Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes - Deutscher Wetterdienst vor Ort - DWD
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Über Wasser Unter Wasser 150 Jahre maritime Dienste 150 Jahre maritime Dienstleistung und Forschung in Deutschland Liebe Gäste der Ausstellung „Über Wasser – Unter Wasser“ im Internationalen Maritimen Museum Hamburg, liebe Leserinnen und Leser, „Zentralanstalt zur Förderung der maritimen Meteo- rologie“ – so beginnt Meyers Großes Konversations- lexikon in seiner Ausgabe von 1905 seine Beschrei- bung über die Deutsche Seewarte. Wenn wir als Deutscher Wetterdienst als eine der Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes beiden Nachfolgeorganisationen der Norddeutschen und Deutschen Seewarte auf ihre Anfangszeit zu- Die Themeninseln, die wir in dieser Ausstellung rückblicken, können wir die Weitsicht entdecken, für Sie zusammengestellt haben, laden Sie zu einer mit der die Gründerväter die Forschungen in Tour d’Horizon über die vielfältigen Aufgaben der Meteorologie und Klimatologie gefördert und voran- Norddeutschen und Deutschen Seewarte ein. Wir ▲ Das „Domizil“ der Norddeutschen Seewarte im Seemannshaus getrieben haben. Hier in der Seewarte wurde ab schlagen dabei auch den Bogen in die Gegenwart. (heute Hotel Hafen Hamburg). Quelle: DWD/BSH 16. Februar 1876 die erste tägliche Wetterkarte her- Denn wir erbringen viele der damaligen Aufgaben in ausgegeben. Die Seewarte hat beispielsweise bei der der Wettervorhersage, im Warnmanagement und bei Beobachtung und Erfassung der meteorologischen den Klimadienstleistungen heute noch. Das eingangs Daten oder bei der Vereinheitlichung der Wetter- erwähnte Konversationslexikon von 1905 gibt es im nachrichten Standards gesetzt, die bis heute wirken. Übrigen auch in digitaler Form. Und so nutzen auch wir moderne und innovative Technologie zur Verbes- Mit Stolz kann der Deutsche Wetterdienst auf die serung und Weiterentwicklung unserer gesetzlich wertvollen und nachhaltigen Errungenschaften der festgelegten Dienstleistungen. Seewarte zurückblicken, aber auch mit Zuversicht die meteorologischen und klimatologischen Auf- Ich wünsche Ihnen viel Freude sowie neue Einblicke gaben für die Zukunft angehen. Wir haben dieses in die Geschichte und Gegenwart der maritimen Erbe nicht nur verwaltet, sondern tatkräftig, nutz- Dienstleistungen insgesamt bringend und zukunftsfähig weiterentwickelt. Die Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdiens- Gerhard Adrian tes mit ihren Standorten am Flughafen Fuhlsbüttel, ▲ 1881 bezog die Deutsche Seewarte auf dem Stintfang ihr neues Gebäude, das 1945 zerstört in Sasel und Pinneberg sowie dem Seewetteramt und nicht wieder aufgebaut wurde. Quelle: DWD/BSH bilden die Schnittstelle zum Bevölkerungsschutz an den Küsten, zum Küstenschutz insgesamt sowie zur maritimen Klimatologie und Meteorologie. ◆◆◆ Inhaltsverzeichnis Grußworte Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes S. 3 Begleitinformationen zu den Themeninseln des Deutschen Wetterdienstes S. 4 (Dauer der Ausstellung: 2. Juni 2018 bis voraussichtlich 31. August 2018) Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes S. 22 ▲ Das Seewetteramt des DWD, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg, das Hotel Hafen Hamburg, oberhalb der Landungsbrücken (heute). Quelle: DWD/BSH 2 3
Blick in einen Bereich der Meteorologischen ▼ Abteilung der Seewarte um 1925 tet. Die ersten Höhenmessungen mit Drachen wer- den durchgeführt, um Daten aus den höheren Luft- schichten zuerhalten. Die Seewarte entwickelt sich zur deutschen Zentralstelle für Meteorologie und zur ersten Drehscheibe des internationalen Daten- austausches von meteorologischen Beobachtungen. 1919 wird die Deutsche Seewarte dem Reichsver- kehrsministerium zugeordnet, der Flugwetterdienst ▲ Deutsche Seewarte 1881 nimmt seinen Betrieb auf. Zudem unterstützt die Seewarte die deutsche Polarforschung. 1935 schließ- ▼ Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes heute lich die Teilung der Aufgaben: Der Wetterdienst Themeninsel – Deck 1 wird dem Reichsluftfahrtministerium, Nautik und Hydrographie der Marine unterstellt. In den letzten Historie von Seewarte und Nachfolgeorganisationen Tagen des Zweiten Weltkrieges wird das Gebäude „Zeit ist Geld“ – schreibt Benjamin Franklin 1748 in der Seewarte zerstört. seinem Buch „Ratschläge für junge Kaufleute“. Ob ▼ Meteorologisches Amt für Nordwestdeutschland 1946 dies Wilhelm von Freeden antreibt, als er 1868 mit Als Wetterdienst in der britischen Zone erbringt ab der Unterstützung der Handelskammern Hamburg 1946 das Meteorologische Amt für Nordwestdeutsch- und Bremen sowie 28 Reedern die Norddeutsche land (MANWD) meteorologische Dienstleistungen. Seewarte eröffnet, ist nicht bekannt. Überliefert ist, Hier entsteht 1951 die erste Fernsehwetterkarte, dass er die Initiative von Marine-Leutnant Matthew auf dem Schiff MEERKATZE wird die erste Bord- Fontaine Maury aufgreift. Mit seinen individuellen wetterwarte eingerichtet. Das MANWD übernimmt Segelanweisungen verkürzt von Freeden die Reise- die Wetternachrichtenzentrale Quickborn und die zeiten der von ihm beratenen Schiffe beträchtlich: Wetterfunksendeanlage Pinneberg zum Austausch 7,1 Tage bei der Ausfahrt, 4 Tage bei der Heimreise. meteorologischer Daten. Zum 1. Januar 1953 wird das MANWD schließlich in den neu gegründeten Das Geheimnis seines Erfolgs: Erkenntnisse über die Deutschen Wetterdienst (DWD) integriert. Die Zen- Wind- und Strömungsverhältnisse auf den Weltmee- trale des DWD befindet sich in Offenbach am Main. ren. Wetterbeobachtungen auf See, von Schiffsbesat- Die Niederlassung Hamburg mit dem Seewetteramt zungen in meteorologischen Journalen dokumentiert, ist heute der zweitgrößte DWD-Standort. werden systematisch ausgewertet und liefern den Grundstein für die maritime Meteorologie. Die See- Geeichte Instrumente sind die Grundlage für exakte meteorologische Messungen, damals wie heute: schifffahrt wurde dadurch sicherer und schneller. ▼ Windkanal im Hamburger Instrumentenamt des DWD 1955 (links) und am DWD-Standort Hamburg-Sasel 2018 (rechts) ▼ Nautische Abteilung der Deutschen Seewarte um 1925 Als die Norddeutsche Seewarte in das 1875 gegrün- dete Reichsinstitut „Deutsche Seewarte“ als Ab- teilung für Seefahrt integriert wird, zieht sich von Freeden zurück. 27 Jahre steht Georg von Neumayer als erster Direktor der Seewarte vor, deren Aner- kennung und Aufgaben stetig wachsen. Unermüdlich treibt er die meteorologische, ozeanographische und nautische Forschung voran. Ab 16. Februar 1876 veröffentlicht die Seewarte tägliche Wetterkarten. Die Küsten werden vermessen, die Schiffe erhalten geeichte Instrumente für ihre meteorologischen Beobachtungen und Nautik. Es werden Handbücher für egler und Dampfer, Windkarten oder Witterungs- berichte für die Landwirtschaft herausgegeben. Der Windstau- und Sturmflutwarndienst wird eingerich- 4 5
Wilhelm von Freeden Georg von Neumayer Wladimir Köppen Alfred Wegener (*12.05.1822, Norden; +11.11.1894, Bonn) (*21.06.1826, Kirchheimbolanden; +25.05.1909, (*25.09.1846, St. Petersburg; +22.06.1940, Graz) (*01.11.1880, Berlin; +vermutl. 16.11.1930, Neustadt an der Weinstraße) Grönland) Auch wenn Wilhelm von Aufgaben und Ruf der Wladimir Köppen darf Die erste berufliche Freeden Sohn eines Ka- Seewarte nehmen unter als einer der berühm- Station der Brüder pitäns war, ist er nie zur Neumayers 27-jähri- testen und profiliertes- Alfred und Kurt Wege- See gefahren. Dennoch ger Ägide national und ten Meteorologen der ner: das Aeronautische zeigt er sich durch sein international signifikant Deutschen Seewarte Observatorium Linden- „Handbuch der Nautik“ zu. Zur Förderung der bezeichnet werden, er berg*, 1905 von Richard (1864) als Kenner der Seefahrt werden u. a. gilt als „Spiritus Rector“ Aßmann gegründet. Die Materie. Auch befasst meeresphysikalische, der meteorologischen Erkundung der höheren er sich viele Jahre mit maritim-meteorologi- und klimatologischen Luftschichten mit Dra- meteorologischen Beob- sche und erdmagneti- Forschung dort. Die chen und Fesselballonen achtungen. Durch seine sche Beobachtungen Herausgabe der täg- ist ihr Forschungsge- Tätigkeit an der Naviga- durchgeführt, nautische lichen Wetterkarte, biet. Historisch ist eine tionsschule kennt er die Instrumente geprüft, von Windkarten und ihrer Ballonfahrten. Am Bedürfnisse der See- Segelhandbücher her- Segelhandbüchern, die 5. April 1906 steigen die fahrt. Er bringt sein Privatvermögen mit ein, leitet ausgegeben. Mit Georg von Neumayer untrennbar Entwicklung der Wettervorhersage und des Sturm- Brüder mit ihrem mit 1 200 m³ Wasserstoff gefüllten die Norddeutsche Seewarte sieben Jahre und erstellt verbunden ist die deutsche Polarforschung. 1871 warndienstes, die Studien über den Tagesgang Ballon in Reinickendorf bei Berlin auf. Sie wollen eigenhändig fast 850 Segelanweisungen. Er schreibt plädiert er für eine Wiederbelebung der Antarktis- des Windes, über Wolken und Nebel oder über die meteorologische Daten aus der höheren Atmosphäre sie in echter Seemannssprache und bezieht Eigen- forschung.1879 tagt die Internationale Polarkommis- Dynamik von Böen und Gewittern, die Einrichtung gewinnen und die Methode der astronomischen Orts- heiten der Schiffe sowie Erfahrungen der Kapitäne sion in Hamburg. Die Internationalen Antarktisjahre einer Drachenstation – dies sind nur einige seiner bestimmung auch nachts testen. Nach 52-stündiger mit ein. 1870 veröffentlicht er eine Studie über die zu Beginn des 20. Jahrhunderts krönen Neumayers Verdienste. Insgesamt zeichnet Köppen als Autor Fahrt bringen sie den Ballon bei Laufach (Landkreis Dampferwege im Nordatlantik, die die schon zurück- Bemühungen: Expeditionen aus England, Schottland, von über 500 Aufsätzen, Abhandlungen und wissen- Aschaffenburg) zur Landung – Weltrekord. Die Brüder erhaltenen Journale verwertet, Windkarten sowie Schweden und Deutschland steuern gleichzeitig die schaftlichen Ergebnissen. In jedem Schulatlas fin- rechnen mit keiner langen Fahrt, nehmen nur eine von ihm entwickelte Windrosen enthält. Antarktis an. Deutschland setzt dem Forscher mit det sich heute Wladimir Köppens Name: Die Eintei- Orange, Schokolade, ein Kotelett mit Brot, eine kleine der Neumayer-Station in der Antarktis ein Denkmal. lung der Welt in Klimazonen geht auf ihn zurück. . Flasche Wasser mit. Alfred Wegeners Theorie der Wichtige Stationen: Kontinentalverschiebung bestätigt sich posthum. Studium der Mathematik, Naturwissenschaften, neu- Wichtige Stationen: Wichtige Stationen: ere Sprachen in Göttingen und Bonn Studium der Ingenieurswissenschaften in München Studium der Naturwissenschaften in St. Petersburg, Wichtige Stationen: 1856-1867: Lehrer und Rektor der staatlichen Groß- 1852-1854: Erste Reise nach Australien Heidelberg, Leipzig Studium der Physik, Meteorologie, Astronomie in herzoglichen Oldenburgischen Navigations 1857-1865: Zweite Reise nach Australien und Aufbau 1872-1873: Assistent am Zentralobservatorium in Berlin, Heidelberg, Innsbruck schule in Elsfleth des Observatoriums in Melbourne für mag- St. Petersburg 1905: Assistent bei Richard Aßmann am 01.01.1868: Eröffnung der Norddeutschen Seewarte netisch-meteorologische Beobachtungen 1875: Ernennung zum Abteilungsleiter für Wetter- Observatorium in Lindenberg (Brandenburg) 1871: Einzug in den Reichstag als nationalliberaler 1872: Ernennung zum „Hydrograph der Admiralität“ telegraphie, Sturmwarnungswesen und Küs 1913: Hochzeit mit Else Köppen, Tochter von Abgeordneter 1875: Berufung zum Direktor der Deutschen tenmeteorologie an der Deutschen Seewarte W. Köppen 09.01.1875: Gründung der Deutschen Seewarte als Seewarte durch Georg v. Neumayer 1919: Ernennung zum Abteilungsleiter in der Reichsinstitut durch Reichsgesetz; 1900: Erhebung in den Adelsstand 16.02.1876: Erstellung der ersten täglichen Wetter- Deutschen Seewarte von Freeden verkauft Inventar und Dokumente 30.06.1903: Verabschiedung in den Ruhestand karte 1924: Wechsel auf den Lehrstuhl für Meteorologie an das Institut, Umzug nach Bonn 1896: Mitglied der neu gegründeten Kommission für und Geophysik in Graz ab 1877: Herausgeber der „HANSA. Zeitschrift für Wladimir Köppen über Georg von Neumayer: die Erforschung der freien Atmosphäre 1930: Start einer eigenen Grönland-Expedition Deutsches Seewesen“ „Denn er gehörte weniger zu jenen Gelehrten, die in 1906: Einführung des Begriffes „Aerologie“ für die der Stille der Studierstube Gesetze finden oder im Meteorologie der freien Atmosphäre, wie ihn August Schmauß über Alfred Wegener: „Was zum Aus dem Nachruf zu Wilhelm von Freeden in der Laboratorium durch Experimente und Beobachtung Köppen vorgeschlagen hatte Ruhme eines Mannes gesagt werden kann, muss von Zeitschrift „HANSA“: „Wo immer Bestrebungen zur neue Tatsachen suchen, als zu jenen, die nach gro- 1919: Pensionierung Alfred Wegener gesagt werden. Kraft und Kühnheit Hebung der deutschen Schifffahrt zu Tage traten, da ßen Gesichtspunkten die wissenschaftliche Arbeit 1924: Übersiedlung nach Graz waren in ihm, ließen ihn neue Wege suchen und wurde von Freedens Name mitgenannt, da war er organisieren und durch ihre Schöpfungen sich einen finden – neue Wege im Reiche der Wissenschaft und die treibende Kraft.“ dauernden Platz in der Geschichte der Wissenschaft Reinhard Süring über Wladimir Köppen: in der Eiswelt Grönlands. Aber es war eine Kraft, ge- sichern.“ „Wir Meteorologen müssen uns glücklich schätzen paart mit Güte, verbunden mit größter Bescheiden- einen Köppen in unseren Reihen gehabt zu haben. heit. Äußerer Erfolg war ihm nichts, die Sache alles.“ Wir werden ihm immer dankbar sein, dass er so viel zum Ansehen und zur Förderung unserer Wissen- * heute: Meteorologisches Observatorium / Richard- schaft beigetragen hat.“ Aßmann-Observatorium des DWD 6 7
viduell für jede Reise erstellten Segelanweisungen nahmen daher stark ab. Segelanweisung Da die Routenempfehlungen ausschließlich auf kli- matologischen Erkenntnissen beruhten, wird dieses Für Kapitän G.H. Müller, Führer des Schiffes Verfahren heute als klimatologische Navigation „Gustav Adolph“, zu einer Reise von Hamburg bezeichnet. über Melbourne nach den Südsee-Inseln / Apia für Sydney und zurück nach dem Kanal. Die Randbedingungen haben sich seither grundle- gend geändert. Während die Segler den Wind noch Es wird vorausgesetzt, dass das Schiff in der als Antriebskraft benötigten, bieten für maschinen- ersten Hälfte October den Ausgang des Kanals getriebene Schiffe schwache oder achterliche Winde erreichen wird. die günstigste Fahrtbedingung. 1959 begann das Im October weht der Wind an der Küste von Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes, ver- Portugal nicht mehr so beständig wie in den suchsweise Routenempfehlungen für die Schifffahrt früheren Monaten aus nördlicher Richtung; herauszugeben. Sie beruhten nicht mehr nur auf vielmehr kommt es nicht selten vor, daß klimatologischen Erfahrungen, sondern bezogen schrale westliche Winde bis jenseits 30°N.Br. ▲ Fallbeispiel Routenberatung: auch die aktuelle Großwetterlage ein (Witterungsna- anhalten. Es empfiehlt sich deshalb, wenn man nicht immer ist die kürzeste Route auch die wirtschaftlichste vigation). beim Verlassen des Kanals günstigen Wind antrifft, gut westlich hinaus zu steuern, in der Zunächst beschränkte sich der Dienst auf eine Weise etwa, daß 10°W in 47°30’N und 45°N in Kursempfehlung um Schottland oder durch den 13°W geschnitten wird. Von letzterer Position Englischen Kanal. Trotz noch großer Unsicherheiten aus verfolge man, wenn der Wind anhaltend Mercator‘s Projektion“ von Prof. Hermann Berghaus wurden beachtliche Erfolge erzielt. Dieser Arbeits- günstig bleibt, den direkt nach der Westseite geschrieben und nach Reiseabschnitten geglie- bereich entwickelte sich erheblich durch die Ein- der Kapverden – 17°N.Br. und 26°30’WLg - dert. Auf der Vorderseite wurden später der Weg führung der numerischen, d. h. rechnergestützten führenden Kurs. der Aus- und Heimreise eingetragen. Mit großem Vorhersage Ende der 1960er-Jahre. Weltweite, auch ... Einfühlungsvermögen formulierte von Freeden in längerfristige Prognosen waren jetzt möglich. Seemannssprache und berücksichtigte Eigenheiten des Schiffes und Erfahrung des Kapitäns. Ab 1991 konnten numerische Seegangsvorhersagen ▲ Erste Seite einer Segelanweisung von Kapitän Dinklage, ▲ Transkription der ersten beiden Absätze einbezogen werden. Der Seegang ist der wichtigs- ab 1877 Leiter der Abteilung Nautische Meteorologie der Seewarte Die Arbeit von Freedens wurde auch nach seinem te Faktor, der zu einer Fahrtverminderung führen Ausscheiden aus der Seewarte systematisch wei- kann. Hohe Wellen reduzieren die Geschwindigkeit terentwickelt. Neumayer hatte die Notwendigkeit besonders stark und stellen eine Gefahr für die Themeninsel – Deck 2 Ab 1851 erstellte er Segelanweisungen und Erläute- erkannt, die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in Schiffe dar. Auch technische Größen beeinflussen die rungen, die zum Teil ganz neue Routen empfahlen. der Seeschifffahrt durch naturwissenschaftliche Fahrt, wie z. B. Größe und Tiefgang eines Schiffes Von der Segelanweisung zur Routenberatung Erkenntnisse zu erhöhen. So beschäftigte er in der und seine Ladung. Die Berücksichtigung aller Fakto- Sicherheit und Wirtschaftlichkeit waren von jeher Diesen Ansatz verfolgte auch Wilhelm von Free- Deutschen Seewarte Wissenschaftler und Nautiker. ren ermöglicht heute die Berechnung sicherer sowie eine wichtige Forderung in der Seeschifffahrt. Schon den, als er mit der Unterstützung von Reedern und Ihre Zusammenarbeit und der Umgang mit von den zeit- und brennstoffoptimierter Routen. 1686 gab der Astronom und Geophysiker Edmond Handelskammern die Norddeutsche Seewarte in Reisen heimkehrenden Segelschiffsführern brachten Halley die erste meteorologische Karte der Welt mit Hamburg gründete. Das zunächst private Institut große Horizont-Erweiterungen und waren für eine dem Titel „Winde der Meere“ heraus. Er hatte sie stellte den Kapitänen standardisierte Vorlagen zur Wetterdienstinstitution einzigartig. nach Befragungen von Seefahrern entworfen. Als in Verfügung, in die sie ihre meteorologischen Beob- der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten achtungen eintrugen und an die Norddeutsche See- Ab 1885 wurden Handbücher für Segler und nachfol- Staaten die Clipper – schnelle Frachtsegler – auf- warte übergaben. Die Daten wurden ausgewertet. gend auch für Dampfer sowie Monatskarten heraus- kamen, begann der US-Marine-Leutnant Matthew Auf dieser Basis entstanden die Segelanweisungen gegeben. Die Handbücher waren wissenschaftliche Fontaine Maury damit, Logbücher systematisch der Norddeutschen Seewarte. Bis auf wenige Aus- Werke, die die Auswertungen der Beobachtungen auszuwerten, neue Beobachtungen planmäßig durch- nahmen wurden sie eigenhändig durch von Freeden durch die Schiffsbesatzungen und die Ergebnisse al- führen und sammeln zu lassen. Ab 1845 brachte er verfasst. Die Anweisungen waren auf die Rücksei- ler Forschungen auf dem Gebiete der Ozeanographie Wind- und Strömungskarten der Ozeane heraus. te eines Exemplars der „Allgemeinen Seekarte in und maritimen Meteorologie enthielten. Die indi- 8 9
Heute kommen auf Schiffen vermehrt automatische initiierte die Brüsseler Konferenz 1853, die erfolg- Wetterstationen zum Einsatz. Im Zuge einer Koope- reich zu der Konvention führte, nach der Marinen ration wurde die derzeit modernste Automatische verpflichtet und Handelsschiffer aufgefordert wur- Bordwetterstation „EUCAWS“ (European Common den, vierstündlich meteorologische Beobachtungen Automatic Weather Station) entwickelt. Erste Serien- in Journale einzutragen. Beobachtungsjournale deut- systeme sind bereits installiert. scher Schiffe gingen zunächst nach Washington. Auch Höhensondierungen wurden von Schiffen aus Die Norddeutsche Seewarte stellte den Kapitänen seit Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt, standardisierte Vorlagen zur Verfügung, in die sie zunächst mit Drachen, dann mit Ballonen. Wladimir ihre meteorologischen Beobachtungen eintrugen Köppen hatte 1903 eine Drachenstation in Groß- und wieder an das Institut übergaben. Neben Para- Borstel eingerichtet. Hier erfand er auch den be- metern wie Windrichtung und -stärke, Luftdruck, rühmten „Diamant-Drachen“. 1905 und 1906 gab er Temperatur und Wetterzustand wurden Notizen zu mehreren Handelsschiffen „Pilotballonen“ mit, so besonderen Phänomenen, z. B. Vulkanausbrüchen dass auf dem Atlantik Höhenwindmessungen vorge- niedergeschrieben. In der Seewarte wurden die nommen werden konnten. Daten ausgewertet; auf ihrer Basis entstanden die Segelanweisungen und Karten, später Handbücher ▲ Dem Hurrikan ins Auge geschaut: Heute befinden sich weltweit rund 20 so genannte für Segler und Dampfer. Satellitenaufnahme von Hurrikan IRMA im September 2017 ASAP-Stationen (Automated Shipboard Aerological Programme) an Bord von Schiffen. 18 von ihnen ge- Themeninsel – Deck 2 1874 führten 163 Schiffe meteorologische Journa- hören zur europäischen E_ASAP-Flotte. Sie führten le für die Deutsche Seewarte. Sowohl die Zahl der ▲ Automatischer Start einer Radiosonde z. B. 2016 rund 4 200 Sondierungen mit Wetterballo- von einem Schiff Wetterbeobachtung auf See Schiffe als auch die der meteorologischen Journale nen bis zu einer Höhe von rund 20 Kilometern durch. stieg stetig. Bis 1940 kamen gut 37 000 Journale zu- Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt, doch sammen, die derzeit beim DWD digitalisiert werden. gehörten die Ozeane in Bezug auf Wetterbeobach- Seite aus dem meteorologischen Journal der Viermastbark PEKING Die schätzungsweise 21 Millionen meteorologischen tung lange Zeit zu den datenarmen Gebieten. Zusätz- ▼ auf ihrer Jungfernfahrt von Hamburg nach Valparaiso 1911 Daten werden qualitätsgeprüft, in der Klimadaten- lich zu den Wettermeldungen von Schiffen und Bojen bank erfasst und weltweit zur Verfügung gestellt. liefern heute Wettersatelliten in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung zahlreiche Daten: Geostationä- re Satelliten stehen in einer Höhe von rund 36 000 Kilometern ortsfest über dem Äquator, während po- larumlaufende Satelliten in einer Höhe von etwa 850 Aufstieg eines Drachen zur Messung von Kilometern die Erde über die Pole umrunden und ▼ Höhenwinden auf dem Schiff Planet um 1906 scannen. Beide Systeme ergänzen sich. Sie liefern Daten und Bilder in zahlreichen Spektralbereichen. Durch die Kombination mehrerer Spektralbereiche können eine Vielzahl von meteorologischen Para- metern abgeleitet werden. Doch Wettersatelliten messen nur indirekt und liefern keinen Luftdruck. Daher sind In-situ-Messungen, wie sie auf Schiffen und Bojen erhoben werden, als Ankerpunkte in der Wetteranalyse und zum Aneichen der Satellitenmes- sungen weiterhin wichtig. Die Anfänge der Wetterbeobachtung auf See waren zunächst bescheiden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befanden sich Barometer und Thermometer auf Schiffen, doch das planmäßige Beobachten und Sammeln meteorologischer Daten auf Schiffen startete erst um 1830. Maury (s. Seie 8) 10 11
Themeninsel – Deck 1 Wie wird das Wetter? Wettervorhersage tungen von Luftdruck, Temperatur, Feuchte, Wind, Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Menschen mit Wolken - synoptische Analysen genannt – hatte dem Wetter. Doch erst im 19. Jahrhundert begann Köppen am Zentralobservatorium in St. Petersburg die wissenschaftliche Forschung damit, die Gesetz- durchgeführt. Er ließ alle zeitgleich auf dem Kon- mäßigkeiten in den Natur- bzw. Wetterphänomenen tinent erhobenen und telegraphisch übermittelten zu ergründen. Die Deutsche Seewarte wurde Wettermeldungen einholen und veröffentlichte am zu einer zentralen Stelle für die meteorologische 16. Februar 1876 die erste tägliche Wetterkarte und klimatologische Forschung in Deutschland, die Deutschlands. Es dauerte nahezu 60 Jahre, bis 1934 international große Anerkennung genoss. Bis zur erstmals eine Höhenwetterkarte veröffentlicht wur- Einführung der numerischen, rechnergestützten de, 1938 gelangten erstmals Frontensysteme in die Wettervorhersage im Deutschen Wetterdienst Mitte Analyse einer Bodenwetterkarte. Aussagen über die der 1960er-Jahre schätzte der Meteorologe die Wet- weitere Wetterentwicklung blieben problematisch, tervorhersage für die nächsten 12 bis 24 Stunden da sich aus den Karten zwar Verlagerungen und mithilfe von Regeln, die aus der Erfahrung aufge- Änderungstendenzen, nicht aber die Entstehung von stellt wurden, und bestimmten Verfahren ab. Druckgebieten ableiten ließen. Gleich nach seiner Amtsübernahme holte von Neu- 1904 legte der norwegische Physiker und Meteorolo- mayer 1875 Wladimir Köppen zur Deutschen See- ge V. Bjerknes den Grundstein für neue Vorhersage- warte mit der Aufgabe, das Sturmwarnungswesen verfahren. Seine Erkenntnis: „Wenn es wahr ist, was und die Synoptik aufzubauen. Die Zusammenschau jeder Wissenschaftler glaubt, dass sich der zukünf- Insbesondere in den 1960er-Jahren revolutionierten ▲ Qualitätsentwicklung der Vorhersage des Wetters aller gleichzeitig erhobenen Beobach- tige Zustand der Atmosphäre nach physikalischen Die Grafik zeigt, wie sich die Qualität der numerischen die Daten von Wettersatelliten, die Entwicklung von Gesetzen aus dem vorherigen Zustand entwickelt, Wettervorhersage beim DWD für das Gebiet Nordatlantik Großrechnern und die Einführung der numerischen dann reichen für das Problem der meteorologischen und Mitteleuropa seit 1968 verbessert hat. So ist heute die Wettervorhersage die Wettervorhersage insgesamt. Vorhersage für sieben Tage im Voraus zutreffender als die Vorhersagen die folgenden beiden Bedingungen für Heute ist es den Meteorologen dank einer Vielzahl für einen Tag im Jahr 1970. In der Vertikalen ist die so eine objektive Lösung aus: Man muss mit hinrei- FAKTEN chender Genauigkeit den Zustand der Atmosphäre zu von modernen Beobachtungsmethoden, wie z. B. Daten von zahlreichen Wettersatelliten oder vom genannte Tendenzkorrelation zu sehen. Eine Korrelation von 0,6 bedeutet, dass die Vorhersage noch brauchbar ist, einer gewissen Zeit kennen sowie die Gesetze, nach eine Korrelation von 1 steht für eine perfekte Vorhersage.. flächendeckenden Niederschlagsradar, möglich, DWD Mess- und Beobachtungsnetz denen sich der eine atmosphärische Zustand aus mithilfe von modernen und effizienten Großrechnern dem anderen entwickelt.“ die Wettervorhersage stetig zu verbessern. 182 hauptamtliche Messstellen 1 761 nebenamtliche Wetter- und Niederschlagsstationen 1 149 phänologische Beobachtungsstellen 2 hauptamtliche Bordwetterwarten auf Forschungsschiffen 30 automatische Bordwetterstationen 434 Wettermeldestellen auf Handelsschiffen 5 fest installierte Bojen in Nord- und Ostsee 4 automatische aerologische Stationen auf See 18 Wetterradarstandorte in Deutschland 2 Meteorologische Observatorien 10 Radiosonden-Stationen mit jährlich rund 7 000 Ballonaufstiegen 48 Stationen mit Radioaktivitätsmessung Moderne Wettervorhersage ▶ 3 Mobile Messeinheiten meteorologischer Arbeitsplatz ◀ Erste tägliche Wetterkarte NinJo: Vorhersage des Mittel- Zudem nutzt der DWD die Daten von derzeit windes, Ausschnitt aus dem der Deutschen Seewarte vom ca. 15 Wettersatelliten. 16. Februar 1876, herausgege- Modellvorhersagesystem ICON ben von Wladimir Köppem des DWD 12 13
Warndienst und Kommunikationssysteme Was nutzt eine Warnung, wenn sie nicht bei den be- über die DWD-WarnWetter-App oder die Internet- troffenen Personen ankommt und sie nicht mögliche Seite direkt für die Bevölkerung und die Einrich- Vorkehrungen treffen können? Bei der Herausgabe tungen des Bevölkerungsschutzes und der Katastro- und Verbreitung der Warnungen vor gefährlichen phenvorsorge veröffentlicht. Durch den technischen Wettererscheinungen ist Schnelligkeit entscheidend. Fortschritt konnten seit dem 19. Jahrhundert die Heute, im digitalen Zeitalter, werden die aktuellen Warnungen kontinuierlich schneller verbreitet Warnungen des DWD in Bruchteilen von Sekunden werden. Stürme bedeuten für die Schiff fahrt, deren Besat- zungen wie auch für die Küsten und deren Bewoh- ner eine große Gefahr. Ab Mitte der 1860er-Jahre wurden Sturmwarnungen herausgegeben, die aber nur selten zutrafen. Daher richtete die Norddeut- sche Seewarte gleich nach ihrem Start einen Sturm- warndienst ein, in den sie ab 1873 telegraphische Wetterberichte aus England mit einbezog. Ab 1876 baute Wladimir Köppen das Sturmwarnnetz neu auf. Entlang den deutschen Küsten von Ostfriesland bis ▲ Heute keine Wettervorhersage und keine Warnungen mehr ohne ihn: Hochleistungsrechner in der DWD-Zentrale in Offenbach nach Ostpreußen wurden insgesamt 164 Signalstel- len errichtet, an denen Wettermeldungen erhoben und durch optische Signale an Masten Warnungen genannte NAVTEX-System verbreitet. NAVTEX steht vor Starkwind und Sturm angezeigt wurden. für NAVigational warnings by TEleX. Es ist ein welt- ▲ Fernsehwetterkarte 1952 in der weit verbreitetes Verfahren, meteorologische und Tagesschau, präsentiert vom DWD- Nach der Erfi ndung der drahtlosen Telegraphie nautische Warnnachrichten, Seewettervorhersagen Meteorologen Dr. Gerd Roediger konnten ab 1909 Wetterbeobachtungen von Seeschif- oder Seenotmeldungen an Schiff e zu übermitteln. fen an Landstationen vermittelt werden. Dadurch Grundlage ist das internationale SOLAS-Abkommen Antenne an der Wetterfunksendestelle (WFS) wurden Analysen der Wetterlage über den Ozeanen (Safety Of Life At Sea) zur Sicherung menschlichen ▼ Pinneberg des DWD erst möglich und die Wettervorhersagen wesent- Lebens auf See. lich verbessert. Die Seewarte richtete einen Funk Sturmwarndienst ein und versuchte, regelmäßig Ausgestrahlt werden internationale NAVTEX-Sen- Ozean-Funkwetterberichte abzusetzen. 1910 wur- dungenin englischer Sprache auf 518 kHz, in deut- de sie „Zentrale für den Funk-Wetternachrichten- scher Sprache als nationales NAVTEX auf 490 kHz. dienst“. Ab 1928 wurden täglich Telegramme über Schiff sführer ausrüstungspfl ichtiger Schiff e und Norddeich-Radio ausgestrahlt, die das Zeichnen von Freizeitskipper verwenden diesen sicherheitsrele- Wetterkarten an Bord ermöglichten. 1932 wurde vanten Service zur Routenplanung und Navigation. der „Fischdampfer-Wettermeldedienst“ eingerichtet. Durch internationale Koordination ist gewährleistet, Eine Verbreitung dieser Wetterberichte fand über dass sich Sender benachbarter Staaten nicht gegen- den Deutschen Hochseerundfunk statt. Der Deutsch- seitig stören. landsender verbreitete ab 1932 zweimal täglich den „Funktelephonischen Seewetterbericht“. Diese Auf dem Areal der WFS befi nden sich insgesamt Entwicklungen markierten den Beginn des heutigen 14 Kurzwellensender mit Leistungen von 1 kW bis Seewetterdienstes des DWD. 20 kW für die Übertragung von Wetterdaten und Wetterkarten. Dazu kommt ein 20 kW-Langwellen- Für die Küstenbereiche gibt es heute Sturmflutwar- sender für Funkfernschreiben, der zusätzlich die nungen, die das Bundesamt für Seeschiff fahrt und Versorgung der Schiffe im Nahfeldbereich, also Hydrographie (BSH) in enger Zusammenarbeit mit bis rund 3 000 Kilometer Radius, übernimmt. Ein ▲ Signalstelle zur Verbreitung dem DWD herausgibt. Für die Schiffe auf der Nord „direkter Draht“ geht zu den Forschungsschiffen von Warnungen auf dem Dach und Ostsee werden Warnungen von der Wetterfunk- METEOR und POLARSTERN, wo immer sie sich der Deutschen Seewarte sendestelle (WFS) Pinneberg des DWD über das so aufhalten. 14 15
digitalisiert und geprüft / digitised and controlled 215 Stationen / stations in Bearbeitung / in progress 73 Stationen / stations noch nicht digitalisiert / not yet digitised 1165 Stationen / stations ! !! ! Stand / Status: 03/2018 ! ! ! ! !! !! !! ! !! ! ! ! !! ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! !!! ! ! ! !! !!! ! ! !! ! !!!!!!! ! ! ! ! ! ! ! ! !!!! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! !!! !!! !! ! ! !! ! ! ! !! ! !! !!! ! ! ! !! ! ! !!! !!! !! !! ! ! ! ! !! !! ! ! ! ! ! ! ! ! !!! ! ! ! ! ! ! ! !!!!! ! ! !! ! ! !! ! !! ! !! ! ! !!!! ! ! !! ! !! !! !! !! !! ! ! ! !!!! !!!! !! !! ! ! !! !!! !! ! ! ! !!! ! ! !!! ! !! ! ! !! !! ! ! !!! !!! ! !!!!! ! ! !! !!! ! !!! !! ! ! !!! !!! !! ! !! !!!!! !! !! !! !! ! ! ! !! ! !! ! ! ! ! ! ! ! !! ! !! ! ! ! !!!! ! !!! !! ! ! ! ! ! ! ! !! ! ! !!! !! !!!! !! ! !! ! !!!! ! !! ! !! ! !! ! ! !! ! !! !! !! !! ! ! !! ! ! !!! ! ! ! ! ! ! !!! !! ! ! !! ! ! !! ! !! !! !! ! ! ! ! !! ! ! ! ▲ Die Überseestationen der Deutschen Seewarte, Stand der Digitalisierung März 2018 Themeninsel – Deck 5 . Überseestationen Meteorologische Aufzeichnungen der Deutschen Die Deutsche Seewarte betreute weltweit über 1 500 disierten Anleitungen durch und trugen die Mess- Seewarte am Beispiel Kamerun (deutsches Ko- ▼ Meteorologische Hauptstation Buea (Kamerun) 1913 Klimastationen, die sich überwiegend in den ehema- werte in verschlüsselter Form in Formulare ein. Die lonialgebiet von 1884-1919) ligen deutschen Kolonien befanden. Im Hamburger handschriftlichen Aufzeichnungen wurden per Schiff Archiv des DWD lagern Daten dieser Stationen aus an die Seewarte zurückgeschickt. Die ersten Messungen aus Kamerun stammen vom dem Zeitraum 1830 bis 1943. Dezember 1885 von der heutigen Station Duala. Mit den gesammelten Informationen gewannen die Nach und nach wurden damals Messstationen in Schon die Norddeutsche Seewarte hatte es sich ne- Wissenschaftler erstmals genaue Kenntnisse über Kamerun eingerichtet, so dass heute Beobachtun- ben ihren maritimen Aufgaben zum Ziel gesetzt, die das globale Klima. Auch heute wird den Daten noch gen von 97 Stationen archiviert sind. Mit Ende der Kenntnisse über das Klima in fernen Ländern, deren große Bedeutung beigemessen. Sie werden im DWD deutschen Kolonialbesetzung von Kamerun hören Küsten und Hafenstädte zu erweitern. Die Deutsche Seite für Seite gescannt, um die historischen Un- die meteorologischen Beobachtungen der Seewarte Seewarte intensivierte diese Aktivitäten durch die terlagen zu sichern. Die meteorologischen Daten auf. An den so genannten Klima-Stationen in Kame- Einrichtung von Klimastationen in Übersee. Mit werden mit einem vom DWD entwickelten Programm run wurden morgens, mittags und abends Beobach- der Ausweitung der deutschen Kolonien wuchs auch auf ihre Qualität geprüft, in Datenbanken integriert tungen verschiedener meteorologischer Elemente das Stationsnetz rasch. Besonders in Afrika, Süd- sowie für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. durchgeführt. Dazu gehörten u. a. Temperatur, Nie- und Mittelamerika, Ostasien und auf einigen Süd- Die nationalen Wetterdienste der Staaten, in denen derschlag, Wind, Luftdruck, Wettererscheinungen. seeinseln richtete die Seewarte meteorologische Stati- sich diese früheren Überseestationen befanden, An Niederschlagsstationen wurde nur einmal am Tag onen, stattete diese mit Instrumenten aus und schulte erhalten die Daten vom DWD ebenfalls in digita- gemessen. Die Daten von den Stationen in Kame- freiwillige Mitarbeiter (Konsulatsangehöri- ler Form. Mit den Daten lassen sich die damaligen run liegen heute noch in Papierform im Archiv des ge, Missionare, Ärzte, Lehrer, Kaufleute, Pflanzer). Klimaverhältnisse rekonstruieren und Aussagen zum Seewetteramtes vor. Sie werden zur Zeit digitalisiert Diese führten Wetterbeobachtungen nach standar- Klimawandel treffen. und wissenschaftlich ausgewertet. 16 17
Themeninsel – Deck 6 Laderaum-Meteorologie ◀ Mögliche Gefahrenzonen auf den Weltmeeren für Schiffsladungen Aus Schaden wird man klug… Auf den Seewegen durch verschiedene Klimazonen besteht die Gefahr, dass Schäden an der Ladung beit mit Reedereien wieder aufgenommen. Ziel der auftreten. Das Risiko ist besonders groß, wenn sich Untersuchungen war es, die Ursache von Lager- und Lufttemperatur und/oder Luftfeuchte stark ändern Transportschäden an verschiedenen Gütern (Getrei- und es im Laderaum zur Bildung von Schwitzwasser de, Kakao, Kaff ee, Holz, Maschinen) zu erforschen. kommt. Um Schäden zu vermeiden, muss das Klima Nach der Auswertung der Ergebnisse wurden zur in den Laderäumen überwacht werden. Verhütung von Schäden gezielte Lüftungsmaßnah- men der Laderäume in Abhängigkeit von der Außen- Bei Reisen unter Segeln ließ die langsame Fahrtge- luft erarbeitet. schwindigkeit der Ladung im Allgemeinen genügend Zeit, sich an die sich ändernden Klimabedingungen Durch die Entwicklung von speziellen Laderaum- entlang des Seewegs anzupassen. Als mit den mo- ausstattungen und Containern mit Lüftungseinrich- dernen P-Linern und dem Beginn der Dampfschiff- wasser im Laderaum. Waren verdarben, Stahl ros- erstmals systematische Messungen an Bord und in tungen sowie entsprechenden Verpackungen ist die fahrt die Ladung größer und der Transport schneller tete, durch Selbstentzündung kam es zu Bränden. den Laderäumen durchgeführt. Die Auswertungen Gefahr von meteorologisch bedingten Schäden heute wurde, änderte sich dies: Die fehlende Anpassung an Nach ersten Untersuchungen Ende der 1920er-Jah- gingen jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren. Daher deutlich reduziert. Unterstützend berät der DWD rasch wechselnde Außenbedingungen verursachte restartete die Deutsche Seewarte 1934 Forschungs- wurde die Forschungstätigkeit im Seewetteramt des heute die Schiff sführung mit Lüftungsempfehlungen Schäden durch hohe Luftfeuchte oder gar Schwitz- fahrten auf Handelsschiffen. Auf diesen wurden Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Zusammenar- während der Reise. In den 1950er- bis 1970er-Jahren verwendete Mess- instrumente zur Untersuchung der meteorologischen Bedingungen im Laderaum und des Feuchtegehaltes Lufttemperatur in einem 20-Fuß-Container an ▼ Belüftung als ein Mittel der Wahl, um Schäden an Schiffsladungen zu vermeiden ▼ gefährdeter Ladung wie Holz und Getreide ▼ einem sonnigen Tag im Mai in Norddeutschland 45 Temperatur in °C 40 35 30 25 20 15 10 5 Südwand Container, innen Außentemperatur im Schatten 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Uhrzeit 18 19
▲ Fischereischutzboot (FSB) MEERKATZE ▲ Erste Bordwetterwarte auf FSB MEERKATZE Themeninsel – Deck 7 Bordwetterwarte Im Mai 1950 wurde das Fischereischutzboot (FSB) MEERKATZE in Dienst gestellt. Seine Aufgabe war es, den Fischdampfern in den Nordseefangplätzen ▲ Temperaturmessung auf dem Fischereiforschungsschiff (FFS) ANTON DOHRN nautische, ärztliche und technische Hilfeleistung zu geben. Auf der MEERKATZE befand sich die erste ferwelle, zunächst vom Meteorologischen Amt für Heute sind lediglich die beiden Forschungsschiffe Auf POLARSTERN versorgt der Meteorologe die Bordwetterwarte Deutschlands. Der Bordmeteoro- Nordwestdeutschland (MANWD) und später vom METEOR und POLARSTERN mit Bordwetterwarten Piloten der beiden Hubschrauber mit Flugwettervor- loge warnte vor schwerem Wetter, gab Vorhersagen Seewetteramt des DWD. Im Gegenzug gab das Schiff ausgestattet. Ihre Technik und Arbeitsweise unter- hersagen. Neben den hochauflösenden Satellitenbil- für die verschiedenen Fanggebiete heraus und beriet Bordwettermeldungen an das Seewetteramt weiter, scheidet sich deutlich zu früher. Gleich geblieben dern sind in diesem Zusammenhang die Daten aus den Kapitän des FSB. Die Informationen erhielt er die damals für die Wetteranalyse von besonders ist hingegen, dass der Bordmeteorologe detaillierte den aktuellen Radiosondenaufstiegen, die Messwerte über Funk oder Funktelefon auf der Fischdamp- großem Wert waren. Der Wetterberatungsdienst Wettervorhersagen für das jeweilige Fahrt- und von Wolkenuntergrenze, Sichtweite sowie Tempera- war nicht nur für die Sicherheit der Flotte, sondern Einsatzgebiet erstellt sowie die Schiffsführung und tur und Luftfeuchtigkeit von besonderem Interesse. auch für die Fischerei von großer Bedeutung. Die die Fahrtleitung berät, die die Vielzahl der vorgese- Ermöglicht werden diese Aufgaben durch modernste Windvorhersage war wichtig, da die Treibnetze in henen Forschungsaktivitäten koordiniert. Technik, insbesondere Satellitenübertragungen. Richtung der zu erwartenden Windrichtung ausge- FAKTEN setzt werden mussten und diese ab Windstärke 7 abrissen. Messinstrumente an Bord FS METEOR Bordwetterwarten des DWD:. Instrument Meteorologischer Parameter FSB MEERKATZE (1): 1950 – 1974 FSB MEERKATZE (2) (ehemals FFS ANTON DOHRN) 2 Ultraschallanemometer (1 steuerbord, 1 back- Windstärke, Windrichtung 1972 - 1977 bord) FSB MEERKATZE (3): 1977 – 2008 2 Temperatur-/Feuchtesensor (1 steuerbord, Lufttemperatur und FSB POSEIDON: 1957 – 1981 1 backbord) relative Feuchte FSB FRITHJOF (3): 1968 – 1997 2 Wassertemperaturfühler (1 steuerbord, 1 back- Wassertemperatur FFS ANTON DOHRN (1): 1955 – 1972; ab 1972: ▼ Forschungsschiff (FS) METEOR bord) Umbenannt in FSB MEERKATZE (2) FFS ANTON DOHRN (2): 1972 - 1986 1 Pyranometer Globalstrahlung FFS WALTHER HERWIG (1): 1963 – 1986; ab 1972: 1 UV-Radiometer UVE- und UVA-Strahlung Umbenannt in ANTON DOHRN (2) FFS WALTHER HERWIG (2): 1972 – 1993 1 Pyrgeometer langwellige Strahlung FS METEOR: 1964 – 1985 1 Digitalbarometer Luftdruck FS METEOR (neu): seit 1986 1 Sonnenscheinsensor Sonnenscheindauer FS POLARSTERN: seit 1982 1 Sichtweitenmesser Sichtweite Abkürzungen: Je 1 Schiffsregenmesser, Niederschlagswächter, Niederschlag FSB: Fischereischutzboot Disdrometer FFS: Fischereiforschungsschiff Radiosonden vertikale Profile von Temperatur, FS: Forschungsschiff Feuchte, Wind und Luftdruck 20 21
Niederlassung Hamburg des Deutschen Wetterdienstes Deutscher Wetterdienst – Wetter und Klima Klimamodellierung wie auch für statistische Auswer- aus einer Hand tungen, Gutachten und Auskünfte. Zurzeit arbeiten Der Deutsche Wetterdienst (DWD) besitzt seit seiner rund 2 350 hochqualifizierte Beschäftigte – Wetter- Gründung im Jahr 1952 die zentrale Kompetenz für beobachter, Meteorologen, Physiker, Ingenieure, Wetter und Klima in der Bundesrepublik Deutsch- Verwaltungs- und IT-Spezialisten – beim DWD. land. Seine vielfältigen Dienstleistungen für alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche basieren auf Der DWD in Hamburg: Standort mit maritimem einem gesetzlichen Informations- und Forschungs- Charakter auftrag – dem „Gesetz über den Deutschen Wetter- Mit seiner Zentrale in Offenbach am Main und sei- dienst“. Der DWD ist eine Anstalt öffentlichen Rechts nen großen Niederlassungen in Hamburg, Potsdam, und als Bundesbehörde unmittelbar dem Bundes- Essen, Leipzig, Stuttgart, München und Freiburg ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ist der DWD in jeder Region Deutschlands präsent. unterstellt. Nach Offenbach ist die Niederlassung Hamburg mit ihren Einrichtungen im Seewetteramt in St. Pauli, Mit rund 2 000 meteorologische Messstellen be- am Flughafen Fuhlsbüttel, in Sasel und Pinneberg treibt der DWD eines der dichtesten und leistungs- die zweitgrößte Dienststelle. Der Schwerpunkt der fähigsten Messnetze zur Wetter- und Klimabeob- Aufgaben liegt hier auf der maritimen Meteorologie achtung weltweit. Die kontinuierliche Erfassung der und Klimatologie. Wetterdaten bildet die Grundlage für die Wetter- analyse und Wettervorhersagen einschließlich der Vorhersagen und Warnungen für die Region ▲ Schiffsroutenberatung braucht beides: manuelles (links) und digitales (rechts) Arbeiten Warnungen vor gefährlichen Wettererscheinungen. Tag und Nacht überwachen die Meteorologinnen und Diese Daten dienen ferner der Erfassung des Klima- Meteorologen der Hamburger Regional-und Seewetter- zustandes, regionaler Klimaänderungen und der zentrale (RSZ) die Entwicklung des Wetters auf See, in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Nieder- denkt jeder sofort an hohe Wellen und Sturmflut- sachsen. Sie erstellen bedarfsgerechte Vorhersagen gefahr. Auch heutzutage, in Zeiten von Container- z. B. für das abendliche Open-Air-Konzert ebenso wie riesen und gigantischen Kreuzfahrtschiffen, begeben für die Kranaufstellung an der Baustelle. Bei Sturm, sich Menschen „in Gottes Hand“, wenn sie ein Schiff FAKTEN Starkregen, Gewitter, Glätte oder Schnee warnen die DWD-Experten die Bevölkerung vor Wettergefah- betreten. Das Meteorologen-Team der RSZ im See- wetteramt trägt daher an sieben Tagen und rund um Aufgaben des DWD: ren, bei noch kritischeren Ereignissen wie schweren die Uhr mit Seewettervorhersagen und -warnungen ▪ Wettervorhersage Gewittern, verbreitetem Glatteis oder Orkanböen für Nord- und Ostsee sowie die deutschen Küsten ▪ Herausgabe von amtlichen Warnungen vor werden Unwetterwarnungen herausgegeben. Für den zur Sicherheit der Seeschifffahrt bei. Im Übrigen gefährlichen Wetterereignissen Fall einer Havarie in der Vorhersage- und Beratungs- ist der DWD gemäß seines gesetzlichen Auftrages ▪ Meteorologische Sicherung der Luft- und Seefahrt, zentrale Offenbach fungiert die RSZ als Back-Up. und des internationalen Schiffssicherheitsvertrages der Verkehrswege sowie wichtiger Infrastrukturen International Convention for the Safety Of Life At Sea insbesondere Energieversorgung und Die Wetter- und Unwetterwarnungen erreichen sofort (SOLAS) zu dieser Dienstleistung verpflichtet. Neben Kommunikationssysteme die Lagezentren, die Rettungsleitstellen, Einsatzzen- der Berufsschifffahrt zählen auch viele Sport- und tralen der Feuerwehr sowie Kunden aus Wirtschaft Freizeitkapitäne zu den Empfängern. Eine enge Zu- ▪ Klimaüberwachung und Industrie. Zudem sind sie im Internet und über sammenarbeit besteht außerdem mit dem Sturmflut- ▪ Analyse und Projektion des Klimawandels und die WarnWetter-App abrufbar und werden über die warndienst des Bundesamtes für Seeschifffahrt und dessen Auswirkung Medien verbreitet. Das Kompetenzzentrum für rege- Hydrographie (BSH). ▪ Klima- und Umweltberatung nerative Energie unterstützt mit zeitlich und räumlich ▪ Internationale Zusammenarbeit hochaufgelösten Vorhersagen die Energieversorgungs- Eine Gruppe von Spezialisten ist im Seewetteramt ▪ Gewinnung, Management und Bereitstellung von unternehmen und Übertragungsnetzbetreiber. für die individuelle Seeschifffahrtsberatung zustän- meteorologischen und klimatologischen Geodaten dig. Zur Zielgruppe dieser kostenpflichtigen Dienst- und Dienstleistungen Meteorologische Sicherung der Seefahrt leistung gehören diejenigen Seefahrer, die eine spe- ▪ Überwachung der Atmosphäre auf radioaktive Die Nähe zum Meer und die Seefahrt haben die Men- zielle Aufgabe zu erfüllen haben: sei es, den Atlantik Stoffe und deren Verfrachtung schen an den deutschen Küsten in besonderem Maße auf sicherer und wirtschaftlicher Route zu überque- ▪ Betrieb der erforderlichen Mess- und geprägt. Bei schlechtem Wetter auf und an der See ren, eine neue Windkraftanlage zu ihrem Offshore- Beobachtungssysteme Standort zu schleppen oder einen Wochenendtörn In der Regional- und Seewetterzentrale mit der Familie rund um Bornholm zu planen. ▲ 22 23
Das Forschungsschiff POLARSTERN ▲ Die Lücken verkleinern – Wetterbeobachtung auf See Meteorologische Beobachtungsdaten sind die Grund- lage der Wetteranalyse und -vorhersage. Ein dichtes Stationsnetz ist dabei eine wichtige Voraussetzung. Auf hoher See gibt es – anders als an Land – kaum feste Wetterstationen, die regelmäßig Informationen liefern. Satelliten können diese Datenlücke zum Teil sehr gut schließen, die erforderlichen Messwerte lassen sich aber meist nur indirekt ableiten. Zudem können wichtige Parameter wie der Luftdruck nicht vom Satelliten aus bestimmt werden. Hier liefern, neben automatischen Messbojen und Flugzeugen, Messungen an Bord von Schiffen einen entscheiden- den Beitrag. Der Meteorologische Hafendienst des DWD mit Standorten im Seewetteramt Hamburg und an der Außenstelle Bremerhaven betreut mehrere hundert Verladung einer Startvorrichtung für Wetterballone ▲ ▼ DWD-Hafendienst bei der Prüfung von Messtechnik Maritim-meteorologische Beratung auf Forschungs- beraten sie, im Sinne einer sicheren und effizienten Schiffe. Deren Besatzungen erfassen Wetterdaten schiffen und in der Antarktis Durchführung der Forschungsvorhaben, die Schiffs- auf den Meeren, steuern sie in das weltweite meteo- Ihre Erfahrung in der maritimen Meteorologie be- führung, die wissenschaftliche Fahrtleitung und rologische Meldenetz ein und tragen so zur Wetter- ziehen die Schiffsroutenberater des Seewetteramtes auf POLARSTERN auch die Helikopterpiloten. Die vorhersage und Klimaanalyse bei. Die Experten des aus eigenen Seereisen mit den Forschungsschiffen Flugwetterberatung ist von besonderer Bedeutung DWD-Hafendienstes leiten die Beobachter an und METEOR und POLARSTERN. Als Bordmeteorologen bei den Einsätzen von DWD-Meteorologen an der rüsten die Schiffe mit kalibrierten meteorologischen Neumayer-Station im antarktischen Südsommer. Messinstrumenten aus. Zusätzlich werden auf Hier arbeitet das Seewetteramt eng mit dem Alfred- Schiffen automatische Bordwetterstationen instal- ▼ Antennenmast an der Wetterfunksendestelle Pinneberg Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und liert, die autark arbeiten und die Daten unmittelbar Meeresforschung zusammen. versenden. Wetterfunksender Pinneberg Wetterbeobachtungen auf Schiffen finden in der Die Warnungen und Seewetterberichte der Regio- Regel auf Höhe der Schiffsbrücke statt und beziehen nal- und Seewetterzentrale gelangen auf unter- sich auf die unterste Luftschicht. Für eine umfassen- schiedlichen Wegen zu den Kunden, z. B. über den de Erfassung des Wettergeschehens sind die phy- öffentlich-rechtlichen Rundfunk, das Internet oder sikalischen Abläufe in der Atmosphäre bis zu einer die WarnWetter-App des DWD. Schiffe auf hoher Höhe von 20 bis 25 Kilometern von großer Bedeu- See können auf diese Medien in der Regel nicht tung. Deshalb haben einige Schiffe DWD-Systeme zugreifen. Daher strahlt der DWD aktuelle See- an Bord, die Wetterballone mit Radiosonden starten, wetterinformationen in Text, Bild- und Sprachform um Daten aus der Atmosphäre bis in 35 Kilometern über die eigene Wetterfunksendestelle in Pinneberg über dem Meer zu gewinnen. Während eines solchen auf Kurz-, Mittel- und Langwellenfrequenzen aus. Radiosondenaufstiegs erfassen die Messfühler stän- Meldungen des BSH, z. B. Navigationswarnungen, dig Daten und senden sie an die Empfangseinheit auf Seenotmeldungen oder Eisberichte werden ebenfalls dem Schiff. DWD-Experten in Hamburg betreuen über den Sender verbreitet. Auch mit diesem Service diese Systeme im Rahmen des internationalen kommt Deutschland seinen Verpflichtungen aus dem Automated Shipboard Aerological Programmes SOLAS-Vertrag nach. (ASAP). 24 25
Analysekarte der globalen Klimaüberwachung ▲ Globale Schiffswettermeldungen im Auftrag der WMO Über die Wettervorhersage hinaus sind Schiffswet- termeldungen z. B. für klimatologische Analysen be- deutend. Im Auftrag der Weltorganisation für Meteo- rologie (WMO) betreibt der DWD eines von weltweit zwei „Global Collecting Centres“. In diesen Daten- zentren werden hochwertige globale Schiffswetter- meldungen gesammelt, qualitätsgeprüft aufbereitet und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Ins- gesamt tragen der DWD und internationale Partner so jährlich ca. eine Million Schiffswettermeldungen zusammen und leisten einen bedeutenden Beitrag für die globale Wetter- und Klimaüberwachung. Hier laufen die Fäden zusammen: Maritime und globale Klimaüberwachung Mit dem umfangreichen Schiffsdatenarchiv und langen Klimadatenreihen von Stationen auf allen ▲ Prüfung maritimer Messtechnik ▼ Manuelle Erfassung von Lufttemperatur und Feuchte auf einem Containerschiff Kontinenten können die DWD-Experten nach einge- hender Analyse und statistischen Auswertungen die unterschiedlichsten Fragestellungen zu Wetter und Klima auf den Weltmeeren, im Offshore-Bereich oder im In- und Ausland beantworten. Wichtiger denn je ist heute in Zeiten des Klimawandels die von den Spezialisten im Seewetteramt kontinuierlich durch- geführte globale Klimaüberwachung. Dazu betreibt der DWD in Hamburg ein Archiv weltweiter Klima- daten. Nach Abschluss jedes Monats werden die Kli- madaten von rund 3 000 Stationen auf der ganzen Welt empfangen, qualitätsgeprüft und statistisch ausgewertet. Ergebnisse des globalen Klimamonito- rings werden in monatlich erscheinenden Produkten oder als Berichte zu Extremereignissen im Internet- auftritt des DWD veröffentlicht. Wetterdaten aus alter Zeit für die Klimaforschung Eines der größten maritim-meteorologischen Archive ▲ Seite eines historischen Schiffstagebuches der Welt befindet sich in der Hamburger DWD- Niederlassung. Geschätzte 21 Millionen Wetterbeob- achtungen aus mehr als 37 000 historischen Schiffs- deutschen Kolonialgebieten liegen historische journalen von 1829 bis 1934 werden im Zuge der Wettertagebücher vor, die zu Zeiten der Deutschen Initiative HISTOR in Handarbeit elektronisch erfasst Seewarte (1875 bis 1945) von entsendeten Beobach- und geprüft. Da die Daten aus einer Zeit stammen, tern und einheitlichen Instrumenten fern der Heimat in denen von den Weltmeeren kaum meteorologische sorgfältig aufgezeichnet wurden. Im Seewetteramt Informationen vorhanden sind, haben sie für die werden sie digitalisiert, geprüft und Klimaforschern Forschung einen unschätzbaren Wert. Auch von sowie den jeweiligen nationalen Wetterdiensten zur mehr als 1 500 Landstationen aus den ehemaligen Verfügung gestellt. 26 27
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