Wirtschaftsbericht Peru 2019/20 - Switzerland Global Enterprise
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Schweizerische Botschaft in Peru Wirtschaftsbericht Peru 2019/20 12.06.2020 0 Zusammenfassung − Executive Summary Peru hält weiterhin an seiner grundsätzlich offenen und wirtschaftsfreundlichen Politik fest, welche zusammen mit einem stabilen makroökonomischen Umfeld für den Aufschwung des Landes in den letzten zwei Jahrzehnten verantwortlich war. Das Land weist 2019 ein Wirtschaftswachstum von rund 2.2% auf, was im regionalen Vergleich einen respektablen Wert darstellt, jedoch klar hinter den ursprünglichen BIP-Prognosen zurückbleibt. Insbesondere versäumte strukturelle Reformen, die Unsicherheiten aufgrund des US-chinesischen Handelsstreits sowie interne soziale und politische Konflikte wirkten sich negativ auf die Wirtschaft Perus aus. Ausserdem beeinträchtigten ab September 2019 soziale Proteste in Ländern wie Bolivien, Chile und Ecuador die Entwicklung der ganzen Region. Das politische Jahr 2019 war geprägt von Spannungen zwischen dem Kongress und der Regierung von Präsident Martin Vizcarra, was wirtschaftliche Reformen zusätzlich erschwerte. Im September 2019 erreichte die Konfrontation zwischen Legislative und Exekutive mit der Auflösung des Kongresses durch Präsident Vizcarra ihren Höhepunkt, wodurch im Januar 2020 ein neuer Kongress zu wählen war. Die grössten Herausforderungen Perus bilden nach wie vor strukturelle Schwächen, insbesondere die hohe Arbeitsinformalität und Korruption. Ebenfalls stellt die Integration der zahlreichen venezolanischen Migrantinnen und Migranten eine Herausforderung für das Land dar. Um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, müssen ausserdem grosse Infrastrukturlücken geschlossen werden. Mit diesem Ziel lancierte die Regierung 2019 ihren «Nationalen Plan für Infrastruktur». Die Coronavirus-Pandemie traf die peruanische Wirtschaft im März 2020 mit voller Wucht. Millionen von Menschen verloren ihre Arbeitsstelle, und es wird ein tiefer wirtschaftlicher Einbruch erwartet, von dem sich Peru bestenfalls mittelfristig erholen dürfte. Immerhin verfügt die Regierung dank der umsichtigen makroökonomischen Politik der vorangehenden Jahre über einen gewissen Spielraum für Abfederungs- und Reaktivierungsmassnahmen. So beschloss sie rasch die Verteilung von Gutscheinen an die bedürftige Bevölkerung, und sie verabschiedete ein Konjunkturpaket für die Wirtschaft mit einem Volumen von 12% des BIP. Inwiefern damit kurzfristig die Stabilisierung der peruanischen Wirtschaft gelingt und wie sich das Land mittel- und längerfristig von dieser Krise erholen wird, muss sich zeigen. Falls es dem Land gelingt, seine offene, stabile und im regionalen Vergleich immer noch verhältnismässig dynamische Volkswirtschaft wieder in Schwung zu bringen, dürfte Peru mittelfristig ein attraktiver Partner für die Schweizer Wirtschaft in Südamerika bleiben. Das langfristige Potenzial in ausgewählten Sektoren – namentlich in Bergbau und Infrastrukturentwicklung – darf nicht unterschätzt werden, wobei es gilt, die zunehmende Konkurrenz aus dem asiatisch-pazifischen Raum im Auge zu behalten.
INHALTSVERZEICHNIS 0 Zusammenfassung − Executive Summary................................................................................. 1 1. Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen ......................................................................... 3 2. Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen ...................................................................... 5 2.1. Politik, Prioritäten des Landes ................................................................................................. 5 2.2. Aussichten für die Schweiz (Diskriminierungspotenzial) ......................................................... 6 3. Aussenhandel ................................................................................................................................. 6 3.1. Entwicklung und allgemeine Aussichten ................................................................................. 6 3.2. Bilateraler Handel .................................................................................................................... 7 4. Direktinvestitionen........................................................................................................................... 7 4.1. Entwicklung und allgemeine Aussichten ................................................................................. 7 4.2. Bilaterale Investitionen ............................................................................................................ 8 5. Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, “Landeswerbung" .............................................. 8 5.1. Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung .......................................................................... 8 5.2. Interesse des Aufenthaltslands für die Schweiz ...................................................................... 9 5.2.1. Tourismus, Bildung, andere Dienstleistungen ................................................................. 9 5.2.2. Investitionen in der Schweiz .......................................................................................... 10 5.2.3. Interessen für den Schweizer Finanzplatz..................................................................... 10 6. Anhänge ........................................................................................................................................ 11 2
1. Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen Peru verfügt über ein stabiles makroökonomisches Fundament. Das Land präsentiert sich auf der internationalen Bühne als wirtschaftsliberal und strebt eine weltweite Integration an; insbesondere der OECD-Beitritt bleibt nach wie vor ein Ziel der Regierung. Das BIP-Wachstum Perus bleibt 2019 mit 2.16%1 deutlich unter den ursprünglichen Prognosen und stellt den tiefsten Wert seit 10 Jahren dar. Die Wachstumsverlangsamung ist auf das schlechte globale Wirtschafsklima aufgrund des US- Chinesischen Handelsstreits sowie auf interne politische und soziale Konflikte zurückzuführen. Ebenfalls wirkten sich Unsicherheiten aufgrund des Brexit nicht unbedingt positiv auf die europäischen Märkte und somit die internationale Wirtschaft aus. Des Weiteren kam es ab September 2019 zu einer Welle an sozialen Protesten in Ländern wie Ecuador, Chile und Bolivien, die teils zu gewalttätigen Ausschreitungen führten und die wirtschaftliche Entwicklung in der ganzen Region hemmte. Obwohl das BIP-Wachstum Perus 2019 nicht den Erwartungen entspricht, verzeichnet das Land in der Region eine der höchsten Wachstumsraten. Die Inflationsrate (2.1 %) sowie die internationalen Reserven Perus blieben über die letzten Jahre relativ stabil. Die Staatsverschuldung des Landes beläuft sich 2019 auf 26.8%2 des BIP, womit es nach wie vor eine niedrige und stabile Verschuldung aufweist. Die Regierung von Präsident Martin Vizcarra führt die vorsichtige Wirtschafts- und Finanzpolitik weiter und arbeitet daran ein wirtschaftsfreundliches Umfeld zu schaffen und ausländische Investoren anzuziehen. Die Umsetzung struktureller Wirtschaftsreformen gestaltete sich jedoch aufgrund der hohen Regulierungsdichte auf allen institutionellen Ebenen sowie durch die innenpolitische Polarisierung als sehr schwerfällig. Obwohl in der peruanischen Wirtschaftspolitik seit längerem keine grundlegenden Richtungswechsel auszumachen sind, beeinträchtigen häufige Wechsel auf Ministerebene zumindest teilweise die Kontinuität der Wirtschaftspolitik und erschweren auch die interne Führung der betroffenen Institutionen. In politischer Hinsicht hielten 2019 die Spannungen zwischen Kongress und der Regierung an, wodurch Wirtschaftsreformen und die Verabschiedung von wirtschaftsfördernden Massnahmen und Gesetzen erschwert wurden. Die Konfrontation zwischen Exekutive und Legislative erreichte am 30. September 2019 mit der Auflösung des Kongresses durch den Präsidenten ihren Höhepunkt, nachdem dieser die Nichtbeantwortung der Vertrauensfrage an den Kongress als «faktischen» Vertrauensentzug wertete. Als Folge wurde im Januar 2020 ein neuer Kongress gewählt. In den Monaten, in denen die Regierung ohne Kongress agierte, wurden über 60 Sonderdekrete verabschiedet, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Wirtschaft. Um die Wirtschaft anzukurbeln und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, erliess Präsident Vizcarra in diesem Zeitraum rund 20 Dekrete unter anderem zur Stimulierung der Wirtschaft durch öffentliche Ausgaben, Reaktivierung blockierter öffentlicher Arbeiten, Umsetzung von vorrangigen Projekten gemäss dem nationalen Infrastrukturplan und Verlängerung von Steuervergünstigungen. Neben den innenpolitischen Turbulenzen führten im Laufe des Jahres 2019 ebenfalls soziale Konflikte rund um den Bergbausektor zu Protestaktionen der Lokalbevölkerung und Projektblockaden, die zu einem unsicheren Investitionsklima führten. Korruptionsskandale wie der Fall «Java Lato» bezüglich illegaler Zahlungen der Firma Odebrecht gehörten auch im Jahr 2019 zu den Faktoren mit grosser Bremskraft für die peruanische Wirtschaft. Um die Korruption zu verringern präsentierte Vizcarra dem Kongress im April 2019 zwölf politische Reformprojekte, von denen sechs angenommen wurden. Ob die verabschiedeten Gesetze die Korruption zu verringern vermögen, bleibt abzuwarten. Ebenfalls wird der im Januar 2020 neu gewählte Kongress über weitere Massnahmen diesbezüglich entscheiden müssen; insbesondere die Abschaffung der Immunität für Parlamentsabgeordnete bleibt ein breit diskutiertes Thema. Als Folge des tiefgreifenden Justizskandals im Juli 2018 leitete Martín Vizcarra eine Justizreform ein, die 2019 zur Gründung des Nationalen Justizrates (Junta Nacional de Justicia JNJ) führte, ein autonomes Verfassungsorgan, welchem neu die Ernennung und Entlassung von Richtern und Staatsanwälten obliegt. Nach einem ersten missglückten Versuch wurden zum Jahreswechsel 2019/2020 durch die zuständige Spezialkommission die sieben Mitglieder der JNJ ernannt. Die weit verbreitete Informalität stellt weiterhin eine der grössten Herausforderungen für die Wirtschaft Perus dar. Der Anteil der informellen Arbeit ist im Jahr 2019 auf 73%3 angestiegen. Der grosse 1 Instituto Nacional de Estadística e Informática (INEI) 2 Internationaler Währungsfond, “Public sector debt/GDP” 3 Instituto Nacional de Estadística e Informática (INEI) 3
administrative und finanzielle Aufwand einer Formalisierung, sowie das unzulängliche Monitoring seitens der Regierung erschweren nach wie vor Fortschritte. Gleichzeitig befindet sich Peru im gängigsten internationalen Korruptionsindex (Corruption Perceptions Index) 2019 auf Platz 101 von 180 aufgeführten Ländern und ist somit im Vergleich zu 2017 (Platz 96.) zurückgefallen. Die hohe Arbeitsinformalität und die Korruption, sowie die daraus folgende tiefe Produktivität bleiben die langfristigen Sorgenkinder der peruanischen Wirtschaft und eine der grössten Hürden im Hinblick auf den angestrebten OECD-Beitritt. Der Global Competitiveness Report (GCR) bestätigt zudem die im internationalen Vergleich mangelhaften Institutionen und lückenhafte Infrastruktur Perus. Der nationale Plan zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität 2019-2030 (Plan Nacional de Competitividad y Productividad), bei dessen Ausarbeitung das SECO im Rahmen seines Kooperationsprogrammes «SeCompetitivo» technische Unterstützung leistete, wurde im September 2019 der Öffentlichkeit präsentiert und beinhaltet 84 konkrete politische Massnahmen in neun prioritären Zielbereichen. Ergänzend dazu stellte Präsident Vizcarra den Nationalen Infrastrukturplan vor, welcher 52 priorisierte Projekte mit einer Investitionssumme von rund 100 Milliarden Soles (rund USD 29 Mrd.) umfasst und die Schliessung von 30% der Infrastrukturlücken, insbesondere in den Bereichen Transport und Kommunikation, Energie, Landwirtschaft, Sanitäreinrichtungen und Wasser vorsieht. Der Nationale Infrastrukturplan geht von einem gesamthaften Infrastrukturdefizit im Wert von rund 364 Milliarden Soles respektive ca. USD 106 Mrd. aus. Die Armutsrate betrug im Jahr 2019 20.2%, womit der Anteil der Bevölkerung in Armut im Vergleich zum Vorjahr trotz des bescheidenen BIP-Wachstums um 0.3 Prozentpunkte gesunken ist. Dieser bleibt jedoch nach wie vor hoch4, und der Bevölkerungsanteil in extremer Armut stieg von 2,8% auf 2,9% an. Eine weitere Herausforderung stellt die Integration der vor allem 2017 und 2018 aus Venezuela nach Peru zugewanderten Flüchtlingen und Migranten dar. Trotz stagnierender Zuwanderung lebten 2019 rund eine Million Venezolaner in Peru. Da es sich in vielen Fällen um gut ausgebildete Arbeitskräfte handelt, könnte dies längerfristig mit wirtschaftlichen Chancen verbunden sein; allerdings ist es bisher nicht gelungen die Migranten aus Venezuela in den formalen Arbeitsmarkt einzubinden. Die Schweiz war im Jahr 2019 der fünftgrösste Abnehmer von peruanischen Ausfuhren und hat somit im Vergleich zum Vorjahr (2018), in dem sie gegenüber 2017 drei Plätze eingebüsst hatte, wieder einen Platz gut gemacht. Gold ist hierbei weiterhin mit Abstand das wichtigste peruanische Einfuhrprodukt der Schweiz geblieben. Durch die Wichtigkeit des Bergbausektors sowie verschiedener Infrastrukturprojekte für die Wirtschaft Perus ist anzunehmen, dass interessante Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Firmen bestehen bleiben. Durch den lancierten Nationalen Infrastrukturplan soll ebenfalls eine effizientere Umsetzung von Projekten ermöglicht werden, ausserdem wird die Notwendigkeit des Infrastrukturausbaus durch den angestrebten OECD-Beitritt Perus zusätzlich verstärkt. Die Unsicherheit der globalen Wirtschaft aufgrund des Ende 2019 in China ausgebrochenen Coronavirus machte sich in Peru in wirtschaftlicher Hinsicht, besonders bei den Exporten, bereits im Januar 2020 bemerkbar. Mit der Bestätigung des ersten COVID-19 Falles im März 2020 im Land, erreichte die Pandemie definitiv auch Peru. Innert weniger Tage deklarierte Präsident Vizcarra den «Notstand» und verhängte eine einschneidende Quarantäne sowie ein nationales und internationales Reiseverbot. Nahezu alle wirtschaftlichen Aktivitäten wurden ab diesem Zeitpunkt eingestellt, wodurch schwerwiegende negative Folgen für die Wirtschaft Perus erwartet werden. Prognosen weisen auf ein negatives BIP-Wachstum für das Jahr 2020 hin (rund -4.5%)5, ausserdem zeigen Zahlen für das erste Quartal 2020 den ersten Rückgang des privaten Konsums (-1.7%)6 seit 2001. Private Investitionen sind in dieser Zeitperiode um rund 16.8% gesunken, was den stärksten Rückgang seit 1999 repräsentiert.7 Weiter wurde bereits zwischen Februar und April 2020 ein steiler Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnet. Alleine in Lima ist im Vergleich zum Vorjahr der Anteil Personen mit einer Arbeit um 25% gesunken. Somit haben rund 1.2 Millionen Menschen in Lima ihre Arbeit verloren. Als Folge dieser Entwicklungen wird ein gravierender Anstieg der Armutsrate befürchtet. Erste Analysen gehen von einer Erhöhung um 2 bis 3.5 Prozentpunkte aus. Um den negativen Auswirkungen der COVID-19-Krise entgegenzuwirken, verabschiedete die peruanische Regierung eine Reihe von Massnahmen sowie ein Konjunkturpaket zur Reaktivierung der Wirtschaft in Höhe von 12% des BIP (soll auf 17% des BIP ausgeweitet werden). Anhand des Programmes «Reactiva Peru» werden Kredite an Unternehmen, insbesondere auch KMUs, vergeben. Als Teil ihres Konjunkturprogrammes emittierte Peru ausserdem 4 Instituto Nacional de Estadística e Informática (INEI) 5 IMF World Economic Outlook April 2020 6 Instituto Nacional de Estadística e Informática (INEI) 7 Instituto Peruano de Economía (IPE): Informe Impacto del COVID-19 en la economía peruana mayo 2020 4
Staatsanleihen im Wert von USD 3 Mrd. Weiter wurde im Mai 2020 ein Dekret bezüglich «besonderer öffentlicher Investitionsprojekte» (Reglamento de Proyectos Especiales de Inversión Pública (PEIP)) verabschiedet, wodurch öffentliche Investitionen in Infrastrukturprojekte effizienter durchgeführt werden können. Um die peruanische Bevölkerung zu unterstützen, werden Bonuszahlungen an gefährdete Familien geleistet. Ausserdem verabschiedete die Regierung ein Dekret, welches zur Überbrückung die Beantragung von Geldern bis zu 3.000 Soles (rund USD 900) aus dem privaten Rentenfonds (AFP) erlaubt. Obwohl Peru als eines der ersten Länder Massnahmen als Reaktion auf das COVID-19 einführte und in der Region eines der grössten Wirtschaftspakete erliess, bleibt abzuwarten, inwiefern eine Abfederung der wirtschaftlichen Folgen gelingt. Insbesondere die hohe Informalität und die bisher mangelhafte Integration der venezolanischen Migranten beeinträchtigen die Wirkung der verabschiedeten Massnahmen. Die in den vergangenen Jahren verschleppten Strukturreformen könnten Peru in dieser Krise teuer zu stehen kommen. 2. Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen 2.1. Politik, Prioritäten des Landes Peru hat in den vergangenen Jahren mehr als 20 Freihandelsabkommen mit 57 Ländern abgeschlossen, welche heute etwa 90% des Handelsvolumens abdecken. Für die Schweiz besonders relevant ist das 2011 in Kraft getretene EFTA-Freihandelsabkommen mit Peru. Dieses erlaubt es den beiden Ländern, ihre Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu intensivieren und den Marktzugang schweizerischer Unternehmen in Peru zu verbessern. Weiter besitzt Peru mit den USA, China und der EU seit 2009, 2010 respektive 2013 Freihandelsabkommen. Das bestehende Freihandelsabkommen mit dem wichtigsten Handelspartner, China, wird neuverhandelt, wobei die vierte Verhandlungsrunde im Oktober 2019 in Lima stattfand. Bei den Neuverhandlungen konnten bisher wesentliche Fortschritte in Kapiteln wie Zollverfahren und Handelserleichterungen, Handel mit Dienstleistungen und Ursprungsregeln erreicht werden. Negative ökologische und soziale Auswirkungen aufgrund des Handels zwischen den beiden Ländern standen dabei zunächst nicht im Vordergrund8. Betreffend Freihandelsabkommen mit den USA wurde im Rahmen einer Konferenz in Lima das 10-jährige Jubiläum des Inkrafttretens gefeiert. Neu in Kraft getreten ist im Februar 2020 das anfangs 2019 ratifizierte Freihandelsabkommen mit Australien. Damit können neu rund 96% der peruanischen Erzeugnisse zollfrei nach Australien exportiert werden. Für die übrigen Erzeugnisse sollen die Zölle in den nächsten vier Jahren beseitigt werden. Ausserdem wurde ein spezifisches Kapitel über KMUs und Entwicklung in das Abkommen aufgenommen. Ebenfalls unterzeichnete Peru im März 2018 zusammen mit 10 weiteren Staaten des pazifischen Raums das Abkommen über die Umfassende und Fortschrittliche Transpazifische Partnerschaft (CPTPP), nachdem sich die USA aus der ursprünglich vorgesehenen Transpazifischen Partnerschaft (TPP) verabschiedet hatten. Die Ratifizierung des Abkommens hatte Peru zunächst für das erste Quartal 2019 angekündigt, jedoch kam der Ratifizierungsprozess aufgrund von internen Abläufen ins Stocken. Des Weiteren unterzeichnete Peru im Mai 2019 zusammen mit Ecuador und Kolumbien ein Abkommen mit Grossbritannien, um die Weiterführung der Handelbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit zu konsolidieren. Die Ratifizierung soll noch im Jahr 2020 durch den neu gewählten Kongress erfolgen. Langsame Fortschritte sind bezüglich des Freihandelsabkommens mit Indien zu verzeichnen. So fand im August 2019 in Neu-Delhi eine fünfte Verhandlungsrunde statt. Nebst der Annäherung an den asiatisch-pazifischen Handelsraum, gab es in den letzten Jahren Fortschritte in der wirtschaftlichen Integration der lateinamerikanischen Länder. An erster Stelle ist hier die 2012 gegründete Pazifik-Allianz (PA), bestehend aus den Mitgliedsländern Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru, zu erwähnen. Die Pazifikallianz setzt sich vor allem für den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Personen und die Liberalisierung der Handelsbeziehungen zwischen den Mitgliedstaaten ein. Aufgrund von politischen Wechseln und innenpolitischen Entwicklungen insbesondere in Kolumbien und Mexiko sowie sozialen Konflikten in Chile hat die Organisation 2019 merklich an Dynamik eingebüsst. Nichtsdestotrotz ist das Interesse an der PA allgemein sehr gross; mehr als 50 Länder geniessen einen Beobachterstatus, darunter auch die Schweiz (seit 2013), welche als aktive Partnerin geschätzt wird. Die Hinwendung der PA zum Pazifik und nach Asien - namentlich durch Assoziierungsvorhaben mit Australien, Kanada, Neuseeland und Singapur - könnte neue Perspektiven für Südamerika öffnen. Thematische Anknüpfpunkte für die Schweiz bieten sich in den Bereichen Berufsbildung (zusammen mit Nestlé), Nachhaltigkeit respektive Klimaschutz und Wasser 8 https://dialogochino.net/es/comercio-y-inversiones-es/29018-los-desafios-de-un-acuerdo-de-comercio-peru-china-optimizado/ 5
sowie bei der Korruptionsbekämpfung. Trotz der gebremsten Dynamik der Organisation setzt die Schweiz ihre Bemühungen zum Ausbau ihres Kooperationsportfolios mit der PA fort. Neben der rotierenden PA-Präsidentschaft hatte Peru in der Periode 2018-2019 auch den Vorsitz der Andengemeinschaft (CAN), bestehend aus den Ländern Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru, inne. Zudem verfügt Peru über einen Assoziierungsstatus im Integrationsprojekt Mercosur, welches die Verstärkung der Handelsbeziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Venezuela (suspendiert)) sowie auf multilateralem Niveau anstrebt. Peru versucht vermehrt auf eine Vertiefung der bereits bestehenden Freihandelsabkommen hinzuarbeiten. Darüber hinaus ist Peru Mitglied in nahezu allen wichtigen internationalen Wirtschaftsorganisationen. Das Ziel des OECD Beitritts, findet in allen politischen Lagern Zuspruch, wird jedoch unter Präsident Vizcarra mit weniger Nachdruck verfolgt als unter seinem Vorgänger. Obwohl der Beitrittsprozess zurzeit seitens der OECD blockiert ist, dient dieser als Katalysator für wichtige und mitunter schmerzhafte Reformprojekte, wie beispielsweise die Eindämmung der informellen Wirtschaft. 2.2. Aussichten für die Schweiz (Diskriminierungspotenzial) Das Freihandelsabkommen zwischen der EFTA und Peru verbessert den Zugang von Schweizer Firmen zum peruanischen Markt, wodurch die Schweiz gegenüber Ländern ohne Freihandelsabkommen bessergestellt ist. Da Peru wie viele andere Staaten Lateinamerikas in den letzten Jahren jedoch vermehrt den Handel mit Ländern des asiatisch-pazifischen Raumes intensiviert hat, muss die Schweiz dafür sorgen, den Anschluss in der Region nicht zu verlieren. Mit dem Ziel, Potentiale für eine weitere Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu identifizieren, absolvierten Ende Mai 2019 vier Schweizer Parlamentsabgeordnete im Rahmen der EFTA/EU-Delegation einen Besuch in Lima und tauschten sich mit verschiedenen peruanischen Vertretern aus Wirtschaft und Politik aus. Ein besonderes Anliegen der Delegation war eine mögliche Modernisierung des Freihandelsabkommens betreffend Nachhaltigkeit. Weiter fand im September 2019, ebenfalls in Lima, die zweite Sitzung des gemischten Ausschusses zum Freihandelsabkommen statt, bei der die Umsetzung des Abkommens als wirksam und reibungslos eingestuft wurde. Die Delegationen erörterten ausserdem die Möglichkeit der Aufnahme von Verhandlungen für ein Kapitel bezüglich des Handels mit Dienstleistungen sowie die mögliche Aufnahme von Bestimmungen betreffend Nachhaltigkeit und Handelserleichterungen. Im Vorfeld dieses Treffens hatte bereits eine Sitzung des Unterausschusses für den Handel mit Waren, Ursprungsregeln und Zollangelegenheiten stattgefunden. 3. Aussenhandel 3.1. Entwicklung und allgemeine Aussichten Die peruanischen Exporte beliefen sich im Jahr 2019 auf rund 46 Mrd. US-Dollar, was einen Rückgang von 4.2% im Vergleich zum Rekordwert von 2018 bedeutet. Dieses Ergebnis ist auf niedrigere Exporte von traditionellen Produkten zurückzuführen, während die Ausfuhr von nichttraditionellen Produkten gestiegen ist. Perus Hinwendung zum asiatisch-pazifischen Handelsraum wird bei Betrachtung der Handelsbilanz deutlich (siehe Anhang 3). Unter den sechs bedeutendsten Exportabnehmern Perus befinden sich drei asiatische Länder (China, Südkorea und Japan). Bei den sechs wichtigsten Ländern für peruanische Importe sind vier südamerikanische Länder vertreten (Brasilien, Mexiko, Argentinien und Chile). Der Ausblick zum Aussenhandel Perus ist mit verschiedenen Unsicherheiten verbunden. Das globale Umfeld hat einen grossen Einfluss auf die peruanische Wirtschaft. Die Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China werden mit Sorge verfolgt, vor allem in Anbetracht allfälliger Preisschwankungen im Rohstoffsektor. Grössere negative Auswirkungen auf den Aussenhandel Perus sind ausserdem aufgrund der COVID-19-Krise ersichtlich. Bereits im Januar 2020, vor dem ersten bestätigten COVID-19-Fall in Peru, sanken die peruanischen Exporte um rund 4% im Vergleich zum Vorjahr9, dies vor allem aufgrund eines Rückganges der Exporte nach China und des rasanten Preiszerfalls von Kupfer. 9 ComexPerú (Sociedad de Comercio Exterior del Perú) 6
3.2. Bilateraler Handel Die Schweiz war im Jahr 2017 noch die drittwichtigste Destination für peruanische Exporte (nach China und den USA) und ist im Jahr 2018 auf Rang 6 abgerutscht. Im Jahr 2019 konnte sie wieder einen Platz gut machen und ist somit die fünftwichtigste Exportdestination. Dies lässt sich insbesondere durch einen Rückgang des bilateralen Exportvolumens Perus mit Indien und Japan sowie einen erneuten Anstieg der Exporte in die Schweiz erklären.10 Neu in der «Top 6» platziert, ist Kanada, welches damit Indien aus dieser Gruppe verdrängt. Andererseits liegen die Exportvolumina in Richtung Kanada, Schweiz, Südkorea und Japan nah beieinander, was zukünftige Wechsel in der Platzierung nicht ausschliessen lässt. Fast die gesamten peruanischen Exporte in die Schweiz (über 96%) setzen sich aus Produkten des Bergbausektors (hauptsächlich Gold, welches in der Schweiz raffiniert wird) zusammen. Neben den Goldexporten konnte ein wesentlicher Zuwachs im Hinblick auf landwirtschaftliche Produkte (Mangos, Spargeln, Kaffee, Kakao, Alpakahaar) verzeichnet werden, und Peru versucht seine Exporte weiter zu diversifizieren. Die Schweiz dürfte als führender Handelsplatz auf dem Goldmarkt auch in Zukunft zu den wichtigsten Abnehmern peruanischer Exportprodukte gehören. Abnehmern von Gold aus Peru wird empfohlen, besondere Sorgfaltsmassnahmen zu ergreifen, um dem Risiko des Einsickerns von illegal abgebautem peruanischem Gold in bestehende Lieferketten zu begegnen. Die peruanischen Behörden haben in besonders betroffenen Regionen wie Madre de Dios, Puno, Arequipa, Piura und La Libertad Massnahmen gegen den illegalen Goldabbau, welcher dort die menschliche Gesundheit, die Umwelt und die Sicherheit beeinträchtigt sowie Menschenhandel und anderen Verbrechen Vorschub leistet, ergriffen. Dabei konzentriert sich die peruanische Regierung auf transnationale kriminelle Akteure, die an Transaktionen mit illegal gewonnenem Gold beteiligt sind, sowie auf Dokumentenfälschungen, mit denen die Herkunft von illegal gewonnenem Gold verschleiert wird. Illegal abgebautes Gold aus Peru wird auch über Nachbarländer exportiert, um seine Herkunft und Illegalität zu verschleiern, bevor es auf den internationalen Markt gelangt. Obschon die Exporte aus der Schweiz nach Peru im Jahr 2019 um 2.1%11 angestiegen sind, verzeichnete die Schweiz im Jahr 2019 gegenüber Peru ein Handelsdefizit von CHF 2,11 Mrd.12. Das Exportvolumen ist somit rund dreizehn Mal kleiner als die Importe. Zu den wichtigsten Produkten, die aus der Schweiz nach Peru exportiert werden, gehören vor allem metallisch-mechanische Produkte (Maschinerie, Instrumente und Uhren) sowie pharmazeutische und chemische Produkte. 4. Direktinvestitionen 4.1. Entwicklung und allgemeine Aussichten Ausländische Investitionen stellen einen zentralen Pfeiler des peruanischen Wirtschaftsmodells dar und sind zu einem grossen Teil für den bemerkenswerten Aufschwung der letzten zwei Jahrzehnte verantwortlich. Massnahmen zur Anziehung ausländischer Investitionen bleiben unter Präsident Vizcarra ein Schwerpunktthema. Die peruanische Nationalbank (BCRP) schätzt den Umfang der ausländischen Direktinvestitionen in Peru im Jahr 2019 auf USD 8,89 Mrd., was eine Erhöhung von rund 37% im Vergleich zum Vorjahr (2018: USD 6,49 Mrd.) bedeutet und einem Anteil von 3.9% des BIP entspricht. Der Anstieg der Privatinvestitionen ist auf grössere Bergbauprojekte wie Quellaveco, Mina Justa und die Erweiterung der Kupfermine Toromocho zurückzuführen. Hingegen wirken sich Sozialkonflikte im Bergbau wie die Strassenblockade in Fuerabamba, welche anfangs 2019 die Produktion der zweitgrössten Kupfermine des Landes (Produktion ca. 1% des BIP), Las Bambas, vorübergehend stillgelegt hatte und Proteste gegen das Projekt Tía Maria im Juli 2019 negativ auf das Investitionsklima und die wirtschaftliche Entwicklung Perus aus. 10 Superintendencia nacional de aduanas y de administración tributaria (SUNAT) 11 EVZ, Eidgenössische Zollverwaltung. Aufgrund verschiedener Erfassungsmethoden kommt es zu Abweichungen im Vergleich zum Wert der peruanischen Behörde (SUNAT). 12 EVZ, Eidgenössische Zollverwaltung. Aufgrund verschiedener Erfassungsmethoden kommt es zu Abweichungen im Vergleich zum Wert der peruanischen Behörde (SUNAT). 7
Die meisten der im Jahr 2019 getätigten ausländischen Investitionen in Peru stammen aus drei Ländern: Dem Vereinigten Königreich (17,6%), Spanien (rund 17,5%), und Chile (14,6%) (siehe in Anhang 5).13 Neben dem Bergbausektor bieten auch verschiedene geplante und bereits lancierte Infrastrukturprojekte interessante Investitionsmöglichkeiten. In den letzten Jahren konnten solche Projekte aufgrund von administrativen und bürokratischen Barrieren nicht effizient umgesetzt werden. Mit dem Ziel die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern und eine effiziente Durchführung von Infrastrukturprojekten zu erreichen, priorisiert der 2019 präsentierte Nationale Infrastrukturplan insgesamt 52 Projekte. In diesem Zusammenhang wird erwartet, dass mit Projekten wie der zweiten Metrolinie von Lima und Callao (La Línea 2 del Metro de Lima y Callao), welche vollständig unterirdisch verlaufen wird, der Eisenbahnstrecke Huancayo-Huancavelica sowie dem Bau einer Gaspipeline in sieben Regionen des Landes und dem Bau respektive Ausbau verschiedener Hafenterminals Infrastrukturlücken geschlossen werden und somit die Wirtschaft stimuliert werden kann. Als Folge der COVID-19-Krise wird für das Jahr 2020 ein Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Peru erwartet. Zahlen für das erste Quartal 2020 zeigen einen Absturz der ausländischen Direktinvestitionen um rund 69,4%14 im Vergleich zur gleichen Periode im Jahr 2019. 4.2. Bilaterale Investitionen Gemäss den aktuell verfügbaren Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) belief sich der Kapitalbestand der Schweizerischen Direktinvestitionen in Peru im Jahr 2018 auf CHF 27 Mio.15. Hier ist also seit 2016 (CHF 668 Mio.) ein markanter Rückgang zu verzeichnen, welcher auf Konzernkredite von Schweizer Tochtergesellschaften in Peru zurückzuführen ist. Beim Eigenkapital zeigt sich kein entsprechender Rückgang. Die Anzahl Unternehmen, die in Peru FDI-Bestände vorweisen, liegt seit 2015 bei rund 40 und ist relativ konstant. Abgesehen vom Lebensmittel- (Nestlé) und Bergbausektor (Glencore) ist der Grossteil der Schweizer Unternehmen im Pharmazeutischen, Industrie- und Infrastruktursektor tätig (u.a. Novartis, Roche, ABB). Die Schweiz steht unter den Investorenländern in Peru mit einem Anteil von rund 2% an zwölfter Stelle. Das im Januar 2015 in Kraft getretene Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Schweiz und Peru erleichtert es schweizerischen Firmen, Investitionen in Peru zu tätigen, was einen Vorteil für mögliche Investoren darstellt. Interessantes Potential für Schweizer Firmen im Infrastrukturbereich wird insbesondere mit dem neuen nationalen Infrastrukturplan geortet, beispielsweise in der Planung und Umsetzung neuer Eisenbahnstrecken, Seilbahnen oder dem Tunnelbau, wo eine Reihe von Grossprojekten anstehen. Ebenfalls könnten sich zukünftig Möglichkeiten für Schweizer Unternehmen im Bereich der nachhaltigen urbanen Mobilität eröffnen, zumal Verkehr und Mobilität in Peru eine der grössten Herausforderungen darstellen. 5. Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, “Landeswerbung" 5.1. Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung Die Schweizerische Handelskammer (Cámara de Comercio Suiza en el Perú) zählt über 200 Mitglieder und verfügt über ein Mandat von Switzerland Global Enterprise (SGE) für das Erbringen von Dienstleistungen im Bereich der Wirtschafts- und Handelsförderung. Ziel von SGE in Peru ist es, schweizerische und liechtensteinische Firmen in Peru zu unterstützen und ihnen bei der Ausweitung ihrer Aktivitäten zur Seite zu stehen. Hierzu bietet die Schweizerische Handelskammer interessierten Unternehmen der beiden Länder unter anderem Marktstudien und -beratungen, die Koordination ihrer Arbeitsagenden und die Suche von möglichen Geschäftspartnern und Kunden an. Ebenso organisiert sie „Peer to Peer“ Aktivitäten in unterschiedlichen Sektoren mit dem Ziel, Geschäftsmöglichkeiten schweizerischer Firmen im peruanischen Markt zu fördern und veranstaltet Anlässe und Seminare mit dem Schwerpunkt auf Handelsbeziehungen und Investitionsmöglichkeiten zwischen Peru und der Schweiz. Im Vergleich zu ihren bescheidenen finanziellen Ressourcen leistet die Schweizerische 13 Agencia de la Promoción de la Inversión Privada (ProInversión); Daten sind nicht für alle Länder nachgeführt 14 Banco Central de Reserva del Perú (BCRP) 15 Schweizerische Nationalbank (SNB) 8
Handelskammer eine sehr wichtige Arbeit. So organisierte sie im September 2019 zusammen mit der Kanadischen Handelskammer ein Galaabendessen für Unternehmer, Investoren und Vertreter der peruanischen Regierung. An dem Grossanlass, der zum vierten Mal durchgeführt wurde, nahmen neben Vertretern von Schweizer Firmen auch Präsident Vizcarra sowie vier Minister und der Präsident der peruanischen Zentralbank Julio Velarde teil. Des Weiteren lancierte die Handelskammer im Dezember 2019 zusammen mit assoziierten Unternehmen und Organisationen eine Compliance-Kommission zur Förderung und Stärkung der Einhaltung von Integritätsstandards. Die erste Kommissionssitzung fand im Februar 2020 statt. Die Aktivitäten der Kommission sollen demnächst weitergeführt werden. Zurzeit organisiert die Handelskammer verschiedene virtuelle Veranstaltungen in Form von Webinars. Präsenz Schweiz und Schweiz Tourismus stellen im Rahmen kultureller Veranstaltungen Werbematerialien und Merchandisingprodukte zur Verfügung und fördern die Landeskommunikation. Im Rahmen einer von Präsenz Schweiz (PRS) organisierten Delegationsreise betreffend «Urbane Mobilität» reisten im Juni 2019 zwei Vertreter des peruanischen Transportministeriums in die Schweiz, um sich mit verschiedenen Schweizer Unternehmen, Institutionen und Start-Ups auszutauschen und neuste Technologien sowie das «Mobilitätsmodell» der Schweiz kennen zu lernen. Durch den Austausch konnten die peruanischen Delegierten Erkenntnisse für ein verbessertes Transportsystem in Peru sowie wertvolle Erfahrungen für die Weiterentwicklung der peruanischen Verkehrspolitik gewinnen. Zwischen der Schweiz und Peru konnten in den vergangenen Jahren verschiedene Wirtschaftsmissionen und Treffen auf Ministerebene organisiert werden. Der letzte Besuch eines Mitglieds des Bundesrates in Peru, Doris Leuthard, fand im April 2017 statt und war gleichzeitig der erste Schweizerische Präsidialbesuch in Peru. Sie wurde auf ihrem Besuch von einer grossen Wirtschaftsdelegation begleitet. Im November 2018 besuchte die Staatsekretärin für Wirtschaft, Marie- Gabrielle Ineichen, den Andenstaat. Neben diversen Ministerkontakten wurde dabei ein Kooperationsabkommen zur Förderung der peruanischen Wettbewerbsfähigkeit unterzeichnet. Ebenfalls wurde im September 2019 in Bern die dritte Runde der bilateralen Wirtschaftsgespräche durchgeführt. Im Rahmen des Treffens wurde ein umfassendes Spektrum von Themen in Zusammenhang mit den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Peru diskutiert. Dabei betonte die peruanische Seite die Wichtigkeit der Schweizer Wirtschaftszusammenarbeit, insbesondere im Hinblick auf die Bemühungen Perus für den OECD-Beitritt und im Bereich der Diversifizierung der Exporte. Das SECO trägt ebenfalls zur Promotion der Schweiz als wichtige Wirtschaftspartnerin Perus bei: Seit 2009 ist Peru ein Schwerpunktland der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit des SECO. Der Fokus des SECO-Programms in Peru liegt auf folgenden Bereichen: 1) Stärkung von Institutionen und Politiken im Wirtschaftsbereich, 2) Förderung eines wettbewerbsfähigen und verantwortungsvollen Privatsektors sowie 3) Förderung einer nachhaltigen, klimaresilienten Stadtentwicklung und eines grünen Wachstums. In der Zeitspanne von 2017-2020 ist für Peru ein Budget von rund CHF 70 Millionen vorgesehen. Zurzeit erarbeitet das SECO die Folgestrategie für die Periode 2021-2024. Peru ist weiterhin Partnerland des Swiss Import Promotion Programme (SIPPO) des SECO, welches seit 2017 durch Swisscontact umgesetzt wird. Dieses Programm setzt sich zum Ziel, peruanischen Unternehmen den Zugang zu ausländischen Märkten zu ermöglichen. Seit 2017 fokussiert sich SIPPO nicht mehr auf direkte Firmenunterstützung, sondern auf die Zusammenarbeit und Förderung von staatlichen und privaten Exportdienstleistungsinstitutionen, wie zum Beispiel PromPeru. 5.2. Interesse des Aufenthaltslands für die Schweiz 5.2.1. Tourismus, Bildung, andere Dienstleistungen Die Schweiz geniesst in Peru einen hervorragenden Ruf. Als Reiseziel oder als Ausbildungsstandort ist die Schweiz für peruanische Staatsangehörige aber wegen sprachlicher Hürden und oft auch aus finanziellen Gründen schwer zugänglich. Das Potential für den Schweizer Tourismus wird kurzfristig als mässig eingeschätzt. Gutbetuchte Peruanerinnen und Peruaner sind sowohl für Hochschulbildung, ärztliche Versorgung und auch Ferien nach wie vor stark auf die USA ausgerichtet. Das Interesse an einer Ausbildung in der Schweiz konzentriert sich weitgehend auf die Hotellerie, welche einen ausgezeichneten Ruf geniesst. Die Schweiz bietet jedes Jahr Stipendien für die Nachdiplomstufe an, welche Interessenten aus diversen Fachbereichen anziehen. Anlässe, wie beispielweise ein im April 2019 von Nestlé im Rahmen der Pazifikallianz organisiertes hochrangiges Treffen zu 9
Jugendbeschäftigung in Lima, bestätigen das wachsende Interesse Perus am dualen Berufsbildungssystem. Ausserdem unterstützt das SECO im Rahmen seines «SeCompetitivo»- Programmes die vom peruanischen Bildungsministerium lancierte Initiative zur Förderung der «höheren Berufsbildung» (Fortalecimiento de la gestión descentralizada y articulada de la Educación Superior Tecnológica (EST)). In diesem Zusammenhang wurde im November 2019 ein Experte für Berufsbildung des Eidgenössisches Hochschulinstituts für Berufsbildung (EHB), in Peru empfangen. Dieser teilte bei seinem Besuch die internationale Erfahrung im Bereich der technischen Hochschulbildung mit peruanischen Vertretern von öffentlichen und privaten Institutionen und stellte ausserdem das erfolgreiche Schweizer duale Bildungssystem vor. 5.2.2. Investitionen in der Schweiz Bezüglich peruanischer Direktinvestitionen in der Schweiz sind keine Daten vorhanden. Generell ist die peruanische Auslandsinvestitionstätigkeit nach wie vor sehr gering. Peru gehört 2018 zu den Ländern der Region mit am wenigsten Direktinvestitionen im Ausland. 5.2.3. Interessen für den Schweizer Finanzplatz Die Präsenz von Schweizer Banken ist zumeist diskret, und vermögende Privatkunden werden teilweise von in anderen Ländern angesiedelten regionalen Vertretungen aus betreut. Zwischen den zuständigen Behörden beider Länder besteht namentlich im Rahmen des Vertrags über Rechtshilfe in Strafsachen ein regelmässiger und flüssiger Austausch über Fälle, in denen der Verdacht auf einen Missbrauch des Schweizer Finanzplatzes für illegale Machenschaften besteht. Bisher hat die Schweiz USD 93 Mio. an veruntreuten Geldern an Peru zurückerstattet. 10
6. Anhänge ANHANG 1 Wirtschaftsstruktur (in % BIP) 2011 2019 Verteilung des BIP Primärsektor 18.7 19.7 Verarbeitende Industrie 21.8 20.5 Dienstleistungen 59.5 59.8 - davon öffentliche Dienstleistungen Quelle: Instituto Nacional de Estadísticas e Informática (INEI) – www.inei.gob.pe 11
ANHANG 2 Wichtigste Wirtschaftsdaten 2019 2020 (est.) 2021 (est.) BIP (Mrd. USD )* 229 240 253 BIP/pro Kopf (USD)* 7.097 (est.) 7.292 7.597 Wachstumsrate (% des BIP)* 2.2 -4.5 5.2 Inflationsrate (%)* 2.1 1.7 1.8 Arbeitslosigkeit (%)* 6.6 7.1 7.3 Budget-Saldo (% des BIP)* -1.4 -7.1 -2.6 Ertragsbilanz (% des BIP)* -1.4 -0.9 -1.0 Gesamtverschuldung (% des BIP)** 35.4 (est.) 34.8 33.6 Schuldendienst (% der Exporte)** 35.0 (est.) 33.6 32.3 Reserven (Importmonate)** 15.3 (est.) 14.5 13.7 Quelle: (*) IWF, World Economic Outlook (April 2020) und (**) IWF, Article IV Consultation [13. January 2020] 12
ANHANG 3 Handelspartner 2019 Pays Exportations Part Pays Importations Part (FOB USD millions) (CIF USD millions) par le pays de par le pays de résidence résidence 1 Chine 13'503.357 29.37% 1 Chine 10'255.204 24.21% 2 Etats-Unis 5'679.119 12.35% 2 Etats-Unis 8'791.898 20.75% 3 Canada 2'408.257 5.24% 3 Brésil 2'429.906 5.74% 4 Corée du Sud 2'266.215 5.14% 4 Mexique 1'851.292 4.37% 5 Suisse 2'228.150 4.93% 5 L’Argentine 1'769.444 4.18% 6 Japon 1'974.301 4.29% 6 Chili 1'339.219 3.16% … ………… ………… … ………… ………… (3) UE 6'157.213 13.39% (3) UE 4'744.709 11.20% 5 Suisse 2'228.150 4.93% 31 Suisse 170.990 0.40% Total 45'978.447 100% Total 42'364.035 100% Quelle: Superintendencia nacional de aduanas y de administración tributaria (SUNAT) – www.sunat.gob.pe (April 2019) 13
ANHANG 4 Modul CH@WORLD: A750 Handelsentwicklung 2019 Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung 14
ANHANG 5 Hauptinvestoren 2019 Rang Pays Investissements directs (USD) Part Variation (stock) (stock) 1 Royaume 4'630.1 17.6% +7.0% Uni 2 Espagne 4'614.1 17.5% +/- 0.0% 3 Chili 3'842.8 14.6% +/- 0.0% 4 Etats-Unis 2'775.5 10.5% +/- 0.0% 5 Pays-Bas 1'575.7 6.0% +/- 0.0% 6 Brésil 1'200.9 4.6% +/- 0.0% 7 Colombie 1'179.1 4.5% +/- 0.0% 8 Canada 1'070.4 4.1% +/- 0.0% 9 Panama 944.8 3.6% +/- 0.0% 10 Mexique 577.7 2.2% + 6.0% 11 Luxembourg 562.0 2.1% + 1.0% 12 Suisse 485.7 1.8% +/- 0.0% Total 26’315.9 100% +2.0% Quelle: Agencia de la Promoción de la Inversión Privada (ProInversión)16: Daten wurden in den letzten Jahren nicht für alle Länder immer nachgeführt; insbesondere Variation Stock ist dadurch jeweils nicht bei allen Ländern auf dem neusten Stand. 16 Allfällige Differenzen zwischen den Angaben der schweizerischen und der peruanischen Behörden ergeben sich aus den unterschiedlichen Berechnungsweisen. 15
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