Oktober / November 16 - AAL Forum 2016 in St. Gallen Kompetenzorientierung in der höheren Berufsbildung Lehrstellenbarometer - admin.ch
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SBFI NEWS SEFRI Oktober / November 16 Forschung und Innovation SBFI Informationen aus dem Staats- sekretariat für Bildung, AAL Forum 2016 in St. Gallen Kompetenzorientierung in der höheren Berufsbildung Lehrstellenbarometer 1
Inhalt In dieser Ausgabe Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2017–2020 Alle Finanzvorlagen sind verabschiedet 4 Kompetenzorientierung in der höheren Berufsbildung Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen: aus der Praxis – für die Praxis! 5 Lehrstellenbarometer – zweite Erhebung 2016 Lehrstellenangebot übertrifft Nachfrage 8 Gleichstellungsförderung an Hochschulen Internationales Projekt nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen 9 AAL Forum 2016 in St. Gallen Drei Tage im Dienst technischer Innovationen für ein langes, aktives Leben 11 COST Ministertagung in Bratislava Weiterentwicklung der COST Strategie 14 Prix Marcel Benoist 2016 Ernährungsforscher Professor Johan Auwerx ausgezeichnet 15 Titelbild: Das diesjährige Forum des europäischen Forschungsprogramms «Active and Assisted Living» (AAL) stand unter dem Motto «Innovations ready for breakthrough». Es sorgte Ende September 2016 in St. Gallen über drei Tage hinweg für intensiven Austausch sowie lebhafte Diskussionen (siehe Beitrag Seiten 10–12). Bild: FHS St. Gallen IMPRESSUM Herausgeber: Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI Einsteinstrasse 2, 3003 Bern info@sbfi.admin.ch www.sbfi.admin.ch Ausgabe: Nr. 8 2016 (8/16) Redaktion: Dani Duttweiler, Martin Fischer Layout: Désirée Kunze Übersetzungen: Sprachdienst SBFI, GS-WBF und BK Folgen Sie uns auf Social media Druck: BBL Sprachen: d und f (Print), e und i (elektronisch) ISSN 2296-3677 2
SBFI NEWS 8/16 l EDITORIAL Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser Über die Digitalisierung wird heute sehr viel geschrieben, diskutiert und spekuliert. Was genau und was alles der Begriff überhaupt beinhaltet, dazu sich zu äussern, sei den Expertinnen und Experten vorbehalten. Fakt ist, dass die Digitalisierung eine Herausforderung ist, in die grosse Erwartungen gesetzt werden. Davon zeugen im gängigen Diskurs verwendete Begriffe wie «Industrie 4.0» oder «personalisierte Mas- senkonsumgüter» oder «grundlegender Wandel der Produktions- und Wertschöp- fungsketten». Angesichts der globalen Konkurrenz von Volkswirtschaften ist es ange- bracht, auf staatlicher Seite die Frage zu stellen, was hierbei ihre Rolle ist. Innovationen erfolgten bisher in der Schweiz im Rahmen mehr oder minder klarer Zuständigkeiten. Entwickelt und auf den Markt gebracht wurden sie von privaten Unternehmen, von der Wirtschaft, die durch internationale Konkurrenz unter ihres- gleichen ebenso gefordert wie angespornt wurde. Der Staat seinerseits unterstützte die Innovationstätigkeiten durch Investitionen in die allgemeine Infrastruktur, seinen Beitrag an ein wettbewerbsfähiges Bildungs- und Forschungssystem und vor allem auch durch das Schaffen möglichst günstiger allgemeiner Rahmenbedingungen in Form von (Nicht-)Regulierungen. Dieses Setting muss für das Zeitalter der Digitalisierung im Grundsatz kaum anders ausgestaltet werden. Änderungs- und Innovationsbedarf aber wird sich wohl insbe- sondere auf der Ebene der Regulierungen äussern. Beispielsweise sind grundsätzlich neue Verhältnisse zwischen Kunden und Herstellern zu erwarten und ebenso zwi- schen Designern und Konsumenten; neue Formen der Arbeit und Produktion werfen Fragen zur Ausgestaltung der Sozialversicherungen auf, neue Formen der Wirtschafts- Territorialität solche bezüglich des Steuerwesens. Darüber hinaus lohnt es sich auch, die Ausgestaltung nationaler Bildungs- und For- schungssysteme zu überdenken. Ihr Potenzial für eine möglichst breite Vermittlung von Verhaltenskompetenzen von Individuum und Gesellschaft angesichts neuartiger Technologien, Applikationen und Anwendungen wird wichtig sein. Ebenso eine hohe Flexibilität in Sachen Schaffung und Einführung von zeitgemässen curricula, sei dies im Berufsbildungs- oder im Hochschulbereich. Für die Forschung wiederum öffnen sich gerade auch zu solch systemischen Fragestellungen zukunftsträchtige Felder. Mauro Dell’Ambrogio Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation 3
SBFI NEWS 8/16 l BFI Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2017-2020 Alle Finanzvorlagen sind verabschiedet Der Nationalrat hat im Sommer 2016 die Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation in den Jahren 2017–2020 beraten, der Ständerat während der Herbstsession. Nach einer Differenzbereinigung im Nationalrat sind nun alle Finanzvorlagen verabschiedet. Gemäss den Entscheiden im Ständerat und anschliessend im Nationalrat soll der Bund im Kontext der BFI-Botschaft 2017–2020 eine Summe von 26,387 Mil- liarden Franken einsetzen. Die entspre- chenden zehn Finanzbeschlüsse beziehen sich auf die Massnahmen zur Förderung der Berufsbildung, der Hochschulen (ETH- Bereich, kantonale Universitäten und Fachhochschulen), der Weiterbildung, der Forschung und Innovation sowie auf gewisse Instrumente der internationalen Zusammenarbeit. Das Total der von den Räten gebilligten Kredite liegt um 395 Mio. Franken höher als das vom Bundesrat ursprünglich an- begehrte Budget. Aufstockungen nah- men die Räte vor zugunsten der Berufs- bildung (+ 100 Mio.), des ETH-Bereichs (+ 160 Mio.), der Grundbeiträge an die Universitäten (+ 55 Mio.) und Fachhoch- schulen (+ 40 Mio.) sowie der Forschungs- In der Wintersession 2016 wird voraussichtlich der letzte Beschluss in Zusammenhang mit der BFI-Botschaft einrichtungen von nationaler Bedeutung 2017–2020 gefasst. Bild: Parlamentsdienste (+ 40 Mio.). Kreditbeschlüsse im Rahmen der BFI-Botschaft 2017–2020 Auch bezüglich der mit der Botschaft un- terbreiteten gesetzlichen Anpassungen sind sich die Räte einig, dies mit einer ETH-Bereich 10 338 Ausnahme: Der Auszahlungsmodus bei Universitäten und Fachhochschulen: den Bundesbeiträgen für Teilnehmende 5498 Grund- und Investitionsbeiträge an Kursen zur Vorbereitung auf eidgenös- Hochschulen: siche Berufs- oder höhere Fachprüfungen 225 Projektgebundene Beiträge ist noch umstritten; die im Berufsbildungs- Schweizerischer Nationalfonds 4106 gesetz verbleibende Differenz geht zurück an den Ständerat. Dessen Entscheid wird Berufsbildung 3732 in der Wintersession erwartet. Kommission für Technologie 946 Kontakt und Innovation Patrick Vock, SBFI Raumfahrt 625 Leiter Strategische Projekte Forschungseinrichtungen von +41 58 462 96 63 422 nationaler Bedeutung patrick.vock@sbfi.admin.ch Weiterbildung, Ausbildungsbeiträge, Internationale Bildungszusammenarbeit 191 Weitere Informationen Dossier BFI-Botschaft: Akademien 169 www.sbfi.admin.ch/bfi-17-20_d Internationale Zusammenarbeit 136 in Forschung und Innovation Zahlen in Millionen CHF. Grafik: SBFI 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 4
SBFI NEWS 8/16 l BERUFSBILDUNG Kompetenzorientierung in der höheren Berufsbildung Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen: aus der Praxis – für die Praxis! Gemäss Berufsbildungsgesetz vermitteln eidgenössische Berufs- und höhere Fachprüfungen auf der Tertiärstufe Qua- lifikationen, die für die Ausübung einer anspruchs- oder verantwortungsvolleren Berufstätigkeit erforderlich sind. Die Genehmigung einer Prüfungsordnung durch das SBFI hängt unter anderem davon ab, ob sich der Inhalt der Prüfung ge- mäss Berufsbildungsverordnung an den für diese Berufstätigkeiten erforderlichen Qualifikationen orientiert. Wie wird diese Übereinstimmung zwischen Anforderungen der Arbeitswelt und der Prüfung sichergestellt? Ein Einblick hinter die Kulissen der Schweizer Berufsbildung. • Das Berufsbild ist eine kurze Beschrei- bung, mit welcher das Arbeitsgebiet, die Berufsausübung und die wichtigs- ten Handlungskompetenzen sowie der Beitrag des Berufs an Gesellschaft und Wirtschaft auf allgemeinverständliche Art zusammengefasst werden. • Die Leistungskriterien geben an, auf welchem Anforderungsniveau eine be- rufliche Tätigkeit ausgeführt werden soll. Dazu werden «Aktionsverben» verwendet, welche die erwarteten be- ziehungsweise verlangten Leistungen auf beobachtbare und messbare Weise beschreiben. So muss eine Fachperson je nach Situation und Auftrag beispiels- weise eine Messung lediglich vorneh- Workshop einer Tätigkeitsanalyse mit Entwurf der Übersicht der beruflichen Handlungskompetenzen für die men und dokumentieren oder aber den eidgenössische Berufsprüfung Sportartenlehrer/in. Bilder: Patrick Leu, SBFI Messwert gemäss Fachkriterien analy- sieren und bewerten. Grundlage der eidgenössischen Prüfungen profil einem Bedürfnis der Arbeitswelt ist eine vom SBFI genehmigte Prüfungs- entspricht, lädt es die Organisationen, Analyse der Berufstätigkeit ordnung. Diese regelt die Zulassungsbe- welche die Trägerschaft der Prüfung bil- Zur Erstellung des Qualifikationsprofils dingungen für die einzelnen Prüfungen, den (wollen), zu einer Kick-off-Sitzung wird eine Analyse der Berufstätigkeit vor- das Berufsbild, die zu erreichenden Kom- ein. Bei dieser Gelegenheit werden offe- genommen. In Workshops beschreiben petenzen, das Qualifikationsverfahren ne Fragen geklärt, und insbesondere stellt Berufspraktikerinnen und -praktiker ihre sowie den entsprechenden gesetzlich ge- das SBFI die Anforderungen zur Entwick- Tätigkeiten im Alltag. Fachexpertinnen schützten Titel. Die jährlich etwa hundert lung eines Qualifikationsprofils vor. und -experten ergänzen diese Darstel- Anträge für die Revision oder Entwicklung lung mit Kompetenzen, die aufgrund der einer Prüfung werden vom SBFI in einem Erarbeitung eines Qualifikations- Entwicklung des Berufsfeldes in Zukunft dynamischen Prozess bearbeitet, der im profils wichtig sein werden. Dadurch ergibt sich Leitfaden für eidgenössische Prüfungen Als Grundlage für eine Prüfungsordnung eine umfassende und zukunftsweisende verbindlich vorgegeben ist. verlangt das SBFI die Erstellung eines Übersicht der verlangten Kompetenzen Qualifikationsprofils. Dieses beschreibt für die Ausübung anspruchsvoller Berufs- In einem ersten Schritt reicht eine Bran- die beruflichen Handlungskompetenzen, tätigkeiten. chenorganisation ein Gesuch ein, mit dem das Berufsbild sowie das Anforderungsni- sie den Bedarf und die bildungspolitische veau mit Leistungskriterien: Dieser Prozess der Reflexion, Dokumen- Einordnung des gewünschten Berufspro- • Die Übersicht der beruflichen Hand- tation und Validierung eines Berufsprofils fils nachweist. Dabei kann es sich um die lungskompetenzen im Qualifikations- ist zeitlich und inhaltlich aufwändig. Auf Aktualisierung einer bestehenden Prüfung profil listet die Kompetenzbereiche Anfrage gewährt das SBFI den Träger- oder um die Schaffung eines neuen Be- und die einzelnen beruflichen Hand- schaften Bundesbeiträge, damit diese eine rufsprofils handeln. lungskompetenzen auf, die ausgewie- externe methodische Beratung beiziehen sene Fachleute der höheren Berufsbil- sowie weitere Fachpersonen in Arbeits- Wenn das SBFI nach ersten Abklärungen dung kompetent auszuüben imstande gruppen, für Expertisen oder Übersetzun- zum Schluss kommt, dass dieses Berufs- sein sollen. gen entschädigen können. 5
SBFI NEWS 8/16 l BERUFSBILDUNG Wenn das Qualifikationsprofil vorliegt, «Berufsprofile der höheren Berufsbildung zeichnen sich durch wird es von den zuständigen Projektver- antwortlichen im SBFI auf Kompetenz eine grosse Arbeitsmarktnähe aus» und Kohäsion geprüft. Im Austausch Patrick Leu ist Projektverantwort- mit der Trägerschaft werden inhaltliche licher in der Abteilung Höhere Be- und redaktionelle Verbesserungen vorge- rufsbildung des SBFI. Er verfügt in nommen, um die Grundlagendokumente der Entwicklung von Qualifikations- verständlich und nachvollziehbar zu ge- profilen über eine langjährige Erfah- stalten. rung. Das A und O ist aus seiner Sicht, dass das Qualifikationsprofil vor al- Ausgehend vom Qualifikationsprofil kann lem von erfahrenen Personen aus der anschliessend die Prüfungsordnung redi- Praxis entwickelt wird. giert werden. Ausserdem werden in einer Wegleitung detaillierte Angaben zu In- Welches sind die entscheidenden Faktoren, damit ein Berufsprofil praxisbezogen halt, Ablauf und Hilfsmitteln der Prüfung und kompetenzorientiert entwickelt wird? festgehalten. Die Abschlussprüfungen Patrick Leu: Die Tätigkeiten müssen unbedingt von erfahrenen Berufspraktikerinnen kombinieren mündliche, schriftliche und und Berufspraktikern beschrieben werden, nicht von Dozierenden oder Verbands- praktische Aufgaben. So werden etwa funktionären. Die Auswahl der Fachpersonen soll die verschiedenen Ausprägungen praxisbezogene Diplomarbeiten präsen- der Berufstätigkeit widerspiegeln. Wichtig ist auch eine berufsrelevante Vertretung tiert, Fachgespräche geführt, praktische der Sprachregionen, der Altersgruppen und der Geschlechter. Arbeiten vor Ort realisiert, Fallbeispiele untersucht oder Rollenspiele durchge- Die Erarbeitung eines Qualifikationsprofils ist sehr aufwändig. Welchen Gewinn führt. zieht ein Branchenverband aus diesem komplexen Prozess? Die Branche verfügt am Schluss über ein Qualifikationsprofil, welches die Be- Genehmigung und Umsetzung rufstätigkeit präzis und realistisch beschreibt. Die Berufsleute können sich damit Der Entwurf der Prüfungsordnung wird identifizieren und der Verband kann damit werben. Aus dem Qualifikationsprofil anschliessend vom Rechtsdienst des mit Leistungskriterien lassen sich zudem mit wenig Aufwand praxisorientierte SBFI sowie vom französischen und ita- Aufgabenstellungen und Bewertungskriterien für die Prüfung ableiten. lienischen Übersetzungsdienst sprachlich überprüft. Falls nötig, werden Anpassun- Das SBFI unterstützt die Erarbeitung von Qualifikationsprofilen. Welchen Nutzen gen vorgeschlagen. hat das Berufsbildungssystem von einer solchen Analyse? Qualifikationsprofile, die auf einer gründlichen Tätigkeitsanalyse beruhen, ver- Danach wird die Prüfungsordnung im bessern die Kohärenz und Transparenz des Berufsbildungssystems. Auch in der Bundesblatt veröffentlicht. Wenn binnen beruflichen Grundbildung werden Qualifikationsprofile erstellt. So können in einem 30 Tagen keine Einsprachen eingehen, gegebenen Berufsfeld die berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsat- wird die Prüfungsordnung mit Unter- test und eidgenössischem Fähigkeitszeugnis sowie die Berufsprüfung und höhere schrift des zuständigen Abteilungsleiters Fachprüfung besser aufeinander abgestimmt und voneinander abgegrenzt werden. des SBFI genehmigt. Dieser komplexe Erarbeitungsprozess ei- ner Prüfungsordnung dauert in der Regel anderthalb bis zwei Jahre. Er kann sich aber auch länger hinziehen, wenn Unklar- heiten zu beseitigen oder Unstimmigkei- ten zu beheben sind. Nach der Genehmigung kann die Prü- fungskommission beginnen, die Prüfungs- aufgaben auszuarbeiten und die detail- lierten Bewertungskriterien festzulegen. Dann wird die Prüfung ausgeschrieben und der konkrete Prüfungsablauf entspre- chend den eingegangenen Anmeldungen geplant. Eidgenössische Prüfungen zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus. In Workshops definieren Berufs- leute sowie Fachexpertinnen und Fachexperten die Kompetenzbereiche und beruflichen Handlungskompe- tenzen. 6
SBFI NEWS 8/16 l BERUFSBILDUNG Erfolgreiche Kandidatinnen und Kan- Beispiele von Kompetenzbeschreibungen didaten, welche auf dieser Grundlage einen eidgenössischen Fachausweis • Eine Automobildiagnostikerin mit eidg. Fachausweis kann Wartungs- und Repa- (eidgenössische Berufsprüfung) oder ein raturarbeiten an der Radaufhängung, Federung, Lenkung und an den Rädern/ eidgenössisches Diplom (eidgenössische Reifen nach Herstellerangaben anordnen. höhere Fachprüfung) erhalten, verfü- gen bestimmt über die Qualifikationen, • HR-Fachleute mit eidg. Fachausweis sind in der Lage, den Mitarbeitenden kompe- welche auf dem Arbeitsmarkt für eine tent Auskunft zu Arbeitsvertrag, Arbeitszeit und Sozialversicherungen zu geben. anspruchs- oder verantwortungsvollere • Ein Experte für Zytodiagnostik mit eidg. Diplom beschreibt die Morphologie der Berufstätigkeit verlangt werden! Zellen, identifiziert diese und stellt die Diagnose unter Berücksichtigung der Dif- ferenzialdiagnosen. Kontakt Patrick Leu, SBFI Projektverantwortlicher Abteilung Höhere Berufsbildung +41 58 463 75 78 patrick.leu@sbfi.admin.ch Weitere Informationen Dossier Höhere Berufsbildung: www.hbb.admin.ch 7
SBFI NEWS 8/16 l BERUFSBILDUNG Lehrstellenbarometer – zweite Erhebung 2016 Lehrstellenangebot übertrifft Nachfrage Gleich wie in den Vorjahren hat das Lehrstellenangebot von Mitte April bis Ende August 2016 weiter zugenommen (+ 15 500). Am Stichtag 31. August 2016 boten die Unternehmen hochgerechnet 94 500 Lehrstellen an. Davon wurden 84 500 vergeben, 10 000 blieben offen. Das zeigen die Mitte Oktober 2016 publizierten Hochrechnungen des Lehrstel- lenbarometers, die das LINK-Institut im Auftrag des SBFI erstellt hat. Übersicht Unternehmen Insgesamt bleibt das Angebot an Lehrstellen auf dem Niveau des Jahres 2015. Hochgerechnet sind 10 000 Lehrstellen offen geblieben (+17%), wovon 3000 eventuell noch vergeben werden können. Anteilsmässig am meisten Lehrstellen sind in der Branche «verarbeitendes Gewerbe» unbesetzt geblieben. Quelle: LINK-Institut, 2016 In Klammern: Zahlen 2015 * Die Angaben zu den Branchen «Druck, Design und Kunstgewerbe» und «Informatik» basieren auf kleinen Stichproengrössen (n < 90). ** Seit 2015 wird die Unternehmensgrösse im Betriebs- und Unternehmensregister (BUR) nicht mehr nach Vorllzeitstellen, sondern nach vollzeitaquivalenten klassifiziert. Die wichtigsten Ergebnisse: eine Zusage dafür haben, ging in den Kontakt • Das hochgerechnete Gesamtangebot letzten Jahren kontinuierlich zurück. Sie Katrin Frei, SBFI an Lehrstellen per 31. August 2016 umfasst 2016 hochgerechnet 13 000 Leiterin Ressort Berufsbildungspolitik entspricht in etwa dem Angebot des Personen. Im Vorjahr waren es 13 500. +41 58 462 82 47 Vorjahres (2016: 94 500 Stellen; 2015: Zu Zeiten des Lehrstellenmangels war katrin.frei@sbfi.admin.ch 94 000). die sogenannte «Warteschlange» hoch- • Insgesamt standen 2016 hochge- gerechnet auf 24 500 Jugendliche ge- Weitere Informationen rechnet 144 500 Jugendliche (2015: stiegen (2007). Dossier Lehrstellenbarometer: 150 500) vor der Ausbildungswahl. Da- www.sbfi.admin.ch/barometer von sind hochgerechnet 73 000 in eine berufliche Grundbildung eingetreten, Ein detaillierter Lehrstellenbarometer- das sind 5500 weniger als im Vorjahr. Ergebnisbericht mit Auswertungen be- • Die Anzahl Jugendlicher, die sich im züglich Regionen, Geschlecht, Nationa- laufenden Jahr vor der Ausbildungs- lität und Branchen/Berufsfelder sowie wahl befanden und Interesse an einer der technische Studienbeschrieb werden Lehrstelle für das Folgejahr oder bereits Mitte November 2016 veröffentlicht. 8
SBFI NEWS 8/16 l HOCHSCHULEN Gleichstellungsförderung an Hochschulen Internationales Projekt nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen Im September 2016 wurde das dreijährige und mit insgesamt 1,95 Millionen Euro dotierte Gender-Net ERA-Net Projekt offiziell abgeschlossen. Im Fokus des von der Europäischen Kommission geförderten Projekts stand die Chancengleich- heit von Frauen und Männern an Hochschulen und Forschungsinstitutionen. Aus der Projektauswertung geht hervor, dass die Chancengleichheit zwar generell gut in den nationalen Gesetzen der Partnerländer, darunter die Schweiz, verankert ist, deren Umsetzung jedoch stark variiert. Schweizer Hochschulen haben mit Aktionsplänen, Reportings und Monitorings bereits früh eine modellhafte Professionalisierung eingeführt, die mit dem Gender-Net Projekt inter- nationale Anerkennung gefunden hat. ist, deren Umsetzung jedoch stark variiert. Einen positiven Einfluss üben Chancen- gleichheitsstellen innerhalb der öffentli- chen Verwaltung, aber auch unabhängige nationale Organisationen aus. Besonders bedeutend sind einerseits nati- onale Chancengleichheitsprogramme, die auch von Forschungsförderungsinstituti- onen angewendet werden und anderer- seits von der jeweiligen Leitung getragen werden, sei es im Bereich der Hochschu- len oder des öffentlichen Sektors. Um das Engagement der Führungskräfte sicher- zustellen, bewähren sich insbesondere die sogenannten «Leadership trainings». Generell zeigt es sich, dass die Massnah- Das SBFI hatte im Gender-Net Projekt eine aktive Rolle. Im Frühsommer 2015 trafen sich Vertreterinnen und men neuerdings weniger den Fokus auf Vertreter aus den Partnerländern in Bern zu einem Workshop. Im Mittelpunkt stand der Wissenstransfer. die Frauen, denn vielmehr auf die Institu- Bild: zVg tionen legen. Das Gender-Net ERA-Net Projekt wurde ausgefiltert, diese auf ihre mögliche Über- Themenspezifische Handlungsfelder von der Europäischen Kommission unter tragbarkeit auf andere Länder überprüft untersucht dem 7. europäischen Forschungsrahmen- und in jeweils zwei Ländern getestet. Für Nachdem die Aktivitäten der nationa- programm gefördert. Es vereinte zwölf die Erhebung der nationalen Chancen- len Chancengleichheitsprogramme er- Partner aus elf Ländern: Nebst dem SBFI gleichheitsprogramme der zwölf Partner- hoben waren, wurde unter der Leitung beteiligten sich am Projekt die Bildungs- länder zeichnete der Research Council of des SBFI und in Zusammenarbeit mit ministerien aus Frankreich, Spanien und Norway und für deren Umsetzung auf Dr. Gabriela Obexer-Ruff (Rektorenkon- Slowenien, die nationalen Forschungs- institutioneller Ebene das SBFI verant- ferenz der schweizerischen Hochschulen förderungsinstitutionen aus Frankreich, wortlich. Darüber hinaus wurden durch swissuniversities) und Olga Vinogradova Norwegen, Irland, Belgien, Zypern, Ka- die Equality Challenge Unit aus Grossbri- (Interdisziplinäres Zentrum für Geschlech- nada und den USA sowie die Equality tannien nationale Auszeichnungen und terforschung der Universität Bern) die Challenge Unit aus Grossbritannien. Chartas erhoben. Weitere Arbeitsgruppen Umsetzung auf institutioneller Ebene Beobachterinnen und Beobachter aus analysierten die Integration des Gender- analysiert. Deutschland und Kanada sowie eine in- aspekts in die Forschung sowie das Po- ternationale Expertengruppe begleiteten tenzial für transnationale Aktivitäten und Die Untersuchung macht deutlich, dass das Projekt. Regelungen. das «top down commitment» für eine konsequente und nachhaltige Durch- Wissenstransfer ermöglichen Fokusverlagerung zeichnet sich ab führung der Chancengleichheitsaktivi- Im Rahmen des Projekts wurden die na- Die Auswertung der nationalen Chan- täten unerlässlich ist. Viele Institutionen tionalen Chancengleichheitsprogramme cengleichheitsprogramme aus dem sind auf dem Weg zu einem Strukturwan- der Partnerländer untersucht. Auf dieser Hochschulbereich der Partnerländer er- del, wobei die «Transformative Gender Grundlage wurden anschliessend die häu- gibt, dass die Chancengleichheit zwar Action Plans» (T-GAP) eine zentrale Rolle figsten und innovativsten Aktivitäten her- generell in den Gesetzen gut verankert spielen. 9
SBFI NEWS 8/16 l HOCHSCHULEN Kontakt Yvonne Jänchen, SBFI Projektverantwortliche Abteilung Hoch- schulen, Verantwortliche der Schweizer Teilnahme am Gender-Net-Projekt +41 58 462 29 28 yvonne.jaenchen@sbfi.admin.ch Weitere Informationen Gender-Net Projekt (u.a. sämtliche Berichte und Dokumente): www.gender-net.eu/?lang=en Untersuchungen von swissuniversities: www.swissuniversities.ch/en/organi- Schweizer Hochschulen haben im Bereich der Chancengleichheit mit Aktionsplänen, Reportings und Monito- sation/projekte-und-programme/p-7/ rings bereits früh eine modellhafte Professionalisierung eingeführt. Dieses Vorgehen hat im Gender-Net Projekt internationale Anerkennung gefunden. © Universität Zürich; Frank Brüderli Informationen zum T-GAP: www.integer-tools-for-action.eu/en/ T-GAP als Werkzeug sind in themenspe- prozesse und -strukturen» zeigt, dass section/plan zifische Handlungsfelder unterteilt. Das in Hochschulstrategien auf T-GAP, Re- erste erhobene Handlungsfeld umfasst portings, Monitoring, Budgetierung und die Personalgewinnungs- und Personal- die Integration von Genderperspektiven entwicklungsaktivitäten. Am häufigsten fokussiert wird. werden Massnahmen entwickelt, die Frauen für gewisse Studiengänge mo- Massgeschneidertes Vorgehen als tivieren sollen (zum Beispiel Frauen in Erfolgsfaktor Berufen im Bereich Mathematik, Infor- Analog zur gesetzlichen Basis liegt auch matik, Naturwissenschaften und Technik). für die Chancengleichheitsprogramme Darüber hinaus werden Richtlinien für eine grosse Diversität bei der Definiti- Rekrutierungs- und Nominationsprozes- on der Massnahmen, deren Umsetzung se und Prozesse für Frauen in Führungs- und Gewichtung vor. Diese vermeintliche positionen entwickelt. Wichtig sind zu- Verzettelung birgt aber durchaus Vorteile. dem Mentoring- und Dual Career-Pro- Denn die transnationale Umsetzung mit gramme. Testländern wie Slowenien und Zypern hat gezeigt, dass gerade Länder, die am Das zweite Handlungsfeld betrifft die Beginn des Prozesses stehen, gerne aus Mobilität der Forscherinnen. Hier wird einer Vielzahl von einfacheren bis aufwän- vor allem auf die finanzielle Unterstüt- digeren und daher zwischen kostengüns- zung von Personen, «Tenure track» und tigeren oder kostenintensiveren Projekten Kinderbetreuung gesetzt. Im Vergleich auswählen. So können sie die für ihre Ins- zu den anderen Handlungsfeldern fin- titutionen adäquaten Aktionsprogramme den sich in diesem Bereich die wenigsten zusammenstellen. Dieses massgeschnei- Massnahmen. derte Vorgehen trägt insbesondere bei Hochschulleitungen erheblich zur Akzep- Im dritten Handlungsfeld steht die Ver- tanz der Chancengleichheitsprogramme besserung der Arbeitsbedingungen im bei. Eine der grossen Herausforderungen Vordergrund. Zentral sind flexible Stu- wird jedoch auch künftig das «Top down dien- und Arbeitsbedingungen, Regelun- commitment» der Hochschulleitungen gen und Prozesse gegen sexuelle Über- sein. griffe, gefolgt von Lohngleichheits- und Vereinbarkeitsmassnahmen. Im vierten Bereich, der Verankerung von Chancengleichheit in Führungspositionen, wird vorwiegend auf die Definition von Zielen und die Weiterbildung von Füh- rungskräften gesetzt. Die Analyse des letzten Handlungsfelds «Entscheidungs- 10
SBFI NEWS 8/16 l INNOVATION AAL Forum 2016 in St. Gallen Drei Tage im Dienst technischer Innovationen für ein langes, aktives Leben Das diesjährige Forum des europäischen Forschungsprogramms «Active and Assisted Living» (AAL) stand unter dem Motto «Innovations ready for breakthrough». Es sorgte Ende September 2016 in St. Gallen über drei Tage hinweg für intensiven Austausch sowie lebhafte Diskussionen unter rund 500 Besucherinnen und Besuchern. Im Zentrum des vom SBFI als «presenting partner» mitgestalteten Forums standen die besonderen Anforderungen an die Marktfähigkeit innovativer Produkte und Dienstleistungen, die älteren Menschen ein langes, aktives und unabhängiges Leben ermög- lichen können. rungen präsentiert sowie konkrete Schrit- te zur Überbrückung der Phase zwischen Produktentwicklung und Marktfähigkeit erörtert. Auszeichnung des Forschungs- projekts «Activ84Health» Ein besonders gelungenes AAL Projekt wurde am Ende der ausgefüllten drei Tage des Forums in besonderer Form ausgezeichnet: Für den erstmals in die- sem Jahr verliehenen, mit 50 000 Euro dotierten «Smart Ageing Challenge Pri- ze» waren fünf vielversprechende Projekte nominiert. Den Preis erhielt Roel Smolders für das Projekt «Activ84Health», das für ältere Menschen mit Bewegungsein- Am AAL Forum 2016 konnten an 39 Messeständen kreative Ideen, im Entstehen begriffene Produkte und schränkungen einen neuen, kreativen neue Systementwicklungen getestet und diskutiert werden. Bild: FHS St. Gallen Aktivierungsanreiz setzt: Während sich die Nutzerinnen und Nutzer zu Hause auf einem Ergometer bewegen, können Das AAL Forum ist und bleibt zentraler eu- Well-Being and Aging der Europäischen sie über ein auf Google Street View ba- ropäischer Treffpunkt von Vertreterinnen Kommission das Forum gemeinsam mit sierendes Virtual Reality System vertraute und Vertretern von Start-up Unterneh- Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio er- Orte besuchen, aber auch neue Städte men, Personen aus dem Gesundheitswe- öffnete. In seiner Ansprache hielt er fest: und Landschaften spielerisch entdecken. sen und von Pflegediensten, Investoren, «Bei aller strategischen Unterstützung auf Softwarespezialisten, Entscheidungsträ- politischer Ebene kommt es insbesondere Besondere Herausforderungen in gern und Interessenvertreterinnen und auf die Menschen vor Ort an, um Projekte der AAL Forschung -vertretern älterer Menschen. voranzutreiben.» Auch kritische Diskussionen hatten am AAL Forum ihren Platz. So etwa zur viel- Vielfalt der Begegnungen Entscheidende Entwicklungsleistun- schichtigen Frage nach einer länderüber- Nicole Denjoy vom European Coordination gen an der Basis greifenden Bewertung ethischer Kriterien Committee of the Radiological, Electrome- Die Präsenz der «Menschen vor Ort» war von AAL Projekten oder zum Verhältnis dical and Healthcare IT Industry brachte auf dem AAL Forum mehr als spürbar: zwischen innovativen Entwicklungsleis- die grundlegende Motivation des AAL An 39 Messeständen und in 30 verschie- tungen und ihrer ökonomischen Bewäh- Forums auf den Punkt: «Eine einzelne denen Sessions und Workshops konnten rung. Immer wieder zeigte sich dabei der Organisation kann kein gesamtes System kreative Ideen, im Entstehen begriffene hohe Anspruch, dem sich die AAL For- verändern». Es brauche die Zusammenar- Produkte und neue Systementwicklun- schung ausgesetzt sieht: Sie widmet sich beit aller beteiligten Ebenen sowie die Sen- gen diskutiert werden. So wurden etwa einer Zielgruppe, die sich durch eine hohe sibilität für die kulturellen Unterschiede, Visionen für eine zukunftsfähige, alters- Diversität auszeichnet und sich gerade die sich in der Umsetzung technologischer gerechte Gesellschaft entworfen, die nicht auf die eine Kundin oder den einen Lösungen immer wieder zeigen würden. unterschiedlichen regionalen Herausfor- Kunden in einem homogenen Markt für derungen für AAL Projekte thematisiert, ältere Menschen festlegen lässt. Daraus Dies betonte auch Miguel Gonzalez-San- technologische Applikationen für die ver- ergibt sich die besondere Anforderung, cho, der als Leiter der Abteilung eHealth, schiedensten altersspezifischen Anforde- Lösungen für den AAL Bereich passge- 11
SBFI NEWS 8/16 l INNOVATION Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zahlreichen europäischen Ländern Vom wissenschaftlichen Nachwuchs bis hin zum arrivierten Stiftungsvertreter: im zählte das AAL-Forum 2016. Bilder: FHS St. Gallen Ausstellungsteil der Messe war das ganze Spektrum der AAL-Forschung vertreten. Daniel Egloff, Vize-Präsident des AAL Vereins, vertrat das SBFI als «presenting Greifbare Innovationstätigkeit: Auf der Messe konnten zahlreiche Prototypen partner» des AAL-Forums und leitete unter anderem die Eröffnung sowie den selbst getestet werden, wie etwa dieser eigenkraftverstärkende Handschuh des Abschluss des Forums. AAL Projekts «ironHand», an dem von Schweizer Seite die terzStiftung sowie die Hocoma AG beteiligt sind. Roel Smolders wurde für sein das Projekt «Active84Health» mit dem in diesem Miguel Gonzalez-Sancho hielt als Leiter der Abteilung eHealth, Well-Being and Jahr neu eingeführten, mit 50 000 Euro dotierten «Smart Ageing Challenge Ageing der Europäischen Kommission gemeinsam mit Staatssekretär Mauro Prize» ausgezeichnet. Dell’Ambrogio, Direktor des SBFI, eine Adresse an das Plenum. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Forschung, Privatwirtschaft sowie dem Unter den Ausstellern fand sich auch das SBFI. Es informierte über die Beteili- Gesundheits- und Stiftungswesen diskutierten in verschiedenen Plenen die ak- gungsmöglichkeiten an verschiedenen internationalen Forschungsprogrammen tuellen Herausforderungen im Bereich altersgerechte Forschung. und Organisationen. Bild: zVg 12
SBFI NEWS 8/16 l INNOVATION nau auf die jeweiligen individuellen Le- Stefan T. Kroll ist Leiter der Abteilung bensumstände des und der Einzelnen für Wirtschaft und Internationales zuzuschneiden, ohne dass diese Spezia- sowie stellvertretender Geschäfts- lisierung die Marktfähigkeit einschränkt, führer der in der Schweiz domilizier- und so möglichst vielen Nutzerinnen und ten terzStiftung. Diese setzt sich als Nutzern zur Verfügung stehen kann. gemeinnützige Interessenvertretung für Menschen der dritten und vierten In dieser Hinsicht wurde zugleich das be- Generation ein. Stefan T. Kroll schätzt sondere Potenzial der konzeptuellen Aus- das AAL Forum unter anderem auf- richtung des AAL Forums deutlich: Indem grund seiner vielfältigen Netzwerk- es die Interessenvertreterinnen und -ver- möglichkeiten. treter der verschiedensten Bereiche und Disziplinen zusammenbringt, kann es in Was war Ihre Motivation, am AAL Forum teilzunehmen? konstruktiver Atmosphäre gelingen, die- Stefan T. Kroll: Seitens der terzStiftung sehen wir es als unsere Aufgabe an, ein se Kompetenzen zu bündeln und so For- modernes Bild über ältere Menschen und das Altern zu vermitteln. Anstelle einer, mate zu entwickeln, die den komplexen drastisch formuliert, «sozialen Entsorgung» älterer Menschen nach ihrer Pensio- Anforderungen dieser Zielgruppe gerecht nierung, ist es wichtig, sie als integralen Bestandteil der Gesellschaft zu verstehen. werden. Sie müssen diese aktiv mitgestalten können und gehört werden. Wir wollen mit den Älteren reden, nicht bloss über sie. Es geht uns als Interessenvertretung dabei Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio hielt nicht nur darum, ihnen eine Stimme zu geben, sondern ihnen eine Plattform zu in seiner Rede bereits zu Beginn des Fo- bieten, um selbst die Zukunft aktiv gestalten zu können. Und da sind wir schon rums fest: Anstelle einer Entmündigung beim AAL Forum. geht es in der AAL Forschung vor allem um die Befähigung älterer Menschen zum Welchen Beitrag kann das AAL Programm ihres Erachtens für die offenen Fragen kompetenten und eigenverantwortlichen einer immer älter werdenden Gesellschaft leisten? Umgang mit den sie unterstützenden Das AAL Programm beruht auf der Erkenntnis, dass die technischen Entwicklun- Technologien und Innovationen. Diese gen, um ein aktives Leben im Alter möglichst lange zu erhalten können, nicht an Aufgabe stellt in einer zunehmend äl- den Endnutzern vorbeigehen dürfen. Es bringt die unterschiedlichsten Akteure ter werdenden Gesellschaft eine immer zusammen: Menschen aus der Forschung und Entwicklung, Investoren, Unter- dringlichere Herausforderung dar. Das nehmen und eben auch Interessenvertretungen. Sie setzen sich hier mit ihrer je AAL Forum 2016 erwies sich in dieser eigenen Expertise gemeinsam dafür ein, älteren Menschen ein möglichst langes, Hinsicht erneut als eine Plattform, die unabhängiges Leben zu ermöglichen. hierfür einen wichtigen Beitrag zu leis- Wo sehen Sie aus Ihrer Perspektive die konkreten gegenwärtigen Herausforde- ten vermag. rungen im AAL Bereich? Es ist wichtig, dass technologische Lösungen, die für Menschen im dritten Lebensal- Kontakt ter entwickelt und auch auf dem Forum vorgestellt wurden, für sie auch zugänglich Daniel Egloff, SBFI sind. Das klingt simpel, ist es aber nicht: Im Innovationsbereich geht es häufig um Leiter Ressort Forschungs- und «schneller» und «besser», da spielen sich hochtechnologisierte und komplexe Innovationsprogramme Prozesse ab. Die Zielgruppe braucht aber Entschleunigung statt Beschleunigung, +41 58 462 84 15 Einfachheit statt Komplexität. Wir müssen ihre Sprache sprechen, und das lässt daniel.egloff@sbfi.admin.ch sich nur im Dialog mit ihnen lernen. Weitere Informationen Wodurch zeichnet sich dieser Dialog aus? Forum 2016: www.aalforum.eu Es gibt ja nicht «den» Menschen über 65, sondern es handelt sich um eine sehr he- Dossier AAL des SBFI: terogene Zielgruppe. Teilweise sind ältere Menschen sehr aktiv in ganz verschiede- www.sbfi.admin.ch/aal nen Lebensbereichen unterwegs, teilweise erleben sie schon früh Einschränkungen. Es geht also darum, sie in ihren ganz unterschiedlichen individuellen Bedürfnissen als aktive Konsumentinnen und Konsumenten wahr- und ernstzunehmen. Sie allein auf ihr Alter zu reduzieren bringt nichts. So ginge man an ihnen als divers strukturierte Zielgruppe auch völlig vorbei. Wie erlebten Sie das diesjährige AAL Forum? Das Forum bietet auf Grund seiner Diversität und Grösse sehr gute Netzwerkmög- lichkeiten. Es gibt beinahe eine richtige AAL Community, die sich trifft und über die verschiedenen bereits vorhandenen Entwicklungen und Kompetenzen gut informiert ist. So lassen sich unproduktive Parallelstrukturen vermeiden; man baut auf bestehenden Lösungen auf und entwickelt diese kontinuierlich weiter. Das Forum ist für uns eine sehr gute Möglichkeit, in diesem Prozess für ein stärkeres Bewusstsein für die spezifischen Bedürfnisse altersgerechter Forschung und vor allem auch für deren konkrete Umsetzung einzutreten. 13
SBFI NEWS 8/16 l FORSCHUNG COST Ministertagung in Bratislava Weiterentwicklung der COST Strategie COST (European Cooperation in Science and Technology) ist ein europaweiter zwischenstaatlicher Rahmen für die Koordination von Forschungsaktivitäten. Im September 2016 trafen sich hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsländer in Bratislava, Slowakische Republik, zu einer zweitätigen Ministertagung. Kernthema war die Weiter- entwicklung der Strategie, die den Weg in die Zeit nach 2020 weisen soll. An der COST Ministertagung 2016 in Bratislava nahmen Delegationen aus 37 Mitgliedstaaten und eines assoziierten Mitglieds sowie Vertreter der Europäischen Kom- mission teil. Bild: zVg Die Delegationen bekräftigten an der grundlage von COST geschaffen und ist von national finanzierten Forschungsak- Ministertagung die politische Unterstüt- nun der Vertragspartner der Europäi- tivitäten. Sie spielt eine wichtige Rolle in zung von COST auch über die Beendi- schen Kommission für die Finanzierung der wissenschaftlichen Kooperation, der gung des europäischen Forschungsrah- der COST Aktivitäten. Weiter wurde ein Koordination von Forschungsprojekten menprogramms Horizon 2020 hinaus. neues Evaluationsverfahren für die meist und im Wissensaustausch. Sie unterstrichen zudem die Bedeutung interdisziplinären COST Aktionen etab- von COST als Teil des Europäischen For- liert. Zudem hat ein fachlich breit aufge- schungsraums. An der Ministertagung war stelltes wissenschaftliches Komitee die Kontakt die Schweiz durch Staatssekretär Mauro früheren Fachbereiche abgelöst. Es berät Eva M. Klaper, SBFI Dell’Ambrogio vertreten. COST zu den forschungsrelevanten Ab- Leiterin Ressort COST läufen. +41 58 462 96 67 Seit der letzten COST Ministerkonfe- eva.klaper@sbfi.admin.ch renz im Jahr 2010 in Spanien ist COST COST wurde 1971 errichtet, die Schweiz intensiv weiter entwickelt worden: Die ist Gründungsmitglied. Die Vereinigung Weitere Informationen COST Assoziation wurde als neue Rechts- mit Sitz in Brüssel fördert die Vernetzung www.sbfi.admin.ch/cost-e COST als Take-off für Forschungskarrieren und -erfolge Forschende aus der Schweiz nehmen seit vielen Jahren erfolgreich an COST Aktionen teil und haben damit zur exzellenten Position der Schweiz in der internationalen Forschung beigetragen. Eine Publikation des SBFI gibt anhand verschiedener Erfolgsgeschich- ten Einblick in COST. Forschende aus der Schweiz erzählen über ihre Erfahrungen und zeigen so die vielfältigen Möglichkeiten auf, die COST bietet. Bezug der Publikation: www.sbfi.admin.ch/cost-e 14
SBFI NEWS 8/16 l FORSCHUNG Prix Marcel Benoist 2016 Ernährungsforscher Professor Johan Auwerx ausgezeichnet Johan Auwerx, Professor an der ETH Lausanne (EPFL), wird mit dem diesjährigen Prix Marcel Benoist ausgezeichnet für seine Arbeit über Mitochondrien und deren Rolle im Stoffwechsel. Er hat massgebliche Entdeckungen gemacht, wie Nährstoffe mit den Körperzellen interagieren und bestimmte Reaktionen wie den Abbau von Fettzellen oder die Eindämmung von Stoffwechselkrankheiten auslösen. Mit seinen Erkenntnissen leistet Johan Auwerx entscheidende Beiträge für unsere Lebensqualität. Auch können in einer frühen Phase geeignete präventive Massnahmen und The- rapien ergriffen werden. Der Prix Marcel Benoist ist mit 50 000 Franken dotiert und zeichnet seit 1920 jedes Jahr in der Schweiz etablierte Wis- senschaftler für ihre bedeutenden Ar- beiten und deren Auswirkung auf das menschliche Leben aus. Kontakt Dani Duttweiler, SBFI Sekretär der Marcel Benoist Stiftung +41 58 462 45 60 dani.duttweiler@sbfi.admin.ch Weitere Informationen www.marcel-benoist.ch Bundespräsident Johann N. Schneider-Ammann, Präsident der Marcel Benoist Stiftung, empfing Preisträger Professor Johan Auwerx Ende September 2016 in Bern und gratulierte ihm zu dieser wichtigen Auszeichnung. Bild: Béatrice Devènes Professor Johan Auwerx erforscht, welche Der Preisträger Professor Johan Auwerx ist Rolle der Stoffwechsel bei der Gesundheit, seit 2008 an der ETH Lausanne tätig, wo dem Älterwerden und bei Krankheiten er das Laboratory of Integrative Systems spielt. Seit langer Zeit ist bei vielen Nah- Physiology leitet und den Nestlé-Lehrstuhl rungsmitteln wie Granatäpfeln,Trauben in Energiestoffwechsel innehat. Er wurde oder Milch bekannt, dass sich diese posi- 1958 in Diepenbeek, Belgien, geboren tiv auf die Gesundheit auswirken können. und studierte Medizin an der Katholischen Nahrungsmittel können offenbar mehr als Universität Leuven in Belgien. 1982 wurde dem Körper Energie zuführen. Bestimm- ihm der Doktortitel verliehen. Es folgten te Stoffe von ihnen kommunizieren mit Aufenthalte in Belgien, Frankreich und den Zellen und initiieren zum Beispiel den den USA. Vor seiner Berufung an die ETH Fettabbau in Mitochondrien (Kraftwerke Lausanne war Auwerx Professor an der der Zellen), ähnlich wie einige Hormone. renommierten Université Louis Pasteur in Professor Johan Auwerx entdeckte die- Strassburg (Frankreich). Im Laufe seiner ses komplexe Kommunikationssystem. Er bisherigen Karriere erhielt er zahlreiche eröffnete damit unerwartet neue präven- internationale Preise. Auch ist er in ver- tive und therapeutische Strategien, um schiedenen wissenschaftlichen Gremien Fettleibigkeit sowie Herz-Kreislauf- und vertreten, unter anderem ist er seit 2003 Stoffwechselerkrankungen wie Bluthoch- Mitglied der Europäischen Organisation druck und Diabetes Typ 2 zu bekämpfen. für Molekularbiologie (EMBO). Seine bahnbrechenden Erkenntnisse hel- fen auch, medizinische Behandlungen auf Die feierliche Zeremonie zur Übergabe das persönliche Profil von Patientinnen des Marcel Benoist Preises erfolgt am und Patienten zuzuschneiden. 31. Oktober 2016 an der ETH Lausanne. 15
SBFI NEWS 8/16 l PANORAMA BFI I BILD DES MONATS Details der Scènes de la vie de Saint-François von Marcel Poncet für die Kirche Saint-Paul in Cologny (GE, Grange-Canal), 1915. Fotos: © Eigentümer Das Vitrocentre Romont, das schweizerische Forschungszentrum für Glaskunst und Glasgemälde, arbeitet gemeinsam mit dem Vitromusée seit einigen Jahren daran, das schweizerische Glaskunst-Kulturgut in einer Online-Datenbank zur Verfügung zu stellen. Vitrosearch hat zum Ziel, auf einer einzigen Plattform Glaskunst (Glasmalereien, Hinterglasmalereien, Glasgegenstände, Skulptu- ren) und Vorbereitungsarbeiten zu sammeln und diese vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Forschungsresultate zu präsentie- ren. Gemäss dem Beispiel der oben gezeigten Darstellungen wird Vitrosearch den Vorteil bieten, dass die Glasmalereien in Kirchen und Museen mit den zahlreichen grafischen Werken aus den Sammlungen von Künstlern und Ateliers in Beziehung gesetzt wer- den, die vom Vitrocentre und anderen Institutionen konserviert werden und für das Publikum kaum zugänglich sind. Das Vitrocen- tre Romont ist eine von mehreren Forschungseinrichtungen von nationaler Bedeutung, die durch den Bund auf der Grundlage des Forschungs- und Innovationsförderungsgesetzes subsidiär finanziell unterstützt werden. Weitere Informationen: Vitrocentre Romont: www.vitrocentre.ch Informationen zu Forschungseinrichtungen von nationaler Bedeutung: www.sbfi.admin.ch/fvnb DIE ZAHL Nach wie vor weist die Mehrheit der Personen in der Schweiz eine berufliche Grundbildung als höchsten Bildungsabschluss aus (38%). Der 38% Anteil der Personen mit einem Hochschulstu- dium oder einer höheren Berufsbildung nimmt jedoch zu. Der Bildungsstand der Bevölkerung, ge- messen am höchsten erzielten Bildungsab- schluss, ist in der Schweiz in den vergange- nen Jahrzehnten ständig gestiegen. Auf der einen Seite gibt es immer weniger Perso- nen, die höchstens die obligatorische Schu- le beendet haben. Auf der anderen Seite schliessen auch anteilsmässig immer mehr Personen ein Hochschulstudium oder eine höhere Berufsbildung (höhere Fachschule, eidgenössische Berufs- und höhere Fachprüfungen) ab. Hinweis: Diese Statistik betrachtet Personen ab 25 Jahren, die nicht (mehr) in Ausbildung sind. Quelle: Bundesamt für Sta- tistik, Ein Portrait der Schweiz, Ergebnisse aus den Volkszählungen 2010–2014, Neuchâtel 2016 16
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