NACH DEM BREXIT Europäische Sicherheitspolitik aus französischer Perspektive - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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PER SPEK T I V E Frankreich unterhält in sicher- heitspolitischen Fragen eine enge Kooperation mit Groß- britannien vor allem im opera- tiven Bereich, während die FR I EDEN U N D SI CH ERH EI T Zusammenarbeit mit Deutsch- land vorwiegend politischer Natur ist. NACH DEM BREXIT Vor dem Hintergrund einer Schwächung des internationa- len Sicherheitssystems entstand Anfang der 2000er-Jahre mit Europäische Sicherheitspolitik dem E3-Format ein neuer Rah- aus französischer Perspektive men für die Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Großbri- tannien und Deutschland. Von Jean-Pierre Maulny September 2020 Über dieses Format könnte Großbritannien auch nach dem Brexit in die europä ischen Sicherheitspolitik einbezogen bleiben.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – nach dem Brexit FR I EDEN U N D SI CH ERH EI T NACH DEM BREXIT Europäische Sicherheitspolitik aus französischer Perspektive
nach dem Brexit Die französische Sicherheitspolitik spielt sich sowohl in tens, gemeinsam mit den anderen EU-Mitgliedstaaten mehr einem nationalen als auch multilateralen Kontext ab. Letz- Einfluss innerhalb der NATO zu gewinnen; zweitens, sich terer umfasst hauptsächlich die Europäischen Union und die stärker an der Gewährleistung der europäischen Sicherheit NATO. In der Vergangenheit hat Frankreich seinen Fokus zu beteiligen, was sich in einer größeren Souveränität Euro- lange auf den nationalen Rahmen gelegt. Ziel war es, seine pas niederschlagen muss, und drittens, sicherzustellen, dass außenpolitische Autonomie zu wahren und seine Sicherheit das Prinzip der Solidarität zwischen den NATO-Mitgliedstaa- mit der eigenen, unabhängigen Atomstreitmacht zu ge- ten seine starke schützende Wirkung auch im Jahr 2020 währleisten. Obwohl sich Frankreich 1966 aus der integrier- beibehält. ten militärischen Kommandostruktur der NATO zurückzog, blieb es Mitglied des Atlantischen Bündnisses, dessen Ver- Gleichwohl ist davon auszugehen, dass Frankreich dem tragsstaat es seit seiner Gründung 1949 ist. Ziel, die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der EU zu stärken, aus politischen Gründen – dem Gemeinsam mit Deutschland hat Frankreich schon vor Ausbau der politischen Union – Vorrang vor einer Stärkung Ende des Kalten Krieges den Wunsch geäußert, im Zuge der NATO einräumen wird. Paris wird daher der EU als Rah- einer politischen Union auch die Verteidigungspolitik in den men zur Stärkung der Sicherheit in Europa den Vorzug ge- Zuständigkeitsbereich der EU aufzunehmen. Zudem war ben. Frankreich maßgeblich an der Neugestaltung der West- europäischen Union (WEU) im Jahr 1984 und zusammen Als Verfechter des Multilateralismus unterstützt Frankreich mit Deutschland an der Begründung der Gemeinsamen zudem die weltweiten Bemühungen um Frieden und Sicher- Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) im Vertrag von Maas- heit der Vereinten Nationen (VN) sowie die Maßnahmen der tricht 1992 beteiligt. Eine echte gemeinsame Außen- und Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Verteidigungspolitik zu entwickeln, zählt seit Anfang der (OSZE) auf regionaler Ebene. Dennoch ist Frankreich in ge- 1980er-Jahre stets zu den wichtigsten Anliegen Frankreichs. wisser Hinsicht von den VN enttäuscht. Obwohl die VN vor Überdies war dieses Ziel einer der Gründe für die Rückkehr allem am fehlenden Konsens der fünf ständigen Mitglieder Frankreichs in die integrierte militärische Kommandostruk- des Sicherheitsrates kranken, ist Frankreich der Ansicht, dass tur der NATO im Jahr 2009, mit der das Land unterstreichen die VN bei der Durchsetzung einer Friedens- und Sicher- wollte, dass sich das europäische Verteidigungsprojekt nicht heitsstrategie mit zu wenig Effizienz und Tatkraft agieren. gegen das transatlantische Bündnis richtet. Die der gesamteuropäischen Sicherheit verpflichtete OSZE Obwohl der französische Präsident Emmanuel Macron die hält Frankreich derzeit für zu schwach und sieht diese zu- NATO im November 2019 als hirntod bezeichnete,1 ist sich dem durch Russland untergraben und in ihrer Entwicklung Frankreich durchaus bewusst, dass es eben diese NATO ist, blockiert. Anfang der 1990er-Jahre hatte Frankreich noch denen die Mehrzahl der EU-Staaten ihre kollektive Sicher- große Hoffnungen in die OSZE gesetzt, welche die gesamt- heit anvertrauen.2 Frankreich verfolgt dabei drei Ziele: ers- europäische Sicherheit vom Atlantik bis zum Ural gewähr- leisten sollte. So stellte sich die Position Frankreichs nach dem Ende des Kalten Krieges zu Zeiten François Mitterrands dar. Mit der Verschlechterung der Beziehungen zu Russland 1 Vgl. Emmanuel Macron warns Europe: NATO is becoming brain- dead. In: The Economist (online), 7.11.2019; www.economist.com/ ab den 2000er-Jahren schwand jedoch allmählich das Inte- europe/2019/11/07/emmanuel-macron-warns-europe-nato-is-beco- resse der französischen Staatschefs an der OSZE. Im Zuge ming-brain-dead der Initiative Macrons zur Wiederaufnahme des Dialogs mit 2 Vgl. die Rede von Staatspräsident Emmanuel Macron zur Verteidi- gungs- und Abschreckungsstrategie vor den Auszubildenden des 27. Russland könnte die OSZE jedoch wieder an Bedeutung ge- Jahrgangs der école de guerre am 7. Februar 2020; www.elysee.fr/ winnen. emmanuel-macron/2020/02/07/discours-du-president-emmanuel- macron-sur-la-strategie-de-defense-et-de-dissuasion-devant-les-sta- giaires-de-la-27eme-promotion-de-lecole-de-guerre 1
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – nach dem Brexit Mit der von Präsident Macron in seiner Rede an der Sor- unterschiedlichen strategischen Kulturen weniger intensiv bonne im September 2017verkündeten Europäischen Inter- als mit Großbritannien. Demgegenüber ist die politische Zu- ventionsinitiative (EI2) sollen mehrere Ziele verfolgt werden. sammenarbeit Frankreichs mit Deutschland jedoch enger als Das erste Ziel ist die Schaffung einer strategischen Kultur jene mit dem Vereinigten Königreich. in Europa, und zwar in einer weniger formellen Entschei- dungsstruktur als der EU. Das zweite Ziel besteht in der Öff- Im Prinzip ergänzen sich diese bilateralen Beziehungen und nung der EI2 für Nicht-EU-Staaten – an erster Stelle natürlich tragen den Besonderheiten der strategischen Kulturen der Großbritannien, um das Land auch nach dem Brexit eng in drei Länder Rechnung. Dies schließt gelegentliche Spannun- die Überlegungen zur europäischen Sicherheit einzubinden. gen oder Missverständnisse über die Art und den genauen Die EI2 steht jedoch auch anderen NATO-Mitgliedstaaten Zweck dieser bilateralen Kooperationen nicht aus, wie etwa offen, die nicht Mitglied der EU sind, z. B. Norwegen, oder 2010 in Berlin bei der Unterzeichnung des Lancaster-House- Dänemark, das zwar EU-Mitglied ist, aber nicht an der GSVP Vertrages3. teilnimmt. Im Hinblick auf künftige Bedrohungen richtet Frankreich Die bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich auf der sein Augenmerk sowohl auf Bedrohungen strategischer einen und Großbritannien bzw. Deutschland auf der ande- Art als auch zunehmend auf Bedrohungen im Zuge tech- ren Seite stehen in engem Zusammenhang mit den strate- nologischer Entwicklungen. Hinsichtlich strategischer Be- gischen Kulturen dieser drei Länder. Mit Großbritannien teilt drohungen blickt Frankreich mit Sorge auf das aggressive Frankreich eine ähnliche militärische Kultur: Beide Länder militärische Vorgehen Russlands in unmittelbarer Nähe zur verfügen über Streitkräfte, die aufgrund ihrer Geschichte EU und schätzt die terroristische Bedrohung, insbesondere in friedenserhaltenden oder friedensschaffenden Einsätzen in Afrika und dem Nahen Osten, als unvermindert groß ein. erprobt sind – und zwar unter Bedingungen, die sowohl die Eindämmung von Gewalt als auch gelegentlich den Einsatz Frankreich ist sich der fortschreitenden Schwächung des intensiver militärischer Mittel erforderlich gemacht haben. internationalen Sicherheitssystems mit dem schrittweisen Diese Kultur entstand in Großbritannien im Zuge des Irland- Wegfall aller aus dem Kalten Krieg stammenden Abrüs- konflikts, in Frankreich im Zusammenhang mit dessen mili- tungs- und Rüstungskontrollverträge bewusst. Ebenso tärischen Operationen in Afrika. Im Rahmen der Konflikte weiß das Land um die fehlende Kontrolle bezüglich der auf dem Balkan trafen dann beide im Einsatz zusammen. Entwicklung neuer Angriffstechnologien: Dazu gehören Cy- Daher überraschte es nicht, dass Frankreich gemeinsam mit ber-Bedrohungen, zukünftige Technologien, wie künstliche Großbritannien auf dem Gipfel von St. Malo im Dezember Intelligenz, die auch auf Waffen angewandt werden kön- 1998 den Vorschlag machte, die EU mit einer eigenständi- nen, die Militarisierung des Weltraums sowie die Nutzung gen Truppe auszustatten. des Internets zu Zwecken der Desinformation im Rahmen hybrider Kriegsführung.4 In diesem zunehmend aggressiven Die gemeinsame strategische Kultur schlug sich später eben- Umfeld nimmt Frankreich zudem zur Kenntnis, dass die USA falls im Vertrag von Lancaster House nieder, der eine schnelle – insbesondere im Rahmen der NATO – immer weniger zu Eingreiftruppe (Combined Joint Expeditionary Force) vorsah, einer Zusammenarbeit bereit sind und dass Maßnahmen, die ab Sommer 2020 voll einsatzfähig sein und mit robusten die Washington ohne Absprache mit den europäischen Ver- Mitteln als erste Einsatzkraft in Krisenfällen eingreifen soll. bündeten ergreift, den europäischen Sicherheitsinteressen In Sachen militärische Fähigkeiten vertiefte sich die franzö- sogar zuwiderlaufen können. sisch-britische Zusammenarbeit dort, wo ein gemeinsames industriepolitisches Interesse vorhanden ist, etwa im Bereich Vor diesem Hintergrund hatte sich das E3-Format, das An- Lenkflugkörper mit dem Rüstungsunternehmen MBDA, fang der 2000er-Jahre aus der Notwendigkeit heraus ent- oder dort, wo ein gemeinsamer operativer Bedarf besteht, stand, die Maßnahmen der drei Länder zur Eindämmung wie im Fall der geplanten Unterwasserdrohne UUV-MMCM des iranischen Atomwaffenprogramms zu koordinieren, (Unmanned Underwater Vehicle im Programm Maritime im Laufe der Jahre als zunehmend nützlich erwiesen, da Mine Counter Measures). Zudem besteht eine derzeit noch es auch eine Verzahnung mit der Politik der EU gegenüber begrenzte Zusammenarbeit im Bereich Atomwaffen, um die Teheran ermöglichte. Mit dem Austritt Großbritanniens aus Ressourcen für Tests von Atomsprengköpfen zusammenzu- der EU ist es daher angebracht, die künftige Rolle der E3 zu legen und deren Sicherheit zu überprüfen. hinterfragen. Mit Deutschland war die Zusammenarbeit in der Vergan- genheit auf die Entwicklung der GSVP und im weiteren 3 In Berlin wurde eine Schwächung der sicherheits- und verteidigungs- Sinne auf die Schaffung einer europäischen Verteidigungs- politischen Integration der EU im Rahmen der GSVP befürchtet (vgl. union ausgerichtet. Die Rüstungszusammenarbeit nahm Ronja Kempin/Jocelyn Mawdsley/Stefan Steinicke, Entente Cordiale. Eine erste Bilanz französisch-britischer Zusammenarbeit in der Sicher- 1999 mit der Gründung des größten multinationalen zivilen heits- und Verteidigungspolitik. SWP Arbeitspapier, Berlin August und militärischen Luftfahrtunternehmens Airbus Gestalt an. 2012 Die Zusammenarbeit stützt sich darüber hinaus auf Projekte 4 Vgl. Direction générale des relations internationales et de la straté- im Bereich Verteidigungsfähigkeiten wie das Future Combat gie: Revue stratégique de défense et de sécurité nationale. Oktober 2017, aktualisiert am 4.12.2017; www.defense.gouv.fr/dgris/presen- Air System (FCAS) und das Main Ground Combat System tation/evenements-archives/revue-strategique-de-defense-et-de-se- (MGCS). Die operative Zusammenarbeit ist aufgrund der curite-nationale-2017 2
Die Zukunft der E3 DIE ZUKUNFT DER E3 Unterschiede in der Bedrohungswahr- nehmung können von Vorteil sein Um allzu hohen Erwartungen an die künftige Bedeutung Auch wenn die Unterschiede hinsichtlich der Interessen, der E3 vorzubeugen, müssen zwei grundsätzliche Überle- Positionen und der strategischen Kultur die Zusammenar- gungen berücksichtigt werden. beit zwischen den E3-Ländern erschweren können, haben sie insbesondere gegenüber der EU und der NATO auch Die E3 sollten weder auf Ebene der Vorteile. Die Positionen der drei Staaten gegenüber NATO Zuständigkeiten noch auf institutioneller und GSVP sowie gegenüber Russland können wie in folgen- Ebene überbewertet werden dem Schaubild dargestellt werden; dabei gibt die vertikale Zunächst ist die Hoffnung illusorisch, dass verschiedene stra- Achse an, welcher Institution entscheidende Bedeutung für tegische Kulturen und unterschiedliche Wahrnehmungen die europäische Sichtart beigemessen wird; die horizontale von Bedrohungen wie durch Zauberhand in Übereinstim- Achse bezeichnet das Niveau der Bedrohungseinschätzung mung gebracht werden können, nur weil eine Zusam- durch Rußland. menarbeit der drei Länder beschlossen wurde. Staaten kooperieren miteinander, weil sie gemeinsame Interessen wahrnehmen, und nicht, weil sie ihre Sicherheitsinteressen NATO aufeinander abstimmen wollen. Wie das Beispiel des israelisch-palästinensischen Konflikts Großbritannien zeigt, haben Frankreich, Deutschland und Großbritannien, auch wenn alle drei Parteien die Folgen dieses Konflikts verurteilen, unterschiedliche Ansichten bezüglich seiner Lö- sung, da ihre Beziehungen zu den Konfliktbeteiligten völlig – Deutschland + unterschiedlich sind. Diese Situation hat jegliche Versuche der EU erschwert, den Konflikt zu lösen. Dies gilt insbeson- dere seit der Ermordung von Yitzhak Rabin 1995, in deren Anschluss sich die Lage zunehmend verschlechterte. Frankreich Im Gegensatz dazu konnte sich das E3-Format Anfang der 2000er-Jahre sukzessive als wirksames Instrument der EU in der Iran-Frage durchsetzen. Dies lag daran, dass Frankreich, EU Großbritannien und Deutschland ein gemeinsames Interes- se an der Einstellung des militärischen Atomprogramms hat- ten und Einigkeit über die Methoden zur Erreichung dieses Auf den ersten Blick scheinen die drei Länder die Bedrohung Ziels herrschte: eine Mischung aus Dialog und maßvollen durch Russland und die Mittel zur Abwehr dieser Bedrohung Sanktionen. unterschiedlich zu bewerten. Die Realität gestaltet sich aus zwei Gründen jedoch völlig anders: Zum anderen wäre es sicherlich falsch, die E3 auf organisa- torischer Ebene zu stark zu institutionalisieren, da ansonsten – Die Positionen der drei Länder spiegeln zwar unter- der Eindruck eines mit der EU konkurrierenden Gremiums schiedliche Einstellungen wider, stehen aber nicht im entstehen könnte – eine Art Vorzimmer der EU, in dem die Widerspruch zueinander: Das Anliegen Frankreichs, den wichtigen sicherheitspolitischen Entscheidungen getroffen Dialog mit Russland zu erneuern, schließt nicht aus, dass werden. Gleichwohl hätte eine wirksame Zusammenarbeit, Paris die Aktivitäten Russlands in den Bereichen Militär, die zu gemeinsamen Standpunkten der drei Staaten füh- Cyberangriffe und Raumfahrt sowie die missbräuchliche ren würde, erhebliche positive Auswirkungen auf die EU. Nutzung des Internets zur Verbreitung von Fake News Zudem könnte sie gegebenenfalls eine Lähmung der Dip- für unangemessen hält und diesen Praktiken entschlos- lomatie zwischen den 27 Mitgliedstaaten vermeiden. Das sen entgegentreten will. Frankreich beteiligt sich an der E3-Format sollte allerdings den Rahmen für eine pragma- NATO-Mission zur Luftraumüberwachung im Baltikum tische Zusammenarbeit bilden, der drei Funktionen erfüllt: und hat an der NATO-Verstärkung in Mitteleuropa mit- gewirkt. Auf der anderen Seite hat Großbritannien, als – Ergründen übereinstimmender Standpunkte in den Be- es noch Mitglied der EU war, die GSVP nie infrage ge- reichen Sicherheits- und Außenpolitik; stellt, auch wenn es deren Entwicklung kritisch gegen- – Dialog zur Annäherung der Standpunkte der drei Länder überstand. Zudem arbeitete das Vereinigte Königreich in Sicherheitsfragen, sofern diese voneinander abwei- im Kampf gegen den Terrorismus eng mit Frankreich zu- chen; sammen. – Durchführung gemeinsamer Maßnahmen, wenn dies im – Die Bedrohungsanalysen der E3-Staaten spiegeln sämt- Sicherheitsinteresse der drei Länder liegt. Dabei müssen liche Einstellungen wider, die in der EU zu finden sind. die geplanten Maßnahmen transparent und in Abspra- Vereinfachend kann gesagt werden, dass im Bereich der che mit der oder sogar durch die EU erfolgen. Sicherheit Großbritannien den Ländern Nordeuropas, Deutschland den Ländern Mitteleuropas und Frankreich 3
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – nach dem Brexit den Ländern Südeuropas nahesteht. Die drei Staaten – Themen, bei denen sie gemeinsam handeln können; stellen daher eine Art Gesamtschau der verschiedenen – Themen, bei denen sich ihre Vorgehensweisen ergän- strategischen Denkweisen innerhalb der EU dar. zen; – Themen, bei denen ihre jeweiligen Positionen im Wider- Mit anderen Worten hätte eine Einigung in Sicherheits- spruch zueinanderstehen. fragen zwischen den E3 gute Aussichten, die Zustimmung innerhalb der EU zu finden, da eine solche Übereinkunft den In die erste Kategorie gehören zweifelsohne alle sicher- Großteil der derzeit vorhandenen Positionen der EU-Staa- heitsrelevanten Querschnittsthemen: Abrüstung, Nicht- ten berücksichtigen würde. In einem solchen Fall würde die verbreitung, Fragen im Zusammenhang mit neuen oder Verschiedenheit der Länder sogar zum Vorteil gereichen. wachsenden Bedrohungen, etwa Cyberkriminalität, Bedro- Hinzu kommt, wie Sir Simon Fraser, stellvertretender Direk- hungen im Raumfahrtbereich sowie Methoden der hybriden tor des Chatham House und ehemaliger Diplomat, kürzlich Kriegführung. anmerkte, dass Großbritannien auch für sich in Anspruch nehmen kann, eine Brücke zwischen der EU und den USA Unter die zweite Kategorie fallen die Urheber der Bedro- zu schlagen.5 hungen, seien es mächtige Staaten wie Russland oder sogar China, bzw. die Gefahr durch Terrorismus. Grenzen hinsichtlich des Delegierens von Kompetenzen an einen Staat In die dritte Kategorie fallen die Krisengebiete, bei denen Die Option, einen der drei Staaten zu beauftragen, auf- die Positionen der drei Staaten zwar in einigen Fällen über- grund seines besonderen Einflusses in einer bestimmten einstimmen, in anderen aber auseinandergehen. Region Aktivitäten im Namen der beiden anderen Staaten oder sogar im Namen der EU durchzuführen, sollte aus zwei Nicht zuletzt müssen sich die E3 aufgrund ihrer unter- Gründen mit Vorsicht behandelt werden. schiedlichen strategischen Kulturen mit der Frage der ein- zusetzenden Mittel und der Vorgehensweisen befassen. Die – Der Einfluss eines Staates – besonders jener Frankreichs, Herangehensweisen können sich in einigen Fällen ergänzen: Deutschlands oder Großbritanniens – in einer bestimm- Auf der einen Seite stehen Frankreich und Großbritannien, ten Weltregion wird immer auch für wirtschaftliche die beim Einsatz militärischer Mittel weniger zurückhaltend Zwecke genutzt. In dieser Hinsicht bleiben die National- sind, auf der anderen Seite Deutschland, das – wenn mög- staaten jedoch Konkurrenten. lich – zivile Mittel vorzieht. Nicht zu vergessen sind auch jene – Möglicherweise bestehen auch Bedenken, einem Staat Krisenfälle, bei denen die Länder vollkommen gegensätz- in einer bestimmten Region verstärkt Aufgaben zu über- liche Ansichten bezüglich der einzusetzenden Mittel haben: tragen. Mitunter mag sogar der Staat, an den eine Auf- zum Beispiel 2003 im Irak, 2011 in Libyen oder – mit nur gabe delegiert werden soll, Vorbehalte dagegen haben. teilweise abweichenden Ansichten – gegenwärtig in der So versucht Frankreich seit dem Völkermord in Ruanda Sahelzone. 1994, seine Afrikapolitik auf die europäische Ebene zu heben. Allerdings hegen die europäischen Partner, ins- Das E3-Format sollte zwar nicht besondere Deutschland, nach wie vor Misstrauen ge- institutionalisiert, aber engmaschig genüber den dahinterstehenden Zielen Frankreichs oder gesteuert werden zumindest gegenüber den Mitteln, mit denen diese Poli- Wenngleich das E3-Format nicht tiefgreifend institutionali- tik betrieben wird. siert werden sollte, müssten sich die drei Länder auf eine engmaschige Steuerung einigen. An der Spitze stünden die Die Interessen der E3-Länder in den jeweiligen Regionen drei Staats- und Regierungschef_innen, die jährlich zu Gip- müssen daher genau geprüft werden, bevor einem der drei feltreffen zusammenkommen würden. Ebenfalls sollten die Länder bestimmte Aufgaben in einer Region übertragen Verteidigungs- und Außenminister_innen sowie die politi- werden können. Eine Beauftragung ist also durchaus mög- schen Direktor_innen der drei Länder einbezogen werden. lich, muss aber fallweise erfolgen. Ebenso müssen die drei Zwischen den Ministerien der drei Länder könnten thema- Länder sich auf ein klares Vertretungsmandat desjenigen tische Arbeitsgruppen eingerichtet werden. Diese engma- Landes einigen, an das die Aufgabe im Namen der beiden schige Steuerung sollte zwei Ziele verfolgen: anderen Länder übertragen werden soll. – die Festlegung von Themen der Zusammenarbeit, und Welche Kompetenzen sollten zwar zugleich nach dem Bottom-up- und dem Top- die E3 haben? down-Prinzip; sowie Die E3-Länder sollten eine Übersicht über alle internationa- – die entschlossene Umsetzung gemeinsamer Politiklinien len außen- und sicherheitspolitisch relevanten Fragen erstel- im Einklang mit der Europäischen Union. len und sie in drei Kategorien einordnen: 5 Sir Simon Fraser: Britain does the splits between the EU and America. In: Chatham House (online), April/Mai 2020; www.chathamhouse. org/publications/twt/britain-does-splits-between-eu-and-america 4
Die Zukunft der E3 Das E3-Format und die EU sowie die entscheiden können. Der Vorschlag der EU stieß daher vor künftigen Beziehungen zwischen der dem Hintergrund der Wahrung der britischen Souveränität EU und Großbritannien in London nicht auf Zustimmung. Zwar wurden die Leitlinien für die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien in der am 19. Oktober Um das Dilemma der sogenannten »zwei Souveränitäten« 2019 verabschiedeten Erklärung6 festgelegt, doch bleibt zu zu lösen, hat Frankreich damit begonnen, einen alternati- entscheiden, welche Gestalt diese künftigen Beziehungen ven bzw. ergänzenden Vorschlag zu entwickeln, nämlich die annehmen könnten. Während die EU in dem vom Rat am Schaffung eines Europäischen Sicherheitsrates unter Beteili- 25. Februar 2020 angenommenen Verhandlungsmandat7 gung Großbritanniens.11 Der Vorschlag Emmanuel Macrons die Hauptlinien für die künftigen Beziehungen im Bereich erfolgte im Anschluss an die deutsch-französische Erklärung Außen- und Sicherheitspolitik festgelegt hatte, ließ das am von Meseberg im Juni 2018, in der die Schaffung eines Si- 27. Februar 2020 veröffentlichte britische Verhandlungs- cherheitsrates der EU angeregt wurde,12 damals jedoch konzept diese Frage gänzlich außen vor.8 noch ohne Bezug auf Großbritannien. Seither ist dieser Vor- schlag für einen Sicherheitsrat nicht mehr weiterentwickelt Die Brit_innen haben also die Außen-, Sicherheits- und Ver- worden. Drei Lösungen wären hierfür möglich: zwei im Rah- teidigungspolitik bewusst von den im Rahmen des Brexits men der EU und eine außerhalb dieses Rahmens. zu verhandelnden Themen ausgeschlossen. Damit machen sie deutlich, dass Großbritannien keine Notwendigkeit sieht, Im ersten Fall wäre der Europäische Sicherheitsrat unter Be- einen Sicherheitsvertrag mit der EU zu unterzeichnen, da teiligung der Brit_innen Teil der europäischen Institutionen das Land bereits über die NATO in die Sicherheit Europas mit normativem Charakter. In diesem Fall müsste jedoch der eingebunden sei.9 Die britische Regierung will eng mit ihren Vertrag über die Europäische Union geändert werden und Verbündeten zusammenarbeiten, einschließlich der EU, die GSVP würde zu einer Politik der Union der 28. Es ist ihrer Überzeugung nach sei dafür jedoch kein Vertrag er- jedoch schwer vorstellbar, dass Großbritannien wieder in die forderlich. EU zurückkehren würde, um sich einer gemeinsamen Politik anzuschließen, oder dass die EU-Länder zahlreiche Gemein- Die britische Position hat also seit Beginn der Verhandlun- schaftstexte, beginnend mit dem Vertrag über die Europäi- gen über den Austritt aus der EU im Jahr 2017 erkennbar sche Union, überarbeiten würden, nur um die Brit_innen in eine Kehrtwende vollzogen. So hatten die Brit_innen ur- die GSVP aufzunehmen. sprünglich den Wunsch geäußert, so eng wie möglich an der Entscheidungsfindung der EU in Verteidigungs- und Das andere denkbare Szenario innerhalb der europäischen Sicherheitsfragen beteiligt zu werden.10 Auch wenn die EU Institutionen bestünde darin, diesen Sicherheitsrat zu einem die Tür für Großbritannien nicht endgültig verschlossen hat, beratenden Gremium unter Beteiligung Großbritanniens zu hat sie doch von Anfang an betont, dass bei einer Zusam- machen. In diesem Fall ist jedoch schwer erkennbar, von menarbeit der Grundsatz der Souveränität der EU bei der welchem Interesse ein solcher Vorschlag für London wäre, Entscheidungsfindung gewahrt werden müsse und sich kein da die EU ihre Entscheidungen weiterhin frei treffen könnte Land in diesen Prozess einmischen dürfe. Doch die Brit_in- und die Souveränität Großbritanniens nicht gewahrt würde. nen, vor allem diejenigen, die sich für einen harten Brexit ausgesprochen und diesen mit der Wahl von Boris Johnson Das letzte Szenario bestünde darin, den Sicherheitsrat unter durchgesetzt haben, wollen im Sinne des Global-Britain- britischer Beteiligung, analog zur Europäischen Interven- Ansatzes in allen Bereichen, vor allem in der Außen- und tionsinitiative, außerhalb des institutionellen Rahmens der Sicherheitspolitik, frei über die Beziehungen des Landes EU zu verankern. Insbesondere könnte der Sicherheitsrat in einen zwischen der EU und Großbritannien zu unterzeich- nenden Sicherheitsvertrag aufgenommen werden. Dabei 6 HM Government: Political Declaration setting out the framework for bestünde jedoch die Gefahr, dass eine solche Institution ent- the future relationship between the European Union and the United Kingdom, 19.10.2019; assets.publishing.service.gov.uk/government/ weder zu schwach wäre oder im Umkehrschluss die außen- uploads/system/uploads/attachment_data/file/840656/Political_De- und sicherheitspolitische Souveränität der EU infrage stellen claration_setting_out_the_framework_for_the_future_relationship_ würde. Ein Europäischer Sicherheitsrat unter Beteiligung der between_the_European_Union_and_the_United_Kingdom.pdf Brit_innen wäre daher unabhängig von der gewählten Me- 7 Council of the European Union: Annex to Council Decision aut- horising the opening of negotiations with the United Kingdom of thode nur schwer umzusetzen. Great Britain and Northern Ireland for a new partnership agree- ment, 25.2.2020: www.consilium.europa.eu/media/42736/st05870- ad01re03-en20.pdf 8 HM Government: The future relationship with EU. The UK’s ap- proach to negotiations, Februar 2020; assets.publishing.service. gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/ file/868874/The_Future_Relationship_with_the_EU.pdf 9 Gabriela Baczynska: Britain refuses EU push for security treaty after 11 Emmanuel Macron: Pour une Renaissance européenne, 4.3.2019; Brexit, in: Reuters (online), 27.2.2020; de.reuters.com/article/uk-bri- www.elysee.fr/emmanuel-macron/2019/03/04/pour-une- tain-eu-security-idUKKCN20L1GV renaissance-europeenne 10 Department for Exiting the European Union: Foreign policy, defence 12 Déclaration de Meseberg – Renouveler les promesses de l’Europe en and development – a future partnership paper, 12.9.2017; www.gov. matière de sécurité et de prospérité, 19.6.2018; www.elysee.fr/em- uk/government/publications/foreign-policy-defence-and-develop- manuel-macron/2018/06/19/declaration-de-meseberg-renouveler- ment-a-future-partnership-paper les-promesses-de-l-europe-en-matiere-de-securite-et-de-prosperite 5
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – nach dem Brexit Hier kann jedoch das E3-Format von Nutzen sein – nicht als Alternative zu einem Europäischen Sicherheitsrat unter Be- teiligung Großbritanniens, sondern als pragmatische Struk- tur, welche die Brit_innen in die künftige Sicherheitspolitik der EU einbindet und gleichzeitig die Souveränität der EU und Großbritanniens wahrt. Vorteil des E3-Formats wäre zudem, dass dieses keine offi- zielle Verbindung mit der EU aufweist, weswegen sich die Frage der Souveränität der EU bzw. Großbritanniens erüb- rigt. Offen bleibt dann nur, welchen Einfluss Großbritannien auf der einen und Frankreich und Deutschland als EU-Mit- glieder auf der anderen Seite jeweils hätten. Es handelt sich hier also um soft power, die in soft law ihren Niederschlag findet. Konkret könnte ein pragmatischer Austausch zwischen den E3 und der EU ähnlich wie bei den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm stattfinden. So könnten Frankreich und Deutschland die gemeinsamen Positionen, die sie mit Großbritannien im Rahmen der E3 erarbeitet haben, in die EU einbringen. Eine Vereinbarung der drei Länder hätte dann gute Chancen, bei allen Staaten der EU auf Zustimmung zu stoßen, da die E3 den Großteil der der- zeit bestehenden sicherheitspolitischen Interessen in der EU abdecken. Damit bliebe die Souveränität der EU gewahrt, während Großbritannien einen spürbaren Einfluss hätte und eng in die Außen- und Sicherheitspolitik der EU eingebun- den wäre. Auf der anderen Seite spricht nichts dagegen, dass die EU auch einmal ein diplomatisches Vorhaben an eines oder mehrere Länder delegiert. Vorstellbar wäre es zum Beispiel, Frankreich und Deutschland – denen sich Großbritannien dann anschließen könnte – die Verantwortung für ein be- stimmtes diplomatisches Dossier zu übertragen. All dies kann nur funktionieren, wenn das E3-Format eine rein zweckorientierte Struktur bleibt, die keine völkerrecht- lich verbindliche Form hat: Es ist unabdingbar, dass sich die anderen 25 Mitglieder der EU ihres Einflusses nicht durch die E3 beraubt fühlen. Im Gegenzug muss das E3-Format über eine starke Leitung verfügen, um effektiv zu sein und tat- sächlich Einfluss nehmen zu können. Die E3 könnten daher künftig ein Format sein, mit dem Großbritannien auf ganz pragmatische Weise in Fragen der europäischen Sicherheit einbezogen wird und mit dem gleichzeitig seine Souveräni- tät und die der Europäischen Union gewahrt bleiben. 8
IMPRESSUM ÜBER DEN AUTOR IMPRESSUM Jean-Pierre Maulny ist stellvertretender Leiter des Institut Friedrich-Ebert-Stiftung Paris de Relations Internationales et stratégiques (IRIS). 41 bis, bd. de la Tour-Maubourg | 75007 Paris | France www.fesparis.org Kontakt: fes@fesparis.org Eine gewerbliche Nutzung der von der Friedrich-Ebert- Stiftung (FES) herausgegebenen Medien ist ohne schrift- liche Zustimmung durch die FES nicht gestattet. Das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Frankreich wurde Laurent, Éloi 1985 in Paris eröffnet. Seine Tätigkeit zielt darauf ab, unter- Kommunen und sozial-ökologische Wende halb der Ebene des Austauschs und der Zusammenarbeit zwi- Erfahrungen aus Frankreich schen den Regierungen Deutschlands und Frankreichs eine Vermittlerfunktion im deutsch-französischen Verhältnis zu Bréchon, Pierre erfüllen. Dabei steht im Mittelpunkt, Entscheidungsträgern Die Werte der Franzosen aus Politik und Verwaltung sowie Akteuren der Zivilgesell- Entwicklungen, die Anlass zu Optimismus geben schaft Gelegenheit zu geben, sich zu Themen von beidersei- Paris, 2020 tigem Belang auszutauschen und die Probleme und Heraus- forderungen, die die jeweils andere Seite zu bewältigen hat, Rossignol, Laurence; Fourtic, Yseline kennenzulernen. Deutsche und französische Partner der FES Politische Parität in Frankreich können dadurch zu gemeinsamen Positionen insbesondere Was ein Gesetz kann – und was nicht zur europäischen Integration gelangen und bei der Formu- Paris, 2020 lierung von Lösungen für die jeweils eigenen Probleme auf vorhandene Kenntnisse und Erfahrungen des Nachbarlandes Guillou, Antoine zurückgreifen. Langjährige Veranstaltungsreihen sind die Eine wirksame und gerechte CO2-Steuer Deutsch-französischen Strategiegespräche (» Cercle straté- Paris, 2020 gique «) über aktuelle außen- und sicherheitspolitischen The- men, Jahreskonferenzen zu aktuellen wirtschaftspolitischen Gliniasty, Jean de Fragen (»Deutsch-Französischer Wirtschaftsdialog«) und das Die Russlandpolitik Präsident Macrons Deutsch-französische Gewerkschaftsforum. Paris, 2020 Rémi Lefebvre Morin, Chloé; Perron, Daniel Gelbwesten und politische Repräsentation Für einen neuen Blick auf das Älterwerden Paris, 2019 Überlegungen im Nachgang der Covid-Krise in Frankreich Fourquet, Jérôme; Manternach, Sylvain Bellais, Renaud Die »Gelbwesten« Dienstpflicht statt Wehrpflicht Ein Zeichen der gesellschaftlichen Spaltung Frankreichs Der Service national universel in Frankreich Paris, 2019 Le Bras, Hervé und Warnant, Achille Finchelstein, Gilles Ungleiches Frankreich Profil der Anhänger von La République en Marche Radiografie der sozioökonomischen Paris, 2019 und regionalen Disparitäten Finchelstein, Gilles Profil der Anhänger der Sozialistischen Partei Paris, 2019 Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Ansichten sindnicht notwendigerweise die der Friedrich-Ebert-Stiftung.
EUROPÄISCHE SICHERHEITSPOLITIK NACH DEM BREXIT Eine französische Perspektive Frankreich unterhält in sicherheitspoliti- Vor dem Hintergrund einer fortschrei- Die E3 könnte ein Format sein, mit dem schen Fragen enge bilaterale Beziehun- tenden Schwächung des internatio- Großbritannien auch nach dem Brexit gen sowohl mit Großbritannien als nalen Sicherheitssystems entstand zu auf pragmatische Weise in Fragen der auch mit Deutschland. Mit Großbritan- Anfang der 2000er-Jahre mit dem E3- europäischen Sicherheit einbezogen nien teilt Frankreich eine ähnliche mili- Format ein neuer Rahmen für eine bleibt und mit dem gleichzeitig seine tärische Kultur, was eine enge Zusam- pragmatische Zusammenarbeit zwi- Souveränität und die der Europäischen menarbeit im operativen Bereich er- schen Frankreich, Großbritannien und Union gewahrt bleiben. Dabei sollte das möglicht. Dagegen ist die Zusammen- Deutschland. Da die Bedrohungsana- E3-Format aber auf eine reinzweckori- arbeit mit Deutschland vorwiegend lysen der E3-Staaten weitgehend die entierte Struktur ohne völkerrechtlich politischer Natur und auf die Schaffung Einstellungen sämtlicher EU-Staaten bindende Form beschränkt bleiben so- einer europäischen Verteidigungsunion widerspiegeln, könnten Einigungen in wie vermieden werden, dass bei den ausgerichtet. Sicherheitsfragen zwischen den E3 gu- anderen EU-Mitgliedern der Eindruck te Aussichten haben, auf Zustimmung entsteht, sie würden ihrer Einflussmög- innerhalb der EU zu stoßen. lichkeiten beraubt. Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie hier: www.fesparis.org
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