NEUE FENSTER FÜR DIE BIBLIOTHEK DER ZHAW
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REPORT 33 *Marion Jarusel Umnutzung der denkmalgeschützten Eventhalle in Winterthur NEUE FENSTER FÜR DIE BIBLIOTHEK DER ZHAW 1 Das denkmalgeschützte Gebäude der Um den hohen Anforderungen der Denkmal- Fabrikarchitektur. Seit 1990 wird die Umnutzung ehemaligen Eventhalle im Herzen von pflege gerecht zu werden, mussten die Fenster- des Areals zu einem gemischten Quartier für Winterthur wird einer neuen Nutzung elemente der Aussenfassade demontiert, saniert Wohnen, Arbeit und Angeboten für Freizeit und als Bibliothek der Zürcher Hoch- und zu beweglichen Klappflügeln umgebaut, Bildung vorangetrieben. Nach der Nutzung der schule zugeführt. Der Auftrag von verglast und wieder bestückt werden. Innen Halle 87 als Rohrschlosserei und Lehrwerkstatt Tuchschmid AG umfasste die Demon- sorgt eine neue 3-fach-Schallschutzverglasung diente das Gebäude später als Eventhalle (City tage, Sanierung und Ausbesserung der mit einer umlaufenden Rahmenkonstruktion aus Halle) für Musicals und Konzerte. Nach der Sanie- bestehenden Fensterelemente und Stahl für den nötigen Isolationswert. Insgesamt rung wird das ehemalige Fabrikgebäude als zen- den Umbau zu beweglichen Klapp wurden 647 Flügel und 5426 Gläser (Tikana- und trale Bibliothek der Zürcher Hochschule für an- flügeln und den Einbau von neuen Thermoluxgläser) für die äussere Fassade sowie gewandte Wissenschaften (ZHAW) genutzt. Auf Gläsern sowie das Erstellen einer 647 Festverglasungsrahmen mit 3-fach-Isolier- verschiedenen Ebenen entstehen Räumlichkeiten inneren, neuen 3-fach-Schallschutz- glas für die innere Fassade montiert. für Lernen, Treffpunkte für den Wissensaustausch verglasung mit umlaufender Rahmen- sowie die eigentlichen Bibliotheksteile. Der im- konstruktion aus Stahl. posante Bau mit der Fassade aus Backsteinen Ausgangslage und grossflächigen Verglasungen, die damals Das ehemalige Sulzerareal in Winterthur, das sich als Vorhangfassade ausgeführt wurde, unterlag im Herzen von Winterthur von den Bahngleisen den Auflagen des Denkmalschutzes und durfte * Marion Jarusel, Architektin Tuchschmid AG in südwestliche Richtung ausdehnt, gehört zu in der Aussenansicht keine Anpassungen erfah- CH-8501 Frauenfeld den beeindruckenden Zeugen der ehemaligen ren. Dennoch mussten grosse Anstrengungen in FASSADE FAÇADE 3/2015
34 REPORT 1 Die neue Bibliothek mit dem markanten, gebogenen Anbau. 2 Aussenansicht Fassade. 3 Horizontal- und Verti- kalschnitt 4 Bibliothek Bahnseite. 5 Aussenflügel für R einigungszwecke geöffnet. 6 Innenansicht Bibliothek. Bildnachweis: Bild 1, 6: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kt. Zürich Bild 2, 4, 5: P&B Partner Architekten AG Pläne 3: Tuchschmid AG, Frauenfeld 2 FASSADE FAÇADE 3/2015
REPORT 35 Vertikalschnitt Horizontalschnitt ④ ③ ③ ① ② ① ② ① Aussenfassade mit Reinigungsflügel ③ Öffnungsgestänge ② Innenfassade mit Wärmeschallschutzglas ④ Tikana- und Thermolux-Glas 3 FASSADE FAÇADE 3/2015
36 REPORT 4 der energetischen Transformation des Gebäudes geschehen, um den Minergiestandard für Um- bauten zu erreichen. Neu sorgen eine zusätzliche Innenfassade und die komplett sanierte Aussen- fassade für das richtige Klima im Gebäude. Aussenfassade Rund um den Bau sorgen verschieden hohe Glas- fronten für lichtdurchflutete Innenräume. Im un- tersten Bereich sind bis zu vier Rahmenelemente übereinander angeordnet. Das mittlere und obere Verglasungsband bestehen aus einem bzw. zwei unterschiedlich unterteilten Rahmenelementen. Die Tragkonstruktion der bestehenden Fassade bestand aus vertikalen IPE-Stahlprofilen, die oben und unten im Beton befestigt waren. Der horizontale Achsabstand beträgt ca. 1950 mm. Die Fensterelemente bestehen aus Verglasungs- rahmen mit Z-, L- und T-Profilen und sind in neun einfach verglaste Felder gegliedert. Das daraus entstandene Fensterelement wurde dann auf die IPE-Profile geschraubt. Im Brüstungsbereich wurden Backsteine und Eternitplatten verwen- det, und der Sturzbereich wurde mit Holz und gipshaltigen Platten ausgefacht und aussen mit 5 Eternitplatten versehen. FASSADE FAÇADE 3/2015
REPORT 37 6 Die vertikalen Stahlprofile als Träger der Fens- sadentechnik wurde in einem mehrmonatigen meabzugsanlage mit Nachströmöffnungen in terelemente wurden ohne Verstärkungen ausge- Versuch anhand eines Musterelements getestet, den Fensterbändern angeordnet. Diese wurden führt, was bei starken Windlasten zu Verformun- bevor mit der Realisierung der neuen Fassade mit einem Motor bestückt und öffnen mittels gen geführt hat. Aufgrund der heute geltenden begonnen wurde. Mit der Realisierung der In- Klappflügeln nach innen. Normen mussten deshalb die vertikale und nenfassade entstand ein Kastenfenstersystem, in horizontale Tragkonstruktion punktuell mit zu- welches ein innenliegender Sonnenschutz inte- Planung sätzlichen Befestigungen auf die inneren Haupt- griert wurde. In der Einteilung übernimmt diese Als umfangreichste und arbeitsintensive Aufgabe stützen und auf die T-förmigen Kämpferprofile Innenfassade die Rasterung der Aussenfassade. stellte sich die Massaufnahme der bestehenden verstärkt werden. Bewusst wurde jedoch auf die einzelne Auftei- Rahmenteile dar. Jeder einzelne Rahmen musste Da die Zugänglichkeit der Fenster vom Innenbe- lung der Elemente in neun Scheiben verzichtet in seiner Abmessung millimetergenau dokumen- reich stark durch die Einbauten eingeschränkt und nur ein Glas in die Rahmenkonstruktion tiert werden, um eine spätere passgenaue, spedi- ist und Störungen des Betriebs möglichst ver- eingelassen. Die neue Innenfassade wurde auf tive Glasmontage zu realisieren. Dafür brauchte mieden werden mussten, hat man sich für den die bestehenden IPE-Profile und mittels Steck- es auch eine klare Nummerierung der Elemente, Zugang bei Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten konsolen unsichtbar aufgebracht. Zur thermisch die bei der Demontage und den nachgelagerten von der Aussenfassade her entschieden. Sämtli- getrennten Ausführung wurden Janisol-Stahl- Arbeiten zwingend übernommen wurde. che äusseren Verglasungsrahmen wurden oben profile mit winkelförmigen Glasleisten benutzt. mit einem Klavierband als Scharnier versehen, Bei den Anschlüssen der Rahmenkonstruktion an Demontage, Sanierung und Montage und unten sorgen CNS-Stangen mit Gelenken das bestehende Mauerwerk musste unten und und Gleitschienen für das Öffnen der Fensterele- seitlich eine Wärmedämmung aus abgestuften, Die wohl grösste Herausforderung war der sau- mente im Klappverfahren nach aussen. verputzten Schaumglasstreifen angebracht wer- bere und genaue Ausbau der bestehenden Rah- den, sodass die Wärmebrücken minimiert werden menkonstruktion sowie die damit verbundene konnten. akribische Etikettierung der einzelnen Rahmen Innenfassade Bei der Innenverglasung handelt es sich um und Zwischenstücke. Damit die gewünschten Dämm- und Wärmewerte 630 Fensterelemente mit einer 3-fach-Isolier- Parallel zum Ausbau und zur Sanierung der erreicht werden, musste hinter der denkmalge- verglasung, die als Festverglasungen ausgeführt alten Rahmen erfolgte die Herstellung der schützten Aussenfassade eine komplett neue wurden. Auf verschiedenen Niveaus wurden neuen Innenfassadenteile. Die Stahlrahmen Innenfassade aufgebaut werden. Diese neue Fas- insgesamt 17 Elemente als Rauch- und Wär- wurden geschweisst, sandgestrahlt und ein- FASSADE FAÇADE 3/2015
38 REPORT mente wurden unter sehr eingeschränkten und Rahmenelemente von unten nach oben. Die Technische Daten engen Platzverhältnissen auf dem jeweiligen Rahmen wurden nach dem Einbau verglast und Hallenniveau zusammengebaut. mit speziellen Keilfugen versehen. Somit waren Glasaufbau Innenverglasung Aussen: Silverstar Zero E 8 mm Dazu standen Montageböcke zur Verfügung, auf die Auflagen für das analoge Aussehen der al- Luftzwischenraum: 12 mm Argon welche die Rahmenelemente mit einem kleinen ten, denkmalgeschützten Fassade umgesetzt. Mitte: Float 5 mm extraweiss Montagekran gehoben wurden. Danach erfolg- Den erfolgreichen Abschluss dieses ausserge- Innen: Swissdurex Silverstar Zero E 6 mm ten der Einbau und die Fixierung des Glases. In wöhnlichen Sanierungsauftrags bildeten ver- Gesamtstärke: 43 mm einem nächsten Montageschritt wurden die fer- schiedenste Anpassungs- und Zusatzarbeiten an Ug-Wert: 0,7 W/m2K (EN 673) tiggestellten Fensterelemente mit dem Montage- anderen Bauteilen. G-Wert: –45% kran und dem Einsatz einer Scherenhebebühne LT-Wert: –69% am dafür vorgesehenen Ort eingehoben und R’w-Wert: 39 dB – 5 Ct Bautafel Randverbund: ACS plus schwarz eingesetzt. Es standen keine Arbeitsgerüste im Innenbereich zur Verfügung. Bauherr Glasaufbau Aussenfassade Sämtliche Rahmen der bestehenden Fassade Credit Suisse, Real Estate Fund Hospitality, Typ: Tikana 4 mm, sekurisiert, Kittfälze aus wurden bei Tuchschmid sandgestrahlt (Entros- Kalanderplatz 5, 8070 Zürich eingefärbtem Acryllkitt RAL 9002 tung), bevor sie in der Produktion gerichtet, Auftraggeber Glas obere Bänder: Termoluxgläser ausgebessert und instand gesetzt wurden. Es Implenia Schweiz AG, Buildings Region (2×Floatglas 4 mm sekurisiert, mit dazwi- erfolgte eine zweite Sandstrahlung, und danach Zürich, Industriestrasse 24, 8305 Dietlikon schenliegendem, weissem Glasgespinst) wurden die Rahmen im Nasslackierverfahren Architekt beschichtet. Es folgte der Endzusammenbau, P & B Partner Architekten AG, das Bestücken der Rahmen mit den Beschlägen Mattenbachstrasse 6a, 8400 Winterthur brennlackiert, bevor sie auf den Bau trans- und der Umbau zu Klappflügeln. Die Rahmen- Fensterelemente portiert wurden. Die Konfektionierung der elemente wurden danach auf Abruf zur Bau- Tuchschmid AG, Langdorfstrasse 26, Innenfassade erfolgte im Innenbereich des stelle transportiert. Nach der Fertigstellung der 8501 Frauenfeld Gebäudes, das heisst, sämtliche Rahmenele- Innenfassade erfolgte der Einbau der äusseren Inspirierende Oberflächen und außergewöhnliche Gestaltungsfreiheit. Bauhaus Berlin Halensee I ALUCOBOND® plus Brillantmetallic #602 I Müller Reimann Architekten, Berlin I © Stefan Müller www.alucobond.com Allega GmbH I Seeblerstrasse I CH - 8172 Niederglatt ZH I Tel. +41 44 852 41 11 I Fax +41 44 852 43 54 I www.allega.ch FASSADE FAÇADE 3/2015
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