MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg - Ministerium für Wirtschaft ...
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MOBILFUNK UND 5G Fragen und Antworten zur 5. Mobilfunkgeneration und zum Funknetzausbau in Baden-Württemberg
INHALT 1. DAS W I C H T I G ST E AU F E I N E N B L I C K 4 2 . WO R U M G E H T E S ? 6 3 . G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 7 3.1. Wer ist in Deutschland für die Mobilfunkversorgung zuständig? 7 3.2. Wie sieht die Netzabdeckung in Deutschland und Baden-Württemberg aus? 7 3.3. Welche Faktoren spielen bei der Standortwahl für Mobilfunksendeanlagen eine Rolle? 9 3.4. Wie stimmen sich Mobilfunkunternehmen und Kommunen bei der Planung neuer 9 Mobilfunkstationen ab? 4 . WAS I ST N E U A N 5 G U N D W E L C H E N N U T Z E N ST I F T E T D E R N E U E M O B I L F U N K STA N DA R D ? 13 4.1. Wird es wegen 5G künftig mehr Mobilfunkmasten geben? 15 4.2. Wird es künftig andere Mobilfunkantennen geben? 16 4.3. Was sind elektromagnetische Felder? 17 4.4. Verändern sich die elektromagnetischen Felder durch 5G? 18 5 . W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ? 19 5.1. Nimmt die Belastung durch elektromagnetische Felder wegen 5G zu? 19 5.2. Welche gesundheitlichen Wirkungen sind nachgewiesen? 19 5.3. Welche gesundheitlichen Wirkungen werden diskutiert? 20 5.4. Werden Tiere und Pflanzen durch Mobilfunk beeinträchtigt? 21 5.5. Welche Grenzwerte gelten für Mobilfunk und 5G? 21 5.6. Welche Grenzwerte gelten in der Schweiz und welche Auswirkungen haben sie? 22 5.7. Woher stammen die Erkenntnisse zu gesundheitlichen Wirkungen des 24 Mobilfunks und können sie auf 5G übertragen werden? 5.8. Gibt es noch Forschungsbedarf? 24 5.9. Wie kann ich meine persönliche Exposition minimieren? 24 5.10. Kann der Nachweis erbracht werden, dass Mobilfunk und 5G unschädlich sind? 25 6 . FA Z I T 26 7. M AT E R I A L I E N U N D Q U E L L E N 27 7.1. Materialien allgemein 27 7.2. Quellenangaben 28 I N H A LT 3
1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK • Der Bedarf an mobilen Datendiensten schaft. Intelligente Mobilitäts-, Logistik- und wächst aktuell jährlich um etwa 40 % und wird Energieversorgungssysteme, autonomes Fahren in Zukunft weiter wachsen. Dieser Bedarf – dies alles wird durch d en neuen 5G-Mobil- kann in den nächsten Jahren nur durch leis- funkstandard möglich sein. tungsfähige Mobilfunktechnik mit 4G (LTE) und 5G gedeckt werden. • Ziel der Funknetzplanung ist es, eine gute Mobilfunkversorgung sicherzustellen. Basis • Mit 5G werden Daten schneller, zuver- stationen müssen dort aufgestellt werden, wo lässiger und energieeffizienter übertragen sich die Menschen aufhalten, die miteinander werden können als mit der 4G (LTE)-Tech- kommunizieren oder künftige 5G-Anwendun- nologie. Mit einer 20-fach höheren Geschwin- gen nutzen möchten. digkeit erm öglicht 5G eine Datenüber tragung in Echtzeit. • Der Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes in Baden-Württemberg wird in den nächsten • Die 5G-Technolgie eröffnet zukünftig neue Jahren weitgehend auf den bereits vorhande- Anwendungsfelder für die Wirtschaft und nen 8.800. Mobilfunkstandorten erfolgen. Industrie, aber auch für Verbraucherinnen und Verbraucher z. B. im Bereich Industrie 4.0, • Die Mobilfunkunternehmen werden zur Internet der Dinge, eHealth oder Landwirt- Erfüllung der Versorgungsauflagen in Baden-
Württemberg mittelfristig circa 1.000 bis 1.200 krebserzeugende Wirkungen, Auswirkungen neue Mobilfunkstandorte (ohne Kleinzellen) auf Fortpflanzung und Entwicklung oder zusätzlich errichten. Einflüsse auf den Schlaf konnten unterhalb der Grenzwerte nicht bestätigt werden. • Der umfassende Informationsaustausch und eine möglichst intensive Kommunikation • Insgesamt betrachtet, können die vorliegenden zwischen Mobilfunkunternehmen, Kommu- wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den nen sowie den Bürgerinnen und Bürgern Wirkungen elektromagnetischer Felder auf bilden die Grundlage für erfolgreiche Netz- den Menschen auch für die derzeit für 5G zur ausbauprojekte. Eine entsprechende Verein- Verfügung stehenden Frequenzen zwischen barung über den Informationsaustausch und 700 MHz und 3,7 GHz weitestgehend über die Beteiligung sowie die Mitsprachemöglich- tragen werden oder sind direkt darauf keiten der Kommunen beim Ausbau der anwendbar. Funknetze wurde bereits 2001 abgeschlossen und 2020 aktualisiert. • Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geht davon aus, dass unterhalb für Mobilfunk- • In einer ersten Ausbaustufe wird 5G anlagen festgelegten Grenzwerte auch in den zunächst in Frequenzbändern zwischen 700 MHz vorgesehenen höheren Frequenzbereichen und 3,7 GHz eingesetzt, welche bereits für keine gesundheitlich nachteiligen Auswirkun- 2G-, 3G- und 4G-Netze (GSM, UMTS und gen zu erwarten sind. LTE) verwendet werden. Für den schnellen und zuverlässigen Transport sehr großer • Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlen- Datenmengen eignen sich hohe Frequenzen schutz (BfS) gibt es nach derzeitigem wissen- mit größerer Bandbreite besser als niedrige. schaftlichen Kenntnisstand keine wissen- Perspektivisch können für 5G-Anwendungen schaftlich belastbaren Hinweise auf eine auch Frequenzen oberhalb des Bereichs von Gefährdung von Tieren und Pflanzen durch 26 GHz eingesetzt werden. elektromagnetische Felder, wie sie beim Mobilfunk genutzt werden. • Unabhängig von der genutzten Technik bestehen durch elektromagnetische Felder nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnis- stand keine gesundheitlichen Risiken, solange die Grenzwerte eingehalten werden. • Hinsichtlich gesundheitlich relevanter Wirkungen ist die sogenannte thermische Wirkung von elektromagnetischen Feldern wissenschaftlich nachgewiesen. Weitere untersuchte und diskutierte Wirkungen wie DAS W I C H T I G ST E AU F E I N E N B L I C K 5
2. WORUM GEHT ES? Die Bürgerinnen und Bürger erwarten Leistungsfähige Mobilfunktechnik mit 4G heutzutage eine stabile digitale Infrastruktur. (LTE) und 5G macht dies möglich. Damit Auch für die Unternehmen in Baden-Würt- diese überall im Land genutzt werden temberg ist es elementar, über Glasfasernetze kann, ist die Errichtung zusätzlicher und Mobilfunk mit Geschäftspartnern rund Mobilfunkanlagen unverzichtbar. um den Globus jederzeit kommunizieren zu können. Gerade mit der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G können ganz neue Die Bürgerinnen und Bürger erwarten Anwendungsfelder im industriellen Bereich heutzutage eine stabile digitale („Industrie 4.0“ und „Internet der Dinge“), Infrastruktur. Damit diese überall im im medizinischen Bereich („eHealth“) oder Land genutzt werden kann, ist die der Landwirtschaft („Smart Farming“) Errichtung zusätzlicher Mobilfunk eröffnet werden: Intelligente Mobilitäts-, anlagen unverzichtbar. Logistik- und Energieversorgungsysteme, autonomes Fahren – dies alles wird nur Eine leistungsfähige und flächendeckend möglich sein, weil Daten künftig noch viel verfügbare Mobilfunkversorgung ist für die schneller und zuverlässiger transportiert Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Standorts werden können. Baden-Württemberg unabdingbar und trägt maßgeblich zur Sicherung gleichwertiger Diese Chancen werden tatsächlich nur Lebensverhältnisse im gesamten Land bei. dann genutzt werden können, wenn in der Gesellschaft auch die Akzeptanz für einen Mobiles Internet hat unser Kommunikations- flächendeckenden Mobilfunkausbau und verhalten grundlegend verändert: Wir nutzen die Einführung von 5G vorhanden sind. auf unseren Smartphones soziale Netzwerke, Deshalb ist es notwendig, zum einen streamen Musik und Videos, telefonieren, darüber zu informieren, welche Chancen surfen mobil, werden navigiert und sind es der Mobilfunk und insbesondere 5G gewohnt, auch an den entlegensten Orten mit bieten; zum anderen muss aber auch die der ganzen Welt verbunden zu sein. Die Frage beantwortet werden, welche Auswir- Nutzung mobiler Datendienste in Deutsch- kungen Mobilfunk und 5G auf Mensch und land hat in den letzten zehn Jahren um mehr Umwelt haben. als das 80-fache zugenommen – Tendenz weiter stark steigend. Auf beide Aspekte soll in dieser Informa- tionsbroschüre zum Thema „Mobilfunk Die Mobilfunknetze müssen ständig an die und 5G“ eingegangen werden. gesteigerte Nachfrage angepasst werden. 6 WO R U M G E H T E S ?
3. GRUNDLAGENINFORMATIONEN ZUM THEMA MOBILFUNK 3 . 1. W E R I ST I N D E U T S C H L A N D F Ü R D I E Die im April 2020 von der Bundesnetz- M O B I L F U N K V E RS O RG U N G Z U STÄ N D I G ? agentur abgeschlossene Überprüfung der von den drei Mobilfunknetzbetreibern Mitte der neunziger Jahre wurde der Deutsche Telekom, Telefónica und Voda- Telekommunikationssektor in Deutschland fone abgegebenen Berichte über deren privatisiert. Seitdem liegt die Verantwor- Erfüllung der Versorgungsauflagen aus der tung für den Ausbau der Mobilfunknetze Frequenzversteigerung 2015 hatte ergeben, bei den privaten Mobilfunknetzbetreibern. dass alle drei Mobilfunknetzbetreiber die Dies sind aktuell die Deutsche Telekom, Versorgungsauflagen auch für Baden-Würt- Telefónica und Vodafone. temberg nicht im vollen Umfang fristge- recht erfüllt hatten. Die Deutsche Telekom Diese Unternehmen haben Mobilfunkfre- und Vodafone hatten die Auflage, wonach quenzen erworben, die von der Bundes- zum 1. Januar 2020 mindestens 97 % der netzagentur (BNetzA) vergeben werden. Haushalte in jedem Bundesland zu ver- Das Unternehmen 1&1 Drillisch hat bei sorgen gewesen wären, geringfügig unter- der letzten Auktion im Jahr 2019 ebenfalls schritten, während Telefónica die Auflage Frequenzblöcke erworben, bislang aber zu diesem Stichtag noch nicht erfüllt hatte. noch kein eigenes Netz aufgebaut. Mittlerweile haben die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica die 97 %-Marke Frequenzversteigerungen unter mehreren überschritten. Alle drei Mobilfunknetzbe- Anbietern finden dann statt, wenn die treiber mussten bis Ende des Jahres 2020 Nachfrage nach Mobilfunkfrequenzen das die Versorgungsauflage vollumfänglich verfügbare Angebot übersteigt. Mit der erfüllt haben und damit auch die voll- Zuteilung der ersteigerten Frequenzblöcke ständige Versorgung der Hauptverkehrs- an die jeweils meistbietenden Unterneh- wege (Bundesautobahn und ICE-Strecken). men ist die Verpflichtung verbunden, Gegenwärtig überprüft die Bundesnetz- bestimmte, von der Bundesnetzagentur agentur, ob diese Vorgaben seitens der festgelegte Versorgungsauflagen zu erfüllen. Mobilfunknetzbetreiber tatsächlich einge- halten wurden. 3.2. WIE SIEHT DIE NETZABDECKUNG IN DEUTSCHLAND UND BADEN-WÜRTTEMBERG AUS? Der Ausbau mit mobilem Breitband schreitet immer weiter voran. Nach Erfül- Die Mobilfunknetzbetreiber sind mit dem lung der Versorgungsauflagen aus dem Jahr Erwerb der Mobilfunkfrequenzen im Jahr 2019 ist davon auszugehen, dass bis 2024 2015 die Verpflichtung eingegangen, ab 4G (LTE) auch in der Fläche überall dem 1. Januar 2020 bundesweit 98 % der verfügbar sein wird. Weitere Informationen Haushalte und je Bundesland 97 % der zum aktuellen Stand der Ausbauverpflich- Haushalte mit einer Mindestdatenrate von tung finden sich bei der Bundesnetzagen- 50 MBit/s pro Antennensektor zu versorgen. tur. G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 7
Versorgungsauflagen aus der Frequenzversteigerung aus dem Jahr 2019 Versorgt werden sollen bis Ende 2022 mit mindestens 100 MBit/s mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland alle Bundesautobahnen die wichtigsten Bundesstraßen sowie die wichtigsten Schienenwege Versorgt werden sollen bis Ende 2024 alle übrigen Bundesstraßen mit mindestens 100 MBit/s alle Landes- und Staatsstraßen mit mindestens 50 MBit/s die Seehäfen und wichtigste Wasserstraßen mit mindestens 50 MBit/s sowie alle übrigen Schienenwege mit mindestens 50 MBit/s Für alle Bundesautobahnen und Bundesstraßen wird zudem eine Latenz von 10 Millisekunden vorgeschrieben. Zusätzlich sind je Mobilfunknetzbetreiber 1.000 „5G-Basiss tationen“ und 500 Basisstationen in „weißen Flecken“ bis Ende 2022 zu errichten. Nach den Angaben der Mobilfunknetzbe- Aus diesem Grund wird die Mobilfunkver- treiber, die regelmäßig von der Bundes- sorgung individuell oftmals als schlechter netzagentur überprüft werden, wurden im empfunden als die kumulierten Werte aller Oktober 2020 95,3 % der Fläche in Baden- Anbieter es erwarten lassen könnten. Württemberg von mindestens einem Mobilfunknetzbetreiber mit 4G (LTE) Die jeweils aktuelle Mobilfunkversorgung versorgt. in den einzelnen Regionen Deutschlands ist den im Internet veröffentlichten Netz- Verbraucherinnen und Verbraucher haben abdeckungskarten der Bundesnetzagentur in der Regel nur mit einem Anbieter bzw. der einzelnen Mobilfunkunternehmen einen Mobilfunkvertrag abgeschlossen. zu entnehmen. 8 G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K
3 . 3 . W E L C H E FA K TO R E N S P I E L E N B E I D E R 3 . 4 . W I E ST I M M E N S I C H M O B I L F U N K U N T E R - STA N D O RTWA H L F Ü R M O B I L F U N K S E N D E N E H M E N U N D KO M M U N E N B E I D E R P L A N U N G A N L AG E N E I N E RO L L E ? N E U E R M O B I L F U N K STAT I O N E N A B ? Die Grundlage für die Standortwahl von Für die Verzögerungen beim Mobilfunk- Mobilfunksendeanlagen ist die Funk- ausbau in Baden-Württemberg gibt es netzplanung. Deren Ziel ist es, mit einer vielfältige Gründe: Insbesondere die an- begrenzten Anzahl von Mobilfunkbasis- spruchsvolle Topographie mit Bergen und stationen möglichst vielen Menschen an Anhöhen, tiefen Tälern und einem hohen ihren Wohn- und Aufenthaltsorten und Waldanteil machen den Mobilfunkausbau den Wegen dazwischen einen möglichst in Baden-Württemberg häufig technisch guten Mobilfunkempfang bereitzustellen. anspruchsvoller und teurer als in anderen Dafür müssen die Anlagen so aufgestellt Bundesländern. und ausgerichtet werden, dass sich die einzelnen Funkzellen und die eingesetz- Darüber hinaus stößt die Errichtung von ten Frequenzen sinnvoll ergänzen und ein Mobilfunkmasten immer wieder auf lokale Funknetz entsteht, dass vielen Nutzern Widerstände. Dadurch finden die Mobil- eine gute Netzabdeckung und Datenrate funknetzbetreiber nur mit Verzögerungen bietet. Denn bei gutem Empfang werden geeignete Standorte für neue Sende- nicht nur mehr Daten übertragen, son- anlagen. In einigen Fällen führten diese dern auch die für die Verbindung mit der Widerstände sogar dazu, dass kein Standort gefunden werden konnte, der zur Schließung Mobilfunksendeanlagen müssen so eines Funklochs bzw. zur Verbesserung der aufgestellt und ausgerichtet werden, Mobilfunkversorgung notwendig gewesen dass ein Funknetz entsteht, das vielen wäre. Nutzern eine gute Netzabdeckung und Bereits 2001 wurde zwischen den kommu- Datenrate bietet. nalen Spitzenverbänden und den Mobil- Station notwendige Sendeleistung der funkunternehmen eine Vereinbarung über Endgeräte (Smartphone, Laptop) stark den Informationsaustausch und die Be- reduziert. Um ein Wohngebiet mit Mobil- teiligung der Kommunen beim Ausbau der funk zu versorgen, ist es daher sinnvoll, die Mobilfunknetze geschlossen. Diese Verein- Basisstation in der Nähe des Wohngebiets barung ist am 8. Juni 2020 aktualisiert und und nicht am Ortsrand zu errichten. Um fortgeschrieben worden. Zudem haben sich einen schonenden Umgang mit Ressour- die Mobilfunkunternehmen im Rahmen cen zu erreichen und insbesondere land- einer „freiwilligen Selbstverpflichtung“ schaftsschützende und ortsgestalterische zu Maßnahmen bekannt, die der weiteren Gesichtspunkte zu beachten, nutzen die Verbesserung von Sicherheit, Verbraucher-, Telekommunikationsunternehmen bereits Umwelt- und Gesundheitsschutz und heute eine erhebliche Anzahl der beste- Information sowie von vertrauensbildenden henden Antennenstandorte gemeinsam. Maßnahmen beim Mobilfunk dienen. G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 9
Im Rahmen der kommunalen Befassung und wirtschaftlicher Eignung vorrangig zu haben die Städte und Gemeinden selbst realisieren. Wenn die kommunalen Stand- die Möglichkeit, Standortvorschläge für ortvorschläge innerhalb des Suchkreises neue Sendeanlagen zu unterbreiten. Dies aus funktechnischen oder wirtschaftlichen bezieht sich nicht nur auf eigene kommu- Gründen nicht geeignet sind, ist das der nale Liegenschaften. Kommune gegenüber zu begründen und bei Vorliegen entsprechender Möglich- Bei neuen Mobilfunkstandorten ist keiten sind maximal zwei weitere konkrete es wichtig, dass sie sich in die Netz Einigungsversuche zu unternehmen. Dieser struktur der Mobilfunkunternehmen Abstimmungsprozess soll innerhalb von einpassen und sich insgesamt eine acht Wochen abgeschlossen sein. sinnvolle Netzstruktur ergibt. Bei neuen Mobilfunkstandorten ist es Diese von der Kommune vorgeschlage- wichtig, dass sie sich in die Netzstruktur nen Standorte müssen allerdings in dem der Mobilfunkunternehmen einpassen Suchkreis liegen, den der Mobilfunknetz- und insgesamt eine sinnvolle Netzstruktur betreiber auf Grundlage seiner Netzpla- ergeben. Daher ist es in der Regel wenig nung ermittelt und übermittelt hat, um die zielführend, wenn eine Kommune ohne erforderliche Versorgungsverbesserung zu Abstimmung mit den Betreibern Gebiete erreichen. Die Netzbetreiber haben in die- für eine mögliche Aufstellung neuer Mobil- ser Vereinbarung zugesagt, die Vorschläge funkmasten vorschlägt oder sogar förmlich der Kommune vorrangig und ergebnisoffen ausweist. zu prüfen sowie diese bei funktechnischer
Nach Ablauf der Frist, in der die Kommu- Bei baugenehmigungspflichtigen Mobil- ne eigene Standortvorschläge einbringen funkanlagen ist es gängige Praxis, dass die kann bzw. wenn es zu keiner einvernehm gültige Standortbescheinigung dem Bauan- lichen Standortentscheidung gekommen ist, trag beigelegt wird. Die Baugenehmigung machen sich die Mobilfunkunternehmen ist nach § 58 der Landesbauordnung für selbst auf die Suche nach einer für eine Baden-Württemberg (LBO) zu erteilen, neue Sendeanlage geeigneten Liegenschaft. wenn dem genehmigungspflichtigen Vor- Die Mobilfunkunternehmen stehen selbst haben keine von der Baurechtsbehörde zu vor der Herausforderung, die Versorgungs- prüfenden öffentlich-rechtlichen Vorschrif- auflagen, die sie mit dem Erwerb von ten entgegenstehen. Mobilfunkfrequenzen eingegangen sind, tatsächlich auch zu erfüllen. Stellt die Bun- Die Praxis zeigt, dass eine frühzeitige desnetzagentur bei ihren Überprüfungen und umfassende Information der politi fest, dass ein Unternehmen die eingegan- schen Gremien sowie der Bürgerinnen genen Auflagen zu einem bestimmten Zeit- und Bürger eine wesentliche Voraus punkt nicht erfüllt hat, kann das Unter- setzung für eine möglichst konfliktfreie nehmen mit Sanktionen belegt werden. Realisierung von Mobilfunkanlagen ist. Nach § 7a der 26. Bundes-Immissions- In diesem Fall hat der Mobilfunknetzbe- schutzverordnung (26. BImSchV) wird die treiber einen Rechtsanspruch auf Erteilung Kommune, in deren Gebiet eine Hoch- der Baugenehmigung. Zum Prüfumfang der frequenzanlage errichtet werden soll, bei Baurechtsbehörden gehören dabei insbe- der Auswahl von Standorten durch die sondere bauordnungsrechtliche und bau- Betreiber gehört. Sie erhält rechtzeitig die planungsrechtliche Anforderungen, je nach Möglichkeit zur Stellungnahme und zur Er- Standort können weitere Voraussetzungen örterung der Baumaßnahme, die Ergebnis- für die Vorhabenzulassung bestehen (z. B. se der Beteiligung sind zu berücksichtigen. Vorgaben aus dem Natur- und Arten- schutzrecht, Denkmalschutzrecht oder Mobilfunksendeanlagen dürfen in der straßenrechtliche Anforderungen). Über Regel nur betrieben werden, wenn für den die Zulässigkeit der Anlage entscheiden STANDORTBESCHEINI- gewählten Standort eine gültige Standort die Baurechtsbehörden nach § 36 des Bau- GUNG: EINE ORTSFESTE bescheinigung der Bundesnetzagentur gesetzbuches (BauGB) grundsätzlich im FUNKANLAGE MIT EINER vorliegt. Wenn die Bundesnetzagentur eine Einvernehmen mit der Standortgemeinde. ÄQUIVALENTEN ISOTRO- solche Bescheinigung erteilt hat, bestätigt PEN STRAHLUNGSLEIS- sie damit auch, dass bei dem geplanten Unter bestimmten Voraussetzungen kön- TUNG (EIRP) VON 10 WATT Betrieb der Mobilfunkanlage außerhalb nen Mobilfunkanlagen auch verfahrens- ODER MEHR DARF NUR der ausgewiesenen Sicherheitsabstände die frei errichtet werden. Dies betrifft viele BETRIEBEN WERDEN, gesetzlichen Grenzwerte unterschritten Dachstandorte. Doch auch diese Anlagen WENN FÜR DIESEN werden. Diesbezüglich finden unregelmä- müssen nach § 51 LBO den öffentlich- STANDORT EINE GÜLTIGE ßige und unangemeldete Messungen durch rechtlichen Vorschriften entsprechen. STANDORTBESCHEINI- die Bundesnetzagentur statt. Die Praxis zeigt, dass eine frühzeitige und GUNG VORLIEGT. G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K 11
umfassende Information der politischen städtebaulich begründet einschränken oder Gremien sowie der Bürgerinnen und ausschließen, d. h. eine reine Verhinde- Bürger eine wesentliche Voraussetzung rungsplanung ist nicht zulässig und eine für eine möglichst konfliktfreie Realisie- zeitgemäße Versorgung muss gewährleis- rung von Mobilfunkanlagen ist. In der am tet werden können. Eine Kommune kann 8. Juni 2020 zwischen den kommunalen entsprechende Planungsabsichten über Spitzenverbänden und den vier Mobilfunk- eine Veränderungssperre absichern. Diese unternehmen geschlossenen Vereinbarung Feinsteuerungsmöglichkeit der Gemeinden über den Informationsaustausch und die ist im Hinblick auf den Mobilfunkausbau Beteiligung der Kommunen beim Ausbau aber eingeschränkt. Regelmäßig wird es an der Mobilfunknetze wurde auch geregelt, der notwendigen städtebaulichen Recht- dass die Mobilfunkunternehmen die Kom- fertigung für den Ausschluss von Mobil- munen auch über Maßnahmen zur Erweite- funkanlagen fehlen, wenn eine zeitgemäße rung von Bestandsstandorten informieren. Versorgung nicht aufgrund von Standorten Dies umfasst neben den Erweiterungen außerhalb des Baugebiets gewährleistet ist. der vorhandenen Anlagen durch den Erst- nutzer (z. B. für 5G) auch die Installation Um den notwendigen Ausbau des Mobil- neuer Sendeanlagen durch anderer Netz- funknetzes zu erleichtern und zu beschleu- betreiber im Wege der Mitnutzung. Da der nigen, haben sich auch Bund, Länder und Mobilfunkstandort bereits existiert, entfällt Kommunen mit der Unterzeichnung der bei Erweiterungsmaßnahmen die Anzeige Erklärungen zum Mobilfunkgipfel 2018 des Suchkreises. Der Kommune ist jedoch und 2020 dazu bekannt, geeignete Liegen- die Maßnahme durch Nennung des kon- schaften, Grundstücke und Infrastrukturen kreten Standorts schriftlich anzuzeigen. der öffentlichen Hand bestmöglich für den Mobilfunkausbau zur Verfügung zu stellen. Zu einer umfassenden Information ge- Eine Mobilfunkanlage kann nur dann in hört auch, die tatsächlichen rechtlichen Betrieb gehen, wenn im Rahmen des vor- Handlungsspielräume der Kommunen im lagerten Standortbescheinigungsverfahrens Zusammenhang mit dem Ausbau des Mo- von der Bundenetzagentur geprüft wurde, bilfunknetzes realistisch darzulegen: Kom- dass die für Funkanlagen vorgeschriebenen munen haben rechtlich keine Möglichkeit, Grenzwerte eingehalten werden und die etwa im Wege eines Gemeinderatsbe- weiteren einschlägigen Genehmigungsvor- schlusses neue Mobilfunkanlagen auf ihrer aussetzungen erfüllt sind. Da in der Praxis Gemarkung generell auszuschließen. Auch diese Grenzwerte nicht nur jederzeit ein- für eine pauschale Absenkung der maßgeb- gehalten, sondern in der Regel weit unter- lichen Grenzwerte im gesamten Gemeinde- schritten werden, besteht auf kommunaler gebiet gibt es keine rechtliche Grundlage. Ebene diesbezüglich kein Bedarf zusätzlich Die Gemeinden können jedoch in einem sog. „Vorsorgekonzepte“ zu erstellen bzw. Bebauungsplan die Zulässigkeit von Mobil- kommunale Einrichtungen von vornherein funkanlagen im Plangebiet zulässigerwei- von einer Nutzung als Mobilfunkstandorte se steuern, indem sie deren Zulässigkeit auszunehmen. 12 G R U N D L AG E N I N F O R M AT I O N E N Z U M T H E M A M O B I L F U N K
4. WAS IST NEU AN 5G UND WELCHEN NUTZEN STIFTET DER NEUE MOBIL- FUNKSTANDARD? Die Anfänge des analogen Mobilfunks in notwendig. Die seit 2011 in Deutschland Deutschland mit dem A-Netz gehen auf etablierten 4G-Netze (LTE) bieten heute das Jahr 1958 zurück. Es folgten 1972 das bereits Übertragungsraten bis zu 500 MBit/s. B-Netz und 1984 das C-Netz. Diese D ie seit 2019 verfügbaren 5G-Netze analogen Netze sind bereits Geschichte. machen nun Übertragungsraten im Bereich Mit der Einführung des digitalen 2G-Net- mehrerer GBit/s möglich. zes (GSM) im Jahr 1992 wurde die Grund- lage für den weltweiten Mobilfunkboom Moderne Smartphones unterstützen gelegt, der bis heute anhält und mittler- zunehmend neben dem 2G (GSM)-, 3G weile viele Milliarden Menschen umfasst. (UMTS)- und 4G (LTE)-Standard auch den Mit Einführung der 3G-Netze (UMTS) im 5G-Standard und wechseln je nach Verfüg- Jahr 2004 begann der Siegeszug des barkeit automatisch zwischen den Netzen. mobilen Internets. Aufgrund des stetig Wegen der hohen Nachfrage nach mobilem steigenden individuellen Datenverkehrs Internet werden die 4G (LTE)- und und der verstärkten Nutzung des Mobil- 5G-Netze mit hohem Tempo weiter funks für automatisierte Anwendungen ausgebaut; während die Bedeutung der 2G sind immer höhere Übertragungsraten (GSM)- und 3G (UMTS)-Netze abnimmt. Datenübertragungsraten im Vergleich 2G * GSM 3G * UMTS 4G * LTE 5G ** 5G * Ve r f ü g b a r ke i t i n D e u t s c h l a n d 2 0 2 0 * * i n z u k ü n ft i g e r m a x i m a l e r A u s b a u s t u f e WAS I ST N E U A N 5 G ? 13
Download-Dauer eines 7,5 GB HD-Videos in der historischen Entwicklung 43 Stunden 20 Minuten 1 Minute 2004 2011 2019 UMTS mit 384 kBit/s LT E m i t 5 0 M B i t / s 5G mit 1.000 MBit/s Mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G Versorgung mit Video-Sprechstunde am können Daten mit einer 20-fach höheren Smartphone, eine elektronische Über- Geschwindigkeit übertragen werden als wachung von Vitalfunktionen und ein mit der vierten Mobilfunkgeneration 4G automatisierter Notruf mit Standortbestim- (LTE). Eine Funkzelle wird künftig mit mung möglich. Intelligente Mobilitäts-, bis zu einer Million Endgeräten in Ver- Logistik- und Energieversorgungsysteme, bindung stehen können, deren Position bis autonomes Fahren, smarte Landwirtschaft auf einen Meter präzise bestimmt werden – dies alles wird nur möglich sein, weil kann. 5G wird auch reaktionsschneller und Daten künftig noch viel schneller und zu- zuverlässiger sein und damit ganz neue An- verlässiger transportiert werden können. wendungsmöglichkeiten eröffnen. In vielen Regionen Baden-Württembergs Mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G wurden diese Chancen bereits erkannt. können Daten mit einer 20-fach höheren Derzeit werden zahlreiche 5G-Anwendun- Geschwindigkeit übertragen werden gen in den unterschiedlichsten Bereichen als mit der vierten Mobilfunkgeneration entwickelt. Besonders erfreulich ist, dass 4G (LTE). sich an dem vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur 2019 ausgerufe- 5G schafft beispielsweise die Vorausset- nen 5G-Innovationswettbewerb elf Regio- zungen für ein leistungsfähiges Homeoffice nen aus Baden-Württemberg erfolgreich und mobiles Entertainment; im eHealth- beteiligt haben – damit liegt Baden-Würt- Bereich wird eine moderne medizinische temberg mit an der Spitze aller Bundes- 14 WAS I ST N E U A N 5 G ?
länder. Die Konzepte reichen dabei von (LTE)-Ausbau weitgehend durch den Aus- Anwendungen im eHealth-Bereich (z. B. tausch und die Modernisierung der Tech- Telemedizin oder im Rettungswesen) über nik auf bestehenden Funkanlagenstandor- den Einsatz von 5G in der Produktion, ten. Dadurch hat sich die Gesamtzahl der im intelligenten Verkehrsmanagement, in Funkanlagenstandorte und Basisstationen autonomen Fahrzeugen bis hin zur Logistik kaum verändert. Konkret stieg im Zeit- und zur Präzisionslandwirtschaft. raum von 2013 bis 2019 die Zahl der Funk- anlagenstandorte in Baden-Württemberg 4 . 1. W I R D E S W E G E N 5 G K Ü N F T I G M E H R um etwa 1 % und die der Basisstationen M O B I L F U N K M AST E N G E B E N ? um circa 4 %. In Baden-Württemberg gibt es aktuell Auch der Aufbau des 5G-Mobilfunknet- etwa 35.000 Mobilfunkbasisstationen, die zes wird in den nächsten Jahren weit- sich auf etwa 8.800 Funkanlagenstandorte gehend auf bestehenden Funkmasten, für (Funkmasten) verteilen (Stand: November die bereits eine Standortbescheinigung 2020). Seit einigen Jahren erfolgt der 4G der Bundesnetzagentur vorliegt, erfolgen. Nutzen und Anwendungen von 4G/5G-Mobilfunk WAS I ST N E U A N 5 G ? 15
Die Mobilfunkunternehmen werden in 4.2. WIRD ES KÜNFTIG ANDERE MOBILFUNK- den kommenden Jahren zur Erfüllung der ANTENNEN GEBEN? Versorgungsauflagen aus dem Jahr 2019 in Baden-Württemberg ca. 1.000 bis 1.200 Für den schnellen und zuverlässigen Trans- neue Mobilfunkstandorte (ohne Kleinzel- port sehr großer Datenmengen eignen len) zusätzlich zu den bereits bestehenden sich hohe Frequenzen besser als niedrige. Mobilfunkmasten errichten, um zunächst Deshalb sind für 5G insbesondere auch die das 4G (LTE)-Netz weiter zu verdichten. Frequenzbereiche oberhalb von 2 GHz bis Zugleich werden diese Masten größtenteils hin zu 26 GHz interessant. Für Mobilfunk- auch mit 5G ausgestattet sein. Dies bedeu- anlagen wird in Deutschland aktuell der tet ein Anstieg von Funkanlagenstandorte Frequenzbereich zwischen 700 MHz bis 3,7 von rund 12 % bis 14 %. GHz genutzt. Der Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes Für die Nutzung der Frequenzbänder wird in den nächsten Jahren weit 2,6 GHz und 3,7 GHz werden zukünftig gehend auf bestehenden Funkmasten, vermehrt „aktive“ Antennen zum Einsatz für die bereits eine Standortbescheini kommen, die eine Vielzahl kleiner Anten- gung der Bundesnetzagentur vorliegt, nenelemente und die gesamte Sende- und erfolgen. Empfangstechnik in sich vereinen. Diese „intelligenten“ Antennen erlauben eine Zentrale Ziele bei dem Mobilfunkausbau gezielte Versorgung einzelner Mobilgeräte bestehen aktuell darin noch bestehende (sog. „Beamforming“), indem die Felder Mobilfunklöcher zu schließen und zu von Basis- und Mobilstationen für die einer flächendeckenden 4G (LTE)-Netz- Dauer der Übertragung gezielt aufeinander abdeckung zu kommen. Das Hauptaugen- ausgerichtet werden. Mit diesen aktiven merk liegt derzeit auf einer verbesserten Antennen können Daten besonders effizi- 4G (LTE)-Netzabdeckung auf dem Land, ent übertragen werden, Geschwindigkeiten besonders an Bundes- und Landesstraßen, im Gigabit-Bereich sind hier möglich. Autobahnen und Zugstrecken. In bis- Sogenannte „intelligente“ Antennen her unterversorgten erlauben eine gezielte Versorgung G ebieten wird sich einzelner Mobilgeräte. Dadurch die Anzahl der Mo- können Daten besonders effizient über bilfunkstandorte in tragen werden, Geschwindigkeiten im den nächsten Jahren Gigabit-Bereich sind hier möglich. deshalb deutlich erhöhen. Etwa 80 % der baugenehmigungs- Die Reichweite dieser Antennen ist jedoch pflichtigen Maststandorte werden dabei mit 1 bis 2 km relativ gering. von mehreren Betreibern genutzt. 16 WAS I ST N E U A N 5 G ?
Antennentypen beim Mobilfunk Flächenversorgung mit „passiven“ Antennen Gezielte Versorgung mit „aktiven“ Antennen (Beamforming) Auch Kleinzellen, also Mobilfunkzellen 4.3. WAS SIND ELEKTROMAGNETISCHE FELDER? mit geringer Sendeleistung und damit kleinem Versorgungsbereich, kommen Mobilfunkbasisstationen und mobile End- häufiger zum Einsatz. Sie sind mit einem geräte wie Smartphones, Laptops, vernetz- WLAN–Hotspot vergleichbar, der in das te Autos oder Sensoren verursachen und öffentliche Mobilfunknetz eingebunden nutzen elektromagnetische Felder. Für die ist. Der Versorgungsradius liegt bei etwa im Mobilfunk genutzten elektromagneti- 50 bis 150 m. Die verwendeten Antennen schen Felder wird häufig auch der Begriff sind deutlich kleiner als herkömmliche „Mobilfunkstrahlung“ oder „Funkwellen“ Mobilfunkantennen und können an Haus- verwendet. wänden, Litfaßsäulen oder öffentlichen Telefonanlagen montiert werden. Sie Elektromagnetische Felder sind in unserer kommen insbesondere an Orten mit hoher Umwelt überall zu finden. Natürlichen Nutzerdichte zum Einsatz, zum Beispiel Ursprungs sind die Felder, die bei einem in Innenstädten, Flughäfen, Bahnhöfen, Gewitter auftreten. Technisch erzeugte Veranstaltungszentren, Geschäftszentren, Felder entstehen überall dort, wo Strom Sportstadien, innerhalb von Zügen oder fließt oder elektrische Geräte betrieben entlang von Verkehrswegen. werden. Gezielt erzeugt werden hochfre- WAS I ST N E U A N 5 G ? 17
quente elektromagnetische Felder z. B. zur setzt, welche bereits für 2G (GSM)-, Datenübertragung (Mobilfunk, Rundfunk, 3G (UMTS)- und 4G (LTE)-Netze oder WLAN) oder zur Erwärmung von Essen vergleichbare Anwendungen verwendet (Mikrowelle). werden. In einer weiteren Ausbaustufe sind auch höhere Frequenzbänder im Elektromagnetische Felder unterscheiden Zentimeter- oder Millimeterwellenbereich sich in ihrer Wellenlänge. Je kürzer die vorgesehen (26 GHz-, 40 GHz- oder Wellenlänge, desto höher die Frequenz. 86 GHz-Band). Diese sehr hohen Frequenzen Es gilt das Prinzip: Je höher die Frequenz, sind für die mobile Nutzung eher unge- desto geringer die Reichweite der Signale. eignet, eignen sich aber für ortsfeste Daher eignen sich für die breite Mobil- Funkanwendungen wie z. B. Richtfunk und funkversorgung in der Fläche am besten Funk-DSL (Fixed Wireless Access). die niedrigeren Bereiche des Frequenz- spektrums. Die hohen Frequenzen sind Die größte Auswirkung der neuen 5G- hingegen deutlich leistungsfähiger und Technik besteht darin, dass bei intelligen- ermöglichen eine höhere Datenübertra- ten Antennen die elektromagnetischen gung in Echtzeit. Felder durch Beamforming für die Dauer der Übertragung zwischen einem Endgerät 4 . 4 . V E R Ä N D E R N S I C H D I E E L E K T RO M AG N E T I- und der beteiligten ortsfesten Sendeanlage S C H E N F E L D E R D U RC H 5 G ? aufeinander ausgerichtet werden. Durch die Bündelung erhöht sich die Leistungs- Prinzipiell ändern sich Art und Form der dichte, was bessere Datenübertragungsra- Signale, mit denen Informationen übertra- ten und höhere Reichweiten ermöglicht. gen werden, von 4G (LTE) auf 5G nicht Die Übertragungstechnik bei 5G arbeitet wesentlich. In einer ersten Ausbaustufe im Vergleich zu älteren Mobilfunkstan- wird 5G zunächst in Frequenzbändern dards deutlich energieeffizienter. zwischen 700 MHz und 3,7 GHz einge- 18 WAS I ST N E U A N 5 G ?
5. WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DER MOBILFUNKAUSBAU AUF MENSCH UND UMWELT? 5 . 1. N I M M T D I E B E L AST U N G D U RC H E L E K T- lagen benötigt, andererseits sinkt durch RO M AG N E T I S C H E F E L D E R W E G E N 5 G Z U ? geringere Abstände zwischen Sendeanlage und Endgerät die benötigte Sendeleistung. Ja und nein. Die elektromagnetischen Felder durch Mobilfunkmasten werden Die im Wohnbereich und in der Umwelt aller Voraussicht nach durch den Ausbau vom Mobilfunk verursachten elektromag- der Mobilfunknetze weiter ansteigen – al- netischen Felder bleiben weit unterhalb lerdings auf sehr niedrigem Niveau. Nach der Schwellenwerte, bei denen gesundheit- langjährigen Untersuchungen des Bayeri- liche Wirkungen nachgewiesen werden schen Landesamts für Umwelt (LfU) konnten. Dennoch werden im Rahmen des werden die Grenzwerte für die Leistungs- Mobilfunkausbaus Befürchtungen geäu- dichte im Mittel nur zu einem Bruchteil ßert, dass die elektromagnetischen Felder ausgeschöpft. Zudem wird mit der Umrüs- des Mobilfunks Menschen beeinträchtigen tung auf die 4G (LTE)- und 5G-Technik die oder ihre Gesundheit gefährden könnten. veraltete 3G (UMTS)-Technik zurückge- baut. Die elektromagnetischen Felder von Die im Wohnbereich und in der Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder Umwelt vom Mobilfunk verursachten Notebooks sind beim Nutzer aufgrund der elektrom agnetischen Felder bleiben räumlichen Nähe wesentlich stärker als weit unterhalb der Schwellenwerte, die der Mobilfunkmasten. Hat ein Gerät bei denen gesundheitliche Wirkungen schlechten Empfang, steigt die Sendeleis- nachgewiesen werden konnten. Dies tung und damit die Exposition – die gilt unabhängig von der genutzten Einwirkung auf den Menschen – des Technik. Nutzers stark an. Ein besserer Empfang und damit geringere Sendeleistung ist in einem dichteren Mobilfunknetz gegeben. 5.2. WELCHE GESUNDHEITLICHEN WIRKUN- Mit Hilfe der 5G-Technik können die G E N S I N D N AC H G E W I E S E N ? Daten in deutlich kürzerer Zeit übertragen werden, was ebenfalls dazu beiträgt, dass Wissenschaftlich nachgewiesen ist die ther- die Immissionen minimiert werden kön- mische Wirkung, die Erwärmung des nen. Auch unabhängig von 5G verändert Körpergewebes durch die Aufnahme sich die Exposition der Bevölkerung. elektromagnetischer Felder. Mit gesund- Einerseits werden durch stetig steigende heitlich nachteiligen Wirkungen wird bei Datenübertragungsmengen mehr Sendean- einer längerfristigen Erhöhung der Körper- W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ? 19
kerntemperatur um mehr als 1 °C gerech- 5.3. WELCHE GESUNDHEITLICHEN WIRKUNGEN net. Kurzfristige lokale Erwärmungen oder W E R D E N D I S K U T I E RT ? kurzfristige Erhöhungen der Körperkern- temperatur im Bereich von 1 °C, z. B. beim Neben der wissenschaftlich nachgewiese- Sport, sind ungefährlich und können vom nen thermischen Wirkung werden nicht- gesunden Menschen durch Thermoregula- thermische (athermische) Wirkungen, also tion gut ausgeglichen werden. Grenzwerte mögliche biologische Wirkungen elektro- stellen sicher, dass die Körpererwärmung magnetischer Felder, die nicht durch eine durch Funkwellen von Mobilfunksende- Temperaturerhöhung hervorgerufen masten auf 0,02°C begrenzt wird. werden, wissenschaftlich untersucht und Bei Einhaltung der Grenzwerte bestehen diskutiert. Aus einzelnen wissenschaftli- nach aktuellem wissenschaftlichen Kennt- chen Studien gab es Hinweise auf athermi- nisstand durch elektromagnetische Felder sche Effekte wie z. B. krebserzeugende keine gesundheitlichen Risiken. Dies gilt Wirkungen in unterschiedlichen Organen, unabhängig von der genutzten Technik. Auswirkungen auf Fortpflanzung und
Entwicklung sowie Einflüsse auf kognitive elektromagnetischer sowie niederfrequen- Leistungen und Schlaf. Allerdings konnten ter und statischer elektrischer und magne- diese Effekte unterhalb der Grenzwerte tischer Felder auf Tiere und Pflanzen von unterschiedlichen Institutionen wie erstellt. Die Stellungnahme ist im Internet dem Bundesamt für Strahlenschutz, der abrufbar. Internationalen Kommission für den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung 5 .5. WELC H E G R EN ZWERTE G ELTEN FÜR (ICNIRP), dem wissenschaftlichen Aus- MO B I LFU N K U N D 5G ? schuss der Europäischen Kommission „Neu auftretende und neu identifizierte Die geltenden Grenzwerte beruhen auf Gesundheitsrisiken“ SCENIHR, der Empfehlungen der Internationalen Kommis- Strahlenschutzkommission und der Welt- sion für den Schutz vor nicht-ionisierender gesundheitsorganisation (WHO) nicht Strahlung (ICNIRP) und der Strahlen- bestätigt werden. Auch das Deutsche schutzkommission und werden durch Mobilfunk Forschungsprogramm erbrachte regelmäßige Neubewertung der Literatur hier keine entsprechenden Belege, die überprüft. Sie gelten für die gesamte zuvor diskutierte Hinweise hätten erhärten Bevölkerung, einschließlich empfindlicher können. Daher orientieren sich die Grenz- Gruppen wie Schwangere, Kinder und werte an dem nachgewiesenen thermischen ältere Menschen. Ihre Schutzwirkung wurde Effekt. Diese wurden in der letzten durch das Deutsche Mobilfunk-Forschungs- Fassung der Leitlinien der ICNIRP zur programm des Bundesamts für Strahlen- Begrenzung der Exposition gegenüber schutz für den Bereich des Mobilfunks elektromagnetischen Feldern von 2020 bestätigt. Die abgeleiteten Basisgrenzwerte bestätigt und für höhere Frequenzen basieren auf einer Begrenzung der Erwär- aktualisiert. mung des menschlichen Körpers. Hierbei dient die spezifische Absorptionsrate SAR SAR: DIE SPEZIFISCHE 5 .4 . W ERD EN TI ERE UN D P F L AN Z E N DU RCH als Maß für die Aufnahme elektromagneti- ABSORPTIONSRATE SAR M OB I LFU N K BEEI N TR ÄCHT IG T ? scher Leistung von menschlichem Gewebe. WIRD ALS LEISTUNG PRO Es gibt einen Basisgrenzwert für die MASSE IN DER EINHEIT Nach Angaben des Bundesamts für Strah- Ganzkörperexposition für elektromagneti- WATT PRO KILOGRAMM lenschutz (BfS) gibt es nach derzeitigem sche Felder von Mobilfunkbasisstationen W/KG AUSGEDRÜCKT. wissenschaftlichen Kenntnisstand keine und einen Basisgrenzwert für die Teilkör- belastbaren Hinweise auf eine Gefährdung perexposition. Dieser gilt für elektromag- von Tieren und Pflanzen durch hochfre- netische Felder, die beim Gebrauch von quente elektromagnetische Felder unter- Mobiltelefonen entstehen. halb der Grenzwerte. Der empfohlene Basisgrenzwert für die Das BfS hat eine umfassende Recherche Ganzkörperexposition stellt sicher, dass aller vorliegenden Forschungsergebnisse die maximale Erhöhung der Körperkern- durchgeführt und eine Stellungnahme zu temperatur durch elektromagnetische möglichen Wirkungen hochfrequenter Felder von Mobilfunkmasten 0,02 °C nicht W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ? 21
der Basisgrenzwert für die Teilkörperex- Jahr 1996 unverändert gültig. Je nach position, dass die maximale Erwärmung Sendefrequenz liegt der Grenzwert für die einzelner Körperteile durch elektromagne- Leistungsdichte zwischen 3,5 W/m 2 (bei tische Felder von Handys, Smartphones 700 MHz) und 10 W/m 2 (bei 2 GHz und und anderen mobilen Endgeräten 0,1 °C darüber). Die in der 26. BImSchV auf nicht übersteigt. geführten Grenzwerte garantieren, dass die Die geltenden Grenzwerte beruhen auf Empfehlungen der Internationalen Kommission für den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (ICNIRP) und der Strahlenschutzkommission und gelten für die gesamte Bevölkerung, einschließlich empfindlicher Gruppen wie Schwangere, Kinder und ältere Menschen. Der Schutz der Gesundheit vor elektroma- im gesamten Körper aufgenommene Energie gnetischen Feldern von Mobilfunkgeräten den Basisgrenzwert für die Ganzkörperex- wird im Rahmen der Produktsicherheit position von 0,08 W/kg nicht überschrei- geregelt. Hierzu ermitteln Hersteller den tet. Für genehmigungspflichtige ortsfeste SAR-Wert entsprechend europäischer Funkanlagen erstellt die Bundesnetzagen- Normen. Der maximal zulässige SAR-Wert tur eine sogenannte Standortbescheini- basiert auf dem Basisgrenzwert für Teilkörper- gung. Darin wird der Sicherheitsbereich exposition und soll 2 W/kg unterschreiten. ausgewiesen. Der Betreiber der Funkanlage Oberhalb von 6 GHz treten die Oberflächen hat sicherzustellen, dass der Sicherheits- e ffekte in den Vordergrund, denen in bereich nicht allgemein zugänglich ist. Bezug auf die Teilkörperexposition und Außerhalb des Sicherheitsbereichs werden die Besonderheiten von 5G beim Beam- die Grenzwerte in jedem Fall sicher unter- forming über 30 GHz mit neu eingeführ- schritten. Ausführliche Informationen zu ten Beschränkungen der aufgenommenen Grenzwerten enthält die Broschüre „Elekt- Leistungsdichte Rechnung getragen wird. romagnetische Felder im Alltag“. Gemäß dem Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 5.6. WELCHE GRENZWERTE GELTEN IN DER SCHWEIZ wird voraussichtlich eine zweite Maßzahl UND WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN SIE? entwickelt, die für Geräte gelten soll, die 5G-Frequenzen über 6 GHz verwenden. Grundsätzlich gelten in der Schweiz die Für 5G-Basisstationen gelten wie für alle gleichen Grenzwerte wie in Deutsch- anderen Mobilfunkbasisstationen die land. Diese gehen auf eine Empfehlung Grenzwerte der Verordnung über elektro- der Internationalen Kommission für den magnetische Felder (26. BImSchV). Für Schutz vor nichtionisierender Strahlung Hochfrequenzanlagen sind diese seit dem (ICNIRP) zurück. In der Schweiz werden 22 W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ?
diese Immissionsgrenzwerte in der Ver- Die Anlagegrenzwerte haben zur Folge, ordnung über den Schutz vor nichtioni- dass in sehr vielen Fällen keine Standorter- sierender Strahlung (NISV) festgelegt. In weiterungen an bestehenden Sendeanlagen Deutschland liegen diese Grenzwerte der vorgenommen werden können, sondern 26. BImSchV zugrunde. stattdessen neue zusätzliche Sendeanlagen in der Nähe aufgebaut werden müssen. Neben diesen Immissionsgrenzwerten gibt Die Schweiz hat heute mehr als doppelt so es in der Schweiz zusätzlich sogenannte viele Mobilfunkstandorte wie Deutschland Anlagegrenzwerte. Diese Anlagegrenzwerte bezogen auf die Landesfläche (Schweiz gelten an Orten mit empfindlicher Nut- 19.619 Mobilfunkstandorte auf 41.285 zung, wie z. B. für Räume in Gebäuden, in km² entsprechend 0,48 Standorte je km², denen sich Personen regelmäßig für länge- Deutschland 73.543 Mobilfunkstandorte re Zeit aufhalten. auf 357.386 km² entsprechend 0,21 Stand- orte je km², Stand März 2021). Die Anlagegrenzwerte der Schweizer NISV sind Vorsorgegrenzwerte, die sich nicht auf Der Bau und Betrieb der Mobilfunknetze medizinische oder biologische Erkenntnis- in der Schweiz ist vor allem aufgrund der se stützen, und für Mobilfunksendeanlagen vielen Standorte deutlich teurer als in hinsichtlich der Feldstärke um den Faktor Deutschland, was zu etwa dreifach höheren 10 unter den Immissionsgrenzwerten Mobilfunktarifen führt. liegen. Sie gelten ausschließlich für einzelne Sendeanlagen an einem Ort mit empfind- Die Immissionen durch Mobilfunksende licher Nutzung und, anders als die Immis- anlagen liegen in der Schweiz in der Fläche sionsgrenzwerte, nicht für die Summe nicht niedriger als in Deutschland. Allerdings aller Anlagen. verringert die höhere Anzahl an Mobil-
funksendeanlagen die Exposition bei der BImSchV und die Anforderungen für körpernahen Nutzung von Endgeräten Mobiltelefone eingehalten werden. (Handy, Smartphone, Laptop usw.) durch Das Bundesamt für Strahlenschutz geht elektromagnetische Felder. Die höhere davon aus, dass unterhalb der bestehenden Dichte an Mobilfunksendeanlagen sorgt Grenzwerte auch in den vorgesehenen für einen besseren Empfang, so dass die höheren Frequenzbereichen keine gesund- Sendeleistung der Geräte und damit die heitlichen Auswirkungen zu erwarten sind. dadurch verursachte Exposition reduziert Die Aufnahme elektromagnetischer Felder wird. findet in diesen Frequenzbereichen an der Körperoberfläche statt, wodurch mögliche 5 . 7. WO H E R STA M M E N D I E E R K E N N T N I S S E Z U Auswirkungen eher Augen und Haut G E S U N D H E I T L I C H E N W I R K U N G E N D E S M O B I L- betreffen, während direkte Wirkungen auf F U N K S U N D KÖ N N E N S I E AU F 5 G Ü B E RT R A- innere Organe nicht zu erwarten sind. GEN WERDEN? 5 . 8 . G I B T E S N O C H F O RS C H U N G S B E DA R F ? Erkenntnisse zu gesundheitlichen Wirkun- gen von hochfrequenten elektromagneti- Das Bundesamt für Strahlenschutz und schen Feldern basieren insbesondere auf andere Institutionen sehen insbesondere Zellkultur-Studien, tierexperimentellen zu den vorgesehenen, höheren Frequenzen Untersuchungen, Versuchen mit Proban- weiteren Forschungsbedarf. Sowohl auf den und epidemiologischen Studien. Zur nationaler wie auch auf internationaler Wirkung der elektromagnetischen Felder Ebene werden aktuell und auch weiterhin im Frequenzbereich des Mobilfunks gibt es Forschungsprojekte speziell auch zu Lang- gemäß der Internet-Informationsplattform zeitwirkungen durchgeführt (beispiels- EMF-Portal der RWTH Aachen (Rheinisch- weise die MOBI-KIDS- und die COSMOS- Westfälische Technische Hochschule Studie). Weitere Forschungsvorhaben sind Aachen) mehr als 1.600 experimentelle den Ressortforschungsplänen des Bundes- und epidemiologische Studien (Stand: 17. ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Dezember 2020). Die vorliegenden wissen- nukleare Sicherheit zu entnehmen, die im schaftlichen Erkenntnisse zu den Wirkun- Internet eingesehen werden können. gen elektromagnetischer Felder auf den Menschen können weitestgehend auch auf 5 . 9 . W I E K A N N I C H M E I N E P E RS Ö N L I C H E die derzeit für 5G zur Verfügung stehen- EXPOSITION MINIMIEREN? den Frequenzen zwischen 700 MHz und 3,7 GHz übertragen werden. Nach aktuel- Die größte Exposition durch elektromag- lem wissenschaftlichen Kenntnisstand gibt netische Felder des Mobilfunks geht auf es keine bestätigten Belege für eine die körpernahe Nutzung der Endgeräte gesundheitsschädliche Wirkung der zurück und nicht auf die festinstallierten elektromagnetischen Felder des Mobil- Sendestationen. Zur vorsorglichen Redu- funks, wenn die Grenzwerte der 26. zierung dieser elektromagnetischen Felder 24 W E L C H E AU S W I R K U N G E N H AT D E R M O B I L F U N K AU S B AU AU F M E N S C H U N D U M W E LT ?
empfiehlt sich daher, bei der Auswahl Es ist jedoch wissenschaftlich unmöglich, des Mobilfunkgerätes auf einen niedrigen den Nachweis zu erbringen, dass eine SAR-Wert (kleiner als 2 W/kg) zu achten. Substanz oder eine Technik keinerlei Das Bundesamt für Strahlenschutz führt negative Wirkung auf die Gesundheit eine Liste mit den SAR-Werten aktueller haben kann. Jedes Experiment und jede Mobiltelefone. Außerdem wird empfohlen, Studie kann immer nur genau den Effekt beim Telefonieren Freisprecheinrichtungen und die Situation abklären, für die sie oder Headsets zu benutzen und da, wo es konzipiert wurde. Daraus lassen sich praktikabel ist, auf kabelgebundene Modelle und Erklärungen für andere Anwendungen zurückzugreifen. Weitere Situationen und sogar die Allgemeinheit Tipps finden sich beim Bundesamt für Strah- ableiten, die anhand des wissenschaftli- lenschutz. chen Kenntnisstandes ständig angepasst werden. Beim Mobilfunk ist die verblei- 5 . 10 . K A N N D E R N AC H W E I S E R B R AC H T bende Unsicherheit aufgrund der großen W E R D E N , DAS S M O B I L F U N K U N D 5 G Anzahl durchgeführter Studien bereits UNSCHÄDLICH SIND? sehr klein. In Diskussionen wird oft der Nachweis der Unschädlichkeit von Mobilfunk gefordert.
6. FAZIT Der Erfolg der baden-württembergischen Wirtschaft fußt maßgeblich auf der welt- weiten Technologieführerschaft ihrer Unternehmen. Baden-Württemberg ist eine der innovativsten Regionen Europas und deshalb auf eine leistungsfähige digitale Infrastruktur angewiesen. Der neue 5G-Mobilfunkstandard eröffnet zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten beispiels- weise für selbstfahrende Autos, mobiles Homeoffice, vernetzte Maschinen, vernetz- te Energieversorgungssysteme und eine leistungsfähige medizinische Versorgung älterer Menschen und vieles mehr. Mobil- funk überträgt Daten drahtlos mit Hilfe elektromagnetischer Felder. Diese sind bereits heute alltäglicher Bestandteil unserer Umwelt. Sie erreichen im Durch- schnitt nur einen Bruchteil der gültigen Grenzwerte. Bei Einhaltung der Grenzwerte gehen nach aktuellem Kenntnisstand von elektromagnetischen Feldern, unabhängig von der genutzten Technik, keine gesundheitlichen Risiken aus. Die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Wirkungen elektro- magnetischer Felder auf den Menschen im Bereich 4G (LTE) sind weitestgehend auf 5G übertragbar. Bei Einhaltung der Grenz- werte gehen nach aktuellem wissenschaft- lichem Kenntnisstand von elektromagne tischen Feldern, unabhängig von der genutzten Technik, keine gesundheitlichen Risiken aus. FA Z I T 26
7. MATERIALIEN UND QUELLEN (STAND MÄRZ 2021) 7. 1. M AT E R I A L I E N A L L G E M E I N Bundesministerium für Verkehr und digitale Sechsundzwanzigste Verordnung zur Durch- Infrastruktur (BMVI): Auswahlverpflich- führung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes tung, Kurzfassung https://www.bmvi.de/ (26. BImSchV), Verordnung über elektroma- SharedDocs/DE/Artikel/DG/Frequenzauk- gnetische Felder, www.gesetze-im-i nter- tion-faq.html, Langfassung: https://www. net.de/bimschv_26 bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/DG/Digi- tales/Mobilfunkstrategie.pdf?__blob=publi- Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), cationFile Publikationen zu Mobilfunk und elektro- magnetischen Feldern, https://www.bestel- Bundesministerium für Verkehr und digi- len.bayern.de/shoplink/elektrosmog.htm tale Infrastruktur (BMVI): 5G-Innovations- wettbewerb – Projekte und Beschreibung: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Arti- 1) BfS zu EMF ( https://www.bfs.de/DE/ kel/DG/5g-innovationswettbewerb-tabelle. themen/emf/emf_node.html ) html 2) BfS zu 5G ( www.bfs.de/DE/themen/emf/ kompetenzzentrum/mobilfunk/basiswis- Bundesnetzagentur, EMF – Monitoring, sen/5g.html ) https://www.bundesnetzagentur.de/DE/ Sachgebiete/Telekommunikation/Unterneh- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): men_Institutionen/EMF/emf-node.html Spezifische Absorptionsraten (SAR) von Handys, https://www.bfs.de/DE/themen/ Dürrenberger und Högg (2016) Diver- emf/kompetenzzentrum/mobilfunk/schutz/ gierende Risikobewertungen im Bereich sar-handy.html Mobilfunk, https://doris.bfs.de/jspui/bits- tream/urn:nbn:de:0221-2017050314269/3/ Bundesministerium für Umwelt, Natur- BfS_2017_FM8865.pdf schutz und nukleare Sicherheit (BMU): Fragen und Antworten zur Einführung der Informationszentrum Mobilfunk (2019) 5G-Mobilfunknetze und den damit in Ver- Daten und Fakten zur fünften Mobilfunk- bindung stehenden elektromagnetischen generation, www.informationszentrum-mo- Feldern (EMF), www.bmu.de/themen/ bilfunk.de/mediathek/broschueren/daten- atomenergie-strahlenschutz/strahlenschutz/ und-fakten-zu-5g nichtionisierende-strahlung/strahlenschutz- beim-mobilfunk/fragen-und-antworten-zur- Informationszentrum Mobilfunk (2015) einfuehrung-der-5g-mobilfunknetze-und- Mobilfunk und Gesundheit – Eine Information emf/ für Eltern, https://www.informationszent- rum-mobilfunk.de/mediathek/broschueren/ 27 M AT E R I A L I E N U N D Q U E L L E N
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