Munich School of Management Magazine
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Munich School of Management Magazine Das Magazin der Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München 2013/14 Spannende Perspektiven – Fakultät im Wandel Innovative Lehrkonzepte Vielfältige Forschungsprojekte Jubiläen und neue Gesichter
EDITORIAL Jahrgang 2013/14 3 Liebe Studierende, Ehemalige, Förderer und Freunde der Die Fakultät ist immer in Bewegung – auch in Bezug Fakultät, liebe Mitarbeiterinnen auf ihre personelle Besetzung. So gingen im vergange- nen Jahr etablierte Kollegen in den Ruhestand – Prof. und Mitarbeiter, liebe Hans-Ulrich Küpper und Prof. Wolfgang Ballwieser, die Kolleginnen und Kollegen, seit 1990 bzw. 1992 die Entwicklung unserer Fakultät maßgeblich prägten. Neu begrüßen durfte die Fakul- tät Prof. Thorsten Sellhorn als Leiter des Instituts für Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung, Prof. L eonie Sundmacher, die seit Oktober 2013 den Fachbereich Health Service Management leitet sowie Prof. Samuel fasst man die Ereignisse an unserer Fakultät Mühlemann zur Verstärkung des Instituts für Wirt- im vergangenen Jahr in wenigen Worten schaftspädagogik. Im Namen der gesamten Fakultät zusammen, wird insbesondere eines für Betriebswirtschaft danke ich an dieser Stelle unse- deutlich: Die Fakultät ist und bleibt in ren emeritierten Professoren für ihr hohes Engagement Bewegung – sei es durch personelle und wünsche den neuen KollegInnen alles Gute für ihre Verabschiedungen und Neubesetzun- Lehr- und Forschungstätigkeiten an unserer Fakultät. Maximize the return on investment gen oder durch die ständige Weiterent- Wir sind stolz darauf, dass sich viele interessierte wicklung von Forschung und Lehre. und zielstrebige junge Menschen für ein Studium an Zunächst aber können wir auf einige der Munich School of Management entscheiden. Um of your CFO thepotential. Jubiläen zurückblicken: so feiert die Fa- der damit verbundenen Verantwortung gerecht zu wer- Maximize return on investment kultät für Betriebswirtschaft in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. 1974 entstand sie aus der Trennung der damaligen staatswissenschaftlichen den, entwickeln wir unsere etablierten Strukturen und Fördermaßnahmen ständig weiter. Es liegt in der Natur der Dinge, dass einige dieser of your CFO potential. The Finance Excellence Program. For future financial leaders. Fakultät in die Fakultäten für Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft. Im November 2013 feierte das Netz- werk LMU Management Alumni sein 10-jähriges Beste- Aktivitäten sichtbarer sind als andere. Auf den ersten Blick vielleicht weniger sichtbar ist die an unserer Fa- kultät existierende, sehr engagierte Unterstützung der hen und es fand ein Fakultätstag mit spannenden Dis- Studierenden und unseres Forschungsnachwuchses. Sei The Finance Excellence Program. For future financial leaders. kussionen und Vorträgen zum Thema „Unternehmen es während der Orientierungsphase zu Beginn des Stu- How do we invest in your CFO potential? Which assets should you bring to the FEP? der Zukunft“ mit ca. 600 TeilnehmerInnen statt. Hier diums, bei der Studienberatung oder bei der Suche nach The Finance Excellence Program (FEP) is the exclusive • Master’s degree, MBA or PhD in a business-related wurde auch erstmals der LMU Management Alumni geeigneten Praktika im Ausland, bei der Finanzierung leadership program for finance experts under the course of studies. Award für herausragende Bachelor- und Master-Arbei- der Teilnahme unseres Forschungsnachwuchses an für sponsorship of the CFO How do we invest andCFO in your led by the global finance potential? •Which Working experience assets in a finance should you bring tofunction the FEP?(minimum six ten in den fünf Clustern verliehen. Schließlich feierte ihre Forschungsarbeiten wichtigen wissenschaftlichen leadership team of Siemens. months, internships included). The Finance Excellence Program (FEP) is the exclusive • Master’s degree, MBA or PhD in a business-related das mit der TU München initiierte und dem Cluster für Konferenzen, bei der finanziellen Unterstützung von • At least six months experience abroad (work or studies). leadership program for finance experts under the course of studies. Innovation nahestehende CDTM – Center for Digital Publikationen, bei der Vergabe von Deutschlandstipen- 24 intensive and challenging months lie ahead of you. • Business fluency in English sponsorship of the CFO and led by the global finance • Working experience in a finance function (minimum six Technology und Management – sein 15-jähriges Beste- dien oder anderen Preisen und bei der Unterstützung Based in one of the four Siemens sectors, in Corporate • Convincing personality and communication skills leadership team of Siemens. months, internships included). hen, und das Münchener Marketing-Symposium hält weiterer Projekte an der Fakultät. Allen hierbei betei- Finance or Siemens Financial Services, you will be given • Strong analytical skills • At least six months experience abroad (work or studies). in diesem Jahr seine 40. Veranstaltung ab. ligten Einrichtungen der Fakultät sei auf diesem Wege ample opportunity to expand your career horizon with • Strong personal commitment 24 intensive and challenging months lie ahead of you. • Business fluency in English Neben all diesen Jubiläen entstanden zahlreiche gedankt. Ein ganz besonderer Dank gilt dem Netzwerk demanding assignments in a variety of finance-related • Willing to work abroad and learn a new language Based in one of the four Siemens sectors, in Corporate • Convincing personality and communication skills functions. neue Initiativen. So wurde beispielsweise am inter LMU Management Alumni mit all seinen Mitgliedern Finance or Siemens Financial Services, you will be given • Strong analytical skills Does this sound like you? Then it is time for us to get disziplinären „Munich Risk and Insurance Center“ der und fördernden Unternehmen, ohne deren finanzielles ample opportunity to expand your career horizon with • Strong personal commitment Exclusive training modules additionally serve to enhance to know each other! neue Forschungsschwerpunkt „Experimentelle Versi- und inhaltliches Engagement ein Großteil dieser Förde- demanding assignments in a variety of finance-related • Willing to work abroad and learn a new language your personal and professional development. Mentors cherungsökonomie“ eingerichtet. Das Internet Business rungen und Projekte nicht realisierbar wäre. functions. on top management level and an extensive network will Please apply with your comprehensive application Center Cluster (IBC) – eines der größten deutschen Di- Ich darf Sie nun herzlich dazu einladen, die vorlie- Does this sound like you? Then it is time for us to get provide support in meeting your daily challenges and for via e-mail: finance-excellence@siemens.com. gitalnetzwerke zur Verbindung von Wissenschaft, Wirt- gende Ausgabe des „Munich School of Management Exclusive training modules additionally serve to enhance to know each other! the long-term planning of your finance career. schaft und Praxis – arbeitet seit 2013 als eingetragener Magazine“ zu nutzen, um einige unserer aktuellen Ak- your personal and professional development. Mentors on top management level and an extensive network will Please apply with your comprehensive application Verein. Bei einem aus Mitteln der Exzellenzinitiative tivitäten kennenzulernen – unabhängig davon, ob Sie provide support in meeting your daily challenges and for via e-mail: finance-excellence@siemens.com. ausgeschriebenen inneruniversitären Wettbewerb der sich als Studierende, PraktikerInnen oder Wissenschaft- the long-term planning of your finance career. LMU waren drei Projektanträge von Fakultätsmitglie- lerInnen für uns interessieren. Ihnen allen wünsche ich dern erfolgreich. Mit einem Teilprojekt zum Thema eine interessante, anregende und unterhaltsame Lektüre. „Resilienz in Teams“ beteiligt sich das Institut für Lea- dership und Organisation am Bayerischen Forschungs- Ihr verbund ForChange – und in der Lehre erhielt der auf der Online-Lernplattform Coursera angebotene On- line-Kurs von Prof. Kretschmer mittlerweile zum zwei- ten Mal großen internationalen Zuspruch. Prof. Dr. Ralf Elsas, Dekan siemens.com/careers/fep LMU – Munich School of Management 2013/14
4 INHALT Jahrgang 2013/14 Jahrgang 2013/14 5 10 Jahre Alumni-Netzwerk 44 Herzlich willkommen, Prof. Leonie Sundmacher 49 Wir begrüßen Prof. Thorsten Sellhorn 50 Prof. Samuel Mühlemann verstärkt die Fakultät 52 Editorial 3 Dr. Sascha Raithel zum Juniorprofessor ernannt 53 Fakultät und LMU Management Alumni stellen sich vor 6 Ruf für Prof. Franz Waldenberger nach Tokyo 54 Eine Ära geht zu Ende – Abschiedsvorlesungen von FORSCHUNG 7 Prof. Hans-Ulrich Küpper und Prof. Wolfgang Ballwieser 55 „Unitag“ für hochbegabte bayerische Schüler 58 26 Neuer Forschungsschwerpunkt: Experimentelle PreisträgerInnen des LMU Management Alumni Awards 60 Versicherungsökonomie 8 ... und noch mehr Preise 62 Accounting Research Workshop 9 Promovenden des Sommersemesters 2013 63 Lehre@LMU meets Markenführung 2.0 11 Wie lernen und unterrichten wir zukünftig? Promovenden des Wintersemesters 2013/14 63 Ausschließlich im Hörsaal oder immer mehr Lasset die Spiele beginnen! 12 über MOOCS („Massive Open Online Courses“) AbsolventInnen des Sommersemesters 2013 64 Management operationeller Risiken in der – wie die Online-Vorlesungen im Fachjargon interdisziplinären Flugsicherheitsforschung 14 AbsolventInnen des Wintersemesters 2013/14 65 heißen. Lesen Sie, welche internationalen Wissenschaft trifft Politik 66 Erfolge der Online-Kurs „Competitive Strategy“ Interdisziplinäre Forschergruppe untersucht feiert und welche Erfahrungen das Team mit Organisationsstrukturen in Produktionsunternehmen 16 dieser Form der Lehre gemacht hat. Resilienz in Teams – Aktuelle Forschung am Institut INTERNATIONAL 69 für Leadership und Organisation 17 Intrapreneure – Unternehmer im Unternehmen Forschungsergebnisse aus dem ASCOT-Projekt Ratings für Versicherungsprodukte 18 20 Internationale Forschung: Projekte am ILO LMU meets GeorgiaTech Theresa Treffers über ihre Zeit als Assistant Professor 70 71 41 14 Praxisorientierte Forschung 11. Jahrestagung des Arbeitskreises Empirische in Eindhoven/Niederlande 72 zur Erhöhung der Personal- und Organisationsforschung an der LMU 21 Oliver Baumann über seine Zeit an der University Flugsicherheit! Lesen Sie of Southern Denmark 74 mehr über das spannende Dainis Zegners über seinen Forschungsaustausch Projekt „SaMSys“ am LEHRE 23 Institut für Strategische an der Telecom Paris Tech 76 Unternehmensführung! Excellence in Marketing und Unternehmensführung: Eine Ringvorlesung zum gezielten Praxis-Transfer 24 PRAXIS 82 77 Forschungsnahe Lehre am MRIC 25 Competitive Strategy: Online-Kurs von Das Internet Business Cluster geht in die 2. Phase! 78 Prof. Kretschmer feiert internationalen Erfolg 26 „DLD Campus Lecture“ mit Jan Koum, Multiplikatoren Konzept Lehre@LMU 28 Co-Founder und CEO von WhatsApp 79 Begeisterndes Marketing Wissensbörsen: Neuigkeiten aus dem Alumni-Netzwerk 80 – real, digital vernetzt! Wie es sich auszahlt, Wissen miteinander zu teilen 29 39. Münchener Marketing-Symposium 82 Informieren Sie sich CSR-Kurs in Japan 31 über Referenten und Fünf Tage Start-up-Feeling pur: Themen des letzten Ambulantes Operieren – Das Center Venture am CDTM 84 Marketing-Symposiums! Fotos: ©Christian Fay (zu 26); ©pixel974/Fotolia.com (zu 14) Projektkurs mit dem Klinikum der LMU 32 Neuer Unternehmergeist: Start-ups an der Non-Profit trifft BWL – Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Bildung 86 Projektkurs mit KulturRaum München FAKULTÄT 33 35 LMU-Alumna als Gründerinnen – JUNIQE.com und Ammazing.de 89 84 Ein Jahr der Jubiläen: In fünf Tagen zum DIVERSES 90 40 Jahre Fakultät – 20 Jahre Fachbibliothek – fertigen Prototypen – 40 Jahre Fakultät für Betriebswirtschaft 36 10 Jahre LMU Management Alumni und erfahren Sie mehr Gratuliere altes Haus! 20 Jahre Fachbibliothek 37 Kurz gemeldet – Neuigkeiten aus der Fakultät 90 Fakultätstag – Lesen Sie unter anderem mehr zur Entwicklung der zu Idee, Umsetzung und Erfolg des ersten Pablo-App für Museums- A Home for Innovators – 15 Jahre CDTM 39 Fakultätseinrichtungen 94 Fakultätstages und mit welchen Themen und besucher als Ergebnis 10 Jahre Fakultätstag 41 Impressum 94 Specials der 10. Fakultätstag gefeiert wurde. innovativer Lehre! LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
6 STECKBRIEF Fakultät und LMU Management Alumni im Überblick Die Fakultät stellt sich vor Key Facts: Unsere Kompetenzfelder auf einen Blick: Ca. 3.300 Studierende Ca. 450 AbsolventInnen Marketing Leadership Accounting Finance & Innovation & 20 ProfessorInnen Strategy Learning 6 JuniorprofessorInnen 11 HonorarprofessorInnen Prof. Hofmann Prof. Elsas Prof. Meyer Prof. Hess Prof. Högl Ca. 120 wissenschaftliche Prof. Schanz Prof. Glaser Prof. Schwaiger Prof. Kretschmer Prof. Mühlemann MitarbeiterInnen Prof. Sellhorn Prof. Richter Prof. Tuschke Prof. Leidl Prof. Weber Prof. Waldenberger Prof. Spann Prof. Weller Prof. Sundmacher Unsere Studiengänge auf einen Blick: Unsere Center of Excellence auf einen Blick: Bachelor of Science (B.Sc.) – BWL Center for Digital Technology and Management Bachelor of Science (B.Sc.) – Wirtschaftspädagogik LMU Entrepreneurship Center Master of Science (M.Sc.) – BWL Zentrum für Internetforschung und Medienintegration Master of Science (M.Sc.) – Wirtschaftspädagogik Zentrum für organisationstheoretische Grundlagenforschung Master of Business Research (MBR) LMU Center for Advanced Management Studies European Master in Management (EMM) Economics & Business Data Center Executive Master of Insurance (EMI) Munich Risk and Insurance Center Executive Master of Human Resource Management Münchner Zentrum für Gesundheitswissenschaften (hrmaster) (MC-Health) Das Netzwerk LMU Management Alumni stellt sich vor Unser Ziel: Das gemeinnützige Ehemaligen-Netzwerk wurde 2003 Zahlen und Fakten: Über 2.200 persönliche Mitglieder Forschung gegründet. Unser Ziel ist es, ehemalige Studierende, Über 60 Fördermitglieder Machen Sie sich ein Bild über die Vielfalt der aktuell Studierende, Unternehmen und Förderer Über 6.000 Interessierte im erweiterten Netzwerk untereinander und mit der Fakultät zu verbinden und Über 790.000 € an Förderungen zur Unterstützung der Forschung an unserer Fakultät – die Themen die Fakultät ideell und finanziell zu unterstützen. Forschung und Lehre an der Fakultät reichen von Versicherung, Accounting und Produktion über Organisation, Personal und Unsere Veranstaltungen und Angebote: Unsere Publikationen: Intrapreneure bis hin zu Online-Gaming, BWL-Fakultätstage Munich School of Management Magazine Fachveranstaltungen, z.B. Alumni-Dialoge und Events Absolventenbuch Flugsicherung, Resilienz und Social Web. im Rahmen von „Alumni für Alumni“ Regelmäßige Newsletter Lebenslange E-Mail-Adresse @bwl.alumni.lmu.de Eigenes soziales Netzwerk „myLMUAlumni“ Career Services für aktuell Studierende Informationen und Anmeldung unter www.bwl.uni-muenchen.de/alumni oder info@bwl.alumni.lmu.de ... LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
8 Forschung Experimentelle Versicherungsökonomie Accounting Research Workshop 9 Neuer Forschungsschwerpunkt: Accounting Research Experimentelle Versicherungsökonomie Workshop A D m interdisziplinären „Munich Risk der Messung psychologischer Variablen bei er „Accounting Research Workshop“ bezeichnet ein ge- and Insurance Center“ wurde der Privatanlegern, Fondsmanagern und Füh- meinsames Forschungsseminar von Professoren aus dem neue Forschungsschwerpunkt „Ex- rungskräften von Unternehmen und deren Bereich des Rechnungswesens. Er wird organisiert von dem perimentelle Versicherungsökonomie“ Verknüpfung mit ökonomischen Variablen, Seminar für Rechnungswesen und Prüfung von Prof. Wolfgang Ball- eingerichtet. Beteiligt sind das Institut für beispielsweise bei Altersvorsorgeentschei- wieser (ab diesem Semester Institut für Rechnungswesen und Wirt- Risikomanagement und Versicherung un- dungen von Privatanlegern oder Unterneh- ... schaftsprüfung, geleitet von Prof. Thorsten Sellhorn), dem Institut ter Leitung von Prof. Andreas Richter und mensentscheidungen von Top-Managern. Prof. Andreas Richter für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre von Prof. Deborah Schanz das Institut für Kapitalmärkte und Finanz- Das Forschungsgebiet soll einerseits und dem Institut für Unternehmensrechnung und Controlling (IUC) wirtschaft unter Leitung von Prof. Markus durch Grundlagenforschung weiter fun- ... von Prof. Christian Hofmann. Das Ziel dieser gemeinsamen Ver- Glaser. diert werden, andererseits sollen versiche- Entscheidungstheorie belegen, dass der anstaltung ist der wissenschaftliche Austausch von internen und Ziel des Forschungsschwerpunktes ist rungswissenschaftliche Problemstellungen menschliche Entscheidungsprozess von auswärtigen Forschern im Bereich Rechnungswesen. Dafür werden es, experimentelle Forschung in der Versi- unter Anwendung verhaltenswissenschaft- „Durch diese Zusammenarbeit zwei parallel agierenden Systemen geleitet jedes Semester renommierte Gastwissenschaftler unterschiedlicher cherungswissenschaft unter Einbezug fi- licher Methoden untersucht werden. Der zweier Forscherteams profitiert wird. Obwohl es unterschiedliche Ausprä- Universitäten eingeladen, um im Rahmen eines zwei- bis dreitägi- nanzwirtschaftlicher Erkenntnisse weiter Forschungsschwerpunkt ist in drei Berei- gungen solcher Dual-Prozess-Theorien gibt, gen Aufenthalts an der Ludwig-Maximilians-Universität ihre neu- zu etablieren. Laut Prof. Richter ist „diese che unterteilt, welche jeweils zwei Projekte der neue Forschungsschwer haben sie gemeinsam, dass das erste System esten Studienerkenntnisse vorzustellen. Außerdem erhalten neben Forschungsmethode in der Versicherungs- umfassen. punkt von den unterschied schnell, intuitiv und affektiv handelt und den Professoren auch Habilitanden und Doktoranden die Möglich- ökonomie bislang unterrepräsentiert. Ein Im ersten Forschungsbereich wird ein be- lichen Forschungsprofilen das zweite System überlegt und kontrolliert keit, sich mit den Gastwissenschaftlern über ihre eigene Forschung Forschungszweig kann aber von einem grö- sonderes Augenmerk darauf gerichtet, wie agiert. Sowohl Forschungsergebnisse in der auszutauschen. Im letzten Wintersemester 2013/14 durften wir im ßeren Methodenspektrum nur profitieren.“ Informationen über potenzielle Schäden der beteiligten Institute und Psychologie als auch in den Neurowissen- Rahmen dieses Workshops schon mehreren spannenden Vorträgen Die Zusammenarbeit beider Institute aus vermittelt werden können und wie die Teil- verknüpft das Wissen über schaften unterstützen die Verwendung von zuhören. dem Finance-Cluster ergibt sich aus zahlrei- nehmer auf Informationen über tatsächlich die mikroökonomische Theorie Dual-Prozess-Theorien. chen Synergien: Experimentelle Forschung eingetretene Schäden reagieren. Zusätzlich Der Forschungsschwerpunkt verbindet Mitte November bekam das IUC Besuch von Prof. in der Versicherungsökonomie setzt ein de- soll auch untersucht werden, wie Informa- der Versicherungswissenschaft Versicherungsökonomie und verhaltenswis- John Christensen von der University of Southern tailliertes institutionelles Wissen bezüglich tionen über die Versicherungsnachfrage der mit der Behavorial Finance, senschaftliche Finanzmarktforschung und Denmark, der sich mit der Rolle von Information im diverser Versicherungsprodukte und -märk- Teilnehmer abgefragt werden können, in- dem empirisch-psychologischen liefert dadurch wichtige Erkenntnisse für Rechnungswesen beschäftigt. In seinem aktuellen Pa- te voraus. Für die unverzerrte Umsetzung dem unterschiedliche Antwortformate mit- Versicherungswissenschaft, Versicherungs- pier „The Determinants of Accounting Information“ der Heterogenität und Komplexität von einander verglichen werden. Zugang in der Finanzwirt- regulierung und Versicherungswirtschaft. setzt er sich mit den Anforderungen an ein Rech- Versicherungsprodukten bzw.-märkten im Die Studien im zweiten Forschungsbe- schaft“ Prof. Markus Glaser Durch die Grundlagenforschung wird ein nungswesensystem auseinander. Die qualitativen Laborkontext sind umfassende Erfahrun- reich verwenden experimentelle Methoden Vorschlag für ein standardisiertes Design Charakteristiken in konzeptionellen Rahmenwerken, gen mit der Analyse dieser Märkte notwen- zur Untersuchung aktueller Fragestellungen von Versicherungsexperimenten herausge- wie z.B. IFRS, heben die Relevanz und die Reliabili- dig. Diese Kenntnisse und Forschungser- der Versicherungsregulierung. Hierfür wer- arbeitet und überprüft. Zusätzlich wird der tät der Daten des Rechnungswesens hervor. Jedoch fahrungen liegen am Institut für Risikoma- den ökonomische Theorien der Informati- Einfluss unterschiedlicher Informationen in sind diese Anforderungen als Richtlinien für die berichtenden Un- nagement und Versicherung vor. In diesem onsverteilung angewandt, um zu überprü- Experimenten beleuchtet. Die Studien be- ternehmen nicht optimal aufgrund der Besonderheiten des Rech- Forschungsschwerpunkt sollen aber insbe- fen, wie optimale Vermittlerentlohnung züglich der Informationsverteilung in Ver- nungswesens. Außerdem müssen auch andere Verwendungsmög- sondere Projekte in der experimentellen Ver- strukturiert werden sollte und welche Rolle sicherungsmärkten bieten unter anderem lichkeiten der Informationen beachtet werden. Die Informationen sicherungsökonomie untersucht werden, Produktratings bei der Minderung von In- Anhaltspunkte für Vermittler- und Produkt des Rechnungswesens werden auch für interne Zwecke benutzt, die explizit verhaltenswissenschaftliche formationsasymmetrien in Versicherungs- regulierung in Versicherungsmärkten. Die wie z.B. die Beurteilung von Managern. Diese unterschiedlichen Ansätze berücksichtigen. Dies setzt zum märkten einnehmen. Aufbauend auf den Studien bezüglich des Versicherungsverhal- Zwecke können in Konflikt miteinander stehen und folglich die einen Erfahrung bei der Messung von ver- Ergebnissen des ersten Forschungsbereichs tens im dritten Forschungsbereich bieten Berichterstattung beeinflussen. haltenswissenschaftlichen Charakteristika werden dann experimentelle Studien ent- vor allem für Versicherungsunternehmen von Individuen voraus, zum anderen müs- worfen, um die Vorhersagen der Modelle zu neue Ansätze für Produktgestaltung und Prof. Anil Arya vom Fisher College of Business, Ohio sen diese psychologischen Variablen mit überprüfen. Vertriebsstrategien. State University, besuchte das IUC Ende November. ökonomischen Entscheidungen in Zusam- Im dritten Forschungsbereich werden die Der neue Forschungsschwerpunkt wird Auch er stellte im Rahmen eines Vortrages sein aktu- menhang gebracht werden. In der bisheri- Forschungserkenntnisse der so genannten für zwei Jahre mit Mitteln aus der Wissen- elles Papier mit dem Titel „A Supply-Side Explana- gen Forschungstätigkeit des Teams des Insti- Dual-Prozess-Theorien auf das Verhalten schaftsförderung des Deutschen Vereins für tion for the Use of Cause Marketing“ vor. In seinem tuts für Kapitalmärkte und Finanzwirtschaft von Versicherungsnehmern sowohl in der Versicherungswissenschaft unterstützt. Vortrag betonte er, dass bestehende Schwächen eines wurde beides in unterschiedlichsten Berei- Sach- als auch in der Lebensversicherung Vijay Aseervatham und Stefan Neuß Unternehmens nicht zwingend schlecht sind. Viel- chen durchgeführt: Besonders im Rahmen angewendet. Moderne Erkenntnisse der mehr sollten Unternehmen ihre Schwächen nutzen LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
10 Forschung Accounting Research Workshop Markenführung 2.0 11 und in Stärken verwandeln. So zeigt er in seinem Papier mit einer hohen Testosteron-Exposition höher ist als für auf, dass Unternehmen durch Cause Marketing eine einen CEO mit einer geringen Testosteron-Exposition. bestehende Verhandlungsschwäche gegenüber Zulie- ferern in eine Verhandlungsstärke umwandeln können. Zuletzt besuchte das IUC noch Anfang Februar Prof. Im Rahmen von Cause Marketing werden festgelegte Francesco Bova von der Rotman School of Manage- Anteile des Umsatzes durch ein Produkt einem wohl- ment, University of Toronto. Das Papier, das er im Rah- tätigen Zweck gestiftet. Dadurch sinkt die Zahlungs- men des Accounting bereitschaft des Unternehmens für Einsatzgüter. Dies Research Workshops führt zu einer höheren Verhandlungsstärke gegenüber vorstellte, trägt den Zulieferern und damit einem niedrigeren Einsatzgü- Titel „Employee Bar- terpreis. gaining Power, Inter- Firm Competition, Außerdem hielt Prof. Kay Blaufus vom and Equity-Based Compensation”. Diese Studie beschäf- Lehre@LMU meets Markenführung 2.0: Institut für Betriebswirtschaftliche Steu- tigt sich mit der folgenden Problemstellung: Die Agen- dem bei sonstigen (nicht direkt marken- oder produktbezogenen) erlehre der Leibniz Universität Hanno- cy-Theory besagt, dass eine Vergütung eines Agenten Schnäppchen wichtiger als nützlichen Informationen zu, und 39,2% machen die Attraktivität ver Ende November einen Vortrag zum auf Basis der Unternehmensperformance eine Möglich- eines Markenauftritts an Angeboten, Rabatten und sonstigen Vor- Thema „Negotiating with the tax auditor keit ist, den Agenten zu einem hohen Arbeitseinsatz Marken-Verbundenheit? teilsgewährungen auf der jeweiligen Markensite fest. Softere The- – the impact of negotiation style on tax zu motivieren. Voraussetzung ist, dass der Prinzipal menpunkte wie unterhaltsame/witzige Inhalte (38,3%) folgen erst adjustments“. Wie der Titel des Vortrages die Arbeitsanstrengung des Agenten nicht beobachten danach. Jeder Zweite akzeptiert bereitwillig die Einbindung von bereits verrät, untersucht Prof. Kay Blau- kann und dass dem Agenten durch die Arbeitsanstren- verkaufsfördernden Maßnahmen in den Social-Media-Präsenzen D fus derzeit, welche Verhandlungstaktiken gung Disnutzen entsteht. Wenn nun aber die Anzahl ie Markenbildung und -bindung im Social Web folgt völ- der Unternehmen und Marken. Nur 5,9% lehnen dies ab. Steuerberater während der Steuerprüfung an Arbeitnehmern eines Unternehmens, die auf Basis lig anderen Gesetzmäßigkeiten als im Fall von klassischen Über 70% der Befragten der Studie „Markenführung 2.0“ sind verwenden und wie sich diese auf Steueranpassungen der Unternehmensperformance vergütet werden, an- Werbekanälen. Kriterien wie Marken-Sympathie oder -Iden- Fans oder Follower mindestens einer Marke. Rund 28% geben an, auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass der Verhand- steigt, entsteht ein Free-Rider-Problem. Da ein Arbeit- tifikation spielen hier vielfach nur eine untergeordnete Rolle, Ver- mit mehr als zehn Marken im Social Web verbandelt zu sein. Die lungsstil – kooperativ vs. kompetitiv – nicht nur von nehmer durch seine zusätzliche Arbeitsanstrengung, braucher – insbesondere Digital Natives – favorisieren Marken auf Untersuchung zeigt aber auch: Diese Freundschaft ist eher von der individuellen Persönlichkeit des Beraters abhängt, gegeben der großen Anzahl an Arbeitnehmern im Un- Plattformen wie Facebook stattdessen in erster Linie, um klare Be- fragiler Natur: Wenn Marke/Produkt nicht mehr gefallen (45,6%), sondern auch von der Hierarchieebene im Unterneh- ternehmen, die Unternehmensperformance nur noch nefits wie exklusive Informationen und (vergünstigte) Produktan- die Markenkommunikation zu häufig ist (37,5%) oder wenn keine men. Im Speziellen scheinen Steuerberater auf Partner minimal erhöhen kann, sinkt für ihn die Motivations- gebote zu erhalten. Identifikation mit der Marke mehr gegeben ist (36,8%), wenden ebene häufiger einen kompetitiven Verhandlungsstil wirkung erfolgsabhängiger Vergütung. Auf Basis dieser Dieses überraschende Ergebnis legt die qualitative Studie „Mar- sich die User schnell wieder ab. „Die Statements aus den Tiefenin- einzusetzen. Argumentation ist folglich nicht klar, warum börsenno- kenführung 2.0 – Ein Social Media User Kompass“, basierend auf terviews mit den 136 Probanden dokumentieren, wie vielschichtig tierte Unternehmen aktienbasierte Vergütungssysteme einer qualitativen Analyse offen. Über die Untersuchung wurde die Markenbeziehungen der Konsumenten auf Social-Media-Platt- Auch Anfang dieses Jahres bekam das IUC Besuch von einsetzen. Das Papier zeigt anhand eines formal-analy- bereits in der letzten Ausgabe der Fakultätszeitschrift berichtet. formen sein können. Die Studie legt damit den Paradigmenwech- zwei hochkarätigen Wissenschaftlern. Ende Januar tischen Modells, dass aktienbasierte Vergütung eine rei- Studierende aus dem Bachelor befragten im Sommersemester 2012 sel in der kommerziellen Kommunikation offen“, so Prof. Manfred stellte Prof. Laurence van Lent von der Tilburg Uni- ne Gleichgewichtsstrategie ist, wenn die Verhandlungs- in Tiefeninterviews 136 User zu ihren Einstellungen und Präferen- Schwaiger, Institut für Marktorientierte Unternehmensführung/ versity sein aktuelles Pa- macht der Arbeitnehmer ausreichend gering ist und der zen. Einen Schwerpunkt hatte die Untersuchung dabei auf die Di- LMU. pier mit dem Titel „Testos- zwischenbetriebliche Wettbewerb ausreichend stark ist. gital Natives – also die unter 30-Jährigen – gelegt. Die Ergebnisse Die gesamte Studie mit umfangreichen qualitativen Ergebnis- terone and Financial Misre- wurden vom Institut für Marktorientierte Unternehmensführung sen und dezidierten Antworten der Befragten bietet das Institut für porting“ vor. Dieses Papier Auch dieses Semester waren wieder renommierte Gast- in Zusammenarbeit mit den webguerillas, Deutschlands führender Marktorientierte Unternehmensführung auf seiner Homepage zum untersucht, ob es einen Zu- wissenschaftler im Accounting Research Workshop ver- Agentur für alternative Werbung, aufbereitet. Download an: http://www.imm.bwl.uni-muenchen.de/8_service/ sammenhang zwischen der treten: Ende April bzw. Ende Mai erhielt das IUC Be- Die Studie zeigt, dass 85,6% der Konsumenten einen Fan/Fol- smuk/index.html Henriette zu Dohna & Vyara Radulova Exposition eines CEOs gegenüber des Hormons Tes- such von Prof. Frank Hartmann, Erasmus University lower-Status trotz fehlender Marken-Sympathie für denkbar hal- tosteron und falscher finanzieller Berichterstattung Rotterdam, und Prof. Bill Tayler, Brigham Young Univer- ten. In der Praxis ist die konkrete Informationsbeschaffung zu den gibt. Hierzu ist bekannt, dass Testosteron für eine Rei- sity. Des Weiteren hat Prof. Thorsten Sellhorn Prof. Ilia jeweiligen Produkten und Dienstleistungen deshalb für 81,6% der he von Verhaltensweisen bei Männern verantwortlich Dichev von der Goizueta Business School, Emory Uni- Hauptgrund für den Fan- bzw. Follower-Status. Die Marken-Sym- ist, darunter Aggression, Egozentrismus, Risikofreude versity, eingeladen und Prof. Deborah Schanz empfing pathie kommt dagegen mit deutlichem Abstand erst an zweiter und dem Wunsch, den sozialen Status zu erhalten. Prof. Rainer Niemann, Karl-Franzens-Universität Graz, Stelle (65,4%). Und nur jeder Dritte gibt eine Identifikation mit der Die Exposition eines CEOs gegenüber Testosteron wird im Accounting Research Workshop. Wir freuen uns be- Marke als Grund für das Drücken des Like- bzw. Follow-Buttons gemessen als der Abstand zwischen dem linken und reits sehr auf die nächsten Vorträge und Gespräche. an, nur 22,1% tun dies aus persönlicher Verbundenheit. Kriterien rechten Jochbeinknochen in Relation zu dem Abstand Nina Kühne wie Zugang zu Angeboten/Vorteilen (36%) und Unterhaltung/Spaß zwischen der Oberlippe und der höchsten Stelle des (36,8%) rangieren darüber. Augenlids. Anhand von zuvor im Internet gesammel- Diese eher pragmatische Einstellung der User spiegelt sich auch ten Fotos wurde für jeden CEO dieses Verhältnis als in ihrer Erwartungshaltung hinsichtlich der Markenauftritte im So- Im Rahmen der Tiefeninterviews nahmen die Befragten Ausdruck seiner Exposition gegenüber Testosteron be- cial Web wider. Für drei von vier Befragten (72,5%) kennzeich- auf 266 unterschiedliche Marken Bezug; am häufigsten rechnet. Die Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit nen subjektiv als nützlich bzw. hilfreich empfundene Marken- und als Beispiel herangezogen wurden Audi (17 Nennungen) für falsche finanzielle Berichterstattung für einen CEO Produktinformationen einen guten Markenauftritt, 55,8% stimmen und H&M (15 Nennungen). LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
12 Forschung Potenziale von Computerspielen Potenziale von Computerspielen 13 Lasset die Spiele beginnen! Identifikation mit einer Marke oder einem Hersteller zu empfinden. bei nicht neu, der Einsatz zur Schulung von Mitarbei- terInnen im großen kommerziellen Rahmen ist es aber Mein Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem doch. Gamification, auf der anderen Seite, ist ein For- Nutzen und Potenzial von Computerspielen für Unter- schungsfeld, das bisher – vor allem unter evaluativer nehmen. Das bedeutet zum einen, sich kritisch mit der Perspektive – wenig Untersuchung erfahren hat, und Frage auseinanderzusetzen, welche Fähigkeiten Spieler daher noch viele Möglichkeiten bietet. Hierbei das Ge- in kommerziellen Computerspielen erwerben können. spräch mit Entwicklern, Vertretern von Unternehmen Das Thema Computerspiele unterliegt in den Medien und Endanwendern zu suchen, und die Ergebnisse kri- – zu Recht – immer noch einer kritischen Debatte, die tisch zu systematisieren und zu analysieren, war das dennoch oft von Vorurteilen und zum Teil stark redu- Ziel des zweiten Aspektes meiner Arbeit. zierten Stereotypen geprägt ist. Multiplayer-Online-Ga- Betrachtet man also den Einsatz, den erhofften Nut- mes stellen ein Genre dar, das hierbei oft in Kritik gerät. zen und die tatsächlichen Ergebnisse, die aus der Ein- „Computerspiele machen süchtig und gewalttätig“ ist führung von Spielen in Unternehmen resultieren, so ein oft und gerne bemühtes Klischee, das aktuellen Er- zeigt sich ein gemischtes Bild, das viele positive, aber kenntnissen zum Thema nur zum Teil gerecht und von auch einige bedenkenswerte Aspekte aufzeigt. Moderne einigen Forschern auch kritisch in Frage gestellt wird. Lernspiele werden in Unternehmen häufig eingeführt, Die Frage nach positiven Aspekten und dem Potenzial, um bekannte Probleme im E-Learning wie mangelnde welches in Onlinespielen steckt, wird im Gegenzug fast Motivation, repetitives Design und Frontalunterricht zu nie gestellt. vermeiden. Darüber hinaus kommen Argumente wie Zu Unrecht, wie sich zeigt. Betrachtet man die exis- Zeit- und Kosteneffizienz, mobiler Einsatz und hohe tierende Literatur zum Thema ganzheitlich, und stellt Flexibilität zum Tragen, und machen Serious Games M ünchen, morgens um sieben Uhr, Englischer tags, eingesetzt, um Nutzern ein besseres Erlebnis zu man den beteiligten Personen – in meinem Fall Multi so zu einer modernen, ansprechenden und innovati- Garten. Ich bin früh aufgestanden, habe mei- verschaffen, aber auch, um ebendiese Nutzer für ein player-Online-Gamern – Fragen zu dem, was sie eigent- ven Methode zur Mitarbeiterweiterbildung. Bei ihrer ne Laufschuhe angezogen, meine Online-Sta- Produkt oder eine Dienstleistung zu gewinnen. lich tun, wenn sie spielen, kommt man schnell zu ei- Einführung müssen dennoch Aspekte wie die umfas- tistik gecheckt und festgestellt, dass ich seit letzter Wo- Das ganze Leben ist ein Spiel. Wo auch immer wir nem ganz anderen Bild. Es zeigt sich, dass Onlinespiele senden Investitionen in technische Infrastruktur, Ak- che von vier Läufern im 10-km-Parcours geschlagen hinsehen, sind wir umgeben von Games und spieleri- nicht nur einen starken sozialen Aspekt aufweisen, der zeptanzprobleme bei älteren MitarbeiterInnen und eine wurde. Meine „Sie sind unter den besten zehn Läufern schen Elementen wie Belohnungssystemen, Abzeichen, sich vor allem in erhöhter Teamfähigkeit und gestei- ausreichende Integration in betriebliche Prozesse be- der letzten Woche“ – Trophäe ist auf User speedypalm- Trophäen oder Ranglisten, in den unterschiedlichsten gertem Kommunikationsvermögen zeigt, sondern auch achtet werden, um den erfolgreichen Einsatz sicherzu- tree89 übergegangen. Das kann ich mir nicht bieten Kontexten und auf verschiedensten Endgeräten. Com- Fähigkeiten unterschiedlichster Art wie Leseverständ- stellen. Die Einführung von Gamification in Unterneh- lassen. Ich hole mir mein Smartphone, ziehe mir den puterspiele sind allgegenwärtig und dank verbesserter nis, Zweitsprachenerwerb, Reaktionsvermögen oder men zielt vor allem auf den Kunden ab. Hierbei können GPS-Track meiner aktuellen Umgebung, den im letz- Technologie, schnelleren Grafikkarten, leistungsfähige- Multitasking fördern. Immer vorausgesetzt natürlich, spielerische Elemente dazu beitragen, den Nutzer län- ten Monat die meisten Mitspieler absolviert haben, und ren Rechnern und vor allem auch dem flächendecken- dass das Spielen – wie jede andere Freizeitbeschäfti- ger zu binden, ihn zu motivieren und das sogenannte laufe los. Unterwegs werde ich konstant von meiner den Ausbau der Breitbandtechnologie weltweit zu einer gung auch – in gesundem Maß betrieben wird. Spie- Engagement, also die Loyalität und die Identifikation, Uhr über Geschwindigkeit, absolvierte Strecke und ver- der dominierenden Unterhaltungsindustrien geworden. ler lernen darüber hinaus, Verantwortung zu überneh- die der Nutzer zur Marke oder zum Produkt empfindet, brannte Energie auf dem Laufenden gehalten. Zurück in Gleichzeitig steigt ihre Akzeptanz in allen Altersklassen men, für ihre Gruppe einzustehen, Zuverlässigkeit und zu verstärken. Der Einsatz von Gamification erfordert der Wohnung lade ich meine Tagesgeschwindigkeit und – das Klischee vom schlecht ernährten und sozial iso- Verlässlichkeit an den Tag zu legen, aber auch, Teams auf der anderen Seite, vor allem in Kombination mit Trainingszeit hoch und erhalte prompt Applaus von vier lierten Computerspieler, der seine Freizeit in fensterlo- zu führen und schnelle Entscheidungen unter unzu- sozialen Medien, eine starke Auseinandersetzung mit weiteren Läufern, die sich heute Morgen in aller Frühe sen Kellerräumen auf LAN-Partys verbringt, ist passé. reichender Information, Stress und Risiken zu treffen. dem Thema Datenschutz sowie sorgfältiges Design, um durch den Englischen Garten gequält haben. Stattdessen verbringen Erwachsene und Jugendliche Dies ist vor allem für den organisationalen Kontext und Langeweile, Informationsüberflutung oder Frustration So oder ähnlich laufen heutzutage viele Aktivitäten ohne offensichtlichen Nutzen Stunden und Tage da- die Forschung zu virtuellen Teams, wie sie an der For- zu verhindern. des Alltags, die durch allgegenwärtige Informations- mit, in Facebook-Applikationen wie Farmville virtuellen schungsstelle für Information, Organisation und Ma- Ganzheitlich betrachtet, zeigt sich, dass kommer- technologie und Vernetzung durch soziale Medien erst Grünkohl anzupflanzen und Freunde und Bekannte mit nagement betrieben wird, relevant. zielle Spiele mit starken sozialen Aspekten ein großes ermöglicht werden, für die Menschen ab. Jeder zurück- online angebauten Kaffeebohnen zu beglücken. Auf der anderen Seite betrachte ich in meiner For- Potenzial aufweisen und den Nutzern viele Möglichkei- gelegte Kilometer durch den Stadtpark ist ein Erfolg, Die Idee, Spiele und spielerische Elemente für andere schungsarbeit aber auch den tatsächlichen Einsatz und ten bieten, Fähigkeiten und Kompetenzen, die für or- der für andere sichtbar ist. Regelmäßige Besuche im Zwecke einzusetzen, bietet sich daher an. Spielen liegt den Nutzen von Spielen und spielerischen Aspekten ganisationale Kontexte relevant sind, zu erwerben und Fitnessstudio und bei der Zahnvorsorge bringen An- in der Natur des Menschen, die frühesten Erfahrun- in Organisationen. Unternehmen entdecken mehr und auszubauen. Dieses findet in der Forschung zwar mehr erkennung und Belohnungen. Visualisierungssysteme, gen und das erste Wissen werden spielerisch erworben. mehr das oben beschriebene Potenzial und den Nutzen und mehr Beachtung, allerdings liegen immer noch zu Illustration: ©GiZGRAPHICS/Fotolia.com die anzeigen, wer am Tag die meisten Arbeitsaufträge Ihre intrinsische Motivation, das „Spielen um des Spie- aus dem Einsatz von Spielen und Spielmechanismen. wenig evaluative Ergebnisse und objektive Messdaten erledigt hat, sollen in Callcentern und Support-Büros lens Willen“ ist ein Aspekt, der vor allem kommerzi- Diese kommen zum einen in Form von sogenannten vor. Auf der anderen Seite zeigt der erste Einsatz von den eintönigen Alltag abwechslungsreicher machen. elle Anbieter, aber auch Hersteller von E-Learning und Serious Games, also Spielen, die speziell mit einem be- Spielen in Unternehmen vielversprechendes Potenzi- Frontalunterricht und altbackene E-Learning-Systeme Trainings anspricht. Spiele und spielerische Elemente stimmten Zweck entwickelt wurden, zum Einsatz, aber al und positive Ergebnisse. Gleichzeitig lässt sich aber werden durch interaktive Simulationen und abwechs- können dazu beitragen, eintönige oder repetitive Auf- auch in Form von sogenannter Gamification, also der auch deutlich die Notwendigkeit für mehr und breiter lungsreiche Lernspiele und -trainings ersetzt. Wettbe- gaben ansprechender zu machen. Auf der anderen Sei- Integration von Spielmechanismen wie Belohnungssys- angelegte Forschung in diesem Bereich erkennen. In werb, Vergleich, Belohnung oder auch einfach nur spie- te können vor allem Elemente wie Punkte und Beloh- temen, Feedback, Ranglisten und Trophäen, in kom- diesem Sinne – lasset die Spiele beginnen! lerisches Design werden mehr und mehr Teil des All- nungen den Kunden dazu bringen, Loyalität zu oder merziellen Kontexten. Die Idee von Lernspielen ist hier- Franziska Leithold LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
14 Forschung Interdisziplinäre Flugsicherheitsforschung Interdisziplinäre Flugsicherheitsforschung 15 Management operationeller Risiken Das Institut für Strategische Unternehmensführung als Partner in der interdisziplinären Flugsicherheitsforschung (SaMSys-Projekt)1 D as Flugzeug gilt seit Langem als eines der si- sicherheit. Bislang ist es allerdings nicht möglich, ent- chersten Fortbewegungsmittel. Als Reisende sprechende Risiken fortlaufend quantitativ zu erfas- verlassen wir uns darauf, wohlbehalten – und sen und routinemäßig mit den gesetzten ALoS-Zielen möglichst pünktlich – am Zielort anzukommen. Dabei abzugleichen. Aus diesem Grund wird intensiv an der nehmen wir an, dass die Aufsichtsbehörden den Flugge- Weiterentwicklung bestehender Systeme gearbeitet. sellschaften alle relevanten Details in punkto Sicherheit Fehlerquellen sollen künftig noch früher erkannt wer- vorschreiben. Mancher glaubt zu wissen, dass die heu- den, um Risiken bereits zu minimieren, bevor sie eine tigen Verkehrspiloten quasi als Passagiere in hochauto- mögliche Unglückskette in Gang setzen. Dieser Ansatz matisierten Cockpits sitzen, während technische Vor- wird im Rahmen des SaMSys-Projektes erforscht, das richtungen wie zum Beispiel der Autopilot für Sicher- von Lufthansa (Kapitän Manfred Müller, Leiter Flugsi- heit sorgen. Tatsächlich? Die Wirklichkeit sieht freilich cherheitsforschung) geleitet wird und dem Projektträ- ganz anders aus: Die Hoffnungen, dass moderne Com- ger Luftfahrtforschung und -technologie des Deutschen putersysteme auch sehr komplexe Flugsituationen (z.B. Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. untersteht. Das schlechtes Wetter, multiple Systemausfälle) bewältigen interdisziplinäre Forschungsteam beinhaltet Institute ... können, haben sich leider nicht erfüllt. Trotz der hervor- mehrerer Universitäten aus den Bereichen Flugsystem- Robert Mauermann, ragenden Entwicklung der Technik ist der sogenannte dynamik, Flugführung und Luftverkehr, Ergonomie, Prof. Anja Tuschke „Human Error“, also der menschliche Fehler, eine der Technische Risikoanalyse, Mathematische Statistik, Da- Hauptunfallursachen im Luftverkehr. Der Mensch und tenintegration in Produktion und Logistik sowie Strate- bei unternehmerischen Entscheidungen ermöglichen. seine Fähigkeiten sind nach wie vor einer der entschei- gische Unternehmensführung. Flugsicherheit wird somit auch für das Management denden Faktoren für einen sicheren Flugbetrieb. Flugunfälle treten vergleichsweise selten auf, so dass sichtbar und spürbar, wodurch den veränderten Anfor- Die Aufsichtsbehörden geben ihre Verantwortung für daraus lediglich punktuelle Informationen über Risiko- derungen an die Definition und Aufrechterhaltung eines die Flugsicherheit zunehmend an die Fluggesellschaf- faktoren abgeleitet werden können. Diese Informatio- akzeptablen Sicherheitsniveaus begegnet werden kann. ten ab. Mit der Umsetzung des ICAO Doc 9859 tragen nen sind nicht ausreichend, um das Sicherheitsniveau Für die Einordnung eines neuartigen Safety-Manage- die Fluggesellschaften seit 2009 die Verantwortung für einer Fluggesellschaft zu erfassen. Wie angedeutet ist ment-Ansatzes in den Unternehmenskontext erscheint die Definition und Aufrechterhaltung eines Acceptable ein Flugzeugabsturz in der Regel auf eine Verkettung es wichtig, potenziell unterschiedliche Sichtweisen auf Level of Safety (ALoS). Im Ergebnis rückt die eigenstän- von Einzelereignissen zurückzuführen. Die einzelnen das Risiko eines Flugunfalls zu berücksichtigen. Wäh- dige und beständige Überwachung des Flugsicherheits- Elemente einer solchen Kausalkette treten dabei we- rend beispielsweise im Safety Management die Mini- niveaus noch stärker in den Fokus der Unternehmens- sentlich häufiger auf als die gesamte Kette mit dem Er- mierung des Absturzrisikos im Vordergrund steht, spie- führung. Anstatt immer detailliertere Vorschriften zu gebnis eines fatalen Unfalls. „Wir untersuchen, welche len aus der Perspektive eines Gesamtunternehmens entwickeln und zu überwachen, prüfen die Aufsichtsbe- Faktoren es gibt und wie häufig sie auftreten. So können auch finanzielle Erwägungen eine Rolle. Auf den ers- hörden vermehrt die internen Strukturen und Prozesse beispielsweise Parameter, wie die Wahrscheinlichkeit ei- ten Blick entstehende Zielkonflikte im Stile von „Si- einer Fluggesellschaft. Hieraus ergibt sich, inwieweit nes Triebwerksausfalles und das Pilotentraining mitein- cherheit anstatt Gewinn“ ergeben sich allerdings nicht ein sicherer Flugbetrieb zu erwarten ist – oder im Falle ander für eine Risikoabschätzung kombiniert werden“, Diese Kennzahl soll es ermöglichen, Flugunfallrisiken notwendigerweise: Gerade in wettbewerbsintensiven eines möglichen Unfalls gewährleistet war. Inwieweit erläutert Kapitän Müller. „Bei etwa einem von 100.000 Fotos: ©pixel974/Fotolia.com; ©Devolution/Fotolia.com sowie die Wirkung von Abwehrmaßnahmen quantitativ Umfeldern, wie der Luftfahrtbranche, ist ein gezielter der Sicherheitsstandard einer Fluggesellschaft „akzep- Flügen fällt ein Triebwerk aus. Für Lufthansa heißt das zu bewerten und letztlich zu steuern. Die zunehmende Einsatz knapper Ressourcen für die Minimierung von tabel“ im Sinne des ALoS ist, lässt sich nicht pauschal also etwa zehn Mal im Jahr. Bei einem angestrebten Eigenverantwortlichkeit für die Einhaltung von Sicher- Flugunfallrisiken entscheidend. In dieser Hinsicht kann beantworten. Dies hängt unter anderem von Fakto- Risikowert von 10 hoch minus 8 darf nur in einem von heitszielen unterstreicht gerade für Fluggesellschaften der SPI – analog zu finanziellen Spitzenkennzahlen – ren wie der Anzahl an Flugbewegungen ab. Lufthansa 1.000 Szenarien eines Motorschadens die Crew versa- die Relevanz der Verbindung von sicherheitsorientier- das Management bei der Priorisierung und Auswahl strebt beispielsweise ein Sicherheitsziel von „10 hoch gen (10 hoch –5 mal 10 hoch –3=10 hoch –8). Stellen 1 Teile des Artikels ten und betriebswirtschaftlichen Aspekten im Manage- sicherheitsrelevanter Investitionsprojekte (z.B. Aufbau minus 8“ an. Das bedeutet maximal einen schweren wir fest, dass mehr als eine von 1.000 Übungen im Si- entstammen einem mentsystem. Das Institut für Strategische Unterneh- von Trainingsprogrammen, Anschaffung von Flugsimu- von Manfred Müller Unfall pro 100 Millionen Flüge – oder innerhalb von mulator schiefgeht, muss das Training angepasst und mensführung befasst sich daher mit der Integration des latoren) unterstützen. Ein betriebswirtschaftlicher Blick zur Verfügung 100 Jahren. verbessert werden.“ gestellten Beitrag im SPI in das komplexe Managementsystem von Flugge- ist folglich auch in zunächst technologisch getriebenen Um derartig anspruchsvolle Ziele zu erreichen, be- Ein Ziel des SaMSys-Projektes besteht in der Ent- Lufthansa Passage sellschaften. Aufbauend auf den Wirkungszusammen- Projekten gefragt. Robert Mauermann (ISM) treiben Fluggesellschaften bereits umfangreiche Safety wicklung eines innovativen Safety Performance Index hängen bestehender Managementsysteme werden Kon- Manfred Müller (Lufthansa) Magazin 6/2013, Anja Tuschke (ISM) Management Systeme zur Gewährleistung der Flug (SPI), der auf den genannten Erkenntnissen aufbaut. S. 46–48. zepte entwickelt, welche die Berücksichtigung des SPI LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
16 Forschung Organizational Research Group Resilienz in Teams 17 Organizational Research Group Resilienz in Teams – Interdisziplinäre Forschergruppe Aktuelle Forschung zu Resilienz am untersucht Organisationsstrukturen in Studentische Interviewer Institut für Leadership und Organisation Produktionsunternehmen im Telefonlabor der LMU (oben). Prisca Friedrichs, Koordinatorin Projektförderung im Rahmen des Bayerischen der Telefonbefragung (unten). Forschungsverbunds „ForChange“ W elche Anreizmechanismen stei- nen sie sicherstellen, dass der Interview gern die Produktivität im pro- partner die Fragen nicht falsch interpretiert. duzierenden Gewerbe? Welche Dies ist in der Organisationsforschung be- G Schritte durchlaufen Produktionsleiter bei sonders relevant, da hier oft mit Konstruk- esamtgesellschaftliche, technologische, wirtschaftliche der Auswahl ihrer MitarbeiterInnen? Wie ten gearbeitet wird, die unterschiedlich auf- und demographische Trends führen zu nachhaltigen Ver- viele Hierarchiestufen sind in einem mittel- gefasst werden können. Um dieser Aufga- änderungen in der Arbeitsorganisation von Unternehmen. ständigen Unternehmen sinnvoll? Mit die- be gerecht zu werden, erhielten die sechs Umstrukturierungen und Projektabbrüche sind für den Erhalt von sen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich studentischen Interviewer ein ausführliches Wettbewerbsfähigkeit und der damit verbundenen Sicherung von die Organizational Research Group am Insti Training. Arbeitsplätzen häufig unerlässlich. Oftmals führen derlei unterneh- tut für Strategie, Technologie und Organisa- merische Aktivitäten jedoch zu einer erhöhten Belastung von Mit- tion. Die interdisziplinäre Forschergruppe Erste Erhebungswelle großer Erfolg arbeiterInnen, welche wiederum häufig in Gesundheitsproblemen wurde 2013 gemeinsam mit dem Seminar Das Team rund um Prisca Friedrichs hat und Leistungsabfall resultieren. für Organisationsökonomie an der Volks- im August und September 2013 insgesamt Vor diesem Hintergrund untersucht das Institut für Leader wirtschaftlichen Fakultät aufgebaut und 2.100 Unternehmen kontaktiert und 670 Ge- ship und Organisation in einem aktuellen Forschungsprojekt un- Hindernisse im Team überwinden wird seither durch die LMU-Exzellenzini- spräche mit Produktionsleitern geführt. Zu- ter Leitung von Prof. Högl, wie MitarbeiterInnen tiative gefördert. sätzlich wurden 320 Interviews mit Verant- in Teams bei der Anpassung an innerbetriebli- wortlichen aus den Bereichen Informations- chen Wandel und bei der Verarbeitung beruflicher Datenerhebung wichtiger Schritt technologie, Forschung und Entwicklung Rückschläge unterstützt werden können. Dabei Bisher gibt es keine großzahlige Datenbasis und Personalentwicklung geführt. Dank soll vor allem erforscht werden, wie negative Ne- zu Organisationsstrukturen und Anreizsys- der großen Begeisterung der Studierenden benwirkungen betriebswirtschaftlich notwendi- temen in deutschen Produktionsunterneh- und der kollegialen Teamatmosphäre konn- ger Maßnahmen minimiert werden oder sogar als men. Daher war die telefonische Erhebung te damit das ursprüngliche Ziel sogar über- Chance zur Weiterentwicklung von Arbeitsteams von Daten auf diesem Gebiet eine der ersten erfüllt werden. genutzt werden können. Als theoretische Grund- Initiativen der Forschungsgruppe. Dazu hat lage dient dabei das Konzept der psychologi- Prisca Friedrichs, Doktorandin am Institut Weitere Erhebungswellen und schen Resilienz, das in diesem Rahmen für die für Strategie, Technologie und Organisati- internationaler Austausch geplant Team-Ebene spezifiziert wird. on, ein Team aus sechs engagierten Studie- Die Ergebnisse der Befragung werden der- Das Forschungsvorhaben ist ein Teilprojekt renden zusammengestellt, die Interesse an zeit ausgewertet und bieten die Grundlage des interdisziplinären Bayerischen Forschungs- der Forschung und Spaß an der Erhebung für die weitere Arbeit der Forschergruppe. verbundes ForChange, welcher durch das Baye- von Daten haben. Aufgabe der Interviewer Mit der Unterstützung der LMU-Exzellenz rische Staatsministerium für Bildung und Kultus, war es, zufällig ausgewählte Unternehmen initiative soll die Befragung jährlich mit Wissenschaft und Kunst über einen Zeitraum von zu kontaktieren, die Produktionsleiter zu denselben Unternehmen wiederholt wer- Interviewer gesucht vier Jahren gefördert wird. Im Forschungsver- identifizieren und mit diesen Termine für den, um so auch Veränderungsprozesse in Im August und September 2014 führt bund ForChange untersuchen 13 Teilprojekte aus die eigentlichen Interviews zu vereinbaren. Organisationsstrukturen untersuchen zu die Organizational Research Group unterschiedlichsten Disziplinen, wie verschiede- In einem zweiten Schritt wurde mit jedem können. Zusätzlich sollen die gewonnenen ihre zweite Erhebungswelle durch. ne Akteure auf Transformationen reagieren und Interviewpartner in einem 45-minütigen Ge- Daten mit Erhebungen aus anderen Ländern Dazu suchen die Forscher engagierte existenzielle Bedrohungen bewältigen. Das For- spräch ein strukturierter Fragebogen durch- kombiniert werden. Dazu sind die Forscher Studierende aus allen Fachrichtungen, schungsspektrum reicht dabei vom Individuum, Fotos: ©Prisca Friedrichs, ©Loredana La Rocca gesprochen. beispielsweise mit Kollegen aus Italien, Dä- die Interesse an der Organisations über Teams und Organisationen, bis hin zu Sys- nemark und dem Vereinigten Königreich im forschung und Spaß an der telefoni- temfragen in Wirtschaft und Recht. Dabei kooperieren die Einzel- Telefonbefragung garantiert Gespräch. Prisca Friedrichs schen Erhebung von Daten haben. projekte in Forschungsgruppen zu den Themenfeldern Governance, Konsistenz Eine attraktive Bezahlung und persön- Ressourcen, Normen und Kommunikation und bündeln Teilergeb- Im Vergleich zu schriftlichen Umfragen hat liche Lerneffekte sind garantiert. nisse in größeren Zusammenhängen. Insgesamt werden so ver- die Telefonbefragung den Vorteil, dass die Interessenten wenden sich bitte an: schiedene Blickwinkel auf das Konzept der Resilienz herausgearbei- Interviewer auf die Erläuterungen der In- Prisca Friedrichs, tet, was zum Perspektivenreichtum in der Forschung beiträgt. terviewpartner eingehen und diese entspre- p.friedrichs@lmu.de Martin Högl, Matthias Weiss, Silja Hartmann ... chend kodieren können. Gleichzeitig kön- LMU – Munich School of Management 2013/14 LMU – Munich School of Management 2013/14
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