Nachhaltige entwicklung in deutschland - Indikatorenbericht 2012 Statistisches Bundesamt
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Herausgeber Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Gestaltung Statistisches Bundesamt Erschienen im Februar 2012 Stand der Indikatoren: Oktober 2011 Bestellnummer: 0230001-12900-1 Fotorechte Umschlag © iStockphoto.com / AVTG © panthermedia.net / Christian Schwier Gedruckt auf RecyStar Polar aus 100% Altpapier, zertifiziert mit dem Blauen Engel. © Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2012 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
Vorwort Die nationale Strategie für nachhaltige der Daten zu den Indikatoren stammt aus Ergebnis einer einfachen rechnerischen Entwicklung in Deutschland wird zehn der amtlichen Statistik, insbesondere auch Fortschreibung der Entwicklung in der Ver- Jahre alt. Mit dem Indikatorenbericht 2012 aus den Umweltökonomischen und den gangenheit bis zum angestrebten Zieljahr. legt das Statistische Bundesamt die vierte Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Obwohl die Symbole auch Veränderungen Bestandsaufnahme zur Entwicklung der des Status im Zeitverlauf zeigen, ist ein Nachhaltigkeitsindikatoren vor. Nachhaltigkeitspolitik ist langfristig ange- Vergleich mit den Ergebnissen des vorher- legt, sie soll nicht vom kurzfristigen politi gehenden Indikatorenberichts 2010 nur „Nachhaltigkeit“ hat sich zunehmend als schen Tagesgeschäft bestimmt werden. Es eingeschränkt möglich. Dies hängt mit den ein zentrales Prinzip in Politik und Gesell- besteht also in jeder Hinsicht ein hohes Veränderungen bei Definitionen und Zielen schaft etabliert. Erfolge wie auch Miss Interesse an Kontinuität. Dies schließt die zusammen. Außerdem ist zu berücksichti erfolge bei der Umsetzung der politischen Möglichkeit der Weiterentwicklung des Indi- gen, dass der aktuelle Rand je nach Indika Strategie werden mit ausgewählten Indika katorensatzes jedoch nicht aus. Im Bericht tor bei unterschiedlichen Jahren liegt und toren gemessen, wobei die Indikatoren 2012 hat sich die Anzahl der Einzelindika- sich damit Einflüsse unterschiedlicher großenteils mit quantitativen Zielvorgaben toren auf nunmehr 38 erhöht. Es wurden Konjunkturphasen niederschlagen können. versehen sind. Die Aufgabenverteilung drei Indikatoren – zu Staatsverschuldung Eine erste Wahrnehmung der Symbole zwischen Politik und Statistik sieht vor, und Ressourcenschonung – neu aufge- sollte also nicht das Studium der Texte mit dass die Inhalte der Strategie, die Indikato nommen und drei Indikatoren – in den ihren Hintergrundinformationen und Analy- ren und die Zielwerte von der Bundesre Bereichen Erneuerbare Energien, Bildung, sen ersetzen. gierung festgelegt werden, während das Kriminalität – neu definiert. Darüber hinaus Statistische Bundesamt in eigener Verant hat die Bundesregierung für zwei Indikato wortung die Indikatorenberichterstattung ren – Innovation, 18- bis 24-Jährige ohne mit der Bereitstellung von Daten und statis Abschluss – ihre Zielgrößen geändert. tischen Analysen übernimmt, den Grad der Zielerreichung ermittelt und die Bundes Zur schnellen Orientierung über den Stand regierung in Methodenfragen berät. Dabei der Nachhaltigkeitsindikatoren haben wir arbeitet die amtliche Statistik nach dem jedem Indikator eines von vier möglichen Roderich Egeler Grundsatz einer neutralen, transparenten „Wettersymbolen“ zugewiesen. Diese Kenn- Präsident des Statistischen Bundesamtes und unabhängigen Berichterstattung und zeichnung ist keine politische Bewertung fordert dieses Prinzip in der Zusammenar und – wenn das Zieljahr noch nicht erreicht beit auch immer wieder ein. Der größte Teil ist – auch keine Prognose, sondern das Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 3
Inhalt I. Generationengerechtigkeit Ressourcenschonung Staatsverschuldung 1a, b Energieproduktivität, Primärenergieverbrauch . . . . . . . 6 6a, b Staatsdefizit, strukturelles Defizit . . . . . . . . . . . . . 18 1c Rohstoffproduktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 6c Schuldenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Klimaschutz Wirtschaftliche Zukunftsvorsorge 2 Treibhausgasemissionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7 Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP . . . . 22 Erneuerbare Energien Innovation 3a, b Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, 8 Private und öffentliche Ausgaben für Forschung Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen am und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Stromverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Bildung Flächeninanspruchnahme 9a 18- bis 24-Jährige ohne Abschluss . . . . . . . . . . . . . 26 4 Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche . . . . . . . . 14 9b 30- bis 34-Jährige mit tertiärem oder postsekundarem nicht-tertiären Abschluss . . . . . . . . 28 Artenvielfalt 9c Studienanfängerquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5 Artenvielfalt und Landschaftsqualität . . . . . . . . . . . 16 4 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
Inhalt II. Lebensqualität III. Sozialer Zusammenhalt Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Beschäftigung 10 BIP je Einwohner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 16a, b Erwerbstätigenquote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Mobilität Perspektiven für Familien 11a Gütertransportintensität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 17a, b Ganztagsbetreuung für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . 56 11b Personentransportintensität . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Gleichstellung 11c, d Anteile des Schienenverkehrs und der 18 Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern . . . . . 58 Binnenschifffahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Integration Landbewirtschaftung 19 Ausländische Schulabsolventen mit Schulabschluss . . . 60 12a Stickstoffüberschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 12b Ökologischer Landbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 IV. Internationale Verantwortung Luftqualität Entwicklungszusammenarbeit 13 Schadstoffbelastung der Luft . . . . . . . . . . . . . . . . 44 20 Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am Bruttonationaleinkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Gesundheit und Ernährung 14a, b Vorzeitige Sterblichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Märkte öffnen 21 Deutsche Einfuhren aus Entwicklungsländern . . . . . . . 64 14c, d Raucherquote von Jugendlichen und Erwachsenen . . . . 48 14e Anteil der Menschen mit Adipositas (Fettleibigkeit) . . . . 50 Anhang Kriminalität Übersicht zum Status der Indikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . 66 15 Straftaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Definitionen der Indikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 5
I. Generationengerechtigkeit Ressourcenschonung 1a 1a Energieproduktivität 1b Primärenergieverbrauch Ressourcen sparsam und effizient nutzen 1b Der Einsatz von Energie ist für den Wirt- schaftsprozess von großer Bedeutung, denn nahezu jede Produktionsaktivität ist mit Energieproduktivität und Wirtschaftswachstum dem Verbrauch von Energie verbunden. Die 1990 = 100 privaten Haushalte verbrauchen Energie Ziel: 200 200 insbesondere für Heizung und Warmwasser, für elektrische Geräte sowie den Betrieb 180 von Kraftfahrzeugen. Der Verbrauch von Energie ist mit vielfältigen Umweltbelastun 160 gen verbunden wie z. B. der Beeinträchti gung von Landschaft, Ökosystemen, Böden 140 137,4 und Gewässern durch den Abbau energeti Energieproduktivität 129,5 scher Rohstoffe und der Emission von 120 Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt) Schadstoffen und klimawirksamen Treibhaus- gasen. Nicht zuletzt ist der Verbrauch nicht 100 94,2 Ziel1: erneuerbarer Rohstoffe im Hinblick auf die Primärenergieverbrauch 80 76,3 Bewahrung der Lebensgrundlagen künftiger Generationen von großer Bedeutung. 60 Ziel1: 47,7 Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie ist es, die 40 Energieproduktivität (preisbereinigtes 1990 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 2010 2020 2050 Bruttoinlandsprodukt je Einheit Primärener- gieverbrauch) bis zum Jahr 2020 gegenüber 1 Das Ziel entspricht einer Senkung des Primärenergieverbrauchs um 20 % gegenüber 2008 (76,3) in 2020 bzw. um 50 % gegenüber 2008 (47,7) in 2050 (Energiekonzept). 1990 zu verdoppeln. Als neues Ziel der Quelle: Statistisches Bundesamt, Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V. Nachhaltigkeitsstrategie kommt dazu, den Primärenergieverbrauch von 2008 bis 2020 um 20 % (entspricht dem Wert von 76,3 % 6 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit in der Grafik, bezogen auf 1990 = 100) und Der Energieverbrauch der privaten Haus- und 2010 insgesamt um 7,5 % gestiegen. von 2008 bis 2050 um 50 % (entspricht halte (ohne Kraftstoffe) ist zwischen 1990 Zwischen 2000 und 2010 ist er dagegen um 47,7 % bei 1990=100) abzusenken. und 2010 um 8,4 % gestiegen, zwischen 7,1 % gesunken. Ein rückläufiger Verbrauch 2000 und 2010 ist er fast unverändert ist beim Straßenverkehr zu beobachten Die Energieproduktivität hat sich in Deutsch- geblieben. Verbrauchserhöhend wirkte sich (– 11,5 % im Zeitraum 2000 bis 2009; siehe land von 1990 bis 2010 um 37,4 % erhöht. die gestiegene Nachfrage nach Energie- auch Indikatoren 11a und 11b), während Der Produktivitätsanstieg signalisiert zwar dienstleistungen aus, bei Raumwärme ist der Luftverkehr einen hohen Anstieg auf- einen effizienteren Energieeinsatz, geht die zunehmende Wohnfläche entschei- weist (+ 23,3 % von 2000 bis 2009). aber nur mit einem bescheidenen absolu- dend. Allerdings haben Einsparungen der ten Rückgang des Primärenergieverbrauchs Haushalte und eine verbesserte Wärme- Die inländische Energiewirtschaft ist durch um 5,8 % einher. Die Effizienzsteigerung dämmung der Gebäude den Brennstoff- eine hohe Importabhängigkeit bei Energie wurde durch ein Wirtschaftswachstum von verbrauch deutlich gesenkt. Beim Strom gekennzeichnet. Der Anteil der Nettoimpor- 29,5 % weitgehend aufgezehrt. Eine Fort- hat die erhöhte Ausstattung der Haushalte te (Einfuhr minus Ausfuhr minus Bunker) setzung des bisherigen durchschnittlichen mit Elektrogeräten verbrauchssteigernd am Primärenergieverbrauch erhöhte sich im Entwicklungstempos würde weder bei der gewirkt. Ab 2007 ist hier erstmals ein leich- Zeitraum von 1990 bis 2010 deutlich von Energieproduktivität noch beim Primärener- ter Verbrauchsrückgang zu beobachten, 56,8 % auf 70,7 %. gieverbrauch ausreichen, um die gesetzten der vermutlich auf Einsparungen in Folge Ziele bis zum Jahr 2020 zu erreichen. des starken Preisanstiegs bei Elektrizität Im Jahr 2010 ist die Energieproduktivität zurückzuführen ist. gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % gesunken. In der Industrie stieg der Energieverbrauch Weitgehend parallel zum BIP stieg umge- zwischen 2000 und 2010 um 5,0 %. 2010 kehrt der Energieverbrauch, letzterer um erhöhte sich der Verbrauch konjunkturbe- 4,6 %. Dies ist vor allem auf die sehr kühle dingt mit 10,2 % sehr stark. Im Vorjahr war Witterung in 2010 zurückzuführen. Gemes- der Verbrauch in Folge der Wirtschaftskrise sen an den Temperaturen an den Heiztagen um 8,8 % gesunken. Die gestiegene Effizi- war es in Deutschland im Jahr 2010 um enz beim Einsatz von Energie konnte den rund 17 % kälter als im Jahr zuvor. Tempe- wachstumsbedingten Mehrverbrauch nur raturbereinigt hätte der Verbrauch mit 1,6 % teilweise kompensieren. Im Sektor Verkehr deutlich schwächer zugenommen. ist der Energieverbrauch zwischen 1990 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 7
I. Generationengerechtigkeit Ressourcenschonung 1c Rohstoffproduktivität Die Nutzung von Rohstoffen ist unverzicht- Ressourcen sparsam und effizient nutzen bar für die wirtschaftliche Entwicklung. Sie ist jedoch auch mit Belastungen für die Umwelt verbunden. Außerdem stehen Rohstoffproduktivität und Wirtschaftswachstum nicht erneuerbare Bodenschätze, die heute 1994 = 100 verbraucht werden, künftigen Generati- Ziel: 200 onen nicht mehr zur Verfügung. Für viele 200 Unternehmen sind Rohstoffe bedeutsame Einsatz- und damit Kostenfaktoren. Ein 180 sparsamer und effizienter Umgang mit Roh stoffen liegt daher im Interesse aller gesell- 160 schaftlichen Gruppen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, die Rohstoffproduktivität 147,5 bis zum Jahr 2020 bezogen auf das Basis- 140 Rohstoffproduktivität1 jahr 1994 zu verdoppeln. 122,3 Die Rohstoffproduktivität drückt aus, wie 120 viel Bruttoinlandsprodukt (in Euro, preisbe- Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt) reinigt) je eingesetzter Tonne an abioti 100 Rohstoffentnahme und Importe (einschl. indirekte Importe) schem Primärmaterial erwirtschaftet wird. Rohstoffentnahme und Importe 82,7 Zum abiotischen Primärmaterial zählen 82,9 80 die im Inland aus der Natur entnommenen Rohstoffe – ohne land- und forstwirtschaft- liche Erzeugnisse – und alle importierten 60 1994 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 20102 2020 abiotischen Materialien (Rohstoffe, Halb- und Fertigwaren). 1 Abiotisch. 2 Vorläufige Daten. 8 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit Die Rohstoffproduktivität erhöhte sich zwi- Materialeinsätze führten bei gestiegenem zusammen umfassen alle Rohstoffe, die bei schen 1994 und 2010 um 47,5 %. Bei rück- Bruttoinlandsprodukt zu dem erwähnten der Herstellung der deutschen Importgüter läufigem Materialeinsatz (– 17,1 %) stieg Produktivitätsanstieg. im Ausland verwendet wurden (z. B. Erze das Bruttoinlandsprodukt um 22,3 %. Nach- zur Herstellung von Maschinen, Erdöl zu dem von 2008 auf 2009 ein vergleichs Bedeutsam für die Interpretation der Erzeugung von Kunstfasern, Energieträger weise deutlicher Anstieg der Produktivität Entwicklung des Rohstoffindikators ist zur Produktion von Stahl). 2009 wurden zu verzeichnen war (+ 5,4 Prozentpunkte), auch, dass der Materialeinsatz zunehmend beispielsweise 538 Millionen Tonnen Güter ist sie im Jahr 2010 nur geringfügig gestie- durch Importe gedeckt wird, die mit ihrem direkt eingeführt, für deren Herstellung im gen (+ 0,7 Prozentpunkte). Insgesamt Gewicht in den Indikator eingehen (soge- Ausland rund 1 600 Millionen Tonnen Roh- entwickelte sich der Indikator zwar in die nannte direkte Importe). Während die Ent- stoffe eingesetzt wurden. Zwischen 2000 angestrebte Richtung, das Tempo der Erhö- nahme von Rohstoffen im Inland zwischen und 2009 ist der so abgegrenzte Rohstoff hung der letzten fünf Jahre würde jedoch 1994 und 2010 um 349 Millionen Tonnen einsatz (gestrichelte Linie) ebenfalls zurück- nicht ausreichen, um das gesetzte Ziel zu (– 32 %) zurückgegangen ist, stieg die gegangen (– 11,3 %), jedoch weniger stark erreichen. Der Indikator würde damit im Einfuhr von Rohstoffen sowie Halb- und Fer- als der Rohstoffeinsatz, der nur die direkten Zieljahr 2020 rund 82 % des erforderlichen tigwaren um 93 Millionen Tonnen (+ 24 %) Importe umfasst (– 13,8 %). Damit ergibt Wegs zum Zielwert zurückgelegt haben, was an. Der Anteil der importierten Güter am sich auch hier ein Anstieg der Rohstoff- dem Status der Stufe 2 („leicht bewölkt“) gesamten Primärmaterialeinsatz erhöhte produktivität, der jedoch geringer ausfällt entspricht. sich damit von 26 % im Jahre 1994 auf als ohne Berücksichtigung der indirekten 39 % im Jahre 2010. Quantitativ bedeutsam Importe. Die Zunahme der Rohstoffproduktivität sind bei dieser Verlagerung insbesondere zwischen 1994 und 2010 ist vor allem auf die gestiegenen Importe von metallischen einen rückläufigen Einsatz von Bauroh- Halb- und Fertigwaren (+ 96 %) sowie von stoffen um 34,4 % bzw. 274 Millionen Ton- fossilen Energieträgern. nen zurückzuführen. Der mengenmäßige Einsatz von fossilen Energieträgern nahm Diese Entwicklung gab Anlass, dem Roh seit 1994 nur geringfügig ab (− 2,8 %). stoffindikator eine zusätzliche Information Demgegenüber nahm der Einsatz von Erzen zur Seite zu stellen, die ergänzend zur Roh- und ihren Erzeugnissen in diesem Zeitraum stoffentnahme in Deutschland und zu den deutlich zu (um 45 % bzw. um 39 Millio- direkten Importen die „indirekten Importe“ nen Tonnen). Die insgesamt rückläufigen enthält. Direkte und indirekte Importe Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 9
I. Generationengerechtigkeit Klimaschutz 2 Treibhausgasemissionen Der Klimawandel ist eine große Heraus- Treibhausgase reduzieren forderung für die Menschheit. Deutsch- land hat sich daher verpflichtet, seine Emissionen der sechs im Kyoto-Protokoll Treibhausgasemissionen (sechs Kyotogase) in CO2-Äquivalenten genannten Treibhausgase und Treibhaus- Basisjahr = 100 gasgruppen im Durchschnitt des Zeitraums zwischen 2008 und 2012 gegenüber dem 100 101,4 Jahr 1990 um 21 % zu reduzieren. Die Bun- 100 desregierung hat sich darüber hinaus zum 90 Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2020 um Ziel: 79 80 40 % unter das Niveau von 1990 zu senken. 74,7 Als langfristiges Ziel strebt die Bundesregie- 70 rung im Rahmen des Energiekonzepts bis Ziel: 60 60 2050 eine Senkung der Treibhausgase um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zu 1990 an. 50 Zu den Treibhausgasen zählen gemäß dem 40 Kyoto-Protokoll folgende Stoffe: Kohlendi- 30 Ziel: oxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid 20 20 bis 5 = Lachgas (N2O), teilhalogenierte Fluorkoh- lenwasserstoffe (H-FKW / HFC), perfluorierte 10 Kohlenwasserstoffe (FKW / PFC) und Schwe- 0 felhexafluorid (SF6). Emissionen dieser Basis- 91 92 93 94 95 96 97 98 99 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Gase entstehen mengenmäßig vorwiegend jahr 1990 2000 2010 2020 2050 bei der Verbrennung fossiler Energieträger Quelle: Umweltbundesamt wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Sie treten aber auch bei nicht energetischen Aktivitäten, z. B. bei der Erzeugung von Eisen und Stahl, 10 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit beim Umgang mit Lösungsmitteln, beim Krise, im Vorjahr überproportional zurück- Basisjahr um 12,7 % (– 0,5 Milliarden Ton- Einsatz von Mineraldünger, bei der Tierhal- gegangen waren. nen CO2-Äquivalente) zurück. Dabei war tung oder bei der Deponie auf. der in 2009 gegenüber dem Vorjahr beo Nach Ergebnissen der Umweltökonomi bachtete Rückgang von 6,9 % auffallend Seit 1990 hat Deutschland die Freisetzung schen Gesamtrechnungen entstammten deutlich und vor allem ökonomisch be- von Treibhausgasen deutlich vermindert. die Treibhausgasemissionen aus Deutsch- dingt. Entsprechend der Berichterstattung Bezogen auf das Basisjahr des Kyoto-Pro- land im Jahr 2009 überwiegend dem der UNFCCC (United Nations Framework tokolls (1990/1995; ohne Emissionen aus produzierenden Gewerbe (58,0 %), gefolgt Convention on Climate Change) lag Landnutzungsänderungen und Forstwirt- vom Konsum der privaten Haushalte Deutschland im Jahr 2009 bei den Indus- schaft) sank die Gesamtemission in CO2- (20,6 %), den Dienstleistungen (13,2 %) triestaaten hinter den USA (6,6 Milliarden Äquivalenten bis zum Jahr 2009 um rund und der Landwirtschaft (8,2 %). Dabei ist Tonnen CO2-Äquivalente), Russland (2,2 312 Millionen Tonnen bzw. 25,3 %. Damit den privaten Haushalten durch ihren Strom- Milliarden Tonnen) und Japan (1,2 Milliar erreichte Deutschland die angestrebte verbrauch zusätzlich ein Teil der hohen den Tonnen) mit 0,9 Milliarden Tonnen Emissionsreduktion schon im ersten Jahr Emissionen des Produktionsbereichs CO2-Äquivalenten an vierter Stelle und des Verpflichtungszeitraums. Den weit- „Erzeugung und Verteilung von Strom und zählt damit weiterhin zu den größten aus größten Anteil am gesamten Ausstoß Gas“ anzulasten. Zwischen 2000 und 2009 Emittenten von Treibhausgasen unter den von Treibhausgasen hatte mit 85,7 % in wurde der Rückgang der Treibhausgase Industriestaaten. Der Indikator hat viele 2009 das Kohlendioxid, während Methan zu 72 % in den Produktionsbereichen und Querbezüge, z. B. zu den Indikatoren 1a,b, mit 5,3 %, Lachgas mit 7,3 % und die zu 28 % beim Konsum durch die privaten 3, 4, 5, 8, 11, 12. fluorierten Kohlenwasserstoffe mit 1,3 % Haushalte erreicht (ohne Emissionen aus dazu beitrugen. Von 1990 bis 2009 ging der Verwendung von Biomasse). Diese Kohlendioxid um 252,9 Millionen Tonnen Berechnungen (nach dem Inländerkonzept) CO2-Äquivalente bzw. um 24,3 % zurück. berücksichtigen die Emissionen der Inlän- Ein Großteil der Reduktion (111 Millionen der im Ausland, aber nicht die der Auslän- Tonnen) fand hier vor allem durch Betriebs- der im Inland. stilllegungen in den ersten fünf Jahren seit 1990 statt. Nach einer Zeitnahprognose Nach Angaben der europäischen Umwelt des Umweltbundesamtes stiegen die Treib agentur gingen die Treibhausgasemissio hausgasemissionen 2010 wieder an, nach- nen in der EU-15 zwischen 2009 (3,7 Milli dem sie, bedingt durch die ökonomische arden Tonnen CO2-Äquivalente) und dem Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 11
I. Generationengerechtigkeit Erneuerbare Energien 3a 3a Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch Zukunftsfähige Energieversorgung ausbauen 3b Anteil des Stroms aus erneuerbaren 3b Energiequellen am Stromverbrauch Die Reserven wichtiger fossiler Energieträ- Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch in % ger wie Öl und Gas sind begrenzt und ihre Ziel: 80 Nutzung ist mit der Emission von Treibhaus- 80 gasen verbunden. Ein Umstieg auf erneuer- bare Energien (EE), die sich als natürliche 70 Energiequellen ständig regenerieren, verrin- Ziel: 60 gert die energetisch bedingten Emissionen 60 und damit das Ausmaß des Klimawandels. Er reduziert die Abhängigkeit von Energie 50 importen, mindert den Ressourcenver- brauch, kann die Versorgungssicherheit 40 Ziel:35 erhöhen, fördert technische Innovationen und führt zu Effizienzgewinnen. 30 Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bun- 20 17,0 Ziel: 18 desregierung ist es, den Ausbau erneuer Anteil am (Brutto-)Stromverbrauch barer Energieträger voranzutreiben. Zu Anteil am Endenergieverbrauch1 10,9 Ziel: 12,5 10 den erneuerbaren Energien zählen u. a. 9,4 Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und Anteil am Primärenergieverbrauch2 0 Geothermie, aber auch Biomasse und der 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 2020 2050 biologisch abbaubare Anteil von Abfällen 1 Brutto-Endenergieverbrauch. 2 Nach Wirkungsgradmethode. aus Haushalten. Quelle: Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien – Statistik, Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V., Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Stand: Juli 2011 12 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit Die Entwicklung des Einsatzes der EE wird 2010 von 3,1 % auf 17,0 % und hat damit Der Anteil der EE an der Stromerzeugung in der Nachhaltigkeitsstrategie anhand der das Ziel für 2010 deutlich überschritten. stieg seit dem Jahr 2000 besonders durch Indikatoren „Anteil erneuerbarer Energien Die positive Entwicklung wurde durch eine die zunehmende Nutzung der Windenergie. am Endenergieverbrauch“ (3a) und „Anteil Reihe gesetzlicher Maßnahmen unterstützt So nahm die Stromerzeugung mittels des Stroms aus erneuerbaren Energiequel- (Europäische Richtlinie 2001/77/EG zur För- Windenergie von 7 550 Gigawattstunden im len am Stromverbrauch“ (3b) gemessen. derung der Stromerzeugung aus EE in 2004, Jahr 2000 (Anteil am gesamten EE-Strom: Der Verlauf des bisherigen Indikators Neufassung des Erneuerbare-Energien- 20 %) auf 37 793 Gigawattstunden im Jahr „Anteil der erneuerbaren Energien am Gesetz (EEG) und das Erneuerbare-Energien- 2010 (Anteil am gesamten EE-Strom: 37 %) Primärenergieverbrauch“ wird zur Informati- Wärmegesetz (EEWärmeG)). Das EEG ver zu. Die Stromerzeugung aus Biomasse hat on in der Grafik weiter mitgeführt. Entspre- pflichtet die Netzbetreiber, vorrangig Strom sich im Zeitraum von 2000 bis 2010 fast chend der EU-Richtlinie 2009/28/EG soll aus erneuerbaren Energien abzunehmen. verzehnfacht. Die Wärmeerzeugung aus EE der Anteil der EE am gesamten Bruttoend Seit Januar 2007 sind weiterhin alle Unter- erfolgte zuletzt zu 92 % aus Biomasse. energieverbrauch in der EU bis zum Jahr nehmen, die fossile Kraftstoffe in den 2020 auf 20 % steigen. Für Deutschland Verkehr bringen, zur Abgabe einer bestimm Durch die Verminderung von Emissionen ergibt sich hieraus ein Zielwert von 18 %, ten Mindestmenge an Biokraftstoffen hat der Indikator eine positive Korrelation der in die Nachhaltigkeitsstrategie über- verpflichtet. zu Indikator 2 (Treibhausgasemissionen). nommen wurde. Im Jahr 2050 soll dieser Nach Berechnungen des Umweltbundes- Anteil 60 % betragen. Bei der Stromerzeu- Der Anteil der einzelnen erneuerbaren amtes wurden durch die Nutzung erneuer- gung war das Ziel der Bundesregierung, Energieträger am gesamten Endenergiever- barer Energien im Jahr 2010 Treibhausgas bis zum Jahr 2010 einen Anteil der EE von brauch aus EE war 2010 sehr unterschied- emissionen von rund 118 Millionen Tonnen 12,5 % zu erreichen. Bis 2020 soll sich lich. 71 % entfielen auf Bioenergien, 13 % CO2-Äquivalenten vermieden. Der Anbau dieser Anteil auf mindestens 35 % und bis auf Windenergie und 7 % auf Wasserkraft. von Biomasse zur energetischen N utzung 2050 sogar auf mindestens 80% erhöhen. Entsprechend der Struktur des gesamten kann jedoch zur Flächenkonkurrenz auf der Energieaufkommens erneuerbarer Energien begrenzten landwirtschaftlichen Nutzfläche Im Zeitraum 1990 bis 2010 stieg der Anteil entfielen im Jahr 2010 auf die Stromerzeu- führen sowie negative Folgen für Land- der EE am Endenergieverbrauch von 1,9 % gung 38 %, auf die Wärmeerzeugung 49 % schaftsqualität und Artenvielfalt nach sich auf 10,9 %. Bei einer Weiterentwicklung wie und auf die biogenen Kraftstoffe 13 %. ziehen (siehe Indikator 5). Der Indikator in den letzten fünf Jahren würde das Ziel EE hat vielfältige Querbezüge zu weiteren für 2020 mehr als erreicht. Der Anteil am Indikatoren der Strategie. Stromverbrauch erhöhte sich von 1990 bis Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 13
I. Generationengerechtigkeit Flächeninanspruchnahme 4 Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche Nachhaltige Flächennutzung Die unbebaute, unzerschnittene und unzer siedelte Fläche ist eine begrenzte und gleichwohl begehrte Ressource. Um ihre Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche Nutzung konkurrieren z. B. Land- und Forst in ha pro Tag wirtschaft, Siedlung und Verkehr, Natur- Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche1 Verkehrsfläche schutz, Rohstoffabbau und Energieerzeu- gung, wobei sich insbesondere die Erholungsfläche, Friedhof gleitender Vierjahresdurchschnitt Siedlungs- und Verkehrsflächen stetig ausdehnen. 160 Zu den direkten Umweltfolgen der Auswei- tung der Siedlungs- und Verkehrsflächen 120 120 zählen der Verlust der natürlichen Boden- 120 funktionen durch Versiegelung, der Verlust fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen 87 oder der Verlust naturnaher Flächen mit 80 77 ihrer Biodiversität. Zudem zieht jede Neu- erschließung von Bauflächen im Umfeld 40 der Städte und außerhalb der bisherigen Ziel: 30 Siedlungskerne auch weiteren Verkehr und Flächenzerschneidung nach sich. Dies 0 führt zu Folgelasten wie Lärm und Schad- 1993- 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 2020 stoffemissionen, aber auch zu erhöhtem 1996 Aufwand für die Bereitstellung der nötigen 1 Ohne Abbauland. Infrastruktur. 14 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit Ziel der Bundesregierung ist es, die Nut Die Berechnung des Anstiegs der Sied- che, Friedhof“ sowie „Verkehrsfläche“ ver- zung neuer Flächen für Siedlungs- und Ver- lungs- und Verkehrsfläche als gleitender teilte, betrug 2010 bei einer Zunahme von kehrszwecke bis 2020 auf durchschnittlich Vierjahresdurchschnitt (dargestellt als 77 ha pro Tag das entsprechende Verhältnis 30 Hektar (ha) pro Tag zu begrenzen. Kurve) liefert derzeit belastbarere Aussagen 43:30:27. Neben der deutlichen Abnahme als die auf einzelne Jahre bezogenen Anga- des Anteils der Gebäude- und Freiflächen In den letzten Jahren hat sich der Zuwachs ben (Säulen). Ursache sind methodische und Betriebsflächen am Zuwachs der Sied- an Siedlungs- und Verkehrsfläche mit Umstellungsarbeiten in den amtlichen lungs- und Verkehrsfläche ist die Zunahme erkennbarem Trend abgeschwächt. Der Liegenschaftskatastern, auf denen die des Anteils der Erholungsflächen und Fried- gleitende Vierjahresdurchschnitt für neu in Flächenstatistik basiert. Der gleitende höfe bemerkenswert. Letztere ist u. a. auf Anspruch genommene Flächen für Sied- Vierjahresdurchschnitt zeigt eine kontinu- die vorgenannten Umstellungsarbeiten in lungs- und Verkehrszwecke lag 2010 bei ierliche Abschwächung des Zuwachses der den Katastern zurückzuführen. Unabhängig 87 ha pro Tag. Eine Fortsetzung der durch- Siedlungs- und Verkehrsfläche zwischen von der Betrachtung des Flächenzuwachses schnittlichen jährlichen Entwicklung der den Jahren 2000 (129 ha pro Tag) und betrug der Anteil der Erholungsflächen und letzten Jahre würde jedoch weiterhin nicht 2010 (87 ha pro Tag). Diese Entwicklung Friedhöfe an der Siedlungs- und Verkehrs- genügen, um das vorgegebene Reduktions korrespondiert mit den Bauinvestitionen, fläche im Jahr 2010 lediglich 9,1 %. ziel bis 2020 zu erreichen. die sich in diesem Zeitraum preisbereinigt Die Siedlungs- und Verkehrsfläche umfasst um insgesamt 15,8 % verringert haben. Rund 53 % der Siedlungsfläche wurde im „Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche Betrachtet man die Entwicklung im Einzel- Jahr 2008 von den privaten Haushalten – (ohne Abbauland)“, „Erholungsfläche, Fried nen, so ist nach einer kontinuierlichen Ver- überwiegend zum Wohnen – beansprucht. hof“ sowie „Verkehrsfläche“. „Siedlungs- ringerung bis 2005 in der Folge ein Auf und Die Siedlungsfläche der privaten Haus- und Verkehrsfläche“ und versiegelte Fläche Ab bei den Bauinvestitionen festzustellen. halte stieg im Zeitraum 1992 bis 2008 um können nicht gleichgesetzt werden, da in Ob dies auch auf den Anstieg der Sied- 28,3 %. Sie nahm damit erheblich stärker die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch lungs- und Verkehrsfläche durchschlägt, zu als die Zahl der Einwohner (+ 1,3 %). Ein unbebaute und nicht versiegelte Flächen bleibt abzuwarten. wesentlicher Grund ist die deutlich gestie- eingehen. Schätzungen ergeben für die gene Wohnfläche pro Kopf, die zwischen Siedlungs- und Verkehrsfläche einen Versie- Während sich im Jahr 2000 die Zunahme 1993 und 2006 um 18,5 % (von 36 m2 auf gelungsgrad von 43 bis 50 %. Auch unter der Siedlungs- und Verkehrsfläche (131 ha 43 m2 pro Kopf) zunahm. den Erholungsflächen gibt es versiegelte pro Tag) prozentual im Verhältnis 66:16:18 Flächen (z. B. Sportplätze). auf die drei Komponenten „Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche“, „Erholungsflä- Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 15
I. Generationengerechtigkeit Artenvielfalt 5 Artenvielfalt und Landschaftsqualität Arten erhalten – Lebensräume schützen Eine große Artenvielfalt an Tieren und Pflan- zen ist eine wesentliche Voraussetzung für einen leistungsfähigen Naturhaushalt und bildet eine wichtige Lebensgrundlage Artenvielfalt und Landschaftsqualität des Menschen. Natur und Landschaft in Index 2015 = 100 Deutschland sind durch Jahrhunderte wäh rende Nutzungen geprägt. Zur Erhaltung Index insgesamt Teilindex Siedlungen Teilindex Wälder der daraus entstandenen und der natürlich Teilindex Agrarland Teilindex Binnengewässer gewachsenen Vielfalt reicht ein kleinflächi 120 ger Schutz von Arten und Lebensräumen 107 Ziel: 100 nicht aus. Vielmehr sind nachhaltige Formen 101 100 der Landnutzung in der Gesamtlandschaft, eine Begrenzung von Emissionen und ein schonender Umgang mit der Natur erforder- 80 lich. Auf diese Weise kann die Artenvielfalt erhalten und zugleich die Lebensqualität 60 des Menschen gesichert werden. 77 Der Indikator liefert Informationen zur 40 67 Artenvielfalt, zur Landschaftsqualität und zur Nachhaltigkeit der Landnutzungen. Der 20 Berechnung des Indikators liegt die Ent- wicklung der Bestände von 59 Vogelarten 0 zu Grunde, die die wichtigsten Landschafts- 1970 1975 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 2015 und Lebensraumtypen in Deutschland Quelle: Bundesamt für Naturschutz, 2011 repräsentieren (Agrarland, Wälder, Sied- lungen, Binnengewässer, Küsten/Meere sowie die Alpen). Die Größe der Bestände 16 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit (nach Anzahl der Reviere bzw. Brutpaare) kann das Ziel von 100 % in 2015 nicht ohne die Verbauung, z. B. durch Küstenschutz- spiegelt die Eignung der Landschaft als erhebliche zusätzliche Anstrengungen von maßnahmen. Lebensraum für die ausgewählten Vogel- Bund, Ländern und auf kommunaler Ebene arten wider. Da neben Vögeln auch andere in möglichst allen Politikfeldern mit Bezug Die Veränderung des Klimas, die wesentlich Arten an eine reichhaltig gegliederte Land- zum Natur- und Landschaftsschutz erreicht durch die Emission von Treibhausgasen schaft mit intakten, nachhaltig genutzten werden. verursacht wird, führt bereits heute zu Lebensräumen gebunden sind, bildet der einer Verschiebung der Verbreitungsge- Indikator indirekt auch die Entwicklung Die Teilindikatoren für Agrarland (66 % des biete vieler Arten und beginnt die Land- zahlreicher weiterer Arten in der Landschaft Zielwerts in 2009), für Siedlungen (59 %), schaften in Deutschland umzuformen. Der und die Nachhaltigkeit der Landnutzung für Küsten und Meere (56 %) sowie für die vom Menschen verursachte Klimawandel ab. Ein Expertengremium hat für jede ein Alpen (77 %) entwickelten sich in den letz- könnte künftig die Artenvielfalt sowie das zelne Vogelart Bestandszielwerte für das ten 10 Jahren bis 2009 statistisch signifi- Artenspektrum durch Einwanderung und Jahr 2015 festgelegt, die erreicht werden kant weg vom Ziel. Für Wälder und Binnen- Aussterben von Tier- und Pflanzenarten könnten, wenn europäische und nationale gewässer (jeweils bei 70 %) ist in diesem wesentlich verändern. Grünlandumbruch rechtliche Regelungen mit Bezug zum Zeitraum kein statistisch signifikanter Trend und zunehmender Energiepflanzenanbau Naturschutz und die Leitlinien einer nach feststellbar. können negative Auswirkungen auf Land- haltigen Entwicklung zügig umgesetzt schaftsqualität und Artenvielfalt haben. Die wichtigsten Ursachen für den Rückgang Offen ist bisher, in welcher Weise sich der werden. Aus dem Grad der Zielerreichung der Artenvielfalt sind – regional unter- bei allen 59 Vogelarten wird jährlich ein demografische Wandel in Abwanderungs- schiedlich – eine intensive land- und forst- gebieten auf Artenvielfalt und Landschafts- Wert für den Gesamtindikator berechnet. wirtschaftliche Nutzung, Zerschneidung und qualität auswirken wird. Der Indikator hat Der Wert des Indikators für Artenvielfalt Zersiedelung der Landschaft, Versiegelung direkte und indirekte Querbezüge zu vielen und Landschaftsqualität lag im Jahr 1990 von Flächen sowie Stoffeinträge (z. B. Säu- Indikatoren der Strategie, u. a. zu 1c, 2, 3, deutlich unter den Werten, die für die Jahre rebildner oder Nährstoffe). Im Siedlungs- 4, 11, 12, 13. 1970 und 1975 rekonstruiert wurden. In bereich wirken sich Verluste an naturnahen den letzten zehn Beobachtungsjahren Flächen und dörflichen Strukturen aufgrund (1999 bis 2009) hat sich der Indikatorwert von Bautätigkeit und Flächenversiegelung (statistisch signifikant) verschlechtert. negativ aus. Gefährdungsfaktoren für Im Jahr 2009 lag er bei knapp 67 % des Lebensräume an der Küste sind Störungen Zielwerts. Bei gleichbleibender Entwicklung durch eine gestiegene Freizeitnutzung und Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 17
I. Generationengerechtigkeit Staatsverschuldung 6a 6a Staatsdefizit 6b Strukturelles Defizit Haushalt konsolidieren – Generationengerechtigkeit schaffen 6b Solide Staatsfinanzen sind ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Finanzpolitik. Eine Politik, die heutige Staatsausgaben Staatsdefizit übermäßig durch Neuverschuldung finan- in % des Bruttoinlandsprodukts zieren würde und die Rückzahlung dieser Staatsdefizit1 strukturelles Defizit Schulden allein zukünftigen Generationen Wirtschaftswachstum überließe, wäre nicht tragfähig. 4 3,7 3 Der Indikator zum Staatsdefizit orientiert sich an den auf europäischer Ebene einge- 2 führten „Maastricht-Kriterien“. Danach soll 1 das jährliche Staatsdefizit der Mitgliedslän- Limit der der Eurozone den Referenzwert von 3 % 0 Strukturelles des BIP stets unterschreiten. Mittelfristig Defizit: -1 wird ein ausgeglichener Haushalt oder ein -0,5 -2 Überschuss angestrebt. Als weiterer Indika- -2,1 Limit tor wurde daher das strukturelle Defizit neu -3 Staatsdefizit: -3,0 in die Nachhaltigkeitsstrategie aufgenom- -4 men. Das strukturelle Finanzierungsdefizit -4,3 ist eine Maßgröße für die Finanzierungs- -5 lücke in den öffentlichen Haushalten und -6 1991 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 spiegelt das über den Konjunkturzyklus hinweg bestehende Haushaltsdefizit des 1 Gesamtstaatlicher Finanzierungssaldo in % des BIP. Staates wider. Entsprechend dem in 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesministerium der Finanzen reformierten Stabilitäts- und Wachstums pakt ist das Ziel ein strukturell nahezu 18 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit ausgeglichener Haushalt. Dieses Mittelfrist und einem marginalen Defizit im Jahr 2008 Die staatliche Einnahmenquote ging 2010 ziel wird für Deutschland bei Einhaltung verschlechterte sich der gesamtstaatliche auf 43,6 % zurück. Gründe waren steuer- eines gesamtstaatlichen strukturellen, das Finanzierungssaldo im Jahr 2009 auf ein liche Maßnahmen (erweiterte Absetzbarkeit heißt um konjunkturelle und Einmaleffekte Defizit von 3,2 % in Relation zum BIP. Im von Versicherungsbeiträgen sowie die bereinigten Defizits von maximal 0,5 % des Jahr 2010 wurde der Maastricht-Referenz Konjunkturpakete) und die Absenkung von BIP erreicht. Zur Bestimmung dieser Grenze wert mit einer Defizitquote von 4,3 % Beitragssätzen in der gesetzlichen Kran- werden neben der Schuldenstandsquote (105,9 Milliarden Euro) deutlich überschrit- kenversicherung. Zwar sank die staatliche auch zukünftige Belastungen der öffent- ten. Aufgeteilt auf die staatlichen Ebenen Ausgabenquote 2010 gegenüber dem lichen Haushalte infolge der Bevölkerungs- betrugen die Defizite des Bundes 79,7 Milli- Vorjahr ebenfalls. Der Rückgang fiel jedoch alterung berücksichtigt. arden Euro, der Länder 22,8 Milliarden Euro mit 0,2 Prozentpunkten relativ gering aus. und der Gemeinden 5,7 Milliarden Euro. Durch die im Grundgesetz verankerte Schul- Einen positiven Finanzierungssaldo von 2,3 Die Ausgaben durch Vermögenstransfers denregel für Bund und Länder soll sicher Milliarden Euro wies allein die Sozialver sind 2010 um fast 30 Milliarden Euro gestellt werden, dass die gesamtstaatlichen sicherung auf. gestiegen. Dies steht in engem Zusam- Vorgaben des Maastricht-Vertrags auch menhang mit der – einmaligen – Übertra- nationalstaatlich umgesetzt werden. Das strukturelle Defizit betrug 2010 2,1 % gung von Risikopositionen der WestLB Danach sollen weder Ausgabenerhöhungen des BIP. Zur Überschreitung des Mittelfrist- und der Hypo Real Estate-Gruppe auf noch Steuersenkungen dauerhaft über Kre- ziels eines maximalen strukturellen Defizits Anstalten des öffentlichen Rechts inner- ditaufnahme finanziert werden. Der Bund von 0,5 % des BIP haben insbesondere halb der Bundesanstalt für Finanzmarkt- soll seine strukturelle Nettokreditaufnahme strukturelle Verschlechterungen der Haus- stabilisierung (FMSA). Dagegen wiesen die in gleichmäßigen Schritten bis 2016 auf halte infolge expansiver finanzpolitischer übrigen Ausgaben (Sozialleistungen oder maximal 0,35 % des BIP zurückführen und Maßnahmen zur Krisenbewältigung beige- Arbeitnehmerentgelte) sehr viel geringere danach diese Grenze nicht überschreiten. tragen. Im ersten Halbjahr 2011 stiegen die Zuwächse als das BIP auf. Die geleisteten Die Länder dürfen ab 2020 überhaupt keine staatlichen Einnahmen kräftig an (+ 6,0 % Vermögenseinkommen, die ganz über- strukturellen Defizite mehr aufweisen. im Vergleich zum ersten Halbjahr 2010) wiegend die Zinsausgaben des Staates und die Staatsausgaben erhöhten sich nur enthalten, sanken sogar absolut von 63,8 Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die noch wenig (+ 0,3 %). Das Finanzierungs- Milliarden Euro (2009) auf 61,9 Milliarden öffentlichen Finanzen in Deutschland defizit des Staates sank auf 7,2 Milliarden Euro (2010). spürbar in Mitleidenschaft gezogen. Nach Euro. Die Defizitquote für das erste Halbjahr einem geringen Überschuss im Jahr 2007 2011 betrug 0,6 %. Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 19
I. Generationengerechtigkeit Staatsverschuldung 6c Schuldenstand Neben dem Staatsdefizit ist auch der gesamt Haushalt konsolidieren – staatliche Schuldenstand ein wichtiger Indi- Generationengerechtigkeit schaffen kator für die Solidität der Staatsfinanzen. Von der Höhe des Schuldenstands hängt unter anderem ab, welche Aufwendungen Schuldenstandsquote der Staat für Zinsausgaben leisten muss. Maastricht Schuldenstand in % des BIP Die Frage, bis zu welchem Schuldenstand die Finanzen eines Staates als tragfähig anzusehen sind, ist kaum allgemeingültig 90 83,2 zu beantworten. Die Antwort darauf kann 80 sich von Land zu Land stark unterscheiden und hängt unter anderem von der langfris Referenzwert: 60 70 tigen Entwicklung der Wirtschaftskraft, das heißt vom Wachstumspotential des 60 jeweiligen Landes ab. Entscheidend für 50 die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen 39,5 ist vor allem die Schuldenstandsquote, 40 also der Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (siehe auch die Trag- 30 fähigkeitsberichte des Bundesministeriums 20 der Finanzen). Die Schuldenstandsquote zeigt an, wie hoch die relative Last ist, die 10 der Staatshaushalt zu tragen hat und geht als neuer Indikator in die Nachhaltigkeits- 0 1991 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 strategie ein. Quelle: Deutsche Bundesbank, Stand: 21. November 2011 Im Stabilitäts- und Wachstumspakt der Europäischen Union ist der Referenzwert 20 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit für die maximale Schuldenstandsquote auf Schuldenstands in 2010 bei. Gleichzeitig vor Gründung der Abwicklungsanstalten, 60 % festgelegt. Dies ist auch der für den hat sich dadurch aber auch das staatliche stetig gesunken und die der Länder gestie- Bericht relevante nationale Zielwert des Finanzvermögen erhöht. Zahlungen aus den gen. Indikators. Die im Grundgesetz verankerte öffentlichen Haushalten sind dafür noch Schuldenregel soll eine nachhaltige Rück- nicht geflossen. Dieser Teil neuer Schulden Den Schulden des Staates stehen auf der führung der Schuldenstandsquote sichern. führt daher nicht zu einer höheren Zinsbela- Aktivseite der Vermögensbilanz Vermögens stung in den Haushalten. güter – Sachvermögen und Geldvermögen – Die Schuldenstandsquote in Deutschland gegenüber. Erst die Bilanzierung von Schul liegt seit 2002 stets und mittlerweile sogar Beim Bund erhöhten sich die Schulden zum den und Vermögen ermöglicht eine ökono- deutlich höher als auf europäischer Ebene Ende des Jahres 2010 gegenüber 2009 misch sinnvolle Aussage über die Belas vorgeschrieben. Nachdem sie Mitte der um 242 Milliarden Euro auf rund 1 308 tung zukünftiger Generationen. Die g rößte vergangenen Dekade aufgrund der Konso- Milliarden. Euro. Dieser hohe Zuwachs geht Vermögensposition des Staates sind die lidierung der öffentlichen Haushalte auf überwiegend auf den erwähnten Anstieg Bauten (Straßen, Schulen, öffentliche Ge- 65,2 % im Jahr 2007 zurückgegangen war, der Schulden in Zusammenhang mit der bäude). Nach der Sachanlagenvermögens- stieg sie in den Folgejahren kontinuierlich Errichtung der Abwicklungsanstalt der Hypo rechnung des Statistischen Bundesamtes an. Die öffentlichen Haushalte waren Ende Real Estate zurück. Die Schulden der Länder hatten diese im Jahr 2009 einen Vermö- 2010 mit insgesamt 2 062 Milliarden Euro erhöhten sich im Jahr 2010 um 49 Milliar- genswert von 1 067 Milliarden Euro. Den verschuldet. Dies entsprach rechnerisch den Euro auf 620 Milliarden Euro, was zu zweitgrößten Vermögenswert bilden inzwi- einer Schuldenlast von 25 219 Euro pro einem großen Teil durch die Errichtung der schen die Wertpapiere aufgrund der Betei Kopf. Der Anstieg ist im Zusammenhang Abwicklungsanstalt der WestLB bedingt ligung an den genannten Abwicklungsan mit der Finanz- und Wirtschaftskrise zu war. Die Schulden der Gemeinden stiegen stalten. Der Indikator der Maastricht- sehen. Die starke Zunahme von 74,4 % im im Jahr 2010 um 5 Milliarden Euro auf 134 Schuldenstandsquote hat neben direkten Jahr 2009 auf 83,2 % im Jahr 2010 (um 294 Milliarden Euro. Die Sozialversicherungen Bezügen zu den Indikatoren 6a, b und 10 Milliarden Euro) geht insbesondere darauf wiesen im Jahr 2010 einen Überschuss von vielfache Querbeziehungen zu anderen zurück, dass die neu errichteten Abwick- gut 1 Milliarde Euro auf. Damit entfielen im Nachhaltigkeitsindikatoren aus dem ökono- lungsanstalten für die Banken Hypo Real Jahr 2010 63,5 % der gesamten Schulden mischen, dem sozialen und dem Umwelt- Estate und WestLB dem Sektor Staat zuge- auf den Bund, 30,1 % auf die Länder und bereich. ordnet werden und ihre Verbindlichkeiten 6,5 % auf die Gemeinden. Anteilig waren in den Schuldenstand einfließen. Dies trug die Schulden des Bundes und der Gemein- mit 213 Milliarden Euro zum Anstieg des den zwischen 2000 und 2009, das heißt Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 21
I. Generationengerechtigkeit Wirtschaftliche Zukunftsvorsorge 7 Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP Gute Investitionsbedingungen schaffen – Wohlstand dauerhaft erhalten Die wirtschaftliche Leistungskraft und die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft hängen entscheidend von den Investitionen Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP der Unternehmen und des Staates ab. Ins in % besondere über Investitionen in neue Aus rüstungen und immaterielle Anlagen wer- 25 23,2 den Innovationen realisiert sowie Märkte – und damit auch Beschäftigung – gesichert oder ausgeweitet. Gleichzeitig können Inve- 20 stitionen dazu beitragen, die Energie- und 17,5 Ressourceneffizienz zu steigern, z. B. durch Energieeinsparmaßnahmen an Gebäuden, 15 Realisierung umwelteffizienter Produkti- onstechniken oder Herstellung umwelteffi- zienter Güter. Auf der anderen Seite gehen 10 besonders Bauinvestitionen mit erheb- lichem Materialverbrauch und, soweit es sich um Erweiterungen handelt, zusätz- 5 licher Inanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen einher (siehe umwelt- bezogene Indikatoren, z. B. 1c und 4). 0 1991 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 22 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
I. Generationengerechtigkeit Zu den Bruttoanlageinvestitionen zählen Die Investitionstätigkeit im Jahr 2009 Jahr 2010 entfielen auf die Dienstleistungs- Bauten (Wohnbauten und Nichtwohnbau- wurde durch die Folgen der weltweiten bereiche, 1991 waren es 70,7 %. Der größte ten), Ausrüstungen (Maschinen, Fahrzeuge, Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt. Die investierende Bereich ist das Grundstücks- Geräte) und sonstige Anlagen (immaterielle Ausrüstungsinvestitionen (preisbereinigt) und Wohnungswesen. Auf diesen Bereich Anlagegüter wie Software und Urheber- brachen mit einem Rückgang von 22,8 % entfielen im Jahr 2010 32,6 % der gesam- rechte, Grundstücksübertragungskosten, gegenüber dem Vorjahr regelrecht ein. Die ten neuen Anlagen. Der steigende Inves Nutztiere). Bauinvestitionen gingen um 3,0 % zurück. titionsanteil der Dienstleistungsbereiche Stabilisierend wirkten die Bauinvestitionen war im gesamten Zeitraum mit Ausnahme Im Durchschnitt der letzten fünf Berichts- des Staates, die im Krisenjahr 2009 noch der Jahre 2007 und 2008 zu beobach- jahre ist das Verhältnis der Bruttoanlagein- einen Zuwachs von 2,8 % aufwiesen. Dieser ten, in denen ein überdurchschnittliches vestitionen in jeweiligen Preisen zum Brut- Zuwachs und die Förderung der Investiti- Wirtschafts- und Investitionswachstum im toinlandsprodukt (die Investitionsquote) onstätigkeit im Rahmen der Konjunkturpro- Produzierenden Gewerbe wieder zu einer leicht angestiegen, ein statistischer Trend gramme vom November 2008 und Januar kurzfristigen Erhöhung der Anteile an den ist allerdings nicht erkennbar. Zwischen 2009, z. B. durch das Gebäudesanierungs- gesamten Investitionen führte. 1991 und 2005 sank die Investitionsquote programm, haben einem noch stärkeren von 23,2 % auf 17,3 %. Bis zum Jahr 2008 Rückgang der Bauinvestitionen entgegen- Das gesamte Nettoanlagevermögen wuchsen die Bruttoanlageinvestitionen wie- gewirkt. Im Jahr 2010 trat eine Erholung (Summe der Anlageinvestitionen abzüglich der kräftiger als das BIP und die Quote stieg der Investitionstätigkeit ein. Die Ausrü- Abschreibungen) betrug im Jahr 2009 rund auf 18,6 % (2008). In 2008 kam der Anstieg stungsinvestitionen stiegen preisbereinigt 8 012 Milliarden Euro. Im Eigentum der allerdings zum Erliegen. In 2010 erreichte gegenüber dem Vorjahr kräftig um 10,5 %, Unternehmen waren davon 6 807 Milliarden die Investitionsquote 17,5 %. Im Jahr zuvor die Bauinvestitionen um 2,2 %. Euro, beim Staat 1 097 Milliarden Euro. Bei lag sie nach dem starken Rückgang der der Ermittlung des gesamten Vermögens Investitionstätigkeit in 2009 bei nur noch Die Investitionstätigkeit hat sich im Zeit- sind zum Sachvermögen noch der Wert 17, 2 %. Während die Bauinvestitionen im raum 1991 bis 2010 stark vom Produzieren von Land und das Geldvermögen hinzuzu- Jahr 2010 den Stand vor der Finanz- und den Gewerbe zu den Dienstleistungsberei rechnen (zur Vermögensbilanz des Staates Wirtschaftskrise fast wieder erreicht haben, chen verlagert. Während 1991 noch 27,5 % siehe Indikator 6b). liegen die Ausrüstungsinvestitionen noch der Investitionen in neue Anlagen von erheblich – mit 14,7 % – unter dem Vorkri- Unternehmen des Produzierenden Gewer- senstand. bes getätigt wurden, waren dies 2010 nur noch 18,7 %. 79,6 % der Investitionen im Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012 23
I. Generationengerechtigkeit Innovation * 8 Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung Zukunft mit neuen Lösungen gestalten Die Ausgaben für Forschung und Entwick- lung (FuE) sind eine wichtige, wenn auch nicht die alleinige Bestimmungsgröße für Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung das Innovationstempo einer Volkswirt- Ausgaben in % des BIP schaft. Je höher die Ausgaben sind, desto Deutschland Japan USA EU-27 größer ist die Aussicht auf eine dyna- mischere Entwicklung der Produktivität, 3,5 ein stärkeres Wirtschaftswachstum, eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und Ziel: 3* nicht zuletzt die Chance, dass sich unsere 3,0 Produktions- und Konsummuster in Rich- tung Nachhaltigkeit weiterentwickeln. 2,5 Der hier dargestellte Indikator umfasst die Ausgaben von Wirtschaft, Staat und Hoch- schulen für Forschung und Entwicklung 2,0 und stellt diese in Relation zum Bruttoin- landsprodukt (BIP). Der Rat von Barcelona 1,5 hat 2002 als Zielvorgabe für Europa einen Anteil der FuE-Ausgaben von 3 % im Jahr 2010 beschlossen. Diese Vorgabe wurde 1,0 im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeits- 1991 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 091 2020 strategie der Bundesregierung für Deutsch- * Neues Ziel/neue Bewertung; keine Vergleichbarkeit mit Vorperiode. Erläuterung siehe Darstellung zum Indikator. land als Ziel übernommen. Übereinstim- 1 Schätzung. mend mit dem Ziel der Europäischen Union Quelle: Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) wird im Rahmen der EU 2020-Strategie nun- mehr für 2020 (statt wie bisher für 2010) 24 Statistisches Bundesamt, Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 2012
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