Ohne Ende Zeitenwende - Narrenpredigt von Pfarrer Ulrich Haberl 19. Februar 2023 Erlöserkirche Herrsching - evangelisch-in-herrsching.de

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Ohne Ende Zeitenwende - Narrenpredigt von Pfarrer Ulrich Haberl 19. Februar 2023 Erlöserkirche Herrsching - evangelisch-in-herrsching.de
Ohne Ende Zeitenwende

                                                    Foto: Petra Schmieder

Narrenpredigt von Pfarrer Ulrich Haberl

                 19. Februar 2023
             Erlöserkirche Herrsching

        Biblischer Bezug: Lukasevangelium 4,16-21
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                                2

Närrische Zeitenwende                       ist beim Narren der Intellekt.
                                            der zwischen beiden Ohren steckt.
„Helau“ hier in die fromme Runde!
Der Narr hat für euch frohe Kunde:          Der Narr will mit seinen Sentenzen
                                            schlau wie ein Esel vor euch glänzen.
Die dürre Zeit, sie ist zu Ende.
Die Faschingspredigt bringt die Wende.      Der Protestant ist meist verspannt
Wo sonst die frommen Seelen darben,
vor Langeweile fast erstarben,              Wo wir den Narren grade loben …
                                            Ihr könntet auch mal etwas toben!
regiert heut kecker Narrengeist.
der sich um überhaupt nichts sch… ert       Grüßt bitte, das wäre hier schlau
                                            den Narr´n mit kräftigen …
was man sonst fromm und schicklich heißt.
Der Narr, den ihr – zurecht – verehrt,      Oh weh! Was für ein müder Haufen
                                            kam heut zur Kirche nur gelaufen!
verkehrt mit List und Lust die Sachen,
die uns sonst Angst und Sorgen machen,      Es ist ja allgemein bekannt:
                                            Der Protestant ist recht verspannt.
ins Gegenteil. Dann kann man lachen …
… und manchmal heulen. Es entfachen         Der überschäumende Humor
                                            kommt bei ihm äußerst selten vor.
sich jedenfalls die Emotionen
die tief in unsrer Seele wohnen.            Auch die gemeine Protestantin
                                            gilt nicht als große Komödiantin.
Das lieben viele. Und zum Ziele
dass unter Herrschings Campanile            Ganz klar zeigt mir euer verdrießter
                                            Blick: Ihr seid nicht grad´ Feierbiester.
der Gottesdienst mal rockt und swingt
hat man den Narren heut verdingt.           Zu den Katholiken fliehen?
Sonntags ist hier ja mein Kollege
                                            Es wär´ besser, ich ließ mich schicken
der Pfarrer Haberl sonst zuwege.
                                            im Fasching zu den Katholiken.
Ach je: Mit solchem Personal
                                            Weil: Karneval und Faschings-Sause
hat die Gemeinde echt ne Qual.
                                            sind dort traditionell zuhause.
Er predigt, hört man, zäh und schwer.
                                            Ja, drüben, in St. Nikolaus
Was bleibt den Schäfchen als Notwehr
                                            gibt´s für mich sicher mehr Applaus.
anderes übrig, als sich eben
                                            Lebt also wohl! Bei euch hier ist
dem Predigtschlaf dann zu ergeben.
                                            es für den Narr´n einfach zu trist.
Doch heute steht auf der Agende:
                                            Wobei, das mit dem Zölibat
gottesdienstliche Zeitenwende!
                                            wäre auf Dauer halt auch fad.
Leutchen, was habt ihr für ein Glück!
                                            Der Mensch ist halt so ein Gewächs:
Der Narrenpfaffe ist zurück!
                                            Er will nicht leben ohne Liebe.
Er steht in eurer frommen Hütte
                                            Wenn bald in Rom der Pontifex
am Faschingssonntag in der Bütte.
                                            mutig Reformen voran triebe, …
Schaut ihn nur an in seiner Pracht!
                                            … wenn´s den Narr´n, der ´ne Närrin liebt,
Ja, der Narrenornat, der macht
                                            als katholischen Priester gibt, …
halt ordentlich was her. Bei schnellen
                                            … und wenn der Papst blickt: Es wär schlau
Bewegungen ertönen Schellen,
                                            das Priesteramt auch für die Frau, …
damit gewarnt ein jeder sei
                                            … wenn ganz behände bald stattfände
vor Albernheit und Narretei!
                                            im Vatikan ´ne Zeitenwende, …
Die eleganten Eselsohren
                                            Ich würd´ zum Katholikenhaufen
zeigen dezent: Ganz auserkoren
                                            dann völlig schamlos überlaufen.
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                                 3

Solange sie in Rom die straffen               Der größte Narr, den es so gibt
Regeln fürs Sex-Leben von Pfaffen             in den bin ich schon lang verliebt.
jedoch auf ewig zementieren                   Ihr ahnt´s? In meinen Augen ist
werd´ ich wohl doch nicht konvertieren.       der Narren König Jesus Christ.
Bevor der Zölibat mal endet,                  Der große Narr von Nazareth.
bevor in Rom die Zeit sich wendet,            Ich schriebe ihm gern ein Sonett,
wird unter Protestanten wachsen               wär´ ich ein hochbegabter Dichter
der Sinn für Narretei und Faxen.              nicht Reimeschmied nur, ein recht schlichter.
Dies hoffend bleib´ ich doch bei euch         Der große Narr von Nazareth.
und präsentier´ mein närrisch Zeug.           Fast könnt ich glauben, Gott selbst hätt´
                                              ihn uns gesandt – wie seinen Sohn.
Närrische Reformation                         Es schwingt in ihm ein neuer Ton.
Schön wäre es, die fromme Blase               Mit ihm bricht an ´ne neue Zeit.
hilft mir mit etwas mehr Ekstase.             Der Mensch wird Mensch. Er ist befreit.
Vorhin, der Gruß, war echt ne Qual.
Kommt, wir probier´n es noch einmal:          Lukas 4
Drum grüßt den Narr´n jetzt, Mann und Frau,   Im Evangelium hörten wir
mit wahrhaft donnerndem …                     grad eben doch bei Lukas 4
Wow, dieses närrische Gebraus                 wie Jesus mal nach Hause kam
hört man noch in St. Nikolaus.                und dort am Gottesdienst teilnahm.
Spürt ihr das auch: In jedem steckt           Am Sabbat in der Synagoge.
ein Narr. Der wird heut aufgeweckt            reicht der leitende Theologe
in einer durchaus frommen Weise,              ihm plötzlich das Jesaja-Buch
mal laut und mal nachdenklich leise.          und sagt. Los Jesus, bitte such
Ich finde Gottesdienst echt nett              für uns mal raus ´ne schöne Stelle
hat er auch was von Kabarett.                 aus der prophetischen Novelle.
Das kann auch ernst sein und politisch,       Und dann wird er auch noch gebeten
sehr gerne auch mal etwas kritisch.           was vorzulesen vom Propheten.
So kann man Kirche reformieren,               „Es steht“, sagt Jesus, „im Buch dort
im Narrengeist sie transformieren.            das folgende Prophetenwort:
„Zeitenwende“ stell ich mir vor               ‚Der Geist Gottes, der ruht auf mir.
als einen Aufbruch mit Humor                  In Gottes Auftrag bin ich hier
mit Witz und einer Leichtigkeit,              dass ich verkünde aller Welt,
die Menschen öffnet und befreit.              was Gott will, und was ihm gefällt:
                                              Frohe Botschaft für die Armen!
Der große Narr von Nazareth                   Mit Gefangenen Erbarmen!
Ein Narr ist einer, der so handelt,           Blinde werden Farben sehn
dass sich im Menschen was verwandelt.         und Lahme können wieder gehn.
Er ahnt, in uns will etwas leben,             Und die, die jetzt verachtet sind,
dem wir zu oft den Raum nicht geben.          die leben frei als Gottes Kind.
Mal derb, mal sacht stupst er uns an          Ein Gnadenjahr bricht an, die Zeit
und macht uns Mut: Im Leben kann              wendet sich – und wir sind befreit.‘“
so viel Bezauberndes entsteh´n                Als man ihn fragt: „Das klingt ja fein!
wenn wir mal and´re Wege geh´n.               Nur, wann soll das denn bitte sein?
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                                 4

Das Gnadenjahr, wann das dann wär …         getanzt wie auf wie auf ´nem Faschingsball.
Weißt du´s vielleicht so ungefähr?          Der Mauerfall als Karneval.
Wann wird es sein – nur grob geschätzt?“,   Es gibt so Zeiten voller Glück.
Sagt Jesus: „Es beginnt schon jetzt.“       Von Freiheit ein ganz großes Stück
Wow! Das ist mal ein starkes Wort.          verwirklicht sich mit einem Rums
Die neue Zeit beginnt sofort.               oder mit einem Doppel-Wumms
                                            wie unser Kanzler gerne sagt,
Schabowski und die Maueröffnung             wenn er sich nicht, wie man oft klagt,
Mir fällt dazu eine Geschichte              in Schweigen hüllt, die Stirne runzelt,
ein, die ich schnell mal für euch dichte    und dabei etwas schelmisch schmunzelt.
Im Jahre Neunzehn / Neunundachtzig
erinnert ihr euch noch, da macht sich       Die Ampel
ein Haufen Ossis auf die Reise              Ach ja, die Ampel! Wisst ihr noch:
verduftet heimlich still und leise          Vor gut ´nem Jahr, da hatten doch
über die ungarischen Grenzen                viele Hoffnungen drauf gesetzt:
nach Westen, wo die Autos glänzen.          „Es wird alles viel besser jetzt!“
Tausende sagten „Tschüssikowski“.           Nach 16 Jahren Rumgewerkel
Da sprach ein Herr Günther Schabowski       diverser Regierungen Merkel
fürs SED-Politbüro                          – mit Fahren immer nur auf Sicht
zur Presse. Und verkündete so               ganz ohne Glamour, eher schlicht –,
unfassbare Neuigkeiten,                     da freute man sich damals schon
den Anbruch fast von neuen Zeiten!          auf die „Zukunftskoalition“.
„Wir haben heute – äh – beschlossen         Lindner, Habeck und Olaf Scholz;
dass alle DDR-Genossen,                     was war´n die alle auf sich Stolz:
wenn sie das – äh – denn wirklich wollen    Nicht einfach nur Krisen verwalten
ganz einfach – äh – ausreisen sollen.“      sondern Zukunft mutig gestalten:
Man kann die DDR verlassen?                 die Klimakrise moderieren;
Die Presse konnte es nicht fassen.          Verwaltung digitalisieren.
Man dachte doch, die schlimme Mauer         Das Land zu neuern Ufern führen
verhindert genau das auf Dauer.             und sich selbst zum Politstar küren.
Drum wird gefragt: „Die neue Regel          Doch in widrigen Niederungen
dass man geh´n kann mit Kind und Kegel,     ist dann nicht alles so gelungen.
ab wann tritt das denn dann in Kraft?“      Man sieht Minister heftig streiten
Da sprach Schabowski – ganz geschafft:      Die klare Linie fehlt beizeiten.
„Nach meiner Kenntnis – äh – sofort“        Ich fürchte ja, auch bei der Ampel
‚Sofort‘ – mit diesem letzten Wort          gibt´s viel hilfloses Rumgestrampel.
begann die große, frohe Wende,
und von der DDR das Ende.                   Die Posse mit dem Tempolimit
Denk ich dran wird mir heut kalt            Ich bringe euch als kleine Glosse
und heiß noch. Denn ohne Gewalt             mal zu Gehör folgende Posse:
wurde die Tyrannei besiegt.                 Ganz wichtig bei der Ökowende
Und Ost und West, ja alles liegt            ist der Verkehr. Es muss ein Ende
sich in den Armen diese Nacht.              haben mit Dreck und CO2
Man hat ´ne Party gleich gemacht,           Mobilität muss abgasfrei
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                                      5

und klimaneutral funktionieren.               Der deutsche Narr – Schaut nur! –,
Das muss einfach jeder kapieren.                 jetzt rast er
Man hat zu lange schon verpennt               ganz ungebremst in sein Desaster.
beim Verkehr das Change-Management.           Ich glaube ja, die Autolobby
Nun hat man damit in der Ampel                findet den Wissing tippi toppi!
nicht irgendeinen grünen Trampel              Den Narr´n jedoch nimmt´s ziemlich mit.
betraut. Nein die coole Idee                  Es wär´ doch nur ein kleiner Schritt,
war: Dafür sorgt die FDP.                     gewesen. Ein sichtbares Zeichen:
Der Posten für die Verkehrsfragen             „Wir woll´n gemeinsam was erreichen.“
wurd´ Volker Wissing übertragen.              Die Posse zeigt: Wenn man nicht will,
In Fußstapfen ganz ungeheuer                  dann steh´n Reformen ruckzuck still.
groß tritt er nach Andi Scheuer.              Dann ist ganz schnell Ende Gelände
Der Wissing soll jetzt ausprobieren,          mit der erhoffen Zeitenwende.
Verkehr zu dekarbonisieren.
                                              Ein Merz macht keinen Frühling
Wer in der Birne etwas helle
nur ist, checkt easy auf der Stelle:          Doch jetzt bin ich nicht ganz gerecht.
ein schneller und schmerzloser Trick          Die Ampel ist ja nicht nur schlecht.
wäre: Wir schrauben halt zurück               Und auch – Achtung, es folgt ein Scherz –
das Tempo auf der Autobahn.                   weiß man schon lange, dass ein Merz,
Es ist doch eh ein deutscher Wahn             käm´ er zur Macht jetzt über Nacht,
dass ohne Limit rumzudüsen,                   noch lange keinen Frühling macht.
dem Leben irgendwie nen süßen                 Wobei, es kann auch noch viel blöder
und coolen Touch von Freiheit schenkt.        kommen. Und dann wird so ein öder
Was für ein Quatsch! Wer kurz nachdenkt       Mann oder ein öde Frau
kapiert sofort: Das Reduzieren                Kanzler*in. Puh, es wird ganz flau
des Tempos würde dazu führen                  vor Sorge mir im Magen. Doch
dass wir ´ne Menge Abgas sparen               lasst mich das eine sagen noch:
Und die Minderung von Gefahren                Man sollte nicht immer rumschimpfen
durch Raserei für Leib und Leben.             mit uns´ren Politiker-Pimpfen
würd´ nebenbei sich noch ergeben.             und –pimpfinnen. (Dies Feminin
Man meinte schon, gegen die Wende             steht tatsächlich im Duden drin! )
zum Tempolimit – Nein! – da fände             Sie haben es unendlich schwer.
nun wirklich keiner einen Grund.              Wer möchte tauschen, bitte sehr,
Da macht der Wissing seinen Fund:             mit unserer Bundesregierung?
Er hat sorgsam alles gecheckt                 Und wer kriegt besser hin die Führung
und zum Glück das Problem entdeckt.           des Landes in so irren Tagen,
Es klingt jetzt lachhaft fast und schlicht:   wie wir sie seit ´nem Jahr beklagen?
Die Schilder reichen einfach nicht.           Nur Alphafrau´n und Alphamänner
Es mag uns zwar politisch stinken.            in einem Team sind eh kein Renner.
Aber wir mussten uns abschminken              Stellt man sich´s vor, kriegt man gleich Panik
den Tempostopp in deutschen Landen,           von wegen der Gruppendynamik.
weil sich zu wenig Schilder fanden.
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                               6

Putins Zeitenwende                          Die fordert noch mehr schwere Waffen
                                            sofort ins Kampfgebiet zu schaffen.
Und dann kam Putins Zeitenwende.
Krieg ohne Skrupel. Und das Ende            Politiker müssen entscheiden.
                                            Die guten, glaube ich, die leiden,
von allem, was man bisher dachte
dass es Frieden und Wohlstand brachte.      darunter manchmal wie ein Hund.
                                            Und das hat darin seinen Grund:
Die Ampel kam und musste erben
sofort ´ne Welt in tausend Scherben.        Alles, was sie heute entscheiden
                                            nach bestem Wissen, kann auch Leiden
Makulatur warn über Nacht
die Pläne, die man ausgedacht.              über so viele Menschen bringen.
                                            Man kann das Gute nicht erzwingen.
Statt Windkrafträder hinterm Deich
zu bau´n, rumbucklen vor ´nem Scheich       Die Zukunft ist ein fremdes Land.
                                            Was kommt, ist uns noch unbekannt.
für dieses blöde Fracking-Gas.
Das macht ´nem Grünen nicht grad Spaß.      Pfarrer-Mimöschen
Und wegen dieser Zeitenwende
Schulden zu machen ohne Ende …              Verglichen mit so schweren Fragen
                                            kann sich ein Pfarrer kaum beklagen.
Bist du mehr wirtschaftsliberal,
ist das für dich total die Qual.            Wobei in dieser Pfarrerchose
                                            gibt es durchaus manche Mimose.
Die Ukrainer unterstützen,
vor dem Aggressor sie beschützen            Der Haberl, der euch hier so plagt,
                                            hat neulich mir sein Leid geklagt.
zugleich auch die Gefahren sehen
die für das eigne Land entstehen.           Was hätt´ er für ein bittres Los
                                            als Pfarrer hier in Herrsching bloß.
Waffen liefern oder auch nicht?
Der Narr wär´ wirklich nicht erpicht        Er hätte sich hierher beworben
                                            um für Seelen halt seelzusorgen.
darauf, solch Dinge zu entscheiden
Er würd´ daran unendlich leiden.            Er kam mit frommen Utensilien.
                                            Doch jetzt managt er Immobilien.
Im Grunde seines Herzens ist
der Narr ja eher Pazifist.                  Damit macht man in der Gemeinde
                                            sich einige recht leicht zum Feinde.
Gewalt, Waffen und Militär
das ist nämlich so ungefähr                 Ja, auch hier gibt’s ne Zeitenwende.
                                            Die Kohle ist ziemlich zu Ende.
das Gegenteil von seinen Träumen.
Doch traurig muss er auch einräumen:        Häuser steh´n an für ´ne Sanierung.
                                            Es braucht jetzt wirtschaftliche Führung.
Dass „Frieden-Schaffen-ohne-Waffen“
klug wär, wird Putin wohl nicht raffen.     Dass Haberl so was niemals wollte,
                                            was er hier plötzlich wuppen sollte,
Die Not der Politiker                       das ist egal. Man kommt zum Schluss:
                                            Die Pfarrerin, der Pfarrer muss
Ohne Gewalt wird es nicht geh´n,
soll die Gerechtigkeit besteh´n.            im Grunde einfach alles können.
                                            Ich würde eurem Schifflein gönnen,
Und dann muss man wieder bedenken,
wenn Krieg und Kampf alles versenken        – dem Schiff das sich Gemeinde nennt,
                                            und das man an drei Seen kennt …
in Trümmer, Tränen, Leid und Not,
dann steht am Ende oft nur Tod.             Das Schiff, es soll in rauer Zeit
Das ist so schwer. Und immer dann           nicht untergeh´n in Zwist und Streit.
gibt´s Talk-Shows mit Strack-Zimmermann.    Besser, wenn man mit Zuversicht
                                            zur Fahrt in die Zukunft aufbricht.
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                               7

Ein Jahr Erholung!                          darauf, dass Gott uns nicht vergisst.
                                            Dass sein Geist immer in uns ist.
Damit sind wir jetzt fast am Ende
mit Reflexion zur Zeitenwende.              Ob wir in goldnen Zeiten schweben
                                            oder in Traurigkeit festkleben, …
Der Narr hat frech und unverdrossen
seine Verslein für euch verschossen,        Ob vor Erfolg und Stolz wir platzen
                                            oder manches ganz blöd verpatzen, …
hat Reim um Reim herausgepresst.
und sich dafür ganz schön gestresst.        Wer glaubt, der akzeptiert es nicht,
                                            dass jemand letzte Wort spricht
Die Stelle zwischen Ohr und Ohr
komm ihm wie Vakuum jetzt vor.              als Gott allein. Und das wird sein:
                                            Ich bin bei dir und du bist mein.
Weil Narrenpredigt tierisch schlaucht,
versteht ihr wohl: Der Narr, der braucht    Erinnert euch, was Jesus sagte,
                                            als man in Nazareth ihn fragte:
jetzt ein Jahr Ruhe. Nur Relaxen!
Beim Sich-Erhol´n wird er nicht klecksen    „Das Gnadenjahr, wann das dann wär …
                                            Weißt du´s vielleicht so ungefähr?
sondern voll klotzen: Runterdimmen;
ein bisschen radeln und dann schwimmen;     Wann wird es sein – nur grob geschätzt?“,
                                            Jesus sagt: Es beginnt schon jetzt.
zwischen Herrsching, Schondorf und Dießen
mit der Närrin den Tag genießen;            Auf allem Leben liegt ein Glanz.
                                            Der Christus reicht die Hand zum Tanz.
´nen Aperol zur Sundown-Hour.
So sammelt der Narr wieder Power.           Zart führ er uns durch Angst und Leid
                                            hinüberführt in die Heiterkeit
Vielleicht, wenn ihr ganz artig seid,
ist er dann nächstes Jahr bereit,           des Glaubens, der auf Gott vertraut
                                            und deshalb froh nach vorne schaut.
hier wieder in die Bütt zu steigen.
Man weiß es nicht. Es wird sich zeigen.     Kann man getrost nach vorne sehn,
                                            können sogar Wunder gescheh´n
Glanz im Alltag                             Dann können sogar alte Pfaffen
So ist´s mit mancher Zeitenwende.           manchmal Worte zusammenraffen,
Sie kommt – und ist dann schnell zu Ende.   die nicht ermüden. Nein sie machen
Grad durftet ihr euch noch berauschen       uns Mut zum Glauben und zum Lachen.
verzückt den Narrenverslein lauschen.
                                            Schluss
Danach heißt´s Alltag auszuhalten;
– hier in der Kirche mit dem alten          Das war die Narrenpredigt heute
                                            Endlich ist sie zu Ende, Leute.
Haberl. Ich weiß, ein großes Licht
ist dieser Knabe wahrlich nicht.            Wenn Worte euch zu Herzen kamen.
                                            Dann sprecht zum Schluss darauf das …
Er ist halt irgendwie normal.
Mal akzeptabel, mal ne Qual.
– So wie das Leben meistens ist. –
Und doch vertraut der Narr als Christ
Pfarrer Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                                                                                                                 8

                                           Anhang: Lieder zur Narrenpredig 2023
                                                                      EG 60 Freut euch, ihr lieben Christen all
                                                                      Text: Prag 1612 • Melodie: Bartholomäus Gesius 1605
„Tut mir auf die schöne Pforte“                                       „Freut euch, ihr lieben Christen all“
                                                                                        
                                                                           
1. Tut mir auf die schöne Pforte,
                                                                                                                                                      
   führt in Gottes Haus mich ein;                                                                                  
                                                                           
   ach wie wird an diesem Orte                                                     1. Freut euch, ihr lie - ben Chri - sten all,
   meine Seele fröhlich sein!
                                                                                                                                                             
   Hier ist Gottes Angesicht,
                                                                           
                                                                                  lob - sin - get           Gott             mit    hel - lem           Schall,
   hier ist lauter Trost und Licht.
                                                                                                                                                   
2. Gottesdienst mit Faschingsscherzen,                                                                                                                           
   das ist eine große Lust!                                                       ja    singt       und          spielt            aus     Dank - bar - keit
   Lachen, Heul´n aus vollem Herzen                                    
   überwindet Glaubensfrust.                                                                                                                            
   Kirche kann auch närrisch sein.
                                                                                 dem        Herrn           im       Her - zen             al       -   le - zeit,
   Ach, wie finde ich das fein.
                                                                      2. dass er uns seinen liebsten Sohn
3. Der Herr Pfarrer auf der Kanzel
                                                                         herabgesandt vons Himmels Thron,
   gibt den Narrenpfaffen heut.
                                                                         zu helfen uns aus aller Not,
   Reimt frech seine Faschings-Gstanzl
                                                                         zu tilgen Teufel, Sünd und Tod.
   reichlich mit Humor bestreut.
   Wort für Wort solid verleimt,                                      3. Denn unsre Welt ist hoch bedroht
   so dass es sich hinten reimt.                                         von Kampf und Krieg, Gewalt und Not.
                                                                         Die Schöpfung ächzt im Klimastress
4. Mancher wird natürlich fragen:
                                                                         Die Erde funkt längst SOS.
   „Kann man wirklich Karneval
   feiern in so schweren Tagen?“                                      4. Wir brauchen einen neuen Geist,
   Doch es hilft auf keinen Fall                                         der uns in gute Zukunft weist,
   Trübsal ohne Witz und Spott.                                          der unser Denken transformiert
   Ach, davor bewahr´ uns Gott!                                          und uns den Weg zum Frieden führt.
        Text: Benjamin Schmolck 1734 (1); Ulrich Haberl 2023 (2-4)    5. In Christus ist die neue Zeit
                                 Melodie: Joachim Neander 1680
                                                                         schon bei uns – voll Großzügigkeit.
                                                                         Wo er uns inspiriert, da bricht
Glorialied:                                                              schon heute an das neue Licht.
„Allein Gott in der Höh sei Ehr“                                                              Text: Prag 1612 (1-2), Ulrich Haberl 2023 (3-5)
                                                                                   Melodie:15. Jahrhundert „Steht auf ihr lieben Kinderlein“)
1.   Allein Gott in der Höh sei Ehr
     und Dank für seine Gnade,
     darum dass nun und nimmermehr
     uns rühren kann kein Schade.
     Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
     nun ist groß Fried ohn Unterlaß,
     all Fehd hat nun ein Ende.
2. Wir Menschen gehen durch die Zeit.
   Wir wissen nichts vom morgen.
   Was hält die Zukunft uns bereit?
   Voll Hoffnung und voll Sorgen
   sind wir. – Und möchten Gott vertraun:
   Lass uns doch bald den Frieden schaun
   als große Zeitenwende.
             Text: Nikolaus Decius 1523 (1);:Ulrich Haberl 2023 (2)
                                    Melodie: Nikolaus Decius 1523
EG 263 Sonne der Gerechtigkeit
Text: Str. 1.6 Christian David (1728) 1741; Str. 2.4.5 Christian Gottlob Barth 1827; Str.
Pfarrer      Ulrich Haberl: Narrenpredigt 2023                                                                                                                9
3.7 Johann Christian Nehring 1704, neu gestaltet von Otto Riethmüller 1932 • Melodie:
Böhmen 1467, Nürnberg 1556; geistlich Böhmische Brüder 1566

„Sonne der Gerechtigkeit“                                                                          „Komm, Herr, segne uns“
                     
                              
                         
                                                                                             1. Komm, Herr, segne uns,
                                                                                                      dass wir uns nicht trennen,
               1. Son - ne der Ge - rech                                 -           tig - keit,      sondern überall
                                                                                                     uns zu dir bekennen.
                                                                                           Nie sind wir allein,
                                                                                                      stets sind wir die Deinen.
                                                                                                      Lachen oder Weinen
      
             ge - he               auf        zu      uns            -       rer         Zeit;

                                                                                               wird gesegnet sein.
                                                                                                  2. Sorgen, zentnerschwer,
  
              brich              in       dei - ner              Kir - che                   an,

 
                                                                                                      muss ich mir nicht machen,
                                                                                               denn dein Segen, Herr,
                                                                                                      lässt die Herzen lachen.
  
              daß            die          Welt        es         se - hen                kann.

 
                                                                                                      Du machst Lasten leicht,
                                                                                                  lässt die Seele schweben
                 Er          -        barm                  dich,                    Herr.            tanzt mit mir durchs Leben.
                                                                                                      Alles Schwere weicht.
2. Das Getriebe dieser Welt
   dreht sich oft um Macht und Geld.                                                               3. Komm, Herr, schenke uns
   Seid nicht Öl, das alles schmiert,                                                                 heitere Gedanken.
   sondern Sand, der auch blockiert.                                                                  Närrisch mit „Helau“
   Erbarm dich Herr.                                                                                  wollen wir dir danken.
                                                                                                      Schluss mit Grübelei!
3. Narren voller Phantasie                                                                            Hoffnung ohne Grenzen
   sind wir. Nur Mitläufer nie!                                                                       lässt die Seelen glänzen.
   Gott, schenk uns ein Herz voll Mut,                                                                Gottes Narr ist frei.
   das getrost das Gute tut.
                                                                                                                    Melodie und Text (1): Dieter Trautwein 1978
   Erbarm dich Herr.                                                                                                              Text (2.3): Ulrich Haberl 2019
4. König aller Narren ist
   unser Bruder Jesus Christ,
   Anbeginn der neue Zeit,
   die zum Lachen uns befreit.
   Erbarm dich Herr.
                     Text: Christian David 1741 (1), Ulrich Haberl 2023 (2-4)
                                            Melodie: Melodie: Böhmen 1467
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