Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD

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Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
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        nder
      So 2018
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Deutscher Wetterdienst vor Ort

Niederlassung Hamburg
des Deutschen Wetterdienstes
Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
Über Wasser

                                        Unter Wasser

                                        150 Jahre maritime Dienste

    150 Jahre maritime Dienstleistung und Forschung in Deutschland                                    Liebe Gäste der Ausstellung „Über Wasser –
                                                                                                      Unter Wasser“ im Internationalen Maritimen
                                                                                                      Museum Hamburg,
                                                                                                      liebe Leserinnen und Leser,

                                                                                                      „Zentralanstalt zur Förderung der maritimen Meteo-
                                                                                                      rologie“ – so beginnt Meyers Großes Konversations-
                                                                                                      lexikon in seiner Ausgabe von 1905 seine Beschrei-
                                                                                                      bung über die Deutsche Seewarte.

                                                                                                      Wenn wir als Deutscher Wetterdienst als eine der       Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes
                                                                                                      beiden Nachfolgeorganisationen der Norddeutschen
                                                                                                      und Deutschen Seewarte auf ihre Anfangszeit zu-        Die Themeninseln, die wir in dieser Ausstellung
                                                                                                      rückblicken, können wir die Weitsicht entdecken,       für Sie zusammengestellt haben, laden Sie zu einer
                                                                                                      mit der die Gründerväter die Forschungen in            Tour d’Horizon über die vielfältigen Aufgaben der
                                                                                                      Meteorologie und Klimatologie gefördert und voran-     Norddeutschen und Deutschen Seewarte ein. Wir
    ▲ Das „Domizil“ der Norddeutschen Seewarte im Seemannshaus
                                                                                                      getrieben haben. Hier in der Seewarte wurde ab         schlagen dabei auch den Bogen in die Gegenwart.
    (heute Hotel Hafen Hamburg). Quelle: DWD/BSH
                                                                                                      16. Februar 1876 die erste tägliche Wetterkarte her-   Denn wir erbringen viele der damaligen Aufgaben in
                                                                                                      ausgegeben. Die Seewarte hat beispielsweise bei der    der Wettervorhersage, im Warnmanagement und bei
                                                                                                      Beobachtung und Erfassung der meteorologischen         den Klimadienstleistungen heute noch. Das eingangs
                                                                                                      Daten oder bei der Vereinheitlichung der Wetter-       erwähnte Konversationslexikon von 1905 gibt es im
                                                                                                      nachrichten Standards gesetzt, die bis heute wirken.   Übrigen auch in digitaler Form. Und so nutzen auch
                                                                                                                                                             wir moderne und innovative Technologie zur Verbes-
                                                                                                      Mit Stolz kann der Deutsche Wetterdienst auf die       serung und Weiterentwicklung unserer gesetzlich
                                                                                                      wertvollen und nachhaltigen Errungenschaften der       festgelegten Dienstleistungen.
                                                                                                      Seewarte zurückblicken, aber auch mit Zuversicht
                                                                                                      die meteorologischen und klimatologischen Auf-         Ich wünsche Ihnen viel Freude sowie neue Einblicke
                                                                                                      gaben für die Zukunft angehen. Wir haben dieses        in die Geschichte und Gegenwart der maritimen
                                                                                                      Erbe nicht nur verwaltet, sondern tatkräftig, nutz-    Dienstleistungen insgesamt
                                                                                                      bringend und zukunftsfähig weiterentwickelt. Die
                                                                                                      Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdiens-       Gerhard Adrian
                                                                                                      tes mit ihren Standorten am Flughafen Fuhlsbüttel,
    ▲ 1881 bezog die Deutsche Seewarte auf dem Stintfang ihr neues Gebäude, das 1945 zerstört
                                                                                                      in Sasel und Pinneberg sowie dem Seewetteramt
    und nicht wieder aufgebaut wurde. Quelle: DWD/BSH
                                                                                                      bilden die Schnittstelle zum Bevölkerungsschutz an
                                                                                                      den Küsten, zum Küstenschutz insgesamt sowie zur
                                                                                                      maritimen Klimatologie und Meteorologie.

                                                                                                                                                         ◆◆◆

                                                                                                      Inhaltsverzeichnis
                                                                                                      Grußworte Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes		                     S. 3
                                                                                                      Begleitinformationen zu den Themeninseln des Deutschen Wetterdienstes			                         S. 4
                                                                                                      (Dauer der Ausstellung: 2. Juni 2018 bis voraussichtlich 31. August 2018)
                                                                                                      Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes					                                          S. 22
    ▲ Das Seewetteramt des DWD, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg,
    das Hotel Hafen Hamburg, oberhalb der Landungsbrücken (heute). Quelle: DWD/BSH

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Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
Blick in einen Bereich der Meteorologischen
                                                                                                                                                                              ▼ Abteilung der Seewarte um 1925
                                                                                                                tet. Die ersten Höhenmessungen mit Drachen wer-
                                                                                                                den durchgeführt, um Daten aus den höheren Luft-
                                                                                                                schichten zuerhalten. Die Seewarte entwickelt sich
                                                                                                                zur deutschen Zentralstelle für Meteorologie und
                                                                                                                zur ersten Drehscheibe des internationalen Daten-
                                                                                                                austausches von meteorologischen Beobachtungen.

                                                                                                                1919 wird die Deutsche Seewarte dem Reichsver-
                                                                                                                kehrsministerium zugeordnet, der Flugwetterdienst
                                                         ▲ Deutsche Seewarte 1881                               nimmt seinen Betrieb auf. Zudem unterstützt die
                                                                                                                Seewarte die deutsche Polarforschung. 1935 schließ-
                                                         ▼ Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes heute      lich die Teilung der Aufgaben: Der Wetterdienst
Themeninsel – Deck 1
                                                                                                                wird dem Reichsluftfahrtministerium, Nautik und
                                                                                                                Hydrographie der Marine unterstellt. In den letzten
Historie von Seewarte und Nachfolgeorganisationen
                                                                                                                Tagen des Zweiten Weltkrieges wird das Gebäude
„Zeit ist Geld“ – schreibt Benjamin Franklin 1748 in
                                                                                                                der Seewarte zerstört.
seinem Buch „Ratschläge für junge Kaufleute“. Ob                                                                                                                              ▼ Meteorologisches Amt für Nordwestdeutschland 1946
dies Wilhelm von Freeden antreibt, als er 1868 mit
                                                                                                                Als Wetterdienst in der britischen Zone erbringt ab
der Unterstützung der Handelskammern Hamburg
                                                                                                                1946 das Meteorologische Amt für Nordwestdeutsch-
und Bremen sowie 28 Reedern die Norddeutsche
                                                                                                                land (MANWD) meteorologische Dienstleistungen.
Seewarte eröffnet, ist nicht bekannt. Überliefert ist,
                                                                                                                Hier entsteht 1951 die erste Fernsehwetterkarte,
dass er die Initiative von Marine-Leutnant Matthew
                                                                                                                auf dem Schiff MEERKATZE wird die erste Bord-
Fontaine Maury aufgreift. Mit seinen individuellen
                                                                                                                wetterwarte eingerichtet. Das MANWD übernimmt
Segelanweisungen verkürzt von Freeden die Reise-
                                                                                                                die Wetternachrichtenzentrale Quickborn und die
zeiten der von ihm beratenen Schiffe beträchtlich:
                                                                                                                Wetterfunksendeanlage Pinneberg zum Austausch
7,1 Tage bei der Ausfahrt, 4 Tage bei der Heimreise.
                                                                                                                meteorologischer Daten. Zum 1. Januar 1953 wird
                                                                                                                das MANWD schließlich in den neu gegründeten
Das Geheimnis seines Erfolgs: Erkenntnisse über die
                                                                                                                Deutschen Wetterdienst (DWD) integriert. Die Zen-
Wind- und Strömungsverhältnisse auf den Weltmee-
                                                                                                                trale des DWD befindet sich in Offenbach am Main.
ren. Wetterbeobachtungen auf See, von Schiffsbesat-
                                                                                                                Die Niederlassung Hamburg mit dem Seewetteramt
zungen in meteorologischen Journalen dokumentiert,
                                                                                                                ist heute der zweitgrößte DWD-Standort.
werden systematisch ausgewertet und liefern den

                                                         Grundstein für die maritime Meteorologie. Die See-                   Geeichte Instrumente sind die Grundlage für exakte meteorologische Messungen, damals wie heute:
                                                         schifffahrt wurde dadurch sicherer und schneller.                    ▼ Windkanal im Hamburger Instrumentenamt des DWD 1955 (links) und am DWD-Standort Hamburg-Sasel 2018 (rechts)
▼ Nautische Abteilung der Deutschen Seewarte um 1925

                                                         Als die Norddeutsche Seewarte in das 1875 gegrün-
                                                         dete Reichsinstitut „Deutsche Seewarte“ als Ab-
                                                         teilung für Seefahrt integriert wird, zieht sich von
                                                         Freeden zurück. 27 Jahre steht Georg von Neumayer
                                                         als erster Direktor der Seewarte vor, deren Aner-
                                                         kennung und Aufgaben stetig wachsen. Unermüdlich
                                                         treibt er die meteorologische, ozeanographische und
                                                         nautische Forschung voran. Ab 16. Februar 1876
                                                         veröffentlicht die Seewarte tägliche Wetterkarten.
                                                         Die Küsten werden vermessen, die Schiffe erhalten
                                                         geeichte Instrumente für ihre meteorologischen
                                                         Beobachtungen und Nautik. Es werden Handbücher
                                                         für egler und Dampfer, Windkarten oder Witterungs-
                                                         berichte für die Landwirtschaft herausgegeben. Der
                                                         Windstau- und Sturmflutwarndienst wird eingerich-

  4                                                                                                                                                                                                                                       5
Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
Wilhelm von Freeden                                        Georg von Neumayer                                        Wladimir Köppen                                         Alfred Wegener
(*12.05.1822, Norden; +11.11.1894, Bonn)                   (*21.06.1826, Kirchheimbolanden; +25.05.1909,             (*25.09.1846, St. Petersburg; +22.06.1940, Graz)        (*01.11.1880, Berlin; +vermutl. 16.11.1930,
                                                           Neustadt an der Weinstraße)                                                                                       Grönland)

                              Auch wenn Wilhelm von                                     Aufgaben und Ruf der                                    Wladimir Köppen darf                                      Die erste berufliche
                              Freeden Sohn eines Ka-                                    Seewarte nehmen unter                                   als einer der berühm-                                     Station der Brüder
                              pitäns war, ist er nie zur                                Neumayers 27-jähri-                                     testen und profiliertes-                                  Alfred und Kurt Wege-
                              See gefahren. Dennoch                                     ger Ägide national und                                  ten Meteorologen der                                      ner: das Aeronautische
                              zeigt er sich durch sein                                  international signifikant                               Deutschen Seewarte                                        Observatorium Linden-
                              „Handbuch der Nautik“                                     zu. Zur Förderung der                                   bezeichnet werden, er                                     berg*, 1905 von Richard
                              (1864) als Kenner der                                     Seefahrt werden u. a.                                   gilt als „Spiritus Rector“                                Aßmann gegründet. Die
                              Materie. Auch befasst                                     meeresphysikalische,                                    der meteorologischen                                      Erkundung der höheren
                              er sich viele Jahre mit                                   maritim-meteorologi-                                    und klimatologischen                                      Luftschichten mit Dra-
                              meteorologischen Beob-                                    sche und erdmagneti-                                    Forschung dort. Die                                       chen und Fesselballonen
                              achtungen. Durch seine                                    sche Beobachtungen                                      Herausgabe der täg-                                       ist ihr Forschungsge-
                              Tätigkeit an der Naviga-                                  durchgeführt, nautische                                 lichen Wetterkarte,                                       biet. Historisch ist eine
                              tionsschule kennt er die                                  Instrumente geprüft,                                    von Windkarten und                                        ihrer Ballonfahrten. Am
                              Bedürfnisse der See-                                      Segelhandbücher her-                                    Segelhandbüchern, die                                     5. April 1906 steigen die
fahrt. Er bringt sein Privatvermögen mit ein, leitet       ausgegeben. Mit Georg von Neumayer untrennbar             Entwicklung der Wettervorhersage und des Sturm-         Brüder mit ihrem mit 1 200 m³ Wasserstoff gefüllten
die Norddeutsche Seewarte sieben Jahre und erstellt        verbunden ist die deutsche Polarforschung. 1871           warndienstes, die Studien über den Tagesgang            Ballon in Reinickendorf bei Berlin auf. Sie wollen
eigenhändig fast 850 Segelanweisungen. Er schreibt         plädiert er für eine Wiederbelebung der Antarktis-        des Windes, über Wolken und Nebel oder über die         meteorologische Daten aus der höheren Atmosphäre
sie in echter Seemannssprache und bezieht Eigen-           forschung.1879 tagt die Internationale Polarkommis-       Dynamik von Böen und Gewittern, die Einrichtung         gewinnen und die Methode der astronomischen Orts-
heiten der Schiffe sowie Erfahrungen der Kapitäne          sion in Hamburg. Die Internationalen Antarktisjahre       einer Drachenstation – dies sind nur einige seiner      bestimmung auch nachts testen. Nach 52-stündiger
mit ein. 1870 veröffentlicht er eine Studie über die       zu Beginn des 20. Jahrhunderts krönen Neumayers           Verdienste. Insgesamt zeichnet Köppen als Autor         Fahrt bringen sie den Ballon bei Laufach (Landkreis
Dampferwege im Nordatlantik, die die schon zurück-         Bemühungen: Expeditionen aus England, Schottland,         von über 500 Aufsätzen, Abhandlungen und wissen-        Aschaffenburg) zur Landung – Weltrekord. Die Brüder
erhaltenen Journale verwertet, Windkarten sowie            Schweden und Deutschland steuern gleichzeitig die         schaftlichen Ergebnissen. In jedem Schulatlas fin-      rechnen mit keiner langen Fahrt, nehmen nur eine
von ihm entwickelte Windrosen enthält.                     Antarktis an. Deutschland setzt dem Forscher mit          det sich heute Wladimir Köppens Name: Die Eintei-       Orange, Schokolade, ein Kotelett mit Brot, eine kleine
                                                           der Neumayer-Station in der Antarktis ein Denkmal.        lung der Welt in Klimazonen geht auf ihn zurück. .      Flasche Wasser mit. Alfred Wegeners Theorie der
Wichtige Stationen:                                                                                                                                                          Kontinentalverschiebung bestätigt sich posthum.
Studium der Mathematik, Naturwissenschaften, neu-          Wichtige Stationen:                                      Wichtige Stationen:
ere Sprachen in Göttingen und Bonn                         Studium der Ingenieurswissenschaften in München          Studium der Naturwissenschaften in St. Petersburg,       Wichtige Stationen:
1856-1867: Lehrer und Rektor der staatlichen Groß-         1852-1854: Erste Reise nach Australien                   Heidelberg, Leipzig                                      Studium der Physik, Meteorologie, Astronomie in
      herzoglichen Oldenburgischen Navigations		           1857-1865: Zweite Reise nach Australien und Aufbau       1872-1873: Assistent am Zentralobservatorium in          Berlin, Heidelberg, Innsbruck
      schule in Elsfleth                                         des Observatoriums in Melbourne für mag-		               St. Petersburg                                     1905: Assistent bei Richard Aßmann am
01.01.1868: Eröffnung der Norddeutschen Seewarte                 netisch-meteorologische Beobachtungen              1875: Ernennung zum Abteilungsleiter für Wetter-               Observatorium in Lindenberg (Brandenburg)
1871: Einzug in den Reichstag als nationalliberaler 		     1872: Ernennung zum „Hydrograph der Admiralität“               telegraphie, Sturmwarnungswesen und Küs		          1913: Hochzeit mit Else Köppen, Tochter von
      Abgeordneter                                         1875: Berufung zum Direktor der Deutschen                      tenmeteorologie an der Deutschen Seewarte 		             W. Köppen
09.01.1875: Gründung der Deutschen Seewarte als 		               Seewarte                                                 durch Georg v. Neumayer                            1919: Ernennung zum Abteilungsleiter in der
      Reichsinstitut durch Reichsgesetz;                   1900: Erhebung in den Adelsstand                         16.02.1876: Erstellung der ersten täglichen Wetter-		          Deutschen Seewarte
      von Freeden verkauft Inventar und Dokumente          30.06.1903: Verabschiedung in den Ruhestand                    karte                                              1924: Wechsel auf den Lehrstuhl für Meteorologie
      an das Institut, Umzug nach Bonn                                                                              1896: Mitglied der neu gegründeten Kommission für 		           und Geophysik in Graz
ab 1877: Herausgeber der „HANSA. Zeitschrift für 		        Wladimir Köppen über Georg von Neumayer:                       die Erforschung der freien Atmosphäre              1930: Start einer eigenen Grönland-Expedition
      Deutsches Seewesen“                                  „Denn er gehörte weniger zu jenen Gelehrten, die in      1906: Einführung des Begriffes „Aerologie“ für die
                                                           der Stille der Studierstube Gesetze finden oder im             Meteorologie der freien Atmosphäre, wie ihn 		     August Schmauß über Alfred Wegener: „Was zum
Aus dem Nachruf zu Wilhelm von Freeden in der              Laboratorium durch Experimente und Beobachtung                 Köppen vorgeschlagen hatte                         Ruhme eines Mannes gesagt werden kann, muss von
Zeitschrift „HANSA“: „Wo immer Bestrebungen zur            neue Tatsachen suchen, als zu jenen, die nach gro-       1919: Pensionierung                                      Alfred Wegener gesagt werden. Kraft und Kühnheit
Hebung der deutschen Schifffahrt zu Tage traten, da        ßen Gesichtspunkten die wissenschaftliche Arbeit         1924: Übersiedlung nach Graz                             waren in ihm, ließen ihn neue Wege suchen und
wurde von Freedens Name mitgenannt, da war er              organisieren und durch ihre Schöpfungen sich einen                                                                finden – neue Wege im Reiche der Wissenschaft und
die treibende Kraft.“                                      dauernden Platz in der Geschichte der Wissenschaft       Reinhard Süring über Wladimir Köppen:                    in der Eiswelt Grönlands. Aber es war eine Kraft, ge-
                                                           sichern.“                                                „Wir Meteorologen müssen uns glücklich schätzen          paart mit Güte, verbunden mit größter Bescheiden-
                                                                                                                    einen Köppen in unseren Reihen gehabt zu haben.          heit. Äußerer Erfolg war ihm nichts, die Sache alles.“
                                                                                                                    Wir werden ihm immer dankbar sein, dass er so viel
                                                                                                                    zum Ansehen und zur Förderung unserer Wissen-            * heute: Meteorologisches Observatorium / Richard-
                                                                                                                    schaft beigetragen hat.“                                 Aßmann-Observatorium des DWD

  6                                                                                                                                                                                                                             7
Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
viduell für jede Reise erstellten Segelanweisungen
                                                                                                                                                                                           nahmen daher stark ab.

                                                                                        Segelanweisung
                                                                                                                                                                                           Da die Routenempfehlungen ausschließlich auf kli-
                                                                                                                                                                                           matologischen Erkenntnissen beruhten, wird dieses
                                                                        Für Kapitän G.H. Müller, Führer des Schiffes
                                                                                                                                                                                           Verfahren heute als klimatologische Navigation
                                                                        „Gustav Adolph“, zu einer Reise von Hamburg
                                                                                                                                                                                           bezeichnet.
                                                                        über Melbourne nach den Südsee-Inseln / Apia
                                                                        für Sydney und zurück nach dem Kanal.
                                                                                                                                                                                           Die Randbedingungen haben sich seither grundle-
                                                                                                                                                                                           gend geändert. Während die Segler den Wind noch
                                                                        Es wird vorausgesetzt, dass das Schiff in der
                                                                                                                                                                                           als Antriebskraft benötigten, bieten für maschinen-
                                                                        ersten Hälfte October den Ausgang des Kanals
                                                                                                                                                                                           getriebene Schiffe schwache oder achterliche Winde
                                                                        erreichen wird.
                                                                                                                                                                                           die günstigste Fahrtbedingung. 1959 begann das
                                                                        Im October weht der Wind an der Küste von
                                                                                                                                                                                           Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes, ver-
                                                                        Portugal nicht mehr so beständig wie in den
                                                                                                                                                                                           suchsweise Routenempfehlungen für die Schifffahrt
                                                                        früheren Monaten aus nördlicher Richtung;
                                                                                                                                                                                           herauszugeben. Sie beruhten nicht mehr nur auf
                                                                        vielmehr kommt es nicht selten vor, daß
                                                                                                                                                                                           klimatologischen Erfahrungen, sondern bezogen
                                                                        schrale westliche Winde bis jenseits 30°N.Br.      ▲ Fallbeispiel Routenberatung:                                  auch die aktuelle Großwetterlage ein (Witterungsna-
                                                                        anhalten. Es empfiehlt sich deshalb, wenn man      nicht immer ist die kürzeste Route auch die wirtschaftlichste   vigation).
                                                                        beim Verlassen des Kanals günstigen Wind
                                                                        antrifft, gut westlich hinaus zu steuern, in der
                                                                                                                                                                                           Zunächst beschränkte sich der Dienst auf eine
                                                                        Weise etwa, daß 10°W in 47°30’N und 45°N in
                                                                                                                                                                                           Kursempfehlung um Schottland oder durch den
                                                                        13°W geschnitten wird. Von letzterer Position
                                                                                                                                                                                           Englischen Kanal. Trotz noch großer Unsicherheiten
                                                                        aus verfolge man, wenn der Wind anhaltend
                                                                                                                           Mercator‘s Projektion“ von Prof. Hermann Berghaus               wurden beachtliche Erfolge erzielt. Dieser Arbeits-
                                                                        günstig bleibt, den direkt nach der Westseite
                                                                                                                           geschrieben und nach Reiseabschnitten geglie-                   bereich entwickelte sich erheblich durch die Ein-
                                                                        der Kapverden – 17°N.Br. und 26°30’WLg -
                                                                                                                           dert. Auf der Vorderseite wurden später der Weg                 führung der numerischen, d. h. rechnergestützten
                                                                        führenden Kurs.
                                                                                                                           der Aus- und Heimreise eingetragen. Mit großem                  Vorhersage Ende der 1960er-Jahre. Weltweite, auch
                                                                        ...
                                                                                                                           Einfühlungsvermögen formulierte von Freeden in                  längerfristige Prognosen waren jetzt möglich.
                                                                                                                           Seemannssprache und berücksichtigte Eigenheiten
                                                                                                                           des Schiffes und Erfahrung des Kapitäns.                        Ab 1991 konnten numerische Seegangsvorhersagen
▲ Erste Seite einer Segelanweisung von Kapitän Dinklage,                 ▲ Transkription der ersten beiden Absätze
                                                                                                                                                                                           einbezogen werden. Der Seegang ist der wichtigs-
ab 1877 Leiter der Abteilung Nautische Meteorologie der Seewarte
                                                                                                                           Die Arbeit von Freedens wurde auch nach seinem                  te Faktor, der zu einer Fahrtverminderung führen
                                                                                                                           Ausscheiden aus der Seewarte systematisch wei-                  kann. Hohe Wellen reduzieren die Geschwindigkeit
                                                                                                                           terentwickelt. Neumayer hatte die Notwendigkeit                 besonders stark und stellen eine Gefahr für die
Themeninsel – Deck 2                                               Ab 1851 erstellte er Segelanweisungen und Erläute-      erkannt, die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in               Schiffe dar. Auch technische Größen beeinflussen die
                                                                   rungen, die zum Teil ganz neue Routen empfahlen.        der Seeschifffahrt durch naturwissenschaftliche                 Fahrt, wie z. B. Größe und Tiefgang eines Schiffes
Von der Segelanweisung zur Routenberatung                                                                                  Erkenntnisse zu erhöhen. So beschäftigte er in der              und seine Ladung. Die Berücksichtigung aller Fakto-
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit waren von jeher                  Diesen Ansatz verfolgte auch Wilhelm von Free-          Deutschen Seewarte Wissenschaftler und Nautiker.                ren ermöglicht heute die Berechnung sicherer sowie
eine wichtige Forderung in der Seeschifffahrt. Schon               den, als er mit der Unterstützung von Reedern und       Ihre Zusammenarbeit und der Umgang mit von den                  zeit- und brennstoffoptimierter Routen.
1686 gab der Astronom und Geophysiker Edmond                       Handelskammern die Norddeutsche Seewarte in             Reisen heimkehrenden Segelschiffsführern brachten
Halley die erste meteorologische Karte der Welt mit                Hamburg gründete. Das zunächst private Institut         große Horizont-Erweiterungen und waren für eine
dem Titel „Winde der Meere“ heraus. Er hatte sie                   stellte den Kapitänen standardisierte Vorlagen zur      Wetterdienstinstitution einzigartig.
nach Befragungen von Seefahrern entworfen. Als in                  Verfügung, in die sie ihre meteorologischen Beob-
der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten                  achtungen eintrugen und an die Norddeutsche See-        Ab 1885 wurden Handbücher für Segler und nachfol-
Staaten die Clipper – schnelle Frachtsegler – auf-                 warte übergaben. Die Daten wurden ausgewertet.          gend auch für Dampfer sowie Monatskarten heraus-
kamen, begann der US-Marine-Leutnant Matthew                       Auf dieser Basis entstanden die Segelanweisungen        gegeben. Die Handbücher waren wissenschaftliche
Fontaine Maury damit, Logbücher systematisch                       der Norddeutschen Seewarte. Bis auf wenige Aus-         Werke, die die Auswertungen der Beobachtungen
auszuwerten, neue Beobachtungen planmäßig durch-                   nahmen wurden sie eigenhändig durch von Freeden         durch die Schiffsbesatzungen und die Ergebnisse al-
führen und sammeln zu lassen. Ab 1845 brachte er                   verfasst. Die Anweisungen waren auf die Rücksei­-       ler Forschungen auf dem Gebiete der Ozeanographie
Wind- und Strömungskarten der Ozeane heraus.                       te eines Exemplars der „Allgemeinen Seekarte in         und maritimen Meteorologie enthielten. Die indi-

  8                                                                                                                                                                                                                                             9
Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
Heute kommen auf Schiffen vermehrt automatische
                                                           initiierte die Brüsseler Konferenz 1853, die erfolg-
                                                                                                                            Wetterstationen zum Einsatz. Im Zuge einer Koope-
                                                           reich zu der Konvention führte, nach der Marinen
                                                                                                                            ration wurde die derzeit modernste Automatische
                                                           verpflichtet und Handelsschiffer aufgefordert wur-
                                                                                                                            Bordwetterstation „EUCAWS“ (European Common
                                                           den, vierstündlich meteorologische Beobachtungen
                                                                                                                            Automatic Weather Station) entwickelt. Erste Serien-
                                                           in Journale einzutragen. Beobachtungsjournale deut-
                                                                                                                            systeme sind bereits installiert.
                                                           scher Schiffe gingen zunächst nach Washington.

                                                                                                                            Auch Höhensondierungen wurden von Schiffen aus
                                                           Die Norddeutsche Seewarte stellte den Kapitänen
                                                                                                                            seit Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt,
                                                           standardisierte Vorlagen zur Verfügung, in die sie
                                                                                                                            zunächst mit Drachen, dann mit Ballonen. Wladimir
                                                           ihre meteorologischen Beobachtungen eintrugen
                                                                                                                            Köppen hatte 1903 eine Drachenstation in Groß-
                                                           und wieder an das Institut übergaben. Neben Para-
                                                                                                                            Borstel eingerichtet. Hier erfand er auch den be-
                                                           metern wie Windrichtung und -stärke, Luftdruck,
                                                                                                                            rühmten „Diamant-Drachen“. 1905 und 1906 gab er
                                                           Temperatur und Wetterzustand wurden Notizen zu
                                                                                                                            mehreren Handelsschiffen „Pilotballonen“ mit, so
                                                           besonderen Phänomenen, z. B. Vulkanausbrüchen
                                                                                                                            dass auf dem Atlantik Höhenwindmessungen vorge-
                                                           niedergeschrieben. In der Seewarte wurden die
                                                                                                                            nommen werden konnten.
                                                           Daten ausgewertet; auf ihrer Basis entstanden die
                                                           Segelanweisungen und Karten, später Handbücher
  ▲ Dem Hurrikan ins Auge geschaut:                                                                                         Heute befinden sich weltweit rund 20 so genannte
                                                           für Segler und Dampfer.
  Satellitenaufnahme von Hurrikan IRMA im September 2017                                                                    ASAP-Stationen (Automated Shipboard Aerological
                                                                                                                            Programme) an Bord von Schiffen. 18 von ihnen ge-
Themeninsel – Deck 2                                       1874 führten 163 Schiffe meteorologische Journa-
                                                                                                                            hören zur europäischen E_ASAP-Flotte. Sie führten
                                                           le für die Deutsche Seewarte. Sowohl die Zahl der                                                                                             ▲ Automatischer Start einer Radiosonde
                                                                                                                            z. B. 2016 rund 4 200 Sondierungen mit Wetterballo-                          von einem Schiff
Wetterbeobachtung auf See                                  Schiffe als auch die der meteorologischen Journale
                                                                                                                            nen bis zu einer Höhe von rund 20 Kilometern durch.
                                                           stieg stetig. Bis 1940 kamen gut 37 000 Journale zu-
Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt, doch
                                                           sammen, die derzeit beim DWD digitalisiert werden.
gehörten die Ozeane in Bezug auf Wetterbeobach-                                                                                               Seite aus dem meteorologischen Journal der Viermastbark PEKING
                                                           Die schätzungsweise 21 Millionen meteorologischen
tung lange Zeit zu den datenarmen Gebieten. Zusätz-                                                                                           ▼ auf ihrer Jungfernfahrt von Hamburg nach Valparaiso 1911
                                                           Daten werden qualitätsgeprüft, in der Klimadaten-
lich zu den Wettermeldungen von Schiffen und Bojen
                                                           bank erfasst und weltweit zur Verfügung gestellt.
liefern heute Wettersatelliten in hoher zeitlicher und
räumlicher Auflösung zahlreiche Daten: Geostationä-
re Satelliten stehen in einer Höhe von rund 36 000
Kilometern ortsfest über dem Äquator, während po-
larumlaufende Satelliten in einer Höhe von etwa 850                           Aufstieg eines Drachen zur Messung von
Kilometern die Erde über die Pole umrunden und                                ▼ Höhenwinden auf dem Schiff Planet um 1906
scannen. Beide Systeme ergänzen sich. Sie liefern
Daten und Bilder in zahlreichen Spektralbereichen.
Durch die Kombination mehrerer Spektralbereiche
können eine Vielzahl von meteorologischen Para-
metern abgeleitet werden. Doch Wettersatelliten
messen nur indirekt und liefern keinen Luftdruck.
Daher sind In-situ-Messungen, wie sie auf Schiffen
und Bojen erhoben werden, als Ankerpunkte in der
Wetteranalyse und zum Aneichen der Satellitenmes-
sungen weiterhin wichtig.

Die Anfänge der Wetterbeobachtung auf See
waren zunächst bescheiden. Zu Beginn des
19. Jahrhunderts befanden sich Barometer und
Thermometer auf Schiffen, doch das planmäßige
Beobachten und Sammeln meteorologischer Daten
auf Schiffen startete erst um 1830. Maury (s. Seie 8)

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Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
Themeninsel – Deck 1

Wie wird das Wetter?

Wettervorhersage                                     tungen von Luftdruck, Temperatur, Feuchte, Wind,
Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Menschen mit    Wolken - synoptische Analysen genannt – hatte
dem Wetter. Doch erst im 19. Jahrhundert begann      Köppen am Zentralobservatorium in St. Petersburg
die wissenschaftliche Forschung damit, die Gesetz-   durchgeführt. Er ließ alle zeitgleich auf dem Kon-
mäßigkeiten in den Natur- bzw. Wetterphänomenen      tinent erhobenen und telegraphisch übermittelten
zu ergründen. Die Deutsche Seewarte wurde            Wettermeldungen einholen und veröffentlichte am
zu einer zentralen Stelle für die meteorologische    16. Februar 1876 die erste tägliche Wetterkarte
und klimatologische Forschung in Deutschland, die    Deutschlands. Es dauerte nahezu 60 Jahre, bis 1934
international große Anerkennung genoss. Bis zur      erstmals eine Höhenwetterkarte veröffentlicht wur-
Einführung der numerischen, rechnergestützten        de, 1938 gelangten erstmals Frontensysteme in die
Wettervorhersage im Deutschen Wetterdienst Mitte     Analyse einer Bodenwetterkarte. Aussagen über die
der 1960er-Jahre schätzte der Meteorologe die Wet-   weitere Wetterentwicklung blieben problematisch,
tervorhersage für die nächsten 12 bis 24 Stunden     da sich aus den Karten zwar Verlagerungen und
mithilfe von Regeln, die aus der Erfahrung aufge-    Änderungstendenzen, nicht aber die Entstehung von
stellt wurden, und bestimmten Verfahren ab.          Druckgebieten ableiten ließen.

Gleich nach seiner Amtsübernahme holte von Neu-      1904 legte der norwegische Physiker und Meteorolo-
mayer 1875 Wladimir Köppen zur Deutschen See-        ge V. Bjerknes den Grundstein für neue Vorhersage-
warte mit der Aufgabe, das Sturmwarnungswesen        verfahren. Seine Erkenntnis: „Wenn es wahr ist, was
und die Synoptik aufzubauen. Die Zusammenschau       jeder Wissenschaftler glaubt, dass sich der zukünf-
                                                                                                                 Insbesondere in den 1960er-Jahren revolutionierten        ▲ Qualitätsentwicklung der Vorhersage
des Wetters aller gleichzeitig erhobenen Beobach-    tige Zustand der Atmosphäre nach physikalischen                                                                       Die Grafik zeigt, wie sich die Qualität der numerischen
                                                                                                                 die Daten von Wettersatelliten, die Entwicklung von
                                                     Gesetzen aus dem vorherigen Zustand entwickelt,                                                                       Wettervorhersage beim DWD für das Gebiet Nordatlantik
                                                                                                                 Großrechnern und die Einführung der numerischen
                                                     dann reichen für das Problem der meteorologischen                                                                     und Mitteleuropa seit 1968 verbessert hat. So ist heute die
                                                                                                                 Wettervorhersage die Wettervorhersage insgesamt.          Vorhersage für sieben Tage im Voraus zutreffender als die
                                                     Vorhersagen die folgenden beiden Bedingungen für
                                                                                                                 Heute ist es den Meteorologen dank einer Vielzahl         für einen Tag im Jahr 1970. In der Vertikalen ist die so
                                                     eine objektive Lösung aus: Man muss mit hinrei-
 FAKTEN                                              chender Genauigkeit den Zustand der Atmosphäre zu
                                                                                                                 von modernen Beobachtungsmethoden, wie z. B.
                                                                                                                 Daten von zahlreichen Wettersatelliten oder vom
                                                                                                                                                                           genannte Tendenzkorrelation zu sehen. Eine Korrelation
                                                                                                                                                                           von 0,6 bedeutet, dass die Vorhersage noch brauchbar ist,
                                                     einer gewissen Zeit kennen sowie die Gesetze, nach                                                                    eine Korrelation von 1 steht für eine perfekte Vorhersage..
                                                                                                                 flächendeckenden Niederschlagsradar, möglich,
 DWD Mess- und Beobachtungsnetz                      denen sich der eine atmosphärische Zustand aus
                                                                                                                 mithilfe von modernen und effizienten Großrechnern
                                                     dem anderen entwickelt.“
                                                                                                                 die Wettervorhersage stetig zu verbessern.
   182 hauptamtliche Messstellen
 1 761 nebenamtliche Wetter- und
 		Niederschlagsstationen
 1 149 phänologische Beobachtungsstellen
     2 hauptamtliche Bordwetterwarten auf
 		 Forschungsschiffen
    30 automatische Bordwetterstationen
  434 Wettermeldestellen auf Handelsschiffen
     5 fest installierte Bojen in Nord- und Ostsee
     4 automatische aerologische Stationen
 		 auf See
    18 Wetterradarstandorte in Deutschland
     2 Meteorologische Observatorien
    10 Radiosonden-Stationen mit jährlich rund
 		 7 000 Ballonaufstiegen
     48 Stationen mit Radioaktivitätsmessung                                                                                               Moderne Wettervorhersage ▶
      3 Mobile Messeinheiten                                                                                                               meteorologischer Arbeitsplatz
                                                                                                           ◀ Erste tägliche Wetterkarte    NinJo: Vorhersage des Mittel-
 Zudem nutzt der DWD die Daten von derzeit                                                                                                 windes, Ausschnitt aus dem
                                                                                                           der Deutschen Seewarte vom
 ca. 15 Wettersatelliten.                                                                                  16. Februar 1876, herausgege-   Modellvorhersagesystem ICON
                                                                                                           ben von Wladimir Köppem         des DWD

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Warndienst und Kommunikationssysteme
Was nutzt eine Warnung, wenn sie nicht bei den be-    über die DWD-WarnWetter-App oder die Internet-
troffenen Personen ankommt und sie nicht mögliche     Seite direkt für die Bevölkerung und die Einrich-
Vorkehrungen treffen können? Bei der Herausgabe       tungen des Bevölkerungsschutzes und der Katastro-
und Verbreitung der Warnungen vor gefährlichen        phenvorsorge veröffentlicht. Durch den technischen
Wettererscheinungen ist Schnelligkeit entscheidend.   Fortschritt konnten seit dem 19. Jahrhundert die
Heute, im digitalen Zeitalter, werden die aktuellen   Warnungen kontinuierlich schneller verbreitet
Warnungen des DWD in Bruchteilen von Sekunden         werden.

                                                      Stürme bedeuten für die Schiff fahrt, deren Besat-
                                                      zungen wie auch für die Küsten und deren Bewoh-
                                                      ner eine große Gefahr. Ab Mitte der 1860er-Jahre
                                                      wurden Sturmwarnungen herausgegeben, die aber
                                                      nur selten zutrafen. Daher richtete die Norddeut-
                                                      sche Seewarte gleich nach ihrem Start einen Sturm-
                                                      warndienst ein, in den sie ab 1873 telegraphische
                                                      Wetterberichte aus England mit einbezog. Ab 1876
                                                      baute Wladimir Köppen das Sturmwarnnetz neu auf.
                                                      Entlang den deutschen Küsten von Ostfriesland bis
                                                                                                           ▲ Heute keine Wettervorhersage und keine Warnungen mehr ohne ihn: Hochleistungsrechner in der DWD-Zentrale in Offenbach
                                                      nach Ostpreußen wurden insgesamt 164 Signalstel-
                                                      len errichtet, an denen Wettermeldungen erhoben
                                                      und durch optische Signale an Masten Warnungen       genannte NAVTEX-System verbreitet. NAVTEX steht
                                                      vor Starkwind und Sturm angezeigt wurden.            für NAVigational warnings by TEleX. Es ist ein welt-
          ▲ Fernsehwetterkarte 1952 in der                                                                 weit verbreitetes Verfahren, meteorologische und
          Tagesschau, präsentiert vom DWD-            Nach der Erfi ndung der drahtlosen Telegraphie       nautische Warnnachrichten, Seewettervorhersagen
          Meteorologen Dr. Gerd Roediger
                                                      konnten ab 1909 Wetterbeobachtungen von Seeschif-    oder Seenotmeldungen an Schiff e zu übermitteln.
                                                      fen an Landstationen vermittelt werden. Dadurch      Grundlage ist das internationale SOLAS-Abkommen                        Antenne an der Wetterfunksendestelle (WFS)
                                                      wurden Analysen der Wetterlage über den Ozeanen      (Safety Of Life At Sea) zur Sicherung menschlichen                     ▼ Pinneberg des DWD
                                                      erst möglich und die Wettervorhersagen wesent-       Lebens auf See.
                                                      lich verbessert. Die Seewarte richtete einen Funk
                                                      Sturmwarndienst ein und versuchte, regelmäßig        Ausgestrahlt werden internationale NAVTEX-Sen-
                                                      Ozean-Funkwetterberichte abzusetzen. 1910 wur-       dungenin englischer Sprache auf 518 kHz, in deut-
                                                      de sie „Zentrale für den Funk-Wetternachrichten-     scher Sprache als nationales NAVTEX auf 490 kHz.
                                                      dienst“. Ab 1928 wurden täglich Telegramme über      Schiff sführer ausrüstungspfl ichtiger Schiff e und
                                                      Norddeich-Radio ausgestrahlt, die das Zeichnen von   Freizeitskipper verwenden diesen sicherheitsrele-
                                                      Wetterkarten an Bord ermöglichten. 1932 wurde        vanten Service zur Routenplanung und Navigation.
                                                      der „Fischdampfer-Wettermeldedienst“ eingerichtet.   Durch internationale Koordination ist gewährleistet,
                                                      Eine Verbreitung dieser Wetterberichte fand über     dass sich Sender benachbarter Staaten nicht gegen-
                                                      den Deutschen Hochseerundfunk statt. Der Deutsch-    seitig stören.
                                                      landsender verbreitete ab 1932 zweimal täglich
                                                      den „Funktelephonischen Seewetterbericht“. Diese     Auf dem Areal der WFS befi nden sich insgesamt
                                                      Entwicklungen markierten den Beginn des heutigen     14 Kurzwellensender mit Leistungen von 1 kW bis
                                                      Seewetterdienstes des DWD.                           20 kW für die Übertragung von Wetterdaten und
                                                                                                           Wetterkarten. Dazu kommt ein 20 kW-Langwellen-
                                                      Für die Küstenbereiche gibt es heute Sturmflutwar-   sender für Funkfernschreiben, der zusätzlich die
                                                      nungen, die das Bundesamt für Seeschiff fahrt und    Versorgung der Schiffe im Nahfeldbereich, also
                                                      Hydrographie (BSH) in enger Zusammenarbeit mit       bis rund 3 000 Kilometer Radius, übernimmt. Ein
          ▲ Signalstelle zur Verbreitung              dem DWD herausgibt. Für die Schiffe auf der Nord     „direkter Draht“ geht zu den Forschungsschiffen
          von Warnungen auf dem Dach                  und Ostsee werden Warnungen von der Wetterfunk-      METEOR und POLARSTERN, wo immer sie sich
          der Deutschen Seewarte
                                                      sendestelle (WFS) Pinneberg des DWD über das so      aufhalten.

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Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
digitalisiert und geprüft / digitised and controlled
     215 Stationen / stations
     in Bearbeitung / in progress
     73 Stationen / stations
     noch nicht digitalisiert / not yet digitised
     1165 Stationen / stations                                                                                                                                  !
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     Stand / Status: 03/2018                                                 !                                            !
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                                                                                                                                                                        !!
                                                                                                                                                                         !!
                                                                                                                                                                !       !
                                                                                                                                              !     !           !
                                                                                                                                                                !
                                                                                                                                                                !
                                                                                                                                                                 !
                                                                                                                                                                 !!!
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                                                                                                                                                                     !
                                                                                                                                                                      !
                                                                                                                                                                      !
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                                                                                                                                                                          !
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                                                                                                                                                                            !!
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                                                                                                                                                                             !!
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                                                                                                                                                                               !
                                                                                                        !                                         !!!               !    !
                                                                                                                                                                        !!!
                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                          !!
                                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                           !! !!
                                                                                                                                                                               !
                                                                         !                                                                         !!!                 !!!   !
                                                                                                                                                                         !!!!!
                                                                                                                                                                         !     !
                                                                                                                                                                              !!
                                                                                                                                                                               !!!
                                                                                                    !                                              !!!
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                                                                                    !                                            !
                                                                                                                                                   !!!
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                                                                                                                                                  !! !!!!!
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Themeninsel – Deck 5                                                                                                                               .

Überseestationen                                                                                                                                   Meteorologische Aufzeichnungen der Deutschen
Die Deutsche Seewarte betreute weltweit über 1 500    disierten Anleitungen durch und trugen die Mess-                                             Seewarte am Beispiel Kamerun (deutsches Ko-                            ▼ Meteorologische Hauptstation Buea (Kamerun) 1913
Klimastationen, die sich überwiegend in den ehema-    werte in verschlüsselter Form in Formulare ein. Die                                          lonialgebiet von 1884-1919)
ligen deutschen Kolonien befanden. Im Hamburger       handschriftlichen Aufzeichnungen wurden per Schiff
Archiv des DWD lagern Daten dieser Stationen aus      an die Seewarte zurückgeschickt.                                                             Die ersten Messungen aus Kamerun stammen vom
dem Zeitraum 1830 bis 1943.                                                                                                                        Dezember 1885 von der heutigen Station Duala.
                                                       Mit den gesammelten Informationen gewannen die                                              Nach und nach wurden damals Messstationen in
Schon die Norddeutsche Seewarte hatte es sich ne-      Wissenschaftler erstmals genaue Kenntnisse über                                             Kamerun eingerichtet, so dass heute Beobachtun-
ben ihren maritimen Aufgaben zum Ziel gesetzt, die     das globale Klima. Auch heute wird den Daten noch                                           gen von 97 Stationen archiviert sind. Mit Ende der
Kenntnisse über das Klima in fernen Ländern, deren große Bedeutung beigemessen. Sie werden im DWD                                                  deutschen Kolonialbesetzung von Kamerun hören
Küsten und Hafenstädte zu erweitern. Die Deutsche      Seite für Seite gescannt, um die historischen Un-                                           die meteorologischen Beobachtungen der Seewarte
Seewarte intensivierte diese Aktivitäten durch die     terlagen zu sichern. Die meteorologischen Daten                                             auf. An den so genannten Klima-Stationen in Kame-
Einrichtung von Klimastationen in Übersee. Mit         werden mit einem vom DWD entwickelten Programm                                              run wurden morgens, mittags und abends Beobach-
der Ausweitung der deutschen Kolonien wuchs auch       auf ihre Qualität geprüft, in Datenbanken integriert                                        tungen verschiedener meteorologischer Elemente
das Stationsnetz rasch. Besonders in Afrika, Süd-      sowie für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt.                                          durchgeführt. Dazu gehörten u. a. Temperatur, Nie-
und Mittelamerika, Ostasien und auf einigen Süd-       Die nationalen Wetterdienste der Staaten, in denen                                          derschlag, Wind, Luftdruck, Wettererscheinungen.
seeinseln richtete die Seewarte meteorologische Stati- sich diese früheren Überseestationen befanden,                                              An Niederschlagsstationen wurde nur einmal am Tag
onen, stattete diese mit Instrumenten aus und schulte erhalten die Daten vom DWD ebenfalls in digita-                                              gemessen. Die Daten von den Stationen in Kame-
freiwillige Mitarbeiter (Konsulatsangehöri-            ler Form. Mit den Daten lassen sich die damaligen                                           run liegen heute noch in Papierform im Archiv des
ge, Missionare, Ärzte, Lehrer, Kaufleute, Pflanzer).   Klimaverhältnisse rekonstruieren und Aussagen zum                                           Seewetteramtes vor. Sie werden zur Zeit digitalisiert
Diese führten Wetterbeobachtungen nach standar-        Klimawandel treffen.                                                                        und wissenschaftlich ausgewertet.

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Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
Themeninsel – Deck 6

Laderaum-Meteorologie                                                                                                                                                                  ◀ Mögliche Gefahrenzonen auf den Weltmeeren
                                                                                                                                                                                       für Schiffsladungen

Aus Schaden wird man klug…

Auf den Seewegen durch verschiedene Klimazonen
besteht die Gefahr, dass Schäden an der Ladung                                                                                                                                                 beit mit Reedereien wieder aufgenommen. Ziel der
auftreten. Das Risiko ist besonders groß, wenn sich                                                                                                                                            Untersuchungen war es, die Ursache von Lager- und
Lufttemperatur und/oder Luftfeuchte stark ändern                                                                                                                                               Transportschäden an verschiedenen Gütern (Getrei-
und es im Laderaum zur Bildung von Schwitzwasser                                                                                                                                               de, Kakao, Kaff ee, Holz, Maschinen) zu erforschen.
kommt. Um Schäden zu vermeiden, muss das Klima                                                                                                                                                 Nach der Auswertung der Ergebnisse wurden zur
in den Laderäumen überwacht werden.                                                                                                                                                            Verhütung von Schäden gezielte Lüftungsmaßnah-
                                                                                                                                                                                               men der Laderäume in Abhängigkeit von der Außen-
Bei Reisen unter Segeln ließ die langsame Fahrtge-                                                                                                                                             luft erarbeitet.
schwindigkeit der Ladung im Allgemeinen genügend
Zeit, sich an die sich ändernden Klimabedingungen                                                                                                                                              Durch die Entwicklung von speziellen Laderaum-
entlang des Seewegs anzupassen. Als mit den mo-                                                                                                                                                ausstattungen und Containern mit Lüftungseinrich-
dernen P-Linern und dem Beginn der Dampfschiff-                     wasser im Laderaum. Waren verdarben, Stahl ros-            erstmals systematische Messungen an Bord und in                 tungen sowie entsprechenden Verpackungen ist die
fahrt die Ladung größer und der Transport schneller                 tete, durch Selbstentzündung kam es zu Bränden.            den Laderäumen durchgeführt. Die Auswertungen                   Gefahr von meteorologisch bedingten Schäden heute
wurde, änderte sich dies: Die fehlende Anpassung an                 Nach ersten Untersuchungen Ende der 1920er-Jah-            gingen jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren. Daher              deutlich reduziert. Unterstützend berät der DWD
rasch wechselnde Außenbedingungen verursachte                       restartete die Deutsche Seewarte 1934 Forschungs-          wurde die Forschungstätigkeit im Seewetteramt des               heute die Schiff sführung mit Lüftungsempfehlungen
Schäden durch hohe Luftfeuchte oder gar Schwitz-                    fahrten auf Handelsschiffen. Auf diesen wurden             Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Zusammenar-                   während der Reise.

                                                                                                                        In den 1950er- bis 1970er-Jahren verwendete Mess-
                                                                                                                        instrumente zur Untersuchung der meteorologischen
                                                                                                                        Bedingungen im Laderaum und des Feuchtegehaltes                        Lufttemperatur in einem 20-Fuß-Container an
▼ Belüftung als ein Mittel der Wahl, um Schäden an Schiffsladungen zu vermeiden
                                                                                                                        ▼ gefährdeter Ladung wie Holz und Getreide                             ▼ einem sonnigen Tag im Mai in Norddeutschland

                                                                                                                                                                            45   Temperatur in °C
                                                                                                                                                                            40
                                                                                                                                                                            35
                                                                                                                                                                            30
                                                                                                                                                                            25
                                                                                                                                                                            20
                                                                                                                                                                            15
                                                                                                                                                                            10
                                                                                                                                                                            5                               Südwand Container, innen
                                                                                                                                                                                                            Außentemperatur im Schatten
                                                                                                                                                                            0
                                                                                                                                                                             2     4       6      8    10    12     14    16     18    20       22   24
                                                                                                                                                                                                            Uhrzeit

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▲ Fischereischutzboot (FSB) MEERKATZE                                                                                                                                                     ▲ Erste Bordwetterwarte auf FSB MEERKATZE

Themeninsel – Deck 7

Bordwetterwarte
Im Mai 1950 wurde das Fischereischutzboot (FSB)
MEERKATZE in Dienst gestellt. Seine Aufgabe war
es, den Fischdampfern in den Nordseefangplätzen                          ▲ Temperaturmessung auf dem Fischereiforschungsschiff (FFS) ANTON DOHRN
nautische, ärztliche und technische Hilfeleistung zu
geben. Auf der MEERKATZE befand sich die erste         ferwelle, zunächst vom Meteorologischen Amt für                                   Heute sind lediglich die beiden Forschungsschiffe         Auf POLARSTERN versorgt der Meteorologe die
Bordwetterwarte Deutschlands. Der Bordmeteoro-         Nordwestdeutschland (MANWD) und später vom                                        METEOR und POLARSTERN mit Bordwetterwarten                Piloten der beiden Hubschrauber mit Flugwettervor-
loge warnte vor schwerem Wetter, gab Vorhersagen       Seewetteramt des DWD. Im Gegenzug gab das Schiff                                  ausgestattet. Ihre Technik und Arbeitsweise unter-        hersagen. Neben den hochauflösenden Satellitenbil-
für die verschiedenen Fanggebiete heraus und beriet    Bordwettermeldungen an das Seewetteramt weiter,                                   scheidet sich deutlich zu früher. Gleich geblieben        dern sind in diesem Zusammenhang die Daten aus
den Kapitän des FSB. Die Informationen erhielt er      die damals für die Wetteranalyse von besonders                                    ist hingegen, dass der Bordmeteorologe detaillierte       den aktuellen Radiosondenaufstiegen, die Messwerte
über Funk oder Funktelefon auf der Fischdamp-          großem Wert waren. Der Wetterberatungsdienst                                      Wettervorhersagen für das jeweilige Fahrt- und            von Wolkenuntergrenze, Sichtweite sowie Tempera-
                                                       war nicht nur für die Sicherheit der Flotte, sondern                              Einsatzgebiet erstellt sowie die Schiffsführung und       tur und Luftfeuchtigkeit von besonderem Interesse.
                                                       auch für die Fischerei von großer Bedeutung. Die                                  die Fahrtleitung berät, die die Vielzahl der vorgese-     Ermöglicht werden diese Aufgaben durch modernste
                                                       Windvorhersage war wichtig, da die Treibnetze in                                  henen Forschungsaktivitäten koordiniert.                  Technik, insbesondere Satellitenübertragungen.
                                                       Richtung der zu erwartenden Windrichtung ausge-

 FAKTEN                                                setzt werden mussten und diese ab Windstärke 7
                                                       abrissen.                                                                          Messinstrumente an Bord FS METEOR
 Bordwetterwarten des DWD:.
                                                                                                                                           Instrument                                             Meteorologischer Parameter
 FSB MEERKATZE (1): 1950 – 1974
 FSB MEERKATZE (2) (ehemals FFS ANTON DOHRN)                                                                                               2 Ultraschallanemometer (1 steuerbord, 1 back-         Windstärke, Windrichtung
     1972 - 1977                                                                                                                           bord)
 FSB MEERKATZE (3): 1977 – 2008                                                                                                            2 Temperatur-/Feuchtesensor (1 steuerbord,             Lufttemperatur und
 FSB POSEIDON: 1957 – 1981                                                                                                                 1 backbord)                                            relative Feuchte
 FSB FRITHJOF (3): 1968 – 1997
                                                                                                                                           2 Wassertemperaturfühler (1 steuerbord, 1 back-        Wassertemperatur
 FFS ANTON DOHRN (1): 1955 – 1972; ab 1972:                 ▼ Forschungsschiff (FS) METEOR
                                                                                                                                           bord)
     Umbenannt in FSB MEERKATZE (2)
 FFS ANTON DOHRN (2): 1972 - 1986                                                                                                          1 Pyranometer                                          Globalstrahlung
 FFS WALTHER HERWIG (1): 1963 – 1986; ab 1972:                                                                                             1 UV-Radiometer                                        UVE- und UVA-Strahlung
     Umbenannt in ANTON DOHRN (2)
 FFS WALTHER HERWIG (2): 1972 – 1993                                                                                                       1 Pyrgeometer                                          langwellige Strahlung

 FS METEOR: 1964 – 1985                                                                                                                    1 Digitalbarometer                                     Luftdruck
 FS METEOR (neu): seit 1986
                                                                                                                                           1 Sonnenscheinsensor                                   Sonnenscheindauer
 FS POLARSTERN: seit 1982
                                                                                                                                           1 Sichtweitenmesser                                    Sichtweite
 Abkürzungen:                                                                                                                              Je 1 Schiffsregenmesser, Niederschlagswächter,         Niederschlag
 FSB: Fischereischutzboot                                                                                                                  Disdrometer
 FFS: Fischereiforschungsschiff
                                                                                                                                           Radiosonden                                            vertikale Profile von Temperatur,
 FS: Forschungsschiff
                                                                                                                                                                                                  Feuchte, Wind und Luftdruck

20                                                                                                                                                                                                                                               21
Niederlassung Hamburg
des Deutschen Wetterdienstes

Deutscher Wetterdienst – Wetter und Klima               Klimamodellierung wie auch für statistische Auswer-
aus einer Hand                                          tungen, Gutachten und Auskünfte. Zurzeit arbeiten
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) besitzt seit seiner     rund 2 350 hochqualifizierte Beschäftigte – Wetter-
Gründung im Jahr 1952 die zentrale Kompetenz für        beobachter, Meteorologen, Physiker, Ingenieure,
Wetter und Klima in der Bundesrepublik Deutsch-         Verwaltungs- und IT-Spezialisten – beim DWD.
land. Seine vielfältigen Dienstleistungen für alle
Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche basieren auf     Der DWD in Hamburg: Standort mit maritimem
einem gesetzlichen Informations- und Forschungs-        Charakter
auftrag – dem „Gesetz über den Deutschen Wetter-        Mit seiner Zentrale in Offenbach am Main und sei-
dienst“. Der DWD ist eine Anstalt öffentlichen Rechts   nen großen Niederlassungen in Hamburg, Potsdam,
und als Bundesbehörde unmittelbar dem Bundes-           Essen, Leipzig, Stuttgart, München und Freiburg
ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur      ist der DWD in jeder Region Deutschlands präsent.
unterstellt.                                            Nach Offenbach ist die Niederlassung Hamburg mit
                                                        ihren Einrichtungen im Seewetteramt in St. Pauli,
Mit rund 2 000 meteorologische Messstellen be-          am Flughafen Fuhlsbüttel, in Sasel und Pinneberg
treibt der DWD eines der dichtesten und leistungs-      die zweitgrößte Dienststelle. Der Schwerpunkt der
fähigsten Messnetze zur Wetter- und Klimabeob-          Aufgaben liegt hier auf der maritimen Meteorologie
achtung weltweit. Die kontinuierliche Erfassung der     und Klimatologie.
Wetterdaten bildet die Grundlage für die Wetter-
analyse und Wettervorhersagen einschließlich der        Vorhersagen und Warnungen für die Region              ▲ Schiffsroutenberatung braucht beides: manuelles (links) und digitales (rechts) Arbeiten
Warnungen vor gefährlichen Wettererscheinungen.         Tag und Nacht überwachen die Meteorologinnen und
Diese Daten dienen ferner der Erfassung des Klima-      Meteorologen der Hamburger Regional-und Seewetter-
zustandes, regionaler Klimaänderungen und der           zentrale (RSZ) die Entwicklung des Wetters auf See,   in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Nieder-                    denkt jeder sofort an hohe Wellen und Sturmflut-
                                                                                                              sachsen. Sie erstellen bedarfsgerechte Vorhersagen                    gefahr. Auch heutzutage, in Zeiten von Container-
                                                                                                              z. B. für das abendliche Open-Air-Konzert ebenso wie                  riesen und gigantischen Kreuzfahrtschiffen, begeben
                                                                                                              für die Kranaufstellung an der Baustelle. Bei Sturm,                  sich Menschen „in Gottes Hand“, wenn sie ein Schiff

 FAKTEN                                                                                                       Starkregen, Gewitter, Glätte oder Schnee warnen
                                                                                                              die DWD-Experten die Bevölkerung vor Wettergefah-
                                                                                                                                                                                    betreten. Das Meteorologen-Team der RSZ im See-
                                                                                                                                                                                    wetteramt trägt daher an sieben Tagen und rund um
 Aufgaben des DWD:                                                                                            ren, bei noch kritischeren Ereignissen wie schweren                   die Uhr mit Seewettervorhersagen und -warnungen
 ▪ Wettervorhersage                                                                                           Gewittern, verbreitetem Glatteis oder Orkanböen                       für Nord- und Ostsee sowie die deutschen Küsten
 ▪ Herausgabe von amtlichen Warnungen vor                                                                     werden Unwetterwarnungen herausgegeben. Für den                       zur Sicherheit der Seeschifffahrt bei. Im Übrigen
   gefährlichen Wetterereignissen                                                                             Fall einer Havarie in der Vorhersage- und Beratungs-                  ist der DWD gemäß seines gesetzlichen Auftrages
 ▪ Meteorologische Sicherung der Luft- und Seefahrt,                                                          zentrale Offenbach fungiert die RSZ als Back-Up.                      und des internationalen Schiffssicherheitsvertrages
   der Verkehrswege sowie wichtiger Infrastrukturen                                                                                                                                 International Convention for the Safety Of Life At Sea
   insbesondere Energieversorgung und                                                                         Die Wetter- und Unwetterwarnungen erreichen sofort                    (SOLAS) zu dieser Dienstleistung verpflichtet. Neben
   Kommunikationssysteme                                                                                      die Lagezentren, die Rettungsleitstellen, Einsatzzen-                 der Berufsschifffahrt zählen auch viele Sport- und
                                                                                                              tralen der Feuerwehr sowie Kunden aus Wirtschaft                      Freizeitkapitäne zu den Empfängern. Eine enge Zu-
 ▪ Klimaüberwachung
                                                                                                              und Industrie. Zudem sind sie im Internet und über                    sammenarbeit besteht außerdem mit dem Sturmflut-
 ▪ Analyse und Projektion des Klimawandels und
                                                                                                              die WarnWetter-App abrufbar und werden über die                       warndienst des Bundesamtes für Seeschifffahrt und
   dessen Auswirkung
                                                                                                              Medien verbreitet. Das Kompetenzzentrum für rege-                     Hydrographie (BSH).
 ▪ Klima- und Umweltberatung
                                                                                                              nerative Energie unterstützt mit zeitlich und räumlich
 ▪ Internationale Zusammenarbeit                                                                              hochaufgelösten Vorhersagen die Energieversorgungs-                   Eine Gruppe von Spezialisten ist im Seewetteramt
 ▪ Gewinnung, Management und Bereitstellung von                                                               unternehmen und Übertragungsnetzbetreiber.                            für die individuelle Seeschifffahrtsberatung zustän-
   meteorologischen und klimatologischen Geodaten                                                                                                                                   dig. Zur Zielgruppe dieser kostenpflichtigen Dienst-
   und Dienstleistungen                                                                                       Meteorologische Sicherung der Seefahrt                                leistung gehören diejenigen Seefahrer, die eine spe-
 ▪ Überwachung der Atmosphäre auf radioaktive                                                                 Die Nähe zum Meer und die Seefahrt haben die Men-                     zielle Aufgabe zu erfüllen haben: sei es, den Atlantik
   Stoffe und deren Verfrachtung                                                                              schen an den deutschen Küsten in besonderem Maße                      auf sicherer und wirtschaftlicher Route zu überque-
 ▪ Betrieb der erforderlichen Mess- und                                                                       geprägt. Bei schlechtem Wetter auf und an der See                     ren, eine neue Windkraftanlage zu ihrem Offshore-
   Beobachtungssysteme                                                                                                                                                              Standort zu schleppen oder einen Wochenendtörn
                                                                                                                  In der Regional- und Seewetterzentrale                            mit der Familie rund um Bornholm zu planen.
                                                                                                              ▲

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Das Forschungsschiff POLARSTERN

                                                                                                               ▲
                                                                                                                        Die Lücken verkleinern – Wetterbeobachtung auf See
                                                                                                                        Meteorologische Beobachtungsdaten sind die Grund-
                                                                                                                        lage der Wetteranalyse und -vorhersage. Ein dichtes
                                                                                                                        Stationsnetz ist dabei eine wichtige Voraussetzung.
                                                                                                                        Auf hoher See gibt es – anders als an Land – kaum
                                                                                                                        feste Wetterstationen, die regelmäßig Informationen
                                                                                                                        liefern. Satelliten können diese Datenlücke zum Teil
                                                                                                                        sehr gut schließen, die erforderlichen Messwerte
                                                                                                                        lassen sich aber meist nur indirekt ableiten. Zudem
                                                                                                                        können wichtige Parameter wie der Luftdruck nicht
                                                                                                                        vom Satelliten aus bestimmt werden. Hier liefern,
                                                                                                                        neben automatischen Messbojen und Flugzeugen,
                                                                                                                        Messungen an Bord von Schiffen einen entscheiden-
                                                                                                                        den Beitrag.

                                                                                                                        Der Meteorologische Hafendienst des DWD mit
                                                                                                                        Standorten im Seewetteramt Hamburg und an der
                                                                                                                        Außenstelle Bremerhaven betreut mehrere hundert

                                                                                                                                    Verladung einer Startvorrichtung für Wetterballone

                                                                                                                                                                                         ▲
                                                                                                                        ▼ DWD-Hafendienst bei der Prüfung von Messtechnik
Maritim-meteorologische Beratung auf Forschungs-        beraten sie, im Sinne einer sicheren und effizienten                                                                                 Schiffe. Deren Besatzungen erfassen Wetterdaten
schiffen und in der Antarktis                           Durchführung der Forschungsvorhaben, die Schiffs-                                                                                    auf den Meeren, steuern sie in das weltweite meteo-
Ihre Erfahrung in der maritimen Meteorologie be-        führung, die wissenschaftliche Fahrtleitung und                                                                                      rologische Meldenetz ein und tragen so zur Wetter-
ziehen die Schiffsroutenberater des Seewetteramtes      auf POLARSTERN auch die Helikopterpiloten. Die                                                                                       vorhersage und Klimaanalyse bei. Die Experten des
aus eigenen Seereisen mit den Forschungsschiffen        Flugwetterberatung ist von besonderer Bedeutung                                                                                      DWD-Hafendienstes leiten die Beobachter an und
METEOR und POLARSTERN. Als Bordmeteorologen             bei den Einsätzen von DWD-Meteorologen an der                                                                                        rüsten die Schiffe mit kalibrierten meteorologischen
                                                        Neumayer-Station im antarktischen Südsommer.                                                                                         Messinstrumenten aus. Zusätzlich werden auf
                                                        Hier arbeitet das Seewetteramt eng mit dem Alfred-                                                                                   Schiffen automatische Bordwetterstationen instal-
▼ Antennenmast an der Wetterfunksendestelle Pinneberg   Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und                                                                                   liert, die autark arbeiten und die Daten unmittelbar
                                                        Meeresforschung zusammen.                                                                                                            versenden.

                                                        Wetterfunksender Pinneberg                                                                                                           Wetterbeobachtungen auf Schiffen finden in der
                                                        Die Warnungen und Seewetterberichte der Regio-                                                                                       Regel auf Höhe der Schiffsbrücke statt und beziehen
                                                        nal- und Seewetterzentrale gelangen auf unter-                                                                                       sich auf die unterste Luftschicht. Für eine umfassen-
                                                        schiedlichen Wegen zu den Kunden, z. B. über den                                                                                     de Erfassung des Wettergeschehens sind die phy-
                                                        öffentlich-rechtlichen Rundfunk, das Internet oder                                                                                   sikalischen Abläufe in der Atmosphäre bis zu einer
                                                        die WarnWetter-App des DWD. Schiffe auf hoher                                                                                        Höhe von 20 bis 25 Kilometern von großer Bedeu-
                                                        See können auf diese Medien in der Regel nicht                                                                                       tung. Deshalb haben einige Schiffe DWD-Systeme
                                                        zugreifen. Daher strahlt der DWD aktuelle See-                                                                                       an Bord, die Wetterballone mit Radiosonden starten,
                                                        wetterinformationen in Text, Bild- und Sprachform                                                                                    um Daten aus der Atmosphäre bis in 35 Kilometern
                                                        über die eigene Wetterfunksendestelle in Pinneberg                                                                                   über dem Meer zu gewinnen. Während eines solchen
                                                        auf Kurz-, Mittel- und Langwellenfrequenzen aus.                                                                                     Radiosondenaufstiegs erfassen die Messfühler stän-
                                                        Meldungen des BSH, z. B. Navigationswarnungen,                                                                                       dig Daten und senden sie an die Empfangseinheit auf
                                                        Seenotmeldungen oder Eisberichte werden ebenfalls                                                                                    dem Schiff. DWD-Experten in Hamburg betreuen
                                                        über den Sender verbreitet. Auch mit diesem Service                                                                                  diese Systeme im Rahmen des internationalen
                                                        kommt Deutschland seinen Verpflichtungen aus dem                                                                                     Automated Shipboard Aerological Programmes
                                                        SOLAS-Vertrag nach.                                                                                                                  (ASAP).

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Analysekarte
                                                                                                 der globalen Klimaüberwachung

                                                                                                                                ▲
                                                                  Globale Schiffswettermeldungen im Auftrag der WMO
                                                                  Über die Wettervorhersage hinaus sind Schiffswet-
                                                                  termeldungen z. B. für klimatologische Analysen be-
                                                                  deutend. Im Auftrag der Weltorganisation für Meteo-
                                                                  rologie (WMO) betreibt der DWD eines von weltweit
                                                                  zwei „Global Collecting Centres“. In diesen Daten-
                                                                  zentren werden hochwertige globale Schiffswetter-
                                                                  meldungen gesammelt, qualitätsgeprüft aufbereitet
                                                                  und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Ins-
                                                                  gesamt tragen der DWD und internationale Partner
                                                                  so jährlich ca. eine Million Schiffswettermeldungen
                                                                  zusammen und leisten einen bedeutenden Beitrag
                                                                  für die globale Wetter- und Klimaüberwachung.

                                                                  Hier laufen die Fäden zusammen: Maritime und
                                                                  globale Klimaüberwachung
                                                                  Mit dem umfangreichen Schiffsdatenarchiv und
                                                                  langen Klimadatenreihen von Stationen auf allen
▲ Prüfung maritimer Messtechnik

▼ Manuelle Erfassung von Lufttemperatur und Feuchte auf einem Containerschiff
                                                                                                                                     Kontinenten können die DWD-Experten nach einge-
                                                                                                                                     hender Analyse und statistischen Auswertungen die
                                                                                                                                     unterschiedlichsten Fragestellungen zu Wetter und
                                                                                                                                     Klima auf den Weltmeeren, im Offshore-Bereich oder
                                                                                                                                     im In- und Ausland beantworten. Wichtiger denn je
                                                                                                                                     ist heute in Zeiten des Klimawandels die von den
                                                                                                                                     Spezialisten im Seewetteramt kontinuierlich durch-
                                                                                                                                     geführte globale Klimaüberwachung. Dazu betreibt
                                                                                                                                     der DWD in Hamburg ein Archiv weltweiter Klima-
                                                                                                                                     daten. Nach Abschluss jedes Monats werden die Kli-
                                                                                                                                     madaten von rund 3 000 Stationen auf der ganzen
                                                                                                                                     Welt empfangen, qualitätsgeprüft und statistisch
                                                                                                                                     ausgewertet. Ergebnisse des globalen Klimamonito-
                                                                                                                                     rings werden in monatlich erscheinenden Produkten
                                                                                                                                     oder als Berichte zu Extremereignissen im Internet-
                                                                                                                                     auftritt des DWD veröffentlicht.

                                                                                                                                     Wetterdaten aus alter Zeit für die Klimaforschung
                                                                                                                                     Eines der größten maritim-meteorologischen Archive     ▲ Seite eines historischen Schiffstagebuches
                                                                                                                                     der Welt befindet sich in der Hamburger DWD-
                                                                                                                                     Niederlassung. Geschätzte 21 Millionen Wetterbeob-
                                                                                                                                     achtungen aus mehr als 37 000 historischen Schiffs-    deutschen Kolonialgebieten liegen historische
                                                                                                                                     journalen von 1829 bis 1934 werden im Zuge der         Wettertagebücher vor, die zu Zeiten der Deutschen
                                                                                                                                     Initiative HISTOR in Handarbeit elektronisch erfasst   Seewarte (1875 bis 1945) von entsendeten Beobach-
                                                                                                                                     und geprüft. Da die Daten aus einer Zeit stammen,      tern und einheitlichen Instrumenten fern der Heimat
                                                                                                                                     in denen von den Weltmeeren kaum meteorologische       sorgfältig aufgezeichnet wurden. Im Seewetteramt
                                                                                                                                     Informationen vorhanden sind, haben sie für die        werden sie digitalisiert, geprüft und Klimaforschern
                                                                                                                                     Forschung einen unschätzbaren Wert. Auch von           sowie den jeweiligen nationalen Wetterdiensten zur
                                                                                                                                     mehr als 1 500 Landstationen aus den ehemaligen        Verfügung gestellt.

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