New kid on the block': Mückenübertragung von West Nil Virus in Deutschland 2019 - Christina Frank, Ph.D. Robert Koch-Institut
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‚New kid on the block‘: Mückenübertragung von West Nil Virus in Deutschland 2019 Christina Frank, Ph.D. Robert Koch-Institut
West-Nil-Virus – Übersicht 1 Flavivirus Reservoir: Mücken (v.a. Culex) Vögel als Amplifikationswirte Pferd, Mensch Fehlwirte Ausprägung beim Menschen: 80% asymptomatisch 19% symptomatisch Fieber, Hautausschlag, Kopf- und Gliederschmerzen 1% neuroinvasiv (z.B. Meningitis, Enzeph.) Letalität bei neuroinvasiven Erkr.: ca. 10% Risikogruppe für schwere/letale Verläufe: ältere und/oder Immungeschwächte Inkubationszeit: meist 2-6 Tage, max. 14 Tage https://www.aerzteblatt.de/archiv/201667/Risiko- (bei Immunschwäche auch länger) autochthoner-Infektionen-West-Nil-Virus-in- einheimischen-Voegeln-nachgewiesen
West-Nil-Virus – Vorkommen Ex Afrika? Seit Jahrzehnten saisonal in Süd(ost)Europa, meist Flussauen Küstenlagunen Sümpfe Regionen mit Reisanbau Je nach Surveillancesystem, Infektionen festgestellt bei Vögeln Mücken Pferden Menschen Seit 1999 auch auf amerikanischen Kontinent Folgefolien: WNV in Nordamerika 1999-2004 Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/West_Nile_virus_in_the_United_States
Staten ohne Fälle Westliche Grenze von Staten Staten mit 1% der Fälle im aktuellen Jahr mit 1-5% der Fälle 1999 mit 5-10% der Fälle mit >10% der Fälle Westliche Grenze im Vorjahr
Staten ohne Fälle Westliche Grenze von Staten Staten mit 1% der Fälle im aktuellen Jahr mit 1-5% der Fälle 2000 mit 5-10% der Fälle mit >10% der Fälle Westliche Grenze im Vorjahr
Staten ohne Fälle Westliche Grenze von Staten Staten mit 1% der Fälle im aktuellen Jahr mit 1-5% der Fälle 2001 mit 5-10% der Fälle mit >10% der Fälle Westliche Grenze im Vorjahr
Staten ohne Fälle Westliche Grenze von Staten Staten mit 1% der Fälle im aktuellen Jahr mit 1-5% der Fälle 2002 mit 5-10% der Fälle mit >10% der Fälle Westliche Grenze im Vorjahr
Staten ohne Fälle Westliche Grenze von Staten Staten mit 1% der Fälle im aktuellen Jahr mit 1-5% der Fälle 2003 mit 5-10% der Fälle mit >10% der Fälle Westliche Grenze im Vorjahr
Staten ohne Fälle Westliche Grenze von Staten Staten mit 1% der Fälle im aktuellen Jahr mit 1-5% der Fälle 2004 mit 5-10% der Fälle mit >10% der Fälle Westliche Grenze im Vorjahr
West-Nil-Virus in Deutschland Abhängig von Epidemiologie in Südeuropa, USA, reiseassoziierte Infektionen auch in Deutschland Trotz intensiver Suche in Zugvögeln in Deutschland vor 2018 nie Genomnachweis, wohl ab Antikörper (Infektion auf Vogelzug) 2018 erster Genom- nachweis in Vogel, 2019 erste Mücken- übertragung auf Menschen West Nile virus in Europe in 2019 - human cases compared to previous seasons, updated 15 November 2019 https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/west-nile-virus-europe-2019-human-cases-compared-previous-seasons-updated-15-0
West-Nil-Virus vs. Usutu-Virus Flavivirus Flavivirus Mückenübertragen Mückenübertragen Vögel amplifikationswirte Vögel amplifikationswirte Humanpathogen Nicht (sehr) humanpathogen Asymptomatische Infektionen Asymptomatische Infektionen Leichte Verläufe Leichte Verläufe Schwere Verläufe Schwere Verläufe In Deutschland bislang kein Klar erkennbares Vogelsterben Massensterben von Wildvögeln (aber einzelne Vögel) Aber sehr pathogen für manche nicht-heimische Arten (z.B. Schneeeulen) Standard-Serologie (AK-Nachweise) und sogar PCR (Genomnachweis) reagieren kreuz – Bestätigungsdiagnostik erforderlich
WNV beim Menschen in Deutschland – Saisons 2018 & 2019 2018: 1x autochthon Tierarzt in BY, mutmaßlich nach direktem Kontakt zu infiziertem Vogel 10 x reiseassoziiert Kein positiver Blut/Plamaspender (begrenzte Testung) 2019 (Datenstand: 14.2.2020) 5x autochthon, mit Genomnachweis 3x neuroinvasiv, 4x vermutlich mückenübertragen 2x nicht neuroinvasiv 1x Mückenübertragung oder nosokomial v. Vogel 7x reiseassoziiert Kein positiver Blut/Plamaspender (begrenzte Testung) „Dunkelziffer“: pro neuroinvasivem Fall ca. Mind. >300 19-20 leicht erkrankte Infektionen 80 weitere asymptomatisch Infizierte 6-8 Wo. Verzug Erkrankungsbeginn bis Bestätigung Stufenplan zur Blutsicherheit vor WNV
2020 bislang Veränderungen gegenüber 2019: Mensch: Breite Testung von Blut- und Plasmaspendern Vögel: Zoos testen ggf. weniger? Juli: Erste Nachweise bei Vögeln, ähnliche Region wie Vorjahr Menschliche Fälle (nur in Regionen mit Infektionen bei Tieren) Mitte August Information über erste ca. 10 Blut-/Plamaspender mit Genomnachweis von WNV/USUV => Verdachtsfälle Teilweise als WNV bestätigt Teilweise als USUV bestätigt Teilweise nicht bestätigt Anfang September, Information über durch WNV Erkrankte im Raum Leipzig Aktuell 11 Fälle bestätigt, weitere in Schwebe 4 Blut/Plasmaspender 5 nicht-Blutspender 2 unklar 4/11 mit neuroinvasiver Infektion => >400 Infektionen
Tiere mit WNV 2019, 2020 (TSIS, FLI), menschliche Fälle (Survnet) 2019 2020 HH BE ST BB SN TH Anzahl Seuchenobjekte 2018+ 2019+ 2019 2020 betrof- betrof- fen fen Bestätigte menschliche Fälle
Warum Erstnachweis 2018 und warum in Ostdeutschland? Average extrinsic incubation period from 1988 to 14th August 2018. (a) Minimum Ziegler U, Luhken R, Keller M, annual average extrinsic incubation period between 15th July to 14th August for Cadar D, van der Grinten E, the years 1988–2017, (b) Average extrinsic incubation period between 15th July Michel F, et al. West Nile virus epizootic in Germany, 2018. to 14th August 2018 and distribution of West-Nile virus positive birds (circles). Antiviral Res. 2019;162:39-43.
Rolle des Klimawandels Hauptüberträgermücken (Culex) schon immer in Deutschland Populationsdichte abhängig von Wetter in Frühjahr/Sommer Geographische Gunsträume (z.B. Auenlandschaften) (anhaltende) Wärme ermöglicht Etablierung des Virus in Deutschland z.B. durch Vogelzug erleichtert Inkubationszeit des Virus in der Mücke verlängert die Übertragungssaison des Virus Große Trockenheit ist aber schlecht für Mücken https://www.researchgate.net/pr oject/Climate-change-and- mosquito-borne-arboviruses-an- examination-of-current-and- future-potential-range-changes- of-Culex-pipiens-in-Canada
Zusammenfassung WNV seit 2018 in Deutschland, Import hängt vermutlich mit starker WNV- Saison 2018 in Südeuropa und warmem Sommer zusammen 2 erfolgreiche Überwinterungen (sequenzbestätigt) Endemiegebiet: Vektoren vorhanden in ganz Deutschland Aktuell betroffen: zentral-ostdeutsche Flussniederungen (Elbe, Saale, Elster, Spree etc.) inkl. Großstädten und Zoos dort Bislang keine klare Ausbreitungsdendenz Menschliche Fälle Ab 2019 mückenübertragene Fälle entdeckt Vogel-Infektionen gute Indikatoren für Übertragung auch auf Menschen Diagnostik meist nur bei schwer Erkrankten => starke Untererfassung Noch kein Todesfall gemeldet Blutspende testet oder stellt zurück, v.a. Plasmaspendentestung entdeckt menschliche Infektionen früh in der Saison Erreger ist neu in Deutschland und offenbar „gekommen um zu bleiben“ Ausbreitung muss beobachtet werden, ggf. Maßnahmen gegen Culex
Empfehlung: „Ärzt*innen sollten vor allem im Sommer und Spät- sommer und in Gebieten mit bekannter WNV-Zirkulation in Tieren bei Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden und bei örtlichen Häufungen von Patient*innen mit Fieber unklaren Ursprungs (mit oder ohne Hautausschlag) eine WNV-Diagnostik veranlassen – auch wenn die Personen keine Reiseanamnese aufweisen. Personen in Risikogrupen für schwere Verläufe von WNV-Infektionen (vor allem ältere Menschen und/oder solche mit Vorerkrankungen) ist insbesondere in dieser Jahreszeit und in diesen Gebieten Schutz vor Mückenstichen empfohlen. Eine lokale Stechmückenreduktion ist durch die Vermeidung künstlicher Wasseransammlungen möglich, z. B. durch Entfernung oder die umgedrehte Lagerung von unbenutzten Eimern, Gießkannen oder die mückendichte Abdeckung von Regenfässern (Deckel, Gaze).“
Vielen Dank!
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