Nachhaltige Integration bleibt schwierig - iab

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IAB Kurzbericht
Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
                                                                                                              2/2018

  In aller Kürze                       Arbeitsaufnahmen von Arbeitslosengeld-II-Empfängern
„„ Erwerbslose Arbeitslosengeld-II-
Be­
  zieher nahmen im Jahr 2013
knapp eine Million sozialversiche­
                                       Nachhaltige Integration
rungspflichtige Beschäftigungsver-
hältnisse auf.                         bleibt schwierig
„„ Fast die Hälfte dieser Beschäfti-
gungen dauerte weniger als sechs       von Kerstin Bruckmeier und Katrin Hohmeyer
Monate. Zwei Fünftel der Leistungs­
bezieher waren mindestens zwölf
Monate ununterbrochen beschäftigt.
                                       Die Mehrheit der Arbeitslosengeld-II-Be-       Einschränkungen und fehlenden Ausbil-
„„ Gut die Hälfte der Arbeitsaufnah-
men ging mit einer Beendigung des      zieher ist über längere Zeit auf Leistun­gen   dungs- und Schulabschlüssen sowie Ältere
Leistungsbezugs von mindestens ei-     der Grundsicherung angewiesen. Dennoch         haben sehr geringe Chancen, am Arbeits-
nem Monat einher.                      ist die Zahl der aus dem Leistungsbezug        markt dauerhaft Fuß zu fassen und den
„„ Für 45 Prozent der Leistungsbe-     aufgenommenen Beschäftigungsverhält-           Leistungsbezug zu verlassen.
zieher war die betrachtete Beschäf-    nisse nicht unerheblich. In diesem Kurzbe-        Dennoch bleibt es vorrangiges Ziel der
tigungsaufnahme bereits mindes-        richt werden die Merkmale und die Stabi-       Grundsicherung, Hilfebedürftigkeit durch
tens die fünfte in den letzten fünf    lität neu aufgenommener Tätigkeiten von        Erwerbstätigkeit zu beenden. Tatsächlich
Jahren.
                                       Arbeitslosengeld-II-Beziehern untersucht.      ist das Arbeitsmarktpotenzial unter den
„„ Zwei Fünftel der aufgenommenen
                                                                                      erwerbslosen Leistungsbeziehern nicht un­
Jobs waren Helfertätigkeiten und
                                       Die Grundsicherung für Arbeitsuchende          erheblich: Sie nehmen pro Jahr etwa eine
etwa 80 Prozent der aufgenomme-
nen Vollzeitjobs lagen im Niedrig-     ist geprägt von langen Bezugsdauern und        Million sozialversicherungspflichtige Be-
lohnsektor.                            vielfältigen Problemlagen der Leistungsbe-     schäftigungsverhältnisse auf (Statistik der
„„ Beschäftigungsverhältnisse,  die    zieher (Seibert et al. 2017). Aber nur etwa    BA 2016) – auch wenn diese häufig nicht
besser entlohnt sind oder mit einer    jeder vierte Langzeitleistungsbezieher ist     das Ende des Leistungsbezugs bedeuten.
Beendigung der Hilfebedürftigkeit      auch langzeitarbeitslos (Statistik der Bun-    Ob eine neu aufgenommene Beschäftigung
einhergehen, sind auch häufiger        desagentur für Arbeit (BA) 2017a). Andere      zumindest mittelfristig den Weg aus dem
von längerer Dauer.                    gehen einer gering entlohnten Tätigkeit        Leistungsbezug bahnt, hängt neben der
„„ Für eine nachhaltige Integration    nach oder stehen dem Arbeitsmarkt vorü-        Qualität und Stabilität der Beschäftigung
ist neben der Unterstützung beim       bergehend nicht zur Verfügung, etwa auf-       von der Größe und der Einkommenssitua­
Arbeitsmarkteinstieg eine Förderung
                                       grund von Krankheit oder der Versorgung        tion des gesamten Haushalts ab: Bei großen
der Aufwärtsmobilität notwendig.
                                       von Kindern. Für diejenigen, die eine Be-      Haushalten ohne andere Einkommensquel-
                                       schäftigung suchen, erschweren oft per-        len führt auch eine Vollzeitbeschäftigung
                                       sönliche Hemmnisse eine existenzsichernde      nicht unbedingt zum Ende des Leistungsbe-
                                       Arbeitsaufnahme (Beste/Trappmann 2016).        zugs. Bei kurzer Beschäftigungsdauer wer-
                                       Vor allem Personen mit gesundheitlichen        den zudem häufig keine Ansprüche an die
Arbeitslosenversicherung erworben und die erneute                         Wir untersuchen im Folgenden die neu aufgenom-
                                   Arbeitslosigkeit führt sofort wieder zum Grundsiche-                      menen sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-
                                   rungsbezug. Bei der letzten Untersuchung im Jahr                          gungsverhältnisse von Leistungsbeziehern im Jahr
                                   2008 dauerte gut die Hälfte der von Leistungsbe-                          2013:1 In welchem Ausmaß sind sie bedarfsdeckend
                                   ziehern aufgenommenen sozialversicherungspflich-                          und dauerhaft, welche Betriebs- und Beschäfti-
                                   tigen Beschäftigungsverhältnisse länger als sechs                         gungsmerkmale kennzeichnen sie und welche Fakto-
                                   Monate (Koller/Rudolph 2011). Ein Grund für kurze                         ren begünstigen stabile Beschäftigungsverhältnisse?
                                   Beschäftigungszeiten könnte darin liegen, dass für                        Man kann davon ausgehen, dass die Ergebnisse mit
                                   diesen Personenkreis zunächst oft nur befristete Be-                      aktuelleren Daten ähnlich ausfallen würden, da sich
                                   schäftigungsverhältnisse erreichbar sind. Ein weite-                      Niveau und Dynamik der Arbeitsaufnahmen kaum
                                   rer Grund könnte sein, dass sich die gegenseitigen                        verändert haben.
                                   Erwartungen der Beschäftigten und der Arbeitgeber
                                   nicht erfüllen.
                                                                                                             „„ Arbeitsaufnahmen 2013
                                                                                                                im Überblick
      i     Daten und Definitionen
                                                                                                             Im Jahr 2013 konnten 979.000 sozialversicherungs-
                                                                                                             pflichtige Beschäftigungsverhältnisse von 895.000
    Datengrundlage ist die Stichprobe der Integrierten Grundsicherungsbiografien
                                                                                                             erwerbsfähigen Leistungsbeziehern aus Erwerbslo-
    (SIG). Diese ist eine 10 %-Stichprobe aller Personen, die zwischen Januar 2005 und
    Dezember 2014 Arbeitslosengeld II bezogen haben. Sie beruht auf Daten aus Ver-                           sigkeit aufgenommen werden (vgl. Tabelle 1).2 Bei
    waltungsprozessen der BA und beinhaltet Informationen zu Erwerbstätigkeiten seit                         13,1 Prozent dieser Beschäftigungen erfolgte die
    1993, ALG-I- und ALG-II-Bezug, Arbeitslosigkeit und Arbeitsuche, zu persönlichen                         Einstellung bei dem Arbeitgeber, bei dem auch die
    Merkmalen und zur Bedarfsgemeinschaft. Das vorliegende Projekt nutzt daraus
    Daten zu Beschäftigungsaufnahmen im Jahr 2013. Hinzugespielt wurden Informa-                             letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
    tionen zu den Betrieben aus dem Betriebs-Historik-Panel (BHP) für das Jahr 2013.                         bestand.
    „„ Beschäftigungsaufnahmen aus Erwerbslosigkeit sind begonnene sozialver­                                   Bei insgesamt 5,5 Millionen erwerbsfähigen Per-
    sicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse (ohne geringfügig Beschäftigte                           sonen, die im Jahr 2013 einmal Arbeitslosengeld II
    und Selbstständige) von Personen, die in den vorangehenden sieben Tagen nicht                            bezogen haben (Quelle: Leistungshistorik Grund-
    sozialversicherungs­pflichtig beschäftigt waren und im Vormonat ALG II bezogen
                                                                                                             sicherung 2015, eigene Auswertungen), bedeutet
    haben. Insgesamt wurden 97.854 Beschäftigungsaufnahmen in der Stichprobe
    identifiziert und auf die Grundgesamtheit hochgerechnet.                                                 die Zahl der Beschäftigungsaufnahmen eine nicht
    „„ Geförderte Beschäftigung beinhaltet sozialversicherungspflichtige Beschäfti­                          1
                                                                                                              Zur Definition der Beschäftigungsaufnahmen und der Daten-
    gungs­aufnahmen, die mit einer Maßnahme der geförderten Beschäftigung ein­                               grundlage siehe Infokasten links. Da die Daten nur bis zum Jahr
    hergehen, etwa dem Eingliederungszuschuss und dem Einstiegsgeld.                                         2014 vorliegen und die Stabilität der Beschäftigung über einen
    „„ Stabile Beschäftigungen sind hier definiert als sozialversicherungspflichtige                         Zeitraum von einem Jahr gemessen wird, werden die Arbeitsauf-
    Beschäftigungen, die zwölf Monate andauern. Eine Beschäftigung beim gleichen                             nahmen im Jahr 2013 untersucht.
    Betrieb ist hier nicht vorausgesetzt.                                                                    2
                                                                                                               Weitere 106.000 neue sozialversicherungspflichtige Beschäf-
    „„ Bedarfsdeckend ist eine Beschäftigung, wenn der Leistungsbezug innerhalb von                          tigungsverhältnisse von Leistungsbeziehern, die direkt aus ei-
    zwei Monaten nach Arbeitsaufnahme für mindestens einen Monat endet.                                      ner vorhergehenden Beschäftigung in eine neue Arbeitsstelle
                                                                                                             wechselten, werden hier nicht untersucht. Das gilt auch für die
    „„ Eine Rückkehr zum letzten Arbeitgeber meint Beschäftigungsaufnahmen im                                Aufnahme einer Selbstständigkeit und die beträchtliche Zahl von
    selben Betrieb, bei dem die letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung                           geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen von Leistungsbezie-
    bestand.                                                                                                 hern, die in der Regel nicht zur Beendigung des Leistungsbezugs
                                                                                                             führen dürften (Koller/Rudolph 2011).

    Tabelle 1
    Aufnahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von SGB-II-Leistungsbeziehern im Jahr 2013

                                                                                                                              Beschäftigung dauert durchgehend …
                                                                                            Insgesamt
                                                                                                                     mindestens 6 Monate         mindestens 12 Monate
                                                                                     in 1.000         in %           in 1.000        in %        in 1.000          in %
     Arbeitsaufnahmen aus Erwerbslosigkeit im SGB II                                  978,5           100,0           537,1           54,9        395,0            40,4
     darunter: mit Beendigung des Leistungsbezugs für mindestens 1 Monat              513,5               52,5        309,1                       229,6
                mit Beendigung des Leistungsbezugs für mindestens 6 Monate             293,7              30,0        237,5                       181,8
                Rückkehr zum letzten Arbeitgeber                                      128,6               13,1         69,6                        42,1

    Quelle: Stichprobe Integrierte Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet.                                                             © IAB

2     IAB-Kurzbericht 2/2018
unerhebliche Arbeitsmarktbeteiligung unter den         dem Leistungsbezug etwas niedriger als bei allen in
Leistungsbeziehern. Allerdings war nur etwa die        Deutschland aufgenommenen sozialversicherungs-
Hälfte der Beschäftigungsaufnahmen (52,5 %) be-        pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen (69 %, vgl.
darfsdeckend, sodass der Leistungsbezug zumindest      Abbildung 2). Die Anteile der Ausbildungsverhält-
zeitweise beendet werden konnte (vgl. Tabelle 1).
Auch sind die Beschäftigungen häufig nicht dauer-
                                                         Abbildung 1
haft: Etwa 45 Prozent der Beschäftigungsverhältnis-
                                                         Arbeitsaufnahmen von SGB-II-Leistungsbeziehern nach zeitlichem
se waren nach weniger als sechs Monaten beendet,         Abstand zur letzten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
immerhin 40 Prozent dauerten mindestens zwölf            2013, Anteile in Prozent
                                                                                                               Anteil der geförderten Beschäftigungsverhältnisse
Monate an.                                                                                                    an allen Arbeitsaufnahmen in der jeweiligen Gruppe
   Kurze Beschäftigungsdauern gehen mit einer grö-                  davon: vom Jobcenter gefördert

ßeren Zahl von Jobs einher: Bei 45 Prozent war die
untersuchte Arbeitsaufnahme mindestens die fünfte                                                                               12,8        13,7     15,7
                                                                                                                10,7   12,1
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den                                                                                                                     9,0
                                                                    Anteil an Arbeitsaufnahmen          6,6                                                 5,6
vergangenen fünf Jahren.                                                                                bis 1 >1-2 >2-3 >3-4 >4-5                >5     nie1)    gesamt
                                                                                                         Letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vor … Jahren
   Für 13,3 Prozent der Arbeitsaufnahmen stellte die
                                                           46,1
Beschäftigung die erste sozialversicherungspflichti-
ge Beschäftigung im Erwerbsverlauf überhaupt dar
(vgl. Abbildung 1). Dabei handelte es sich überwie-
gend (zu 75 %) um Personen bis 30 Jahre, die erst-                   15,4                                               13,3
malig am Arbeitsmarkt auftreten, etwa 30 Prozent                               6,9
                                                                                                               10,9
                                                                                         4,1      3,3
von ihnen begannen eine Ausbildung. Am häufigs-
                                                           bis 1    >1-2      >2-3      >3-4     >4-5      >5       nie1)
ten nahmen jedoch Personen eine Beschäftigung             Letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vor … Jahren              1)
                                                                                                                                            seit 1993 keine Beschäftigung
auf, die innerhalb des letzten Jahres bereits sozi-
                                                         Lesebeispiel: 46 Prozent aller Arbeitsaufnahmen aus dem SGB II entfielen auf Personen, deren
alversicherungspflichtig beschäftigt gewesen wa-         letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bis zu einem Jahr zurücklag. Davon wurden
ren (46 %), wobei fast jeder Vierte von ihnen zum        6,6 Prozent vom Jobcenter gefördert.
                                                         Quelle: Stichprobe Integrierte Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen,
letzten Arbeitgeber zurückkehrte. Knapp 11 Prozent       hochgerechnet.                                                                                                © IAB
aller Beschäftigungsaufnahmen entfielen auf Per-
sonen, deren letzte Erwerbstätigkeit mehr als fünf
Jahre zurücklag.
                                                         Abbildung 2
   Im Jahr 2013 wurde fast jede zehnte sozialver-
                                                         Arbeitszeit und Anforderungsniveau der Tätigkeiten bei den
sicherungspflichtige Beschäftigungsaufnahme von          neu aufgenommenen Beschäftigungsverhältnissen
einem Jobcenter gefördert (9,0 %, vgl. Abbildung 1).     2013, Anteile in Prozent
Am häufigsten kamen der Eingliederungszuschuss
(etwa 66 %), das Einstiegsgeld (knapp 18 %) und                              Arbeitszeit                                               Anforderungsniveau

die Förderung von Arbeitsverhältnissen (knapp 8 %)        keine Angabe        0,8                1,5                    keine Angabe                0,8               1,5
                                                                                                                                                                      2,9
                                                                                                                              Experte              10,8               4,2
zum Einsatz. Personen, deren letzte Erwerbstätigkeit
                                                                  Teilzeit   30,7                                             Spezialist           9,1
mehr als fünf Jahre zurücklag, wurden mit 15,7 Pro-                                              37,8
zent der aufgenommenen Beschäftigungsverhältnis-
                                                                                                                                                                     49,1
se am häufigsten gefördert (vgl. Abbildung 1).
                                                                                                                              Fachkraft            53,4

„„ Merkmale der aufgenommenen
   Beschäftigungen                                                Vollzeit   68,5
                                                                                                 60,7
                                                                                                                                                                     42,2
Im Folgenden untersuchen wir ausgewählte Merk-
                                                                                                                                 Helfer            25,9
male der Beschäftigungsverhältnisse, die 2013 aus
Erwerbslosigkeit im SGB II aufgenommen wurden.                           alle Arbeits­     aus Erwerbs-                                     alle Arbeits­         aus Erwerbs-
                                                                         aufnahmen1)         losigkeit                                      aufnahmen1)             losigkeit
                                                                                            im SGB II2)                                                            im SGB II2)
Arbeitszeit und Anforderungsniveau
                                                         Quellen: 1) Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2014); 2) Stichprobe Integrierte
Mit knapp 61 Prozent war der Anteil der Vollzeit-        Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet.                                          © IAB
beschäftigungen unter den Arbeitsaufnahmen aus

                                                                                                                                        IAB-Kurzbericht 2/2018                   3
nisse lagen mit jeweils knapp 8 Prozent auf glei-
    Abbildung 3
                                                                                                                      chem Niveau. Deutliche Unterschiede sind beim
    Löhne bei Arbeitsaufnahmen von erwerbslosen ALG-II-Empfängern
                                                                                                                      Anforderungsniveau der Beschäftigung zu erkennen:
    2013, Bruttomonatslohn (Median, ohne Auszubildende), Anteile in Prozent
                                                                                                                      42 Prozent der Arbeitsaufnahmen aus dem Grund-
                                                                                                    unter 1.000 €
                                                                                                                      sicherungsbezug waren Helfertätigkeiten, bei allen
                                                                                                   1.000 €-1.250 €    Arbeitsaufnahmen des Jahres 2013 gilt dies für
                           15,9                                                                    1.250 € und mehr   26 Prozent. „Helfer“ erledigen überwiegend manu-
                                                                                                                      elle Tätigkeiten, für die häufig kein Berufsabschluss
                                       15,7                                           34,8                            erforderlich ist. Allerdings verfügen 44 Prozent der
                    1.454 €
                                                  79,7 %

                                                           48,5      1.231 €
            68,4
                                                                                                                      Leistungsbezieher, die eine Helfertätigkeit aufge-
                                                                                                                      nommen haben, über einen beruflichen Abschluss.
                                                 ich
                                             re

                                                                           16,7                                       Diese Tätigkeiten bieten also vor allem geringqua-
                                            be

                                            hn
                                       lo
                                 rig
                          Nied
                                                                                                                      lifizierten Leistungsbeziehern Chancen. Immerhin
                    Vollzeit                                Vollzeit und Teilzeit                                     jeder zweite Leistungsbezieher konnte eine Be-
    Anmerkung: Für Teilzeitbeschäftigung kann der Niedriglohnbereich nicht ausgewiesen werden,
                                                                                                                      schäftigung als Fachkraft aufnehmen, ein höheres
    da keine genauen Arbeitszeitinformationen vorliegen, sondern nur die Angabe, ob es sich um                        Anforderungsniveau ist erwartungsgemäß deutlich
    eine Vollzeitbeschäftigung handelt.
                                                                                                                      seltener zu finden als bei allen Arbeitsaufnahmen
    Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2017b); Stichprobe Integrierte
    Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet.                                    © IAB     (vgl. Abbildung 2).

                                                                                                                      Entlohnung
    Tabelle 2
                                                                                                                      Die Hälfte aller Leistungsbezieher, die im Jahr 2013
    Aufnahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Jahr 2013
                                                                                                                      eine Vollzeitbeschäftigung aufgenommenen haben,
    nach Wirtschaftszweigen
                                                                                                                      verdiente einen Bruttomonatslohn von mindestens
                                                                  alle Arbeits-              aus Erwerbslosigkeit     1.454 Euro (Median, ohne Auszubildende; vgl. Abbil-
     Wirtschaftszweige                                            aufnahmen1)                     im SGB II2)
                                                                                                                      dung 3). Schließt man Teilzeitbeschäftigungen mit
                                                             in 1.000          in %           in 1.000     in %       ein, betrug der mittlere Bruttomonatslohn 1.231 Euro.
     Gesamt                                                  9.191,0       100                 978,5      100
                                                                                                                      Unterstellt man eine durchschnittliche Wochenar-
     Land-, Forstwirtschaft und Fischerei                         159,2        1,7                8,4      0,9
                                                                                                                      beitszeit von 39 Stunden, verdienten Leistungsbe-
     Bergbau, Energie- und Wasserversorgung,
                                                                  101,9        1,1                6,1      0,6        zieher, die eine Vollzeitbeschäftigung aufnahmen, im
     Energiewirtschaft
     Verarbeitendes Gewerbe                                  1.051,5        11,4                 58,4      6,0        Mittel 8,58 Euro je Arbeitsstunde. 80 Prozent aller
     Baugewerbe                                                   598,5        6,5               61,4      6,3        Arbeitsaufnahmen in Vollzeit waren niedrig entlohn-
     Handel, Instandhaltung,
                                                             1.130,1       12,3                 115,5     11,8
                                                                                                                      te Tätigkeiten.3 Bei Teilzeitbeschäftigten ist davon
     Reparatur von Kraftfahrzeugen
                                                                                                                      auszugehen, dass der Anteil der Beschäftigung mit
     Verkehr und Lagerei                                          558,0        6,1               59,2      6,1
                                                                                                                      niedrigen Stundenlöhnen noch höher liegt.
     Gastgewerbe                                                  574,0        6,2               78,3      8,0
     Information und Kommunikation                                528,8        5,8               11,5      1,2
                                                                                                                      Wirtschaftsbereich
     Erbringung von Finanz- und
                                                                  129,4        1,4                4,3      0,4        Die vier wichtigsten Wirtschaftsbereiche, in denen
     Versicherungsdienstleistungen
     Immobilien, freiberufliche wissenschaftliche                                                                     Leistungsbezieher eine Beschäftigung fanden, sind
                                                                  584,8        6,4               31,1      3,2
     und technische Dienstleistungen
                                                                                                                      die Arbeitnehmerüberlassung, der Bereich Handel,
     Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
     (ohne Arbeitnehmerüberlassung)
                                                                  593,1        6,5              111,1     11,4        Instandhaltung und KfZ-Reperatur (z. B. der Einzel-
    Arbeitnehmerüberlassung                                       948,3    10,3                 201,9     20,6        handel), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
     Öffentliche Verwaltung, Verteidigung,                                                                            (z. B. die Gebäudereinigung) sowie das Gesundheits-
                                                                  215,6        2,3               20,5      2,1
     Sozialversicherung, exterritoriale Organis.                                                                      und Sozialwesen (vgl. Tabelle 2). Auf diese vier Be-
     Erziehung und Unterricht                                     349,7        3,8               29,8      3,0        reiche entfiel die Hälfte aller Arbeitsaufnahmen, wo-
     Gesundheits- und Sozialwesen                            1.021,2           11,1              95,3      9,7
                                                                                                                      bei die Arbeitnehmerüberlassung mit gut 20 Prozent
     Sonstige Dienstleistungen,
                                                                  387,0        4,2               45,0      4,6
     Private Haushalte
                                                                                                                      3
                                                                                                                        Als niedrig entlohnt gilt, wer weniger als zwei Drittel des
     Keine Zuordnung möglich                                      259,6        2,8               40,6      4,1        Medianlohns verdient. Dieser Wert (Niedriglohnschwelle) wird
    Anmerkung: Die vier wichtigsten Wirtschaftsbereiche, in denen erwerbslose Leistungsbezieher                       nur für Vollzeitbeschäftigte berechnet, da bei Teilzeitbeschäf-
    eine Beschäftigung gefunden haben, sind dunkel hinterlegt.                                                        tigungen größere Arbeitszeitschwankungen vorliegen. Die
    Quellen: 1) Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2014); 2) Stichprobe Integrierte                              Niedriglohnschwelle für sozialversicherungspflichtig Vollzeit-
    Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet.                                     © IAB    beschäftigte (ohne Auszubildende) lag im Jahr 2013 bei einem
                                                                                                                      Bruttomonatsentgelt von 1.969 Euro (Statistik der BA 2017b).

4     IAB-Kurzbericht 2/2018
mit Abstand vorne lag. Im Vergleich zu allen im Jahr      der letzten sozialversicherungspflichtigen Beschäf-
2013 neu aufgenommenen sozialversicherungs-               tigung. Es zeigt sich, dass Beschäftigungsverhält-
pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen nahmen            nisse von Personen, die innerhalb des letzten Jahres
Leistungsbezieher doppelt so häufig eine Tätigkeit        beschäftigt waren, instabiler ausfallen als bei Per-
in der Arbeitnehmerüberlassung und dem Bereich            sonen, deren letzte Erwerbstätigkeit länger als ein
der Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen auf,      Jahr zurücklag. Dieses Ergebnis überrascht zunächst
deutlich seltener hingegen beispielsweise im Verar-       insofern, als Personen mit einer kurzen Erwerbslosig-
beitenden Gewerbe. Insgesamt konzentrierten sich          keitsdauer im Vergleich zu Langzeiterwerbslosen als
die Beschäftigungsaufnahmen der Leistungsbezieher         arbeitsmarktnäher einzuschätzen sein dürften, und
damit stark auf Niedriglohnbranchen und teilweise         sie damit höhere Chancen auf eine bessere – zum
auf Branchen mit einer hohen Personalfluktuation          Beispiel stabilere – Beschäftigung haben sollten.
und kurzen Beschäftigungsdauern wie etwa in der           Eine mögliche Ursache könnte sein, dass Personen
Zeitarbeitsbranche (Haller/Jahn 2014).                    in einem Arbeitsmarktsegment mit hoher Dynamik
                                                          – zum Beispiel weil es dort viele befristete Beschäf-
                                                          tigungsverhältnisse gibt – arbeiten beziehungsweise
„„ Merkmale, die mit einer stabilen
                                                          nach Arbeit suchen. War die letzte Beschäftigung
   Beschäftigung einhergehen
                                                          nur von kurzer Dauer und reihen sich viele kurze
Mithilfe einer Regressionsanalyse untersuchen wir         Beschäftigungsverhältnisse aneinander, kann dies
im Folgenden den Zusammenhang zwischen ver-               von Arbeitgebern als negatives Signal interpretiert
schiedenen personen- und beschäftigungsbezoge-            werden. Trotz einer nur kurzen vorangegangenen
nen Merkmalen und der Wahrscheinlichkeit, dass die        Erwerbslosigkeit ergeben sich dann keine, oder
Beschäftigung stabil ist, das heißt mindestens zwölf      sogar schlechtere Aussichten auf eine stabile Be-
Monate andauert (vgl. Infokasten rechts unten). In        schäftigung. Tatsächlich hatten Personen, deren
die Analyse gehen Beschäftigungsaufnahmen aus             letzte Beschäftigung weniger als ein Jahr zurück-
Erwerbslosigkeit im SGB II ein, mit Ausnahme von          lag, während der letzten fünf Jahre durchschnitt-
Ausbildungsverhältnissen und Aufnahmen im Sektor          lich knapp sechs sozialversicherungspflichtige
der Arbeitnehmer­überlassung, da diese häufig nicht       Beschäftigungsverhält­nisse.4
auf Dauer angelegt sind. Die Ergebnisse werden als           Anders verhält es sich, wenn direkt aus einer vor-
Veränderung der Wahrscheinlichkeit einer stabilen         angegangenen Beschäftigung in eine neue gewech-
Beschäftigung im Vergleich zur jeweiligen Refe-           selt wird. So verbleiben Personen länger im neuen
renzkategorie dargestellt (vgl. Tabelle 3 auf Seite 6).   Job, wenn sie bis kurz vor der Aufnahme einen Mi-
                                                          nijob ausübten.
Personen- und Haushaltsmerkmale
Hier zeigt sich, dass vor allem jüngere Leistungs-        4
                                                            Gleichwohl ist davon auszugehen, dass sich längere Phasen
bezieher unter 25 Jahren seltener längere Beschäf-        ohne Beschäftigung negativ auf die hier nicht untersuchte Be-
                                                          schäftigungswahrscheinlichkeit auswirken, etwa weil Humanka-
tigungsdauern erreichen. Zwischen den übrigen
                                                          pital während der Erwerbslosigkeit abgebaut wird.
Altersgruppen gibt es kaum Unterschiede. Beschäf-
tigungsverhältnisse von Akademikern und von Per-
sonen mit einer beruflichen Ausbildung verlaufen
                                                              i       Methodische Hinweise
stabiler als die von Personen ohne Ausbildungsab-                 Die in Tabelle 3 (Seite 6) dargestellten Ergebnisse zeigen die geschätzten margina-
schluss. Von Leistungsbezieherinnen aufgenommene                  len Effekte verschiedener Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit, dass eine aus
Beschäftigungsverhältnisse verlaufen etwas stabiler               Erwerbslosigkeit im SGB II im Jahr 2013 aufgenommene sozialversicherungspflich-
als die von männlichen Leistungsbeziehern. Beschäf-               tige Beschäftigung stabil ist. Die Ergebnisse beruhen auf einem Probit-Regressions-
tigungsverhältnisse von Beziehern aus Paarhaushal-                modell, in dem die abhängige Variable den Wert Eins annimmt, wenn die Person
ten sowie von Alleinerziehenden sind jeweils deut-                mindestens zwölf Monate durchgehend sozialversicherungspflichtig beschäftig ist
                                                                  – unter Umständen auch bei unterschiedlichen Arbeitgebern. Nicht betrachtet wer-
lich häufiger stabil als die von Alleinstehenden.
                                                                  den hier Arbeitsaufnahmen in der Arbeitnehmerüberlassung, die Aufnahme einer
                                                                  Ausbildung und Arbeitsaufnahmen mit fehlenden Werten in den Kontrollvariablen.
Erwerbshistorie
                                                                  Insgesamt gehen in die Schätzung 65.962 Arbeitsaufnahmen ein. Zur Erklärung der
Als Indikator für die jüngere Erwerbserfahrung be-                Beschäftigungsstabilität werden personen- und beschäftigungsbezogene Merkmale
trachten wir für jeden Leistungsbezieher die Zeit                 herangezogen, die zum Zeitpunkt der Beschäftigungsaufnahme gemessen werden.
zwischen der beobachteten Arbeitsaufnahme und

                                                                                                                           IAB-Kurzbericht 2/2018        5
Beschäftigungsmerkmale
    Tabelle 3
                                                                                                             Besser entlohnte Beschäftigungsverhältnisse gehen
    Marginale Effekte auf die Wahrscheinlichkeit einer stabilen Beschäftigung
                                                                                                             signifikant häufiger mit einer längeren Beschäfti-
    bei Beschäftigungsaufnahmen aus Erwerbslosigkeit im SGB II 20131)
                                                                                                             gungsdauer einher. Erfolgt mit der Arbeitsaufnahme
                                                                                                             gleichzeitig ein Ausstieg aus dem Leistungsbezug, ist
                                                                                            Marginaler
     Variablen                                                                                               dies ebenso mit einer längeren Beschäftigungsdau-
                                                                                             Effekt2)
     Personen- und Haushaltsmerkmale                                                                         er verbunden. Bei Personen, die im Leistungsbezug
     Alter (Referenz: 15 bis 24 Jahre)             25 bis 34 Jahre                           0,0680    ***
                                                                                                             verbleiben, erhöht sich das verfügbare Einkommen
                                                   35 bis 44 Jahre                           0,0704    ***
                                                   45 bis 54 Jahre                           0,0773    ***
                                                                                                             nur im Rahmen der Hinzuverdienstregelungen, die
                                                   55 Jahre und älter                        0,0811    ***   bei Einkommen über 100 Euro hohe Transferent-
     Geschlecht (Referenz: Weiblich)               Männlich                                 -0,0288 ***      zugsraten vorsehen. Insofern fehlen hier möglicher-
     Nationalität                                  EU (ohne Deutschland)                      0,0019
                                                                                                             weise monetäre Anreize, das Beschäftigungsver-
     (Referenz: Deutsche Staatsbürgerschaft)       Europa Rest                               0,0295    ***
                                                   sonstige Länder                           0,0333    ***
                                                                                                             hältnis aufrecht zu erhalten. Zudem zeigen Achatz
     Berufliche Bildung                            Berufsausbildung                          0,0313    ***   und Gundert (2017), dass nicht bedarfsdeckende
     (Referenz: Kein Ausbildungsabschluss)         FH-/Uni-Abschluss                         0,0647    ***   Beschäftigungsverhältnisse häufig eine relativ ge-
     Haushaltstyp                                  Paare ohne Kinder                         0,0416    ***
     (Referenz: Alleinstehend)
                                                                                                             ringe sogenannte intrinsische Arbeitsqualität – etwa
                                                   Paare mit erwachsenen Kindern             0,0774    ***
                                                   Sonstige                                  0,0258    ***
                                                                                                             eine geringe Aufgabenvielfalt – aufweisen und häu-
                                                   Paare mit Kindern                         0,0732    ***   figer mit hoher körperlicher Belastung einhergehen.
                                                   Alleinerziehende                          0,0531    ***   Beides könnte die Beschäftigungsstabilität ebenfalls
     Wohnort (Referenz: Westdeutschland)           Ostdeutschland                            0,0197    ***
                                                                                                             negativ beeinflussen. Beendet die Beschäftigung
     Erwerbshistorie
     Zeit seit der letzten                         nie (seit 1993)                           0,0274    ***   hingegen den Leistungsbezug, gibt es neben dem
     sozialversicherungspflichtigen                ≤1 Jahr                                  -0,0694    ***   höheren Nettoeinkommen auch nichtmonetäre An-
     Beschäftigung
                                                   >2-3 Jahre                                0,0175    **    reize – etwa keine Verpflichtungen dem Jobcenter
     (Referenz: 1-2 Jahre)
                                                   >3-4 Jahre                                0,0329    ***
                                                                                                             gegenüber –, die Beschäftigung aufrecht zu erhalten.
                                                   >4-5 Jahre                                0,0180    *
                                                   >5 Jahre                                  0,0399    ***      Bei der Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung ist
     Minijob vor Aufnahme
                                                   Minijob                                   0,0876 ***
                                                                                                             die Beschäftigungsdauer tendenziell kürzer. Darin
     (Referenz: Kein Minijob vor Aufnahme)
                                                                                                             könnte sich eine eingeschränkte Vollzeitbeschäfti-
     Beschäftigungsmerkmale
     Bruttoentgelt                                 1.000 bis 1.250 €/Monat                   0,0276 ***      gungsfähigkeit von Leistungsbeziehern zeigen. So
     (Referenz: < 1.000 €/Monat)                   1.250 und mehr €/Monat                    0,0875 ***      sind unter ihnen Beschäftigungshemmnisse wie
     Bedarfsdeckend (Referenz: Nicht bedarfsdeckend)                                         0,0475 ***      gesundheitliche Einschränkungen oder Betreuungs-
     Rückkehr zum alten Arbeitgeber (Referenz: Keine Rückkehr)                              -0,0639 ***
                                                                                                             verpflichtungen weit verbreitet (Beste/Trappmann
     Vollzeitbeschäftigung (Referenz: Teilzeit)                                             -0,0653 ***
                                                                                                             2016), wodurch insbesondere eine Vollzeitbeschäf-
     Geförderte Beschäftigung (Referenz: Ungefördert)                                         0,1130 ***
     Anforderungsniveau                            Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten        0,0457 ***      tigung zur Herausforderung werden kann.
     (Referenz: Helfer- und Anlerntätigkeit)       Komplexe Spezialistentätigkeiten          0,0865 ***         Helfertätigkeiten schneiden im Hinblick auf die
                                                   Hochkomplexe Tätigkeiten                  0,0733 ***      Beschäftigungsstabilität schlechter ab als Tätig-
     Betriebsmerkmale
                                                                                                             keiten mit einem höheren Anforderungsniveau. So
     Betriebsgröße                                 11-50 Beschäftigte                        0,0350 ***
     (Referenz: Bis 10 Beschäftigte)               51-200 Beschäftigte                       0,0413 ***      ist die Wahrscheinlichkeit einer längerfristigen Be-
                                                   >200 Beschäftigte                         0,0506 ***      schäftigung in einer fachlich ausgerichteten Tätig-
     Anteil geringqualifizierte Beschäftigte       >10-25%                                  -0,0127 ***      keit um 5 Prozentpunkte und bei noch komplexeren
     (Referenz: ≤10 %)                             >25-50%                                  -0,0208 ***
                                                   >50%                                     -0,0156
                                                                                                             Tätigkeiten um etwa 7 bis 9 Prozentpunkte höher.5
     Anteil weibliche Beschäftigte                 >25%-50%                                 -0,0150 ***         Geförderte Beschäftigungsaufnahmen sind mit ei-
     (Referenz: ≤25 %)                             >50%-75%                                 -0,0161 **       ner um 11 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlich-
                                                   >75%-100%                                -0,0042
                                                                                                             keit stabil als ungeförderte. Hintergrund könnte sein,
     Anteil ausländische Beschäftigte              >0 bis unter 20%                         -0,0069
     (Referenz: 0 %)                               20% bis unter 50%                        -0,0309 ***
                                                                                                             dass der häufig genutzte Eingliederungszuschuss
                                                   50% und mehr                             -0,0393 ***      eine maximale Förderdauer von zwölf Monaten hat,
    1)
       Ohne Ausbildungsverhältnisse und Arbeitsaufnahmen im Sektor der Arbeitnehmerüberlassung.              in besonderen Fällen auch länger.
       Nicht dargestellt sind die Effekte für Wirtschaftszweige und für fehlende Angaben bei der beruf-
       lichen Bildung und der Nationalität.
    2)
       Marginale Effekte wurden für eine Referenzperson mit einer Wahrscheinlichkeit der stabilen            5
                                                                                                               In weiteren, nicht dargestellten Analysen zeigt sich, dass der
       Beschäftigungsaufnahme von 25,1 Prozent berechnet.
                                                                                                             positive Zusammenhang eines höheren Anforderungsniveaus mit
    Signifikanzniveau: ***= p
Ein Rückruf zum alten Arbeitgeber ist seltener sta-     Berufsausbildung, dauerhaft in einer Beschäftigung
bil. Möglicherweise ist die Wiederbeschäftigung         zu verbleiben. Auch im Hinblick auf die Art des Be-
ebenfalls nicht auf Dauer angelegt. Ebenso ist eine     schäftigungsverhältnisses und des -betriebes gibt
Beschäftigung in Wirtschaftsbereichen mit einem         es Unterschiede. Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
hohen Anteil von Saisonarbeit wie Land- und Forst-      mit einer höheren Entlohnung in größeren Betrie-
wirtschaft, Baugewerbe oder Gastgewerbe häufiger        ben sind deutlich nachhaltiger.
durch eine kurze Beschäftigungszeit gekennzeichnet.        Insgesamt zeigen die Befunde, dass der Arbeits-
                                                        markt aufnahmefähig ist und niedrigschwellige Be-
Betriebsmerkmale                                        schäftigungsperspektiven für Personen bietet, die
Unter den Betriebsmerkmalen spielt die Betriebsgrö-     länger nicht erwerbstätig waren oder über keinen
ße die wichtigste Rolle für die Beschäftigungsstabi-    Ausbildungsabschluss verfügen. Da sich die Arbeits-
lität: Je größer der Betrieb ist, desto wahrscheinli-   marktperspektiven für Geringqualifizierte in Zukunft
cher ist es, dass die Beschäftigung länger andauert.    nicht bessern werden (Matthes/Weber 2017), ist es
So dürften Beschäftigungswechsel in größeren Be-        wichtig, diese Aufnahmefähigkeit im Niedriglohnbe-
trieben durch einen größeren innerbetrieblichen Ar-     reich und im Bereich atypischer Beschäftigung nicht
beitsmarkt leichter fallen.                             zu gefährden.
   Hinsichtlich der Zusammensetzung der Beschäf-           Betrachtet man die oft fehlende Nachhaltigkeit
tigten in den Betrieben, in denen Leistungsbezieher     der Jobs, ist jedoch fraglich, ob die aufgenomme-
unterkommen, sind die Effekte weniger ausgeprägt.       nen Beschäftigungsverhältnisse langfristig zum Er-
Dennoch zeigen sich statistisch signifikante Zusam-     folg führen. Daher ist neben der Unterstützung beim
menhänge bei allen drei untersuchten Dimensionen        Arbeitsmarkteinstieg eine Förderung der Aufwärts-
Qualifikation, Geschlecht und Staatsangehörigkeit:      mobilität notwendig. Ein Ansatzpunkt ist dabei die
Beschäftigungsverhältnisse in Betrieben mit einem       individuelle Beschäftigungsfähigkeit. Hier könnte
hohen Anteil an geringqualifizierten, weiblichen und    eine sinnvolle Strategie sein, in die Qualifikation zu
ausländischen Beschäftigten verlaufen instabiler.       investieren. Damit würde die Ausübung anspruchs-
                                                        vollerer Tätigkeiten möglich, die stabiler sind und
                                                        besser entlohnt werden. Andererseits verfügt ein
„„ Fazit
                                                        großer Teil der Personen mit Helfertätigkeit über
Pro Jahr nehmen erwerbslose SGB-II-Leistungsbe-         eine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei ihnen
zieher etwa eine Million sozialversicherungspflich-     ist möglicherweise eine Neuqualifikation notwen-
tige Beschäftigungen auf. Dies gelingt ihnen häufig     dig. Zudem könnte eine begleitende Betreuung von
in einfacheren Jobs im Niedriglohnbereich und in ei-    einigen Leistungsbeziehern sinnvoll sein, die ein
nem Umfeld, das durch kurzfristige Beschäftigungs-      Beschäftigungsverhältnis begonnen haben und mit
verhältnisse gekennzeichnet ist. So waren im Jahr       besonderen Problemen belastet sind. Hier wurden
2013 gut zwei Fünftel der aufgenommenen Jobs            im Rahmen der geförderten Beschäftigung positive
Helfertätigkeiten und gut die Hälfte der Beschäfti-     Erfahrungen gesammelt (Bauer/Fertig/Fuchs 2016).
gungen dauerte mindestens sechs Monate. Ebenfalls          In diese Richtung gehen auch erste Schritte der
in gut der Hälfte der Fälle endete der Leistungsbezug   Bundesagentur für Arbeit zur Stabilisierung der Be-
mit der Beschäftigungsaufnahme. Für 45 Prozent der      schäftigungsverhältnisse von Leistungsbeziehern,
Leistungsbezieher, die 2013 eine Beschäftigung aus      die bereits eine sozialversicherungspflichtige Be-
Erwerbslosigkeit aufgenommen haben, war dies be-        schäftigung aufgenommen haben. Seit August 2016
reits mindestens die fünfte Beschäftigungsaufnah-       können Leistungsbezieher bis zu sechs Monate nach
me in den letzten fünf Jahren.                          Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Be-
   Wir können keine Aussage über die Ursachen           schäftigung (auch bei Verlassen des Leistungsbe-
der mangelnden Stabilität machen, also ob die Be-       zugs) freiwillig nachbetreut werden. Dazu stehen
schäftigungsverhältnisse von vornherein so ange-        neben der Weitervermittlung Beratungsangebote
legt waren oder vorzeitig durch eine Seite beendet      und Fördermöglichkeiten, wie Mobilitätshilfen, zur
wurden. Es zeigt sich jedoch ein starker Zusam-         Verfügung. Erkenntnisse zur Wirksamkeit liegen
menhang zwischen kurzen Beschäftigungsdauern            noch nicht vor.
und dem Qualifikationsniveau. Besonders schwer             Bedarfsdeckende Beschäftigungsverhältnisse sind
haben es Leistungsbezieher ohne abgeschlossene          gegenüber nicht bedarfsdeckenden stabiler. Mittel-

                                                                                                                 IAB-Kurzbericht 2/2018   7
fristig kann somit auch die Stärkung von monetären                 Literatur
                                 Arbeitsanreizen für die Beschäftigungsstabilität för-
                                                                                                    Achatz, Juliane; Gundert, Stefanie (2017): Arbeitsqualität
                                 derlich sein: Entweder innerhalb des SGB II - wofür                  und Jobsuche von erwerbstätigten Grundsicherungsbe-
                                 der Spielraum allerdings begrenzt ist – oder durch                   ziehern. IAB-Forschungsbericht Nr. 10.
                                 eine bessere Verzahnung und einen erleichterten                    Bauer, Frank; Fertig, Michael; Fuchs, Philipp (2016): „Mo-
                                 Übergang vom Arbeitslosengeld II in das Wohngeld                     dellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung” in
                                                                                                      NRW: Teilnehmerauswahl und professionelle Beglei-
                                 und gegebenenfalls den Kinderzuschlag.
                                                                                                      tung machen den Unterschied. IAB-Kurzbericht Nr. 10.
Dr. Kerstin Bruckmeier              Ein anderer Ansatzpunkt liegt bei den Beschäfti-
ist Leiterin der Forschungs-                                                                        Beste, Jonas; Trappmann, Mark (2016): Erwerbsbedingte
                                 gungsverhältnissen selbst. Nicht jede Beschäftigung                  Abgänge aus der Grundsicherung: Der Abbau von
gruppe „Grundsicherungs-
bezug und Arbeitsmarkt“          ist geeignet, eine Aufwärtsmobilität in Gang zu setz-                Hemmnissen macht’s möglich. IAB-Kurzbericht Nr. 21.
im IAB.                          ten. Viele „gescheiterte“ Versuche – etwa aufgrund                 Crimmann, Andreas; Ziegler, Kerstin; Ellguth, Peter; Ko-
kerstin.bruckmeier@iab.de        von zu hohen Anforderungen oder einer Aneinan-                        haut, Susanne; Lehmer, Florian (2009): Forschungsbe-
                                 derkettung von befristeten Beschäftigungsverhält-                    richt zum Thema „Arbeitnehmerüberlassung”. Endbe-
                                                                                                      richt zum 29. Mai 2009. Bundesministerium für Arbeit
                                 nissen – können ebenso als negatives Signal auf dem                  und Soziales. Forschungsbericht Arbeitsmarkt, 397,
                                 Arbeitsmarkt interpretiert werden wie eine Beschäf-                  Nürnberg.
                                 tigung unterhalb des erworbenen Qualifikationsni-                  Haller, Peter; Jahn, Elke (2014): Zeitarbeit in Deutschland:
                                 veaus. Im Hinblick auf eine dauerhafte Integration                   Hohe Dynamik und kurze Beschäftigungsdauern. IAB-
                                 ist daher eine möglichst schnelle Vermittlung nicht                  Kurzbericht Nr. 13.

Dr. Katrin Hohmeyer              immer die beste Lösung.                                            Koller, Lena; Rudolph, Helmut (2011): Arbeitsaufnahmen
                                                                                                      von SGB-II-Leistungsempfängern: Viele Jobs von kurzer
ist wissenschaftliche Mit-          Auch gilt es, die Weitersuche nach einem Job in
                                                                                                      Dauer. IAB-Kurzbericht Nr. 14.
arbeiterin in der Forschungs-
                                 einem anderen Betrieb zu unterstützen, da sich Brü-
gruppe „Grundsicherungsbezug                                                                        Matthes, Britta; Weber, Enzo (2017): Veränderungen der
und Arbeitsmarkt“ im IAB.        ckeneffekte in eine bessere Beschäftigung häufig                    Arbeitswelt. Zu den Auswirkungen der Digitalisierung
katrin.hohmeyer@iab.de           nur durch einen Betriebswechsel ergeben. So hat                     und des demografischen Wandels für Geringqualifi-
                                 beispielsweise die direkte Übernahme von Leihar-                    zierte. IAB-Stellungnahme Nr. 1.
                                 beitnehmern in eine reguläre Beschäftigung im Ent-                 Seibert, Holger; Wurdack, Anja; Bruckmeier, Kerstin; Graf,
                                 leihbetrieb nur eine geringe Relevanz (Crimmann et                   Tobias; Lietzmann, Torsten (2017): Typische Verlaufs-
                                                                                                      muster beim Grundsicherungsbezug: Für einige Dauer-
                                 al. 2009). Leistungsbezieher müssen also oft trotz                   zustand, für andere nur eine Episode. IAB-Kurzbericht
                                 Beschäftigung zur Weitersuche motiviert und da-                      Nr. 4.
                                 bei unterstützt werden. Dies gilt vor allem für Per-               Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2014): Sozi-
                                 sonen, die nur auf absehbare Zeit aus dem Bezug                      alversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse,
                                                                                                      Arbeitsmarkt in Zahlen – Beschäftigungsstatistik, Nürn-
                                 ausgeschieden sind. Eine Möglichkeit wäre, dass sich
                                                                                                      berg, September 2014.
                                 Leistungsbezieher trotz Aufnahme einer bedarfsde-
                                                                                                    Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2016): Inte-
                                 ckenden Erwerbstätigkeit weiterhin arbeitsuchend                     grationen und Verbleib von erwerbsfähigen Leistungs-
                                 melden, wenn das Beschäftigungsende bereits bei                      berechtigten (ELB) – Zeitreihen, Nürnberg und Düssel-
                                 Beginn absehbar ist.                                                 dorf, August 2016.
                                    Es gibt damit eine Reihe von Ansatzpunkten, um                  Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2017a): Be-
                                 gerade in Zeiten eines aufnahmefähigen Arbeits-                      richte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsi-
                                                                                                      tuation von langzeitarbeitslosen Menschen 2016, Be-
                                 marktes das eingangs erwähnte Ziel im Auge zu be-                    richte: Blickpunkt Arbeitsmarkt, Nürnberg, April 2017.
                                 halten: Nachhaltige Beendigung oder zumindest Re-
                                                                                                    Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2017b): Sozi-
                                 duzierung der Hilfebedürftigkeit durch eine stabile                  alversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte (Jahres-
                                 Erwerbstätigkeit.                                                    zahlen), Nürnberg, Juli 2017.

    Impressum  IAB-Kurzbericht Nr. 2, 23.1.2018  Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, 90327 Nürn­berg
     Redaktion: Elfriede Sonntag  Graphik & Gestaltung: Monika Pickel  Fotos: Jutta Palm-Nowak  Druck: Erhardi Druck GmbH, Regensburg  Rechte: Nach­druck
    – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB  Bezug: IAB-Bestellservice, c/o W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Biele­feld; Tel.
    0911-179-9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de  IAB im Inter-
    net: www.iab.de. Dort finden Sie u. a. diesen Kurzbericht zum kostenlosen Download  Anfragen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942  ISSN 0942-167X

8     IAB-Kurzbericht 2/2018
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