Neues Engagement für Impfgerechtigkeit und Pandemiebekämpfung - ReliefWeb

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1. Juni 2021         Unknown author

           Neues Engagement für Impfgerechtigkeit
           und Pandemiebekämpfung

           Neues Engagement für Impfgerechtigkeit und
           Pandemiebekämpfung
           Von Kristalina Georgieva, Tedros Adhanom Ghebreyesus, David
           Malpass und Ngozi Okonjo-Iweala

           Bei den Vorbereitungen für den G7-Gipfel kommende Woche im
           Vereinigten Königreich steht die Frage, wie die Pandemie beendet und
           weltweite Erholung sichergestellt werden kann, ganz oben auf der
           Tagesordnung. Wir sind mit großen Herausforderungen konfrontiert.

           Mittlerweile ist vollkommen klar, dass es nicht zu einer breit
           abgestützten Erholung kommen wird, solange die Gesundheitskrise
           nicht beendet ist. In beiden Fällen spielt der Zugang zu Impfungen eine
           entscheidende Rolle.

           Was die Impfungen anbetrifft, so wurden beeindruckende Fortschritte
           gemacht. In Rekordzeit entwickelten Wissenschaftler mehrere
           Impfstoffe. Durch beispiellose öffentliche und private Finanzierung
           wurden die Erforschung und Entwicklung von Impfstoffen sowie die
           Ausweitung der Produktion unterstützt. Doch die gravierende Kluft
           zwischen reicheren und ärmeren Ländern besteht nach wie vor.

           Während einige wohlhabende Länder bereits über die Einführung von
           Auffrischimpfungen für ihre Bevölkerung nachdenken, hat die große
           Mehrheit der Menschen in Entwicklungsländern und hat selbst das
           Gesundheitspersonal, das an vorderster Front arbeitet, noch immer
           nicht die erste Impfung erhalten. Am schwersten betroffen sind
           einkommensschwache Länder, die weniger als 1 Prozent der bisher
           verabreichten Impfstoffe erhielten.

           So entwickelt sich zunehmend eine zweigleisige Pandemie: Die
           reicheren Länder haben Zugang und die ärmeren bleiben auf der
           Strecke.
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9/21/21, 4:34 PM                                      Neues Engagement für Impfgerechtigkeit und Pandemiebekämpfung

           Die ungleiche Verteilung von Impfstoffen führt nicht nur dazu, dass
           Millionen Menschen dem Virus schutzlos ausgeliefert sind, sondern
           auch dazu, dass tödliche Varianten entstehen und weltweit zirkulieren.
           Die Varianten breiten sich immer mehr aus und selbst Länder mit
           fortgeschrittenen Impfkampagnen sind gezwungen, erneut strengere
           Gesundheitsvorschriften zu erlassen; manche verhängten auch
           Reisebeschränkungen. Zugleich führt die anhaltende Pandemie zu
           einer immer stärkeren Divergenz der wirtschaftlichen Perspektiven,
           die Nachteile für alle zur Folge hat.

           Das muss nicht so sein. Deshalb fordern wir heute die internationale
           Gemeinschaft auf, eine verstärkte und koordinierte weltweite
           Impfstrategie zu unterstützen und umzusetzen und mit neuen
           finanziellen Mitteln zu fördern.

           Ein jüngst von IWF-Mitarbeitenden unterbreiteter Vorschlag sieht
           einen Plan mit klaren Zielen, pragmatischen Maßnahmen und
           tragbaren Kosten vor. Er stützt sich auf und fördert die Arbeiten der
           WHO, ihrer Partner in der ACT-Accelerator-Initiative (Access to
           COVID-19 Tools) und dem COVAX-Programm für weltweiten Zugang
           zu Impfstoff, sowie die Arbeiten der Weltbankgruppe, der WTO und
           vieler anderer.

           Mit geschätzten Kosten in Höhe von 50 Milliarden Dollar wird der Plan
           die Pandemie in den Entwicklungsländern schneller beenden,
           Infektionen und Todesfälle verringern, die wirtschaftliche Erholung
           beschleunigen und bis 2025 etwa 9 Billionen Dollar an zusätzlicher
           globaler Wirtschaftsleistung erzeugen. Er ist für alle von Vorteil:
           Während etwa 60 Prozent der Gewinne den Schwellen- und
           Entwicklungsländern zugutekommen, werden die restlichen 40
           Prozent auf die Industriestaaten entfallen. Hierbei ist nicht einmal der
           unschätzbare Nutzen für die Gesundheit und das Leben der Menschen
           berücksichtigt.

           Welche Folgen hätte die Umsetzung dieses Plans?

           Erstens, dass wir ehrgeiziger werden und mehr Menschen schneller
           impfen: Die WHO und ihre COVAX-Partner haben sich zum Ziel gesetzt,
           bis Ende 2021 mindestens 30% der Bevölkerung in jedem Land zu
           impfen. Durch weitere Vereinbarungen und höhere Investitionen
           können aber sogar 40 Prozent erreicht werden, und mindestens 60
           Prozent bis zur ersten Jahreshälfte 2022.
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           Dafür sind zusätzliche Finanzmittel für Länder mit niedrigem und
           mittlerem Einkommen erforderlich, und zwar großenteils in Form von
           Zuschüssen und Mitteln zu Vorzugsbedingungen. Um rasch mehr
           Impfungen zu verabreichen, müssen umgehend und in
           Übereinstimmung mit den jeweiligen nationalen Impfprogrammen
           Dosen an Entwicklungsländer gespendet werden, zum Beispiel über
           COVAX. Auch im Handel ist Zusammenarbeit erforderlich, um
           kostenlose grenzüberschreitende Lieferungen und zunehmende
           Versorgung mit Rohstoffen und fertigen Impfstoffen sicherzustellen.

           Zweitens die Absicherung gegen Risiken wie etwa neue Varianten, die
           Auffrischimpfungen erforderlich machen könnten. Dies bedeutet, dass
           die Produktionskapazitäten für Impfstoffe auszubauen sind, um
           mindestens eine Milliarde mehr Dosen herzustellen, dass die
           Produktion auf Regionen mit derzeit geringer Kapazität auszuweiten
           ist, dass Technologie und Know-how gemeinsam zu nutzen sind, dass
           die Überwachung des Genoms und der Lieferketten zu intensivieren ist,
           und dass Notfallpläne für den Umgang mit Virusmutationen und
           Versorgungsengpässen zu erstellen sind.

           Alle Hindernisse, die einer Ausweitung des Angebots im Wege stehen,
           müssen beseitigt werden. Wir fordern die WTO-Mitglieder auf, die
           Verhandlungen über eine pragmatische Lösung hinsichtlich des
           geistigen Eigentums zu beschleunigen. Mehrere Länder mit niedrigem
           und mittlerem Einkommen haben ebenfalls begonnen, in eigene
           Produktionskapazitäten zu investieren, was nicht nur wichtig ist, um
           diese Pandemie zu beenden, sondern auch, um die Vorbereitungen für
           die nächste zu treffen.

           Drittens die unverzügliche Intensivierung von Tests und
           Rückverfolgung, Sauerstoffversorgung sowie therapeutischen und
           gesundheitspolitischen Maßnahmen bei gleichzeitiger Beschleunigung
           der Impfstoffbereitstellung und der ACT-Accelerator-Initiative. Die
           WHO, UNICEF, die Weltbank und Gavi haben in mehr als 140
           Entwicklungsländern die Impfbereitschaft untersucht und vor Ort die
           Vorbereitung von Impfkampagnen unterstützt und finanziell gefördert.

           Wie hoch sind die Kosten?

           Vieles spricht dafür, dass mindestens 35 der veranschlagten 50
           Milliarden Dollar als Zuschüsse bereitgestellt werden. Die Regierungen
           der G20-Staaten äußerten sich positiv und anerkannten, wie wichtig es
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           ist, der ACT-Accelerator-Initiative zusätzliche Mittel in Höhe von etwa
           22 Milliarden Dollar für 2021 zur Verfügung zu stellen.

           Dieser Betrag müsste durch weitere Zuschüsse in Höhe von 13
           Milliarden Dollar für die Erhöhung des Impfstoffangebots 2022 sowie
           für die Ausweitung von Tests, therapeutischen Maßnahmen und
           Überwachung aufgestockt werden. Der Rest des gesamten Finanzplans
           – etwa 15 Milliarden Dollar – könnte von Regierungen kommen, die
           von multilateralen Entwicklungsbanken unterstützt werden,
           einschließlich der 12-Milliarden-Dollar-Finanzierungsfazilität der
           Weltbank für Impfungen.

           Damit dieser Plan funktioniert, gibt es zwei zusätzliche Bedingungen:
           Tempo und Koordination.

           Er erfordert Vorab-Finanzierung, Vorab-Impfstoffspenden, Vorab-
           Investitionen und Planung anstelle von Versprechen, die vielleicht erst
           später eingehalten werden. Es ist entscheidend, dass all dies so schnell
           wie möglich zur Verfügung steht.

           Der Plan erfordert weltweites koordiniertes Handeln auf der Grundlage
           vollständiger Transparenz der Beschaffungs- und
           Bereitstellungsverfahren. Der Erfolg der Strategie hängt davon ab, dass
           alle Beteiligten – öffentliche und private Akteure, internationale
           Finanzinstitutionen, Stiftungen – an einem Strang ziehen.

           Die Investition von 50 Milliarden Dollar zur Beendigung der Pandemie
           ist möglicherweise die beste Verwendung öffentlicher Gelder, die wir zu
           unseren Lebzeiten sehen werden. Sie wird eine beträchtliche
           Entwicklungsdividende abwerfen und Wachstum wie Wohlstand
           weltweit steigern. Doch das Zeitfenster wird sich bald schließen. Je
           länger wir warten, desto teurer wird es: in Form menschlichen Leids
           und wirtschaftlicher Verluste.

           Im Namen unserer vier Organisationen verkünden wir heute ein neues
           Engagement für Zusammenarbeit, um die erforderlichen Finanzmittel
           aufzustocken, die Produktion anzukurbeln und reibungslose
           grenzüberschreitende Lieferungen von Impf- und Rohstoffen
           sicherzustellen, damit der Zugang zu Impfstoff deutlich erleichtert
           wird, um die Gesundheitsversorgung und die wirtschaftliche Erholung
           zu unterstützen und um die notwendige Hoffnung zu wecken.

           Unsere Organisationen setzen sich mit aller Kraft dafür ein, diese
           Hoffnung zu verwirklichen:
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9/21/21, 4:34 PM                                      Neues Engagement für Impfgerechtigkeit und Pandemiebekämpfung

           Der IWF bereitet eine beispiellose Vergabe von Sonderziehungsrechten
           (SZR) vor, um die Rücklagen und die Liquidität seiner Mitglieder zu
           erhöhen. Die WHO bemüht sich um Finanzmittel, damit der
           dringendste Bedarf ihres Strategischen Vorsorge- und Reaktionsplans
           und der ACT-Accelerator-Initiative gedeckt werden kann, wobei der
           COVID-19 Technology Access Pool (C-TAP) Anreize für den Austausch
           von Know-how und Technologie schafft. Die Weltbank wird bis Mitte
           des Jahres in mindestens 50 Ländern Impfprojekte starten, während
           die Internationale Finanz-Corporation daran arbeitet, die
           Privatwirtschaft zu mobilisieren, um die Impfstoffversorgung in
           Entwicklungsländern zu verbessern. Und die WTO bemüht sich um die
           Freigabe von Lieferketten, damit der Plan funktioniert.

           Die Beendigung der Pandemie ist ein lösbares Problem, erfordert
           jedoch globales Handeln. Jetzt.

           Lassen Sie uns gemeinsam an die Arbeit gehen.

           Kristalina Georgieva ist Geschäftsführende Direktorin des
           Internationalen Währungsfonds; Tedros Adhanom Ghebreyesus ist
           Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, David Malpass ist
           Präsident der Weltbankgruppe; Ngozi Okonjo-Iweala ist
           Generaldirektorin der Welthandelsorganisation./strong>

           IWF-ABTEILUNG KOMMUNIKATION

           MEDIA RELATIONS

           PRESSEVERANTWORTLICHE: Raphael Anspach

           TELEFON: +1 202 623-7100Email: MEDIA@IMF.org

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