Multi-Cloud in der Verwaltung erfolgreich machen - Positionspapier - Autor:innen
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Positionspapier Multi-Cloud in der Verwaltung erfolgreich machen Autor:innen Werner Achtert Ines Fiedler Dr. Gregor Költzsch Pia Lansky
Für einen Staat im digitalen Zeitalter Das Nationale E-Government Kompetenzzentrum ist Fachnetzwerk und Denkfabrik für die Digitale Verwaltung. Wir bündeln die Expertise von Unternehmen, Forschungseinrichtungen, öffentlichen Körper- schaften und Verbänden, um die Digitalisierung der deutschen Verwaltung zu unterstützen und voranzutreiben. Wir veröffentlichen Studien und Impulse, veranstalten Austauschformate, vermitteln Kompe- tenzen und bringen uns in die Fachdiskussion ein. negz.org negz-nationales-e-government-kompetenzzentrum-e-v negz_org 1
AUF EINEN BLICK Cloud-Infrastrukturen bergen große Vorteile für den öffentlichen Sektor. Wie der öffentliche Sektor diese mit einer Multi-Cloud-Strategie geschickt nutzen kann, dazu führt dieses Positionspapier die im NEGZ vertretene Expertise aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammen. Bei der Gestaltung der Multi-Cloud für die Verwaltung sollten Fachpolitiker:innen und IT-Verant- wortliche die folgenden vier Handlungsfelder beachten: 1. Den politischen und regulatorischen Rahmen für den Einsatz von Cloudtechnologien setzen. 2. Eine zweckmäßige Gesamtarchitektur entwerfen, die das Big Picture der digitalen Transforma- tion mit der Multi-Cloud zeichnet. 3. Fachverfahren für die Multi-Cloud passgenau machen. 4. Eine Governance-Struktur aufsetzen, die eine stringente Steuerung der Umsetzung garantiert. Bundes-Cloud Cloud Infrastructure Öffentlicher Nationaler Anbieter Hyperscaler Cloud Mul-Cloud der Cloud Infrastructure Verwaltung Infrastructure Privater Anbieter Cloud Infrastructure Um die Komplexität einer Multi-Cloud zu meistern, sollten Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung diese Handlungsfelder im Dialog gestalten. Das Ziel dieses Dialogs ist die Gewährleistung eines zügigen Aufbaus, eines erfolgreichen Betriebes und die effektive Nutzung einer Multi-Cloud Umgebung in der Verwaltung. 2
INHALT MULTI-CLOUD IN DER VERWALTUNG 4 VIER HANDLUNGSFELDER 6 Handlungsfeld 1: Politischer und regulatorischer Rahmen für den Einsatz der Cloudtechnologien 6 „Cloud First“-Strategie im Fokus behalten 6 Europäischen Datenschutz und BSI-Standards als Basis für die Multi-Cloud-Umgebung nutzen 6 Zugang für GovTech-Unternehmen schaffen und damit den Technologieschub ermöglichen 7 Handlungsfeld 2: Zweckmäßige Gesamtarchitektur als Big Picture der digitalen Transformation 8 Für die Schlüsseltechnologie Cloud eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Bild definieren 8 Die Zweckmäßigkeit der Gesamtarchitektur durch die Reduktion auf das Machbare erzeugen 8 Mindeststandards für das Betriebsmodell festlegen, damit Standard-IT-Lösungen entstehen 9 Handlungsfeld 3: Passgenaue Fachverfahren 10 Die Komplexität für eine betreibbare Multi-Cloud-Umgebung bestmöglich reduzieren 10 Einen passenden Software-Entwicklungsprozess für die Cloud aufsetzen 10 Ein Cloud-Assessment als Basis für die Festlegung des cloud-ready-Prädikats des Fachverfahren nutzen 10 Handlungsfeld 4: Governance für stringente Umsetzungssteuerung 11 Klarheit der Führung schärfen, Ziele operationalisieren und Aufgaben definieren 12 Risiken transparent machen, damit nur die grundlegenden Risiken übrigbleiben 12 Schnelles Abrufen der Services aus der Cloud mit angepasstem Vergabeprozess ermöglichen 12 Synergien heben durch partnerschaftliche Steuerung von Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft 12 FAZIT UND AUSBLICK 14 GLOSSAR 15 3
MULTI-CLOUD IN DER VERWALTUNG Die digitale Transformation ist in Bund, Ländern Transformation in der Verwaltung unterstützen und Kommunen im vollen Gange: Vertraute Hand- kann. Das reicht bis zur Frage, ob der Aufbau einer lungsmuster in der Verwaltung müssen durch Multi-Cloud Umgebung überhaupt notwendig neue ersetzt werden; IT-Vorhaben aus dem „stil- ist. Die gleichen Fragen stellen sich auch im len Kämmerlein“ sind überholt. Heute steht mit privaten Sektor. Allerdings hat dieser die Vor- dem OZG-Baustein „Einer für Alle (EfA)“ die Nach- teile und Chancen von Multi-Cloud-Umgebungen nutzung von Vorhandenem an erster Stelle. Die- inzwischen erkannt; sodass die Nutzung von ses Umdenken reicht bis zur Frage: Wie viel Infra- Cloudinfrastrukturen stetig steigt. Während dieser struktur lässt sich gemeinsam nutzen? Ein Faktor Entwicklung hat die Wirtschaft viel Kompetenz ist hierbei die Nutzung einer Multi-Cloud. Auf einer zu den Umsetzungsprinzipien aufgebaut und Vor- Multi-Cloud können beliebig viele Anwender Soft- behalte abgebaut: Sicherheit, Datenschutz, Ska- lierbarkeit, Schnelligkeit sind Erfolgsattribute der ware nachnutzen. Dieses Vorgehen findet nicht nur Multi-Cloud-Nutzung. Unterstützer. Immerhin leben viele Rechenzen- trumsbetreiber von den individuellen Umsätzen Auch in Bund, Ländern und Kommunen ist der individueller Betriebsszenarien. Wird das EfA- Start mit diversen Initiativen gelungen und geht Prinzip konsequent angewendet, wird die Nach- mit dem notwendigen Kompetenzaufbau einher. nutzung von Software im Multi-Cloud-Betrieb um- Beispielweise beauftragte der IT-Planungsrat 2020 gesetzt. So wird die Multi-Cloud zum Treiber für die „AG Cloud Computing und Digitale Souveräni- gemeinsam genutzte Infrastrukturen, über die sich tät“, gemeinsame Standards und Schnittstellen zu Services übergreifend bereitstellen lassen. entwickeln und Rahmenbedingungen für die IT- Beschaffung zu definieren. Im gleichen Jahr be- Im November 2021 wurde der Aufbau einer Multi- schloss der IT-Planungsrat die Deutsche Verwal- Cloud-Umgebung im Koalitionsvertrag veran- tungscloud-Strategie (DVS). Die Mitglieder der kert. Kurz zuvor hat der Bund mit der „Deutschen AG Cloud sind IT-Dienstleister aus Bund, Län- Verwaltungscloud-Strategie“ im IT-Planungsrat dern und Kommunen mit technischem Know- die Standards für die Multi-Cloud-Umgebung how und vielfältigen Betriebserfahrungen im öf- herausgegeben. Ziele sind u. a. die Zukunftsfähig- fentlichen Sektor. Die gemeinsamen Ergebnisse keit zu sichern und die digitale Souveränität zu der AG bestätigen das enorme Potential der Mul- wahren. Ein großes Potenzial – für Bedarfsträger ti-Cloud auch für die Verwaltung. Dazu sind die und Nutzer von Verwaltungsleistungen – liegt in föderalen Interessen der Mitglieder mehr und der Verfügbarkeit effektiver Anwendungen (as a mehr dem Ziel einer gemeinsamen Multi-Cloud- Service) über die Multi-Cloud. Umgebung unterzuordnen. Um diese Ziele zu erreichen, braucht es ein einheit- Daneben gibt es Initiativen der Verwaltung und liches Verständnis in Bund, Ländern und Kom- öffentlicher IT-Dienstleister – als Gemeinschafts- munen, was die Multi-Cloud-Umgebung der oder Individualprojekt –, um den Aufbau konkreter deutschen Verwaltung erreichen soll. Momen- Infrastrukturen anzuschieben und eigene Cloud- tan existieren diverse Definitionen und Erwar- Infrastrukturen aufzubauen. Zur Beschleuni- tungen, wie diese Infrastruktur die digitale gung dieser und nächster Aktivitäten lässt sich 4
Bewährtes aus der Wirtschaft adaptieren; die In diesen vier Handlungsfeldern geben wir in Kompetenzen von Privatwirtschaft und Wissen- den folgenden Kapiteln konkrete Empfehlungen schaft sind nutzbar. für Politik und Verwaltung. Cloudnutzung bedeutet auch in der Wirtschaft, Die Politik sollte den regulatorischen Rahmen die eigene IT neu zu denken und Aufgaben zu setzen und transparent darstellen, was für den verlagern. Die Erfahrungen von CIOs, Cloudbe- Cloudaufbau geht und was nicht. Sie muss für treibern und Fachverfahrensentwicklern können die Grundlagen einer klaren Governance sorgen, viel dazu beitragen, das Maß an Cloudifizierung sodass sich – auch bei geteilten Verantwortlich- und deren Umsetzung auch in der Verwaltung zu keiten – die Multi-Cloud stringent steuern lässt. handhaben. Zudem hängt eine erfolgreiche Um- setzung und Nutzung von Cloudinfrastrukturen Die Verwaltung sollte die Gesamtarchitektur ent- im öffentlichen Sektor ebenso wie die gesamte werfen. Diese muss die Prozess-, Service,- Fach- Verwaltungsdigitalisierung vom erfolgreichen Zu- verfahrens- und Infrastruktur-Ebene umfassen. sammenspiel der Akteure und Anbieter in Ver- Auch ist es Aufgabe der Verwaltung, hier klare, waltung und Wirtschaft ab. eindeutige Standards zu definieren. Basierend auf unseren Erfahrungen im NEGZ, Wir sind überzeugt, dass die Nutzung von Cloud- haben wir in diesem Positionspapier Empfehlun- infrastrukturen für den öffentlichen Sektor er- gen zusammentragen, um Aufbau, Betrieb und hebliche Vorteile und Chancen bietet. Mit unse- Nutzung von Multi-Cloud in der Verwaltung er- ren Erfahrungen und unserem Wissen zu den folgreich zu gestalten. Wir haben hierfür folgen- spezifischen Anforderungen der Verwaltungs- de vier Haupt-Handlungsfelder identifiziert: digitalisierung wollen wir dazu beitragen, die- se Chancen Hand-in-Hand mit der Verwaltung 1. Den passenden politischen und regulator- ischen Rahmen für den Einsatz von Cloud- zu nutzen. technologien setzen. 2. Eine zweckmäßige Gesamtarchitektur ent- werfen, die das Big Picture der digitalen Trans- formation mit der Multi-Cloud zeichnet. 3. Fachverfahren für die Multi-Cloud passgenau machen. 4. Eine passende Governance aufsetzen, die eine stringente Steuerung der Umsetzung garantiert. Ausgangslage Cloud Migration Zielkonflikte • Intransparenz • Heterogene Initiativen Handlungsfelder Hohe Komplexität • Hoher Veränderungsbedarf Zweckmäßige Passgenaue Gesamtarchitektur Stringente Fachverfahrensent- Governance wicklung Politische und regulatorische Rahmensetzung Ziel Multi-Cloud mit serviceorientierter Anwendbarkeit 5
VIER HANDLUNGSFELDER Handlungsfeld 1: Politischer und regulatorischer Rahmen für den Ein- satz der Cloudtechnologien Der Einsatz von Cloudtechnologien fördert die di- damit überflüssig. Die Akteure können sich gitale Transformation der Verwaltung und viele darauf konzentrieren, wie der Einsatz in der weitere politische Ziele. Die technischen Optio- Multi-Cloud erfolgt. Der Betrieb außerhalb der Multi-Cloud ist nur in begründeten Ausnahme- nen von Cloud Computing ermöglichen die Nut- fällen vertretbar. Bereits heute gibt es viele Ini- zung klimaneutraler Rechenzentren, staatliche tiativen mit dem “Cloud First“-Ansatz in Politik Souveränität, Krisen-Resilienz sowie Sicherheit und Verwaltung. So haben die EU (DIGIT), die und Handlungsfähigkeit des Staates. Bundesregierung sowie die Länder und Kom- Doch der Einsatz innovativer Technologien wie munen konkrete Vorhaben zum Umgang mit Cloud braucht eine gute politische und regulato- den technischen Möglichkeiten der Cloud-Ent- rische Begleitung. In der Wirtschaft haben sich wicklungen initiiert. Ein verbindlicher ebenen- übergreifender Rahmen “Cloud First“ ist aller- mit der Nutzung von Cloud Computing Geschäfts- dings noch nicht definiert. Eine entsprechende modelle komplett geändert. Diese Veränderun- politische Festlegung würde den Weg hin zur gen waren entsprechend für Auftraggeber, Kun- Multi-Cloud-Umgebung fordern und fördern. den, Partner und Mitarbeitende vielschichtig zu Bei Gesetzen zur Digitalisierung der Verwal- flankieren. Strategische und operative Rahmen- tung empfehlen wir eine solche Festlegung. bedingungen waren zu schaffen, die allen Betei- Auch befürworten wir eine entsprechende For- ligten die Dringlichkeit und den Nutzen der Ver- mulierung für das OZG 2.0 Gesetz. änderung verdeutlicht haben. Diese Aktivitäten sind auch auf den öffentlichen Sektor übertrag- Europäischen Datenschutz und BSI-Standards bar. Auch hier braucht es politische und regula- als Basis für die Multi-Cloud-Umgebung nutzen. torische Rahmenbedingungen, um die Verände- Sicherheitspolitische Vorgaben zum Einsatz rungen hin zur Multi-Cloud in der Verwaltung der Cloud sind im Bereich Datensicherheit und zu bewältigen. Cyberkriminalität umfangreich vorhanden. Datenschutzgesetze sowie Standards des BSI “Cloud First“-Strategie im Fokus behalten. garantieren eine souveräne Cloudnutzung. Be- Die Orientierung an der politische Maxime “Cloud reits heute existieren viele Regularien, Hand- First“ schafft Transparenz, Verbindlichkeit und reichungen und Zertifizierungen für Cloudbe- Entscheidungssicherheit bei den Beteiligten. treiber und staatliche Auftraggeber. Die darin Werden alle IT-Vorhaben prioritär auf das Um- enthaltenen Anforderungen sind hoch; sie bei setzungsszenario in der Multi-Cloud-Umgebung der Umsetzung einzuhalten ist entsprechend hingewiesen, wird eine Beschäftigung mit dem aufwendig und mit hohen Kosten verbunden. Thema Cloud bestmöglich erwirkt. Die Frage, ob Bisher mangelt es jedoch an einer einheitlichen ein Cloudeinsatz überhaupt notwendig ist, wird Vorgabe, welche konkreten Standards, Anfor- 6
derungen oder Voraussetzungen eine Cloud-Um- Für GovTech-Unternehmen wäre es reizvoll, ab gebung für die Verwaltung zwingend erfüllen Tag 1 der Beauftragung eine Cloud-Plattform ein- muss. Das erschwert es für die Cloudbetreiber, zusetzen. Sie können so schnelle Entwicklungs- nachhaltige Investitions- und Betriebsszenarien und Updatezyklen umsetzen, direkt auf der zu entwickeln und aufzubauen. Sie benötigen ein späteren Betreiberplattform ihre Software pro- verlässliches Set von Sicherheitskriterien für die duzieren und State-of-the-art-Technologie nut- Multi-Cloud, die die öffentliche Hand definiert. zen. Damit ergeben sich enorme Erfolgschancen für die Digitalisierung der Verwaltung hinsicht- Zugang für GovTech-Unternehmen schaffen und lich Geschwindigkeit, Standardisierung und Sy- damit den Technologieschub ermöglichen. nergienutzung. Eine solche Plattformfreigabe ist Die Nutzung der Multi-Cloud-Umgebung impli- für GovTech-Unternehmen attraktiv: Sie können ziert auch für GovTech-Unternehmen, insbeson- damit die Veränderung hin zu modernen Abläu- dere für Fachverfahrensentwickler, neue Anfor- fen, neuen Rollen und agilen Formen der Zusam- derungen und Abläufe. menarbeit implementieren. Viele Fachverfahren sind nicht “ready“ für die neue Cloud-Infrastruktur. Werden Anpassun- gen erst nach der Bereitstellung vorgenommen, kann dies lange dauern. Das entfällt, wenn die Fachverfahrensentwickler wissen, wie die Mul- ti-Cloud- Infrastruktur konkret zu gestalten und umzusetzen ist und wann sie ihren gesamten Developmentprozess auf der Cloud-Umgebung starten können. „Cloud First“ Europäischer Datenschutz Zugang für GovTech- Strategie und BSI-Standards Unternehmen Polischer und regulatorischer Rahmen für den Einsatz der Cloudtechnologien Bundes- Landes- Kunden der IT-Dienstleister Datenschutzbe- Fachverfahrens- Cloudbetreiber verwaltung verwaltung Kommunen Verwaltung öffentl. Verwaltung auftragte & BSI hersteller & Hyperscaler GovTech 7
Handlungsfeld 2: Zweckmäßige Gesamtarchitektur als Big Picture der digitalen Transformation Die Effekte der „Cloudifizierung“ werden häufig oder nationaler Hyperscaler. Begriffe und Ini- sehr technokratisch beschrieben. Im Kontext der tiativen sind noch nicht eindeutig definiert und digitalen Transformation erschließt sich nicht klar voneinander abgegrenzt; das erschwert die jedem Beteiligten die Verortung der neu aufzu- Debatten und führt zu Missverständnissen in der bauenden Multi-Cloud im Gesamtbild. Für den Kommunikation. Es zeigt aber auch, dass das einzelnen Entscheider gibt es bisher nur wenige Zielbild – das Big Picture – zu schärfen ist. fassbare Nutzungsbeispiele; auch der Zusam- Infrastrukturen, Funktionalitäten und Applikati- menhang zur „Digitalisierung der Verwaltung“ onen sind klar und einheitlich zu definieren. Auf insgesamt ist bisher ungeklärt. dieser Basis lässt sich ermitteln, mit welchem Politik und Verwaltung sind es gewohnt, föderal Aufwand welche Funktionalität und Applika- zu agieren. Die Cloudszenarien entwerfen eher tion auf welcher Infrastruktur kurz-, mittel- und einen zentralistischen Ansatz und lassen bisher langfristig betrieben werden soll. Dieses Big noch die Einordnung in ein großes Bild vermis- Picture zeigt die Gesamtzusammenhänge und sen. Doch ein zweckmäßiger Architekturansatz, ermöglicht eine klare Abgrenzung zwischen den der zentrale IT-Komponenten föderal nutzbar Initiativen, ein gemeinsames Verständnis und ef- macht, bedarf einer Veranschaulichung; die fektiveres Vorgehen. technische Machbarkeit allein hat keine ausrei- Ein solches Gesamtarchitekturbild bietet die chende Überzeugungskraft. Damit die Beteilig- Grundlage zu entscheiden, welche kommerziellen ten das Big Picture akzeptieren und sich darauf Dienste der Cloud, welche Fachverfahren und wel- einstellen können, sind existierende Architek- che Verwaltungsservices genutzt werden können. turvorstellungen zu berücksichtigen. Ist das Big Picture „Was wollen wir erreichen und wo wollen Die Zweckmäßigkeit der Gesamtarchitektur durch wir hin“ beschrieben, braucht es ein Commit- die Reduktion auf das Machbare erzeugen. ment der Stakeholder. Denn die Umsetzung er- Hohe Ansprüche an Cloud-System-Architektu- fordert das Zusammenwirken vieler Experten, ren sind schnell formuliert: In der Verwaltung die für ihre Zusammenarbeit ein einheitliches ergeben sich vielschichtige Anforderungen an Bild, ein gemeinsames Verständnis und Verbind- den Datenschutz, IT- und Cybersicherheit. An- lichkeit benötigen. dererseits bilden die Architekturprinzipien der Verwaltungscloud industrieübliche Standards für Für die Schlüsseltechnologie Cloud eine gemein- Virtualisierung ab. Dabei geht es um Virtualisie- same Sprache und ein gemeinsames Bild definieren rung, containerbasierte Architekturen und of- Der gemeinsame Wille zum Aufbau einer Cloud fene Schnittstellen. Als Konsequenz heißt das, der öffentlichen Verwaltung ist gegenwärtig. die bloße Abbildung dieser gängigen Architek- Konträr dazu verwenden vorhandene Initiati- turprinzipien ist nicht hinreichend. Die spezi- ven unterschiedliche Begriffe. Zu nennen sind fischen Anforderungen der Verwaltung sind zu Deutsche Verwaltungscloud, Multi-Cloud-System berücksichtigen. 8
Das Machbare sollte sich an der Lauffähigkeit Mindeststandards für das Betriebsmodell festlegen, der Fachverfahren, der Wirtschaftlichkeit und damit Standard-IT-Lösungen entstehen. der Verfügbarkeit von Wissen in der öffentlichen Die Verwaltung wird nicht unabhängig vom Verwaltung orientieren. Markt und unabhängig von privaten Anbie- So sind erforderliche Zertifizierungen und tern bei Aufbau, Umsetzung und Betrieb von Testate hohe Hürden. Zu berücksichtigen ist Cloud-Infrastrukturen agieren. Die Privatwirt- auch die Verfügbarkeit des BSI: Wie viele große schaft ist ein wichtiger Partner der Verwaltung Cloud-Infrastrukturen kann das BSI zeitgleich und hat bereits Standard-Lösungen im Einsatz. absichern und jährlich auditieren? Unterstützt Die öffentliche Verwaltung kann anhand der die EU? Auch die „Zersplitterung der Zertifizie- Erfahrungen und eingesetzten Alternativen rungsmodelle innerhalb der EU als Grund für der privaten Wirtschaft geschickt ihre eige- das nur geringe Vertrauen des Marktes im Be- nen Anforderungen aufbauen. Dafür sollte ein reich Cloud Computing“ zeigt Raum für Weiter- iterativer Prozess angestrebt werden, in dem entwicklungen. Lassen sich Allianzen zwischen 1 Cloudbetreiber und Auftraggeber gemeinsam den Ländern aufbauen? Zum Beispiel für Zertifi- Lösungen erarbeiten. So lassen sich Betreiber- zierungsverfahren zu nationalen Clouds, wie sie modelle, Serviceanforderungen und Nachnut- in Frankreich und Deutschland geplant werden? zungsmodelle für die Software sowie permanent Diese Fragen sind auf Basis der Machbarkeit und notwendige Innovationen gemeinsam erarbeiten. Verfügbarkeit zu klären. Zu diskutieren bleibt, in welchem Maße die Ver- Ein weiterer Aspekt sind die Architekturkonzep- waltung unabhängig von konkreten Marktent- te der knapp 700 Fachverfahren, die cloudfähig wicklungen Mindeststandards festlegen will. umgestaltet werden müssten. Hierbei geht es Im Vordergrund sollte vielmehr stehen, wie die auch um die wirtschaftliche Betrachtung. Idea- Verwaltung von den innovativen Entwicklungen lerweise wird für die Gesamtheit der Aufwand und Services profitieren kann und welche Ko- wirtschaftlich geschätzt, um dann zu entschei- operationsmodelle zwischen Verwaltung und den, für welche Fachverfahren sich die Um- Wirtschaft dafür nötig sind. So lässt sich eine stellung lohnt und in welcher Reihenfolge diese effektive, effiziente Aufgabenteilung etablieren erfolgen kann. Erst diese Bewertung zeigt die und definieren: Wer erbringt welche Leistungen Zweckmäßigkeit der Gesamt-Cloud-Architektur. bei der Gestaltung der Verwaltungscloud und Das Big Picture der Cloud - Infrastrukturen, welche Voraussetzungen sind dafür notwendig? Funktionalitäten und Applikationen Die föderale IT-Landschaft Reduktion auf das Machbare durch Bewertung für alle Fachverfahren Datenschutz Sicherheitsanfragen www.fitko.de/fileadmin/fitko/foederale-koordination/gremienarbeit/Foederales _IT-Architekturboard/20220610_Foederale_IT-Landschaft_Poster_v1.01.pdf Mindeststandards festlegen Technische Machbarkeit Aufwandsgröße 1 „Sicheres IT-Outsourcing für Kommunen“, Prof. Dr. Dirk Heckmann, Jannik Zerbst, LL.M., 2019, S. 21 9
Handlungsfeld 3: Passgenaue Fachverfahren Die Fachverfahrensentwicklung verändert sich Einstieg in die Cloud-Technologie. Diese zentra- durch die Nutzung der neuen Cloudtechnologien len Clouds müssen so serviceorientiert funktio- grundlegend. Der Software-Entwicklungsprozess nieren, dass Kommunen nicht zahlreiche paral- wird für cloudbasierte Plattformszenarien ange- lele lokale Installation betreiben. Voraussetzung passt. So werden Rahmenbedingungen für das für diese serviceorientierten Clouds ist ein star- Onboarding von Fachverfahren benötigt; neue kes Partnernetzwerk. Rollen für Betriebsszenarien und kurz getaktete Updates (Continuous Deployment) werden defi- Einen passenden Software-Entwicklungsprozess niert. Bisher praktizierte organisatorische Ab- für die Cloud aufsetzen. grenzungen zwischen Fachverfahrenshersteller und Cloudbetreiber verändern sich und müssen Prozesse, Rollen und Abläufe ändern sich für neu erprobt werden. Fachverfahrenshersteller in einer Cloud-Umge- bung komplett. Dabei benötigt der Fachverfah- renshersteller keine eigene Infrastruktur mehr. Die Komplexität für eine betreibbare Multi-Cloud- Er entwickelt sofort auf der Infrastruktur des Umgebung bestmöglich reduzieren. Cloudbetreibers. Das Zusammenwirken von Ent- Multi-Cloud heißt eine Vielzahl von Clouds wer- wicklung und IT-Betrieb verändert sich damit den genutzt, um u. a. Fachverfahren für die entscheidend; beide Einheiten müssen in einer Nutzer bereitzustellen. Doch wie gelingt es, neuen Qualität zusammenarbeiten. Neue Pro- Fachverfahren auf Multi-Cloud-Infrastrukturen zesse und Rollen sind auszuprägen und cloud- betreibbar zu gestalten? fähig zu gestalten (DevOps-Ansatz). Durch dieses Zusammenwachsen werden kürzere Releasezy- Für die Betreibbarkeit einer Multi-Cloud-Umge- klen möglich und der Nutzer verfügt schneller bung ist die Komplexität zu reduzieren. Dafür über neue Funktionalitäten. Der Designansatz sind verbindliche Standards beim Aufbau der der Verwaltungscloud muss daher die spezifi- einzelnen Clouds und bei der Fachverfahrensent- schen Fachverfahrensabläufe berücksichtigen – wicklung nötig. Sobald alle Beteiligten nach glei- insbesondere das Zusammenwirken von Cloud- chen Prinzipien die Cloud aufbauen und/oder die betreiber und Softwarelieferanten. Fachverfahren nach gleichen Regeln entwickeln, ist auch bei steigender Anzahl von Clouds und Fachverfahren die Multi-Cloud handhabbar. Dabei Ein Cloud-Assessment als Basis für die Festlegung stellt sich die Frage: Wie viele Standards sind des cloud-ready-Prädikats der Fachverfahren nutzen. notwendig und in welchen Punkten ist heteroge- nes Vorgehen förderlich? Existierende Fachverfahren benötigen ein Cloud- Assessment. Dabei wird bewertet, ob und mit Des Weiteren sind die Fachverfahren und Diens- welchem Aufwand das Fachverfahren in einer te in einigen wenigen Clouds mit maximaler Cloud betreibbar ist. Technische Machbarkeit, Nutzerzahl zu bündeln. Dies reduziert die Kom- Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen so- plexität ebenfalls und sichert einen effizienten wie die Aufwandsgröße sind zu bewerten und an- 10
hand ihrer Migrationsaufwände zu berechnen. Bei neuen Fachverfahren ist schon zum Start das Prädikat “cloud-ready“ einzufordern, damit Idealerweise lassen sich auf Basis dieser Bewer- die neue Software nicht monolithisch entwickelt, tung zunächst schnell umsetzbare Piloten identi- sondern als eine verteilte Sammlung gekoppelter fizieren und starten, anhand derer die öffentliche Cloud-Services implementiert wird. Dabei ist der Verwaltung gemeinsam mit den Fachverfahrens- Softwarecode von der ersten Zeile an auf Hoch- herstellern Erfahrungen in der neuartigen Cloud- verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Datensicher- umgebung sammeln kann. heit ausgerichtet. Verbindliche niederschwellige Damit die Fachverfahren abschließend in der Richtlinien sind notwendig, wie ein Fachverfah- Cloud betreibbar sind und damit auch das Prädi- ren das Prädikat erwirbt. Das garantiert die not- kat “cloud-ready“ aufweisen, sind Investitionen wendige verbesserte Qualität der Softwareent- notwendig und sinnvolle Anreize für alle Betei- wicklung für die Multi-Cloud-Umgebung. ligten erforderlich. Bundes-Cloud Cloud Infrastructure Cloud Cloud Infrastructure Infrastructure Cloud-Assessment und Cloud-Ready- Prädikat für Fachverfahren nutzen Privater Anbiet er Cloud Infrastructure Handlungsfeld 4: Governance für stringente Umsetzungssteuerung Für das Funktionieren einer Multi-Cloud-Umge- entscheidet. Ebenso ist das Zusammenspiel von bung, erst recht für die öffentlichen Verwaltung, öffentlichen und privaten Cloudbetreibern zu bedarf es einer stringenten Governance. Rollen koordinieren, ein Risikomanagement ist aufzu- und Entscheidungsprozesse müssen vor dem bauen und die Vergabeprozesse sind anzupas- Hintergrund der vielen beteiligten Stakeholder sen. Auch ist die Frage nach einer angemessenen klar fixiert und den vielfältigen Anforderungen Beteiligung und Aufgabenteilung zwischen den angemessen orchestriert werden. So werden bei- Akteuren aus staatlichen und nicht-staatlichen spielsweise Verhandlungen mit Cloud-Anbietern Bereichen zu beantworten. notwendig sein. Dafür ist vorab zu klären, wer das Mandat erhält und welches Gremium final 11
Klarheit der Führung schärfen, Ziele operationali- Wirtschaft gemeinsam nach Lösungen suchen. sieren und Aufgaben definieren. Es bleiben dann nur die Risiken, die strukturim- manent im Rahmen der öffentlichen Verwaltung Für die Steuerung aller Beteiligten der Multi- zu bewerten und behandeln sind. Cloud-Umgebung ist eine Balance zwischen zen- traler Standardisierung und Föderalismus nötig. Hierfür ist eine strategische Partnerschaft zwi- Fachkräftemangel und EU-Anforderungen gebie- schen staatlichen und nicht-staatlichen Akteu- ten es, komplexe Governancekonstrukte zu ver- ren zu schaffen, bei der mit gleichen Werten und meiden. Ein stringenter Steuerungsrahmen ist Zielen an einer Lösung gearbeitet wird.3 zu definieren, der ein zielgerichtetes Handeln ermöglicht. Grundlegend ist die Klärung der Ent- Schnelles Abrufen der Services aus der Cloud mit scheidungsprozesse und Entscheidungsbefugnis angepasstem Vergabeprozess ermöglichen. auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene. Auch Vergabeprozesse und -verfahren sind den Im zentralen Cloud-Programmmanagement ist neuen Cloud-Infrastrukturen anzupassen. Die zudem der Abgleich mit bestehenden Vorgaben, Servicenutzung in der Cloud ist rein technisch den parallelen Cloud-Projekten und -Initiativen ohne Ausschreibung möglich. Das muss organi- sicherzustellen, damit die Projekte der einzelnen satorisch und prozessual in dem Vergabeprozess Stakeholder widerspruchsfrei integrierbar sind. neu verankert werden. Wird beispielsweise eine Die Steuerungskreise sollten in kurzen Zyklen ta- Kapazitätserweiterung bestellt, muss dies ohne gen, um die Entwicklungspotentiale bestmöglich Vergabeprozess möglich sein. nutzen zu können. Des Weiteren ist eine produktneutrale Vergabe Die Basis für klare Entscheidungsstrukturen sind für die Fachverfahrensentwicklung in der Cloud zu operationalisierte Ziele. Daher sind bisher defi- berücksichtigen. Die Vorgaben für die Erlangung nierten Ziele wie Zukunftsfähigkeit und digitale der Cloud-Readiness sollten herstellerneutral sein. Souveränität systematisch zu analysieren und operationalisieren, um gemeinsam Aufgaben zu definieren und Prioritäten zu setzen. Lässt man Synergien heben durch partnerschaftliche Steuer- hingegen die Ziel-Definition unbestimmt, bleibt ung von Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft. eine Projektionsfläche für diffuses Unbehagen.2 Mit der Migration in die Cloud verändern sich in hohem Maße die Prozesse und die damit ver- Risiken transparent machen, damit nur die grund- bundenen Rollen. Eine passgenaue Adaption legenden Risiken übrigbleiben. und der schrittweise Aufbau von Know-how wer- den erforderlich. Hierfür braucht die öffentli- Der Weg in die Cloud birgt Risiken, denen mit einem che Verwaltung erweiterte Expertise hinsicht- stringenten Risikomanagement begegnet werden lich Cloud-Architektur und Governance-Design, muss. Technische, organisatorische und rechtli- Fachverfahrensentwicklung, Cloud-Transforma- che Risiken sind so einzuordnen, dass sie sich mög- tion und Cloud-Service-Management. Diese Ex- lichst gemeinsam mit der Wirtschaft lösen lassen. pertise können Wirtschaft und Wissenschaft auf Für zahlreiche Herausforderungen gibt es be- unterschiedlichen Wegen beisteuern. Ein nahe- reits Lösungsansätze – sei es eine technische An- liegender Schritt ist die Initiierung eines Cloud- passung oder eine passende Vertragsgestaltung. Arbeitskreises, der diese Kompetenzen bündelt. Besteht Transparenz, können Verwaltung und Ein frühes Einbinden dieses Arbeitskreises in die 12
Strategieentwürfe ermöglicht den gemeinschaft- Cloud schnell mit dem spezifischen Wissen der lichen Kompetenzaufbau in iterativen Abfolgen. öffentlichen Verwaltung zusammen und ermög- Das Know-how aus Wirtschaft und Wissenschaft licht eine partnerschaftliche, schnelle Umsetzung. findet so zeitig Eingang in die Konzeptionierung. Ebenso denkbar ist, Experten kontinuierlich in Dies sichert die Nutzbarkeit basierend auf der die „Cloud-Gremien“ zu involvieren oder bera- Erfahrung aus laufenden Cloud-Projekten in der tende Sitze dafür zu schaffen. Wirtschaft und beschleunigt damit auch den Abstim- mungsprozess in der öffentlichen Verwaltung. Dem Kompetenznetzwerk NEGZ gehören die trei- benden Verwaltungsdigitalisierer aus Forschung, Ein weiterer Schritt könnte die Initiierung eines Verwaltung und Wirtschaft an. Damit sind Exper- Beirats für Verwaltungsgremien im Kontext Cloud ten aus allen Bereichen interdisziplinär verfügbar, mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft die mit ihrem Erfahrungsspektrum und mit dem sein. Die Beiratsmitglieder setzen sich idealer- Blick auf die Machbarkeit und Umsetzbarkeit den weise aus Cloudbetreibern, Fachverfahrensan- Multi-Cloud Ansatz in der deutschen Verwaltung bietern und Wissenschaft zusammen. Damit sind unterstützen. Diese Maßnahmen bauen neue Ex- alle notwendigen Kompetenzfelder berücksichtigt. pertise auf und nutzen vorhandene Expertise. Ein erweiterter Schritt könnte mittelfristig eine Public-Private-Partnership sein. Diese führt die Innovationserfahrung der Wirtschaft mit der IT-Rat BMI KoSIT IT-Planungsrat Reduktion der Entscheidungswege und eine stringente Governance schaffen ateg ungs- BMF BSI Zertifizierung AG Cloud Computing & ie clou Verwalt Digitale Souveränität d St r sche POC Microsoft-SAP UAG Technik & -Cloud Nationaler Betrieb > Gemeinsame Deut Standar- Standards & Hyperscaler OZG- disierungs- Umsetzung Schnittstellen agenda ITZ-Bund UAG Beschaffung Standar- Föderale > Rahmenbeding- disierungs- agenda Mul-Cloud IT-Architektur ungen IT-Beschaffung Ziele & Risiko- der öffentlichen Verwaltung Organisation management Bundes-Cloud UAG Kommunikation Ziele u.a.: > Stakeholder Digitale Souveränität, Kommunikation Nachnutzung von Services Partner- Vielzahl der Aktivitäten benötigt Vergabe- schaftliche eine Cloudorientierte Governance Prozess Steuerung und Integration der Kompetenz Öffentliche der Privaten Anbieter IT-Dienstleister Länder & Kommunen GovDigital Gaia-X Private Private Soware-Lieferanten Cloud-Anbieter 2 Siehe auch folgende Ausführung: „Strategische Autonomie ist das Ziel, Abhängig- unvermeidbar oder kritisch sein und deshalb den Aufbau von Risikomanagement und keitsmanagement die Aufgabe. Ein bewusster Umgang mit Abhängigkeiten in der Resilienz erfordern oder in strategischen Partnerschaften bewusst gewählt werden.“ Digitalisierung setzt die Einsicht voraus, dass Abhängigkeiten unvermeidbar und ‚Digitale Souveränität als strategische Autonomie‘, Resa Mohabbat Kar, Basanta E. P. nicht in jedem Fall problematisch sind. Vielmehr geht es um die planvolle Wahl von Thapa, 2020, S.26. Abhängigkeitsgraden. So wird das übergeordnete Ziel strategischer Autonomie er- reicht, indem kleinteiliges Abhängigkeitsmanagement betrieben wird. Abhängigkeiten 3 ‚Digitale Souveränität als strategische Autonomie‘, Resa Mohabbat Kar, Basanta E. können vernachlässigbar sein, durch institutionelle Arrangements eingehegt werden, P. Thapa, 2020, S. 23 13
FAZIT UND AUSBLICK Multi-Cloud ist ein Schlüssel zum Erfolg der Umsetzung der Verwaltungsdigitalisierung: Multi-Cloud schafft die Architekturgrundlage, um agil und bedarfsgerecht verschiedenartige Services den Bürge- rinnen und Bürgern bereitzustellen. Multi-Cloud ist die technische Grundlage für die Gesamtstrate- gie der Verwaltung zu mehr Service-Orientierung. Zudem bietet der Multi-Cloud-Ansatz auf Basis der Deutsche Verwaltungscloud-Strategie (DVS) eine Möglichkeit, die verschiedenen Clouds der Länder und des Bundes miteinander nutzbar zu machen. Damit lassen sich Standards etablieren. Der Aufbau der Cloud-Umgebungen basierend auf einer Multi-Cloud-Strategie erfordert allerdings ei- nen Wandel in der gesamten IT und in der Organisation der öffentlichen Verwaltung. Um die Komplexi- tät zu meistern und Nutzen zu schaffen, sollten Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zeitnah in einen offenen Dialog treten und partnerschaftlich die vier dargestellten Handlungsfelder bearbeiten. Das heißt, politische und regulatorische Rahmen setzen, eine zweckmäßige Gesamtarchitektur ent- wickeln, die Fachverfahren cloudfähig gestalten und eine stringente Governance aufbauen. Der gestartete Aufbau der Multi-Cloud sollte zügig fortgesetzt werden. Im Rahmen der OZG-Umset- zung werden aktuell viele Fachverfahren erneuert. Daraus ergibt sich die Chance, diese Entwicklung sofort auf Basis der Cloud-Infrastruktur durchzuführen. Jede Entwicklung im Rahmen des OZGs nach althergebrachten Architekturprinzipien (on premise) bedeutet eine nochmalige spätere Anpassung. Das verursacht zusätzliche Kosten und zahlt somit auf das Konto der technischen Schulden ein. Je länger die Akteure warten, umso schwieriger und aufwendiger wird der Umstieg. Für den schnellen Aufbau der Multi-Cloud der Verwaltung sollten alle Beteiligten frühzeitig in einer Partnerschaft agieren. Expertinnen und Experten des NEGZ sind überzeugt, dass ein multidiszipli- näres Kompetenzteam den Aufbau der Multi-Cloud-Umgebung schnell zum Erfolg führen wird. Eine partnerschaftliche Umsetzung unter Mitwirkung der Verwaltung, der Wissenschaft und der Wirtschaft ermöglicht die schnelle, sichere Nutzung dieser modernen Technologie. Das NEGZ kann durch ihr breit aufgestelltes Erfahrungsspektrum diesen fundamentalen Schritt der Digitalisierung begleiten. 14
GLOSSAR Die folgenden Begriffe sind wesentlich für dieses Dokument. Die Definitionen stammen aus: „Deut- sche Verwaltungscloud-Strategie: Rahmenwerk der Zielarchitektur“ Version 1.0 vom 13. August 2021. Cloud Computing – Cloud Computing bezeichnet das dynamisch an den Bedarf angepasste Anbieten, Nutzen und Abrechnen von IT-Dienstleistungen über ein Netz. Angebot und Nutzung dieser Dienst- leistungen erfolgen dabei ausschließlich über definierte technische Schnittstellen und Protokolle. Die Spannbreite, der im Rahmen von Cloud Computing angebotenen Dienstleistungen, umfasst das komplette Spektrum der Informationstechnik und beinhaltet unter anderem Infrastruktur (z. B. Re- chenleistung, Speicherplatz), Plattformen und Software. Continuous Deployment – Ansatz in der Softwareentwicklung, bei dem Änderungen an der Software automatisiert und nach festen Kriterien in die aktuelle Software beziehungsweise in die Produktion überführt werden. Auf diese Weise wird eine kontinuierliche Auslieferung der Software ermöglicht. Deutsche Verwaltungscloud – Standardisierte, föderale Cloud-Infrastruktur von Bund, Länder und Kommunen im Rahmen der beschlossenen Deutschen Verwaltungscloud-Strategie. DevOps-Ansatz – Zusammenwachsen von Entwicklung und Betrieb von IT-Systemen und -Lösungen. Digitale Souveränität – Die Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können. Multi-Cloud – Parallele Nutzung von Cloud-Services und -Plattformen mehrerer Anbieter. Plattformbetreiber (In diesem Dokument auch als Cloudbetreiber bezeichnet) – Der Plattformbetrei- ber betreibt die IT-Infrastruktur im Cloud-Standort und stellt dem Softwarebetreiber Werkzeuge zur manuellen und/oder automatischen Orchestrierung bereit. Softwarelieferant (In diesem Dokument auch als Fachverfahrenshersteller bezeichnet) – Der Soft- warelieferant ist eine Organisation (im Sinne einer juristischen Person) oder eine lose miteinander gekoppelte Community (Gruppe von Entwicklerinnen und Entwickler), welche dem Softwarebetrei- ber Software(-releases) bereitstellt. 15
IMPRESSUM Nationales E-Government Kompetenzzentrum e.V. Oberlandstraße 26-35 12099 Berlin +49(0)30 7543 89 55 office@negz.org www.negz.org Bildnachweis Titelbild: Originalgrafik von Flaticon.com ISSN 2748-6826 DOI 10.30418/2748-6826.2022.1 Inhaltliche Ansprechpartner:innen Autor:innen werner.achtert@msg.group ines.fiedler@init.de pia.lansky@msg.group gregor.koeltzsch@init.de 16
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