allem die Menschen hier habe nicht mehr gibt. Ihr könnt euch jetzt Ich weiß noch genau wie ich in Budapest ich im Handumdrehen in mein Herz ge- mal vorstellen, wie das mein elfjähriger am Bahnhof angekommen bin und erst- schlossen. Bruder fand, dass seine große Schwes- mal überfordert war. ter im Gegensatz zu ihm einen Advents- Sonderbarerweise war der Dezember kalender bekommt.) Genauso zufrieden einer der schönsten Monate in meiner bin ich mit meiner Einsatzstelle. Doch Zeit in Ungarn bisher. In der Schule Zweifel und Ängste sind immer da hatte ich das Gefühl, richtig gebraucht (auch wenn man es oft nicht zugeben zu werden. Das Deutsche Sprachdiplom will). Wie wird es, wenn meine engsten stand für die 12. Klasse an und ihr könnt Freunde von kulturweit ab Februar mir glauben, dass das eine Menge Ar- nicht mehr in Ungarn sind? Werde ich beit für Lehrer*innen und Schüler*innen genug Aufgaben in der Schule haben? bedeutete. Jede*r Schüler*in musste Wie kann ich meine Nachmittage besser für die mündliche Prüfung eine Präsenta- nutzen, besonders jetzt im Winter, tion zu einem selbst gewählten Thema wo man draußen nicht viel machen kann? vorbereiten. Da traf es sich gut, dass ich Wie werde ich mich jemals für einen es liebe, Präsentationen zu machen und Studiengang entscheiden können, wenn wahrscheinlich auch ein bisschen Ah- ich mir nicht im Klaren darüber bin, nung davon habe. Arbeit in der Schule was ich kann? Freiwilligendienst kulturweit war also schon mal gesichert. Check. Aber wie sah es mit der Freizeit und Diese ganzen Fragen und noch viele den Wochenenden aus? Da sage ich nur: mehr schwirren in meinem Kopf, wie ein ein Hoch auf Weihnachtsmärkte. Die Bienenschwarm. Er erscheint lästig Wochenenden habe ich mit anderen und man könnte auf die Idee kommen, kulturweit-Freiwilligen verbracht. Es ist Angst zu haben, doch am Ende bringt schon erstaunlich, wie so schnell gute er den leckersten Honig. Insofern hoffe Freundschaften entstehen können. Aber ich, dass ich Antworten und Lösungen nun mal Butter bei die Fische: So schön auf die Fragen finde und sich das Bienen- 10 11
Magazin 2018 – 2019 Sie schreien mir Worte nach, die sich nicht gehören, sie beschimpfen meine Familie. Das ist schon immer so.“ David ist in keinem Verband und keiner Zunft registriert. Die einzige Organisation, bei der er sich eingeschrieben hat, ist Vamos Juntos, ein gemeinnütziger deutsch-bolivianischer Freundeskreis, gegründet von der Deutschen Ruth Over- beck de Sumi. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebenssituation der Lustrabotas in La Paz zu verbessern. Denn die Gesellschaft ist durchzogen von Vorurteilen, die die Schuhputzer betreffen. Es ist kein Wunder, dass viele Lustrabotas unerkannt bleiben wollen, wenn ihre Präsenz mit Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch, Diebstahl und Armut Entwicklung setzt den Schuhputzern die den Paceños von der Arbeit und den assoziiert wird. „In ihren ersten Jahren zu und bedroht ihre Existenz“, warnt sie. Lebensgeschichten der Schuhputzer lebten viele der jugendlichen Schuh- erzählen. Zudem gibt es seit einiger Zeit putzer auf der Straße, was natürlich zu Zukunftsperspektiven das Projekt „Con otros zapatos“ (z. D.: immensen Problemen geführt hat: durch Bildung „Mit anderen Schuhen“), bei dem Lust- Viele schnüffelten Klebstoff, der exzes- rabotas Besucher durch La Paz führen sive Konsum von Alkohol half dabei, in Die Organisation Vamos Juntos möchte und zusätzlich über ihre Arbeit als Turnschuhe der klirrenden Kälte der Nacht auf 3600 den Lustrabotas deshalb neue Perspek- Schuhputzer informieren. Eine bewusst Reportage Metern Höhe auszuharren und dem tiven geben, vor allem mit Hilfe von offensive Form des Dialogs, die das ge- Hunger und der Müdigkeit zu trotzen“, sogenannten „becas“, also Stipendien. genseitige Vertrauen stärken und auch erklärt Overbeck de Sumi. Heute sei Den größten Anteil macht das Bildungs- das Image der Lustrabotas verbessern bedrohen ihre Existenz: die Prozentzahl der auf der Straße lebenden Lustrabotas verschwindend gering. Die Vorurteile jedoch bleiben programm aus, das verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten umfasst. „Wir halten Bildung für enorm soll. Daher ist die Tour nicht nur für aus- ländische Touristen vorgesehen, sondern ausdrücklich auch für Schulklassen, Schuhputzer in Bolivien bestehen. wichtig“, so Apaza, „da Menschen, die Firmen und Bürger aus La Paz. eine gute Bildung genießen und gewillt „Die Leute, Magaly, sind, sich akademisch weiterzubilden, Erste Erfolge zeichnen sich ab Lukas Praller war mit tragen nur noch Turnschuhe“ eines Tages eine berufliche Karriere kulturweit und der DW Akademie Freiwilliger einschlagen können, die zu einer Ver- Laut offiziellen Daten der Organisation für die Journalismus- Zu dem alten sozialen Stigma kommen besserung ihrer Lebensqualität schwindet die Anzahl der jugendlichen Stiftung „Fundación weitere existenzielle Herausforderungen. in allen möglichen Bereichen führt.“ Lustrabotas bereits, viele arbeiten nur para el Periodismo“ in Bolivien. Schuhputzer arbeiten in La Paz unter härtesten „Wenn es regnet“, spricht die Sozialar- noch aushilfsweise während der Ferien. Bedingungen, viele sind minderjährig. Lukas Praller, beiterin Magaly Carol Apaza Vargas von Das Ziel: Vamos Juntos möchte die Das sei auch den Eltern zu verdanken, Vamos Juntos ein ewiges Problem des Lustrabotas wieder in die bolivianische so Overbeck de Sumi. „Es hat sich die kulturweit-Freiwilliger der DW Akademie in Berufsstandes an, „wirst du gar nichts Gesellschaft integrieren. „Es ist wichtig, Erkenntnis durchgesetzt, dass nur eine Bolivien, über Stigmata, Sturmhauben und Stipendien verdienen. Auch am Wochenende oder an einem ruhigen Ort gerät man schnell dass die Paceños (Einwohner von La Paz, Anm. d. Red.) wissen, dass auch gute Bildung die Basis für eine bessere Zukunft sein kann, für das Kind selbst, als Zukunftsperspektive. in Schwierigkeiten.“ Neu ist hingegen, Schuhputzer Personen wie du und ich aber natürlich auch für die Familie.“ dass nun auch das veränderte Konsum- sind, nicht mehr und nicht weniger. verhalten der Kunden die finanzielle Die Leute müssen verstehen: Schuhe- Die Zahl der erfolgreichen Schulabgänger Situation der Lustrabotas negativ beein- putzen ist eine Arbeit wie jede andere sei vor diesem Hintergrund in die Höhe Als Reporter für die Journalismus-Stiftung David Alejandro Mamani Quispe ist erst aus Uruguay, kürzlich gegenüber BBC flusst: „Die Schuhputzer sagen mitt- auch“, sagt Apaza geschnellt. Ein weiterer Erfolg: Vor „Fundación para el Periodismo“ setzte sich Lukas mit den Vorurteilen gegenüber Schuhputzern 23 Jahre alt, doch er hat bereits viel Mundo. Óscar Rocabado, bolivianischer lerweile oft zu mir: ‚Magaly, es ist nicht einigen Jahren noch hatten viele Lustra- in Bolivien auseinander. Sein vollständiger Beitrag erlebt. Mit acht Jahren wurde er Voll- Soziologe, sieht das ähnlich. Die Lust- mehr wie früher. Die Leute, Magaly, Um diese Botschaft in die Öffentlich- botas keine Papiere. Heute besitze erschien online bei der Deutschen Welle. waise, seitdem lebt er auf der Straße. rabotas seien die einzigen Arbeiter auf tragen nur noch Turnschuhe‘. Auch diese keit zu tragen, werden Flyer verteilt, fast jeder Schuhputzer einen Personal- p.dw.com/p/2syR7 Zehn Stunden täglich verbringt er drau- den Straßen von La Paz, die ihr Gesicht ausweis – Resultat des beständigen ßen, Wind und Wetter ausgesetzt, auf aus Furcht vor gesellschaftlicher Dis- Einsatzes der Helfer vor Ort. der Suche nach Kunden, denen er die kriminierung verhüllen. „Manche sagen Schuhe polieren kann. Sein Gesicht ver- im Scherz, dass sie es wegen dem Doch bis die Lustrabotas als vollwertiger steckt er unter einer schwarzen Sturm- Gestank der Füße ihrer Kunden tun. Teil der Gesellschaft behandelt werden, haube. Die Angst ist groß, erkannt zu Aber sie wissen selbst, dass das nicht bleibt es ein weiter Weg: „Eigentlich werden, von Freunden, Bekannten oder der wahre Grund ist“, so Rocabado. sollte es doch schon längst besser sein. Arbeitskollegen aus seinem Zweitberuf Die Gleichheit vor dem Gesetz und die als Maurer. Der Diskriminierung Menschenrechte sind schließlich für alle schonungslos ausgesetzt da, sie betreffen jeden, und nicht nur Geschichten wie die von David sind in einen Teil. Doch die Realität sieht anders Freiwilligendienst kulturweit La Paz keine Seltenheit. Mehr als 3500 David ist, wie viele junge Schuhputzer, aus“, sagt Sozialarbeiterin Apaza. „Aber Menschen arbeiten hier als Schuhput- ein sogenannter „Ambulante“: Er putzt wenn wir uns alle noch ein wenig mehr zer, sogenannte Lustrabotas, manche überall dort Schuhe, wo es Arbeit gibt; anstrengen, dann glaube ich, dass sind nicht einmal zehn Jahre alt. Sie ohne festen Arbeitsplatz, nur mit Putz- wir es schaffen können, die Sache mit eint das gesellschaftliche Stigma ihres equipment, einem kleinen Holzkasten der Gleichberechtigung und der gegen- Berufs. „Schuheputzen ist so etwas für sein Geld und seiner Sturmhaube seitigen Toleranz.“ wie die niedrigste Arbeit, die man in der ausgerüstet. Auch er erfährt täglich bolivianischen Gesellschaft verrichten Beleidigungen: „Viele sagen mir, dass kann“, erklärte Federico Estol, Fotograf ich nur ein einfacher Lustrabota bin. 12 13
Das Freiwillige Neu! Portrait #SuchdasWeite Magazin 2018 – 2019 Soziale Jahr für mit Eva das Naturerbe weltweit Eva Richter ging nach der Schule ein Jahr lang nach Eva Richter ging nach ihrem Abitur für zwölf Monate mit Lesotho, um dort die Arbeit der UNESCO-Nationalkom- kulturweit nach Lesotho. In der Hauptstadt Maseru begleitete mission kennenzulernen. sie die UNESCO-Nationalkommission unter anderem bei Vom Mount Elgon in Uganda bis zu den den Vorbereitungen für ein Biosphärenreservat, das in dem Palast-Grotten in Uruguay können sich kleinen Land im Süden Afrikas entstehen soll. junge Erwachsene mit kulturweit für die Natur einsetzen: im Weltnaturerbe, in UNESCO-Biosphärenreservaten und Mehr zu den UNESCO-Biosphärenreservaten: Nach dem Abitur zog es die damals „Ich habe unglaublich viel gelernt, zum Geoparks weltweit. So erfahren sie mehr www.unesco.de/biosphaerenreservate 18-jährige Eva Richter ins Ausland. Als Beispiel das Arbeiten in einem interna- sie die Zusage von kulturweit erhielt und tionalen Team, das hat mir sehr viel Spaß über die enge Beziehung zwischen Mensch erfuhr, dass ihre Einsatzstelle in Leso- gemacht. Auch inhaltlich habe ich viel und Umwelt, sammeln sechs Monate tho sein würde, musste sie erst einmal auf die Landkarte schauen. „Lesotho über die UNESCO erfahren und fand es toll mitzuerleben, wie ein Biosphären- lang Erfahrungen im Bereich nachhaltige ist ein kleines Land und vollständig von reservat entsteht“, erklärt Eva Richter Entwicklung und lernen viel über die Südafrika umgeben. Ich wusste damals gar nichts darüber. Und ich war sehr im Rückblick. eigene globale Verantwortung. gespannt, was meine Aufgaben vor Ort „Die Menschen und sein würden.“ die Natur haben mich fasziniert“ Entwicklung eines Biosphären- Eva Richter hat sehr gerne bei der reservats UNESCO-Kommission in Lesotho mit- gearbeitet und in dem Land gelebt. Eva Richter unterstützte die UNESCO- „Sowohl die Natur als auch die Basotho Nationalkommission von Lesotho in – so nennt man die Menschen in Leso- „Unsere Einsatzstellen diversen Projekten, schrieb etwa Projekt- tho – haben mich fasziniert. Die Natur „Programme wie anträge und organisierte Veranstaltun- ist unglaublich schön und einzigartig, die Biosphärenre- gen. Außerdem wirkte sie im „Man and the Biosphere Programme“ mit, bei dem denn als einziges Land weltweit liegt es vollständig über 1.000 Meter über servate leisten einen sind Zukunftswerkstätten es um die Entwicklung eines Biosphären- dem Meeresspiegel. Die Menschen sind wichtigen Beitrag reservats geht, das im Norden des Landes entstehen soll. „Die Idee eines sehr gastfreundlich und es ist üblich, dass man sich auf der Straße grüßt – für ein nachhaltiges Biosphärenreservats ist es, dass Mensch nicht nur im Dorf, sondern auch in der nachhaltigen Lebens. Zusammenleben von Mensch und Natur.“ und Natur harmonisch zusammenleben und Ressourcen nachhaltig genutzt wer- den“, erklärt Eva Richter. „Es soll also Hauptstadt.“ Eintauchen in die Kultur Unsere Freiwilligen sind nicht nur eine bestimmte Zone geschützt werden – die UNESCO möchte vor Ob Eva Richter wieder mit kulturweit Ort auch nachhaltiges Leben und Arbeiten in ein afrikanisches Land gehen würde? fördern.“ „Na klar! Ich bin dankbar, dass ich die jungen Botschafterinnen das Land so gut kennenlernen durfte, Workshops und Exkursionen Freundschaften schließen konnte und mit internationalen Expert*innen nicht nur einen oberflächlichen Eindruck als Touristin bekommen habe. kulturweit und Botschafter der Welt Ein besonders prägendes Ereignis bietet unglaublich viele Möglichkeiten, war für Eva Richter ein Workshop, bei Neues zu entdecken, eine Sprache zu dem Vertreter*innen aller Nationalkom- lernen, Menschen und eine Kultur kennen- von morgen.“ missionen und Ministerien im südlichen zulernen.“ Umgekehrt findet sie es Afrika nach Lesotho kamen, um sich genauso wichtig, dass junge Menschen über Biosphärenreservate auszutauschen. aus anderen Ländern nach Deutschland Teil des Workshops war auch eine kommen, um hier die Natur und Kultur Exkursion in das Gebiet des geplanten kennenzulernen und zum Beispiel in Biosphärenreservats. Dort lernte Eva Naturerbestätten mitzuarbeiten. Freiwilligendienst kulturweit Richter Einheimische kennen, die von der Landwirtschaft leben. „Programme —Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission wie die Biosphärenreservate leisten einen wichtigen Beitrag für ein nachhaltiges Zusammenleben von Mensch und Natur“ sagt sie und hofft, dass das Biosphären- reservat den Anerkennungsprozess bei der UNESCO in den kommenden Jahren abschließen kann. 14 15
Magazin 2018 – 2019 mit den Kommunen und organisierte Über sich hinausgewachsen schwierig. Man müsse besser als in die Beantragung. Deutschland auf sich selbst aufpassen, In ihrer Freizeit lernte sie die Landes- so Vanessa van den Hövel. „Einmal wurde „Im Baringo County gibt es eine Vielzahl sprache Suahili, bestieg den Mount ich im Bus bedrängt und habe mich an geologischen Besonderheiten. Kenya und verbrachte Zeit mit Freund*- sehr unwohl gefühlt. Aber sofort hat mir Man hat Fossilien gefunden, etwa Fische, innen: darunter ihre internationalen ein netter Mann seine Hilfe angeboten Schnecken oder Zähne von Mammuts. Mitbewohner*innen ebenso wie Kenia- und mich sicher nach Hause gebracht.“ Über 1,5 Millionen Flamingos leben dort. ner*innen. „Ich habe vor Ort viele Es gibt einen alkalischen See mit Freundschaften mit Einheimischen ge- kulturweit-Einsatz fördert Geysiren, also heißen Quellen, und Flüsse schlossen und war überrascht, wie Selbstvertrauen und Weltoffenheit mit besonderen Gesteinsarten, die nur offen ich aufgenommen wurde. Alle in in dem Gebiet vorkommen. Das ist meinem Team kamen aus Kenia, den- Rückblickend ist Vanessa van den wirklich eine beeindruckende Region!“ noch wurde Rücksicht auf mich und Hövel immer noch begeistert von Kenia meine Kultur genommen.“ und ihrem kulturweit-Einsatz vor zwei Neben den Geoparks unterstützte Jahren. „Ich wurde sehr gut auf meinen Vanessa van den Hövel die National- So positiv es für Vanessa van den Hövel Einsatz vorbereitet und während der kommission in weiteren Projekten. war, in eine andere Kultur einzutauchen Zeit im Ausland begleitet. In den sechs Sie organisierte unter anderem einen – manches hat sie auch herausgefordert. Monaten habe ich viel über mich selbst Schreibwettbewerb für Kinder zur „Nairobi ist hektisch, man kennt das gelernt und neue Perspektiven für die Ozeanforschung, einen Workshop für Verkehrssystem nicht, da ist es in den Zukunft gewonnen. Inzwischen gehe Lehrkräfte der Geowissenschaften, ersten Wochen wahnsinnig kompli- ich Herausforderungen gelassener an schrieb Reden für die Generalsekretärin ziert, sich zurechtzufinden.“ Auch die und vertraue mehr auf mich selbst. und führte Jugendveranstaltungen durch. Sicherheitssituation in Nairobi fand sie Heute kann ich zudem Kompetenzen und Erfahrungen, die ich in Kenia erworben und gesammelt habe, in meiner täglichen Arbeit einbringen.“ Dass der Freiwilligendienst kulturweit um Einsatzstellen in Naturerbestätten erweitert wird, findet sie eine sehr gute Idee: „Unsere Welt befindet sich im Wandel. Es ist wichtig, dass wir unsere Verantwortung für die globale #SuchdasWeite Umwelt wahrnehmen und uns für die Portrait Natur einsetzen.“ Mit kulturweit könne man dies ganz praktisch tun. Wichtig findet Vanessa van den Hövel, sich im mit Vanessa Freiwilligendienst mit Offenheit und ohne Vorbehalte auf das Einsatzland ein- zulassen. „Dabei lernt man so viel über andere Kulturen und Regionen und wächst über sich selbst hinaus – das ist unbezahlbar.“ Vanessa van den Hövel war in Nairobi kultur- Vanessa van den Hövel studierte Politikwissenschaft in Duisburg weit-Freiwillige bei der Kenianischen UNESCO- und Friedens- und Konfliktforschung in Magdeburg. Ihren kultur- Kommission. weit-Einsatz verbrachte sie 2016 während ihres Masterstudiums in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Dort arbeitete die damals 25-Jährige für ein halbes Jahr in Naturprojekten und half bei der Entwicklung eines UNESCO-Geoparks mit. Heute wohnt die gebürtige Niederrheinerin in Mönchengladbach und arbeitet in der Bildungsabteilung bei einem internationalen Hilfswerk. Mehr zu den UNESCO-Geoparks: www.unesco.de/geoparks „Ich wollte gerne raus aus Deutschland und meinem Alltag als Studentin, Neu- Flamingos, Geysire und Flüsse schützen „UNESCO-Geoparks sind Gebiete mit es erleben und Praktisches tun“, erzählt geologischen Besonderheiten. Vanessa van den Hövel. Kenia kannte sie schon vor ihrem Freiwilligendienst – Zu ihrer Hauptaufgabe während des Freiwilligendienstes gehörte der Aufbau Es geht darum, die Menschen vor Ort einige Jahre zuvor hatte sie das ostafri- eines Geoparks im westkenianischen einzubeziehen und ein Bewusstsein kanische Land bereits für ein Praktikum Baringo County. „UNESCO-Geoparks für die Einzigartigkeit der Region Freiwilligendienst kulturweit besucht. kulturweit sollte sie erneut sind Gebiete mit geologischen Besonder- dorthin führen. „Erst dachte ich: Kenia heiten. Es geht darum, die Menschen zu schaffen.“ kenne ich doch schon!“, erinnert sich vor Ort einzubeziehen und ein Bewusst- Vanessa van den Hövel an den Moment, sein für die Einzigartigkeit der Region als sie von kulturweit die Zusage für einen zu schaffen. Außerdem sollen die Parks Freiwilligendienst in der kenianischen den Tourismus fördern“, erklärt Vanessa UNESCO-Kommission erhielt. „Heute bin van den Hövel. Um den Geopark in Kenia ich froh, dass ich Land und Leute noch aufzubauen, besuchte sie mit einem besser kennenlernen durfte.“ Expert*innen-Team die Region, sprach 16 17
#kulturweit #netzwerktreffen „Mir hat besonders gut gefallen, dass ich mir einen besseren Einblick in die Struktur von kulturweit verschaffen konnte. Auch die Inklusionsthematik war sehr inte- ressant, denn ich habe mir vorher keine Gedanken darüber gemacht, dass es Freiwillige mit Behinderung gibt. Nach dem Netzwerk- treffen habe ich mir überlegt, wie Inklusion auch bei uns in Serbien umsetzbar wäre. Mich mit anderen Ansprechpersonen und dem kulturweit-Team auszutauschen, war mir besonders wichtig, denn unabhängig davon, woher wir als Kontaktpersonen kommen, gab es zwischen uns viele Gemeinsamkeiten bezüglich unserer Freiwilligen. Das betrifft Ängste, Sorgen, Fragen, die Zufriedenheit, aber natürlich auch die schönen Momente ” zusammen. —Ivana Vićentijević, Lehrerin am Gymnasium Kraljevo in Kraljevo, Serbien Ende Oktober 2018 organisierte das kulturweit-Team in Iwano-Frankiwsk, Ukraine, das zweite Jahr in Folge ein Netzwerktreffen von ehrenamtlich tätigen Kontaktpersonen in den kulturweit-Einsatzstellen. Im Rahmen des Treffens kamen 40 Ansprechpersonen aus 15 verschiedenen Ländern zusammen.
3 Fragen an kulturweit- Interview Magazin 2018 – 2019 Alumnus Luis Frank Mit kulturweit und dem Pädagogischen Austauschdienst Vielfältige Luis Frank war kulturweit- Freiwilliger in der Deutschen Schule Garten- stadt in einem Vorort hat Luis Frank ein Jahr im Unterricht der Deutschen der argentinischen Haupt- stadt Buenos Aires. Schule Gartenstadt in Buenos Aires assistiert. Was er bei Perspektiven kulturweit gelernt hat und wie der Freiwilligendienst in der argentinischen Hauptstadt ihn bis heute prägt, erzählt er uns im Interview. für kulturweit-Alumni kulturweit stärkt bürgerschaft- Du warst mit kulturweit ein Jahr an einer Schule in Buenos Aires. Wie bist du da gelandet und was mir auch in Buenos Aires Spaß ge- macht hatte. Der Job war echt ein Glücksgriff. Ich arbeite immer noch liches Engagement und fördert hast du genau gemacht? dort. Ich bin da zufällig hingekommen. Für die Arbeit in Neukölln hilft es Der Pädagogische Austauschdienst mir zudem sehr, dass ich selbst mal lebenslanges Lernen – weit über hatte mir ein Angebot gemacht und daraufhin habe ich einen Platz als Assistent für Deutschunterricht woanders gewohnt habe. Hier leben Leute aus vielen verschiedenen Ländern und mit ganz unterschied- den Freiwilligendienst hinaus. an dieser Schule bekommen. lichen kulturellen Hintergründen. Ich kann mich etwas hineinversetzen Ich habe dort für elf Monate an in die Lage der Kinder beziehungs- einer Schule als Freiwilliger gearbeitet. weise Familien, die selbst noch Am Anfang waren meine Aufgaben nicht so lang in Deutschland sind, vor allem Hilfstätigkeiten, aber später weil ich selbst nachvollziehen kann, durfte ich sogar einen eigenen wie es ist, woanders fremd zu sein. Mehr Informationen zum Alumni-Programm: www.kulturweit.de/perspektiven Der Freiwilligendienst endet Bildung für nachhaltige Ent- kleinen Deutschkurs leiten. Und natürlich hat mir auch die Arbeitserfahrung als Freiwilliger, nicht mit der Rückkehr nach wicklung (BNE) und Welterbe Inwiefern hat dich dein Auslands- also Deutsch als Fremdsprache zu Deutschland. Wir tun viel für weiterzubilden. Zudem kön- aufenthalt in deiner Berufswahl unterrichten, für das geholfen, beeinflusst? was ich jetzt mache. unsere Alumni – und unsere nen sich ehemalige Freiwillige Alumni viel für kulturweit. im Verein kulturweiter enga- kulturweit hatte in dieser Hinsicht Was war für dich das Wichtigste, tatsächlich großen Einfluss auf mich. das du während deines kulturweit- Die Alumniarbeit bietet zahl- gieren oder an ihrer früheren Ich war nämlich zum Zeitpunkt meiner Aufenthalts gelernt hast? reiche Möglichkeiten, sich zu Schule, Uni und auf Messen Bewerbung gerade mitten in einem Sprachtherapiestudium. Das ist so Zuallererst habe ich natürlich sehr engagieren, sich mit anderen über ihre Erfahrungen mit etwas Ähnliches wie Logopädie. Ich viel über das Land gelernt. Ich ehemaligen Freiwilligen zu kulturweit berichten. war gar nicht sicher, was ich eigent- war vorher noch nie in Südamerika. lich damit machen will, wollte das Dazu kam die neue Sprache. Ich vernetzen, sich weiterzubilden Studium aber gleichzeitig nicht ab- kann mich jetzt auf Spanisch ver- und eigene Projekte zu ver- Für unsere Alumni arbeiten brechen. ständigen, was total cool ist. wirklichen. wir mit vielen Partnern wie Als Sprachassistent in Argentinien Außerdem habe ich viel über Deut- lokalen Koordinierungsstellen hat es mir dann so gut gefallen, dass schland gelernt, weil man das eigene ich mir gut vorstellen konnte, auch Land ja nur im Vergleich mit anderen Die Deutsche UNESCO- für das Welterbe in ganz danach an einer Schule zu arbeiten. kennenlernen kann. Und ich habe Kommission bietet Seminare Deutschland oder dem Gustav- Als ich zurück in Deutschland war und natürlich auch viel über die eigenen das Studium beendet hatte, habe Privilegien gelernt, die man hat, an, in denen Alumni zu Stresemann-Institut zu- ich eine Stellenanzeige von einer Neu- wenn man aus Deutschland oder aus Teamer*innen ausgebildet sammen. Während Letzteres köllner Schule gesehen. Dort wurde Europa kommt. Wenn man nie im jemand für ein Modellprojekt ge- Ausland war, kann man das alles werden. Dabei lernen sie, Demokratie- und Teilhabe- Freiwilligendienst kulturweit sucht – für eine Sprachwerkstatt, in nicht beurteilen. selbst Seminare zu planen kompetenzen im Rahmen von der es um Sprachförderung für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache Ganz allgemein habe ich aber und zu gestalten. Die Teil- BNE vermittelt, bieten die lernen, geht. Ich dachte, dass das auch gemerkt, dass ich eigentlich nehmer*innen werden dazu Koordinierungsstellen exklusive ganz gut zu dem passt, was ich in überall klarkommen und überall Argentinien gemacht hatte. Und Freunde finden kann. Das Gefühl, ausgebildet, andere Men- Einblicke in das Management ich hatte das Gefühl, dass ich da einer- überall zu Hause sein zu können, schen in den Themengebieten der jeweiligen Welterbestätte. seits frei und kreativ und anderer- das ist schön. seits mit Kindern arbeiten kann, was 20 21
Einfach mal Portrait Magazin 2018 – 2019 für die Deutschlehrer*innen der Region fluss auf deren Leben zu haben. Wenn zu organisieren. Zwei bis dreimal die sie jetzt bei kulturweit die Freiwilligen Woche ließ sie die Büroarbeit hinter sich, betreut, kommt diese Sinnhaftigkeit Zeit haben, Erfahrungen und machte sich durch das immer kälter wieder zur Geltung. Sie kann die Frei- werdende Bukarest zu einer der PASCH- willigen bei ihren Erfahrungen begleiten, Schulen auf, wo sie Konversationsunter- und ihnen helfen, möglichst viel aus richt gab. Dafür wählte sie Liedertexte ihrem Freiwilligenaufenthalt mitzu- zu machen der Berliner Band Seeed aus, die sie nehmen. mit den Schülern durchging. Warum Seeed? Katharina Leinius lacht: „Keine Sie beobachtet auch, dass viele der Frei- Ahnung, ich brauchte einfach leicht willigen, genau wie sie selbst damals, verständliche Texte.“ sehr gestresst von dem Leistungsdruck in der Schule oder der Uni sind. Basie- Katharina Leinius gehört zu der ersten Gruppe an So arbeitsreich der Aufenthalt klingt, für Katharina Leinius war es eher das Ge- rend auf ihren eigenen Erfahrungen aus dem Freiwilligendienst rät sie ihnen Freiwilligen, die mit kulturweit ausgereist sind. genteil: Eine Chance, zu sich zu kommen, dann: „Das muss jetzt kein Erfolg werden. den Unistress abzuschalten, und sich Der Freiwilligendienst ist eine Chance, 2009 arbeitete sie für ein halbes Jahr im Goethe-Institut klar zu machen, wie sie ihr Leben zu- Pause zu drücken. Einfach mal Zeit in Bukarest. Für sie war es eine gute Möglichkeit, künftig weiter gestalten will. „Das Gute haben, Erfahrungen zu machen.“ war, dass ich Freiwillige war. So hatte nach dem anstrengenden Bachelor-Studium durch- ich keinen Stress, musste keine Ergeb- zuatmen. Von kulturweit ist Katharina Leinius nisse abliefern, wurde nicht bewertet. gewählt worden. Und Katharina Leinius Ich hatte einfach mal Zeit, etwas letztlich nicht losgekommen. Heute arbeitet sie selbst fand sich binnen kurzer Zeit mitten in Anderes auszuprobieren.“ als Freiwilligenbetreuerin im Berliner kulturweit-Büro. den Vorbereitungen dafür. Nach ihrer Rückkehr aus Bukarest, Zunächst half sie bei der Organisation machte sie einen Master in „Security der PASCH-Eröffnungsveranstaltung, die Studies“ in London. Doch dank der gerade einmal zwei Monate nach ihrer Erfahrungen aus ihrem Freiwilligen- ihr egal. Hauptsache mal etwas Anderes. Ankunft stattfand. Es war eine arbeits- dienst war ihr bald klar, dass sie keine Ausgewählt wurde sie für das Goethe- reiche Zeit, aber am Ende ging alles gut: akademische Karriere einschlagen Institut in Bukarest und im September Die Deutschschüler hatten einen Auf- wollte, sondern lieber mit Menschen 2009 begann dann die Reise nach Ru- tritt, die PASCH-Kooperationsverträge arbeiten möchte. „Durch die Arbeit vor mänien. Sie gehörte damit zu der ersten wurde unter Beisein des deutschen Bot- Ort habe ich gelernt, dass meine Arbeit von kulturweit organisierten Ausreise. schafters unterschrieben, und Katharina nicht unbedingt bewertet werden muss, „Wir waren die Versuchskaninchen“, Leinius war zufrieden, ihre erste große sondern dass es für mich wichtig ist, schmunzelt Katharina Leinius. „Aber Aufgabe so gut abgeschlossen zu haben. die Sinnhaftigkeit meines Handelns zu dafür, dass wir die Ersten waren, Die nächsten Monate ging es für sie sehen.“ Beim Goethe-Institut hatte sie die ausgereist sind, hat alles ziemlich dann darum, Unterrichtsmaterial für den das Gefühl, mit Menschen zu arbeiten gut funktioniert.“ Deutschunterricht und Fortbildungen und im ganz kleinen Rahmen etwas Ein- Bukarest im Jahr 2009. Das war eine Zeit des Wandels. Denn zwei Jahre zuvor war Rumänien der EU beigetreten. „Die Stadt war eine Großbaustelle“, erinnert sich Katharina Leinius. Was ihr besonders auffiel war der der Gegen- satz zwischen dem westlich, modernen Rumänien und den Überresten der Ceaușescu-Ära, die sich im Stadtbild und in den Erzählungen der Menschen immer wieder fanden. Die Aufbruchs- stimmung hatte auch viele junge Ru- mänen angesteckt. Viele suchten nach Grünpflanzen, bunte Poster und jede Freiwilligen bei Katharina Leinius ein Möglichkeiten, für eine Weile nach Menge Sprachführer schmücken das offenes Ohr. Denn diese ist selbst ein Deutschland zu kommen, dort zu stu- kulturweit-Büro in der Berliner Beletage- alter Hase, was den Freiwilligendienst dieren und Karriere zu machen. Als Wohnung. Katharina Leinius sitzt mit angeht. Nach dem Abitur machte sie ehemalige Studentin aus Deutschland ihren Kopfhörern über einen Laptop einen einjährigen Freiwilligendienst wurde Katharina Leinius von jungen gebeugt: „Wenn Sie den Aufenthalt ver- in Sussex, Großbritannien. Ein paar Jahre Menschen immer wieder nach Stipen- kürzen wollen, gibt es die Option na- später, nach Abschluss ihres Bachelors dien und Studienmöglichkeiten in türlich auch. Ich würde Ihnen aber noch in „Public Administration and European Deutschland ausgefragt. einmal empfehlen, sich vorher zu über- Studies“, brauchte sie eine Verschnauf- legen, was sind ihre Erwartungen, was pause und bewarb sich erneut für Auch für das Goethe-Institut in Buka- interessiert Sie, und wo können Sie sich einen Freiwilligendienst. Dieses Mal rest, in dem Katharina Leinius ihren Freiwilligendienst kulturweit vielleicht doch noch einbringen.“ bei kulturweit. Ihr gefiel der Bildungs- Freiwilligenaufenthalt begann, war dies und Kulturschwerpunkt von kulturweit, eine Zeit des Umbruchs. Im Herbst 2009 Die 34-Jährige ist für die Betreuung da sie damals überlegte, im Bereich wurde dort die Initiative „Schulen: Part- der kulturweit-Freiwilligen, sowie deren internationale Zusammenarbeit zu ner der Zukunft“ gestartet. Die Initiative Sicherheit zuständig. Dass Freiwillige arbeiten. des Auswärtigen Amtes hat es zum Ziel, eher abbrechen wollen, weil sie sich an an Partnerschulen weltweit Deutsch- der Partnerstelle nicht gut eingebunden Bei ihrer Bewerbung gab sie sich offen unterricht einzuführen oder auszubauen. fühlen, das sind die eher harmlosen für alle Regionen. Lateinamerika wäre Vier Schulen waren dafür in Rumänien Fälle. Mit ihren Belangen finden die schön gewesen, aber eigentlich war es und im benachbarten Moldawien aus- 22 23
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