MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg - Ministerium für Wirtschaft ...

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MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg - Ministerium für Wirtschaft ...
MOBILFUNK UND 5G
Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration ​
und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg
MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg - Ministerium für Wirtschaft ...
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INHALT
1. DAS W I C H T I G ST E AU F E I N E N B L I C K                                                                        4

2 . WO R U M G E H T E S ?                                                                                                6

3 . G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K                                         7

3.1. Wer ist in Deutschland für die Mobilfunkversorgung zuständig?                                                       7

3.2. Wie sieht die Netzabdeckung in Deutschland und Baden-Württemberg aus?                                                7

3.3. Welche Faktoren spielen bei der Standortwahl für Mobilfunksendeanlagen eine Rolle?                                   9

3.4. Wie stimmen sich Mobilfunkunternehmen und Kommunen bei der Planung neuer                                            9​

      Mobilfunkstationen ab?

4 . WAS I ST N E U A N 5 G U N D W E L C H E N N U T Z E N ST I F T E T D E R N E U E M O B I L F U N K STA N DA R D ?   13

4.1. Wird es wegen 5G künftig mehr Mobilfunkmasten geben?                                                                15

4.2. Wird es künftig andere Mobilfunkantennen geben?                                                                     16

4.3. Was sind elektromagnetische Felder?                                                                                 17

4.4. Verändern sich die elektromagnetischen Felder durch 5G?                                                             18

5 . W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ?        19

5.1. Nimmt die Belastung durch elektromagnetische Felder wegen 5G zu?                                                    19

5.2. Welche gesundheitlichen Wirkungen sind nachgewiesen?                                                                19

5.3. Welche gesundheitlichen Wirkungen werden diskutiert?                                                                20

5.4. Werden Tiere und Pflanzen durch Mobilfunk beeinträchtigt?                                                           21

5.5. Welche Grenzwerte gelten für Mobilfunk und 5G?                                                                      21

5.6. Welche Grenzwerte gelten in der Schweiz und welche Auswirkungen haben sie?                                          22

5.7. Woher stammen die Erkenntnisse zu gesundheitlichen Wirkungen des                                                    24

      Mobilfunks und können sie auf 5G übertragen werden?
5.8. Gibt es noch Forschungsbedarf?                                                                                      24

5.9. Wie kann ich meine persönliche Exposition minimieren?                                                               24

5.10. Kann der Nachweis erbracht werden, dass Mobilfunk und 5G unschädlich sind?                                         25

6 . FA Z I T                                                                                                             26

7. M AT E R I A L I E N U N D Q U E L L E N                                                                              27

7.1. Materialien allgemein                                                                                               27

7.2. Quellenangaben                                                                                                      28

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1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK

• Der Bedarf an mobilen Datendiensten           schaft. Intelligente Mobilitäts-, Logistik- und
wächst aktuell jährlich um etwa 40 % und wird   Energieversorgungssys­teme, autonomes Fahren
in Zukunft weiter wachsen. Dieser Bedarf        – dies alles wird durch d​ en neuen 5G-Mobil-
kann in den nächsten Jahren nur durch leis-     funkstandard möglich sein.
tungsfähige Mobilfunktechnik mit 4G (LTE)
und 5G gedeckt werden.                          • Ziel der Funknetzplanung ist es, eine gute
                                                Mobilfunkversorgung sicherzustellen. Basis­
• Mit 5G werden Daten schneller, zuver-         stationen müssen dort aufgestellt werden, wo
lässiger und energieeffizienter übertragen      sich die Menschen aufhalten, die miteinander
werden können als mit der 4G (LTE)-Tech-        kommunizieren oder künftige 5G-Anwendun-
nologie. Mit einer 20-fach höheren Geschwin-­ gen nutzen möchten.
digkeit er­m öglicht 5G eine Datenüber­
tragung in Echtzeit.                            • Der Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes in
                                                Baden-Württemberg wird in den nächsten
• Die 5G-Technolgie eröffnet zukünftig neue     Jahren weitgehend auf den bereits vorhande-
Anwendungsfelder für die Wirtschaft und         nen 8.800. Mobilfunkstandorten erfolgen.
Industrie, aber auch für Verbraucherinnen und
Verbraucher z. B. im Bereich Industrie 4.0,     • Die Mobilfunkunternehmen werden zur
Internet der Dinge, eHealth oder Landwirt-      Erfüllung der Versorgungsauflagen in Baden-
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Württemberg mittelfristig circa 1.000 bis 1.200   krebserzeugende Wirkungen, Auswirkungen
neue Mobilfunkstandorte (ohne Kleinzellen)        auf Fortpflanzung und Entwicklung oder
zusätzlich errichten.                             Einflüsse auf den Schlaf konnten unterhalb
                                                  der Grenzwerte nicht bestätigt werden.
• Der umfassende Informationsaustausch und
eine möglichst intensive Kommunikation            • Insgesamt betrachtet, können die vorliegenden​
zwischen Mobilfunkunternehmen, Kommu-             wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den
nen sowie den Bürgerinnen und Bürgern             Wirkungen elektromagnetischer Felder auf
bilden die Grundlage für erfolgreiche Netz-       den Menschen auch für die derzeit für 5G zur
ausbauprojekte. Eine entsprechende Verein-        Verfügung stehenden Frequenzen zwischen
barung über den Informationsaustausch und         700 MHz und 3,7 GHz weitestgehend über­
die Beteiligung sowie die Mitsprachemöglich-      tragen werden oder sind direkt darauf
keiten der Kommunen beim Ausbau der               anwendbar.
Funknetze wurde bereits 2001 abgeschlossen
und 2020 aktualisiert.                            • Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
                                                  geht davon aus, dass unterhalb für Mobilfunk-
• In einer ersten Ausbaustufe wird 5G             anlagen festgelegten Grenzwerte auch in den
zunächst in Frequenzbändern zwischen 700 MHz      vorgesehenen höheren Frequenzbereichen
und 3,7 GHz eingesetzt, welche bereits für        keine gesundheitlich nachteiligen Auswirkun-
2G-, 3G- und 4G-Netze (GSM, UMTS und              gen zu erwarten sind.
LTE) verwendet werden. Für den schnellen
und zuverlässigen Transport sehr großer           • Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlen-­​
Datenmengen eignen sich hohe Frequenzen           schutz (BfS) gibt es nach derzeitigem wissen-
mit größerer Bandbreite besser als niedrige.      schaftlichen Kenntnisstand keine wissen-
Perspektivisch können für 5G-Anwendungen          schaftlich belastbaren Hinweise auf eine
auch Frequenzen oberhalb des Bereichs von         Gefährdung von Tieren und Pflanzen durch
26 GHz eingesetzt werden.                         elektromagnetische Felder, wie sie beim
                                                  Mobilfunk genutzt werden.
• Unabhängig von der genutzten Technik
bestehen durch elektromagnetische Felder
nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnis-
stand keine gesundheitlichen Risiken, solange
die Grenzwerte eingehalten werden.

• Hinsichtlich gesundheitlich relevanter
Wirkungen ist die sogenannte thermische
Wirkung von elektromagnetischen Feldern
wissenschaftlich nachgewiesen. Weitere
untersuchte und diskutierte Wirkungen wie

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2. WORUM GEHT ES?

           Die Bürgerinnen und Bürger erwarten               Leistungsfähige Mobilfunktechnik mit 4G
           heutzutage eine stabile digitale Infrastruktur.   (LTE) und 5G macht dies möglich. Damit
           Auch für die Unternehmen in Baden-Würt-           diese überall im Land genutzt werden
           temberg ist es elementar, über Glasfasernetze     kann, ist die Errichtung zusätzlicher
           und Mobilfunk mit Geschäftspartnern rund          Mobilfunkanlagen unverzichtbar.
           um den Globus jederzeit kommunizieren zu
           können.                                           Gerade mit der Einführung des neuen
                                                             Mobilfunkstandards 5G können ganz neue
Die Bürgerinnen und Bürger erwarten
                                                             Anwendungsfelder im industriellen Bereich ​
heutzutage eine stabile digitale                             („Industrie 4.0“ und „Internet der Dinge“),
Infrastruktur. Damit diese überall im                        im medizinischen Bereich („eHealth“) oder
Land genutzt werden kann, ist die                            der Landwirtschaft („Smart Farming“)
Errichtung zusätzlicher Mobilfunk­                           eröffnet werden: Intelligente Mobilitäts-,
anlagen unverzichtbar.                                       Logistik- und Energieversorgungsysteme,
                                                             autonomes Fahren – dies alles wird nur
           Eine leistungsfähige und flächendeckend           möglich sein, weil Daten künftig noch viel
           verfügbare Mobilfunkversorgung ist für die        schneller und zuverlässiger transportiert
           Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Standorts     werden können.
           Baden-Württemberg unabdingbar und trägt
           maßgeblich zur Sicherung gleichwertiger           Diese Chancen werden tatsächlich nur
           Lebensverhältnisse im gesamten Land bei.          dann genutzt werden können, wenn in der
                                                             Gesellschaft auch die Akzeptanz für einen
           Mobiles Internet hat unser Kommunikations-        flächendeckenden Mobilfunkausbau und
           verhalten grundlegend verändert: Wir nutzen       die Einführung von 5G vorhanden sind.
           auf unseren Smartphones soziale Netzwerke,        Deshalb ist es notwendig, zum einen
           streamen Musik und Videos, telefonieren,          darüber zu informieren, welche Chancen
           surfen mobil, werden navigiert und sind es        der Mobilfunk und insbesondere 5G
           gewohnt, auch an den entlegensten Orten mit       bieten; zum anderen muss aber auch die
           der ganzen Welt verbunden zu sein. Die            Frage beantwortet werden, welche Auswir-
           Nutzung mobiler Datendienste in Deutsch-          kungen Mobilfunk und 5G auf Mensch und
           land hat in den letzten zehn Jahren um mehr       Umwelt haben.
           als das 80-fache zugenommen – Tendenz
           weiter stark steigend.                            Auf beide Aspekte soll in dieser Informa-
                                                             tionsbroschüre zum Thema „Mobilfunk
           Die Mobilfunknetze müssen ständig an die          und 5G“ eingegangen werden.
           gesteigerte Nachfrage angepasst werden.

              6 WO R U M G E H T E S ?
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3. GRUNDLAGENINFORMATIONEN ​
ZUM THEMA MOBILFUNK
3 . 1. W E R I ST I N D E U T S C H L A N D F Ü R D I E ​         Die im April 2020 von der Bundesnetz-
M O B I L F U N K V E RS O RG U N G Z U STÄ N D I G ?             agentur abgeschlossene Überprüfung der
                                                                  von den drei Mobilfunknetzbetreibern
Mitte der neunziger Jahre wurde der                               Deutsche Telekom, Telefónica und Voda-
Telekommunikationssektor in Deutschland                           fone abgegebenen Berichte über deren
privatisiert. Seitdem liegt die Verantwor-                        Erfüllung der Versorgungsauflagen aus der
tung für den Ausbau der Mobilfunknetze                            ­Frequenzversteigerung 2015 hatte ergeben,
bei den privaten Mobilfunknetzbetreibern.                         dass alle drei Mobilfunknetzbetreiber die
Dies sind aktuell die Deutsche Telekom,                           Versorgungsauflagen auch für Baden-Würt-
Telefónica und Vodafone.                                          temberg nicht im vollen Umfang fristge-
                                                                  recht erfüllt hatten. Die Deutsche Telekom
Diese Unternehmen haben Mobilfunkfre-                             und Vodafone hatten die Auflage, wonach
quenzen erworben, die von der Bundes-                             zum 1. Januar 2020 mindestens 97 % der
netzagentur (BNetzA) vergeben werden.                             Haushalte in jedem Bundesland zu ver-
Das Unternehmen 1&1 Drillisch hat bei                             sorgen gewesen wären, geringfügig unter-
der letzten Auktion im Jahr 2019 ebenfalls                        schritten, während Telefónica die Auflage
Frequenzblöcke erworben, bislang aber                             zu diesem Stichtag noch nicht erfüllt hatte.
noch kein eigenes Netz aufgebaut.                                 Mittlerweile haben die Deutsche Telekom,
                                                                  Vodafone und Telefónica die 97 %-Marke
Frequenzversteigerungen unter mehreren                            überschritten. Alle drei Mobilfunknetzbe-
Anbietern finden dann statt, wenn die                             treiber mussten bis Ende des Jahres 2020
Nachfrage nach Mobilfunkfrequenzen das                            die Versorgungsauflage vollumfänglich
verfügbare Angebot übersteigt. Mit der                            erfüllt haben und damit auch die voll-
Zuteilung der ersteigerten Frequenzblöcke                         ständige Versorgung der Hauptverkehrs-
an die jeweils meistbietenden Unterneh-                           wege (Bundesautobahn und ICE-Strecken).
men ist die Verpflichtung verbunden,                              Gegenwärtig überprüft die Bundesnetz-
bestimmte, von der Bundesnetzagentur                              agentur, ob diese Vorgaben seitens der
festgelegte Versorgungsauflagen zu erfüllen.                      Mobilfunknetzbetreiber tatsächlich einge-
                                                                  halten wurden.
3.2. WIE SIEHT DIE NETZABDECKUNG IN

DEUTSCHLAND UND BADEN-WÜRTTEMBERG AUS?                            Der Ausbau mit mobilem Breitband
                                                                  schreitet immer weiter voran. Nach Erfül-
Die Mobilfunknetzbetreiber sind mit dem                           lung der Versorgungsauflagen aus dem Jahr
Erwerb der Mobilfunkfrequenzen im Jahr                            2019 ist davon auszugehen, dass bis 2024
2015 die Verpflichtung eingegangen, ab                            4G (LTE) auch in der Fläche überall
dem 1. Januar 2020 bundesweit 98 % der                            verfügbar sein wird. Weitere Informationen
Haushalte und je Bundesland 97 % der                              zum aktuellen Stand der Ausbauverpflich-
Haushalte mit einer Mindestdatenrate von                          tung finden sich bei der Bundesnetzagen-
50 MBit/s pro Antennensektor zu versorgen.                        tur.

                                            G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 7
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Versorgungsauflagen aus der Frequenzversteigerung
aus dem Jahr 2019

Versorgt werden sollen bis Ende 2022 mit mindestens 100 MBit/s
   mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland
   alle Bundesautobahnen
   die wichtigsten Bundesstraßen sowie
   die wichtigsten Schienenwege

Versorgt werden sollen bis Ende 2024
   alle übrigen Bundesstraßen mit mindestens 100 MBit/s
   alle Landes- und Staatsstraßen mit mindestens 50 MBit/s
   die Seehäfen und wichtigste Wasserstraßen mit
   mindestens 50 MBit/s sowie
   alle übrigen Schienenwege mit mindestens 50 MBit/s

Für alle Bundesautobahnen und Bundesstraßen wird zudem
eine Latenz von 10 Millisekunden vorgeschrieben.

Zusätzlich sind je Mobilfunknetzbetreiber 1.000 „5G-Basis­s tationen“
und 500 Basisstationen in „weißen Flecken“ bis Ende 2022 zu
errichten.

Nach den Angaben der Mobilfunknetzbe-                         Aus diesem Grund wird die Mobilfunkver-
treiber, die regelmäßig von der Bundes-                       sorgung individuell oftmals als schlechter
netzagentur überprüft werden, wurden im                       empfunden als die kumulierten Werte aller
Oktober 2020 95,3 % der Fläche in Baden-                      Anbieter es erwarten lassen könnten.
Württemberg von mindestens einem
Mobilfunknetzbetreiber mit 4G (LTE) ​                         Die jeweils aktuelle Mobilfunkversorgung
versorgt.                                                     in den einzelnen Regionen Deutschlands
                                                              ist den im Internet veröffentlichten Netz-
Verbraucherinnen und Verbraucher haben                        abdeckungskarten der Bundesnetzagentur
in der Regel nur mit einem Anbieter                           bzw. der einzelnen Mobilfunkunternehmen
einen Mobilfunkvertrag abgeschlossen.                         zu entnehmen.

  8 G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K
MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg - Ministerium für Wirtschaft ...
3 . 3 . W E L C H E FA K TO R E N S P I E L E N B E I D E R     3 . 4 . W I E ST I M M E N S I C H M O B I L F U N K U N T E R -

             STA N D O RTWA H L F Ü R M O B I L F U N K S E N D E­           N E H M E N U N D KO M M U N E N B E I D E R P L A N U N G

             A N L AG E N E I N E RO L L E ?                                 N E U E R M O B I L F U N K STAT I O N E N A B ?

             Die Grundlage für die Standortwahl von                          Für die Verzögerungen beim Mobilfunk-
             Mobilfunksendeanlagen ist die Funk-                             ausbau in Baden-Württemberg gibt es
             netzplanung. Deren Ziel ist es, mit einer                       vielfältige Gründe: Insbesondere die an-
             begrenzten Anzahl von Mobilfunkbasis-                           spruchsvolle Topographie mit Bergen und
             stationen möglichst vielen Menschen an                          Anhöhen, tiefen Tälern und einem hohen
             ihren Wohn- und Aufenthaltsorten und                            Waldanteil machen den Mobilfunkausbau
             den Wegen dazwischen einen möglichst                            in Baden-Württemberg häufig technisch
             guten Mobilfunkempfang bereitzustellen.                         anspruchsvoller und teurer als in anderen
             Dafür müssen die Anlagen so aufgestellt                         Bundesländern.
             und ausgerichtet werden, dass sich die
             einzelnen Funkzellen und die eingesetz-                         Darüber hinaus stößt die Errichtung von
             ten Frequenzen sinnvoll ergänzen und ein                        Mobilfunkmasten immer wieder auf lokale
             Funknetz entsteht, dass vielen Nutzern                          Widerstände. Dadurch finden die Mobil-
             eine gute Netzabdeckung und Datenrate                           funknetzbetreiber nur mit Verzögerungen
             bietet. Denn bei gutem Empfang werden                           geeignete Standorte für neue Sende-
             nicht nur mehr Daten übertragen, son-                           anlagen. In einigen Fällen führten diese
             dern auch die für die Verbindung mit der                        Widerstände sogar dazu, dass kein ​Standort​
                                                                             gefunden werden konnte, der zur Schließung​
Mobilfunksendeanlagen müssen so                                              eines Funklochs bzw. zur Verbesserung der
aufgestellt und ausgerichtet werden,                                         Mobilfunkversorgung notwendig gewesen
dass ein Funknetz entsteht, das vielen                                       wäre.

Nutzern eine gute Netzabdeckung und
                                                                             Bereits 2001 wurde zwischen den kommu-
Datenrate bietet.
                                                                             nalen Spitzenverbänden und den Mobil-
             Station notwendige Sendeleistung der                            funkunternehmen eine Vereinbarung über
             Endgeräte (Smartphone, Laptop) stark                            den Informationsaustausch und die Be-
             reduziert. Um ein Wohngebiet mit Mobil-                         teiligung der Kommunen beim Ausbau der
             funk zu versorgen, ist es daher sinnvoll, die                   Mobilfunknetze geschlossen. Diese Verein-
             Basisstation in der Nähe des Wohngebiets                        barung ist am 8. Juni 2020 aktualisiert und
             und nicht am Ortsrand zu errichten. Um                          fortgeschrieben worden. Zudem haben sich
             einen schonenden Umgang mit Ressour-                            die Mobilfunkunternehmen im Rahmen
             cen zu erreichen und insbesondere land-                         einer „freiwilligen Selbstverpflichtung“
             schaftsschützende und ortsgestalterische                        zu Maßnahmen bekannt, die der​ weiteren
             Gesichtspunkte zu beachten, nutzen die                          Verbesserung von Sicherheit, Verbraucher-,
             Telekommunikationsunternehmen bereits                           Umwelt- und Gesundheitsschutz und ​
             heute eine erhebliche Anzahl der beste-                         Information sowie von vertrauensbildenden ​
             henden Antennenstandorte gemeinsam.                             Maßnahmen beim Mobilfunk dienen.

                       G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 9
MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg - Ministerium für Wirtschaft ...
Im Rahmen der kommunalen Befassung           und wirtschaftlicher Eignung vorrangig zu
              haben die Städte und Gemeinden selbst        realisieren. Wenn die kommunalen Stand-
              die Möglichkeit, Standortvorschläge für      ortvorschläge innerhalb des Suchkreises
              neue Sendeanlagen zu unterbreiten. Dies      aus funktechnischen oder wirtschaftlichen
              bezieht sich nicht nur auf eigene kommu-     Gründen nicht geeignet sind, ist das der
              nale Liegenschaften.                         Kommune gegenüber zu begründen und
                                                           bei Vorliegen entsprechender Möglich-
Bei neuen Mobilfunkstandorten ist                          keiten sind maximal zwei weitere konkrete
es wichtig, dass sie sich in die Netz­                     Einigungsversuche zu unternehmen. Dieser
struktur der Mobilfunkunternehmen                          Abstimmungsprozess soll innerhalb von
einpassen und sich insgesamt eine                          acht Wochen abgeschlossen sein.
sinnvolle Netzstruktur ergibt.
                                                           Bei neuen Mobilfunkstandorten ist es
              Diese von der Kommune vorgeschlage-          wichtig, dass sie sich in die Netzstruktur
              nen Standorte müssen allerdings in dem       der Mobilfunkunternehmen einpassen
              Suchkreis liegen, den der Mobilfunknetz-     und insgesamt eine sinnvolle Netzstruktur
              betreiber auf Grundlage seiner Netzpla-      ergeben. Daher ist es in der Regel wenig
              nung ermittelt und übermittelt hat, um die   zielführend, wenn eine Kommune ohne
              erforderliche Versorgungsverbesserung zu     Abstimmung mit den Betreibern Gebiete
              erreichen. Die Netzbetreiber haben in die-   für eine mögliche Aufstellung neuer Mobil-
              ser Vereinbarung zugesagt, die Vorschläge    funkmasten vorschlägt oder sogar förmlich
              der Kommune vorrangig und ergebnisoffen      ausweist.
              zu prüfen sowie diese bei funktechnischer
Nach Ablauf der Frist, in der die Kommu-             Bei baugenehmigungspflichtigen Mobil-
ne eigene Standortvorschläge einbringen              funkanlagen ist es gängige Praxis, dass die
kann bzw. wenn es zu keiner einvernehm­              gültige Standortbescheinigung dem Bauan-
lichen Standortentscheidung gekommen ist, ​ trag beigelegt wird. Die Baugenehmigung
machen sich die Mobilfunkunternehmen                 ist nach § 58 der Landesbauordnung für
selbst auf die Suche nach einer für eine             Baden-Württemberg (LBO) zu erteilen,
neue Sendeanlage geeigneten Liegenschaft.            wenn dem genehmigungspflichtigen Vor-
Die Mobilfunkunternehmen stehen selbst               haben keine von der Baurechtsbehörde zu
vor der Herausforderung, die Versorgungs-            prüfenden öffentlich-rechtlichen Vorschrif-
auflagen, die sie mit dem Erwerb von                 ten entgegenstehen.
Mobilfunkfrequenzen eingegangen sind,
tatsächlich auch zu erfüllen. Stellt die Bun-        Die Praxis zeigt, dass eine frühzeitige
desnetzagentur bei ihren Überprüfungen               und umfassende Information der politi­
fest, dass ein Unternehmen die eingegan-             schen Gremien sowie der Bürgerinnen
genen Auflagen zu einem bestimmten Zeit-             und Bürger eine wesentliche Voraus­
punkt nicht erfüllt hat, kann das Unter-             setzung für eine möglichst konfliktfreie
nehmen mit Sanktionen belegt werden.                 Realisierung von Mobilfunkanlagen ist.

Nach § 7a der 26. Bundes-Immissions-                 In diesem Fall hat der Mobilfunknetzbe-
schutzverordnung (26. BImSchV) wird die              treiber einen Rechtsanspruch auf Erteilung
Kommune, in deren Gebiet eine Hoch-                  der Baugenehmigung. Zum Prüfumfang der
frequenzanlage errichtet werden soll, bei            Baurechtsbehörden gehören dabei insbe-
der Auswahl von Standorten durch die                 sondere bauordnungsrechtliche und bau-
Betreiber gehört. Sie erhält rechtzeitig die         planungsrechtliche Anforderungen, je nach
Möglichkeit zur Stellungnahme und zur Er-            Standort können weitere Voraussetzungen
örterung der Baumaßnahme, die Ergebnis-              für die Vorhabenzulassung bestehen (z. B.
se der Beteiligung sind zu berücksichtigen.          ​Vorgaben aus dem Natur- und Arten-
                                                     schutzrecht, Denkmalschutzrecht oder
Mobilfunksendeanlagen dürfen in der                  straßenrechtliche Anforderungen). Über
Regel nur betrieben werden, wenn für den             die Zulässigkeit der Anlage entscheiden                      STANDORTBESCHEINI-

gewählten Standort eine gültige Standort­            die Baurechtsbehörden nach § 36 des Bau-                     GUNG: EINE ORTSFESTE

bescheinigung der Bundesnetzagentur                  gesetzbuches (BauGB) grundsätzlich im                        FUNKANLAGE MIT EINER

vorliegt. Wenn die Bundesnetzagentur eine            Einvernehmen mit der Standortgemeinde.                       ÄQUIVALENTEN ISOTRO-

solche Bescheinigung erteilt hat, bestätigt                                                                       PEN STRAHLUNGSLEIS-

sie damit auch, dass bei dem geplanten               Unter bestimmten Voraussetzungen kön-                        TUNG (EIRP) VON 10 WATT

Betrieb der Mobilfunkanlage außerhalb                nen Mobilfunkanlagen auch verfahrens-                        ODER MEHR DARF NUR

der ausgewiesenen Sicherheitsabstände die            frei errichtet werden. Dies betrifft viele                   BETRIEBEN WERDEN,

gesetzlichen Grenzwerte unterschritten               Dachstandorte. Doch auch diese Anlagen                       WENN FÜR DIESEN

werden. Diesbezüglich finden unregelmä-              müssen nach § 51 LBO den öffentlich-                         STANDORT EINE GÜLTIGE

ßige und unangemeldete Messungen durch               rechtlichen Vorschriften entsprechen.                        STANDORTBESCHEINI-

die Bundesnetzagentur statt.                         Die Praxis zeigt, dass eine frühzeitige und                  GUNG VORLIEGT.

                               G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 11
umfassende Information der politischen                        städtebaulich begründet einschränken oder
Gremien sowie der Bürgerinnen und                             ausschließen, d. h. eine reine Verhinde-
Bürger eine wesentliche Voraussetzung                         rungsplanung ist nicht zulässig und eine
für eine möglichst konfliktfreie Realisie-                    zeitgemäße Versorgung muss gewährleis-
rung von Mobilfunkanlagen ist. In der am                      tet werden können. Eine Kommune kann
8. Juni 2020 zwischen den kommunalen                          entsprechende Planungsabsichten über
Spitzenverbänden und den vier Mobilfunk-                      eine Veränderungssperre absichern. Diese
unternehmen geschlossenen Vereinbarung                        Feinsteuerungsmöglichkeit der Gemeinden
über den Informationsaustausch und die                        ist im Hinblick auf den Mobilfunkausbau
Beteiligung der Kommunen beim Ausbau                          aber eingeschränkt. Regelmäßig wird es an
der Mobilfunknetze wurde auch geregelt,                       der notwendigen städtebaulichen Recht-
dass die Mobilfunkunternehmen die Kom-                        fertigung für den Ausschluss von Mobil-
munen auch über Maßnahmen zur Erweite-                        funkanlagen fehlen, wenn eine zeitgemäße
rung von Bestandsstandorten informieren.                      Versorgung nicht aufgrund von Standorten
Dies umfasst neben den Erweiterungen                          außerhalb des Baugebiets gewährleistet ist.
der vorhandenen Anlagen durch den Erst-
nutzer (z. B. für 5G) auch die Installation                   Um den notwendigen Ausbau des Mobil-
neuer Sendeanlagen durch anderer Netz-                        funknetzes zu erleichtern und zu beschleu-
betreiber im Wege der Mitnutzung. Da der                      nigen, haben sich auch Bund, Länder und
Mobilfunkstandort bereits existiert, entfällt                 Kommunen mit der Unterzeichnung der
bei Erweiterungsmaßnahmen die Anzeige                         Erklärungen zum Mobilfunkgipfel 2018
des Suchkreises. Der Kommune ist jedoch                       und 2020 dazu bekannt, geeignete Liegen-
die Maßnahme durch Nennung des kon-                           schaften, Grundstücke und Infrastrukturen
kreten Standorts schriftlich anzuzeigen.                      der öffentlichen Hand bestmöglich für den
                                                              Mobilfunkausbau zur Verfügung zu stellen.
Zu einer umfassenden Information ge-                          Eine Mobilfunkanlage kann nur dann in
hört auch, die tatsächlichen rechtlichen                      Betrieb gehen, wenn im Rahmen des vor-
Handlungsspielräume der Kommunen im                           lagerten Standortbescheinigungsverfahrens
Zusammenhang mit dem Ausbau des Mo-                           von der Bundenetzagentur geprüft wurde,
bilfunknetzes realistisch darzulegen: Kom-                    dass die für Funkanlagen vorgeschriebenen
munen haben rechtlich keine Möglichkeit,                      Grenzwerte eingehalten werden und die
etwa im Wege eines Gemeinderatsbe-                            weiteren einschlägigen Genehmigungsvor-
schlusses neue Mobilfunkanlagen auf ihrer                     aussetzungen erfüllt sind. Da in der Praxis
Gemarkung generell auszuschließen. Auch                       diese Grenzwerte nicht nur jederzeit ein-
für eine pauschale Absenkung der maßgeb-                      gehalten, sondern in der Regel weit unter-
lichen Grenzwerte im gesamten Gemeinde-                       schritten werden, besteht auf kommunaler
gebiet gibt es keine rechtliche Grundlage.                    Ebene diesbezüglich kein Bedarf zusätzlich
Die Gemeinden können jedoch in einem                          sog. „Vorsorgekonzepte“ zu erstellen bzw.
Bebauungsplan die Zulässigkeit von Mobil-                     kommunale Einrichtungen von vornherein
funkanlagen im Plangebiet zulässigerwei-                      von einer Nutzung als Mobilfunkstandorte
se steuern, indem sie deren Zulässigkeit                      auszunehmen.

 12 G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K
4. WAS IST NEU AN 5G UND WELCHEN ​
NUTZEN STIFTET DER NEUE MOBIL-
FUNKSTANDARD?

Die Anfänge des analogen Mobilfunks in                                     notwendig. Die seit 2011 in Deutschland
Deutschland mit dem A-Netz gehen auf                                       etablierten 4G-Netze (LTE) bieten heute
das Jahr 1958 zurück. Es folgten 1972 das                                  bereits Übertragungsraten bis zu 500 MBit/s.
B-Netz und 1984 das C-Netz. Diese                                          ​D ie seit 2019 verfügbaren 5G-Netze
analogen Netze sind bereits Geschichte.                                    machen nun Übertragungsraten im Bereich
Mit der Einführung des digitalen 2G-Net-                                   mehrerer GBit/s möglich.
zes (GSM) im Jahr 1992 wurde die Grund-
lage für den weltweiten Mobilfunkboom                                      Moderne Smartphones unterstützen
gelegt, der bis heute anhält und mittler-                                  zunehmend neben dem 2G (GSM)-, 3G
weile viele Milliarden Menschen umfasst.                                   (UMTS)- und 4G (LTE)-Standard auch den
Mit Einführung der 3G-Netze (UMTS) im                                      5G-Standard und wechseln je nach Verfüg-
Jahr 2004 begann der Siegeszug des                                         barkeit automatisch zwischen den Netzen.
mobilen Internets. Aufgrund des stetig                                     Wegen der hohen Nachfrage nach mobilem
steigenden individuellen Datenverkehrs                                     Internet werden die 4G (LTE)- und
und der verstärkten Nutzung des Mobil-                                     5G-Netze mit hohem Tempo weiter
funks für automatisierte Anwendungen                                       ausgebaut; während die Bedeutung der 2G
sind immer höhere Übertragungsraten                                        (GSM)- und 3G (UMTS)-Netze abnimmt.

Datenübertragungsraten im Vergleich

    2G *
    GSM

    3G *
    UMTS

    4G *
    LTE

    5G **
    5G

    * Ve r f ü g b a r ke i t i n D e u t s c h l a n d 2 0 2 0
    * * i n z u k ü n ft i g e r m a x i m a l e r A u s b a u s t u f e

                                                                                             WAS I ST N E U A N 5 G ? 13
Download-Dauer eines 7,5 GB HD-Videos in der historischen Entwicklung

                  43 Stunden                            20 Minuten                                  1 Minute

                     2004                                    2011                                    2019
               UMTS mit 384 kBit/s                  LT E m i t 5 0 M B i t / s                5G mit 1.000 MBit/s

                    Mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G                      Versorgung mit Video-Sprechstunde am
                    können Daten mit einer 20-fach höheren                  Smartphone, eine elektronische Über-
                    Geschwindigkeit übertragen werden als                   wachung von Vitalfunktionen und ein
                    mit der vierten Mobilfunkgeneration 4G                  automatisierter Notruf mit Standortbestim-
                    (LTE). Eine Funkzelle wird künftig mit                  mung möglich. Intelligente Mobilitäts-,
                    bis zu einer Million Endgeräten in Ver-                 Logistik- und Energieversorgungsysteme,
                    bindung stehen können, deren Position bis               autonomes Fahren, smarte Landwirtschaft
                    auf einen Meter präzise bestimmt werden                 – dies alles wird nur möglich sein, weil
                    kann. 5G wird auch reaktionsschneller und               Daten künftig noch viel schneller und zu-
                    zuverlässiger sein und damit ganz neue An-              verlässiger transportiert werden können.
                    wendungsmöglichkeiten eröffnen.
                                                                            In vielen Regionen Baden-Württembergs
 Mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G                                         wurden diese Chancen bereits erkannt.
 können Daten mit einer 20-fach höheren                                     Derzeit werden zahlreiche 5G-Anwendun-
 Geschwindigkeit übertragen werden                                          gen in den unterschiedlichsten Bereichen
 als mit der vierten Mobilfunkgeneration                                    entwickelt. Besonders erfreulich ist, dass
 4G (LTE).                                                                  sich an dem vom Bundesministerium für
                                                                            Verkehr und Infrastruktur 2019 ausgerufe-
                    5G schafft beispielsweise die Vorausset-                nen 5G-Innovationswettbewerb elf Regio-
                    zungen für ein leistungsfähiges Homeoffice              nen aus Baden-Württemberg erfolgreich
                    und mobiles Entertainment; im eHealth-                  beteiligt haben – damit liegt Baden-Würt-
                    Bereich wird eine moderne medizinische                  temberg mit an der Spitze aller Bundes-

                      14 WAS I ST N E U A N 5 G ?
länder. Die Konzepte reichen dabei von                    (LTE)-Ausbau weitgehend durch den Aus-
Anwendungen im eHealth-Bereich ­ (z. B.                   tausch und die Modernisierung der Tech-
Telemedizin oder im Rettungswesen) über                   nik auf bestehenden Funkanlagenstandor-
den Einsatz von 5G in der Produktion,                     ten. Dadurch hat sich die Gesamtzahl der
im intelligenten Verkehrsmanagement, in                   Funkanlagenstandorte und Basisstationen
autonomen Fahrzeugen bis hin zur Logistik                 kaum verändert. Konkret stieg im Zeit-
und zur Präzisionslandwirtschaft.                         raum von 2013 bis 2019 die Zahl der Funk-
                                                          anlagenstandorte in Baden-Württemberg
4 . 1. W I R D E S W E G E N 5 G K Ü N F T I G M E H R​   um etwa 1 % und die der Basisstationen
M O B I L F U N K M AST E N G E B E N ?                   um circa 4 %.

In Baden-Württemberg gibt es aktuell                      Auch der Aufbau des 5G-Mobilfunknet-
etwa 35.000 Mobilfunkbasisstationen, die                  zes wird in den nächsten Jahren weit-
sich auf etwa 8.800 Funkanlagenstandorte                  gehend auf bestehenden Funkmasten, für
(Funkmasten) verteilen (Stand: November                   die bereits eine Standortbescheinigung
2020). Seit einigen Jahren erfolgt der 4G                 der Bundesnetzagentur vorliegt, erfolgen.

Nutzen und Anwendungen von 4G/5G-Mobilfunk

                                                                           WAS I ST N E U A N 5 G ? 15
Die Mobilfunkunternehmen werden in           4.2. WIRD ES KÜNFTIG ANDERE MOBILFUNK-

             den kommenden Jahren zur Erfüllung der       ANTENNEN GEBEN?

             Versorgungsauflagen aus dem Jahr 2019
             in Baden-Württemberg ca. 1.000 bis 1.200     Für den schnellen und zuverlässigen Trans-
             neue Mobilfunkstandorte (ohne Kleinzel-      port sehr großer Datenmengen eignen
             len) zusätzlich zu den bereits bestehenden   sich hohe Frequenzen besser als niedrige.
             Mobilfunkmasten errichten, um zunächst       Deshalb sind für 5G insbesondere auch die
             das 4G (LTE)-Netz weiter zu verdichten.      Frequenzbereiche oberhalb von 2 GHz bis
             Zugleich werden diese Masten größtenteils    hin zu 26 GHz interessant. Für Mobilfunk-
             auch mit 5G ausgestattet sein. Dies bedeu-   anlagen wird in Deutschland aktuell der
             tet ein Anstieg von Funkanlagenstandorte     Frequenzbereich zwischen 700 MHz bis 3,7
             von rund 12 % bis 14 %.                      GHz genutzt.

Der Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes                         Für die Nutzung der Frequenzbänder
wird in den nächsten Jahren weit­                         2,6 GHz und 3,7 GHz werden zukünftig
gehend auf bestehenden Funkmasten,                        vermehrt „aktive“ Antennen zum Einsatz
für die bereits eine Standortbescheini­                   kommen, die eine Vielzahl kleiner Anten-
gung der Bundesnetzagentur vorliegt,                      nenelemente und die gesamte Sende- und
erfolgen.                                                 Empfangstechnik in sich vereinen. Diese
                                                          „intelligenten“ Antennen erlauben eine
             Zentrale Ziele bei dem Mobilfunkausbau       gezielte Versorgung einzelner Mobilgeräte
             bestehen aktuell darin noch bestehende       (sog. „Beamforming“), indem die Felder
             Mobilfunklöcher zu schließen und zu          von Basis- und Mobilstationen für die
             einer flächendeckenden 4G (LTE)-Netz-        Dauer der Übertragung gezielt aufeinander
             abdeckung zu kommen. Das Hauptaugen-         ausgerichtet werden. Mit diesen aktiven
             merk liegt derzeit auf einer verbesserten    Antennen können Daten besonders effizi-
             4G (LTE)-Netzabdeckung auf dem Land,         ent übertragen werden, Geschwindigkeiten
             besonders an Bundes- und Landesstraßen,      im Gigabit-Bereich sind hier möglich.
             Autobahnen und
             Zugstrecken. In bis-
                                       Sogenannte „intelligente“ Antennen
             her unterversorgten       erlauben eine gezielte Versorgung
             ­G ebieten wird sich      einzelner Mobilgeräte. Dadurch
             die Anzahl der Mo-        können Daten besonders effizient über­
             bilfunkstandorte in       tragen werden, Geschwindigkeiten im
             den nächsten Jahren       Gigabit-Bereich sind hier möglich.
             deshalb deutlich
             erhöhen. Etwa 80 % der baugenehmigungs-      Die Reichweite dieser Antennen ist jedoch
             pflichtigen Maststandorte werden dabei       mit 1 bis 2 km relativ gering.
             von mehreren Betreibern genutzt.

              16 WAS I ST N E U A N 5 G ?
Antennentypen beim Mobilfunk

        Flächenversorgung mit „passiven“ Antennen                 Gezielte Versorgung mit „aktiven“
                                                                      Antennen (Beamforming)

Auch Kleinzellen, also Mobilfunkzellen      4.3. WAS SIND ELEKTROMAGNETISCHE FELDER?

mit geringer Sendeleistung und damit
kleinem Versorgungsbereich, kommen          Mobilfunkbasisstationen und mobile End-
häufiger zum Einsatz. Sie sind mit einem    geräte wie Smartphones, Laptops, vernetz-
WLAN–Hotspot vergleichbar, der in das       te Autos oder Sensoren verursachen und
öffentliche Mobilfunknetz eingebunden       nutzen elektromagnetische Felder. Für die
ist. Der Versorgungsradius liegt bei etwa   im Mobilfunk genutzten elektromagneti-
50 bis 150 m. Die verwendeten Antennen      schen Felder wird häufig auch der Begriff
sind deutlich kleiner als herkömmliche      „Mobilfunkstrahlung“ oder „Funkwellen“
Mobilfunkantennen und können an Haus-       verwendet.
wänden, Litfaßsäulen oder öffentlichen
Telefonanlagen montiert werden. Sie         Elektromagnetische Felder sind in unserer
kommen insbesondere an Orten mit hoher      Umwelt überall zu finden. Natürlichen
Nutzerdichte zum Einsatz, zum Beispiel      Ursprungs sind die Felder, die bei einem
in Innenstädten, Flughäfen, Bahnhöfen,      Gewitter auftreten. Technisch erzeugte
Veranstaltungszentren, Geschäftszentren,    Felder entstehen überall dort, wo Strom
Sportstadien, innerhalb von Zügen oder      fließt oder elektrische Geräte betrieben
entlang von Verkehrswegen.                  werden. Gezielt erzeugt werden hochfre-

                                                              WAS I ST N E U A N 5 G ? 17
quente elektromagnetische Felder z. B. zur                           setzt, welche bereits für 2G (GSM)-,
Datenübertragung (Mobilfunk, Rundfunk,                               3G (UMTS)- und 4G (LTE)-Netze oder
WLAN) oder zur Erwärmung von Essen                                   vergleichbare Anwendungen verwendet
(Mikrowelle).                                                        werden. In einer weiteren Ausbaustufe
                                                                     sind auch höhere Frequenzbänder im
Elektromagnetische Felder unterscheiden                              Zentimeter- oder Millimeterwellenbereich
sich in ihrer Wellenlänge. Je kürzer die                             vorgesehen (26 GHz-, 40 GHz- oder
Wellenlänge, desto höher die Frequenz.                               86 GHz-Band). Diese sehr hohen Frequenzen
Es gilt das Prinzip: Je höher die Frequenz,                          sind für die mobile Nutzung eher unge-
desto geringer die Reichweite der Signale.                           eignet, eignen sich aber für ortsfeste
Daher eignen sich für die breite Mobil-                              Funkanwendungen wie z. B. Richtfunk und
funkversorgung in der Fläche am besten                               Funk-DSL (Fixed Wireless Access).
die niedrigeren Bereiche des Frequenz-
spektrums. Die hohen Frequenzen sind                                 Die größte Auswirkung der neuen 5G-
hingegen deutlich leistungsfähiger und                               Technik besteht darin, dass bei intelligen-
ermöglichen eine höhere Datenübertra-                                ten Antennen die elektromagnetischen
gung in Echtzeit.                                                    Felder durch Beamforming für die Dauer
                                                                     der Übertragung zwischen einem Endgerät
4 . 4 . V E R Ä N D E R N S I C H D I E E L E K T RO M AG N E T I-   und der beteiligten ortsfesten Sendeanlage
S C H E N F E L D E R D U RC H 5 G ?                                 aufeinander ausgerichtet werden. Durch
                                                                     die Bündelung erhöht sich die Leistungs-
Prinzipiell ändern sich Art und Form der                             dichte, was bessere Datenübertragungsra-
Signale, mit denen Informationen übertra-                            ten und höhere Reichweiten ermöglicht.
gen werden, von 4G (LTE) auf 5G nicht                                Die Übertragungstechnik bei 5G arbeitet
wesentlich. In einer ersten Ausbaustufe                              im Vergleich zu älteren Mobilfunkstan-
wird 5G zunächst in Frequenzbändern                                  dards deutlich energieeffizienter.
zwischen 700 MHz und 3,7 GHz einge-

  18 WAS I ST N E U A N 5 G ?
5. WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DER ​
MOBILFUNKAUSBAU AUF MENSCH
UND UMWELT?

5 . 1. N I M M T D I E B E L AST U N G D U RC H E L E K T-   lagen benötigt, andererseits sinkt durch
RO M AG N E T I S C H E F E L D E R W E G E N 5 G Z U ?      geringere Abstände zwischen Sendeanlage
                                                             und Endgerät die benötigte Sendeleistung.
Ja und nein. Die elektromagnetischen
Felder durch Mobilfunkmasten werden                          Die im Wohnbereich und in der Umwelt
aller Voraussicht nach durch den Ausbau                      vom Mobilfunk verursachten elektromag-
der Mobilfunknetze weiter ansteigen – al-                    netischen Felder bleiben weit unterhalb
lerdings auf sehr niedrigem Niveau. Nach                     der Schwellenwerte, bei denen gesundheit-
langjährigen Untersuchungen des Bayeri-                      liche Wirkungen nachgewiesen werden
schen Landesamts für Umwelt (LfU)                            konnten. Dennoch werden im Rahmen des
werden die Grenzwerte für die Leistungs-                     Mobilfunkausbaus Befürchtungen geäu-
dichte im Mittel nur zu einem Bruchteil                      ßert, dass die elektromagnetischen Felder
ausgeschöpft. Zudem wird mit der Umrüs-                      des Mobilfunks Menschen beeinträchtigen
tung auf die 4G (LTE)- und 5G-Technik die                    oder ihre Gesundheit gefährden könnten.
veraltete 3G (UMTS)-Technik zurückge-
baut. Die elektromagnetischen Felder von                     Die im Wohnbereich und in der
Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder                     Umwelt vom Mobilfunk verursachten
Notebooks sind beim Nutzer aufgrund der                      elektro­m agnetischen Felder bleiben
räumlichen Nähe wesentlich stärker als                       weit unterhalb der Schwellenwerte,
die der Mobilfunkmasten. Hat ein Gerät                       bei denen gesundheitliche Wirkungen
schlechten Empfang, steigt die Sendeleis-
                                                             nachgewiesen werden konnten. Dies
tung und damit die Exposition – die
                                                             gilt unabhängig von der genutzten
Einwirkung auf den Menschen – des
                                                             Technik.
Nutzers stark an. Ein besserer Empfang
und damit geringere Sendeleistung ist in
einem dichteren Mobilfunknetz gegeben.                       5.2. WELCHE GESUNDHEITLICHEN WIRKUN-

Mit Hilfe der 5G-Technik können die                          G E N S I N D N AC H G E W I E S E N ?

Daten in deutlich kürzerer Zeit übertragen
werden, was ebenfalls dazu beiträgt, dass                    Wissenschaftlich nachgewiesen ist die ther-
die Immissionen minimiert werden kön-                        mische Wirkung, die Erwärmung des
nen. Auch unabhängig von 5G verändert                        Körpergewebes durch die Aufnahme
sich die Exposition der Bevölkerung.                         elektromagnetischer Felder. Mit gesund-
Einerseits werden durch stetig steigende                     heitlich nachteiligen Wirkungen wird bei
Datenübertragungsmengen mehr Sendean-                        einer längerfristigen Erhöhung der Körper-

   W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ? 19
kerntemperatur um mehr als 1 °C gerech-      5.3. WELCHE GESUNDHEITLICHEN WIRKUNGEN​

net. Kurzfristige lokale Erwärmungen oder    W E R D E N D I S K U T I E RT ?

kurzfristige Erhöhungen der Körperkern-
temperatur im Bereich von 1 °C, z. B. beim   Neben der wissenschaftlich nachgewiese-
Sport, sind ungefährlich und können vom      nen thermischen Wirkung werden nicht-
gesunden Menschen durch Thermoregula-        thermische (athermische) Wirkungen, also
tion gut ausgeglichen werden. Grenzwerte     mögliche biologische Wirkungen elektro-
stellen sicher, dass die Körpererwärmung     magnetischer Felder, die nicht durch eine
durch Funkwellen von Mobilfunksende-         Temperaturerhöhung hervorgerufen
masten auf 0,02°C begrenzt wird.             werden, wissenschaftlich untersucht und
Bei Einhaltung der Grenzwerte bestehen       diskutiert. Aus einzelnen wissenschaftli-
nach aktuellem wissenschaftlichen Kennt-     chen Studien gab es Hinweise auf athermi-
nisstand durch elektromagnetische Felder     sche Effekte wie z. B. krebserzeugende
keine gesundheitlichen Risiken. Dies gilt    Wirkungen in unterschiedlichen Organen,
unabhängig von der genutzten Technik.        Auswirkungen auf Fortpflanzung und
Entwicklung sowie Einflüsse auf kognitive                   elektromagnetischer sowie niederfrequen-
Leistungen und Schlaf. Allerdings konnten                   ter und statischer elektrischer und magne-
diese Effekte unterhalb der Grenzwerte                      tischer Felder auf Tiere und Pflanzen
von unterschiedlichen Institutionen wie                     erstellt. Die Stellungnahme ist im Internet
dem Bundesamt für Strahlenschutz, der                       abrufbar.
Internationalen Kommission für den
Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung                    5 .5. WELC H E G R EN ZWERTE G ELTEN FÜR ​

(ICNIRP), dem wissenschaftlichen Aus-                       MO B I LFU N K U N D 5G ?

schuss der Europäischen Kommission
„Neu auftretende und neu identifizierte                     Die geltenden Grenzwerte beruhen auf
Gesundheitsrisiken“ SCENIHR, der                            Empfehlungen der Internationalen Kommis-
Strahlenschutzkommission und der Welt-                      sion für den Schutz vor nicht-ionisierender
gesundheitsorganisation (WHO) nicht                         Strahlung (ICNIRP) und der Strahlen-
bestätigt werden. Auch das Deutsche                         schutzkommission und werden durch
Mobilfunk Forschungsprogramm erbrachte                      regelmäßige Neubewertung der Literatur
hier keine entsprechenden Belege, die                       überprüft. Sie gelten für die gesamte
zuvor diskutierte Hinweise hätten erhärten                  Bevölkerung, einschließlich empfindlicher
können. Daher orientieren sich die Grenz-                   Gruppen wie Schwangere, Kinder und
werte an dem nachgewiesenen thermischen                     ältere Menschen. Ihre Schutzwirkung wurde
Effekt. Diese wurden in der letzten                         durch das Deutsche Mobilfunk-Forschungs-
Fassung der Leitlinien der ICNIRP zur                       programm des Bundesamts für Strahlen-
Begrenzung der Exposition gegenüber                         schutz für den Bereich des Mobilfunks
elektromagnetischen Feldern von 2020                        bestätigt. Die abgeleiteten Basisgrenzwerte
bestätigt und für höhere Frequenzen                         basieren auf einer Begrenzung der Erwär-
aktualisiert.                                               mung des menschlichen Körpers. Hierbei
                                                            dient die spezifische Absorptionsrate SAR                 SAR: DIE SPEZIFISCHE

5 .4 . W ERD EN TI ERE UN D P F L AN Z E N DU RCH           als Maß für die Aufnahme elektromagneti-                  ABSORPTIONSRATE SAR

M OB I LFU N K BEEI N TR ÄCHT IG T ?                        scher Leistung von menschlichem Gewebe.                   WIRD ALS LEISTUNG PRO

                                                            Es gibt einen Basisgrenzwert für die                      MASSE IN DER EINHEIT

Nach Angaben des Bundesamts für Strah-                      Ganzkörperexposition für elektromagneti-                  WATT PRO KILOGRAMM

lenschutz (BfS) gibt es nach derzeitigem                    sche Felder von Mobilfunkbasisstationen                   W/KG AUSGEDRÜCKT.

wissenschaftlichen Kenntnisstand keine                      und einen Basisgrenzwert für die Teilkör-
belastbaren Hinweise auf eine Gefährdung                    perexposition. Dieser gilt für elektromag-
von Tieren und Pflanzen durch hochfre-                      netische Felder, die beim Gebrauch von
quente elektromagnetische Felder unter-                     Mobiltelefonen entstehen.
halb der Grenzwerte.
                                                            Der empfohlene Basisgrenzwert für die
Das BfS hat eine umfassende Recherche                       Ganzkörperexposition stellt sicher, dass
aller vorliegenden Forschungsergebnisse                     die maximale Erhöhung der Körperkern-
durchgeführt und eine Stellungnahme zu                      temperatur durch elektromagnetische
möglichen Wirkungen hochfrequenter                          Felder von Mobilfunkmasten 0,02 °C nicht

   W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ? 21
der Basisgrenzwert für die Teilkörperex-                   Jahr 1996 unverändert gültig. Je nach
position, dass die maximale Erwärmung                      Sendefrequenz liegt der Grenzwert für die
einzelner Körperteile durch elektromagne-                  Leistungsdichte zwischen 3,5 W/m 2 (bei
tische Felder von Handys, Smartphones                      700 MHz) und 10 W/m 2 (bei 2 GHz und
und anderen mobilen Endgeräten 0,1 °C                      darüber). Die in der 26. BImSchV auf­
nicht übersteigt.                                          geführten Grenzwerte garantieren, dass die

Die geltenden Grenzwerte beruhen auf Empfehlungen
der Internationalen Kommission für den Schutz
vor nicht-ionisierender Strahlung (ICNIRP)
und der Strahlenschutzkommission und gelten
für die gesamte Bevölkerung, einschließlich
empfindlicher Gruppen wie Schwangere, Kinder
und ältere Menschen.

Der Schutz der Gesundheit vor elektroma-                   im gesamten Körper aufgenommene Energie
gnetischen Feldern von Mobilfunkgeräten                    den Basisgrenzwert für die Ganzkörperex-
wird im Rahmen der Produktsicherheit                       position von 0,08 W/kg nicht überschrei-
geregelt. Hierzu ermitteln Hersteller den                  tet. Für genehmigungspflichtige ortsfeste
SAR-Wert entsprechend europäischer                         Funkanlagen erstellt die Bundesnetzagen-
Normen. Der maximal zulässige SAR-Wert                     tur eine sogenannte Standortbescheini-
basiert auf dem Basisgrenzwert für Teilkörper­-            gung. Darin wird der Sicherheitsbereich
exposition und soll 2 W/kg unterschreiten.                 ausgewiesen. Der Betreiber der Funkanlage
Oberhalb von 6 GHz treten die Oberflächen                  hat sicherzustellen, dass der Sicherheits-
­e ffekte in den Vordergrund, denen in                     bereich nicht allgemein zugänglich ist.
Bezug auf die Teilkörperexposition und                     Außerhalb des Sicherheitsbereichs werden
die Besonderheiten von 5G beim Beam-                       die Grenzwerte in jedem Fall sicher unter-
forming über 30 GHz mit neu eingeführ-                     schritten. Ausführliche Informationen zu
ten Beschränkungen der aufgenommenen                       Grenzwerten enthält die Broschüre „Elekt-
Leistungsdichte Rechnung getragen wird.                    romagnetische Felder im Alltag“.
Gemäß dem Bundesministerium für Um-
welt, Naturschutz und nukleare Sicherheit                  5.6. WELCHE GRENZWERTE GELTEN IN DER SCHWEIZ

wird voraussichtlich eine zweite Maßzahl                   UND WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN SIE?

entwickelt, die für Geräte gelten soll, die
5G-Frequenzen über 6 GHz verwenden.                        Grundsätzlich gelten in der Schweiz die
Für 5G-Basisstationen gelten wie für alle                  gleichen Grenzwerte wie in Deutsch-
anderen Mobilfunkbasisstationen die                        land. Diese gehen auf eine Empfehlung
Grenzwerte der Verordnung über elektro-                    der Internationalen Kommission für den
magnetische Felder (26. BImSchV). Für                      Schutz vor nichtionisierender Strahlung
Hochfrequenzanlagen sind diese seit dem                    (ICNIRP) zurück. In der Schweiz werden

 22 W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ?
diese Immissionsgrenzwerte in der Ver-           Die Anlagegrenzwerte haben zur Folge,
ordnung über den Schutz vor nichtioni-           dass in sehr vielen Fällen keine Standorter-
sierender Strahlung (NISV) festgelegt. In        weiterungen an bestehenden Sendeanlagen
Deutschland liegen diese Grenzwerte der          vorgenommen werden können, sondern
26. BImSchV zugrunde.                            stattdessen neue zusätzliche Sendeanlagen
                                                 in der Nähe aufgebaut werden müssen.
Neben diesen Immissionsgrenzwerten gibt          Die Schweiz hat heute mehr als doppelt so
es in der Schweiz zusätzlich sogenannte          viele Mobilfunkstandorte wie Deutschland
Anlagegrenzwerte. Diese Anlagegrenzwerte         bezogen auf die Landesfläche (Schweiz
gelten an Orten mit empfindlicher Nut-           19.619 Mobilfunkstandorte auf 41.285
zung, wie z. B. für Räume in Gebäuden, in        km² entsprechend 0,48 Standorte je km²,
denen sich Personen regelmäßig für länge-        Deutschland 73.543 Mobilfunkstandorte
re Zeit aufhalten.                               auf 357.386 km² entsprechend 0,21 Stand-
                                                 orte je km², Stand März 2021).
Die Anlagegrenzwerte der Schweizer NISV
sind Vorsorgegrenzwerte, die sich nicht auf      Der Bau und Betrieb der Mobilfunknetze
medizinische oder biologische Erkenntnis-        in der Schweiz ist vor allem aufgrund der
se stützen, und für Mobilfunksendeanlagen        vielen Standorte deutlich teurer als in
hinsichtlich der Feldstärke um den Faktor        Deutschland, was zu etwa dreifach höheren
10 unter den Immissionsgrenzwerten               Mobilfunktarifen führt.
liegen. Sie gelten ausschließlich für einzelne
Sendeanlagen an einem Ort mit empfind-           Die Immissionen durch Mobilfunksende­
licher Nutzung und, anders als die Immis-        anlagen liegen in der Schweiz in der Fläche
sionsgrenzwerte, nicht für die Summe             nicht niedriger als in Deutschland. Allerdings
aller Anlagen.                                   verringert die höhere Anzahl an Mobil-
funksendeanlagen die Exposition bei der                              BImSchV und die Anforderungen für
körpernahen Nutzung von Endgeräten                                   Mobiltelefone eingehalten werden.
(Handy, Smartphone, Laptop usw.) durch                               Das Bundesamt für Strahlenschutz geht
elektromagnetische Felder. Die höhere                                davon aus, dass unterhalb der bestehenden
Dichte an Mobilfunksendeanlagen sorgt                                Grenzwerte auch in den vorgesehenen
für einen besseren Empfang, so dass die                              höheren Frequenzbereichen keine gesund-
Sendeleistung der Geräte und damit die                               heitlichen Auswirkungen zu erwarten sind.
dadurch verursachte Exposition reduziert                             Die Aufnahme elektromagnetischer Felder
wird.                                                                findet in diesen Frequenzbereichen an der
                                                                     Körperoberfläche statt, wodurch mögliche
5 . 7. WO H E R STA M M E N D I E E R K E N N T N I S S E Z U        Auswirkungen eher Augen und Haut
G E S U N D H E I T L I C H E N W I R K U N G E N D E S M O B I L-   betreffen, während direkte Wirkungen auf
F U N K S U N D KÖ N N E N S I E AU F 5 G Ü B E RT R A-              innere Organe nicht zu erwarten sind.
GEN WERDEN?

                                                                     5 . 8 . G I B T E S N O C H F O RS C H U N G S B E DA R F ?

Erkenntnisse zu gesundheitlichen Wirkun-
gen von hochfrequenten elektromagneti-                               Das Bundesamt für Strahlenschutz und
schen Feldern basieren insbesondere auf                              andere Institutionen sehen insbesondere
Zellkultur-Studien, tierexperimentellen                              zu den vorgesehenen, höheren Frequenzen
Untersuchungen, Versuchen mit Proban-                                weiteren Forschungsbedarf. Sowohl auf
den und epidemiologischen Studien. Zur                               nationaler wie auch auf internationaler
Wirkung der elektromagnetischen Felder                               Ebene werden aktuell und auch weiterhin
im Frequenzbereich des Mobilfunks gibt es                            Forschungsprojekte speziell auch zu Lang-
gemäß der Internet-Informationsplattform                             zeitwirkungen durchgeführt (beispiels-
EMF-Portal der RWTH Aachen (Rheinisch-                               weise die MOBI-KIDS- und die COSMOS-
Westfälische Technische Hochschule                                   Studie). Weitere Forschungsvorhaben sind
Aachen) mehr als 1.600 experimentelle                                den Ressortforschungsplänen des Bundes-
und epidemiologische Studien (Stand: 17.                             ministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Dezember 2020). Die vorliegenden wissen-                             nukleare Sicherheit zu entnehmen, die im
schaftlichen Erkenntnisse zu den Wirkun-                             Internet eingesehen werden können.
gen elektromagnetischer Felder auf den
Menschen können weitestgehend auch auf                               5 . 9 . W I E K A N N I C H M E I N E P E RS Ö N L I C H E

die derzeit für 5G zur Verfügung stehen-                             EXPOSITION MINIMIEREN?

den Frequenzen zwischen 700 MHz und
3,7 GHz übertragen werden. Nach aktuel-                              Die größte Exposition durch elektromag-
lem wissenschaftlichen Kenntnisstand gibt                            netische Felder des Mobilfunks geht auf
es keine bestätigten Belege für eine                                 die körpernahe Nutzung der Endgeräte
gesundheitsschädliche Wirkung der                                    zurück und nicht auf die festinstallierten
elektromagnetischen Felder des Mobil-                                Sendestationen. Zur vorsorglichen Redu-
funks, wenn die Grenzwerte der 26.                                   zierung dieser elektromagnetischen Felder

  24 W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ?
empfiehlt sich daher, bei der Auswahl                  Es ist jedoch wissenschaftlich unmöglich,
des Mobilfunkgerätes auf einen niedrigen               den Nachweis zu erbringen, dass eine
SAR-Wert (kleiner als 2 W/kg) zu achten.               Substanz oder eine Technik keinerlei
Das Bundesamt für Strahlenschutz führt                 negative Wirkung auf die Gesundheit
eine Liste mit den SAR-Werten aktueller                haben kann. Jedes Experiment und jede
Mobiltelefone. Außerdem wird empfohlen,                Studie kann immer nur genau den Effekt
beim Telefonieren Freisprecheinrichtungen              und die Situation abklären, für die sie
oder Headsets zu benutzen und da, wo es                konzipiert wurde. Daraus lassen sich
praktikabel ist, auf kabelgebundene                    Modelle und Erklärungen für andere
Anwendungen zurückzugreifen. Weitere                   Situationen und sogar die Allgemeinheit
Tipps finden sich beim Bundesamt für Strah-            ableiten, die anhand des wissenschaftli-
lenschutz.                                             chen Kenntnisstandes ständig angepasst
                                                       werden. Beim Mobilfunk ist die verblei-
5 . 10 . K A N N D E R N AC H W E I S E R B R AC H T   bende Unsicherheit aufgrund der großen
W E R D E N , DAS S M O B I L F U N K U N D 5 G        Anzahl durchgeführter Studien bereits
UNSCHÄDLICH SIND?                                      sehr klein.

In Diskussionen wird oft der Nachweis der
Unschädlichkeit von Mobilfunk gefordert.
6. FAZIT

Der Erfolg der baden-württembergischen
Wirtschaft fußt maßgeblich auf der welt-
weiten Technologieführerschaft ihrer
Unternehmen. Baden-Württemberg ist eine
der innovativsten Regionen Europas und
deshalb auf eine leistungsfähige digitale
Infrastruktur angewiesen. Der neue
5G-Mobilfunkstandard eröffnet zahlreiche
neue Anwendungsmöglichkeiten beispiels-
weise für selbstfahrende Autos, mobiles
Homeoffice, vernetzte Maschinen, vernetz-
te Energieversorgungssysteme und eine
leistungsfähige medizinische Versorgung
älterer Menschen und vieles mehr. Mobil-
funk überträgt Daten drahtlos mit Hilfe
elektromagnetischer Felder. Diese sind
bereits heute alltäglicher Bestandteil
unserer Umwelt. Sie erreichen im Durch-
schnitt nur einen Bruchteil der gültigen
Grenzwerte.

Bei Einhaltung der Grenzwerte
gehen nach aktuellem Kenntnisstand
von elektromagnetischen Feldern,
unabhängig von der genutzten Technik,
keine gesundheitlichen Risiken aus.

Die vorliegenden wissenschaftlichen
Erkenntnisse zu den Wirkungen elektro-
magnetischer Felder auf den Menschen im
Bereich 4G (LTE) sind weitestgehend auf
5G übertragbar. Bei Einhaltung der Grenz-
werte gehen nach aktuellem wissenschaft-
lichem Kenntnisstand von elektromagne­
tischen Feldern, unabhängig von der
genutzten Technik, keine gesundheitlichen
Risiken aus.

                                            FA Z I T 26
7. MATERIALIEN UND QUELLEN
(STAND MÄRZ 2021)

7. 1. M AT E R I A L I E N A L L G E M E I N    Bundesministerium für Verkehr und digitale
Sechsundzwanzigste Verordnung zur Durch-        Infrastruktur (BMVI): Auswahlverpflich-
führung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes     tung, Kurzfassung https://www.bmvi.de/
(26. BImSchV), Verordnung über elektroma-       SharedDocs/DE/Artikel/DG/Frequenzauk-
gnetische Felder, www.gesetze-im-​i nter-       tion-faq.html, Langfassung: https://www.
net.de/bimschv_26                               bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/DG/Digi-
                                                tales/Mobilfunkstrategie.pdf?__blob=publi-
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU),         cationFile
Publikationen zu Mobilfunk und elektro-
magnetischen Feldern, https://www.bestel-       Bundesministerium für Verkehr und digi-
len.bayern.de/shoplink/elektrosmog.htm          tale Infrastruktur (BMVI): 5G-Innovations-
                                                wettbewerb – Projekte und Beschreibung:
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS):             https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Arti-
1) BfS zu EMF ( https://www.bfs.de/DE/          kel/DG/5g-innovationswettbewerb-tabelle.
themen/emf/emf_node.html )                      html
2) BfS zu 5G ( www.bfs.de/DE/themen/emf/
kompetenzzentrum/mobilfunk/basiswis-            Bundesnetzagentur, EMF – Monitoring,
sen/5g.html )                                   https://www.bundesnetzagentur.de/DE/
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Fragen und Antworten zur Einführung der         Informationszentrum Mobilfunk (2019)
5G-Mobilfunknetze und den damit in Ver-         Daten und Fakten zur fünften Mobilfunk-
bindung stehenden elektromagnetischen           generation, www.informationszentrum-mo-
Feldern (EMF), www.bmu.de/themen/               bilfunk.de/mediathek/broschueren/daten-
atomenergie-strahlenschutz/strahlenschutz/      und-fakten-zu-5g
nichtionisierende-strahlung/strahlenschutz-
beim-mobilfunk/fragen-und-antworten-zur-        Informationszentrum Mobilfunk (2015)
einfuehrung-der-5g-mobilfunknetze-und-          Mobilfunk und Gesundheit – Eine Information
emf/                                            für Eltern, https://www.informationszent-
                                                rum-mobilfunk.de/mediathek/broschueren/

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