ARBEITSSICHERHEITS REPORT 2021 - BELASTUNG GESUNDHEIT DIGITALISIERUNG Eine DEKRA/forsa Befragung in mittelständischen Unternehmen
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ARBEITSSICHERHEITS REPORT 2021 BELASTUNG · GESUNDHEIT · DIGITALISIERUNG Eine DEKRA/forsa Befragung in mittelständischen 1 Unternehmen
INHALTSVERZEICHNIS VORWORT Sehr geehrte Leserinnen und Leser! „Plötzlich kam Corona … und alles wurde anders.“ Fast richtig. Die SARS-CoV-2-Pandemie stellt die Welt und die Wirtschaft vor ungeahnte Herausforderungen, gerade im Hinblick auf den Arbeits- und Gesundheits- 10 GESUNDHEITSMANAGEMENT schutz sowie den Infektionsschutz. Aber: Es gibt auch Potenziale durch Gesundheit viele Entwicklungen, die bereits im Gange waren und durch die Pandemie im positiven Sinne verstärkt und beschleunigt wurden. Mobiles Arbeiten, Digitalisierung, die wachsende Bedeutung der Faktoren Gesundheit, Ergonomie und psychische Belastung. All das waren schon vor der Corona-Pandemie wegweisende Trends und Entwicklungen, mit denen sich Unternehmen mit Blick auf eine gesunde, produktive und resiliente Belegschaft auseinandergesetzt haben. 04 06 DEKRA STUDIE ARBEITSSCHUTZ Vor diesem Hintergrund haben wir von DEKRA gemeinsam mit dem Institut forsa bundes- Beschäftige im Fokus Luft nach oben weit 1.500 Beschäftigte aller Branchen befragt: Wie steht es um die Arbeitssicherheit, wie um die Gesundheit, wie um das psychische Wohlbefinden in der Corona-Pandemie? Wie gut kümmern sich die Arbeitgeber um ihre Beschäftigten? Wir wollen Schlüsse zie- hen, wie DEKRA als Expertenorganisation die Unternehmen und die Menschen unterstüt- 03 | VORWORT 20 | PSYCHISCHE GESUNDHEIT zen kann, um Sicherheit und Gesundheit nachhaltig zu verbessern. Guido Kutschera, Executive Vice President Fehlzeiten sind ein Alarmsignal Region Deutschland Die Ergebnisse der Befragung finden Sie in diesem neuen Arbeitssicherheitsreport 2021. 22 | UNFALLGEFAHREN Ich bin sicher, es sind überraschende Erkenntnisse für Sie dabei. Darüber hinaus geben 04 | DEKRA STUDIE Maßnahmen gegen das wir mit Expertenbeiträgen Einblicke in Trends und Entwicklungen rund um das gesunde 1.500 Befragte zum Arbeitsschutz menschliche Versagen Arbeiten. 06 | ARBEITSSCHUTZ 24 | DIGITALISIERUNG Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und gutes Gelingen! Luft nach oben Transformation als Mega-Aufgabe 09 | ORGANISATION 25 | GEFÄHRDUNG DEKRA SafetyScore Digitales Tool checkt Risiken im Homeoffice GUIDO KUTSCHERA 10 | GESUNDHEITSMANAGEMENT EXECUTIVE VICE PRESIDENT REGION DEUTSCHLAND Potenziale durch Gesundheit 26 | RISIKOMANAGEMENT Resilient in der Krise 12 | PANDEMIE Homeoffice – Fluch und Segen 28 | DIGITALES LERNEN Remote-Training ist der neue 15 | PANDEMIE-SCHUTZ Standard Gastbeitrag: Corona-Maßnahmen im Unternehmen 29 | VIRTUAL REALITY Training ohne Risiken 16 | GESUNDHEITSMANAGEMENT Gesundheit zu oft Nebensache 30 | DEKRA FORDERUNGEN Soweit im DEKRA Arbeitssicherheitsreport von „Experte“, „Mitarbeiter“, „Berater“ etc. die Rede ist, wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit jeweils nur die männliche Form verwendet. Gemeint2sind – wenn nicht explizit anders angegeben – immer alle Geschlechter. 3
DEKRA STUDIE Wie häufig wird am Computerbildschirm gearbeitet? Die Erhebung erfolgte vom 27. November bis Sind die Regeln für die Sicherheit am Arbeitsplatz be- 7. Dezember 2020 unter 1.502 nach einem systema- kannt? Finden regelmäßig Schulungen zum Arbeits- tischen Zufallsverfahren ausgewählten Arbeitnehmern schutz statt? Welche Maßnahmen hat der Arbeitgeber zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland im Rahmen getroffen, um die Mitarbeiter bestmöglich vor einer des repräsentativen Befragungspanels forsa.omninet. Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen? Wie ist Für ein möglichst vielschichtiges Bild wurden Arbeit- es um die betriebliche Gesundheitsförderung bestellt? nehmer aus den verschiedensten Branchen befragt – Fragen wie diese und viele mehr standen im Mittel- aus den Arbeitsfeldern Bau, Handwerk, Industrie und punkt einer Umfrage, die von der forsa Politik- und Lager ebenso wie aus Büro, Handel, Außendienst, Bil- Sozialforschung GmbH im Auftrag von DEKRA durch- dung und Gesundheit. geführt wurde. Ausgeprägte Sicherheitskultur So breit gefächert wie die Branchenvielfalt präsentie- Die von DEKRA erneut initiierte Umfrage kommt nicht ren sich auch die Angaben zu den einzelnen Fragen. von ungefähr. Schließlich sind Arbeits- und Gesund- Die Ergebnisse lassen sich mit den bei allen Stich- heitsschutz fortwährende Prozesse, die es immer wie- probenerhebungen möglichen Fehlertoleranzen auf der auf den Prüfstand zu stellen gilt. Zum einen des- die Gesamtheit der Arbeitnehmer zwischen 18 und halb, weil Unternehmen per Gesetz dazu verpflichtet 65 Jahren in Deutschland übertragen. Somit dürfen sind, ihre Mitarbeiter vor Unfällen und anderen Ge- sie als aussagekräftige Anhaltspunkte über den Sta- fährdungen am Arbeitsplatz zu schützen. Zum ande- tus quo in deutschen Unternehmen gewertet werden. ren trägt eine ausgeprägte Sicherheitskultur maßgeb- Gleichzeitig geben sie einen Hinweis darauf, in wel- lich dazu bei, das wichtigste Gut für den Erfolg und chen Bereichen Optimierungspotenziale bestehen. die Zukunftsfähigkeit eines jeden Unternehmens zu schützen: die Mitarbeiter. DEKRA/FORSA UMFRAGE VIELSCHICHTIGES BILD Im Auftrag von DEKRA hat das Markt- und Meinungsfor- schungsunternehmen forsa eine repräsentative Befragung zur Sicherheit am Arbeitsplatz und zum Arbeitsschutz durch- DEKRA hat 1.500 Beschäftigte gefragt geführt. Befragt wurden hierfür rund 1.500 Arbeitnehmer in Deutschland aus den unterschiedlichsten Branchen. 5
ARBEITSSCHUTZ IN DER PRAXIS ARBEITSSCHUTZ IN DER PRAXIS DEKRA/FORSA UMFRAGE LUFT NACH OBEN Die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsregeln und -vorschriften sind zwar einem Großteil der befragten Arbeitnehmer bekannt – zumindest teilweise. Doch diese Regeln werden bei Weitem nicht von allen Mitarbeitern beziehungsweise Vorgesetz- ten eingehalten. Auch im Hinblick auf die Durchführung von Notfallübungen gibt es noch Nachholbedarf. Es gibt zahlreiche Vorschriften für den Arbeits- und In diesem Zusammenhang spielen unter anderem re- Gesundheitsschutz, die für die Unternehmen verpflich- gelmäßige Unterweisungen, Schulungen und Notfall- tend sind, zum Beispiel Brandschutzregeln, Tragen von übungen eine zentrale Rolle für sicheres Arbeiten in persönlicher Schutzausrüstung auf Baustellen oder in der täglichen Praxis. Die jeweiligen Regeln und Vor- Unterweisung über Gefahren ist Pflicht der Industrie und seit Beginn der Corona-Pandemie schriften müssen bekannt sein, eingehalten werden auch der Infektionsschutz. und in der Praxis umsetzbar sein. Nicht alle werden geschult Vorschriften überwiegend bekannt Was den Stellenwert der Sicherheitsregeln und -vor- Überdurchschnittlich häufig profitieren Arbeiter sowie Wie die DEKRA Befragung durch forsa zeigt, ist es Prozent kennen die Sicherheitsregeln gar nicht. Unter schriften anbelangt, sagen 58 Prozent der Befragten, Arbeitnehmer in den Bereichen Bau, Handwerk, In- in Unternehmen in Deutschland um die Bekanntheit Arbeitern sowie Arbeitnehmern in den Bereichen Bau, es gäbe hierzu an ihrem Arbeitsplatz regelmäßige dustrie und Lager von regelmäßigen Schulungen oder der Sicherheitsregeln und -vorschriften grundsätz- Handwerk, Industrie und Lager haben die Sicher- Schulungen oder Informationsschreiben. Bei 23 Pro- Informationsschreiben. Wenn in Zukunft Sicherheits- lich nur zufriedenstellend bestellt. Insgesamt geben heitsregeln den höchsten Bekanntheitsgrad. Jüngere zent der Arbeitnehmer ist dies nur in unregelmäßi- schulungen vom Arbeitgeber auch online angeboten 75 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, die für Arbeitnehmer unter 35 Jahren sowie diejenigen, die gen Abständen der Fall, bei zehn Prozent überhaupt werden würden, damit man diese auch von zu Hause ihren Arbeitsplatz geltenden Sicherheitsregeln voll- in einem Büro arbeiten, kennen die Sicherheitsregeln nicht. In sieben Prozent der Fälle gibt es eine Schulung aus wahrnehmen kann, fänden dies 70 Prozent der ständig zu kennen. Rund jeder fünfte Befragte (22 überdurchschnittlich häufig nur in Teilen. beziehungsweise ein Informationsschreiben nur ein- Arbeitnehmer sehr gut oder gut. Prozent) kennt diese zumindest teilweise, lediglich drei malig, zum Beispiel für neue Mitarbeiter. BEKANNTHEIT DER AM ARBEITSPLATZ SCHULUNGEN UND INFORMATION ÜBER GELTENDEN SICHERHEITSREGELN 3% SICHERHEITSREGELN AM ARBEITSPLATZ 7% gar nicht bekannt einmalig/schriftlich 22 % 10 % teilweise bekannt nie 75 % 23 % 59 % unregelmäßig regelmäßig vollständig bekannt 6 7
ARBEITSSCHUTZ IN DER PRAXIS ORGANISATION Regeln nicht immer eingehalten DEKRA SAFETYSCORE Bedenklich: Laut der Umfrage werden Sicherheitsre- elf Prozentpunkte. Bei den 55- bis 65-Jährigen, bei An- DIE ORGANISATION geln und -vorschriften am Arbeitsplatz lediglich bei 45 gestellten sowie bei Arbeitnehmern in den Bereichen Prozent der Arbeitnehmer immer und von allen Mit- Büro, Bau, Handwerk, Industrie und Lager ist der Pro- arbeitern beziehungsweise Vorgesetzten eingehalten. zentsatz derer, die besagte Regeln und Vorschriften AUF DEM PRÜFSTAND Das bedeutet gegenüber der vergleichbaren DEKRA/ immer einhalten, am höchsten. forsa Befragung vom Jahr 2017 einen Rückgang um EINHALTUNG DER SICHERHEITSREGELN 4% weiß nicht/unbekannt 5% Der DEKRA SafetyScore ist ein Check für die Arbeitsschutzorganisation des Unter- nie nehmens. Der Service liefert Kennzahlen, visualisiert den Status des Arbeitsschutzes und erstellt ein Stärken-Schwächen-Profil. Dies zeigt Handlungsfelder für kontinuier- liche Verbesserungsmaßnahmen auf. 46 % 45 % nicht immer immer Jedes Unternehmen ist gesetzlich verpflichtet, eine leis- Der Check erfolgt gemeinsam mit einem branchener- tungsfähige Arbeitsschutzorganisation vorzuhalten. Es fahrenen DEKRA Experten sowie einer Fach- und Füh- ist für die Verantwortlichen eine anspruchsvolle und rungskraft des Unternehmens. In dem rund dreistündi- komplexe Aufgabe, alle Handlungsfelder im Blick zu gen Termin werden alle Aspekte des organisatorischen behalten und weiterzuentwickeln. Arbeitsschutzes erörtert und gewichtet. Im Nachgang Notfallübungen in jedem zweiten Unternehmen erarbeitet der DEKRA Experte ein detailliertes Stär- Der neue DEKRA SafetyScore ist ein transparentes und ken-Schwächen-Profil mit konkreten Handlungsemp- In dieses Bild passen auch die Angaben zur Häufigkeit Bei ähnlich vielen (46 Prozent) ist dies nicht der Fall. wirkmächtiges Tool zur Evaluierung und kontinuier- fehlungen. Der Präsenzteil des SafetyScore kann auch von Räumungs- oder Notfallübungen wie zum Beispiel Regelmäßige Räumungs- oder Notfallübungen gibt es lichen Verbesserung der betrieblichen Arbeitsschutz- virtuell im Rahmen einer Online-Konferenz abgehalten einem „Feueralarm“. Knapp die Hälfte der Arbeit- überdurchschnittlich häufig bei Beamten. Deutlich sel- organisation. Die von DEKRA hinterlegten Kennzahlen werden. Zukünftig wird es den DEKRA SafetyScore nehmer (48 Prozent) sagt, dass an ihrem Arbeitsplatz tener als im Durchschnitt aller Befragten berichten Be- und Maßnahmenpakete ermöglichen Arbeitgebern un- auch für das Gefahrstoffmanagement, das betriebliche regelmäßig – das heißt mindestens einmal im Jahr – fragte im Handel oder Außendienst von regelmäßigen kompliziert und nachvollziehbar, Gesundheitsmanagement und die Brandschutzorgani- derartige Übungen stattfinden. Übungen dieser Art. sation geben. » ein klares Stärken-Schwächen-Profil ihrer Arbeits- und Gesundheitsschutzorganisation zu gewinnen und grafisch darzustellen, DEKRA.DE/SAFETY-SCORE-ARBEITSSCHUTZ » Handlungsfelder mit Entwicklungsbedarf rasch REGELMÄSSIGE 70 NOTFALLÜBUNGEN IN % zu identifizieren, 67 » Zielvorgaben zu formulieren, 60 » Verbesserungen gezielt und messbar zu steuern, mindestens einmal im Jahr » Trend- und Fortschrittsanalysen im Arbeits- und 54 50 50 keine Notfallübungen 48 Gesundheitsschutz zu erhalten. 47 44 40 weiß nicht 40 Die Unternehmen erhalten durch das präzise Scoring 30 einen aussagekräftigen Rahmen, um Mängel schnell 25 abzustellen und Stärken gezielt auszubauen. Damit 20 verringern sie unter dem Strich Stillstands- und Aus- 10 fallzeiten, verbessern die Mitarbeitergesundheit und 8 6 6 werden als verantwortungsvoller Arbeitgeber wahr- 5 0 Bau, Handwerk, Büro Handel, Außen- Bildung, genommen. Industrie, Lager dienst Gesundheit Ein Blick auf den Status des Arbeitsschutzes 8 9
GASTBEITRAG GASTBEITRAG GROSSE POTENZIALE DURCH GESUNDE MITARBEITER Durch den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und den Produktivitäts- druck rücken Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter zunehmend in das Blick- feld der strategischen Unternehmensführung. Als Königsweg gilt das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) : Es greift alle Maßnahmen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie für das Wohlbefinden der Belegschaft am Arbeitsplatz auf und führt diese zielgerichtet zusammen. Was dabei in der Regel wenig hilft, ist das Gesundheit ist das Ziel des BGM Gießkannenprinzip. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Bereichen bezüglich der Flexibilität ihres Einsatzes, der ständigen guter Weg ist es, zum Zweck einer gezielten Analyse auch „Gesundheit vorleben“. Es hat sich bewährt, im Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und Betriebliches Erreichbarkeit und zunehmend beschleunigter Arbeits- Daten in einer Mitarbeiterbefragung zu erheben. Unternehmen einen Steuerkreis „Gesundheit“ zu instal- Eingliederungsmanagement (BEM) haben Maßnah- abläufe. Umso wichtiger ist ein erfolgreiches und Neben den direkten Akteuren im Arbeitsschutz, der lieren, der aus Mitgliedern der obersten Leitung, der men der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) nachhaltiges Betriebliches Gesundheitsmanagement Arbeitsmedizin und der Gesundheitsförderung müssen Personalvertretung und den Akteuren des Arbeits- und ein großes Potenzial zur Förderung des Wohlbefindens (BGM), in dessen Rahmen die sich verändernden Be- in ein funktionierendes BGM auch Verbindungen zu Gesundheitsschutzes (mindestens Betriebsarzt, Sicher- der Mitarbeiter – und damit für die Leistungsfähigkeit dingungen berücksichtigt und Maßnahmen getroffen anderen Abteilungen, wie zur Personalabteilung als heitsfachkraft) bestehen sollte. des ganzen Unternehmens. Derartige Maßnahmen be- werden, um die Gesundheit der Mitarbeiter effektiv zu Ansprechpartner für die Mitarbeiter oder zum Einkauf treffen meist Bewegung, Ernährung und Entspannung, fördern und langfristig zu erhalten. Das Ziel des Ge- bezüglich der Beschaffung ergonomischer Arbeitsmit- Der Schwerpunkt eines Betrieblichen Gesundheits- hier insbesondere ein gezieltes Stressmanagement im sundheitsmanagements sind gesunde und motivierte tel, einbezogen werden. managements wird sich in den kommenden Jahren Rahmen der Arbeitstätigkeit. Mitarbeiter, die genügend Ressourcen besitzen, um Zwei Grundsätze sind zum Aufbau eines gelebten zunehmend in Richtung der Bewältigung psychischer mit den diversen Belastungen kompetent umzugehen, BGM zu beachten: Es müssen eindeutige Verantwort- Belastungen bewegen. Obwohl nach wie vor schwere Es kommt darauf an, die Gestaltung der Verhältnisse, wie zum Beispiel unsicheren Arbeitsplätzen, Zeitdruck, lichkeiten festgelegt werden und die oberste Führung und tödliche Arbeitsunfälle zu beklagen sind, ist der die die Arbeit prägen, mit der Förderung eines gesund- geringen Handlungsspielräumen und Informationsflut muss hinter den Zielen des BGM stehen, das heißt traditionelle Arbeits- und Gesundheitsschutz Opfer des heitsgerechten individuellen Verhaltens zu verzahnen. durch ständige Erreichbarkeit. eigenen Erfolgs: Die Unfallzahlen sinken kontinuierlich, Das sogenannte TOP-Prinzip des Arbeitsschutzes gilt stattdessen nehmen Fehlzeiten und Frühberentungen auch im BGM: Kennzahlen können aufzeigen, an welcher Stelle und aufgrund psychischer Faktoren zu. Dies ist die Kehr- durch welche Aktivitäten am ehesten Verbesserungen seite der vielbeschworenen „New Work“, in der eine » An erster Stelle steht eine menschengerechte erzielt werden können. Es ist in der Regel wenig sinn- Wertschöpfung in immer kürzeren Zyklen erfolgen soll. Gestaltung der Technik voll, im Gießkannenprinzip alle Arten von Maßnah- Andererseits können gut aufgesetzte digitale Maß- » Dann folgt eine gute Organisation der men der Gesundheitsförderung über alle Mitarbeiter nahmen der Gesundheitsförderung den Beschäftigten Arbeitsabläufe auszuschütten, ohne den individuellen Bedarf zu prü- helfen, die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt » Idealerweise werden diese Ansätze ergänzt durch fen: ob beispielsweise die Mitarbeiter in der Produktion besser zu bestehen. ein gesundheitsbewusstes Verhalten der Personen in arbeitsbedingt anderen physischen oder psychischen diesem Arbeitssetting Belastungen ausgesetzt sind als die Büromitarbeiter. --------- DR. KARIN MÜLLER Kennzahlen im BGM können betrieblich erhobene Indi- In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen katoren wie Fehlzeiten, Fluktuation oder auch die Pro- Leiterin des Bereichs „Mensch & Gesundheit“ an die Mitarbeiter stetig gestiegen, insbesondere duktivität einer Produktionsabteilung sein. Ein ebenso bei DEKRA 10 11
SICHER DURCH DIE PANDEMIE SICHER DURCH DIE PANDEMIE DEKRA/FORSA UMFRAGE Sicheres Arbeiten vor dem Covid-19-Hintergrund stellt Oberste Maxime ist es dabei stets, die Beschäftigten eine große Herausforderung an die gesamte Arbeits- bestmöglich vor dem Virus zu schützen. Die DEKRA schutzorganisation dar. Die vom Bundesministerium Befragung durch forsa hat sich auch diesem Themen- HOMEOFFICE – für Arbeit und Soziales und den Arbeitsschutzaus- komplex gewidmet. Dabei zeigte sich unter anderem, schüssen beim Bundesarbeitsministerium unter Ko- dass seit Beginn der Corona-Pandemie 78 Prozent der ordination der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Befragten weiterhin (auch) am Arbeitsplatz im Betrieb FLUCH UND SEGEN Arbeitsmedizin erstellte SARS-CoV-2-Arbeitsschutz- tätig sind. 32 Prozent arbeiten (auch) im Homeoffice, regel enthält zu diesem Zweck zahlreiche technische, zehn Prozent an anderen Orten wie zum Beispiel im organisatorische und personenbezogene Maßnah- Außendienst oder auf Baustellen. Das Homeoffice nut- men: So zum Beispiel, dass in der Firma ein direkter zen vor allem diejenigen, die normalerweise in einem Kontakt der Mitarbeiter untereinander im Idealfall zu Büro arbeiten. Von den Arbeitern beziehungsweise vermeiden ist. Und dass andernfalls entsprechende den Befragten aus den Bereichen Handel und Außen- Schutzausrüstung bereitgestellt wird. Oder dass Büro- dienst sowie Bildung und Gesundheit arbeitet kaum Das Virus SARS-CoV-2 hat auch die Arbeitswelt vieler Menschen in hohem Maße arbeiten gänzlich im Homeoffice stattfinden sollten. jemand im Homeoffice. verändert. Wenn möglich, wurden geeignete Bereiche ins mobile Arbeiten – oft Homeoffice genannt – verlagert. Doch unabhängig davon, wo die Mitarbeiter tätig Gut geschützt in der Firma wie im Homeoffice sind: In der Firma wie zu Hause müssen Unternehmen den Arbeitsschutz in Pandemie- Zeiten um betriebliche Maßnahmen zum Infektionsschutz ergänzen. Und das ist, wie die Was den Schutz vor einer möglichen Infektion mit bestmöglich vor einer Infektion mit dem Corona-Virus DEKRA Befragung durch forsa zeigt, in vielen Betrieben gut gelungen. Doch die Arbeit dem Corona-Virus am Arbeitsplatz anbelangt, gibt zu schützen, geben allerdings Befragte, die im Bereich die große Mehrheit der Befragten (95 Prozent) an, ihr Bildung und Gesundheit arbeiten (Krankenhaus, Arzt- für die Firma in den eigenen vier Wänden bringt auch noch eine Reihe ganz anderer Unternehmen habe zusätzliche Hygienemaßnahmen praxis, Schule oder Kindertagesstätte), seltener an als Aufgaben und Probleme mit sich, die es zu lösen gilt. wie bereitgestelltes Desinfektionsmittel, Maskenpflicht Befragte aus einem anderen Arbeitsumfeld. oder regelmäßiges Lüften ergriffen. Dass sie, wenn sie frei wählen könnten, bevorzugt Insgesamt fühlen sich 73 Prozent der Arbeitnehmer an nicht am Arbeitsplatz im Betrieb, sondern lieber im ihrem Arbeitsplatz sehr gut vor einer Infektion mit dem Homeoffice arbeiten würden, um sich noch besser ge- Corona-Virus geschützt und 72 Prozent geben an, schützt zu fühlen, geben im Durchschnitt 38 Prozent dass die Reinigungsmaßnahmen ausreichend sorgfäl- der Befragten an. Mit 45 Prozent würden sich vor al- tig und hygienisch erfolgen. Bei 65 Prozent wurden lem jüngere, unter 35 Jahre alte Befragte etwas häufi- bauliche oder organisatorische Veränderungen vor- ger für die Arbeit im Homeoffice entscheiden. 97 Pro- ARBEITSORT WÄHREND DER genommen, wie beispielsweise vergrößerte Abstände zent derjenigen, die (auch) im Homeoffice arbeiten, 100 CORONA-PANDEMIE IN % zwischen den Arbeitsplätzen und Trennscheiben oder fühlen sich dort sehr gut vor einer Infektion mit dem individuelle Arbeitsmittel eingeführt. Dass ihr Arbeit- Corona-Virus geschützt. 90 93 am Arbeitsplatz im Betrieb geber alles Notwendige getan hat, um die Mitarbeiter 80 im Homeoffice 81 78 an anderen Orten 70 71 (Außendienst, Baustellen etc.) Infektionsschutz ist Routine 60 54 50 40 32 30 20 16 15 10 12 10 5 4 0 Bau, Handwerk, Büro Handel, Außen- Bildung, Industrie, Lager dienst Gesundheit 12 13
SICHER DURCH DIE PANDEMIE GASTBEITRAG Homeoffice/mobiles Arbeiten: Risiken erkennen Die Corona-Krise hat für einen gewaltigen Umbruch in zeiten abgefragt. So hat rund jeder dritte Befragte – PANDEMIE-SCHUTZ AM ARBEITSPLATZ der bisherigen Arbeitswelt gesorgt: Homeoffice wur- Frauen etwas häufiger als Männer – aufgrund der Ar- de in vielen Unternehmen zu einem Thema, das Wirt- beit im Homeoffice gesundheitliche Probleme wegen schaft und Gesellschaft auch nach der Krise weiter eines mangelhaften, nicht ergonomischen Arbeitsplat- begleiten wird. Welche Auswirkungen oder Probleme zes. Die Betroffenen leiden also beispielsweise unter mit der Arbeit im Homeoffice konkret verbunden sind, Verspannungen, Rücken- oder Kopfschmerzen (36 macht die DEKRA Befragung durch forsa ebenfalls Prozent). Das verwundert nicht, denn mit 79 Prozent deutlich. sitzt die große Mehrheit der befragten Arbeitnehmer im Rahmen der aktuellen beruflichen Tätigkeit täglich Die Corona-Pandemie hat die meisten Betriebe völlig unvorbereitet getroffen. Zunächst einmal halten 84 Prozent der Befragten, die vor einem Computerbildschirm. Das macht gesundes und sicheres Arbeiten zu einer Aufgabe, die schwieriger derzeit (auch) im Homeoffice arbeiten, die Gefahr, geworden, aber nicht unlösbar ist. sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, durch die Weitere interessante Zahlen: 34 Prozent der Befragten Arbeit zu Hause für deutlich geringer. Ähnlich viele haben mit fehlender beziehungsweise unzulänglicher (82 Prozent) finden es gut, dass sie sich den Weg zum Arbeitsausstattung wie einem zu kleinen Bildschirm Büro sparen können. Jeweils 67 Prozent bewerten es oder instabilem Internet zu kämpfen. 32 Prozent be- Die Unternehmer müssen vor dem SARS-CoV-2-Hinter- Was in der Praxis häufig vernachlässigt wird, ist die als positiv, dass sie im Homeoffice auch in gemütlicher richten über längere oder für sie eher untypische grund alle Prozesse systematisch durchleuchten und Erneuerung oder Anpassung der Gefährdungsbeurtei- Kleidung arbeiten oder sie ihre Arbeitszeit flexibel ein- Arbeitszeiten etwa am Abend oder am Wochenen- auf den Prüfstand stellen, um ihrer wichtigsten Arbeit- lung, beobachten DEKRA Experten. Sie ist für den teilen können. 46 Prozent geben an, dass sie sich im de. Mit Störungen durch die Wohnsituation oder den geberpflicht nachkommen zu können: die Gesundheit Gesetzgeber das zentrale Element des betrieblichen Homeoffice besser konzentrieren können als im Büro. Alltag zum Beispiel durch die Familie, die Nachbarn ihrer Mitarbeiter zu schützen. Wichtig ist es, neben Arbeitsschutzes. Für jeden Arbeitsplatz-Typ im Unter- Auf der anderen Seite fehlt 71 Prozent der persönli- oder den Lärm von außen müssen 30 Prozent klarkom- den typischen Covid-19-Maßnahmen auch Gefähr- nehmen muss beurteilt werden, welche Risiken für den che Kontakt zu den Kollegen und 23 Prozent die Auf- men. Von Störungen aufgrund eines fehlenden, klar dungsbeurteilungen und Unterweisungen an die neue Arbeitnehmer davon ausgehen können. Die Ergebnis- merksamkeit ihres Arbeitgebers. abgegrenzten Arbeitsbereichs beziehungsweise eines Situation anzupassen. Nachdem Covid-19 zur Pande- se dieser Analyse sind die Grundlagen für alle weite- separaten Arbeitszimmers berichten 27 Prozent. Pro- mie erklärt wurde, haben sich zahlreiche Maßnahmen ren Maßnahmen, technischen Prüfungen und Empfeh- Daneben wurden auch zahlreiche Aspekte vor allem bleme mit der IT-Ausstattung und Software haben 21 etabliert, wie sie auch DEKRA selbst konzernweit um- lungen. Gefragt sind Arbeitssicherheitsfachkräfte und in Sachen Gesundheit, Arbeitsausstattung und Arbeits- Prozent. setzt: Arbeitsmediziner gleichermaßen: Denn die Schutz- maßnahmen betreffen organisatorische, technische » Reiseverbote und medizinische Maßnahmen. » Reduzierung der Anzahl der Mitarbeiter in den AUSWIRKUNGEN DER ARBEIT IM HOMEOFFICE IN % Büroräumen/mobiles Arbeiten („Homeoffice“) Ebenso aktualisiert werden muss die jährliche Unter- » Kommunikation mit Führungskräften und Beleg- weisung für alle Mitarbeiter. DEKRA setzt konzernweit schaft auf eine zusätzliche Unterweisung, die alle Mitarbei- 18 Frauen Probleme mit der IT-Ausstattung » Überarbeitung der Gefährdungsbeurteilungen ter im richtigen Verhalten im Umgang mit der Pande- 23 Männer » PSA-Beschaffung mie schult. 25 » Mitarbeiter-Unterweisungen, zum Beispiel Eine aktuelle Entwicklung: Während der Dauer des fehlende Wahrnehmung durch ... 22 zu den AHA-Regeln zweiten Lockdowns wirken sich die allgemeine psy- » Umgang mit Risiko-Personengruppen chische Belastung und gedrückte Stimmung auch zu- kein klar abgegrenzter 29 Arbeitsbereich 25 » Regelungen zum Verhalten bei Verdachtsfällen nehmend im beruflichen Kontext aus. Hier müssen Führungskräfte gezielt ihre Skills im Führen von virtu- Störungen durch die Wohnsituation 31 ellen Teams weiterentwickeln, um mentale Stärke und 30 Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Bewährt haben Längere Arbeitszeiten oder 28 sich auch spezielle Beratungsangebote für besonders Arbeiten zu ... 34 belastete Mitarbeiter, die vertraulich und auf Wunsch anonym bei erfahrenen Psychologen in Anspruch ge- 38 fehlende Arbeitsausstattung 31 nommen werden können. 41 gesundheitliche Probleme 32 --------- FATIH YILMAZ Leiter DEKRA Konzern 0 10 20 30 40 50 Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz (EHS) 14 15
GESUNDHEITSPRÄVENTION Motivierte, gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind für Unternehmen das Grund- kapital. Betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung helfen, dieses Gut zu sichern. Das gilt erst recht, wenn diese präventiven Maßnahmen dauerhaft und systema- tisch durchgeführt werden. Allerdings zeigt die DEKRA Befragung durch forsa, dass im Schnitt nur jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland in den Genuss solcher Angebote kommt. Auch die Beurteilung psychischer Belastungen wird nicht in dem Maße durch- geführt, wie es eigentlich wünschenswert wäre und gesetzlich vorgeschrieben ist. Rücken- und Entspannungskurse? Stressmanage- Arbeitsplatzgestaltung beziehungsweise Koopera- ment? Oder lieber Walking? Nein, hier geht es nicht tionen mit Sport- oder Fitnessstudios. Bei jeweils 22 um Überlegungen zur Freizeitgestaltung nach Büro- Prozent bietet der Arbeitgeber den Mitarbeitern schluss. Vielmehr zeigt dies, wie vielfältig Unterneh- gesundes Kantinenessen oder Entspannungskurse, men heutzutage die Gesundheit und das Wohlbefin- Stressmanagement oder Massagen an. den ihrer Mitarbeiter fördern und sie proaktiv zu einer 18 Prozent können Rückenkurse oder Walking-An- gesunden Verhaltensweise anregen können. Diese gebote in Anspruch nehmen, 14 Prozent andere Investition macht sich schnell bezahlt. Denn gesunde Sportangebote, 13 Prozent Ernährungskurse oder Er- Arbeitnehmer fallen seltener aus, sind produktiver und nährungsberatung, zehn Prozent Kurse zur Tabakent- steigern die Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus wöhnung sowie andere Hilfs- und Beratungsangebote. erhöhen Arbeitgeber durch entsprechende Angebote ihre Attraktivität. Gegenüber der vergleichbaren Befragung von 2017 bedeuten diese Zahlen keinerlei Verbesserungen, Zahlreiche Firmen haben schon erkannt, welch wert- teilweise wurden die Angebote eher noch zurückge- vollen Beitrag betriebliche Gesundheitsförderung zu fahren. Für Befragte aus den Arbeitsumfeldern Bau, einem nachhaltigen Unternehmenserfolg leistet. Doch Handwerk, Industrie und Lager beziehungsweise Büro die jeweiligen Maßnahmen – das unterstreicht die gab es häufiger Angebote als für Befragte im Handel, DEKRA Befragung durch forsa – könnten intensiver Außendienst oder dem Bereich Bildung und Gesund- betrieben werden. heit. Durchschnittlich 36 Prozent der Befragten sagen, dass ihr Arbeitgeber keinerlei Maßnahmen der be- So geben 31 Prozent der Arbeitnehmer an, dass ihr trieblichen Gesundheitsförderung anbietet – in den Arbeitgeber Vorsorgeuntersuchungen zum Beispiel Arbeitsfeldern Bildung und Gesundheit sowie Handel bei Bildschirmarbeit anbietet. Bei jeweils 28 Prozent und Außendienst sind es sogar 46 beziehungsweise der Arbeitnehmer gibt es eine gesundheitsfördernde 62 Prozent. IM UNTERNEHMEN GIBT ES KEINE MASSNAHMEN ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN % DEKRA /FORSA UMFRAGE Büro 28 Bau, Handwerk, Industrie, Lager 35 GESUNDHEIT ZU Bildung, Gesundheit 46 Handel, Außendienst 62 10 20 30 40 50 60 70 0 OFT NEBENSACHE 16 17
GESUNDHEITSPRÄVENTION GESUNDHEITSPRÄVENTION Psychische Belastung wird häufig ignoriert Im Hinblick auf die gesetzlich vorgeschriebene Beur- Das erstaunt, angesichts der im Arbeitsschutzge- teilung psychischer Gefährdungen am Arbeitsplatz setz ausdrücklich vorgeschriebenen Verpflichtung. gibt es ebenfalls Nachholbedarf. Lediglich 26 Prozent Psychischer Stress kann fatale Folgen haben: Burn-out, der Befragten sagen, dass es im Betrieb eine psychi- Depression oder Rückenleiden sind die häufigsten sche Gefährdungsbeurteilung gegeben habe. Bei Gründe für besonders lange krankheitsbedingte Fehl- einer Mehrheit von 59 Prozent ist dies nicht der Fall. zeiten von Mitarbeitern. Auch die Wahrscheinlichkeit Gegenüber 2017 bedeutet dies ebenfalls eine leichte von Unfällen wächst bei zu großem Stress. Verschlechterung um sieben Prozent. PSYCHISCHE GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG IM BETRIEB 16 % weiß nicht 26 % Die betriebsärztliche Betreuung ist ein wichtiger Baustein findet statt 59 % findet nicht statt Wie ernst dieses Thema zu nehmen ist, zeigt sich auch ein wie die körperliche Belastung. Und dass gegen daran, dass 88 Prozent der Befragten meinen, der ne- die hohen Fehlzeiten durch psychische Krankheiten im gative psychische Stress in der Arbeitswelt würde ten- Rahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes mehr denziell zunehmen. 71 Prozent stufen die psychische unternommen werden muss, halten 80 Prozent der Be- Belastung im Unternehmen höher oder genauso hoch fragten für erforderlich. NEGATIVER PSYCHISCHER STRESS IN DER ARBEITSWELT NIMMT TENDENZIELL ZU 1% 3% „weiß nicht“/unbekannt überhaupt nicht 8% eher nicht 88 % „eher“/„voll und ganz“ Das Angebot einer betriebsärztlichen Untersuchung Handel und Außendienst seltener als Befragte aus an- hat rund die Hälfte der Arbeitnehmer schon einmal deren Arbeitsbereichen schon einmal beim Betriebs- in Anspruch genommen. Unter 35-Jährige waren sel- arzt. Der Präventionsgedanke sollte also auch hier Der psychische Stress am Arbeitsplatz nimmt zu tener als über 35-Jährige, Beamte seltener als Arbei- durchaus noch mehr an Bedeutung gewinnen – zum ter und Angestellte sowie Befragte aus dem Bereich Vorteil der Arbeitnehmer ebenso wie der Arbeitgeber. 18 19
GASTBEITRAG GASTBEITRAG GEHT’S NOCH? Fehl- zeiten HEUTE PSYCHISCHE S ic h er he it GEFÄHRDUNGEN Gesundheit Jahre Typische Entwicklung der Fehlzeiten aufgrund von Unfällen Typische Entwicklung der Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen Bereits vor der Corona-Pandemie nahmen Arbeitsunfähigkeitszeiten aufgrund psychi- © DEKRA SE, eigene Abbildung, schematische/vereinfachte Trends scher Erkrankungen erheblich zu. Und die pandemiebedingten zusätzlichen Effekte sind dabei noch nicht abzusehen. Unternehmen müssen sich vermehrt nicht nur um Unfallfrei- Konzepte, die die psychische Gesundheit fördern, stei- bewältigen oder Konfliktsituationen zu meistern, wird gern die Produktivität und reduzieren Fehlzeiten mit die Gesundheit der Beschäftigten insgesamt verbes- heit, sondern auch um die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten kümmern. Ge- allen Begleiterscheinungen: zum Beispiel indirekter sern. Auch eine Weiterentwicklung der Führungskom- sunde Beschäftigte sind resilienter, motivierter, produktiver und weisen natürlich weniger Kosten für die Überbrückung durch Aushilfen oder petenzen von Führungspersonal wirkt sich aus. Fehlzeiten auf. Vertretungen, der Suche nach Ersatz sowie zusätzli- DEKRA beobachtet, dass immer mehr Unternehmen cher Personalverwaltung. Auch wenn die Ursachen für auch wegen der aktuellen Coronakrise gesundheits- psychische Erkrankungen oft nicht nur in dem direkten fördernde Programme für die Beschäftigten einführen Die langfristigen Folgen der Pandemie für die psychi- berichten hier von weiteren Reduzierungen der Unfall- Arbeitsumfeld zu suchen sind, besteht bei Beschäftig- wollen. Dieser Trend rückt Workplace Wellbeing stär- sche Gesundheit der Beschäftigten werden erheblich quoten um rund 50 Prozent in zwei bis drei Jahren. ten doch immer eine direkte Wechselbeziehung zwi- ker in den Vordergrund. Das Ziel ist hier die Unterstüt- sein, warnen Experten. Ersten Erkenntnissen zufolge schen eigenem Wohlergehen und Arbeitsumfeld. zung von Beschäftigten und deren Führungskräften, nimmt das Risiko für Depressionen, Angsterkrankun- Trotz dieser Maßnahmen sind Arbeitnehmerinnen um ihr Wohlbefinden und damit ihre individuelle Pro- gen, Belastungsstörungen und Suchtverhalten zu. und Arbeitnehmer in Deutschland aber immer länger Erfahrungen aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz duktivität zu steigern. Wellbeing-Programme berück- Mehr als ein Drittel der Unternehmen in Deutschland arbeitsunfähig. Zwischen 2007 und 2019 ist beispiels- belegen, dass in Bezug auf die psychische Gesundheit sichtigen neben physischer und psychischer Leistungs- rechnet laut Studien mit negativen Auswirkungen auf weise die durchschnittliche Zahl an Arbeitsunfähig- pragmatische und effektive Maßnahmen eingeführt fähigkeit auch soziale Aspekte. das Wohlbefinden der Arbeitnehmerinnen und Arbeit- keitstagen pro Beschäftigten um besorgniserregende und umgesetzt werden können. So konnten DEKRA nehmer. 34 Prozent gestiegen. Inzwischen sind Beschäftigte Kunden durch eine Verbesserung der Sicherheits- und Entscheidenden Einfluss auf den Erfolg haben die pro- durchschnittlich an 10,9 Tagen pro Jahr arbeitsun- Führungskultur sowie durch Maßnahmen im Bereich fessionelle Bewertung der Ausgangssituation sowie Aufgrund der intensiven und langjährigen Bemühun- fähig (2019), Tendenz weiter steigend (Quelle: Sta- der sogenannten Human Performance Reliability signi- die Auswahl und Umsetzung wirksamer Maßnahmen. gen von Arbeitgebern, Sozialpartnern und Gesetzge- tistisches Bundesamt 2021). Der durchschnittliche fikante und messbare Fortschritte erzielen. bern hat die Anzahl von Arbeitsunfällen in Deutsch- Krankenstand in Unternehmen stieg dabei ebenfalls. DEKRA hat beispielsweise in den vergangenen Jahren land über viele Jahre einen rückläufigen Trend. Zwischen 2010 und 2019 hat sich der Krankenstand Diese Methoden und Erkenntnisse lassen sich auf die Dienstleistungen aufgebaut, die eine einfache (digita- Ermöglicht wurde dieser Rückgang durch Strategien, von 3,7 Prozent auf 4,2 Prozent erhöht (Quelle: DAK Aspekte der psychischen Gesundheit anwenden. Wer le) und dabei wissenschaftlich fundierte Beurteilung die auf eine Kombination technischer, organisatori- Gesundheitsreport 2020). Mitarbeiter zum Beispiel befähigt, Stress besser zu der psychischen Gefährdung am Arbeitsplatz ermög- scher und personenbezogener Maßnahmen setzen. lichen und basierend darauf Maßnahmen identifizie- Ein Treiber für die steigenden Ausfalltage der Beschäf- ren, die tatsächlich messbare Erfolge erzielen. DEKRA Betrachtet man nur die letzten fünf Jahre, erkennt man tigten sind psychische Erkrankungen. So haben sich die unterstützt Unternehmen auch bei der Einführung und aber eine Stagnation in der Verbesserung des Unfall- Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen und Umsetzung dieser festgelegten Maßnahmen und der geschehens. Unternehmen begründen eine Stagna- Verhaltensstörungen in den letzten 15 Jahren mehr Messung ihrer Wirksamkeit. tion und das verbleibende Unfallaufkommen häufig als verdoppelt. Durchschnittlich waren Beschäftigte mit dem Verhalten der Beschäftigten oder mit mensch- im Jahr 2019 in Deutschland an 2,6 Tagen aufgrund --------- SEBASTIAN BARTELS lichem Versagen. Nach Erfahrungen von DEKRA kann psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig. Psychisch man die Unfallzahlen durchaus weiter reduzieren, erkrankte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind Senior Vice President DEKRA Group, wenn man die richtigen Instrumente und Methoden zudem mit durchschnittlich 35 Krankheitstagen deut- Leiter Globale Business Line HSE & für eine bessere Sicherheits- und Führungskultur ein- lich länger krankgeschrieben als körperlich erkrankte Sustainability setzt und ein Verständnis für kognitive und sogenann- (Quelle: DAK Gesundheitsreport 2020). te menschliche Faktoren entwickelt. DEKRA Kunden DEKRA.DE/DE/PSYCHISCHE-GEFAEHRDUNGSBEURTEILUNG 20 21
GASTBEITRAG GASTBEITRAG DER MENSCHLICHE TRAINING FÜR MEHR ZUVERLÄSSIGKEIT Schulungsmaßnahmen tragen zur Erhöhung der Zuverlässigkeit bei. DEKRA hat hierfür mehrere Ansätze FAKTOR entwickelt. Diese Schulungen reduzieren das Risiko menschlicher Fehler bei der Arbeit und gewährleis- ten so einen hohen Mehrwert in Bezug auf die Sicherheit. » Der „Making Safe Decisions“-Ansatz ermöglicht es, ein gemeinsames Verständnis darüber zu entwickeln, wie wichtige Aufgaben am besten zu bewältigen sind » Das Training „Controlling Brain-Centered Hazards“ verdeutlicht Führungskräften, wie wichtig es ist, Arbeitsumgebungen, Betriebsabläufe und das Risikomanagement so optimal wie möglich auf die Manche Arbeitsunfälle und Unglücke geschehen, obwohl definierte technische, organi- Funktionsweise des menschlichen Gehirns abzustimmen satorische und personenbezogene Sicherheitsmaßnahmen eingeführt sind. Als Ursache » Das „Building Shiftwork Vitality“-Training zeigt auf, mit welchen Maßnahmen Ermüdungsrisiken wird dann „menschlicher Fehler“ angenommen. Eine Ursache dafür ist in der Funktions- insbesondere auch im Schichtdienst zu vermeiden sind weise des menschlichen Gehirns zu finden. Spezielle Trainings- und Führungsmethoden zur Verbesserung der Arbeitssysteme können das Risiko minimieren. Details, ruft Informationen genauer ab und geht Auf- Um ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Unfallfrei- gaben analytisch an. heit zu ermöglichen, sind daher andere Meldungen er- Unternehmen verfügen heute über zahlreiche techni- nur den Unfallopfern oder denjenigen zugeschrieben, forderlich. Zum Beispiel: „Nehmen Sie sich die notwen- sche, organisatorische und personenbezogene Maß- von denen angenommen wird, dass sie sie verursacht Die Erfahrung hat gezeigt, dass schnelles Denken den dige Zeit, damit Sie die Arbeit beim ersten Mal richtig nahmen, um das Sicherheitslevel stets auf einem hohen haben. Es können aber auch Führungsfehler oder Ver- größten Teil der Wachzeit einer Person dominiert (ab- erledigen.“ Diese Nachricht signalisiert dem mensch- Niveau zu halten. Trotzdem kommt es immer wieder zu sehen sein, die zum Unfall geführt haben. hängig von der Art der geleisteten Arbeit), da es sie lichen Gehirn, die anstehenden Arbeiten sorgfältig zu schweren oder tödlichen Unfällen sowie Beinaheunfäl- durch die Routinen eines Tages führt. Da langsames überdenken und sich auf die korrekte Ausführung zu len mit möglicherweise fatalen Folgen. Die Erklärung Die neurowissenschaftliche Forschung liefert ein Erklä- Denken mehr Energie erfordert, sparen die Menschen konzentrieren, anstatt nur das Tempo im Auge zu be- dafür: Das Arbeitssystem ist nicht auf den menschlichen rungsmodell für Leistungsfehler beim Menschen und durch schnelles Denken Energie – besonders wenn sie halten. Faktor abgestimmt. Ausgangspunkte zur Vermeidung solcher Unfälle. Das müde werden. Modell unterscheidet zwei Funktionen des menschli- Experten sind sich einig, dass eine ganzheitliche Sicht Die Ursache für Fehler sind häufig Lücken im Sicher- chen Gehirns. Zu diesem Zweck hat DEKRA ein Konzept Was ist zu tun? Die Entscheidungen von Führungskräf- auf das Arbeitsumfeld notwendig ist, um das Risiko- heitsmanagementsystem des Unternehmens, bei denen entwickelt, das den Hintergrund vereinfacht darstellt ten haben erhebliche Auswirkungen auf die Arbeits- potenzial gering zu halten. Schulung, Ausbildung, es an Übereinstimmung mangelt, wie Personen Infor- und Maßnahmen zur Vermeidung von Gefahren er- kultur und Organisation in einem Unternehmen. Ein Arbeitsbelastung, Organisation, Kommunikation, Er- mationen verarbeiten, aller Beteiligten Entscheidungen möglicht: das „Brain Centric Reliability®“-Konzept . einfaches Beispiel: Wenn Führungskräfte verlangen, müdungspotenzial und Schichtarbeit sowie die Gestal- treffen und wichtige Maßnahmen am Arbeitsplatz er- Um dies zu veranschaulichen, nennen wir die Subsyste- dass eine Aufgabe „so schnell wie möglich“ erledigt tung des Arbeitsplatzes: All dies kann Entscheidungen greifen. Dieser Aspekt der Informationsverarbeitung me des Gehirns Fast Brain und Slow Brain. Sie stehen wird, schaffen sie bereits einen Ausgangspunkt für ris- und Handlungen am Arbeitsplatz beeinflussen und bestimmt, wie Mitarbeiter betriebliche Aufgaben auf für unbewusste oder reflexartige Handlungen (Fast kantes Verhalten. Weil Stress aufgrund von Zeitdruck bestimmen, wie der Mitarbeiter mit seiner Umgebung sichere und zuverlässige Weise ausführen. Brain) sowie für Handlungen und Entscheidungen, die dazu führt, dass der Beschäftigte die Aufgabe mit dem interagiert. ganz bewusst stattfinden (Slow Brain). „schnellen Gehirn“ ausführt, verlässt er sich auf seine Eine Analyse von DEKRA zeigt, dass in 80 Prozent der Routinen und wird daher „blind“ für mögliche Fehler. untersuchten Unfälle und Beinaheunfälle diese mensch- Menschen verwenden das „schnelle Gehirn“, wenn sie --------- DAVID MUSGRAVE lichen Faktoren einen relevanten Beitrag geleistet ha- Routineaktionen wie Laufen, routinemäßiges Fahren Eine geleistete Arbeit ist nicht gleichbedeutend mit Vice President, DEKRA Organizational ben. Diese Faktoren werden als „gehirnzentrierte“ Ge- oder Akkordarbeit ausführen. Schnelles Denken im fehlerfreier Leistung und sicheren Arbeitspraktiken. Safety & Reliability fahren bezeichnet und sind Vorläufer für sogenannte Gehirn ist nützlich, wenn die Person mit einer gut ge- Leistungsfehler, die durch natürliche Prozesse des übten Aufgabe beschäftigt ist. Es kann aber auch zu menschlichen Gehirns verursacht werden. einer gefährlichen Situation führen: Wenn die Umstän- de nicht identisch sind, können spontan und unbewusst Es gibt auch ein Phänomen: Je öfter eine Person eine „falsche“ Maßnahmen ergriffen werden. Die meisten Aufgabe ohne Unfall ausführt, desto geringer bewertet schweren Arbeitsunfälle ereignen sich, wenn sich das man unterbewusst das Risiko der Aktivität. Die tägliche Gehirn in diesem „Standard-Routinemodus“ befindet. Erfahrung bestätigt diese Fehleinschätzung. Wenn es tatsächlich zu einem Unfall kommt, fragen sich Füh- Das sogenannte Slow-Brain-Denken ist dagegen be- rungskräfte und Experten, wie dies geschehen konnte. wusst und berücksichtigt Zusammenhänge. Wenn die Bei den Untersuchungen wird die Schuld dann häufig Person in diesem Modus arbeitet, achtet sie mehr auf 22 23
DIGITALISIERUNG GEFÄHRDUNG HSE-SERVICES UND -METHODEN UNTERWEISUNG UND RISIKOANALYSE IM HOMEOFFICE TRANSFORMATION AUCH ZU HAUSE ALS MEGA-AUFGABE AUF NUMMER SICHER Eine Flut von E-Mails, Chatnachrichten, Tabellen und Wir machen heute das Management der täglichen PDFs erreicht täglich die betrieblichen Akteure. Darun- HSE-Aufgaben so einfach wie die Warenbestellung Ein neues DEKRA Tool ermöglicht es Unternehmen, ihre Mitarbeiter im Homeoffice ter sind viele Informationen, die die Adressaten nach per App.Zum Beispiel können wir heute Geolokatio- oder mobilen Arbeiten zu unterweisen und zugleich eine Einschätzung der Arbeits- eigener Einschätzung gar nicht betreffen. Heute wird nen, Arbeitsprozesse und Klima-Sensorik so zusam- situation vorzunehmen. Neben der Unterweisung erfolgt eine Risikoanalyse, die dies oft als Stand der Technik oder sogar Best Practice menbringen, dass Beschäftigte frühzeitig Arbeitsauf- angesehen. Dabei kann es durch diese parallele, zeit- träge und Warnungen erhalten, wenn beispielsweise Grundlage für eine Gefährdungsbeurteilung sein kann. versetzte und passive Kommunikation zu sicherheits- eine Baustelle „wetterfest“ gemacht werden muss und kritischen Situationen durch Übersehen, Zeitverzug, gefährliche Arbeiten eingestellt werden müssen. Vergessen und Missverständnisse kommen. Gemäß der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung und dem Arbeitsmediziner auf Basis der individuellen Durch eine systematische und datenbasierte Nutzung (§ 2 Abs. 4) muss der Arbeitgeber den Beschäftigten Risikoeinschätzung fachkundig die vorgeschriebene Ein wichtiger Fokus der digitalen Transformation im von Technologie lässt sich die aktive Steuerung der im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten Gefährdungsbeurteilung für den Bereich der mobilen Management von Gesundheitsschutz, Arbeitssicher- betrieblichen Aktivitäten und ihrer Schwerpunkte ein- anbieten, diese Tätigkeiten in der eigenen Wohnung Arbeit im häuslichen Umfeld. heit und Umweltschutz (HSE) muss daher auf einem fach umsetzen. Die Beschäftigten und Führungskräfte auszuführen. Es sei denn, es stehen zwingende Gründe Umdenken und Verändern solcher Vorgehensweisen benötigen heutzutage nicht viel mehr als eine App auf dagegen. Nach den §§ 4 und 12 des Arbeitsschutzge- Lerninhalte betreffen die Gesetzeslage, positive und und Technologie liegen. Personen sind zum Beispiel ihrem mobilen Endgerät. Unternehmen sind damit in setzes muss demnach eine Gefährdungsbeurteilung er- negative Auswirkungen von Homeoffice, Ergonomie heute in der Lage, sicherheitsrelevante Daten und In- der Lage, ihre sogenannte Sicherheitsleistung aktiv zu stellt werden. Außerdem müssen die Mitarbeiter über am Arbeitsplatz, IT-Sicherheit und Datenschutz, Ar- formationen zu erfassen und zu bewerten, bevor sie beeinflussen sowie Unfallzahlen über gezielte und ge- die auftretenden Gefährdungen unterwiesen werden. beitsorganisation im Homeoffice oder beim mobilen überhaupt persönlich anwesend sind. Damit können lenkte Maßnahmen zu reduzieren. Das neue Portal von DEKRA für Unterweisung und Arbeiten sowie virtuelle Meetings. Zur Risikoanalyse wichtige Akteure wie Prüfer oder Berater gezielter Ein weiterer Aspekt der digitalen Transformation er- Selbsteinschätzung (DEKRA macht MOBIL ) ist ein beantworten die Mitarbeiter Fragen zu Arbeitsorga- und effektiver eingesetzt werden. Wichtig ist dabei fordert ein komplettes Umdenken. Anstatt Sicherheit innovatives Werkzeug, das es ermöglicht, zeitlich und nisation, Betriebssicherheit, Klima/Lärm, Beleuchtung, die Erkenntnis, dass traditionelle Software-Systeme im nur digital zu unterstützen wie bei gefährlichen Inspek- räumlich unabhängig die Unterweisungsthemen in Ver- Bildschirmgeräten, Datenschutz und liefern so die HSE-Bereich diese Leistung nicht erbringen können, da tionsarbeiten in Behältern, kann inzwischen auch ein bindung mit der individuellen Risikoerfassung des mobi- Grundlage für die individuelle Gefährdungsbeurtei- sie retrospektiv arbeiten oder auf „Compliance“ aus- Roboter Inspektions- und Materialprüfarbeiten fernge- len Arbeitsplatzes im häuslichen Umfeld zu erarbeiten. lung. Die Befragung dauert rund 45 Minuten und um- gerichtet sind. steuert übernehmen. Damit entfallen dann erhebliche Im Nachgang erstellt oder ergänzt der Arbeitgeber fasst 50 Fragen. DEKRA macht MOBIL nutzt dazu das Risiken für die Beschäftigten und machen sonst notwen- gemeinsam mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit Online-Unterweisungsportal „DEKRA Safety Web“ . Wir haben inzwischen Verfahren und Technologien dige Sicherheits- und Notfallvorkehrungen überflüssig. etabliert, die Führungskräfte, Experten und Beschäftig- te proaktiv in ihren Routinetätigkeiten oder auch selte- Weltweit arbeiten wir bereits mit Unternehmen an der DEKRA-SAFETY-WEB.EU nen Arbeiten sicher und nutzerfreundlich anleiten und aktiven Transformation im HSE und sehen die Erfolge, ihnen Hilfestellungen, Sensordaten oder Warnungen in die sich damit messbar erzielen lassen. Auch wenn Echtzeit bereitstellen. Es entfällt dabei also ein erheb- die digitale Transformation einen erheblichen Beitrag licher Arbeitsaufwand, der zu Unterbrechungen und leisten kann, ist die wichtigste Basis für eine gute Si- Digitale Unterweisung am mobilen Arbeitsplatz Rückfragen führt. cherheitsleistung aber immer die entsprechende Füh- Auch die Verarbeitung zum Beispiel von To-dos oder rungs- und Unternehmenskultur. Daher muss die digita- die sonst übliche Nachbearbeitung und Berichtser- le Transformation immer im Gesamtkontext stattfinden. stellung kann über Technologie automatisiert werden und macht das Versenden der heute üblichen „PDF- Berichte“ überflüssig. Betriebe haben ihr Wissen und --------- SEBASTIAN BARTELS erforderliche Aufgaben in Echtzeit unter Kontrolle Senior Vice President DEKRA Group, und können damit steuernd und taktisch eingreifen. Leiter Globale Business Line HSE & Sustainability 24 25
RISIKOMANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT FACHBEITRAG „BUSINESS RESILIENCE“ IN DER KRISE GEFRAGT ten Produktions- und Lieferbeziehungen steht. Gerade aufgrund der globalen Arbeitsteilung noch umfassen- wenn regionale Wertschöpfungsketten unerwartet deren Risiken ausgesetzt und damit störungsanfälliger BEREIT FÜR DEN ausfallen, können die Risiken für ein Unternehmen als ein regionaler Nahrungsmittelproduzent. Doch noch weitreichender sein, weil regional etablierte Lie- weil das Risikomanagement keine pauschalen Antwor- ferantennetzwerke nicht sofort umgestellt werden kön- ten mehr kennt, sollte sich jedes Unternehmen mit der nen. Grundsätzlich sind Branchen wie Informations- eigenen Krisenanfälligkeit befassen. FALL DER FÄLLE technik, Textil, Maschinenbau oder Fahrzeugtechnik DEKRA.DE/DE/ISO-22301-ZERTIFIZIERUNG Pandemie, Naturkatastrophe, Börsencrash: Wie gut sind Unternehmen und ihr Ge- schäftsmodell auf Krisen vorbereitet? Kein Unternehmen kann sich kritischen Ereig- nissen und plötzlichen Unterbrechungen für das Geschäftsmodell entziehen. Ein neu- es Online-Selbst-Assessment von DEKRA gibt Aufschluss über die Mechanismen, die Organisationen helfen, eine Ausnahmesituation zu überstehen und handlungsfähig zu bleiben. Auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Belegschaft kann in der Krise zum kritischen Baustein werden, wie die Corona-Pandemie zeigt. Nach einer Statistik des McKinsey Global Institute Grundlage von BRIA ist ein Fragenkatalog, der eine (08/2020) wird jedes Unternehmen künftig damit Schnittmenge zentraler Risikoaspekte aus den rele- konfrontiert sein, dass durchschnittlich alle 3,7 Jahre vanten Normen behandelt, wie ISO 22301 (Business die eigene Lieferkette vier Wochen und länger ausfällt Continuity Management), ISO 31000 (Risk Manage- oder massiv beeinträchtigt ist. Die finanziellen Folgen ment, Finance, Supply Chain), ISO 27001 (Informa- solch eines Ausfalls in der Lieferkette werden sich den tionssicherheit) und ISO 45001 (Arbeits- und Gesund- Studienautoren zufolge auf 40 bis 100 Prozent eines heitsschutz). Hinzu kommen noch Aspekte aus dem Jahresgewinns belaufen. Damit lautet die zentrale Qualitätsmanagement zur Unternehmensführung. Führungsaufgabe im Unternehmen, die eigene Wider- Aufgrund der Vielschichtigkeit der weltweiten Risiko- standsfähigkeit gegenüber den neuen Risikopotenzia- lagen ist das Self-Assessment nicht nur auf eine Risi- len neu auszubalancieren. koklasse begrenzt, sondern hilft, die Gefahren einer Betriebsunterbrechung im erweiterten Unternehmens- Das Risiko im Blick: Ohne Notfallpläne geht es nicht Das interdisziplinäre DEKRA Assessment BRIA kontext umfassend einzuschätzen. (Business Resilience Impact Assessment) bietet eine vertiefte und leicht umsetzbare Eigenkontrolle zur Ein- Die Praxis zeigt, dass viele Unternehmen zwar die schätzung der betrieblichen Gefahren und damit zum Notwendigkeit erkennen, ein Business-Continuity-Ma- Fortbestand des Unternehmens. Das Ziel: den Betrieb nagement-System nach ISO 22301 zu implementieren BUSINESS RESILIENCE IMPACT ASSESSMENT (BRIA) auch nach der ersten Schockwelle – zum Beispiel in und zertifizieren zu lassen. Doch in vielen Betrieben der ersten Corona-Pandemie-Welt – im schwierigen laufen parallel noch Initiativen zur IT-Sicherheit oder DIE VORTEILE Fahrwasser zu stabilisieren. zum Arbeitsschutz, um beispielsweise die neuen pan- demiebedingten Homeoffice-Regelungen umzusetzen. » Bestätigung der Fähigkeit, die Geschäftstätigkeit zu schützen und sich durch die BRIA-Prinzipien Das Assessment zeigt anhand von 40 Fragen auf, wie Angesichts dieser rasch zunehmenden Prozessvielfalt schnell zu erholen es um die Belastbarkeit des Geschäfts und der Orga- laufen Unternehmen beständig Gefahr – zulasten » Proaktives Management der Verpflichtungen des Unternehmens nisation steht, falls ein unvorhergesehenes Ereignis eines wirkungsvollen Risikomanagements –, sich zu » Sicherstellen, dass das Geschäft auch bei nicht kontrollierbaren externen Ereignissen auftritt. Der Selbsttest umfasst entscheidende Unter- verzetteln. fortgeführt wird nehmensbereiche: Unternehmensführung, Human Re- » Eine reale Widerstandskraft mit Strategien, um die Krise als Chance zu gestalten sources, IT, Vertrieb, Nachhaltigkeit und Lieferkette Die Lösung von DEKRA ist für jeden Hersteller, Zuliefe- » Demonstration der Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells, um das Vertrauen in die sowie Compliance und Risikomanagement. rer und Dienstleister geeignet, der nicht nur in weltwei- Marke zu fördern 26 27
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