Nachhaltige Integration bleibt schwierig - iab
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IAB Kurzbericht Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2/2018 In aller Kürze Arbeitsaufnahmen von Arbeitslosengeld-II-Empfängern Erwerbslose Arbeitslosengeld-II- Be zieher nahmen im Jahr 2013 knapp eine Million sozialversiche Nachhaltige Integration rungspflichtige Beschäftigungsver- hältnisse auf. bleibt schwierig Fast die Hälfte dieser Beschäfti- gungen dauerte weniger als sechs von Kerstin Bruckmeier und Katrin Hohmeyer Monate. Zwei Fünftel der Leistungs bezieher waren mindestens zwölf Monate ununterbrochen beschäftigt. Die Mehrheit der Arbeitslosengeld-II-Be- Einschränkungen und fehlenden Ausbil- Gut die Hälfte der Arbeitsaufnah- men ging mit einer Beendigung des zieher ist über längere Zeit auf Leistungen dungs- und Schulabschlüssen sowie Ältere Leistungsbezugs von mindestens ei- der Grundsicherung angewiesen. Dennoch haben sehr geringe Chancen, am Arbeits- nem Monat einher. ist die Zahl der aus dem Leistungsbezug markt dauerhaft Fuß zu fassen und den Für 45 Prozent der Leistungsbe- aufgenommenen Beschäftigungsverhält- Leistungsbezug zu verlassen. zieher war die betrachtete Beschäf- nisse nicht unerheblich. In diesem Kurzbe- Dennoch bleibt es vorrangiges Ziel der tigungsaufnahme bereits mindes- richt werden die Merkmale und die Stabi- Grundsicherung, Hilfebedürftigkeit durch tens die fünfte in den letzten fünf lität neu aufgenommener Tätigkeiten von Erwerbstätigkeit zu beenden. Tatsächlich Jahren. Arbeitslosengeld-II-Beziehern untersucht. ist das Arbeitsmarktpotenzial unter den Zwei Fünftel der aufgenommenen erwerbslosen Leistungsbeziehern nicht un Jobs waren Helfertätigkeiten und Die Grundsicherung für Arbeitsuchende erheblich: Sie nehmen pro Jahr etwa eine etwa 80 Prozent der aufgenomme- nen Vollzeitjobs lagen im Niedrig- ist geprägt von langen Bezugsdauern und Million sozialversicherungspflichtige Be- lohnsektor. vielfältigen Problemlagen der Leistungsbe- schäftigungsverhältnisse auf (Statistik der Beschäftigungsverhältnisse, die zieher (Seibert et al. 2017). Aber nur etwa BA 2016) – auch wenn diese häufig nicht besser entlohnt sind oder mit einer jeder vierte Langzeitleistungsbezieher ist das Ende des Leistungsbezugs bedeuten. Beendigung der Hilfebedürftigkeit auch langzeitarbeitslos (Statistik der Bun- Ob eine neu aufgenommene Beschäftigung einhergehen, sind auch häufiger desagentur für Arbeit (BA) 2017a). Andere zumindest mittelfristig den Weg aus dem von längerer Dauer. gehen einer gering entlohnten Tätigkeit Leistungsbezug bahnt, hängt neben der Für eine nachhaltige Integration nach oder stehen dem Arbeitsmarkt vorü- Qualität und Stabilität der Beschäftigung ist neben der Unterstützung beim bergehend nicht zur Verfügung, etwa auf- von der Größe und der Einkommenssitua Arbeitsmarkteinstieg eine Förderung grund von Krankheit oder der Versorgung tion des gesamten Haushalts ab: Bei großen der Aufwärtsmobilität notwendig. von Kindern. Für diejenigen, die eine Be- Haushalten ohne andere Einkommensquel- schäftigung suchen, erschweren oft per- len führt auch eine Vollzeitbeschäftigung sönliche Hemmnisse eine existenzsichernde nicht unbedingt zum Ende des Leistungsbe- Arbeitsaufnahme (Beste/Trappmann 2016). zugs. Bei kurzer Beschäftigungsdauer wer- Vor allem Personen mit gesundheitlichen den zudem häufig keine Ansprüche an die
Arbeitslosenversicherung erworben und die erneute Wir untersuchen im Folgenden die neu aufgenom- Arbeitslosigkeit führt sofort wieder zum Grundsiche- menen sozialversicherungspflichtigen Beschäfti- rungsbezug. Bei der letzten Untersuchung im Jahr gungsverhältnisse von Leistungsbeziehern im Jahr 2008 dauerte gut die Hälfte der von Leistungsbe- 2013:1 In welchem Ausmaß sind sie bedarfsdeckend ziehern aufgenommenen sozialversicherungspflich- und dauerhaft, welche Betriebs- und Beschäfti- tigen Beschäftigungsverhältnisse länger als sechs gungsmerkmale kennzeichnen sie und welche Fakto- Monate (Koller/Rudolph 2011). Ein Grund für kurze ren begünstigen stabile Beschäftigungsverhältnisse? Beschäftigungszeiten könnte darin liegen, dass für Man kann davon ausgehen, dass die Ergebnisse mit diesen Personenkreis zunächst oft nur befristete Be- aktuelleren Daten ähnlich ausfallen würden, da sich schäftigungsverhältnisse erreichbar sind. Ein weite- Niveau und Dynamik der Arbeitsaufnahmen kaum rer Grund könnte sein, dass sich die gegenseitigen verändert haben. Erwartungen der Beschäftigten und der Arbeitgeber nicht erfüllen. Arbeitsaufnahmen 2013 im Überblick i Daten und Definitionen Im Jahr 2013 konnten 979.000 sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigungsverhältnisse von 895.000 Datengrundlage ist die Stichprobe der Integrierten Grundsicherungsbiografien erwerbsfähigen Leistungsbeziehern aus Erwerbslo- (SIG). Diese ist eine 10 %-Stichprobe aller Personen, die zwischen Januar 2005 und Dezember 2014 Arbeitslosengeld II bezogen haben. Sie beruht auf Daten aus Ver- sigkeit aufgenommen werden (vgl. Tabelle 1).2 Bei waltungsprozessen der BA und beinhaltet Informationen zu Erwerbstätigkeiten seit 13,1 Prozent dieser Beschäftigungen erfolgte die 1993, ALG-I- und ALG-II-Bezug, Arbeitslosigkeit und Arbeitsuche, zu persönlichen Einstellung bei dem Arbeitgeber, bei dem auch die Merkmalen und zur Bedarfsgemeinschaft. Das vorliegende Projekt nutzt daraus Daten zu Beschäftigungsaufnahmen im Jahr 2013. Hinzugespielt wurden Informa- letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung tionen zu den Betrieben aus dem Betriebs-Historik-Panel (BHP) für das Jahr 2013. bestand. Beschäftigungsaufnahmen aus Erwerbslosigkeit sind begonnene sozialver Bei insgesamt 5,5 Millionen erwerbsfähigen Per- sicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse (ohne geringfügig Beschäftigte sonen, die im Jahr 2013 einmal Arbeitslosengeld II und Selbstständige) von Personen, die in den vorangehenden sieben Tagen nicht bezogen haben (Quelle: Leistungshistorik Grund- sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren und im Vormonat ALG II bezogen sicherung 2015, eigene Auswertungen), bedeutet haben. Insgesamt wurden 97.854 Beschäftigungsaufnahmen in der Stichprobe identifiziert und auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. die Zahl der Beschäftigungsaufnahmen eine nicht Geförderte Beschäftigung beinhaltet sozialversicherungspflichtige Beschäfti 1 Zur Definition der Beschäftigungsaufnahmen und der Daten- gungsaufnahmen, die mit einer Maßnahme der geförderten Beschäftigung ein grundlage siehe Infokasten links. Da die Daten nur bis zum Jahr hergehen, etwa dem Eingliederungszuschuss und dem Einstiegsgeld. 2014 vorliegen und die Stabilität der Beschäftigung über einen Stabile Beschäftigungen sind hier definiert als sozialversicherungspflichtige Zeitraum von einem Jahr gemessen wird, werden die Arbeitsauf- Beschäftigungen, die zwölf Monate andauern. Eine Beschäftigung beim gleichen nahmen im Jahr 2013 untersucht. Betrieb ist hier nicht vorausgesetzt. 2 Weitere 106.000 neue sozialversicherungspflichtige Beschäf- Bedarfsdeckend ist eine Beschäftigung, wenn der Leistungsbezug innerhalb von tigungsverhältnisse von Leistungsbeziehern, die direkt aus ei- zwei Monaten nach Arbeitsaufnahme für mindestens einen Monat endet. ner vorhergehenden Beschäftigung in eine neue Arbeitsstelle wechselten, werden hier nicht untersucht. Das gilt auch für die Eine Rückkehr zum letzten Arbeitgeber meint Beschäftigungsaufnahmen im Aufnahme einer Selbstständigkeit und die beträchtliche Zahl von selben Betrieb, bei dem die letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen von Leistungsbezie- bestand. hern, die in der Regel nicht zur Beendigung des Leistungsbezugs führen dürften (Koller/Rudolph 2011). Tabelle 1 Aufnahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von SGB-II-Leistungsbeziehern im Jahr 2013 Beschäftigung dauert durchgehend … Insgesamt mindestens 6 Monate mindestens 12 Monate in 1.000 in % in 1.000 in % in 1.000 in % Arbeitsaufnahmen aus Erwerbslosigkeit im SGB II 978,5 100,0 537,1 54,9 395,0 40,4 darunter: mit Beendigung des Leistungsbezugs für mindestens 1 Monat 513,5 52,5 309,1 229,6 mit Beendigung des Leistungsbezugs für mindestens 6 Monate 293,7 30,0 237,5 181,8 Rückkehr zum letzten Arbeitgeber 128,6 13,1 69,6 42,1 Quelle: Stichprobe Integrierte Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet. © IAB 2 IAB-Kurzbericht 2/2018
unerhebliche Arbeitsmarktbeteiligung unter den dem Leistungsbezug etwas niedriger als bei allen in Leistungsbeziehern. Allerdings war nur etwa die Deutschland aufgenommenen sozialversicherungs- Hälfte der Beschäftigungsaufnahmen (52,5 %) be- pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen (69 %, vgl. darfsdeckend, sodass der Leistungsbezug zumindest Abbildung 2). Die Anteile der Ausbildungsverhält- zeitweise beendet werden konnte (vgl. Tabelle 1). Auch sind die Beschäftigungen häufig nicht dauer- Abbildung 1 haft: Etwa 45 Prozent der Beschäftigungsverhältnis- Arbeitsaufnahmen von SGB-II-Leistungsbeziehern nach zeitlichem se waren nach weniger als sechs Monaten beendet, Abstand zur letzten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung immerhin 40 Prozent dauerten mindestens zwölf 2013, Anteile in Prozent Anteil der geförderten Beschäftigungsverhältnisse Monate an. an allen Arbeitsaufnahmen in der jeweiligen Gruppe Kurze Beschäftigungsdauern gehen mit einer grö- davon: vom Jobcenter gefördert ßeren Zahl von Jobs einher: Bei 45 Prozent war die untersuchte Arbeitsaufnahme mindestens die fünfte 12,8 13,7 15,7 10,7 12,1 sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den 9,0 Anteil an Arbeitsaufnahmen 6,6 5,6 vergangenen fünf Jahren. bis 1 >1-2 >2-3 >3-4 >4-5 >5 nie1) gesamt Letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vor … Jahren Für 13,3 Prozent der Arbeitsaufnahmen stellte die 46,1 Beschäftigung die erste sozialversicherungspflichti- ge Beschäftigung im Erwerbsverlauf überhaupt dar (vgl. Abbildung 1). Dabei handelte es sich überwie- gend (zu 75 %) um Personen bis 30 Jahre, die erst- 15,4 13,3 malig am Arbeitsmarkt auftreten, etwa 30 Prozent 6,9 10,9 4,1 3,3 von ihnen begannen eine Ausbildung. Am häufigs- bis 1 >1-2 >2-3 >3-4 >4-5 >5 nie1) ten nahmen jedoch Personen eine Beschäftigung Letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vor … Jahren 1) seit 1993 keine Beschäftigung auf, die innerhalb des letzten Jahres bereits sozi- Lesebeispiel: 46 Prozent aller Arbeitsaufnahmen aus dem SGB II entfielen auf Personen, deren alversicherungspflichtig beschäftigt gewesen wa- letzte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bis zu einem Jahr zurücklag. Davon wurden ren (46 %), wobei fast jeder Vierte von ihnen zum 6,6 Prozent vom Jobcenter gefördert. Quelle: Stichprobe Integrierte Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, letzten Arbeitgeber zurückkehrte. Knapp 11 Prozent hochgerechnet. © IAB aller Beschäftigungsaufnahmen entfielen auf Per- sonen, deren letzte Erwerbstätigkeit mehr als fünf Jahre zurücklag. Abbildung 2 Im Jahr 2013 wurde fast jede zehnte sozialver- Arbeitszeit und Anforderungsniveau der Tätigkeiten bei den sicherungspflichtige Beschäftigungsaufnahme von neu aufgenommenen Beschäftigungsverhältnissen einem Jobcenter gefördert (9,0 %, vgl. Abbildung 1). 2013, Anteile in Prozent Am häufigsten kamen der Eingliederungszuschuss (etwa 66 %), das Einstiegsgeld (knapp 18 %) und Arbeitszeit Anforderungsniveau die Förderung von Arbeitsverhältnissen (knapp 8 %) keine Angabe 0,8 1,5 keine Angabe 0,8 1,5 2,9 Experte 10,8 4,2 zum Einsatz. Personen, deren letzte Erwerbstätigkeit Teilzeit 30,7 Spezialist 9,1 mehr als fünf Jahre zurücklag, wurden mit 15,7 Pro- 37,8 zent der aufgenommenen Beschäftigungsverhältnis- 49,1 se am häufigsten gefördert (vgl. Abbildung 1). Fachkraft 53,4 Merkmale der aufgenommenen Beschäftigungen Vollzeit 68,5 60,7 42,2 Im Folgenden untersuchen wir ausgewählte Merk- Helfer 25,9 male der Beschäftigungsverhältnisse, die 2013 aus Erwerbslosigkeit im SGB II aufgenommen wurden. alle Arbeits aus Erwerbs- alle Arbeits aus Erwerbs- aufnahmen1) losigkeit aufnahmen1) losigkeit im SGB II2) im SGB II2) Arbeitszeit und Anforderungsniveau Quellen: 1) Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2014); 2) Stichprobe Integrierte Mit knapp 61 Prozent war der Anteil der Vollzeit- Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet. © IAB beschäftigungen unter den Arbeitsaufnahmen aus IAB-Kurzbericht 2/2018 3
nisse lagen mit jeweils knapp 8 Prozent auf glei- Abbildung 3 chem Niveau. Deutliche Unterschiede sind beim Löhne bei Arbeitsaufnahmen von erwerbslosen ALG-II-Empfängern Anforderungsniveau der Beschäftigung zu erkennen: 2013, Bruttomonatslohn (Median, ohne Auszubildende), Anteile in Prozent 42 Prozent der Arbeitsaufnahmen aus dem Grund- unter 1.000 € sicherungsbezug waren Helfertätigkeiten, bei allen 1.000 €-1.250 € Arbeitsaufnahmen des Jahres 2013 gilt dies für 15,9 1.250 € und mehr 26 Prozent. „Helfer“ erledigen überwiegend manu- elle Tätigkeiten, für die häufig kein Berufsabschluss 15,7 34,8 erforderlich ist. Allerdings verfügen 44 Prozent der 1.454 € 79,7 % 48,5 1.231 € 68,4 Leistungsbezieher, die eine Helfertätigkeit aufge- nommen haben, über einen beruflichen Abschluss. ich re 16,7 Diese Tätigkeiten bieten also vor allem geringqua- be hn lo rig Nied lifizierten Leistungsbeziehern Chancen. Immerhin Vollzeit Vollzeit und Teilzeit jeder zweite Leistungsbezieher konnte eine Be- Anmerkung: Für Teilzeitbeschäftigung kann der Niedriglohnbereich nicht ausgewiesen werden, schäftigung als Fachkraft aufnehmen, ein höheres da keine genauen Arbeitszeitinformationen vorliegen, sondern nur die Angabe, ob es sich um Anforderungsniveau ist erwartungsgemäß deutlich eine Vollzeitbeschäftigung handelt. seltener zu finden als bei allen Arbeitsaufnahmen Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2017b); Stichprobe Integrierte Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet. © IAB (vgl. Abbildung 2). Entlohnung Tabelle 2 Die Hälfte aller Leistungsbezieher, die im Jahr 2013 Aufnahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Jahr 2013 eine Vollzeitbeschäftigung aufgenommenen haben, nach Wirtschaftszweigen verdiente einen Bruttomonatslohn von mindestens alle Arbeits- aus Erwerbslosigkeit 1.454 Euro (Median, ohne Auszubildende; vgl. Abbil- Wirtschaftszweige aufnahmen1) im SGB II2) dung 3). Schließt man Teilzeitbeschäftigungen mit in 1.000 in % in 1.000 in % ein, betrug der mittlere Bruttomonatslohn 1.231 Euro. Gesamt 9.191,0 100 978,5 100 Unterstellt man eine durchschnittliche Wochenar- Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 159,2 1,7 8,4 0,9 beitszeit von 39 Stunden, verdienten Leistungsbe- Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, 101,9 1,1 6,1 0,6 zieher, die eine Vollzeitbeschäftigung aufnahmen, im Energiewirtschaft Verarbeitendes Gewerbe 1.051,5 11,4 58,4 6,0 Mittel 8,58 Euro je Arbeitsstunde. 80 Prozent aller Baugewerbe 598,5 6,5 61,4 6,3 Arbeitsaufnahmen in Vollzeit waren niedrig entlohn- Handel, Instandhaltung, 1.130,1 12,3 115,5 11,8 te Tätigkeiten.3 Bei Teilzeitbeschäftigten ist davon Reparatur von Kraftfahrzeugen auszugehen, dass der Anteil der Beschäftigung mit Verkehr und Lagerei 558,0 6,1 59,2 6,1 niedrigen Stundenlöhnen noch höher liegt. Gastgewerbe 574,0 6,2 78,3 8,0 Information und Kommunikation 528,8 5,8 11,5 1,2 Wirtschaftsbereich Erbringung von Finanz- und 129,4 1,4 4,3 0,4 Die vier wichtigsten Wirtschaftsbereiche, in denen Versicherungsdienstleistungen Immobilien, freiberufliche wissenschaftliche Leistungsbezieher eine Beschäftigung fanden, sind 584,8 6,4 31,1 3,2 und technische Dienstleistungen die Arbeitnehmerüberlassung, der Bereich Handel, Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (ohne Arbeitnehmerüberlassung) 593,1 6,5 111,1 11,4 Instandhaltung und KfZ-Reperatur (z. B. der Einzel- Arbeitnehmerüberlassung 948,3 10,3 201,9 20,6 handel), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, (z. B. die Gebäudereinigung) sowie das Gesundheits- 215,6 2,3 20,5 2,1 Sozialversicherung, exterritoriale Organis. und Sozialwesen (vgl. Tabelle 2). Auf diese vier Be- Erziehung und Unterricht 349,7 3,8 29,8 3,0 reiche entfiel die Hälfte aller Arbeitsaufnahmen, wo- Gesundheits- und Sozialwesen 1.021,2 11,1 95,3 9,7 bei die Arbeitnehmerüberlassung mit gut 20 Prozent Sonstige Dienstleistungen, 387,0 4,2 45,0 4,6 Private Haushalte 3 Als niedrig entlohnt gilt, wer weniger als zwei Drittel des Keine Zuordnung möglich 259,6 2,8 40,6 4,1 Medianlohns verdient. Dieser Wert (Niedriglohnschwelle) wird Anmerkung: Die vier wichtigsten Wirtschaftsbereiche, in denen erwerbslose Leistungsbezieher nur für Vollzeitbeschäftigte berechnet, da bei Teilzeitbeschäf- eine Beschäftigung gefunden haben, sind dunkel hinterlegt. tigungen größere Arbeitszeitschwankungen vorliegen. Die Quellen: 1) Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2014); 2) Stichprobe Integrierte Niedriglohnschwelle für sozialversicherungspflichtig Vollzeit- Grundsicherungsbiografien (SIG), eigene Berechnungen, hochgerechnet. © IAB beschäftigte (ohne Auszubildende) lag im Jahr 2013 bei einem Bruttomonatsentgelt von 1.969 Euro (Statistik der BA 2017b). 4 IAB-Kurzbericht 2/2018
mit Abstand vorne lag. Im Vergleich zu allen im Jahr der letzten sozialversicherungspflichtigen Beschäf- 2013 neu aufgenommenen sozialversicherungs- tigung. Es zeigt sich, dass Beschäftigungsverhält- pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen nahmen nisse von Personen, die innerhalb des letzten Jahres Leistungsbezieher doppelt so häufig eine Tätigkeit beschäftigt waren, instabiler ausfallen als bei Per- in der Arbeitnehmerüberlassung und dem Bereich sonen, deren letzte Erwerbstätigkeit länger als ein der Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen auf, Jahr zurücklag. Dieses Ergebnis überrascht zunächst deutlich seltener hingegen beispielsweise im Verar- insofern, als Personen mit einer kurzen Erwerbslosig- beitenden Gewerbe. Insgesamt konzentrierten sich keitsdauer im Vergleich zu Langzeiterwerbslosen als die Beschäftigungsaufnahmen der Leistungsbezieher arbeitsmarktnäher einzuschätzen sein dürften, und damit stark auf Niedriglohnbranchen und teilweise sie damit höhere Chancen auf eine bessere – zum auf Branchen mit einer hohen Personalfluktuation Beispiel stabilere – Beschäftigung haben sollten. und kurzen Beschäftigungsdauern wie etwa in der Eine mögliche Ursache könnte sein, dass Personen Zeitarbeitsbranche (Haller/Jahn 2014). in einem Arbeitsmarktsegment mit hoher Dynamik – zum Beispiel weil es dort viele befristete Beschäf- tigungsverhältnisse gibt – arbeiten beziehungsweise Merkmale, die mit einer stabilen nach Arbeit suchen. War die letzte Beschäftigung Beschäftigung einhergehen nur von kurzer Dauer und reihen sich viele kurze Mithilfe einer Regressionsanalyse untersuchen wir Beschäftigungsverhältnisse aneinander, kann dies im Folgenden den Zusammenhang zwischen ver- von Arbeitgebern als negatives Signal interpretiert schiedenen personen- und beschäftigungsbezoge- werden. Trotz einer nur kurzen vorangegangenen nen Merkmalen und der Wahrscheinlichkeit, dass die Erwerbslosigkeit ergeben sich dann keine, oder Beschäftigung stabil ist, das heißt mindestens zwölf sogar schlechtere Aussichten auf eine stabile Be- Monate andauert (vgl. Infokasten rechts unten). In schäftigung. Tatsächlich hatten Personen, deren die Analyse gehen Beschäftigungsaufnahmen aus letzte Beschäftigung weniger als ein Jahr zurück- Erwerbslosigkeit im SGB II ein, mit Ausnahme von lag, während der letzten fünf Jahre durchschnitt- Ausbildungsverhältnissen und Aufnahmen im Sektor lich knapp sechs sozialversicherungspflichtige der Arbeitnehmerüberlassung, da diese häufig nicht Beschäftigungsverhältnisse.4 auf Dauer angelegt sind. Die Ergebnisse werden als Anders verhält es sich, wenn direkt aus einer vor- Veränderung der Wahrscheinlichkeit einer stabilen angegangenen Beschäftigung in eine neue gewech- Beschäftigung im Vergleich zur jeweiligen Refe- selt wird. So verbleiben Personen länger im neuen renzkategorie dargestellt (vgl. Tabelle 3 auf Seite 6). Job, wenn sie bis kurz vor der Aufnahme einen Mi- nijob ausübten. Personen- und Haushaltsmerkmale Hier zeigt sich, dass vor allem jüngere Leistungs- 4 Gleichwohl ist davon auszugehen, dass sich längere Phasen bezieher unter 25 Jahren seltener längere Beschäf- ohne Beschäftigung negativ auf die hier nicht untersuchte Be- schäftigungswahrscheinlichkeit auswirken, etwa weil Humanka- tigungsdauern erreichen. Zwischen den übrigen pital während der Erwerbslosigkeit abgebaut wird. Altersgruppen gibt es kaum Unterschiede. Beschäf- tigungsverhältnisse von Akademikern und von Per- sonen mit einer beruflichen Ausbildung verlaufen i Methodische Hinweise stabiler als die von Personen ohne Ausbildungsab- Die in Tabelle 3 (Seite 6) dargestellten Ergebnisse zeigen die geschätzten margina- schluss. Von Leistungsbezieherinnen aufgenommene len Effekte verschiedener Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit, dass eine aus Beschäftigungsverhältnisse verlaufen etwas stabiler Erwerbslosigkeit im SGB II im Jahr 2013 aufgenommene sozialversicherungspflich- als die von männlichen Leistungsbeziehern. Beschäf- tige Beschäftigung stabil ist. Die Ergebnisse beruhen auf einem Probit-Regressions- tigungsverhältnisse von Beziehern aus Paarhaushal- modell, in dem die abhängige Variable den Wert Eins annimmt, wenn die Person ten sowie von Alleinerziehenden sind jeweils deut- mindestens zwölf Monate durchgehend sozialversicherungspflichtig beschäftig ist – unter Umständen auch bei unterschiedlichen Arbeitgebern. Nicht betrachtet wer- lich häufiger stabil als die von Alleinstehenden. den hier Arbeitsaufnahmen in der Arbeitnehmerüberlassung, die Aufnahme einer Ausbildung und Arbeitsaufnahmen mit fehlenden Werten in den Kontrollvariablen. Erwerbshistorie Insgesamt gehen in die Schätzung 65.962 Arbeitsaufnahmen ein. Zur Erklärung der Als Indikator für die jüngere Erwerbserfahrung be- Beschäftigungsstabilität werden personen- und beschäftigungsbezogene Merkmale trachten wir für jeden Leistungsbezieher die Zeit herangezogen, die zum Zeitpunkt der Beschäftigungsaufnahme gemessen werden. zwischen der beobachteten Arbeitsaufnahme und IAB-Kurzbericht 2/2018 5
Beschäftigungsmerkmale Tabelle 3 Besser entlohnte Beschäftigungsverhältnisse gehen Marginale Effekte auf die Wahrscheinlichkeit einer stabilen Beschäftigung signifikant häufiger mit einer längeren Beschäfti- bei Beschäftigungsaufnahmen aus Erwerbslosigkeit im SGB II 20131) gungsdauer einher. Erfolgt mit der Arbeitsaufnahme gleichzeitig ein Ausstieg aus dem Leistungsbezug, ist Marginaler Variablen dies ebenso mit einer längeren Beschäftigungsdau- Effekt2) Personen- und Haushaltsmerkmale er verbunden. Bei Personen, die im Leistungsbezug Alter (Referenz: 15 bis 24 Jahre) 25 bis 34 Jahre 0,0680 *** verbleiben, erhöht sich das verfügbare Einkommen 35 bis 44 Jahre 0,0704 *** 45 bis 54 Jahre 0,0773 *** nur im Rahmen der Hinzuverdienstregelungen, die 55 Jahre und älter 0,0811 *** bei Einkommen über 100 Euro hohe Transferent- Geschlecht (Referenz: Weiblich) Männlich -0,0288 *** zugsraten vorsehen. Insofern fehlen hier möglicher- Nationalität EU (ohne Deutschland) 0,0019 weise monetäre Anreize, das Beschäftigungsver- (Referenz: Deutsche Staatsbürgerschaft) Europa Rest 0,0295 *** sonstige Länder 0,0333 *** hältnis aufrecht zu erhalten. Zudem zeigen Achatz Berufliche Bildung Berufsausbildung 0,0313 *** und Gundert (2017), dass nicht bedarfsdeckende (Referenz: Kein Ausbildungsabschluss) FH-/Uni-Abschluss 0,0647 *** Beschäftigungsverhältnisse häufig eine relativ ge- Haushaltstyp Paare ohne Kinder 0,0416 *** (Referenz: Alleinstehend) ringe sogenannte intrinsische Arbeitsqualität – etwa Paare mit erwachsenen Kindern 0,0774 *** Sonstige 0,0258 *** eine geringe Aufgabenvielfalt – aufweisen und häu- Paare mit Kindern 0,0732 *** figer mit hoher körperlicher Belastung einhergehen. Alleinerziehende 0,0531 *** Beides könnte die Beschäftigungsstabilität ebenfalls Wohnort (Referenz: Westdeutschland) Ostdeutschland 0,0197 *** negativ beeinflussen. Beendet die Beschäftigung Erwerbshistorie Zeit seit der letzten nie (seit 1993) 0,0274 *** hingegen den Leistungsbezug, gibt es neben dem sozialversicherungspflichtigen ≤1 Jahr -0,0694 *** höheren Nettoeinkommen auch nichtmonetäre An- Beschäftigung >2-3 Jahre 0,0175 ** reize – etwa keine Verpflichtungen dem Jobcenter (Referenz: 1-2 Jahre) >3-4 Jahre 0,0329 *** gegenüber –, die Beschäftigung aufrecht zu erhalten. >4-5 Jahre 0,0180 * >5 Jahre 0,0399 *** Bei der Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung ist Minijob vor Aufnahme Minijob 0,0876 *** die Beschäftigungsdauer tendenziell kürzer. Darin (Referenz: Kein Minijob vor Aufnahme) könnte sich eine eingeschränkte Vollzeitbeschäfti- Beschäftigungsmerkmale Bruttoentgelt 1.000 bis 1.250 €/Monat 0,0276 *** gungsfähigkeit von Leistungsbeziehern zeigen. So (Referenz: < 1.000 €/Monat) 1.250 und mehr €/Monat 0,0875 *** sind unter ihnen Beschäftigungshemmnisse wie Bedarfsdeckend (Referenz: Nicht bedarfsdeckend) 0,0475 *** gesundheitliche Einschränkungen oder Betreuungs- Rückkehr zum alten Arbeitgeber (Referenz: Keine Rückkehr) -0,0639 *** verpflichtungen weit verbreitet (Beste/Trappmann Vollzeitbeschäftigung (Referenz: Teilzeit) -0,0653 *** 2016), wodurch insbesondere eine Vollzeitbeschäf- Geförderte Beschäftigung (Referenz: Ungefördert) 0,1130 *** Anforderungsniveau Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten 0,0457 *** tigung zur Herausforderung werden kann. (Referenz: Helfer- und Anlerntätigkeit) Komplexe Spezialistentätigkeiten 0,0865 *** Helfertätigkeiten schneiden im Hinblick auf die Hochkomplexe Tätigkeiten 0,0733 *** Beschäftigungsstabilität schlechter ab als Tätig- Betriebsmerkmale keiten mit einem höheren Anforderungsniveau. So Betriebsgröße 11-50 Beschäftigte 0,0350 *** (Referenz: Bis 10 Beschäftigte) 51-200 Beschäftigte 0,0413 *** ist die Wahrscheinlichkeit einer längerfristigen Be- >200 Beschäftigte 0,0506 *** schäftigung in einer fachlich ausgerichteten Tätig- Anteil geringqualifizierte Beschäftigte >10-25% -0,0127 *** keit um 5 Prozentpunkte und bei noch komplexeren (Referenz: ≤10 %) >25-50% -0,0208 *** >50% -0,0156 Tätigkeiten um etwa 7 bis 9 Prozentpunkte höher.5 Anteil weibliche Beschäftigte >25%-50% -0,0150 *** Geförderte Beschäftigungsaufnahmen sind mit ei- (Referenz: ≤25 %) >50%-75% -0,0161 ** ner um 11 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlich- >75%-100% -0,0042 keit stabil als ungeförderte. Hintergrund könnte sein, Anteil ausländische Beschäftigte >0 bis unter 20% -0,0069 (Referenz: 0 %) 20% bis unter 50% -0,0309 *** dass der häufig genutzte Eingliederungszuschuss 50% und mehr -0,0393 *** eine maximale Förderdauer von zwölf Monaten hat, 1) Ohne Ausbildungsverhältnisse und Arbeitsaufnahmen im Sektor der Arbeitnehmerüberlassung. in besonderen Fällen auch länger. Nicht dargestellt sind die Effekte für Wirtschaftszweige und für fehlende Angaben bei der beruf- lichen Bildung und der Nationalität. 2) Marginale Effekte wurden für eine Referenzperson mit einer Wahrscheinlichkeit der stabilen 5 In weiteren, nicht dargestellten Analysen zeigt sich, dass der Beschäftigungsaufnahme von 25,1 Prozent berechnet. positive Zusammenhang eines höheren Anforderungsniveaus mit Signifikanzniveau: ***= p
Ein Rückruf zum alten Arbeitgeber ist seltener sta- Berufsausbildung, dauerhaft in einer Beschäftigung bil. Möglicherweise ist die Wiederbeschäftigung zu verbleiben. Auch im Hinblick auf die Art des Be- ebenfalls nicht auf Dauer angelegt. Ebenso ist eine schäftigungsverhältnisses und des -betriebes gibt Beschäftigung in Wirtschaftsbereichen mit einem es Unterschiede. Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten hohen Anteil von Saisonarbeit wie Land- und Forst- mit einer höheren Entlohnung in größeren Betrie- wirtschaft, Baugewerbe oder Gastgewerbe häufiger ben sind deutlich nachhaltiger. durch eine kurze Beschäftigungszeit gekennzeichnet. Insgesamt zeigen die Befunde, dass der Arbeits- markt aufnahmefähig ist und niedrigschwellige Be- Betriebsmerkmale schäftigungsperspektiven für Personen bietet, die Unter den Betriebsmerkmalen spielt die Betriebsgrö- länger nicht erwerbstätig waren oder über keinen ße die wichtigste Rolle für die Beschäftigungsstabi- Ausbildungsabschluss verfügen. Da sich die Arbeits- lität: Je größer der Betrieb ist, desto wahrscheinli- marktperspektiven für Geringqualifizierte in Zukunft cher ist es, dass die Beschäftigung länger andauert. nicht bessern werden (Matthes/Weber 2017), ist es So dürften Beschäftigungswechsel in größeren Be- wichtig, diese Aufnahmefähigkeit im Niedriglohnbe- trieben durch einen größeren innerbetrieblichen Ar- reich und im Bereich atypischer Beschäftigung nicht beitsmarkt leichter fallen. zu gefährden. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Beschäf- Betrachtet man die oft fehlende Nachhaltigkeit tigten in den Betrieben, in denen Leistungsbezieher der Jobs, ist jedoch fraglich, ob die aufgenomme- unterkommen, sind die Effekte weniger ausgeprägt. nen Beschäftigungsverhältnisse langfristig zum Er- Dennoch zeigen sich statistisch signifikante Zusam- folg führen. Daher ist neben der Unterstützung beim menhänge bei allen drei untersuchten Dimensionen Arbeitsmarkteinstieg eine Förderung der Aufwärts- Qualifikation, Geschlecht und Staatsangehörigkeit: mobilität notwendig. Ein Ansatzpunkt ist dabei die Beschäftigungsverhältnisse in Betrieben mit einem individuelle Beschäftigungsfähigkeit. Hier könnte hohen Anteil an geringqualifizierten, weiblichen und eine sinnvolle Strategie sein, in die Qualifikation zu ausländischen Beschäftigten verlaufen instabiler. investieren. Damit würde die Ausübung anspruchs- vollerer Tätigkeiten möglich, die stabiler sind und besser entlohnt werden. Andererseits verfügt ein Fazit großer Teil der Personen mit Helfertätigkeit über Pro Jahr nehmen erwerbslose SGB-II-Leistungsbe- eine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei ihnen zieher etwa eine Million sozialversicherungspflich- ist möglicherweise eine Neuqualifikation notwen- tige Beschäftigungen auf. Dies gelingt ihnen häufig dig. Zudem könnte eine begleitende Betreuung von in einfacheren Jobs im Niedriglohnbereich und in ei- einigen Leistungsbeziehern sinnvoll sein, die ein nem Umfeld, das durch kurzfristige Beschäftigungs- Beschäftigungsverhältnis begonnen haben und mit verhältnisse gekennzeichnet ist. So waren im Jahr besonderen Problemen belastet sind. Hier wurden 2013 gut zwei Fünftel der aufgenommenen Jobs im Rahmen der geförderten Beschäftigung positive Helfertätigkeiten und gut die Hälfte der Beschäfti- Erfahrungen gesammelt (Bauer/Fertig/Fuchs 2016). gungen dauerte mindestens sechs Monate. Ebenfalls In diese Richtung gehen auch erste Schritte der in gut der Hälfte der Fälle endete der Leistungsbezug Bundesagentur für Arbeit zur Stabilisierung der Be- mit der Beschäftigungsaufnahme. Für 45 Prozent der schäftigungsverhältnisse von Leistungsbeziehern, Leistungsbezieher, die 2013 eine Beschäftigung aus die bereits eine sozialversicherungspflichtige Be- Erwerbslosigkeit aufgenommen haben, war dies be- schäftigung aufgenommen haben. Seit August 2016 reits mindestens die fünfte Beschäftigungsaufnah- können Leistungsbezieher bis zu sechs Monate nach me in den letzten fünf Jahren. Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Be- Wir können keine Aussage über die Ursachen schäftigung (auch bei Verlassen des Leistungsbe- der mangelnden Stabilität machen, also ob die Be- zugs) freiwillig nachbetreut werden. Dazu stehen schäftigungsverhältnisse von vornherein so ange- neben der Weitervermittlung Beratungsangebote legt waren oder vorzeitig durch eine Seite beendet und Fördermöglichkeiten, wie Mobilitätshilfen, zur wurden. Es zeigt sich jedoch ein starker Zusam- Verfügung. Erkenntnisse zur Wirksamkeit liegen menhang zwischen kurzen Beschäftigungsdauern noch nicht vor. und dem Qualifikationsniveau. Besonders schwer Bedarfsdeckende Beschäftigungsverhältnisse sind haben es Leistungsbezieher ohne abgeschlossene gegenüber nicht bedarfsdeckenden stabiler. Mittel- IAB-Kurzbericht 2/2018 7
fristig kann somit auch die Stärkung von monetären Literatur Arbeitsanreizen für die Beschäftigungsstabilität för- Achatz, Juliane; Gundert, Stefanie (2017): Arbeitsqualität derlich sein: Entweder innerhalb des SGB II - wofür und Jobsuche von erwerbstätigten Grundsicherungsbe- der Spielraum allerdings begrenzt ist – oder durch ziehern. IAB-Forschungsbericht Nr. 10. eine bessere Verzahnung und einen erleichterten Bauer, Frank; Fertig, Michael; Fuchs, Philipp (2016): „Mo- Übergang vom Arbeitslosengeld II in das Wohngeld dellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung” in NRW: Teilnehmerauswahl und professionelle Beglei- und gegebenenfalls den Kinderzuschlag. tung machen den Unterschied. IAB-Kurzbericht Nr. 10. Dr. Kerstin Bruckmeier Ein anderer Ansatzpunkt liegt bei den Beschäfti- ist Leiterin der Forschungs- Beste, Jonas; Trappmann, Mark (2016): Erwerbsbedingte gungsverhältnissen selbst. Nicht jede Beschäftigung Abgänge aus der Grundsicherung: Der Abbau von gruppe „Grundsicherungs- bezug und Arbeitsmarkt“ ist geeignet, eine Aufwärtsmobilität in Gang zu setz- Hemmnissen macht’s möglich. IAB-Kurzbericht Nr. 21. im IAB. ten. Viele „gescheiterte“ Versuche – etwa aufgrund Crimmann, Andreas; Ziegler, Kerstin; Ellguth, Peter; Ko- kerstin.bruckmeier@iab.de von zu hohen Anforderungen oder einer Aneinan- haut, Susanne; Lehmer, Florian (2009): Forschungsbe- derkettung von befristeten Beschäftigungsverhält- richt zum Thema „Arbeitnehmerüberlassung”. Endbe- richt zum 29. Mai 2009. Bundesministerium für Arbeit nissen – können ebenso als negatives Signal auf dem und Soziales. Forschungsbericht Arbeitsmarkt, 397, Arbeitsmarkt interpretiert werden wie eine Beschäf- Nürnberg. tigung unterhalb des erworbenen Qualifikationsni- Haller, Peter; Jahn, Elke (2014): Zeitarbeit in Deutschland: veaus. Im Hinblick auf eine dauerhafte Integration Hohe Dynamik und kurze Beschäftigungsdauern. IAB- ist daher eine möglichst schnelle Vermittlung nicht Kurzbericht Nr. 13. Dr. Katrin Hohmeyer immer die beste Lösung. Koller, Lena; Rudolph, Helmut (2011): Arbeitsaufnahmen von SGB-II-Leistungsempfängern: Viele Jobs von kurzer ist wissenschaftliche Mit- Auch gilt es, die Weitersuche nach einem Job in Dauer. IAB-Kurzbericht Nr. 14. arbeiterin in der Forschungs- einem anderen Betrieb zu unterstützen, da sich Brü- gruppe „Grundsicherungsbezug Matthes, Britta; Weber, Enzo (2017): Veränderungen der und Arbeitsmarkt“ im IAB. ckeneffekte in eine bessere Beschäftigung häufig Arbeitswelt. Zu den Auswirkungen der Digitalisierung katrin.hohmeyer@iab.de nur durch einen Betriebswechsel ergeben. So hat und des demografischen Wandels für Geringqualifi- beispielsweise die direkte Übernahme von Leihar- zierte. IAB-Stellungnahme Nr. 1. beitnehmern in eine reguläre Beschäftigung im Ent- Seibert, Holger; Wurdack, Anja; Bruckmeier, Kerstin; Graf, leihbetrieb nur eine geringe Relevanz (Crimmann et Tobias; Lietzmann, Torsten (2017): Typische Verlaufs- muster beim Grundsicherungsbezug: Für einige Dauer- al. 2009). Leistungsbezieher müssen also oft trotz zustand, für andere nur eine Episode. IAB-Kurzbericht Beschäftigung zur Weitersuche motiviert und da- Nr. 4. bei unterstützt werden. Dies gilt vor allem für Per- Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2014): Sozi- sonen, die nur auf absehbare Zeit aus dem Bezug alversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, Arbeitsmarkt in Zahlen – Beschäftigungsstatistik, Nürn- ausgeschieden sind. Eine Möglichkeit wäre, dass sich berg, September 2014. Leistungsbezieher trotz Aufnahme einer bedarfsde- Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2016): Inte- ckenden Erwerbstätigkeit weiterhin arbeitsuchend grationen und Verbleib von erwerbsfähigen Leistungs- melden, wenn das Beschäftigungsende bereits bei berechtigten (ELB) – Zeitreihen, Nürnberg und Düssel- Beginn absehbar ist. dorf, August 2016. Es gibt damit eine Reihe von Ansatzpunkten, um Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2017a): Be- gerade in Zeiten eines aufnahmefähigen Arbeits- richte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsi- tuation von langzeitarbeitslosen Menschen 2016, Be- marktes das eingangs erwähnte Ziel im Auge zu be- richte: Blickpunkt Arbeitsmarkt, Nürnberg, April 2017. halten: Nachhaltige Beendigung oder zumindest Re- Statistik der Bundesagentur für Arbeit [BA] (2017b): Sozi- duzierung der Hilfebedürftigkeit durch eine stabile alversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte (Jahres- Erwerbstätigkeit. zahlen), Nürnberg, Juli 2017. Impressum IAB-Kurzbericht Nr. 2, 23.1.2018 Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, 90327 Nürnberg Redaktion: Elfriede Sonntag Graphik & Gestaltung: Monika Pickel Fotos: Jutta Palm-Nowak Druck: Erhardi Druck GmbH, Regensburg Rechte: Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB Bezug: IAB-Bestellservice, c/o W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld; Tel. 0911-179-9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de IAB im Inter- net: www.iab.de. Dort finden Sie u. a. diesen Kurzbericht zum kostenlosen Download Anfragen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942 ISSN 0942-167X 8 IAB-Kurzbericht 2/2018
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